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http://www.archive.org/details/anzeiger1910germuoft 


Anzeiger 


DES 


GERMANISCHEN  NATIONALMUSEÜMS. 


HERAUSGEGEBEN  VOM  DIREKTORIUM. 


JAHRGANG  1909.-  \Ö 


NÜRNBERG. 

VERLAGSEIQENTUM  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 
1909.     - 


12. .  ^  .   S'' 


riV,      i     M.    Z,  Jamiar— Jviiii. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 


Mit  der  Zeitschrift  unseres  Museums  ist  vom  gegenwärtigen  Jahrgang  an 
nach  dem  Beschlüsse  des  Verwaltungsausschusses  insofern  eine  Um- 
wandlung vorgenommen  worden,  als  der  „Anzeiger"  nunmehr  getrennt  von 
den  „Mitteilungen"  zur  Ausgabe  gelangt  und  etwas  eingehender  als  bisher, 
namentlich  auch  unter  Beigabe  einzelner  Abbildungen  über  die  Neuerwer- 
bungen berichten  soll.  Er  wird  auch  weiterhin  vierteljährlich  und  zwar  im 
allgemeinen  Ende  April,  Juli,  Oktober  und  Januar  erscheinen.  Zugleich  mit 
der  letzten  Nummer  eines  jeden  Jahrgangs  des  „Anzeigers"  sollen  in  der 
Regel  die  „Mitteilungen"  als  ein  Jahresheft  von  etwa  10  Druckbogen  aus- 
gegeben werden.  Sie  werden,  wie  bisher,  bestrebt  sein,  im  Anschluß  an  die 
reichen  Schätze,  die  das  Germanische  Museum  in  allen  seinen  Abteilungen 
birgt,  oder  auch  nur  aus  den  Interessenkreisen  der  Anstalt,  also  wesentlich 
aus  den  Gebieten  der  deutschen  Kunst-  und  Kulturgeschichte,  größere  und 
kleinere  Aufsätze  darzubieten,  die  sich  weniger  die  lediglich  museologische 
als  eindringende  fachwissenschaftliche  Verarbeitung  des  Materials  zur  Aufgabe 
setzen.  Das  Hauptaugenmerk  wird  dabei  der  Veröffentlichung  von  Denk- 
mälern und  der  Erschließung  von  Quellen  zugewandt  bleiben. 

Die  Schriftleitung  des  „Anzeigers"  und  der  „Mitteilungen"  hat  der  neu- 
ernannte II.  Direktor  des  Museums,  Dr.  Theodor   Hampe,   übernommen. 

Das  Direktorium. 


CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

VERWALTUNGS-AUSSCHUSS. 

Gemäß  den  Beschlüssen  des  Verwaltungsausschusses  vom  vorigen  Jahre  hat  am  11.  Januar 
1909  eine  außerordentliche  Versammlung  desselben  stattgefunden,  in  welcher 
über  die  Neuregelung  der  Gehalte  beraten  wurde. 

An  der  Versammlung  nahmen  außer  den  beiden  Direktoren  des  Museums  und  dem 
Herrn  Oberregierungsrat  Dr.  Winterstein  als  Vertreter  der  Königl.  Bayerischen  Staats- 
regierung folgende  Mitglieder  des  Verwaltungsausschusses  teil,  nämlich  die  Herren  Kunstschul- 
direktor B  rochier,  Nürnberg;  Geh.  Kommerzienrat  von  Gerngros,  Nürnberg;  Justiz- 
rat Freiherr  von  K  r  e  ß,  Nürnberg;  Geheimrat  Dr.  von  Laubmann,  München;  Direktor 
Professor  Dr.  L  i  c  h  t  w  a  r  k,  Hamburg;  Archivrat  Dr.  M  u  m  m  e  n  h  o  f  f,  Nürnberg;  Geheimrat 


—     2     — 

Direktor  Dr.  von  R  e  b  e  r,  München;  Oberbürgermeister  Geh.  Hofrat  Dr.  von  Schuh, 
Nürnberg;  Regierungsrat  Freiherr  von  T  u  c  h  e  r,  Nürnberg  und  Rittergutsbesitzer  Freiherr 
von    Tue  her,    Nürnberg. 

Es  wurde  beschlossen,  die  Gehalte  der  Beamten  denen  der  entsprechenden  Kategorien 
der  bayerischen  Staatsbeamten,  die  des  Aufsichtspersonals  denen  der  Klassen  24  und  28  der  Ge- 
haltsordnung für  die  bayerischen  Staatsbeamten  gleichzustellen.  Die  daraus  sich  ergebenden 
Mehrungen  wurden  mdes  vorerst  nicht  als  integrierende  Teile  der  Gehalte,  sondern  nur  als  außer- 
ordentliche Zulagen  in  widerruflicher  Weise  gewährt. 

Am  4.  und  5-  Juni  hielt  dann  der  Verwaltungsausschuß  im  Sitzungssaale  des  Museums  seine 
ordentliche  Jahresversammlung  ah.  An  den  Beratungen  nahmen  teil  außerdem  I.  Direktor 
des  Museums  der  Geheime  Oberregierungsrat  Dr.  G  a  1 1  e  n  k  a  m  p  vom  Reichsamt  des  Innern 
als  Vertreter  der  Reichsregierung,  Ministerialrat  Dr.  W  i  n  t  e  r  s  t  e  i  n  als  Vertreter  der  baye- 
rischen Staatsregierung,  Oberbürgermeister  Geheimer  Hofrat  Dr.  von  Schuh  als  Vertreter 
der  Stadt  Nürnberg  und  von  den  Mitgliedern  des  Verwaltungsausschusses:  Generaldirektor  der 
Königl.  Preuß.  Museen  Geheimrat  Dr.  B  o  d  e,  Berlin;  Kunstgewerbeschuldirektor  B  r  o  c  h  i  e  r, 
Nürnberg;  Geheimrat  von  Gerngros,  Nürnberg;  Generalkonservator  Dr.  Hager,  Mün- 
chen; Geheimrat  Prof.  Dr.  von  H  e  i  g  e  1,  Exzellenz,  München;  Wirkl.  Geheimer  Rat  Dr.  von 
H  o  1  1  e  b  e  n,  Exzellenz,  Berlin;  Justizrat  Freiherr  von  K  r  e  ß,  Nürnberg;  Kaufmann  und 
Handelsrichter  L  a  m  p  s  o  n,  Berlin;  Geheimrat  Dr.  von  L  a  u  b  m  a  n  n,  München;  Archivrat 
Dr.  Mummen  hoff,  Nürnberg;  Geheimrat  Prof.  Dr.  von  R  e  b  e  r,  München;  Lyzealpro- 
fessor  Dr.  Schröder,  Dillingen;  Rittergutsbesitzer  Freiherr  von  Tucher,  Nürnberg; 
Regierungsrat  Freiherr  von   Tucher,    Nürnberg;  Geheimrat  Prof.  Dr.  Wagner,   Karlsruhe. 

In  der  Sitzungam4.  Juni  wurde  als  erster  Punkt  der  Tagesordnung  von  Direktor 
v.  B  e  z  o  1  d  der  Bericht  über  die  Verwaltung  erstattet.  Direktor  v.  B  e  z  o  1  d  gedachte  zu- 
nächst des  im  Frühjahr  verstorbenen  ältesten  Mitglieds  des  Verwaltungsausschusses,  Professors 
Alwin  Schultz,  und  des  an  das  bayerische  Nationalmuseum  berufenen  II.  Direktors 
Dr.    H  a  n  s  S  t  e  g  m  a  n  n. 

In  den  Sammlungen  sind  die  Arbeiten  zur  Verbesserung  der  Aufstellung  vorläufig  zum 
Abschluß  gekommen,  weil  mit  der  in  einigen  Jahren  bevorstehenden  Erweiterung  des  Museums 
ohnehin  weitgehende  Verschiebungen  stattfinden  müssen.  Der  neue  Katalog  der  Gemälde  ist 
erschienen,  der  Katalog  der  Skulpturen  ist  im  Manuskript  fertig,  mit  den  Vorarbeiten  für  einen 
Katalog  der  Waffen  soll  begonnen  werden. 

Der  Ankauf  der  Beckh'schen  Fabrik  ist,  nachdem  die  Besitzer  den  Preis  auf  1  200  000  Mk. 
verringert  hatten,  vom  K.  Staatsministerium  des  Innern  für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten 
genehmigt  worden.  Über  die  Finanzierung  des  Kaufs  kann  ein  fester  Plan  noch  nicht  aufgestellt 
werden,  doch  ist  die  Durchführung  gesichert  und  es  sind,  dank  den  Bemühungen  der  Herren 
Geh.  Hofrat  Oberbürgermeister  Dr.  v.  Schuh  und  Geh.  Kommerzienrat  Ritter  von  Gern- 
gros, schon  bedeutende  Summen  für  denselben  gezeichnet  worden. 

Es  wurde  ferner  über  die  vorläufige  Regelung  der  Gehalte  der  Beamten  und  Bediensteten 
berichtet.  Endlich  wurde  ein  vom  Lokalausschuß  aufgestelltes  Statut  für  die  Pensionsverhält- 
nisse der  Beamten  vorgelegt. 

An  Stelle  von  Professor  Alwin  Schultz  wurde  der  Direktor  des  Museums  für  Kunst  und 
Gewerbe  in  Hamburg,  Prof.  Dr.  J  u  s  t  n  s  B  r  i  n  c  k  m  a  n  n  ,  zum  Mitgliede  des  Verwaltungs- 
ausschusses gewählt. 

Den  zweiten  Punkt  der  Tagesordnung  bildete  der  von  Direktor  v.  B  e  z  o  1  d  erstattete 
Bericht  über  die  Rechnungen  für  das  Jahr  1908  und  der  Revisionsbericht,  welchen  Ritterguts- 
besitzer Frhr.  v.  T  u  c  h  e  r  gab.  Im  Anschluß  an  diese  Berichte  wurde  die  Notwendigkeit  einer 
stärkeren  Propaganda  für  das  Museum  betont. 

Es  folgte  sodann  eine  Vorbesprechung  über  das  Pensionsstatut  und  die  Wahl  der  Kom- 
missionen, welche  am  Nachmittag  die  einzelnen  Zweige  der  Verwaltung  zu  prüfen  hatten. 

In  der  Sitzung  am  5.  Juni  wurde  zuerst  die  Frage  der  Pensionsrechte  der  Beamten 
besprochen.  Da  der  Vertreter  des  bayerischen  Staatsministeriums,  Ministerialrat  Dr.  Winter- 
stein erklärte,  die  Regelung  könne  erst  nach  der  definitiven  Regelung  der  Gehaltsverhältnisse 


erfolgen,  so  wurde  beschlossen,  das  Pensionsstatut  mit  einigen  Änderungen  dem  Ministerium  ohne 
weiteren  Antrag  zur  Kenntnisnahme  und  vorläufigen  Prüfung  vorzulegen. 

Es  folgten  die  Berichte  der  Kommissionen.  Geheimrat  von  Reber 
berichtete  für  die  Kommission,  welche  die  neuen  Erwerbungen  und  die  Verwal- 
tung der  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Sammlungen  zu  prüfen 
hatte.  Die  Erwerbungen  wurden  als  sehr  erfreulich  und  als  wirkliche  Bereicherungen  der  Samm- 
lungen anerkannt.  Da  beunruhigende  Mitteilungen  über  den  Zustand  der  Gemäldegalerie  ver- 
breitet worden  waren,  wurde  diese  besonders  genau  besichtigt.  Direktor  von  Bezold  besprach 
und  zeigte  die  bemängelten  Zustände.  Von  den  Mitgliedern  der  Kommission  wurde  dabei  ,,der 
Zustand  der  Gemälde  als  keineswegs  bedrohlich"  bezeichnet,  wie  auch  von  Verschimmelung  keine 
Spur  gefunden  wurde.  Die  Heizung  zeigte  seit  der  neuen  Einrichtung  keine  anderen  Einwirkungen 
als  überall.  Die  Kommission  sprach  sich  dahin  aus,  daß  keineswegs  Gefahr  auf  Verzug  bestehe 
und  daß  es  genüge,  wenn  allmählich  die  vorhandenen  Schäden  gebessert  würden. 

Die  gleiche  Kommission  prüfte  auch  die  Erwerbungen  für  das  Kupferstich- 
kabinett. In  ihrem  Namen  berichtete  Generalkonservator  Dr.  Hager.  Auch  hier  fanden 
die  Ankäufe  die  Billigung  der  Kommission  und  wurde  die  gute  Qualität  der  Abdrucke  anerkannt. 

Den  Bericht  der  Bibliothekkommission  gab  Geheimrat  von  L  a  u  b  m  a  n  n. 
Es  wurde  ein  erfreuliches  Fortschreiten  auf  den  Bahnen,  welche  Direktorium  und  Verwaltungs- 
ausschuß seit  Jahren  vorgezeichnet  haben,  festgestellt.  Der  Berichterstatter  beantragte,  das 
Personal  durch  einen  Volontär  zu  vermehren  und  den  Etat  um  lOOO  Mk.  für  Buchbinderarbeiten 
zu  erhöhen. 

Dem  ersten  Antrag  ist  inzwischen  entsprochen  worden,  der  zweite  wurde  bei  der  Etats- 
beratung in  der  Weise  angenommen,  daß  beschlossen  wurde,  Überschüsse  in  den  Einnahmen  des 
Hauptmuseumsfonds,  welche  1910  nach  Tilgung  der  Bauschuld  bleiben,  bis  zu  1000  Mk.  der  Bi- 
bliothek zuzuweisen. 

Den  Bericht  der  Archivkommission  erstattete  Archivrat  M  u  m  m  e  n  h  o  f  f . 
Die  Erwerbungen  und  Geschenke  waren  zahlreich,  aber  nicht  bedeutend.  Die  Arbeiten  haben 
sich  sehr  gemehrt,  sodaß,  bei  allem  Fleiß  des  Archivars,  die  Rückstände  nicht  ganz  aufgearbeitet 
werden  konnten  und  auch  hier  eine  weitere  Hilfskraft  erwünscht  ist. 

In  dem  Bericht  über  die  Protokolle  des  Lokalausschusses  erkannte 
Geheimrat  Wagner  die  Sorgfalt  an,  mit  welcher  dieser  seines  Amtes  gewaltet  habe. 

Die   Etats  wurden  nach  den  Vorschlägen  des  Direktoriums  angenommen. 

Über  die  Wahl  des  II.  Direktors  hatte  am  4.  Juni  eine  Vorbesprechung  statt- 
gefunden. Die  am  5.  vorgenommene  Wahl  fiel  einstimmig  auf  den  Konservator  des  Museums 
Dr.  T  h  e  o  d  0  r    H  a  m  p  e. 

Personalien. 

Am  10.  März  dieses  Jahres  starb  in  München  Prof.  Dr.  Alwin  Schultz  im  71.  Lebens- 
jahre. Bis  1903  Professor  an  der  deutschen  Universität  in  Prag,  zuvor  Universitätsprofessor  in 
Breslau,  gehörte  er  dem  Verwaltungsausschusse  des  Germanischen  Museums  seit  dem  Jahre  1870 
an.  Durch  sein  reiches  kunst-  und  kulturgeschichtliches  Wissen,  das  er  in  uneigennützigster  Weise 
in  den  Dienst  unserer  Anstalt  stellte,  und  durch  seinen  umsichtigen  Rat  im  Plenum  wie  in  den 
Kommissionssitzungen  hat  er  stets  in  hohem  Maße  zur  Förderung  des  Museums  und  seiner  Be- 
strebungen beigetragen  und  dem  regen  Interesse,  das  er  an  dem  Gedeihen  und  Wachsen  der  An- 
stalt nahm,  noch  zuletzt  ein  bleibendes  Denkmal  gesetzt,  indem  er  seinen  gesamten  wissenschaft- 
lichen Apparat,  sein  reichhaltiges  Bilderrepertorium  und  seine  Kostümbildersammlung  (zusammen 
310  Mappen  und  Kapseln),  seine  wohlgeordnete  wissenschaftliche  Korrespondenz,  die  Handexem- 
plare mehrerer  seiner  größeren  Werke  und  kleineren  Schriften,  dazu  noch  einige  Kunstgegen- 
stände dem  Germanischen  Museum  testamentarisch  vermacht  hat.  In  unserem  Gedenken  und 
der  Dankbarkeit  vieler,  die  jene  Sammlungen  mit  Freude  und  Frucht  benutzen  werden,  wird 
der  Verstorbene  allezeit  fortleben. 

An  seiner  Stelle  wurde,  wie  bereits  berichtet,  Direktor  Dr.  Justus  Brinckmann 
in   Hamburg  zum  Mitgliede  des  Verwaltungsausschusses  gewählt. 


—     4     — 

Bei  seiner  Rückiiehr  von  Nürnberg,  wo  er  an  den  Verhandlungen  des  Verwaltungsausschusses 
noch  regsten  Anteil  genommen  hatte,  verschied  am  Abend  des  5-  Juni  in  München  Geheimrat 
Dr.  Georg  von  L  a  u  b  m  a  n  n,  Direktor  der  Hof-  und  Staatsbibliothek.  Er  gehörte  dem 
Verwaltungsausschusse  als  von  der  Königl.  Bayerischen  Staatsregierung  ernanntes  Mitglied  seit 
1895  an  und  hat  sich  als  unermüdlicher  Förderer  aller  wissenschaftlichen  Bestrebungen  unserer 
Anstalt,  wie  insbesondere  auch  als  von  warmem  Interesse  beseeltes,  überaus  tätiges  Mitglied  der 
vom  Verwaltungsausschuß  jeweils  gewählten  Bibliothekskommission,  als  deren  Referent  er  wirkte, 
dauernde  Verdienste  um  das  Germanische  Museum  erworben.  Unsere  Dankbarkeit  folgt  ihm 
über  das  Grab  hinaus. 

Mitte  Januar  trat  der  II.  Direktor  Dr.  Hans  Steg  mann  aus  dem  Verbände  des 
Germanischen  Museums  aus,  um  der  an  ihn  ergangenen  ehrenvollen  Berufung  zum  Direktor  des 
Bayerischen  Nationalmuseums  in  München  Folge  zu  leisten.  Die  Wahl  des  bisherigen  Konser- 
vators und  Bibliothekars  Dr.  T  h.  H  a  m  p  e  zum  II.  Direktor  hat  unterm  26.  Juni  die  Bestäti- 
gung durch  Seine  Königliche  Hoheit  den  Prinzregenten  gefunden.  Am  1.  Juli  wurde  der  neu 
ernannte  II.  Direktor  in  sein  Amt  eingeführt  und  verpflichtet.  Er  wird,  unter  eigener  Verant- 
wortung, die  Oberleitung  der  Bibliothek  beibehalten. 

Dr.  Edwin  R  e  d  s  1  0  b,  Praktikant  an  den  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Samm- 
lungen, schied  am  1.  April  aus  seiner  Stellung,  da  er  als  Direktorialassistent  am  städtischen  Suer- 
mondt-Museum  nach  Aachen  berufen  worden  war. 

Der  Praktikant  an  der  Bibliothek,  Dr.  Hubert  S  t  i  e  r  1  i  n  g,  verließ  unsere  Anstalt 
am  15.  April,  um  bei  dem  Museum  für  Hamburgische  Geschichte  in  Hamburg  als  Hilfsarbeiter 
einzutreten.  An  seiner  Stelle  wurde  Dr.  August  Neuhaus  aus  Geseke  in  Westfalen,  der 
bereits  seit  einem  halben  Jahre  in  der  Bibliothek  und  am  Archiv  als  Volontär  tätig  gewesen  war, 
vom  Direktorium  als  Praktikant  aufgenommen. 

STIFTUNGEN. 

Der  verstorbene  Freiherr  Thomsen  von  Biel  auf  Kalkhorst  hat  mit  Testament 
vom  31.  Januar  1886  und  Nachtrag  hierzu  dem  Germanischen  Museum  ein  Legat  von  10  000  M. 
vermacht  mit  der  Bestimmung,  daß  die  Zinsen  aus  diesem  Kapital  an  das  Museum  abzugsfrei  zu 
zahlen  sind,  solange  der  Vorstand  des  Museums  der  Verpflichtung,  dem  Inhaber  des  von  Biel- 
Kalkhorst'schen  Fideikommisses  beim  Ankauf  etc.  von  Gegenständen  aus  der  Kunstindustrie 
mit  Rat  und  Tat  beizustehen,  nachkommt. 

Nach  Abzug  der  Erbschaftssteuer,  die  nach  der  Mecklenburgischen  Erbschaftssteuerord- 
nung 8  Vo  betrug,  fiel  dem  Museum  die  Legatsumme  von  9200  Ji  zu,  deren  Zinsen  zur  Vermeh- 
rung der  Sammlungen  Verwendung  finden  werden. 

Der  Arzt  Dr.   Franz  Schröter  in  Charlottenburg  stiftete  einen  Beitrag  von  100  JL 

NEUANOEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

An  die  Spitze  derselben  dürfen  wir  Se.  Majestät  König  Friedrich  August  von 
Sachsen  stellen.  Höchstweicher  den  Jahresbeitrag  zu  600  .IL,  dessen  Bewilligungsfrist  abgelaufen 
war,  für  die  nächsten  3  Jahre  weiter  zu  bewiUigen  geruhte. 

Von  Standesherren:  Joachim  Graf  und  Herr  von  Schönburg- Glauchau,  Erlaucht,  200  JL; 
Friedrich    Graf   zu    Rechtern- Limpurg  u.    Speckfeld.  Erlaucht,   in  Mkt.   Einersheim  10   M. 

Von  Gemeinden:  Agatharied  5  JL-,  Algringen  5  JL;  Altenstadt  2  JL;  Annweiler  5  JL;  Aue  i.  S. 
15  Ji;  Balingen  2.iL;  Bielschowitz  5  .11.;  Bingerbrück  5  Ji;  Blasewitz  10  .«.;  Chorzow  5  JL;  Fürsten- 
feldbruck 5  Ji;  Orünstadt  10  Ji;  Kiippersteg  5  JL;  Neugersdorf  5  Ji;  Nienburg  a.  S.  6  Ji; 
Rochlitz  6  .Ä;  Saarau  5  Ji;  Siegen  10  Ji;  Sindelfingen  10  Ji;  Steinau  a.  0.  3  J<--;  Stralau  10  .<t; 
Tegel  5  Ji;  Tempelburg  3  -<t;  Tennstedt  3  Ji;  Tharandt  5  Ji;  Themar  5  Ji;  Tiegenhof  3  -Ä; 
Tölz  W  Ji;  Trachenberg  i.  Schi.  2  Ji;  Trebnitz  5  JL;  Treuchtlingen  5  Ji;  Treuenbritzen  6  A; 
Triebes  3  Ji;  Ueberlingen  10  Ji;  Ueckermünde  5  Ji;  Uetersen  10  Ji;  Unsernherrn  3  Ji;  Unterm- 
haus  5  Ji;  Vallendar  5  Ji;  Vegesack  5  .'t;  Vohenstrauß  5  Ji;  Waren  10  Ji;  Waldkirch  5  '<t; 
Wanzleben  3  .«.;  Weferlingen  3  -«  ;  Weilburg  3  Ji;  Weilheim  5  JL;  Weißwasser  6  Ji;  Wessel- 
buren  2  A;  Westeregeln  5   « ;  Westerhausen  3  A;  Westerhüsen  5  JL;  Wetter  (Ruhr)  5  jl;  Wiebels- 


—     5     — 

kirchen  3  X;  Wiesdorf  5  .<t;  Wiesloch  5  't;  Bad  Wildungen  10  X;  Wilhelmsburg  a.  E.  10  .IL; 
Wilhelmshaven  10  .«t;  Wipperfürth  3  't;  Wörishofen  5  't;  Würselen  5  't;  Zehlendorf  20  .»t; 
Zirndorf  10   .((.;  Zuffenhausen  5     't;  Zülpich  3     't;  Zwiesel  3    •«' 

Von  Bayer.  Distriktskassen:  Auerbach  5   A;  Burglengenfeld  20  .ft;  Rain  5   M 

Von  würltembergischen  Oberämtern:  Vaihingen  15   Ji. 

Von  Vereinen:  Arnstadt.  Museumsgesellschaft  5  •'t;  St.  Johann  a.  Saar.  Volksbildungs- 
verein 10  ^ 

Von  studentischen  Korporationen:  '  Freiburg  i.  B.  Corps  Rhenania  20  .iL;  Suevia  20  .IL; 
München.  Akademischer  Verein  für  bildende  Kunst  E.  V.  15  .<t;  Corps  Bavaria  25  -iL;  Corps 
Vitruvia  15   .K. ;    Würzburg.     Corps  Nassovia  10   .IL;    Landsmannschaft  Teutonia  20    .iL 

Von  Privaten:  Abensberg.  Alax  Enzinger,  Privatier  1  A;  Amberg.  Bachmann,  Bau- 
unternehmers-Witwe 5  .IL;  Apolda.  M.  Ehrhardt,  Maurermeister  (bisher  2  .iL)  3  .K;  Dr.  med. 
Lilie,  Sanitätsrat,  3  •"• ;  Aussee.  Alfred  Sahger,  K.  K.  Salinen- Hauptkassa-Offizial  10  .K; 
Bamberg.  Hch.  Uhlfelder,  Kaufmann  2  .«.;  Berlin.  A.  v.  Beckerath.  Rentner  20  Jt;  Dr.  Erich 
Kunheim,  Kommerzienrat  20  .u.;  Max  Lust,  Kaufm.  20  .IL;  Dr.  Max  Pieper  in  Wilmersdorf  3  M; 
Fräulein  Wienecke  3  .fi;  Karl  Zürcher  3  ^*i-;  Bochum.  Professor  Dr.  Steffen  1  .K;  Bremen. 
Georg  Riesch,  Kaufmann  5  ^t;  Darmstadt.  Professor  Dr.  Bader,  Bibliothekar  3  -'t;  Dir. 
Ewald,  Staatsminister,  Excellenz  10  .iL;  Dr.  Osann,  Rechtsanwalt  3  M.;  Dr.  Schlapp,  Zahn- 
arzt 5  .(L;  Dresden.  Dr.  Georg  Beutel,  Archivar  5  -'t;  Dr.  Domsch,  Finanz- Asesssor  3  -<t; 
Dr.  phil.  Alfred  Meiche  5  .iL;  Erlangen.  Georg  Wedel,  Bäckermeister  2  .IL;  Essen.  Hüter, 
Land- Bauinspektor  5  .iL;  Feuchtwangen.  Karl  Butry,  K.  Bezirksamts-Assessor  2  .IL;  Johann 
Hörmann,  Kgl.  Notar  2  .iL;  Freudenstadt.  Caspar,  Finanzamtmann  1  JL;  Friedland  i/M, 
Graf  L.  v.  Bernstorff  auf  Beseritz  10  .iL;  Fürth  i.  B.  Hans  Baumeister,  Privatier  3  .IL; 
Friedrich  Berger,  K.  Reallehrer  4  .iL;  Dr.  Franz  Fischer,  K.  Reallehrer  1  JL;  Diplom- Inge- 
nieur Ludwig  Frank,  Realschulassistent  1  .iL;  Joseph  Hannwacker,  K.  Reallehrer  3  .ft;  Leon- 
hard  Hartmann,  Friseur  2  .iL;  Th.  Helmreich,  K.  Gymnasiallehrer  10  .((.;  K.  Geh.  Kommerzien- 
rat Heinrich  Hornschuch  10  A;  Emmy  Humbser  10  .iL;  Joseph  Kuffler,  Stadtkaplan  3  .iL;  Dr. 
Bruno  Lebermann,  K.  Reallehrer  2  A;  Karl  Malter,  K.  Landgerichtsrat  2  .K;  Jos.  Anton  Müller, 
K.  Postmeister  6  >«.;  Babette  Schmid,  Sprachlehrerin  2  .iL;  Friedr.  Strößenreuther,  K.  I.  Staats- 
anwalt 3  •«■;  Fürth  a.  W.  Hader,  Kgl.  Oberamtsrichter  2  .ü;  Görlitz.  Baum,  Landgerichtsrat  1  JL; 
Kämpffer,  Baumeister  1  Jt;  Halle  a.  S.  Dr.  Kurt  Zoege  von  Manteuffel  3  •«■;  Hanau.  Aug. 
Hahne,  Stadtschulinspektor  3  .iL;  Heldburg.  Freiherr  von  Burgh,  Kammerherr  auf  Schönfeld 
6   JL;  Graf  von  Hagen,  Oberleutnant  in  Beriin  6  JL;  Dr.  med.  Lejeune,  gen.  Jung,  prakt.  Arzt 

1  .IL;  Sperie,  Rittergutsbesitzer  in  Haubinda  3  ■«■;  Storandt,  Pfarrer  in  Gellershausen  2  JL; 
Hermannstadt.  Dr.  Wilhelm  Brückner  jun.,  Rechtsanwalt  2  Kr.;  Dr.  August  Gmeiner,  Rechts- 
anwalt 2  Kr.;  Höchstadt  a.  A.  Fuchs,  Rechtspraktikant  1  .((.;  Schlegel,  Bezirksgeometer  1  .«t; 
Hof.    Mechan.  Weberei  Gebrüder  Rammensee  10  .u.;    Horb.     Paul  Christian,  Veriagsbuchhändler 

2  .IL;  Gust.  Fischer,  Süddeutsche  Marmorwerke  2  .«.;  Gg.  Sackmann,  Zementwarenfabrik  1  .iL; 
Iserlohn.  Kommerzienrat  R.  W.  Basse  5  .IL;  Elisabethe  Herbers,  geb.  Seydlitz  20  .iL;  Karl  Klincke, 
Fabrikbesitzer  5  .«.;  Kassel.  Dr.  med.  von  Christen  3  .iL;  Schreinermeister  Dötenbier,  Stadt- 
verordneter 3  .IL;  Geh.  Oberpostrat  Hoffmann,  Oberpostdirektor  3  A;  Landesrat  Scheel  3  f^-i 
Schwarzkopf,  Senatspräsident  3  .iL;  Sommer,  Oberiandesgerichtsrat  3  ■'t;  Kari  Wedemeyer, 
Kaufmann  3  .K.;  Kirchheimbolanden.  Weiß,  K.  Rentamtmann  2  .« ;  Konstanz.  Achilles, 
Leutnant  3  JL;  Hofeck,  Inspektor  a.  D.  3  -«■;  Lutz,  Stadtbaumeister  3  -'t;  Neff,  Großh.  Ober- 
amtmann 3  V«.;  E.  Rotschild,  Stadtrat  3  .ü;  J.  Sallmann,  Fabrikant  3  ^'t;  Stadler,  Buchdruckerei- 
besitzer 3  M;  Fr.  Strähl,  Fabrikant  3  .K.;  Straub,  Geh.  Oberregierungsrat  3  .<t;  Wendland,  Bank- 
vorstand 3  A;  Lahr.  Bacmeister,  Generalmajor  2  X;  Beck,  Geh.  Regierungsrat  2  .<t;  Bender, 
Professor  2  .K;  Chr.  Dahlinger,  Fabrikant  5  -t;  Fecht,  Gymnasiumsdirektor  2  .fc ;  Hahndorff, 
Oberstleutnant  2  X;  F.  Itta,  Apotheker  2  .iL;  Paul  Kramer  1  .iL;  Morstadt,  Zahnarzt  1  X; 
H.  Mutz,  Gewerbeschulvorstand  2  .«t;  J.  Neßler,  Apotheker  1  .iL;  Pohlmann,  Major  2  .K;  Popp, 
Stadtpfarrer  2  .K;  von  Randow,  Oberst  2  .iL;  Rottmund,  Amtmann  2  .<t;  Geh.  Kommerzien- 
rat Stoeßer  2  X;  Strohmeyer,  Rechtsanwalt  2  .K.;  Langenzenn.  Bitterauf,  Apotheker  2  .«.; 
Pickel,  K.  Bahnverwalter  1    .iL;    Lauf.    G.  Haack,  K.  Bezirksamtmann  2  .iL;  Kirchner,  K.  Amts- 


—     6     — 

richter  2  Ji;  Küspert,  K.  Amtsrichter  (bisher  1  Ji.)  jetzt  2  .«.;  Dr.  Nägelshach,  K.  Bezirksamts- 
Assessor  2  Jt;  Dr.  SchHer,  K.  Bezirksarzt  (bisher  1  Ji)  jetzt  2  Jt;  Wagler,  Rechtsanwalt  2  .<£; 
Leipheim.  Karl  Geyer,  Hauptlehrer  (bisher  1  Ji)  jetzt  2  Jt;  Leipzig.  Paul  Dietrich,  can.  rer. 
min.,  Realschuloberlehrer  2  Ji;  Gotthard  Krömer,  stud.  phil.  3  Ji;  Professor  Dr.  Oscar  Seipt 
10  Ji;  Marburg.  Walter  Kürschner,  Oberlehrer  5  ,fe;  Wessel,  Ökonomie- Kommissär  10  Ji; 
Münchaurach.  Friedrich  von  Segnitz- Schmalfelden,  Kgl.  Dekan  3  Ji;  Neuendettelsau. 
Jusius  Götz,  Pfarrer,  Inspektor  des  Bruderheims  3  vÄ.;  Pfarrer  Steck,  Konrektor  der  Missions- 
anstalt 1  Ji;  Nürnberg  Karl  Bohrer,  Schulverweser  3  Ji;  Moritz  Boscowitz,  Hopfenhand- 
lung 3  Ji;  Adolf  Dünkelsbühler  3  •'(■;  Diptmar,  K.  Gymnasialprofessor  3  -^t;  Franz  Ecker, 
K.  Postsekretär  3  Ji;  Dr.  Eßlinger,  Rechtsanwalt  3  Ji;  Oskar  Menzel,  Generalmajor  3  .<t; 
E.  Semek,  Privatiere  3  it;  von  Traitteur,  Hauptmann  lO  Ji;  Pappenheim.  C.  Däschler,  Stein- 
bruchbesitzer 3  Ji;  Müller,  Kgl.  Amtsrichter  2  Ji;  Dr.  Singer,  prakt.  Arzt  3  J<-;  Passau.  Rud. 
Artner,  Dekorationsmaler  2  Ji;  Gg.  Berzl,  K.  Bahn-Oberinspektor  2  Ji;  Dr.  Franz  Eberl,  K. 
Lyzeal- Professor  2  JL;  H.  Frank,  Hilfsgeistlicher  2  Ji;  J.  Graßl,  K.  Postamtsdirektor  2  Ji; 
Fr.  Kalb,  K.  Landgerichts- Präsident  2  JL;  Wilh.  Kreuter,  Oberrealschul- Professor  2  Ji;  Freiherr 
Ludwig  von  Neubeck,  K.  Direktionsrat  2  ./(. ;  Frz.  Neuberger,  K.  Amtsrichter  2  JL;  Dr.  Georg 
Pell,  K.  Lyzeal- Professor  2  Ji;  Dr.  A.  Seider,  K.  Lyzeal- Professor  2  Ji;  Dr.  Steinhuber,  Kgl. 
Bezirksarzt  2  .ü;  Ernst  Weber,  K.  II.  Staatsanwalt  2  ./(.;  Jos.  Zeitler,  Oberrealschul- Professor 
2  .*;  Pforzheim.  Wilhelm  Aßmus,  Fabrikant,  i.  Fa.  Fühner  u.  Aßmus  10  Ji;  Puschendorf. 
A.  Raab,  Kgl.  Pfarrer  2  Ji;  Ronneburg.  Otto  StöUein,  Fabrikant  in  Neuhaus  3  Ji;  Rothen- 
burg 0.  T.  Rud.  Albrecht,  Kunstanstaltsbesitzer  3  JL;  Stieber,  rechtsk.  Bürgermeister  3  .H; 
St.  Johann  a.  Saar.  K.  Schultheiß,  Architekt  3  Ji;  Schneeberg  i.  S.  Dr.  Frey,  Professor  (bisher 
1  X  50  -5,)  jetzt  2  JL;  Dr.  Uhlig,  Professor  (bisher  i  .«.  50  i,)  jetzt  2  JL;  Treuchtlingen.  Joh. 
Braun,  Pfarrer  in  Gundelsheim  2  Ji;  Ant.  Weinbuch,  K.  Bahnverwalter  3  JL;  Ueberlingen. 
Oskar  Koppel,  Rechtspraktikant  2  Ji;  Theodor  Leutwein,  Generalmajor  z.  D.  3  Ji;  Vegesack. 
Martin  Bischoff  in  Osterholz,  (statt  bisher  1  Ji)  1  Jt  50  i-»;  Waldhelm  i  S.  Dr.  phil.  Beßler, 
Oberlehrer  15  JL;  Wunsiedel.  Bicherl,  K.  Gymnasiallehrer  1  Ji;  Graf,  K.  Landwirtschafts- 
lehrer 1  Ji;  Dr.  Joetze,  K.  Rektori  JL;  Prell,  K.  Gymnasiallehrer  1  JL;  Schirner,  K.  Reallehrer 
1    Ji;  Strotz,   K.   Postverwalter  1    JL 

Einmalige    Beiträge. 

Von  den    Gemeinden:    Alsdorf  10   ./(.;   ßlanl<enese   10  JL;   Derne  25   JL;   Suderwich   10  JL; 
Voerde  3   JL;  Weida  5   .'<;  Zirke  5   Ji 


ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN 

KUNST-  UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

(1.  Januar— 30.  Juni.) 

Unter  den  Neuerwerbungen,  deren  größten  Teil  das  Museum  auch  diesmal  wieder  treuen 
Freunden  verdankt,  ist  ein  spätmittelalterliches  Reliquiarium  der  wertvollste 
Gegenstand  (Abb.  1);  der  als  kirchliches  Schaustück  prunk\'oll  ausgestattete  kupferne  Kasten 
zeigt  in  seinem  Aufbau  starke  Einwirkungen  der  gotischen  Architektur.  Wo  das  Material  sichtbar 
ist,  trägt  es  Feuervergoldung;  im  übrigen  ist  der  ganze  Kasten  wie  auch  der  Deckel  ganz  von 
Silberbl  ch  mit  gepreßten  pflanzlichen  Ornamenten  umhüllt.  Originell  sind  seine  4  Träger:  ver- 
goldete Bronzefigürchen  von  Rittern  in  geschobener  Eisenrüstung,  die  mit  dem  Schild  zur  Seite 
und  dem  gezückten  Schwert  in  der  Rechten  ihre  Ehrenwache  halten.  Das  Reliquiarium,  ver- 
mutlich oberdeutscher  Herkunft,  dürfte  bald  nach  1500  entstanden  sein.  —  Ein  gutes  Werk  der 
dekorativen  Plastik  ist  die  aus  Wesel  stammende  lebensgroße  weibliche  Tonfigur,  die,  in 
wirkungsvoller,  aber  flüchtiger  Technik  hergestellt,  ein  Monumentalgebäude  oder  einen  Garten 
geschmückt  haben  wird.  Gefertigt  wurde  sie  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  von 
einem  deutschen  Meister,  der,  wie  die  Größe  der  Auffassung  und  die  Eleganz  der  Faltengebung 
beweist,  nicht  unbeeinflußt  gewesen  ist  von  der  Plastik  Frankreichs;  vornehmlich  scheinen  die 


7      — 


Werke  Fran?ois  Girardons  für  iliii  von  Bedeutiiiiß:  gewesen  zu  sein.  Ein  hervorragendes  selbst- 
ständiges Kunstwerk  ist  dagegen  die  in  A  b  b.  2  wiedergegebene  Frauenbüste  von  ge- 
branntem Ton,  angeblich  Porträt  einer  Frau  von  Sinner  in  Bern;  das  charakteristische 
Bildwerk,  das  aus  der  Sammlung  Angst  in  Zürich  erworben  wurde,  ist  eine  Arbeit  des  Württem- 
bergers Valentin  Sonnenschein  (1739 — I8l6).  —  Für  die  an  Werken  des  19.  Jahr- 
hunderts arme  Gemäldegalerie  bedeuten  eine  hervorragende  Bereicherung  die  lebensgroßen 
Porträts  des  Freiherrn  von  Eskeles  und  seiner  Gattin  in  Wien,  signierte 
Arbeiten  des  Wieners  Friedrich  Amerling  vom  Jahre  1832,  mithin  aus  der  besten  Zeit 
dieses  bedeutendsten  Schilderers  de;  vormärzlichen  Wiens.  Die  mit  der  diesem  Künstler  eigenen 
Treffsicherheit  gemalten  Bilder  zeichnen  sich  durch  vornehme  Charakterisierung  und  künstlerisch 


Abb.  1.    Spätmittelalterliches   Reliquiarium. 


feine  Koioristik  aus.  —  V'.n  entzückender  Eleganz  und  Feinheit  sind  4  Fuldaer  Por- 
z[e  1 1  a  n  f  i  g  ü  r  c  h  e  n.  von  denen  das  eine  Paar,  eine  Dame  in  weißem  Neglige  und  ein  Herr 
mit  der  Uhr  in  der  Hand,  sich  noch  in  der  Originalvitrine,  einer  holzgeschnitzten  lackierten 
Sänfte,  befinden.  Sie  weiden  um  1770  entstanden  sein,  während  das  zweite  Paar,  Winzer  und 
Winzerin,  ein  Jahrzehnt  jünger  sind.  Die  Nymphenburger  Manufaktur  ist  mit  einer 
ausgezeichneten  Arbeit  um  1 760,  dem  Figürchen  eines  Rastelbinders,  vertreten.  — 
Auch  für  Rechnung  der  besonderen  Stiftungen  konnten  erfreuliche  Erwerbungen  gemacht 
werden.  Unter  diesen  zeichnen  sich  duich  Reichhaltigkeit  die  für  die  .,Denkmäler  der 
Heilkunde'  erworbenen  Mediziner-Medaillen  aus,  von  denen  einige  Stücke,  z.  B. 
die  Porträts  von  Kußmaul  und  Pettenkofer  als  Prachtwerke  moderner  Medailleurkunst  bezeichnet 
werden  können 


Eine  vollständige  Aufzählung  der  neuen  Erwerbungen  des  letztverflossenen  halben  Jahres 
folgt  hier: 

Geschenke. 

Berlin.  Verein  für  Geschichte  Berlins:  Bronzemedaille  auf  den  Besuch 
des  deutschen  Kaiserpaares  im  Verein  für  Geschichte  Berlins  1908,  von  A.  M.  Wolff.  —  Dinkels- 
bühl. Stadtbaumeister  N  e  e  s  e  r:  Würfel  aus  Serpentin,  17. — 18.  Jahrh.  —  Gürtelschnalle, 
durchbrochen  gearbeitet,  in  Gestalt  eines  stehenden  Mannes,  Bronze,  Anfang  des  17-  Jahrh.  — 


Abb.  2.    Frauenbüste  aus  gebranntem  Ton  von  Valentin  Sonnenschein. 


Erlangen.  Frau  Professor  Heerdegen:  Ein  Paar  einkerzige  Standleuchter  aus  Silber,  Nürn- 
berger Arbeit,  um  1820.  —  Hersbruck.  K  o  n  r.  Schramm:  Diebslaterne  aus  Messingblech, 
19-  Jahrh.  —  Zwei  Doppeljoche  für  Ochsengespann,  aus  Birkenholz,  mit  Kerbschnittverzierung.  — 
Lemberg.  Ignaz  Rapp:  Ungarisches  Einkronenstück,  Jubiläumsmünze  1896.  —  München. 
Dr.  E.  H.  von  Ried:  Kamm  aus  Bein,  fränkisch-merowingisch.  —  Vier  Armbrustbolzen, 
Eichenholz  mit  Eisenspitze,  aus  Bamberg,  17.  — 18.  Jahrh.  —  Eiserne  Pfeilspitze,  gefunden  bei 
Dunstelkingen    (Württemberg).    —    Legat    der    Frau    Generalarzt  Würth:    Pastellbilder    von 


—     9     — 

Joliann  Samuel  Graf,  Stadtapotheker  in  Bayreuth,  und  sehier  Gemahlin  Anna  Maria  geb.  Herz, 
Anfang  des  19.  Jahrb.  —  Nürnberg.  Städtisches  Bauamt:  Scherbenfund,  Fragmente 
verschiedenartiger  keramischer  Erzeugnisse  des  16. — 18.  Jahrb.,  durch  das  Hochwasser  im 
Februar  1909  aus  dem  Bett  der  Pegnitz  hinter  dem  westlichen  Friedhof  angeschwemmt.  —  t  Justiz- 
rat Beckh  und  Frau:  Wasserhahn  aus  Bronze,  patiniert,  vom  Hause  Albrecht  Dürer-Platz  4 
in  Nürnberg,  17.  Jahrh.  —  Dr.  von  B  e  z  o  1  d,  1.  Direktor  des  Germ.  Nationalmuseums: 
österr.-ungar.  Fünfkronenstück,  Jubiläumsmünze  1908.  — Desgl.  Einkronenstück.  —  Frl.  Auguste 
Blumröder:  Hellbrauner  Seidendamast  mit  Granatapfelmuster.  17. — 18.  Jahrh.  —  Satz 
eiserner  Kessel  mit  Deckel  (4  Stück),  18. — 19-  Jahrh.  —  Hand- Feuerspritze  aus  Messing,  der 
dunkelgebeizte  Holzgriff  gedrechselt  und  mit  Kerbschnitt  verziert,  18. — 19-  Jahrh.  —  Zwei 
Feuergaheln  aus  Eisen,  mit  Holzstielen,  18. — 19.  Jahrh.  —  Zwei  Handlaternen,  Mitte  des  19. 
Jahrh.  —  Reisestiefelknecht,  Mitte  des  19-  Jahrh.  —  Hutschachtel  aus  Leder,  1.  Hälfte  des 
19.  Jahrh.  —  Lederetui  mit  vier  zinnernen  Salbbüchsen,  Mitte  des  19.  Jahrh.  —  Flasche  mit 
Opalisierungserscheinung  am  Halse,  19-  Jahrh.  —  Gliedermann  (Marionettenfigur)  aus  Holz, 
bekleidet,  18. — 19.  Jahrh.  —  Puppe  in  Gestalt  eines  Ritters  mit  Eisenharnisch,  Mitte  des  19- 
Jahrh.  —  Harfe  (Spielzeug)  aus  heibraun  lackiertem  Holz,  mit  11  Saiten,  18. — 19.  Jahrh.  — 
Kesselpauke  (Spielzeug)  mit  Zubehör,  18. — 19-  Jahrh.  —  Seidene  Herrenweste,  mattgrün,  mit 
eingewebten,  schwarzgesäumten  Silberstreifen  und  sich  rankenden  Blütenzweigen,  2.  Hälfte  des 
18.  Jahrh.  —  Seidenes  Kindermieder,  versteift,  2.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  —  Damenleibchen  aus 
weißem  Schirting,  Anfang  des  19.  Jahrh.  —  Umschnallhaken  für  Glatteis,  19.  Jahrh.  —  Hanf- 
mühle aus  Holz.  —  Major  a.  D.  Erdmannsdörfer:  Hängeuhr  aus  Holz,  mit  hölzernem 
Räderwerk,  aus  Schlitz  in  Oberhessen,  18. — 19.  Jahrh.  —  Kienspanständer,  dreibeinig,  aus 
gedrechseltem  Holz  mit  eisernen  Kienhaltern,  aus  Schlitz  in  Oberhessen,  19.  Jahrh.  —  Cand. 
bist.  G.  H  o  e  r  n  e  r:  Bronzemedaille  auf  die  Krönung  Karls  X.  von  Frankreich  1825,  von  Gat- 
teaux.  —  Desgl.  auf  Gaspar  Moüere  in  Berlin,  1843,  von  Brandt.  —  Desgl.  eines  italienischen 
Kinderasyls  mit  der  Widmung  an  die  Gräfin  Redern-Odescalchi,  1847,  von  G.  Galeazzi.  — 
Lebensversich  erungs-  Bank:  Bronzemedaille  auf  das  fünfundzwanzigjährige  Jubi- 
läum der  Nürnberger  Lebensversicherungsbank  1909,  von  L.  Chr.  Lauer  in  Nürnberg.  — 
Eugen  Mayr:  Zwei  studentische  Pfeifenköpfe  und  ein  Bierzipfel,  19.  Jahrh.  —  Stempel- 
fabrikant Müller:  Lackabdrücke  von  zwei  Medaillenstempeln  auf  den  Frieden  von  Teschen, 
1719-  —  Verein  für  Münzkunde:  Silbermedaille  auf  das  Hochwasser  in  Nürnberg  1909, 
von  L.  Chr.  Lauer.  —  Juwelier  Tobias  Todtschinder:  Schloß,  Karabinerhaken  und 
Schnallen  der  Koppel  eines  Bergmanns,  2.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  —  Ungenannt:  Ver- 
schiedenes Spielzeug,  19-  Jahrh.  —  Ungenannt:  Zwölf  Muster  von  Schmuckgarnituren 
(Broschen  und  Ohrringe)  aus  Schildpatt,  mit  Silber-  und  Perlmuttereinlagen,  Mitte  des  19-  Jahrh. 
—  Kommerzienrat  H.  W  engl  ein,  Fabrikbesitzer:  Silbermedaille  auf  das  fünfundzwanzig- 
jährige Bestehen  der  Nad'erwaren- Fabrik  H.  J.  Wenglein  in  Nürnberg.  —  Obersontheim.  Apo- 
theker Albert  Betz:  Pulvermühle  aus  der  Apotheke  zu  Obersontheim,  18.  Jahrh.  — 
St.  Polten  bei  Wien:  Archivar  a.  D.  Franz  Zimmermann:  Drei  alte  siebenbürgische 
Leinenstickereien.  —  Siebenbürgisches  Pulverhorn  aus  Hirschhorn,  gelbbraun,  mit  eingravierten 
Ornamenten.  —  Siebenbürgische  Brustheftel,  drei  silbervergoldet,  zwei  aus  Messingblech,  17.— 
19-  Jahrh.  —  Werden  a.  d.  Ruhr.  Kommerzienrat  Albert  Huffmann:  Jagdbüchse  (Vor- 
derlader), mit  Perkussionsschloß,  linkssichtig,  von  Chr.  Sturm  in  Suhl,  samt  Zubehör,  1848.  — 
Wien-Nußdorf.  K.  Adolf  Freiherr  Bachofen  von  Echt,  sen.:  Silbermedaille 
auf  die  goldene  Hochzeit  des  Freiherrn  K.  Adolf  Bachofen  von  Echt  und  seiner  Gemahlin 
Albertine,  1909. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 
Eisenstempel  der  Medaille  auf  das  Hochwasser  in  Nürnberg,  von  L.  Chr.  Lauer,  1909.  — 
Sammlung  älterer  optischer  Instrumente.  —   Bestecksammlung,   12  Stück,   15.— 19.  Jahrh. 

Ankäufe. 
Vorgeschichtliche  Denl<niäler.    Oberarmspange  aus  Bronze,  zu  zwei  Spiralen  ausgeschmiedet, 
graviert  und  punziert;  in  Aachen  ausgegraben. 


—     10    — 

Bauteile.  Wandbrunnen  aus  dem  Hofe  des  Hauses  Burjjstraße  13  in  Nürnberg,  Sandstein, 
2.   Hälfte  des  16.  Jahrh. 

Plastik,  Originale.  Maria  mit  dem  Kinde,  Standfigur  aus  gebranntem  Ton,  Nachbildung 
des  Gnadenbildes  von  Altötting;  oberbayerische  Arbeit,  Anfang  des  16.  Jahrh.  —  Frauenbüste, 
freiplastisch,  aus  gebranntem  rötlichen  Ton,  angeblich  Bildnis  einer  Frau  von  Sinner  in  Bern, 
Arbeit  Valentin  Sonnenscheins  in  Bern  (1749 — I8l6),  Ende  des  18.  Jahrh. 

Plastik,  Kopien.  Relief  des  Jüngsten  Gerichts,  Gipsabguß  nach  dem  Original  aus  grauem 
Sandstein  im   Kreuzgang  des  Domes  zu  Mainz,  Mitte  des  13.   Jahrh. 

Medaillen  und  Plaketten.  Silbermedaille,  oval,  auf  Georg  III.  (1639 — 64)  von  Schlesien- 
Brieg,  0.  J.  -^  Desgl.  auf  Johann  Georg  III.  von  Sachsen,  anläßlich  des  Entsatzes  von  V/ien, 
1683.  —  Desgl.  auf  Friedrich  August  I.  von  Sachsen,  mit  dem  Abdruck  des  in  der  Schlacht  bei 
Zenta  erbeuteten  Petschafts  des  türkischen  Großveziers,  1697.  —  Desgl.  auf  den  Frieden  von 
Ryswyk  I697.  —  Desgl.  auf  Friedrich  August  II.  von  Sachsen,  anläßlich  der  Freiberger  Huldi- 
gung, 1733.  —  Desgl.  auf  Johann  Adolf  II.  von  Sachsen,  anläßlich  der  Weißenfelser  Huldigung, 
1736.  —  Desgl.,  oval,  auf  die  Geburt  Josephs  II.,  von  Becker,  1741.  —  Desgl.  auf  Ernst  August 
von  Sachsen- Weimar,  anläßlich  der  Einverleibung  Eisenachs,  1741.  —  Desgl.  von  Freiberg,  auf 
das  Hundertjahr- Jubiläum  der  Befreiung  von  den  Schweden,  1743,  von  Wermuth.  —  Zwei  Silber- 
medaillen auf  den  Frieden  zu  Dresden,  1745-  —  Silbermedaille  auf  die  Vermählung  Maximilian  IIl. 
von  Bayern  und  der  Maria  Anna  von  Sachsen- Polen,  1747.  —  Desgl.  auf  Friedrich  August  III. 
von  Sachsen,  anläßlich  der  Freiberger  Huldigung,  1769,  von  Stockmar. 

Silbermedaille  auf  die  Sedisvakanz  in  Osnabrück,  1728.  —  Zwei  Silbermedaillen  auf  den 
Bamberger  Bischof  Franz  Konrad  von  Stadion,  1753-  —  Silbermedaille  auf  das  Kirchen  Jubiläum 
in  Hirschberg,  1759-  —  Desgl.  auf  das  Priesterjubiläum  des  Suffragans  von  Mainz,  Christof  Nebel, 
1779,  von  P.  P.  Werner.  —  Desgl.  auf  den  Würzburger  Bischof  Franz  Ludwig  von  Erthal,  anläßlich 
des  Jubiläums  der  Universität  Würzburg,  1782,  von  Rirsing.  —  Desgl.,  oval,  auf  den  Abt 
Gaudentius  von   Klosterneuburg,  l8l4. 

Silbermedaille   auf  die  Heuschreckenplage  1748. 

Denkmäler  der  Heilkunde:  Silberplakette  des  XIV.  Internationalen  Amerikanisten- 
Kongresses  in  Stuttgart,  mit  den  Bildnissen  von  A.  von  Humboldt  und  A.  Bonpland,  1904.  — 
Einseitige  Bronzeplakette  auf  den  Chirurgen  G.  von  Bergmann  in  Berlin,  1907,  von  Mayer  u. 
Wilhelm.  —  Bronzegußplakette  auf  A.  Kußmaul,  1902,  von  R.  Mayer.  —  Desgl.  auf  Ma.x  von 
Pettenkofer.  o.  J.,  von  R.  Mayer.  —  Des;l.  auf  J.  Ph.  Semmelweis,  1906,  von  Beränl. 

Silbermedaille  auf  Joh.  Jak.  Baier,  Arzt  in  Nürnberg,  I800,  von  Dallinger.  —  Bronzemedaille 
auf  Theodor  Billroth,  Chirurgen  in  Wien,  1891,  von  St.  Schwarz  in  Wien.  —  Desgl.  auf  Joh.  Fr. 
Blumenbach,  Professor  der  Medizin  in  Göttingen,  1826,  von  Pfeuffer.  —  Silbermedaille  auf  C  A. 
Cothenius  (17O8— 1789),  Leibarzt  Friedrichs  des  Großen,  18.  Jahrh.,  von  Abramson.  —  Bronze- 
medaille auf  J.  W.  Ellenberger,  Generalchirurgus,  1820,  von  Hollenbach.  —  Desgl.  (neuerer  Ab- 
guß) auf  Joh.  Caspar  Fetz,  Arzt  in  Feldkirch,  Ende  des  17.  Jahrh.,  von  J.  F.  Neidinger.  —  Silber- 
medaille auf  Conrad  Geßner,  Arzt  in  Zürich,  18.  Jahrh.,  von  H.  J.  Geßner.  —  Eisengußmedaille 
auf  Joh.  Goerke,  preußischen  Generalstabsarzt,  Anfang  des  19.  Jahrh.  —  Silbermedaille  auf 
denselben,  1817,  von  Loos.  —  Desgl.  auf  Alb.  von  Graefe,  Ophtalmologen  zu  Berlin,  mit  einer 
Widmung  an  Th.  Leber,  Ophtalmologen  zu  Heidelberg,  1886.  —  Bronzemedaille  auf  Alb.  von 
Haller,  Dichter  und  Arzt,  von  Mörikofer,  18.  Jahrh.  —  Desgl.  auf  die  hundertjährige  Gedächtnis- 
feier Alb.  von  Hallers,  1877,  von  Durussel.  —  Eisengußmedaille  auf  Ernst  Hörn,  Geh.  Medizinal- 
rat in  Berlin,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  —  Silbermedaille  auf  G.  J.  Jänisch,  Arzt  in  Hamburg, 
Medaille  der  Loge  Absalon,  1778.  —  Bronzemedaille  auf  Justus  von  Liebig,  19-  Jahrh.,  von 
Korn.  —  Silbermedaille  auf  denselben  zur  hundertjährigen  Geburtstagsfeier,  1903,  von  Mayer 
und  Wilhelm.  —  Bronzemedaille  auf  G.  A.  H.  Mühlenbein,  Homöopath  in  Braunschweig,  1839-  — 
Silbermedaille  auf  Fr.  Müller,  Medizinalrat  in  Augsburg,  1902.  —  Desgl.  auf  M.  von  Pettenkofer, 
München,  1899,  von  H.  Hahn.  —  Desgl.  auf  Fr.  W.  A.  Puhlmann,  Militärarzt  in  Potsdam,  1881. 
von  Kulbri.:li,  —  Eisengußmedaille  auf  Joh.  Ludw.  Regemann,  Arzt  in  Warschau,  18.  Jahrb., 
von  Holzhäuser.  — Silbermedaille  auf  J.  Chr.  Reil,  anläßlich  der  7.  Naturforscherversammlung  in 
Berlin,  1828.  —  Desgl.  auf  Chr.  L.  Roloff,  preußischen  Leibarzt  in  Berlin,  1800,  von  Abramson.— 


—   11   — 

Zinnmedaille  auf  Micliael  Schueppach,  Arzt  in  Langnau,  18.  Jahrii.  —  Silbermedaille  auf 
Willi.  Stricker,  Arzt  in  Frankfurt  a.  M.,  1889,  von  Lauer.  —  Desgl.  auf  D.  de  Superville, 
bayreuth.  Leibarzt,  1796,  von  Vestner.  —  Bronzemedaille  auf  Karl  Vogt,  Professor  in  Genf, 
1892,  von  H.  Bory.  —  Desgl.  auf  Jak.  Waitz,  gothaischen  Leibarzt,  und  Gemahlin,  1716,  von 
Wermuth. 

Zwei  bronzene  Ulrichskreuze,  17.— 18.  Jahrh.  —  Silbermedaille  auf  die  Schutzpocken- 
impfung, gereicht  von  Dr.  Bremer  in  Berlin,  I8O3.  —  Desgl.  auf  den  Bau  der  chirurgischen  Klinik 
in  Berlin,  1819  —  Desgl.  auf  die  7.  deutsche  Naturforscher- Versammlung  in  Berlin,  1828,  von 
Gube.  —  Desgl.  auf  die  Naturforscher-  und  Ärzte-Versammlung  in  Jena,  1836,  von  Aug.  Facius.  — 
Desgl.  auf  ;'ie  Naturforscher-Versammlung  in  Wolfenbüttel,  1841,  von  Thies.  —  Desgl.  auf  das 
zweihundertjährige  Jubiläum  der  Errettung  des  Wiener  Münzpersonals  aus  der  Pestgefahr,  1879, 
von  Taulenhayn  und  Neudeck.  —  Bronzemedaille  auf  die  Cholera  in  Hamburg,  I892,  von  A. 
Vogel.  —  Desgl.  auf  die  Ausstellung  für  Unfall-,  Schutz-  und  Rettungswesen  in  Frankfurt  a.  M. 
Ehrenpreis  der  Stadt,  (1901),  von  Kowarzik. 

Goldene  Prämienmedaille  der  mediko-chirurgischen  Akademie  in  Wien,  19.  Jahrh.,  von 
Boehm.  —  Silberne  Verdienstmedaille  des  roten  Kreuzes  unter  Wilhelm  II.  und  Augusta  Viktoria. 

Münzen.  Silberner  Fünfzehner,  Herzog  Christian  von  Schlesien- Wohlau,  1664.  —  Drei 
silberne  Spendepfennige  von  Klosterneuburg,  Abt  Bernh.  Waitz  (1629—1643),  Rudolf  Müller 
(1643—48),  Berthold  Staudinger  (1748—1766). 

Glasmalerei.  Scheibe  mit  dem  Wappen  der  Familie  Seuter  in  Lindau,  1581. — .  Schweizer 
Scheibe  mit  dem  Wappen  des  Abtes  Dominikus  von  Kloster  Muri,  1647- 

Gemälde.  Zwei  Ölgemälde  von  Fr.  Amerling  in  Wien,  Porträts  des  Bankiers  Bernh.  Frei- 
herrn von  Eskeles  in  Wien  und  seiner  Gemahlin  Cecilie,  geb.   Itzig,  1832. 

Musikinstrumente.  Violinbogen  aus  sog.  Pferdfleischholz,  mit  abnehmbarem  Frosch  aus 
Buchsbaum  und  aalkopfförmig  zulaufendem  Kopf,  vermutlich  Nürnberger  Arbeit,  2.   Hälfte  des 

17.  Jahrh.  — ■  26  Stück  Blech-  und  Holzblasinstrumente,  vornehmlich  aus  der  ersten  Hälfte  des 
19.  Jahrh.,  darunter  eine  D- Flöte  aus  der  Zeit  Friedrichs  des  Großen,  vom  Kgl.  Hoflieferanten 
J.   G.   Frey  er  in  Potsdam. 

Wissenschaftliche  Instrumente.  Sonnenuhr  aus  geätztem  Solnhofer  Stein,  mit  messing- 
vergoldeter Zeigerplatte,   1765- 

Technische    Instrumente.      Eisernes    Schmiedehorn    von    1672.  —  Lamettaplissierapparat, 

18.  Jahrh.  —  Überspinnmaschine  für  Lamettagespinste,   18.  Jahrh. 

Gewebe  etc.  Zwei  goldgestickte  seidene  Bänder  der  Fahne  des  Volksvereins  Steinbühl, 
1848. 

Kirchliche  Geräte.  Kupfernes  Kastenreliquiarium,  mit  gepreßtem  Silberblech  belegt  und 
teilweise  vergoldet,  vermutlich  süddeutsche  Arbeit,  vom  Anfang  des  16.   Jahrh. 

Hausgeräte.  Hölzernes  Kästchen,  mit  geschnittenem  Leder  bezogen  und  mit  Eisen  be- 
schlagen, 15-  Jahrh.  —  Zwei  Figuren  aus  Fuldaer  Porzellan,  mit  Kreuzmarke:  Kavalier,  in  see- 
grünem Schlafrock,  auf  die  Taschenuhr  blickend,  Dame,  in  weißer  Morgenjacke,  mit  dem  Spiegel 
in  der  Hand,  um  1770.  Dazu  eine  Vitrine,  in  Gestalt  einer  Sänfte  aus  weißlackiertem  Holz  mit 
vergoldetem  und  bunt  bemalten  Rokokozierat.  —  Zwei  Fuldaer  Porzellanfiguren:  Winzer  und 
Winzerin,  um  178O.  —  Figur  aus  Nymphenburger  Porzellan:  Rastelbinder,  braunschwarz  be- 
malt (Modell  von  Bastelli),  um  1760.  —  Sechs  Porzellanlich^^bilder  aus  der  Berliner  Manufaktur, 
Mitte  des  19-  Jahrh.  —  32  Schachfiguren,  holzgeschnitzt,  bemalt,  in  der  Kostümierung  der  zweiten 
Hälfte  des  18.  Jahrh.  —  Tischglocke,  in  Form  eines  Dreifußes,  bronzevergoldet,  mit  Emailrosetten 
und  farbigen  Steinen  besetzt,  englisch,  Stil  Louis  XVI.,  Ende  des  18.  Jahrh.  —  Bergmann  in 
Festtracht,  holzgeschnitzte  Puppe,  Anfang  des  19.  Jahrh.  —  Zwei  reitende  Kosaken  (Spielzeug) 
holzgeschnitzt,  bemalt,  Anfang  des  19.  Jahrh.  —  Torniquet  (Spielzeug),  dazu  eine  dunkelge- 
beizte Holzpuppe,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  —  Puppentheater,  aus  Nürnberg,  um  1840.  —  Prunk- 
wagen des  mecklenburgischen   Hofes,  um  1840. 

Tracht  und  Schmuck.     Uniform- Frack  des  Hofes  von  Schwarzburg- Rudolstadt,  19-  Jahrh. 


—     12     — 

HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 
Kiel.    Apotheker  R.   E.  S  c  h  m  e  d  1 1  o:   Codex  der  Pharmakopoen;   Hamburgische  Phar- 
makopoe 1845,  Leipzig  1845-  —  Nürnberg.     Frl.    Auguste    Blum  rode  r:    Handapotheke, 
mit  dem  Wappen  der  Erzherzoge  von  Österreich  als  Grafen  von  Tirol,  Ende  des  18.  Jahrh. 

Ankäufe. 
Christus  der  wahre  Apotheker,  Ölgemälde  auf  Leinwand,  18.  Jahrh.  —  Die  Mißgeburt 
von  Ravenna,  deutscher  Holzschnitt  von  1512.  —  Konrad  von  Megenbergs  Buch  von  der 
Natur,  Pap.- Handschrift  aus  dem  Ende  des  15-  Jahrh.  Auf  der  Innenseite  des  vorderen 
Deckels  findet  sich  das  schöne  Wappen- Exlibris  eines  Angehörigen  des  alten  elsässisch-schwei- 
zerischen  Adelsgeschlechts  von  Flachsland  eingeklebt,  ein  handkolorierter  Holzschnitt,  den  wir 
in  Originalgröße,  doch  hinsichtlich  der  Kolorierung  mit  leiser  Abweichung*),  auf  Taf.  I  wie- 
dergeben. —  Benedict  Victor  von  Fauent,  New  Artzney  Büchlein,  Franckfurt  am  Mayn,  1602. 
—  H.  Deichert:  Wissenschaftliche  und  volkstümliche  Heilkunst   im    16.  Jahrh.,   Hannover  1909- 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 
Berlin.  Max  Perl:  Sammelband:  Unpartheyische  Gedancken  über  einige  Quellen 
und  Wirckungen  des  Verfalls  der  ietzigen  Buch- Handlung;  Schweinfurth,  1733;  Rechtliches  und 
Vernunfft-mäßiges  Bedencken  eines  JC  T.  J,  Der  unpartheyisch  ist.  Von  dem  Schändlichen 
Nachdruck  andern  gehöriger  Bücher,  1726;  Wohlgemeynte  Gedancken  über  Führung  einer 
Buchdruckerey,  Erfurt,  1740;  Der  bey  Buchdruckerey  Wohl  unterwiesene  Corrector,  Franck- 
furth  und  Leipzig,  1739;  Ehren- Gedichte  auf  die  Edle  freye  Kunst- Buchdruckerey,  Franckfurth 
und  Leipzig,  1739.  —  Gießhübl" Sauerbrunn.  Heinrich  Mattoni,  A.-G. :  2  Stamm-  und 
2  Prioritätsaktien  des  Aktienbräuhauses  Schlackenwerth  bei  Karlsbad. 

Ankäufe. 
Münzwage  in  Holzetui,  Anfang  des  19.  Jahrh.,  von  Jecker  in  Paris. 

KUPFERSTICHKABINET. 

(1.  Januar  bis  30.  Juni.) 

Unter  den  Neuerwerbungen  des  verflossenen  Halbjahres  befinden  sich  viele,  deren  Wert 
ein  mehr  als  alltäglicher  ist.  Manche  sind  auch  als  gesuchte  Seltenheiten  geschätzt,  andere 
stehen  direkt  als  Unica  da.  So  kommt  z.  B.  dem  kleinen  Blättchen  des  Jakobus  major  (100  :  55  mm) 
vom  Monogrammisten  WZ  eine  besondere  Bedeutung  zu  (A  b  b.  3)**).  Es  wurde  auf  der 
28.  Kunstauktion  von  Gilhofer  &  Ranschburg  in  Wien  erworben.  Die  Technik  verrät  Geübtheit 
und  Sicherheit.  Auch  in  künstlerischer  Beziehung  ist  es  eine  achtbare  Leistung.  Es  wird  ver- 
mutet, daß  sein  Verfertiger  mit  dem  Meister  W^  identisch  ist,  der  nach  Lehrs  in  den  Nieder- 
landen ungefähr  dieselbe  Stellung  einnimmt  wie  der  Meister  E  S  in  Süddeutschland.  Jeden- 
falls gehört  er  der  niederländischen  Schule  an.  Vielleicht  war  er  ein  Goldschmied  am  Hofe  Karls 
des  Kühnen.  Die  Annahme,  daß  er  ein  Mitglied  der  berühmten  Künstlerfamihe  der  Sluter  war, 
hat  viel  für  sich,  doch  möchten  wir  sie  nicht  als  eine  unumstößliche  hinstellen.  Der  Bischofsstab 
von  Israel  von  Meckenem  (Geisberg  450)  fehlte  uns  bislang  in  unserer  Sammlung.  Er 
stammt  aus  der  Sammlung  von  Lanna  in  Prag.     Zwar  ist  er  silhouettiert  und  an  Stelle  der  Dar- 


*)  Ein  bei  den  Steinen  der  Krone,  einzelnen  Teilen  des  wohl  auf  einen  Geistlichen 
deutenden  Nebenwappens  u.  s.  w.  zur  Verwendung  gekommenes  Braunrot  konnte  bei  dem 
gewählten   Rfeproduktionsverfahren  nicht  berücksichtigt  werden. 

**)  Das  Klischee  zu  dieser  Abbildung  wurde  uns  in  dankenswerter  Weise  von  Joseph 
Baer   &  Co.   in    Frankfurt  a.   M.   zur  Verfügung  gestellt. 


13 


Stellung  der  heiligen  Jungfrau  ein  Stück  des 
Bischofsstabes  von  Schongauer  eingesetzt.  Dafür 
aber  kostete  er  uns  nur  105  Mark  und  ist  im  üb- 
rigen tadellos  erhalten.  Entstanden  ist  er  etwa 
ums  Jahr  1500.  Seltener  noch  ist  die  große 
Monstranz  von  Wenzel  von  0  1  m  ü  t  z,  die 
mit  der  Sammlung  von  Lanna  bei  Gutekunst 
in  Stuttgart  zur  Versteigerung  kam.  Herr  Kgl. 
Hofkunsthändler  Louis  Gerhard  Meder  in  Berlin 
hatte  die  Güte,  sie  für  sich  zurückzukaufen,  weil 
er  hörte,  daß  wir  uns  dafür  interessierten,  und  sie 
uns  in  liberaler  Weise  zum  Geschenk  zu  machen, 
das  gern  akzeptiert  wurde.  Sie  ist  nur  in  wenigen 
Exemplaren  (Lehrs  80)  bekannt.  Auch  sie  ist  sil- 
houettiert  und  aufgezogen.  Der  Abdruck  ist  durch 
große  Reinheit  und  Klarheit  ausgezeichnet. 

Was  an  Inkunabeln  des  Holzschnitts  er- 
worben wurde,  rührt  meist  aus  der  Sammlung  des 
Prof.  W.  L.  Schreiber  her,  des  bekannten  Ver- 
fassers des  ,, Manuel  de  la  Gravüre  sur  bois  et  sur 
m^tal  au  XV*'  siecle".  Aus  ihr  stammen  die  drei 
Holzschnitte,  von  denen  nun  in  Kürze  die  Rede 
sein  soll: 

1.  Ein  breitrandiger,  in  Grün,  Blau,  Rot  und 
Rosa  kolorierter  Abdruck  eines  um  1470  in 
Augsburg  entstandenen  Reiberdrucks,  den  Schrei- 
ber unter  Nr.  1059  beschreibt.  Unser  Exemplar 
hat  diesem  gegenüber  den  Vorzug,  daß  die  In- 
schrift innerhalb  der  Einfassung  deutlich  und  klar 
zum  Vorschein  tritt,  was  bei  jenem  nicht  der  Fall 
ist.  Es  ist  eine  Darstellung  der  Maria  mit  dem 
Kinde,  die  en  face  auf  einem  gotischen  Thronsessel 

sitzt,     in    der    Rechten    eine    Frucht,    nach    welcher  das  Kind  greift 
und  kernig. 

2.  Ein  ikonographisch  außerordentlich  interessanter  Holzschnitt,  der  um  1480,  und  zwar 
ebenfalls  in  Augsburg  entstanden  ist.  Unten  in  der  Mitte  des  Bildes  sitzt  in  einem  Gemach  ein 
Kirchenvater  und  demonstriert  aus  einem  Buch.  Von  links  her  tritt  die  heil.  Barbara  mit  zwei 
Begleiterinnen,  von  rechts  her  St.  Lorenz  mit  zwei  Märtyrern  heran.  Darüber  thront  zwischen 
Maria  und  Johannes  Baptista  Gott  Vater  mit  Lamm  und  Taube.  Das  Blatt,  dessen  Ausführung 
eine  sehr  präzise  ist,  ist  in  Grün,  Braun,  Blaß-Braun,  Blaß-Gelb  und  Grau  koloriert.  Außer  diesem 
Exemplar  ist  nur  noch  ein  zweites  bekannt  (Schreiber  1878). 

3.  Ein  kleiner  Holzschnitt,  in  dem  wir  einen  Neujahrsglückwunsch  zu  sehen  haben  und  der 
gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  im  westlichen  Schwaben  entstanden  sein  dürfte.  In  einer  flach- 
bogigen  Umrahmung  steht  in  einer  Mandorla  auf  dem  Kopf  eines  Vogels,  der  auf  einem  Ast  sitzt, 
das  Christkind.  In  der  Rechten  hält  es  den  Reichsapfel,  auf  der  Linken  einen  Vogel.  Über  ihm 
schwebt  ein  Schriftband  mit  der  Aufschrift:  „Eyn  new  gütt  iar".  Ein  Rankenbaldachin  schließt 
das  Bildchen  nach  oben  im  flachen  Halbrund  ab.  Auf  der  Rückseite  Christus  am  Kreuz  mit  Maria 
und  Johannes  und  drei  blutauffangenden  Engeln  (Schreiber  792). 

Unter  den  Holzschnitten  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts,  die  wir  erwarben,  verdient 
zunächst  das  Porträt  Martin  Luthers  von  Lucas  C  r  a  n  a  c  h  d.  Ä.  (P.  199)  hervorgehoben  zu 
werden.  Es  ist  nicht  nur  ein  wirklich  gutes  Bildnis  des  Reformators,  sondern  auch  in  seiner  Durch- 
führung ein  Meisterwerk.  Prächtig  und  warm  im  Ton  wirken  die  beiden  Clair-obscur- Schnitte 
von  Hans  Baidung  Grien  B.  3  und  P.  70,  von  denen  das  größere  Blatt  der  Verführung 
des  ersten  Menschenpaares  zu  den  besten  des  Meisters  gehört.  Als  eine  Seltenheit  gilt  das  aus 
acht  (!)  Einzelschnitten  zusammengesetzte  Abendmahl  von  Hans   Leonhard  Schäuffelein 


Abb.  3.   Monogratnmist  WZ:  Jakobus  major. 

Kupferstich. 


Der  Schnitt    ist    derb 


—     14     — 

(B.  26),  das  im  ganzen  bei  seiner  kräftigen  Zeichnung  fast  wie  ein  Gemälde  wirkt  und  der  hohen 
Kompositionsgabe  seines  Urhebers  ein  glänzendes  Zeugnis  ausstellt.  Weiter  heben  wir  ein  auch 
in  kulturgeschichtlicher  Beziehung  bedeutsames  Blatt  von  Urs  Graf  (B.  16)  heraus,  das  zwei 
Landsknechte  und  eine  Frau  bei  einem  Baume  zeigt,  auf  dem  ein  Totengerippe  mit  Stundenglas 
sitzt  (A  b  b.  4)  *).  Bei  der  feinen  Ausprägung  der  Linien  ist  es  einer  Federzeichnung  nicht  un- 
ähnlich. Ein  Abdruck  von  ausnehmend  großer  Schärfe  ist  die  ebenfalls  aus  der  Sammlung 
von  Lanna  erworbene  Enthauptung  Johannis  des  Täufers  (B.  52)  von  Albrecht  Alt- 
dorfer,   ein    Blatt   von  großer   Anmut  in   der  kompositioneilen    Durchführung   (Abb.    5). 

Unter  den  Handzeichnungen  nimmt  eine  solche  von  Hans  Sebald  Beham  den 
ersten  Platz  ein.  Es  ist  eine  flott  ausgeführte  Federzeichnung,  die  mit  Tusche  angelegt  ist  und 
St.  Jakobus  den  Älteren  in  ganzer  Figur  zeigt.  Rechts  unten  das  Monogramm  und  die  Jahrzahl 
1521.     Die  Zeichnung  hat  eine  Höhe  von  25  cm  und  eine  Breite  von  15  cm. 

Geschenke. 
Arnhem  (Holland).  A.  A.  VorstermannvanOyen:  Exlibris  desselben.  —  Bar- 
celona. Santiago  RosalCamprodön:  Die  beiden  Exlibris  desselben,  gezeichnet  von 
S.  Rosal  und  M.  de  Casademunt.  —  Berlin.  Hermann  L.  Gelder:  1.  Exlibris  desselben, 
gezeichnet  von  H.  Schimpke,  in  zwei  Ausfertigungen;  2.  Exlibris  L.  Gelder,  in  zwei  Ausfertigungen. 
Kgl.  Hofkunsthändler  Louis  Gerhard  Meder:  Große  Monstranz  von  Wenzel  von  Olmütz, 
Lehrs  80.  Früher  Abdruck,  silhouettiert  und  aufgezogen.'  Aus  der  Sammlung  von  Lanna.  Verein 
f  ü  r  O  r  i  gi  n  al  r  a  d  i  er  u  n  g:  Heft  XXllI  (19O8)  der  Vereinspublikation  mit  Originalradie- 
rungen von  E.  Eltze,  Ph.  Franck,  H.  Koenemann,  A.  Schlabitz,  B.  Schuhmacher  und  Herm. 
Struck.  Walther  von  zur  Westen:  Neujahrsglückwunsch  für  1909.  — Berlin- Schoene- 
berg.  Paul  Otto  Moßner,  Hauptmann  und  Kompagnie-Chef:  Exhbris  desselben,  gezeichnet 
von  G.  Otto,  1899-  —  Bern.  W.  Lauterburg:  Fünf  Blatt  Buntpapiere,  blau  mit  Gold- 
pressung, von  Paul  Reymund  in  Nürnberg.  18.  Jahrhundert.  —  Beverly  (Frankreich).  Lily 
von  Frischin  g:  Exlibris  derselben.  —  Büdingen.  Regierungsassessor  Rudolf  Schäfer: 
1.  Die  beiden  Exlibris  desselben;  2.  Exlibris  Mathilde  von  Hessert  und  Sigillum  gentis  Schäfer 
in  Höchst;  3-  Exlibris  Minna  Hessert,  gezeichnet  von  H.  Scholl-Darmstadt.  —  Cannstadt.  Max 
Suttau:  Exlibris  des  Kaisers  Maximilian  von  Mexiko.  —  Charlottenburg.  Frau  Lily 
Braun:  Exlibris  derselben,  von  Hermann  Struck  gezeichnet.  — Coblenz.  Dr.  Reimer,  Pfleger 
des  Germanischen  Museums:  Sammlung  von  85,  zumeist  kolorierten  Guckkastenbildern  mit 
Stadtansichten.  Prospekten  und  Darstellungen  historischen  Inhalts.  2.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
—  Darmstadt.  Cand.  math.  Hermann  Schott:  Exlibris  desselben,  gezeichnet  von  Hermann 
Pfeiffer  in  Darmstadt  1908.  —  Erlangen.  Dr.  med.  Josef  Klüber,  K.  Anstaltsarzt  an  der 
Kreis-Irrenanstalt:  1.  Die  sämtlichen  Exlibris  des  Geschenkgebers,  18  Bll. ;  2.  Sieben  künst- 
lerische Glückwunschkarten  des  Geschenkgebers;  3-  Zwei  Exlibris  der  Kreis- Irrenanstalt  Erlangen; 
4.  Exlibris  Th.  Kolde  in  Erlangen.  —  Forst  (Lausitz).  Kurt  Avellis:  Exlibris  desselben, 
1908  von  Fidus  gezeichnet.  —  Frankfurt  a.  0.  Reg.-  und  Baurat  Hesse:  10  Bogen  Bunt- 
papiere aus  dem  Ende  des  18.  und  der  1.  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts.  —  Goslar.  A.  Bor- 
chers: Photographie  des  Marktbrunnens  in  Goslar.  —  Schloß  Oottlieben  (Thurgau,  Schweiz): 
M.  Baron  Fabrice:  1.  Exlibris  Max  v.  Fabrice,  gezeichnet  von  Walther  Stierljkopf-Ber- 
lin;  2.  Exlibris  llma  v.  Fabrice-Almäsy,  gezeichnet  von  Halm-Nicolai.  —  Hersbruck.  K  0  n  r  a  d 
Schramm:  „Geometrischer  Grund- Riß  über  die  Wiese  hinter  dem  Fichtach  am  Grissbach 
gelegen,  die  Sprickerin  genant,  P.  T.  Hern  Christoph  Moritz  Schenck,  Stadtschreibern  zu  Herrs- 
pruck  .  .  gehörig".  Handzeichnung.  18.  Jahrh.  —  Lawrenceville  (Virginia).  Clifford  Nickels 
C  a  r  V  e  r:  Exlibris  desselben  in  zwei  Exemplaren.  —  Leipzig.  Kurt  Kühn:  Exlibris  des- 
selben, gezeichnet  von  Otto  Ubbelohde.  Alfred  Lorentz,  Buchhandlung:  Politisches 
Flugblatt  aus  den  Jahren  1848/49.  Lithographie  —  Livorno  (Italien).  Dr.  C  Corrado 
Tagiuri:  Die  drei  Exlibris  desselben.  —  Ludwigshafen  a.  Rh.  Julius  Fügen:  Exlibris 
Julius  und   Else  Fügen,  gezeichnet  von  O.  A.   Koch,  Baden-Baden,  1908.     Franz  Gaydoul: 


*)  Das  Klischee  zu  dieser  Abbildung  wurde  uns  von  der  Kunsthandlung  H.  G.  Gute- 
kunst in  Stuttgart  als  Geschenk  überwiesen,  wofür  ihr  an  dieser  Stelle  herzlicher  Dank  ge- 
sagt sein  möge. 


15     — 


Abb.  4.    Urs  Graf:  Die  Landsknechte  und  der  Tod.    B.  16.    Holzschnitt. 


—     16    — 


Abb.  5.     Albrecht  Altdorfer:  Enthauptung  Johannis  des  Täufers.    B.  52.    Holzschnitt. 


Exlibris  Franz  und  Tilde  Gaydoul,  gezeichnet  von  W.  Lenz-Berlin.  —  Mannheim.  Oberstabs- 
arzt a.  D.  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g:  11  Blatt  Porträts  aus  der  Galerie  hervorragender  Ärzte  und 
Naturforseher,  Autotypien.  —  München.  Ernst  Ludwig  von  Frankenberg  und 
L  u  d  w  i  g  s  d  or  f:  Exlibris  desselben  in  zwei  Exemplaren.  Ulrich  Kortler,  Kunstglocken- 
gießerei und  Metallwarenfabrikant:  Photographien  von  Glocken  in  Fischen  im  AUgäu  von  1510 
und    1539    und    in    Oberndorf,    Pfarrei  Stadt    Kemnath,    in    der  Oberpfalz    vom    Jahre   1587- 


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—    17    — 

Meisenbach,  Riffart  h  &  Co.:  Mustersammlung  der  von  dieser  Firma  g:epflegten  haupt- 
säcliliclisten  modernen  Reprodulctionsverfahren,  umfassend  33  Blätter  in  prachtvollen  Abdrücken; 
69  moderne  Exlibris  von  verschiedenen  Künstlern  in  verschiedenen  Verfahren.  —  Vermächtnis 
des  Herrn  Universitätsprofessors  Dr.  Alwin  Schultz:  Das  von  dem  Verstorbenen  im  Laufe 
seines  Lebens  zusammengebrachte  Bilderrepertorium,  sowie  seine  Kostümbildersammlung,  viele 
tausend  Blätter  in  310  Mappen  und  Kapseln  in  imp.-2o,  2"  und  40.  —  Münster  i.  W. 
Landes  museum  der  Provinz  Westfalen:  Photographie  eines  Altarbildes  in  dessen 
Besitz.  —  Nürnberg.  Das  Komitee  zur  Wiederherstellung  des  Bären- 
brunnens am  Platnersberg:  Lichtdruck  nach  der  von  Johannes  Andreas  Luck- 
meyer  angefertigten  Urkunde,  die  in  den  Grundstein  des  Bärenbrunnens,  mit  dessen  Erneuerung 
am  22.  Alärz  1909  begonnen  wurde,  gelegt  wurde.  Eugen  Mayr:  1.  Sechs  Silhouetten  von 
Studenten  in  Erlangen,  1851;  2.  14  Photographien  Erlanger  Studenten.  1854.  1855-  1858.  1859- 
Friedrich  Monninger:  Vier  Blatt  Photographien  vom  Schlachthof  in  Nürnberg. 
Architekt  Nagel:  Sechs  Blatt  Photographien  von  Empire-Öfen  aus  Schloß  Ortenburg 
in  Niederbayern.  Photograph  Christoph  Müller:  Teilansicht  des  Südwestbaues  des 
Germanischen  Museums.  Blick  von  Westen  auf  die  Galerie.  Photographie.  Gustav  Seif- 
te rl  ein:  1.  „Insularum  Moluccarum  nova  descriptio".  Amstelodami,  apud  Joannem 
Janssonium.  Kupferstich.  1.  Hälfte  17-  Jahrhundert;  2.  ,,M  o  r  a  v  i  a  marchionatvs  auctore 
J.  A.  Comenio".  Amstelodami,  Guiljelm.  Blaeun  Excudit.  Kupferstich.  2.  Hälfte  17-  Jahr- 
hundert; 3.  „Bavariae  pars  superior".  Excudentibus  Haered.  I.  Baptistae  Homanni.  1803. 
Kolorierter  Kupferstich;  4.  ,,Italia  inferior,  Sicilia,  Sardinia.  Corsica".  Tabula  XI  aus 
Reichardi  Orbis  terrarum  antiquus  a.  D.  Campio  editus  Norimbergae  1823.  E.  Knittel  sculps.; 
5.  „Neueste  Post-C  harte  von  Deutschland".  Nürnberg,  Verlag  von  Schneider  &  Weigel 
1836,  kolorierter  Stich;  6.  „Grundriß  der  Stadt  Rothenburg  an  der  Tauber,  mit  Bezeich- 
nung aller  Wohngebäude  und  ihrer  Hausnummern".  Nach  Schritten  aufgenommen  und  ge- 
zeichnet vom  Schullehrer  und  Geometer  J.  C  E.  Bauer  zu  Rothenburg  an  der  Tauber.  Kolo- 
rierte Lithographie.  1.  Hälfte  19-  Jahrhundert;  7-  ,, Karte  der  Nord  &  Ost  See".  Litho- 
graphie. Verlag  der  Englischen  Kunstanstalt  von  A.  H.  Payne,  Leipzig  u.  Dresden,  19-  Jahr- 
hundert. —  Paris.  Henri  Lenseigne:  Exlibris  desselben;  G.  Bonnet  del.  Clavarri  sc. 
—  Plauen  i.  V.  Walt  her  A.  Müller:  Exlibris  desselben.  —  Salzburg.  Frau  Pepi 
Junger:  Drei  Exlibris  derselben,  gezeichnet  von  Willi  Geiger  (1904),  E.  Bertel-Salzburg  und 
Dagobert  Peche- Wien.  Philipp  Strasser:  Neujahrsglückwunsch  für  1908.  —  Schwabach. 
Oberlandesgerichtsrat  C.  Dürig:  1.  18  Blatt  Kupferstiche  mit  Darstellungen  von  Verkehrs- 
straßen im  Königreich  Bayern.  1832;  2.  Fünf  Einzelkarten  des  Herzogtums  Lothringen  und  der 
zugehörigen  Bistümer  und  Diöcesen.  Kupferstiche.  1724  und  1725-  —  Stade.  Frau  Thea 
V.  Staden:  Exlibris  Hans  Adolf  von  Staden  und  Exlibris  Thea  von  Staden,  zwei  verschiedene 
ExHbris  W.  von  Staden,  sämtlich  gezeichnet  von  Theodor  Herrmann.  —  Stuttgart.  E  m  a  n  u  e  1 
Ludwig  Oppel:  Die  beiden  Exlibris  desselben,  gezeichnet  von  Willy  Eisele- Stuttgart  1906 
und  Oppel- Würzburg  1908. 

Ankäufe: 

Kupferstiche  und  Radierungen.  Monogrammist  WZ:  Jakobus  major.  Kleines  kolo- 
riertes Blättchen.  —  Israel  von  Meckenem:  Der  Bischofsstab.  B.  app.  1 39-  —  Albrecht 
Altdorfer:  Die  Nonne.  B.  24.  Kleines  Blättchen.  Abdruck  mit  Rand.  —Georg  P  e  n  c  z: 
Die  Bekehrung  des  Saulus.  B.  69.  —  Monogrammist  FG:  Mutius  Scaevola  vor  Por- 
senna.  B.  IX,  S.  24,  Nr.  2.  —  Monogrammist  L:  Der  heil.  Hieronymus  in  der  Zelle. 
Rund.  Nach  Dürers  Holzschnitt  B.  1 14.  Unbeschrieben.  —  Unbekannter  deutscher 
Meister  des  16.  Jahrhunderts:  Apollo  und  die  neun  Musen,  rechts  bei  einem  Brunnen 
ein  sitzendes  Liebespaar,  auf  das  Cupido  einen  Pfeil  abschießt.  Fries  in  der  Art  des  Franz  Brun. 
12,5  cm  lang.  3,4  cm  hoch.  Abdruck  ohne  Rand.  —  Jeremias  Falck:  Feldmarschall  Gustav 
Hörn.  Brustbild  in  Rüstung.  Nach  Beck.  Bl.  246.  —  Daniel  Schultz:  Der  entfiederte 
Pfau.  Radierung.  —  Bernardo  Beiotto:  Die  Ruinen  des  Turmes  der  Kreuzkirche  in 
Dresden.  1765.  —  Georg  Friedrich  Schmidt:  1.  Frangois  Le  Chambrier.  Brustbild. 
Nach  Rigaud.     J.  49.     2.   Hirsch  Michel.     Radierung.     J.  144.     3-   Rembrandts  Mutter  betend. 

2 


—     18    — 

Radierung.     J.  145-    4.  Der  Goldschmied  Melchior  Dinglinger.     Radierung  nach  Ant.  Pesne.  1769. 
J.  148. 

Holzschnitte.  Unbekannter  Meister  um  147O:  Maria  mit  dem  Kinde.  Kolo- 
riert. Schreiber  1059-  —  Unbekannter  Meister  um  1470 — 80:  Blatt  aus  einer  Ars 
moriendi.  Ein  im  Bett  liegender  Sterbender  wird  von  Dämonen  gequält.  Zu  seinen  Häupten 
Gott  Vater,  Christus  und  Maria.  Unten  knien  ein  König  und  eine  Königin.  19  cm  hoch.  13  cm 
breit.  Abdruck  mit  breitem  Rand  auf  Papier  mit  dem  kleinen  Ochsenkopf.  —  Unbekannter 
Meister  um  1480:  Ein  Kirchenvater  und  die  heil.  Dreieinigkeit.  Koloriert.  Schreiber  1878.  — 
Unbekannter  Meister  um  149O:  Das  Christkind  in  der  Mandorla  auf  dem  Kopf  eines 
Vogels  stehend,  der  auf  einem  Ast  sitzt.  Schreiber  792.  —  Lucas  Cranach  d.  Ä.:  1.  Die 
heil.  Katharina  mit  dem  Buche.  B.  71.  Scharf  umschnitten.  2.  Doktor  Martin  Luther.  Großes 
Brustbild  en  face  linkshin.  P.  199.  Ohne  Unterschriften.  Früher  reiner  Abdruck  auf  Papier 
mit  der  kleinen  hohen  Krone.  —  Albrecht  Dürer:  Christus  am  Kreuz  mit  Maria  und  Jo- 
hannes. Oben  Gott  Vater  mit  Engeln  in  Wolken.  An  drei  Seiten  von  einer  Bordüre  umschlossen. 
1516.  B.  56.  —  Hans  Baidung  Grien:  1.  Adam  und  Eva,  von  der  Schlange  verführt. 
B.  3.  Abdruck  in  Clair-obscur  (ausgebessert).  2.  Der  büßende  heil.  Hieronymus.  P.  70.  Ab- 
druck in  Clair-obscur.  Mit  ringsum  angesetztem  Rändchen.  —  Hans  B  u  r  g  k  m  a  i  r  d.  Ä. : 
1.  Salomos  Götzendienst.  B.  4;  2.  Das  junge  Paar  und  der  Tod.  B.  40.  Abdruck  in  Grün  mit 
der  Adresse  des  Jost  de  Negker  in  Augsburg.  —  Hans  Leonhard  Schäuffelein:  Das 
heil.  Abendmahl.  Große  Darstellung  in  8  Blättern  (nicht  neun,  wie  Bartsch  angibt).  B.  26. 
In  Abdrücken  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  —  Albrecht  Alt  dorfer:  Die  Enthaup- 
tung Johannis  des  Täufers.  B.  52.  Abdruck  von  großer  Schärfe.  —  Hans  H  0  1  b  e  i  n  d.  J.: 
45  Blatt  kleine  Holzschnitte,  beiderseits  bedruckt,  alttestamentliche  Darstellungen.  Mit  Aus- 
nahme der  vier  fehlenden  Totentanzbilder  die  vollständige  Folge  der  2.,  1539  bei  Melchior  und 
Caspar  Trechsel  ,,sub  scuto  Coloniensi"  in  Lyon  erschienenen  Ausgabe  des  alten  Testamentes. 
Pass.  III,  S.  360,  b.  —  Urs  Graf:  Zwei  Landsknechte  und  eine  Frau  bei  einem  Baume,  auf 
dem  ein  Totengerippe  mit  Stundenglas  sitzt.  B.  16.  —  Wolf  H  u  b  e  r:  Die  Geburt  Christi. 
B.  1.  Früher,  sehr  reiner  Abdruck.  —  Melchior  Lorch:  Die  Natur,  stehende  nackte  Frau, 
umgeben  von  Tieren,  denen  sie  aus  ihren  Brüsten  Milch  spendet.  B.  2.  —  Unbekannter 
Meister  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts:  Ein  Gastmahl.  Figurenreiche  Dar- 
stellung in  der  Art  des  H.  L.  Schäuffelein.  Späterer  Abdruck.  —  Monogrammist  CE. 
1561 :  Die  Tugenden,  dargestellt  durch  weibliche  Halbfiguren.  10  Bll.  P.  IV.  S.  66,  6.  Alt- 
kolorierte Abdrücke  mit  Text  auf  der  Rückseite;  auf  derjenigen  mit  der  Caritas  ein  Ritter.  — 
UnbekannterMeister  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts:  Dedikations- 
blatt  für  Herzog  Albrecht  von  Bayern,  der  vorn  neben  seinem  von  Löwen  gehaltenen  Wappen 
kniet.  Im  Hintergrund  München.  In  den  Wolken  Gott  Vater  mit  den  24  Alten.  1574.  —  U  n- 
bekannter  Meisterder  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts:  Jesusknabe  in  ganzer 
Figur  mit  Kreuz  und  Weltkugel  in  einem  Oval  mit  Umschrift.  Neujahrswunschkarte.  In  den 
Ecken  Blumen.  —  Friedrich  Wilhelm  Gubitz:  Sammlung  von  248  Holzschnittab- 
drücken, zusammengetragen  für  Freund  Wilhelm  Haas  in  Basel  in  den  Jahren  1805  u.  ff.  von 
seinem  Oheim  Christian  von  Mechel,  dermahlen  (18O8)  im  Prinz  Heinrichschen,  nun  königliciien 
Palais  in  Berlin.  Bestehend  in  den  Hauptblättern  des  segnenden  Heilandes  und  der  Gräfin  von 
Voß  (in  den  7  verschiedenen  Plattenzuständen),  in  Medaillon-Porträts,  in  größeren  und  kleineren 
Titelblättern,  Kalender-  und  Almanach- Illustrationen  verschiedenster  Art,  Vignetten,  Emblemen 
und  Zierstücken,  teilweise  in  farbigem  Druck  mit  Probezuständen. 

Lithographien.  1.  Inkunabeln  Heß:  ,,  Kühner  Angriff  eines  Wachtmeisters  der 
sächsischen  Cüi  assier- Garde  auf  einem  französischen  Mameluken  Officier  in  den  Cavallerie  Ge- 
fecht in  Holland  den  Tag  vor  der  Einahme  von  Paris  den  30  März  1814".   In  Kreidemanier.    I818. 

2.  Lithographien  nach  1820.  Fr.  J.  Lieder  (178O— 1859):  a)  Bildnis  des  k.  k. 
Hofschauspielers  C.  Costenoble  (1769 — 1837)-  Halbfigur  als  Laienbruder  im  „Nathan  d.  Weise". 
1827.  b)  Bildnis  des  Fürsten  Fr.  von  Hatzfeld,  preuß.  Generalfeldmarschalls,  1827  Gesandten 
in  Wien  (1756— 1827).  Brustbild  nach  links.  1827.  c)  Bildnis  der  Fürstin  Marie  Antonia  Metter- 
nich,  geb.  Gräfin  v.  Leykam,  2.  Gemahlin  des  Staatskanzlers  Fürsten  M.  (18O6— 29).     Hüftbild.  — 


—     19     — 

Josef  Kriehuber  (1801 — 75):  a)  Porträt  der  k.  k.  Hofschauspielerin  Amalie  Haizinger 
(1800—84).  Brustbild  nach  rechts  als  „Maintenon".  1852.  b)  Porträt  des  k.  k.  Hofschau- 
spielers Heinrich  Anschütz  (1785— 1865).  Kniebild  im  Pelz,  sitzend.  1855-  c)  Porträt  des  k.  k. 
Hofschauspielers  Karl  Fichtner  (1805—73)-  Kniebild.  1855-  d)  Porträt  der  Therese  Peche  von 
Jauzat  (1806—82).  Kniebild.  —  Adolf  Menzel:  ,.Das  entfliehende  Jahr".  Farbige  Litho- 
graphie in  Federmanier.  Erf.  und  gezeichnet  von  Adolf  Schrödter  in  Düsseldorf.  Darunter 
16  zeiliges  Gedicht.     Verlag  von  E.    H.   Schröder  in  Berlin. 

Handzeichnungen.  Hans  Sebald  Beham:  Jakobus  d.  Ä.  Getuschte  Federzeich- 
nung. 1521.  —  Unbekannter  Meister  vom  Anfang  des  17.  Jahrh.:  Allegorie 
der  Gerechtigkeit.  Auf  einem  Stein  en  face  sitzende  Figur.  Federzeichnung.  14  cm  hoch.  12,5  cm 
breit.  —  Unbekannter  Meister  der  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh.:  Merkur,  Venus 
und  Amor.  Venus  auf  einem  von  Schwänen  gezogenen  kleinen  Wagen.  Federzeichnung,  in  Sepia 
laviert.  —  W  e  i  t  e  r  e  u  n  b  e  k  a  n  n  t  e  M  e  i  s  t  e  r  d  e  s  17.  Jahrh.:  a)  In  einem  kirchlichen 
Raum  mit  erregten  Gebärden  Betende.  Lavierte  Federzeichnung,  teilweise  mit  Weiß  gehöht. 
Auf  der  Rückseite  „Palma",  b)  Apollo  und  Daphne.  Flüchtiger  Entwurf  in  Blei.  Röthel  und 
Tusche,  c)  Flora,  auf  einem  von  Schwänen  gezogenen  Wagen  durch  die  Wolken  fahrend,  von 
Engeln  mit  Blumen  und  Girlanden  umspielt.  Entwurf  zu  einem  Wand-  oder  Deckengemälde. 
Lavierte  Federzeichnung,  d)  Sitzende  Heilige  mit  Palmzweig.  Tuschzeichnung,  e)  Himmel- 
fahrt der  Maria  Aegyptiaca.  Tuschzeichnung.  —  Samuel  Bottschildt  (1641 — 1707): 
1.  Allegorische  Darstellung.  In  einem  Rund  auf  Wolken  ein  geflügeltes  Weib  mit  zwei  Kindern. 
Rötheizeichnung.  Bezeichnet.  2.  Allegorische  Darstellung.  In  einem  Rund  auf  Wolken  eine 
Frauengestalt,  mit  brennender  Fackel  und  Urne,  die  ein  Engel  mithält  und  welcher  Wasser  ent- 
strömt. Rötheizeichnung.  Bezeichnet.  3.  Die  heil.  Dreieinigkeit  in  Wolken,  von  Engeln  um- 
geben. Rötheizeichnung.  4.  Blatt  mit  zwei  Darstellungen:  Johannes  der  Täufer  kniend  auf  einer 
Wolke  und  Maria  auf  der  umgekehrten  Mondsichel  stehend.  Rötheizeichnungen.  —  Johann 
Schnai  (?):  Christus  und  Petrus  auf  dem  Meere  wandelnd.  Lavierte  Federzeichnung.  Links 
unten:  „Joha  Schna  jun.  1669".  —  Unbekannte  Meister  vom  Ende  des  17- 
Jahrh.:  a)  Zwei  Blatt  Entwürfe  für  Stuckdecken  mit  Gemälden.  Lavierte  Federzeichnungen, 
b)  Drei  Blatt  Entwürfe  für  gemalte  Türfüllungen.  Federzeichnungen,  teilweise  laviert,  c)  Orna- 
mentale Entwürfe  für  Wand-  oder  Deckenmalereien.  Lavierte  Federzeichnungen,  d)  Ornamen- 
tale Entwürfe  für  Friesmalereien.  Federzeichnungen.  —  Unbekannter  Meister  vom 
Anfang  des  18.  Jahrh.:  Kleopatra.  Sitzende  Kniefigur.  Rötheizeichnung.  Links  unten: 
„Septembr  1710".  —  Unbekannte  Meister  des  18.  Jahrh.:  a)  Amphitrite,  von  Del- 
phinen getragen,  sowie  von  Putten  und  Tritonen  begleitet.  Darstellung  in  einem  Rund.  Röthei- 
zeichnung, b)  Heilige  Familie.  Sepiazeichnung,  mit  Weiß  gehöht,  c)  Himmelfahrt  der  Maria 
Magdalena.  Lavierte  Federzeichnung.  Entwurf  zu  einem  Altargemälde.  —  Adam  Sorger, 
Ingenieur:  Fünf  Blatt  Pläne  des  Juliusspitals  in  Würzburg.  Prospekt  und  die  Grundrisse  des 
Erdgeschosses,  1.,  2.  und  3.  Stockwerks.  Federzeichnungen  mit  Anwendung  von  Wasserfarben. 
1799  und  1800.  —  Anselm  Feuerbach:  Erster  Entwurf  zu  dessen  Monumentalgemälde 
„Kaiser  Ludwig  der  Bayer  empfängt  die  Huldigung  der  Nürnberger".  Federzeichnung.  9,5  cm 
hoch.     53  cm  lang. 

Historische  Blätter.  Neuerliche  Achtserklärung  Kaiser  Ferdinands  II.  über  den  Pfalzgrafen 
Friedrich  bei  Rhein  und  Übertragung  der  Exekution  derselben  an  den  Erzherzog  Albrecht  zu 
Österreich.  Mandat  in  Typendruck.  Wien,  1.  Februar  1621.  —  „A  et  ß  /  Vnsers  ewig-verdienten 
Herrn  und  Heylandes  Jesv  Christi,  am  Creutze  gesprochene  /  Sieben  Letzte  Wort  /  Nebenst 
einem,  vor  hundert  Jahren  fast  gefertigtem,  Creutz-Bilde  /  der  Durchlauchtigsten  .  .  .  Frauen 
Magdalenen  Sybillen  /  Hertzogin  zu  Sachsen  .  .  unterthänigst  zugeeignet  am  Karfreytage  des 
1656.  Jahres".  Abdruck  eines  Kupferstiches  der  Kreuzigung  von  Hans  Lange  vom  Jahre  1559 
(Nagler,  Alonogr.  III,  Nr.  1202,  1),  umgeben  von  religiösen  Gedichten  von  M.  Johann  Frentzeln 
in  Typendruck.  Gedruckt  in  Leipzig  von  Johann  Bauer.  —  Verordnung  des  Herzogs  Albrecht 
von  Sachsen  betr.  Benutzung  der  ordentlichen  Geleitsstraße  von  Nürnberg  aus  durch  die  Coburgi- 
schen Lande.  Einblattdruck.  28.  Juli  1693.  —  Nachricht  betreffend  Einrichtung  zweier  Ordi- 
nari-Land- Kutschen,  die  wöchentlich  wechselweis  von  Frankfurt  aus  nach  Wien  und  zurück- 
fahren.    Einblattdruck.     1699.    —    „Christliche  Betrachtung  /  Der  nichtigen  Flu  htigkeit  /  zeit- 

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—     20     — 

lieber  /  und  höchsterwünschten  Wichtigkeit  ewiger  Güter".  Allegorischer  Kupferstich  von  Joh. 
Friedr.  Fleischberger  mit  20strophigem  Gedicht  in  Typendruck.  Zu  finden  bei  Paulus  Fürst, 
Kunsthändler  in  Nürnberg.  17.  Jahrh.  —  „Verzeichnuß  derjenigen  keyserlichen  reitenden  Ordi- 
nari-  und  Extra-Posten  auch  Land- Kutschen  und  Boten  /  wie  solche  wöchentlich  in  der  hoch- 
fürstl.  sächsz.  Residenz-Stadt  Coburg  ankommen  und  wiederum  ablauffen".  Einblattdruck. 
Coburg,  24.  Jan.  1701.  —  „Verzeichnuß  /wann  in  .  .  .  Coburg  /die  Kayserl.  Freye  Reichs-  und 
Hoch-Fürstl.  Sachs.  Land-Posten  /so  reitend  als  fahrend  /.  .  .  ein-  und  ablauffen".  Einblatt- 
druck vom  Jahre  1704.  —  „Fahrender  Post-Cours  von  Nürnberg  über  Coburg  und  Cassel  nach 
Amsterdam".  Einblattdruck.  Coburg,  1.  Mai  1723-  —  Gedicht  auf  Anna  Maria  Duscherin, 
Braut  des  Johann  Heinrich  Gottfried  Bieling,  bei  ihrem  ersten  Besuch  der  Bielingischen 
Offizin.  Großes  Blatt  in  Typendruck.  1735-  —  Gedicht  auf  den  ersten  Besuch  der  Johanna 
Charlotte  Rauhenbuschin,  Braut  des  Johann  Heinrich  Gottfried  Bieling,  in  dessen  Offizin. 
Einblattdruck.  1741.  —  Gedicht  auf  die  Geburt  eines  Söhnleins  des  Johann  Heinrich  Gott- 
fried Bieling  und  seiner  Frau  Johanna  Gharlotte  am  18.  August  1743.  Einblattdruck.  — 
10  Nürnberger  Zeitungen  satirischen  Inhalts  aus  den  Jahren  1782,  1785,  1792,  1793.  1794.  — 
Verordnung  des  Herzogs  Ernst  Friedrich  von  Sachsen  betr.  die  preußischen  Deserteure.  24.  Juli 
1792.  —  ,, Nürnbergischer  Banco-Pvbl.  Calender.  Auf  das  Jahr  nach  Christi  Geburt  1802". 
Kupferstich  mit  Typentext.  —  Verordnung  des  Divisions- Generals  Canuel  betr.  Verpflegung 
der  auf  Marschroute  befindlichen  Soldaten.  Münster,  15-  April  1807.  — „Welche  von  unnere 
Leut,  mit  eppes  Geblomes  u.  eppes  une  Rarrität".  Scherzblatt  auf  die  Juden.  Nürnberg  bei  G. 
N.  Renner  &  Schuster.  Nr.  283-  Lith.  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  —  1038  Blatt  Aquarelle  von 
Fr.  Gaul:  Figurinen  und  Theaterkostüme  für  die  k.  k.  Hofoper  und  das  k.  k.  Burgtheater  in 
Wien  aus  den  Jahren  1864 — 80.  Meist  mit  den  Porträts  und  der  Bezeichnung  der  mitwirken- 
den Künstler. 

Stadtpläne  und  Prospekte.  „Avgvsta  VindeHcorvm  Augspurg".  Großer  Grundriß  in 
koloriertem  Kupferstich  mit  gedruckter,  17  spaltiger  Legende  in  lateinischer  und  deutscher 
Sprache,  ,, Durch  Wolffgang  Kilian,  Burger  vnnd  Kupfferstecher  in  Augspurg  geradirt  vnd 
verfertiget  im  Jahr  vrsers  Erlösers  Jesu  Christi  1626".  Auf  Leinwand  in  Rollenform.  — 
Passau:     Große   Ansicht.     Nach    Leonhard  Abent    gest.  von    Hogenberg.      1576.     Koloriert. 

Porträts.  Ferdinand  I.,  Jugendporträt  als  römischer  König.  Brustbild  mit  breit- 
krämpigem  Hut  im  Profil  nach  rechts.  Holzschnitt.  Späterer  Abdruck.  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  — 
Joh.  Fichard,  Jurist,  Syndikus  zu  Frankfurt  a.  M.  Im  Alter  von  69  Jahren,  158I.  Halb- 
figur, vor  einem  Tisch  sitzend.  Martin  Rota  sc.  DruguHn  6036.  —  Friedrich  Wilhelm 
G  u  b  i  t  z.  Brustbild  nach  links.  Gezeichnet  von  Steffens.  L.  Buchhorn  dir.  gest.  von  R-  Bethge. 
Darunter  sechsstrophiges  handschriftliches  Gedicht  des  Dargestellten  vom  Charfreitag  1867.  — 
J.  N.  H  u  m  m  e  1  ( Komponist).  Brustbild  en  face.  Bleistiftzeichnung.  1.  Hälfte  des  19-  Jahr- 
hunderts. —  Balthasar  Kaim,  Zinngießer  in  Nürnberg.  Brustbild  nach  rechts  im  Rund. 
Aet.  26.  Anno  1601.  Heinr.  Ulrich  sc.  —  Simon  K  ö  f  f  e  r  1,  Rechenmeister  zu  Nürnberg. 
In  ganzer  Figur  neben  einem  Postament  stehend  und  auf  diesem  schreibend.  Im  Alter  von  25 
Jahren.     1570.     Holzschnitt.     Drugulin  10794. 

Schrift  und  Druck.  50  Blatt  Initialen  aus  dem  Bauern-  und  Kinder-Alphabet  von  Hans 
Holbein  d.  J. 

Bilderrepertorium.  i7  Blatt  Photographien  von  Deckengemälden  und  Stuckdecken  im 
Schloß  zu  Lustheim,  im  Dom  zu  Freising,  in  der  Dreifaltigkeitskirche,  der  S.  Johann  Nepomuk- 
Kirche  und  im  Bürgersaal  zu  München,  dann  in  Schleißheim  und  im  Bürgersaal  S.  Maria  Victoria 
in  Ingolstadt.  —  Sechs  Photographien  von  Skulpturen  des  Ulmer  Münsters.  —  Vier  Blatt  Photo- 
graphien von   Holzreliefs  im  historischen  Museum  zu  BaseL 

Stiftungen. 

Denkmäler  für  Heilkunde.  Drei  anatomische  Tafeln:  Knochenmann,  weiblicher 
und  männlicher  Körper.  Darstellungen  mit  Klappbildern.  Holzschnitte,  altkoloriert,  mit  typo- 
graphischem Text.     Wittenberg  IS83.   —  Anselm  Boetius  de  Boodt,  Leibarzt   Kaiser 


—     21     — 

Rudolfs  II.  (t  1634).  Brustbild  im  Oval  mit  Wappen.  Aeg.  Sadeler  sc.  —  Fr.  Jos.  G  a  1 1, 
Arzt,  Phrenologe  (1758—1828).  Brustbild  im  Oval.  Bourgeois  de  la  Richardiere  sculp.  Stich 
in  Punktiermanier.  —  Bildnis  des  Dr.  Lucas  Johann  Boer,  k.  k.  pens.  Leib-Chirurgen 
und  Professors  an  der  Universität  zu  Wien.  Brustbild.  Lithographie  von  Josef  Kriehuber. 
1830.  —  Bildnis  des  Dr.  J.  B  r  e  n  n  e  r  -  F  e  1  s  a  c  h,  Bezirks-  und  Badearztes  in  Ischl.  Brust- 
bild nach  links.  Lithographie  von  Josef  Kriehuber.  l834.  —  Ansicht  des  alten  Herkules- 
bades.    Große  kolorierte  Lithographie' von  Trentsensky-Wien. 


ARCHIV. 

(1.  Januar  bis  30.  Juni.) 

Geschenke. 

Cadolzburg.  Senior  W.  Dietzel:  Bestallung  für  Joh.  Jul.  Friedr.  Schumm  als  Pfarrer 
zu  Wernsbach,  d.  d.  Bayreuth  7.  Okt.  1793-  Orig.  Pap.  —  Düsseldorf.  Emil  Schulte, 
Papierfabrikant:  Akten  betr.  eine  zum  Bau  der  neuen  Kirche  in  Meiningen  (Reg.-Bez.  Arnsberg, 
Westfalen)  durch  Deputierte  einzusammelnde  Hauskollekte  180O— 1803;  Akten,  das  Schulwesen 
in  Kleisheim,  Reg.-Bez.  Arnsberg  btr.  1804 — 13;  Akten,  das  Apothekenwesen  im  Reg.-Bez.  Arns- 
berg btr.  1817—35;  Akten  in  Sachen  des  Geistl.  Fiskus  gegen  den  Intestaterben  des  Pfarrers  Stein- 
hoff zu  Esbeck  bei  Arnsberg.  1829— 30;  Aus  Akten  des  Königl.  Land-  und  Stadtgerichts  zu  Dort- 
mund. 1834.  1837.  —  Hersbruck.  Konrad  Schramm:  Lehrbrief  des  Jos.  Christoph 
Frick,  Chirurgen  und  Baders,  Friedrichstadt- Dresden,  für  Michael  Schmiedt,  gebürtig  von  Kirchen- 
sittenbach  bei  Nürnberg  1736,  6.  Jan.,  Pap.;  Kaufbrief  für  Ludwig  Hagendorn,  Bürger,  Bierbrauer 
und  Bäcker  zu  Hersbruck  über  einen  Stadel  hinter  der  Mauer  daselbst,  1752,  17.  Mai.  Orig.  Pap.; 
Heiratsbrief  zwischen  Joh.  Andr.  Schmid,  angehendem  Bürger  und  Spitalbader  zu  Hersbruck, 
und  Frau  Barb.  Helena,  Witwe  des  Joh.  Gg.  Ludw.  Sörgel,  Bürgers  und  Spitalbaders  zu  Hers- 
bruck. 1765,  7-  Nov.  Orig.  Pap.  —  Nürnberg.  J.  R  o  s  e  n  b  a  u  m,  Antiquitätenhändler: 
Mahnung  eines  Wirts  an  die  Landfuhrleute  Fränkel  und  Peller  in  Mengen  bei  Scheer  (württ.  O.  A. 
Saulgau)  wegen  Zechschulden.  Konzepte.  1801,  4.  März.  1  Bl.  Pap.;  Zeugenverhör  wegen  Ein- 
bruch und  Diebstahlverdachts,  der  sich  gegen  die  Dienstmagd  Josepha  Geratz  richtet.  (Ohne 
Orts-  und  Zeitangabe,  um  1800.)  Pap.;  Rechnung  von  Georg  Flach  für  Philipp  Carl  über  die 
Jahre  1807—10.  Orig.  Pap.  Gustav  Seifferlein:  Inventar  der  Dorothea  Maria  Sichert, 
Ehefrau  des  Bürgers  und  Lochwirts  Johann  Sichert  in  Nürnberg.  178I,  25.  Juli.  Pap.  Dr.  med. 
Friedrich  Voit,  prakt.  Arzt:  Vidimus  des  Rats  zu  Schweinfurt  für  die  Erben  des  f  Balth. 
Rüeffer,  Bürgers  dieser  Stadt,  zu  einer  Schuldverschreibung  des  Markgrafen  Georg  Friedr.  v. 
Brandenburg  für  genannten  Balth.  R.  über  10,000  fl.  (1589,  10.  März).  1619.  16.  IV.  Perg.;  Rech- 
nungen des  ehem.  Oberamts  etc.  Alsfeld  (Oberhessen)  1788—1825  (Kriegskosten,  Steuern). 
1  Fasz.  —  München.  Vermächtnis  von  f  Dr.  Alwin  Schultz,  K.  K.  Univ.-Prof.  in  Prag 
i.  R.,  zuletzt  in  München.  Des  Verstorbenen  gesamte  wissenschaftliche  Korrespondenz.  —  Pilsen. 
Westböhmisches  Kunstgewerbe-Museum  des  Kaisers  und  Königs  Franz 
Josef  I.:  Abschrift  einer  auf  das  v.  Griesbeck'sche  Epitaph  in  Kralowitz  (Böhmen)  bezüglichen 
und  hinter  demselben  aufgefundenen  Urkunde  (1593,  28.  März).  —  Rafhsberg  bei  Erlangen. 
Frau  Ökonomierats-Gattin  Emma  Beckh:  Aktenstücke  und  Korrespondenzen  in  Sachen 
des  Germanischen  Museums  aus  dem  Nachlasse  von  Dr.  Hermann  Beckh  a.  d.  Z.  vor  1881  mit 
Briefen  von  Hans  Frhrn.  v.  Aufseß,  Boerner  (dem  bek.  Nürnb.  Kunstkenner,  1785—1862),  Crämer, 
Hofrat  Dr.  J.  S.  v.  Dietz,  Jakob  Eberhardt  (Historienmaler  in  Nürnb.),  Dr.  Julius  Erbstein,  A.  v. 
Essenwein,  Adolf  v.  Harleß,  Advok.  J.  H.  Merck- Nbg.,  Michelsen,  R.  v.  Raumer,  Dr.  Roth-Tübingen, 
C.   H.   Frhr.   Roth  von  Schreckenstein,  Gotth.   Heinr.  v.  Schubert,  Dr.  Schwarz- Nürnberg. 

Ankäufe. 
Sammlung  von  Urkunden,  das  Dorf  Dengling  bei  Regensburg  und  seine  rechtl.  Beziehungen 
zur  Abtei  Frauenzeil  betr..  Originale  und  Abschriften.     (1353)— 1629.     Im  urspr.  Einband;  Ober- 
pfälz.  Urkunden  und  Schreiben  versch.  Betr.,  1357  (Abschr.)  bis  1808;  Akten  des  Schuhmacher- 


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handwerks  zu  Cluim,  1499,  1536  (6  Sehr.);  Geschäftsbrief  (Handelsnachrichten)  aus  Venedig  von 
Endres  Imhoff  und  Daniel  Spengler  an  Peter  Imhoff  u.  Gebrüder  in  Nürnberg  gerichtet,  1507, 
5.   Nov.,  Orig.   Pap.;   Beschwerde  der  Stadt  Auerbach  (Oberpfalz)  wegen  des  Landgerichts,  bei 
Kurf.  Ludwig  und  Herz.  Friedrich,  vorgebracht  durch  den  Landrichter  und  Pfleger  zu  Auerbach, 
Weibrecht  von  Kindsperg.  1510,  12.  Jan.,  Orig.  Pap.;  Burglengenfelder  Gerichtsprotokolle,  1526 
bis  1528,  Pap.   Hdschr. ;  Konzept  eines  Schreibens  des  Administrators  des  Bistums  Regensburg, 
Pfalzgr.  Johannes,  an  seinen  Bruder,  den  Kurfürsten  Ludwig  V.  v.  d.  Pfalz  wegen  der  Regens- 
burger Verhältnisse,   1528,  20.   Juli,  Pap.    Konz. ;  Wilhelm  u.   Ludwig,  Gebr.,   Herzoge  in  Ober- 
und  Niederbayern:  20  Schreiben  an  den  Richter  zu  Eggenfelden,  Hanns  Ettlinger,  versch.  Betr., 
dabei  3  weitere  Produkte,  den  Eggenfelder  Gerichtsbezirk  betr.,   1528 — 1539,  Orig.   Pap  ;  Auf- 
stellungen betr.  den  Weinzehnten  zu  Mating  (Bez.-A.   Stadtamhof)  im  Schifftlberg  ('/s    Bischof 
v.  Regensburg,   ^/i    Kl.  Prüfening)  1532,  (ferner  1535:  Zehnt  zu  Mating  und  Zins  zu  Sinching); 
Akten  der  kurfürtsl.  Regierung  zu  Amberg,  versch.  Betr.,  1 532— 1749;  Bitte  der  Anwälte  und  Räte 
zu  Burghausen  an  Herzog  Ludwig,  zwei  von  der  Rosina  Talhaimerin  (c.  Antonius  Wiberstörffer) 
benannte  Zeugen  verhören  zu  wollen  etc.,  1533,  7-  Nov.,  Orig.   Pap.;  Bericht  des  Landrichters 
und  Pflegers   zu  Waldeck,    Sebast.  v.  Giech,  an  den  Pfalzgrafen  Friedrich  über  den  Stand    der 
Streitsache  zwischen  dem  Rat  und  der  Gemein  von  Kemnath  einer-  und  ihrem  Mitbürger  Heinz 
Roder  anderseits,  1536,  4.  März,  Orig.  Pap.  (mit  Einlage,  dat.  1536,  11.  März,  Pap.);  Akten  Strau- 
bing (Regierung)  1543 — 1719;   Gegenbericht  des  Jörg  v.   Gumppenberg  an  den  Vicarius  N.   N, 
(i.  N.  seiner  Scliwieger  Anna  Taufkircher),  gegen  den  Pfarrherrn  zu  Hergerzhausen,  Sigm.  Krieg, 
und  dessen  Darstellung  des  Verlaufs  eines  nächtlichen  Skandals  sich  wendend,  1546,  13.   Febr.) 
Orig.  Pap.;  Zettel,  den  Zehnten  zu  Eckendorf  bei  Nabburg  betr.,  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh. ;   (Fünf 
Legitimationen  für  die  beiderseitigen  Anwälte  in  Sachen  Hanns  Adam  Wispeck  zu  Velburg  u. 
Winckel  (Pfleger  zu  Helfenberg;  Kläger),  c.  Abt  und  Gonvent  des  Klosters  Kastl,   Eichst.  Bist. 
O.  S.  B.,  1551—54,  Orig.  Pap.;  Akten  Stadt  und  Regierung  zu  Amberg,  1552—1675;  Berichte 
der  Pfleger  zu  Haimburg  (im  jetzigen  Bez.-A.  Neumarkt),  1552,  24.  Jan.  und  1566,  26.  Okt.,  Orig. 
Pap.;  Bitte  der  Äbtissin  Anna  zu  Seligenporten  an  die  Räte  der  Obern  kurf.  Pfalz  in  Bayern  zu 
Amberg,  den  ihr  und  ihrem  armen  Mann  Linhart  Bschürl  (Pschirl),  Müller  zu  Elmsdorf  (zir  Ell- 
mannsdorf.    Gem.    Mühlhausen,    Bez.-A.    Neum.),    angesetzten    Rechtstag   aufzuheben   und   nach 
der  von  ihr  zu  meldenden   Rückkehr  ihres  eben  in  Geschäften  verreisten  Richters  einen  neuen 
Termin  ihr  zu  bestimmen,  1555,  27.  Jan.,  Orig.  Pap.;  Befehl  an  den  Landschreiber  von  Eschen- 
bach, Ob. -Pf.,  von  dem,  in  Berücks.  der  Beschwerde  der  beiden  Dorfgemeinden  Pfaffenstetten 
und  Wölkersdorf  wegen  eines  abgenommenen  Pfandes  genauere  Untersuchung   dieser  Sache  etc. 
gefordert  wird,  1561,  9-  Nov.,  Pap.  Konz.;  Schreiben  des  Franz  Wolf  v.  Baumgarten  zum  Frauen- 
stein u.  Ering  an  Heinrich  Fronheimer  zu  Malching  mit  der  Bitte  um  ein  Zeugnis,  1564,  20.  Sept., 
Orig.  Pap.;  Akten,  Cham(Oberpf.)  betr.,  1567—1655  (5  Prod.);  Korrespondenzen  in  der  Chamischen 
Sache,  Kurf.  Friedr.  v.  d.  Pfalz,  Bischof  Alarkwart  v.  Speier,  Markgraf  Georg  Friedr.  zu  Ansbach, 
Albr.  V.  Bayern,  1567—73,  Pap.;  Acta  betr.  die  Behausung  zum  Goliath  am  sog.  alten  Watmarkt 
in   Regensburg  (Bischöfl.    Regensb.   Lehen),   1570—1778,   Pap.;   Verzaichnus  anstendiger  haupt- 
summa  davon  ....  herr  Georg  Ludwig  Landgraue  zum  Leuchtenberg  u.  Graf  zu  Hals  .  .  .   den 
abzins  anno  71  gnedig  ausrichten  lassen  und  zum  tail  etliche  jar  anstehn  plieben.   (Aufgestellt  vom 
Oberkeller  zu  Grünsfeld,  Gregorius  Sattler),  1571;  Hanns  Ludwig,   Herr  v.  u.  zu  Gumppenberg, 
F.  Pfleger  zu  Grandsperg  (Kranzberg),  an  Philipp  Johan,  F.  Rat  u.  Castner,  auch  Bartlme  Heyl, 
Stadt-  und  Landrichter  zu  Freising,  wegen  der  bei  seiner  Verwaltung  anhängig  gemachten  Klage 
des  alten  Wolf  Obermayr,  gegen  seinen  Tochtermann,  den  jüngeren  Obermair,  jetzt  Cammer- 
bauer,  bezw.  wegen  gerichtlicher  Austragung  dieser  Sache,  1574,  28.  VIII.,  Orig.  Pap.;  Instruktion 
des  Statthalters  der  Obern  Pfalz,  Pfalzgrafen  Ludwig,  für  die  kurpfälz.  Räte  Andres  Hegner  und 
Andres  Khödnit  zur  Schlichtung  eines  wegen  der  Schäferei  zwischen  Bürgerm.  und  Rat  zum  Thenes- 
perg  (Mkt.  Tännesberg,   Bez.-A.   Vohenstrauß)  und  dem  Pfleger  daselbst  entstandenen  Streites, 
1575,  23.  Juli,  Orig.  Pap.;  Schreiben  Herzog  Albrechts  V.  von  Bayern  an  den  Bischof  Markwart 
von  Speyer,  wegen  eines  von  dem  Dr.  Ludwig  Gremp  zum  Freudenstein  verlangten  Terminauf- 
schubs, 1575,  30.  Nov.,  Pap.;  Schreiben  des  Domkapitels  zu  Regensburg  an  den  Pfalzgräfl.  Richter 
zu  Burglengenfeld,  Lucas  Adler,  wegen  der  Holzwachs  und  des  kleinen  Zehnten  zu  Ketzdorf  (=:  Katz- 
dorf, Bez.-A.  Burglengenfeld),  angefochten  von  Caspar  Altman  zu  Münchshofen,  bezw.  vom  Pfarrer 


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zu  Saltendorf  bei  Burglengenfeld,  1578,  19-  Sept.,  Orig.  Pap.;  Antwortschreiben  der  Regierung 
zu  ?  (Straubing.')  an  die  verordn.  pfälz.  Räte  zu  Neunburg  vorm  Wald:  Ablehnung  eines  zur  Bei- 
legung von  Irrungen  zwischen  den  Ämtern  Furt  i.  W.  und  Waldmünchen  bestimmten  Termins, 
1579,  15-  Mai,  Pap.  Konz. ;  Akten  wegen  der  Rückgabe  der  Furter  Bürgern  durch  Georg  Erlbeck 
zu  Lixenried  weggetriebenen  Schweine  und  der  30  auf  dem  Reißeck  Erlbeckischen  Untertanen 
gepfändeten  Ochsen,  1580;  Salbuch  der  Felix  Fraißlich'schen  ewigen  Stiftung  zu  Amberg  (i486), 
angelegt  von  Georg  Fraißlich  zu  Regensburg,  1581,  Pap.  Hdschr.  (76  beschr.  SS.);  Korrespon- 
denz des  Domkapitels  zu  Regensburg  und  des  Stifts  Niedermünster  daselbst,  1585 — 88;  Relation 
des  Leonh.  Baldauf,  Stadtschreibers  zu  Sulzbach  (Ob. -Pf.)  als  kaiserl.  Kommissärs  in  Sachen 
Hans  Endres  v.  Wolfstein  c.  Pfalz-Neuburg  wegen  des  in  Hilpoltstein  in  Haft  sitzenden  Pfarrers 
bei  St.  Niclas  zu  Ebenried  (Bez.-A.  Hilpoltstein),  Johann  (auch  Sebastian)  Beringer,  1585  (91); 
Akten,  Wolf  Sauerzapfs  Erben  (Leonh.  Sauerzapf,  Rentmeister  zu  Straubing  und  Hans  Sauer- 
zapf zu  Lauf),  c.  Hans  Merkel,  Richter  zu  Neuburg  (dann  Witwe  Anna  Maria  Merkel)  und  Wolf 
Jacob  Plech  zu  Amberg,  betr.  das  Schloßgut  Rosenberg  (Bez.-A.  Sulzbach,  Oberpf.),  1585—1603; 
Bestallung  des  Ludwig  Neuchinger  von  Neuching  als  Amtmanns  der  Leuchtenbergischen  Herr- 
schaft Grünsfeld,  1588,  13.  Mäiz  (Pfreimd),  Orig.  Pap.;  Vidimus  von  (5)  Urkunden  über  die  Finster- 
mühle bei  Auerbach  und  deren  Pertinentien  (1490— 1588),  1590,  9-  Juni  (Akten);  Befehl  der  Pfalz- 
Neuburg.  Regierung  zu  Neuburg  a.  D.  an  die  Pflegamtsverwalter  zu  Burglengenfeld:  Lucas  Adler 
und  Georg  Reinhard  Breidtschedel,  die  Gläubiger  des  Georg  Sinzger  (Sichinger),  gewesten  Wirts 
zum  Carlstein,  zu  betagen  und  beide  Teile  womöglich  zu  einem  gütlichen  Vergleich  zu  bestimmen, 
1591,  17-  Sept.,  Orig.  Pap.;  Amtliches  Journal  (Regensburg),  Fragment,  3-  Jan.  bis  14.  Apr.  anno  .> 
(2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.),  28  Bl.  in  2;  Bericht  des  Landrichters  und  Pflegers  zu  Parkstein  (Bez.-A. 
Neustadt  a.  d.  W.-N.)  an  den  Statthalter  der  Oberpfalz  wegen  einer  aufzurichtenden  Ordnung 
der  Leinenweber  im  Amt  Parkstein,  1602,  26.  Mai,  Orig.  Pap.;  Entschließung  in  Sachen  des  Lesche- 
wiz,  Zettel  mit  5  Zeilen,  1604,  Pap.;  Quittung  des  Heinrich  von  und  zu  Flintzing,  Hag  und  Pentzing, 
über  den  Empfang  von  50  Gulden  Gült  vom  Hoch-  und  Domstift  Freising,  1608,  29.  Sept.,  Orig. 
Pap.  (in  3facher  Anfertigung  erhalten);  Schreiben  des  Hans  Christof  v.  Raindorf  zu  Inkofen 
fürstbisch.  Rats  zu  Freising,  an  Niclas  Prem,  F.  Gerichtsschreiber  und  Kastenamts-Verwalter 
zu  Freising  (Citation  des  Andreas  Feller,  jetzt  in  Attaching),  1615,  10.  JuH,  Orig.  Pap.,  Akten 
btr.  die  Unkosten,  die  dem  Kloster  Herrenchiemsee  durch  den  vom  Kurfürsten  Maximilian  v. 
Bayern  zwangsweise  verfügten  Aufenthalt  des  Landgrafen  Wilhelm  von  Leuchtenberg  (Pfreimdt) 
daselbst  erwachsen  sind,  1623—25;  Akten,  Pflegamt  und  Stadt  Cham  btr.,  1626— 61 ;  Notarielle 
Kopien  von  drei  Quittungen  für  die  fürstl.  Kammer  zu  Neuburg  a.  D.  (1626),  1629,  4.  Febr.,  Pap. ' 
(hei  den  Akten  eingestellt);  Gültbrief  für  Anna  Ebersberger,  Bürgerin  und  Wittib  zu  Straubing, 
wegen  100  fi.,  die  HannsWierth,  Bauer  zu  Haidenkofen  (Bez.-A.  Regensburg)  und  Barbara,  seine 
ehel.  Hausfrau,  von  ihr  erhalten  haben,  1629,  11.  Juni,  Orig.  Perg. ;  Erneuerung  der  herrschaft- 
lichen Zinsen  zum  Frauenstein  (im  Rheingau),  1629,  Orig.  Pap.- Hdschr.,  64  Bl.  2;  Handwerks- 
buch der  Büttner  (?)  in  Forchheim  1642—87,  Pap. -Hdschr.  4;  Cessionsurkunde  des  Georg  Carl, 
Bürgers  und  Handelsmanns  zu  Berlin,  für  seinen  Bruder  Peter  Carl,  Bürger  und  Tuchmacher 
zu  Dingolfing,  über  des  ersteren  Anteil  an  der  vom  Vater  ererbten  Wiese,  der  Hutterpaigen  ge- 
nannt, Berlin,  1650,  8.  Apr.,  Orig.  Pap.;  Kaufbrief  des  Domkapitels  zu  Freising  für  Christoph 
Moriz  Reisacher  v.  Kirchdorf,  kurf.  bayer.  Obrist-Leutenant,  Rat  und  Kastner  zu  Ingolstadt, 
über  Schloß  und  Hofmark  Sandelzhausen  (Bez.-A.  Mainburg,  Niederbayern),  1653,  6.  Aug.  (Notar- 
Abschr.  von  1712,  9-  Dez.);  Domkapitel  Regensburg  und  kurf.  Pflegamt  in  Cham  in  puncto  juris 
sigillandi  beim  Erzdechanat  Cham,  1653/54  (12  Sehr.);  Akten  betr.  die  verglichene  Streitsache 
zwischen  dem  Landdechanten  P.  Theodor  Ray  bezw.  P.  Peter  Feichtinger,  O.  S.  B.,  Pfarrer  zu 
Floß  und  dem  evang.  (luth.)  Pfarrer  zu  Püchersreuth  (Bez.-A.  Neustadt  a.  d.  W.-N.),  Joh.  Gg. 
Harrer,  Okt.  1655;  Rechnung  des  Verwalters  der  St.  Martins- Pfarrkirche  zu  Amberg,  Johann 
Prändls  (des  Innern  Rats),  1655/56,  Pap.  Hdschr.;  Kaufbrief  des  Lorenz  Raidt,  Bürgers  und  In- 
wohners in  der  Vorstadt  zu  Waldmünchen,  für  Hans  Schmidt,  Bürger  und  Schuhmacher  in  Wald- 
münchen, über  einen  Acker  „uf  der  Röhren",  1656,  23.  Mai,  Orig.  Perg.-U.;  Lagerbuch  der  Ge- 
meinde Frauenstein,  166O,  Orig.  Pap.  Hdschr.,  76  Bl.  2;  Akten  Stamsried  (Bez.-A.  Roding),  166I 
bis  1662;  Akten,  Bürgermeister  und  Rat  der  Stadt  Waldmünchen  c.  Elisabeth  Christoph  Franckh, 
Hammermeisters  in  der  Höll,  kurf.  Pflegamts  Waldmünchen,  Eheweib,  wegen  eines  dem  Gottes- 


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hause  daselbst  geschuldeten  Kapitals,  4  Prod.,  1663;  Korrespondenz  der  Wundärzte,  Bader  und 
Balbierer  zu  Regensburg  mit  den  ,,  Kunstgenossen"  zu  Wien,  Nürnberg,  Eger,  Hamburg,  Leipzig, 
Frankfurt,  Braunschweig,  Salzburg,  Augsburg,  Prag,  Graz,  Bayreuth,  Castell,  Neiße,  Dresden, 
Kempten,  Riga,  Windsheim,  Eßlingen.  Ansbach,  München,  Hannover,  Straubing  u.  a.,  1663 — 1798, 
Pap.  Akten;  Akten  in  Sachen  Bernhards  v.  Türling  c.  Georg  von  Murach  wegen  der  Holzwachs 
(„Aichach")  am  Eittenhardt,  bezw.  wegen  des  Gutes  Traubenbach,  1664 — 71 ;  Streitsache  zwischen 
dem  Glashüttenmeister  in  der  Herzogau  (Kläger)  und  dem  kurf.  Pflegamt  Waldmünchen  wegen 
Contribution  und  Scharwerk  der  Köbler  oder  Häusler  zu  Herzogau,  1669 — 1726  (9  Sehr.);  Gerichts- 
protokolle der  Gemeinde  Frauenstein  (Rheingau),  1672 — 97,  Orig.  Pap.-Hdschr.,  234  S.  2;  Lehen- 
Revers  des  Hanns  Adam  Wittig,  Bürgers  und  Apothekers  zu  Regensburg,  gegen  Bischof  Albr. 
Siegm.  V.  Freising  u._ Regensburg,  Herzog  v.  Bayern,  wegen  der, »Behausung  auf  der  Pretten",  gegen- 
über der  fürstl.  Residenz  zu  Regensburg,  1676,  9-  Jan.,  Orig.  Perg. ;  Schatzungs  (Lager)-Buch  von 
Schloßborn  im  Taunus,  1686,  Pap.  Orig.  Hdschr.,  229  Bl.  2;  Ordnung  des  Markgrafen  Christian 
Ernst  für  das  Handwerk  der  Leinenweber  in  Gefrees,  1693,  23.  Juni,  Perg.;  Handwerksbuch 
desselben,  1761 — 93,  2;  eine  größere  Partie  von  Papieren  versch.  Art,  auf  das  gleiche  Handwerk 
bezüglich,  1662 — 1862;  Untertänigste  Beschwerde  und  Bitte  des  Weberhandwerks  zu  Gefrees 
wider  das  kgl.  Landgericht  Gefrees  zu  Berneck,  I831,  28.  Nov.,  1832,  Pap.  Hdschr  ;  Rechnung 
über  Einnahme  und  Ausgabe  bei  dem  Stadt- Weber- Vereine  zu  Gefrees  im  Jahre  1840  (1839/40 
bis  1849),  Pap.  Hdschr.;  Testament  des  Marx  Gebisch,  hochfürstl.  Brandenb.-Bayreuthischen 
Kammerrats  und  seiner  Verlobten  Susanna  Jacobina  Harsdörfferin,  errichtet  in  Sulzbach  (Ober- 
pfalz), 1694,  17-  Juni,  Orig.  Pap.;  Rechnung  von  Wolfgang  Stills  sei.  Erben  in  Regensburg  für 
Joh.  Blunder,  Maurermeister  daselbst,  17OO,  23.  März,  Orig.  Pap.;  ein  Faszikel  oberpfälz.-bayer. 
Archivalien  des  17.  bis  19-  Jahrh.,  die  künftig  noch  auseinandergenommen  und  einzeln  für  sich 
behandelt  werden  sollen;  zwei  Briefe  an  Joh.  Gg.  Hörn,  derzeit  in  Reinhausen  (Bez.-A.  Stadt- 
amhof),  von  seinem  Schwiegervater  in  Schwandorf,  1704,  20.  und  23.  Juni,  Orig.  Pap. ;  Verschiedene 
Schriftstücke  betreffend  Joh.  Jac.  Königshoven  (geb.  1683)  kais.  Rat  und  Hofsekretär  (Köln) 
und  seine  Witwe  Sophie  Charlotte,  1714 — 32;  Akten:  Obligationen  des  Fürsten  Anton  v.  Liechten- 
stein betr.,  1715/23;  Schuldbrief  der  Eheleute  Andres  u.  Eulalia  Hörner  zu  Frauenstein  im  Rhein- 
gau über  ein  Kapital  von  100  fl.,  das  sie  von  Frau  Maria  Joanna  Mörzer,  geb.  Major,  etc.  empfangen 
haben  und  mit  5  %  jährl.  verzinsen  wollen,  Ausfertigung  durch  das  Untergericht  zu  Frauenstein, 
1718,  1.  März,  Perg.,  dazu  5  Pap.-Urk.  des  18.  Jahrh.  und  eine  solche  von  18IO,  12.  Nov.;  Plan 
zur  Veranschaulichung  der  Grenzstreitigkeiten  auf  der  sogen.  Kaspartradt,  zwischen  den  Grafen 
Törring  zu  Ränkam  und  den  Herrn  v.  Altersheim  zu  Arnschwang  (Bez.-A.  Cham),  172I;  Akten 
in  Sachen  des  Herrn  v.  Cronach  zu  Ammerthal  (Bez.-A.  Amberg,  Oberpfalz),  1728/29;  Alter  und 
Neuer  Grundriß  des  „Kollschlags"  bei  der  Stadt  Hemau  (Oberpfalz),  Lit.  A  und  B,  1734,  1757; 
Samuel  Moyses,  Schutzjud  zu  Schwabach,  c.  den  Testamentserben  des  j  Jacob  v.  Cronach  zu 
Ammerthal,  Franz  Marquard  v.  Merz  (Schuldforderung  btr.),  Pap. -Akten,  1737/38;  Die  Pfarr- 
kirche in  der  Stadt  Grafenwöhr  (Oberpf.,  bei  Eschenbach):  Ratificationsgesuche  an  den  Kurf. 
Kari  Albrecht  v.  Bayern,  1737,  1-  Mai:  Neues  Kirchengewölbe,  Maurer-,  Stukkatur-  und  Maler- 
arbeit, 1739,  20.  Aug.,  Orgelreparatur;  Akten  den  Nachlaß  des  kurf.  Regimentsrats  und  Pflegers 
zu  Rieden  (b.  Amberg),  Joh.  Andr.  Barons  von  Blumenthal  (auf  dem  Burggärtl  zu  Rieden)  betr., 
Juni  1747;  Korrespondenzen  zwischen  Stuttgart  und  Amberg,  1747—66,  Pap. -Akten;  Designatio 
actorum:  Bischof  zu  Brixen  contra  Herrn  v.  Berchem  zu  Niedertraubling  (Bez.-A.  Regensburg), 
Mitte  des  18.  Jahrh.;  Lehen- Revers  des  Joh.  Gg.  Leipold,  Bürgers  und  Apothekers  in  Regens- 
burg, gegen  den  Kardinal-Bischof  Johann  Theodor  wegen  der  Behausung  ,,an  den  Pretten"  gegen- 
über der  fürstl.  Residenz,  1753,  18. .Juli,  Orig.  Perg.;  Dokumente  des  Kastenamt  Spaltischen 
Untertans  Philipp  Hausmann  (-j-  1782)  und  seiner  Erben  zu  Großweingarten,  1758—1865,  Pap.- 
Akten;  Akten,  Reichsstadt  Nürnberg,  c.  Hofmark  Hüttenbach  wegen  einseitiger,  eigenmächtiger 
Transferirung  eines  Gemeinteils,  1767—69;  Quittung  der  Anna  Sophia  Juliana  Witwe  von  Reden, 
geb  V.  Haus,  für  ihren  Schwager  Gehemi.  Rat  v.  Bremer,  Exzellenz,  über  „abermals"  ihr  aus- 
bezahlte zu  4  %  zu  verzinsende  hundert  Reichstaler,  1772,  in  der  Osterwoche  (Hannover),  Orig. 
Pap.  mit  aufgedr.  Siegel;  Frauensteiner  gemeine  Rechnung  pro  1782,  Orig.  Pap.  Hdschr.,  90  S.,  20; 
Ein  privates  Aufschreibe-  und  Rechnungsbuch  aus  Altdorf,  1789—1837,  2;  Korrespondenz  des 
Obristlieut.  Frhrn.  v.  Ow  (2.  Feldjäger- Bataillon  Graf  v.  Salern)  zu  Sulzbach  i.  d.  Oberpfalz  mit 


—     25 


dem  Stadtgericht  zu  Nabhurg,  wegen  der  Frage  der  Besteuerung  eines  beim  Militär  stehenden 
Pupillen.  1792  (Akten);  Papiere  des  Cammerers  Bößner  in  Regensburg,  1793;  Kollektaneen  zur 
Geschichte  des  Markts  und  der  Pfarrei  Hahnbach  bei  Vilseck  (Oberpfalz)  mit  Untersuchungen 
über  die  Getreidemaße  in  den  Vogteien  Hahnbach  und  Vilseck,  1821 ;  Aufzeichnungen  und  Auf- 
stellungen zur  Chronologie  und   Kalenderrechnung    ca.   1S21. 


BIBLIOTHEK. 

(1.  Januar  bis  31-  März.) 

Geschenke: 
Arnheim.  Vorsterman  van  Oven:  Derselbe,  Voor-  en  nageslacht  van  Michiel 
Adriaansz  de  Ruyter.  1907.  8.  —  Augsburg.  H  ö  f  1  e,  Hofphotograph:  Derselbe,  Musikstücke. 
Op.  1,  7  und  Lieder.  1906.  4.  —  B.  S  c  h  m  i  d,  Verlagsbuchhandlung:  Steichele,  Das  Bistum 
Augsburg.  56.  Lief.  (VII.  Bd.  Lief.  6).  1909.  8.  —  Bamberg,  Fanny  Herth,  Hauptmanns- 
witwe: Beynon,  Barmhertziger  Samariter.  .  .  Basel  1686.  8.  — Berlin.  Richard  Bong, 
Verlagsbuchhandlung:  Stilgebauer,  Das  Liebesnest.  1909-  8.  —  Bong  &  G  o  m  p.,  Deutsches 
Verlagshaus:  Goldene  Klassiker- Bibliothek.  Hempels  Klassiker- Ausgaben  in  neuer  Bearbeitung 
Arnims  Werke,  herausgegeben  von  Monty  Jacobs.  —  Fouques  Werke,  herausgegeben  von  Walter 
Ziesemer.  —  Mörikes  Werke,  herausgegeben  von  August  Leffson.  —  Nestroys  Werke,  herausge- 
geben von  Otto  Rommel.  —  Novalis  Werke,  herausgegeben  von  Hermann  Friedemann.  8.  — 
R.  von  Deckers  Verlag:  Lotz,  Geschichte  des  deutschen  Beamtentums.  Lief.  1 — 7-  1906. 
8.  —  Generaldirektion  der  König  1.  Preuß.  Museen:  Jahrbuch  der  König- 
lich Preußischen  Kunstsammlungen.  XXX,  1.  1909.  2.  —  James  Simon:  Derselbe, 
Skulpturen-Sammlung  James  Simon.  8.  —  König  1.  Preuß.  Ministerium  der 
öffentlichen  Arbeiten:  Feinnivellement  des  Rheins  von  Mainz  bis  zur  niederlän- 
dischen Grenze.  1908.  4.  —  Höhen  über  N.  N.  von  Festpunkten  und  Pegeln  an  Wasser- 
straßen. Heft  X,  XI,  XII.  1908.  8.  —  Bericht  über  die  Ergebnisse  des  Betriebes  der 
vereinigten  preußischen  und  hessischen  Staatseisenbahnen  im  Rechnungsjahr  1907-  4.  — 
Benoit  Oppenheim:  Derselbe,  Originalwerke  aus  meiner  Sammlung.  1907-  2.  — 
Redaktion  des  Handbuchs  über  den  Königlichen  Preußischen  Hof 
und  Staat:  Handbuch  über  den  Königlich  Preußischen  Hof  und  Staat  für  das  Jahr 
1909.  1908.  8.  —  Reich  samt  des  Innern:  Posse.  Die  Siegel  der  deutschen  Kaiser 
und  Könige  von  751  bis  1806.  1.  Bd.  751—1347.  Dresden.  1909.  2.  —  Staatssekre- 
tär des  Innern:  Sarwey  und  Fabricius,  Der  obergermanisch- raetische  Limes  des 
Römerreiches.  Lief.  XXXI.  1909.  4.  —  Georg  Stilke,  Verlag:  Delbrück,  Das  Leben 
des  Feldmarschalls  Grafen  Neidhardt  von  Gneisenau.  Bd.  1  u.  2.  1908.  8.  —  Delbrück,  Histo- 
rische und  politische  Aufsätze.  2.  Aufl.  1908.  8.  —  Dr.  Südekuni:  Hauptausschuß  für 
die  staatliche  Pensionsversicherung  der  Privatangestellten.  Bericht  des  Hauptausschusses  über 
seine  Tagung  am  21.  u.  22.  November  in  Berlin.  Hamburg  1909.  8.  —  Kohn,  Unsere  Wohnungs- 
enquete im  Jahre  1904.  Im  Auftrage  des  Vorstandes  der  Orts- Krankenkasse  .  .  .  bearbeitet 
von  Albrecht  Kohn.  8.  —  Schöler,  Die  Brausteuervorlage  und  das  Braun-  und  Malzbier-Ge- 
werbe. 1908.  8.  —  Staudinger,  Umsturz  in  Sicht!!  Betrachtungen  zur  Reichtsagswahl.  1907- 
8.  —  Ernst  Wasmuth,  Verlag:  Dehio  &  Bezold,  Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst. 
5.  Lief.  1909.  2.  —  W  ei  d  m  a  n  n'sche  Verlagsbuchhandlung:  Deutsche  Texte  des  Mittel- 
alters, herausgegeben  von  der  Königl.  Preuß.  Akademie  der  Wissenschaften.  X,  XII,  XIV.  1908. 
8.  —  Fr.  W  e  i  n  i  t  z,  Professor:  Derselbe,  Die  alte  Garnisonkirche  in  Beriin.  1908.  4.  — 
Braunsberg  (Ostpr.).  Bernhard  Gigalski,  Dr.  theol.,  Privatdozent:  Derselbe,  Der  Bern- 
stein und  seine  Geschichte.  1908.  8.  —  Derselbe,  Nicolaus  Coppernicus  und  Allenstein.  1907. 
8.  —  Derselbe,  Die  wichtigsten  Schlachten  des  Kriegs  zwischen  Preußen  und  Frankreich  im 
Kriege  18O6/7  im  Zusammenhang  mit  den  vorhergehenden  und  den  nachfolgenden  Ereignissen 
nebst  einem  Anhang,  den  Gefechten  bei  Braunsberg  u.  Heilsberg  im  Februar  1807-  1908.  8.  — 
Derselbe,  Die  Schlacht  bei  Tannenberg  im  Kriege  zwischen  dem  Deutschen  Orden  und  Polen  am 
15-  Juli  1410.     1908.     8.  —  Derselbe,  Der  Weinbau  im  Lande  des  Deutschen  Ordens  während 


—     26    — 

des  Mittelalters.  1908.  8.—  Braunschweig.  George  Westermann,  Verlagsbuchhandlung: 
Die  Bücher  der  Bibel.  Herausgegeben  von  F.  Rahlwes,  Bd.  I.  1908.  8.  —  Cassel.  K  1  ö  f  f  1  e  r, 
Professor:  Hock,  Die  neue  Krankenpflegeanstalt  „Rotes  Kreuz"  nebst  Schwesternhaus  und  staat- 
lich anerkannter  Krankenpflegeschule.     Festschrift  zur  Einweihungsfeier  am  2.  November  1908. 

4.  —  Magistrat  der  Stadt  Cassel:  Bericht  über  die  wichtigsten  Zweige  der  Ver- 
waltung der  Residenzstadt  Cassel  im  Etatsjahre  1907.  1909.  4.  —  Celle.  Vaterländisches 
Museum:  Jahresbericht  des  Vaterländischen  Museums  in  Celle  für  das  Jahr  1907.  1908.  8.  — 
Clapham.    W.   H.  J  a  m  e  s  W  a  1  e:  Derselbe,  Lancelot  Blondeel,  peintre  1496— l56l.    1908.      8. 

5.  A.  —  Coburg  (Veste).  L  0  ß  n  i  t  z  e  r,  Major  z.  D. :  Derselbe,  Die  Herzoglichen  Kunstsamm- 
lungen auf  unserer  Veste  in  ihrer  wissenschaftlichen  und  örtlichen  Bedeutung.  S.  A.  1909. 
8.  —  Darmstadt.  Zedier  und  Vogel:  Henkelmann,  Das  Bauernhaus  des  Odenwaldes 
und  des  südwestlichen  Deutschlands.  1908.  8.  —  Donaueschingen.  Kabinets-Sekre- 
tariat  Sr.  Durchlaucht  des  Fürsten  zu  Fürstenberg:  Dollinger,  Die 
Fürstenbergischen  Münzen  und  Medaillen.  1903.  4.  —  Dortmund.  K  o  e  p  p  e  n'sche  Buch- 
handlung: Kullrich,  Bau-  und  Kunstgeschichtliches  aus  Dortmunds  Vergangenheit.  1896.  8.  — 
Historischer  Verein  für  Dortmund  und  die  Grafschaft  Mark:  Rubel, 
Dortmunder  Urkundenbuch.  1.  1  u.  2.  II.  1  u.  2.  III.  1.  1881.  1885-  I890.  1894.  1908.  8.  — 
Dresden.  Arnold,  Verlag:  Lehrs,  Karl  Stauffer-Bern.  1857 — 1891-  Ein  Verzeichnis  seiner 
Radierungen  und  Stiche.  1907.  4.  —  Düsseldorf.  August  Bagel,  Verlag:  Die  Wanderer.  Heraus- 
gegeben von  S.  Rüttgers  und  Gustav  Kneist.  (III.  1.  Kneist,  Sage  und  Lied  in  den  Ländern 
am  Rhein.  —  VII.  1.  Rüttgers,  Die  Geschichte  von  den  Lachstälern.)  8.  —  Einsiedeln. 
Benziger   u.    Comp.,    Verlag:    Kuhn,  Allgemeine  Kunstgeschichte.     Lief.  43  u.  44.     1908. 

4.  —  Erlangen.  Friedrich  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur  bayerischen  Kirchengeschichte, 
herausgegeben  von  Theodor  Kolde.  XV.  Bd.  3.  Heft.  1909.  8.  —  Eßlingen.  N  e  f  f ,  Vertag: 
Haack,  Die  Kunst  des  XIX.  Jahrhunderts.  1909.  8.  —  Führer  zur  Kunst.  Bd.  13,  14,  15-. 
8.  —  Frankfurt  a.  M.  Dr.  Jassoy:  Derselbe,  Unsere  hugenottischen  Vorfahren.  1908.  8.  — 
Kunstgewerbemuseum:  Dasselbe,  Ausstellung:  Schmuck  und  Illustration  von  Musik- 
werken in  ihrer  Entwicklung  vom  Mittelalter  bis  in  die  neueste  Zeit.  1909.  8.  —  Franz 
Schacht,  Dr.  phil. :  Derselbe,  Die  Familie  Schacht.  1908.  8.  —  Frauenfeld  (Schweiz). 
Huber  &  C  o  m  p.,  Verlag:  Wörterbuch  der  schweizerischen  Sprache.  Heft  LXII  Bd.  VI. 
99 — 108.  1908.  4.  —  Freiburg  i.  B.  H  e  r  d  e  r'sche  Verlagsbuchhandlung:  Pastor,  Erläu- 
terungen und  Ergänzungen  zu  Janssens  Geschichte  des  deutschen  Volkes,  VI,  1,2,  3-  8.  — 
Schnürer,  Jahrbuch  der  Zeit-  und  Kulturgeschichte.  1907.  I.  Jahrgang.  8.  —  Studien 
und  Darstellungen  aus  dem  Gebiete  der  Geschichte,  herausgegeben  von  Hermann  Grauert, 
V,  2  u.  3-  8.  —  Beissel,  Geschichte  der  Verehrung  Marias  in  Deutschland  während  des  Mittel- 
alters. 1909.  8.  —  Pesch,  Lehrbuch  der  Nationalökonomie.  II.  Bd.  1909.  8.  —  Oöttingen. 
Vandenhoeck  &  Ruprecht:  Grammatiken  des  althochdeutschen  Dialektes,  1.  u. 
IL  Bd.  1907/09.  8.  —  Oroß=  Lichterfelde.  Stephan  Kekulevon  Stradonitz,  Dr. 
iur.  et  phil.:  Ders.,  Die  Wappenkunde  an  den  Museen  als  Hilfsmittel  kunstgeschichtlicher  For- 
schung. S.  A.  4.  —  Hamburg.  Dr.  J  u  s  t  u  s  B  r  i  n  c  k  m  a  n  n,  Professor:  Derselbe,  Museum 
für  Kunst  und  Gewerbe  in  Hamburg.  Bericht  für  das  Jahr  1907.  1908.  8.  —  H  a  m  b  u  r  g  i- 
sche  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Künste  und  nützlichen 
Gewerbe:  Kowalenski,  Geschichte  der  Hamburgischen  Gesellschaft  zur  Beförderung  der 
Künste  und  nützlichen  Gewerbe,  gestiftet  im  Jahre  1765.  Teil  II,  1.  1908.  8.  —  Dr.  Ascan 
Lutte  roth:  Ders.,  Ein  Ablaßbrief  für  den  Studenten  Matthias  Lutteroth  vom  1.  Juli  1502 
und  die  Versippung  der  Familie  Lutteroth  mit  der  Familie  des  Reformators  Dr.  Martin  Luther. 

5.  A.  4.  —  Dr.  Ascan  Wilhelm  Lutteroth:  Aus  dem  Jahre  1866,  von  Marianne 
Lutteroth  geborne  Goutard  (1798— 1871)  zu  Frankfurt  a.  M.  —  Meine  ersten  beiden  Diners  bei 
Bismarck  1867  u.  die  Annexion  von  Frankfurt  a.  M.  1866  von  Dr.  Christian  Friedrich  Lutteroth 
(1822 — 1896)  zu  Hamburg.  Herausgegeben  von  Ascan  Wilhelm  Lutteroth.  1909.  2.  —  Hannover. 
H  a  h  n'sche  Buchhandlung:  Monumenta  Germaniae  historica.  Legum  sectio  III.  Concilia. 
Tomi  II  pars  iL  —  Legum  Sectio  IV.  Constitutiones  et  acta  publica  imperatorum  et  regum. 
Tomi  IV  partis  posterioris  I.  Hannoverae  et  Lipsiae.  MDCCCCVIII.  4.  —  Willers,  Neue 
Untersuchungen  über  die  römische  Bronzeindustrie  von  Capua  und  von  Niedergermanien  beson- 


—     27     — 

ders  auf  die  Funde  aus  Deutschland  und  dem  Norden  liin.  1907-  4.  —  Jena.  Eugen  Diederichs, 
Verlag:   Goethes  Briefe  an  Charlotte  von  Stein.     1.— 3-   Bd.     Herausgegeben    von    J.    Fränkel. 

1908.8. Gustav  Fischer,  Verlag:  Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften.   Herausgegeben 

von  C.  Conrad,  L.  Elster,  W.  Lexis  u.  Edg.  Loening.  111.  Aufl.  I.  Bd.  1909-  8.  —  Regel,  Thü- 
ringen. Ein  geographisches  Handbuch.  I.  — 111.  Teil.  1892.  1894.  1895-  1896.  8.  —  Inns- 
bruck. W  a  g  n  e  r'sche  Universitäts-Buchhandlung:  Atz,  Kunstgeschichte  von  Tirol  und  Vor- 
arlberg. II.  Aufl.  1909.  8.  —  Forschungen  zur  Innern  Geschichte  Österreichs,  herausgegeben 
von  Alfred  Dopsch.  Heft  V,  1.  8.  —  Schissel  von  Fieschenberg,  Die  Rahmenerzählung  in  den 
ephesischen  Geschichten  des  Xenophon  von  Ephesus.  1909.  8.  —  v.  Wieser,  Die  Karten  von 
Amerika  in  dem  Islario  General  des  Alfonso  de  Santa  Cruz.  1908.  2.  —  Kahla  i.  Th.  F.  Beck, 
Hof  buchdruckerei:  Beyer,  Städtisches  Leben  im  16.  Jahrhundert.  Kulturbilder  aus  der  freien 
Bergstadt  Schlackenwald.  Wien.  1904.  8.  —  Karlsruhe.  A  r  c  h  i  v  k  o  m  m  i  s  s  i  0  n:  Chronik 
der  Haupt-  und  Residenzstadt  Karlsruhe  für  das  Jahr  1907.  XXI II.  Jahrgang.  1908.  8.  — 
B  a  d  i  s  c  h  e  historische  Kommission:  Bericht  über  die  27-  Plenarsitzung  der  Badi- 
schen historischen  Kommission.  S.  A.,  aus  der  Zeitschrift  für  die  Geschichte  des  Oberrheins, 
N.  F.  Bd.  XXIV.  8.  —  Neujahrsblätter  der  Badischen  historischen  Kommission.  1909.  8.  — 
Großherzoglich  badisches  Landesarchiv:  Inventare  des  Großherzoglich 
Badischen  Landesarchivs,  III.  1908.  8.  —  Kirchheimbolanden.  E  s  p  e  r,  Regierungsrat:  Eine 
größere  Partie  von  Büchern  und  Broschüren  zur  deutschen  Kolonialgeschichte,  zur  Geschichte 
der  deutschen  Burschenschaft,  zur  süddeutschen  Topographie  etc.  —  Krummau  a.  d.  Moldau. 
A.  M  ö  r  a  t  h,  Fürstlich  Schwarzenbergischer  Archivdirektor:  Ders.,  Die  ,, Exlibris"  und  ,,Super- 
libros"  des  Fürstenhauses  Schwarzenberg  und  die  ,,Superlibros"  des  Fürstenhauses  Eggenberg. 
S.  A.  1908.  8.  —  Leipzig.  Oscar  Brandstetter,  Verlagsbuchhandlung:  Benndorf,  4  Tafeln 
vorgeschichtlicher  Gegenstände  aus  Mitteldeutschland.  —  J.  Haupt,  Verlag:  Flugschriften  aus 
den  ersten  Jahren  der  Reformation.  111,  1—3.  1908.  8.  —  J.  C.  H  i  n  r  i  c  h  s,  Verlagsbuch- 
handlung: Derselbe,  Vierteljahrs- Katalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels.  63.  Jahrg. 
Heft  4.  Oktober  bis  Dezember.  1908.  8.  —  Philipp  Reklam,  Verlag:  Derselbe,  Universalbi- 
bliothek, Nr.  4941—5023  u.  5026—5050.  8.  —  Adalbert  von  Chamissos  Werke.  Herausgegeben 
von  L.  Geiger.  8.  —  B.  G.  Teubner,  Verlagsbuchhandlung:  Aus  Natur  und  Geisteswelt.  Bd. 
182,  215,  230.  8.  —  Beiträge  zur  Kulturgeschichte  des  Mittelalters  und  der  Renaissance.  Heraus- 
gegeben von  W.  Goetz.  1.  u.  II.  1908.  8.  —  Preuß,  Die  Entwicklung  des  deutschen  Städte- 
wesens, 1.  1906.  8.  —  Ouellensammlungen  zur  deutschen  Geschichte:  E.  Bernheim,  Quellen 
zur  Geschichte  des  Investiturstreites,  1907-  I-  u.  IL  Joh.  Haller,  Die  Quellen  zur  Geschichte 
der  Entstehung  des  Kirchenstaates.  1907.  F.  Salomon,  Die  deutschen  Parteiprogramme.  1907. 
I  u.  II.  8.  —  Lübeck.  Lübcke  &Nö  bring,  Buchhandlung:  Das  Museum  zu  Lübeck. 
Festschrift  zur  Erinnerung  an  das  lOOjährige  Bestehen  der  Sammlungen  der  Gesellschaft  zur  Be- 
förderung gemeinnütziger  Tätigkeit.  1900.  8.  —  Marburg.  N.  G.  E  1  w  e  r  t,  Verlagsbuch- 
handlung: Beiträge  zur  deutschen  Literaturwissenschaft.  Herausgegeben  von  Ernst  Elster.  Nr.  1, 
2,  3,  4,  5,  7,  9,  10,  11.  1907  u.  1908.  8.  —  Könnecke,  Deutscher  Literaturkalender. 
Mit  einer  Einführung  von  Christian  Muff.  1909-  2.  —  Memmingen.  Otto,  Verlag:  Ober- 
schwäbische Orts-  und  Flurnamen.  1906.  8.  —  München.  Georg  Hirth,  Kunstverlag: 
Georg  Hirths  Formenschatz.  32.  Jahrg.  1908.  Heft  1  —  12.  4.  —  Albert  Langen,  Verlag: 
Björnstjerne-Björnson,  Gedichte.  Herausgegeben  von  J.  Elias.  1908.  8.  —  Fuchs,  Sittengeschichte. 
Lief.  5,  7,  8,  9,  10.  —  Hausmann,  ,,Im  Tau  der  Orchideen".  Chinesische  Lieder  in  deutschen 
Strophen.  8.  —  Lagerlöf,  Wunderbare  Reise.  11.  Bd.  1909.  8.  —  März,  Jahrg.  1907,  IV.  Bd. 
Jahrg.  19O8,  L— 111.  Bd.  8.  —  Simplicissimus.  Xll,  1  u.  2.  2.  —  Thoma,  Der  heilige  Hies. 
8.  —  Stadt-Archiv:  E.  von  Destouches,  Münchens  Stadtarchiv  und  Stadtchronik.  S.  A. 
München  1908.  8.  —  Vorstand  des  deutschen  Werkbundes:  Die  Verhand- 
lungen des  deutschen  Werkbundes  zu  München  1908  und  Mitgliederverzeichnis.  1908.  8.  — 
Münster  a.  St.  J.  Z  i  m  m  e  r  m  a  n  n,  Pfarrer:  Ders.,  Hausinschriften  im  Kreise  Wetzlar.  S.  A. 
1908.  8.  —  Münster  i.  W.  Coppenra  th'sche  Buchhandlung:  Bödiker,  Das  Herzogliche  Haus 
Arenberg.  1904.  4.  —  Beiträge  zur  Westfälischen  Kunstgeschichte.  Heft  1—3-  1905/6.  8.  — 
Nordhausen.  Felix  Haese,  Professor:  Ders.,  Auszug  aus  der  Geschichte  der  Stadt  Nord- 
hausen.     1908.     8.  —  Nürnberg.      K.    Beißwange  r,    Verlag:     Ders.,    Nürnberger    Chronik 


—     28     — 

Illustrierte  Monatsschrift  für  Nürnbergs  Geschichte,  Kunst  und  Industrie.  I.  Jahrg.,  Heft  l  u.  2. 
1909.  8.  —  Max  Emmerich,  Hofrat:  Die  freie  Presse.  Jahrg.  1848.  Nr.  10.  —  Die  Consti- 
tution. Jahrg.  1848.  Nr.  11.  —  Geschäftsstelle  der  nationalliberalen 
Landespartei:  Dies.,  Korrespondenzblatt  der  nationalliberalen  Landespartei  in  Bayern 
r.  d.  Rh.  IX.  Jahrg.  1908.  4.  —  Naturhis  torische  Gesellsch  aft:  Führer  durch  die  Son- 
derausstellung der  prähistorischen  Abteilung  des  Kgl.  Museums  für  Völkerkunde.  1908.  8.  — 
Heinrich  Schräg,  Hofbuchhandlg. :  Mummenhoff,  Nürnbergs  Ursprung  und  Alter  in  den  Dar- 
stellungen der  Geschichtsschreiber  und  im  Lichte  der  Geschichte.  1908.  8.  —  Stadtmagistrat: 
Ders.,  Voranschlag  für  den  Gemeindehaushalt  der  Stadt  Nürnberg  für  das  Jahr  1909.  1909-  4.  — 
J.  L.  Stich,  Buchdruckerei:  von  Jäger,  Vierzig  Spiele  von  Hans  Sachs.  1908.  8.  —  Seyler, 
Hauptmann  a>  D. :  Ders.,  Die  Houbirg  und  die  Ringwälle  der  böhmischen  Mark.  1909.  8.  — 
Nordbayerischer  Verkehrsverein:  Ders.,  Winter  in  Nordbayern.  O.  J.  8.  —  Ders., 
und  Verschönerungsverein  in  Sulzbach,  Sulzbach  und  der  Oberpfälzer  Jura.  O.  J.  8.  — 
Dr.  Voit:  Ein  Konvolut  hessischer  Mandate  aus  dem  1.  Viertel  des  19-  Jahrhunderts.  2.  — 
Paris.  F.  R.  Martin-Guelliot:  Derselbe,  Collection  de  poupees  en  costumes  populaires. 
1909.  8.  —  Plauen  i.  V.  Karl  Alwin  Knab:  Beilage  1— III,  zu  den  , .Mitteilungen  für 
die  Familie  Knab".  4.  —  Prag.  Carl  Bellmann,  Verlag:  Bergner,  Verzeichnis  der  Gräf- 
lich Nostitzschen  Gemälde-Galerie  zu  Prag.  1905.  8.  —  Prag-Smichow.  H  a  u  f  f  e  n,  Professor: 
Ders.,  Neue  Fischart-Studien.  S.  A.  1908.  8.  —  Przemü.  A.  W  e  i  1  h  e  i  m,  K.  K.  Major: 
Ders.,  Katalog  einer  Wiener  Grillparzer-Sammlung.  1905.  8.  -—  Regensburg.  M  a  n  z,  Ver- 
lag: Herlein,  Das  Dorfleben  in  seiner  geschichtlichen  Entwickelung  1908.  8.  —  Straßburg  i.  E. 
Schlesier  &  Schw  ikhardt:  Folz,  Kaiser  Friedrich  IL  und  Papst  Innocenz  IV. 
1244  u.  1245.  1905.  8.  —  Kern,  Die  Todtentänze  zu  Basel — Kienzheim — Luzern.  1900.  8.  — 
Müller,  Die  elsässischen  Landstände.  1907.  8.  —  Stuttgart.  B  e  1  s  e  r'sche  Verlagsbuchhand- 
lung: von  Bosse,  Das  deutsche  Element  in  den  Vereinigten  Staaten.  19'^'9  8  —  W  Kohl- 
hammer, Verlagsbuchhandlung:  Darstellungen  aus  der  Württembergischen  Geschichte.  Heraus- 
gegeben von  der  Kommission  für  Landesgeschichte.  I II.  Bd.  1909.  8.  —  Steiff,  Geschichtliche  Lieder 
und  Sprüche  Württembergs.  Lief.  6.  1908.  8. —Carl  Kr  ab  be,  Verlag:  Städte  u.  Landschaften. 
(I.  Ruederer,  München.  III.  von  Scholz,  Bodensee.  IV.  Ernst,  Harz.  V.  Schäfer,  Niederrhein. 
VI.  Flake,  Straßburg  und  das  Elsaß.  VII.  Falke,  Hamburg.)  8.  —  Karl  Conrad  Mack:  Ders., 
Die  Oberamts-  und  Seminarstadt  Saulgau  mit  Bezirksgemeinden.  19O8.  8.  —  J.  B.  M  e  t  z  1  e  r, 
Verlagsbuchhandlung:  Krauß,  Das  Stuttgarter  Hoftheater  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegen- 
wart. 1908.  8.  —  Württembergischer  Geschichts-  und  Altertums- Verein:  Ders., 
Herzog  Karl  Eugen  von  Württemberg.  12.— 14.  Heft.  1909-  '4.  —  Tetschen  (Schloß)  a.  d.  Eger. 
Franz  Thun,  Graf:  Lauger,  Die  Geschichte  der  Familie  Thun  im  dritten  Viertel  des  XV. 
Jahrhunderts.  I.  Teil,  5-  Heft.  Wien.  '1908.  4.  —  Tübingen.  H.  L  a  u  p  p,  Verlag:  Mystifi- 
zinsky,  Faust,  Der  Tragödie  dritter  Teil.  VI.  Aufl.  1907-  8.  —  Dr.  Gustav  Schöttle: 
Ders.,  Das  Münz-  und  Geldwesen  der  Bodenseegegenden,  des  Allgäus  und  des  übrigen  Ober- 
schwabens im  13.  Jahrhundert.  S.A.  4.  —  Unterwindsbach  (Post  Hüttenbach).  L.  Boh- 
ne r,  Gutsverwalter:  Nürnbergisches  Kinderlehr- Büchlein.  Nürnberg.  1749.  8.  —  Weimar. 
H.  Bohl  au,  Verlag:  Zeitschrift  der  Savigny- Stiftung  für  Rechtsgeschichte.  XXIX.  Bd.  8.  — 
Dr.  von  den  Velden:  Ders.,  Das  Kirchenbuch  der  französischen  reformierten  Gemeinde 
zu  Heidelberg  1569—1577  und  Frankenthal  in  der  Pfalz  1577— l59ö.  8.  —  Wien.  Direktion 
des  K.  K.  Kriegsarchivs:  Mitteilungen  des  K.  K.  Kriegsarchivs.  III.  Folge,  6.  Bd. 
1909.  8.  —  Veltze,  Erzherzog  Johanns  „Feldzugserzählung".  1908.  1909.  8.—  K.  K.  Oberst- 
Kämmererstab:  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiser- 
hauses, XXVII,  5.  2.  —  Dr.  G.  L  0  e  s  c  h  e,  Professor,  K.  K.  Hofrat:  Ders.,  Monumenta 
Austriae  Evangelica.  Tübingen.  1909.  8.  —  Rosa  Wimpffen:  List,  Die  Rita  der  Ario- 
Germanen.  1908.  8.  —  W  i  1  c  z  e  k,  Graf:  Ders.,  Meine  Ansichten  über  Konservierung  und 
Restaurierung  alter  Kunstwerke.  1908.  8.  —  Ders.,  Erinnerungen  eines  Waffensamnilers. 
2.  Aufl.  1908.  4.  —  Würzburg.  Gesellschaft  für  Fränkische  Geschichte: 
Neujahrsblätter.  Bd.  IV:  Helmes,  Aus  der  Geschichte  der  Würzburger  Truppen  (1628 — 1802). 
1909.  8.  —  Herzers  Buchhandlung  (Gebrüder  Perschmann):  Perschmann,  Das 
Taubertal  von  Wertheim  bis  Rothenburg.    1907.    8.  —  F.  Jos.  Lang,   Kommerzienrat:   Ders., 


—    29    — 

Aus    Frankens    Urzeit.      1905-     8.  —    S  t  ü  r  t  z,    Universitiitsdruckerei:    Henner,    Altfränkische 
Bilder.      1909.    2.  — 

Ankäufe: 

Aimaniich,  Welt-Sitten-Statt-Marter-Calender,  Gerichtet  auf  alle  Schalt-Jahr.  O.  O.  u. 
0.  J.  8.  —  Leonis  Baptistae  Alberti  Florentini  viri  clarissimi  Libri  de  re  aedificatoria  decem. 
1512.  8.  —  Confessio  fidei  exhibita  invictiss.  Imp.  Carolo  V.  Caesari  Augustae  in  Comiciis 
Augustae.  Anno  MD  XXX.  Vitebergae.  1540.  8.  —  Leon  Batista  Alberti,  L'Architettura, 
tradotta  in  lingua  Fiorentina  da  Cosimo  Bartoli  Gentil'huomo  et  Accademico  Fiorentino.  In  Firenze, 
Torrentino.  1550.  2.  —  Policeyordnung,  Des  loeblichen  Frenckischen  Reichskraiß  verainte 
und  verglichne  Policeyordnung  .  .  .  Abgehandelt  zu  Nürnberg  den  12  May.  Anno  72.  Gedruckt 
zu  Nürnberg  1572.  2.  —  Ein  Tractätlein,  genannt  Zäch-Bruder-Spiegel.  0.  O.  1654.  8.  — 
Recess  der  löblichen  Meltzer-Brawer  Zunft  Alter  Stadt  Elbing.  Hdschr.  1685 — 1705.  2.  — 
Abraham  a.  S.  Clara,  Judas  der  Ertz-Schelm  für  ehrliche  Leuth.  1688.  8.  —  Das  verfluchte 
Heilige  Allmosen,  welches  zum  Deckmantel  der  schaendlichen  Betteley,  die  als  ein  Fluch  des 
Landes  sich  täglich  weiter  ausbreitet,  gemißbrauchet  wird.  1710.  8.  —  Gleim,  Preußische 
Kriegslieder  m  den  Feldzügen  1756  u.  1757  von  einem  Grenadier.  Berlin  (1758).  8.  — 
Nicolai,  Friedrich,  Das  Leben  und  die  Meinungen  des  Herrn  Magister  Sebaldus  Rothanker.  Berlin 
u.  Stettin.  1774.  8.  —  Nicolai,  Ludwig  Heinrich,  Vermischte  Gedichte.  Berlin  u.  Stettin. 
1778.  8.  —  Leben  und  Meynungen  des  Till  Eulenspiegel.  Volksroman.  1779-  8.  —  Rauten- 
strauch, Oesterreichische  Kriegslieder.  Wien.  1779.  8.  —  Die  Regierung  des  Hanswurstes. 
Eine  Komödie  aus  dem  vorigen  Jahrhundert.  Salzburg.  1786.  8.  —  Satyren  eines  Kapuziners 
über  sein  Zeitalter.  Wien.  1789.  8.  —  Statuten  der  Treude,  ihren  Priestern  u.  Priesterinnen 
gewidmet.  1794.  8.  —  Berlinisches  Archiv  der  Zeit  und  ihres  Geschmacks.  Jahrgang  1795. 
1795-  8.  —  Nicolai,  Friedrich,  Anekdoten  von  König  Friedrich  IL  von  Preußen,  und  von  einigen 
Personen,  die  um  Ihn  waren.  Berlin  u.  Leipzig.  1797-  8.  —  Toilettenphilosophie.  Neues 
Krebsbüchlein  für  Damen.  Leipzig.  1798.  8.  —  Nicolai,  Friedrich,  Der  Bouillotenleuchter. 
Eine  Goldgrube  der  Pariser  Damen  vom  Ton.  Berlin.  18OO.  8.  —  Ernst  Moritz  Arndt,  Der 
Rhein.  Teutschlands  Strom  aber  nicht  Teutschlands  Grenze.  Leipzig.  1813.  8.  —  Gräffer, 
Franz.  Historische  Raritäten.  Leipzig.  1814.  8  —  Die  Dichter  des  deutschen  Volkes,  Album 
des  Gediegensten  u.  Ausgezeichnetsten  aus  den  Werken  deutscher  Dichter.  Illustriert  mit  Origi- 
nalzeichnungen deutscher  Künstler.  Berlin.  1846.  4.  —  Argo,  Album  für  Kunst  und  Dich- 
tung herausgegeben  von  Fr.  Eggers,  Th.  Hosemann  u.  B.  von  Lepel.  1858  4.  —  Ludwig  Richter, 
Aus  dem  Volksleben  Ernst  und  Scherz.  In  Holzschnitten  von  Ludwig  Richter.  Herausgegeben 
von  Georg  Scherer.  1877.  4.  —  Verein  Berliner  Künstler,  Festschrift  zur  Feier  seines  fünfzig- 
jährigen Bestehens  19.  Mai  1891-  4.  —  Johann  Caspar  Lavater,  Physiognomische  Fragmente 
zur  Beförderung  der  Menschenkenntnis  und  Menschenliebe.     1775/78.    4.     Lief.  1—20.     19O8.  — 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Archiv  für  Stamm-  und  Wappenkunde.  Wappenbilder. 
Serie  II  32,  33.  III.  73—77.  IV  44—46.  8.  —  von  Bardeleben,  Die  Königlich  preußischen 
Genealogischen  Kalender  von  1724 — 1850.  8.  —  Chur-Bayrisch-Geistlicher  Calender  auf  das 
Jahr  MDCCLI III.  1754.  8.  —  Hochzeitsgedicht  auf  das  Andersonsche  und  Mattfeldtsche  Hoch- 
zeitsfest. Hamburg  am  13.  May  1749.  2.  Auf  rosa  Seide  gedruckt.  Vgl.  Abb.  6  und  die 
Vignette  am  Schluß  dieser  Nr.  des  Anzeigers.  —  Leben  und  Abenteuer  des  schlesischen  Ritters  Hans 
von  Schweinichen.  Von  ihm  selbst  aufgesetzt  und  herausgegeben  von  Professor  Büsching.  Leipzig. 
1823.  8.  —  Körner,  Genealogisches  Handbuch.  15.  Bd.  8.  —  Kürschners  deutscher  Literatur- 
Kalender  auf  das  Jahr  1909-  8.  —  Pazaurek,  Franz  Anton  Reichsgraf  von  Sporck,  ein  Mäcen 
der  Barockzeit,  und  seine  Lieblingsschöpfung  Kukus.  1901.  2.  —  Scheffner,  Johann  George, 
Mein  Leben,  wie  ich  Johann  George  Scheffner  es  selbst  beschrieben.  Königsberg  u.  Leipzig.  1821 
u.  1823.  8.  —  Derselbe,  Nachlieferungen  zu  meinen  Leben.  Leipzig.  1884.  8.  —  Genealog.- 
statistische  Taschenbücher  für  1908.  (  Hofkalender,  Gräfliches  Taschenbuch,  Freiherrliches  Taschen- 
buch, Uradeliges  Taschenbuch,  Brief  adeliges  Taschenbuch.)  1908.  8.  —  Rietstap,  Armorial 
general.  Fase.  41,  42,  43.  4.  —  Weizsäcker  &  Desoff,  Kunst  und  Künstler  in  Frankfurt  a.  M.  im  19. 
Jahrhundert.  II.  Bd.  1909.  8.  —  Wurzbach,  Alfred  von.  Niederländisches  Künstler-Lexikon. 
11.   Bd.  9-   Lief.     1909.     8. 


—    30    — 

Korpsstudentische  Stiftung.  Christophorus  Stummelius,  Studentes,  Comoedia  de  vita 
Studiosorum.  Coloniae.  MDXCIII.  8.  —  Vernünftiges  Studenten-Leben,  welches  zeiget,  Was 
sowol  ein  Candidatus  Acadeniiae,  als  auch  ein  würcklicher  Studiosus  bey  dem  Anfang,  Fortgang 
und  Ende  seiner  Academischen  Jahre  zu  thun  und  zu  lassen  hat.     Jena.     1726.     8.  — 

Denkmäler  der  Heill^unde.  Francisci  Mauriceau,  Chirurg.  Paris.  Tractat  von  Kranckheiten 
schwangerer  und  gebärender  Weibspersonen.  Basel.  1680.  4.  —  J.  C  W.  Moehsen.,  Beschrei- 
bung einer  Berlinischen  Medaillen- Sammlung,  die  vorzüglich  aus  Gedächtnis-Medaillen  berühmter 
Ärzte  bestehet.  Berlin  u.  Leipzig.  1773.  4.  —  Krauß,  Anthropophyteia.  V.  Bd.  1908.  8.  — 
Sticker,  Abhandlungen  aus  der  Seuchengeschichte  und  Seuchenlehre.  I,  1.  Die  Geschichte  der 
Pest.     1908.     8. 

(1.  April  bis  .30.  Juni.) 
Geschenke. 

Aachen.  Dr.  Joseph  Drecker.  Professor:  Derselbe,  Gnomone  und  Sonnenuhren. 
1909.  8.  —  Almerswind  b.  Schalkau  (S.-M.).  Rudolf  von  Enckevort,  Kammerherr 
und  Oberstleutnant  a.  D.:  Derselbe,  Geschichtliche  Nachrichten  über  die  Familie  von  Enckevort. 

1908.  8.  —  Barmen.      Albert    Molineus:     Derselbe,    Geschichte  der   Familie  Molineus. 

1909.  4.  —  Basel.       G  e  w  e  r  b  e  -  M  u  s  e  u  m:     Jahresbericht    des    Gewerbe-Museums    Basel, 

1908.  1909-  8.  —  Berlin.  Königliche  Bibliothek:  Luther,  Auslegung  des  Römer- 
briefes 1515—1516.  Autograph  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin  Ms.  theol.  lat.  qu.  21  in  Licht- 
druck, hergestellt  von  Ficker.  4.  —  Königlich  Preußisches  Ministerium  der 
öffentlichen  Arbeiten:  Untersuchung  des  Domes  in  Königsberg  i.  Pr.,  auf  Senkungs- 
erscheinungen. 1909.  8.  —  Königliches  Ministerium  für  Handel  und  Ge- 
werbe: Jahresberichte-  der  Königlich  Preußischen  Regierungs-  und  Gewerberäte  und  Berg- 
behörden für  1908.  1908.  8.  —  Direktion  des  Märkischen  Museums:  Führer 
durch  das  Märkische  Museum.  V.  Aufl.  1909.  8.  —  Kaiserliche  N  0  r  m  a  1  -  E  i  c  h  u  n  g  s- 
k  0  m  m  i  s  s  i  o  n:    Dieselbe,  Tafel  zur  Vergleichung  der  Angaben  der  eichfähigen  Getreideprober. 

1909.  8.  —  Generaldirektion  der  König  1.  preußischen  Museen:  Jahr- 
buch der  Königlich  preußischen  Kunstsammlungen.  XXX.  Bd.,  II.  Heft.  1909.  2.  —  Reichs- 
amt  des  Innern:  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Provinzialkommission  für  Denkmalpflege 
und  des  Provinzialkonservators  in  der  Provinz  Brandenburg  in  den  Jahren  1904  bis  1907.  1909. 
4.  —  F.  Rathgen:  Derselbe,  Luftdichte  Museumsschränke.  S.-A.  1909-  4.  —  Karl 
Schnabel,  Verlag:  Brunner,  Die  Lehre  von  den  Geistigen  und  vom  Volke.  1908.  8.  — 
H.  J.  A.  Seiler:  CoUoquia  oder  Christliche  Nützhche  Tischreden  Doctoris  Martini  Lutheri. 
Leipzig.  1577-  2.  —  Bielefeld.  Velhagen  und  K  1  a  s  i  n  g:  Künstler-Monographien, 
Bd.  96:  Gronau,  Die  Künstlerfamilie  Bellini.  1909.  8.  —  Monographien  zur  Weltgeschichte 
hrgg.  von  Heyck,  Bd.  29:  Luther.  1909.  8.  —  Bremen.  G  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m:  Jahresbericht 
des  Vereins  für  niedersächsiches  Volkstum.  II  1907.  111  1908.  8.  —  Chicago.  Carl  Netschert: 
Douai,  Das  republikanische  A.  B.  C  1848.  8.  —  Weihnachtsgabe  für  deutsche  Demokraten. 
Herausgegeben  von  Gustav  Liebert  u.  Carl  Parucker.  1850.  8.  —  Deutsches  Noth-  und  Hilfs- 
büchlein. 1844.  8.  —  Schmid,  Deutscher  Arbeiter- Katechismus.  1848.  8.  —  Verfassung 
des  Deutschen  Reichs.  l849-  8.  —  Dorpat.  Richard  Hausmann:  Derselbe,  Über- 
sicht über  die  archäologische  Forschung  in  den  Ostseeprovinzen  im  letzten  Jahrzehnt.  Riga. 
1908.  8.  —  Dresden.  Kgl.  Sächsisches  Ministerium  des  Innern:  Bericht 
der  Kommission  zur  Erhaltung  der  Kunstdenkmäler  im  Königreich  Sachsen.  Tätigkeit  in  den 
Jahren  1906,  1907  und  1908.  8.  —  Düsseldorf.  Landes-  und  S  t  a  d  t  -  B  i  b  1  i  o  t  h  e  k: 
Dieselbe,  4.  Jahresbericht  1907/8.  1908.  4  —  Kunstgewerbe-Museum  in  Düsseldorf:  Aus- 
stellung von  Vorbildern  für  kirchliche  Kunst.  16.  Aug.  bis  30.  Sept.  1908.  8.  —  Elberfeld. 
Dr.  Ernst  Scheibe:  Derselbe,  Studien  zur  Nürnberger  Waffenindustrie  von  1450 — 1550. 
1908.  8.  —  Essen.  Verwaltung  der  K  r  u  p  p's  c  h  e  n  B  ü  c  h  e  r  h  a  1 1  e:  Die  Krupp- 
sche Bücherhalle  in  Essen- Ruhr.  S.-A.  1909.  8.  —  Florenz.  Pas  quäle  Villari:  Ders., 
Lamberto  Loria,  Come  e  sorto  il  museo  di  etnografia  Italiana  in  Firenze.  —  Per  una  esposizione 
di  etnografia  Italiana  in  Roma  nel  1911.  1908.  —  Caltagirone.  1907-  8.  —  Frankfurt  a.  M 
Israelitische    Gemeinde    Philanthropin:    Programm  der  Realschule  der  Israeli. 


—     31     — 

tischen  Gemeinde  Philantlirnpin  zu  Frankfurt  a.  M.     1909.    4.  —  Heinricli    Keller,  Ver- 
lag:  Hottenroth,  Deutsche  Volkstrachten.     III.     1902.     8.  —  Kempf,  Dorfwanderungen.     1904. 

8.  Luthmer,  Malerische   Innenräume.     IV.     2.  —   Riegel,   Die  bildenden   Künste.      IV.    Aufl. 

1395.  8.  —  Verein  für  das  historische  Museum:  31.  Jahresbericht  des  Vereins 
für  das  Historische  Museum  zu  Frankfurt '  a.  AI.  190S.  8.  —  Verein  „Schnörkel": 
Jahresbericht  über  das  22.  Vereinsjahr  vom  1.  April  19üS  bis  31-  März  1909.  8.  —  Frauenfeld 
(i.  Schw.).  Huber&Cie.,  Verlag:  Schweizerisches  Idiotikon.  Wörterbuch  der  Schweizerdeutschen 
Sprache.  LXill.  Heft,  Bd.  VI.  Bogen  109— 118.  1908.  4.  —  Halle.  Buchhandlung 
des  Waisenhauses:  Zeitschrift  für  deutsche  Philologie.  Bd.  33—40.  8.  —  Hamburg. 
Dr.  H.  Stierling:  Derselbe,  Die  Sebalduskirche  in  Nürnberg.  Stuttgart.  1909.  8.  — 
Hersbruck.  Konrad  Schramm:  Ireneus,  Wasserspiegel.  Eisleben.  1566.  8.  —  Kriegs- 
und Siegeskalender  auf  das  Jahr  1751-  8.  —  Marschalck,  Johannes,  Chymische  Artzney-  und 
Werck-Schule.  1672.  8.  —  Kaiserslautern.  Pfälzisches  G  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m:  Be- 
richt des  pfälzischen  Gewerbemuseums  für  das  Jahr  1908.  1909.  8.  —  Karlsbad.  J.  H  o  f- 
man  n,  Fachlehrer:  Derselbe,  Die  Nordwestböhmische  Volkstracht  im  XIX.  Jahrhundert,  unter 
besonderer  Berücksichtigung  der  des  Elbogner  Kreises.  1908.  4.  —  Karlsruhe.  Direktion 
der  Großherzoglich  Badischen  Baugewerkschule:  Dieselbe,  Ferienarbeiten 
der  Gewerbe-Lehrer-Abteilung.  Wintersemester  1908/9.  2.  —  Badische  Historische 
Kommission:  Fünfundzwanzig  Jahre  der  Badischen  Historischen  Kommission.  Heidelberg. 
1909.  8.  —  Kiel.  R.  E.  Schmedtto.  Apotheker:  Hamburgische  Pharmakopoe.  1845-  8.  — 
Kopenhagen.  Dänisches  N  a  t  i  o  n  a  1  m  u  s  e  u  m:  Drikkehorn  og  Sölvtöj  fra  middel- 
alder  og  renaissance  udgivet  af  Nationalmuseets  anden  afdeling  ved  Jörgen  Olrik.  Kopenhagen 
1909.  2.  —  Kronach.  H  u  m  m  e  1,  Postsekretär:  Heimatklänge  vom  Frankenwald.  Gratis- 
beilage zur  ..Fränkischen  Presse".  Jahrg.  I  — III.  1905,  1906,  1907-  4.  —  Kulmbach.  L.  R. 
S  p  i  t  z  e  n  p  f  e  i  1,  Lehrer  a.  D. :  Derselbe,  St.  Petrikirche  in  Kulmbach.  6  Heimatschutzkarten. 
Mit  Te.xt.  1909.  8.  —  Langebrück  b.  Dresden.  Max  Adolf  Weißker:  Derselbe,  Bei- 
träge zur  Geschichte  und  Genealogie  der  Familie  Weißker.  II.  Bd.  1909.  8.  —  Leipzig.  F.  A. 
B  r  o  c  k  h  a  u  s.  Verlag:  Eckermann,  Gespräche  mit  Goethe  in  den  letzten  Jahren  seines 
Lebens.  IX.  Aufl.  Neu  herausgegeben  von  H.  H.  Houben.  1909.  8.  —  C.  L.  Hirsch- 
feld, Verlagsbuchhandlung:  Hauptwerke  des  Sozialismus  und  der  Sozialpolitik.  Herausgegeben 
von  Georg  Adler.  9.  Heft.  Enrico  Ferri,  Die  revolutionäre  Methode.  Aus  dem  Italienischen 
übersetzt  und  mit  Anmerkungen  versehen  von  Robert  Michels.  Leipzig  1908.  8.  —  Köhler, 
Problematisches  zu  Friedrich  List,  mit  Anhang:  Lists  Briefe  aus  Amerika  in  deutscher  Über- 
setzung. 1908.  8.  —  Lifschitz,  Untersuchungen  über  die  Methodologie  der  Wirtschafts- 
wissenschaft. 1909.  8.  —  Martin,  Die  Zukunft  Deutschlands.  1908.  8.  —  Saupe,  Das 
Erbscheinverfahren  nach  dem  Bürgerlichen  Gesetzbuche.  1908.  8.  —  Wolf,  Die  Reichs- 
finanzreform und  ihr  Zusammenhang  mit  Deutschlands  Volks-  und  Weltwirtschaft.  1909.  8.  — 
Friedrich  Jansa,  Verlag:  Vom  Christlichen  abschied  aus  diesem  tödlichen  leben 
des  Eiirwürdigen  Herrn  Dr.  Martini  Lutheri,  bericht  durch  D.  Justum  Jonam  M.  Michaelem 
Celium.  .  .  .  Gedruckt  zu  Wittenberg  durch  Georgen  Rhaw.  Anno  MD  XL  VI.  Neudruck. 
1909.  8.  —  Stadt  Leipzig:  Verwaltungsbericht  des  Rates  der  Stadt  Leipzig  für  das  Jahr 
1907.  8.  —  Leo  W  ö  r  1,  Verlagsbuchhandlung:  Illustrierter  Führer  durch  Nürnberg. 
XXVII.  Aufl.  8.  —  Linz  a.  D.  A.  M.  P  a  c  h  i  n  g  e  r:  Derselbe,  Krankheitspatrone  auf 
Heiligenbildern.  S.-A.  1909.  8.  —  Derselbe,  Aus  der  Kinderstube  der  Luftschiffahrt.  1909. 
8.  —  Freifäulein  A.  von  Zotel:  Illustriertes  Magazin  begleitet  von  der  Schnellpost  der 
Moden.  Herausgegeben  von  F.  A.  Wiese.  Jahrg.  1847  u.  1849-  8.  —  London.  E.  G.  R  a  v  e  n- 
stein:  Derselbe,  Martin  Behaim,  bis  life  and  his  globe.  1908.  2.  —  Mannheim.  Ernst 
Bassermann:  Bassermann'sche  Familien-Nachrichten.  Herausgegeben  von  Ernst  u.  Kurt 
Bassermann.  Heft  3-  1909-  4.  —  Marburg.  Bibliothek  des  Verbandes  alter 
Korpsstudenten:  Katalog  der  Bibliothek  des  Verbandes  alter  Korpsstudenten.  1909. 
8.  —  Meißen.  Joseph  Schattier,  Architekt:  Veröffentlichungen  des  Meißner  Dom- 
bauvereins. III  u.  IV.  1908.  4.  —  Metz.  Museum  der  Stadt:  Bericht  über  die 
Sammlungen  für  das  Rechnungsjahr  1907.  Von  Museumsdirektor  Prof.  Keane.  1909.  4.  — 
München.      Das    Großkanzleramt    des    Kgl.     Bayer.     Haus-Ritterordens 


—     32     — 

vom  hl.  Georg:  Mitglieder- Verzeichnis  des  Königl.  Bayer.  Haus- Ritter-Ordens  vom  hl. 
Georg  nach  dem  Stande  vom  22.  April  1909.  8.  —  Direktion  der  Königl.  Hof- 
und  Staatsbibliothek:  Catalogus  codicum  manu  scriptorum  bibliothecae  regiae  Mona- 
censis  Tomi  I.  pars  V:  Die  Sanskrit- Handschriften  der  Kgl.  Hof-  und  Staats- Bibliothek  in  München, 
beschrieben  von  Theodor  Aufrecht.  1909-  8.  —  Albert  Langen,  Verlag:  Fuchs,  Illu- 
strierte Sittengeschichte.  Bd.  I.  Lief.  11—18.  4.  —  L  e  n  t  n  e  r'sche  Buchhandlung: 
Veröffentlichungen  aus  dem  Kirchenhistorischen  Seminar  München.  III.  Reihe  Nr.  5.  1909. 
8.  —  Historisches  Museum:  Historische  Ausstellung  der  Stadt  München,  veranstaltet 
aus  der  Maillinger-Sammlung.  I X.  1909.  8.  —  Rudolf  Arthur  Peltzer,  Assessor 
a.  D. :  Derselbe,  Geschichte  der  Messingindustrie  und  der  künstlerischen  Arbeiten  in  Messing  in 
Aachen  und  den  Ländern  zwischen  Maas  und  Rhein  von  der  Römerzeit  bis  zur  Gegenwart.  1909. 
8.  —  Nachlaß  Alwin  Schultz:  Derselbe,  Das  höfische  Leben  zur  Zeit  der  Minnesänger. 
1879/80.  8.  —  Derselbe,  Das  höfische  Leben  zur  Zeit  der  Minnesänger.  II.  Aufl.  1889.  8.  — 
Derse.be,  Das  häusliche  Leben  der  europäischen  Kulturvölker.  1903.  8.  —  Derselbe,  Urkundliche 
Geschichte  der  Breslauer  Maler-Innung  in  den  Jahren  1345 — 1523.  1866.  8.  —  Derselbe,  Die 
Breslauer  Maler  des  16.  Jahrhunderts.  S.-A.  8.  —  Derselbe,  Untersuchungen  zur  Geschichte 
der  Schlesischen  Maler  (1500— 1800).  1882.  8.  —  Derselbe,  Kunst  und  Kunstgeschichte.  1884. 
8.  —  Zum  25jährigen  Bestehen  der  Modenwelt  1865— 1890.  O.  V.  1890.  8.  —  Illustrierte 
Kataloge  der  59-  u.  63.  Jahres-Ausstellung  des  Kunstvereins  für  Böhmen  und  Prag  1898  u.  1902. 
8.  —  de  Bruyn,  Costumes  civils  et  militaires  du  XVI.  siecle.  I872.  2.  —  17  Skizzenbücher, 
und  Manuskripte  von  Alwin  Schultz.  —  Die  Dinskuren,  Deutsche  Kunstzeitung.  V.  Jahrgang. 
1860.  4.  —  European  pictures  of  the  year.  1894.  2.  —  Ubiory  ludu  Polskiego,  Zeszyt  I.  2.  — 
Sprawozdania  komisyi  do  Badania  Historyi  Sztukiw  Polsce.  VII,  4.  1905.  2.  —  Derselbe, 
Die  Legende  vom  Leben  der  Jungfrau  Maria  .  .  .  1878.  8.  —  Derselbe.  Über  Bau  und  Ein- 
richtungen der  Hofburgen  des  Xll.  u.  XIII.  Jahrhunderts.  1862.  8.  —  New  York.  New- 
York  Public  Library:  German  American  Researches,  The  growth  of  the  Ger- 
man  American  Collection  of  the  New  York  public  library  during  1906 — 1907.  Deutsch-Amerika- 
nische Forschungen,  Wachstum  und  Benutzung  der  Deutsch-Amerikanischen  Sammlung  der 
New  York  Public  Library  während  1906/1907  und  anderes  Deutsch-Amerikanisches  aus  der 
genannten  Bibliothek.  1908.  8.  —  Nürnberg.  Marianne  Meißner,  Privatiere:  Franz 
Beier,  Hector  Berlioz  und  seine  ,, Verdammung  Fausts".  Cassel.  1894.  8.  —  Calderons  größte 
Dramen  religiösen  Inhalts.  Aus  dem  Spanischen  übersetzt  von  F.  Lorinser.  Bd.  VI  u.  VII.  1876. 
8.  —  Carus,  Mnemosyne.  i848.  8.  —  C.  W.  Contessa,  Schriften.  Herausgegeben  von 
E.  von  Houwald.  Leipzig.  1826.  8.  —  Dante  Alighiere,  Die  göttliche  Komödie.  Aus  dem 
Itahenischen  übersetzt  und  erklärt  von  Karl  Ludwig  Kannegießer.  IV.  Aufl.  Leipzig.  1843- 
8.  —  Die  Edda,  Götterlieder  und  Heldenlieder.  Aus  dem  Altnordischen  von  Hans  von  Wolzogen. 
O.  J.  8.  —  Hermann  Geiger,  Lydia.  l857-  8.  —  Melitta.  Eine  auserlesene  Sammlung  von 
Erzählungen,  Gedichten,  Geschichten  usw.  von  F.  W.  Jaeger.  O.  J.  8.  —  Ricordo  d'ami- 
cizia.  Milano.  O.  J.  8.  —  C.  F.  Scherenberg,  Gedichte.  II.  Aufl.  1850.  8.  —  Georg  Scheur- 
lin,  Edwin  1869.  8.  —  Georg  Scheurlin,  Heideblumen.  Heidelberg.  1858.  8.  —  R. 
Töpffer,  Rosa  und  Gertrud.  Aus  dem  Leben  eines  Genfer  Geistlichen.  Berlin.  1846.  8.  — 
Georg  Möring:  Zwei  medizinische  Werke  (in  einem  Band).  Anfang  des  17.  Jahrh.  8.  — 
Nordbayerischer  Verkehrsverein:  Amberg  und  seine  Umgebung.  Heraus- 
gegeben vom  Verschönerungsverein  Amberg  und  dem  Nordbayerischen  Verkehrsverein  in  Nürn- 
berg. 1909.  8.  —  Nürnberg  des  Deutschen  Reiches  Schatzkästlein.  Herausgegeben  vom  Fremden- 
verkehrsverein. II.  Aufl.  1909.  8.  —  Nürnberg,  Führer  und  Ratgeber  zur  Ansiedelung.  Heraus- 
gegeben vom  Fremdenverkehrsverein.  1909.  8.  —  Pilsen.  Westböhmisches  Kunst- 
gewerbemuseum: Photographie  des  Epitaphium  Griesbeck  und  der  dabei  gefundenen 
Urkunde  in  Kralowitz  (1593).  —  Plauen  i.  V  :  Gymnasium:  Dasselbe,  XX.  Jahresbericht 
des  Königl.  Gymnasiums  zu  Plauen  i.  V.  über  das  Schuljahr  1 908 /l 909,  mit  Programm.  4.  — 
Prag.  Adalbert  Freiherr  von  Lanna:  Derselbe,  Sammlung  Lanna.  Prag.  1909- 
2.  I.  Bd.  —  Rathsberg.  Beck  (Brüder):  Eine  Anzahl  von  Druckschriften  betreffend  die  Ge- 
schichte des  Germanischen  Museums.  —  Regensburg.  G.  Anton  Weber:  Dürers  Italie- 
nische   Reise.     S.-A.     8.  —  Schwabach.     C.   D  ü  r  i  g,  Oberlandesgerichtsiat:    Des  hochlöblichen 


—     33    — 

Stiffts  Würtzburg  und  Hertzogtums  zu  Francken  Kayserliche  Land-Gerichts-Ordnung.  Würtz- 
burg.  1 733.  2.  —  Stuttgart.  König  1.  Zentralstelle  für  Gewerbe  und  Handel: 
Katalog  der  Bibliothek  der  Königlichen  Zentralstelle  für  Gewerbe  und  Handel.  1909.  8.  — 
W.  K  o  h  1  h  a  m  m  e  r,  Verlag:  Alberti  &  ,Schön,  Württembergisches  Adels-  und  Wappenbuch. 
12.  Heft.  1909.  4.  —  Königliches  Landesgewerbe-Museum:  Bericht  über 
das  Jahr  1908.  8.  —  Münzkabinet:  Deutsche  Renaissance-Medaillen.  Katalog  der  Aus- 
stellung deutscher  Renaissance-Medaillen.  Herausgegeben  von  J.  Ebner.  1909.  8.  —  Wert- 
heim.  Historischer  Verein  Alt-Wertheim:  Derselbe,  Jahresbericht  für  das 
Jahr  1908.  1908.  8.  —  Wien.  K.  Ad.  Freiherr  von  Bachofen:  Derselbe,  Familien- 
bilder der  Bachofen  von  Echt.  2.  Mappe.  4.  —  Hauptleitung  des  Verbandes 
alter  Burschenschafter  Österreichs:  Dieselbe,  Handbuch  für  den  deutschen 
Burschenschafter  Österreichs.  1908.  8.  —  K.  K.  Oberst-Kämmererstab:  Jahrbuch 
der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses.  Bd.  XXVIIl.  Heft  1.  1909. 
2.  —  Guido  von  List-Gesellschaft:  Guido  List-Bücherei.  1,  4.  1909-  2.  — 
Wismar.    H  i  n  s  t  0  r  f  fsche  Verlagsbuchhandlung:  Schierholz,  Die  Örtlichkeit  der  Varus-Schlacht. 

1908.  8,  —  Würzburg,  Gesellschaft  für  fränkische  Geschichte:  Vierter 
Jahresbericht  der  Gesellschaft  für  Fränkische  Geschichte  für  das  Jahr  1908.     8. 

Ankäufe: 
Statuta  Capituli  Munerstadt.  1460.  40.  Hs.  —  Newe  Zeyttung  vnd  Wunderpredigt: 
Dadurch  ein  Arme  einfaltige  verachte  Junckfraw,  One  gefehr  XVII  Jhar  alt,  alle  Stende  zur  Busse 
vnd  Besserung  ires  sündlichen  lebens  vermanet  hat.  Geschehen  zu  Freibergk  in  .fVleißen  den 
17.  May  Anno  1560.  Mit  einer  Vorrede  Hieronimi  Welleri.  1560.  80.  —  Valentinus  Boltze, 
Illuminierbuch.  MDLXVI.  8.  —  Philemerus  Irenicus  Elisius,  Diarium  Europaeum  1659  bis  168O. 
31  Bde.  8.  —  Historisch-politische  Blätter,  Bd.  1—116,  mit  drei  Registerbänden.  8.  — Mook, 
Hinrichtung  des  Stadtesels  von  Nürnberg.  1872.  8.  —  Rahn,  Geschichte  der  bildenden  Künste 
in  der  Schweiz.  1875/76.  8.  —  Keppler,  Württembergs  kirchliche  Kunstaltertümer.  Rotten- 
burg, 1888.  8.  —  Luthmer,  Der  Schatz  des  Freiherrn  Karl  v.  Rothschild.  IL  Serie.  Frank- 
furt, 1885-  2.  —  Ohlenschlager,  Prähistorische  Karte  von  Bayern.  15  Blätter  mit  Erläuterungen. 
München,  1891-  —  Zell,  Bauern-Häuser  und  volkstümliche  Hausmalereien  im  Bayerischen  Hoch- 
land. Frankfurt,  1900.  2.  —  Pellehn,  Der  Pantograph,  1603— 1903-  S.-A.  1903.  —  Corell, 
Brunnen  aus  Tirol,  Vorarlberg  und  Salzburg.  Frankfurt,  1907.  4.  ^  Hofstede  de  Groot,  Be- 
schreibung und  kritisches  Verzeichnis  der  Werke  der  hervorragendsten  holländischen  Maler  des 
XVIII.  Jahrhunderts.  Eßlingen,  1907.  8.  —  Leisching,  Figurale  Holzplastik.  I.  Bd.:  Wiener 
Privatbesitz.  Kirchliche  und  profane  Schnitzwerke.  1908.  2.  —  Zentralblatt  für  kunstwissen- 
schaftliche Literatur  und  Bibliographie.  1.  Jahrg.  1908.  8.  —  Das  Königl.  Preußische  Kriegs- 
ministerium 1809/1909.  Hrsgg.  V.  Kriegsministerium.  1909.  4.  —  Einblattdrucke  des  XV.  Jahr- 
hunderts. Hrsgg.  von  Paul  Heitz:  Clauß,  Holz-  und  Metallschnitte  des  XV.  Jahrh.  aus  den 
Stadtbibliotheken  zu  Colmar  und  Schlettstadt.  Straßburg,  1909.  2.  —  Einblattdrucke  des 
XV.  Jahrhunderts.  Hrsgg.  von  Paul  Heitz:  Schmidbauer,  Einzel- Formschnitte  des  XV.  Jahr- 
hunderts in  der  Staats-,  Kreis-  und  Stadtbibliothek  Augsburg.  Straßburg,  1909.  2.  —  Ex- 
libris, Zeitschrift  für  Bücherzeichen,  Bibliothekenkunde  und  Gelehrtengeschichte.  Register  zu 
Bd.  I  — XVI  (1891  — 1906).  1909.  4.  —  Gurlitt,  Historische  Städtebilder.  Serie  IL  Bd.  5:  Pots- 
dam. Berlin.  —  Rosenberg,  Geschichte  der  Kostüms.  IL  Bd.  O.  J.  2.  —  Daremberg- 
Saglio,  Dictionnaire  des  antiquitds  grecques  et  romains  d'aprds  les  textes  et  les  monuments. 
Paris.  1877—1909.  Fase.  1— XLIL  4.  —  Studien  zur  deutschen  Kunstgeschichte,  Heft  111: 
Roch,  Philipp  Otto  Runges  Kunstanschauung.  Straßburg,  1909.  8.  —  Viertel] ahrsschrift  für 
Sozial-  und  Wirtschaftsgeschichte.  Hrsgg.  von  St.  Bauer,  G.  von  Below,  L.  M.  Hartmann. 
Bd.  III,  IV,  V,  VI,  VII.     1905—1909.  —  Zeitschrift  für  Bücherfreunde.    Neue  Folge.     I.   Jahrg. 

1909.  4. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Ohmann,  Die  Anfänge  des  Postwesens  und  die  Taxis. 
1909.  1  Bd.  8.  —  Rietstap,  Amorial  g^neral.  Fase  44  u.  45.  4.  —  Mitteilungen  der  Zentral- 
stelle für  deutsche  Personen-  und  Familiengeschichte.  4.  Heft.  8.  —  Heydenreich,  Familien- 
geschichtliche  Quellenkunde.     1909.     1    Bd.     8.  —  Häberle,   Auswanderung  und   Koloniegrün- 

3 


34 


düngen  der  Pfälzer  im  18.  Jahrhundert.  1909-  l  Bd.  8.  —  Wurmann,  Sammlung  aller  Amts- 
Siegel  und  Wappen  der  Magistrate,  Bürgermeistereien  und  Polizeibehörden  der  deutschen  Städte 
und  der  meisten  Landgemeinden  des  deutschen  Reiches.  Tafel  1 — 126.  1892.  4  Bde.  4.  — 
Oeynhausen,  Geschichte  des  Geschlechtes  von  Oeynhausen.  Frankfurt,  1870 — 89.  4  Bde.  8.  — 
Ein  Convolut  adeliger  Stammbäume,  Todesanzeigen  und  andere  genealog.  Akten  aus  dem  18.  u. 
19-  Jahrh.  —  Genealogie  der  Nürnberger  Patrizierfamilien  Pfinzing  und  Löffelholz.  Handschrift, 
letztes  Viertel  des  17.  Jahrh.     1   Bd.     4. 

Nassauer  Stiftung.    Bussemaker,  Archives  on  correspondance  inedite  de  la  maison  d'Orange- 
Nassau.     Troisieme  Serie  II,  quatrieme  serie  I.     Leyden  19O8.     2  Bde.     8. 


Abb.  6.    Kupferstich-Vignette  von  J.  Haas  in  Hamburg,  1749. 

(Vgl.  das  S.  30  angeführte  Hochzeitsgedicht.) 


—     35     — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Runge  und  die  Romantik,  Von  Andreas  Aubert.  Verlegt  bei  Paul  Cassirer 
in  Berlin.    1909.   127  S.  4°. 

Der  Wiederentdecker  Ph.  O.  Runges  ist  Alfred  Lichtwar  k.  Aufs  Neue  wies  dann 
die  Berliner  Jahrhundertausstellung  auf  den  Künstler  nachdrücklich  hin.  Nun,  da  er  allgemeiner 
bekannt  wurde,  setzte  eine  weitgehende  Überschätzung  seiner  Kunst  ein.  Man  machte  aus  einem 
Propheten  einen  Messias. 

Auch  der  Verfasser  des  vorliegenden  Buches  hat  sich  von  einer  zu  hohen  Bewertung  Runges 
nicht  ganz  frei  gehalten.  So,  wenn  er  auf  Grund  des  ja  gewiß  für  jene  Zeit  bedeutsamen  Porträts 
der  Eltern  des  Malers  dem  Künstler  einen  Stil  zuschreibt,  der  an  Rasse  dem  Masaccios  zu  vergleichen 
sei.  Und  so,  wenn  er  in  dem  Bestreben,  Runge  als  d  i  e  künstlerische  Kraft  seiner  Epoche  hinzu- 
stellen, behauptet,  „rechts  und  links"  von  ihm  seien  nur  ,, Sekten"  gewesen.  Mit  diesen  ,, Sekten" 
sind  auf  der  einen  Seite  die  unter  Goethes  Führung  stehenden  Weimarischen  Kunstfreunde,  die 
für  eine  klassizistische  Kunstanschauung  Propaganda  trieben,  und  auf  der  anderen  die  Nazarener, 
deren  literarischer  Vorkämpfer  Friedrich  Schlegel  war,  gemeint.  Außer  diesen  beiden 
Strömungen  gab  es  aber  noch  eine  dritte.  Und  sie  half,  wie  Runge,  an  ihrem  Teil  dazu,  eine  ge- 
sunde, neue,  einen  frischen  Kolorismus  erstrebende  Malerei  vorzubereiten.  Man  braucht  sich 
daraufhin  nur  einmal  das  Schaffen  der  schlichten  frühen  Landschaftsrealisten,  wie  das  eines  Wagen 
bauer  und  Dorner,  anzusehen.  Runge  steht  also  in  seinem  Bemühen  nicht  so  isoliert  da,  wie  Aubert 
annimmt. 

Allein  abgesehen  von  derartigen,  den  Hamburger  Künstler  zu  hoch  wertenden  Ausführungen 
findet  sich  manches  feine  aufhellende  Wort  über  das  Wesen  und  die  Ziele  seines  Wirkens.  Die 
vielverzweigten  Beziehungen  Runges  zur  deutschen  Romantik  werden  dargelegt.  Namentlich 
wird  gezeigt,  welchen  Einfluß  Jakob  Böhmes  Mystik,  die  der  Maler  aus  eigener  Lektüre  teil- 
weise kannte,  die  Romantik  T  i  e  c  k  s,  mit  dem  er  befreundet  war,  und  die  ihm  durch  den  geist- 
vollen Naturforscher  Steffens  vermittelte  neptunische  Geologie  Werners  auf  den  Ge- 
fühls- und  Gedankengehalt  der  „Tageszeiten"  gehabt  haben.  Klar  und  überzeugend  werden 
die  graziösen,  eine  ganze  Kosmogenie  enthaltenden  Blätter  gedeutet  und  mit  Recht  „die  ausge- 
prägteste romantische  Dichtung  der  Frühromantik"  genannt.  Die  Gefahren  der  in  Runge  glühen- 
den echt  romantischen  Phantastik,  die  der  Künstler  auch  selbst  wohl  erkannte,  hebt  Aubert  ge- 
bührend hervor.  In  unserem  Maler  stürmte  der  dichterisch  schauende  Seher  dem  gestaltenden 
Künstler  gewöhnlich  weit  voraus.  Das  war  um  so  bedenklicher,  als  es  ihm  an  malerischer  Schulung 
fehlte.  Er  mußte  sich,  wie  alle  seine  deutschen  Zeitgenossen,  seine  Technik  selbst  schaffen,  sie 
gleichsam  neu  erfinden,  da  die  Tradition  der  malerischen  Kultur  abgebrochen  war.  Sein  tech- 
nisches Können  vermochte  mit  seinem  flugfrohen  zukunftsicheren  Geiste  oft  nicht  Schritt  zu 
halten.  Er  ahnt  den  modernen  Impressionismus  bis  zu  einem  gewissen  Grade,  die  Freilichtmalerei 
und  die  kommende  Blüte  der  Landschaftsmalerei  in  uns  heute  seltsam  packenden  Prophetenworten 
voraus,  weiß  aber  das  alles  noch  nicht  zu  verwirklichen.  Heiß  ringt  er  um  eine  rein  auf  die  Farbe 
und  das  Licht  gegründete  Malerei.  Er  studiert  eifrig  die  Farben  und  konstruiert  eine  Farben- 
kugel. Er  weist  auf  die  Lichtmaler  Correggio  und  Rembrandt  hin.  Praktische  Studien 
gehen  damit  Hand  in  Hand.  Jedes  der  von  ihm  geschaffenen  Bildnisse  bedeutet  einen  neuen 
technischen  Gewinn  für  ihn,  wenn  sie  auch  noch  ganz  mit  den  bisherigen  .Mitteln  der  Malerei  ge- 
malt sind.  „In  der  Arbeit  an  seiner  eigenen  malerischen  Selbstentwickelung  sieht  er  eine  Arbeit 
für  die  Wiedergeburt  der  Malerei  überhaupt".  Doch  alle  diese  technischen  Errungenschaften 
sollten  schließlich  nur,  so  war,  wie  Aubert  darlegt,  seine  Absicht,  der  farbigen  Ausgestaltung  seiner 
zunächst  bloß  in  radierten  Umrißzeichnungen  veröffentlichten  „Tageszeiten",  dem  Hauptwerk 
seines  Lebens,  zugutekommen.     Jetzt   aber,   da  er  dicht  davorstand,   sein  malerisches  Programm 

3» 


—     36    — 

„Licht,  Farbe  und  bewegendes  Leben"  in  die  Wirklichkeit  umzusetzen,  riß  dem  erst  Dreiund- 
dreißigj ährigen  der  Tod  den  Pinsel  aus  der  Hand.  Runge  kam  über  einige  koloristische  Vorarbeiten 
für  ein  Blatt  der  ,, Tageszeiten",  den  ,, Morgen",  nicht  hinaus.  Sein  Leben  glich,  wie  er  selbst 
vorausahnend  sagt,  einem  ,, Akkord  in  einer  großen  Musik,  der  grade  dann  abgebrochen  wird, 
wann  er  am  lautesten  aufjauchzet". 

Die  ,, Tageszeiten"  sind  in  Abbildungen  nach  den  Umrißradierungen  dem  Buche  beigegeben. 
Ebenso  die  wertvollen  Skizzen  zum ,, Morgen".  Weiter  sehen  wir  in  guter  Reproduktion  das  wunder- 
volle Selbstporträt  der  Hamburger  Kunsthalle,  ein  anderes,  mit  Kohle  gezeichnetes  Selbstbildnis 
aus  Privatbesitz,  das  bekannte  Porträt  seiner  Eltern,  das  einen  Anlauf  zur  Freilichtmalerei  nehmende 
Bildnis  der  Hülsenbeck'schen  Kinder  und  das  als  Seelenschilderung  so  tief  ergreifende  Gruppen- 
bild, auf  dem  der  Künstler  sich  mit  seiner  Frau  und  seinem  Bruder  dargestellt  hat.  Ein  sehr  guter 
Gedanke  war  es,  den  ersten,  mit  Bleistift  gemachten  Entwurf  zu  jenem  Gruppenbild  in  das  Buch 
mit  aufzunehmen;  man  kann  so  den  Fortschritt,  der  zwischen  der  ersten  Konzeption  und  dem 
fertigen  Gemälde  liegt,  und  damit  die  eminente  innere  Arbeit,  die  sich  Runge  seine  Werke  kosten 
ließ,  klar  erkennen.  Recht  dankbar  muß  man  endlich  dafür  sein,  daß  außer  einigen  anderen 
Schöpfungen  des  Künstlers  noch  ein  paar  seiner  reizvollen,  von  intensivstem  Leben  erfüllten  Blumen- 
Silhouetten  abgebildet  sind. 

So  lange  wir  keine  umfassende  Publikation  besitzen,  in  der  das  Lebenswerk  Runges  mit 
aller  Vollständigkeit  durch  große  scharfe   Reproduktionen  beranschaulicht  und  durch  eine  er- 
schöpfende, die  künstlerische  Zeitgeschichte  wie  die  persönliche  Entwickelung  des  Malers  gleich-' 
mäßig  berücksichtigende  Analyse  charakterisiert  wird,  werden  wir  ohne  die  feinfühlige  Schilde- 
rung Auberts  nicht  auskommen  können.  Dr     Heinrich    Höhn. 

Führer  durch  das  städtische  Museum,  die  alte  Kaiserburg  und  sonstige  Sehenswürdigkeiten 
von  Eger.  Von  K.  Rat  Dr.  Karl  S  i  e  g  1.  Mit  8  Ansichten  und  2  Plänen.  Eger  1909.  Ver- 
lag der  Stadtgemeinde.     72  S.     8. 

Von  diesem  gediegensten  Wegweiser,  der  dem  Besucher  der  alten  Reichsstadt  sich  dar- 
bietet (vgl.  Mitt.  d.  G.  N.-M.  1906,  83),  liegt  eine  sorgfältige  Neubearbeitung  vor.  Sie  hat  sich 
notwendig  gemacht  durch  die  vollständige  Neueinrichtung  des  Egerer  Museums,  die  im  Laufe 
des  Jahres  1907  bewerkstelligt  worden  ist.  Ein  im  Januar  1907  in  der  sog.  Bürger-  und  Zunft- 
stube entstandener  Kaminbrand,  der  glücklicherweise  rasch  wieder  gelöscht  wurde,  gab  den 
äußeren  Anstoß.  Die  hierbei  z.  T.  beschädigten,  z.  T.  auch  wohl  zerstörten  Gegenstände  konnten 
entweder  restauriert  oder  doch  in  Bälde  durch  Zuwendungen  und  Ankäufe  ausreichend  ersetzt 
werden.  Noch  im  gleichen  Jahre  war  es  möglich  geworden,  vier  neue  Räume  dem  Museum  anzu- 
gliedern. So  kann  die  Leitung  desselben  mit  Genugtuung  feststellen,  daß  die  Sammlungen  in 
ihrem  dermaligen  Bestände  es  nun  ruhig  mit  allen  ähnlichen  Provinzialmuseen  aufzunehmen 
vermögen. 

Das  mit  einem  wertvollen  Abriß  der  Geschichte  von  Stadt  und  Land  Eger  eingeleitete 
Werkchen  betrachtet  nicht  nur  in  sehr  eingehender  Weise  die  vielseitigen  Sammlungen  im  Stadt- 
hause (Hausflur  und  Hofraum,  stadtgeschichtliche,  kirchliche  und  profane  Denkmäler,  Wallen- 
steinzimmer,  Bürger-  und  Zunftstube,  2.  Bürgerstube,  Egerländer  Bauernstuben,  Rechtsalter- 
tümer, Kunstgewerbe  und  Handwerkskunst  etc.,  auch  natur-  bezw.  vorgeschichtliche  Samm- 
lungen), sein  Verfasser  ist  auch  der  berufenste  Interpret  der  alten  Kaiserburg,  der  beste  Begleiter 
auf  Kreuz-  und  Querwegen  durch  das  alte  und  neue  Eger,  endlich  ein  erwünschter  Berater  für 
Ausflüge  in  die  großenteils  recht  schöne  und  interessante  Umgebung  jener  Stadt.  H.   H. 

Gefälschte  Kunstwerke.  Von  Stephan  Beiße  1.  Freiburg  i.  B.  Herde  r'sche 
Verlagsbuchhandlung.     1909-     175  S. 

Das  Schriftchen  gibt  in  anregender  Weise  Aufschluß  über  die  Preise  von  Kunstwerken 
und  Altertümern,  über  deren  Fälschungen  und  über  die  Wege,  auf  welchen  dieselben  hergestellt 
und  in  den  Handel  gebracht  werden.  Dem  Fachmanne,  der  weiß,  daß  er  bei  aller  Erfahrung  doch 
zuweilen  den  Fälschern  zum  Opfer  fällt,  bietet  es  kaum  etwas  Neues,  wohl  aber  kann  es  angehenden 
Liebhabern  und  Sammlern  eine  eindringliche  Mahnung  zur  Vorsicht  sein. 


—     37     — 

Meyers  großes  Konversations- Lexikon.  Sechste  gänzlich  neubearbeitete  und  vermehrte 
Auflage.  Bd.  XVIII— XX.  Leipzig  u.  Wien.  Bibliographisches  Institut.  1907— 1908. 
Lex.  8°. 

Nachdem  nunmehr  mit  den  vorliegenden  drei  neuen  Bänden  das  Meyersche  Konver- 
sationslexikon in  6.  Auflage  seinen  Abschluß  gefunden  hat,  bleibt  uns  nur  noch  übrig, 
diesem  Schluß  des  großen  Werkes  das  gleiche  Lob  und  dieselbe  Anerkennung  zu  spenden, 
die  wir  bei  früheren  Besprechungen  an  dieser  Stelle  den  voraufgehenden  Bänden,  ihrem  auf 
den  Stand  unseres  gegenwärtigen  Wissens  gebrachten  Texte  nicht  minder  als  den  reichlich 
vermehrten,  vortrefflichen  Abbildungen  gezollt  haben.  Auch  hier  wird  die  Hinzufügung  der 
Bildnistafeln  (Sozialisten,  Techniker),  die  Erneuerung  und  Erweiterung  des  Landkarten- 
Apparates  (Sibirien,  Südafrikanischer  Kriegsschauplatz  1899 — 1902,  Westindien  und  Mittel- 
Amerika  etc.),  die  den  Bestrebungen  unserer  Zeit  Rechnnng  tragende  Aufnahme  der  beiden 
lehrreichen  Doppeltafeln  ,, Volkstrachten"  u.  a.  m.  in  hohem  Grade  willkommen  geheißen 
werden.  In  der  Textgestaltung  ist  namentlich  auf  die  raschen  Fortschritte  auf  allen  Ge- 
bieten der  Technik  Bedacht  genommen  worden  und  haben  auch  sonst  eine  Reihe  von  Stich- 
proben die  große  Zuverlässigkeit  des  vorgetragenen  ,, allgemeinen  Wissens"  dargetan.  Unter 
den  Verdienstmedaillen  (Bd.  XX  S.  43)  hätte  wohl  auch  die  neu  gestiftete  bayerische  Luit- 
poldmedaille  Aufnahme  verdient. 

So  wird  Meyers  Großes  Konversationslexikon  mit  seiner  sechsten  Auflage  die  Cam- 
pagne  gegen  Ignoranz  und  Unbildung  siegreich  fortsetzen  und  den  bevorzugten,  weithin 
sichtbaren  Platz  unter  den  Handbüchern  und  Nachschlagewerken,  den  es  nun  seit  Jahrzehn- 
ten inne  hat,   glänzend  behaupten. 

Die  Sebalduskirche  in  Nürnberg.  Ein  kurzer  Führer  von  Dr.  H.  Stierling.  Mit  vielen 
Abbildungen  und  einem  Grundriß.  Stuttgart,  1909,  Verlag  von  Walter  Seifert. 
15    S.    8^. 

Das  vorliegende  Schriftchen  gibt  einen  guten  Überblick  über  die  Baugeschichte  der 
Nürnberger  Sebalduskirche,  über  die  Plastik  am  Äußeren  des  Gotteshauses  und  die  haupt- 
sächlichsten Kunstwerke,  die  es  in  seinem  Innern  birgt.  Absicht  und  Zweck  des  Büchleins 
sind  indeß  nicht  überall  klar  oder  erscheinen  doch  in  den  verschiedenen  Abschnitten  nicht 
völlig  einheitlich.  Während  nämlich  die  baugeschichtHchen  Teile  dem  Hypothetischen  und 
selbst  eigenen  Vermutungen  des  Verfassers  einen  breiteren  Raum  gewähren,  als  für  den  die 
Kirche  besuchenden  kunstfreundlichen  Laien,  an  den  sich  doch  dieser  Führer  offenbar  wendet, 
nötig  und  erwünscht  ist,  geht  die  kurze  Beschreibung  und  Würdigung  der  einzelnen  Werke 
der  Plastik  und  Malerei  mit  Recht  auf  die  zahlreichen  noch  schwebenden  kunstgeschicht- 
lichen Fragen,  die  sich  an  diese  Denkmäler  knüpfen,  kaum  ein,  sondern  sucht  dem  Be- 
schauer lediglich  den  Weg  zum  Genuß  der  „Sehenswürdigkeiten"  zu  erschließen.  Für  manche 
zarte  künstlerische  Eingebung,  manche  bedeutende  Wirkung  wird  dabei  ein  feines,  treffendes 
Wort  gefunden,  wie  überhaupt  die  klare  Einfachheit  der  Diktion  als  ein  Hauptvorzug  des 
Führers  gelten  darf.  Ein  wenn  auch  nur  flüchtiges  Eingehen  auf  die  fast  ein  Jahrzehnt 
(1894— 1902)  umfassende  Wiederherstellungsarbeit  der  Architekten  G.  Hauberrisser  und  J. 
Schmitz  wird  leider  vermißt.  Die  neun  durchweg  wohlgelungenen  Abbildungen  werden  dem 
Laien   als   E rinn erungs- Anreger  willkommen  sein. 

Die  Wanderer.  Acht  Bücherfolgen  für  die  deutsche  Jugend,  im  Auftrage  des  Düssel- 
dorfer Jugendschriften-Ausschusses  herausgegeben  von  Gustav  Kneist  und  S  e  v  e  r  i  n 
Rüttgers.      Kommissionsverlag  von  A.  Bagel,  Düsseldorf. 

1)  Erster  Band  der  siebenten  Folge:  Die  Geschichte  von  den  Lachstälern  (Laxdoela- 
Saga).     171   S.    8. 

2)  Erster  Band  der  dritten  Folge:  Sage  und  Lied  in  den  Ländern  am  Rhein.    200  S.    8. 

Die  beiden  uns  vorliegenden  Bändchen  bedeuten  den  Grundstock  einer  sorgsam  ange- 
legten Bücherei,  die  der  rühmlichst  bekannte  Düsseldorfer  Jugendschriften-Ausschuß  in  erster 
Linie  der  deutschen  Jugend,  dann  aber  auch  ihren  Lehrern  und  Erziehern  und  allen  denen 
zugedacht  hat,  die  Aufmerksamkeit  und  Interesse  am  liebsten  all  den  ewigjungen  Schöpfungen 
germanischen  und  deutschen  Volkstums  zuwenden.    „Die  Wanderer"  wollen  dem,  der  sich  ihrer 


—     38 


Leitung  anvertraut,  aus  der  Enge  hinanführen  zu  freiem  Ausblick  in  das  „germanische  Schrift- 
tum aller  Zeiten"  mit  dem  Endziel,  dem  Mitschreitenden  von  der  erreichten  Höhe  aus  die 
Wege  zu  den  alten  Originalen  sowohl  wie  in  das  Geistesland  der  eigenen  Tage  zu  zeigen. 

Eine  herzhafte  Tat  war  es,  als  die  Herausgeber  (vor  dem  Erscheinen  des  Isländerbuchs 
von  Arthur  Bonus)  die  Übertragung  einer  isländischen  Saga  als  Erstling  ihres  jungen 
Unternehmens  hinausgehen  ließen.  Ein  im  ersten  Augenblick  sehr  überraschender,  bald  aber 
beifällig  aufgenommener,  ja  begeisternder  Gedanke,  diese  dank  ihrer  eigenartigen  Darstellungs- 
mittel wirklich  zauberhafte  Erzählungskunst  des  alten  Kultureilands  im  äußersten  Norden 
unserer  Jugend  und  —  am  liebsten  —  unserem  ganzen  Volke  wieder  zu  erschließen,  den 
Unsrigen  diese  kraftvoll-herben,  stets  ungebeugt  dahinschreitenden  Gestalten  vor  Augen  zu  stellen, 
im  Spiegel  einer  der  schönsten  isländischen  Sagas  das  Leben  dieser  prächtigen  Menschen  zu 
Wasser  und  zu  Land,  im  Streite,  beim  Thing  und  in  ihren  vier  Pfählen,  in  ihrem  Denken 
und  Fühlen  wiedererscheinen  zu  lassen! 

,,Sage  und  Lied  in  den  Ländern  am  Rhein"  bietet  eine  sehr  anziehende,  von  Gustav 
Kneist  erstellte  Sammlung  de.;  Besten  und  Schönsten,  was  Kunst-  und  Volkspoesie  vom  Rheine 
und  seinem  Stromgebiet  zu  singen  und  zu  sagen  wußte.  Neben  bekannten  und  minder-  be- 
kannten Dichterstimmen  (u.  a.  Brentano,  Claudius,  Geibel,  Goethe,  Görres,  Heine,  Gottfr. 
Keller,  Kinkel,  Kopisch,  C.  F.  Meyer,  Mörike,  Müller,  v.  Königswinter,  Schiller,  Simrock 
und  Uhland)  hat  auch  das  Volkslied  ausreichende  Berücksichtigung  erfahren.  Für  die  Volks- 
sagen erscheint  naturgemäß  vor  allem  die  klassische  Sammlung  der  Gebr.  Grimm  heran- 
gezogen. Nebenher  findet  sich  noch  Mundartliches,  weiter  auch  ein  hübscher  Ausschnitt  aus 
Riehl  (,,Die  Weinlese").  Auffallend  schlecht  schneidet  die  Rheinpfalz  ab,  die  tatsächUch  (das 
einst  kurpfälzische  Bretten  ist  heute  badisch!)  nur  durch  eine  Speyerer  Sage  vertreten  ist.  Vielleicht 
hätte  Scheffels  ,,Trifels"  aus  seinem  ,, Gaudeamus"  hier  Platz  finden  können.  Reiche  Auswahl 
hätten  außerdem  F.  W.  Hebels  „Pfälzische  Sagen"  geboten.  Andere  Desiderata  wären  das  Ge- 
dicht „Am  Rhein":  „Auf  dunkler  Berge  heit'ren  Höhn"  von  Varnhagen  v.  Ense  und  Bodenstedts 
„Vom  Rhein":  „Wenn  das  Rheingold  in  der  Sonne  glüht  .  .  .  ". 

Den  Herausgebern  wäre  zu  wünschen,  daß  ihre  treue  Arbeit  durch  entsprechenden  Absatz 
der  Bändchen  sich  lohnen  und  der  Erfolg  sie  zur  weiteren  Darbietung  solcher  wirklicher  Volks- 
bücher ermuntern  möchte.  H.  H. 


Abb.  7.    Kupferstich-Vignette.    (Vgl.  S.  30). 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:  Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


iNr.     O.  Juli— September. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

Bereits  im  Februar  dieses  Jahres  ist  nach  längeren  Verhandhingen  ein  Kauf  zum  Ab- 
schluß gekommen,  der  zweifellos  eine  neue  Ära  in  der  Geschichte  unserer  Anstalt  einleitet. 
Es  handelt  sich  um  die  Erwerbung  eines  an  das  Gebiet  des  Germanischen  Museums  unmittel- 
bar angrenzenden  Areals  von  61 90  qm,  das  nicht  ohne  freundliches  Entgegenkommen  der  bis- 
herigen Eigentümer,  der  Herren  Beckh,  die  hier  seit  Jahrzehnten  eine  leonische  Drahtfabrik 
betrieben  hatten,  für  den  Preis  von  l,200,coo  Mk.  in  den  Besitz  des  Germanischen  Museums 
überging. 

Diese  bedeutende  Erwerbung  an  Grund  und  Boden  zum  Zweck  umfangreicher  Erweite- 
rungsbauten war  auf  das  dringendste  geboten  und  geradezu  eine  Notwendigkeit  einmal  wegen 
des  fortgesetzten,  zum  Teil  raschen  Wachstums  aller  Abteilungen  des  Museums,  dann  namentlich 
auch  wegen  der  sich  stärker  und  stärker  aufdrängenden  Einsicht,  daß  die  Kunstsammlungen 
sich  mehr  als  bisher  [von  den  kulturgeschichtlichen  Sammlungen  zu  scheiden  hätten,  ins- 
besondere die  Gemälde  gesündere  Räume  und  sorgfältigere  Pflege  erheischten,  als  ihnen  unter 
den  gegenwärtigen  Verhältnissen  geboten  werden  können,  auch  Vortrags-  und  Ausstellungssäle, 
Ateliers  und  Werkstätten  Forderungen  unserer  Zeit  seien,  denen  durchaus  Rechnung  getragen 
werden  müsse.  Endlich  wäre,  wenn  man  diese  Kaufgelegenheit  unbenutzt  hätte  vorübergehen 
lassen,  die  Möglichkeit  größerer  Grunderwerbung  unter  gleichzeitiger  Arrondierung  ein  für 
allemal  unwiederbringlich  dahin  gewesen. 

So  entschlossen  sich  denn  Verwaltungsausschuß  und  Direktorium  vertrauend  auf  die 
opferfreudige  Mithülfe  der  zahlreichen  Freunde  des  Germanischen  Museums  den  Schritt  zu 
wagen,  obgleich  zunächst  keinerlei  Deckung  für  die  entstehenden  Kosten  vorhanden  war,  ja 
zur  Zeit  sogar  noch  Schulden  für  den  im  Jubiläumsjahr  1902  eröffneten  mächtigen  Südwest- 
bau abzutragen  sind.  Heute  nun  dürfen  wir  feststellen,  daß  jenes  Vertrauen  auf  die  werbende 
Kraft  unserer  Anstalt  und  ihrer  vaterländischen  Bestrebungen  uns  nicht  betrogen  hat.  Es  sind 
schon  von  einer  ganzen  Anzahl  gütiger  und  weitblickender  Gönner,  die  sich  dadurch  den  un- 
auslöschlichen Dank  nicht  nur  des  Germanischen  Museums,  sondern  des  gesamten  deutschen 
Volkes  erworben  haben,  namhafte  Summen  gezeichnet  worden,  und  es  steht  zu  hoffen,  daß, 
wenn  der  Fortgang  der  Dinge  dem  hocherfreulichen  Anfange  entspricht,  das  Germanische  Museum 
auch  diese  neue  Aufgabe,  die  größte,  vor  die  es  seine  Entwicklung  bisher  gestellt  hat,  lösen 
und  zu  einem  guten    Ende  führen  wird. 

Für  den  Ankauf  der  Beckh'schen   Fabrik  wurden  bisher  gespendet: 

100,000   JL  von  einem  ungenannt  sein  wollenden  Stifter; 

50,000  JL  von  einem  ungenannt  sein  wollenden  Stifter; 

je  40,000  .IL  von  Herrn  James  Simon,  Fabrikbesitzer  in  Berlin,  und  einem  unge- 
nannt sein  wollenden  Stifter; 

je  25,000  .(t  von   zwei   ungenannt  sein  wollenden  Stiftern; 

je  20,000  ^fi  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Ludwig  Ritter  von  Gerngros  in 
Nürnberg,  und  zwei  ungenannt  sein  wollenden  Stiftern; 

je  10,000  A  von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Eduard  Arnhnldin  Berlin,  von  der 
Deutschen  Bank  in  Berlin,  der  D  r  e  s  d  n  e  r  B  a  n  k  in  Berlin  und  einem  ungen  annt 
sein  wollenden  Stifter; 


40 


je  5,000  .ti  von  Frau  Kommerzienrat  Paula  Conrad  ty  in  Nürnberg,  Herrn  General- 
konsul Fanz  von  M  en  d  elsso  h  n  in  Berlin,  Herrn  Dr.  Arthur  Salomonsohn,  Direktor 
der  Diskontogesellschaft  in  Berlin  und  der  Fr  ei  herrlich  von  T  u  c  ii  e  r 'sehen  Gesamt- 
f  a  mi  1  i  e  in  Nürnberg; 

2,000  JL  von  der  Firma   Hopf  &  Söhne,   Hopfenhandlung,  in  Nürnberg; 

je  1,000  Ai  von  Herrn  Justizrat  Georg  Freiherrn  von  Kreß  in  Nürnberg,  Herrn 
Kommerzienrat  Carl  Sachs  in  Nürnberg,  Herrn  Fritz  Tuchmann,  Großhändlerin  Nürn- 
berg, und  einem  ungenannt  sein  wollenden  Stifter. 

Die  Summe  der  bisher  gespendeten  Beiträge  beträgt  demnach  406,000  Ji. 

NEUANOEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Gemeinden:  Berchtesgaden  3  Ji;    Birkenhain  5    't;    Minden  i.  W.  20    W;  Nabburg  i.  0. 

5    .«.;    Wanfried  3    « 

Von   Bayer.   Distriktskassen:    Neuburg  a.D.  10    ./'(.;     Neunburg   v.  W.   10    ,«. 

Von  Privaten:  Aalen.  Heinrich  Aißlinger,  Werkmeister  2  JL;  Carl  Rieger,  Ingenieur  2  Ji; 
Eugen  Streicher,  Fabrikbesitzer  2  A;  Fritz  Stützel,  Privatier  2  Ji;  Arnsberg  i.  W.  O.  Dittmar, 
Fabrikdirektor  3  .ii;  Brackwede.  Dr.  Möller  5  Ji;  Castell.  Nester,  Rechnungsrat  in  Berlin  3  .«. ; 
Wilhelm  Rudel,  K.  Pfarrer  (bisher  1  .ft)  jetzt  1  Ji  50  i>i;  Seidel,  Domänenamtmann  l  Ji;  Coblenz. 
Regierungsrat  Draeger  10  Ji;  Coburg.  Wohlpart,  Pfarrer  an  St.  Augustin  3  Ji;  Colditz.  Emil  Hantsch, 
Lehrer  3  Ji;  Dessau.  Dr.  Fritz  Ostermayer,  Prof.,  Herzogl.  Konservator  und  Kunstwart  10  Jt;  Det= 
mold.  Dr.  Sievert,  Rechtsanwalt  3  Ji;  Dr.  Tielker,  Rechtsanwalt  3.«  ;  Dortmund.  Dr.  Alfred  Mauritz, 
Brauereidirektor  5  Ji;  Rudolf  Leistner,  Architekt  10  Ji;  Eferding  (O.-Österr.)  Hans  Emmerstorfer  jr. 
3  Ji;  Ellingen.  Dr.  Krieg,  Gymnasialdirektor  2  Ji;  Einbeck.  Garbe.  Rechtsanwalt  und  Notar 
3  Ji;  Dr.  Stange,  Oberlehrer  3  Ji;  Urbanczyk,  Rechtsanwalt  und  Notar  3  .ü;  Feuchtwangen. 
Emil  Alwens,  K.  Bezirksamtmann  2  Ji;  Wilhelm  Ewald,  K.  Studienlehrer  2  Ji.;  Forchheim. 
Joseph  Völker,  K.  Bezirksamtmann  3  Ji;  Gelsenkirchen.  Dr.  jur.  Haßlacher,  Bergwerksdirektor 
3  Ji;  Hagen  i.  W.  Kommerzienrat  Theodor  Springmann,  Fabrikbesitzer  20  Ji;  Hamm  i.  W. 
F.  Harlinghausen,  Direktorder  Phönixabteilung  der  Westfäl.  Union  10  ,«-.;  Hamburg.  Frau  Minna 
Elias  3  Ji;  Hersbruck.  Aigner,  Ingenieur  2  Ji;  Bender,  K.  Amtsrichter  2  Ji;  Burkhardt, 
K.  Obergeometer  2  Ji;  Hentrich,  K.  Gymnasiallehrer  2  Ji;  Willi  Schramm,  Hopfenhändler 
3  Ji;  Zimmerer,  K.  Bezirkstierarzt  2  Ji;  Horde  i.  W.  F.  W.  Leopold,  Bergwerksdirektor  10  ./(.; 
Iserlohn.  Fritz  Honsei,  Professor  6  Ji;  Karlsruhe.  F.  Bhine  3  Ji;  Kassel.  Leopold  Korne- 
mann  20  Ji;  Kempten.  Gg.  Bayer,  Notar  3  Ji;  Jos.  Renn,  Kaufmann  1  Ji;  Köln.  Max  Stirn, 
Regierungsrat  3    Ji;   Krumbach.    Kurz,    K.   Bezirksgeometer    2   ./(. ;  Triebenbacher,    Postsekretär 

2  ./(. ;  Lauterbach.    Pfaff,  Bauinspektor  3  Ji;  Wilh.  Vollmüller,  Fabrikant  3  Ji;  Weidig,  Professor 

3  Ji;  Leipzig.  Richard  Gloeck,  Kaufmann  10  ,/(. ;  Leitnieritz.  Dr.  Armin  Melzer,  Rechtsanwalt 
2  Kr.;  Emil  Peters,  Ingenieur,  Abgeordneter  in  Marienbad  2  Kr.;  Richard  Riecken,  Rentner 
2  Kr.;  Markt  Redwitz.  F.  Thomas,  Porzellanfabrik  25  Ji;  Meerane.  Coloman  Batky,  Kaufmann 
2  Ji;  E.  Focke,  Kaufmann  2  Ji;  Georg  Gitt,  Dentist  2  Ji;  Dr.  Lange  2  Ji;  Neumerkel,  Ober- 
amtsrichter 2  Ji;  C.  Pabst,  Reichsbankvorstand  1  Ji;  A.  Posern,  Fabrikant  2  Ji  ;  Meiningen. 
A.  Link,  Hofschauspieler  1  J(.;  Mitau.  Dr.  Carl  Hunnius,  Direktor  dei  Landesschule  3  Ji; 
Münster  i.  W.   H.   Piepmayer,   Kommerzienrat  25   Ji;    Nördlingen.  Joseph  Fischer,    K.  Justizrat 

2  .C;  Rudolf  Frobenius,  K.  Gymnasiallehrer  1  .«. ;  Christian  Haffner,  K.  Pfarrer  2  .ä;  Leonh. 
Hermann,  Obersekretär  1  Ji;  Christian  Kress.  Großkaufmann  2  Ji;  Friedrich  Kress,  Großkauf- 
mann 2  A;  Georg  Kress,  Großkaufmann  3  .«.;  Rudolf  Riedel,  K.  Gymnasiallehrer  1  Ji;  Nürn- 
berg. Bartz,  Oberstleutnant  3  X;  Fräulein  M.  Franck  3  ./(.;  Carl  Geißler  3  Ji;  Dr.  Jobs.  Jaeger, 
Professor  3  Ji;  Michael  Kaiser  3  Ji;  Julius  Kelber,  K.  Pfarrer  3  Ji;  Dr.  Arnold  Klein,  Vereins- 
rabbiner 3  Ji;  E.  Kocherthaler,  Kaufmann  3  Ji;  Mayer,  Generalmajor  a.  D.  3  Ji;  Mugler, 
K.  Amtsrichter  3    Ji;   Frau  Callista  Pabst  3  Ji;   Rudolph  Schrenk  3    .Ä;   H.  Vogt,    Hauptlehrer 

3  Ji;  Rudolf  Wölffel,  K.  Gymnasialprofessor  3  Ji;  Dr.  Zeitler  3  Ji;  Zwanziger,  K.  Steuer- 
inspektor 5  Ji;  Rastatt.  Heilig,  Professor  2  .ä.;  Schmezer,  Ökonomierat  2  Ji  (ab  1908);  Schein- 
feld. Dr.  August  Albrecht  2  Ji;  Sopron  (Ungarn).  Dr.  Nikolaus  von  Schwartz  10  M.;  Steglitz. 
Dr.  Max  Sitzler  jun.,  Regierungsassessor  3  Ji:  Stuttgart.  Otto  Burger  3  Ji;  Tübingen.  Dr.  Geck, 


41 


Professor  2  ./(. ;  Dr.  Thoma,  Professor  2  ./(. ;  Uiina=  Königsborn.  K.  Pr.  Kommerzienrat  Effertz, 
Generaldirektor  10  .«.;  Waldfried  b.  Frani<furt  a.  M.  Carl  von  Weinberg,  Fabrikbesitzer  50  .ä. ; 
Waldheim  i.  S.  Dr.  med.  Tauscher  2  .iL;  Weisendorf.  Gustav  Sperl,  K.  Pfarrer  3  Ji;  Wert- 
heim. Heil.  Kritzler  2  .«. ;  Wiesbaden.  Ludwig  Roth,  Bergwerksdirektor  20  .«. ;  Wilmers- 
dorf b.  Berlin.   Alexander   Bernstein,  Amtsgerichtsrat  a.  D.    lO  JL 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN 

KUNST-  UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

(1.  Juli — 30.  September.) 

Unter  den  diesmaligen  Neuerwerbungen  des  Museums  nehmen  zwei  Skulpturen  die  erste 
Stelle  ein.  Die  eine,  eine  thronende  Maria  mit  dem  Kinde,  aus  der  Zeit  um  1430,  zeichnet  sich 
durch  Liebreiz  und  Anmut  aus  und  stammt,  wenngleich  in  Osnabrück  erworben,  zweifellos  aus 
einer  oberdeutschen,  vermutlich  schwäbischen  Werkstätte  (Abb.  1).  Eine  ganz  andere  Kunst- 
auffassung verkörpert  das  zweite  Stück,  eine  reliefartige,  aus  Dingolfing  stammende  Gruppe, 
,, Christus  und  der  ungläubige  Thomas"  (Abb.  2);  eigenartig  in  der  Komposition,  die  entfernt  an 
Verrocchios  berühmtes  Erzbildwerk  von  Orsanmichele  in  Florenz  erinnert,  wirkt  sie  trotz  augen- 
fälliger fehlerhafter  Proportionen  zwischen  Körpern  und  Köpfen  so  gewaltig  durch  die  Wucht  der 
Bewegungen  und  durch  packend  dramatisches  Empfinden,  daß  ihr  Meister  zu  den  interessan- 
testen, wenn  auch  eigenwilligsten  künstlerischen  Erscheinungen  der  beginnenden  Renaissancezeit 
gerechnet  werden  muß.  Vielleicht  gehörte  er  dem  Kreise  jener  eigenartigen  oberbayerischen 
Schnitzer  an,  deren  einer,  der  Meister  der  um  1515  gefertigten  Türen  der  Altöttinger  Stifts- 
kirche, kürzlich  mit  Matthäus   Kreniß  identifiziert  wurde. 

Daneben  erhielt  die  Waffensammlung  eine  besonders  wertvolle  Bereicherung  durch  eine 
interessante  Hakenbüchse  aus  der  zweiten  Hälfte  des  15-  Jahrhunderts  (Abb.  3),  die,  mit  einem 
jetzt  im  K.  Zeughause  zu  Berlin  befindlichen  Zwilling  in  Württemberg  ausgegraben,  sich  durch 
ihre  Marke  (3   Hirschstangen)  als  württembergisches  Erzeugnis  ausweist. 

Von  den  Spenden,  die  dem  Museum  im  abgelaufenen  Vierteljahr  zugingen,  sei  zuerst  die 
des  K.  Sächsischen  Ministeriums  des  Kultus  und  öffentlichen  Unterrichts  genannt:  eine  künst- 
lerisch hochbedeutende  Bronzeplakette  auf  das  500jährige  Bestehen  der  Universität  Leipzig  1909, 
ein  Werk  Max  Langes,  wie  die  aus  diesem  Anlaß  geprägten  5-  und  2-Markstücke.  Aus  der  großen 
Zahl  der  Zuwendungen  von  privater  Seite  sei  hier  nur  der  medizingeschichtlich  wichtigen  Samm- 
lung des  Herrn  Medizinalrats  Dr.  Roth  in  München  und  der  eine  stattliche  Reihe  von  Samm- 
lungsabteilungen ergänzenden  Schenkung  des  Ehepaares  Nerreter  in  Nürnberg  gedacht;  ein 
Wachsporträt  Georg  Schweiggers,  des  Meisters  des  Nürnberger  Neptunbrunnens,  und  drei  der 
neuerdings  so  sehr  geschätzten  Hilpertschen  Zinnmedaillons  waren  daraus  besonders  willkommen. 

Nach  langen  Verhandlungen  gelang  es  erst  in  den  letzten  Tagen  des  abgelaufenen  Viertel- 
jahres, die  dem  Verkauf  unterstellte  kostbare  Gläsersammlung  des  von  Schwarzsehen  Fidei- 
kommisses,  von  der  bisher  die  wichtigsten  Stücke  dem  Museum  als  Deposita  anvertraut  waren, 
dauernd  für  das  Museum  zu  retten.  Da  diese  wertvollste  Erwerbung  der  letzten  Jahre  nicht 
ausschließlich  aus  den  Mitteln  des  Museums  bestritten  werden  konnte,  es  vielmehr  des  Ein- 
greifens verschiedener  Faktoren  bedurfte,  so  sind  die  Eigentumsverhältnisse  derzeit  noch  nicht 
geklärt.     Wir  werden  in   unserem   nächsten   Berichte   darauf  eingehender  zurückkommen. 

Geschenke. 
Castell.  Wolfgang  Fürst  zu  Castell-  Rüdenhausen:  Bronzemedaille  auf 
die  Goldene  Hochzeit  des  Fürsten  Wolfgang  und  der  Fürstin  Emma  zu  Castell- Rüdenhausen, 
1909,  von  L.  Chr.  Lauer.  —  Dresden.  K.  sächs.  Ministerium  des  Kultus  und 
öffentlichen  Unterrichts:  Bronzeplakette  auf  die  500jährige  Jubelfeier  der  Uni- 
versität Leipzig,  1909,  von  Max  Lange;  2  Fünfmarkstücke  und  2  Zweimarkstücke  auf  den  gleichen 
Anlaß,  1909.  —  Hersbruck.  Konrad  Schramm:  2  Messer  mit  messingverschaltem  Griff, 
Anfang  des  17-  Jahrh.  —  Leipzig.  Frl.  Luise  Simon:  Damengarderobestücke,  zwischen 
1875—1880  in   Leipzig  gearbeitet.  —  Linz.    A.  M.  P  a  c  h  i  n  g  e  r:    Bronzemedaille  auf  A.   M. 


—     42     — 


Pachinsrer,  1909,  von  K.  Giitz.  —  Mannheim.  Oberstabsarzt  Dr.  Röhring:  Bronzemedaille 
auf  die  Enthüllung  des  Gutenberg- Denkmals  in  Mainz,  1837.  von  J.  J.  Neuß  in  Augsburg.  — 
Meerane  i.  S.  Direktor  C.  Schultz:  Hannoversche  Waterloo-Medaille  von  1815,  Silber,  mit 
dem  eingravierten  Namen  des  Empfängers  Carl  Schulze;  Bronzene  Kriegsdenkmünze  für  die 
im  Jahre  1813  freiwillig  in  die  hannov.  Armee  eingetretenen  Krieger,  gestiftet  1841.  —  München. 
Medizinalrat  Dr.  Roth:  Sammlung  von  33  chirurgischen  Instrumenten  älterer  Konstruktion 
(für  die  Denkmale  der  Heilkunde);  kupfernes  Weihrauchfaß  aus  Lenggries  bei  Tölz,  18.  Jahrh. 
—  Legat   des  verst    Professors    Dr.  Alwin  Schultz:     Fragment   eines   römischen   Mosaik- 


Abb.  1.    Thronende  Madonna  mit  Kind.    Oberdeutsche  Holzschnitzerei,  um  1430. 


fußbodens;  Gipsabguß  eines  kleinen  Frauenkopfes  mit  reichem  Kopfschmuck  und  der  Inschrift 
„Servandusfec";  Gipsabguß  eines  Elfenbeinkästchens  in  der  Kirche  St.  Ursula  zu  Cöln,  14. 
Jahrh.;  Meissener  Porzellankrug  mit  farbigem  Reliefornament  und  silbergetriebenem  Deckel, 
um  1740;  Pompadour  aus  rotem  Sammet  mit  Perlenstickerei,  19.  Jahrh.;  spitzovales  Kardinals- 
siegel aus  rotem  Wachs  in  Weißblechkapsel,  italienisch,  um  1560.  —  Neuenburg.  Freiherr 
von  Cagern:  Uniform  eines  hessischen  Kammerherrn,  um  186O.  —  Nürnberg.  W.  Düll: 
Flaschenkrug  aus  unglasiertem  Ton,  römisch  oder  mittelalterlich,  nebst  dem  Beifund;   gefunden 


—     43    — 


in  AuRsburir  beim  Abbruch  eines  Hauses.  —  Aus  dem  Naclilaß  von  Frau  Johanna  Braun: 
Versilberter  Messinjrjeton  auf  die  Teuerung  l8l6— 1817;  Österreich,  Fünfer  1847,  Kreuzer  1859, 
Kreuzer  1861 ;  Bayern,  Pfennig  186O,  1868  und  1869,  2  Pfennig  1869  und  187O;  Württemberg, 
6  Kreuzer  l844;  Großherzogtum  Hessen,  6  Kreuzer  l843.  1  Pfennig  1867;  Baden,  '/a  Kreuzer 
1864;  Oldenburg,  Groschen  1858;  Sachsen-Coburg-Gotha,  3  Kreuzer  1833;  Frankfurt,  3  Kreuzer 
1856;  Schweiz,  10  Centimes  1873:  Frankreich,  5  Centimes  1855  und  1856;  Holland,  1  Cent  187S; 
Vereinigte  Staaten  von   Nordamerika,  1   Cent  I880.  —  Kassiersehegatten    Wolfgang    und 


Abb.  2.  Christus  und  der  ungläubige  Thomas.  Oberbayerische  holzgeschnilzte  Gruppe,  um  1515. 


Emma  Nerreter:  Eiserne  Truhe  mit  durchbrochen  gearbeitetem  Schloßschutzblech  im 
Deckel,  17-— 18.  Jahrh. ;  Pappschachtel  (Polyeder)  mit  verschiedenfarbigen  Flächen,  angeblich 
von  Caspar  Hauser  geklebt,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.;  runde  Holzschachtel,  mit  aufgeklebten 
Stücken  von  Leinen-  und  Seidenstoff  verziert,  18. — 19-  Jahrh.;  3  eiserne  Vexierschlösser.  17. 
bis  18.  Jahrh.;  Glasschächtelchen  mit  Zeugblumen,  um  18OO;  Sparbüchse  aus  Eisenblech,  19. 
Jahrh.;  Silberner  Leuchter  nebst    Lichtputzschere   (Spielzeug),  18.— 19-  Jahrh.;    Miniatur- Kelch 


—     44     — 

mit  Patene  und  Hostienbüchse,  in  Lederfutteral,  18.  Jahrb.;  4  Puppen  mit  Porzellanköpfen, 
Puppenzeug,  19.  Jahrb.;  kleiner  Webstuhl  für  Seidenborten,  18.--19-  Jahrb.;  Porträt  des  Nürn- 
berger Bildners  Georg  Scbweigger,  farbige  Wachsarbeit  um  1673  nach  dem  Stich  von  Eimmart; 
Bildnis  des  Nürnberger  Erzgießers  Jacob  Daniel  Burgschmied,  Gipsrelief  aus  der  Mitte  des  19- 
Jahrb.;  ruhender  Herr  und  ruhende  Dame,  bemalte  Alabasterfigürchen,  2.  Hälfte  des  18.  Jahrb.; 
Porträt  der  Frau  Eva  Margaretha  Scbweigger,  geb.  Sebald,  Nürnberger  Pastellmalerei,  um  1825; 
Miniaturbild  einer  älteren  Dame,  auf  Kupfer  gemalt,  18.  Jahrb.;  Miniaturbild  eines  jungen 
Mannes,  auf  Elfenbein  gemalt  von  D.  Rummel,  um  1800;  Miniaturbild  eines  älteren  Herrn,  auf 
Pappe  gezeichnet,  1.  Hälfte  des  19.  Jahrb.;  Degen  eines  bayer.  Landwebroffiziers,  2.  Hälfte  des 
19.  Jahrb.;  Wanderstab  aus  Nußholz,  18.  Jahrb.;  Spazierstock  aus  spanischem  Rohr,  mit  Rokoko- 
Silberknopf  und  auswechselbarem  Hornknopf,  ferner  ein  nicht  zugehöriger  Knopf  aus  vergoldeter 
Bronze,  2.  Hälfte  des  18.  Jahrb.;  Fangschnüre  eines  Czako,  silbern,  19.  Jahrb.;  2  Steigeisen 
zum  Umschnallen,  19.  Jahrb.;  Kindermieder  aus  roter  Seide,  2.  Hälfte  des  18.  Jahrb.;  blau- 
seidene gewebte  Damenstrümpfe,  1.  Hälfte  des  19.  Jahrb.;  Scbultertuch  aus  rotem  Chiffon,  um 
1825;  2  vollständige  Taufgarnituren,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrb.;  gestricktes  Wickelband,  1.  Hälfte 
des  19-  Jahrb.;  2  gestickte  Brautchemisettes,  um  1812  und  um  1834;  verschiedene  Kinder- 
kleidungsstücke, 1.  Hälfte  des  19.  Jahrb.;  Kunstdrecbslerarbeit  aus  Birnbaumholz  in  Gestalt 
einer  Wendeltreppe,  18. — 19-  Jahrb.;  hebräisches  Gebet,  auf  Pergament  geschrieben,  in- Blech- 
hülse, 18.  Jahrb.;  Mikroskop  mit  Zubehör,  in  altem  Holzkasten,  1.  Hälfte  des  19.  Jahrb.;  D- Flöte 
aus  Ebenbolz,  von  J.  G.  Freyer  in  Potsdam,  2.  Hälfte  des  18.  Jahrb.;  C-Trompete  aus  Messing, 
von  J.  Hoyer  in  Nürnberg,  186I;  Papageno- Pfeife  (Pansflöte)  aus  verzinntem  Weißblech,  19. 
Jahrb.;  eins.  Bleimedaille  auf  den  Nürnberger  Salomon  Scbweigger,  16O8;  eins.  Zinnniedaille 
auf  Lavater,  bemalt,  von  Job.  Georg  Hilpert  in  Nürnberg,  2.  Hälfte  des  18.  Jahrb.;  einseitige 
Zinnmedaillen,  weibl.  und  männl.  Porträt  (vermutlich  Kaiserin  Maria  Theresia  und  J.  N.  G.  M. 
Denis),  bemalt,  wahrscheinlich  von  Hilpert  (Sohn),  Ende  des  18.  Jahrb.  —  Goldschmied  Tobias 
Todtschin  der:  Eisernes  Anhänger- Petschaft  mit  dem  Wappen  der  Familie  von  Roschütz, 
18.  Jahrb.;  bronzenes  Petschaft  mit  unbekanntem  Wappen,  17. — 18.  Jahrb.  —  Rothenburg  0.  T. 
Kunstanstaltsbesitzer  AI  brecht:  Mittelalterliche  eiserne  Speerspitze;  sechs  ornamentale 
Model  aus  weißlichem  Ton  für  Steinzeugornamentierung,  aus  einer  Kreussener  Werkstatt  des 
17.  Jahrb.;  Töpfeben.  Kreussener  Steinzeugarbeit.  —  Stuttgart.  Otto  Burger:  Hellebarde 
mit   einer   Eichel   als   Marke,  2.  Hälfte  des   16.    Jahrb. 

Ankäufe. 

Bauteile.  Schmiedeeiserne  Tür  eines  Sakramentshauses,  15- — 16.  Jahrb.;  4  gußeiserne 
Ofenplatten  mit  figürlichen  Darstellungen,  16. — 19.  Jahrb.;  4  verzinnte  schmiedeeiserne  Tür- 
bescbläge  aus  dem  Schloß  zu   Unterreichenbach  bei  Schwabacb.  Anfang  des  17.   Jahrb. 

Plastik,  OriginaJe.  Thronende  Madonna  mit  dem  Kinde,  oberdeutsche  Holzschnitzerei, 
um  1430  (Abb.  1);  Christus  und  der  ungläubige  Thomas,  oberbayerische  holzgescbnitzte  Gruppe, 
um  1515  (Abb.  2). 

Medaillen.     Silbermedaille  gegen  den  Papst,   16.  Jahrb.,  von  Peter  Flötner  in  Nürnberg. 

Münzen.  Sachsen:  2  Mark  auf  den  Tod  des  Königs  Albert,  1902;  5  Mark  auf  den  Tod 
des  Königs  Georg,  1904.  —  Hessen:  5  Mark  auf  den  400jährigen  Geburtstag  des  Landgrafen 
Philipp,  1904.  —  Baden:  5  Mark  auf  die  50jährige  Regierung  des  Großherzogs  Friedrich. 
1902;  2  Mark  desgl.;  5  Mark  auf  die  Goldene  Hochzeit  des  Großherzogspaars,  1906;  2  Mark 
desgl.;  2  Mark  auf  den  Tod  des  Großherzogs  Friedrich,  1907.  —  Sachsen-Weimar- 
Eisenach:  5  Mark  auf  die  Vermählung  des  Großberzogs  Wilhelm  Ernst,  1903.  —  Schwarz- 
burg-Sondershausen:  2  Mark  auf  die  25jährige  Regierung  des  Fürsten  Karl  Günther, 
1905.  —  Bremen:  2  Mark,  1905.  —  Salzburg:  Erzb.  Paris  von  Lodron,  Taler,  1622. 
—  Fugger:  Maximilian,  Taler,  1623.  —  S  c  h  a  f  f  b  a  u  s  e  n:  Taler,  1621.  —  Ulm: 
Taler,  1623. 

Kirchliche    Geräte.      Kruzifix   (Brustkreuz)   aus    Elfenbein,    18.    Jahrb. 

Hausgeräte.  Rokoko-Spiegel  aus  Mittelfranken,  um  1740;  Patenlöffel,  silbervergoldet, 
in  eingelegtem  Holzkästchen,  Augsburger  Arbeit  vom  Ende  des  17.  Jahrb.;  Fayence-Teller 
(Straßburger  Fabrikat.''),  18.  Jahrb. 


45     — 


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Bauernaltertümer.  Haspel  mit  2  Rollen  in  holzgeschnitztem  Gestell  mit  den  Buchstaben 
^^^  fränkisch,   aus  der  Gegend  von   Gunzenhausen,   19.   Jahrh. 

Gewebe.  Filetstickerei  mit  der  Darstellung  der  Kreuzigung  und  der  Auferstehung  Christi, 
Stuhlrücklaken   des   ehemaligen    Brauerhandwerks   aus   der   Lorenzkirche  zu    Nürnberg,    1624. 

Waffen.  Hakenbüchse  mit  dem  württembergischen  Wappenbilde,  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh. 
(Abb.  3);  Dolchmesser  mit  geätzter  Klinge  und  silberbeschlagenem  Hirschhornheft,  verziert  mit 
dem  Wappen  österreichischer  Kronlande,  17-  Jahrh.;  2  mittelalterliche  Hufeisen,  gefunden 
zwischen  Zollhaus  und   Kornburg  bei  Nürnberg. 

Musikinstrumente.  Violoncellbogen  aus  dem  Chorherrnstift  Lambach  in  Oberösterreich, 
18.  Jahrh.;    2  Geigenbogen,  18.  Jahrh. 

Siegelstempel.  Siegellackdose  mit  dem  Petschaft  der  Buirette  von  Oehlefeld  (Nürnberg), 
silbervergoldet,   18.   Jahrh. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 

Fayence- Kaffeekanne,  vermutlich  Crailsheimer  Fabrikat.  18.  Jahrh.;  Fayence-Schale, 
Bayreuther  Fabrikat,  18.  Jahrh.;  Fayence  -  Senftöpfchen,  Straßburger  Fabrikat,  18.  Jahrh.; 
2  Fayence-Teller,  vermutlich  Straßburger  Fabrikat,  18.  Jahrh.;  Sauciere,  Ansbacher  Porzellan, 
18.  Jahrh.;  3  Porzellan-Tassen  mit  violetten  Blumen,  vermutlich  Thüringer  Fabrikat,  18.  Jahrh. 

HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 

Memmingen.  L.  von  Amnion:  Regierungsblatt  für  das  Königreich  Bayern,  1842, 
Nr.  11  (enthält  die  Arzney-Tax-Ordnung  f.  d.  Kgr.  Bayern);  Neuer  Schauplatz  der  Künste  und 
Handwerke,  Band  46,  1829:  S.  Stratingh,  Über  die  Bereitung,  die  Verbindungen  und  die  An- 
wendung des  Chlors;  Aloys  Sterler,  Baierische  Pharmacopoe,  München  1822;  Richard  Hagen, 
Die  Arzneistoffe,  Leipzig  1863;  O.  A.  Ziurek,  Elementar- Handbuch  der  Pharmacie,  Erlangen 
1859;  Th.  und  A.  Husemann,  Handbuch  der  Toxikologie,  Berlin  1862;  W.  Stadel,  Lehrbuch 
der  reinen  und  angewandten  Chemie,  der  Physik  und  Mineralogie,  Leipzig  1873;  J.  B.  Henkel, 
Lehrbuch  der  allgemeinen  und  medizinisch-pharmazeutischen  Botanik,  Leipzig  1873.  —  Unter- 
waltersdorf (Niederösterreich).  Dr.  S.  S  t  o  c  k  m  a  y  e  r:  C.  D.  Schroff,  Lehrbuch  der  Phar- 
magnosie,  Wien  1853. 

Ankäufe. 

F.  Blondel,  Außfürliche  Erklärung  ....  deren  Heylsamen  Badt-  und  Trinckwässern  zu 
Aach,  1688. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 

Nürnberg.  Kommerzienrat  J.  Bing:  Goldwage  mit  Gewichten  von  Johann  Peter 
Aeckersberg  auf  Wichiinghausen,  1773.  —  Frl.  Auguste  Blumröder:  Goldwage  mit  Ge- 
wichten, 18.  Jahrh.;  Maschine  zum  Pressen  von  Oblaten  mit  Stempel  J.  F.  B.  (Blumröder), 
Anfang  des  19-  Jahrh.  —  Kaufmann  Jakob  Frankenbacher:  5  Originalpakete  mit 
Tabak,  Anfang  des  19-  Jahrh.  —  FamiHe  Weiß:  „Abbildung  der  berühmten  Saffran-  und 
Gewürz  Schau  in  Nürnberg",  nach  dem  Gemälde  von  Sandrart  in  Schabmanier  ausgeführt  von 
G.  P.  Nusbiegel,  1783. 


05 

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—    47     — 
KUPFERSTICHKABINET. 

(1.  Juli  bis  30.  September.) 

Da  unsere  Mittel  durch  die  Ankäufe  in  der  1.  Hälfte  dieses  Jahres  stark  herabgemindert, 
ja  fast  erschöpft  waren,  sahen  wir  uns  gezwungen,  im  verflossenen  Vierteljahr  mit  dem  Wenigen, 
was  uns  noch  zu  Gebote  stand,  recht  haushälterisch  umzugehen.  Um  so  erfreulicher  ist  es,  daß 
wir  trotzdem  einige  günstige  Gelegenheitserwerbungen  machen  konnten.  Zunächst  waren  wir 
in  den  Stand  gesetzt,  unsere  Sammlung  von  Stichen  des  Kleinmeisters  Heinrich  Alde- 
g  r  e  V  e  r  um  einige  seltene  Blätter  zu  vermehren  und  sie  durch  bessere  Abdrücke  schon  vor- 
handener Arbeiten  zu  ergänzen.  Zu  vergessen  ist  hierbei  jedoch  nicht,  daß  sich  unsere  Samm- 
lung und  diejenige  in  der  bei  uns  verwahrten  Kupferstichsammlung  der  Stadt  Nürnberg  gegen- 
seitig ergänzen.  Die  Blätter  sind  nachstehend  im  einzelnen  aufgeführt.  Zwei  von  ihnen  sind 
abgebildet,  nämlich  die  technisch  besonders  sorgfältig  durchgeführte  Vignette  B.  199  (Abb.  5) 
und  das  in  der  Komposition  so  reizvolle  Groteskenornament  B.  272  (Abb.  4).  Weiter  konnten 
wir  einige  gute  Handzeichnungen  erwerben.  Obenan  steht  unter  diesen  eine  farbige 
Trockenstiftzeichnung  von  Bartholomaeus  Wittig,  einem  um  16IO  zu  Öls  in  Schlesien 
geborenen  Maler,  der  sich  späterhin  in  Nürnberg  niederließ,  wo  er  1684  starb.  Er  malte  histo- 
rische Darstellungen  und  Genrebilder,  besonders  Nachtstücke  von  täuschender  Lichtwirkung. 
Bekannt  ist  namentlich  von  ihm  ,,die  äußere  Faciata  des  (Nürnberger)  Rathauses  abgebildet 
mit  dem  Volk,  welches  am  Tage  des  Friedensschlusses,  den  springenden  Wein  aufzufangen,  in 
artiger  Confusion  durcheinander  winndend  vorgestellet  ist",  ein  Bild,  das  sich  jetzt  im  neuen 
Künstlerhaus  am  Königstor  in  Nürnberg  befindet.  Weiter  rührt  von  ihm  das  große  Tafelbild 
in  der  Johanniskirche  her,  auf  welchem  „der  annehmliche  Prospekt  derer  vor  unserm  Kirch- 
hof gelegenen  sogenannten  Johannis- Felder  abgebildet  ist,  in  dessen  Vorgrund  der  Heiland 
mit  seinen  Jüngern  durch  die  Saat  spazierend  vorgestellet  wird."  Das  vorliegende  Blatt  ist 
dem  Bartholomaeus  Viatis  gewidmet,  wie  aus  der  Unterschrift  hervorgeht: ,, Seinem  großgünstigem 
Maeceno  dem  hochedelen  Herren  Bartholmie  Viatis,  zur  dienstpflichtigsten  Verehrung  in  sein 
Stam-Buch.  In  Nürenberg  d:  18.  Juli:  1658.  Bartholomeus  Wittig  Kunstmahler".  Dann  ist  zu 
nennen  eine  Rötheizeichnung  von  dem  Landschaftsmaler  und  Radierer  Johann  Franz  Er  m  eis, 
der  im  Jahre  1621  (nach  Andresen  l64l)  in  der  Gegend  von  Köln  geboren  wurde,  sich  um  166O 
in  Nürnberg  niederließ  und  dort  am  3.  Dezember  1693  starb.  Das  Blatt  ist,  nach  einer  Blei- 
stiftnotiz auf  der  Rückseite  zu  urteilen,  dem  bekannten  Tier-  und  Landschaftsmaler  Johann 
Heinrich  Roos  gewidmet.  Die  dargestellten  Figuren:  ein  Hirt  und  eine  Hirtin  mit  einem 
Lamm  ähneln  übrigens  den  entsprechenden  Figuren  auf  dem  in  unserer  Galerie  befindlichen  Ge- 
mälde Nr.  447  von  Johann  Heinrich  Roos,  so  daß  wir  in  ihnen  den  Künstler  und 
seine  Gattin  sehen  könnten.  Als  eine  bedeutsame  künstlerische  Leistung  ist  die  von  Carl 
Markus  Tuscher  (1705—1751)  erworbene  Zeichnung  zu  betrachten.  Wir  haben  es  mit 
einer  leicht  lavierten  Bleistiftstudie  eines  großen  portalartigen  Aufbaues  zu  tun,  die  uns  durch 
die  große  Korrektheit  in  der  Auffassung  und  die  Sicherheit  in  der  Wiedergabe  der  malerischen 
Feinheiten  in  Erstaunen  versetzt.  Das  Blatt  trägt  auf  der  Rückseite  die  Signatur  J.  A.  Boerners, 
stammt  also  möglicherweise  aus  der  Sammlung  des  Barons  Haller  von  Hallerstein.  Wenn  wir 
darnach  strebten,  auch  von  Georg  Christian  Wilder  wieder  einige  Zeichnungen  zu 
erwerben,  so  erklärt  sich  dies  daraus,  daß  wir  diesen  Künstler  schon  seit  Jahren  in  besonderem 
Maße  pflegen,  so  daß  er  nun  bei  uns  wohl  am  reichsten  und  besten  vertreten  ist.  Das  den 
Regensburger  Dom  in  seinem  Zustand  im  Juli  des  Jahres  1816  veranschaulichende  Blatt  ist 
in  mehrfacher  Beziehung  von  Interesse.  Wir  geben  es  in  Taf.  II  in  einer  dem  Original  an- 
nähernd entsprechenden  Reproduktion  wieder.  Zunächst  ist  es  typisch  für  die  fast  ängstliche 
Sorgfalt,  mit  welcher  der  Künstler  sein  ganzes  Leben  hindurch  so  viele  architektonische  Bilder 
festzuhalten  bestrebt  war.  In  Sonderheit  gibt  es  uns  eine,  wenn  auch  perspektivisch  nicht  genau 
gezeichnete,  so  doch  zuverlässige  Vorstellung  von  dem  damaligen  Aussehen  dieses  gewaltigen 
Bauwerks,  das  in  den  Jahren  1834—38  durch  eine  wenig  sachkundige  Restauration  und  in  den 
Jahren  1859—69  infolge  des  Ausbaues  der  Turmhelme  und  der  Querschiffsgiebel  durch  Denzinger 
starke   Veränderungen   seiner  ursprünglichen    Gestalt   erfuhr.     Auch  ist   auf  dieser  Darstellung 


—     48     — 

der  an  der  Südseite  des  Frontgiehels  von  S.  Ulricli  befindlidie  Turm,  der  im  19.  Jaiiriuindert, 
um  den  Westbau  zu  entlasten,  um  3  Stockwerke  abjj;etras;en  wurde,  noch  in  seiner  frülieren  Form 
siclitbar.  Die  Friedhofmauer,  die  sich  auf  der  Wilderschen  Zeichnung  vor  der  Ulrichskirche  hin- 
zieht, ist  heute  ebenfalls  nicht  mehr  vorhanden. 

Geschenke. 

Augsburg.  Friedr.  Hoefle,  Hofphotograph:  Ansichtskarten  nach  Gemälden  in 
Augsburg  und  Stuttgart,  nach  dem  Christus  in  Blaubeuren,  nach  dem  Schaffner- Altar  in  Ulm 
und  dem  Schühlein- Altar  in  Tiefenbronn.  —  Bern,  Hans  Eggimann,  Architekt:  Exlibris 
Hans  Eggimann  und  Anna  Eggimann,  gezeichnet  vom  Geschenkgeber,  je  in  2  Exemplaren. 
H.  Z  i  e  g  1  e  r,  Architekt:  1.  Exlibris  Harry  Ziegler;  2.  Exlibris  Dr.  H.  Ziegler;  3.  Exlibris 
Dr.  Emil  Ermatinger;  4.  2  Exlibris  Gustav  von  Luepke.  Sämtlich  gezeichnet  vom  Geschenk- 
geber.—  Bonn  a.  Rh.  Hermann  A.  Peters,  Kunstverlag:  22  künstlerische  Ansichtskarten 
von  Nürnberg  und  29  ebensolche  von  Rothenburg  0.  T.,  hergestellt  in  Handkupferdruck.  — 
Brasso  (Ungarn).  Hollerun  g  Käroly:  Exlibris  desselben  und  der  Ilonka  Könyve,  gez. 
von  Aug.  von  Meißl,  1909,  München.  —  Carnap  (b.  Altenessen).  Georg  Rody,  Pfarr- 
rektor: 1.  Exlibris  desselben,  von  ihm  selbst  1905  gezeichnet;  2.  Exlibris  Parochiae  B.  M.  V. 
in  Carnap,  gez.  von  Hertel-Düsseldorf,  1909,  in  2  verschiedenfarbigen  Exemplaren.  —  Datschitz 
(Mähren).  Friedr.  Freiherr  v.  Dalberg:  Exlibris  desselben,  gez.  von  Cossmann.  — 
Djember  (Java,  Nied.-Indien).  J.  F.  Burgersdijk:  E.xlibris  desselben,  gez.  1904  von  W., 
J.  Burgersdijk,  Ingenieur.  —  Freiburg  i.  Br.  Dr.  jur.  Bruno  Claussen:  Exlibris  des- 
selben, Originalradierung  von  L.  Fischbeck-Oldenburg,  1909.  —  Hersbruck.  Konrad  J. 
Schramm:  1.  ,,Ooch  Eener  in  der  Fremde".  Spottblatt  auf  Napoleon  111.  in  Lithographie 
mit  vierspaltigem  Gedicht  darunter:    ,, Jüngst  wollte  ich  nach  Deutschland  gehn "    187I; 

2.  Spottblatt  auf  Napoleon  111.  Der  Kaiser  fährt  mit  seiner  Gemahlin  und  seinem  Sohn  unter 
einem  Zelt  in  einem  Schiff.  Am  Ufer  3  Leute  und  die  Inschriften:  ,,Gelt  da  schaust.''"  und  ,,Wo 
ist  denn  der  Görgle.'"  Die  in  Lithographie  ausgeführte  Darstellung  ist  von  einem  Gedicht  um- 
geben, das  beginnt:  ..Das  Schiff  streicht  durch  die  Wellen,  Napoleon!"  187I;  3.  Nr.  10  des 
Spottblattes  ,, Zündnadeln.  Ernste  und  heitere  Bilder  aus  dem  deutschen  Nationalkrieg  gegen 
Napoleon  III".  Lithographie,  1871.  —  Köln  a.  Rh.  Georg  Domel:  Exlibris  desselben, 
Autotypiedruck  nach  einer  Radierung  von  Emil  Krupa-Krupinski,  Bonn.  —  Leipzig.  Geh. 
Hofrat  Univ.-Prof.  Dr.  Albert  Koste  r:  Sammlung  von  49  Blatt  Bilderbögen  meist  aus 
der  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  aus  den  Verlagen  von  G.  N.  Renner,  G.  N.  Renner  &  Co.,  G.  N. 
Renner  &  Schuster.  J.  P.  Wolff  sei.  Erben,  Arn.'.  &  Co.  in  Düsseldorf,  J.  M.  Hermann  sowie 
Hermann  &  Barth  in  München,  J.  G.  Schulz-Stuttgart  und  der  Joh.  Andreae  Endterischen 
Handlung  in  Nürnberg.  —  Mannheim.  Oberstabsarzt  a.D.  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g:  1.  Gedenkblatt 
der  Leipziger  Neuesten  Nachrichten  zum  Universitätsjubiläum  1909;  2.  10  Blatt  Porträts  aus 
der  Galerie  hervorragender  Ärzte  und  Naturforscher.  Autotypien.  1909.  —  Meerane  i-  S. 
Kammgarnspinnerei  Meerane  (C.  Schultz):  1.  „Les  speculateurs  conjures 
pour  ruiner  le  peuple  de  Paris  lies  au  pilori.  Souvenir  du  siege  de  1870  &  71".  Politisches 
Flugblatt,  auf  die  teuren  Lebensmittelpreise  zur  Zeit  der  Belagerung  von  Paris  bezüglich.  Ein- 
blattdruck vom  2.  Febr.  187I;  2.  Zwei  Drohbriefe,  gerichtet  an  den  Geschenkgeber  während  seines 
Aufenthaltes  in  Paris  I870/71.  —  München.  Adolph  Fromm:  Exlibris  desselben,  Ra- 
dierung von  Georg  Mayr,  München  1904.  Cand.  phil.  Theo  Harburger:  Photographie 
des  in  der  Gemäldegalerie  des  Germ.  Museums  befindlichen  Bildes  von  Georg  Pencz:  ,,Der  h. 
Hieronymus  in  der  Kleidung  eines  Kardinals".  Gustav  Lehmann:  Exlibris  desselben, 
gez.  von  Emil  Preetorius  1909,  in  2  Exemplaren.  —  Nürnberg.  Frl.  Auguste  Blumen- 
röder:  1.  ,,Fluviorum  in  Europa  principis  Danubio  cum  adiacentibus  regnis  nee  non  totius 
Graeciae  et  Archipelagi  novissima  tabula".  Authore  Joh.  Baptista  Homanno  Norimbergae. 
Kol.  Kupferstich.  1.  Hälfte  18.  Jahrh.;  2.  ,,Americäe  Mappa  Generalis  .  ..  delineata  ab 
Aug.  Gottl.  Boehmio  ...  in  lucem  proferentibus  Homannianis  heredibus  A.  1746".    Kupferstich; 

3.  ,,Die  Erde  in  zwey  Halbkugeln  ...  entworfen  von  Conrad  Mannert,  Professor.  Nürnberg 
bey    Homanns   Erben   18O6".      Kupferstich;    4.  ,, Charte  von  Europa  ...   entworfen  von   F. 


—     49     — 

L.  Güssfeld.  Durch  Bemerkung  der  neuesten  Gränzen  berichtigt  1807.  Nürnberg  bey  den  Ho 
mann.  Erben".  Kupferstich;  5-  , .Charte  von  Deutschland  nebst  den  angränzenden  Län- 
dern .  .  .  neu  entworfen  von  F.  L.  Güssefeld  .  .  .  herausgegeben  von  Homanns  Erben.  Nürn- 
berg 1807".  Kupferstich;  6.  ..Deutschland  in  Albers'scher  Projektion  von  C  G.  Reichard, 
Nürnberg,  bey  Christoph  Fenibo.  1824".  Kupferstich;  7-  ,. Charte  vom  Königreich  Baiern 
mit  der  jetzigen  Kreis-Eintheilung  neu  herausgegeben  von  Christoph  Fembo.  Nürnberg,  1824". 
Kupferstich,  koloriert;  8.  ,, Charte  vom  Os  manischen  Reiche  in  Europa,  .  .  .  entworfen 
von  F.  L.  Güssefeld.     Nürnberg  bey  Christoph    Fembo.    1826".     Kupferstich   mit  Grenzenkolorit; 

9.  „M  o  r  e  a  und  L  i  v  a  d  i  e  n,  ...  neu  gezeichnet  und  herausgegeben  von  Christoph  Fembo. 
Nürnberg.  1827".  Kupferstich  mit  teilweisem  Grenzkolorit;  10.  „Die  Kaiserlich  Österre'chischen 
Ungarischen  Erbstaaten,  das  ist  Ungarn,  Siebenbürgen,  Dalmatien  ...  entworfen 
und  gezeichnet  von  C.  F.  Weiland.  Weimar.  Im  Verlage  des  Geographischen  Instituts  1849." 
Kupferstich  mit  teilweisem  Grenzkolorit;  11.  ..Af  ri  k  a  secundum  legitimas  projectionis  stereo- 
graphicae  regulas  .  .  .  exhibita  a  Joh.  Matthia  Hasio.  M.  P.  P.  O.  h.  t.  facult.  phil.  in  accad. 
Witeb.  decano.  Impensis  Homanniorum  heredum".  Kupferstich.  18.  Jahrb.;  12.  ,,Daene- 
mark  mit  Schleswig- Holstein".  Nürnberg  bei  Fr.  Nap.  Campe.  Kupferstich  mit  Grenzkolorit. 
1.  Hälfte  19-  Jahrb.;  13.  ,,Die  Königreiche  Holland  und  Belgien  nebst  dem  Groß- 
herzogtum Luxemburg".  Nürnberg  bei  Fr.  Campe.  1831.  Kupferstich  mit  Grenzkolorit; 
14.  ,,Plan  de  la  ville  de  Paris,  nouvellement  dresse  ...  dessine  par  E.  Hocquart  a  Paris". 
Chez  Moronual,  imprimeur  libraire,  Rue  Galande,  Nr.  65.  Lithographie  mit  farbiger  Abgrenzung 
der  einzelnen  Viertel.  2.  Hälfte  19.  Jahrh. :  15.  —  21.  Sieben  Aushängeverzeichnisse  der  bei  dem 
königL  bayer.  Oberpostamt  Nürnberg  abgehenden  und  ankommenden  Briefposten.  Einblatt- 
drucke 1831  und  um  183I;  22.  Fahrplan  der  königl.  bayer.  Donau-Dampfschiff- 
fahrt  zwischen  Regensburg  und  Linz  für  das  Jahr  1847;  23.  Verzeichnis  der  Zollgebühren 
für  verschiedene  Lederarten.  Handschriftlich.  1.  Hälfte  19-  Jahrb.;  24.  Plan  einer  Park- 
anlage. Aquarell  von  Fr.  Biedermann.  1834;  25.  u.  26.  Zwei  Blatt  Kupferstiche  mit  je 
vier  Trachtendarstellungen,  unter  denen  sinngemäße  Verse.  2.  Hälfte  18.  Jahrh. ; 
27.  „Unsere  bisherigen  Kreuzer  sind  wie  viel  Reichspfennige.'"  Aushängetafel  in  Schwarz- 
und  Rotdruck.  Schärtels  Buchdruckerei  (Theod.  Häslein)  Nürnberg.  1871—75-  Prokurist 
Fritz  Crämer:  Ehrenbürgerrechtsbrief  des  Herrn  Karl  von  Crämer  in  Nürnberg.  1888. 
Federzeichnung  in  schwarz,  gold  und  rot  von  Friedrich  Wanderer.  Amtlich  nicht  übergeben, 
da  ein  neuer  Brief  angefertigt  wurde.  Kassiersehegatten  Wolf  gang  und  Emma  N  e  r- 
reter:  1.  Lebenslauf  des  Generals  von  Ziethen.  Kleines  Einblatt  in  Typendruck.  Um 
1786;  2.  Gesellenbrief  des  Weißgerber- Gewerks  in  Berlin  vom  8.  Jan.  1805.  Oben  eine 
Ansicht  von  Berlin  in  Kupferstich;  3.  ..Rundgesang  fürs  löbl.  bürgerliche  Volontair-Corps 
am  Abend  des  5-  Januar  18O6.  Geweiht  von  Chr.  Adam  Sebald,  Oberl.  und  Adj.  und  Erb.  Chr. 
Carl  Zeidler,  Lieut."  4  Seiten  Text  in  Typendruck;  4.  ..K  ö  n  i  g  1  i  c  h  Baierische  N  a- 
tional-Garde  Illter  Classe  zu  Nürnberg  mit  der  Ansicht  der  Schutt,  als 
deren  Paradeplaz,  welcher  am  13.  Juli  1812  ..  .  feyerlich  eingeweiht  wurde".  Kol.  Lith.  von 
G.  P.  Buchner;  5.  Patent  für  Christoph  Schweiger  als  Leutnant  der  National-Garde  dritter 
Klasse  der  Artillerie- Kompagnie  der  Stadt  Nürnberg  vom  28.  Juni  1813;  6.  Darstellung  eines 
wunderbaren  Vogels,  der  zu  Anfang  Januar  1828  nach  Konstantinopel  kam.  Blei- 
stiftzeichnung mit  handschriftlicher  Beschreibung;  7.  ,, Tabelle  des  Magistrats  der  Königlich 
Bayerischen  Stadt  Nürnberg  über  die  Preise  und  Taxen  der  Früchte  und  Lebens- 
bedürfnisse in  derselben  für  den  Monat  Mai  1829".  Auf  der  Rückseite  Brot-Satz  für  den 
gleichen  Monat.  Beiderseits  bedrucktes  Quartblatt;  8.  „Programm  über  die  beim  Empfang 
und  während  der  Anwesenheit  ihrer  Königlichen  Majestäten  von  Bayern  zu 
Nürnberg  stattfindenden  Festlich  keite  n".  Nürnberg,  Druck  der  Campeschen  Offizin. 
1840;  9.  „Huldigung  ihren  Königlichen  Majestäten  von  Bayern  durch  Nürnbergs  Bürger- 
schaft ...  dargebracht   am   7.    September   l840".     Nürnberg.     Druck  der  Campeschen  Offizin; 

10.  Allegorie  auf  die  Vergänglichkeit  alles  Irdischen  in  Form  eines  zusammen- 
legbaren Briefes  mit  bezeichnenden  Darstellungen  in  Lithographie.  Im  Verlag  von  J.  B.  Lach- 
müller in  Bamberg.  1.  Hälfte  19.  Jahrb.;  11.  Scherzhafte  Aufforderung  zum  direkten  Bezahlen 
in  Wirtschaften.     Lithographie.     Nürnberg  bei  G.  N.  Renner  &  Co.     1.  Hälfte  19.  Jahrh.; 


50    — 


Frl.  Charlotte  Schnerr:  Eine  größere  Partie  Modebilder  aus  der  Modenwelt,  der  Großen 
Modenwelt,  der  Illustrierten  Frauenzeitung,  dem  Bazar,  dem  Chic  Parisien  und  aus  den  Mode- 
zeitschriften Le  Chic  und  Le  Grand  Chic  Frl.  Seiler:  1.  Reisepaß  für  Frau  Pfarrer 
Rebecca  Maria  Seiler,  geb.  von  Forster,  in  Nürnberg,  ausgestellt  von  dem  Kgl.  Kommissär  der 
Stadt  Nürnberg  Faber,  zu  einer  Reise  nach  Marienbad  am  15.  Juni  1831 ;  2.  Der  schöne 
Brunnen  in  Nürnberg.  G.  C.  Wilder  fec.  Dr.  M.  M.  Mayer  excud.  1.  Hälfte  19-  Jahrb.; 
3.  Konrad  Wießner:  Nürnberg  von  der  Ostseite.  Der  Albrecht  Dürer- Verein  seinen 
Mitgliedern  im  Jahr  1838.  Originalstich.  —  Pozsony  (Ungarn).  Dr.  jur.  et  pol.  Alfred 
Friedl:  Exlibris  Alfred  und  Erna  Friedl.  Gezeichnet  von  Rose  Eisner  1908.  —  Reinbeck 
b.  Hamburg.  T  h  e  o  d.  Bock:  Exlibris  desselben.  Entwurf  von  Freiherrn  Alexander  von 
Dachenhausen.  —  Schrobenhausen.  Carl  Poellath,  Prägeanstalt  und  Metallwarenfabrik: 
Reproduktionen  von  Medaillen  zeitgenössischer  Künstler,  geprägt  von  der  Geschenkgeberin.  — 
Straßburg.  Dr.  R.  Forrer:  „Saazer  Stadt- Hopfen- Versendungs- Karte"  vom  23.  Oktober 
1862.  —  Wien.  K.  K.  K  u  n  s  t  h  i  s  t  o  r.  Hofmuseum:  Photographie  einer  ornamentalen 
Kleinplastik  aus  dem  16.  Jahrh.  aus  den  Sammlungen  des  A.-H.  Kaiserhauses  in  Wien.  — 
Wismar.  Dr.  F.  Cr  u  11:  4  Blatt  Photographien  von  Truhen  aus  Schleswig- Holstein.  16.  u. 
17.  Jahrhundert. 

Ankäufe. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  Heinrich  Aldegrever:  1.  Joseph  erzählt  Jakob 
seine  Träume.  B.  18.  Aus  der  Folge  der  Geschichte  Josephs  B.  18—21.  2.  Joseph  wird  von 
Potiphar  verklagt.  B.  20.  Aus  der  gleichen  Folge.  3-  Joseph  läßt  seinen  Brüdern  Getreide 
verkaufen.  B.  21.  Aus  der  gleichen  Folge.  4.  Tanzendes  Paar.  B.  157-  Bl.  6  aus  der  Folge 
der  Hochzeitstänzer  B.  152—159.  5.  Vignette  mit  zwei  Sirenen,  die  sich,  Rücken  an  Rücken 
gewandt,  an  den  Armen  halten.  B.  199-  6.  Verzierung  für  eine  Dolchscheide.  Oben  ein 
Fahnenträger  mit  Schwert  in  der  Rechten.  B.  225.  7-  Aufsteigendes  Ornament.  Oben  zwei 
Masken  und  zwei  chimärische  Fische.  B.  236.  8.  Groteske  mit  einem  Maskaron  zwischen  zwei 
Füllhörnern,  von  denen  jedes  einen  Adler  trägt.     Am  Fuß  eines  jeden  ein  Satyr.     B.  272. 

Handzeichnungen.  Bartholomäus  W  i  1 1  i  g:  Putto,  einen  anderen,  der  eine 
Fruchtschale  in  Händen  hält,  auf  den  Schultern  tragend.  Farbige  Trockenstiftzeichnung. 
Stammbuchblatt  für  Bartholomaeus  Viatis  vom  18.  Juli  1658.  —  Johann  Franz  Er  m  eis: 
Hirte  und  Hirtin,  welche  ein  Lamm  liebkost.  Rötheizeichnung  auf  Pergament.  Widmungsblatt 
für  Joh.  Heinr.  Roos.  —  Georg  Strauch:  Alte  Frau  spinnend,  angeblich  des  Künstlers 
Mutter.  Halbfigur,  an  einem  Tisch  sitzend,  auf  dem  ein  Licht  brennt.  Bleistiftzeichnung. 
Links  unten  in  alter  Schrift:  ,,G.  Strauch".  —  Carl  Marcus  Tuscher:  Architektonischer 
Aufbau  in  Portalform.  Getuschte  Bleistiftzeichnung  in  malerischer  Auffassung.  —  Franz 
K  ob  eil:  Waldpartie  bei  A'.manshausen  am  Würmsee.  Aquarell.  Bezeichnet  rechts  unten: 
„F.  Kobel  1801".  —  Georg  Martin  Preisler:  Bildnis  eines  älteren  Mannes  mit  Allonge- 
perücke. Bleistiftzeichnung.  —  Heinrich  Guttenberg:  Knabe,  von  rückwärts  gesehen. 
Bleistiftstudie.  Bezeichnet  unten  in  der  Mitte:  ,,H.  Guttenberg".  —  Christoph  Haller 
von  Hallerstein:  Bildnis  des  Georg  Christian  Wilder.  Ganze  Figur  auf  einer  Truhe 
sitzend.  Bleistiftskizze.  —  Mathias  Hartmann:  Brustbild  einer  alten  Dame.  Blei- 
stiftzeichnung.     Monogrammiert.      10.    Okt.    1824.  —  Johann     C  h  r  i  s  t  o  p  h  ,  E  r  h  a  r  d: 

1.  Auf  dem  Kahlenberg  bei  Wien.  Rechts  eine  aufstrebende  Felspartie  mit  üppiger  Vegetation. 
Ein  Mann  mit  dem  Schirm  auf  der  Schulter  schreitet  dem  Tale  zu.  Bleistiftzeichnung.  Auf 
der  Rückseite  eine  landschaftliche  Skizze.  2.  Italienerin.  Kleine  Bleistiftstudie.  Rechts  unten: 
,,J.  C  Erhard  f.  Rom.  1821".  Aus  dem  Besitz  seines  Freundes  Johann  Adam  Klein.  —  Georg 
Christian    Wilder:     1.  ,,Die    Freyung  zu   Wien".     In   Sepia  lavierte   Bleistiftzeichnung. 

2.  Der  Dom  zu  Regensburg,  von  Südwest  gesehen.  Im  Juli  1816  nach  der  Natur  gezeichnet. 
In  Sepia  angelegte  Bleistiftzeichnung.  39  cm  hoch,  45  cm  breit.  Angefertigt  für  Wiebeking. 
—  Friedrich  Geißler  (sogenannter  Pariser  Geißler):  ,, Hinter  dem  Thumenberg". 
Große   Rötheizeichnung. 

Historische  Blätter.  „Darstellung  des  blutigen  Schauplazes  der  Kayserlichen  und  Fran- 
zösischen Truppen  auf  der   Feuchterstrasse.     1800.   d.   18.   Dec."     Kleiner   Kupferstich. 


—    51 


Stadtpläne  und  Prospekte.  Iü7  Blatt  kleine  Stadtansichten.  Kupferstiche  etwa  der  Mitte 
des  17-  Jahrhunderts. 

ßilderrepertorium.     42  photographische   Detailaufnahmen  meist     von   Werken  des  Tilmann 
Riemenschneider  und  Veit  Stoß. 

Hohenzollern- Stiftung.  „Die  Printzen  des  königl.  Preuß:  Chur-  und  Marckgräfl.  Hauses 
Brandenburg  nach  ihren  Namen,  Familien,  Perioden,  nebst  der  hierzu  dienlichen  Genea- 
logie, Chronologie,  Geographie,  Heraldic:  u.  Numismatic  Zum  Gebrauch  der  Real-Schule  in 
Berlin".  Gewidmet  Friedrich  Wilhelm,  Kurfürst  von  Preußen,  Markgraf  von  Brandenburg,  von 
Johannes   Friedrich    Haehn   1751-     J-    D.    Schienen  sculpsit   Berolini.      Koloriert. 

D  e  p  o  s  i  t  a. 

Depositum  der  Erben  des  im  Jahre  1856  verstorbenen  Kunstschuldirektors  Albert 
Reindel  in  Nürnberg:  1.  Das  Sebaldusgrab,  l82l  von  Albert  Reindel  gestochen.  Mit  der 
Adresse  von  Frauenholz.  Kupferplatte.  Dabei  ein  Abdruck  ohne  diese  Adresse.  2.  Lauten- 
spielender Knabe,  1810  von  Albert  Reindel  gestochen.  Kupferplatte.  3-  Antikes  Basrelief: 
eine  griechische  Braut,  deren  Füße  die  Dienerin  salbt.  Von  Albert  Reindel  ursprünglich  für 
das  Mus.  Napoleon  gestochen,  erschien  aber  später  nicht  darin.  Kupferplatte.  4.  Die  Predigt 
des  Apostels  Paulus  zu  Ephesus,  nach  le  Sueurs  Bild  im  Louvre.  Gestochen  von  Albert  Reindel. 
Unvollendete  Kupferplatte.  Unten  das  Monogramm  des  Künstlers  und  die  Jahrzahl  1838.  Da- 
bei ein  Abdruck.  5.  Die  originale  Vorzeichnung  von  B.  Bouillon  vom  Jahre  1812  zu  der 
vorgenannten  Platte.  Kreidezeichnung.  6.  Kupferplatte  von  Heinrich  Guttenberg, 
darstellend  das  Biwak  Napoleons  in  der  Nacht  vom  5. — 6.  Juli  1809  vor  der  Schlacht  bei  Wagram. 
Dieser  Stich  ist  der  größte  des  Künstlers. 


ARCHIV. 

(1.   Juli  bis  30.  September.) 

Geschenke. 

Hersbruck.  Konrad  Schramm:  Ein  Konvulut  Kaufbriefe,  Teilzettel  usw.  aus 
Hersbruck,  1685—1809.  Orig.  Pap.  —  Nürnberg.  Kassier  Wolfgang  Nerreter  und 
Frau:  Bericht  des  Leutnants  v.  Borstell  über  den  Rheinübergang  der  Franzosen  in  der  Nacht 
vom  5.  zum  6.  Sept.  1795,  dat.  Duisburg,  den  6.  Sept.  1795-  Pap.;  Quittierte  Rechnung  des 
Buchdruckers  Bieling  in  Nürnberg  für  — ?  I805,  20.  April.  Orig.  Pap.;  Quittung  über  bezahlte 
Traugebühren  (Seb.  Pf.)  f.  Joh.  Leonh.  Rösch,  Gold-  und  Silberarbeiter  in  Nürnberg,  aus- 
gestellt vom  Zeremonienmeister  Mainberger.  Mit  Stempel  der  k.  baier.  Polizeidirektion  und 
Unterschrift  vom  P.  C.  Nopitsch.  Nürnberg  I8l2,  28.  Mai.  Orig.  Pap.  Nbg.  1812,  28.  Mai  Orig. 
Pap.;  Übersicht  über  den  Bestand  der  Artillerie-Compagnie  der  National-Garde  Illter  Klasse 
zu  Nürnberg.  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  Dr.  med.  F  r  i  e  d  r.  V  o  i  t,  prakt.  Arzt:  Materialien 
zur  Genealogie  Schweinfurter  Geschlechter.  (Stammbäume  und  Notizen  für  Stipendienzwecke): 
Sammelhandschrift  des  17-/18.  Jahrh.  Jüngste  vorkommende  Jahreszahl  1717-  Pap.  Hdschr. 
(54  Bl.  2");  Beiträge  zur  Genealogie  der  Schweinfurter  Familien  Albrecht,  von  Berg,  Bietz, 
Breitschneid,  Brönner,  Dürprecht,  Eckart,  Eisen,  Fehr,  Fend,  Frobenius,  Gadamer,  Glock- Wehner, 
Göbel,  Gropp,  Hahn,  Heunisch,  Hofmann,  Kronacher,  Krackhardt,  Kraus,  Marold,  Reinhardt, 
Reumann,  Röder,  Rüffer,  Schmidt,  Schuler,  Seyfrid,  Si.xt,  Stör,  Wagner,  Zeitloß.  18. /19.  Jahrh. 
Orig.  Pap. 

Ankäufe. 

Schreiben  des  Markgrafen  Christian  von  Brandenburg-Bayreuth  an  Kanzler  und  Geheime 
Räte  zu  Kulmbach.  (Fordert  Bericht  in  Sachen  des  Kaufmanns  Werner  in  Dresden,  der  von 
der  Tochter  des  Markgrafen,  der  Her^.ogin  Magdalena  Sibylla  zu  Sachsen,  Jülich,  Cleve  und  Berg, 
ein  Postgeld  von  600  fl.  zu  beanspruchen  hat  und  deshalb  an  das  „Ehegeld"  der  Herzogin,  bezw. 
an  die  Landschaftsstube  gewiesen  ist.)    Bayreuth  1646,  11.  Jan.  Orig.  Pap.  O/a  S.  2°  mit  Adresse. 

♦4 


—     52     — 

Denkmäler  der  Heilkunde.  Erhebung  des  Dr.  Johann  Carl  Daniel  Kraus,  kgl.  preuß.  Rats 
u.  Stadt-  u.  Ober-Amts-  Physici  zu  Schwabach.  in  den  erblichen  Adels-  u.  Ritterstand  des 
Reichs  und  des  Kurfürstent.  Pfalz-Bayern  durch  Kurfürst  Karl  Theodor  als  Reichsvikar.  1792, 
16.  Juli.  Orig.  Perg.  U.  in  bl.  Samteinband  mit  anhangendem  größerem  Reichsvikariats-Siegel, 
eingeschlossen   in   silberverzinnter    Kapsel. 

Heyer  v.  Rosenfeldschen  Stiftung:  Schreiben  des  Martin  Sigmund  von  Rabenstein  zu  Wirs- 
berg  an  seinen  Schwager,  Joachim  v.  Seckendorff  zu  Ulistadt,  in  Familienangelegenheiten.  1568, 
25.   Sept.  (Wirsberg).    Orig.    Pap.  3  S.  fol.    Mit  Adr.  u.  S. 

Autographen=Sammlung:  Nota  Drmiel  Chodowieckis  ,,für  Herrn  Greeve,  königi.  Preuß. 
Agenten  zu  Hamburg"  über  mit  622—649  numerierte  und  spezifizierte  Blätter  seiner  Hand. 
Mit  Namensunterschrift  und  Datum:  Berlin  den  11.  Jener  1791.  1V2  8.  Pap.-  Orig.;  Brief 
Jakob  Grimms  an  Carl  August  Hahn  (1807—57,  späteren  Prof.  in  Heidelberg,  Prag  und  Wien), 
in  dem  jener  seiner  Anschauung  über  die  verschiedenen  Methoden  des  Studiums  der  deutschen 
Sprachdenkmäler  Ausdruck  gibt.  Göttingen,  19.  Juni  1833-  3  S.  4.  Mit  Adresse  u.  Siegel; 
Eduard  Möiike:  „Der  Abgebrannte.  In  das  Album  für  Hamburg.  Juni  1842"  („Ist's  möglich.? 
sieht  ein  Mann  so  heiter  aus,  .  .  .")  Originalniederschrift  mit  Korrekturen.  1  S.  8.  Dat.: 
Cleversulzbach,  d.  26.  Juni  1842.  (Abgedr. :  Sänitl.  W.  in  6  Bdn.,  hrsgg.  v.  Rud.  Krauß. 
III,  20  f.). 

BIBLIOTHEK. 

(1.   Juli  bis  30.   September.) 
Geschenke. 

Arnau.      K.   k.     S  t  a  a  t  s  -  G  y  m  n  a  s  i  u  m:     XXVIII.    Jahresbericht.     1908/09.     8.    — 
Aschaffenburg.     H  a  n  d  e  1  s  -  G  r  e  m  i  u  m:    Jahresbericht  des  Handels- Gremiums  zu  Aschaffen- 
burg.   1908.  1909.    8.  —  Bamberg.     Kgl.    neues    Gymnasium:    Jahresbericht  1908/09. 
Mit  Programm.  1909.  8.  —  Ungenannt:    Fuchs,  Die  Frau  in  der  Karikatur.  1906.  4.  — Berlin. 
Kgl.  Bibliothek:     Jahresverzeichnis    der    an    den    deutschen    Universitäten    erschienenen 
Schriften.    XXIII.    1909.    8.  —  Verzeichnis  der  aus  der  neu  erschienenen  Literatur  von  der  Kgl. 
Bibliothek  zu   Berlin  und  den  preußischen   Universitätsbibliotheken  erworbenen  Druckschriften. 
1908.     1909.     8.  —  Jahresverzeichnis   der   an   den   deutschen    Schulanstalten    erschienenen  Ab- 
handlungen.   XX.    1908.    1909.    8.  —  Jahresbericht  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin  für  das  Jahr 
1908/09.    1909.    8.  —  Paul   C  a  s  s  i  r  e  r,    Verlag:    Aubert,  Runge  und  die  Romantik.    1909.  8. 
—  R.  V.  Deckers  Verlag:    Lotz,  Geschichte  des  deutschen  Beamtentums.   9.  u.  10.  Lfg.  2.  — 
General  direktion  der   Kgl.    Preuß.  Museen:   Jahrbuch  der   Kgl.    Preuß.    Kunst- 
sammlungen.   XXX.   Bd.,  4.  Heft.   1909.  2.  —  G  e  n  e  r  a  1  d  i  r  e  k  t  i  0  n  der   Kgl.   Preuß. 
Staatsarchive:     Koser    &  Droysen,     Briefwechsel    Friedrichs   des    Großen   mit   Voltaire. 
II.  Bd.    1909.    8.  —  Gesellschaft   für   Theatergeschichte:    Theater-Ausstellung 
Berlin  1910.   8.  —  Deutsche   Gesellschaft  für   Volksbäder:   Veröffentlichungen 
der  Deutschen   Gesellschaft  für  Volksbäder.    V.   Bd.,    2.    Heft.    1909-    8.    —    Kgl.    Preuß. 
K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m:     Veröffentlichungen   aus   dem    Gebiete  des  Militär- Sanitätswesens. 
Heft  40  u.   41.     1909-     ?^-  —  Justizrat  C.   Robert     Lessing:     Buchholtz,    Die    Geschichte 
der  Familie  Lessing.    1909-   2.  —  August    Scherl,    Verlag:    Scherl,  Ein  neues  Schnellbahn- 
system.    1909-     4.  —  Dr.  A.  Südekum:     Stenographischer    Bericht    des    Prozeß    Sartorius. 
1906.   4.  —  Kasasis,  Griechen  und  Bulgaren  im  19.  und  20.  Jahrhundert.    1908.    8.  —  Senat 
der    Kgl.    Akademie   der    Künste:    Chronik  der  Kgl.  Akademie  der  Künste  zu  Berlin 
vom  1.  Oktober  19O6  bis  1.  Oktober  1908.    1909.    8.  —  Verein    für   die    Geschichte 
Berlins:    Voß,   Beriiner   Kalender  für  das  Jahr  1910.    1909.    8.  —  E  r  n  s  t    W  a  s  m  u  t  h, 
Verlag;  Dehio  &  Bezold,  Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst.  6.  Lfg.  2.  —  Dehio,  Hand- 
buch der  deutschen  Kunstdenkmäler.  Bd.  III.  Süddeutschland.  1908.  8.  —  Weidmann'sche  Buch- 
handlung: Deutsche  Texte  des  Mittelalters.  Bd.  XVI.  1909.  8. -- Besztercze.  Gewerbelehrlings- 
schule:      XXXIII.  Jahresbericht.    1908.    8.  —  Bielefeld  u.  Leipzig.     Velhagen    &    Kla- 
s  i  n  g:    Künstlermonographien.    Bd.  97:    Osborn,  Eugen  Bracht.    1909.    8.  —  Budweis.     K.    k. 
Deutsches    Gymnasium:     XXXVIII.   Jahresbericht,    1908/09.    Mit  Programm.    1909. 


53 


S.  _  Danzii:;.  Prof.  Dr.  O.  G  ü  n  t  li  e  r,  Stadtbihfiotliekar:  Ders.,  Katalog  der  Handschriften 
der  Dan/.i.irer  Stadtbibliothek.  Hl.  Bd.  1909.  8.  —  Eger.  K.  k.  S  t  a  a  t  s  -  O  b  e  r  r  e  a  1- 
schule:  X.  Jahresbericht,  1908/09.  1909-  8.  —  Erlangen.  Fr.  J  11  n  ,i(  e,  Verlag:  Beiträge 
zur  bayerischen  Kirchengeschichte.  XV.,  S-  1909-  8.  —  Eßlingen.  Paul  Neff,  Verlag: 
Die  Kunst-  und  Altertunisdenkmale  im  Königreich  Württemberg.  Hrgg.  von  Eugen  Gradmann. 
Inventar.  36. /4l.  Lfg:  Donaukreis,  Oberamt  Biberach,  bearbeitet  von  Braun  &  Pfeiffer.  1909. 
8.  —  Frankfurt  a.  M.  Direktion  der  historischen  Abteilung  der  IIa: 
Führer  durch  die  historische  Abteilung  der  Internationalen  Luftschiffahrt- Ausstellung  Frank- 
furt a.  M.  1909.  8.  —  Frauenfefd.  Huber  &  Co.,  Verlag:  Staub  &  Tobler,  Sehr -izerisches 
Idiotikon.  Heft  64.  1909-  8.  —  Freiburg  i.  B.  H  e  r  d  e  r'sche  Verlagsbuchhandlung:  Beißel, 
Gefälschte  Kunstwerke.  1908.  8.  —  Schnürer,  Jahrbuch  der  Zeit-  und  Kulturgeschichte.  1908. 
1909.  8.  —  Friedberg  in  Hessen.  Geschichts-  und  Altertumsverein:  Dreher, 
Aus  der  Geschichte  des  Badewesens  mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  mittelalterliche  Friedberg. 
1909.  8.  —  Dreher,  Friedberger  Geschichtsblätter.  Jahrg.  I,  Heft  1.  1909.  8.  —  Helmke, 
Die  Altertumssammlungen  des  Friedberger  Geschichtsvereins  und  ihre  Verwertung  in  der  Schule. 
I.:  Die  prähistorischen  Altertümer.  1904.  8.  —  Seidenberger,  Friedberg  und  die  Wetterau  im 
Rahmen  deutscher  Reichsgeschichte.  1905.  8.  —  Friedenau.  Prof.  Dr.  K.  K  i  n  z  e  1,  Wie 
reist  man  in  Oberbayern  und  Tirol?  VIII.  Aufl.  1909.  8.  —  Fritzlar.  M.  Ehrhardt,  Ver- 
lag: Rauch.  Führer  durch  Fritzlar.  1909.  8.  —  Qemunden.  Herzog  Ernst  August  von 
C  u  m  b  e  r  1  a  n  d,  Kgl.  Hoheit:  Fiala,  Münzen  und  Medaillen  der  Weifischen  Lande.  Bd.  VI. 
1907—1908.  2.  —  Gießen.  Hessische  Vereinigung  für  Volkskunde:  Schulte, 
Das  Volkslied  in  Oberhessen.  1909.  8.  —  Qöding.  Deutsche  Landes-Oberreal- 
schule:  XI.  Jahresbericht,  1908/09.  1909-  8.  —  Gotha.  Gothaer  Lebensver- 
sicherung: 80.  Rechenschaftsbericht,  1908.  1909.  2.  —  Qottschee.  K.  k.  Staats- 
g  y  m  n  a  s  i  u  ni:  IV.  Jahresbericht,  1908/O9.  1909-  8.  —  Groß=  Lichterfelde.  Dr.  K.  K  1  e  m  m; 
Klemms  Archiv.  Mitteilungen  aus  der  Familiengeschichte.  Nr.  22.  1909.  8.  —  Grunewald  bei 
Berlin.  Prof.  Bodo  Ebhardt:  Ders.,  Der  Väter  Erbe.  1909.  4.  —  Heilsbronn.  Pfleger 
A  1  b  r  e  c  h  t  Weber:  Zunftbuch  der  Hausmetzger  von  Hoheneck.  Hs.  von  1695.  4.  —  Her= 
mannstadt.  Baron  Bruken  thalisches  Museum:  Csaki,  Führer  durch  die  Gemälde- 
galerie des  Baron  Brukenthalischen  Museums.  VI.  Aufl.  1909.  8.  —  Ingolstadt.  Dr.  O  s  t  e  r- 
mair:  Belagerung  Ingolstadts  durch  die  schmalkaldische  Armee.  1867.  8.  0.  V.  —  Mair, 
Über  die  Geschichte  der  Chirurgenschulen  in  Bayern  und  die  Entwicklung  der  Medizin  im  19. 
Jahrhundert.  1884.  8.  —  Ostermair,  Der  Volksschullehrer  ein  Förderer  der  naturwissenschaft- 
lichen Kenntnis  des  Heimatlandes.  1882.  8.  —  Ostermair,  Über  die  Colpohyperplasia  cystica. 
1889-  8.  —  Ostermair,  Beiträge  zur  Rechts-  und  Verfassungsgeschichte  der  Stadt  Ingolstadt. 
1884.  8.  —  Ostermair,  Führer  durch  Ingolstadt.  1896.  8.  —  Ostermair,  Heinrich  Fellermeyer, 
Stadt-  und  Krankenhauswundarzt.  1888.  4.  —  Sammelblatt  des  historischen  Vereins  in  und 
für  Ingolstadt.  I.  — XXVI. ,  XXVIII.  — XXXI.  1876— 1908.  8.  —  Innsbruck.  W  a  g  n  e  r'sche 
Universitätsbuchdruckerei:  Dalla  Torre  &  v.  Sarntheim,  Die  Farn-  und  Blütenpflanzen  von 
Tirol,  Vorarlberg  und  Liechtenstein.  Bd.  II.  1909-  8.  —  Egger,  Die  Tiroler  Freiheitskämpfe  im 
Jahre  1809.  1909-  8.  —  Gumplowicz,  Der  Rassenkampf.  Innsbruck  1909.  8.  —  Haselsberger, 
Maximilian  I.,  Kaiser  von  Mexiko.  1909.  8.  —  Scherrer,  Soziologie  und  Entwicklungsgeschichte 
der  Menschheit.  Bd.  II.  1908.  8.  —  Word,  Reine  Soziologie.  Bd,  II.  1909.  8.  —  v.  Wolff, 
Die  Beziehungen  Kaiser  Maximilians  I.  zu  Italien  1495—1508.  1909-  8.  —  Köln.  Gesell- 
schaft für  rheinische  Geschichtskunde:  v.  Schrötter,  Die  Münzen  von  Trier. 
II.  Teil.  1908.  4.  —  Christlicher  Kunstverein  der  Erzdiözese  Köln: 
Jahresbericht  für  das  Jahr  1908.  1909.  4.  —  Konstanz.  Großherzog  1.  Gymnasium: 
Bericht  über  das  Schuljahr  1908/09.  1909.  8.  —  Korneuburg.  Realgymnasium:  Jahres- 
bericht 1908/09.  Mit  Programm:  Kilian,  Kurze  Versuche  über  Kunst  und  Künstler.  1909.  8.  — 
Krumau  a.  d.  Moldau.  Anton  Mörath,  Archivdirektor:  Horcicka,  Briefwechsel  der  Fa- 
milien Anton  Alex.  Graf  Auersperg  (Anastasius  Grün)  und  Med.  Dr.  Anton  Mörath.  1909.  4.  — 
Leipzig.  A.  D  e  i  c  h  e  r  t,  Verlag:  Wirtschafts-  und  Verwaltungsstudien.  Hrgg.  von  G.  Schanz. 
Bd.  XXXV.  1909.  8.  —  Deutsche  Goldschmiedezeitung:  Offizielle  Festnummer 
zur    Eröffnung  der    Kgl.    Fachschule     und   des    Kunstgewerbemuseums    für    Edelmetallindustrie 


—     54 


Schwäbisch-Gmünd.  1909-  4.  —  F.  W.  G  r  u  n  o  w,  Verlag:  Wippermann,  Deutscher  Ge- 
schichtskalender für  1908.  Bd.  1 1.  1909.  8  —  Bibliographisches  Institut:  Meyers 
großes  Konversationslexikon.  Bd.  XXI.  1909.  8.  —  E.  A.  Seemann,  Verlag:  Kehrer,  Die 
hl.  drei  Könige  in  Literatur  und  Kunst.  Bd.  1  u.  2.  1908.  4.  —  Magdeburg.  Dr.  P.  F.  Schmidt: 
Ders.,  Der  Meister  des  Berliner  Martin  und  Hans  von  Heilbronn.  S.-A.  1909.  8.  —  Mähr.-Ostrau. 
Deutsche  Landes-Oberrealschule:  XXVI.  Jahresbericht,  1908/09.  1909.  — 
Mannheim.  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g,  Oberstabsarzt:  Duller,  Die  Männer  des  Volks.  1847-  8.  —  Fest- 
schrift zum  25jährigen  Jubiläum  von  Bad  Neuenahr,  1858 — 1908.  1908.  4.  —  Freiligrath,  Ein 
Glaubensbekenntnis.  1844.  8.  —  Zehn  lyrische  Selbstporträts.  Mit  den  Porträts  der  Dichter 
von  M.  A.  Stremel  und  den  selbstgeschriebenen  Lebensskizzen  in  Facsimile.  O.  J.  8.  —  Msrburg. 
Der  Konservator  der  Denkmäler  im  Regierungsbezirk  Cassel: 
Drach,  Die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  im  Regierungsbezirk  Cassel.  Bd.  II.  Text  und  Atlas. 
1909.  4.  —  Aus  der  Denkmalpflege  im  Regierungsbezirk  Cassel  1904 — 1908.  1909.  4.  — 
Merseburg.  Verein  zur  Erhaltung  der  Denkmäler  der  Provinz  Sachsen: 
Jahrbuch  der  Denkmalpflege  in  der  Provinz  Sachsen.  1908.  8.  —  Metz.  Museum  der 
Stadt  Metz:  Metz,  seine  Vororte  und  die  Schlachtfelder  um  Metz.  1909.  8.  —  München. 
Albert  Langen,  Verlag:  Fuchs,  Illustrierte  Sittengeschichte.  1909.  8.  —  K  g  1.  Gene- 
ralkonservatorium: Rundschreiben  des  Kgl.  Generalkonservatoriums  der  Kunstdenk- 
male etc.  betreffend:  Die  Pflege  und  Erforschung  der  prähistorischen  Denkmale.  1909.  8.  — 
Direktion  des  Bayerischen  National  museums:  Hofmann,  Altes  Bayerisches 
Porzellan.  Offizieller  Katalog  der  Ausstellung  im  Studiengebäude  des  Bayerischen  National-- 
museums  in  München,  25.  Juli  bis  20.  September  1909-  1909.  8.  —  J.  L  e  n  t  n  e  r,  Verlag: 
Wieland,  Veröffentlichungen  aus  dem  kirchenhistorischen  Seminar  München.    III,    6.    1909.    8. 

—  Dr.  M.  Roth,  Medizinalrat:  Heister,  Chirurgie.  1770.  4.  —  Münnerstadt.  Kgl.  huma- 
nistisches Gymnasium:  Jahresbericht  1 908 /09.  Mit  Programm.  1909.  8.  —  Münster 
i.  W.  Der  Landeshauptmann  der  Provinz  Westfalen:  Die  Bau-  und  Kunst- 
denkmäler von  Westfalen:  Kreis  Gelsenkirchen  Stadt  und  Kreis  Gelsenkirchen  Land,  Kreis 
Halle.  1909.  4.  —  Neuburg  a.D.  Realschule:  Jahresbericht  1908/09.  1909.  8.  —  Nürn- 
berg. Nachlaß  Frau  Johanna  Braun:  Witschel.  Morgen-  und  Abendopfer  in  Gesängen. 
1828.  8.  —  L.  Fei  n,  Gymnasiast:  Cranz,  Historie  von  Grönland.  1765.  8.  —  Hauptaus- 
schuß des  XVII.  Deutschen  Feuerwehrtags:  Festschrift  für  den  XVII.  Deut- 
schen Feuerwehrtag  zu  Nürnberg,  24. — 27.  Juli  1909.  1909.  8.  —  Feuerwehrausstellung  Nürn- 
berg, 24. — 27.  Juli  1909,  offizieller  Katalog.  1909.  8.  —  Naturhistorische  Gesell- 
schaft: Berville,  Histoire  de  Pierre  Terrail,  dit  le  Chevalier  Bayard  ...  I8l2.  8.  —  Cramer, 
Der  Jüngling.  1775.  8.  —  Denis,  Le  Brahme  voyageur.  1843.  8.  —  van  Deppen,  De  Inneming 
van  Saragossa.  1828.  8.  —  Focquenbroch,  Alle  de  Werken  verzamelt  en  uitgegeven  door  Abraham 
Bogaert.  1723.  8.  —  Geschiedenis  der  Nederlanden  ...  door  G.  Bruining.  1825.  8.  —  van 
Hemert,  Körte  Levensbeschryving  der  Hollandsche  Graven.  1749.  8.  —  Jäck,  N.  Th.  Gönners 
Biographie.  1813.  8.  —  The  poetical  works  of  S.  Johnsohn.  0.  V.  0.  J.  8.  —  Lessen  over 
de  Redekunde.    1828.    8.  —  Siegfried  van  Lindenberg.    Uit  het  Hoogduitsch  vertaald.    1787.  8. 

—  Loosjes,  De  slag  bij  Nieuwpoort,  heldenspel,  en  Emilia  van  Nassau.  1786.  8.  —  Loosjes, 
Semida  en  Cidli  .  .  .  1804.  8.  —  Loosjes,  De  Watergeuzen.  1790.  8.  —  The  works  of  Thomas 
Moore,  hrgg.  von  E.  F.  Fleischer.  1826.  8.  —  Paape,  Job.  1779.  8.  —  Panse,  Geschiedenis 
van  de  Landverhuizing  der  evangelische  Saltburgers  in  den  Jare  1732.  1832.  8.  —  Proeve  van 
stigtelijke  Mengelpoezij.  1778.  8.  —  van  Rantzau,  Het  leven  van  Nicolaus  Lodewyck,  Graaf  en 
Heer  van  Zinzendorf  en  Pottendorf.    1796.    8.  —  Richer,  Les  vies  des    hommes  illustres.  1756  8. 

—  Riemsnyder,  Fabeln  en  vertelsels.  1783.  8.  —  Salignac,  Les  avantures  de  Telemaque.  1755- 
8.  —  Seiler,  Allgemeines  Lesebuch.  1791.  8.  —  Weber,  Weltgeschichte.  1885.  8.  —  Weih- 
nachtsbaum für  arme  Kinder.  Gaben  deutscher  Dichter.  Hrgg.  von  F.  Hofmann.  l849.  8.  — 
Willinks,  Amsterdamsche  Buitensingel  .  .  .  1738.  8.  —  Eine  Anzahl  von  Veröffentlichungen 
der  Gesellschaft:  ,,Tot  nut  van't  algemeen"  aus  der  ersten  Hälfte  des  19-  Jahrhunderts.  8.  — 
Kgl.  Altes  Gymnasium:  Jahresbericht  1908/09.  1909.  8.  —  Handels-  und  Ge- 
werbekammer für  Mittelfranken:  Jahresbericht  1908.  1909-  8.  —  E.  K  i  e  ß- 
k  a  1 1,    Postsekretär:   Ders.,   Die  Bildwerke  des  ehemaligen  Cistercienserinnen- Klosters   Himmel- 


—    55    — 


krön.  19uy.  8.  —  Ders.,  Die  Grubsteine  in  der  Kirche  zu  Gräfenthal  in  S.-M.  S.A.  19<>?-  8.  — 
J.  Krönert,  Gymnasiast:  Joung,  Klagen  und  Naclitgedanken.  176O.  8.  —  H.  K  u  b  1  a  n, 
Ki:l.  Oberförster  a.  D.:  Du  Hamel  du  Monceau,  Naturgeschichte  der  Bäume.  1764/65.  8.  — 
K  g  1.  K  u  n  s  t  g  e  w  e  r  b  e  s  c  h  u  1  e:  Jahresbericht  1908/09.  1909.  8.  —  Künstlerklause: 
Festschrift  zur  Feier  des  50jährigen  Bestehens  der  Künstlerklause  Nürnberg.  1909.  4.  —  Dr.  K. 
L  e  h  n  e  r:  Hippocrates.  Aphorismen.  8.  —  Dr.  L  e  y,  Gymnasiallehrer:  Das  Ausland.  Jahrg. 
1832,  1839  u.  1842.  4.  —  Biblia.  Hrgg.  v.  G.  S.  Esenbeck.  1755-  8.  —  Biblia.  Hrgg  von  Pfaff. 
1767.  8.  —  Corpus  iuris  canonici,  ed.  Petrus  Pithoeus.  1705-  2.  —  Gramer,  Sam.^iung  einiger 
Predigten.  1758.  8.  —  Gundisius.  Geistlicher  Perlenschmuck  ...  1696.  8.  —  Evangelisches 
Handbuch  ...  1727.  8  —  Rhenius.  Grammatica  Latina.  1700.  8.  —  Neue  Sammlung  geist- 
licher Lieder.  1771.  8.  —  W.  Nerreter  und  Frau:  Joh.  Arndts  Wahres  Christentum  und 
Paradies-Gärtlein.  1737.  8.  —  Ausführliche  Beschreibung  der  Luftreise,  welche  Herr  Blanchard 
....  vollzog.  1787.  4.  —  Die  Geschichte  des  jetzigen  Krieges  in  Gesprächen  im  Reiche  der 
Todten  vorgestellt.    1757—60.    4.  —  Der  Stat  Nürmberg  verneute  Reformation.    1564.   1595-  2. 

—  Zwei  Manuskripte  und  eine  gedruckte  Bekanntmachung  Caspar  Hauser  betreffend.  —  Ein 
Konvolut  Druckschriften  Ludwig  Sand  betreffend.  —  Ein  Konvolut  Nürnberger  Zeitungen  von 
1801,  1S29  u.  1840.  —  Ein  Album  mit  Kupferstichporträts  polnischer  Heerführer  und  Aquarellen 
polnischer  Uniformen  aus  der  Zeit  der  Polenkämpfe  etc.  —  Heinrich  Schulz:  Anekdoten  und 
Charakterzüge  aus  dem  Leben  Friedrichs  II..  Königs  von  Preußen.  1788.  8.  —  Helene 
Seiler:  Die  Bibel,  übersetzt  von  Martin  Luther.  Hrgg.  von  Joh.  Ph.  Tresenius.  1834.  8.  — 
Biblia,  nach  der  deutschen  Übersetzung.  Hrgg.  von  Hier.  Burckhardt.  1784.  8.  —  Christliche 
Gebett  .  .  .  1660.  24.  —  Grünauer,  Das  vollständige  und  vermehrte  auf  die  neueste  Art  ein- 
gerichtete Koch-Buch.  1733.  8.  —  Hübner,  Zweymahl  zwey  und  fünffzig  auserlesene  biblische 
Historien.  1731.  8.  —  Kleine  Spruch-Bibel.  1836.  8.  —  Stadtmagistrat:  Buechel,  Er- 
gebnisse der  allgemeinen  Wohnungsuntersuchung  in  Nürnberg  1901/02.  1906.  2.  —  Paderborn 
Major  Heller:  Ders..  Rothenburg  in  Wehr  und  Waffen.  S.A.  1909.  8.  —  St.  Polten,  Franz. 
Zimmermann:  Ders..  Aus  der  Vicegespanschaft  Hermannstadt.  1909.  8.  —  Rathenow. 
Max  Babenzien,  Verlag:  Knötel.  Uniformenkunde.  Bd.  XII.  1908.  8.  —  Regensburg. 
K  g  I.  altes  Gymnasium:  Jahresbericht  1908/09.  Mit  Programm.  1909.  8.  —  Kg  1. 
neues  Gymnasium:  Jahresbericht  1908/09.  Mit  Programm.  1909.  8.  —  Reval.  Dr.  K. 
Zoege  von  Manteuffel:  Ders..  Die  Gemälde  und  Zeichnungen  des  Antonio  Pisano. 
Diss.  1909.  8.  —  Salzburg.  M  ä  d  c  h  e  n  -  L  y  z  e  u  m:  5-  Jahresbericht,  1908/09.  1909-  8.  — 
Steinhausen  (Post  Mehendort.  0fr.).  Freiherr  von  G  u  1 1  e  n  b  e  r  g,  Oberst  a.D.:  Derselbe. 
Germanische  Grenzfluren.  S.-A.  1909.  4.  —  Stuttgart.  J.  G.  Cottas  Nachfolger,  Ver- 
lag: Lindner.  Weltgeschichte.  VI.  Bd.  1909.  8.  —  Kgl.  Württembergisches  Haus- 
und  Staatsarchiv:  Wirtembergisches  Urkundenbuch.  X.  Bd.  1909.  2.  —  Kgl.  Tech- 
nische Hochschule:  Jahresbericht  1907  08.  1909-  4.  —  W.  K  o  h  1  h  a  m  m  e  r,  Ver- 
lag: Zeitschrift  für  deutsche  Philologie.  XLI,  2.  1909.  8.  —  Kgl.  Württembergisches 
Statistisches  Landesamt:  Beschreibung  des  Oberamts  Urach.  1909.  8.  —  Tetschen. 
K.  k.  Staats-Oberrealgymnasium.  X.Jahresbericht,  1908/09.  1909.  8.  —  Unter- 
waltersdorf  in  Niederösterreich.  Dr.  Stockmayer:  Ferro,  Vom  Gebrauch  des  kalten  Bades. 
1790.  8.  —  Groß,  Briefe  über  Krankheitsheilung  und  Gesundheitspflege  mit  Rücksicht  auf  die 
Kaltwasser- Heilmethode.  1842.  8.  —  Richter,  Encyclopädie  der  menschlichen  Anatomie.  1836. 
4.  —  Waldheim  i.  S.  Dr.  S  c  h  m  u  t  z  e  r,  Schlachthof  direkter:  Ders.,  Zur  Geschichte  der  Pferde- 
zucht und  Pferdehaltung  im  18.  Jahrhundert.  S.-A.  1909.  —Wien.  Robert  F.  Arnold: 
Ders.,  Andreas  Hofer  in  der  englischen  Dichtung.  IX,  3.  1909.  8.  —  K.  k.  Erzherzog 
Rainer-Gymnasium:  Jahresbericht  1908 /09.  1909.  8.—  K.  k.  Finanzmini- 
sterium:   Beiträge  zur  Statistik  der  Personaleinkommen  in  den  Jahren  1903— 1907.    1908.   4. 

—  Komitee  der  Erzherzog  Carl-Ausstellung:  Katalog  der  Erzherzog  Carl- 
Ausstellung.  1909.  8.  —  K.  k.  Oberstkämmererstab:  Jahrbuch  der  kunstgeschicht- 
lichen Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses.  XXVIIl,  2.  1909.  2.  —  K.  k.  Staats- 
gymnasium XVI II.  Bezirk:  II.  Jahresbericht,  1908/09.  1909-  8.  —  Wunsiedel.  E. 
Summa,  Pfarrer:  Ders.,  Chronik  der  Pfarrei  Schwarzenbach  a.  S.  2.  Aufl.  1898.  8.  —  Würz- 
burg.   Gesellschaft    für    fränkische    Geschichte:    Veröffentlichungen  der  Ge- 


—    56 


Seilschaft  für  fränkische  Geschichte:  I.  Reihe,  Fränkische  Chroniken,  l.  Band,  Chroniken  der 
Stadt  Bamberg.  I.  Hälfte.  1907.  4.  —  Justizrat  Merzbacher:  Ost  und  West.  Monats- 
schrift für  das  gesamte  Judentum.  IX,  5  u.  6.  1909.  4.  —  Zweibrücken.  K  g  1.  humani- 
stisches Gymnasium:  Festschrift  zum  350jährigen  Jubiläum  des  Hornbach-Zweibrücker 
Gymnasiums.     1909.     8.  —  Jahresbericht   1908/09.     1909-     8. 

Ankäufe. 

(Naubert),  Elisabeth  Erbin  von  Toggenburg.  Oder  Geschichte  der  Frauen  von  Sargans 
in  der  Schweiz.  I.  u.  II.  1791-  8.  —  Saubertus:  Emblematum  sacrcorum  consideratio.  1625 
bis   30.   8.  —  Zingerle,    Reiserechnungen   Wolfgers  von   Ellenbrechtskirchen.     1877-   8. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Archiv  für  Stamm-  und  Wappenkunde.  Jahrg.  X. 
1909.  4.  —  Wappenbilder.  Serie  II,  34.  III  78—82.  IV  47— 49-  V  11.  4.  —  Charisius,  Chronik 
des  Geschlechtes  Charisius  1550—1908.  1909.  8.  —  Rietstap,  Armorial  general.  Fase.  46  u.  47- 
4.  —  Schiviz  von  Schivizhofen,  Der  Adel  in  den  Matriken  der  Stadt  Graz.  1909.  8.  —  Thieme- 
Becker,  Allgemeines  Lexikon  der  bildenden  Künstler.  Bd.  III.  1909-  8.  —  Wurzbach,  Nieder- 
ländisches   Künstler- Lexikon.     Bd.    II,  Lfg   10  u.    11.     1909-    8. 

Hohenzollern=  Stiftung.  Les  actions  glorieuses  de  Frederic  le  Grand,  roi  de  Prusse  etc. 
depuis  le  commencement  de  son  regence  illustre,  jusqu'au  tems  present.  Denkwürdigkeiten 
Friedrichs  des  Großen  etc.    Dessine  par  B.    Rode.    O.   J.    2. 

Nassauer  Stiftung.  Archives  ou  correspondance  inedite  de  la  maison  d'Orange- Nassau. 
Tome  III,  1700—1702.    1909.    8. 


Abb.  4.     Heinrich  Aldegrever:  Ornamentstich.    B.  272. 


—    57    — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

über  die  Strafe  des  Steintragens  von  Dr.  Eberhard  Frhr.  v.  Kiinl.ibirl,^  Unter- 
siicliuntreii  zur  deutschen  Staats-  und  Rechtsgeschichte,  hgb.  von  Dr.  Otto  Gv:!  Ke,  Professor 
der  Rechte  an  der  Universität  Berlin.  Heft  9l-  Breslau,  Verlag  von  M.  &  H.  Marcus. 
1907.    IV.  t')l   S.  go. 

Die  vorliegende  Untersuchung,  einem  Kapitel  aus  der  Rechtspflege  verflossener  Jahr- 
hunderte gewidmet,  ist  der  Beachtung  vor  allem  rechts-  und  kulturgeschichtlich  interessierter 
Kreise  sicher.  Auf  Grund  eines  umfänglichen  wissenschaftlichen  Apparates,  der  noch  durch  die 
Beigabe  der  wichtigsten  Quellenstellen  und  einer,  nicht  weniger  als  131  Nummern  umfassenden 
„Bücherliste"  vervollständigt  wird,  behandelt  der  am  deutschen  Rechtswörterbuche  tätige  Ver- 
fasser die  in  Mittelalter  und  Neuzeit  für  Vergehungen  durch  ,,Hand  und  Mund"  so  gebräuchliche 
Strafe  des  Steintragens. 

Nach  einigen  knappen,  auf  das  Strafwerkzeug  selbst  bezüglichen  Bemerkungen,  werden 
zunächst,  dem  Wortforscher  gewiß  willkommen,  die  mannigfachen  landesüblichen  Bezeichnungen 
auf  ihre  Wortbedeutung  hin  geprüft  und  kritisch  gewertet.  Mit  der  Beobachtung,  daß,  aus 
dem  ganzen  Verbreitungsgebiet  jener  Rechtssitte,  die  österreichisch-bayerischen  Kreise  ein 
besonders  einheitliches  scharf  umrissenes  Bild  erkennen  lassen,  ist  dann  die  Grundlage  für  den 
Hauptteil  gewonnen.  Das  Strafinstrument  heißt  dort  ,,Bagstein"  (von  ,,bagen"  =  ,, zanken, 
streiten,  hadern")  und  dient  der  Sühne  für  Frauengezänke. 

Als  spezifische  Frauenstrafe,  so  führt  der  Verfasser  weiter  aus,  geht  das  Steintragen  im 
letzten  Grunde  auf  die  Verknechtung  bezw.  Strafarbeit  zahlungsunfähiger  weiblicher  Individuen 
zurück    und  erhält  sich    durch  die  ,, geminderte  Vermögensfähigkeit  der  bevormundeten  Frau." 

Psychologisch  interessant  ist  die  Schilderung  des  Vollzuges  der  Strafe:  er  ward,  gerade- 
herausgesagt, zum  Freudentag  der  ganzen  Einwohnerschaft  des  Ortes.  Das  darf  umsoweniger 
überraschen,  als  ja  unser  zwanzigstes  Jahrhundert  diesen  Tiefstand  der  Gesittung  und  Gesin- 
nung noch  nicht  überwunden  hat,  und,  wir  können  es  täglich  erleben,  die  niederen  Instinkte 
des  Volkes  eigentlich  nur  gerufen  sein  wollen  und  hervortreten,  sobald  sich  die  gewünschte  Ge- 
legenheit bietet.  Damals  rechnete  man  mit  der  Beteiligung  der  Menge ,  und  die  Strafe  wurde 
zur  Folter.  Der  Spottlust  und  dem  Übermute  des  jolilenden  Pöbels  preisgegeben,  mußte  die 
Verurteilte,  mit  dem  Stein  behängt,  dem  Büttel  auf  dem  vorgeschriebenen  Wege  folgen,  gefesselt 
und  damit  schutzlos  jeglicher  Mißhandlung  gegenüber.  Man  versah  auch  wohl  die  Buben  mit 
faulen  Eiern,  die  Burschen  erhielten  Wein  auf  Kosten  der  Delinquentin  und  werden  nichts 
verabsäumt  haben,  ihr  Mütchen  zu  kühlen.  Ein  Pfeifer  und  ein  Pauker  findet  sicli  gelegentlich 
im  Zuge,  für  den  gewisse  Stellen  zur  Rast  Vorschrift  und  als  Termine  die  Gerichts-  und  Markt- 
tage Regel  waren,  an  denen  große  Menschenmassen  zusammenzukommen  pflegten. 

Für  die  Deutung  der  Entstehung  der  Strafe  tritt  der  Verfasser,  bei  sorgfältiger  Be- 
sprechung der  übrigen  Erklärungsversuche,  auf  die  Seite  von  G.  Waitz  und  kommt  zu  dem 
Resultat:  Die  Strafe  des  Steintragens  sei  gleich  den  Strafen  des  Hunde-,  Sattel-  und  Pflugrad- 
tragens eme  Abspaltung  und  Abschwächung  der  Strafknechtschaft.  Der  Stein  sei  ursprünglich 
ein   Handmühlstein  als  Zeichen  weiblicher  Arbeit. 

Erstmalig  im  XIV.  Jahrhundert  belegt,  wird  der  Bagstein,  von  Geldbußen  nicht  zu 
reden,  seit  dem  XVI.  Jahrhundert  allmählich  durch  die  Fiedel  verdrängt,  ein  Instrument  aus 
Holz  oder  Eisenbändern  zum  Einspannen  von  Hals  und  Händen  für  eine  oder  auch  zwei 
Personen,  wie  wir  es  heute,  meist  in  größerer  Anzahl,  in  den  „Folterkammern"  finden. 

Heinrich    Reifferscheid. 

Das  Kostüm  in  Vergangenheit  und  Gegenwart  von  Georg  Büß.  Mit  134  Abbildungen. 
Bielefeld  und  Leipzig.  Verlag  von  Velhagen  &  Klasing  1906.  Bd.  17  der  Sammlung 
illustrierter  Monographien,  herausgegeben  in  Verbindung  mit  anderen  von  Hanns  von  Zobeltitz. 
172  S.    4°. 


-     58 


Die  Wandlungen  der  Mode  in  den  verschiedenen  Zeilen  zu  schildern,  darf  an  sich  als 
ein  Unternehmen  hingestellt  werden,  das  dazu  angetan  ist,  das  Interesse  weiterer  Kreise  zu 
erregen.  Es  ist  darum  begreiflich,  wenn  Herausgeber  und  Verleger  dieses  Thema  ihrer  Samm- 
lung populär  gehaltener  Monographien  einzureihen  bestrebt  waren.  Die  Lösung  der  Aufabe 
selbst  fiel  Georg  Büß  zu,  der  sich  im  Charakter  seiner  Arbeit  der  leitenden  Idee  des  Ganzen 
unterzuordnen  hatte.  Befriedigt  können  wir  die  Wahrnehmung  machen,  daß  er  in  den  ihm 
gezogenen  Grenzen  ein  wirklich  brauchbares  Buch  zustande  gebracht  hat.  Wer  immer  sich 
rasch  über  die  Geschichte  des  Kostüms  und  die  mannigfach  wechselnden  Geschmacksverände- 
rungen in  der  Tracht  von  den  frühesten  Zeiten  bis  auf  unsere  Tage  unterrichten  will,  wird  es 
nie  umsonst  in  die  Hand  nehmen.  Die  reiche  Fülle  von  Abbildungen,  bei  deren  Auswahl  mit 
feinem  Takt  verfahren  wurde,  sorgt  außerdem  dafür,  daß  sich  die  aus  dem  Text  gewonnene 
Vorstellung  zu  einem  fest  umrissenen  Bilde  verdichtet.  Daß  dies  den  Wert  gerade  dieser 
Monographie  um  ein  Bedeutendes  erhöht,  darf  anzumerken  nicht  unterlassen  werden.  Das  Ge- 
wand ist,  um  mit  Goethe  zu  sprechen,  der  allerdings  dabei  nur  die  Kunst  der  Alten  im  Sinne 
hatte,  das  tausendfache  Echo  der  Gestalt,  es  ist  weiterhin  der  Spiegel  der  Sitten  in  den  ver- 
schiedenen Zeiten.  So  ergab  sich  von  selbst  eine  Rücksichtnahme  auf  die  Kultur-  und  Sitten- 
geschichte. Der  Verfasser  hat  sie  in  weitgehendstem  Maße  geübt  und  es  nicht  an  entsprechen- 
den Ausblicken  fehlen  lassen,  die  er  zu  lebendig-sachlichen  Schilderungen  abzurunden  ver- 
standen hat.  Auch  auf  den  Zusammenhang  der  Mode  und  Tracht  mit  der  bildenden  Kunst 
hat  er  wiederholt  hingewiesen.  Lobenswert  ist  es  fernerhin,  daß  er  sich  in  so  weitgehendem 
Maße  mit  den  Einzelheiten  des  Kostüms  beschäftigt.  Selbstredend  war  es  nicht  möglich,  all 
die  vielen  lokalen  Schattierungen  und  Eigentümlichkeiten  zu  berühren.  Der  Verfasser  durfte 
die  große  Linie  einer  zusammenfassenden  Darstellung  nicht  aus  dem  Auge  verlieren.  Dennoch 
hat  er  es  auch  nach  dieser  Richtung  nicht  an  Hinweisen  fehlen  lassen.  Wir  sind  überzeugt 
davon,  daß  keiner,  der  in  diesem  Buche  Belehrung  sucht,  enttäuscht   sein  wird.  Sz. 

Geschichte  der  Säkularisation  im  rechtsrheinischen  Bayern  von  A.  M.  Scheglmann. 
II.  Band.  Die  Säkularisation  in  Kurpfalzbayern  während  des  Jahres  1802.  III.  Band.  Die 
Säkularisation  in  den  1803  definitiv  bayerisch  gewesenen  oder  gewordenen  Gebieten.  Regens- 
burg,   Verlag  von  J.  Habbel.     19O6  u.  1908.    8°. 

Der  erste  Band  dieses  Werkes,  der  die  Vorgeschichte  der  Säkularisation  brachte,  hat  in 
einem  früheren  Hefte  unserer  Mitteilungen  eine  eingehende  Besprechung  erfahren  (Jahrg.  1904. 
S.  42).  Der  Verfasser  schildert  im  zweiten  Bande  die  Säkularisation  des  Jahres  1802  bezw. 
die  Ausführung  der  am  25.  Januar  1802  gegebenen  Instruktion  für  die  Spezialkommission  in 
Klostersachen,  soweit  sie  im  genannten  Jahre  sich  vollzog.  Der  dritte  Band,  der  in  zwei  sehr 
umfangreiche  Teile  zerlegt  werden  mußte,  zeigt  uns  die  Säkularisation  auf  ihrem  Höhepunkte, 
der  herbeigeführt  wurde  mit  dem  Reichsdeputationshauptschluß  vom  Jahre  1803.  Dieser  sprach 
die  Einziehung  des  gesamten  katholischen   Kirchenvermögens  aus. 

Das  Werk  Scheglmanns  gibt  zum  ersten  Male  eine  eingehende  Schilderung  der  Wirkung 
der  Beschlüsse  von  1802  und  1803;  aber  nicht  nur  dieses.  Seinen  eigentlichen  Wert  erhält  das 
durch  geschickte  Einteilung  und  frische  Darstellungsweise  ausgezeichnete  Werk  durch  die 
geradezu  erstaunliche,  von  einer  bewundernswerten  Arbeitskraft  zeugende  Menge  von  Material, 
das  dem  gelehrten  Forscher  hier  zusammengetragen  ist  Dem  Verfasser  kam  es  nicht  nur  darauf 
an,  die  Vorgänge  bei  der  Aufhebung  der  zahlreichen  geistlichen  Genossenschaften  und  Orden 
darzustellen,  es  war  ihm  vor  allem  daran  gelegen,  in  Kürze  eine  möglichst  vollständige  Fest- 
stellung des  Personalstandes  der  einzelnen  zu  bieten,  wichtige  Lebensdaten  bedeutender  Äbte 
und  sonstiger  hoher  Würdenträger  herbeizubringen,  den  Besitzstand  an  liegenden  Gütern,  an 
Kunstschätzen  und  den  Bestand  der  zum  Teil  sehr  reichhaltigen  Bibliotheken  und  deren  ferneres 
Schicksal  festzustellen.  Aus  bisher  noch  nicht  benützten  oder  doch  nicht  genügend  gewürdigten 
handschriftlichen  Aufzeichnungen  und  sonst  nur  schwer  zugänglichen  Quellen  konnte  der  Ver- 
fasser manche  neue  wertvolle  Tatsache  herbeiziehen.  Eine  wertvolle  Quelle  bot  sich  ihm  in 
den  Aufzeichnungen  der  Benediktiner.  Eine  klarere  Quellenangabe  wäre  allerdings  an  manchen 
Stellen  erwünscht.  —  Das  Unternehmen  ist  angewachsen  zu  einem  unerschöpflichen  Repertorium. 
einer  Fundgrube  für  den  Spezialforscher  auf  kirchlichem  wie  auf  politischem  Gebiet;  dem  Kunst- 


59 


historiker  und  dem  Bücherfreunde  wird  es  für  manche  Fälle  ein  unentbehrliches,  willkommenes 
Hülfsmittel  bieten. 

Der  Standpunkt  des  Verfassers  der  Säkularisation  gegenüber  hat  bei  der  Besprechung 
des  ersten  Bandes  entsprechende  Würdigung  erfaiiren.  Was  in  dieser  Beziehung  über  den  ersten 
Band  gesagt  worden  ist,  gilt  auch  für  die  vorliegenden  Teile.  In  dem  ungeheuren  Rechtsbruche, 
der  tausendjährigen  Existenzen  mit  brutaler  Gewalt  ein  Ende  bereitete,  kam  d>^  neue  Zeit  und 
ein  neues  Bayern,  das  unter  der  Leitung  Montgelas'  und  Maximilian  Josefs  so  erfreulichen  Auf- 
schwung nahm,  zur  Welt.  Daß  dieser  Rechtsbruch  keine  Verklärung  erhielt  durch  einen  auf 
die  nationale  Wohlfahrt  oder  sonstige  hohe  Ideale  gerichteten  Gedankengang,  vielmehr  durch 
die  Selbstsucht  der  die  Früchte  der  großen  Umwälzung  einheimsenden  Fürsten  und  durch  das 
Vorgehen  ihrer  Organe  um  so  unangenehmer  sich  fühlbar  machte,  ist  doch  nur  zu  erklären  aus 
den  damals  herrschenden  traurigen  Zuständen  in  den  von  der  Säkularisation  betroffenen  Ge- 
bieten und  im  heiligen  römischen   Reiche  überhaupt. 

Beiträge  zur  westfälischen  Kunstgeschichte.  Herausgegeben  von  Dr.  Herm.  Ehrenberg, 
Professor  an  der  Königl.  Universität  Münster.  Heft  l.  DieGröninger.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  der  westfälischen  Plastik  in  der  Zeit  der  Spätrenaissance  und  des  Barock,  von 
Dr.  Ferdinand  Koch,  Privatdozenten  an  der  Königlichen  Universität  Münster.  1905. 
Coppenrath'sche   Buchhandlung,    Münster  in  Westfalen.     Kl.  2^.     272  S.  mit  33  Tafeln. 

Die  Kunstgeschichte  der  westfälischen  Lande  durch  eine  Reihe  monographischer  Dar- 
stellungen zu  klären  und  aufzuhellen,  muß  im  Prinzip  als  ein  lobenswertes  und  höchst  ver- 
dienstliches Unternehmen  hingestellt  werden.  Es  wird  dadurch  die  Lücke,  welche  das  große 
Kunstinventar  der  Provinz,  das  seinem  Charakter  entsprechend  Gegenstand  an  Gegenstand  reiht, 
ohne  ein  inneres,  intimeres  Zusammenarbeiten  vorzunehmen,  bestehen  Idßt,  in  erfreulicher 
Weise  füllen.  Der  Blick  schärft  sich  für  die  besonderen  örtHchen  Eigentümlichkeiten.  Die 
Grenzen  der  westfälischen  Kunst  werden  fester  geprägt  und  das  Bild,  das  man  von  ihr  bislang 
hatte,  in  plastischer  Art  neu  belebt. 

Das  1.  Heft  dieser  Publikation  stellt  sich  als  ein  stattlicher  Band  dar,  der  sich  mit  der 
Künstlerfamilie  der  Gröninger  beschäftigt,  welche  vom  Ende  des  16.  Jahrhunderts  bis  in  die 
1.  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  hinein  namentlich  in  der  Grabmalkunst  eine  rege  Tätigkeit 
entfaltete.  Wir  werden  für  jeden  Beitrag  dankbar  sein,  der  sich  mit  dieser  etwas  vernach- 
lässigten Zeit  der  deutschen  Kunstgeschichte  beschäftigt.  Wir  müssen  es  hier  um  so  mehr 
sein,  als  wir  mit  einer  großen  Fülle  von  Werken  bekannt  gemacht  werden,  die  als  ein  in  sich 
geschlossenes  Ganzes  in  greifbarer  Form  vor  uns  treten.  Zudem  ist  es  das  erste  Mal,  daß  die 
Arbeiten  der  Gröninger  zusammengestellt  werden.  Bislang  war  die  Kunstgeschichte  ziemlich 
achtlos  an  ihnen  vorübergegangen.  Wir  werden  davon  überzeugt,  daß  sie  ein  allgemeineres 
kunstgeschichtliches  Interer^se  seiir  wohl  beanspruchen  dürfen.  Trotz  der  auch  ihnen  anhaf- 
tenden Mängel  des  Zeitgeschmacks  besitzen  sie  viele  eigenartige  künstlerische  Qualitäten.  Der 
Kenner  der  deutschen  Plastik  jener  Zeit  wird  sich  aber  trotz  alledem  hüten,  diese  Werke  in 
ihrem  Wert  zu  überschätzen.  Er  wird  sie  hinnehmen  als  Äußerungen  einer  Zeit,  die  durch 
ihre  Veröffentlichung  eine  Klärung  erfährt,  die  wirklich  nottut.  Sich  ganz  von  dem  Banne 
eines  gewissen  Tiefstandes  zu  befreien,  war  nur  wenigen  kraftvollen  Künstlernaturen  beschieden. 
Der  Verfasser  läßt  keinen  Zweifel  darüber,  das  er  ebenso  empfindet.  Offen  gesteht  er  die 
Mängel  ein,  die  er  vorfindet,  ebenso  wie  er  es  nicht  versäumt,  die  guten  Seiten  und  Vorzüge 
der  von  ihm  behandelten  Künstler  hervorzuheben.  So  ist  eine  Arbeit  zustande  gekommen,  die 
einen  wesentlichen  Fortschritt  bezeichnet.  Zu  wünschen  wäre  nur  gewesen,  daß  sich  der  Ver- 
fasser ein  gut  Teil  kürzer  und  knapper  gefaßt  hätte. 

Heft  2.  Die  Beldensnyder.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  westfälischen  Steinplastik  im 
16.  Jahrhundert,  von  Dr.  Friedrich  Born.  IBO.).  Cop  p  enr  a  t  hsch  e  Buchhandlung, 
AAünster  i.  W.     Kl.  2«.     79  S.  mit  17  Tafeln. 

Auch  diese  Arbeit,  von  der  man  vielleicht  gewünscht  hätte,  daß  sie  der  vorigen  über 
die  Gröninger  vorausgegangen  wäre,  beschäftigt  sich  mit  einem  Gebiet,  dem  bislang  eine  recht 
stiefmütterliche  Behandlung  zu  Teil  geworden.  Seit  dem  ersten  zusammenfassenden  Versuch 
Lübkes  über  die  mittelalterliche    Kunst   Westfalens  ist  in  deren  weiterer  Erforschung   ein  be- 


—    60    — 

dauerlicher  Stillstand  einjjetreten.  Wohl  hat  man  sich  mit  einigen  Fragen  über  die  Denkmäler 
der  westfälischen  Architektur  und  Malerei  beschäftigt,  nahm  doch  Westfalen  auf  diesen  Gebieten 
der  Kunst  im  15.  Jahrhundert  und  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  eine  eigenartige 
und  bedeutsame  Stellung  in  Deutschland  ein.  Aber  die  Plastik  des  Landes  hat  man  stark 
vernachlässigt,  ganz  besonders  die  Steinplastik,  die  gegen  Ende  des  15.  und  namentlich  im 
16.  Jahrhundert  wieder  zu  ihrem  Recht  kam.  Sie  hat  sich  der  Verfasser  zum  Thema  einer 
monographischen  Darstellung  gewählt  und  damit  ein  Gebiet  angeschnitten,  das  dringend  einer 
Bearbeitung  bedurfte.  Werke,  wie  Nürnberg,  Augsburg  oder  Würzburg  hat  Münster  nicht  auf- 
zuweisen. Doch  läßt  sich  urkundlich  nachweisen,  daß  in  Münster  in  den  ersten  70  Jahren  des 
16.  Jahrhunderts  eine  rege  Kunsttätigkeit  herrschte.  Und  diese  beschränkte  sich  nicht  auf  die 
Stadt  und  deren  Umgebung  allein.  Selbst  eine  so  gewerbreiche  Stadt  wie  Osnabrück  hat 
in  dieser  Zeit  ihre  besten  Werke  der  Steinplastik  von  Alünsterschen  Künstlern  ausführen 
lassen. 

Beim  Fehlen  brauchbarer  Unterlagen  oder  Vorarbeiten  sah  sich  der  Verfasser  vor  die 
Aufgabe  gestellt,  zunächst  eine  Sichtung  der  noch  vorhandenen  Denkmäler  vorzunehmen.  Es 
war  ihm  möglich,  eine  ungezwungene  Scheidung  in  zwei  Hauptgruppen  eintreten  zu  lassen,  die 
zeitlich  durch  das  in  die  Geschicke  der  Stadt  so  tief  einschneidende  Ereignis  der  Wiedertäufer- 
Unruhen  getrennt  sind.  Die  erste  umfaßt  etwa  die  Zeit  von  1500 — 1535,  die  zweite  die  Zeit 
von  1535 — 1562.  Jene  wird  leider  nur  durch  wenige  und  noch  dazu  meist  schlecht  erhaltene 
Werke  repräsentiert,  diese  dagegen,  obwohl  kunstgeschichtlich  die  weniger  interessante,  durch 
eine  größere  Zahl  gut  erhaltener  Arbeiten.  Die  Werke  der  älteren  Epoche  dürfen  mit  einigem 
Recht  dem  Hendrik  Beldensnyder  zugeschrieben  werden,  dessen  Tätigkeit  in  das  erste  Drittel 
des  16.  Jahrhunderts  fällt,  diejenigen  der  zweiten  sind  in  der  Mehrzahl  dem  Johann  Belden- 
snyder zuzuweisen,  der  von  etwa  1530—1562  in  Münster  lebte. 

Der  Verfasser  bringt  uns  wertvolle  Nachrichten  über  das  Leben  dieser  Künstler,  die  er 
nachher  in  ihren  Werken  zeigt.  Seine  Ausführungen  sind  klar,  seine  Darstellung  überzeugend. 
Beigegeben  sind  17  Tafeln  Abbildungen,  die  uns  eine  gute  Vorstellung  von  den  Originalen  ver- 
schaffen. Im  Ganzen  ist  das  Buch  als  eine  wirklich  verdienstvolle  Arbeit  hinzustellen,  deren 
Resultate  kaum  zu  erheblichen  Bedenken  Anlaß  geben  dürften.  Sz. 


Abb.  5.    Heinrich  Aldegrever:  Vignette  B.  199.    Kupferstich, 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:  Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Mürnberg. 


looo.  Nr.  4. 


Okto'foer— Dezember. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

Von  Dank  erfüllt  möchten  wir  hier  an  erster  Stelle  des  reichen  Vermächtnisses  Erwähnung 
tun,  das  dem  Germanischen  Museum  durch  letztwillige  Verfügung  des  in  Berlin  verstorbenen 
Kommerzienrats  Johannes  Kahlhaum  zugefallen  ist.  Das  Museum  ist  dadurch  in  den 
Besitz  nicht  nur  einer  umfangreichen  Münzen-  und  Medaillensammlung,  welche  die  alten  Bestände 
in  willkommenster  Weise  ergänzt,  sondern  auch  einer  ansehnlichen  Zahl  wertvoller  Hausgeräte, 
insbesondere  Zinnsachen,  sowie  Zunftaltertümer,  Waffen  usw.  gelangt.  Eine  ausführlichere  Be- 
schreibung des  hochbedeutsamen  Vermächtnisses  folgt  weiter  unten  bei  Besprechung  der  Zu- 
gänge für  die  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Sammlungen  und  die  Bibliothek  (numismatische 
Literatur).  Möchte  das  schöne  Beispiel  edelsten  Gemeinsinnes,  das  der  Verewigte  durch  diese 
testamentarische  Bestimmung  gegeben,  zu  fleißiger  Nachahmung  anspornen.  Auch  den  Herren 
Testamentsvollstreckern  sei  für  ihr  weitgehendes,  liebenswürdiges  Entgegenkommen  hierdurch 
nochmals   der   herzlichste    Dank   des   Museums   ausgesprochen. 

Zum  erstenmale  wird  in  dieser  Nummer  des  Anzeigers  auch  über  die  Erwerbungen  für  die 
Kunstsammlungen  der  Stadt  Nürnberg,  soweit  sie  im  Germanischen  Museum  unter  Eigentums- 
vorbehalt deponiert  sind,  berichtet  (vgl.  unter  „Kunst-  und  kulturgeschichtliche  Sammlungen" 
und   unter  ,,  Kupferstichkabinett"),  worauf  hier  besonders  hingewiesen   sei. 

PERSONALIEN. 

In  die  Reihen  des  Verwaltungsausschusses  des  Germanischen  Museums  hat  der  Tod  aufs 
neue  eine  schmerzliche  Lücke  gerissen.  Am  31.  Dezember  ist  nach  längerem  Leiden  in  Meran 
Adalbert  Freiherr  von  Lanna,  73  Jahre  alt,  aus  dem  Leben  geschieden.  Der  Ver- 
storbene gehörte  dem  Verwaltungsrate  seit  dem  Jahre  1883  an  und  hat  dem  Museum  durch  sein 
erprobtes  Urteil  in  künstlerischen  wie  kunsthistorischen  Dingen,  seinen  umsichtigen  Rat,  seine 
freigiebige  Hand  die  wertvollsten  Dienste  geleistet,  die  ihm  niemals  vergessen  werden  sollen. 

Der  Assistent  Dr.  Heinrich  Heer  wagen  wurde  am  1.  November  zum  Kon- 
servator befördert  und  vom  Archiv  des  Museums,  dem  er  bisher  seine  Tätigkeit  gewidmet  hatte, 
an  die  Bibliothek  versetzt,  der  Praktikant  Dr.  August  Neuhaus  ebenfalls  am  1.  November 
zum  Assistenten  ernannt  und  mit  der  Verwaltung  des  Archivs  betraut. 

Am  1.  Oktober  ist  Dr.  Heinrich  R  e  i  f  f  e  r  s  c  h  e  i  d  aus  Greifswald,  der  am  16.  April 
als  Volontär  in  den  Dienst  des  Museums  getreten  war,  am  1.  November  Dr.  Heinrich  Höhn 
aus  Eisenach,  der  sich  seit  dem  1.  Juli  als  Volontär  an  der  Bibliothek  und  am  Kupferstichkabinett 
betätigt  hatte,  zum  Praktikanten  angenommen  worden. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Gemeinden:  Backnang  10  Jk  Immenstadt  (statt  bisher  3  Jt  43  ^)  10  Ji  Nldda 
(statt  bisher  3  ^ü  43  ^)  5  JL     Windsheim   (statt  bisher  8  Ji  57  ^)  10  J4 

Von  Distriktskassen:  Erbendorf  5  Ji  Kemnath  5  .ü  Obernburg  a  M.  10  JC.  Pfarr- 
kirchen 20  M 


—    62     — 

Von  Vereinen  und  Anstalten:  Berlin.  Papier- Industrie- Verein  lOOjt.  Bonn.  Kath.  Studenten- 
verein „Arminia"  25  Ji  Breslau.  Verein  deutscher  Studenten  lO  M;  Kath.  Studenten- 
verbindung „Winfridia"  10  JL  Greifswald.  Kath.  Studentenverbindung  „Allemannia"  20  JL 
Landshut.  Histori.scher  Verein  für  Niederbayern  (statt  bisher  8  Ji)  10  Ji  Nidda.  Bezirks- 
sparlcasse  5  Ji  Zerbst.  Gerwerbeverein  10  Ji;  Herzogl.  Haus=  und  Staatsarchiv  10  Ji;  Zerbster 
Lesehalle  10  Ji 

Von  Privaten:  Altona.  Frau  Hedwig  Heidmann  5  Ji;  Georg  Kallmorgen,  Senator  50  Ji 
Dr.  Robinow,  Rat  10  Ji;  Georg  Semper  5  Ji  Altdorf.  Geiger,  K.  Seminarassistent  1  JL;  Pohl 
mann,  K.  Präparandenlehrer  3  Ji  Ansbach.  Dresse,  K.  Staatsanwalt  3  Ji;  Eisselein,  stellv 
Landgerichtsdirektor  3  Ji;  Gebhard,  K.  Konsistorialrat  3  Ji;  Hofstätter,  K.  Konsistorialrat  3  Ji 
Jüngling,  K.  Forstmeister  2  Ji;  Dr.  Kirsten,  Oberveterinär  2  Ji;  Klee,  K.  Regierungsrat  3  Ji 
Mayer,  K.  Forstrat  3  Ji;  von  Müller,  Bankoberbeamter  3  JL;  von  Ölhafen,  K.  Oberlandes 
gerichtsrat  a.  D.  3  M.;  Dr.  Riegel,  Oberarzt  2  JL;  Wagner,  K.  Regierungsassessor  3Ji;  Zoller 
K.  Regierungsassessor  3  JL  Antwerpen.  Alfred  Schuchard,  Großkaufmann  20  JL;  Augsburs: 
Friedrich  Würth,  Bankier  5  Ji  Backnang.  Berger,  Bezirksgeometer  l  Ji;  Eckstein,  Stadtschult 
heiß  2  JL;  Leonhardt,  Apotheker  l  JL  Bad  Reichenhall.  Frau  Brandauer,  Rentiere  3  ^fL 
Dr.  Heinrich  Schmid  2  Ji;  M.  Schneider,  Direktor  2  Ji;  Segebarth,  Apotheker  2  Ji  Bautzen 
Dr.  Felix  Neumann,  Augenarzt  10  Ji  Berchtesgaden.  Heinrich  Blum,  Schuhmachermeister  3  Ji 
E.  Christmann,  Betriebsleiter  3  Ji;  Hans  Hohenadel,  K.  Förster  10  Ji;  Keller,  Postverwalter 
5  Ji;  H.  Rothe,  Hotelbesitzer  5  Ji.;  Fr.  Schwarzenbeck,  Kaufmann  3  Ji  Berghofen  i./W.  Baake, 
Pfarrer  3  JL  Berlin.  Dr.  Ulrich  Bünger  iO  Ji;  Dr.  Gallenkamp,  Geh.  Oberregierungsrat  10  JI; 
H.  F.  Macco,  Privatgelehrter  in  Steglitz  iOji;  Dr.  ing.  E.  Rathenau,  Baurat  und  Generaldirektor 
der  allg.  Elekt.  Ges.  20  JL;  Dr.  Paul  von  Schwabach,  Generalkonsul  50  JI;  August  Seiberg,  Stadt- 
rat iO  Ji;  Dr.  phil.  Werner  Weisbach,  Privatdozent  20  JL  Bernburg.  Bernhard,  Hof  Juwelier 
3  Ji;  Ehrhardt,  Fabrikdirektor  3  JL;  Hildebrandt,  Kaufmann  3  Ji  Bethel  b.  Bielefeld.  Wilhelm 
von  Bodelschwingh,  Pfarrer  3  Ji  Beuthen.  A.  Doctor  in  Liegnitz  3  JL  Bochum.  Brauerei- 
direktor Barthei  (statt  bisher  2  Ji)  4  Ji;  Ewe,  Kaufmann  3  Ji;  G.  Fricke,  Kaufmann  3  Ji; 
B.  D.  A.  Gengier,  Architekt  5  Ji;  Grimme,  Oberlehrer  3  Ji;  Hagerfeld,  Architekt  5  Ji;  Over- 
hoff,  vereid.  Landmesser  3  Ji  Braunsberg.  Dr.  Steinmann,  Professor  3  Ji  Bruchsal.  Dr.  Hilgard, 
Gymnasialdirektor  3  Ji  Budweis.  J.  Stepan,  Baumeister  2  Kr.  Bunzlau.  Krautstrunk,  Ingenieur 
3  Ji;  Pralle,  Fabrikbesitzer  3  JL  Burgfarrnbach.  Scheuermayer,  Braumeister  l  Ji  Cadolz- 
burg.  Bernreuther,  Lehrer  1  Ji;  C.  Brechtel,  Distriktstierarzt  2  Ji;  Clauß,  K.  Gerichtsvollzieher. 
2ji;  H.  Fürstenhöfer,  Marktsekretär  l  JI;  Kern,  Rentamtsinzipient  1  JL;  Ruffershöfer,  K.  Sekre- 
tariatsassistent 1  JL;  A.  Wehefritz,  K.  Oberamtsrichter  2  Ji;  J.  G.  Wörrlein,  K.  Amtsgerichts- 
sekretär 2  Jd.  Charlottenburg.  Hermann  Walüch,  Konsul  20  Ji  Colmar.  Rudioff,  Bauunter- 
nehmer 3  Ji  Crefeld.  Frau  Kommerzienrat  Oetk2r  3  Ji  Darmstadt.  Hohenstein,  Ober- 
lehrer (statt  bisher  l  Ji)  5  JI;  Max  Schuchardt,  Privatgelehrter  (statt  bisher  1  JL)  S  Ji 
Deggendorf.  Jakob  Eiser,  Stadtpfarrer  2  Ji;  Georg  Glück,  Kgl.  Professor  an  der  Kgl.  Real- 
schule 1  Ji  Dillenburg.  Karl  Fischer,  Kaufmann  1  Ji;  Dr.  Rittershausen,  Apotheker  1  Ji; 
Dinkelsbühl.  Bürckstimmer,  Kgl.  Pfarrer  1  Ji;  Reisinger,  Kgl.  Pfarrer  1  Ji;  Fr.  Ritter, 
Benefiziat  i  Ji;  Dr.  Schiller,  prakt.  Arzt  1  Ji  Döbeln.  Dr.  Kraaz,  Oberlehrer  2  Ji;  Dr.  Krause, 
Oberlehrer  2  Ji  Eggenfelden.  Goldenberger  K.  Bezirksamtmann  3  Ji;  Posl,  Benefiziat  2  JL: 
Sailer,  Kgl.  Kommerzienrat  2  Ji;  Schmidt,  Kgl  Amtsrichter  3  JL  Ellingen.  Jacob,  Kgl.  Notar 
1  Ji;  Zippelius,  K.  Amtsrichter  i  Ji  Eschenau.  Kelber,  Forstamtsassessor  in  Kalchreuth  l  Ji; 
Frau  Dekan  Körber  in  Nürnberg  1  Ji  ;  Weidinger,  Brauereibesitzer  1  M  Frankfurt  a./M. 
S.  Jourdan  lO  JL;  S.  Steinmann,  Professor  3  Ji  Frankfurt  a./O.  F.  Steinbock.  Fabrikbesitzer 
(statt  bisher  3  Ji)  5  Ji;  W.  Steinbock,  Fabrikbesitzer  (statt  bisher  3  Ji)  5  Ji  Fürth.  Fri.  Sophie 
Heydner  6  JL;  Albert  Schorer,  Lehrer  3  JL;  H.  Schütz,  K.  Landgerichtsrat  3  JI  Gräfenberg. 
Anna  Wolfrum  i  Ji  Gunzenhausen.  L.  Faulstich  jr.,  Kaufmann  2  JC;  A.  Frank,  Direktor  2  J^ 
Haag.  Fritz  Reichel  10  J4  Hagen  i/W.  Dr.  May  weg,  Geheimrat  10  J4  Hagenau  i/E.  F.W.Schaum, 
Oberlehrer  3  JL  Halberstadt.  Hermes,  Superintendant  3  Ji  Heilbronn.  Dr.  med.  Schüll  l  Ji 
Höchst  a/M.  Dankert,  Ingenieur  1  Ji  Fendt,  Ingenieur  2  JI;  Franz,  Ingenieur  2  A;  Dr.  Korndörfer 
1  Ji;  Dr.  Schwarz.  Chemiker  1  Ji;  Tiedtke,  Ingenieur  2  Ji;  Dr.  Tretzell  1  Ji  Husum.  Professor 
Dr.  Puls,  Großh.  Gymnasialdirektor  5  Ji  Jena.  Dr.  Benno  von  Hagen,  Oberlehrer  3  JI;  Philipp 
Kropp,  Privatgelehrter  5  Ji    Immenstadt.  Johann  Cari  Herz,  Rentier  (statt  bisher  2  Ji)  10  Ji; 


—     63     — 

Dr.  Christof  Müller,  bezirksärztlicher  Stellvertreter  5  Ji;  Alfred  Probst,  Fabrikdirektor  5  Ji; 
Oskar  Probst,  Ingenieur  5  JL;  Paul  Probst,  Fabrikdirektor  (statt  bisher  5  Ji)  10  JL  Kaisers- 
lautern. Vogel,  K.  Seminardirektor  2  JL  Kiel.  Dr.  Feist,  Professor  5  JL;  Dr.  Harries,  Professor 
20  Ji;  Dr.  Graf  von  Spee  3  Ji  Kißiegg.  Neuner,  Maschinenfabrikant  in  Leutkirch  (statt  bisher 
1  Ji)  2  Ji;  Zaußer,  Oberamtsstraßenmeister  in  Wangen  (statt  bisher  1  Ji)  2  Ji  Kl.  Heilsbronn. 
Wilhelm  Sparrer,  K.  Amtsrichter  2  Ji  Königsberg  i./Pr.  Emil  Teppich,  Kommerzienrat  30  Ji 
Kreuzburg.  Pietrusky,  Güterdirektor  in  Bischdorf  l  Ji  Kronach.  E.  Krause,  Kaufmann  in  Hof 
1  Ji  Landshut.  Hans  Feiertag.  K.  Direktionsrat  3  Ji;  Kaspar  Wölfl,  Rechtsanwalt  3  Ji  Leer- 
stetten.  Baum,  Pfarrer  l  Ji;  Roth,  Hauptlehrer  l  Ji  Leipzig.  Barth,  Direktor  10  Ji;  Eleonore 
Bucherer  in  Köln  3  Ji-  Ernst  Rudolf  Dolscius,  Apothekenbesitzer  2  Ji;  Johann  A.  Ruckdeschel, 
Malzfabrikant  in  Kulmbach  10  Ji  (ab  1908),  Schabbehard  August,  cand.  jur.  in  Halle  a/S. 
2Ji;  Dr.  Oskar  Seipt,  Professor  10  Ji;  Clemens  Siegert,  Professor  1  Ji;  Dr.  Carl  Sudhoff, 
Professor  3  Ji  Lohr.  Gabler,  Kgl.  Notar  3  Ji  Lyon.  E.  Loewengard,  Kaiserl  Deutscher 
Konsul,  100  J^,  Malmö.  August  Schmitt,  Konsul  5  J^  Mergentheijü.  Dr.  Beck,  Stabsarzt  2  J4; 
Rall,  Oberreailohrer  2  Ji;  Seuffert.  Oberpräzeptor  2  Ji  Michelstadt.  Heinrich  Arzt,  Fabrikant 
1  Ji;  Ludwig  Arzt,  Fabrikant  i  ./(.:  München.  Dr.  Freiherr  Fr.  W.  von  Bissing,  Professor  15  Ji; 
Olgerd   Großwald,  stud.  phil.  3  JL;  Kettig,  jur.  et  cam.  3  Ji    Naumburg  a./S.  Borchers,    Rektor 

1  Ji;  Eichentopf,   Zahnarzt  2  Ji;  Dr.  Gerstenhauer,   Oberlehrer  2  Ji;   Dr.   Hampel,   Oberlehrer 

2  Ji;  Rathmann.  Oberlehrer  2  Ji;  Frau  Dr.  Schmidt  2  Ji  Neustadt  a./A.  Hartmann,  Sattler 
und  Tapezierer  l  Ji;  Petzoldt,  Forstmeister  l  Ji;  Walther,  Gymnasiallehrer  l  Ji  Nidda.  Josef 
Moufang.  Fabrikant  in  Oberschmitten  5  Ji;  Heinrich  Münch,  Apothekenbesitzer  (statt  bisher  3  Ji) 
5  Ji  Nürnberg.  Chr.  Faber,  K.  Bankoberbeamter  3  Ji;  Dr.  Faulmüller  3  Ji;  Dr.  Kl. 
Frickhinger,     Landgerichtsarzt    3  Ji;    Emilie    Reif,     Kommerzienratswitwe    10  Ji;     M.    Rein 

3  Ji;  Dr.  Christian  Riedel,  K.  Gymnasiallehrer  3  Ji;  Johann  Spane,  Möbelfabrikant  4  Ji;  Ludwig 
Trautner,  K.  Gymnasiallehrer  3  Ji;  M.  Watts  3  Ji;  Familie  Wolff  3  Ji  Osnabrück.  Ludwig 
Heilbronn,  Schriftsteller  und  Redakteur  3  Ji;  Ludewig,  Bankdirektor  3  Ji;  Stolcke,  Bank- 
direktor 3  Ji  Pforzheim.  Hermann  Armbruster,  Kaufmann  5  Ji;  Valentin  Broß,  Bijouterie- 
Fabrikant  3  Ji;  Dr.  R.  Kuppenheim,  Arzt  3  Ji  Prag.  Berta  von  Kubinsky  10  Kr.;  J.  V.  Lebeda 
2  Kr.  Rehau.  Ecarius,  K.  Bezirksamtsassessor  3  Ji;  Dr.  med.  Graf,  pr.  Arzt  u.  Bahnarzt  3  Ji; 
Dr.  med.  Hellmuth,  pr.  Arzt  3  Ji;  Franz  Oskar,  K.  Bezirkstierarzt  3  Ji  Roth  a./S.  Mittenhuber, 
Pfarrer  3  Ji  Salzwedel.  Schaumburg,  Oberregierungsrat  in  Berlin  5  Ji  Sanremo.  Adolf  Thiem, 
Rentier  50  Ji  Schlüchtern.  Köhler,  Plantagendirektor  in  Lewa  (Ostafrika)  3  Ji  Schwabach. 
Holzschuher,  Postsekretär  2  J(.  Schwandorf.  Julius  Braun,  Gräfl.  Güterinspektor  in  Fronberg  3  J4; 
Graf  von  der  Alühle-Eckart  in  Leonberg  5  Ji;  Dr.  Hans  Reichard,  pr.  Arzt  5  Ji;  August  Schramm, 
K.  St.  Pfarrvikar  3  Ji  Schwarzenbruck.  L.  Ganßer,  Gastwirt  in  Gsteinach  1  Ji;  G.  Krauß, 
K.  Bahnmeister  l  Ji  Georg  Miederer,  Bäckereibesitzer  1  Ji  Selb.  Richard  Heß,  K.  l.  prot. 
Pfarrer  2  J^.  Seußlitz  (Sachsen).  Dr.  Fritz  Harck,  Rittergutsbesitzer  auf  Seußlitz  20  J^.  Siegelsdorf. 
Christof  Förster,  Kunstmühlbesitzer  l  Ji;  Johann  Rotschka,  K.  Bahnn.eister  1  Ji;  Andreas 
Striegel,  K.  Eisenbahnsekretär  3  Ji  Sonneberg.  Louis  Siegel,  Fabrikant  2  Ji  Stein  bei  Nürn- 
berg. Häublein.  Kaufmann  3  Ji;  Schaller,  Ingenieur  3  ^ü;  Stendal.  B.  Koppen,  Kaufmann  3  Ji 
Straßburg  i./E.  Karl  Engelhorn,  Bankdirektor  iO  Ji  Stuttgart,  von  Häberlein,  Professor  5  Ji; 
Exzellenz  Max  von  Putlitz  6  Ji;  Frau  J.  Wahlström  3  Ji;  L.  Wildt,  Hofbuchhändler  3  Ji  Sulz. 
Sandberger,  Oberamtsrichter  2  Ji  Sulzbach.  Gundel,  Forstamtsassessor  2  Ji  Tauberbischofs- 
heim.  Basnizki,  Lehramtspraktikant  2  Ji;  Friedmann,  Professor  2  Ji;  Kimmig,  Professor  2  Ji; 
Kühnert,  Hauptmann  2  Ji;  Dominik  Müller,  Professor  (statt  bisher  l  Ji)  2  Ji;  Franz  Schmitt. 
Lehramtspraktikant  l  Ji;  Stachel,  Professor  2  Ji;  Dr.  Stöcker,  Bezirksarzt  2  Ji  Tettau. 
Dr.  Köhler,  pr.  Arzt  2  Ji;  Curt  Meise!,  Fabrikbesitzer  2  J{.  Torgau.  Dr.  Cinow,  Apotheken- 
besitzer 3  Ji;  Dahlenburg,  Oberstabsveterinär  3  Ji;  R-  Goedel,  Kaufmann  3  Ji;  Herrmann, 
Rechtsanwalt  u.  Notar  3  Ji;  Lippold,  Oberlehrer  3  Ji;  Fr.  Northe  3  Ji;  Rößler, Rentier  2  Ji; 
Dr.  P.  Schmidt,  Gymnasialdirektor  3  Ji;  Schuder,  Oberlehrer  3  Ji;  Vaihingen.  Förnzler,  Werk- 
meister 2  Ji;  Dr.  Hofacker,  Oberamtmann  2  Ji;  Wassertrüdingen.  Spatz,  .A.mtsgerichtssekretär 
2  Ji  Wemding.  Dr.  med.  Bayer  3  Ji;  Engel,  Forstamtsassessor  2  Ji  Wien.  Rudolf  Scherer 
10  Ji  Wimpfen  a./B.  Jakob  Lehramtsassessor  1  Ji;  Müller,  Pfarrer  1  Ji;  Zeh,  Forstmeister 
2  A  Windsheim.  Dr.  Geißendörfer.  Distriktstierarzt  2  Ji;  Ferd.  Mayer,  Notar  2  Ji  Würzen. 
G.  Schönert,   Rentier  (statt  bisher  i  Ji)  2  Ji;     Zerbst.     Dr.  Arndt,  Töchterschuldirektor   3  Ji 


—     64     — 

Als  eine  dankenswerte  Förderung  ist  aucli  die  Stiftung  unserer  Mitgliedskarten  für  das 
Jalir  1909  zu  verzeichnen.  Herr  Kunstmaler  Georg  Kellner  hatte  die  Güte  den  künstlerischen 
Entwurf  zu  liefern,  während  die  Karl  Mayer'sche  Kunstanstalt  in  Nürnberg  den  Druck  und 
den  Karton  hiezu  in  freundlicher  Weise  stiftete.  Für  das  Jahr  1910  hatte  Herr  Kunstmaler 
Karl  Selzer,  Professor  an  der  Kgl.  Kunstgewerbeschule  in  Nürnberg,  die  Liebenswürdigkeit,  den 
Entwurf  zu  der  Karte  zu  stiften,  während  die  Ausführung  durch  die  Buchdruckerei  und  Ver- 
lagsanstalt von   M.  Müller  und  Sohn  in  München  kostenlos  besorfi:t  wurde. 


ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN 

KUNST-  UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

(1    Oktober — 31-  Dezember.) 

Mit  der  Sammlung  des  verstorbenen  Kommerzienrats  Johannes  Kahlbaum  in 
Berlin  erhielt  das  Museum  ein  Vermächtnis,  wie  es  ihm  in  diesem  Werte  seit  seinem  Bestehen  noch 
nicht  zuteil  geworden  ist.  Der  hervorragendste  Teil  dieser  Stiftung,  die  Münzensammlung,  be- 
sitzt allein  einen  Wert  von  fast  90  000  JL;  sie  enthält  ausschließlich  mittelalterliche  und  neuzeit- 
liche Gold-  und  Silbermünzen  der  europäischen  Völker,  dazu  eine  Anzahl  Medaillen,  fast  alle  in 
vorzüglicher  Erhaltung.  Diese  Sammlung,  durch  deren  Zuwendung  sich  der  Erblasser  als  ein  her- 
vorragender Freund  und  Förderer  der  Bestrebungen  des  Germanischen  Museum  erwiesen  hat, 
wird,  äußerlich  mit  dem  Namen  ihres  Schöpfers  gekennzeichnet,  im  Museum  gesondert  aufge- 
stellt bleiben  und  so  dauernd  die  Erinnerung  an  den  Wohltäter  festhalten.  Eine  weitere  höchst 
begrüßenswerte  Bereicherung  des  Museums  ist  des  Erblassers  Antiquitätensammlung,  die  im  ein- 
zelnen unten  aufgeführt  wird,  und  aus  der  hier  nur  der  wertvolle  Zinnschatz  der  Wismar'schen 
Zünfte  hervorgehoben  werden  soll. 

Aus  der  Zahl  der  Ankäufe  ist  besonders  ein  schönes  und  kunstgeschichtlich  wertvolles  Tafel- 
gemälde auf  Holz,  die  Verkündigung  der  Maria  darstellend,  hervorzuheben.  Die  Gruppierung, 
die  StiUsierung,  vor  allem  aber  die  sehr  feine  Darstellung  der  Lichtzuführung  weisen  zwingend 
auf  den  in  der  ersten  Hälfte  des  15-  Jahrhunderts  wirkenden  Basler  Maler  Konrad  Witz,  wobei 
allerdings  bis  zum  Abschluß  eingehender  Untersuchungen  dahingestellt  bleiben  muß,  ob  es  sich 
um  ein  Werk  des  Meisters  selbst  oder  um  eine  unter  seinem  direkten  Einfluß  entstandene  Werk- 
statt- oder  Schularbeit  handelt.  Den  Einfluß  Frankreichs  auf  die  deutschen  Klassizisten  charakte- 
risiert gut  das  Ölgemälde  auf  Leinwand  „Tod  des  Senators  Papirius"  ein  Werk  des  Davidschülers 
Philipp   Friedrich  Hetsch  in  Stuttgart  (1758—1839)- 

Unter  den  Erwerbungen  aus  dem  Gebiete  der  Plastik  zeichnet  sich  durch  Feinheit  der  Auf- 
fassung und  Liebreiz  die  Standfigur  der  Maria  mit  dem  Kinde  (Abb.  1)  aus,  ein  in  der  Bemalung 
leider  nicht  unversehrtes  schwäbisches  Holzbildwerk  vom  Anfang  des  15-  Jahrhunderts.  Die 
Gesichter  der  Mutter  wie  des  Kindes  erhalten  dadurch  einen  faszinierend  lebendigen  Audsruck, 
daß  die  Augen  durch  eingesetzte  Kupferemailplatten  gebildet  werden.  Es  ist  sehr  zweifelhaft, 
ob  diese  Anordnung  die  ursprüngliche  ist  oder  ob  sie  von  einer  späteren  Restaurierung,  etwa  im 
17.  Jahrhundert  unter  dem  Einfluß  der  Bekanntschaft  mit  spanischen  Bildwerken,  herrührt.  Mög- 
lich sind  im  15.  Jahrhundert  derartige  Einfügungen,  wie  auch  der  ganze  Schnitt  der  Gesichter 
ungern  an  eine  spätere  Ber.rbeitung  denken  läßt,  allein  der  realistische  Totaleindruck  läßt  doch 
etwa  das  17.  Jahrhundert  als  wahrscheinlicher  erscheinen. 

Zwei  schön*^  aus  Eichenholz  geschnitzte  Standfiguren  der  Maria  und  des  Johannes,  ehemals 
Nebenfiguren  eines  Kruzifixus,  sind  treffliche  niederrheinische  Arbeiten;  sie  stammen  aus  einer 
Werkstatt,  die  dieses  Motiv  mehrfach  wiederholt  hat.  Zwei  leicht  variierende  Figurenpaare  befinden 
sich  im  Suermondt-Museum  zu  Aachen,  und  da  die  Herkunft  des  einen  aus  Cornehmünster  bei 
Aachen,  wo  sich  noch  der  zugehörende  Kruzifixus  befindet,  feststeht,  so  ist  ein  Anhaltspunkt 
für  die  Lokalisierung  gegeben. 

Nach  langer  Zeit  konnte  wieder  einmal  die  schöne  Reihenfolge  der  Grabdenkmale  durch  ein 
hochbedeutendes,  kunst-  und  kostümgeschichtlich  wichtiges  Stück  bereichert  werden,  indem  auf 
Kosten  der  Witteisbacher  Stiftung  der  Deckel  der  Tumba  Herzog  Albrechts  II.  von  Bayern  (y  1397) 


Anzeiger  des  Germanischen  Museums  1909. 


Taf.  III. 


Decke!  der  Tumba  des  Herzogs  Albrecht  II.  von  Bayern,  f  1397. 

(Straubing,  Karmehterkirche.)     Gipsabguß. 


—     65    — 

in  der  Karmelitenkirche  zu  Straubing  in  Gips  abgeformt  wurde.    Die  beigefügte  Tafel  III  bringt 
dies  hervorragende  niederbayerische  Denlcmal  zur  Darstellung. 

Kurz  sei  nur  auf  die    in  Abb.  2  wiedergegebene   silbervergoldete  Monstranz,  ein  hervor- 
ragendes Werk  spätmittelalterlicher  Goldschmiedekunst,  aufmerksam  gemacht,  die,  einer  Kirche 


Abb.  1.    Maria  mit  dem  Kinde. 

Schwäbische  Holzschnitzerei,  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 


des  nordwestlichen  Deutschland  entstammend,  leider  von  Restaurierungen  nicht  unberührt  ge- 
blieben ist.  Tadellos  erhalten  ist  dagegen  der  herrliche  Meßornat  aus  dem  18.  Jahrhundert 
(Abb.  3),  der  auf  weißer  Seide  üppigste  Dekorationen  in  Gold-  und  Seidenstickerei  aufweist. 


-  -     66     — 

Geschenke. 

Berlin.  Vermiichtnis  des  verstorbenen  Kommerzienrats  Johannes  Kahibaum- 
Münzen  und  Medaillen:  eine  Sammlung  von  ca.  4000  europäischen  Gold-  und  Silber- 
münzen des  Mittelalters  und  der  Neuzeit  in  einem  geschnitzten  Schrank  und  einer  Truhe.  Bau- 
teile: 8  Beschläge  von  Eisen,  17.  Jahrh.  Gewebe:  Tischtuch  aus  weißer  Leinwand,  damast- 
artig gemustert,  mit  eingewebten  braungelben  Zierstreifen,  17.  Jahrh.  Kirchliche  Geräte: 
Altarkanne  von  Zinn  mit  Widmung  v.  J.  I666;  Kelch  von  Zinn,  17.  Jahrh.;  ein  Paar  große  ein- 
kerzige  Altarleuchter  von  getriebenem  Messingblech,  niederdeutsch,  1671 ;  drei  einkerzige  Altar- 
leuchter von  gegossenem  Messing,  17. — 18.  Jahrh.  Hausgeräte:  Ein  Paar  Wandleuchter  mit 
Reflexscheiben  von  relieiiertem  Zinn,  Innsbrucker  Arbeit  des  18.  Jahrh.  in  der  Art  der  Augs- 
burger Silbertreibarbeiten;  53  weitere  Gegenstände  von  Zinn:  Krüge,  Kannen,  Teller,  Wasch- 
becken mit  Wasserblasen  u.  a.,  mit  Ausnahme  von  einigen  französischen  Tellern  deutsch,  17. — 18. 
Jahrh.;  13  messinggetriebene  Zierschüsseln,  meist  nordwestdeutsche  Arbeitendes  17. — 19.  Jahrh.; 
Weinkühler  und  Tee-Urne  von  getriebenem  Kupfer,  wahrscheinlich  Berliner  Arbeii,  zweite  Hälfte 
des  18.  Jahrh.;  Wasserblase,  Kessel,  flaches  Becken  und  Fischbehälter  in  Gestalt  eines  Korbs  von 
getriebenem  Kupfer,  18. — 19.  Jahrb.;  silberne  Kanne,  in  Facetten  getrieben,  wahrscheinlich 
Arbeit  des  Nürnberger  Goldschmieds  Hans  Kindsvater,  um  1625;  8  weitere  Gegenstände  von 
Silber,  darunter  eine  niellierte  Dose  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  zwei  Filigrankörbchen  aus 
der  Empirezeit  und  ein  Löffel  v.  J.  1707,  meist  Berliner  Fabrikat;  drei  Palmettenkrüge,  zwei 
davon  emailliert,  Kreußener  Steinzeug  vom  Ende  des  17-  Jahrh.;  Maßkrug,  sächsisches  Stein- 
zeug, mit  weißem  Perlendekor,  Anfang  des  18.  Jahrh.;  Maßkrug,  Nürnberger  Fayence  mit  Blau- 
malerei, von  N.  Pössinger,  1726;  vier  Maßkrüge  aus  bunter  Fayence,  18.  Jahrh.;  zwei  Maß- 
krüge aus  Magdeburger  Steingut,  Ende  des  18.  Jahrh.  Zunftaltertümer:  Großer  Humpen 
einer  Tuchmacherzunft,  mit  gravierten  Figuren,  niederdeutsch,  156O;  75  weitere  Gegenstände  von 
Zinn  (Kannen,  Humpen,  Pokale,  Becher),  niederdeutsch,  aus  verschiedenen  Städten  Mecklenburgs 
(Wismar,  Neubrandenburg,  Ribnitz),  der  Niederlausitz  (Drebkau,  Luckau,  Lübbenau),  Bergen, 
BerUn,  Schleswig  u.  a.,  17.  und  18.  Jahrhundert;  Zierschild  von  Messing  mit  gegossenem  Zierat 
und  Widmungsinschrift  v.  J.  181I;  hölzernes  Zunftszepter,  1S.— 19-  Jahrhundert.  Waffen: 
12  blanke  Schlag-  und  Stoßwaffen,  darunter  2  Zweihänder  des  17.  Jahrhundert;  4  Streithämmer 
bezw.  -äxte;  18  Stangenw.affen;  Armbrust  mit  verbeintem  und  graviertem  Schaft,  18.  Jahrh.; 
Armbrustspanner,  17. — 18.  Jahrh.;  schwarze  Halbrüstung,  17.  Jahrh.;  Brustteil  einer  blanken 
Rüstung,  16.  Jahrb.;  2  verbeinte  und  gravierte  Pulverhörner,  17. — 18.  Jahrh.;  6  Feuerwaffen.  — 
Professor  Dr.  Neumann:  Silbermedaille  auf  die  Schutzpockenimpfung,  gereicht  von  Dr. 
Bremer  in  Berlin,  1803;  Bronzene  Wunschmedaille  auf  das  Jahr  1825,  einseitiger  Probeabschlag, 
von  G.  Loos  und  Pfeuffer.  —  Bückeburg.  Stadtsekretär  Schert:  Eisenmedaiile  auf  die  Freiheits- 
kriege, 1813,  als  Anhängerschmuck  in  Silber  gefaßt.  —  München.  Dr.  Julius  Fuchs:  20  chirurgi- 
sche Instrumente,  2.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  (für  die  Denkmäler  der  Heilkunde).  —  Nürnberg.  Kupfer- 
schmiedswitwe Buchner:  Aus  dem  Nachlaß  des  Kupferschmieds  Wilhelm  Buchner  in  Nürnberg: 
kupferne  Wasserbutte,  1882;  kupferner  Drachenkopf,  1882;  kupferne  Blumenampel,  1896;  Tabaks- 
pfeife mit  Kupferkopf;  gebogene  Kupferröhren  und  verschiedene  Kupfertreibarbeiten;  Ziegeln  vom 
Nordturm  von  St.  Lorenz  in  Nürnberg,  beim  Brande  1865  zusammengeschmolzen;  Uhrständer 
und  Briefbeschwerer  aus  der  1865  geschmolzenen  Glocke  von  St.  Lorenz  in  Nürnberg;  kupferne 
Bienenspritze;  kupfernes  Bouquet.  —  Verlag  des  Generalanzeigers:  Steinerne  Ge- 
schützkugel und  eiserne  Axt,  gefunden  im  Baugrund  des  Hauses  Hauptmarkt  4  in  Nürnberg.  — 
Naturhistorische  Gesellschaft:  Ofenkachel  mit  dem  Wappen  der  Brandenburger 
Markgrafen,  aus  Kadolzburg,  17.  — 18.  Jahrh.  —  Ingenieur  R.  Schenke:  Taschensonnen- 
uhr mit  Kompaß,  japanisch;  Balkenwage  mit  kupfernen  Schalen,  18.  Jahrh.;  dazu  Ge^\■ichte  und 
Gewichtssätze,  19.  Jahrh.  —  Arnulf  S  t  e  i  n  b  e  r  g:  Siegelstem.pel  ( ?)  von  gebranntem  Ton, 
1579,  gefunden  in  der  Gegend  von  Saaz.  —  Karl  V  o  1  c  k  h  a  r  d  t:  2  Schreibstifte,  der  eine 
von  Holz,  der  andere  von  Bein,  mit  Spitzen  von  Blei,  18.  Jahrh.  —  Fabrikbesitzer  C.  W  e  n  i  n  g: 
Steinmeißel,  vorgeschichtlich,  gefunden  bei  St.  Privat.  —  Privatier  Joh.  Würsching: 
16  Muster  von  Brillengestellen,  von  Würsching  in  Nürnberg,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  (für  die  Denk- 
mäler der  Heilkunde).  —  Ulm.  Hof  Juwelier  Robert  Merath:  Galvanoplastische  Nach- 
bildung der  in  Heidenheim  ausgegrabenen  alemanischen  Goldfibel  in  der  Staatssammlung  zu 
Stuttgart.    —  Würzburg.    Curt   Kabitsch:   Pferdekummet,  holzgeschnitzt,  18.   Jahrh. 


Abb.  2.    Silbervergoldete  Monstranz. 

Niederdeutsche  Arbeit  vom  Ende  des  15.  Jahrh.    (Mit  neueren  Ergänzungen.) 


—     68    — 

Ankäufe. 

Qemälde.  Die  Verkündigung  der  Maria,  Tafelgemälde  auf  Holz,  oberrheinisch,  Mitte  des 
15.  Jahrh.,  vermutlich  von  dem  Basler  Konrad  Witz;  Tod  des  römischen  Senators  Papirius  Öl- 
gemälde auf  Leinwand,  um  18OO,  von  Philipp   Friedrich  Ketsch  in  Stuttgart. 

Plastik,  Originale.  Maria  mit  dem  Kinde,  holzgeschnitzte  Standfigur,  schwäbisch,  An- 
fang des  15.  Jahrh.;  Maria  und  Johannes,  holzgeschnitzte  Standfiguren,  niederrheinisch,  Ende 
des  15.  Jahrh.;  2  überlebensgroße  Mönchsfiguren,  vermutlich  aus  der  Gegend  von  Rothenburg  o.  T., 
2.    Hälfte  des  18.  Jahrh. 

Grabdenkmale.  Deckel  der  steinernen  Tumba  des  Herzogs  Albrecht  II.  von  Bayern 
(f  1397)  in  der  Karmelitenkirche  zu  Straubing,  Gipsabguß. 

Medaillen.  Silbermedaille  auf  die  Speyerer  Sedisvakanz,  1743,  von  F.  P.  Werner;  Silber- 
medaille auf  die  Krönung  Josephs  I.  in  Augsburg,  1690,  von  Ph.  H.  Müller  in  Augsburg;  Silber- 
jeton  auf  den  gleichen  Anlaß;  Silbermedaille  auf  den  Regierungsantritt  Kaiser  Josephs  I.,  1705; 
Bronzemedaille  auf  die  Geburt  des  Prinzen  Friedrich  Carl  Nicolaus  von  Preußen,  1828,  von  Brandt; 
Silbermedaille  auf  den  Tod  Kaiser  Karls  VII.,  1745;  Silbermedaille  auf  Friedrich  I.  von  Sachsen- 
Gotha,  o.  J.,  von  Forberger;  Silbermedaille  auf  Kurfürst  Friedr.  August  1.  von  Sachsen,  1694; 
Silbermedaille  auf  Friedrich  III.  von  Sachsen- Gotha,  1734,  von  Koch;  Silbermedaille  auf  die 
Industrieen  der  Stadt  Augsburg,  1677;  Silbermedaille  auf  die  Ehe,  o.  J.,  von  Ph.  H.  Müller  in 
Augsburg. 

Kirchliche  Geräte.  Monstranz,  kupfervergoldet,  niederdeutsche  Arbeit  um  150O;  Meßornat, 
bestehend  aus  Casula,  Stola,  Manipel,  Palla  calicis  und  Bursa,  weiße  Seide  mit  Gold,  Silber 
und  Seide  bestickt,  Anfang  des  18.  Jahrh.  (aus  der  Sammlung  von  Lipperheide-Berlin). 

Hausgeräte.  Amberger  Schrank  mit  ornamentaler  Schnitzerei,  Mitte  des  18.  Jahrh.;  Mangel- 
holz, aus  Georgensgmünd  stammend,  18.  Jahrh.;  2  Dekorationsbackformen  aus  Kupfer,  mit  den 
Bildern  Friedrichs  des  Großen  und  Napoleons  I.,  niederdeutsch,  Anfang  des  19.  Jahrh.;  Krug  von 
glasiertem  Ton  aus  der  Werkstatt  der  Preuning  in  Nürnberg,  um  1550  (aus  der  Sammlung  von 
Lanna);  2  flache  Fayence-Teller  mit  Landschaften  und  Wappen  in  Schwarzlotmalerei,  vermut- 
lich nürnbergisch,  Anfang  des  18.  Jahrh.  (aus  der  Sammlung  von  Lanna). 

Handwerksgeräte.  Vollständige  Einrichtung  einer  älteren  Nürnberger  Kupferschmieds- 
werkstätte. 

Zunftgeräte.     Zunftzeichen  der  Hutmacher  in  Memmingen,  um  1830. 

Tracht  und  Schmuck.  Silberner  Fingerring  (Trauring)  mit  der  Inschrift:  Ach  Lyef  Sted 
Blif,  13. — 14.  Jahrh.,  gefunden  in  einem  Grabe  des  Kirchhofs  zu  Crombach  (Provinz  Westfalen); 
Diamantkreuz,  aus  der  deutschen  Schweiz  stammend,  18.  Jahrh.;  Bronzeschmuck  eines  Täsch- 
chens,   darstellend  eine  Jagd,  nach  einem  Stich  der  Kleinmeister,  16.  Jahrh.,  oberdeutsch. 

Verschiedenes.     Schlitten  in  Gestalt  eines  Hirsches,  2.   Hälfte  des  18.  Jahrh. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 
KUNSTSAMMLUNGEN  DER  STADT  NÜRNBERG. 

(Erwerbungen  vom  1.  Januar  bis  31.  Dezember  1909.) 

Medaillen:  Silbermedaille  auf  den  Einzug  Kaiser  Karls  VI.  in  Nürnberg,  1712;  desgl. 
auf  den  Einzug  Kaiser  Karls  VII.  in  Nürnberg,  1742;  Original-Zinnmedaille  auf  Hans  Haiger, 
153O;  Bleimedaille  auf  Sebald  Cammerer,  1540;  silbervergoldete  Medaille  auf  Georg  Volckamer, 
1624;  Zinnmedaille  auf  den  Nürnberger  städt.  Stempelschneider  Carl  Friedrich  Loos,  anläßlich 
seines  50jährigen  Ehe-  und  Amtsjubiläums,  1776;  silbervergoldete  Medaille  auf  den  Reformations- 
jubiläum,  1617,  von  C.  Maler;  Goldmedaille  (10  Dukaten  schwer)  auf  die  4  vornehmsten  Banken 
(Venedig,  Amsterdam,  Nürnberg,  Hamburg),  1675;  Zinnmedaille  auf  den  Kometen  1680/81;  Silber- 
medaille auf  die  Hoffnung  besserer  Zeiten,  o.  J.;  zinnerne  Schraubenmedaille  auf  die  1.  bayer. 
Ständeversammlung,  1819;  Zinnmedaille  auf  die  Enthüllung  des  Palm-Denkm,als  in  Braunau; 
Silbermedaille  auf  die  Enthüllung  des  Schillerdenkmals  in  Nürnberg,  1909;  Bronzemedaille  desgl.; 
Silbermedaille  auf  das  Hochwasser  in  Nürnberg,  1909.  —  Münzen:  Nürnberger  Dreier,  1561; 
Nürnberger  Silberpfennig,  1573;  Nürnberger  Dreier,  1577;  Nürnberger  Guldenthaler,  1605;  Nürn- 


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berger  Dukat,  1635;  Goldabschlag  zu  6  Dukaten  des  Nürnberger  Talers  von  1736;  Nürnberger 
lege  vindice-Thaler,  1763;  desgl.  1764.  —  Waffen:  Schwert  (Schiavona),  Ende  des  16.  Jahrh., 
gefunden  in  der  Pegnitz.  —  Plastik,  Originale:  Die  VII.  Kreuzwegstation  des  Adam 
Kraft,  Sandsteinrelief,  um  1505- 

HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Ankäufe. 

Adam  Friedrich  Kirsch,  Kunst-,  Hauß-,  Arzney-  und  Wunder- Buch,  Nürnberg,  1719.  Fallo- 
pius  u.  Martins,   Kunstbuch,  1578. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 

Berlin.  Vermächtnis  des  Kommerzienrats  Johannes  Kahlbaum:  Goldwage  mit 
Gewichtssatz,  holländisch,  von  Jan  Jansen,  1652;  Schnelhvage,  17. — 18.  Jahrh.;  Eiserner  Maß- 
stab, 18.— 19-  Jahrh. 

KUPFERSTICHKABINETT. 

(1.  Oktober  bis  31-   Dezember.) 

Wenn  auch  das  Kupferstichkabinett  über  nicht  gerade  reichliche  Mittel  zu  verfügen  hatte, 
so  gelang  es  uns  doch,  auch  diesmal  eine  ganze  Reihe  wertvoller  Neuerwerbungen  zu  machen. 

Ehe  wir  zur  Hervorhebung  der  bedeutendsten  Ankäufe  übergehen,  wollen  wir  nicht  ver- 
gessen, zu  erwähnen,  daß  ein  schon  seit  langer  Zeit  im  Germanischen  Museum  aufbewahrtes,  der 
Stadt  Nürnberg  gehöriges  Holztriptychon,  dem  man  bisher  wenig  Beachtung  geschenkt  hatte, 
nach  Berlin  gesandt  und  dort  durch  Hauser  von  dem  wohl  noch  aus  dem  sechzehnten  Jahrhundert 
stammenden  Farbenüberzug  befreit  und  gereinigt  wurde.  Es  kam  nun  eine  stattliche  Reihe  von 
höchst  interessanten  und  wertvollen  Holzschnitten  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
15.  Jahrhunderts  mit  88  Einzeldarstellungen,  alt-  und  neutesta- 
mentlichenSzenen,  sowie  Heiligenbildern  zum  Vorschein.  Sie  wurden  von 
dem  Triptychon  abgelöst  und  gehören  nunmehr  zu  den  wertvollsten  Beständen  der  städtischen 
Kupferstichsammlung   (siehe  9.  Veröffentlichung  der  Graphischen  Gesellschaft). 

Unter  den  neu  erworbenen  Holzschnitten  ragt  besonders  einer  hervor,  den  wir  Albrecht 
Dürer  zuschreiben  möchten.  Wir  meinen  den  Holzschnitt:  St.  Brigitta  verteilt  ihr 
Buch  (P.  194).  Die  Heilige,  über  der  Christus  und  Maria  in  den  Wolken  erscheinen,  sitzt  auf  einem 
Throne.  Zu  ihrer  Linken  knieen  Frauen,  zu  ihrer  Rechten  Männer,  an  die  sie  das  Buch  verteilt, 
welches  die  ihr  von  Christus  und  Maria  zuteilgewordenen  Offenbarungen  enthält.  Diese  Offen- 
barungen wurden  nach  der  Legende  von  dem  Unterprior  Peter  des  Bernhardiner  Klosters  Alvesta 
in  Schweden  auf  Geheiß  Brigittas  niedergeschrieben.  Unser  Blatt  ist  in  zwei  von  Koberger  ge- 
druckten Ausgaben  der  Offenbarungen  zu  finden:  in  einer  lateinischen  von  150O  (,,Relevationes 
Sancte  Brigitte")  und  in  einer  deutschen  von  1502.  In  der  von  Valentin  Scherer  bearbeiteten 
Publikation  von  Dürers  Gemälden,  Kupferstichen  und  Holzschnitten  ist  es  nicht  abgebildet. 
Schon  Passavant  aber  nahm  ari,  daß  dem  Holzschnitt  eine  Zeichnung  des  Meisters  zugrundeliege. 
Wir  möchten  uns  dieser  Meinung  durchaus  anschließen.  Blättern  wir  in  Dürers  Holzschnitt- 
werk, so  zeigt  sich  da  für  unsere  Darstellung  mehr  als  eine  Analogie.  Die  an  die  Disponierung 
eines  Altarbildes  erinnernde,  feierliche,  streng  frontale  Anordnung  der  Hauptfigur  gemahnt  leb- 
haft an  die  1502  entstandenen  Holzschnitte,  welche  eine  Allegorie  der  Philosophie  (P.  130)  und 
eine  Apotheose  des  Konrad  Celtes  (P.  217)  geben.  Auch  die  Form  der  Thronsitze  auf  diesen  beiden 
Blättern  hat  eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  dem  erhöht  stehenden  Stuhl,  auf  den  die  Heilige 
sich  niedergelassen.  Mehr  noch  fühlen  wir  uns  auf  Dürer  hingewiesen,  wenn  wir  zeitlich  um 
einige  Jahre  rückwärts  gehen  und  unseren  Holzschnitt  neben  die  Bilder  der  1498  erschienenen 
Offenbarung  Johannis  legen.  Da  erkennen  wir  hier  wie  dort  die  gleiche,  eigenwillige,  herbe, 
manchmal  stockende,  aber  von  höchstem  inneren  Leben  erfüllte  Linienführung.  Namentlich 
tritt  das  in  der  Art,  wie  die  Gewänder  gezeichnet  sind,  hervor.     Einzelne  Faltenmotive  wie  die 


auf  dem  Boden  higernden  Gewandzipfel  kehren  fast  genau  so  in  einigen  Darstellungen  der  Offen- 
barung Johannis  wieder.  Die  Wolken,  über  denen  Christus  und  Maria  erscheinen,  gleichen  in 
der  plastische  n  Form  und  in  der  linearen  Wiedergabe  ganz  und  gar  den  Wolkenbildungen,  wie 
sie  in  den  Visionen  des  Johannes  so  oft  vorkommen.  Endlich  scheint  uns  auch  für  die  liebliche, 
im  Schmucke  reichen  lockigen  Haares  prangende  Maria  auf  unserem  Brigittenbilde  die  genannte 
Holzschnittfolge  des  jungen  Dürer  ein  Analogon  zu  bieten:  wir  sehen  dieselbe  Gestalt,  wenn  auch 
mit  tieferem  Empfinden  und  souveräner  gehandhabtem  technischem  Können  gestaltet  auf  dem 
1511  geschaffenen  Titelblatt  der  Offenbarung  Johannis.  Vor  allem  aber  ist  der  Geist,  die  Lebens- 
auffassung des  Brigittenbildes  echt  Dürerisch.  Wer  in  jener  Zeit  sonst  als  er  hätte  es  verstanden, 
ein  künstlerisch  doch  nur  wenig  dankbares  Thema  wie  dieses  mit  so  viel  Innerlichkeit  und  sinn- 
lichem Leben  zu  erfüllen  ?  Man  sehe  nur  den  tiefen  grüblerischen  Ernst  in  den  wie  von  innerem 
Feuer  durchglühten  Köpfen  der  ihr  zu  Füßen  in  Anbetung  versunkenen  Männer!  In  diesen 
knochigen,  fast  finsteren  Gesichtern  finden  wir  dieselbe  Stimmung  wieder,  die  uns  aus  den  Bildern 
zur  Offenbarung  Johannis  so  mächtig  entgegenströmt.  Allerdings  läßt  der  rohe  Holzschnitt 
nur  eben  noch  die  Hauptlinien  der  geistvollen  Dürerischen  Zeichnung  hindurchschimmern.  Die 
Köpfe  der  Frauen  sind  ausdrucksloser  als  die  der  Männer.  Auch  das  würde  sich  sehr  wohl  mit 
dem  Charakter  der  Kunst  des  jungen  Dürer  vertragen,  denn  der  Meister  gelangte  erst  später  — 
das  Antlitz  der  heiligen  Brigitta  selbst  gibt  schon  eine  Vorahnung  davon  —  zu  einer  feineren 
Individualisierung  und  Beseelung  seiner  Frauengestalten.  Wir  möchten  uns  die  Zeichnung 
des  Brigittenholzschnittes  zwischen  1499  und  1500  entstanden  denken. 

Weiter  gelang  es,  ein  außerordentlich  interessantes  Exemplar  des  Dürerschen  Marien- 
lebens zu  erwerben.  Es  fehlt  das  Titelblatt:  die  Madonna  mit  dem  Kinde  auf  der  Mond- 
sichel sitzend.  B.  76.  An  Stelle  desselben  ist  ein  Widmungsblatt  eingefügt,  durch  das  „Fran- 
ciscus  Pfrengerus ,  collegiatae  ecclesiae  S.  Petri  iunioris  Argentorati  decanus  ....  anno  1586" 
das  Buch  dem  „Reverendissimo  ac  illustrissimo  principi  domino  d.  Johanni  Dei  et  apostolicae 
sedis  gratia  episcopo  Argentinensi"  (Johann  IV.,  Graf  zu  Manderscheid,  Bischof  von  Strassburg 
1569—1592)  zueignete.  Das  Widmungsblatt  und  alle  die  ihm  folgenden  Holzschnitte  unseres 
E.xemplares  des  Marienlebens  wurden  durch  Johann  B echthold  1585/86  mit  Wasserfarben 
und  Gold  in  reichster  und  für  den  Zeitgeschmack  ungemein  charakteristischer  Weise  illuminiert. 
Das  Blatt  B.  81  trägt  unten  links  den  vollen  Namen  Bechtholds,  den  Zusatz  „von  Orb"  und  die 
Jahreszahl  1585-  —  In  unmittelbarer  Nähe  Dürers  bleiben  wir,  wenn  wir  uns  dem  reizenden 
Holzschnitte  zuwenden,  der  in  Form  eines  mit  halbkreisförmigem  oberem  Abschlüsse  und  einer 
Predella  ausgestatteten  Altares  dreizehn  Szenen  aus  dem  Leben  der  heiligen  Jungfrau  Maria 
vorführt  (Abb.  5)-  Pauli  (Nr.  885)  möchte  ihn  dem  Hans  Sebald  Beham,  dessen  Stil  1529/30  ganz 
der  gleiche  sei,  zuweisen.  Die  leicht  hingeworfenen,  klaren,  von  bezaubernder  Anmut  erfüllten 
Kompositionen  zeugen  von  höchstem  künstlerischem  Feingefühl  und  klingen  da  und  dort  an 
Dürers  Marienleben  an.  Auch  die  zeichnerische  Technik  ist  der  Dürers  abgesehen.  Da  die  In- 
schrift in  der  Archivolte  und  das  Rundbild  der  Krönung  Maria  mit  der  Landschaft  auf  der 
Rückseite  fehlt,  hat  unser  Blatt  als  Probedruck  zu  gelten.  —  Hans  Sebald  Beham  muß  wohl 
auch  der  bei  Pauli  nicht  genannte  Holzschnitt  zugeschrieben  werden,  der  das  Labyrinth 
des  Minotaurus  darstellt.  In  den  streng  geometrisch  durchgeführten  Grundriß  des 
Labyrinthes  sind  reizvolle  kleine  Darstellungen  eingestreut.  In  der  Mitte  erblicken  wir  T'heseus 
im  Kampfe  mit  dem  Untier.  Hinter  den  Kämpfenden  aber  sitzen  im  Schatten  dichten  Gebüsches 
an  zwei  wohlgedeckten  Tischen  wacker  zugreifende  Herren  und  Damen  in  der  Tracht  von  Behams 
Zeit.  Ein  Trommler  und  ein  Flötenbläser  spielen  die  Tafelmusik,  und  das  Plätschern  eines 
Brunnens  klingt  in  ihre  Weisen  hell  hinein.  Etwas  weiter  entfernt  huldigen  auf  ebener  Erde 
einige  Männer  dem  Kegel-  und  Brettspiel.  Am  unteren  Rande  des  Labyrinthes  sehen  wir  eine 
Gesellschaft  vornehmer  Damen  und  Herren  im  Freien  lagern  und  stehen.  Ein  Mann  und  ein 
paar  Hunde  treiben  sich  in  den  Gängen  des  Irrgartens  selbst  herum.  Andere  kleine  Schilde- 
rungen haben  den  gleichen  fröhlich-festlichen  Grundton  und  dazu  einen  derben  Humor.  Alles 
das  ist  zierlich  und  frisch  hingezeichnet  und  mutet  an  wie  die  Improvisation  eines  glücklichen 
Augenblickes.  Wir  können  uns  freuen,  das  seltene  Einblatt,  auf  das  wir  später  vielleicht  noch 
einmal  ausführlicher  zurückkommen,  für  unsere  graphische  Sammlung  erworben  zu  haben.  — 
Als  gesichertes  Werk  desselben  Künstlers  gilt  der  kleine,  mit  zwei  Stöcken  gedruckte  Farben- 
holzschnitt B.  162,  der  ein  junges  Paar  in  zärtlicher  Unterhaltung  zeigt  und 


von  Rosenberg  mit  Unrecht  als  Schöpfung  Hans  Sebald  Behams  angezweifelt  worden  ist.  Be- 
sitzt er  doch  ganz  die  charakteristischen  Merkmale  der  Kunst  dieses  Meisters.  Der  warme  grüne 
Ton  und  die  keck  aufgesetzten  weißen  Lichter  erhöhen  die  Wirkung  der  lebensprühenden  Schilde- 
rung noch  und  lassen  diese  Ausführung  der  noch  bekannten  anderen,  nur  in  Schwarz- Weiß 
gehaltenen  überlegen  erscheinen. 

Unter  den  Kupferstichen  der  beiden  Beham,  mit  denen  der  Be- 
stand der  städtischen  Abteilung  der  Kleinmeister  ergänzt  wurde,  ragt  ein  vorzüglicher  Ab- 
druck der  „Busse  des  heiligen  Chrysostomus"  hervor.  Es  ist  eine  von  Sebald 
Beham  herrührende  Überarbeitung  des  köstlichen  Stiches,  den  Barthel  Beham  frei  nach  einem 
Stiche  Agostino  Venezianos  (B.  410)  geschaffen  hat.  Nach  Pauli  (70,  III)  hätten  wir  hier  den 
dritten  Zustand  der  Überarbeitung  vor  uns,  der  gewöhnlich  Barthel  zugeschrieben  wird  und  an 
den  Punkten,  die  den  Saum  der  Wolken  begleiten  und  am  Boden  unterhalb  des  Weibes  sichtbar 
sind,  zu  erkennen  ist.  —  Zu  den  Kleinmeistern  gehört  auch  Jacob  Binck.  Sein  seg- 
nender Christus  (B.  14),  der  in  einem  schönen  klaren  Abdruck  vorliegt,  zählt  zu  seinen 
besten  Grabstichelarbeiten.  Die  edlen  Gesichtsformen  und  die  monumentale,  an  Werke  der  Bild- 
hauerkunst gemahnende  Haltung  der  Gestalt  des  Erlösers  weisen  deutlich  nach  Italien  hinüber. 
Die  Ornamentfüllung  der  oberen  Ecken  aber  ist  deutsche  Gepflogenheit;  wir  finden  ornamentale 
Auszierung  der  Ecken  z.  B'.  auch  auf  Holzschnitten  Lucas  Cranachs  (B.  23  ff.).  —  Schließlich 
s ei  noch  der  4  radierten  Landschaften  vdn  Hans  Sebald  Lautensack 
gedacht,  die  wir  ebenfalls  für  die  Stadt  erwarben.  Dürer,  Altdorfer,  Hirschvogel  und  Lautensack 
sind  die  ersten  deutschen  Maler,  die  die  Landschaft  um  der  Landschaft  willen  und  nicht  nur  als 
Hintergrund  für  eine  figürliche  Darstellung  schildern.  Auf  der  ,, großen  Flußlandschaft  mii: 
Schloß"  (P.  67)  hat  der  Künstler  im  Vordergrunde  reichlich  Staffage  angebracht.  Die  Strich- 
führung ist  im  Laubwerk  und  im  Himmel  noch  etwas  befangen.  Auch  hat  die  Perspektive  starke 
Fehler.  Wir  glauben  daher,  dieses  (undatierte)  Blatt  früher  ansetzen  zu  müssen,  als  die  drei 
anderen  neuerworbenen  Radierungen  (B.  24,  29  und  40),  welche  technisch  reifer  und  mit  den 
Jahreszahlen  1553  und  1554  versehen  sind,  also  der  Zeit  angehören,  als  der  Meister  in  der  Voll- 
kraft seiner  künstlerischen  Fähigkeiten  stand.  Auf  eben  diesen  dreien  erblicken  wir  nirgends 
Staffagefiguren.  Sie  wirken  darutn  mit  um  so  größerer  Unmittelbarkeit  und  lassen  die  Natur,  ähn- 
lich wie  auf  dem  staffagelosen  Waldbildchen  Altdorfers  in  der  Münchener  alten  Pinakothek,  erst 
in  ihrer  ganzen  jungfräulichen  Reinheit  aufleuchten.  Das  gilt  in  erster  Linie  von  der  1553  radierten 
,, waldigen  Landschaft  bei  Sonennaufgang"  (B.  24),  die  voll  von  Morgenstille  und  Morgenklar- 
heit ist. 

Heute  gute  Handzeichnungen  alter  Meister  zu  erwerben,  hat  große  Schwierigkeiten,  da 
das  meiste  davon  sich  bereits  in  festen  Händen  befindet.  Auch  stehen  solche  Blätter  außerordent- 
lich hoch  im  Preise.  Wir  mußten  uns  aus  diesen  Gründen  mit  dem  Ankauf  von  Handzeichnungen 
und  Aquarellen  aus  dem  19-  Jahrhundert  begnügen.  Als  Geschenk  ging  uns  das  Reissbüch- 
lein von  Jacob  Preissie  r,  ein  kunsthistorisch  ungemein  bezeichnendes  Stück,  zu.  Wir 
finden  in  dem  kleinen,  l6'47  begonnenen  Hefte  eine  Reihe  von  Köpfen,  Rümpfen,  Armen  und 
Beinen  wiedergegeben,  die  offenbar  zu  dem  Zwecke  gezeichnet  sind,  eine  Art  von  Vorlagewerkchen 
für  junge  Künstler  zu  bieten.  Es  ist  höchst  charakteristisch  für  den  Tiefstand  der  deutschen 
Kunst  der  damaligen  Zeit,  daß  man  glaubte,  man  könne  die  Natur  am  besten  nach  der  —  Un- 
natur solcher  Naturverwässerungen  studieren.  Zeigt  die  Strichführung  dieser  Federzeichnungen 
deutlich  den  Einfluß  der  in  der  Kupferstichkunst  üblichen  Technik,  in  der  die  Familie  der  Preissler 
ja  wirklich  Tüchtiges  geleistet  hat,  so  läßt  die  ebenfalls  mit  der  Feder  ausgeführte  Zeichnung 
Thetis  vor  Zeus  des  dem  19-  Jahrhundert  angehörigen  Martin  Wagner  die  Hand 
des  Bildhauers  erkennen.  Der  Künstler  war  zwar  auch  Maler,  allein  er  sah  die  Natur  im  Grunde 
doch  mit  dem  Auge  des  Plastikers  an.  Er  hätte  die  Figuren  von  Thetis  und  Zeus  aus  unserer 
im  Jahre  1810  entworfenen  Zeichnung  direkt  in  Marmor  umsetzen  können;  es  wäre  eine  wirkungs- 
volle Relief gruppe  daraus  geworden.  So  ist  denn  auch  das  Hauptwerk  seines  Lebens,  der  große 
1822  für  die  Walhalla  in  Regensburg  begonnene  Fries,  der  die  älteste  Geschichte  der  Deutschen 
bis  Karl  den  Großen  schildert,  ein  Werk  der  Bildhauerkunst.  Im  späten  Alter  kehrte  der  unter 
den  Einfluß  des  Klassizismus  aufgewachsene  Künstler  zu  seinem  geliebten  Homer  zurück  und 
schuf  Umrisse  zu  den  Epen  dieses  Dichters.  —  Mitten  in  den  frisch  aufblühenden  Realismus  des 
19-  Jahrhunderts  führt  uns  das  hübsche,  wenn  auch  ein  wenig  trocken  gemalte    Aquarell   von 


Johann  Friedrich  Karl  Kreul  (1804—1867),  der  Besuch  beim  Invaliden, 
hinein.  Das  l840  entstandene,  ein  bischen  rührselige  Blatt,  das  einen  armen  erblindeten  Inva- 
liden zeigt,  der  von  einem  mildtätigen  jungen  Mädchen  besucht  wird,  ist  ein  Vorläufer  jener  auf 
novellistische  Erzählung  ausgehenden  Genremalerei,  wie  sie  später  von  Deffregger,  Vautier, 
Knaus  und  anderen  so  erfolgreich  betrieben  wurde.  —  Auch  Georg  Perlberg  (1807— 
1884)  malte  Genrebilder.  Er  war  aber  zugleich  als  Landschafter  tätig.  Das  Aquarell  ,,0  c  h  s  e  n- 
markt  vor  der  Porta  S.  Paulo  zu  Rom  mit  der  Locanda  St.  Antonio" 
gibt  über  die  Vorzüge  und  Schwächen  seiner  Landschaftskunst  gut  Aufschluß.  Von  ihm  wie  von 
Kreul  befinden  sich  übrigens  Ölgemälde  in  der  Nürnberger  städtischen   Bildergalerie. 

Zum  Schlüsse  noch  ein  Wort  über  zwei  der  graphischen  Schöpfungen,  die  für  die  Abteilung 
der  „historischen  Blätter"  angeschafft  wurden.  Die  eine  ist  das  durch  eine  wundervolle  Energie 
echt  malerischen  Empfindens  ausgezeichnete  Stilleben  des  ,,Totenschädels  zwischen 
einem  B  1  u  m  e  n  g  1  a  s  e  und  einer  U  h  r",  das  der  französische  Stecher  Jean  Morin 
(Nagler  IX,  S.  493,  Nr.  39)  nach  einem  Gemälde  seines  Landsmannes  P.  Champaigne  mit  kon- 
genialer Meisterschaft  radierte.  Das  Blatt  wird  von  Nagler  mit  vollem  Rechte  als  eine  der  schönsten 
Arbeiten  Morins  bezeichnet.  —  Das  andere  der  beiden  erwähnenswerten  historischen  Blätter  lassen 
wir  in  einer  Abbildung  (Abb.  4)  folgen.  Es  stellt  den  siebenjährigen  Mozart  dar,  wie  er  „accom- 
pagniert"  von  seinem  Vater  und  seiner  Schwester  auf  einer  seiner  Konzertreisen  der  staunenden 
Welt  die  virtuose  Kunst  seines  Spinettspieles  vorführt.  Der  von  Delafosse  1764  nach  einer 
Zeichnung  von  L.  C.  de  Carmontelle  mit  einer  gewissen  technischen  Eleganz  gearbeitete  Stich  ragt 
sowohl  als  Porträtdarstellung,  wie  als  Kulturdokument  des  Rokokozeitalters  weit  über  eine  bloße 
Durchschnittsbedeutung  hinaus. 

Geschenke. 

Ansbach.  Freiherr  von  Aufseß,  Landstallmeister:  Hans  Freiherr  von  Aufseß, 
der  Gründer  des  Germanischen  Museums,  im  Kampf  mit  seinen  Widersachern.  Satirische  Dar- 
stellung von  Wilh.  von  Kaulbach  v.  J.  1865.  Photographie  nach  einer  Federzeichnung  in  der 
Aufseßischen  Familienchronik.  —  Breslau.  Ludwig  und  Lucie  Baruch:  Exlibris 
derselben;  gezeichnet  von  Rose  Eisner  1909-  —  Crefeld.  Dr.  C  a  m  p  h  a  u  s  e  n,  Rechtsanwalt: 
Photographie  eines  romanischen  Leuchters  im  Besitz  des  Geschenkgebers.  —  Dresden.  Ernst 
von  T  i  e  d  e  m  a  n  n,  Rittmeister  a.  D.:  Exlibris  desselben;  gezeichnet  von  Franken,  Dresden 
1909.  —  Hamburg.  Albert  Groth:  Exlibris  desselben;  gezeichnet  von  Friedrich  Häffcke, 
Hamburg  1909.  O.  L  ü  d  d  e  c  k  e  n  s.  Ingenieur:  Exlibris  desselben;  eigener  Entwurf.  — 
Karlsruhe.  Verein  für  Originalradierung:  Heft  XVI  (1909)  seiner  Jahrespublika- 
tionen, enthaltend  folgende  Originalradierungen:!.  Schinner  er:  „An  Hans  Thom.i",  Wid- 
mungsblatt des  Vereins  an  seinen  Ehrenvorsitzenden  zum  70.  Geburtstag.  2.  Babberger; 
„Es  fiel  ein  Reif  ..."  3.  Bau  mann:  „Das  Alphorn".  4.  W.  Gonz:  „Von  der  Insel  Use- 
dom". 5.  Grewe:  ,, Wächtershof".  6.  Haueisen:  „Bauer  mit  Pferd".  7-  Otto  Leiber 
„Verlassene  Hofstatt".  8.  Ad.  Luntz:  „Schwäbisches  Dorf".  1906.  9-  S  c  h  i  n  n  e  r  e  r: 
„Seminarsplatz".  10.  W.  H.  Schroeder:  „Baumgruppe"  19O8.  11.  Hans  Thoma: 
„Kinder  auf  dem  Felde".  190S.  12.  H.  R.  v  o  n  V  0  1  k  m  a  n  n:  Puttenfries  als  Zierleiste  für 
das  Titelblatt.  1909.  —  Krummau  a.  d.  Moldau.  A.  Mörath,  fürstlich  Schwarzenbergscher 
Archivdirektor:  1.  Exlibris  desselben.  2.  Schloß  Krummau  a.  d.  Moldau.  Ansichten  aus  dem 
15-  und  dem  17-  Jahrhundert  und  aus  der  Neuzeit.  Postkarte.  3-  Das  Goldenkroner  Haus  in 
Krummau  a.  d.  Moldau.  Ansichtskarte.  —  Le  Muy  (Frankreich).  Fernand  Henry:  Ex- 
libris desselben.  Nach  eigener  Zeichnung.  Louis  Stelmans  sc.  Paris  1899. —  Magdeburg.  Verein 
zur  Erhaltung  der  Denkmäler  der  Provinz  Sachsen:  Das  Schloß 
zu  Merseburg.  Lichtdruck  und  beschreibendes  Textblatt  mit  3  Abbildungen.  Vereinsgabe  für 
1908.  —  Nürnberg.  Johann  Förtsch,  Kunstmaler  und  Photograph:  1.  Holländische 
Flußlandschaft.  Kleine  Originalradierung  von  der  Hand  des  Geschenkgebers.  2.  Einsames 
Bauernhaus,  unter  hohen  Bäumen  gelegen.  Kleine  Originalradierung  von  der  Hand  des  Geschenk- 
gebers. 3-  Haus  in  der  Heide  mit  rauchendem  Schlot.  Kleine  Originalradierung  von  der  Hand 
des  Geschenkgebers  vom  Jahre  1883.  4.  Landschaft  mit  Fluß  und  gewölbter  Steinbrücke  bei 
Sonnenuntergang.  Farbige  Originallithographie  von  der  Hand  des  Geschenkgebers.  5-  Land- 
schaft in  Märzstimmung.    Partie  vom  Dutzendteich  bei  Nürnberg.     Farbige  Originallithographie. 


p^ 


Scu/r  1704 


Abb.  4,    Der  junge  Mozart  mit  seinem  Vater  und  seiner  Schwester  musizierend. 

Zeitgenössische  Darstellung  v.  J.  1764.    Kupferstich. 


—     75     — 

Links  unten  monogrammiert.  Von  der  Hand  des  Geschenkgebers.  6.  Flußlandschaft  mit  Ge- 
höft im  Hintergrund  in  spätwinterlicher  Stimmung.  Farbige  Originallithographie.  Bezeichnet 
rechts  unten:  „1901.  H.  Förtsch".  Eugen  Mayr:  „Gruß  der  Preußen  an  die  Pariser". 
Spottgedicht  aus  den  Jahren  1870/71.  Natur  historische  Gesellschaft:  George 
Preißler,  27  Blatt  Zeichnungen  von  Teilen  des  menschlichen  Körpers;  Vorlagen  zu  einem  laut 
Inschrift  auf  dem  defekten  Titelblatt  am  7-  August  1647  begonnenen  Reißbüchlein.  Fräulein 
Charlotte  Schnerr:  Eine  größere  Zahl  von  Kostümblättern  aus  neueren  Modejournalen. 
1903 — 1908.  Hans  Stößel,  Postsekretär:  Burgruine  Stixenstein.  Ansicht  aus  dem  Tal. 
Gezeichnet  von  J.  Höger.  Lithographiert  von  Landmann.  —  Wiesbaden.  Dr.  R.  Biermer: 
Exlibris  desselben;    gezeichnet   von    Paul    Bürck,    Rom. 

Ankäufe. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  Heinrich  Aldegrever:  1.  Apollo.  B.  74.  Aus 
der  Folge  der  Gottheiten,  die  den  7  Planeten  vorstehen.  B.  74—80.  2.  Jupiter.  B.  78.  Aus 
der  gleichen  Folge.  3.  Venus.  B.  79.  Aus  der  gleichen  Folge.  —  Jacob  Binck:  Porträt 
des  Reinneir  v.  H.  im  Rund.  Bartsch  94.  Nach  Passavant  nicht  das  Original,  sondern  die  gegen- 
seitige Kopie.  —  Meister  J.  B.:  1.  Saturn.  B.  11.  Aus  der  Folge  der  Gottheiten,  die  den 
7  Planeten  vorstehen.  B.  11— 17-  2.  Jupiter.  B.  12.  Aus  der  gleichen  Folge.  3.  Luna.  B.  17. 
Aus  der  gleichen  Folge.  —  N  i  c  c  o  1  0  d  e  1 1  a  G  a  s  a:  Karl  V.  Büste  im  Oval  mit  architek- 
tonischer Verzierung  und  allegorischen  Figuren.  Gegenseitige  Kopie  des  bekannten  Stiches 
von  Aenea  Vico.  —  Aenea  Vico:  Carl  V.  Büste  im  Oval  mit  architektonischer  Verzierung 
und  allegorischen  Figuren.  Eine  Bartsch  (255)  unbekannte  gleichseitige  Kopie.  —  Hans  Vrede- 
mann  de  Vries:  Folge  von  27  Blatt  Darstellungen  von  Grabmonumenten  und  Epitaphien 
für  Monarchen  und  große  Männer.  Blatt  1  enthält  den  Titel.  Antwerpen  bei  Johannes  Gal- 
laeus.  Nagler  kennt  diese  Ausgabe  rieht.  —  Alexander  Mair:  Speculum  justificationis. 
Symbolische  Darstellung  der  Rechtfertigung  durch  den  Glauben  in  altarähnlicher  Komposition. 
Nach  J.  Amman.  Andresen  53- —  Wenzel  Hollar:  1.  Bauernhochzeit,  nach  P.  Breughel. 
1650.  Parthey  597-  2.  Jahreszeiten.  Halbe  Figuren.  Parthey  614—617.  3-  Äußere  Ansicht 
des  Parlamentshauses  in  London.  Parthey  103 7.  Scheinbar  Abdruck  von  der  beschnittenen 
Platte.  4.  Karl  IL,  König  von  Großbritannien.  Parthey  1439-  5-  Johannes  de  Reede.  1650. 
Parthey  1487.  6.  Alexander  Roelans.  1655-  Parthey  1491-  7-  Der  Alte  mit  den  Zahnlücken. 
Nach  Lionardo  da  Vinci.  Parthey  1577-  8.  Der  alte  Krauskopf.  Parthey  1587.  9.  Zwei  ver- 
zerrte Köpfe  nach  Lionardo  da  Vinci.  Parthey  1595-  Rechts  unten  5b.  10.  König  und  Königin 
von  Tunis.  Parthey  1603.  Rechts  unten  2c.  11.  Zwölf  Köpfe  und  Zerrbilder  nach  Lionardo 
da  Vinci.  Parthey  1 610.  12.  Menschliche  halbe  Figur  nach  linkshin,  als  Muskelpräparat.  Parthey 
1771.  Aus  der  Folge  der  Anatomie  nach  Lionardo  da  Vinci.  Parthey  1768—1774.  13-  Theatrum 
mulierum  oder  Aula  Veneris.  Weibliche  Trachten  in  ganzen  Figuren.  P.  1804 — 1907-  Im  ganzen 
202  Blatt  (unvollständig).     14.  Selbstbildnis.     Parthey  1420,  e. 

Holzschnitte.  Ein  Konvolut  von  64  größeren  und  kleineren  Holzschnitten  des  15-  und  16. 
Jahrh.,  teils  Einzelblätter,  teils  Ausschnitte  aus  Büchern;  darunter  11  alttestamentliche  Darstel- 
lungen von  einem  kölnischen  Meister,  altkoloriert,  zweite  Hälfte  15.  Jahrh.,  7  interessante  kleine 
Passionsdarstellungei',  niederdeutsch,  aus  der  gleichen  Zeit,  7  Ausschnitte  aus  einer  niederdeutschen 
Bibel,  ebenfalls  zweite  Hälfte  15-  Jahrh.,  3  Blätter  aus  der  Schedel'schen  Weltchronik,  3  verschie- 
dene Titel  zu  Johannis  de  Gersons  Werken.  —  Lucas  Cranach  d.  Ä.  (nach  Schuchardt: 
d.  J.):  Bildnis  des  Christian  Brück,  genannt  Pontanus.  B.  144.  Pass.  IV,  S.  8,  Nr.  144.  —  Un- 
bekannter Meister  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrh.:  Das  Labyrinth  des 
Minotaurus.  Darunter  je  in  zwei  Spalten  ein  lateinisches  und  ein  deutsches  Gedicht.  Das  deutsche 
ist  überschrieben:  „Bericht  dieser  figur  zum  leser".  An  die  Art  des  Hans  Sebald  Beham  erinnernd.  — 
Christian  Wilhelm  Dietrich:  Der  bhnde  Bettler.  L.  78.  Abdruck  in  gelb.  — 
Julius  Schnorr  von  Carolsfeld:  Die  Bibel  in  Bildern.  240  Blatt  in  Holzschnitt. 
Volksausgabe  in  Lieferungen.     Leipzig  1853-     Georg  Wigands  Verlag. 

Handzeichnungen.  Roland  Roghman:  Felsige  Landschaft.  Über  einen  Bach,  der 
linker  Hand  an  steil  abfallenden,  mit  Bäumen  bestandenen  Felsen  vorbeiströmt,  führt  eine  Holz- 
brücke, an  der  zwei  Männer.  Die  hohen  Ufer  zur  Rechten  sind  teilweise  bewaldet.  Tuschzeich- 
nung.   Bezeichnet  rechts  unten:  „Rolant  Roghman  f.".    26,7  cm  hoch,  19,9  cm  breit.  —  Johann 


—    76    - 

Martin  Wagner:  Thetis  legt  im  Olymp  bei  Zeus  für  Achilles  Fürbitte  ein.  Federzeich- 
nung. Bezeichnet  rechts  unten:  „M.  Wagner  l8lO".  21,7  cm  hoch,  31,5  cm  breit. — Johann 
Friedrich  Karl  Kreul:  Der  Besuch  beim  Invaliden.  Aquarell.  Bezeichnet  unten  rechts: 
„C.  Kreul  1840".  26,1  cm  hoch,  21,2  cm  breit.  —  Johann  Georg  Christian  Perl- 
berg: ,, Ochsenmarkt  vor  der  Porta  St.  Paulo  zu  Rom,  mit  der  Locanda  St.  Antonio".  Aquarell. 
22,5  cm  hoch,  28,7  cm  breit.  —  Karl  Kaeppel:  Schloß  Greifenstein  in  der  Fränkischen 
Schweiz.  Fernansicht.  Im  Vordergrund  bei  einer  Steinbrücke  eine  Sägemühle.  Aquarell.  Be- 
zeichnet links  unten:  ,,C.   Kaeppel     1841".     17,6  cm  hoch,  21,5  cm  breit. 

Historische  Blätter.  Totenkopf  zwischen  einer  Blumenvase  und  einer  Uhr.  Allegorie 
auf  die  Vergänglichkeit  alles  Irdischen.  P.  Champaigne  pinx.  Morin  sculp.  1 7.  Jahrh.  —  ,,P  a  s  t  o- 
r  a  1  e  s".  Titelblatt  und  16  Blatt  Darstellungen  von  Beschäftigungen  und  Ergötzungen  aus 
dem  ländlichen  Leben.  Nach  Erfindungen  von  J.  Stella  radiert  von  Claudine  Bouzonnet  Stella, 
1667.  —  ,,Leopold  Mozart,  Pere  de  Marianne  Mozart,  virtuose  ägee  de  onze  ans  et  de  J.  G.  Wolf- 
gang Mozart,  compositeur  et  maitre  de  musique  äg6  de  sept  ans".  Der  junge  Mozart  sitzt 
am  Klavier,  w^ährend  seine  Schwester  singt  und  der  Vater  mit  der  Geige  begleitet.  Interessante 
zeitgenössische  Darstellung  der  Mozart'schen  Familie.  L.  C.  de  Carmontelle  del.  Delafosse  sculp. 
1764.     (Abb.  4). 

Bilderrepertorium,  16  Blatt  Photographien  von  Bauten  und  Kunstwerken  in  Lorsch  und 
Worms.  —  Photographie  einer  Verkündigung.  Elfenbeintäfelchen  im  Maximilians-Museum  in 
Augsburg.  Französische  Arbeit.  14.  Jahrh.  Originalgröße.  —  14  Blatt  Aufnahmen  von  Decken- 
gemälden und  Decken  in  der  Kgl.  Residenz  in  München,  im  Schloß  zu  Nymphenburg,  in  der  Kloster- 
kirche zu  Berg  am  Laim,  in  der  Kirche  zu  Schäftlarn,  in  der  Klosterkirche  zu  Fürstenfeld  (B.-A. 
Brück)  und  in  der  Kirche  zu  Waltenhofen  bei  Kempten.  —  Mappe,  enthaltend  20  Blatt  Repro- 
duktionen in  Originalgröße  nach  Federzeichnungen  von  Otto  Ubhelohde,  behandelnd  Motive 
aus  Lübeck  und  Travemünde. 

Stiftungen. 

Hohenzollern-Stiftung.  Friedrich  Wilhelm,  König  von  Preußen.  Brustbild  in- 
ovalem  Rahmen  mit  Beiwerk.     Antoine  Pesne  pinx.   B.  Picard  delin.  et  Effigiem  sculpsit. 

Denkmäler  für  Heilkunde.     1.    Franz    Maelson,    Arzt.     Hüftbild  nach  rechts  (1538 
bis  1601).    J.  H.  Wierx  sc.    Abdruck  vor  der  Jahrzahl.    Drugulin  12795.    2.  Die  Schröpfe 
r  i  n.     Cornelis  Dusart  fec.  et  inv.     1695  (Dusart,  B.  12,  III;  mit  der  Adresse  von  J.  Gole). 

D  e  p  0  s  i  t  a. 

KUPFERSTICHSAMMLUNG   DER  STADT  NÜRNBERG. 

(Ankäufe    vom   1.    Januar    1909    bis    zum    31.    Dezember    1909-) 

Kupferstiche  und  Radierungen.  Heinrich  Aldegrever:  1.  Adam.  Stehende 
Figur  mit  einem  Apfel  in  der  linken  Hand.  1529-  B.  9-  2.  Eva.  Stehende  Figur,  mit  der  rechten 
Hand  den  Apfel  aus  dem  Munde  der  Schlange  entgegennehmend.  1 529.  B.  10.  3.  Adam.  Stehende 
Figur  mit  Apfel  in  der  rechten  Hand.  Im  Hintergrund  ein  ruhender  Löwe.  B.  11.  4.  Eva. 
Stehende  Figur  mit  Apfel  in  der  linken  Hand.  Die  rechte  weist  auf  den  Baum  hin,  in  dessen  Geäst 
die  Schlange  liegt.  Hinter  der  Figur  ein  grasender  Hirsch.  B.  12.  5-  Die  Geschichte  der  Susanna. 
B.  30 — 33.  6.  Herkules  schleppt  den  Cerberus  aus  der  Unterwelt.  B.  87-  7-  Der  Glaube.  B.  131-  — 
Barthel  Beham:  1.  Nackter  Mann  mit  Schwert  auf  einem  Delphin  sitzend.  B.  33-  2.  Die 
Erkenntnis  Gottes  nach  Rafael  mit  gleichseitiger  Kopie.  P.  67B.  —  Hans  Sebald  Be- 
ham: 1.  Liegende  nackte  Frau  vom  Rücken  gesehen.  Bekannt  unter  dem  Namen  ,,Die  Buße 
der  heil.  Chrysostomus"  (Pauli  70,  III).  2.  Vignette  mit  Panzer  zwischen  zwei  Tritonen.  B.  223. 
Äußerst  seltener  Stich  in  gutem  Abdruck  (Abb.  6).  —  Meister  J.  B.:  1.  Saturn.  Aus  der  Folge 
der  Planeten.  B.  11.  2.  Mars.  Aus  der  Folge  der  Planeten.  B.  13-  3-  Ornamentfries  mit  Vasen. 
B.  42  und  43.  Abdruck  von  der  unzerschnittenen  Platte.  4.  Rankenornament  in  die  Quere  mit 
einer  Frau  zwischen  zwei  Genien.  B.  48.  5- Dolchscheide  mit  Venus  und  Amor.  B.  52.  —  Jacob 
B  i  nck:  1.  Lot  und  seine  Töchter  nach  Hans  Sebald  Beham.  B.  4.  2.  Der  segnende  Heiland. 
B.  14.  3.  Maria  mit  dem  Kinde  von  zwei  Engeln  gekrönt,  nach  Dürer.  B.  18.  —  Ludwig 
Krug:    Nackte  stehende  Frau  in  einer  Landschaft.    B.  12    —Augustin    Hirschvogel: 


—   7: 


Abb.  5.    Hans  Sebald  Beham:  Das  Leben  der  beil.  Jungfrau  in  13  Darstellungen. 

Pauli  885.    (Holzschnitt.) 


46  Blätter  aus  der  Geschichte  des  alten  und  neuen  Testamentes.  B.  1.  —  Balthasar  Jenl- 
chen:  Porträt  des  Hans  Sachs.  Brustbild.  Andresen  38.  —  Hans  Sebald  Lauten- 
sack: 1.  Halbfigur  einer  reichgekleideten  Frau.  B.  10.  2.  Der  Kanzler  Leonhard  von  Eck. 
B.  11.  3.  Waldige  Landschaft  bei  Sonnenaufgang.  B.  24.  4.  Flußlandschaft,  im  Hintergrund 
ein  Schloß  auf  hohem  Felsen.  B.  29.  5-  Flußlandschaft  mit  einer  großen  Stadt  im  Hintergrund. 
B.  40.     6.  Große   Flußlandschaft,  links  auf  einer  Insel  ein  befestigtes  Schloß.     P.  67. 

Holzschnitte.  Albrecht  Dürer:  1.  Marienleben,  Holzschnittfolge  von  20  Blättern 
(Bartsch  77 — 95  und  101),  mit  einem  Widmungsblatt.  Illuminiert  1585/86  von  Johann  Bechthold. 
Erworben  auf  Kosten  der  Stiftung  zur  Erhaltung  Nürnberger  Kunstwerke.  2.  Die  heilige  Brigitta 
verteilt  ihr  Buch.  P.  194.  Probedruck.  3-  Titeleinfassung  mit  zwei  geketteten  Satyrn.  P.  302. 
Neuerdings  Hans  Weiditz  zugeschrieben  (vgl.  Röttinger  17,  3)-  —  Hans  Sebald  Beham: 
1.  Das  Leben  der  heil.  Jungfrau  in  13  Darstellungen.  Pauli  885  (Abb.  5)-  2.  Junges  Paar  in  Unter- 
haltung.    B.  162.     Vorzüglicher  Abdruck  in  Grün. 

riandzeichnungen.  Hans  Blum:  Altes  Stadttor  mit  Wagenschmiede  in  Nabburg. 
Aquarell.  Bezeichnet  links  unten:  „H.  Blum  11.  9-  84.  Manöver".  29  cm  hoch,  20,4  cm  breit.  — 
Daniel  Burgschmiett :  Der  Miniaturmaler  Buchner  am  Arbeitstisch.  Aquarell.  Bezeichnet 
rechts  unten:  ,,J.  D.  Burgschmiett  1818".  14,6  cm  hoch,  15,9  cm  breit  (innere  Darstel- 
lung). —  Rudolf  Geißler:  Zwei  Kinder  an  einem  runden  Tisch  spielend.  Unten  die  Worte: 
„Eins  ins  Töpfchen,  zwei  ins  Kröpfchen".  Tuschzeichnung.  10,5  cm  hoch,  12,5  cm  breit.  — 
Mathias  Hartmann:  Alter  Jude  mit  seiner  Tochter.  Links  oben  ,, Elisa  Koahn".  Blei- 
stiftzeichnung. 15,8  cm  hoch,  20  cm  breit.  Auf  der  Rückseite  Landschaftsstudie  in  Blei  (Henfen- 
feld).  —  Karl  Jäger:  Der  Triumph  der  Liebe.  Tuschzeichnung  mit  weißgehöhten  Lichtern. 
Studie  zu  dem  für  König  Ludwig  11.  von  Bayern  gefertigten  Karton.  Bezeichnet  links  unten: 
,,C.  Jäger  1864".  24,4  cm  hoch,  17,6  cm  breit.  —  Johann  Maar:  Mädchen  aus  der  Frän- 
kischen Schweiz.  Trachtenstudie.  In  knieender  Haltung  nach  links.  Aquarell.  Links  unten 
in  Blei:  ;,Joh.  Maar".  23,4  cm  hoch,  20,6  cm  breit.  —  Paul  Ritter:  Baldachinträger. 
Figurenstudie  zu  seinem  Gemälde:  „Der  Einzug  des  Kaisers  Matthias  in  Nürnberg  im  Jahre  1612". 
Aquarell.  Rechts  unten  in  Blei:  ,,Paul  Ritter".  23,7  cm  hoch,  12,5  cm  breit.  —  Konrad 
Weigand:  Weihnachten.  Farbiger  Entwurf  zu  einem  Buchschmuck.  Aquarell  auf  Karton. 
33,4  cm  hoch,  22,8  cm  breit. 

ARCHIV. 

(1.  Oktober  bis  31-  Dezember  1909.) 
Geschenke. 
Berlin.  G.  J.  B  r  u  c  k:  Kaufbrief  für  Zacharias  Spatz,  Zinn-  und  Kannengießer  in  Nürn- 
berg, über  zwei  in  St.  Sebalds  Pfarr,  am  Spitalkirchhof  gelegene,  aneinanderstoßende  Behau- 
sungen. Nürnberg.  1683,  22.  Febr.  Orig.  Pap.  —  Vermächtnis  des  |  Kommerzienrats 
Johannes  Kahlbaum:  Confirtnationsurkunde  der  Privilegien  der  Garnweber  zu  Drebkow. 
Drebkow  1668,  3.  Juni.  Orig.  Perg.  —  Geburtszeugnis  für  Wilhelm  Nitsch  aus  Rosenort  bei 
Danzig,  ausgestellt  von  Bürgermeister  und  Rat  der  Stadt  Danzig.    1679,  12.  Juni.    Orig.  Perg. 

Ankäufe. 
Regeln,  Gesetze  und  Gewohnheiten  des  Deutschen  Ordens.    Pap.    Hs.  des  18.  Jahrh.    307. 

S.  40. 

BIBLIOTHEK. 

(1.  Oktober  bis  31-  Dezember.) 
Geschenke. 
Altenburg.    O.   F.  J.  Lingke:    Ders.  und  J.  F.  A.  Lingke,  Chronik  der  Familie  Lingke. 
1909.    8.  —  Basel.    E.  Major:  Der^.,  Wie  man  vor  Hohenküngsperg  gezogen  ist  .  .  .  1909-  8. 
—  Berlin.    Leitung  der  Ausstellung  Schleswig- Holsteinischer  Kunst: 
Ausstellung  Schleswig-Holsteinischer   Kunst  des   XV.  bis   XIX.   Jahrhunderts.    1909-    8.   — 
Julius    Bard,    Verlag:    Paul  Ganz,  Handzeichnungen  von  Hans  Holbein  dem  Jüngeren.    In 
Auswahl  herausgegeben.    1908.   4.  —  Pichard    Bong,    Verlag:    Moderne  Kunst  in  Meister- 
holzschnitten nach  Gemälden  und  Skulpturen  berühmter  Meister  der  Gegenwart.    Bd.  XXIII. 


—    79    — 

0.  J.  2.  —  Hilfsvereinder  deutschen  Juden:  Der  Prozeß  gegen  Maßloff  und  Ge. 
nossen  .  ,  .  nach  stenographischer  Aufnahme.  1900.  8.  —  Der  Proze(3  gegen  Moritz  Lewy  . . . 
nach  stenographischer  Aufnahme.  1901.  8.  —  Vermächtnis  des  verst.  Kommerzienrats  Jo- 
hannes K  a  h  1  b  a  u  m:  G.  Bauer,  Auserlesene  und  nützliche  Neuigkeiten  für  alle  Münzlieb- 
haber. I.— IV.  Stück.  1764/65.  4.  —  W.  J.  L.  Bode,  Das  ältere  Münzwesen  der  Staaten  und 
Städte  Niedersachsens.  1847.  8.  —  H.  Ph.  Cappe,  Die  Mittelalter-Münzen  von  Münster,  Osna- 
brück, Paderborn,  Corvei  und  Hervord.  1850.  8.  —  H.  Ph.  Cappe,  Beschreibung  der  Mainzer 
Münzen  des  Mittelalters.  1856.  8.  —  H.  Dannenberg,  Pommerns  Münzen  im  Mittelalter.  l864. 
4.  —  C.  F.  Evers,  Mecklenburgische  Münz- Verfassung.  Bd.  1  und  II.  1798/99-  8.  —  Hand- 
schriftlicher, mit  eingeklebten  Abbildungen  versehener  Münzkatalog  aus  dem  Besitz  von  Ch.W. 
Dannreuther.   O.  J.  4.  —  Gh.  J.  Götz,  Deutschlands  Kayser-Münzen  des  Mittelalters.   1827.  4. 

—  H.  Halke,  Einleitung  in  das  Studium  der  Numismatik.    1882.   8.  —  L.  W.  Hofmann,  Alter 

und  Neuer  Münz-Schlüssel I— III.    1683—1715-   4.  —  Karl  Graf  zu  Inn-  und  Knyphausen, 

Münz-  und  Medaillen- Kabinet  des  Grafen  Karl  zu  Inn-  und  Knyphausen.  1872.  8.  Erster 
Nachtrag  hierzu  1877.  8.  —  J.  T.  Köhler,  Vollständiges  Ducaten-Cabinet.  I.  und  IF.  Teil.  1759/60. 
8.  —  J.  Leitzmann,  Wegweiser  auf  dem  Gebiete  der  deutschen  Münzkunde  . . .  1868/69.  8-  — 
Joh.  Hieronymus  Lochner,  Sammlung  Merkwürdiger  Medaillen  .  .  .  1737-  -1738,  1739,  1740, 
1741,  1742,  1743,  1744.  4.  —  Dav.  Samuel  Madai,  Vollständiges  Thaler-Cabinet  ...  I.— III. 
Theil  sowie  erste  Fortsetzung.  1765.— 68  8.  —  Münzsammlung  der  wichtigsten  seit  dem  West- 
phäl.  Frieden  bis  zum  Jahre  18OO  geprägten  Gold-  und  Silber-Münzen  sämtlicher  Länder  und 
Städte  ...  2.  verb.  Aufl.  1885.  8.  —  J.  Niesert,  Beiträge  zur  Münzkunde  des  ehemahgen  Hoch- 
stifts Münster  .  .  .  Erste  Abtheilung.  1838.  —  J.  Niesert,  Nachträge,  Ergänzungen  und  Berich- 
tigungen zu  der  Ersten  Abtheilung  . . .  1840.  8.  —  Placcart  Duvoy  nostre  Sire  contenant  deffence 
du  cours  des  Florins  d'or  d'Allemaigne,  &  de  quelques  aultres  esperes.  1627-  4.  —  Ad.  Hess, 
Münzen-  und  Medaillen-Cabinet  des  Justizrathes  Reimmann  in  Hannover.    I— III.    1891/92.    8. 

—  F.  W.  A.  Schlickeysen,  Erklaerung  der  Abkuerzungen  auf  Muenzen  der  neueren  Zeit  des  Mittel- 
alters und  des  Altertums  sowie  auf  Denkmuenzen  und  muenzartigen  Zeichen.  2.  verbesserte  und 
vermehrte  Auflage  von  R.  Pallmann  und  H.  Droysen.  1882.  8.  —  C  Ph.  Chr.  Schönemann, 
Zur  vaterländischen  Münzkunde  vom  12.  bis  15-  Jahrhundert  oder  Grundzüge  der  Bracteaten- 
kunde  . . .  1852.  4.  —  K.  G.  v.  Schultheß- Rechberg,  Thaler-Cabinet.  Beschreibung  aller  bekannt 
gewordenen  Thaler .  .  .  I.  II.  1  u.  2  III  1.  1840,  1845/46,  1862.  8.  —  Joh.  Jak.  Spies,  Derbranden- 
burgischen  historischen  Münzbelustigung.  I.  II.  III.  und  IV.  Theil . .  .  1768— 71-  4-  —  Kr.  Ersler, 
Catalogue  de  la  Collection  de  Monnaies  de  Feu  Chr.  Jürgenson  Thomsen  . . .  Seconde  Partie,  Tome 

1,  II,  III,  1873/76.  8.  —  C.  F.  Trachsel,  Monographie  der  Münzen  des  Gotteshausbundes.  Diss. 
1872.  8.  —  F.  A.  Voßberg,  Geschichte  der  Preußischen  Münzen  und  Siegel  von  frühester  Zeit 
bis  zum  Ende  der  Herrschaft  des  Deutschen  Ordens.  1843-  4.  —  Katalog  des  grossen  Freiherrl. 
von  Wambolt' sehen  Münzkabinets.  I  u.  II.  1833-  4.  —  J.  F.  Weidhas,  Die  Brandenburger 
Denare  ...  1855-4.  —  Verzeichniss  der  Münz-  und  Medaillen- Sammlung  des  kaiserl.  königl. 
Hofrathes  .  .  .  Herrn  Leopold  Welzl  von  Wellenheim.  II.  Bd.  I  u.  II.  Abteilung.  1844/45-  8.  — 
Ad.  Weyl,  Die  Paul  Henckel'sche  Sammlung  Brandenburg- Preußischer  Münzen  und  Medaillen. 
1876.  8.  —  Ad.  Weyl,  Verzeichniss  von  Münzen  und  Denkmünzen  der  Erdteile  Australien,  Asien, 
Afrika  u.  verschiedener  mohamedanischer  Dynastien  der  Jules  Fonrobert'schen  Sammlung  .  . . 
1878.  8.  —  Ad.  Weyl,  Die  Jules  Fonrobert'sche  Sammlung  überseeischer  Münzen  un  Me- 
daillen ...  1877/78.  8.  —  161  Münzkataloge.  8.  —  Kaiser  Friedrich-Museums- 
Verein:  Berichte  für  die  Geschäftsjahre:  1904/5,  1905/06,  1906/7,  1907/8,  1908/9.  8.  — 
Dr.  P  a  i:  1  Kaufmann,  Wirkl.  Geh.  Oberregierungsrat,  Präsident  des  Reichsversicherungs- 
amtes: Ders.,  Johann  Martin  Niederee.  Ein  rheinisches  Künstlerbild,  1908.  8.  —  Ministe- 
rium der  öffentlichen  Arbeiten:  Feinnivellement  der  Küsten  und  Wasserstraßen 
in  Schleswig- Holstein.  I.  Mitteilung.  1909.  4.  —  E.  S.  Mittler  &  Sohn,  Kgl.  Hofbuch- 
handlung: H.  V.  Poschinger,  Unter  Friedrich  Wilhelm  IV.  Denkwürdigkeiten  des  Ministers  Otto 
Freih.  von  Manteuffel.  1901.  8.  —  G.  Kögel,  Rudolf  Kögel.  Sein  Werden  und  Wirken.  1901 
u.  1904.  8.  —  A.  Stauffer,  Karoline  von  Humboldt  in  ihren  Briefen  an  Alexander  von  Rennen- 
kampf. 1904.  8.  —  E.  von  Possart,  Die  Kunst  des  Sprechens.  2.  Taus.  —  H.  Prutz,  Die  geist- 
lichen Ritterorden.  1908.  8.  —  v.  Scharfenort,  Die  Pagen  am  Brandenburg- Preußischen  Hofe 
1415—1895-   1895-   8.  —  R.  Gen6e,  Zeiten  und  Menschen.    Erlebnisse  und  Meinungen.   1899-  8. 


—     80    — 

—  G.  Schmidt,  Schönhausen  und  die  Familie  von  Bismarck.  1898.  8.  —  Hedwig  Abeken, 
Heinrich  Abeken.  4.  Aufl.  1910.  8.  —  J.  v.  Hartmann,  Briefe  aus  dem  Feldzug  1866  an  die 
Gattin  gerichtet.  1898.  8.  —  Reichstagsabgeordneter  Dr.  Südekum:  B.  Markowitsch,  Die 
serbische  Auffassung  der  bosnischen  Frage.  19O8.  8.  —  N.  Plauenberg  redivivus.  Die  Zivil- 
gerichtsreform und  die  Beschränkung  des  Anwaltszwanges.  1907.  8.  —  Beiträge  der  Industrie 
zu  den  Kosten  der  Handwerkerausbildung  und  Handwerkerwohlfahrtsptlege.  Bearbeitet  von  der 
Handelskammer  zu  Düsseldorf.  1908.  8.  —  Bergarbeiterschutz,  Massengräber,  Radbod.  Be- 
richt vom  Bergarbeiterkongreß  in  Berlin  .  . .  vom  1. — 3.  Februar  1909.  0.  J.  8.  —  Die  Binnen- 
schiffahrtsabgaben. Kein  Schiffahrtshindernis,  sondern  das  Mittel  zur  Beseitigung  von  Schiff- 
fahrtshindernissen. 1909.  8.  —  Prof.  Dr.  F.  Weinitz:  Ders.,  Die  Bericher  Bibelhandschrift 
in  der  Fürstl.  Landesbibliothek  zu  Detmold.  1908.  8.  —  Bielefeld  u.  Leipzig.  V  e  1  h  a  g  e  n 
&  K  1  a  s  i  n  g,  Verlag:    Künstlermonographien.    Bd.  98:   H.   Rosenhagen,  W.  Trübner.  1909.  8. 

—  Brüssel.  Joseph  Destr6e:  Ders.,  L'lndustrie  de  la  Tapisserie  ä  Enghien  et  dans  la 
Seigneurie  de  ce  nom.  1900.  8.  —  Creußen.  Magistrat  der  Stadt  Creußen:  K. 
Böhner,  Geschichte  der  Stadt  Creußen.  1909.  8.  —  Danzig.  Provinzialkommission 
zur  Verwaltung  der  westpreußischen  Provinzialmuseen:  Die  Bau- 
und  Kunstdenkmäler  der  Provinz  Westpreußen.  III.  Bd:  B.  Schmid,  Die  Bau- und  Kunstdenk- 
mäler Pomesaniens.  3-  Kreis  Stuhm.  Heft  XI 11  der  Gesamtreihe.  1909.  4.  —  Darmstadt.  T  h. 
Beck:  Ders.,  Herons  des  Älteren  Mechanik.  S.-A.  1909.  8.  —  Ders.,  Herons  des  Älteren 
Automatentheater.  S.-A.  1909.  8.  —  Dresden.  Kgl.  Sachs.  Ministerium  des  Kul- 
tus und  öffentlichen  Unterrichts:  Codex  diplomaticus  Saxoniae  Regiae:  I.  Teil, 
Abteilung  B,  3.  Bd.  H.  Ermisch,  Urkunden  der  Markgrafen  von  Meissen  und  Landgrafen  von 
Thüringen.  1909.  4.  —  G.  Erler,  Die  jüngere  Matrikel  der  Universität  Leipzig  1559—1889. 
1909.  4.  —  Neues  Archiv  für  Sächsische  Geschichte  und  Altertumskunde.  Bd.  XXX,  Heft  1 
u.  2,  3  u.  4.  1909.  8.  —  Kgl.  Sachs.  Ministerium  des  Innern:  Beschreibende 
Darstellung  der  älteren  Bau-  und  Kunstdenkmäler  des  Königreichs  Sachsen.  33.  Heft:  Bautzen 
(Stadt)  bearbeitet  von  Cornelius  Gurlitt.  1909.  4.  —  Drosendorf  in  Niederösterreich.  Museum 
zu  Drosendorf:  O.  Kilcher,  Das  Museum  zu  Drosendorf.  .  .  Ein  gedrängter  Bericht  über 
die  dort  untergebrachten  F.  Kießling'schen  Sammlungen. .  .  2.  Aufl.  1909.  8.  —  Eger.  Dr.  Karl 
S  i  e  gl:  Ders.,  Die  Egerer  Zunftordnungen.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Zunftwesens.  1909. 
8.  —  Erlangen.  Fr.  Junge,  Verlagsbuchhandlung:  Th.  Kolde,  Beiträge  zur  bayer.  Kirchen- 
geschichte. XV,  6;  XVI,  1.  —  Frankfurt  a.  M.  M.  D  i  e  s  t  e  r  w  e  g,  Verlag:  Ferd.  Rein- 
hold, Friedrich  der  Große,  Briefe  und  Erlasse.  1909.  8.  —  Städelscher  Museums- 
Verein:  Bericht  über  die  Tätigkeit  des  Städelschen  Museums- Vereins  in  Frankfurt  am  Main 
im  ersten  Jahrzehnt  seines  Bestehens.  1909.  4.  —  Deutscher  Werkbund:  Erster 
Jahresbericht  des  deutschen  Werkbundes  für  1908/09.  1909.  8.  —  Frauenfeld.  Huber  &  C  o., 
Verlag:  A.  Bachmann  und  andere.  Schweizerisches  Idiotikon- Wörterbuch  der  schweizerdeutschen 
Sprache.    LXV.  Heft.    1909.    8.  —  C.  Brun,  Schweizerisches  Künstler- Lexikon.  9-  Lfg.  O.  J.  8. 

—  Freiberg  i.  Sachsen.  Gerlachsche  Buchdruckerei:  Freiberger  Stadt-,  Land-  und  Berg- 
Kalender  a.  d.  Jahr  1910.  1909.  8.  —  Flreiburg  i.  B.  H  e  r  d  e  r  sehe  Verlagsbuchhandlung: 
L.  V.  Pastor,  Geschichte  der  Päbste.  V.  Bd,  1909.  8.  —  St.  Qallen.  Pfarrer  Friedr.  Schulz: 
Ders.,  Alpenlicht.  Gornergrat.  Turka.  Maloja.  1910.  8.  —  Gera.  Fürstl.  Gymnasium 
Rutheneum:  R.  Rau,  Katalog  der  Fürstl.  Gymnasial-  und  Landesbibliothek.  1909.  8.  — 
Godesberg.  Joseph  Loevenich:  Katalog  über  die  im  Arndt-Museum  d.  histor.  Arndt- 
ruhe zu  Godesberg  aufbewahrten  Hauptstücke.  1909-  8.  —  Arndtruhe.  Lieblingsaufenthalt 
des  Dichters  E.  M.  Arndt.  1907.  8.  —  Halle  a.  S.  Otto  Hendel,  Verlag:  Bau-  u.  Kunst- 
denkmäler der  Provinz  Sachsen:  Neue  Folge  Bd.  I,  Lfg.  1—4.  1884.  8.  —  Historische 
Kommission  für  die  Provinz  Sachsen  und  das  Herzogtum  Anhalt: 
Provinzialmuseum  der  Provinz  Sachsen  in  Halle,  Jahresschrift  für  die  Vorgeschichte  der  sächsisch- 
thüringischen Länder.  8.  Bd.  1909.  8.  —  Dr.  M.  Sauerlandt:  Städtisches  Museum  für 
Kunst  und  Kunstgewerbe.  Halle  a.  S.:  Bericht  über  die  Neuerwerbungen  des  Verwaltungsjahres 
1908.  1909.  8.  —  Halle- Qiebichenstein.  Aug.  L  o  ß,  Verlag:  Ders.,  Handbuch  der  Dreherei. 
11. — 15.  Aufl.  1909.  8.  —  Hannover.  O.  v.  Schaumberg,  Hauptmann:  Ders.,  Beiträge 
zur  ältesten  Geschichte  der  Stadt  Schalkau  und  der  Burg  Schaumberg  vor  dem  Thür.  Walde.  1908. 
4.  —  Jahrsdorf.     J.   G.   Hierl,  K.    Pfarrer:   Ders.,   Die  Primizkapelle  in    Kloster   Heilsbronn. 


—     81      — 

1910.  8.  —  Jena.  Gustav  Fischer,  Verlag:  J.  Conrad,  L.  Elster,  W.  Lexis,  Edg.  Loenig, 
Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften.  Bd.  II.  Dritte  umgearbeitete  Aufl.  8.  —  J.  Conrad 
und  andere,  Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften.    III.  Bd,   3-  umgearbeitete  Aufl.    1909- 

8.  Innsbruck.     L  u  d  w.  Schön  ach:     Ders.,'Ein  vornehmer  nordischer   Gast  am   Tiroler 

Hofe  1347.  S.-A.  O.  J.  8.  —  Wagn  ersehe  Universitätsbuchhandlung:  E. 
V.  Böhm-Bawerk,  Kapitalzins.  I.'.  Abteilung:  Positive  Theorie  des  Kapitals.  III.  Aufl.,  1.  Halb- 
band, Buch  1  u.  2.  1909.  8.  —  W.  Erben,  Quellenstudien  aus  dem  histor.  Seminar  der  Uni- 
versität Innsbruck.  Heft  I.  J.  K.  Mayr,  Die  Linzer  Handschrift  des  deutschen  Vegez,  und  A. 
Philipp,  Überlieferung  und  Datierung  der  Grottkauer  Einigung.  1909.  8.  —  Forschungen  zur 
inneren  Geschichte  Österreichs,  herausgg.  von  Alfons  Depsch,  Heft  VI:  Theod.  Mayer,  Der  aus- 
wärtige Handeides  Herzogtums  Österreich  im  Mittelalter.  1909.  8.  —  Gumploricz,  Ludw.  Sozial- 
philosophie im  Umriß.  1910.  8.  —  Alfr.  Gürtler,  Die  Volkszählungen  Maria  Theresias  und  Josef  II. 
■J753 — 90.  1909.  8.  —  F.  X.  Kortleitner,  De  Hebraeorum  ante  exsilium  babylonium  mono- 
theismo.  1910.  8.  —  Innsbrucker  Festgruß  von  der  philosophischen  Fakultät  dargebracht  der 
50.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  in  Graz.  1909.  —  Ella  Lesser,  Der 
Däne  Claudius  Clausson  Swart,  der  älteste  Kartograph  des  Nordens,  der  erste  Ptolemäus-Epigon 
der  Renaissance.  Eine  Monographie  von  Anton  Björnbo  und  Carl  C  Petersen,  übersetzt  von 
Ella  Lesser.  1904.  4.  —  E.  Oberhummer  und  F.  von  Wieser,  W.  Lazius  Karten  der  österreichi- 
schen Lande  und  des  Königreichs  Ungarn  aus  den  Jahren  1545—1563.  1906.  2.  —  Ludw.  Merk, 
Die  Hauterscheinungen  der  Pellagra.  1909-  4.  —  Ludw.  Schönach,  Beiträge  zur  Geschlechter- 
kunde Tiroler  Künstler  aus  dem  16.— 19-  Jahrhundert.  O.  J.  8.  —  V.  von  Zingerle,  Mittelalter- 
liche Inventare  aus  Tirol  und  Voralberg.  1909.  8.  —  Karlsruhe.  Geh.  Archivrat  Dr.  A.  Krie- 
ger: Oberrheinische  Stadtrechte.  I.  Abt.:  Fränkische  Rechte,  8.  Heft:  C  Koehnke,  Grünsfeld, 
Neidenau  u.  Osterburken.  1909.  8.  —  Kitzingen.  Stadtmagistrat  Kitzingen: 
K.  Schilling  und  J.  Neubert,  Adreßbuch  für  die  Stadt  Kitzirigen.  Nach  dem  Stande  vom  1.  April 
1909.  1909.  8.  —  Köln.  Direktion  des  Wallraf-Richartz-Museums:  August 
Neven.  Du  Mont.  Gedächtnis- Ausstellung  im  Wollraf-Richartz-Museum  der  Stadt  Köln.  Vom 
3.  Dezember  1909  bis  3.  Januar  1910.  —  Leipzig.  A.  Deichert  Nach  f.  (Georg  Böhme), 
Verlag:  G.  Schanz,  Wirtschafts-  und  Verwaltungsstudien  XXXVI:  K.  Vanselow,  Die  ökonomische 
Entwickelung  der  bayer.  Spessartstaatswaldungen  l8l4— 1905-  1909.  8.  —  Ebenda  XXXVII: 
P.  May,  Die  bayer.  Zementindustrie.  1909-  8.—  Fr.  Willi.  G  r  u  n  0  w,  Verlag:  Paul  Eudel, 
Fälscherkünste.  Neu  herausgegeben  und  ergänzt  von  A.  Rößler.  1909.  8.  —  K.  Wipper- 
mann, Deutscher  Geschichtskalender.  1.  Bd.  1905.  8.  —  Rudolf  Haupt,  Verlag:  Flug- 
schriften aus  den  ersten  Jahren  der  Reformation:  III.  Bd.  Heft  6:  Alfr.  Götze,  Das  Kegelspiel 
und  Heft  7:  O.  Giemen,  Absag-  oder  Fehdeschrift  Lucifers  an  Luther.  1909.  8.  —  J.  C.  H  i  n- 
r  i  c  h  s,  Verlagsbuchhandlung:  Mythologische  Bibliothek  II,  2:  G.  Hüsing,  Die  iranische  Über- 
lieferung und  das  arische  System;  III,  1:  W.  Schultz,  Rätsel  aus  dem  hellenischen  Kulturkreise, 
1.  Teil.  1909.  8.  —  Vierteljahrs- Katalog  der  Neuigkeiten  des  deutschen  Buchhandels.  64.  Jahrgang. 
Heft  2  u.  3.  1909.  8.  —  Städtisches  Kunstgewerbemuseum:  O.  Pelka,  Katalog 
der  Bibliothek  des  städtischen  Kunstgewerbemuseums  zu  Leipzig.  1908.  8.  —  Ders.,  Schlag- 
wörterbuch zum  Kazalog  der  Bibliothek  des  städtischen  Kunstgewerbemuseums  zu  Leipzig.  1908. 
8.  —  Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und  Familiengeschichte: 
Mitteilungen  der  Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und  Familien- Geschichte.  Heft  V.  1909-  8. 
—  Linz  a.  D.  A.  M.  P  a  c  h  i  n  g  e  r:  Ders.,  Über  Krankheitspatröne  auf  Medaillen.  1909-  8.  — 
London.  Victoria  and  Albert  Museum.  South  Kensington:  Victoria  and 
Albert  Museum:  Plans  showing  scheme  of  arrangement  ofthe  collections.  1908.  8.  —  Cecil  Smith, 
Guide  to  the  Victoria  and  Albert  Museum,  South  Kensington.  1909-  8.  —  Lübeck.  Museum 
Lübeckischer  Kunst-  und  Kulturgeschichte:  Bericht  des  Museums  Lübecki- 
scher Kunst- und  Kulturgeschichte  über  das  Jahr  1908.  1909.  8.  —  Wegweiser  durch  das  Museum 
Lübeckischer  Kunst-  und  Kulturgeschichte  und  durch  dessen  kirchliche  Halle.  6.  Aufl.  S.-A. 
190s.  8.  —  Mannheim.  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g  ,  Oberstabsarzt  a.  D.:  Vom  christlichen  Abschied  .  .  .  . 
des  Ehrwürdigen    Herrn  Dr.  Martini   Lutheri  Bericht  durch   D.  Justum  Jonam  M.  Michaelem 

Celium 1546     Photogr.  Neudruck.  1909.  8.  —  M.  Scheins,  Bauwerke,  Kunst- 

denkmäler  und  Inschriftei  aus  mittelalteriicher  Zeit  in  Ingenheim  a.  d.  B.  1888.  8.  — 
Die  Eröffnungsfeier  der  Heidelberger    Akademie  der  Wissenschaften  vom  3-  Juli  1909-  1909-  8.  — 

6 


—    82    — 

J.  Häußner,  Großherzog  Freidrich  von  Baden.  Ein  Gedenkblatt  für  das  badische  Volk.  O.  J.  8.  — 
Wahl  und  Liebmann,  Führer  durch  die  historische  Abteilung  der  Internationalen  Luftschiffahrt- 
Ausstellung'.  Frankfurt  a.  M.  1909.  8.  —  Marienburg.  B.  S  c  h  m  i  d,  Provinzial- Konservator: 
Ders.,  Die  Denkmalpf liege  in  der  Provinz  Westpreußen  in  den  Jahren  1901 — 1908.  1904 — 1909. 
4.  —  München.  Carl  Gerber,  Verlag:  Nürnberg- Fiirther  Jahrbuch  1909-  8.  —  Dr.  Hager 
Generalkonservator:  Rundschreiben  des  Kgl.  Generalkonservatori'ums  der  Kunstdenkmale  und 
Altertümer  Balyerns.  1909-  8.  —  Hugo  H  e  1  b  i  n  g,  Kunsthandlung:  Ders.,  Katalog  einer 
Sammlung  von  Ölgemälden  alter  Meister  aus  Mannheimer  Privatbesitz.  1909.  8.  —  Direktion 
der  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek:  Alphabetisches  Verzeichnis  der  laufenden 
Zeitschriften,  welche  von  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  München  und  einer  Anzahl  anderer 
Bibliotheken  Bayerns  gehalten  werden.  1909.  8.  —  J.  V.  Kuli:  Ders.,  Bildnisse  von  fürst- 
lichen und  anderen  hervorragenden  deutschen  Frauen  des  XVI.  bis  XIX.  Jahrhunderts  auf  Me- 
daillen. S.-A.  1909.  8.  —  Alb.  Langen,  Verlag:  Ed.  Fuchs,  Illustrierte  Sittengeschichte 
vom  Mittelalter  bis  zur  Gegenwart.  Renaissance.  Ergänzungsband.  1909.  4.  —  J.  J.  L  e  n  t- 
nersche  Buchhandlung  (E.  Stahl):  Veröffentlichungen  aus  dem  kirchenhistorischen 
Seminar  München,  III.  Reihe,  Heft  7  und  8  (G.  Gromer,  Die  Laienbeichte  im  Mittelalter;  D.  Stiefen- 
hofer,  Die  Geschichte  der  Kirchweihe  vom  1. — 7-  Jahrb.).  1909-  8.  —  Nürnberg.  Dr.  Chri- 
stoph Beck,  K.  Reallehrer:  Ders.,  Die  Ortsnamen  des  Pegnitztales  und  des  Gräfenberg- 
Erlanger  Landes.  1909.  —  Georg  Bock,  Zahnarzt:  Münz,  Martin,  Handbuch  der  Anato- 
mie des  menschlichen  Körpers  mit  Abbildungen  in  einem  Atlas.  1821 — 36.  8,  2.  —  F  e  r  d. 
E  i  s  i  n  g  e  r,  Prokurist:  Ders.,  August  Johann  Rösel  von  Rosenhof.  S.-A.  1909-  4.  —  Medi- 
zinische   Gesellschaft:    XXX.  Jahresbericht  der Nürnberger  mediziniscTien 

Gesellschaft  und  Poliklinik  für  1908.  1909.  8.  —  Sitzungsberichte  der  Nürnberger  medizinischen 
Gesellschaft  und  Poliklinik.  1908.  1909-  8.  —  Industrie-  und  Kulturvereiri:  Ver- 
waltungsbericht des  Industrie-  und  Kulturvereins  Nürnberg  für  1908  und  das  erste  Halbjahr  1909. 
1909.  8.  —  Ph.  Buckel,  Der  Industrie-  und  Kulturverein  Nürnberg  und  seine  Zweiganstalten 
von  1819—1909.  1909.  8.  —  Ernst  Kießkalt,  K.  Postsekretär:  Ders.,  Die  Grabdenk- 
mäler des  ehemaligen  Benediktinerklosters  Paulinzella.  1907.  8.  —  Ders.,  Grabdenkmale  in 
StaffelsteJn  (Stadt).  1906.  8.  —  Ders.,  Die  Bildwerke  der  Stadt  Saalfeld  a.  S.  in  heraldischer 
und  genealogischer  Beziehung.  1907-  8.  —  Ders.,  Die  Grabdenkmäler  der  St.  Veitskirche  zu 
Ell\vangen.  1907.  8.  —  Ders.,  Grabdenkmale  der  Stadt  Hof.  1906.  8.  —  Ders.,  Grabsteine 
und  Gedächtnistafeln  der  Stadt  Kroriach.  1906.  8.  —  Ders.,  Die  Grabdenkmäler  in  der  Kirche 
zu  Marlesreuth.  O.  J.  8.  —  Eugen  Mayr,  Rentier:  L.  A.  Desmarres  Handbuch  der  gesamten 
Augenheilkunde.  1852.  8.  —  Gh.  F.  B.  Ettmüller,  Abhandlung  über  die  Krankheiten  der  Augen 
und  Augenlieder.  1799-  8.  —  Frank,  Joh.  Peter,  System  einer  vollständigen  medicinischen  Poli- 
zey  I.  2.  Aufl.,  1784,  III  1783,  IV  1788.  8.  —  Doktordiplom  für  Andreas  Haßmann  aus  Nürn- 
berg 1858.  2.  —  J.  C.  Jäger,  Beyträge  zum  Heilverfahren  bey  Schuß-,  Hieb-  und  Stich^vunden, 
nebst  einem  Anhang  von  der  Krätze  und  Lustseuche  (Bd.  III  der  ,, Beyträge  zur  Kriegsarznei- 
wissenschaft .  .  .")  1796.  8.  —  Mayer,  J  G.  A.,  Beschreibung  des  ganzen  menschlichen  Kör- 
pers   Bd.  I— VIII.    1783—94.    8.  —  Müller,  Joh.  Valentin,  Entwurf  der  gerichtlichen 

Arzneiwissenschaft Bd.  I.    1796.   8.  —  Dr.  Joh.  Müller,  Gytnnasialprofessor:  Ders., 

Die  Finanzpolitik  des  Nürnberger  Rates  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  S.-A.  1909- 
8.  —  Ders.,  Die  Handelspolitik  Nürnbergs  im  Spätmittelalter.  S.-A.  1909.  8.  —  Dr.  Friedr. 
N  ü  c  h  t  e  r:  Ders.,  Albrecht  Dürer.  Sein  Leben  und  eine  Auswahl  seiner  Werke.  1910.  4.  — 
Stadtbibliothek:  Mummenhoff,  Katalog  der  Nürnberger  Stadtbibliothek.  I.  Bd.  1,  1. 
1909.  8.  —  Stadtmagistrat:  Verwaltungsbericht  der  Stadt  Nürnberg  für  das  Jahr  1907. 
1909.  8.  —  K*.  B.  Technikum:  Jahresbericht  1908/9  des  Kgl.  bayer.  Technikums  Nürn- 
berg. 1909.  4.  —  Nürnberg-Erlenstegen.  Komitee  zur  Wiederherstellung  des 
Bä  renbrunnens:  H ei nt^. Dorsch,  Festschrift  zur  Enthüllung  des  Bärenbrunnens  im  städti- 
schen Parke  Platnersberg  zu  Nürnberg-Erlenstegen.  1909.  8.  —  Pankow.  T  h.  Abeling: 
Teutonia,  Arbeiten  zur  germanischen  Philologie,  Heft  7  (Suppl.):  Ders.,  Das  Nibelungenlied  und 
seine  Literatur  (2.  Teil).  1909.  8.  —  Peronne.  C.  Bou  langer:  Ders.,  La  Trouvaille  gauloise 
de  caix  (Somme).  S.-A.  1909.  8.  —  Pforzheim.  Max  Klemm,  Verlag:  Friedr.  Freih.  von 
Gaisberg-Schöckirigen,  Th.  Schön  und  A.  G.  Cloß:  Das  Königshaus  und  der  Adel  von  Württem- 
berg.   Lieferung  1. — 3  und  4—5.  1^8.  4.  —  Posen.    Direktion  der  Kaiser  Wilhelm- 


—    83     — 

Bibliothek  in  Posen:  Pocke,  Rudolf:  Kaiser  Wilhelm-Bibliothek  in  Posen.  7.  Jahres- 
bericht. Mit  einer  Anlage:  Das  staatlich  organisierte  Volksbibliothekswesen  in  der  Provinz- 
Posen  lind  die  Provinzial-Wanderhibliothek.  Lesejahr  1908/09.  4.  —  Prag.  Mus.  Kr.  Hl. 
Mesta  Prahy:  Priivodce  Museen  Kr.  Hl.  Mestäprahy.  1909.  8.  —  Franz  Graf  Thun: 
Rud.  Rieh,  Mittelalterliche  Hausgeschichte  der  edlen  Familie  Thun.  Heft  VI:  Jacob  11.  und 
seine  Familie.  1909-  8.  —  Princeton.  Prof.  George  Lansing  Raymond:  Ders.,  The 
genesis  of  artform.  3- Aufl.  1909.  8.  —  Ders.,  Rhythm  andharmonyinpoetry  andmusic.  2.  Aufl. 
1909.  8.  —  Ders.,  I*roportion  and  harmony  of  line  and  color  in  painting,  sculpture  and  archi- 
tecture.  2.  Aufl.  1909.  8.  —  Ders.,  The  essentiels  of  aesthetics  in  music,  poetry,  painting,  sculp- 
ture and  architecture.  1.  Aufl.  1909-  8.  —  Ders.,  Daute  and  collected  verse.  1909.  8.  —  Ders., 
Art  in  Theory.  An  indroduction  to  the  study  of  comparative  Aesthetics.  2.  Aufl.  1909-  8.  — 
Ders.,  The  represantative  Significance  of  Form.  2.  Aufl.  1909.  8.  —  Der?'.,  Poetry  as  a  repre- 
sentative  significance  of  form.  2.  Aufl.  1909.  8.  —  Ders.,  Poetry  as  a  representative  art.  5- Aufl. 
1909.  8.  —  Salzburg.  J.  K.  M  a  y  r:  Ders.,  Die  Linzer  Handschrift  des  Deutschen  Vegez.  1909. 
8.  —  Philipp  Strasser:  Ders.,  Fürst  Otto  von  Bismarck.  Eine  Sammlung  von  Zeitungen 
mit  den  ersten  Todesnachrichten  und  Nachrufen.  O.  J.  8.  —  Steglitz.  Herm.  Fried  r. 
M  a  c  c  0:  Ders.,  Die  Abstammung  des  V.  deutschen  Reichskanzlers  Bethmann- Hollweg  von 
Aachener  Patrizierfamilien  des  15-  Jahrhunderts.  1909.  4.  —  Ders.,  Zur  Reformationsgeschichte 
Aachens  während  des  16.  Jahrhunderts.  ^907-  8.  —  Ders.,  Das  jülische  Geschlecht  von  Werth. 
1904.  8.  —  Ders.,  Zur  Familien-Geschichte  Wuppermann.  l908.  8.  —  Straßburg.  Dr.  H. 
Wibel:  Ders.,  Die  Siegel  der  deutschen  Kaiser  und  Könige.  S.-A.  O.  J.  8.  —  Stuttgart.  J.  B. 
Metzler,  Buchhandlung:  G.  Wissowa,  Paulys  Real-Encyclopädie.  VI.  Bd.  (XII.  Halbband). 
1909.  8.  —  Prof.  Dr.  Bertold  Pfeiffer:  Franz  Pfeiffer,  Festrede  zum  Schillerjubiläum 
1859  an  der  Universität  Wien.  0.  J.  8.  —  Schiedmayer  und  Söhne:,  Hof-Piano- 
forte- Fabrik:  A.  Eisen'tnann,  Schiedmayer  und  Söhne,  Hof-Pianoforte- Fabrik  Stuttgart.  Vorge- 
schichte, Gründung  und  fernere  Entwicklung  der  Firma  1809 — 1909.  0.  J.  8.  —  Teplitz.  Oskar 
Siegl:  Ders.,  Das  Exlibris  Georg  Gundelfinger  in  Nürnberg.  S.-A.  1909.  4.  —  Thurndorf  bei 
Auerbach  i.  O.  Pfarrer  Joh.  Bareickel:  Ders.,  Die  Anfänge  der  Luftfahrt.  Fränkischer 
Kurier,  18.  Dez.  09.  —  Troppau  i.  Schlesien.  Verlag  der  Nordmark:  Nordmark-Zeit- 
weiser für  das  deutsche  Volk  in  Schlesien.  1910.  4.  —  Waldhofen  a.  d.  Ibbs.  Musealverein 
für  Waidhofen  und  Umgebung:  G.  E.  Frieß,  Die  Stadt  Waidhofen  a.  d.  Ibbs  im 
Frieden  und  im  Kampfe.  1892.  8.  —  Wien.  Rud.  Detjens,  Verlag:  Georg  Schönerer  und 
die  Entwicklung  des  Altdeutschtutas  in  der  Ostmark.  O.  J.  8.  —  K.  K.  O  b  e  r  s  t  h  0  f  s  t  a  b  s- 
kämmerei:  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses. 
Bd.  XXVIII,  Heft  3-  1909.  2.  —  Robert  Zimmermann:  Dumreicher,  Armand  Freih.  v. 
Aus  meiner  Studentenzeit.  Wien  1909.  8.  —  Wunsiedel.  G.  K  0  h  1  e  r,  Verlag:  Bach,  Samuel, 
Bareither  Kloß.  Neue  Folge:  Backna  Kloß.  1910.  8.  —  Wür'zburg.  Kurt  Kabitsch: 
Leuchtkugeln.  Randzeichnungen  zur  Geschichte  der  Gegenwart.  I— VII.  0.  J.  4.  —  Kgl. 
Universitätsdruckerei  H.  Stürtz,  A.-G.:  Th.  Henner,  Altfränkische  Bilder.  16. 
Jahrg.    1910.    8.  — 

Ankäufe. 
Hauck,  Die  Entstehung  des  Ghristusfypus  in  der  Abendländischen  Kunst.  188O.  8.  — 
F.  Luthmer,  Der  Schatz  des  Frhr.  von  Rothschild.  1.  Serie.  1883.  2.  —  E.  M.  Schwanka,  Ein 
Buch  vom  Bier.  1886.  8.  —  Jahrbuch  der  Gesellschaft  der  Bibliophilen.  IX.  Jahrg.  (1907/08). 
8.  —  Gaston  Migeon,  La  Fleur  de  la  Science  de  la  Pourtraicture  Patrons  de  Broderie,  Facon 
arabicque    et  ytalique  par  Francisque  Pellegrin  1530.     R^impression  en  fac-simile  avec  introduc 

tion.    1908.  4.  —  0.  M.  Dalton,  Catalogue  of  the  ivory  carvings  of  the  Christian  era 1909. 

4.  — Ch.  Daremberg,  Dictionnaire  des  Antiquitdsgtecques  et  romaines  .  .  .  .  Fase.  43-  1909-  4  — . 
Goethes  Werke.  Bd.  44,  47,  48.  Große  Weimarer  Ausgabe.  1909-  8.  —  VIII.  Jahresbericht 
der  Guttenberggesellschaft.  1909-  8.  —  F.  Hirsch,  Zeitschrift  für  Geschichte  der  Architektur. 
111.  Jahrg.,  Heft  1,2.  1909.  4.  —  Historisch  politische  Blätter,  Bd.  144  (Heft  1—7).  1909-  8.  — 
M.  Holzmann  und  H.  Bohatta,  Deutsches  Anonymen-Lexikon,  Bd.  V  (1851  —  1908).  1909.  8.  — 
Christ.  Jensen,  Bestrebungen  zur  Erhaltung  des  nordfriesischen  Volkstums  im  19-  Jahrhundert. 
1909.  8.  —  Kunst  und  Künstler.  Zeitschrift  für  Kunst  und  Kunstgewerbe.  Jahrgang  1909. 
III./IV.  Viertelj.    4.  —  F.   Krauß,  Antroprophyteia.    VI.  Bd.    1909-    8.  —  Ernst  Lemberger, 

6* 


—     84     — 

Die  Bildnisminiatur  in  Deutschland  von  1550 — 1850.  1909.  2.  — S.  Müller  und  W.  Vogelsang, 
Hollänidsche  Patrizierhäuser.  1909-  4.  —  H.  Posse,  Die  Gemäldegalerie  des  Kaiser  Friedrich- 
Museums.  Vollständiger  beschreibender  Katalog  mit  Abbildungen  sämtlicher  Gemälde.  I.  Ab- 
teilung: Die  romanischen  Länder....  1909.  4.  — Österreichische  Kunsttopographie.  Bd.  III: 
Die  Denkmale  des  politischen  Bezirkes  Melk.  1909.  8.  —  Topographie  der  historischen  und 
Kunstdenkmale  im  Königreich  Böhmen:  XXIV.  A.  Podlaha,  Der  politische  Bezirk  Böhmisch- 
Brod.  1909.  8.  —  Friedrich  Wolff:  Michael  Pacher.  Bd.  I.  1909.  2.  —  Beiheft  II  der  Zeit- 
schrift für  Geschichte  der  Architektur:  R.  Heiligenthal,  Baugeschichte  der  Stadt  Bruchsal  vom 
13.  bis  17-  Jahrh.  1909.  4.  —  Beiheft  III:  V.  Stübinger,  Die  römischen  Wasserleitungen  von 
Nimes  und  Arles.  1910.  4.  —  Prähistorische  Zeitschrift  (herausgegeben  von  C  Schuchhardt 
K.  Schumacher,  H.  Segeo).  I.  Bd.  Jahrg.  1909.  8.  —  H.  Delbrück,  Preußische  Jahrbücher. 
Jahrg.  1909/10.  Bd.  138.  8.  —  Friedrich  Back,  Mittelrheinische  Kunst.  Beiträge  zur  Geschichte 
der  Malerei  und  Plastik  im  14.  und  15-  Jahrh.  1910.  4.  —  Süddeutsche  Monatshefte  1910.  Jan. 
8.  —  M.  Bauer,  Edelsteinkunde.  Lieferungen  IX  bis  XI 11.  O.  J.  8.  —  E.  Flechsig,  Sächsische 
Bildner'^i  und  Malerei  vom  14.  Jahrh.  bis  zur  Reformation.  1.  Lfg.  O.  J.  2.  —  Franz  Liszts 
musikalische  Werke,  herausgegeben  von  der  Franz  Liszt-Stiftung.  I.  Für  Orchester,  1.  Abteilung 
Symphonische  Dichtungen  9  und  10.  O.  J.  4.  —  Camille  Martin,  L'Art  romain  en  France.  O.  J. 
2.  —  J.  W.  Nagel  und  J.  Zeidler,  Deutsch-Österreichische  Literaturgeschichte.   32.  Lfg.   0.  J.  8. 

—  Ond-Nederlandsche  Steden:  C.  H.  Peters,  De  nederlandsche  stedenbaow.  De  stad  als  veste 
woon  —  en  handelsplaats.     O.  J.    4. 

Heyer  von  Rosenf^Idsche  Stiftung.    M.  Joh.  Hartmann  Groß,  Christliche  Leichpredigt  .  .  . 
deß  .  .  .  Johann  Ludwigs  von  Glauburg  .  .  .  seliger  Gedächtnuß.    1631-    8.  —  M.  G.  Ph.  Liech- 

stein,  Christiana  Euthanasia Bey  .  .  .   Begräbnuß  .  .  .  deß  .  .  .   Herrn  Jacob  Marquards 

von  Glauburg I650.    8.  —  Ph.   Jac.   Spener,   Deß  Christenthums  Vollkommenheit  ... 

bey  Leich- Bestattung  .  .  .  deß   Herrn  Achilles  Sigmund  von  Glauburg 1667.    8.  —  Joh. 

Simon  Frank,  Pieris  helenopolitana  .  .  .  Johannem  Hectorem  von  Glauburg  generesissimi  parentis 

Dr.   Johannis  Adolphi  von  Glauburg 1694.    8.  —  Ludwig  H.  Schlosser,  Das  Göttliche 

Vatter-Hertz als  .  .  .  Joh.  Adolph  von  Glauburg  . .  .  entschlaffen  . .  .  1718.  8.  —  Herrn. 

Friedr.  Macco,  Beiträge  zur  Genealogie  rheinischer  Adels-  und  Patrizierfamilien.  IV.  1905.  4.  — 
Herm.  Friedr.  Macco,  Aachener  Wappen  und  Genealogien.  Bd.  I  u.  II.  1907/8.  4.  —  General- 
schematismus der  katholischen  Geistlichkeit  Deutschlands.  1908.  8.  —  A.  Bettelheim,  Bio- 
graphisches Jahrbuch  und  Deutscher  Nekrolog.  XII.  Bd.  1909-  8.  —  Tfoulkes  Charles,  Armour 
und  Weapons.  Oxford  1909-  8.  —  L.  Forrer,  Biographical  Dictionary  of  Medallisto.  Bd.  IV. 
1909.  8.  —  B.  E.  Hugo  Gerstmann,  Beiträge  zur  Kulturgeschichte  Schlesiens,  14.  bis  20.  Jahr- 
hundert ....  1909.  2.  —  Gothaischer  Genealogischer  Hofkalender  nebst  diplomatisch-stati- 
stischem Jahrbuch.  1910.  147-  Jahrg.  1909-  8.  —  Personalstand  sämtlicher  kirchlicher  Stellen 
und  Behörden  der  protestantischen  Kirche  im  Königreich  Bayern  diesseits  des  Rheins.    1909.   8. 

—  John  Smith,  A  Catalogue  raisonnd  of  the  most  eminent  dutsch,  flemisch  and  french  painters; 
in  which  is  included  .  .  .  1829 — 42.  Neudruck  London  1909.  8.  —  Gothaisches  Genealogisches 
Taschenbuch  der  Briefadeligen  Häuser.  1910.  4.  Jahrg.  1909.  8.  —  Gothaisches  Genealogisches 
Taschenbuch  der  Freiherrlichen  Häuser  1910.  60.  Jahrg.  1909.  8.  —  Gothaisches  Genealogisches 
Taschenbuch  der  Gräflichen  Häuser  1910.  83-  Jahrg.  1909.  8.  —  Gothaisches  Genealogisches 
Taschenbuch  der  Uradeligen  Häuser.  Der  in  Deutschland  eingeborene  Adel  (Uradel)  1910. 
11.  Jahrg.   1909-   8.  —  Verlohren,  Stammregister  der  Sächsischen  Armee.   1.  u.  2.  Lfg.   1909-  8. 

—  A.  V.  Wurzbach,  Niederländisches  Künstlerlexikon.  Bd.  II.  Lfg.  12.  1909.  8.  —  Schweize- 
risches Geschlechterbuch.  1910.  III.  Jahrg.  8.  —  Theodor  Meyer,  Das  Wiener  Bürgerhaus  Theyer. 
S.-A.  O.  J.  4.  —  J.  B.  Rietstap,  Armorial  General.  Pasc.  48  III  und 49-  O.  J.  2.  —  L.  Schönach, 
Beitäge   zur  Geschlechterkunde  tirolischer  Künstler  aus  dem  16. — 19-  Jahr.h    0.  J.    8. 

Nassauer  Stiftung.    Archives  ou  correspondance  inddite  de  la  maison  d' Orange- Nassau: 
Th.   Bussemaker,    QuatriÄme  serie,  Tome   II.    1909.    8. 


—    85    — 


TAUSCH  VERKEHR. 

Im  Jahre  1909  stand  das  Germanische  Museum  im  Tauschverkehr  mit: 


Aachen: 

Aachener  Geschichtsverein. 
Aarau: 
Historisclie  Gesellschaft  des  Kantons  Aar- 
gau. 
Agram  (Zagreb): 

Königl.    kroat.-slavon.-dalmat.     Landes- 
archiv. 
Altenburg: 
Geschichts-   und   altertumsforschende   Ge- 
sellschaft des  Osterlandes. 
Amiens: 

Sociöt6  des  antiquaires  de   Picardie. 
Amsterdam: 

K.   Akademie  der  Wissenschaften. 
K.  oudheidkundig  genootschap  te  A. 
Redaktion  von  ,,  Het  huis  oud  &  nieuw". 
Annaberg: 
Verein  für  Geschichte  von  Annaberg  und 
Umgebung. 
Ansbach: 

Fränkische  Zeitung. 
Historischer  Verein  für  Mittelfranken. 
Antwerpen: 
J.-E.    Buschmann   als   Verleger   der   Zeit- 
schrift „Onze  Kunst".    Voortzetting  van 
de  Vlaamsche  School. 
Arnstadt: 

Museumsgesellschaft. 
Augsburg: 
Augsburger  Postzeitung. 
Historischer    Verein    für    Schwaben    und 
Neu  bürg. 
Bamberg: 

Königl.   Bibliothek. 
Gewerbe- Verein. 
Historischer  Verein. 
Basel: 
Historische  und  antiquarische  Gesellschaft. 
Redaktion  des  Schweizer  Archivs  für  He- 
raldik. 
Schweizerische  Gesellschaft  für  Volkskunde. 
Universitäts- Bibliothek. 
Bayreuth: 

Historischer   Verein  für  Oberfranken. 
Bergen: 
Bergens  .Museum. 

Vestlandske  Kunstindustrimuseum. 
Berlin: 

Königl.  Preußische  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 


K.  Statistisches  Amt. 

Apotheker- Verein,  Deutscher. 

Bauzeitung,  Deutsche. 

Bibliothek  des  Deutschen   Reichstages. 

Blätter  für  Architektur  und  Kunsthand- 
werk.    (Verlag.) 

Burgwart  (Architekt  Bodo  Ebhardt,  Grune- 
wald bei  Berlin). 

Ex-libris- Verein. 

Gesamtverein  der  deutschen  Geschichts- 
und Altertumsvereine. 

Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Gesellschaft  für  Erdkunde. 

Gesellschaft  für  deutsche  Erziehungs-  und 
Schulgeschichte. 

Gesellschaft  für  Heimatkunde  der  Provinz 
Brandenburg. 

Gesellschaft,  Historische. 

Gesellschaft,  Deutsche  Pharmazeutische. 

Graveur- Verein,  Deutscher. 

Journal  für   Buchdruckerkunst.   (Verlag.) 

Moderne   Kunst  (Verlag  von   Rieh.   Bong). 

Kunsthalle,  Die.  (Prof.  Dr.  Gg.  Galland, 
Charlottenburg.) 

Verlag  Franz  Lipperheide.  (Illustr.  Frauen- 
Zeitung.) 

Münzblätter,  Berliner  und  Correspondenz, 
Numismatisches  Beiblatt  zu  den  Ber- 
liner Münzblättern.  (Dr.  Emil  Bahrfeld.) 

Museums- Verein. 

Norddeutsche  Allgemeine  Zeitung. 

Provinzialmuseum,  Märkisches. 

Reichsanzeiger,  Deutscher  und  Königlich 
Preußischer  Staatsanzeiger. 

Reichs- Postamt  III,  Abt.  W. 

Rundschau,  Deutsche.  (Redaktion.) 

Touristen- Klub  für  die  Mark  Branden- 
burg. 

Verein  für  die  Geschichte  Berlins  (Alt- 
Berlin). 

Verein  Herold. 

Verein  für  deutsches   Kunstgewerbe. 

Verein  für  Geschichte  der  Mark  Branden- 
burg. 

Verein  für  Volkskunde. 

Welt,  Die  weite.    (Redaktion.) 

Woche,  Die.     (Verlag  von  Aug.  Scherl.) 

Wochenblatt  der  Johanniter-Ordens-Balley 
Brandenburg.     (Redaktion.) 

Zeitschrift  für  Bauwesen.    (Schriftleitung.) 


—    86 


Zeitschrift  für   Numismatik.    (Redaktion.) 
Zentralblatt  der  Bauverwaltung.    (Schrift- 
leitung.) 
Bern: 

Historischer  Verein  des   Kantons  Bern. 
Biedenkopf: 
Mitteilungen  aus  Geschichte  und   Heimat- 
kunde des   Kreises  Biedenkopf. 
Bistritz: 

Direktion  der  Gewerbeschule. 
Bonn: 
Universitätsbibliothek. 
Verein  von  Altertumsfreunden  im   Rhein- 
lande. 
Verlag  der  Rheinischen  Geschichtsblätter. 
Brandenburg  a.  H.: 

Historischer  Verein. 
Braunau  i.  B.: 

Dr.    Eduard     Langer,      Herausgeber     der 
„Deutschen    Volkskunde    aus    dem   öst- 
lichen Böhmen". 
Braunsberg : 

Historischer  Verein  für  Ermland. 
Bregenz: 

Vorarlberger  Museums- Verein. 
Bremen: 
Gewerbemuseum. 

Historische  Gesellschaft  des  Künstler- 
Vereins. 
Verlag  von  Carl  Schünemann.     („Nieder- 
sachsen".) 
Breslau: 
Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische 

Kultur. 
Universitätsbibliothek. 
Verein  für  Geschichte  und  Altertum  Schle- 
siens. 
Verein  für  das  Museum  schlesischer  Alter- 
tümer. 
Briinn: 
Mährisches  Gewerbe-Museum. 
Verein   für   die    Geschichte   Mährens   und 

Schlesiens. 
Verein  „Deutsches  Haus". 
Brüssel: 
L'academie  Royale  de  Belgique. 
Commissiones    royals    d'art    et    d'archäo- 

logie. 
R.   R.  P.  P.  Bollandistes. 
La   Gazette  numismatique  (Direction). 
Musdes   Royaux  des  arts  d^coratifs  et  in- 

dustriels. 
La  socidtd  d'archdologie. 
La  soci^td  Royale  de  gdographie. 


Budapest: 

Königl.  ungarische  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 
Müvdszet,   Redaktion. 
Stadtmagistrat. 
Cassel: 

Prof.  Dr.  Georg  Steinhausen,  Vorstand  der 
Stadtbibliothek.     („Archiv   für    Kultur- 
geschichte".) 
Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landes- 
kunde. 
Verein  für  Naturkunde. 
Chemnitz: 

Verein  für  Chemnitzer  Geschichte. 
Chur: 

Historisch-antiquarische     Gesellschaft    des 
Kantons  Graubünden. 
Cincinnati: 

Cincinnati  Museum  Association. 
Coblenz: 
Mitteilungen  des    Rheinischen   Vereins  für 
Denkmalpflege   und    Heimatschutz. 
Danzig: 

Königliche  Technische  Hochschule. 
Naturforschende  Gesellschaft. 
Westpreußischer  Geschichtsverein. 
Westpreußisches  Provinzialmuseum. 
Darmsfadt: 

Gewerbeblatt  für  das  Großherzogtum 

Hessen. 
Historischer    Verein   für   das    Großherzog- 
tum Hessen. 
Verein  für  Erdkunde. 
Verlag  der  ,,Innen-Dekoration". 
Dessau: 
Verein    für    Anhaltische    Geschichte    und 
Altertumskunde. 
Detmold: 
Gesch.   Abt.   des  naturw.   Vereins  für  das 
Fürstentum  Lippe. 
Dillingen: 

Historischer  Verein. 
Donaueschingen: 
Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte 
d.  Baar  u.  d.  angrenzenden  Landesteile. 
Donauwörth: 

Historischer   Verein   für   Donauwörth  und 
Umgegend. 
Dorpat: 
Gelehrte  Esthnische  Gesellschaft. 
Universität. 
Dresden: 

Kgl.  sächsischer  Altertumsverein. 
„Blätter   für   Münzfreunde"  und    „Numis- 
matischer Verkehr". 


87     — 


Verein  für  die  Gescliichte  Dresdens. 

Gesellscliaft  für  Natur-  und   Heilkunde. 

Kunstwart. 

Kgl.    sächsisches   statistisches    Landesanit. 

Europäische  Modenzeitung:. 

Zeitschrift  für  historische  Waffenkunde. 
Düsseldorf: 

Archiv  für  Buchbinder. 

Düsseldorfer  Geschichtsverein. 
Eger: 

Unser  Egerland. 
Eichstätt: 

Historischer  Verein. 
Eisenberg: 

Geschichts     und    altertumsforsch.    Verein. 
Eisleben: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der 
Grafschaft  Mansfeld. 
Elberfeld: 

Bergischer  Geschichtsverein. 
Emden: 

Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vater- 
ländische  Altertümer. 

Naturforschende  Gesellschaft. 
Erfurt: 

Akademie  gemeinnütziger   Wissenschaften. 

Verein  für  die  Geschichte  und  Altertums- 
kunde von  Erfurt. 
Erlangen: 

Universitätsbibliothek. 
Essen : 

Historischer   Verein   für    Stadt   und    Stift 
Essen. 
Frankenthal: 

Altertumsverein. 
Fellin: 

Literarische  Gesellschaft. 
Flensburg: 

Kunstgewerbe-.Wuseum. 
Frankfurt  a.  M.: 

Frankfurter  Blätter  für  Familiengeschichte. 

Freies  deutsches   Hochstift. 

Mitteldeutscher  Kunstgewerbe- Verein. 

Stadtbibliothek. 

Verein  für  die  Geschichte  und  Altertums- 
kunde von   Frankfurt  a.  M. 

Verein    für    rheinische    und    westfälische 
Volkskunde. 
Frankfurt  a.  0.: 

Naturwissenschaftlicher   Verein   des    Reg.- 
Bez.   Frankfurt  a.  O. 
Frauenfeld: 

Historischer  Verein  des  Kantons  Thurgau. 
Freiberg  i.  S.: 

Altertumsverein. 


Freiburg  i.  B.: 

Archiv  für  christliche    Kunst. 
Breisgau- Verein  Schau  ins- Land. 
'  Gesellschaft  f.  Beförderung  der  Geschichts-, 
Altertums-   und    Volkskunde   von    Frei- 
burg, dem  Breisgau  und  den  angrenzen- 
den Landschaften. 
Münsterbau- Verein. 
Stimmen  aus  Maria- Laach. 
Universitätsbibliothek. 
Kirchlich  bist.  Verein  der  Erzdiözese  Frei- 
burg i.  B. 
Freiburg  i.  Schw.: 

Deutscher    geschichtsforschender       Verein 
des   Kantons    Freiburg  (Schweiz). 
Freising: 

Historischer  Verein. 
Freiwaldau: 

Mährisch-schlesisch.  Sudeten-  Gebirgsverein. 
Friedberg  (Hessen): 

Geschichts-  und  Altertumsverein. 
Friedrichshafen: 

Verein  für  die   Geschichte  des   Bodensees. 
St.  Gallen: 

Historischer  Verein  des  Kantons  St.  Gallen: 
Genf: 

Institut  national  genevois. 
Soci6t6  d'histoire  et  d'archeologie. 
Gießen: 
Oberhessischer  Geschichtsverein. 
Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und 

Heilkunde. 
Universitätsbibliothek. 
Verband  deutscher  Vereine  für  Volkskunde. 
Vereinigung  für  hessische  Volkskunde. 
Glarus: 

Historischer  Verein  des   Kantons  Glarus. 
Görlitz: 
Gesellschaft    für    Anthropologie    und    Ur- 
geschichte der  Oberlausitz. 
Oberlausitzische   Gesellschaft   der   Wissen- 
schaften. 
Gotha: 
Verlag  der  deutschen  Geschichtsblätter. 
Vereinigung  für  Gothaische  Geschichte  und 

Altertumsforschung. 
Kgl.   Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Forscher-  und  Sammlerverein. 
Graubünden: 
Historisch-antiquarische    Gesellschaft    des 
Kantons  Graubünden. 
Graz: 
Steiermärkischer  Gewerbeverein. 
Kunsthistorische   Studien.    (Buchhandlung 
Styria). 


—    88 


Steiermärkisches  Landesmuseum. 

Historischer  Verein  für  Steiermark. 

Naturwissenschaftlicher  Verein    für  Steier- 
mark. 
Greifswald: 

Universitätsbibliothek. 

Rügisch-  Pommerscher    Geschichtsverein. 
Guben: 

Niederlausitzer    Gesellschaft    für    Anthro- 
pologie und  Urgeschichte. 
Haag: 

Genealogisch-heraldiek    Genootschap    ,,De 
Nederlandsche  Leeuw". 
Halberstadt: 

Verein  für   Kircheneeschichte  in  der  Pro- 
vinz Sachsen. 
Hall  (Schwäbisch): 

Historischer    Verein    für   Württembergisch 
Franken. 
Halle  a.  S.: 

Zeitschrift  für  deutsche   Philologie. 

Kaiserl.    Leopoldinisch-CaroHnische    Deut- 
sche Akademie  der  Naturforscher. 

Thüringisch-sächsischer   Verein   für   Erfor- 
schung   des    vaterländischen    Altertums 
und  Erhaltung  seiner  Denkmale. 
Hamburg: 

Öffentliche  Stadtbibliothek. 

Verein   für   hamburgische   Geschichte. 
Hanau: 

Hanauer   Bezirksverein   für   hessische   Ge- 
schichte und  Landeskunde. 

Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte 
Naturkunde. 
Hannover: 

Architekten-  und   Ingenieur- Verein. 

Hannoversche   Geschichtsblätter. 

Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichts- 
kunde. 

Heraldischer   Verein   zum    Kleeblatt. 

Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 
Harlem: 

Socidtd  hollandaise  des  sciences. 
Heidelberg: 

Heidelberger  Schloßverein. 

H istorisch-philosophischer  Verein. 

Universitätsbibliothek. 
Heilbronn: 

Historischer  Verein. 
Heiligenstadt: 

„Unser  Eichsfeld".     (Redaktion.) 
Helsingfors: 

Finnischer  Altertumsverein. 

Finnisch.  Literar.  Gesellschaft. 

Gesellschaft  der  Wissenschaften. 


Hermannstadf: 

Siebenbürgischer   Karpathenverein. 

Verein  für   Siebenbürgische   Landeskunde. 
HJrschberg: 

Riesengebirgs- Verein. 
Hohenleuben: 

Voigtländ.    altertumsforschender  Verein. 
Homburg  v.  d.  H.: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Husum: 

Mitteilungen    des    Nordfriesischen    Vereins 
für   Heimatkunde  und    Heimatliebe. 
Jena: 

Universitätsbibliothek. 

Verein  für  thüring.   Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 
Igio: 

Ungar.   Karpathenverein. 
Innsbruck: 

K.    K.   Statthalterei-Archiv. 

Ferdinandeum. 
Insterburg: 

Alte  rtu  msgesellschaf  t. 
Kahla: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Karlsruhe: 

Karlsruher  Altertumsverein. 

Badische  historische  Commission. 
Kaufbeuren: 

Verein   Heimat. 
Kempten: 

Altertums- Verein. 
Kiel: 

Naturwissenschaftl.    Verein  für   Schleswig- 
Holstein. 

Gesellschaft  für  die  Geschichte  der  Herzog- 
tümer Schleswig,  Holstein  u.  Lauenburg. 

Universitätsbibliothek. 

Gesellschaft  für   Kieler  Stadtgeschichte. 
Klagenfurt: 

Geschichtsverein  für  Kärnten. 
Köln: 

Westdeutsche    Zeitschrift    für    Geschichte 
und   Kunst  mit   Korrespondenzblatt. 

Zeitschrift  für  christliche   Kunst. 

Kölner  Kunstgewerbeverein. 

Histor.   Verein  für  den  Niederrhein. 
Königsberg  i.  P.: 

Red.    d.    Altpreußischen   Monatsschrift. 

Physikal.  Ökonom.  Gesellschaft. 

Altertumsgesellschaft  Prussia. 

Universitätsbibliothek. 
Kopenhagen: 

Acaddmie  royale  des  sciences    et   des    let- 
tres  de  Danemark. 


89 


Soci6t6  royale  des  antiqu:iires  du  Nord. 
Industriforeningen  i    Kjöbenhavn. 
K.  Nordiske  Oldskrift-Selskab. 
K.  danske   Videnskabern.     Selskab. 
Krakau: 

Akademie  der  Wissenschaften. 
Kreuznach: 

Antiquarisch- Histor.  Verein. 
Kristiania: 

Foreningen  til    norske   fortidsmindesmaer- 
kers  bevaring  (Aarsberetning). 
Kronstadt: 

Stadtarchiv. 
Laibacli: 
Red.   der   Zeitschr.   f.   krainische   Landes 

künde. 
Krainer  Musealverein. 
Landsberg  a'd.  Warthe: 

Verein  für  Geschichte  der  Neumark. 
Landshut: 

Historischer  Verein  für    Niederbayern. 
Lauingen: 

Altertumsverein. 
Lausanne: 

Society  d'histoire  de  la  Suisse. 
Leeuwarden: 

Friesch    genootschap    ter    beoefening    der 
Friesche  geschied. 
Leiden: 

Maatschapy   de    Nederland.     Letterkunde. 
Leipa: 

Nordböhm.  Excursions-Klub. 
Leipzig: 
Beilage,    wissenschaftliche,    der    Leipziger 

Zeitung. 
Börsenverein  der  deutschen   Buchhändler. 
Centralblatt  für  Bibliothekswesen. 
Centralblatt,  literarisches. 
Centralvecein  für  das  gesamte  Buchgewerbe. 
Daheim. 
Gartenlaube. 

Gesellschaft,     deutsche,     zur    Erforschung 

vaterländischer  Sprache  und  Altertümer. 

Gesellschaft,  k.  sächs.,  der  Wissenschaften, 

phil.-hist.  Gl. 
Grenzboten. 

Kgl.  Sächs.   Institut  für  Kultur  und  Uni- 
versalgeschichte bei  der  Universität 
Leipzig. 
Journal  der   Goldschmiedekunst. 
Literaturblatt   f.  germ.  u.  rom.  Philologie. 
Monatshefte  (Velhagen  &  Klasing). 
Museum  für  Völkerkunde. 
Original  und  Reproduktion. 
Universitätsbibliothek. 


Verein,  deutscher,   zur   Erforschung   Palä 

stinas. 
Verein  für  Geschichte  der  Stadt  L«ipzig. 
,  Vierteljahrs- Katalog  (J.   C.    Hinrichs). 
Zeitschrift  für  bildende   Kunst. 
Zeitschrift,  neue,  für  Musik. 
Zeitung,  illustrierte. 
Zentralstelle   für   deutsche    Personen-  und 

Familiengeschichte  ( Mitteilungen). 
Zur  guten  Stunde. 
Leisnig: 

Geschichts-  und  Altertumsverein. 
Lindau  i.  B.: 
Verein  für  Geschichte  des  Bodensees  und 
seiner  Umgebung. 
Linz: 
Museum   Francisco-Carolinum. 
Linzer   Diözesan- Kunstverein. 
Oberösterreichischer  Gewerbe- Verein. 
Louvain  (Belgien): 
„Analectes  pour  servir  ä  l'histoire  6cclesia- 
stique  de  la  Belgique". 
Lübecl<: 
Verein  für  hansische  Geschichte. 
Verein  für  Lübecker  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 
Lübeckisches  Museum  für  Kunst-  u.  Kultur- 
geschichte. 
Lüneburg: 

Museumsverein  für  Lüneburg. 
Lüttich: 

Institut  arch^ologique  Lidgeois. 
Luxemburg: 
Verein  für  Luxemburger  Geschichte,  Lite- 
ratur und  Kunst. 
Section  historique  de  l'institut  de  Luxem- 
bourg. 
Luzern: 

Histor.  Verein  der  5  Orte. 
Magdeburg: 

Magdeburgischer  Geschichtsverein. 
Mainz: 

Rom.    Germ.   Central-Museum  (Die   Alter- 
tümer unserer  heidnischen  Vorzeit). 
Verein  zur  Erforschung  rhein.   Geschichte 
und  Altertümer. 
Mannheim: 

Mannheimer  Altertumsverein. 
Marburg: 

Universitätsbibliothek. 
Maredsvus  (Belgien): 

Direction  de  la   Revue  ben^dictine. 
Marienwerder: 

Histor.    Verein    für   den    Regierungsbezirk 
Marienwerder. 


9f)    — 


Meiningen: 

Hennebergischer  altertumsforsch.    Verein. 

Verein   für   Meiningische    Geschiciite    und 
Landeskunde. 
Meißen: 

Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Meißen. 
Metz: 

Verein  für  Erdkunde. 

Gesellschaft   für   lothringische    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Mitau: 

Kurländische  Gesellschaft  für  Literatur  und 
Kunst. 

Kurländisches   Provinzialmuseum. 
Montreal: 

Soci^te  numismatique  et  d'archdologie. 
Mühlhausen  i.  Th.: 

Mühlhäuser  Altertumsverein. 
München: 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Allgemeine  Zeitung. 

Altertumsverein. 

Archivariat  des  bayer.  Landtages. 

Bauzeitung,  süddeutsche. 

Bayerland. 

Formenschatz. 

Forschungen  zur  Geschichte  Bayerns. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  Anthropologie. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  christl.    Kunst. 

Gesellschaft,  numismatische. 

Jahrbuch,    histor.,   der    Görresgesellschaft. 

Kunstgewerbeverein,  bayerischer. 

Museum    von    Meisterwerken    der    Natur- 
wissenschaft und  Technik. 

Nationalmuseum,  Bayerisches. 

Statistisches  Bureau. 

Universitätsbibliothek. 

Verein,  historischer,   von  Oberbayern. 

Verein  für  Volkskunst  und  Volkskunde. 

Internationale   Wochenschrift  für   Wissen- 
schaft, Kunst  und  Technik.    Beigabe  zur 
Allgemeinen  Zeitung. 
Münster  1.  W.: 

Zeitschrift    für    vaterländische    Geschichte 
und  Altertumskunde  Westfalens. 

Literarischer  Handweiser. 

Universitätsbibliothek. 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Neiße: 

Wiss.  Ges.  Philomathie. 
Neuburg  a.  D.: 

Historischer  Filialverein. 
Neumarkt  i.  0.: 

Historischer  Verein. 


St.  Nicolas: 

Cercle  arch^ologique  du  pays  de  Waas. 
Nürnberg: 

K.  bayer.   Landes- Gewerbe- Anstalt. 

Naturhistorische  Gesellschaft. 

Pegnesischer  Blumenorden. 

Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Nürn- 
berg. 
Osnabrück: 

Verein  für   Geschichte  und   Landeskunde. 
Paderborn: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Paris: 

Chronique  des  arts  et  de  la  curiosit^. 

Correspondance  historique  et  arch^ologique. 

Mus6e  Guimet. 
St.  Petersburg: 

Commission  imperiale  archöologique. 
Philadelphia: 

Smithsonian  Institution. 
Plauen  i.  V.: 

Altertumsverein. 
Posen : 

Gesellsch.  der  Freunde  der  Wissenschaften. 

Historische  Gesellschaft. 

Towarzystwa  przyjaciol. 
Prag: 

Verein   für    Geschichte   der    Deutschen   in 
Böhmen. 

Gesellschaft  der    Freunde  der  böhmischen 
Altertümer. 

Gesellschaft  zur  Förderung  deutscher  Wis- 
senschaft, Kunst  u.  Literatur  in  Böhmen. 

Lese-  u.  Redehalle  der  deutschen  Studenten. 

Kunstgewerbliches  Museum. 
Prenzlau: 

Uckermärkischer  Museums-  u.   Geschichts- 
verein. 
Quaracchi  b.  Florenz: 

Archivium   Franciscanum  historium. 
Stift  Raigern  b.  Brunn: 

Studien  und  Mitteilungen  aus  dem  Bene- 
diktiner und  Cistercienser-Orden. 
Ravensburg: 

Schwäbisches  Archiv. 
Regensburg: 

Histor.  Verein  für  Oberpfalz  und  Regens- 
burg. 
Reichenberg: 

Nordböhmisches   Gewerbemuseum. 
Reutlingen: 

Reutlinger  Altertumsverein. 
Reval : 

Estländische  Literarische  Gesellschaft. 


—     91     — 


Reykjavik: 

Islenzka  Fornleifafjelag. 
Riga: 

Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde der  Ostseeprovinzen   Rußlands. 
Rosenheim: 

Historischer  Verein. 
Rom: 
Römische   Quartalschrift  für  christl.  Alter- 
tumskunde  und   für    Kirchengeschichte. 
Rostock: 
Verein  für  Rostocks  Altertümer. 
Universität. 
Rothenburg  o.  T.: 

Verein  Alt-  Rothenburg. 
Saarbrücken: 

Historisch-antiquarischer     Verein    für    die 
Saargegend. 
Salzburg: 
Museum  Carolino-Augusteum. 
Gesellschaft  für   Salzburger   Landeskunde. 
Salzwedel: 
Altmärkischer    Verein    für    vaterländische 
Geschichte  und  Industrie. 
Schaff  hausen: 

Histor.-antiquarischer  Verein   des  Kantons 
Schaffhausen. 
Schmalkaiden: 
Verein  für  Henebergische   Geschichte   und 
Landeskunde. 
Schwerin: 

Familiengeschichtliche    Blätter,    herausge- 
geben von  C.   Frhr.  von  Rodde. 
Verein    für    Mecklenburgische    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Sigmaringen: 
Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
in   Hohenzollern. 
Speyer: 
Pfälzisches  Museum. 
Historischer  Verein  der  Pfalz. 
Stendal: 

Altmärkischer  Museums- Verein. 
Stettin: 
Gesellschaft    für    Pommersche    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Stockholm: 

Kgl.  Akademie  der  Altertumskunde. 
Kgl.  Bibliothek. 
Nordiska  Museet. 
Straßburg: 

Blätter,  elsäßische,  für  deutsche  Literatur. 
Erwinia. 

Gesellschaft  für  Erhaltung  der  geschicht- 
lichen Denkmäler  im  Elsaß. 


Universitätsbibliothek. 

Vogesenklub,  histor.-literar.  Zweigverein. 
Stuttgart: 

Altertumsverein. 

Antiquitäten-Zeitung. 

Anthropol.  Verein,  Württembergischer. 

Anzeiger,  allgem.,  für  Buchbindereien. 

Gentralstelle  für  Gewerbe  und  Handel. 

Commission  für  Landesgeschichte. 

Staatsanzeiger,  Württembergischer. 

Technische  Hochschule. 

Verlagsanstalt,  Deutsche. 
Torgau: 

Altertumsverein. 
Toronto  (Canada): 

Canadian  Institute. 
Trier: 

Gesellschaft  für  nützliche  Forschung. 
Troppau: 

Kaiser  Franz  Joseph-Museum. 

Städtisches  Museum:  Zeitschrift  für  Gesch. 
und  Kulturg.  Ötserreich- Schlesiens. 
Tübingen: 

Schwäbischer  Altertumsverein. 

Universitätsbibliothek. 

Schwäbischer  Altertumsverein. 

Universitätsbibliothek. 
Turin: 

Regia  dputazione  die  storia  patria. 
Upsala: 

Landsmal    svenska.     Schwedische    volks- 
kundliche Zeitschrift. 

Universität. 
Utrecht: 

Historische  Genootschap. 

Genootschap     van     Künsten     en     Weten- 
schappen. 
Vaduz: 

Hist.  Verein  für  das  Fürstentum  Liechten- 
stein. 
Venedig: 

Reale  instituto  Veneto. 
Washington: 

Smithsonian  Institution. 
Wernigerode: 

Harzverein  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde. 
Wetzlar: 

Wetzlarer  Geschichtsverein. 
Wien: 

Adler,  K.  K.  herald.  Gesellschaft. 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Altertumsverein. 

Dombauverein  zu  St.  Stephan. 

Gesellschaft,  Anthropologische. 


—    92    — 


Gesellschaft  für  die   Geschichte  des   Pro- 
testantismus in  Österreich. 

Gesellschaft  für  Münz-  u.  Medaillenkunde. 

Gesellschaft,  Numismatische. 

Gewerbe-Museum,  Technolog. 

K.  K.  Heeres-Museum. 

K.   K.   Hofbibliothek. 

Verein  für  Landeskunde  von  Niederöster- 
reich. 

Wissenschaftlicher  Klub. 

Zeitschrift  für  österreichische  Volkskunde. 

K.   K.  Zentralkommission  zur  Erforschung 
und  Erhaltung  der  Baudenkmale. 
Wiesbaden: 

Verein    für    Nassauische    Altertumskunde 
und  Geschichtsforschung. 

Nassauischer  Verein  für  Naturkunde. 
Wolfenbüttel: 

Geschichtsverein  für  das  Herzogtum  Braun- 
schweig. 

Geschichtsverein  für  das   Herzogtum   Ra- 
vensburg. 


Würzburg: 

Historischer  Verein  für  Unterfranken  und 

Aschaffenburg. 
Polytechnischer    Zentralverein   für    Unter- 
franken und  Aschaffenburg. 
Universitätsbibliothek. 
Zwickau: 
Altertumsverein    für    Zwickau    und    Um- 
gegend. 
Verein  für  Naturkunde. 
Zwolle: 
Vereenigung    tot    beoefening    von    Over- 
ijsselsch  regt  en  geschiedenis. 
Zürich: 
Allgemeine  geschichtsforschende  Gesellschaft 

der  Schweiz. 
Antiquarische  Gesellschaft. 
Buchkunst:  Zeitschrift  für  Exlibris- Samm- 
ler und  Bücherfreunde. 
Schweizerisches  Landesmuseum. 
Universitätsbibliothek. 


—    93 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Die  Bücher  der  Bibel,  herausgegeben  von  F.  R  a  h  1  w  e  s,  Zeichnungen  von  EM.  Lilien. 
Verlag  von  George  Westermann,  Braunschweig.  Bd.  1.  Überlieferung  und  Gesetz. 
Das  Fünfbuch  Mose  und  das  Buch  Josua  nach  der  Übersetzung  von  Reuß.    (1908).    4".  552  S. 

In  vornehmster  künstlerischer  Ausstattung  erscheint  soeben  eine  auf  fünf  starke  Quart- 
bände berechnete  deutsche  Bibel,  auf  die  mit  einigen  Worten  hingewiesen  werden  soll.  Um 
mit  etwas  Äußerlichem,  aber  nicht  Unwichtigem  zu  beginnen:  der  Text  ist  entgegen  der  bei  Bibel- 
ausgaben traditionell  gewordenen  Kapitel-  und  Verseinteilung,  wobei  der  in  lauter  Partikel  auf- 
gelöste und  darum  völlig  unübersichtliche  Wortlaut  in  zwei  nebeneinanderstehenden  Kolumnen 
vorgeführt  wird,  genau  ebenso  gedruckt  wie  bei  jedem  Buch,  das  fortlaufend  gelesen  werden  soll. 
Die  Übersicht  wird  noch  wesentlich  erleichtert  durch  gute  Überschriften,  die  den  Text  sinn- 
gemäß gliedern.  Die  neueren  Bibelübersetzungen  von  Kautzsch  und  Weizsäcker  haben  es  schon 
ähnlich  gehalten.  Bekanntlich  sind  die  von  Luther  selbst  besorgten  Ausgaben  seiner  Übersetzung 
ebenfalls  fortlaufend  gedruckt  gewesen.  Es  ist  nur  zu  wünschen,  daß  endlich  auch  die  Bibel- 
gesellschaften, die  doch  wünschen,  daß  die  Bibel  gelesen  wird,  lesbare  Ausgaben  auf  den 
Markt  bringen. 

Rahlwes  bietet  eine  Überarbeitung  der  E.  v.  Reuß'schen  Übersetzung  dar,  die  aus  dem 
Nachlasse  des  um  die  Erforschung  des  Alten  Testaments  hochverdienten  Gelehrten  in  einem  sehr 
geschätzten  Bibelwerk  verbreitet  ist.  Die  Wahl  gerade  dieser  Übersetzung  empfahl  sich,  weil 
sich  bei  Reuß  hervorragende  wissenschaftliche  Tüchtigkeit  mit  feinem  künstlerischem  Nach- 
empfinden vereinigten.  Während  die  weit  mehr  verbreitete  von  Kautzsch  und  vielen  anderen 
Gelehrten  bearbeitete  Übertragung  den  Wert  einer  Photographie  besitzt  —  alles  ist  richtig, 
exakt,  wissenschaftlich  begründet  —  hat  Reuß  beabsichtigt,  zugleich  ein  künstlerisches  Abbild 
der  Bibel  zu  geben.  Jedenfalls  entspricht  es  dem  Wunsche  vieler  Leser,  der  Bibel  einmal  ganz 
unbefangen  wie  einem  andren  Buch  der  Weltliteratur  gegenüberzutreten.  Das  gelingt  bei  einer 
neuen  Übersetzung  vielleicht  besser,  als  wenn  die  als  ganzes  immer  noch  unübertroffene  Über- 
tragung Luthers  in  einer  gründlichen  Überarbeitung  geboten  worden  wäre.  Denn  die  Erinnerung 
an  die  Schul-  und  Kirchensprache  kann  manchmal  eher  stören  als  fördern.  Es  wird  wohl  so 
sein,  daß  die  Sprache  Luthers  mit  ihrer  hinreißenden  Gewalt  erst  dann  wieder  recht  auf  unser 
Volk  wirken  wird,  wenn  sie  ihm  als  etwas  Neues,  nicht  von  Jugend  auf  Halbbekanntes  entgegen- 
tritt. Das  Verständnis  der  alten  Texte  wird  erleichtert  durch  verhältnismäßig  knapp  gehaltene, 
dem  Stand  der  gegenwärtigen  Wissenschaft  Rechnung  tragende  Einleitungen.  Dem  gleichen 
Zwecke  dienen  sorgfältig  gearbeitete  Verzeichnisse  am  Schluß  des  Bandes  mit  Angabe  der  durch 
die  alttestamentliche  Kritik  nachgewiesenen  in  den  vorliegenden  Texten  verarbeiteten  Quellen- 
schriften des  sog.  Jahwisten,  Elohisten,  des  Priesterkodex  usw.  Auch  eine  kurze  literarische  Zeit- 
tafel, die  die  ungefähre  Entstehung  der  Quellen  zwischen  900  und  400  v.  Chr.  zeigt,  tut  gute 
Dienste. 

Und  nun  zu  den  Bildern!  Es  ist  der  große  Vorzug  der  Lillenschen  Zeichnungen,  daß  sie 
etwas  ganz  anderes  sind  als  die  verschiedenartigen  Illustrationen  zu  den  biblischen  Büchern,  die 
bei  uns  eingebürgert  sind.  Er  gibt  nicht  Phantasiebilder  zu  den  Ereignissen,  die  dann  immer 
den  Nachteil  haben,  daß  sie  die  in  uns  aufsteigenden  Bilder  verdrängen  und  sich  an  ihre  Stelle 


—    94    -^ 

setzen,  sondern  dahin  geht  seine  Absicht,  uns  durch  Bilder,  Vignetten,  Randleisten  und  Initialen 
in  die  der  Aufnahme  der  israelitischen  Literaturdenkmäler  günstigste  Seelenstimmung  zu  versetzen. 
Der  große  Wert  der  Zeichnungen  Liliens  beruht  darauf,  daß  sie,  aus  dem  Geist  des  Alten  Testa 
ments  geboren,  den  Beschauer  [mit  eben  diesem  Geist  taufen,  und  dies  umsomehr,  als  der  Künstler 
eine  ausgesprochene  Gabe  der  Gefühlsübertragung  besitzt.  Während  sonst  Illustrationen  in  ge- 
wissem Grade  stets  auch  ablenken,  dienen  diese  Entwürfe  durchaus  und  ausnahmslos  der  Samm- 
lung und  Konzentration.  Es  ist  charakteristisch,  daß  der  Künstler  an  den  Geschichten,  die  nicht 
nur  einem  Schnorr  und  Dor6,  sondern  weit  größeren  Meistern  beliebte  Vorwürfe  gaben,  vorüber- 
geht. So  bleibt  beispielsweise  die  ganze  Josephsgeschichte  ohne  Bild.  Dafür  zwingen  uns  die 
verkörperten  Geister  Abrahams,  Moses,  Pharaos  in  den  Bannkreis  der  zu  uns  redenden  Vergangen- 
heit hinein.  Nicht  eine  Konkurrenz  zu  den  Bilderbibeln  liegt  vor  uns,  sondern  ein  völlig  neuer 
Weg  der   Gestaltung  geistiger  Größen,  der  wohl  sicher  eine  Zukunft  haben  wird. 

Der  Druck  in  Woellmer- Antiqua  ist  vorzüglich,  der  Einband  durchaus  mustergültig. 

Dr.  Geyer. 

Die  Kunst  des  19.  Jahrhunderts  von  Dr.  Friedrich  H  a  a  c  k,  ao.  Professor  für  Kunst- 
geschichte an  der  Universität  Erlangen.  Dritte,  stark  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Mit 
27  Kunstbeilagen  und  394  Abbildungen  im  Text.  Eßlingen  a.  N.  Paul  Neff  Verlag  (Max 
Schreiber).     1909.     Gr.  4^.     539  SS. 

Kaum  etwas  ist  so  verlockend,  als  eine  Geschichte  der  Kunst  des  19.  Jahrhunderts  und 
der  Gegenwart  zu  schreiben,  kaum  etwas  aber  auf  der  anderen  Seite  so  schwierig,  als  sie  in  wahr- 
haft objektiver  Auffassung  darzustellen.  Lassen  sich  die  älteren  Epochen  der  Kunstgeschichte 
infolge  zahlreicher  Einzeldarstellungen  klarer  und  mit  kritisch  prüfendem  Urteil  überschauen, 
so  bietet  dagegen  die  neuere  und  namentlich  die  neueste  Zeit  mit  ihrer  unruhigen  Hast,  ihrer 
Unausgeglichenheit,  ihren  vielen  Gegensätzen  und  der  starken  Betonung  des  Individuellen  ein 
so  verworrenes  Bild,  daß  es  dem  Einzelnen  schwer  wird,  sich  zu  voller  Klarheit  durchzuringen.  , 
Etwas  leichter  schon  ist  es,  sich  in  der  Frühzeit  der  neueren  Kunst,  in  den  Zeiten  des  Klassizis- 
mus, der  Romantik  und  des  Renaissancismus,  zurecht  zu  finden.  Schärfer  umgrenzt  heben  sich 
die  verschiedenen  Linien  gegeneinander  ab  und  markig  geprägt  ragt  eine  bestimmte  Zahl  in  sich 
gefestigter,  einflußreicher  Künstlerpersönlichkeiten  aus  der  Menge  heraus.  Die  neueste  Zeit  aber 
ist  eine  Epoche  steter  Bewegung.  Eine  geradezu  ungeheure  Fülle,  eine  verwirrende  Mannig- 
faltigkeit des  Stoffes  drängt  sich  uns  entgegen  und  hemmt  namentlich  wegen  der  Verschieden- 
artigkeit des  Urteils  den  freien  Blick.  So  ist  es  fast  selbstverständlich,  daß  gerade  die  geschicht- 
Hche  Betrachtung  dieses  Zeitabschnittes  damit  rechnen  muß,  in  Einzelheiten  Widerspruch  zu 
finden,  wie  es  sich  auf  der  anderen  Seite  ebenso  von  selbst  versteht,  daß  nicht  jeder  mit  der 
Wahl  der  behandelten  Künstlerpersönlichkeiten  und  der  Art  ihrer  Darstellung  einverstanden 
sein  wird.  Haack  war  sich  dessen  wohl  bewußt,  und  es  geschah  darum  nicht  ohne  Grund,  wenn 
er  seine  Betrachtung  gerade  dieser  Zeit  als  einen  Versuch  aufgefaßt  sehen  will,  allerdings  als 
einen  solchen,  ,,der  mit  dem  reinsten  Streben  nach  Objektivität  unternommen  wird". 

Das  Buch  ist  mit  Begeisterung  geschrieben.  Man  fühlt  es  aus  jedem  Satz  heraus,  daß 
der  Verfasser  ganz  bei  seiner  Sache  ist,  daß  er  ihr  seine  volle  Kraft  widmet.  Es  drängt  ihn 
förmlich,  sein  bestes  zu  geoen.  Seine  Darstellung  trägt  die  Form  einer  lebendigen  Erzählung, 
sie  ist  zum  Teil  spannend  geschrieben  und  ermüdet  den  aufmerksamen  Leser  nur  selten.  Wieder- 
holt finden  wir  Partien  mit  leicht  pädagogischem  Anstrich,  die  Haack  bemüht  zeigen,  markante 
Unterschiede  in  den  verschiedenen  Strömungen  und  im  Wesen  der  Künstler  besonders  prägnant 
herauszuheben.  Viel  trägt  er  auch  aus  dem  Leben  der  Künstler  in  seine  Darstellung  hinein,  um 
die  Vorstellung  von  ihrem  Schaffen  in  belebender  Weise  zu  verdichten.  Daß  er  dabei  zuweilen 
die  reine  Sachlichkeit  nicht  innehält  und  seinem  persönlichen  Empfinden  zu  nachhaltig  Ausdruck 
gibt,  wollen  wir  ihm  nicht  allzu  streng  anrechnen.  Jedenfalls  besitzt  Haack,  der  auch  durch  eigene 
Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  modernen  Kunst  zur  Bewältigung  einer  zusammenfassenden  Darstel- 
lung genügend  vorgebildet  erscheint,  die  Fähigkeit  eines  gesunden  Urteils.  Er  schreibt  aus  eigenem 
Herzen,  nur  hier  und  da  die  Worte  anderer  wiedergebend.  Das  Wesen  seiner  Aufgabe  erscheint 
klar  erfaßt,  und  darin  beruht  ein  besonderer  Vorzug  des  Werkes.  Ein  weiterer  ist  der,  daß  er 
bedachte,  daß  sein  Buch  für  Deutsche  geschrieben  wurde.     So  widmete  er  der  deutschen  Kunst 


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eine  besondere  Liebe,  ohne  jedoch  darüber  die  Kunst  der  übri.?en  Länder  ganz  zu  vernachlässigen, 
strebte  er  doch  danach,  die  gewonnene  Vorstellung  teilweise  durch  eigene  Reisen  noch  zu  kon- 
zentrieren. Lobenswert  ist  es,  daß  er  es  unternimmt,  auf  besonders  wichtige  Kunstwerke  näher 
einzugehen,  um  dadurch  Verständnis  und  Interesse  zu  erwecken.  Lehrreich  sind  auch  hier  und 
da  die  Gegenüberstellungen  der  Fähigkeiten  bedeutender  Künstler.  So  ist  den  fundamentalen 
Anforderungen,  die  wir  an  ein  populär  gehaltenes  Handbuch  der  Kunstgeschichte  zu  stellen  ge- 
wohnt sind,   Rechnung  getragen,  ja  es  ist  teilweise  darüber  hinausgegangen. 

Die  großen  Zusammenhänge  werden  jeweilig  aus  ihrer  geschichtlichen  Entwicklung  heraus 
und  in  ihrem  inneren  Wesen  geschildert.  Sie  sind  von  dem  Verfasser  mit  klarem  Blick 
erkannt.  Namentlich  ansprechend  finde  ich  die  Darstellung  und  Begründung  der  Reaktion 
gegen  das  Rokoko,  die  sich  vornehmlich  im  Klassizismus  ausspricht.  Überhaupt  ist  die  Be- 
handlung gerade  der  älteren  Zeit  eine  außerordentlich  glückliche.  Man  fühlt  hier  den  Kunst- 
historiker heraus,  der  sich  selbst  intensiv  in  die  Anschauungen  und  die  Kunst  jener  Epoche 
vertieft  hat  und  nunmehr  aus  dem  Vollen  schöpft.  Das  Kunstgewerbe  des  Klassizismus  ist  je- 
doch etwas  mager  weggekommen.  Bei  den  Abschnitten  über  die  Baukunst  vermisse  ich 
die  Beigabe  von  Grundrissen  und  Schnitten,  ohne  welche  die  Erweckung  einer  vollkommen 
greifbaren  Vorstellung  nicht  recht  möglich  ist.  Hier  und  da  geht  der  Verfasser  über  den 
Rahmen  seines  Zieles  hinaus,  indem  er  einzelnen,  besonders  hervorragenden  Künstlern  eine 
ausgedehntere  Charakterisierung  zuteil  werden  läßt.  So  werden  diese  innerhalb  der  verschie- 
denen Entwicklungsperioden  zu  festen  Angelpunkten,  die  den  inneren  Halt  des  Gesamtgefüges 
wesentlich  verstärken.  So  haben  z.  B.  Moritz  von  Schwind,  Ludwig  Richter,  Franz  Defregger, 
Giovanni  Segantini,  Böcklin,  Klinger,  Thoma,  Leibel  eine  Würdigung  gefunden,  die  an  Takt 
und  Empfindung  wenig  zu  wünschen  übrig  läßt.  Wenn  aber  auf  der  Gegenseite  andere  Künstler 
nicht  die  Berücksichtigung  erfahren  haben,  die  wir  vielleicht  wünschen  möchten,  wenn  wieder- 
um weitere  ganz  übergangen  wurden,  so  wollen  wir  nicht  vergessen,  daß  es  sich  um  ein  Hand- 
buch handelt,  bei  dem  eine  lexikographische  Vollständigkeit  ausgeschlossen,  ja  eine  Unmöglich- 
keit ist.  Wichtiger  ist,  daß  wesentliche  Ereignisse  in  der  Entwicklung  der  Kunst  und  ebenso 
Persönlichkeiten  von  maßgebendem  Einfluß  oder  von  eigener  Abgeschlossenheit  nicht  übersehen 
sind,  mit  anderen  Worten,  daß  das  Gesamtbild  ein  in  sich  abgerundetes  ist,  daß  es  sich  in 
seinen  Haupttönen  darbietet.  Und  nach  dieser  Richtung  hin  befriedigt  das  mit  prägnanten  Ab- 
bildungen reich  ausgestattete  Buch  den  Leserkreis,  für  den  es  geschrieben  ist,  mehr  als  zur 
Genüge, 

Es  liegt  in  dritter,  stark  vermehrter  und  verbesserter  Auflage  vor  uns,  ein  Zeichen  für 
den  großen  Anklang,  den  es  gefunden.  In  der  Anordnung  wurden  gegen  früher  einschneidende 
Veränderungen  vorgenommen.  Der  Abschnitt  über  Böcklin  wurde  dem  Kapitel  über  die  Moderne 
eingegliedert.  Der,  wie  der  Verfasser  im  Vorwort  selbst  eingesteht,  in  den  früheren  Auflagen 
ein  wenig  vernachlässigte  Naturalismus  wurde  schärfer  herausgearbeitet  und  auch  durch  eine 
entsprechend  reichere  Zahl  von  Illustrationen  besser  veranschaulicht.  Der  Abschnitt  über  den 
französischen  Impressionismus  ist  so  gut  wie  neu  bearbeitet,  —  eine  Frucht  seiner  Studienreise 
nach  Frankreich.  Der  deutsche  Standpunkt  des  Verfassers  ist  festgehalten,  ja  hier  und  da  noch 
entschiedener  betont.  Schließlich  ist  eine  große  Anzahl  von  Künstlern  neu  aufgenommen  worden. 
Leider  konnte  aus  Mangel  an  Zeit  der  Abschnitt  über  die  moderne  „angewandte"  Kunst  nicht 
so  ausreifen,  wie  es  der  Verfasser  selbst  gewünscht  und  beabsichtigt  hatte. 

Alles  in  allem  ist  die  Haack'sche  Kunst  des  19-  Jahrhunderts  trotz  ihrer  Mängel  ein 
brauchbares,  mit  Fleiß  und  Umsicht  durchgeführtes  Handbuch,  das,  aufgebaut  auf  einem  gesunden 
Urteil  und  eieener  ehrlicher  Überzeugung,  dem  Laien  wie  dem  Kunstfreund  stets]  ein  treuer  Rat- 
geber sein  wird. 

Zum  Schluß  noch  eine  kleine  Anmerkung.  Haack  bildet  auf  S.  298  ein  Relief  vom  Wiener 
Mozartdenkmal  von  Viktor  Tilgner  ab,  das  dieser  in  der  Tracht  des  späten  Rokoko,  also  in  der 
Zeittracht  geschaffen.  Scheinbar  bediente  sich  der  Künstler  —  ich  kenne  das  Denkmal  selbst 
nicht  näher  —  hierbei  zeitgenössischer  Darstellungen.  Jedenfalls  ist  das  bei  diesem  Relief  der 
Fall,  das  eine  nur  wenig  veränderte  Wiederholung  des  von  uns  jüngst  erworbenen  Kupferstiches 
von  Delafosse  (1764)  nach  L.  C  de  Carmontelle  ist  (siehe  Abb.  4). 

Dr.     Fritz    Traugott    Schulz. 


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Johann  iHartin  Niederee.  Ein  rheinisches  Künstlerbild  von  Dr.  Paul  Kaufmann.  Mit 
23  Abbildungen  in  Autotypie.  Straßburg,  J.  H.  Ed.  Heitz  (Heitz  &  Mündel)  1908.  95  S.  8^ 
M  5-50. 

Johann  Martin  Niederee  gehört  zu  denjenigen  Künstlern  aus  der  ersten  Hälfte  des  19. 
Jahrhunderts,  denen  die  Berliner  Jahrhundertausstellung  des  Jahres  1906  aus  langer  Vergessen- 
heit zu  künstlerischer  Auferstehung  verhelfen  hat.  Der  Verfasser  des  vorliegenden  Lebensbüdes, 
das,  wie  er  im  Vorwort  sagt,  damals  in  den  Hauptzügen  bereits  entworfen  war,  hatte  zu  jener 
Ausstellung  drei  Bilder  Niederees  beigebracht,  die  um  so  mehr  als  Proben  eines  überragenden 
Talents  angesehen  werden  mußten,  als  es  dem  Künstler  nicht  beschieden  gewesen  war,  zur  Reife 
zu  gelangen. 

In  dem  Buche,  das  uns  Paul  Kaufmann  nunmehr  dargeboten  hat,  finden  wir  das  schlichte 
und  doch  innerlich  so  reiche  Leben  Niederees  mit  großer  wissenschaftlicher  Sachlichkeit  und 
dabei  doch  mit  einer  Wärme  und  einer  Liebe  geschildert,  die  im  Verein  mit  den  fein  ange- 
deuteten tieferen  Zusammenhängen  und  den  prächtig  gezeichneten  historischen  Hintergründen, 
durch  die  der  treffliche  Kenner  rheinischer  Kulturgeschichte  seine  Darstellung  wesentlich  zu 
heben  und  sinnvoll  zu  beleben  gewußt  hat,  die  Lektüre  des  Buches  von  Anfang  bis  zu  Ende 
zu  einer  überaus  genußreichen  und  bis  zu  einem  gewissen  Grade  sogar  spannenden  machen. 

Wir  erblicken  den  talentvollen  Knaben  in  seinem  Heimatstädtchen,  dem  ehemals  kur- 
kölnischen Linz  am  Rhein,  wo  er  am  22.  November  I83O  geboren  war,  lernen  —  die  genea- 
logischen Neigungen  des  Verfassers  machen  sich  geltend  —  seine  Verwandten,  die  Behüter  seiner 
Kindheit,  und  seine  Jugendfreunde  kennen.  Dann  folgt  (Kapitel  II)  die  Studienzeit  in  Düssel- 
dorf, die  mit  dem  „tollen  Jahr"  1848  beginnt.  Josef  Wintergerst,  Karl  Ferdinand  Sohn, 
Ferdinand  Theodor  Hildebrandt  u.  a.  waren  die  Lehrer  des  jungen  Niederee  an  der  Düsseldorfer 
Akademie,  und  ihre  Art  hat  auch  der  Kunst  des  Schülers  die  „romantisch-poetische"  Richtung 
gegeben.  In  angestrengter  Arbeit,  die  nur  gelegentlich  durch  kurze  Erholungsreisen  in  die  Heimat 
unterbrochen  wird,  vergeht  die  Zeit,  an  deren  Ende  die  Verlobung  Niederees  und  —  seine  Ein- 
berufung zum  Militär  in  das  in  Potsdam  garnisonierende  1.  Garderegiment  steht  (1852).  Dies 
Herausgerissenwerden  aus  seinen  Studien  war  für  den  jungen  Künstler  ein  harter  Schlag,  und 
in  seiner  Not  wandte  sich  daher  unser  Grenadier  am  4.  Dezember  1852  mit  einem  ergreifenden 
Schreiben  an  Peter  von  Cornelius,  dem  er  gleichzeitig  eine  Probe  seines  Könnens  einsandte. 
Cornelius  ist  gefesselt  von  der  hohen  Kunst,  die  hier  gleichsam  noch  in  der  Knospe  schlummert 
aber  doch  bereits  im  Begriff  ist,  sich  zu  entfalten,  er  wendet  sich  unmittelbar  an  König 
Friedrich  Wilhelm  IV.,  weiß  das  Interesse  des  Monareben  für  den  talentvollen  Potsdamer 
Grenadier  rege  zu  machen  und  die  Versetzung  des  Künstlers  nach  Berlin  (Febr.  l853)  zu 
veranlassen.  Die  Aufträge  mehren  sich,  häufen  sich;  der  rasche  Aufstieg  zum  Ruhm  hat 
begonnen.  Da  wirft  eine  Verletzung  durch  eine  Platzpatrone  den  jungen  Meister  auf  das 
Krankenlager,  führt  ein  hinzugetretener  Wundstarrkrampf  in  wenigen  Tagen  seinen  Tod  herbei 
(3.  Sept.  1853)- 

Die  sorgfältige  Beschreibung  der  von  Niederee  erhaltenen  Arbeiten  und  die  dem  Buche 
beigegebenen  trefflichen  Autotypien  lassen  deutlich  erkennen,  ein  wie  bedeutendes  Talent 
namentlich  auf  dem  Gebiete  tiefinnerlicher  religiöser  Malerei  und  auf  dem  Gebiete  des  Bild- 
nisses durch  den  frühen  Tod  Niederees  jählings  ausgelöscht  wurde.  Eine  größere  Anzahl  seiner 
Ölgemälde  und  Zeichnungen  befindet  sich  heute  in  dem  Besitze  des  Verfassers  unseres  Buches, 
dem  die  Kunstwissenschaft  durch  die  aus  den  Quellen  geschöpfte  Darstellung  des  Lebens  und 
Schaffens  Johann  Martin  Niederees  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet  sein  muß,  des  Präsidenten 
des  Reichsversicherungsamtes  Wirkl.  Geh.  Ob.- Reg.- R.  Dr.  Paul  Kaufmann  in  Berlin. 

T  h.    H  a  m.  p  e. 

Ethnographische  Beiträge  zur  Germanisch- Slavischen  Altertumskunde  von   K.   R  h  a  m  m. 

Erste  Abteilung:  Die  Großhufen  der  Nordgermanen.  Braunschweig.  Kommissions- Verlag 
von    Friedrich    Vieweg   und    Sohn.     1905-     853  S.     8°. 

Die  ethnographischen  Untersuchungen  von  K.  Rhamm  in  Braunschweig  sind  aus  sehr  um- 
fänglichen Materialien  erwachsen,  die  der  Verfasser  auf  teilweise  Jahrzehnte  zurückliegenden 
Wanderungen  und  mit  Hilfe  einer  ausgebreiteten  Lektüre  sich  gesammelt  und  nunmehr  ethno- 


—    97    — 

graphisch  zu  gruppieren  begonnen  hat.  Rhamm  ist  überzeugter  Anhänger  der  herrschenden  Theo- 
rie von  der  Möglichkeit,  aus  ermittelten  bezw.  literarisch  überlieferten  Bräuchen  und  aus  Ein- 
richtungen der  Gegenwart,  sowie  aus  den  landes-  und  ortsüblichen  Bezeichnungen  die  ursprüng- 
lichen Beziehungen  solcher  Besonderheiten  zu  dieser  oder  jener  germanischen  Volks-  und 
Stammesgemeinschaft  aufzudecken  und  somit  die  bestimmenden  und  trennenden  Merkmale  für 
jeden  der  alten  Volksstämme  schärfer  herauszuarbeiten  (vgl.  Rhamms  Ausführungen  über 
.,Die   Ethnographie   im  Dienste  der  germanischen    Altertümskunde"   im    Globus,    Bd. 87   (1905), 

S.  131  —  136). 

Diese  neue  umfassende  Arbeit  des  überaus  .ieif3igen  Forschers  gilt  der  ,,  Flurgeschichte", 
der  der  Verfasser  den  Rang  einer  ernsthafter  zu  nehmenden  Hilfswissenschaft  der  germanischen 
und  deutschen  Altertumskunde  (Ethnographie)  behalten  wissen  möchte.  Das  schwierige  Problem 
der  Entwickelung  der  Hufe  (hide,  bol),  insbesondere  ihrer  Maßverhältnisse  und  der  Untersuchung 
der  Gesetze,  die  der  Gewannbildung  der  Grof3hufen  zugrunde  liegen,  werden  unter  Heranziehung 
einer  staunenswerten  Literaturkenntnis  und  eigener  Ermittelungen  auf  skandinavischem,  däni- 
schem, angelsächsischem  und  deutschem  Boden  beleuchtet. 

Dem  Verfasser  sind  namentlich  seine  Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  des  nordgermanischen 
Rechts  zustatten  gekdmmen.  Den  Rechtshistorikern  wird  es  vor  anderen  überlassen  bleiben, 
sich  mit  dem  Verfasser  und  den  von  ihm  vorgetragenen  Aufstellungen  und  Folgerungen  auseinander- 
zusetzen. 

An  dieser  Stelle  mag  nur  das  Eine  noch  betont  werden,  daß  der  stattliche  Band  bei  genauerer 
Durchsicht  sich  auch  als  eine  überraschende  Fundquelle  für  alle  möglichen,  z.  T.  schon  mehr  seitab 
liegenden  Einzelheiten  und  Einzelbeobachtungen  auf  dem  Gebiete  der  Altertumskunde  erweist. 
So  sei  aufmerksaim  gemacht  auf  die  Bemerkungen  zum  Pflug,  bezw.  Urpflug  (S.  177  ff-  und  ^48  ff.), 
zum  Kappus- und  Hopfenbau  (S.  139  bezw.  140),  über  die  ..Heiligkeit"  der  Gerste  (S.  798  und  212). 
über  Rundlinge  und  Ringdörfer  (S.  38  ff.  und  45),  zu  den  Ortsnamen  (S.  808  ff.). 

zweite  Abt  eilung:  Urzeitliche  Bauernhöfe  in  germanisch-slavischem  Waldgebiet.  Erster 
Teil:  Altgermanische  Bauernhöfe  im  Übergange  vom  Saal  zu  Fletz  und  Stube.  Mit  152  in  den 
Text  eingedruckten  Abbildungen  und  zwei  Tafeln.  Braunschweig.  Kommissions- Verlag  von 
Friedrich    Vi  e  weg    und    Sohn.     1908.     XXXII  u.   1117  S.  8^.       Mk.  42  — . 

In  einem  Bande  von  ganz  außergewöhnlichem  Umfang  läßt  der  Verfasser  dieses  wirklich 
einzigartige  Werk  auf  dem  Gebiete  der  Bauernhaüsforschung  erscheinen.  Die  Ergebnisse  der 
Jahrzehnte  hindurch  mit  stets  gleicher  Liebe  und  Ausdauer  gepflogenen  Wanderstudien  des  be- 
kannten Ethnographen  erscheinen  hier  mit  dem  Ertra!ge  einer  ungemein  ausgebreiteten  Lektüre 
verknüpft,  die  kaum  etwas  beiseite  gelassen  hat,  was  vor  ihm  die  nur  schwer  mehr  zu  übersehende 
Literatur  in  so  und  so  vielen  Sprachen  zur  Geschichte  von  Haus  und  Hof  und  Geräten 
aufbauend  auf  ethnographischer,  geschichtlicher,  sprachlicher  wie  technischer  Grundlage,  bei- 
gebracht hat. 

Rhämm  hat  seine  Studien  in  vier  großen  Abschnitten  vorgetragen.  Sie  behandeln:  1.  Das 
altsächsische  Haus  und  seine  Fletwohnung,  mit  Unterabteilungen  zum  Haus  in  den  Niederlanden. 
zum  Schleswig- ditHmarsischen  und  zum  friesischen  Haus  und  einem  Anhang  über  das  Fletz  in 
Oberdeutschland  und  das  altbajuvarische  Licht-  und  Rauchloch;  2.  die  urnordische  Wohnung 
und  der  Übergang  von  dem  Saal  zur  Stofa;  3.  die  altnordische  Wohnung  in  der  Stofa-Zeit;  4.  der 
südbajuvarische  Bauernhof  in  seinen  skandinavischen  Beziehungen.  Dieser  letzte  Abschnitt 
bringt  auch  eine  eingehende  Betrachtung  des  südbajüvarischen Hakenpflugs  (Kap.  16)  und  im 
Anhang  ein  Kapitel  (17) ,, Unterschiedliches  aus  der  Wirtschaft"  mit  den  interessanten  Mitteilungen 
und  Ausführungen  über  die  Art  des  Brotbackens  auf  dem  Lande  (das  südtiroler  Hartbrot),  über 
das  Fürfell  (die  Latzschürze),  das  Zaunwesen,  die  Pfostengaden,  die  Formen  der  Rückenkörbe 
und  des  Heubogens,  eine  sehr  beachtenswerte  Übersicht  der  beobachteten  Gegensätze  zwischen 
den  innerbayerischen  Einrichtungen  (im  Süden  der  Donau)  und  denen  der  Außenlande  (Südtirol, 
salzburgische  Gebirgsgaue,  Kärnten  und  Steiermark).  Den  Beschluß  macht  eine  allerdings  mehr 
auf  rein  subjektive  Eindrücke  sich  gründende,  dabei  aber  sehr  anregende  kleine  Ethnographie 
des  bajuvarischen  Sprachgebietes  (S.  1039—1045).  Die  S.  1056—87  bringe  noch  inhaltsreiche 
Nachträge. 


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Daß  Rhamm  dem  Benutzer  seines  Buches  dessen  Lektüre  sonderlich  leicht  und  anpnehm 
gemacht  hat,  kann  man  nicht  eben  sagen.  Größere  Anschaulichkeit  in  Sprache  und  Darstellung, 
kräftigeres  Unterstreichen  der  leitenden  Gedanken  und  ein  schärferes  Herausarbeiten  der  gewonne- 
nen Ergebnisse  sind  Dinge,  die  man  hier  nur  zu  bald  vermißt.  Das  kann  man  bei  einem  Werke, 
das  zweifelsohne  den  Beruf  hat,  die  Fragestellungen  der  Hausforschung  und  verwandte  Probleme 
dem  Interesse  aller  Gebildeten  wieder  näher  zu  rücken,  nicht  genug  bedauern.  Ein  fleißiges  Register 
von  29  Seiten  kann  einigermaßen  entschädigen,  öffnet  aber  lange  nicht  alle  Türen  und  verborgenen 
Schatzkammern  volkskundlichen  Wissens  in  diesem  Riesengebäude.  Die  Beigabe  einiger  Karten- 
skizzen w^äre  von   Forschern  wie  Laien  gleichermaßen  begrüßt  worden. 

Die  Nachprüfung  der  mannigfachen  ethnographischen  Untersuchungen  des  oft  sehr  pole- 
misch werdenden  Gelehrten,  insonderheit  der  zahlreichen  sprachlich-etymologischen  Aufstellungen 
kann  unsere  Sache  nicht  sein:  im  Rahmen  einer  Anzeige  ist  ein  näheres  Eingehen  auf  den  Ideen- 
reichtum des  Buches  von  vornherein  ausgeschlossen. 

Sehr  bemerkenswert  ist  Rhamms  Betonung  der  Notwendigkeit,  vor  allem  auch  den  von 
Moriz  Heyne  und  Stephani  zu  Unrecht  vernachlässigten  Wirtschaftsgebäuden  und  den  ortsüblichen 
Benennungen  der  Einzelheiten  nachzugehen. 

Alles  in  allem:  Rhamm  hat  mit  seinen  „Altgermanischen  Bauernhöfen"  alle  wirklich  erheb- 
lichen Tatsachen  und  Einrichtungen  in  Haus  und  Hof  mit  solcher  Treue  und  Gewissenhaftigkeit, 
selbst  im  Kleinsten,  festgelegt,  daß  es  tatsächlich  —  wie  der  Verfasser  einmal  mit  berechtigter 
Freude  an  seinem  Werke  bemerkt  —  für  jeden,  auch  den  Laien,  der  sich  für  das  Haus  seiner  Väter 
interessiert,  fortan  ein  leichtes  ist,  hier  hilfreiche  Hand  anzulegen. 

Meyers  Großes  Konversationslexikon.  Sechste  Aufl.  XXI.  Bd.:  Ergänzungen  und 
Nachträge.     Leipzig  und  Wien.     Bibliographisches    Institut.     1909.  Lex.   8°. 

Schon  einige  wenige  Stichproben  genügen,  um  erkennen  zu  lassen,  daß  auch  dieser  Er- 
gänzungsband der  letzten  (sechsten)  Auflage  des  großen  Meyer'schen  Konversationslexikons  auf 
der  Höhe  der  vorangegangenen  Bände  steht.  Um  nur  wenigstens  etwas  aus  der  Fülle  des 
darin  Gebotenen  hervorzuheben,  sei  erwähnt,  daß  z.  B.  auch  von  klaren  Abbildungen  begleitete 
Aufsätze  über  die  Fernphotographie  (System  Korn)  und  über  Luftschiffahrt,  also  über  zwei  der 
neuesten  und  bedeutendsten  technischen  Erfindungen,  besten  Aufschluß  geben.  Der  Liebhaber 
der  bildenden  Künste  kommt  ebenfalls  auf  seine  Rechnung,  denn  es  sind  in  dem  vorliegenden 
Band  Brückenbau,  Stadttore  und  Rathäuser,  weiter  Raumkunst  (u.  a.  mit  einer  Abbildung 
eines  gotischen  Zimmers  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum),  Goldschmiedekunst,  Treib- 
arbeit, orientalische  Teppiche,  Flechtbänder  und  Zeugdruck  behandelt.  Über  Volkskunst  und 
Heimatschutzbewegung  finden  sich  wertvolle  Orientierungen.  Ja,  selbst  des  Konrad  Witz  und 
des  Hans  Multscher  wird  gedacht.  Mehrfarbige  Tafeln  wechseln  mit  einfarbigen,  mit  Textab- 
bildungen, Plänen  und  Karten  und  unterstützen  die  betreffenden  Ausführungen.  Auch  sind  die 
wichtigsten  Literaturangaben  nicht  vergessen. 

Den  Beschluß  macht  ein  höchst  übersichtliches,  nach  systematischen  Gesichtspunkten 
angeordnetes,  mit  Angabe  der  Auffindungsstellen  versehenes  Verzeichnis  der  illustrativen  Bei- 
lagen des  ganzen  monumentalen  Unternehmens,  das  auf  Grund  dieses  Ergänzungsbandes  nun 
auch  den  neuesten  Anforderungen  als  Nachschlagewerk  Genüge  tut. 

Die  Ortsnamen  des  Pegnitztales  und  des  Qräfenberg- Erlanger  Landes.  Von  Dr.  Christoph 
Beck.  Mit  1  Karte  aus  dem  Pfinzing- Atlas  vom  Jahre  1594.  Nürnberg  1909.  U.  E.  S  e  b  a  1  d, 
Kgl.  Bayer.   Hofbuchdruckerei.     VIII  und  152  S.     8". 

Der  Verfasser  hat  das  bisher  in  der  Hauptsache  unberührte  Arbeitsgebiet  der  Ortsnamen 
künde  Frankens  sich  zu  eigen  gemacht  und  in  den  letzten  Jahren  mit  Geschick  und  Ausdauer 
erst  die  ,, Ortsnamen  der  Fränkischen  Schweiz"  (Erlangen,  Frdr.  Junge  1907),  dann  die  des  Aisch- 
tales  (Programm  des  Progymnasiums  Neustadt  a.  A.  1908)  verarbeitet.  Diesen  beiden  vielbe- 
achteten Schriften  folgt  nach  kurzer  Pause  eine  ansehnliche  Erweiterung  der  willkommenen 
Sammlung  durch  das  vorliegende  Werk,  das  sich  nun  seinerseits  der  Umgegend  Nürnbergs  im 
Norden  und  Osten  zuwendet,  einem  Bezirk,  der  bis  an  die  Städtchen  Baiersdorf,  Pegnitz,  Auer- 
bach und  Altdorf  heranreicht. 


—    99    — 

Zur  Durchführung  dieser  nicht  geringen  Autgabe,  der  der  Bearbeiter  sich  unterzogen  hat, 
ist  ein  sehr  umfängliches  Material  archivalischer  und  literarischer  Art  zugrunde  gelegt  worden. 
Die  bewährte  Anlage  und  Anordnung  ist  beibehalten,  doch  ist  diesmal  den  einführenden  Kapiteln 
eine  noch  weitergehende  Ausgestaltung  zuteil  geworden.  Genaueste  Rücksicht  erfährt  wiederum 
die  Behandlung  der  siedelungsgeschichtlichen  Probleme,  in  deren  Interesse  nunmehr  auch  die 
Kirchenpatronate  und  die  beliebteren  Tauf-  und  Familiennamen  herangezogen  werden.  Ein  be- 
sonders beachtenswerter  Abschnitt  untersucht  die  Stellung  des  Wendentums  in  der  Frühgeschichte 
Ostfrankens.  Seine  Bedeutung  für  die  Bevolkerungszusammensetzung  weist  Becks  mit  bester 
Begründung  in  engere  Grenzen  zurück,  als  er  selbst  in  seinem  ersten  Werk  zur  ON-kunde  es  noch 
zu  tun  gewagt  hatte.  Heute  müssen  trotz  der  dem  Laien  fremdartig  klingenden  Formen  doch  als 
gut  deutsch  angesprochen  werden  die  zahlreichen  Namen  auf  itz,  als  Adlitz,  Dormitz,  Görwitz, 
Grütz  (Gritz),  Haunritz,  Nasnitz,  Pegnitz,  Rednitz,  Schossaritz  und  Sieglitzhof,  weiter  Namen, 
wie  Graisch,  Hetzles,  Hummelstein,  Hunas,  Lauf,  Mügeldorf,  Pölz,  Welluck(en),  Zips  u.  a.  m. 
Sehr  bemerkenswert  erscheint  dem  Referenten  die  Tatsache,  daß  auch  Becks  namenkundliche 
Untersuchungen  zu  dem  Ergebnis  kommen,  daß  der  Volksstamm,  der  Ober-  und  den  größten  Teil 
von  Mittelfranken  vorwiegend  besiedelte,  der  der  Bayern  gewesen  ist,  —  eine  Aufstellung,  für  deren 
Richtigkeit  noch  sonst  mancherlei  Anzeichen  zu  sprechen  scheinen.  Ein  Abschnitt  wie  der  über 
die  Wüstungen  (S.  37—40)  ist  auch  insofern  zu  begrüßen,  als  das  hier  zusammengetragene  schätzens- 
werte Material  gewiß  Anregung  zur  Arbeit  eines  Historikers  über  dieses  wichtige  Thema  geben 
dürfte.  Das  Verzeichnis  bedarf  allerdings  einiger  Berichtigung  bezw.  Ergänzung.  Hinter  dem 
Afholterbach  auf  S.  40  und  63  verbirgt  sich  natürlich  jener  abgegangene  Weiler  Affalterbach  bei 
Burgthann,  dessen  Namen  sich  erhält,  weil  die  Geschichte  Nürnbergs  ihn  im  Zusammenhang  mit 
der  „Schlacht  im  Nürnberger  Walde"  1502  zu  nennen  hat.  Die  Kapelle  zu  St.  Felix  nächst  Reutles 
bei  Gründlach  (S.  17)  steht  noch  heute,  und  ebenso  Schloß  Morneck  (S.  40),  das  in  Feucht  selbst, 
am  Gauchsbache,  sich  erhebt.  —  Selbständigen  Wert  gewinnt  auch  das  Mancherlei,  das  aus  den 
Namen  für  die  Geschichte  der  Kulturarbeiten,  insbes.  des  alten  Bergbaues  und  der  Hammer- 
werke erschlossen  worden  ist  (S.  48  ff.,  vgl.  152). 

Der  Hauptteil  des  Buches  bringt  auf  etwa  90  Seiten  den  Bestand  an  Ortsnamen  des  Ge- 
biets in  ihrer  urkundlichen  Schreibung  und  Bedeutung  nach  der  Folge  des  Alphabets.  Von  Flur- 
und  Wüstungsnamen  ist  in  diesem  Verzeichnis  eine  nicht  geringe  Zahl  eingestellt,  bei  den  ON. 
die  mundartliche  Aussprache  nach  Möglichkeit  in  []  beigefügt.  Die  sprachlichen  Bemerkungen 
und  Erklärungen  sind  mit  aller  philologischen  Gewissenhaftigkeit  ausgearbeitet  und  lassen  kaum 
je  den  Vorbehalt  vermissen,  den  die  wissenschaftliche  Methode  nicht  selten  dringend  gebietet. 
Wo  ein  abschließendes  Urteil,  das  nun  einmal  den  sicheren  Boden  der  sprachgeschichtlichen  Mög- 
lichkeiten nicht  verlassen  darf,  sich  nicht  einstellen  wollte,  ist  in  referierender  Weise  ein  Lösungs- 
versuch neben  den  anderen  gestellt  und  für  den,  der  der  Sache  einmal  weiter  nachgehen  kann, 
das  bisher  erreichbare  Material  einfach  ausgebreitet.  Einige  Artikel  sind  unter  der  Hand  zu  kleinen 
Abhandlungen  gediehen,  wie  die  etymologischen  Ausführungen  zu  den  Fl.  N.  Egert  (Egerten)  und 
Peunt  und  diejenigen  zu  dem  vielumstrittenen  Namen  Nürnberg  (S.  114— ll8),  bei  dem  der  Verfasser 
wieder  auf  Förstemanns  Erklärung  aus  einem  germ.  PN  Nuro  oder  Noro  zurückgreift.  Chr.  Becks 
Studien  erwecken  den  lebhaften  Wunsch,  es  möge  dem  unermüdlichen  Erforscher  des  heimat- 
lichen Ortsnamenschatzes  in  nicht  zu  ferner  Zeit  gelingen,  ein  weiteres  ansehnhches  Stück  unseres 
Frankenlandes  in  gleich  vorzügliche  Beleuchtung  zu  rücken. 

Die  Egerer  Zunftordnungen.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Zunftwesens.  Von  Dr.  Karl 
S  i  e  g  1.  Herausgegeben  vom  Vereine  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen.  Prag  1909, 
im  Selbstverlage  des  Vereines  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen.  J.  G.  C  a  1  v  e'sche 
K.  und  K.  Hof-  und  Universitäts-Buchhandlung,  Josef  Koch.  Kommissionsverlag.  167  u. 
III  S.     S"^. 

Daß  die  Zunft-  und  Handwerker-Ordnungen  wichtige  Zeugnisse  für  die  Geschichte  des 
rechtlichen,  wirtschaftlichen  und  sozialen  Lebens,  der  Gewerbe  und  des  Handels  in  den  Städten 
und  Marktflecken  darstellen,  zudem  mehr  oder  minder  auch  als  Sprachdenkmäler  ihren  Wert 
behaupten  dürfen,  braucht  nicht  erst  bewiesen  zu  werden.  Um  so  auffallender  ist  die  Tatsache,  daß 
gleichwohl  ein  planmäßiges  und  umfassendes  Sammeln  dieser  Quellen  erst  an  wenigen  Punkten  wirk- 
lich eingesetzt  hat.     Der  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  hat  das  Verdienst  die 

7* 


—     100    — 

Teilaufgabe  für  den  Bezirk  der  ehemaligen  Reichsstadt  Eger  durch  Unterstützung  der  einschlägigen 
Studien  und  Arbeiten  des  verdienstvollen  Stadtarchivars,  K.  K.  Regierungsrats  Dr.  Siegl,  ihrer 
Lösung  zugeführt  zu  haben.  Die  Zunftordnungen,  die  das  diesem  Gelehrten  unterstellte  Archiv 
verwahrt,  48  an  der  Zahl,  eine  Sammlung  der  originellsten  Zeugnisse  der  Geschichte  des  handwerk 
Hchen  Bürgertums  einer  durch  und  durch  deutschen  Stadt  im  Osten,  sind  in  einer  sorgsamen  Aus- 
gabe nun  vereinigt.  Dem  Alter  nach  stehen  voran  eine  Ordnung  der  Rotgerber  und  Lederer  ca.  1350 
(Nr.  36)und  einesolchederMulzer  von  ca.  l400(Nr.  32);  die  letzte,  auf  das  Handwerk  der  Maurer 
und  Steinmetzen  (Nr.  25)  sich  beziehend,  gehört  bereits  dem  Jahre  1746  an.  Eingeleitet  ist  die 
Ausgabe  durch  eine  sehr  beachtenswerte,  anschauliche  Geschichte  des  Egerer  Zunftwesens  (S.  1 — 20), 
deren  Darlegungen  die  rechtliche  und  wirtschaftliche  Lage,  insonderheit  die  innere  Organisation 
des  Handwerkertums  der  ehemaligen  Reichsstadt  mit  seinen  mannigfaltig  ausgestalteten  Einrich- 
tungen und  Gebräuchen  klar  vor  Augen  stellen. 


Abb.  6.     Hans  Sebald  Beham:  Vignette  B.  223.    Kupferstich. 


—     101 


NOTIZEN. 

Am  22.  und  23.  Oktober  d.  Js.  f:ind  in  Karlsruhe  die  28.  P  1  e  n  a  r  s  i  t  7.  u  n  g  der  Badischen 
Historischen  Kommission  statt.  Es  wohnten  derselben  15  ordentliche  und  7  außerordentliche 
Mitglieder,  sowie  als  Vertreter  der  Großherzoglichen  Regierung  Seine  Exzellenz  Staatsminister 
Dr.  Freiherr  v.  Dusch,  Geh.  Oberregierungsrat  Dr.  Böhm  und  Ministerialrat  Arnold  an. 
Den  Vorsitz  führte  der  Vorstand,  Geh.   Hofrat  Professor  Dr.   D  o  v  e  aus   Freiburg. 

Nachstehende  Übersicht  zeigt   den  Stand  der  einzelnen  Unternehmungen  der  Kommission. 

Für  die  von  ihm  bearbeiteten  Regesten  der  Bischöfe  von  Konstanz  hat  Dr.  R  i  e  d  e  r  ver- 
schiedene Archivreisen  in  die  Schweiz  und  in  Süddeutschland  gemacht.  Das  .Material  für  den 
dritten  Band  (1383—1436)  ist  nahezu  vollständig  gesammelt  und  verzeichnet,  ferner  ist  bereits 
ein  Teil  des  Materials  für  den  vierten  Band  verzeichnet.  —  Die  Bearbeitung  des  vierten  Bandes 
der  Regesten  der  .Markgrafen  von  Baden  (Regesten  des  Markgrafen  Karl)  hat  Geh.  Archivrat 
Dr.  Krieger  übernommen:  die  Regesten  des  Markgrafen  Christoph  mußten  vorerst  zurück- 
gestellt werden.  —  In  der  Fortführung  der  Regesten  der  Pfalzgrafen  am  Rhein  ist  Dr.  jur.  Graf 
von  O  b  e  r  n  d  o  r  f  f  so  weit  gelangt,  daß  im  nächsten  Jahre  mit  der  Drucklegung  des  zweiten 
Bandes  (Regesten  König  Ruprechts  1400—1410)  begonnen  werden  kann.  —  Für  die  Geschichte 
der  Rheinischen  Pfalz  hat  Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Wille  die  Sammlung  des  Materials  fort- 
gesetzt. —  Die  Bearbeitung  des  Nachtragbandes  zur  Politischen  Korrespondenz  Karl  Friedrichs 
von  Baden  und  des  zweiten  Bandes  der  Denkwürdigkeiten  des  Markgrafen  Wilhelm  von  Baden 
uurde  von  Archivdirektor  Geh.  Archivrat  Dr.  O  b  s  e  r  weiter  gefördert.  —  Für  die  Herausgabe 
der  Korrespondenz  des  Fürstabfs  Martin  Gerbert  von  St.  Blasien  war  Professor  Dr.  Pfeilschifter 
auch  in  diesem  Jahre  tätig.  —  Von  dem  Briefwechsel  der  Brüder  Blaurer  wird  der  zweite  Band 
(1539 — 48),  von  Dr.  Schieß  bearbeitet,  noch  in  diesem  Jahre  erscheinen;  ein  dritter  Band, 
der  die  Korrespondenz  bis  zum  Tode  des  Ambrosius  Blaurer  (1564)  weiterführen  soll,  ist  in  Aus- 
sicht genommen.  —  Von  den  Grundkarten  des  Großherzogtums  Baden  sind  nach  Mitteilung  des 
Oberregierungsrats  Dr.  Lange  die  noch  ausstehenden  Blätter  in  diesem  und  im  nächsten  Jahre 
zu  erwarten.  —  Mit  den  Vorarbeiten  zu  einer  Geschichte  der  badischen  Verwaltungsorganisation 
von  1802—1818  ist  Dr.  A  n  d  r  e  a  s  seit  etwa  Jahresfrist  beschäftigt.  —  Den  Abschluß  des 
Manuskripts  für  den  zweiten  Band  seiner  Wirtschaftsgeschichte  des  Schwarzwalds  stellt  Geh.  Hof- 
rat Professor  Dr.  G  o  t  h  e  i  n  für  Ende  1910  in  .Aussicht.  —  Von  dem  Oberbadischen  Geschlechter- 
buch befindet  sich  die  3.  Lieferung  des  dritten  Bandes  unter  der  Presse;  eine  weitere  Lieferung 
ist  von  dem  neuen  Bearbeiter,   Freiherrn  v  0  n  S  t  o  t  z  i  n  g  e  n.    für  das  nächste  Jahr  zugesagt. 

—  Für  die  Sammlung  der  Siegel  und  Wappen  der  badischen  Gemeinden  war  Zeichner  Held 
tätig.  Es  wurden  im  Berichtsjahr  von  ihm  die  Siegel  für  27  Landgemeinden  und  eine  Stadt- 
gemeinde entworfen.  Das  dritte  Heft  der  Badischen  Städtesiegel  ist  vor  kurzem  ausgegeben 
worden.  —  Von  den  Oberrheinischen  Stadtrechten  ist  erschienen  in  der  fränkischen  Abteilung 
das  8.  Heft  (Grünsfeld.  Neidenau.  Osterburken),  bearbeitet  von  Dr.  K  o  e  h  n  e,  und  in  der 
schwäbischen  Abteilung  ein  Nachtrag  und  das  Register  zum  1.  Heft  (Villingen)  von  Hofrat  Prof. 
Dr.  R  o  d  e  r.  —  Für  das  Konstanzer  Stadtrecht  sammelte  Professor  Dr.  B  e  y  e  r  I  e  weiteres 
Material  in  Karlsruhe  und  Konstanz.  Das  Register  des  von  Dr.  Geier  bearbeiteten  Über- 
linger  Stadtrechts  soll  im  Jahre  1910  erscheinen.  Das  Manuskript  des  ersten  Bandes  des  auf 
zwei  Bände  berechneten  Freiburger  Stadtrechts,  dessen  Bearbeitung  Dr.  L  a  h  u  s  e  n  übernommen 
hat,  wird  voraussichtlich  der  nächsten  Plenarversammlung  druckfertig  vorgelegt  werden  können. 

—  Der  Bearbeiter  der  Münz-  und  Geldgeschichte  der  im  Großherzogtum  Baden  vereinigten  Terri- 
torien, Dr.  Cahn  in  Frankfurt  a.  M.,  hofft,  das  Manuskript  für  das  1.  Heft  im  kommenden 
Jahr  abschließen  zu  können.  —  Mit  den  Vorarbeiten  zu  der  in  der  vorjährigen  Plenarversamm- 
lung in  das  Programm  der  Kommission  aufgenommenen  Bibliographie  der  Badischen  Geschichte 
soll  alsbald  begonnen  werden.  —  Die  Pfleger  der   Kommission  waren  unter  Leitung  der  Ober- 


—     102     — 

pfleRer  Hofrat  Professor  Dr.  R  o  d  e  r.  Stadtarchivrat  Professor  Dr.  Albert,  Universitäts- 
bibliothekar Professor  Dr.  P  f  a  f  f ,  Archivdirektor  Geh.  Archivrat  Dr.  0  b  s  e  r  und  Professor 
Dr.  Walter  für  die  Ordnung  und  Verzeichnung  der  Archivalien  der  Gemeinden,  Pfarreien, 
Grundherrschaften  usw.  tätig.  Die  Gemeinde-  und  Pfarrarchive  des  Landes  sind  sämtlich 
verzeichnet.  Die  Verzeichnung  der  grundherrlichen  Archive  nähert  sich  dem  Abschluß.  Die 
Ordnung  der  Gemeindearchive  wurde  in  sechs  Amtsbezirken  weiter-  bezw.  durchgeführt.  —  Von 
der  Zeitschrift  für  die  Geschichte  des  Oberrheins  ist  der  24.  Band  unter  der  Redaktion  von 
Archivdirektor  Dr.  Obser  und  Professor  Dr.  Wiegand  erschienen.  In  Verbindung  damit 
wurde  Heft  31  der  Mitteilungen  der  Badischen  Historischen  Kommission  herausgegeben.  —  Das 
Neu  Jahrsblatt  für  1909,  „Mittelalterliche  Gesundheitspflege  im  heutigen  Baden",  von  Professor 
Dr.  Baas  gelangte  im  Januar  zur  Ausgabe.  Das  Neujahrsblatt  für  1910,  ,,Die  Markgrafschaft 
Baden  im  XVI.  Jahrhundert",  von  Geh.  Hofrat  Dr.  G  0  t  h  e  i  n  wird  bis  zum  Schluß  des  Jahres 
erscheinen.  —  Die  zur  Erinnerung  an  die  Feier  des  25jährigen  Bestehens  der  Kommission  im 
Jahre  1908  herausgegebene  Festschrift  enthält  außer  dem  Festbericht  das  Statut  und  die  Ge- 
schäftsordnung der  Kommission,  sowie  die  Verzeichnisse  der  Mitglieder  und  der  Veröffentlichungen. 
(,.1883 — 1908.  Fünfundzwanzig  Jahre  der  Badischen  Historischen  Kommission."  Heidelberg. 
Karl   Winters   Universitätsbuchhandlung.     1909.    81    S.   8".) 


c=iQa- 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums, 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hanipe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


Mitteilungen 


aus  dem 


Germanischen  Nationalmuseum. 


Herausgegeben  vom  Direktorium. 


Jahrgang  1909. 


Mit  32  Tafeln  und  zahlreichen  Abbildungen  im  Text. 


NÜRNBERG. 
Verlagseigentum  des  Germanischen  Museums. 


Dem  unermüdlichen  Förderer 

historischer  Forschung  und  alles  idealen  Strebens, 

dem  treuen  Freunde 

des  Germanischen  Museums 

Herrn  Kgl.  Justizrat 
GEORG  FREI  HERRN  KRESS  VON  KRESSENSTEIN 

zu  seinem  70.  Geburtstage  -  20.  April  1910 

in  Ehrerbietung  und  Dankbarkeit 

dargebracht 

vom  Direktorium 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Von  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

(Fortsetzung.) 
(Mit  13  Tafeln.) 

Typik  und   Individualisierung   in  der  Plastik  des   frühen  Mittelalters. 

Ich  habe  die  Kaisersiegel  bis  zur  Höhe  der  mittelalterlichen  Kunst  zusammen- 
hängend betrachtet  ^).  Sie  stellen  bestimmte,  höchststehende  Personen  dar 
und  sind  zu  deren  Lebzeiten  gemacht,  so  daß  im  voraus  anzunehmen  ist,  daß  sie 
^ie  Anforderungen  an  Bildnistreue,  oder  richtiger  das,  was  die  Bildniskunst  an  ob- 
jektiver Darstellung  bestimmter  Personen  erreichen  konnte,  erkennen  lassen.  Sie 
zeigen,  daß  diese  Anforderungen  durch  das  ganze  frühe  Mittelalter  gering  waren. 
Das  künstlerische  Problem  aller  Bildniskunst,  das  wir  hier  untersuchen,  ist  aber 
weniger  das  der  objektiven  Übereinstimmung  der  Darstellung  mit  dem  Urbild  als 
das  Verhältnis  des  Traditionellen  zum  Allgemeinen  in  der  Auffassung  der  mensch- 
lichen Gestalt,  besonders  der  Gesichtszüge.  Innerhalb  dieses  Problems  ist  das  Konter- 
fei, die  Darstellung  nach  dem  Leben,  ein  wichtiger  Zweig,  neben  ihm  aber  besteht 
das  Idealbild,  der  Charakterkopf  als  gleichberechtigt,  ja  zuweilen  als  bevorrechtet. 
Kein  Vernünftiger  kann  wünschen,  daß  der  Typus  Karls  des  Großen,  den  Dü^er 
geschaffen   hat,   durch   den   der   Pariser    Reiterfigur   verdrängt  werde. 

Zur  Beurteilung  des  Problems  kann  die  Kleinkunst  wertvolle  Anhaltspunkte 
geben,  die  entscheidenden  Aufschlüsse  sind  in  der  monumentalen  Kunst  zu  suchen. 
Die  Reihe  der  erhaltenen  Denkmäler  ist  äußerst  lückenhaft.  Von  den  Malereien, 
die  in  unabsehbarer  Fülle  die  Wände  und  Gewölbe  der  Kirchen,  der  Klöster  und 
der  vornehmen  Profanbauten  bedeckten,  sind  nur  wenige  Reste  auf  uns  gekommen. 
Auch  die  erhaltenen  Skulpturen  sind  nur  ein  Bruchteil  dessen,  was  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  geschaffen  worden  ist,  und  die  Bildhauerkunst  hat  sich  erst  spät  an 
monumentale  Aufgaben  gewagt.  Immerhin  genügen  die  Denkmäler,  um  die  Ent- 
wicklung der  Plastik,  auch  nach  der  Seite,  welche  uns  hier  beschäftigt,  in  ihren 
Grundzügen  erkennen  zu  lassen. 

Suchen  wir  zu  bestimmen,  was  die  deutsche  Kunst  des  frühen  und  hohen  Mittel- 
alters an  Bildnissen  hervorgebracht  hat,  welches  die  Stellung  des  Bildnisses  inner- 
halb der  Gesamtkunst  und  welches  sein  Verhältnis  zum  Objekt  ist,  so  erheben  sich 
Schwierigkeiten  von  allen  Seiten,  Schwierigkeiten,  deren  Bewältigung  die  ein- 
dringendste  Prüfung  des  gesamten  Denkmälerbestandes  erfordert.  Das  Material, 
das  mir  hier  zur  Verfügung  steht,  gestattet  nur  einzelne  Beobachtungen. 


1)  Vgl.  Mitteilungen,  Jahrgang  1907  S.  31  ff-  und  77  ff- 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


Die  Kunst  macht  bei  den  meisten,  wenn  nicht  bei  allen  Völkern  eine  Entwick- 
lungsstufe durch,  in  der  die  menschliche  Gestalt  ins  Ornamentale  umgeformt  wird. 
Das  ist  nicht  reines  Unvermögen,  die  Darstellungen  können  technisch  sehr  vollkommen 
sein,  aber  der  Blick  für  das  Organische  ist  noch  nicht  erwacht.  Die  Ornamentierung 
der  menschlichen  Gestalt  ist  nichts  anderes,  als  eine  weitgehende  Stilisierung.  Ist 
einem  Volke  eine  eigene,  durch  fremde  Einwirkungen  wenig  berührte  Kunstent- 
wicklung vergönnt,  so  vollzieht  sich  der  Übergang  vom  Ornamentalen  zum  Orga- 
nischen allmählich  und  damit  um  so  vollkommener. 

In  voller  Konsequenz  hat  sich  die  griechische  Kunst  von  der  Gebundenheit 
zur  Freiheit  entfaltet.  Ihre  Entwicklung  vollzieht  sich  unter  dem  harmonischen 
Zusammenwirken  zweier  divergierender  Momente,  einer  eindringenden  Naturbeobach- 
tung und  eines  starken  Zuges  nach  festen  Typen.  Die  griechische  Kunst  stellt  alle 
Naturbeobachtung  in  den  Dienst  einer  selbstgesetzten  Norm,  eines  Kanon,  der  wohl 
aus  Beobachtung  an  lebenden  Wesen  abgeleitet,  in  seiner  Idee  aber  vollkommener 
ist  als  diese.  Er  ist  nicht  starr  und  unveränderlich,  es  gehen  neben  ihm  realistische 
Kunstrichtungen  her,  aber  er  ist  zu  allen  Zeiten  vorhanden.  So  schafft  die  grie- 
chische Kunst  auch  einen  idealen  Kopftypus,  der  nach  griechischer  Anschauung 
der  Inbegriff  des  schönen  Antlitzes  ist.  Er  wird  nach  Lebensalter  und  Geschlecht 
verändert  und  gewinnt  in  den  Göttertypen,  die  wir  alle  kennen,  fast  individuelle 
Besonderheit.  Aber  alle  diese  Abwandlungen  sind  nur  die  differenzierten  Formen, 
in  welchen  der  allgemeine  Typus  in  die  Erscheinung  tritt.  Auch  der  Kopftypus 
der  Griechen  ist  auf  scharfe  Naturbeobachtung  gegründet,  aber  die  Beobachtung 
führt  nicht  zu  unmittelbarer  realistischer  Wiedergabe  des  Beobachteten.  Die  Be- 
strebungen sind  auf  Größe  und  Verallgemeinerung  der  Formen,  auf  Tilgung  alles 
Kleinlichen  und  Zufälligen  gerichtet.  Generationen  haben  daran  gearbeitet  und 
ein  gerader  Weg  führt  von  den  eckigen  Köpfen  und  den  leblosen  Gesichtern  der 
Xoana  zu  dem  erhabenen  Haupte  des  olympischen  Zeus.  Was  den  griechischen 
Kopftypus  charakterisiert,  ist  der  feste  organische  Bau  des  Knochengerüstes  und 
der  Muskulatur,  im  einzelnen  das  starke  Vortreten  der  schöngeschwungenen  Augen- 
bögen,  die  geringe  Einsenkung  der  Nasenwurzel,  der  breite  Nasenrücken  und  das 
kräftig  vortretende  Kinn.  Die  geschweifte  Oberlippe  ist  kurz,  die  Unterlippe  voll. 
Die  Augen  werden  durch  den  Vorsprung  der  Stirn  beschattet. 

Der  Typus  lockert  sich  mit  der  Aufnahme  individualisierender  Darstellungen, 
aber  er  besteht  neben  dem  realistischen  Bildnis  fort  und  ist  bis  in  die  letzten  Zeiten 
der  Antike,  in  denen  der  Sinn  für  das  Organische  sehr  geschwunden  war,  nicht  ganz 
erloschen. 

Die  mittelalterliche  Kunst  geht  andere  Wege.  Auch  sie  beharrt  lange  im 
Allgemeinen,  aber  es  gibt  weder  einen  Gesamttypus  der  nordischen  Kunst  noch  ein- 
heitliche Typen  in  den  einzelnen  Ländern,  ja  sie  wechseln  sogar  innerhalb  der  ein- 
zelnen Schulen  sehr  rasch.  In  der  französischen  Plastik  des  frühen  13.  Jahrhunderts 
tritt  ein  starker  Zug  zum  Typischen  zutage,  aber  er  hält  nicht  an.  ^'3 

Über  den  Anfängen  der  Plastik  und  Malerei  bei  den  nordischen  Völkern  hat 
kein  günstiger  Stern  gewaltet.  Diese  Völker  kamen  mit  der  antiken  Kunst  in 
Berührung  zu  einer  Zeit,  da  ihre  Kultur  noch  an  einer  rein  ornamentalen  Kunst 
Genüge  fand.    Die  Antike  aber  hatte  ihre  Laufbahn  vollständig  durchmessen.    Mit 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD. 


der  Aufnahme  dieser  Kunst  überspringen  die  jugendlichen  Völker  eine  Reihe  natür- 
licher Entwicklungsstufen,  statt  sie  in  eigener  Arbeit  zu  erringen  und  sie  bleiben 
dadurch  für  Jahrhunderte  in  Nachahmung  befangeh.  Dazu  kommt,  was  indes 
in  seinen  Wirkungen  weit  überschätzt  wird,  daß  die  Kirche,  unter  deren  Leitung 
die  Kunst  stand,  die  Beobachtung  der  Natur  nicht  begünstigte.  Anderseits  wurde 
der  Gegensatz  der  primitiven  Kunst  der  Kelten  und  Germanen  gegen  die  Antike 
dadurch  gemildert,  daß  diese  selbst  senil  und  formelhaft  geworden  war.  Das  Er- 
gebnis war  eine  Unsicherheit  in  der  Auffassung  des  Organismus,  die  im  Mittelalter 
nie  ganz  überwunden  worden  ist. 

Die  Vorbilder,  an  welchen  sich  die  aufkeimende  Kunst  der  abendländischen 
Völker  bildete,  waren  fast  ausschließlich  der  letzten,  von  orientalischem  Kunstgeist 
durchsetzten  Phase  der  Antike  entnommen,  die  wir  bisher  unter  dem  Gesamtnamen 
der  byzantinischen  Kunst  begriffen  haben.  Es  waren  Werke  der  Kleinkunst,  illu- 
strierte Manuskripte,  Elfenbeinreliefs,  Arbeiten  in  Gold  und  Email.  Sie  dienten 
nicht  nur  den  gleichen  Künsten  im  Abendlande,  sondern  wurden  auch  ins  Große 
übertragen.  Zum  Glück  ließen  sich  die  Übertragungen  noch  nicht  mit  der  Punktier- 
maschine und  dem  Storchschnabel  machen;  eine  freihändige  Übertragung  ins  Große 
verlangte  eine  eigene  gestaltende  Tätigkeit  des  Künstlers.  Unsicher  und  strauchelnd 
werden  die  ersten  Schritte  getan.  Aber  unter  der  unbeholfenen,  ja  rohen  Form 
nehmen  wir  mit  Freude  die  Anfänge  eigener  Beobachtung  der  Formen  und  Be- 
wegungen wahr.  Sie  sind  mit  einem  Element  der  Schwäche  behaftet;  die  junge 
Kunst  strebte  nach  Ausdruck,  ohne  die  Form  zu  beherrschen.  Mit  der  beginnen- 
den Selbständigkeit  tritt  sofort  der  somatische  Volkscharakter  in  die  Erscheinung. 
Die  Naturbeobachtung  wird  unmittelbarer  in  die  Kunst  übertragen  als  bei  den 
Griechen.  Darauf  hat  schon  Viollet-le-Duc  hingewiesen.  Man  braucht  seinen  Aus- 
führungen nicht  in  allen  Stücken  zuzustimmen,  in  der  Hauptsache  sind  sie  richtig. 

Die  Erscheinung  tritt  schon  mit  den  frühesten  selbständigen  Regungen  der 
deutschen  Kunst  zutage,  welche  an  den  Namen  des  Heiligen  Bernward  von  Hildes- 


heim geknüpft  sind.  Das  Hauptwerk  sind  die  ReHefs  der  Domtüren  zu 
Hildes  he  im  vom  Jahre  1015.  Die  Komposition  der  sechzehn  Szenen  aus  der 
Genesis  und  der  Geschichte  Christi  mag  von  Handschriftenillustrationen  abhängig 
sein,  aber  der  Künstler  geht  seinen  eigenen  Weg  und  schaut  offenen  Auges  in  die 


8  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Natur.  Er  ist  ein  epischer  Erzähler,  der  anschaulich  schildert.  Ausdrucksmittel 
sind  ihm,  bei  unbeholfener,  doch  nicht  roher  Formgebung,  die  Haltung  und  Be- 
wegung seiner  Figuren.  Seine  Gebärdensprache  ist  sehr  ausdrucksvoll,  ja  er  weiß 
auch  zarte  Gefühle  anmutig  auszusprechen.  Die  Leute,  die  er  uns  vorführt,  sind 
alle   Niedersachsen  mit   langen,   schmalen   Gesichtern. 

Auch  die  Träger  des  Taufbeckens  im  Dom  zu  Bremen, 
kleine  Männer  auf  Löwen  reitend,  zwei  ältere  und  zwei  jüngere,  gehören  dem  11. 
Jahrhundert  an.  Ihr  Stil  ist  befangener  als  der  der  Hildesheimer  Reliefs,  der  Orga- 
nismus ist  nur  mangelhaft  erfaßt,  die  Wiedergabe  der  Einzelheiten  sehr  archaisch. 
Doch    auch  in  ihnen  erkennen  wir   Niedersachsen. 

Niedersächsisches  Volkstum  ist  an  den  Figuren  der  Chorschranken  von  S. 
Michael  in  Hildesheim,  von  Liebfrauen  in  Halberstadt  u.  a.  nicht  zu  verkennen.  Hier 
aber,  auf  höherer  Entwicklungsstufe,  tritt  das  ethnisch  Gemeinsame  schon  zurück 
hinter  dem  Bestreben,  die  einzelnen  Personen  verschieden  zu  gestalten.  Die  Köpfe 
der  Apostel  in  Halberstadt  und  Hildesheim  sind  sehr  mannigfaltig,  aber  bei 
aller  Verschiedenheit  nach  organischem  Bau,  Alter  und  Charakter  bleibt  doch  die 
Tafel  XIV.  gemeinsame  Grundlage  des  niederländischen  Typus.  Der  Kopf  eines  Apostels 
von  den  Chorschranken  von  S.  Michael  in  Hildesheim  mag  das  veranschaulichen. 
Tafel  XV.  Noch  ausgesprochener  als  die  Apostel  ist  die  Maria  von  der  gleichen  Chorwand 
in  dem  länglich  ovalen  Gesicht,  wie  im  Schnitt  des  Mundes  als  niedersächsische  Frau 
charakterisiert.  Eine  nähere  Prüfung  des  Weges,  auf  welchem  die  Differenzierung 
der  Köpfe  zustande  gekommen  ist,  hat  das  auffallende  Ergebnis,  daß  sie  nicht  durch 
eindringende  Naturbeobachtung  gewonnen,  sondern  in  Vorbildern  gegeben  ist,  welche 
den  Gestalten  zugrunde  liegen,  in  Werken  der  byzantinischen  Kleinkunst  der  Elfen- 
beinplastik und  der  Miniaturmalerei.  Wir  haben  also  gar  keine  durch  unmittel- 
bare Beobachtung  gewonnene  Individualisierung  aus  dem  Volkstypus  heraus  vor 
uns,  sondern  der  den  Köpfen  gemeinsame  ethnische  Grundzug  ist  das,  was  der  Bild- 
hauer aus  der  Beobachtung  seiner  Umgebung  gewonnen  und  seinem  Formgedächtnis 
eingeprägt  hat  und  was  er  dem  fremden  Vorbild  an  eigenem  zubringt.  Es  ist  das 
nicht  wenig;  so  mangelhaft  die  Kenntnis  des  Organismus  noch  ist,  die  Köpfe  sind 
deutsch.  Wenn  das  Streben  nach  Individualisierung  der  Anlehnung  an  fremde 
Vorbilder  bedarf,  es  ist  doch  vorhanden.  Die  Erscheinung  ist  die  gleiche,  wie  wenn 
die  Biographen  des  10.  und  11.  Jahrhunderts  ihre  Charakteristik  älteren  Lebens- 
beschreibungen, namentlich  Legenden,  entnehmen  und  doch  einigermaßen  glaub- 
würdige Charakterbilder  zustande  bringen.  Die  Absicht  der  Kunst  ist  weniger 
darauf  gerichtet,  die  Formen  bestimmter  Personen  genau  wiederzugeben,  als  den 
Charakter  als  geschlossenen   Komplex  psychischer    Qualitäten  auszudrücken. 

Die  Plastik  Niedersachsens  hat  vor  der  anderer  deutscher  Landschaften  den 
Vorzug  einer  langen  Schultradition  und  sie  arbeitet  vorwiegend  in  bildsamem  Ma- 
terial, in  Ton  und  Stuck.  Die  Steinskulptur,  die  im  Ornament  eine  wunderbare 
Vollendung  erreicht,  hat  im  Figürlichen  während  des  12.  Jahrhunderts  kaum  einen 
Vorsprung  vor  der  anderer  Gegenden  Deutschlands.  Die  Arbeiten  aus  dieser  Zeit 
sind  hier  wie  da  roh.  So  ist  im  Süden  und  Westen  Deutschlands  wenig,  was  für 
die  Frage  der  Individualisierung  in  Betracht  kommt.     Selbst  ethnische  Typen  lassen 


VON   GUSTAV   VON   BEZOLD. 


sich,  was  ja  bei  der  starken  Mischunti"  der  Bevölkerung  nicht  auffallen  kann,  kaum 
wahrnehmen  und  in  keinem   Fall  mit   voller   Bestimmtheit  nachweisen. 

Der  Kopf  einer  Halbfigur  im  Museum  des  Historischen  Vereins  zu  R  e  - 
g  e  n  s  b  u  r  g  hat  Anklänge  an  einen  Typus,  der  neben  anderen  in  Bayern  vorkommt. 
Roh  und  unbeholfen  in  der  Ausführung  ist  er  in  seiner  Anlage  nicht  ohne  Leben. 
Die  Vergleichung  mit  dem  Denkmal  des  Otto  Semoser  in  Freising  gestattet  kaum, 
die  Figur  über  die  Spätzeit  des  12.   Jahrhunderts  zurückzusetzen. 

Auf  der  Vincentiustafel  im  Münster  zu  Basel  ist  eine  Gestalt,  welche  man  als 
Alemannen  ansprechen  möchte,  aber  es  bleibt  zweifelhaft,  ob  hier  Absicht  oder 
Zufall  waltet. 

Um  das  Jahr  1200  tritt  in  Bamberg  ein  Bildhauer  auf,  der  an  Intensität  geistigen 
Ausdrucks  ein  Höchstes  bietet,  der  Meister  des  Georgenchois.  Die 
Frage  nach  der  Herkunft  und  Schule  dieses  großen  Meisters  ist  noch  nicht  völlig 
geklärt.  Außer  Zweifel  steht,  daß  er  ein  Deutscher  ist.  In  den  Blendarkaden  der 
nördlichen  Schranken  des  Ostchors  im  Bamberger  Dom  stehen  unter  jedem  Bogen 
2  Figuren  in  lebhaftester   Unterredung.     Das  Ausdrucksproblem  ist  bis  auf  Dürer 


und  Grünewald  nicht  wieder  mit  solcher  Kraft  erfaßt  worden.  Die  Figuren  sind  völlig 
beherrscht  von  geistiger  Spannung,  der  alles  folgt,  Haltung  und  Bewegung,  der 
Blick,  ja  man  möchte  glauben  der  Zug  der  Gewänder.  Unmögliche  Drehungen  des 
Körpers  werden  glaublich,  in  den  Köpfen  aber  liegt  unendliche  Kraft  und  Fülle  des 
Ausdrucks.  Solches  hatte  die  nordische  Kunst  bis  dahin  nicht  gekannt.  Die  Wen- 
dungen der  Köpfe  gegen  oder  voneinander  sind  wunderbar  abgestimmt.  Vor  allem 
aber  ist  es  die  Intensität  des  Blicks,  die  ihnen  so  sprechendes  Leben  verleiht.  Hier 
tritt  etwas  ganz  Neues  in  die  Kunst;  zum  ersten  Mal  werden  die  Augen  richtig  gegeben, 
zum  ersten  Mal  wird  die  Gewalt,  die  im  Auge  liegt,  erkannt  und  ausgenützt.  Die 
geistige  Erregung  zittert  im  Mund  und  in  der  Spannung  der  Nasenflügel  nach.  Nur 
der  schärfste  Blick  in  die  Natur  mochte  all'  das  erfassen,  nur  die  sicherste  Hand  konnte 
es  gestalten.  Die  Fülle  des  Lebens  läßt  jeden  dieser  Köpfe  individuell  erscheinen, 
in  der  ganzen  Reihe  erscheinen  sie  als  Abwandlung  eines  Typus,  der  Meister  hat 
anderes  zu  tun,  als  formalen  Unterschieden  nachzugehen,  ja  er  bedarf  nicht  einmal 


10  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

verschiedener  Charaktere,  auch  geistig  sind  diese  Männer  von  einem  Schlag.  Man 
darf  sie  auch  keinem  Volk  zuzählen;  bei  aller  Schärfe  der  Naturbeobachtung  schaltet 
der  Meister  mit  den  Formen  so,  wie  es  die  Charakteristik  verlangt. 


Bei  den  bisher  betrachteten  Skulpturen  lag  eine  unmittelbare  Wiedergabe 
individueller  Naturformen  nicht  im  Wesen  der  Sache.  Anders  war  die  Aufgabe, 
wenn  es  darauf  ankam,  bestimmte  Personen  darzustellen.  Das  wichtigste,  wenn  auch 
nicht  das  ausschließliche  Gebiet  hierfür  ist  die  Grabplastik.  Ihre  Denkmäler  sind 
zahlreich,  wir  sind  geneigt,  anzunehmen,  daß  wir  hier  eine  Fülle  von  Porträts 
finden  können,  die  über  den  Stand  der  Bildniskunst  näheren  Aufschluß  gewähren 
und  der  große  Maßstab  der  Figuren  läßt  erwarten,  daß  sie  sich  in  ihnen  besonders 
intensiv  betätigt  habe.  Aber  die  Betrachtung  der  Denkmäler  rechtfertigt  diese  An- 
nahme, wenigstens  für  das  frühe  Mittelalter,  nicht.  Exakte  Bildnisse  können  nur 
bei  direkter  Verwertung  der  Naturbeobachtung  entstehen,  sie  erfordern  also,  daß 
die  Grabplatten  entweder  zu  Lebzeiten  der  Dargestellten  gefertigt  werden,  oder 
daß  für  sie  zu  Lebzeiten  oder  unmittelbar  nach  dem  Tode  gefertigte  Vorlagen  ver- 
wendet werden  können.  Tatsächlich  kam  beides  vor.  Wer  den  Wunsch  hatte,  auf 
seinem  Grabmal  ähnlich  dargestellt  zu  werden,  mochte  es  sich  selbst  bestellen,  konnte 
er  doch  nicht  wissen,  ob  ihm  von  den  Hinterbliebenen  überhaupt  eines  gesetzt  werden 
würde.  Auf  dem  Grabmal  eines  spanischen  Prälaten  in  S.  Maria  in  Monserrato  in 
Rom  lesen  wir: 

Certa  dies  nulli  est,  mors  certa,  incerta  sequentum, 
Cura,  locet  tujnuluin,  qui  sapit  ante  sibi. 
Von  Rudolf  von  Habsburg  wissen  wir,  daß  er  sein  Grabmal  schon  vor  seinem 
Tode  machen  ließ.    Ottokar  erzählt  davon  in  seiner  um  1390  verfaßten  Reimchronik 
(M.G.  Deutsche  Chroniken,  V.  1.  508): 

ein  kluoger  steinmetze 

ein  bild  süber  und  rein 

üz  einem  merbelstein 

schone  het  gehouwen. 

wer  daz  wolde  schouwen, 

der  muoste  im  des  jehen, 

daz  er  nie  bild  biet  gesehen 

einem  manne  so  gelich: 

wand  so  der  meister  kunsterich 

dheinen  gebresten  vant, 

s6  liuf  er  zehant, 

da  er  den  kunic  sach, 

unde  nam  darnach 

die  gestalt  hie  ab, 

die  er  dort  dem  bilde  gap. 

under  andern  dingen 

lät  iu  ze  liebte  bringen 

einen  albaeren  sit, 

der  dem  meister  wonte  mit: 


Mitteiluni'en  aus  dem  German.  Nationalmuseum.    1909. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  11 


er  het  so  gar  gevedemt 

und  in  sin  herz  begedemt 

al  des  kuniges  gestalt, 

daz  er  die  runzen  zalt 

an  dem  antliitze, 

daz  het  der  meister  nutze 

allez  gemarht. 

und  dö  daz  bilde  wart  gewarht, 

als  er  sin  het  gedäht, 

nü  het  den  kunic  bräht 

gebreste  manicvalter 

und  allermeist  daz  alter, 

daz  der  kunic  her 

einer  runzen  mer 

an  dem  antlutze  gewan; 

daz  wart  dem  meister  kunt  getan. 

der  huop  sich  üf  sin  sträzen 

und  Huf  hinz  Elsäzen, 

da  der  kunic  dö  was: 

da  nam  er  üz  und  las 

an  den  sachen  die  wärheit, 

als  man  im  het  geseit. 

und  dö  er  daz  ervant, 

dö  kert  er  zehant 

gegen  Spire  wider 

und  warf  daz  bilde  nider 

unde  macht  ez  aber  gelich 

Ruodolfen  dem  kunic  rieh. 
Der  Bericht  ist  anekdotenhaft,  er  ist  gleichwohl  für  die  Geschichte  des  Bild- 
nisses von  Bedeutung.  Er  beweist  zunächst  die  Ausführung  des  Grabmals  zu  Leb- 
zeiten Rudolfs.  Er  gibt  aber  weiter  Aufschluß  über  die  Anforderungen  an  Ähnlich- 
keit und  über  die  Arbeitsweise  der  Künstler.  Man  legte  Wert  auf  Ähnlichkeit,  ja 
auf  eine  bis  ins  Einzelne  genaue  Darstellung.  Was  dem  Chronisten  als  wesentlich 
erscheint,  sind  freilich  nur  unkünstlerische  Einzelheiten.  Der  Künstler  arbeitete 
nicht  unmittelbar  nach  der  Natur,  sondern  nach  einem  Erinnerungsbild,  das  er, 
wenn  es  verblaßte,  durch  erneute  Anschauung  belebte. 

Daß  man  im  späten  Mittelalter  Grabmäler  zu  Lebzeiten  oder  bei  Eheleuten 
nach  dem  Tode  eines  Gatten  bestellte,  erhellt  auch  daraus,  daß  zuweilen  die  Todes- 
daten nicht  ausgefüllt  sind.  Allgemeine  Sitte  war  dies  jedoch  nicht,  die  meisten 
Grabmäler  sind  erst  nach  dem  Tode  ausgeführt  worden,  gewiß  zumeist  nach  Erinne- 
rungsbildern, oft  ohne  solche. 

Es  gab  noch  ein  Hilfsmittel,  die  Totenmaske.  Totenmasken  wurden  bei  Auf- 
bahrungen vornehmer  Personen  angewandt;  ja  Abformungen  nach  dem  Leben  wurden 
schon  früh  gemacht.  Die  früheste  Nachricht  stammt  aus  dem  14.  Jahrhundert. 
1350  wurden  das  Gesicht  und  die  Hände  Philipps  VI.  von  Valois  abgeformt,  um  den 


12  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Künstler,  der  das  Denkmal  des  Köni,e:s  machen  sollte,  in  Stand  zu  setzen,  eine  voll- 
kommene Ähnlichkeit  zu  erreichen.  1422  wurde  die  Abformung  des  Gesichts  Hein- 
richs V.  von  England  in  gekochtem  (und  dadurch  erweichtem)  Leder  ausgeführt 
und  reich  bemalt.  Später  wurde  Wachs  angewandt.  Cennini  gibt  eine  ausführliche 
Anleitung  zu  Gipsabgüssen  nach  dem  Leben.  Das  Verfahren  war  schon  im  Alter- 
tum bekannt,  es  soll  von  Lysistratos,  dem  Bruder  desLysippos,  erfunden  worden  sein. 

Zu  den  Denkmälern  für  Zeitgenossen  kommen  solche  für  längst  Verstorbene, 
über  deren  Gestalt  niemand  Aufschluß  geben  konnte.  Daß  diese  frei  gestaltet  werden 
mußten,  ist  selbstverständlich;  sowie  aber  die  Fähigkeit  der  Individualisierung  ge- 
wonnen war,  lag  es  nahe,  sie  als  bestimmte  Persönlichkeiten  zu  gestalten. 

Was  überliefertes  Wissen  und  naheliegende  Erwägungen  über  die  Forderungen 
der  Individualisierung  und  der  Ähnlichkeit  in  der  Darstellung  bestimmter  Personen 
ergeben,  wird  durch  die  Denkmäler  nälier  bestimmt  und  beschränkt.  Die  Forderungen 
waren  nicht  unbekannt,  aber  sie  wurden  keineswegs  allgemein  gestellt  und  als  Grund- 
lage für  die  künstlerische  Gestaltung  angenommen,  wir  finden  vielmehr  alle  Über- 
gänge von  schematischer  Allgemeinheit  zu  persönlichstem  Leben.  Die  Absicht  ist 
aber  auch  im  Bildnis  nicht  darauf  gerichtet,  die  Ähnlichkeitsmöglichkeiten  zu  er- 
schöpfen —  das  konnte  sie  in  einer  bei  aller  Freiheit  und  Größe  stilstrengen  Kunst 
nicht  sein  — ,  sie  geht  vielmehr  dahin,  auf  Grundlage  der  Naturbeobachtung,  gleich- 
viel wie  dieselbe  gewonnen  und  in  welchem  Stadium  der  geistigen  Aneignung  und 
Verarbeitung  sie  verwertet  ist,  einheitlich  charakterisierte  Individuen  zu  schaffen. 
Die  Fähigkeit  zu  solch  vertiefter  Charakteristik  eignet  nur  einer  hoch  entwickelten, 
und  selbstsicheren  Kunst,  sie  wird  langsam  errungen,  erst  die  Plastik  des  13.  Jahr- 
hunderts erreicht  sie.  Sie  erreicht  sie  in  der  Berührung  mit  der  französischen  Kunst. 
Frankreich  hat  im  hohen  Mittelalter  durchaus  die  künstlerische  Führung;  die  Ein- 
wirkungen der  französischen  Kunst  erstrecken  sich  über  das  ganze  Abendland.  In 
der  deutschen  Plastik  sind  die  Einwirkungen  der  französischen  Schule,  die  hier  nicht 
ganz  zutreffend  als  einheitlich  gelten  mag,  in  verschiedenen  Gegenden  verschieden. 
Unmittelbar  wirkt  sie  auf  die  Straßburger  Hütte,  in  Bamberg  ist  der  französische 
Einfluß  stark,  ebenso  in  Regensburg,  wohin  er  erst  spät  gelangt.  Sachsen  empfängt 
Anregungen,  aber  es  ist  schon  zu  selbständig,  um  von  seiner  Eigenart  abgelenkt  zu 
werden. 


Bei  Betrachtung  der  Denkmäler  müssen  wir  nochmals  in  das  frühe  12.  Jahr- 
hundert zurückgehen. 

I XVII.  Die    Grabplatte  Rudolfs  von  Schwaben   (t   1080)    im   Dom    zu    Merseburg 

ist  unter  den  erhaltenen,  welche  das  Bild  des  Verstorbenen  tragen,  wohl  aie 
älteste.  Eine  genaue  Datierung  ist  bei  der  geringen  Zahl  der  erhaltenen  Denkmäler 
schwierig.      Zur     Vergleichung    können     die     Grabplatten    Wittekinds     in     der 

XVII 1.  Kirche  zu  Enger  bei  Herford  und  die  des  Erzbischofs  Friedrich  von  Magdeburg 
(t  1152)  herangezogen  werden.  Aus  der  nahen  stilistischen  Verwandtschaft 
des  Denkmals  Friedrichs  mit  den  Bischofsfiguren  auf  den  Korssunschen  Türen  in 
Nowgorod,  die  unter  Friedrichs  Nachfolger  Wichmann  gegossen  sind,  ergibt  sich, 
daß  es  bald  nach  dem  Tode  Friedrichs  gefertigt  ist.  Die  Gewandbehandlung  ist 
auf  den  drei  Denkmälern  ähnlich;   die  großen  Falten  sind  in  die  wenig  gegliederten 


Mitteiluiit^en  aus  dem  üerman.  Natlonalmuseum.     190Q. 


Taf.  111. 


Mitteiluneen  aus  dem  German.  Nationalmuscuni.     IQOQ. 


Taf.  IV. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  13 


Gewandniassen  flach  sägeförmig"  eiii,c:eschnitten,  die  kleinen,  nur  zeichnerisch  mit  ver- 
tieften Linien  angedeutet,  eine  Behandlung,  die  von  byzantinischen  Elfenbeinreliefs 
übernommen  ist.  Dagegen  sind  die  Köpfe  merklich  verschieden,  auch  in  den  Händen 
sind  Verschiedenheiten  wahrzunehmen.  Diese  Körperteile  sind  auf  Friedrichs  Denk- 
mal weit  natürlicher  gebildet  als  auf  den  beiden  anderen.  Der  Kopf  Wittekinds  ist 
fortgeschrittener  als  der  Rudolfs,  reicht  aber  an  den  Friedrichs  lange  nicht  heran. 
Die  Bildung  der  Augen,  bei  welchen  die  Iris  mit  farbigen  Steinen  oder  Glasflüssen 
eingesetzt  war,  ist  bei  beiden  ziemlich  gleich,  auch  die  Hände  mit  ihren  dünnen  langen 
Fingern  sind  ähnlich  gestaltet.  Aus  der  Vergleichung  der  drei  Denkmäler  ersehen 
wir,  daß  sie  zeitlich  nicht  sehr  weit  voneinander  abstehen,  daß  das  Rudolfs  das  früheste, 
das  Friedrichs  das  späteste  ist.  Ist  das  Denkmal  Friedrichs  bald  nach  der  Mitte 
des  12.  Jahrhunderts  ausgeführt,  so  darf  das  Rudolfs  in  dessen  erstes  Viertel  gesetzt 
werden. 

Das  Denkmal  Rudolfs  ist  in  Erz  gegossen.  Die  Kunst  wagt  hier  einen 
ersten  Schritt  ins  Monumentale;  die  Figur  ist  nahezu  lebensgroß.  Rein  technisch 
betrachtet  ist  die  Arbeit  sehr  gut  und  im  Stil  dem  Material  sicher  angepaßt.  Das 
Relief  ist  flach,  nur  der  Kopf  tritt  höher  aus  dem  Grund  hervor.  Das  Gefühl  für  den 
Organismus  ist  schwach,  der  Körper  ist  unter  dem  Gewand  kaum  angedeutet,  das 
Gesicht  ist  völlig  leblos,  schematisch,  fast  ornamental,  der  Bann  der  Stilisierung 
lastet  drückend  auf  ihm.  Die  Linienführung  ist  streng,  die  Modellierung  fest,  der 
Kopf  ist  groß,  ja  monumental  behandelt.  Bildniswert  hat  er  nicht;  der  Künstler 
hat  nicht  die  Fähigkeit,  auch  kaum  die  Absicht  gehabt,  innerhalb  seines  strengen 
Stils  zu  individualisieren. 

Der  Kopf  W  i  1 1  e  k  i  n  d  s,  eine  reine  Phantasieschöpfung;  aber  er  ist  weit 
lebendiger  als  der  Rudolfs.  Dieses  Denkmal  ist  in  Stein  gehauen;  für  die  frühe  Zeit 
ist  es  eine  sehr  achtenswerte  Leistung. 

Das  Denkmal  des  Erzbischofs  Friedrich  von  W  e  1 1  i  n  (j  1 1 52)  im 
Dom  zu  Magdeburg,  ist  in  Erz  gegossen.  Die  Figur  ist  noch  puppenhaft,  mit  Aus- 
nahme der  Arme  verschwinden  die  Körperformen  unter  dem  Gewand.  Der  Kopf 
tritt  fast  frei  aus  dem  Grund  vor.  Die  einzelnen  Formen  zeigen  im  unteren  Teil 
des  Gesichts  eine  eindringendere  Naturbeobachtung  als  bei  den  früheren  Denkmälern; 
Haare  und  Ohren  sind  noch  ganz  ornamental  und  die  Augen  sind  schematisch  und 
leblos.  In  der  Individualisierung  ist  ein  bedeutender  Fortschritt  gemacht,  das  zeigt 
sich  namentlich  im  Profil.  Ob  darin  eine  Ähnlichkeit  mit  dem  Verstorbenen  ange- 
strebt, und  wie  weit  sie  erreicht  ist,  läßt  sich  nicht  entscheiden.  Auf  ein  anderes 
aber  möchte  ich  hinweisen.  Jede  intensive  Berufstätigkeit,  besonders  auf  gc:istigem 
Gebiete,  prägt  dem  Gesicht  ihrer  Träger  ihre  Spuren  auf  und  verleiht  ihnen,  ganz 
unabhängig  von  den  äußeren  Formen,  die  sehr  verschieden  sind,  gemeinsame  Züge. 
Ist  nun  dem  Meister  der  Grabplatte  Friedrichs  eine  persönliche  Charakteristik  noch 
nicht  gelungen,  den  Typus  des  Geistlichen  hat  er  wohl  erfaßt. 

In  Süddeutschland  ist  aus  einer  entsprechenden  Entwicklungsstufe  der  Bildnis- 
kunst der  um  etwa  achtzig  Jahre   spätere  Grabstein  des  Otto  Semoser   im  Dom  Tafei  xvi. 
zu   Freising  zu   nennen.     Semoser  war   Türhüter   des   1231    gestorbenen   Bischofs 
Gerold;  der  Stein  wird  bald  nach  seinem  Tode  gesetzt  sein.    Er  ist  in  flachem  Relief 
gehalten  und  ziemlich  roh  gearbeitet.    Die  Absicht,  ein  ähnliches  Bildnis  zu  geben, 


14  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

ist  unverkennbar;  als  Hauptmerkmal,  das  leicht  wiederzugeben  war,  ist  der  Bart 
zu  betrachten,  aber  auch  wenn  man  ihn  zudeckt,  behält  der  Kopf  ein  individuelles 
Gepräge,  welches  durch  die  falsch  gestellten,  oberflächlich  behandelten  Augen  beein- 
trächtigt, aber  nicht  aufgehoben  wird. 

Sehen  wir  die  Bildniskunst  hier  auf  einer  unentwickelten  Stufe,  so  finden  wir 
am  Oberrhein  ein  Denkmal  von  höchster  Bedeutung,  die  Baumeistertafel  im  Münster 
zu  Basel.  Unter  einer  Doppelarkade,  deren  Bögen  außen  von  Säulen,  in  der  Mitte 
von  einem  Engelskopf  getragen  werden,  sitzen  zwei  einander  zugewandte  Männer. 
Die  unvollständige  Inschrift 

HI  DVO  TEMPLI.HVIVS.  QVIA 
STRVCTVRE  FAMVLANTUR 
bezeichnet  sie  als  Baumeister,  wobei  unentschieden  bleibt,  ob  ihre  Tätigkeit  eine 
technische  oder  eine  administrative  war.  Daß  sie  an  dem  1185  begonnenen  Neubau 
des  Domes  tätig  waren,  steht  nach  der  stilistischen  Gesamthaltung  außer  Zweifel. 
Die  Proportionen,  die  Haltung,  die  Verkürzungen  und  der  Faltenwurf  sind  ziem- 
lich unbeholfen,  dagegen  sind  die  Köpfe  voll  des  individuellsten  Lebens,  daß  selbst 
die  absichtliche  Verstümmelung  der  Nasen  nur  wenig  Abbruch  tut. 

Der  Grabstein  des  Bischofs  Adelog  (t  1190)  im  Dom  zu  Hildesheim  läßt  ein 
gesteigertes  Streben  nach  Individualisierung  erkennen.  Stilistisch  steht  er  auf  der 
Entwicklungsstufe  der  Chorschranken  von  S.  Michael  und  des  Tympanons  von  S. 
Godehard.  Wenn  aber  ein  hervorragender  Kenner  für  den  Kopf  Adelogs  ein  spät- 
byzantinisches Relief  des  Victoria-  und  Albert-Museums  in  London  (Maskell  215) 
als  Analogon  heranzieht,  so  kann  ich  dem  nur  bedingt  soweit  zustimmen,  als  ich 
anerkenne,  daß  die  Formgebung  des  Meisters  von  byzantinischen  Werken  beeinflußt 
ist.  Allein  das  individuelle  Moment  ist  in  dem  Kopfe  Adelogs  so  stark,  daß  für  mich 
eine  eingehende  selbständige  Naturbeobachtung  außer  Zweifel  steht.  Man  beachte 
die  Bildung  des  Mundes,  die  Muskulatur  um  Wangen  und  Kinn  und  das  Ohr  und 
schließlich  das  Gesicht  im  ganzen.  Zu  vollem  Leben  ist  es  noch  nicht  durchgebildet, 
die  plastische  Darstellung  der  Augen  ist  noch  mangelhaft,  aber  es  unterscheidet 
sich  doch  in  seiner  ganzen  Anlage  von  Bildungen,  wie  den  schönen  Köpfen  im  Tym- 
panon  von  S.  Godehard  in  Hildesheim.  Die  Formbehandlung  ist  kompliziert,  die 
großen  Flächen  sind  in  viele  kleine  zerteilt.  Sind  in  dem  Kopfe  unzweifelhaft  die 
eigentümlichen  Züge  eines  deutschen  Mannes  wiedergegeben,  so  wissen  wir  freilich 
noch  nicht,  ob  es  die  Adelogs  sind.  Wir  werden  geneigt  sein,  das  anzunehmen, 
da  wir  wissen,  daß  die  mittelalterliche  Bildniskunst  mit  Erinnerungsbildern  arbeitet, 
aber  eine  Sicherheit  haben  wir  nicht;  es  ist  auch  möglich,  daß  der  Meister  aus  irgend 
einer  anderen  Erinnerung  als  der  an  Adelog  sein  Bild  geschaffen  hat^). 

* 

Früher  als  die  deutsche  Plastik  hat  die  französische  einen  monumentalen  Stil 
gewonnen;  seine  Entstehung  fällt  mit  dem  Werden  der  gotischen  Baukunst  zu- 
sammen und  nur  in  seiner  Bedingtheit  durch  die  enge  Verbindung  der  Plastik  mit 
der  Architektur  kann  er  voll  gewürdigt  werden.     Nur  der  höchsten  stilbildenden 


2)  Kemmerich,  Porträtplastik,  gibt  auf  S.  162  ein  Siegel  Adelogs,  das  mit  dem  Grab- 
stein nicht  übereinstimmt. 


Mitteilungen  aus  dem  Gernian.  Nationalmuseum.     1Q09. 


Taf.  VI. 


Die  Baumeistertafel  im  Münster  zu  Basel. 


Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses.    Tafel  XIX. 


'. 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  15 


Kraft  konnte  diese  rücksichtslose  Eingliederung  der  menschlichen  Gestalt  in  die 
architektonische  Komposition  gelingen.  Dabei  geht  es  nicht  ohne  Härte  ab,  sollte 
der  architektonische  Organismus  gewahrt  bleiben,  so  mußte  dem  somatischen  Organis- 
mus der  den  Säulen  vorgestellten  Figuren  Gewalt  angetan  werden,  die  Gestalten 
mußten  selbst  säulenhaft  werden,  nur  sie  erfahren  die  volle  Strenge  der  Stilisierung. 
Daß  dies  in  bewußter  künstlerischer  Absicht  geschehen  ist,  sehen  wir  an  den  kleinen 
Figuren  der  Bogenfelder  und  der  Archivolten,  welche  natürlicher  proportioniert 
und  freier  bewegt  sind.  Das  Wunderbare  an  dieser  Kunst  ist  aber,  daß  sich  zu  der 
strengsten  Stilisierung  der  frischeste  und  sicherste  Blick  in  die  Natur  gesellt.  Das 
kommt  vor  allem  den  Köpfen  zugute,  die  auch  bei  den  großen  Standfiguren  nicht 
von  der  Verschiebung  der  Proportionen  betroffen  werden.  Sie  zeugen  von  einem 
sicheren  Gefühl  für  das  Organische,  wir  nehmen  auch  ein  erstes  Aufleuchten  geistigen 
Lebens  wahr.  Es  ist  nicht  Naturnachahmung,  es  ist  Naturbeobachtung,  welche 
innerlich  verarbeitet  zu  Bildungen  von  stilvoller  Schönheit  führt.  Individuali- 
sierend zu  gestalten,  liegt  dieser  stilstrengen  Kunst  ferne,  sie  muß,  will  sie  nicht 
mit  sich  selbst  uneins  werden,  auf  das  T>T)ische  gehen.  Dieses  Bestreben  führt 
nicht  zu  einem  formal  einheitlichen  Kopftypus,  sondern  zur  Herausarbeitung  der 
Gesetzmäßigkeit  des  organischen  Baues.  Wohl  geht  ein  gemeinsamer  Zug  ethnischer 
Zusammengehörigkeit  durch  diese  Köpfe,  den  Viollet-le-Duc  richtig  als  gallisch  be- 
zeichnet —  noch  heute  begegnen  wir  diesen  schönen,  großflächigen  Gesichtern 
bei  den  Bauern  des  Limousin,  des  Perigord,  der  Bretagne  und  anderer  Landschaften 
Frankreichs  —  aber  die  künstlerische  Arbeit  ist  nicht  auf  Differenzierung  ins  Per- 
sönliche, sondern  auf  Vereinfachung  und  Größe  der  Form  gerichtet.  Fest,  ja  hart 
sind  die  Flächen  gegeneinander  gestellt,  die  Übergänge  sind  sicher  vermittelt  und 
oft  werden  sehr  zarte  Formen  erreicht.  Einfachheit  und  Größe  der  Formen  bleibt 
auch  in  der  Frühzeit  des  13.  Jahrhunderts  das  Ziel,  dem  die  Plastik  zustrebt.  Den 
Höhepunkt  bezeichnet  vielleicht  der  großartige  Kopf  Christi  am  Pfeiler  des  Mittel- 
portals von  Amiens.  Der  Typus  der  Köpfe  ist  nun  einheitlich  geworden,  wir  be- 
gegnen den  gleichen  Kopfformen  in  Paris  und  Chartres,  in  Amiens  und  an  den  älteren 
Figuren  in  Reims.  Milde  Hoheit  spricht  aus  diesen  Köpfen,  aber  die  Intensität 
des  geistigen  Lebens,  die  am  Westportal  von  Chartres  zuerst  aufleuchtet,  hat  ab- 
genommen, ja  einer  oder  der  andere  erscheint  etwas  leer. 

Dann  wird  Reims  der  Mittelpunkt  und  die  Hochschule  der  Bildhauerkunst. 
Hier  arbeiten  Meister  verschiedener  Richtungen  nebeneinander,  ja  es  werden,  wie 
bei  der  Darstellung  im  Tempel  am  Mittelportal,  Werke  verschiedener  Hände,  deren 
Stil  keineswegs  gleichartig  ist,  zu  einer  Gruppe  zusammengestellt.  Die  Überfülle 
plastischen  Schmuckes  an  der  Kathedrale  von  Reims  konnte  nur  in  langer  Arbeit 
ausgeführt  werden,  der  Stil  wird  im  Laufe  der  Zeit  homogen,  in  den  Köpfen  ent- 
wickelt sich  der  feine,  sensitive  Kopftypus,  den  wir  nicht  mehr  gallisch,  sondern 
französisch  nennen  müssen.  Diese  Menschen  sind  die  Träger  einer  hohen,  fast  über- 
reifen Kultur.  Die  Formen  werden  kleiner  und  mehr  im  einzelnen  durchgebildet. 
Der  Typus  ist  anfangs  ein  idealer,  aber  er  wird  bald  in  das  Individuelle  abgewandelt, 
in  das  Individuelle  im  Sinne  geschlossener  Persönlichkeit,  nicht  im  Sinne  des 
realistischen  Porträts. 


16 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES  BILDNISSES. 


Beispiele  sind  der  heilige  Joseph  bei  der  Darstellung  im  Tempel,  die  Königin 
von  Saba  und  der  als  S  a  1  o  m  o  oder  Abiathar  bezeichnete  Mann,  ein  König 
auf  einem  Strebepfeiler  der  Nordseite  u.  a.  Einige  Köpfe  aber,  wie  der  des  älteren 
Jakobus  können  kaum  anders,  als  in  Anlehnung  an  bestimmte  Gestalten  der 
Wirklichkeit  entstanden  sein.    Daneben  tritt  in  den  Köpfen,  welche  die  Archivolten 


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der  Fenster  stützen,  etwas  ganz  Neues  in  die  Erscheinung,  die  sichere  Erfassung 
momentaner  Stimmungen  in  den  flüchtigen  Regungen  des  Mienenspiels.  Diese 
Köpfe  sind  mit  frischem  Humor  gestaltet,  das  Charakteristische  ist  bis  zur  Kari- 
katur zugespitzt,  an  sprühendem  Leben  haben  sie  wenig  ihres  Gleichen.  Hier 
waltet  die  sicherste  Gestaltungskraft  mit  voller  Freiheit. 

Nach  alledem  muß  der  französischen  Plastik  des  13.  Jahrhunderts  die  Fähig- 
keit zum  Bildnis  im  voraus  zugesprochen  werden;  sehen  wir  aber  die  Monumente, 
insbesondere  die  Grabmäler  an,  so  bemerken  wir,  daß  sie  von  dieser  Fähigkeit  erst 
spät  einen  beschränkten  Gebrauch  gemacht  hat.  Die  in  Erz  gegossenen  Denk- 
mäler der  Bischöfe  Evrard  de  Fouilloy  (t  1222)  und  Geoffroy  d'Eu  (f  1237)  in 
der  Kathedrale  zu  Amiens,  streng  und  schön  stilisierte  Arbeiten,  halten  sich  ganz 
im  Typischen.  1203  ließ  Ludwig  der  Heilige  die  Denkmäler  der  französischen  Könige 
in  Saint-Denis  ausführen;  daß  diese  Bilder  nicht  ikonisch  sein  konnten,  ist  selbst- 
verständlich, aber  es  ist  an  ihnen  auch  nicht  der  Versuch  gemacht  worden,  in  dem 
Sinne  zu  individualisieren,  wie  an  manchen  Idealstatuen  der  Zeit,  sie  sind  nicht 
nur  im   Stil,  sondern  auch  in   den   Formen  gleichartig. 

Als  das  erste  authentische  Königsbildnis  gilt  die  Statue  Philipps  des  Kühnen 
(t  1285)  in  Saint  Denis.  Auch  dieses  Denkmal  ist  erst  lange  nach  dem  Tode  des 
Königs,  zwischen  1299  und  1307,  von  Pierre  Chelles  und  Jean  d'Arras  ausgeführt. 
Hier  ist  alles  individuell;  der  ganze  Organismus  wie  die  Einzelheiten,  der  Umriß 
des  Gesichts,  die  breite  Stirne,  die  geschlitzten  Augen,  der  breite  Mund  mit  den 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  17 


dünnen  Lippen  sind  sicher  erfaßt  und  sehr  lebendig  dargestellt.  Es  ist  anzunehmen, 
daß  der  Kopf  nach  einer  Totenmaske  gearbeitet  ist,  denn  wenn  fünfzehn 
oder  zwanzig  Jahre  nach  dem  Tode  des  Königs  sein  Bild  nicht  mehr  nach  der  Er- 
innerung geschaffen  werden  konnte,  so  war  doch  der  zeitliche  Abstand  noch  nicht 


so  groß,  daß  man  eine  fremde  Individualität  substituieren  durfte.  Man  hatte  nur  die 
Wahl  zwischen  einem  authentischen  Bildnis  oder  einem  typischen  Idealbilde.  Bei 
allem  Streben  nach  individueller  Charakteristik  bleibt  der  Kopf  ganz  im  großen 
Stil  der  Zeit,  der  völlige  Objektivität  in  der  Wiedergabe  der  Natur  noch  ferne  lag. 


In  und  mit  der  gotischen  Architektur  hat  sich  die  französische  Plastik  zu 
monumentaler  Größe  aufgeschwungen,  mit  ihr  kommt  sie  nach  Deutschland.  Der 
Boden  war  wohl  vorbereitet;  auch  die  deutsche  Kultur  stand  auf  ihrem  Höhepunkt. 
Es  war  die  Zeit  der  großen  Hohenstaufen,  in  der  es  wenigstens  dem  Adel  des  armen 
deutschen  Volkes  einmal  vergönnt  war,  sich  frei  in  vornehmen  Lebensformen  zu 
bewegen;  die  Zeit,  deren  Kinder  wir  aus  einer  lebendig  sprechenden  Geschichte 
wie  der  Ottos  von  Freising  und  mehr  noch  aus  den  großen  Dichtungen  kennen. 
Friedrich  Barbarossa,  Friedrich  IL,  Hagen,  Günther  und  Brunhilde,  Kriemhilde, 
Dietrich  von  Bern,  Parzival,  Tristan  und  Isolde  kennen  wir  alle  als  einheitliche,  große 
Menschen.    Das  Wort  des  Dichters: 

„Es  sind  nicht  Schatten,  die  der  Wahn  erzeugte, 
Ich  weifs  es,  sie  sind  ewig,  denn  sie  sind" 
gilt  auch  von  ihnen.    Die  Zeiten,  da  Lebensbeschreibungen  mühsam  aus  Bruch- 
stücken von  Heiligenlegenden  und  klassischen  Autoren  zusammengestellt  wurden, 
sind  vorüber,  die  Charaktere  werden  mit  voller  Klarheit  geschaut  und  dargestellt 
und  sie  bestimmen  mit  Notwendigkeit  das  Tun  und  Lassen  der  Leute. 

Es  ist  bekannt,  daß  einige  der  höfischen  Epen  von  Frankreich  übernommen 
sind,  ebenso  bekannt  ist,  daß  in  den  deutschen  Bearbeitungen  die  Charakteristik 
vertieft,  die  Individualisierung  verschärft  ist.  Das  gleiche  Verhältnis  gewahren 
wir  in  der  bildenden  Kunst.  Die  formale  Höhe  der  französischen  Plastik  wird  nur 
ganz  selten   erreicht,   die   Individualisierung  ist   tiefer   und  reicher. 

Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1909.  9 


18  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Die  Orte,  in  welchen  die  französische  Architektur  am  frühesten  Eingang  findet, 
sind  auch  die,  an  welchen  zuerst  —  und  leider  fast  allein  —  eine  große,  monumen- 
tale Plastik  ersteht.  Die  Hauptstätten  sind  Straßburg,  Freiburg,  Bamberg  und 
Naumburg.  Aber  die  Ausgangspunkte  sind  für  die  Plastik  andere,  als  für  die 
Architektur.  Für  diese  waren  neben  den  Cisterzienserbauten  einige  Kirchen  des 
Soissonnais  und  vor  allen  die  Kathedrale  von  Laon  bestimmend.  Die  Anregungen 
für  die  Plastik  gehen  erst  von  den  seitlichen  Vorhallen  der  Kathedrale  von  Chartres, 
dann  von  Reims  aus.  Paris  und  Amiens  waren  nicht  in  dem  Maße  vorbildlich,  als 
man  erwarten  möchte.  Auch  das  wenige,  was  von  den  Skulpturen  der  Kathedrale 
in  Laon  erhalten  ist,  läßt  annehmen,  daß  weitreichende  Einwirkungen  von  da  nicht 
ausgegangen  sind. 

Wie  die  Werkstätten  zusammenhängen,  ist  bis  jetzt  nicht  einwandfrei  nach- 
gewiesen und  wird  wohl  nie  vollständig  aufgeklärt  werden  können.  Das  Nächst- 
liegendste und  Wahrscheinlichste  bleibt  immer,  daß  deutsche  Steinmetzen  in  fran- 
zösischen Hütten  gearbeitet  und  ihre  Errungenschaften  in  der  Heimat  verwertet 
haben.  Freilich  ist  es  noch  in  keinem  einzigen  Fall  gelungen,  irgend  ein  Werk  des 
Straßburger,  Bamberger  oder  eines  anderen  deutschen  Meisters  in  Frankreich  nach- 
zuweisen. Allein  damit  ist  nichts  gegen  ihre  Mitarbeit  an  den  großen  Figurenzyklen 
der  französischen  Kathedralen  bewiesen,  denn  eine  leitende  Stellung  nahmen  sie 
nicht  ein,  und  der  Gehilfe  und  Schüler  fügt  sich  der  Art  des  Meisters,  sein  Wesen 
offenbart  sich  erst  im  eigenen  Schaffen.  Es  ist  die  Ansicht  ausgesprochen  worden, 
deutsche  Steinmetzen  hätten  Studienreisen  nach  Frankreich  gemacht  und  in  Skizzen- 
büchern die  Motive  gesammelt.  Das  widerspricht  mittelalterlichem  Brauche.  Ein 
und  der  andere  mag  ja  auf  seiner  Wanderschaft  Zeichnungen  gesammelt  haben;  ein 
solches  Skizzenbuch  aus  dem  13.  Jahrhundert  ist  in  dem  Album  des  Villard  von 
Honnecourt  erhalten.  Aber  die  Wanderschaft  hatte  das  reale  Ziel,  Arbeit  und 
Verdienst  zu  finden.  Und  allein  durch  Zeichnen  nach  architektonischen  oder  plas- 
tischen Werken  eignet  man  sich  deren  Stil  nicht  an.  Ein  anderer  Weg  der  Über- 
tragung ist  denkbar.  Franzosen  können  in  Deutschland  gearbeitet  haben.  Villard 
von  Honnecourt  war  in  Kaschau  tätig,  vielleicht  war  auch  der  erste  Meister  des 
Doms  zu  Köln  ein  Franzose.  Aber  ein  Werk  der  großen  Plastik,  das  ich  einem 
Franzosen  zuschreiben  könnte,  habe  ich  in  Deutschland  noch  nicht  gesehen.  So 
groß  in  einzelnen  Fällen  die  stilistische  Verwandtschaft  der  deutschen  Plastik  des 
13.  Jahrhunderts  mit  der  französischen  ist,  in  ihrem  ethnischen  Wesen  ist  sie  durch- 
aus deutsch.  Deutsch  ist  die  intensive  psychologische  Charakteristik,  deutsch  die 
körperliche  Erscheinung  der  Gestalten.  Ausnahmsweise  sehen  wir  slavische  Typen, 
ab  und  zu  französische.  Ihre  formale  Größe  aber  verdankt  sie  der  Schulung  an 
der  monumentalen  Plastik  Frankreichs. 

Arbeiten  eines  Franzosen  hat  man  in  den  Figuren  der  Ecclesia  und 
Synagoge  am  Südportal  des  Straßburger  Münsters  erkennen  wollen.  Daß 
sie  mit  den  Skulpturen  der  seitUchen  Vorhallen  von  Chartres  zusammenhängen, 
steht  außer  Zweifel.  Kad  Franck  hat  die  Bewegungsmotive  der  beiden  Figuren 
feinsinnig  analysiert  und  psychologisch  gedeutet,  so  daß  darauf  hier  nicht  zurück- 
zukommen ist.  In  den  beiden  Figuren  ist  dem  Organismus  zu  Gunsten  des  Aus- 
drucks mehr  Gewalt  angetan,  als  je  ein  Franzose  über  sich  gebracht  hätte.    Und 


Mitteiluii<j:en  aus  dem  Gennaii.  Nationalniuseuni.     190Q. 


Taf.  VII, 


Mitteilungen  aus  dem  (lerman.  National niuseum,     1909: 


Taf.  VII 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  IQ 


wie  die  .ejanzen  Figuren,  so  sind  auch  die  Köpfe  deutsch.  Auch  sie  sprechen  den 
Grundgedanken  des  Sieges  der  Kirche  über  die  Synagoge,  der  in  den  beiden  Ge- 
stalten verkörpert  ist,  klar  aus.  Stolzes  Siegesbewußtsein  spricht  aus  der  Kopf- 
haltung, der  leichten  Spannung  der  Lippen  und  dem  Blick  der  Ecclesia,  widerstands- 
los, ohne  Hoffnung,  neigt  die  Synagoge  ihr  Haupt.  Aber  die  hocherregten  Empfin- 
dungen finden  ihr  Maß  in  der  vollendeten  Schönheit  dieser  Köpfe.  Es  sind  ideale 
Charakterköpfe,  in  den  Dienst  einer  Idee  gestellt,  die  wohl  die  innere  Einheit  persön- 
lichen Wesens  klar  zur  Schau  tragen,  nicht  aber  individuelle  Besonderheiten  der 
äußeren  Formen.  Das  mag  in  der  Art  des  Meisters,  es  mag  ebensowohl  in  seiner  fran- 
zösischen Schulung  begründet  sein. 

Auch  in  den  Figuren  der  Frei  burger  Vorhalle,  welche  die 
reichste  Abstufung  innerer  Bewegungen  klar  aussprechen,  ist  jeder  Anklang  por- 
trätmäßiger Formgebung  vermieden. 

Um  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  ist  die  jüngere  Reihe  der  großen  Skulpturen 
im  Dom  zu  Bamberg  entstanden.  Sie  ist  in  den  letzten  Jahren  der  Gegenstand  ein- 
gehender Untersuchungen  gewesen.  Als  Ergebnis  kann  gelten:  Der  Meister  ist  ein 
Deutscher,  der  seine  Lehrzeit  in  Bamberg  durchgemacht  und  dann  in  Reims  gearbeitet 
hat.  Er  hat  sich  die  Technik  und  die  Formbehandlung  des  Meisters  angeeignet, 
der  damals  die  bedeutendsten  Figuren  des  Hauptportals  geschaffen  hat,  und  es  ist 
nicht  schwer,  an  einzelnen  seiner  Figuren  Anklänge  an  Gestalten  der  Kathedrale 
von  Reims  wahrzunehmen.  Aber  man  gehe  darin  nicht  zu  sehr  ins  Einzelne  und 
mache  den  Meister,  der  unter  den  deutschen  Bildhauern  aller  Zeiten  eine  der  ersten. 
Stellen  einnimmt,  nicht  zu  einem  unfreien  Eklektiker;  denn  die  äußerlich  formalen 
Schulgewohnheiten  berühren  kaum  seine  kraftvolle  Eigenart. 

Die  Figur  des  heiligen  Petrus  an  der  Adamspforte  ist  im  Motiv  dem  Salomo 
vom  Hauptportal  von  Reims  verwandt,  aber  aus  dem  begeistert  aufblickenden  Seher 
ist  ein  Charakter  von  schroffer  Energie  geworden.  Der  alte  Bamberger  Geist  des 
Kampfes  und  Widerspruchs,  der  die  Propheten  des  Georgenchors  beseelt,  spricht 
auch  aus  den  zusammengezogenen  Brauen  und  dem  stechenden  Blick  seiner  Augen. 

Abgeklärter  ist  der  Kaiser  Heinrich,  der  ihm  gegenübersteht,  ein  Charakter 
von  kräftigem  Ernst  und  milder  Hoheit,  mit  einem  kleinen  Rest  von  Beschränktheit 
behaftet.  Der  Organismus  des  Kopfes  ist  gut  erfaßt  und  einheitlich  durchgeführt. 
Die  Formen  des  hohen  Stils  sind  durchaus  festgehalten,  doch  maßvoll  ins  Indivi- 
duelle abgewandelt. 

Auch  aus  den  Zügen  der  Kaiserin  Kunigunde  spricht  eine  stille  Hoheit, 
."=1'^  ist  bei  mäßigem  formalen  Reiz  von  innerer  Schönheit  der  Seele  belebt.  Auch 
bei  ihr  liegt  der  Wert  zuerst  in  der  Charakteristik. 

In  der  Gruppe  der  Heimsuchung  ist  der  Kopf  der  M  a  1  i  a  nicht  ein- 
heitlich geraten,  die  Behandlung  der  Augen  ist  schwach  und  entspricht  nicht  der 
tiefen  Formenfülle  der  unteren  Gesichtshälfte.  Dagegen  ist  Elisabeth  eine 
ganz  große  Charakterfigur  voll  leidenschaftlicher  Begeisterung.  In  dem  Kopf  ist 
eine  seltene  Tiefe  seelischen  Ausdrucks,  er  hat  eine  matronenhafte  Schönheit,  einzelne 
naturalistische  Züge  geben  ihm  ein  ganz  individuelles  Gepräge. 

Gleich  bedeutend  ist  der  herrliche  Kopf  des  Reiters.  An  Fülle  des  Lebens 
ist  er  das  Höchste,  was  der  Bamberger  erreicht  hat.    Der  Zusammenhang  mit  dem 


20  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES  BILDNISSES. 

Kopfe  eines  Königs  in  Reims  ist  doch  nur  im  Motiv  gelegen.  Der  Reiter  in  Bamberg 
scheint  wieder  die  Anregung  zum  Reiterdenkmal  Ottos  I.  in  Magdeburg  gegeben  zu 
haben. 

Der  Bamberger  Meister  überragt  an  Kraft  der  Charakteristik  alle  deutschen 
Bildhauer  des  13.  Jahrhunderts,  sein  eigenes  Pathos  spricht  aus  seinen  Gestalten. 
In  der  Frühzeit  des  13.  Jahrhunderts  beginnt  die  französische  Kunst  auch  in 
Niedersachsen  einzuwirken.  Aber  wie  die  Architektur  der  französischen  frei 
gegenübersteht,  so  wahrt  auch  die  Plastik  ihre  Selbständigkeit.  Sie  besaß  schon 
eine  feste  alte  Überlieferung,  die  ihr  Recht  behauptete.  Man  ist  den  byzantinischen 
und  französischen  Quellen  dieser  Kunst  bis  ins  Einzelne  nachgegangen.  Das  ist 
gut  und  löblich.  Aber  es  ist  notwendig,  daß  nun  auch  ihr  eigenes  Wesen  gebührend 
beachtet  werde,  denn  in  ihr  hat  die  deutsche  Plastik  ihre  Sonnenhöhe  erreicht. 

Im  dritten  und  vierten  Jahrzehnt  des  13.  Jahrhunderts  besteht  eine  Schule, 
deren  Tätigkeit  sich  vorwiegend  in  Obersachsen  entfaltet.  Die  Skulpturen 
in  Wechselburg  und  die  goldene  Pforte  in  Freiberg  sind  ihre 
Hauptwerke.  Gegenüber  den  Aposteln  in  Hildesheim  und  Halberstadt  ist  die  Auf- 
fassung des  Organismus  in  den  Proportionen,  Bewegungen  und  Formen  freier  und 
sicherer  geworden.  Ein  idealer  Kopftypus  hat  sich  ausgebildet,  die  Gesichter  sind 
breiter  geworden,  ihr  Umriß  ist  ein  kurzes  Oval.  Unverkennbar  ist  das  Streben 
nach  formaler  Schönheit,  Ausdruck  und  Charakteristik  stehen  dagegen  zurück. 
Schmerzliche  Gefühle,  wie  sie  in  den  Köpfen  von  Maria  und  Johannes  in  der  Kreuzi- 
gungsgruppe von  Wechselburg  ausgesprochen  werden,  gehen  nicht  tief.  Auch  die 
Individualisierung  der  Formen,  wozu  eine  Reihe  von  Grabmälern  Anlaß  geboten 
hätte,  liegt  nicht  in  den  Absichten  der  Schule.  Freilich  sind  es  mit  einer  Ausnahme 
Denkmäler  für  längst  Verstorbene,  Markgraf  Dedo  und  seine  Gemahlin 
(t  1190),  Heinrich  der  Löwe  und  seine  Gemahlin  (t  1195)  und 
eine  Äbtissin  von  Quedlinburg  (f  zwischen  1227  und  1232).  Das 
Gesicht  der  letzten,  bei  der  objektive  Ähnlichkeit  am  ehesten  vermutet  werden 
könnte,  ist  so  beschädigt,  daß  es  keinen  Aufschluß  mehr  ^eben  kann,  die  anderen 
halten  sich  im  Typus  der  Schule.    Es  sind  schöne,  vornehme  Personen  ohne  ausge- 

afei  XXII.  sprochene  Individualität.  Bei  Heinrich  dem  Löwen  im  Dom  zu  Braunschweig 
möchte  man  den  energischen  Willen  im  Schnitt  des  Mundes  erkennen,  aber 
es  ist  doch  kaum  mehr  als  eine  leise  Andeutung.    Diese  Denkmäler  dürften  um  1230 

Fafei  XXII.  ausgeführt  sein.  Etwas  jünger  ist  das  Denkmal  des  Grafen  Wipert  von  Groitzscii 
(t  1124)  in  der  Kirche  zu  Pegau,  vielleicht  ein  Jugendwerk  des  Meisters 
der  Stifter  im  Dom  zu  Naumburg.  Die  Gewandung  folgt  dem  Stil  der  anderen  Denk- 
mäler, im  Kopf  befreit  sich  der  Meister  vom  Typus,  der  noch  nachklingt,  aber  ins 
Individuelle  abgewandelt  ist.  Die  volle  Unterlippe,  der  Bogen  der  Augenbrauen, 
der  suchende  BHck  der  tiefliegenden  Augen  sind  der  Natur  abgelauschte  Züge.  Wir 
fühlen  uns  an  rothaarige  Leute  erinnert,  denen  wir  schon  begegnet  sind. 

Um  1250  folgen  die  zwölf  Statuen  der  Stifter  im  Dom  zu  Naum- 
burg, die  großartigste  Reihe  von  Idealbildnissen,  welche  je  geschaffen  worden 
ist.  Sie  muten  uns  an  wie  die  Helden  des  Nibelungenliedes.  An  ruhiger  Größe  haben 
sie  in  der  deutschen  Kunst  nicht  ihres  Gleichen.  Ein  ganz  großer  Meister  hat  hier 
die  Überheferung  der  Schule,  die  Kenntnis  gotischer  Kunst  und  eindringende  Natur- 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  NationaJnuiseum.     lOOQ. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  21 


beobachtung  zu  einem  ihm  eigenen,  freien  und  großen  Stil  verarbeitet,  dem  ein  kleiner 
Rest  von  Archaismus  den  Reiz  des  Aufstrebenden  wahrt     Die  Köpfe  sind  alle  ver- 
schieden, jeder  ganz  einheitlich  und  individuell,  ohne  kleinlichen  Realismus.     Ver- 
schiedenes Geschlecht,  verschiedene  Altersstufen,  verschiedene  Charaktere  und  Stim- 
mungen werden  schlicht  und  wahr  und  ganz  überzeugend  gegeben.    Alles  Fremde 
ist  hier  überwunden,  rein  deutscher  Kunstgeist  waltet,  und  er  hat  sich  kaum  je 
wieder   so  mächtig   offenbart.    Markgraf  Ekkehard   ist  das  Bild  eines  deutschen     rafei  xxii 
Fürsten  in  voller  Manneskraft,  herb  und  ernst,  von  derben  Formen.     Fine  milde, 
freundliche  Ge^^innung  spricht  aus  den  Zügen  der  Markgräiin  Regelindis,  der  Ge-    lafei  xxii 
mahlin  von  Ekkehards  Bruder  Hermann.     Ist  im  Typus  dieses  Kopfes  die  slavische 
Abstammung  der    Fürstin  angedeutet;  ist  er  ein  Nachklang  von  den    Köpfen  der 
klugen  und  törichten  Jungfrauen  an  der  Brautpforte  oes  Domes  zu  Magdeburg? 
Der  Naumburger  Dom  birgt  noch  ein  Denkmal,  das  seiner  ganzen  Haltung 
nach  als  Bildnis  betrachtet  werden  muß,  das  Denkmal  eines  Bischofs  im  hohen 
Chor.    Die  Ähnlichkeit  mit  Siegelbildern  läßt  mit  ziemlicher  Sicherheit  annehmen, 
daß    Bischofs  Dieirich  II.    (t   1273)   dargestellt   ist.     Aber   es    ist   fraglich,    ob    Tafei  xxiv 
es  sein  Grabmal  oder  ein  Denkmal  ist,  das  er  einem  seiner  Vorgänger  errichtet  hat. 
Ich  will  mir  die  Lösung  dieser  Frage  nicht  anmaßen,  eine  subjektive  Meinung  aber 
darf  ich  aussprechen.    Daß  die  Idealbildnisse  Verstorbener  im  Anschluß  an  die  Er- 
scheinung Lebender  gestaltet  wurden,  ist  bekannt,  die  ganze  Reihe  der  Naumburger 
Stifter  beweist  es.   Aber  sie  lassen  ebenso  wie  Dedo,  Heinrich  der  Löwe  und  Wipert 
klar  erkennen,  daß  der  mit  einem  Denkmal  Geehrte  als  ein  schöner  Mensch  darge- 
stellt wurde.    Der  dicke  Bischof  im  Naumburger  Dom  ist  weder  nach  dem  Begriff 
des  13.  noch  nach  dem  des  20.  Jahrhunderts  schön.    Er  war  nicht  geeignet,  das  Modell 
für  das  Denkmal  eines  anderen  abzugeben.    Und  wissen  wir  denn,  ob  dieser  Grab- 
stein, der  mehr  als  sechshundert  Jahre  alt  ist,  immer  im  Ostchor  gelegen  ist  ?    Ich 
glaube,  daß  das  Grabmal,  auf  dem  Bischof  Dietrich  II.  dargestellt  ist,  auch  sein  Grab- 
mal ist.    Die  Auffassung  ist  nicht  so  groß;  die  Ausführung  weniger  sorgfältig  als  die 
der  Stifter,  aber  die  Formen  sind  sicher  erfaßt  und  frisch  wiedergegeben,  sodaß  wir 
den  Mann  lebendig  vor  uns  sehen. 

Vollen  Porträtcharakter  hat  auch  das  Grabmal  eines  Grafen  von  Katzen-  Tafei  xxv. 
einbogen  aus  dem  Ciarenkloster  in  Mainz,  jetzt  im  Museum  zu  Wiesbaden.  Der 
Wille  zu  realistischer  Darstellung  ist  hier  größer  als  das  Können;  der  Kopf  wird  durch 
die  zu  hoch  gerückte  Nasenwurzel  und  den  schematischen  Übergang  von  ihr  zu  den 
Augenbrauen  entstellt,  aber  die  Tränensäcke  unter  den  Augen  und  der  schiefe  Mund 
sind  individuelle  Formen,  die  nicht  von  einem  beliebigen  Modell  genommen  sind. 
Noch  klingt  in  diesem  Denkmal  des  frühen  14.  Jahrhunderts  der  hohe  Stil  des  13. 
nach,  wenn  auch  die  sichere  Beherrschung  der  Form  nachgelassen  hat.  Von  dem- 
selben Meister  ist  der  Grabstein  des  Wigand  von  Wanebach  (t  1322)  im 
Dom  zu  Frankfurt. 

Das   Denkmal    Rudolfs   von    Habsburg    im   Dom   zu    Speier   ist,   wie   wir  Tafei  xxv. 
gesehen  haben,  vor  dem  Tode  des  Kaisers  gemacht  worden.    Wir  möchten  gerne 
wissen,  wie  weit  das  Denkmal  die  Bildnistreue,  die  es  angestrebt  hat,  erreicht  hat. 
Leider  ist  es  nicht  unversehrt  geblieben.    Es  ist  fraglich,  ob  es  jemals  über  dem  Grab 
des  Kaisers  angebracht  war.    Bei  den  Ausgrabungen  im  Jahre  1900  fand  man  Reste 


2^  BEITRAGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

einer  anderen  Platte.  Das  hinderte  jedocli  nicht,  daß  auch  das  erhaltene  Denkmal 
im  Dom  aufgestellt  war.  1812  wurde  es  in  der  profanierten  Johanniterkapelle  auf- 
gefunden. 1815  kam  es  wieder  in  den  Dom  und  wurde  von  dem  Bildhauer  Gottfried 
Renn  restauriert.  Die  Platte  war  in  zwei  Stücke  zerschlagen  und  an  Nase,  Mund 
und  Kinn  beschädigt,  auch  die  Hände  fehlten.  Als  Grundlage  der  Ergänzung  diente 
ein  Gemälde  aus  dem  frühen  16.  Jahrhundert  in  der  Ambraser  Sammlung,  auf  dem 
der  Grabstein  in  natürlicher  Gröf3e  dargestellt  ist.  Ein  großer  Meister  hat  es  nicht 
gemalt,  und  es  stimmt  namentlich  in  der  Stirn  und  den  Augen  wenig  mit  dem  Grab- 
stein überein,  auch  der  Zug  des  Mundes  ist  anders.  Wie  weit  die  Ergänzungen  gehen, 
läßt  sich  an  unserem  Gipsabguß  nicht  feststellen.  Aber  auch  die  erhaltenen  Teile 
sind  überarbeitet.  Die  Ergänzungen  sind  gewissenhaft  gemacht,  und  die  Anlage 
des  Kopfes  ist  so  individuell,  daß  wir  annehmen,  ein  ziemlich  genaues  Bild  des  Kaisers 
zu  besitzen.  Der  Stil  ist  durch  die  Überarbeitung  verwischt.  Das  Gemälde  dürfte 
zur  Vorlage  für  das  Standbild  Rudolfs  am  Grabmal  Maximilians  bestimmt  gewesen 
sein. 

Das  Denkmal  des  Erzbischofs  Siegfried  von  Eppstein  im  Dom  zu  Mainz 
(t  1249)  kann  ich  aus  stilistischen  Gründen  erst  dem  späteren  13.  Jahrhundert  zu- 
weisen. Es  enthält  individuelle  Züge,  aber  es  bleibt  sehr  fraglich,  ob  sie  auf  eine 
sichere  Tradition  zurückgehen^). 

Dem  frühen  14.  Jahrhundert  gehören  die  Figuren  an  den  Strebepfeilern  des 
Turmes  zu  Freiburg  im  Breisgau  an.  Den  hohen  Standpunkten  entsprechend  sind 
die  Formen  groß  und  breit  behandelt  und  die  Flächen  scharf  gegeneinander  abgesetzt. 
Selbstverständlich  sind  die  meisten  Phantasieschöpfungen  ohne  Individualisierung. 
Von  den  sitzenden  Stiftern  der  untersten  Reihe  machen  die  zwei  am  südlichen  Strebe- 
pfeiler der  Westseite  und  an  dem  Strebepfeiler  nördlich  neben  dem  Portal  eine  Aus- 
nahme. Die  Individualisierung  geht  jedoch  nicht  tief.  Es  sind  wohl  Idealbilder, 
der  ältere  Mann  wird  als  Herzog  B  e  r  t  h  0  1  d  V.  v  0  n  Z  ä  h  r  i  n  g  e  n  (f  1218), 
der  jüngere  als  Graf  Egin  V.  von  Freiburg  (t  123O)  bezeichnet,  allein 
die  Deutung  ist  unsicher.  Eine  ganz  ausgesprochene  persönliche  Eigenart  haben 
dagegen  die  Züge  des  Mönches,  an  der  nordöstlichen  Ecke  des  Turmes,  in  der  dritten 
Reihe,  in  dem  man  früher  Albertus  Magnus,  jetzt  mit  mehr  Recht  Bernhard 
von  Clairvaux  erblickt;  und  noch  mehr  ein  Kopf  der  als  Konsole  unter  der 
Galerie  steht,  die  den  unteren  Teil  des  Turmes  abschließt.  Die  Benennung  Erwin 
von  Steinbach  ist  willkürlich  und  falsch,  Erwin  hat  nie  etwas  mit  dem  Freiburger 
Münster  zu  tun  gehabt,'  daß  es  aber  der  Kopf,  eines  Baumeisters  ist,  ist  nicht 
unwahrscheinlich.    Die  Einfachheit  und  Größe  der  Formgebung  ist  bewundernswert. 

*  *  * 

Von  den  ersten  eigenen  Regungen  der  deutschen  Kunst  in  der  Frühzeit  des 
11.  Jahrhunderts  bis  nach  der  Mitte  des  12.  vermag  die  Plastik  unbewußt  wohl  den 
ethnischen  Charakter  der  Köpfe  annähernd  zu  geben,  wohl  auch  bewußt  da  und 
dort  einzelne  porträtmäßige  Züge  in  die  Darstellung  hineinzutragen,  zu  einer  durch- 
geführten Individualisierung  kommt  sie  niclit.  weil  der  Organismus  überhaupt  nur 

3)  Die  Siegel  Siegfrieds,  deren  eines  Kemmericli,  Porträtplastik  S.  218  mitteilt,  sprechen 
dafür. 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     IQOQ. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  23 


mangelhaft  erfußt  wird.  Die  Beobachtung  ist  noch  niclit  so  vertieft,  daß  sie  die 
Fülle  der  individuellen  Formen  erfassen,  das  wesentliche  auslesen  und  darstellen 
könnte.  Und  die  Anforderungen  der  Beschauer  gingen  in  dieser  Frühzeit  so  wenig 
über  das  hinaus,  was  die  Künstler  zu  leisten  vermochten  als  heute.  Die  Kunst  ver- 
harrt notwendig  im  Typischen.  Von  solchen  Anfängen  kann  die  Entwicklung  ent- 
gegengesetzte Wege  gehen,  sie  kann  die  Typen  festhalten  und  formal  vollenden, 
oder  sie  kann  aus  dem  Typus  heraus  nach  individueller  Gestaltung  streben.  Der 
germanische  Kunstgeist  wies  den  zweiten  Weg;  die  Erreichung  des  Ziels  wird  durch 
die  allgemeinen  Kulturverhältnisse  gefördert  und  gehemmt,  sie  tragen  einen  inneren 
Widerspruch  in  der  Entwicklung.  Eine  individualisierende  Kunst  kann  sich  nur 
durch  dauernde,  eindringende  Naturbeobachtung  entwickeln.  Die  christliche  An- 
schauung von  der  Verderbtheit  der  Natur  war  dem  nicht  günstig.  Icii  betone  noch- 
mals, daß  man  dieses  Hemmnis  nicht  überschätzen  soll,  aber  es  war  vorhanden 
und  darf  nicht  übersehen  werden.  Dazu  waren  in  den  Kunstwerken,  welche  die 
Kirche  vom  Orient  herüberbrachte,  die  Aufgaben,  an  denen  man  arbeitete,  schon 
gelöst.  Man  geriet  in  die  Abhängigkeit  von  w^esensfremden  Vorbildern,  aus  der 
man  sich  nur  langsam  befreien  konnte.  Die  mittelalterliche  Kunst  hat  den  Ge- 
samtorganismus des  Körpers  nie  völlig  beherrscht.  Selbst  aie  Naumburger  Stifter, 
so  fest  sie  zu  stehen  scheinen,  sind  da  und  dort  bresthaft. 

Auf  der  anderen  Seite  wirkt  die  Geistigkeit  der  christlichen  Weltanschauung 
fördernd  auf  die  Betonung  des  Geistigen  im  Kunstwerk  und  kommt  damit  dem  Zug 
nach  Individualisierung  und  Charakteristik  entgegen. 

Der  Verlauf  der  Entwicklung  ist  nicht  einheitlich.  Ansätze  zur  Typenbildung 
finden  sich  da  und  dort,  zu  einer  festen,  konsequent  ausgebildeten  Typik  kommt  es 
nirgends.  Der  Weg  zu  freier  Gestaltung  wird  rasch  durchmessen.  Im  späteren 
12.  Jahrhundert  schärft  sich  die  Beobachtung  und  die  Fähigkeit  der  Darstellung. 
Aber  die  Kunst  kommt  noch  am  Ende  des  Jahrhunderts  nicht  über  Ansätze  zu  kon- 
sequenter Individualisierung  hinaus.  Im  Grabmal  des  Bischofs  Adelog  von  Hildes- 
heim bleibt  das  Können  hinter  der  Absicht  weit  zurück.  Um  1240,  in  Frank- 
reich schon  etwas  früher,  ist  das  Ziel  erreicht.  Wenn,  alles  in  allem  genommen, 
die  französische  Kunst  eine  höhere  formale  Vollendung  besitzt,  geht  die  deutsche 
ihrem  innersten  Wesen  nach  sofort  an  vertiefter  psychischer  Charakteristik  über  sie 
hinaus.  Welch  reiche  Fülle  starker  Persönlichkeiten  schaffen  die  Meister  von  Bam- 
berg und  Naumburg! 

Wir  möchten  gerne  wissen,  wie  diese  Gestalten  entstanden  sind.  Das  Wahr- 
scheinlichste bleibt  doch,  daß  sie  aus  einer  unvergleichlichen  Höhe  des  Formgedächt- 
nisses, des  inneren  Schauens  und  der  Gestaltungskraft  frei  geschaffen  sind.  Die 
Komposition  in  den  Block  und  das  Herausholen  der  Figur  aus  dem  Stein  schließt 
ein  unmittelbares  Arbeiten  nach  dem  lebenden  Modell  aus.  Auch  an  die  Verwendung 
von  Hilfsmodellen,  die  aus  bildsamem  Material  in  ganz  anderer  Weise  gemacht 
werden,  ist  nicht  zu  denken. 

Das  intensive  Streben  nach  individueller  Charakteristik  birgt  manche  Ge- 
fahren für  die  formale  Seite  der  Kunst.  Daß  sie  nicht  sofort  zutage  getreten  sind, 
ist  dem  starken  Stilgefühl  der  Künstler  zu  danken.  In  ihrem  hohen  und  festen  Stil 
findet  die  Kunst  des  13.  Jahrhunderts  ihre  Kraft,  aber  auch  ihr  Maß  und  ihre  Grenze. 


24  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Der  Stil  mäßigt  den  realistischen  Grundzug,  der  ihr  innewohnt,  er  bedingt  Ver- 
einfachung und  Auswahl  der  Formen,  ein  ins  einzelne  gehender  Realismus  ist  ihm 
fremd.  Vielleicht  ist  es  auch  in  der  lebendigen  Kraft  des  Stils  begründet,  daß  die 
Formgebung  mit  einem  Rest  von  Gebundenheit  behaftet  bleibt.  Die  Auslese  und 
Vereinfachung  der  Formen,  welche  die  Grundlage  des  Stils  ist,  fördert  auch  die  feste 
Charakteristik,  indem  sie  alles  Verwirrende  und  Störende  fernhält. 

Das  Streben  nach  Individualisierung,  der  Reichtum  der  Charakteristik  mußte 
anscheinend  auch  dem  Bildnis  zugute  kommen.  Tatsächlich  hat  es  verhindert, 
daß  es  überhaupt  als  besondere  Kunstgattung  auftritt.  Eine  so  intensiv  charak- 
terisierende Kunst,  wie  die  des  13.  Jahrhunderts,  besitzt  die  Fähigkeit,  Bildnisse 
zu  schaffen,  aber  das  Zusammenwirken  des  allgemeinen  Zugs  nach  Individualisierung 
und  der  durchdringenden  Kraft  des  Stilgefühls  verhinderte  das  Entstehen  einer 
Kunstgattung,  deren  Wesen  in  der  Erfahrung  und  Darstellung  individueller  Sonder- 
art besteht.  Man  mag  durch  Vergleichung  mehrerer  Darstellungen  einer  Person 
ein  Denkmal  als  getreues  Abbild  erweisen,  in  seinem  Wesen  als  Kunstwerk  wird 
es  sich  nicht  von  den  Idealbildnissen  der  Zeit  unterscheiden.  Aber  die  Zeit  ist 
nicht  fern,  da  das  Bildnis  zur  selbständigen  Kunstgattung  wird.  In  der  Kunst  des 
13.  Jahrhunderts  ist  der  Realismus  von  dem  strengen  Stilgefühl  im  Zaum  gehalten, 
im  14.  sucht  er  sich  frei  zu  machen  und  das  Abbild  dem  Vorbild  mehr  anzunähern. 
Die  subjektiven  Momente  der  künstlerischen  Tätigkeit  treten  zurück  gegenüber 
dem  Bestreben  nach  objektiver  Wiedergabe  des  Vorbilds.  Die  Forderung  der  Ähn- 
lichkeit, die  nun  einmal  aus  der  Bildniskunst  nicht  zu  entfernen  ist,  wird  gestellt 
und  sie  kann  erfüllt  werden.  Die  Führung  haben  zunächst  das  nordöstliche  Frank- 
reich und  die  burgundischen  Länder. 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

Von  HANS  STEOMANN. 

(Fortsetzung*). 

Zu  den  schönsten  Schranktypen  der  Spätrenaissance  der  germanischen  Völker 
gehört  der  holländische  Schrank  des  17-  Jahrhunderts.  Er  berührt  sich  aufs 
engste  mit  der  noch  später  zu  behandelnden  Art  der  deutsch-holländischen  Kre- 
denz oder  dem  Überbauschrank  und  ist  außer  in  Holland  selbst  auch  am  Niederrhein 
vielfach  in  Verwendung  gewesen.  Ein  sehr  gutes  und  charakteristisches  Exemplar 
befindet  sich  in  der  Sammlung  der  bürgerlichen  Möbel  des  Museums,  ein  spätes  im 
Hindelooper  Zimmer.  Der  erstere  Schrank  ist  in  Natur-Eiche  mit  Fischbeineinlagen, 
die  eine  charakteristisch  gebildete  Verzierungsart  bilden,  gearbeitet.  Der  Aufbau 
gliedert  sich  in  einen  auf  abgeplatteten,  großen  Kugelfüßen  stehenden  Sockel  mit 
zwei  Schubladen,  die  von  drei  vorgekragten  Löwenkonsolen  getragen  werden,  die  ihrer- 
seits wieder  die  herausgekröpften  Säulenordnungen  des  Oberbaues  tragen.  Wie  alle 
seiner  Art,  ist  der  Schrank  zweigeschossig  und  doppeltürig  und  derart,  daß  das  Unter- 
geschoß höher,  mit  zwei  Füllungen  in  den  Türen,  das  niedrige  Obergeschoß  nur  mit 
einer  Füllung  versehen  ist.  Dieser  Einteilung  entsprechen  zwei  übereinandergesetzte 
Säulen.  Den  oberen  Abschluß  bildet  ein  ziemlich  hoher  und  stark  heraustretender 
Aufsatz,  dessen  besonders  betontes  Glied  der  Fries  mit  in  Flachrelief  geschnitztem 
Rankenwerk  bildet.  Rankenwerk  und  Engelsköpfchen  finden  sich  auch  in  den 
Füllungen  der  Türen,  die  durch  feingliedrige  Profilierung  den  überaus  schmuck- 
vollen Eindruck  des  Möbels  erhöhen  (Abb.  1,   H.  202,5,   Br.  168,5,  T.  70  cm). 

Von  der  im  17.  Jahrhundert  in  so  hoher  Blüte  stehenden  schleswiger 
Schnitzerschule,  die  in  ihrer  Art  die  Führung  in  deutschen  Ländern  hatte,  besitzt 
das  Museum  ein  hervorragend  gutes  Stück.  Allerdings  ist  der  Schrankkasten  selbst 
im  wesentlichen  eine  moderne  Nachbildung  des  jedenfalls  schadhaft  gewordenen 
alten;  nur  die  geschnitzte  Vorderseite  ist  altes  Original  (Abb.  2,  H.  216,5, 
Br.  171,5,  T.  64,5  cm).  Die  Einteilung  des  Schrankes  ist  die  aus  dem  späten 
Mittelalter  überkommene  dreigeschoßige  mit  zwei  Türen  im  Ober-  und  Unter- 
geschoß, mit  einer  breiten  im  Mittelgeschoß.  Die  acht  Felder  der  Vorder- 
seite sind  im  Ober-  und  Untergeschoß  durch  breite  Leisten  mit  Karyatiden  getrennt, 
die  im  Obergeschoß  eine  Charitas  und  männliche  Figuren,  im  Untergeschoß  drei 
nicht  gut  kenntlich  gemachte  weibliche  allegorische  Halbfiguren  bringen.  In 
den  Füllungen  des  Untergeschosses  rahmen  zwei  ähnliche  Karyatiden  das  Mittel- 
geschoß ein.  Die  beiden  Türflügel  des  Obergeschosses  enthalten  die  Hochreliefs 
der  Geburt  Cristi  und  die  Flucht  nach  Ägypten,  auf  der  breiten  Türe  des  Mittel- 
geschosses ist  das  Abendmahl  und  seitlich  in  schmalen  hohen  Feldern  der  Glaube 


*)  Vgl.  Mitteilungen    Jahrgang  1902  S.  62 ff.,  98  ff.,  I42ff.;  1903  S.  65 ff.,  105  ff.;  1904 
S.  45ff.,  101  ff.;  105   S.  I8f'.,  63ff.;  1907  S.  102if. 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


und  allegorische  weibliche  Figuren  (die  Heilkunst  darstellend).  Auf  den  beiden 
unteren  Türflügeln  stehen  in  Bogennischen  die  Figuren  von  Liebe  und  Hoffnung. 
Entwurf  und  Durchführung  der  Schnitzerei  stellen  dieses  Werk  in  die  erste  Linie  der 
reichen  künstlerischen  Produktion  des  Landes. 

Nicht  eigentlich  als  Möbel,  sondern  nur  wegen  der  an    der  Vorderseite    an- 
gebrachten Schnitzerei  sei  ein  weiterer  Schleswigholsteinscher  Schrank  angeführt. 


Abb.  1.    Holländischer  Schrank;  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh. 


Der  Schrankkasten  und  die  Einrichtung  des  Schrankes  als  Schreibtisch  ist  modern 
wohl  mit  dem  Zweck  beabsichtigter  Täuschung  aus  altem  Holz  wohl  vor  einigen 
Jahrzehnten  schon  als  Fälschung  angefertigt  worden.  Die  Vorderseite  ist  mit  Er- 
gänzung mancher  Teile  aus  dem  Vorderteil  einer  oder  mehrerer  Schleswigholstein- 
scher Truhen  gebildet.    Der  Schrank  hat  jetzt  zwei  (jeschosse,  die  vertikal  durch 


i 


VON   HANS  STEGMANN. 


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sechs  Karyatiden  gegliedert  sind,  dazwischen  sechs  Füllbretter  mit  biblischen  Dar- 
stellungen. Die  Schnitzereien  gehören  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jalirhunderts  an 
(H.  149,    Br.  112.  T.  49  cm). 


Abb.  2.     Schrank  aus  Schleswig-Holstein;  Anfang  des  17.  Jahrh. 


in  ungefähr  gleicher  Situation  wie  beim  vorigen  Schrank  befinden  wir  uns  bei 
einem  kleinen  Eckschränkchen,  das  von  einem  Schrank  oder  einer  Truhe  in  neuem 
Aufbau   einige  geschnitzte   Teile   vorzüglicher   .Ausführuni;   übernommen   hat.     Es 


28  DIE    llüLZMÜlJtL  DES  GERMANISCHEN   MUSEUMS. 


sind  an  den  Seiten  zwei  Hermenpilaster  und  auf  der  Tür  zwei  vorzüglicli  geschnitzte 
Füllungen  in  architektonischer  Bogenstwllung  Adam  und  Eva,  sowie  die  Verkündi- 
gung alt  und  aus  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  (H.  110,  Br.  67,5, 
T.  46  cm). 

Mit  der  zweiten  Hälfte  des  17-  Jahrhunderts  verliert  der  hohe  mehrtürige 
Schrank  als  führendes  Kunstmöbel  in  Oberdeutschland  stark  an  Bedeutung.  Der 
doppelgeschossige  Schranktypus  verschwindet  mehr  und  mehr,  und  auch  in  den 
Fällen,  wo  im  Innern  die  einfache  oder  mehrfache,  horizontale  Gliederung  durch 
verstellbare  Bretter  beibehalten  wird,  ist  der  Schrank  im  Wesen  ein  eingeschossiger, 
eventuell  mit  einem  Schubladenuntergeschoß.  Breit  ausladende,  massig  profilierte 
Formen  beherrschen  von  1670  an  das  Feld.  Die  Intarsien,  das  aufgelegte  ausgesägte 
Ornament,  antikisierende  Schreinerformen,  wie  vielgestaltige  vertikale  Kröpfungen 
und  Zahnschnitte  verlieren  an  Boden,  ebenso  wie  die  Schnitzerei.  Das  neu  eintretende 
Moment,  das  in  Italien  und  Frankreich  seine  Heimat  hat,  ist  die  Politur  der  äußeren 
Möbelflächen.  Diese  bedingt  wegen  des  beabsichtigten  Glanzes  größere  Flächen, 
wenigstens  nach  einer   Richtung. 

Gleichzeitig  geht  der  eigentlich  oberdeutsche  Typus  des  beweglichen  großen 
Vorratsschrankes  auf  ganz  Deutschland  über.  Im  18.  Jahrhundert  ist,  abgesehen 
von  gewissen  Eigenarten  in  der  Dekoration,  ein  und  derselbe  Schranktypus  in 
ganz  Deutschland  herrschend,  so  daß  ohne  gesicherte  Provenienznachricht  die  Be- 
stimmung der  Schränke  nach  ihrem  Verfertigungsort  ziemlich  schwierig  wird. 

Den  einzigen  doppelgeschossigen  Schrank  mit  vollständiger  Politur,  bezw. 
Fournitur  in  Nußbaumholz  besitzt  das  Germanische  Museum  in  seiner  Sammlung 
bäuerlicher  Altertümer,  wo  derselbe  als  Erzeugnis  der  Vierländer  Möbelkunst  seine 
Stelle  gefunden  hat.  (Abb.  3  a  und  b,  H.  225,  Br.  206,  T.  82  cm).  Form  und 
Ausführung  weisen  aber  so  wenig  spezifisch  Bäuerliches  auf,  daß  er  als  später 
Repräsentant  des  doppelgeschossigen  Schrankes,  der  übrigens  in  dieser  Ausführung 
bis  in  das  erste  Drittel  des  18.  Jahrhunderts  sich  auch  im  übrigen,  besonders  dem 
westlichen  Deutschland  bis  Frankfurt  herunter  nachweisen  läßt,  auch  hier  erwähnt 
werden  kann.  Das  vorliegende  Stück  ist  ein  musterhaftes  Möbel  in  seiner  Art. 
Sockelgeschoß  mit  zwei  Schubladen,  die  beiden  durch  den  bordartigen  Vorsprung 
in  scharf  markierter  Weise  getrennten  eigentlichen  Schrankgeschosse,  das  kräftig 
profilierte  Hauptgesims  haben  sehr  glückliche  Verhältnisse.  Die  herausgekröpften, 
die  Schrankfassade  gliedernden  gewundenen  Säulen  bringen  in  die  vorherrschende 
Geradlinigkeit  erwünschtes  Leben.  Die  Behandlung  der  Füllungen  mit  ihrer 
wechselweisen  starken.  Vertiefung  und  starken  Erhebung  entspricht  dem  Möbel- 
geschmack um  und  nach  1700. 

Ein  Merkmal  aller  doppeltürigen  Kastenschränke  des  vorgeschritteneren  18. 
Jahrhunderts  ist,  daß  die  Formen  flacher  werden.  Die  Säulen  und  stark  vortreten- 
den Pilaster  verschwinden.  Als  trennende  Gliederung  erscheint  nur  noch  die  mehr 
oder  minder  breite  und  mehr  oder  minder  reich  profilierte  Schlagleiste  der  Tür, 
manchmal  an  den  fast  stets  abgeschrägten  Ecken  noch  flache  Pilaster.  War  die 
Fournierung  einfach,  so  wurde  insbesondere  in  Süddeutschland  auf  den  Türflügeln, 
mitunter  auch  noch  schmalseitlich  daneben  mehrfach  gekröpfte,  meist  in  der  Grund- 
form sechseckige  hohe  Füllungen  angebracht.     Oft  wird  hier  mit  verschiedenem 


VON  HANS  STEGMANN. 


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Fournierholz  gearbeitet,  meist  abwechselnd  mit  Eiche  (gebeizt)  und  Nußbaumholz 
(poliert),  wodurch  gute  Effekte  erzielt  werden.  Diese  besonders  in  fränkischen  Landen 
beliebten  sogenannten  „Spitzrautenschränke",  in  den  reicheren  Fällen  auch  durch 
Marquetteriearbeit  geziert,  haben  sich  dort  in  hunderten  von  Exemplaren  erhalten. 
Eine  andere  Art,  denselben  Schranktypus  auszugestalten,  war  die  gewellte  Profi- 
lierung, die  sich  so  ziemlich  auf  die  ganze  Schauseite  erstreckt.    Diese  Art  war  in 


Abb.  3  a.    Vierländer  (?)  Schrank  um  1700. 

ganz  Süd-  und  Mitteldeutschland  üblich.     Ein  charakteristisches,  wenn  auch  ein- 
faches Beispiel  dieser  Art  zeigt  die  Abbildung     (Abb.  4,  H.  21 1,  Br.  210,5,  T.  80  cm). 
Je  reicher  die  Marqueterie-     und  Fournierausstattung  war,  je  verwickelter 
die  ornamentalen  und  figürlichen  Einlagen  waren,  desto  mehr  herrschte  die  glatte 


30 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Behandlung  vor.  Ein  besonders  schönes  Exemplar  dieser  Art,  mit  ausgezeichneter 
Marquetteriearbeit  besitzt  das  Museum  in  einem  großen  fränkischen  Schrank  der 
Art,  der  auf  den  Türen  im  Rahmen  von  reichem  Bändel-  und  Blattwerk  vier  alle- 
gorische weibliche  Figuren  in  Zeittracht  zeigt.  Weniger  gelungen  ist  der  bei 
reicheren  Exemplaren  gern  angebrachte  durchbrochen  geschnitzte  Aufsatz,  der  das 
Wappen  der  ersten  Besitzer  und  die  Jahreszahl  1745  trägt.  An  dem  Schrank  ist 
auch  die  Innenausstattung  bemerkenswert.  Die  Innenflächen  sind  mit  aus- 
geschnittenen kolorierten  Figuren  aus  zeitgenössischen  Kupferstichen  geziert,  die 
auf  weißem  Grunde  aufgeklebt  und  gleichmäßig  mit  einem  stark  glänzenden 
Firniß  überzogen  sind  (Abb.  5,  H.  236,  Br.  220,  T   81  cm). 


Abb.  3  b.    Seitenansicht  von  3a. 


Die  großen  norddeutschen  Prunkschränke,  anfangend  in  den  letzten  Jahrzehnten 
des  17.  Jahrhunderts,  die  im  ersten  Drittel  des  18.  Jahrhunderts  dort  ihren  Höhepunkt 
erreichen  und  die  gemeinhin  den  Namen  Hamburger  oder  Danziger  Schapp  tragen,  aber 
durchaus  nicht  auf  diese  Gegenden  beschränkt  waren,  sondern  ihre  Verfertigung  bis 
weit  nach  Mitteldeutschland  hinein  fanden,  sind  die  glänzendsten  Vertreter  dieser 
Stilrichtung.    Die  sogenannten  Schappschränke  sind  in  diesem  Stil  die  selbständigste 


VON  HANS  STEGMANN. 


31 


Betätigung.  Das  ciurakteristi.^che  am  Schappschranke  iM  nicht  sein  Aufbau,  sondern 
die  Eigenart  der  verbindenden  Dekoration.  Das  Germanische  Museum  besitzt  zwei 
Exemplare  der  sogenannten  Schappschränke,  von  denen  der  eine  kleinere  aus  Danzig, 
der  grölJere  und  reichere  aus  Hamburg  stammen  soll.  Der  Aufbau  ist  bei  allen  der- 
artigen Schränken  vollständig  der  gleiche.  Auf  mächtigen  Kugelfüßen  erhebt  sich 
das  für  die  Aufnahme  von  Schubladen  bestimmte  Sockelgeschoß.  Darüber  durch 
drei  Pilaster  gegliedert,  von  denen  der  mittlere  zugleich  die  Schlagleiste  bildet,  der 
eigentliche  Schrankieil  und  als  oberer  Abschluß  mit  vielfachen  Kehlungen  und  mächtig 


Abb.  4.      Fournierschrank,  nürnbergisch;  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 


ausladend,  der  Aufsatz.  Die  Füllungen  der  Schubladen,  Schauseiten,  sowie  der 
meist  sehr  weit  genommenen  Türen  bestehen  aus  vielfach  profilierten,  gekröpften 
und  herausgekehlten,  sogenannten  Spitzrauten,  die  an  den  Schubladen  meist  auf 
geradlinige  Bildung,  in  den  hochstehenden  Türfüllungen  dagegen  mit  gekrümmten 
Bildungen  arbeiten.  Das  eigentliche  charakteristische  des  Schappschrankes,  der  in 
Norddeutschland  durchweg  in   Hichenholz  ausgeführt  wird,  ist  die  fast  überreiche 


32 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Abb.  5.    Süddeutscher  Marketerieschrank  von  1745. 


VON  HANS  STEGMANN. 


33 


geschnitzte  Dekoration.  Jede  größere  Fläche  wird  durchlaufend  mit  Schnitzwerk 
versehen;  die  Sockel  des  Untergeschosses,  die  Flächen  der  Pilaster,  die  Zwickel  der 
Türfüllungen  und  der  innere  Rand  der  Spitzraute  der  Tür.  Als  besonders  hervor- 
gehobenes Prunkstück  wird  eine  über  den  mittleren  Pilaster  sitzende  Komposition 
durchgebildet,  die  also  in  der  Mitte  des  Aufsatzes  vorgeblendet  erscheint.  In  einzelnen 
Fällen  wird,  um  diesen  krönenden  Teil  noch  mehr  Nachdruck  zu  verleihen  und  eine 
größere  Raumentfaltung  für  die  Schnitzerei  zu  gewinnen,  für  den  Raum  dieser  Ver- 
zierung der  Aufsatz  in  die  Höhe  durchgekröpft. 


Abb.  6.    Hamburger  Schappschrank  um  1700. 

Der  kleinere  und  etwas  einfachere  Danziger  Schrank  (H.  242,  Br.  234,  T.  92,5  cm) 
zeigt  diese  Verkröpf ung;  in  dem  Aufsatz  unter  einer  von  Engeln  gehaltenen  großen 
Krone,  eine  Lautenspielerin;  als  Grund  dient  das  der  Zeit  eigene  krautartige  Laub- 
werk. Die  aufsteigenden  Kompositionen  auf  dem  Pilaster  sind  ebenfalls  aus  diesem 
Laubornament  gebildet,  das  mit  Vögeln  und  Putten  besetzt  ist;  in  den  Zwickeln  der 
Schubladen  und  Türen  sind  pflanzliche  Ornamente  in  ziemlich  hohem  Relief  ge- 
schnitzt, mit  einer  für  diese  Möbelgattung  fast  durchweg  festzustellenden,  außer- 
ordentlichen, technisch  dem  Material  sich  trefflich  anpassenden  Geschicklichkeit.  Die 
Seitenteile  enthalten  wie  stets  bei  diesen  Schränken  nur  einfache  Gebilde.  Bei  dem 
größeren  Schrank  ist  die  Dekoration  im  wesentlichen  dieselbe,  nur,  wie  auch  aus 
der    Abbildung  (Abb.  6,    H.  255,    Br.  274,    T.   102  cm)     hervorgeht,    wesentlich 

Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationalmuseum.     1909.  "3 


M 


DIE   HOLZMOBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMJ». 


reicher  und  insbesondere  ist  bei  diesem  sogenannten  Hamburger  Schapp  der 
bildhauerische  Teil  der  Schnitzerei  auf  eine  sehr  bedeutenden  Höhe,  im  Aufsatze 
ist  zwischen  zwei  Engeln  der  segnende  Christus  dargestellt,  die  Kapitale  der 
Pilaster  zeigen  weibliche  Büsten,  in  den  aufsteigenden  Füllungen  sind  neben  Putten 
weibliche  allegorische  Figuren  zu  sehen.  Ähnlich  in  den  Innenfüllungen  der  Türen, 
während  in  den  oberen  und  unteren  Zwickeln  allegorische  und  Prophetenfiguren 
gezeichnet  sind.  Der  Hamburger  Schapp  des  Museums  ist  ausnahmsweise  in  Nuß- 
baum geschnitzt  und  mit  Nußbaum  fourniert,  während  alle  konstruktiven  Teile  in 
dem  üblichen  Eichenholz  ausgeführt  sind. 

Im  Aufbau  zwischen  den  Schappschränken  und  den  späten  süddeutschen  Barock- 
schränken stehend,  von  welchen  letzteren  das  Germanische  Museum  keine  Beispiele 
besitzt,  aber  in  der  Formengebung  wesentlich  schöner  als  die  süddeutschen  ist  ein 
aus  Westfalen  stammender  Schrank  einer  Art,  wie  sie  übrigens  auch  in  ganz  Mittel- 
deutschland vorkommt.  Die  Verbindung  mit  verschiedenfarbigem,  poliertem  Eichen- 
und  Ebenholz  weist  auf  den  Zusammenhang  mit  der  niederländischen  Möbelkunst 
hin.  Der  Schrank  ist  ein  sogenannter  Säulenschrank  mit  drei  Säulen,  von  denen 
die  beiden  äußeren  infolge  der  Abfasung  der  Ecken  übereck  gestellt  sind.  Gekehlte 
Füllungen  in  allen  Gliedern,  Ebenholz  auf  brauner  Eiche,  bezeichnen  den  Geschmack 
des  etwas  schwerfälligen  Möbels  (Abb.  7.  H.  234,  Br.  21 6,  T.  95  cm). 

Der  Schranktypus  des  18.  Jahrhunderts  war  in  ganz  Europa,  wie  schon  er- 
wähnt, derjenige  des  großen  zweiflügeligen  Schrankes,  der  sich  zunächst  der  schweren 
Barockformen  vom  Ende  des  17.  Jahrhunderts  bediente.  Die  Art  der  Ausgestaltung, 
Material  Verwendung  und  Dekoration  dieses  in  seiner  Hauptform  gleichartigen  Schran- 
kes wurde,  wie  in  allen  Möbelgattungen  und  auch  in  allen  Stilperioden,  verschieden 
behandelt.  Während  eine  gewisse  internationale  Gleichheit  bereits  die  Konstruktion 
und  die  spezielle  Verwendbarkeit  regelte,  war  die  Trennung,  die  seit  dem  Mittelalter 
zwischen  romanischen  und  germanischen  Möbeln  in  gewissem  Sinne  bestand,  auch 
im  späten  17.  und  im  18.  Jahrhundert  doch  noch  von  stärkerer  Nachwirkung.  Wie 
im  späten  Mittelalter  und  in  der  Renaissance  für  Oberdeutschland  die  Beeinflussung 
hauptsächlich  von  Italien  und  Südfrankreich  ausging,  waren  für  das  nördliche  Deutsch- 
land die  Niederlande  im  weiteren  Sinne  und  Nordfrankreich  maßgebend  gewesen. 
Für  Möbelformen  und  Möbeldekorationen  trat  in  diesen  Verhältnissen  im  17.  Jahr- 
hundert insofern  eine  Änderung  ein,  als  gerade  für  Deutschland  noch  ein  weiteres 
Land  in  der  Möbelbehandlung  vorbildlich  wurde,  nämlich  Frankreich.  Der  spezi- 
fische französische  Möbelstil  des  Spätbarocks  und  Rokoko  ist  allerdings,  wenn  man 
von  den  rein  höfischen  Kreisen  absieht,  erst  verhältnismäßig  spät  allgemein  in  Er- 
scheinung getreten,  nämlich  um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  und  da  schon  als- 
bald nüchtern  aufgefaßt  durch  die  Beimischung  sogenannter  zopfiger  Elemente, 
die  rasch  in  die  akademisch  klassizistische  Formengebung  des  Stiles  Ludwig  XVI 
hinüberleitete.  Die  Vorliebe  für  glatte  und  glänzende  polierte  Flächen  stammt  von 
Westen.  So  wurde  den  fournierten  und  polierten  Möbeln  von  den  Niederlanden, 
sowohl  Flandern  als  Holland,  nach  Deutschland  der  Weg  gebahnt,  allerdings  natur- 
gemäß der  an  den  nördlichen  Seeküsten  verlaufenden  Einflußsphäre  zunächst  nur 
in  dem  nördlichen  Teil  Deutschlands,  besonders  aber  in  den  Städten  der  Nord-  und 
Ostseeküste.  Im  Anschluß  an  die  Möbelkompositionen  eines  Ducerceau  und  de  Vries 


VON    HANS  STEGMAiNN. 


35 


hatte  sich  der  schwere  flandriscli-holländische  Möbelstil  mit  seiner  Unzahl  von  Profi- 
lierungen, seiner  komplizierten  Drechselarbeit  an  den  tragenden  und  verbindenden 
Gliedern,  entwickelt.  Hr  fand  zunächst  durch  Import,  dann  aber  auch  durch  Nach- 
ahmung in  den  deutschen  Küstenstrichen  nachhaltige  Verbreitung. 

Neben  dem  eben  genannten  Schrank  ist  ein  ebenfalls  aus  Westfalen  stammender 
als  Möbel  kaum  irgendwie  bemerkenswert,  denn  seine  Form  ist  diejenige  einer  drei- 


Ahb.  7.     Westfälischer  Schrank;  Anfang  des  18.  Jahrh. 

geschossigen  Konunnde  mii  iM-eitem  aufgesetzten  Duppclflügelschrank,  der  oben  in 
einem  einfachen  geschweiften  und  gebrochenen  Giebel  endet.  Nur  die  malerische 
Behandlung  dieses  wohl  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  entstan- 
denen Schrankes  ist  bemerkenswert,  da  sie  auf  dunkelbraunem  mit  Goldlinien  ver- 
sehenen Grund,  an  den  Schauseiten  der  Schubladen  Medaillons  mit  Blumenornament 

3* 


36  DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

auf  Weiß,  auf  den  beiden  breiten  Flügeln,  welche  die  ganze  Breite  des  Schrankes  e  i- 
nehmen,  eine  große  allegorische  Darstellung,  in  Öl  gemalt,  zeigt  (H.  224,   Br.   1? 
T.  54  cm). 

Für  die  frühere  deutsche  Renaissance  sind  noch  einige  Typen  zu  erwähnen, 
die  außerhalb  der  bisher  behandelten  großen  mehrflügeligen  und  meist  auch  me.."- 
geschossigen  Schränke  stehen.  Von  den  Stollenschränken,  wie  sie  im  westlichen 
Niederdeutschland  bis  zur  Frührenaissance  im  Schwünge  waren,  ist  schon  frühem- 
die  Rede  gewesen.  Etwa  von  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  an  wandelte  sich  der 
Stollenschrank  in  den  Kredenzschrank,  eine  Form,  die  sich  bis  zum  heutigen  Tage 
noch  in  unserem  französich  benannten  Büffet  erhalten  hat. 

Ähnlich  wie  beim  großen  doppeltürigen  Schrank,  der  von  Süden  nach  Norden 
wandert,  ergibt  sich  hier  allerdings  wesentlich  früher  und  in  stärkerer  Verschieden 
heit  des  Aufbaus  und  unter  Einwirkung  anderer  Möbeltypen  ein  Auftauchen  des  Kre 
denzschranks  im  äußersten  deutschen  Süden,  den  Alpenländern  und  dem  südlichen 
Schwaben,  während  das  übrige  Süd-  und  Mitteldeutschland  die  Kredenz  in  der  von 
der  Spätrenaissance  geschaffenen  Form  nicht  kennt. 

Vv'as  den  Denkmälerbestand  anbetrifft,  so  sind  Kredenzen  des  16.  Jahrhunderts 
sehr  selten.  Die  deutsche  Pseudorenaissance  des  letzten  Viertels  des  \9-  Jahrhundert> 
hat  allerdings  insofern  ein  falsches  Bild,  das  aber  heute  nicht  mehr  Stich  erhält, 
erzeugt,  daß  ältere  Schrank-  und  Truhenteile  in  jener  Periode  vielfach,  dem  dringen- 
den Bedürfnis  der  damaligen  Zimmerausstattung  entsprechend  zu  „Büffets"  umge- 
arbeitet worden  sind. 

Betrachten  wir  zunächst  die  beiden  Typen  der  Kredenz,  den  niederländisch- 
niederdeutschen und  den  alpin-süddeutschen.  Der  erstere  ist  unter  geschickter 
Umkombinierung  offenbar  aus  dem  Stollenschrank  einerseits,  dem  viertürigen  relativ 
niedrigen  holländischen  Schrank  andererseits  entstanden. 

Der  Stollenschrank  ist  an  sich  wohl  eine  französisch-flandrische  Erfindung; 
die  Kredenz  tritt  in  ihrer  einfachsten  Form  aus  dem  Sakristeischrank,  bezw.  dessen 
Unterteil  entwickelt,  deutlich  zuerst  in  der  italienischen  Kredenz  vom  Anfang  des 
16.  Jahrhunderts  in  die  Erscheinung. 

Die  italienische  Kredenz  der  Früh-  und  Hochrenaissance  die  aus  einem  Schrank 
in  Brusthöhe  mit  glatten  Platten,  also  ohne  jeglichen  Aufsatz  besteht,  hat  in  Deutsch- 
land wenig  Eingang  gefunden.  Der  Kredenzschrank  ist  in  Italien,  von  Toskana 
ausgehend,  überall  verbreitet  gewesen,  und  hat  im  Laufe  der  Zeit  unter  Beibehaltung 
des  ursprünglichen  Aufbaues  in  Größe  und  Dekoration  die  mannigfachsten  Abwand- 
lungen erfahren.  Insbesondere  sind  von  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  an  Kredenz- 
schränke kleineren  Formats,  die  für  die  Aufstellung  von  plastischen  und  anderen 
Kunstgegenständen  ein  passendes  Postament  boten,  gefertigt  worden,  bis  zur  Größe  der 
Konsolschränke  herab.  Daß  im  Germanischen  Museum  ein  wohl  in  Oberitalien  oder 
der  Romagna  gefertigtes  Exemplar,  vermutlich  in  Südtirol  erworben,  sich  vorfindet, 
darf  als  Zufall  bezeichnet  werden.  Der  betreffende  kleine  Schrank  hat  weit- 
ausbauchendes Untergestell  mit  kräftiger  geschnitzer  Profilierung  und  in  einem 
als  Eierstab  behandeltem  Rundstab  ist  noch  eine  schmale  Schublade 
eingelassen.  Der  eigentliche  Schrank  ist  zweitürig  mit  schmalen  Seitenfeldern, 
oben  darüber  befindet  sich  der   gebälkartige  Aufsatz  mit  der  Platte.    Der  ganze 


VON   HANS  STEGMANN. 


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Schrank  ist  in  Nußbaum  geschnitzt,  die  architektonischen  Glieder  niit  Ornament 
verziert;  an  den  beiden  Türen  sind  zwei  größere  weibliche  Köpfe,  an  den  Schub- 
ladengeschossen als  Griffe  verwendete  stark  vorspringende  Köpfe  und  zwar  an  den 
oberen  Schubladen  vier  Köpfe,  welche  offenbar  die  Weltteile  charakterisieren  sollen. 
Vor  den  Seitenteilen  auf  Konsolen  vier  Freifiguren  aus  der  biblischen  Geschichte. 
Die  Dekoration,  die  sich  in  analoger  Weise  nur  etwas  flacher  auch  an  den  Schmal- 
seiten vorfindet,  ist  überreich,  doch  ist  d-'e  technische  Ausführung  keine  sehr  sorg- 
fältige  (H.  92,   Br.  97,5,   T.  51   cm). 

Als  deutsches  Beispiel  dieses  Typs  könnte  ein  kleineres,  eintüriges  Nürnberger 
Schränkclien   der   Frührenaissance  gelten,    das    im   Stil  der  Dekoration,    den    ge- 


Abb.  8.     Nürnberger  Kredenzschrank;  Mitte  des  16.  Jahrh. 

.schnitzten,  kandelaberartig  aufsteigenden  Seitenfüllungen  und  den  zwei  über- 
einanderstehenden  Füllungen  der  Türe  lebhaft  an  die  früher  behandelten  doppel- 
geschossigen  Nürnberger  Frührenaissanceschränke  erinnert.  Die  glatten  Flächen 
sind  bereits  fourniert,  die  Schnitzereien  und  umrahmenden  Teile  in  Eichenholz 
ausgeführt  (Abb.  8,   H.  120,5,   Br.  86,   T.  43  cm). 

Derselben  Familie  gehört  ein  sogenannter  Ulmer  „Fußnetschrank"  an,  nur 
daß  er  etwa  150  Jahre  später  ist  und  seiner  ursprihiglichen  Bestimmung  nach 
ganz    anderen,    als    Kredenzzwecken    diente.      Er    war    vielmehr    bestimmt    am 


38  DIE   HOLZMÜBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

Fußteil  des  ehelichen  Himmelbetts  Aufstellung  zu  finden  und  Wäsche  und 
Kleidungsstücke  aufzunehmen.  Der  in  dieser  Art  vornehmlich  in  Schwaben 
gebräuchliche  Schrank  entspricht  aber  im  übrigen  in  seiner  Erscheinung  völlig 
der  italienischen  Kredenz.  Das  Exemplar  des  Germanischen  Museums  ist 
formell  nicht  gerade  hervorragend.  Er  ist  zweiflügelig;  die  Front  ist  durch 
drei  gewellte  Säulen  gegliedert,  von  denen  die  mittelste  die  Schlagleiste  bildet. 
Die  Rahmen  der  Füllungen  sind  mit  gefrästen  Leisten  besetzt  (mit  Ohren), 
darüber  ausgesägtes  und  aufgeleimtes  Ornamentwerk  (H.  115,  Br.  139,5,  T.  58  cm). 
Unter  den  Überbauschränken  gehört  der  der  Entstehungszeit  nach  älteste 
der  Kölner  Gegend  ar.  In  seinem  Aufbau  stellt  er  sich  als  doppelgeschossiger  Schrank 
in  Art  der  oberdeutschen  dar,  nur  mit  dem  Unterschiede,  daß  an  Stelle  des  bei  den 
oberdeutschen  Schränken  massiven  Sockels  mit  oder  ohne  Kugelfüßen  hier  vier- 
seitige Stollen  als  Stützen  dienen,  die  durch  geschweift  ausgesägte  Bretter  mitein- 
ander verbunden  sind.  Weiter  besteht  der  Unterschied  darin,  daß  das  Schrank- 
obergeschoß, das  außerdem  niedriger  gebildet  ist,  statt  der  Zwei-  eine  Dreiteilung 
hat,  unter  dem  oberen  Aufsatz  zurückspringt  mit  Vorsetzung  zweier  vierkantiger 
Pilaster  an  den  äußeren  Ecken.  Im  übrigen  besteht  die  Gliederung  nur  aus  Rahmen- 
und  Füllwerk  und  einfachen  Leisten,  ausgenommen  die  Doppeltüren  des  Unterge- 
schosses, wo  in  der  üblichen  Art  Bogenstellungen  eingefügt  sind.  Das 
wesentlich  charakteristische  der  kleinen  Möbel  dieser  Art,  die  unter  süd- 
deutschem Einfluß  im  Gegensatz  zu  den  bodenständigen  geschnitzten  Eichenmöbeln 
entstanden  sind,  ruht  auf  der  Verwendung  von  Einlegearbeiten  aus  bunten  Hölzern 
in  eigenartig  kleinem  Format  auf  allen  zur  Verfügung  stehenden  Flächen.  Die  Ab- 
grenzung derselben  geschieht  im  Gegensatz  zu  Süddeutschland  durch  dunkle  Eichen- 
holzrahmen. Die  Intarsien,  die  jede  glatte  Fläche  in  Anspruch  nehmen,  sind  sehr 
hübsch  im  einzelnen  gezeichnet,  aber  die  Überfüllung  mit  dieser  Arbeit  bringt  anderer- 
seits eine  gewisse  Unruhe  und  Unübersichtlichkeit  zur  Erscheinung.  Nach  den 
Ornamentformen,  die  sich  Moreskenzeichnungen  nähern,  dürfte  unser  Schrank  noch 
in  das  Ende  des  16.  Jahrhunderts  gehören  (Abb.  9,  H.  164,  Br.  125,  T.  54  cm). 
Der  dritte  Schrank,  der  allerdings  nur  in  einer  gewissen  Einschränkung  den  Namen 
eines  Überbauschrankes  verdient,  gehört  seiner  Formgebung  nach  dem  späteren 
17.  Jahrhundert  an.  Ober-  und  Untergeschoß  sind  zweiflügelig,  der  rückspringende 
Teil  geht  bloß  wenig  zurück,  nur  soviel,  um  einigen  tragenden  Figuren  des  oberen, 
aus  verkröpftem  und  abgeschrägtem  Gebälk  gebildeten  Aufsatzes  Platz  zu  gewähren. 
Der  in  Birnbaumholz  gearbeitete  Schrank  ist  schwer  seinem  Entstehungsort  nach 
zu  bestimmen,  während  er  zeitlich  sicher  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
angehört;  Material  und  Ausführung  sowie  die  gesamte  Anordnung  dürfte  am  ersten 
für  Nordfrankreich  oder  Flandern  sprechen.  Der  Schrank  gehört  zu  den  Kunstsamm- 
lungen der  Stadt  Nürnberg  und  weitere  Auskunft  über  seine  Herkunft  läßt  sich  nicht 
erbringen.  Mit  dem  im  vorigen  behandelten  niederrheinischen  Kredenzschrank  hat  er 
das  gemeinsam,  daß  auch  bei  ihm  über  dem  unteren  Schrankteil  sich  das  Schubladenteil 
kämpferartig,  wenn  auch  nicht  in  so  ausgesprochenem  Maße,  herauskragt.  Im 
übrigen  ist  der  Schrank  mit  seiner  zierlichen  Barockendekoration  bemerkenswert  durch 
die  hier  schon  früh  auftretende  Abschrägung  der  Ecken  und  gewinnt  seine  Bedeutung 
hauptsächlich  durch  die  sehr  reiche  Ausschmückung.  Das  untere  Geschoß  wird  durch 


VON   HANS  STEüMANN. 


39 


Abb.  9.    Kölner  Überbauschrank;  2.  Hälfte  des  16.  Jahrli. 


40 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


einen  Atlanten  in  der  Mitte  und  zwei  Karyatiden  an  den  Ecken  in  ganzer  Figur  ge- 
gliedert, oben  dienen  zwei  männliche  freistehende  Figuren,  von  denen  die  eine  als 
Simsen  kenntlich  ist,  als  Träger  des  abschließenden  Aufsatzes  (Abb.  10,  H.  177, 
Br.  145,  T.  59  cm).  Die  Tür-  und  Seitenfüllungen  sind  ebenfalls  mit  figürlichen 
Schnitzereien  in  hohem  Relief  bedeckt.  Dargestellt'  sind  auf  den  -Türen  vier 
Szenen  aus  der  Geschichte   des  Tobias.    Die  Vermutung  ist   vielleicht   nicht   von 


Abb.  10.    Flandrischer  oder  französischer  Schrank  der  2,  Hälfte  des  17.  Jahrh. 

der    Hand    zu    weisen,    daß    der    Schrank   aus   französischen    Emigrantenkreisen 
stammt  und  dabei  nach  Franken  gekommen  ist. 

Der  niederrheinische  Überbauschrank  des  Germanischen  Museums  verfolgt 
in  seinem  Aufbau  genau  dieselben  Regeln,  als  wie  der  weiter  oben  geschilderte  hol- 
ländische Schrank.    Die  Verwandtschaft  geht  soweit,  daß  die  Art  der  Säulen,  der 


VON   HANS  STEGMANN. 


41 


Protilierungen  und  auch  der  Reliefschnilzereien  in  den  Friesen  fast  identisch  ist.  Ein 
Unterschied  an  diesem,  viele  Dutzende  von  malen  kopierten  Schrank,  und  dem  vor- 
beschriebenen besteht  bloß  insofern,  als  das  Trennun,y:si,^lied  zwischen  Ober-  und 
Untergeschoß  stärker  betont,  wulstartig  vorgekröpft  und  durch  drei  kleine  Löwen- 
köpfe gegliedert  ist,  dann  daß  der  Sockel  etwas  höher  gestaltet  und  ohne  Schub- 
laden, dafür  mit  reicher  Ornamentik  versehen  ist.  Als  Überbauschrank  erscheint 
er  dadurch,  daß  das  Obergeschoß,  um  die  Hälfte  im  Grundriß  verkleinert,  zurück- 
geschoben ist  und  daß  anstatt  der  vorgesetzten  Halbsäulen  als  Stützen  des  Ober- 


Abb.  11.     Niederländischer  Überbausciirank;  Anfang  des  17.  Jahrh. 


baues  an  den  Ecken  zwei  kurze,  im  übrigen  dem  System  entsprechende  Säulen 
eingesetzt  sind.  Die  Zeichnung  und  Durchführung  der  geschnitzten  Teile  ist  bei 
diesem  hervorragenden  Möbel  außerdem  noch  eine  hochstehendere  als  bei  dem  vor- 
genannten  holländischen   Schranke    (Abb.  11,  H.  198,  Br.  152,  T.  67  cm). 

Dem  Überbauschrank  vom  Niederrhein  schließt  sich  ein  holländischer  Kre- 
denzschrank an,  der  im  System  völlig  dem  italienischen  entspricht,  nur  daß  er  ver- 
hältnismäßig hoch  ist.    Der   Schrank,   der  über   Brusthöhe  emporgeführt  ist,    ist 


42 


DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


zweitürig-,  die  Gliederung  der  Schauseite  ist  architektonisch.  Drei  jonische  Halb- 
säulen auf  Sockeln  an  den  Vorderseiten,  die  Sockel  mit  dazwischen  liegenden  Fries- 
füllungen, bilden  den  Untersatz.  Die  Türfüllungen  sind  in  der  in  Holland  charak- 
teristischen Weise  aus  einfachen  und  winkelförmig  zusammengesetzten  Rechtecken 
gebildet.  Die  kleinen  Rahmen  der  Füllungen  sind  in  Eichenholz  auf  schwarz  ge- 
beiztem Grunde  herausgekehlt.  Der  Aufsatz  kragt  sich  in  Kämpferform  und  durch 
drei  Löwenköpfe  gegliedert  in  üblicher  Weise  vor.  Die  Seitenwände  haben  die  vier 
Füllungen  in  gleicher  Ausführung.  Der  Schrank,  der  ein  sehr  gutes  Beispiel  der 
niederländischen  Stilrichtung  ist,  dürfte  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  ent- 
standen sein  (Abb.  12,  H.  145,  Br.  168,  T    72  cm). 

Von  der  süddeutschen,  hauptsächlich  tirolisch-schweizerischen  Abart  der 
Kredenzen  besitzt  das  Germanische  Museum  in  dem  Zimmer  aus  dem  Kanton  Grau- 
Ininden  ein  Exemplar,  das  allerdings  ursprünglich  als  eingebautes  Möbel  gedient  haben 


y\bh.  12.     Holländischer  Kredenzschrank;  Mitte  des  17.  Jahrh. 


dürfte.  Der  Aufbau  dieses  dreiteiligen  Überliausclirankes  ist  ebenso  einfach  wie 
praktisch.  Ein  dreiteiliger  Unterbau  mit  drei  Schrankabteilungen  durch  geschuppte 
Pilaster  gegliedert,  darauf  die  bis  zur  Rückwand  freigelegte  Platte.  Der  Unterbau 
ist  verhältnismäßig  niedrig  (80  cm).  Auf  geschweiften  Konsolbrettern  ruht  der 
etwas  tiefere  Überbau,  der  dem  Unterbau  entsprechend  durchgeführt  ist  und  einen 
einfachen  Gebälkaufsatz  mit  geometrisch  eingelegtem  Fries  als  Bekrönung  aufweist. 
Durch  ein  weiteres  eingesetztes  Stützbrett  wird  im  überbauten  Teile  eine  Nische 
zur  Aufnahme  des  Waschgefäßes  gebildet.  Das  in  naturfarbenem  Fichtenholz  her- 
gestellte Möbel  darf  in  seiner  Klarheit  und  Einfachheit  auch  heute  noch  als  muster- 
gültiges Beispiel  der  Lösung  eines  einfachen  Kredenzsclirankes  gelten  (H.  230, 
Br.  208,  T.  48  cm). 


VON   HANS  STEGMANN. 


43 


Ehe  sich  die  in  der  Schweiz  und  Tirol,  aber  auch  im  übrigen  Süddeutscliland 
später  gebräuchhche  Verbindung  der  Waschgelegenheit  mit  der  Kredenz  vollzog, 
war  das  System  des  Überbauschrankes  im  kleinen  in  Süddeutschland  und  vor  allem 
in  Tirol  bei  den  Waschkasten  vertreten.  Aus  Tirol  sind  uns  eine  ganze  Zahl  von 
noch  im  gotischen  Stil  dekorierten  Waschkasten,  die  allerdings  in  das  16.  Jahr- 
hundert gehören,  erhalten.  Auch  das  Germanische  Museum  besitzt  in  dem  Zimmer 
aus  Deutschnofen  ein  gutes,  charakteristisches  Exemplar;  der  Aufbau  ist  immer 
der  gleiche.  Als  Untergeschoß  in  Tischhöhe  ein  schmales  eintüriges  Schränkchen, 
dessen  Türe  zwei  Maßwerkfüllungen  zieren,  während  die  umrahmenden  Leisten 
außerhalb  der  Türe  mit  ausgestochenem  Ornament  bedeckt  sind.  Der  durchgeführte 
Seitenteil  ist  ausgesäi^t  und  bildet  so  die  Nische  für  Waschgefäß  und  Wasserblase 


Abb.  13.    Waschkasten  aus  Südtirol;  frühes  16.  Jahrh. 


Als  Überbauteil  folgt  dann  ein  weiteres  niedrigeres  Schrankfach  in  5:leicher  Weise 
behandelt,  wie  das  untere  und  als  Abschluß  des  ganzen  der  zinnengekrönte  Aufsatz 
mit  ausgestochenem  Ornament  (Abb.  13,  H.  214,  Br.  55,5,  T.  33  cm). 

Ein  oberdeutsches,  vermutlich  nürnbergisches  Waschkästchen  der  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts  stellt  sich  als  ganz  origineller  Toilettentisch  dar.  Der  Wasch- 
kasten bildet  einen  doppelgeschossigen  Schrank,  dessen  Unterteil  eintürig  ist.  Dem 
Absatz  zum  zweiten  Geschoß  kragt  sich  ein  halbrunder  Vorsprung  konsolartig  vor, 
der  noch  mit  einer  Ausziehplatte  versehen  ist;  darüber  etwas  zurückspringend  und 


44  DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


von  zwei  Konsolpilastern  flankiert,  das  obere  reicher  verzierte  Schränkchen  —  jede 
Füllung  eine  Nischenarchitektur  mit  Säulen.  Öffnet  man  die  halbrunde  Türe 
des  verhältnismäßig  seichten  Schrankes,  so  ist  an  der  Rückseite  die  zinnerne  Wasser- 
blase angebracht.  Zieht  man  den  Deckel  über  dem  vorspringenden  Konsol  weg, 
so  wird  das  darunterliegende  zinnerne  Waschgefäß  frei.  An  den  Seiten  befinden 
sich  zwei  drehbare  eiserne  dreieckige  Haken  zum  Aufhängen  von  Toilettengegen- 
ständen oder  auch  Beleuchtungskörpern  (Abb.  14,  H.  176,  Br.  73,  T.  50  cm). 

Nicht  mehr  im  eigentlichen  Sinne  als  überbauter  Schrank  ist  ein  zweites  nürn- 
bergisches Waschkästchen  aus  der  ersten  Hälfte  des  17-  Jahrhunderts  zu  bezeichnen. 
Dasselbe  ist  dreigeschossig.  Im  Untergeschoß  bildet  es  ein  eintüriges  Schränkchen 
mit  einfacher  Einlegearbeit,  im  Mittelgeschoß  zwischen  zwei   Säulen  mit  Sockeln 


Abb.   14.    Waschkasten,  süddeutsch;  Anfang  des  17.  Jahrh. 

die  mit  Zinn  ausgekleidete  Nische  und  ein  halbrund  vorspringender  Teil  zur  Auf- 
nahme der  mit  der  Nische  unmittelbar  verbundenen  Waschschüssel.  Im  oberen 
Teil  ein  weiteres  eintüriges  Schränkchen  und  der  Schrankaufsatz  als  architektoni- 
sches Gebälk  gebildet ;  beide  mit  Intarsienornament  verziert  (H.  225,  Br.  75, 
T.  43  cm). 

Der  zunehmende  Luxus  und  Komfort  führt  im  16.,  besonders  aber  im  17-  Jahr- 
hundert das  Bedürfnis  herbei,   außer  den  bisherigen,   verhältnismäßig  einfachen 
Kastenmöbeln  auch  solche  zu  schaffen,  wo  getrennt  von  größeren  Stücken  des  Haus- 


se 


VON   HANS  STEGMANN.  45 


rates,  wie  insbesondere  von  Kleidern  und  der  Wäsche,  kleinere  wertvollere  Gegen- 
stände ihre  Aufbewahrun.t^"  finden  konnten.  Bis  ins  16.  Jahrhundert  hatte  die  im 
späteren  Mittelalter  besonders  beliebte  Kassette  diesem  Zwecke  genügt.  Die 
wesentliche  Vermehrung  des  Hausrates  brachte  das  Bedürfnis,  auch  nach  einer  Ver- 
mehrung der  Behälter.  Bei  den  Schränken  äußert  sich  das,  wie  wir  gesehen  haben, 
in  der  häufigen  Anbringung  von  Schubladen  und  Schubladengeschossen.  Eine 
wesentlich  gesteigerte  Mehrzahl  von  Kassetten  im  einzelnen  Haushalt  würde  natür- 
lich sehr  unübersichtlich  gewesen  sein,  und  so  entstand  aus  der  Zusammenlegung 
vieler  kleiner  Behälter  eine  Schrankkomposition,  die  man  mit  dem  Namen  Kabinett- 
schrank bezeichnet. 

Der  Kabinettschrank  ist,  wie  die  Mehrzahl  der  deutschen  Möbeltypen,  eine 
italienische  Erfindung,  die  ihre  besonders  mannigfaltige  Ausbildung  zunächst  außer 
in  Italien,  in  Spanien  und  Frankreich  fand.  Zwei  Hauptarten  des  Kabinetts  sind 
zu  unterscheiden:  diejenige,  wo  das  Kabinett  als  Miniaturschrank  nicht  auf  dem 
Boden  aufruht,  sondern  beweglich  auf  einer  beliebigen  Unterlage,  also  zunächst 
auf  dem  Tisch,  aufgestellt  werden  kann;  die  andere,  wo  der  Untersatz,  also  der 
tragende  Teil,  mit  dem  oberen  Behälter,  der  naturgemäß  stets  in  Handhöhe  auf- 
gestellt werden  mußte,  organisch  verbunden  ist.  Beide  Arten  scheinen  gleichzeitig 
in  Aufnahme  gekommen  zu  sein.  In  Deutschland  haben  die  kleinen  Kabinett- 
schränkchen  ohne  dazu  gehörigen  Untersatz  offenbar  die  Vorherrschaft  gehabt. 
Wie  bei  derartigen  kleinen  Luxusmöbeln  leicht  begreiflich,  ist  die  Ausgestaltung 
eine  sehr  mannigfache,  oft  prunkvolle.  Das  älteste  deutsche  Kabinett,  das  das 
Germanische  Museum  besitzt,  ist  eine  überaus  kostbare  Arbeit  (Abb.  15  a  u.  b, 
H.  51,  Br.  64.  T.  34,5  cm).  Es  stellt  einen  rechteckigen  Kasten  dar,  der  in  ge- 
schlossenem Zustand  Kastenform  hat.  Die  obere  wie  die  vordere  Wand  sind  auf- 
klappbar, so  daß  oben  mit  auch  ähnlicher  Anordnung  eine  Art  flache  Truhe 
entsteht,  während  an  der  Vorderseite,  wobei  der  Deckel  als  Schreibplatte  eventuell 
verwendet  werden  kann,  sich  der  eigentliche  Kabinettschrank  öffnet.  Die  äußeren 
Flächen  und  die  inneren  der  beiden  Deckel,  sowie  der  Boden  des  Obergefaches 
sind  mit  reichster,  sehr  kunstvoller  Einlegearbeit  in  bunten  Hölzern  geschmückt, 
in  Nachbildung  italienischer  Architekturintarsien.  Die  Vorder-  und  Seitenflächen 
zeigen  sehr  komplizierte  romanische  Ruinen,  andererseits  weisen  das  Rollwerk  und 
Pflanzenornament  mit  einiger  Sicherheit  auf  süddeutschen  Ursprung  hin.  Die 
Einteilung  des  eigentlichen  Schränkchens  bildet  eine  Palastfassade  im  Stil  der 
Hochrenaissance.  Am  unteren  Geschoß  dieses  Schränkchens  erfolgt  die  Gliederung 
durch  vier  Systeme  von  kannelierten  Doppelsäulen  mit  einer  großen  Bogenöffnung 
in  der  Mitte,  darüber  der  unteren  Anordnung  entsprechend  eine  Attika  mit  Karyatiden 
und  Hermen.  Zwischen  den  Architekturgliedern  eingeordnet  sind  neun  kleine  Schub- 
laden, in  der  Mitte,  in  dem  Bogenportal  eine  größere  und  drei  kleine  schmale  in 
dem  Gebälk  zwischen  Untergeschoß  und  Attika.  Die  Fassade  sowie  die  Füllungen 
der  Schubladen  Vorderteile  sind  in  Buchsbaumholz  geschnitzt,  in  dem  großen  Bogen 
ist  die  Kreuzigung  mit  gemaltem  Hintergrund  dargestellt.  Die  neun  großen  Schub- 
ladenschauseiten zeigen  in  sehr  minutiöser  und  feiner  Ausführung,  die  sich  an  den 
Plakettenstil  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  anlehnt,  Szenen  der  heiligen 
Geschichte.    Das  Stück  dürfte  kurz  vor  1600  entstanden  sein. 


46 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Ungefähr  derselben  Zeit  gehört  ein  anderer  Kabinettschrank  an,  der  die  üb- 
Hche  Schrankform  im  wesentUchen  beibehält.  Der  in  geschlossenem  Zustande  recht- 
eckige Kasten  wird  vorne  durch  eine  Doppeltür  geschlossen.  Die  Kanten  des  Kastens 
sind  überall  mit  einem  kräftigen  Astragal  verziert.  Im  Innern  finden  sich  fünf 
Schubladengeschosse  mit  acht  einfachen  Schubladen  vor.  An  den  Außentüren  sind 
in  etwas  barocken  Architekturnischen  zwei  weibliche  Figuren  in  Hochrelief  geschnitzt, 
Europa  und  Afrika.  Über  den  Architekturnischen  befinden  sich  zwei  Wappen, 
in  dessen  einem  ein  griechisches  Kreuz  und  das  Entstehungsjahr  1589  sich  vorfindet 
(H.  54,  Br.  57,  T.  25  cm). 

Der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  gehört  ein  sehr  reich  intarsiierter 
Kabinettschrank  an,  der  nach  der  Art  seiner  Verzierung  ziemlich  sicher  in  der 
Schweiz  entstanden  sein  dürfte.     Geschlossen  stellt  derselbe  einen  schlichten  recht- 


Abb.  15  a.    Oberdeutsches  Kabinett;;  Ende  des  16.  Jahrb. 

eckigen  Kasten  vor,  dessen  Vorderseite  sich  zweitürig  öffnet.  Die  äußeren  Flächen 
sind  durch  Rahmenwerk  mit  reicher  Einlage  in  bunten  Hölzern  geziert.  Die  Mitte 
der  Türfüllungen  nehmen  Blütenzweige  mit  Vögeln  ein,  die  Innenseiten  der  Türen 
dagegen  nicht  sehr  verständnisvoll  gezeichnete  Ruinenarchitekturen.  Das  Schrank- 
werk besteht  aus  fünf  horizontalen  Abteilungen  mit  17  Gefachen,  einem  doppel- 
türigen Schränkchen  in  der  Mitte.  Die  das  Mittelgefach  umgebenden  rechteckigen 
Schubladen  nehmen  je  die  Hälfte  des  Raumes  eines  quadratischen  Flügels  ein 
(H.  58,  Br.  92,   T.  38  cm). 

Aus  dem  Rahmen  des  Germanischen  Museums  fallen  zwei  große  Prunkschränke 
in  Kabinettform  einigermaßen  heraus,  die  von  der  fürstlich  Sulkowskischen  Samm- 
lung übernommen  wurden.    Material  und  Ausführung  lassen  leicht  erkennen,  daß 


VON   HANS  STEGMANN. 


47 


wir  es  hier  mit  oberitalienischen  Arbeiten  zu  tun  haben.  Die  beiden  Schränke  sind 
völlig"  gleich  und  dürften  aus  der  Lombardei  oder  Ligurien  herstammen.  Auf  einem 
bankartigen  verkröpften  Unterteil  ruht  das  eigentliche  Kabinett  auf  sechs  Messing- 
kugelfüßen auf.  Die  Anordnung  ist  hier  wie  bei  allen  derartigen  Prunkschränken 
eine  architektonische.  Über  dem  fünfgliederigen  Sockel  erhebt  sich  die  dreiteilige 
Fassade,  deren  Mittelbau  von  einer  doppelten  Säulenstellung  umrahmt  ist,  während 
an  den  Seiten  die  eine  Säule  den  Abschluß  bildet.      Die  Säulen    mit  vergoldeter 


Abb    15  b.     Kabinett  15  a  geöffnet. 


Bronze  sind  aus  rot-  und  weißgeflecktem  Marmor,  sie  ruhen  auf  hohen  Konsolsockeln. 
Zwischen  den  Säulenpaaren  ist  je  eine  Nische  mit  einer  vollrund  geschnitzten  Figur 
angebracht.  Ein  mittleres  großes  Gefach  wird  von  Schubladen  in  verschiedener 
Größe  umgeben,  die  sich  übrigens  nicht  nach  den  einzelnen  Fassadengliedern  richten. 
An  der  Seite  sind  je  vier  Schubladen  eingelassen,  über  das  untere  Geschoß,  das 
seitlich  von  geschweiften  Ohren  eingefaßt  wird,  baut  sich  ein  zweites  niedriges  auf, 


48  DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


das  in  der  Mitte  giebelartig  noch  von  einem  dritten  bekrönt  wird.  In  kleineren 
Verhältnissen  wird  auch  hier  die  Gliederung  durch  ähnliche  Säulen  in  hellrotem 
Marmor  bewirkt.  Die  Flächen  sind  mit  gefrästen  Leisten  und  Kartuschenwerk  ein- 
gefaßt, sämtliche  Holzteile  in  schwarz  poliertem  Holz  gehalten.  Die  Füllungen 
werden  durch  sehr  geschickt  eine  Landschaft  vortäuschende  Stücke  von  Breccien- 
marnior  gebildet,  die  feinen  Beschläge  sind  in  vergoldeter  Bronze  ausgeführt.  Bei 
dem  großen  Kästchen  ist  um  die  Füllung  noch  eine  Umrahmung  von  Pietradura- 
arbeit  herumgelegt.  Die  Schränke  dürften  etwa  in  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts 
entstanden  sein  (Abb.  16,  H.265,  Br.  156.5,  T.  66  cm;  H.  251,  Br.  155,  T.  66  cm). 

Die  Gruppe  der  Aufsatz-  und  Kabinettschränke  des  18.  Jahrhunderts  ist  durch 
sehr  verschiedenartige  Schranktypen  im  Germanischen  Museum  vertreten.  Das  reichste 
und  wertvollste  Exemplar  ist  ein  in  der  sogenannten  Vernis-Martin-Manier  durch- 
geführter Rokokoschrank.  Wie  die  Abbildung  (Abb  .17,  H  .225,Br.l27,T.58  cm)  ergibt, 
erhebt  sich  über  einem  mit  geschweifter  und  ornamentaler  Schnitzerei  und  zarten  Füßen 
versehenen  Untersatz  zunächst  ein  Geschoß  mit  zwei  starkgeschweiften  Kommodeschub- 
laden. Auf  diesenruht  der  Aufsatzschrankebenfalls  geschweift  undimGrundriß  demjenigen 
der  Kommode  folgend.  Der  Schrank  selbst  hat  wieder  einen  giebelartigen  geschweiften 
und  gebrochenen  oberen  Aufsatz.  Die  Dekoration  ist  bei  den  konstruktiven  und 
umrahmenden  Teilen  in  feiner  Flachschnitzerei,  die  vergoldet  ist,  auf  dunkelmar- 
morierten Grund  ausgeführt.  Auf  der  Schauseite  der  beiden  Kommodeschubladen 
und  an  den  Seitenteilen  des  Aufsatzschrankes  sind  in  Relief  und  in  Lackarbeit  (eigent- 
lich stukkierter  Lack)  Chinoiserien  zur  Darstellung  gebracht,  während  die  Mittel- 
füllung der  Türe  mit  gemaltem  Hintergrund  den  Fuchs  im  Hühnerhof  darstellt.  Die 
Dekoration  im  Charakter  des  spätesten  Barocks  ist  fast  überreich,  das  ganze  aber 
doch  trotz  seines  etwas  heruntergekommenen  Zustandes  ein  hervorragendes,  jeden- 
falls französisches  Stück  der  Zeit. 

Echt  deutsch  dagegen  ist  ein  kleiner  aus  Nürnberg  stammender  Aufsatzschrank, 
der  ebenfalls  auf  einem  Aufsatz  mit  starkgeschweiften  Füßen  ruht,  und  dessen  doppel- 
türiger Schrankteil  in  einem  gebrochenen  Giebel  abschließt.  Hier  ist  zur  Dekoration 
einein  Südeutschland  sehr  beliebte  Zier  des  18.  Jahrhunderts  wieder  verwendet:  näm- 
lich auf  dem  weißen  lackierten  Grund  ist  eine  Unzahl  von  kleinen  ausgeschnittenen 
und  kolorierten  Kupferstichen  aufgeklebt,  und  das  ganze  dann  mit  einem  gleich- 
mäßigen Firnis  überzogen   (H.  169,   Br.  76,   T.  40  cm). 

Der  Gattung  der  Schreibtische  nahe  verwandt  ist  ein  großer  Rokokoaufsatz- 
schrank,  ganz  in  schwarz  poliertem  Holz,  aus  dem  späteren  18.  Jahrhundert,  der  nach 
dem,  den  ganzen  Schrank  bekrönenden  Wappen  aus  dem  Besitz  der  Nürnberger 
Familie  von  Hörmann  zu  Guttenberg  stammt.  Den  Unterteil  bildet  eine  sehr 
hübsch  gegliederte  zweigeschossige  Kommode  auf  hohen  Füßen.  Auf  schweren 
Sockelfüßen,  die  eine  Nische  für  den  Schreibgebrauch  bilden,  erhebt  sich  dann  der 
zweitürige  Aufsatzschrank  mit  Giebel.  Die  kräftige  und  doch  originelle  Zeichnung 
des  ganzen  Möbels  wird  durch  die  originelle  Farbenwirkung  des  schwarzen  Holzes 
mit  vergoldetem  Beschlag  noch  wesentlich  gehoben  (H.  25  5,  Br.  145,  T.  73  cm). 

Als  Kuriosität  unter  den  Kastenmöbeln  des  Museums  mag  auch  eine  Kostüm- 
puppe nicht  unerwähnt  bleiben,  die  in  Lebensgröße  eine  weibliche  Figur,  etwa  in  der 
Tracht  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  darstellt,  und  auch  mit  Häubchen,  Brokat- 


1 


Abb.  16.     Italienischer  Prunkschrank;  17.  Jahrh. 


Abb.  17.    Aufsatzschrank  in  „Vernis-Martin" ;  18.  Jahrh. 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS.       VON   HANS  STEGMANN. 


51 


kleid  und  Spitzenüberwurf  in  Natur  gekleidet  ist.  Das  Unterkleid  der  Figur  vom 
Mieder  bis  zum  Rockrand  ist  aus  lauter  kleinen  Schubladen  gebildet.  Als  besonders 
scherzhaft  darf  wohl  die  Einfügung  eines  Spinetts  in  einer  der  mittleren  Schubladen 
aufgefaßt  werden   (Abb.  18,  H.  I67,  Br.  84,  T.  55  cm). 

Den  Kabinettschränken  mag  noch  ein  aus  dieser  Art  M(')bel  hervorgegangenes 
Stück  in  einem  allerdings  nicht  sehr  bedeutenden   Exemplar  in  der  Besprechung 


Abb.   18.     Kostümfigur  als  Schrank;  nürnbergisch  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrh. 


angefügt  werden,  nämlich  ein  kleiner  Münzschrank  in  schwarzpoliertem  Holz  aus 
dem  18.  Jahrhundert.  Auf  einem  tischartigen  Untergestell  mit  vier  geschweiften 
Beinen  erhebt  sich  das  verhältnismäßig  einfache  doppeltürige  Schränkchen  mit 
rechteckigen  gekehlten  Füllungen.  Das  Innere  ist  mit  zweiunddreißig  Münzenschub- 
laden ausgefüllt    (H.  95,  Br.  70,  T.  41  cm). 

Von  den  letztgenannten  Aufsatzschränken  ist  der  Schritt  zu  den  eigentlichen 
Schreibtischen  nur  noch  ein  geringer.    Die  Art  der  Schreibtische,  die  als  besonderes 

4* 


52  DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Möbel  vor  dem  späteren  17.  Jahrlumdert  nicht  vorzukommen  scheinen,  ergibt  sich 
aus  der  bereits  erwähnten  Form.  Die  im  Mittelalter  und  den  früheren  Epochen 
der  Renaissance  üblich  gewesenen  sogenannten  Zahltische  wurden  mit  der  Zeit 
durch  mancherlei  Vorrichtungen  in  den  Kästen  unter  der  Platte  und  durch  feste 
oder  bewegliche  kleinere  Aufsätze  über  der  Platte  für  die  speziellen  Zwecke  besonders 
tauglich  gemacht.  Andererseits  tritt  als  weiteres  Element  der  im  vorhergehenden 
bereits  erwähnte  Kabinettschrank  auf,  der  in  seiner  vollendeten  Form  als  Untei- 
und  Oberteil  ja  auch  schon  eine  Kombination  von  Tisch  und  Schrank  darstellt.  Wird 
an  einem  Kabinettschrank  mit  verhältnismäßig  hohem  Untersatz  die  gemeinsame 
Verschlußplatte  der  Schrankfächer  so  befestigt,  daß  sie  horizontal  heruntergeklappt 
werden  kann,  so  entsteht  der  Schreibsekretär.  Vorausgenommen  war  diese  Form 
ja  schon  in  den  dreigeschossigen  niederdeutschen  Schränken,  die  ebenfalls  eine  Kom- 
bination von  Wandschrank  und  Zahltisch  durch  die  mittlere  herausklappbare  Tür 
angestrebt  hatten.  Die  Zahl  der  Kombinationen,  die  sich  im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts 
aus  dem  oben  angeführten  Elementen  ergeben  hat,  ist  eine  außerordentlich  große. 
Das  18.  Jahrhundert  war  ja  in  der  Erfindung  neuer  Möbelkombinationen  in  allen 
Ländern  außerordentlich  fruchtbar.  Eine  Reihe  von  Typen  die  teils  als  Schreib- 
tische im  eigentlichen  Sinne  anzusehen  sind,  teils  sich  als  sogenannte  Schreibsekre- 
täre charakterisieren,  befindet  sich  auch  im  Germanischen  Museum.  Es  sei  hier 
bemerkt,  daß  als  Schreibsekretäre  diejenigen  Schreibtische  bezeichnet  werden,  die 
ein  geschlossenes  Untergestell  in  Schrank-  oder  Kommodenform  besitzen.  Ein  charak- 
teristisches Beispiel,  das  außerdem  den  Vorzug  einer  höchst  originellen  Dekoration 
besitzt,  ist  ein  Schreibschrank  mit  dreigeschossigem  Kommodenuntersatz;  darüber 
erhebt  sich  ein  Zwischengeschoß  von  halber  Breite  mit  je  zwei  seitlichen  kleinen 
Schubladen  und  einer  mittleren  offenen  Nische.  Der  pultartig  vor  diesem  Teil  ge- 
legte Deckel,  bildet  mit  der  anderen  Hälfte  der  Platte  des  Untersatzes  den  Schreib- 
tisch. Der  Oberteil  besteht  aus  einem  doppeltürigen  Schrank  mit  zehn  gleichen 
Schubladen  in  fünf  Geschossen.  Die  schreinerische  Gliederung  des  Schrankes  ist  ohne 
Bedeutung,  die  sämtlichen  Flächen  sind  aber  in  äußerst  geschickter  Weise  mit  feiner 
Lackmalerei  in  der  Nachbildung  von  Marketeriearbeit  versehen.  Die  beiden  auf  den 
äußeren  Türen  angebrachten  verschlungenen  Monogramme  mit  Fürstenkrone  darüber 
beweisen,  daß  das  Stück  aus  fürstlichem  Besitze  stammt.  Die  Herstellung  dürfte 
in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  stattgefunden  haben  (H.  193,  Bi'-  HO. 
T.  72  cm). 

Die  süddeutsche  Schreibtischform,  wie  sie  in  höfischen  Kreisen,  besonders 
auch  in  den  österreichischen  Kronländern  beliebt  war,  gibt  ein  sehr  schöner  ge- 
schmackvoller Schreibtisch  aus  dem  Besitz  der  gräflichen  Familie  Törring  wieder. 
(Abb.  19,  H.  216  Br.  172,  T.  86  cm).  Derselbe  ist  in  Marketeriearbeit  ausgeführt, 
ruht  auf  acht  Pilasterfüßen  mit  Brett  und  Kugelgestell  und  hat  eine  auf  den 
Boden  herabgehende  Rückwand.  Das  Untergestell  bildet  ein  Tisch  mit  drei  Schub- 
laden, der  ungefähr  der  Form  unserer  heutigen  Diplomatentische  entspricht.  Darauf 
baut  sich  der  eigentliche  Schreibtischaufsatz,  und  in  ihm  befinden  sich  übereinander  K 

fünf  Schrank-  resp.  Schubladenfächer.    Das  Hauptfach  bildet  den  Zugang  zu  acht  ^ 

inneren  Geheimfächern,  die  hinter  schmalen,  als    Architekturnischen    gegliederten 
Seitenteilen  liegen.    Die  gesamte  Schauseite,  deren  eben  berührter  Mittelteil  zurück- 


VON  HANS  STEGMANN. 


53 


springt,  wird  durcli  schlanke  Kompositsäulen  gegliedert.  In  den  geschweiften 
Seitenteilen  befinden  sich  übereinander  je  sieben  verschiedene  Schubfächer.  Über 
der  Tischplatte  springen  seitlich  noch  zwei  Teile  heraus,  die  wiederum  Schubfächer 
enthalten,  dazwischen  ein  schräganstehender  Pultdeckel,  der  geöffnet  die  Schreib- 
platte bildet,  während  unter  dem  Schrankaufsatz  eine  offene  Nische  mit  je  zwei 
seitlichen  Innenfächern  sich  vorfindet.  Die  Dekoration  ist  in  den  Architekturteilen 
zum  Teil  geschnitzt,  die  Flächen  sind  in  einfacher  aber  geschmackvoller  Zeichnung 
marketiert. 


Abb.  19.     Schreibtisch,  bayerisch;  I.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 

Angeblich  aus  dem  Kloster  Mersburg  bei  Villingen  stammt  ein  weiterer 
Schreibtisch  des  18.  Jahrhunderts.  Der  Tisch  ruht  auf  einem  Untergestell  mit 
gedrehten  Füßen,  die  durch  sich  überschneidende  geschweifte  Bretter  verbunden 
sind.     Dieselben  sind  heute  in  schwarz  mit  Vergoldung  gehalten,  wahrscheinlich 


54  DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


in  späterer  Überarbeitung.  Auf  diesem  Gestell  ruht  zunächst  ein  Schubladenge- 
schoß, das  in  geschlossenem  Zustand  die  Platte  wie  bei  einem  gewöhnlichen  Tische 
erscheinen  läßt.  Der  Mittelteil  der  vorderen  Zarge  klappt  sich  nach  vorne,  der  Mittel- 
teil des  Deckels  in  zwei  Türen  seitlich  auf,  sodaß  eine  Schreibplatte  entsteht.  Innen 
sind  zwei  hintere  und  zwei  kleine  seitliche  Schubladen  vorhanden.  Der  hintere 
Schrankaufsatz  setzt  sich  aus  einem  über  der  Tischplatte  aufstehenden  Sockelge- 
schoß mit  sechs  niedrigen  Schubladen  zusammen;  darüber  ein  dreiteiliger  Schrank- 
aufsatz mit  schräg  zurückspringendem  Seitenteil.  Der  Mittelteil  ist  als  Schrank  mit 
einer  inneren  Schublade  gebildet,  seitlich  sind  noch  je  vier  Schubladen  angebracht. 
Der  obere  Teil  des  in  seinem  Aufbau  ziemlich  schlichten  Schrankes  ist  mit  reichen 
geometrischen  Intarsien  von  bunten  Hölzern  geschmückt,  von  denen  die  hübsch 
vergoldeten  Bronzebeschläge  sich  wirksam  abheben  (H.  146,  Br.  II3,  T.  85  cm). 

Das  wertvollste   Exemplar  der  im  Museum  vorhandenen   Schreibtische,  zu- 
gleich mit  das  prunkvollste  Möbel,  über  welches  es  verfügt,  ist  ein  Prunkschreibtisch 
in  sogenannter  Boullearbeit,  der  zu  einer  früher  im  Schloß  zu  Schieissheim  befindlichen 
Möbelausstattung  gehört,  von  der  eine  größere  Anzahl  von  Stücken  sich  seit  langem 
im  Bayerischen  Nationalmuseum  zu  München  befindet.    Der  Schreibtisch,  das  schönste 
und  reichste  Stück  der  ganzen  Folge  wurde  anfangs  1908  im  Münchener  Kunsthandel 
erworben  und  dürfte  wahrscheinlich  zu  der  Originalausstattung  des  Schleissheimer 
Schlosses  gehören,  wie  sie  durch  Kurfürst  Max  Emanuel  im  zweiten  und  dritten 
Jahrzehnt  des  18.  Jahrhunderts  geschaffen  wurde.     Die  ungemein  glänzende  und 
formensichere  Dekoration  dieses  kostbaren  Möbels  läßt  der  Vermutung  Raum,  daß 
das  betreffende  Möbel  von  einem  französischen  oder  flandrischen  Künstler  gezeichnet, 
aber  in  München  ausgeführt  worden  ist.     Darauf  weist  einerseits  die  Technik  der 
sämtliche    sichtbare    Flächen    des    Möbels    überziehenden    Boullearbeit    hin;    ins- 
besondere aber  der  Umstand,  daß  an  Stelle  der  im  Heimatland  dieser  Technik  als 
Gliederung  stets  verwendeten  vergoldeten  Bronzeleisten  und  sonstigen  Dekorations- 
glieder durchweg  vergoldetes  Holz  getreten  ist.    Der  Aufbau  des  Schrankes  ist  der 
folgende.  Auf  einem  von  vier  S-förmig  geschweiften,  oben  in  Löwenköpfe  auslaufenden 
Füßen  getragenen  und  unten  durch  nach  einwärts  geschweifte   Querbretter  verbun- 
denen Untersatz  ruht  der  eigentliche  Aufbau.    Zwischen  die  Stützen  ist  ein  unteres 
dreiteiliges  Kastengeschoß    mit  breiter,  nach   außen  geschweifter  Türöffnung  ein- 
gebaut.   Das  in  feinen  Umrißlinien  folgende  Tischgeschoß  enthält  ein  flaches  Pult, 
das  zur  Verwendung  als  Schreibplatte  in  der  üblichen  Weise  aufgeklappt  wird;  das 
darunter  liegende  geschweifte  Kastengeschoß  hat  drei  Schubladen.    Über  und  hinter 
dem  Pult  erhebt  sich  der  fünfgliedrige  Aufsatz,  dessen  Mittelteil  als  Schrank  gebildet 
ist   und  als  obere  Bekrönung  noch  einen  kuppelartigen  Aufsatz  trägt;  dessen  Spitze 
ziert  ein  sitzender  Löwe  mit  dem  Pfalz- Bayerischen  Wappen.    Die  Mittelpartie  wird 
von  zwei  schmalen  Seitenteilen  flankiert,  in  denen  sich  je  fünf  kleine  Schubladen 
befinden.  Zwei  nach  außen  vortretende  niedrigere,  aber  breitere,  geschweifte  und  ge- 
brochene  Abteilungen   mit   dreizehn   Schubladen   bilden   den  seitlichen   Abschluß. 
Die  Einlegearbeit  ist  in  der  Hauptsache  in  Silber  auf  Schildpatt  ausgeführt.     Da- 
zwischen kommt  sparsame  Verwendung  von  Messing  und  Perlmutter  vor.    Die  mittlere 
Türe  ziert  als  reich  ausgestattetes  Feld  in  einer  barocken  Laubenarchitektur  unter  einem 
Thronhimmel  eine  allegorische  weibliche  Figur  mit  Palme  in  der  rechten  und  einem 


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VON   HANS  STEGMANN. 


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Schild  mit  dem  Namenszug  Max  Emanuels  in  der  linken  Hand.  Von  dieser  Tür- 
füllung ist  insbesondere  der  Pultdeckel  sehr  reich  ausgestattet,  der  auch  Malachit 
als  Einlagematerial  aufweist.  Hier  bildet  den  Mittelpunkt  der  Darstellung  eine 
von  Nymphen  flankierte  Diana.  Die  übrigen  eingelegten  Flächen  sind  im  wesent- 
lichen rein  ornamental  gehalten.  Der  Entwurf  des  Ornaments  gehört  wohl  zum 
besten,  was  in  und  für  Deutschland  in  der  Spätbarockzeit  geschaffen  worden  ist.  Trotz 
einer  gewissen  Schwere  der  Formen,  trotz  der  scheinbaren  Überfülle  der  eingelegten 
Dekoration,  gehört  gerade  dieser  Schreibtisch  wohl  zum  Glänzendsten,  was  die  deutsche 
Möbelkunst  des  18.  Jahrhunderts  hervorgebracht  hat(Taf.  XIV,  H.205,  Br.l32,T.84cm). 

Eine  Zwischenstufe  zwischen  den  bedeutendsten  beiden  Spielarten  der  Kasten- 
möbel, den  Truhen  und  Schränken,  bilden  die  sogenannten  Kommoden.  Die  Ver- 
bindung von  flachen  Schubladen,  die  eine  leichtere  Herausnahme  von  Gegenständen 
ermöglicht,  als  dies  bei  der  Aufstapelung  in  Truhen  oder  Schränken  tunlich  war, 
hat  schon  im  Mittelalter  zu  zahlreicher  Verwendung  von  Schubladen  an  und  in  den 
Truhen  und  Schränken  geführt.  Die  spätere  Renaissance  insbesondere  hat,  wie  wir 
gesehen  haben,  häufig  in  den  unteren  Schrankteilen  übereinanderstehend  eine  An- 
zahl von  Schubladen.  Mit  dem  Verschwinden  der  dem  höheren  Komfort  wenig 
entsprechenden  Truhen  als  Möbel  der  vornehmen  Kreise,  wurde  und  zwar  zunächst 
von  Frankreich  ausgehend,  der  Schubladenunterteil  als  selbständiges  Stück  behandelt, 
und  der  französische,  gebräuchliche  Name  Kommode  (das  ist:  bequem)  gibt  zugleich 
die  Erklärung  für  sein  Entstehen. 

Konstruktiv  ist  die  Kommode  sich  immer  gleich;  sie  besteht  aus  einem  Schrank, 
der  aus  Bequemlichkeitsrücksichten  stets  nur  bis  zu  gewisser  Höhe,  in  der  Regel 
Tischhöhe,  emporgeführt  wird,  und  dessen  Vorderseite  von  oben  bis  unten  in  eine 
Mehrzahl  größerer  Schubladen  aufgelöst  ist.  Die  Kommode  in  ihrer  eigentlichen 
Ausbildung  ist  ein  Erzeugnis  des  Rokoko,  und  infolgedessen  ist  die  überwiegende 
Mehrzahl  aller  Konmioden  in  ihrem  Vorderteil  geschweift,  welche  Form  zugleich 
für  die  Anbringung  von  Griffen  und  Handhaben  eine  bequeme  Lösung  ermöglicht. 
Die  Mehrzahl  der  deutschen  Kommoden  ist  in  der  Zeit  entstanden,  als  in  Süddeutsch- 
land, das  unter  stärkerem  französischen  Einfluß  stand  als  Norddeutschland,  die 
Marketeriemöbel  die  Vorherrschaft  besaßen,  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahr- 
hund«?rts.  Außer  der  in  verschiedenen  Hölzern  eingelegten  Fournierung  ist  deshalb  die 
Verzierung  mit  reichen  Bronzebeschlägen  oder  aber  mit  Metalleinlagen,  eine  verhält- 
nismäßig häufige. 

Von  den  ziemlich  zahlreichen  Marketeriekommoden  des  Germanischen  Museums 
mögen  nur  die  wichtigeren  etwas  eingehend  behandelt  werden.  Die  schönste  und 
größte  derselben  ist  eine  schrankartige  Kommode  mit  sechs  Schubladen  und  starker 
Schweifung  der  Vorderseite,  die  aus  dem  oberbayerischen  Kloster  Indersdorf  stammen 
und  auch  dort  gearbeitet  worden  sein  soll.  Wahrscheinlich  dürfte  es  allerdings  sein, 
daß  einer  der  Münchener  Hofschreiner,  wenn  die  Ortsbestimmung  als  richtig  anzu- 
nehmen ist,  ihr  Verfertiger  ist.  Oberplatte  und  Seitenteile  zeigen  in  vielfach  ver- 
schlungenen geometrischen  Mustern  feinste  Marketeriearbeit.  An  den  Vorderseiten 
der  Schubladen  sind  je  drei  rechteckige  Füllungen  in  deutscher  Füllart,  Spätbarock, 
Kartuschen  in  Holz,  Messing  und  Zinn  von  ausgezeichnetem  Entwurf  und  vorzüglicher 


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DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Ausführung  eingelassen.    Die  Kommode  dürfte  nach  der  Behandlung  der  Füllungen 
etwa  um  1730—40  entstanden  sein   (Abb.  20,  H.  129,  Br.  128,  T.  69  cm). 

Wegen  der  Technik  mag  hier  gleich  eine  Aufsatzkommode  erwähnt  werden, 
die  über  einer  eigentlichen  Kommode  mit  drei  Schubladen  einen  mit  geschweiften 
Giebel  versehenen  Aufsatz  mit  vier  weiteren  Schubladengeschossen  enthält  und  außer- 
dem eine  Auszugplatte  zur  Verwendung  als  Schreibtisch.  Die  Kommode  zeigt  eine 
einfache  Marketeriearbeit,  in  den  Füllungen  aber  Zinneinlagen  im  Rokokostil, 
durchsetzt  von  Tierdarstellungen.  Die  aus  Mitteldeutschland  stammende  Aufsatz- 
kommode dürfte  etwa  dem  dritten  Viertel  des  18.  Jahrhunderts  entstammen 
(Abb.  21,  H.  164,  Br.  127,   T.  69  cm). 


Abb.  20.     Eingelegte  Kommode,  bayerisch;  Mitte  des  18.  jahrh. 


Eine  weitere  Kommode  von  stark  geschweiftem  Aufbau  ist  verhältnismäßig 
einfach  marketiert  mit  aneinandergereihten  Rauten.  Die  stark  geschweiften  Formen 
des  Aufbaues  weisen  auf  die  Nähe  französischer  Vorbilder  hin.  Sehr  hübsch  sind 
hier  die  Bronzebeschläge  an  den  Ecken,  Füßen,  Schloßblechen  und  Griffen  (H.  83, 
Br.  117,  T.  60  cm).  Unter  den  weiteren  Kommoden  stammen  zwei  reichmar- 
ketierte  und  zusammengehörige  aus  Würzburg.  Hier  zeigt  die  Einlegearbeit  neben 
ornamentalen  Teilungen  Genreszenen  im  Schäfergeschmack,  auf  der  Platte  und  den 
Vorderseiten  der  zwei  Schubladen  Kartuschenkompositionen,  außerordentlich  reich 
und  schön  gestaltet;   das  Untergestell   und  die  Füße  sind   außerdem  noch  mit 


VON   HANS  STEGMANN. 


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Schnitzerei  versehen.      Auch    hier    ist    das  Bronzebeschläg   von    erwähnenswerter 
Feinheit  (H.  86,  Br.  140,  T.  75  cm;    H.  85,   Br.  140,  T.  74  cm). 

In  das  Ende  des  18.  Jahrhunderts  führt  uns  eine  außerordenthch  reich  eingelegte 
Kommode  aus  den  letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts,  die  aus  den  Rhein- 
landen in  den  Besitz  des  Museums  gekommen  ist.  Die  schweren,  schon  an  den  Empire- 
stil anklingenden,  aber  in  der  farbigen  Wirkung  sehr  gut  berechneten  klassizistischen 
Ornamente  und  figürlichen  Darstellungen  lassen  die  konstruktiv  als  Möbel  nicht 


Abb.  21.    Mitteldeutsche  Aufsatzkommode  mit  Zinneinlagen;  2.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 

sehr  bedeutungsvolle  Kommode  als  ein  geradezu  hervorragendes  Werk  deutscher 
Schreinerkunst  erscheinen,  wenn  sie  nicht  etwa  französischer  Import  ist  (H.  91, 
Br.  118,  T.  59  cm). 

Die  jüngste  Kommode  des  Museums  gehört  der  Zeit  des  sogenannten  Restau- 
rationsstils an.  Dreigeschossig  mit  einfacher  gleichmäßiger  Fournitur  ist  sie  durch  zwei 
vor  die  beiden  Untergeschosse  gestellte  Sockelsäulen  mit  Metallbase  und  Kapitalen 


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DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN   MUSEUMS. 


gee:liedert,  während  im  übri|i;en  außer  den  schwarzen  Umrahmungshnien  die  üblichen 
gepreßten  Messingbeschläge  den  einzigen  Schmuck  bilden  (H.84,  Br.  II3,  T.  59  cm). 
Die  Kommode  hat  früh  auch  schon  in  Italien  und  dem  künstlerisch  damit  unzer- 
trennlich verbundenen  Südtirol  ihren   Einzug  gefeiert,  wie  ein  Ausstattungsstück 


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Abb    22.    Südtiroler  Kommode;  Anfang  des  18.  Jahrh. 

des  Südtiroler  Zimmers  des  Museums  beweist.  Die  betreffende  Kommode,  gerad- 
linig im  Grundriß,  mit  abgeschrägten  Ecken,  hat  vier  Schubladen  mit  feingeschnitzten 
Arabeskenfriesen.  An  den  Seiten  finden  sich  analoge  hochgestellte  rechteckige  Fül- 
lungen. Vor  den  abgeschrägten  Ecken,  die  pilasterartig  gebildet  sind,  je  eine  Engels- 
figur als  Hermenkaryatide   (Abb.  22.  H.  105,  Br.  I6I,  T.  66  cm). 


-DD- 


DER  AUGSBURGER  FORMSCHNEIDER 

HANS  SCHWARZENBERGER  UND  SEINE  MODELBÜCHER 

AUS  DEN  JAHREN  1534  UND  1535. 


VON  THEODOR  HAMPE. 


I. 

Den  Aiig:.sbur^er  Forinschneider  Hans  Schwarzenber^er  kennt  die  Kunstgeschichte 
bisher  fast  lediglich  aus  den  ziemlich  wortkarg  aufgezeichneten  Verhandlungen 
des  Nürnberger  Rats,  die  sich  im  Juni  des  Jahres  1535  u.  a.  mit  e;iner  gegen  den 
bekannten  Nürnberger  Formschneider  und  Briefmaler  Hans  Guldenmund  erstatteten 
Anzeige  befaßten  und  aus  der  daran  anschließenden  Korrespondenz  des  Rats  zu 
Nürnberg  mit  dem  zu  Augsburg M.  Es  war  nämlich  dem  Rat  glaubhaft  zu  Ohren 
gekommen,  daß  Guldenmund  vor  kurzem  „ain  gannz  schenndtlich  und  lesterlich 
püechlein,  darynnen  vyl  unzüchtiger  gemeel  von  unordenlicher  lieb",  also  ein  Erotikon 
schmutzigster  Art,  bei  sich  gehabt  und  vermutlich  in  Nürnberg  vertrieben  habe. 
Er  ließ  darauf  Guldenmund  vorfordern  und  vernehmen,  der  hierbei  aussagte,  daß 
er  allerdings  vor  einiger  Zeit  neun  Exemplare  des  betreffenden  Schriftchens  von  dem 
Formschneider  Hans  Schwarzenberger  zu  Augsburg  übersandt  erhalten  habe  mit 
dem  Ersuchen,  sie  mit  sich  nach  Frankfurt  zu  nehmen  und  dort  zu  verkaufen.  Nicht 
in  Frankfurt  jedoch,  obgleich  er  sie  dahin  mitgenommen  habe,  sondern  erst  später 
in  Leipzig  habe  er  sie  dann  in  der  Tat  sämtlich  abgesetzt.  Ein  Schwager,  Freund 
oder  Vetter  des  Schwarzenberger  in  Augsburg  besäße  übrigens  noch  die  für  die 
Abbildungen  zur  Verwendung  gekommenen  Formen,  d.  h.  also  wohl  die  betr. 
Holzstöcke. 

Auf  diese  Eröffnungen  hin  ward  zunächst  Guldenmund  in  Strafe  genommen, 
gleichzeitig  aber  ein  Schreiben  an  den  Augsburger  Rat  abgefertigt,  in  dem  der 
Sachverhalt,  wie  ich  ihn  eben  beschrieben  habe,  dargestellt  war  und  die  Bitte  aus- 
gesprochen wurde,  doch  auch  in  Augsburg  nach  jenem  unzüchtigen  Büchlein  fahnden 
zu  lassen  und  womöglich  dem  Rat  zu  Nürnberg  ein  Exemplar  davon  zu  übersenden, 

1)  Vgl.  meine  Ausgabe  der  auf  Kunst  und  Künstler  bezüglichen  „Nürnberger  Ratsverlässe" 
Bd.  I  (Quellenschriften  für  Kunstgeschichte  Bd.  XI)  Nr.  2111—13  u.  2119.  sowie  Baader. 
Beiträge  zur  Kunstgeschichte  Nürnbergs  II,  53.  Da  hier  nur  ein  kurzer  Auszug  aus  dem  in  dieser 
Sache  von  dem  Nürnberger  an  den  Augsburger  Rat  gerichteten  Schreiben  vom  18.  Juni  1535  ge- 
geben wird,  so  bringe  ich  im  „Anhang"  unter  Nr.  I  dieses  Schriftstück  nach  dem  Konzeptbuch 
des  Nürnberger  Rats.  Briefbuch  CXXII  im  Kgl.  Kreisarchiv  Nürnberg,  vollständig  zum  Abdruck. 


60  D.  AUGSB.   FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 

„nit  darumb,  das  wir  dess  zu  sehen  begirig",  sondern  nur,  weil  man  sich  gern  aus 
eigener  Anschauung  darüber  schlüssig  werden  möchte,  ob  nicht  der  ungehorsame 
Bürger  Hans  Guldenmund  mit  einer  „stattlicheren"  Strafe,  als  ihm  bisher  zudiktiert 
worden,  zu  belegen  sei. 

Die  Antwort  auf  diesen  Brief,  die  in  den  ersten  Tagen  des  Juli  einlief,  scheint 
den  Erwartungen  des  Nürnberger  Rates  nur  wenig  entsprochen  zu  haben.  Sie  hat 
sich  nicht  erhalten;  wir  hören  nur  von  dem  Beschluß,  sie  auf  sich  beruhen  zu  lassen 
oder,  wie  wir  heute  sagen  würden,  ohne  weiteres  ad  acta  zu  schreiben,  und  damit 
mag  die  ganze  Sache  ihr  Bewenden  gehabt  haben.  Ein  Exemplar  der  inkriminierten 
Schrift  ist  wohl  keinesfalls  weder  dem  Augsburger  noch  dem  Nürnberger  Rat  mehr  zu 
Gesicht  gekommen  und  wird  sich  bis  in  unsere  Tage  überhaupt  kaum  erhalten  haben. 
Wenigstens  scheint  auch  Eduard  Fuchs,  einer  der  besten  Kenner  auf  diesem 
Gebiete,  von  der  Existenz  eines  solchen  nichts  zu  wissen:  in  dem  als  Privatdruck 
erschienenen  Ergänzungsband  „Renaissance"  zu  seiner  „Illustrierten  Sittengeschichte 
vom  Mittelalter  bis  zur  Gegenwart"^)  stellt  er  lediglich  den  Hergang  der  Guldenmund- 
Schwarzenbergerschen  Angelegenheit  kurz,  flüchtig  und  unrichtig  dar,  ohne  eine  An- 
sicht darüber  zu  äußern,  um  welches  Schriftchen  es  sich  in  dieser  Sache  etwa  gehandelt 
haben  könnte.  Übrigens  wäre  ja,  auch  wenn  es  uns  vorläge,  noch  nicht  einmal  aus- 
gemacht, wenn  freilich  auch  sehr  wahrscheinlich,  daß  wir  in  Hans  Schwarzenberger 
den  Künstler  sehen  müßten,  der  die  darin  enthaltenen  „unzüchtigen  genieel"  aus- 
geführt habe.  Ohne  Zweifel  würden  daneben  auch,  zumal  bei  dem  Hineinspielen 
eines  Verwandten  oder  Freundes  des  Schwarzenberger,  noch  andere  Möglichkeiten 
bestehen  bleiben. 

Einen  wesentlichen  Schritt  weiter  zur  Kenntnis  seiner  Art  und  Kunst  führen 
uns  dagegen  einige  Literaturnotizen  über  ein  „Formbüchlin"  aus  dem  Jahre  1534, 
die  ich  vorzugsweise  und  gewissermaßen  primär  in  französischen  Werken  gefunden 
habe,  wie  denn  auch  das  „Cabinet  des  Estampes"  der  Nationalbibliothek  zu  Paris  ein 
Exemplar  dieses  überaus  seltenen  Formbüchleins  bewahrt,  das  in  braunroter  Farbe 
gedruckt  ist  und  uns  seit  1882  sogar  in  einer  sorgfältigen  Veröffentlichung  in  für  jene 
Zeit  recht  guten,  die  Ornamentblätter  nur  etwas  zu  trocken  und  hart  wiedergebenden 
Lichtdrucken  vorliegt  ='). 

Merkwürdigerweise  findet  sich  in  diesem  Facsimiledruck  der  Name  des  Heraus- 
gebers, Verfassers  oder  Formschneiders  des  alten  Büchleins  nirgends  erwähnt.  Und 
doch  führt  ihn  Bury  Palliser,  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  das  gleiche 
Exemplar  des  Originaldrucks  vor  Augen  hatte,  in  ihrer  Geschichte  der  Spitze  an, 
indem  sie  den  drei  ersten  Zeilen  des  in  Versen  gehaltenen  Textes  auf  dem  Titelblatte 
die  Angabe  hinzufügt -.„Gedruckt  in  Augspurg,  durch  Johan  Schartzemberger,  form- 
schneyder,  1534",  die  sich  in  dieser  Fassung  wie  der  Kolophon  des  alten  Formbüch- 
leins ausnimmt^).    In  einer  Fußnote  wird  dann  dieser  Zusatz  erklärender  Weise  ins 

2)  München,  Albert  Langen,  1909  S.  320. 

3)  Bd.  I  der  Sammlung  „Livres  ä  Dentelles  et  Dessins  d'Ornements,  reproduits  et  publids 
par  Amand  Durand  sous  la  direction  de  Emanuel  Bocher".  Ich  benutzte  das  Exemplar,  das  die 
Bibliothek  des   Kunstgewerbemuseums  in   Berlin  von  diesem    Facsimiledruck  besitzt. 

4)  Mir  war  nur  die  französische  Ausgabe  des  Buchs  der  Madame  Bury  Palliser,  Histoire 
de  la  Dentelle,  Paris,  1890,  zur  Hand,  wo  von  unserem  Büchlein  auf  S.  315  gehandelt,  auch  eine 
Probe  aus  seinem   reichen   Ornamentenschatz  gegeben   wird. 


VON  THEODOR   HAMPE.  61 


Französische  übertragen  und  dabei  der  Name  unseres  Mannes  bereits  richtiger  „Jean 
Schwartzemberger"  genannt. 

In  starker  Verderbung  findet  sich  denn  der  Name  zumeist  auch  in  der  übrigen, 
insbesondere  der  deutschen  Literatur^),  und  dies  mag  mit  der  Grund  gewesen  sein, 
weswegen  eine  Identifizierung  des  Autors  unseres  „Formbüchhns"  mit  dem  in  den 
Nürnberger  Ratsakten  erscheinenden  Augsburger  Formschneider  bisher  nicht  erfolgt 
ist.  Daß  es  sich  aber  dabei  in  der  Tat  wohl  nur  um  eine  und  dieselbe  Person  handeln 
kann,  lehrt  deutlich  ein  zweites  Exemplar  des  betreffenden  Modelbuches,  das  sich 
in  der  Bibliothek  des  im  Germanischen  Museum  deponierten  Paul  Wolfgang 
Merkeischen  Familienstifts  befindet  und  auf  seiner  letzten,  im  übrigen  leer  ge- 
bliebenen Seite  die  wie  das  ganze  Büchlein  in  rotbrauner  Farbe  gedruckte  Schluß- 
schrift aufweist:  „Gedruckt  in  der  Keiserlichen  Reichstatt  //  Augspurg /  durch 
Johan  Schwartz- // enberger  Formschneyder.  1534/."  Ob  wir  es  hier  freilich  mit 
genau  der  gleichen  Ausgabe,  wie  bei  dem  von  Bury  Palliser  angeführten  Buche  oder 
dem  jenem  Facsimiledruck  von  1882  zugrunde  liegenden  Original  zu  tun  haben,  muß 
dahingestellt  bleiben.  Ein  Vergleich  von  Amand-Durands  Neudruck  mit  dem  Original 
in  der  Merkeischen  Sammlung  ergibt  zwar  die  völlige  Übereinstimmung  sämtlicher 
Tafeln,  die,  38  an  der  Zahl,  mit  dem  Titelblatt  und  der  zitierten  Schlußschrift  im 
ganzen  20  Blätter  füllen,  und  auch  die  „20  feuillets  et  38  planches"  Bury  Pallisers 
werden  schwerlich  andere  Holzschnitte  aufzuweisen  gehabt  haben.  Allein  einmal 
weicht  die  Anordnung  der  Tafeln  in  dem  französischen  Neudruck  namentlich  am  An- 
fang und  am  Schluß  etwas  von  der  des  Merkeischen  Originaldruckes  ab,  und  dann 
sind  dort  bei  acht  Blättern  die  technischen  Bezeichnungen  „Geschnürles"  oder  „Ge- 
beglet",  die  sich  auf  die  Art  der  Ausführung  des  betr.  Musters  in  Stickerei  beziehen, 
an  den  Rand  gedruckt,  während  sie  in  dem  Exemplar  der  Sammlung  Merkel  fehlen. 
Anderseits  hat  dieses  Exemplar  eine  etwas  verworrene  und  infolge  der  auslassenden 
oder  klexenden  braunen  Farbe  nur  schwer  leserliche  Bogenbezeichnung,  die  wiederum 
das  dem  Facsimiledruck  zugrunde  liegende  Original,  wie  es  scheint,  nicht  aufwies. 
Kurzum  es  bleibt  die  Wahrscheinlichkeit  verschiedener  Ausgaben,  zum  mindesten 
verschiedener  Spielarten,  wenn  ich  so  sagen  darf,  einer  und  derselben  Ausgabe  be- 
stehen und  ist  so  auch  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  daß  in  dem  einen  Falle 
etwa  die  Schlußschrift  ganz  fehlte,  sie  in  dem  anderen  Falle  vielleicht  mit  der  Schrei- 
bung „Schartzemberger"  oder  ,, Schwartzemberger"  erschien  u.  s.  f.  Die  Drucker 
vor  allem  aus  dem  ersten  Jahrhundert  nach  der  Erfindung  ihrer  Kunst  pflegten  nur 
zu  häufig,  während  bereits  ein  Teil  der  Auflage  ausgedruckt  war,  noch  am  Äußern 
der  Ausgabe  oder  an  der  Textgestaltung  der  weiter  folgenden  Exemplare  Kleinig- 
keiten zu  verändern,  und  wer  sich  mit  den  Form-  oder  Modelbüchern  jener  Zeit  ein- 
gehender beschäftigt  hat,  wird  wissen,  welche  Crux  eben  sie  für  den  möglichste  Ge- 
nauigkeit anstrebenden  Bibliographen  bilden,  wie  selten  hier,  man  kann  beinahe 
sagen :  auch  nur  zwei  Exemplare  eines  solchen  Modelbuches  gefunden  werden  können, 
die  wirklich  in  jeder  Beziehung  inhaltlich  miteinander  übereinstimmen.  Es  hängt 
das  mit  der  Herstellung,  dem  Zweck  und  der  Verwendung  dieser  Vorlagewerke  zu- 

5)  Vgl.  Kunstgewerbeblatt  III  (1887)  S.  49  („Schartzemberger"),  E.  van  Overloop,  Cata- 
logue  des  Ouvrages  se  rapportant  a  l'Industrie  de  la  Dentelle  (Mus6es  Royaux  des  Arts  D^coratifs 
et  Industrieis  de  Bruxelles,  Bibliothöque)  1906,  S.  73,  265  („Schartzenberger")  etc. 


62 


D.  AUGSB.   FORMSCHN.   HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 


sammen.    Gerade  im  Falle  Schwarzenberger  werden  wir  noch  ein  weiteres  Beispiel 
ganz  ähnlicher  Art  kennen  lernen. 

Was  nun  zunächst  das  in  Braunrot  gedruckte  „Formbüchlin"  der  Sammlung 
Merkel  angeht,  so  überhebt  mich  das  Vorhandensein  des  französischen  Facsimile- 
drucks  wohl  der  Pflicht  einer  eingehenden  Beschreibung  oder  umfassenderen  Ver- 
öffentlichung. Da  jedoch  auch  jener  Facsimiledruck  keineswegs  sehr  weit  verbreitet 
und  überall  leicht  zugänglich  ist,  so  bilde  ich  hier  nach  dem  Merkeischen  Exemplar 
außer  dem  Titelblatt  (Abb.  1)  noch  die  Vorderseite  des  Blattes  C  I  (Abb.  2)  ab,  die  für 
die  Ornamentik  ,wie  sie  in  diesem  Buche  vorherrscht  und  auch  für  die  von  dem  Künstler 
vielfach  beliebte  Art,  den  streng  ornamentalen  Entwürfen  gelegentlich  kleine,  weniger 


Hin  tnriv/ormbu<^lin  bin  id^gnanOl 
Jltlrn  Sünnicrn  nödfvnbe^anbt/ 
©ib  ni»4>  ( lieber  fauffer )  vtä)t  an/ 
Jmöflb:fffli<*  in  bifirfunfiflart 
©4>6rt  gfcbiMrrlrt/  0f  bÖ0lfi/auf  dU^t  / 
vn&go(b/au(tr<t&nr9n  p:rmrn  (tdtt/ 
lEa  0ibc  6ir  am  prrm  vmb  «m  Plrvdc  / 
xrtnn  man«  rrc^i  du^  atnanbH-  fd^nejb^/ 
i^te  UnQ  (d^nr^tn  au§  brr  *len/ 
Von  9«m«t/ö«yb»n/roif  man©  toille/ 
3<i>  m«0  btaoitt  xotrn  inAllrm  lan5/ 


Abb.  1.     Titelblatt  des  Schwarzenbergerschen  Modelbuchs  (I)  von  1534. 

stilisierte  figürliche  Darstellungen  einzufügen,  besonders  kennzeichnend  ist.  In  ihrer 
Eigenschaft  als  Vorlagen  dürfen  diese  Stickmuster  mit  Wahrscheinlichkeit  als  originale 
Leistungen  Schwarzenbergers  gelten.  Denn  wenn  sich  auch  deutlich  der  Einfluß  des 
italienischen  Geschmacks,  des  Formensinns  der  italienischen  Renaissance  zeigt  und 
bei  den  nahen  Beziehungen  Augsburgs  zu  Italien  welsche  Stoffe,  welsche  Muster  ohne 
Zweifel  auf  die  Ornamentik  Schwarzenbergers  werden  eingewirkt  haben,  so  habe  ich 
doch  etwa  ein  italienisches  Modelbuch,  das  auch  nur  für  Einzelheiten  als  Vorbild 
könnte  gedient  haben,  bisher  nicht  nachweisen  können,  so  sehr  ich  auch  die  einschlä- 


VON  THEODOR   HAMPE. 


63 


gigen  Bestände  der  Bibliothek  des  Kunstgewerbemueums  in  Berlin,  der  Münchener 
Hof-  und  Staatsbibliothek  und  die  für  diesen  Zweck  wenig  ergiebigen  der  Bibliothek 
des  Germanischen  Museums  daraufhin  durchgesehen  habe^).  Allerdings  sind  ja, 
wie  die  früheren  deutschen,  so  auch  die  italienischen  und  französischen  Modelbücher 
der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  von  äußerster  Seltenheit  und  selbst  in  unseren 
größten  und  bedeutendsten  Bibliotheken,  wenn  überhaupt,  in  der  Regel  nur  in  Bruch- 
stücken anzutreffen.  Zudem  steht  neben  jener  kurz  charakterisierten  feinen  Orna- 
mentationsweise  voll  Schwung  und  Grazie  noch  eine  andere  zwar  auch  sehr  gefällige, 
aber  ungleich  kräftigere,  in  ihren  Schmuckmotiven  einfachere  Art,  von  der  ich  hier 
Blatt  D  111  a  wiedergebe  (Abb.  3)-     Ein  Vergleich  lehrt,   wie  wesentlich  sich  diese 


Abb.  2.     Blatt  C  la  des  Schwarzenbergerschen  Modelbochs  (I)  von  1534. 

Art,  die  nur  auf  8  von  den  37  Musterblättern  unseres  Formbüchleins  zu  Worte  kommt 
und  die  ich  die  mehr  deutsche,  einheimische  nennen  möchte,  von  jener  anderen  roma- 
nischeren unterscheidet.  Die  kräftige,  großzügige  Vortragsweise  aber  ist  es,  die  in  den 
übrigen  Ornamentholzschnitten  Schwarzenbergers,  auf  die  wir  sogleich  zu  sprechen 
kommen  werden,  entschieden  überwiegt.  Mit  apodiktischer  Sicherheit  läßt  sich  daher 
nicht  sagen,  welche  unter  den  reizvollen  Stickereivorlagen,  die  uns  hier  geboten  werden, 

6)  Lichtwark  (Der  Ornamentstich  der  deutschen  Frührenaissance,  Berlin  1888,  S.  126) 
meint  nicht  mit  Unrecht,  daß  .,die  Muster  an  freier  großräumiger  Komposition  oft  an  die  Orna- 
mente italienischer   Marmorfußböden   erinnern". 


64 


D.  AUGSB.   FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 


als  Schwarzenbergers  eigenstes  Gut  zu  betrachten  sind  und  wie  weit  etwa  Entlehnungen 
oder  Herübernahmen  aus  den  Schätzen  anderer  —  der  Begriff  des  geistigen  Eigentums 
war  in  der  Zeit  der  Renaissance  ja  noch  völlig  unentwickelt  —  stattgefunden  haben. 
Als  einen  zweifellos  sehr  vielseitigen  Ornamentisten  und  äußerst  gewandten  Form- 
schneider werden  wir  den  Augsburger  Meister  jedenfalls  anzusehen  haben  und  im 
folgenden  noch  näher  kennen  lernen,  und  die  merkwürdige  Verschiedenheit  seiner 
Blätter  mag  häufig  auch  durch  die  sehr  verschieden  gedachte  Technik  der  Stickereien 
und  Wirkereien,  die  er  im  Sinne  hatte,  bedingt  gewesen  und  daraus  genugsam  zu  er- 
klären sein. 


Abb.  3.    Blatt  D  Illa  des  Schwarzenbergerschen  Modelbuchs  (I)  von  1534. 


Namentlich  auf  allerlei  Arten  von  Stickerei  und  auf  Wirkerei  nimmt  auch  das 
Titelblatt  des  Büchleins  Bezug,  dessen  Verse  ich  noch  einmal  hierher  setze,  um  sie 
gleichzeitig  in  den  Anmerkungen  kurz  zu  kommentieren.     Sie  lauten: 

„Ain  New  Formbüchlin  bin  ich  genandt 
Allen  Künstlern  noch  vnbekandt, 
Sih  mich  (lieber  kauffer)  recht  an, 
Findst  drefflich  in  diser  kunst^)  stan 


7)  D.    h.  in  diesem   Kunstbuch. 


VON  THEODOR  HAMPE.  65 


Schön  gschnierlet^),  geböglet^),  auf  gladt^"), 

vnd  gold,  auch  schön  von  premen  Stadt"), 

Es  gibt  dir  ain  prem  vmb  ain  kleydt, 

wenn  mans  recht  auß  einander  schneydt, 

Das  kanst  schneyden  auß  der  Ellen, 

Von  Samat,  Seyden,  wie  mans  wolle, 

Ich  mag  braucht  wern  in  allem  land. 

Wenn  man  mich  ersucht^-)  mit  verstand." 
Die  Titelumrahmung  rührt  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  gleichfalls  von 
Schwarzenberger  her.  Der  untere  Teil  derselben  wird  durch  drei  figürliche  Dar- 
stellungen gebildet,  die  durch  flache  Renaissance-Arkaturen  miteinander  verbunden 
sind  und  die  Ausübung  verschiedener  textiler  Kunstfertigkeiten  zum  Gegenstande 
haben.  Links  sehen  wir  eine  Frau  an  einer  Art  Webstuhl  oder  Wirkmaschine,  vor- 
zugsweise wohl  mit  der  Anfertigung  von  Borten  (,, premen")  beschäftigt,  wie  solche 
hinter  ihr  an  der  Wand  aufgehängt  sind.  Das  mittlere  Bild  zeigt  uns  die  Werkstätte 
eines  Kunststickers,  in  der  dieser  eben  eine  Arbeit  im  Stickrahmen  unter  den  Händen 
hat.  Rechts  endlich  scheinen  sich  die  hier  dargestellten  beiden  Frauen  über  aus 
freier  Hand  zu  fertigende  Stickereien  zu  beugen.  Die  Bildchen  verraten  einen  scharfen 
Blick  und  eine  sichere  Hand  in  der  Auffassung  und  Wiedergabe  genrehafter  Motive 
und  sind  im  Gegensatz  zu  der  alten  kräftigen  Holzschnittmanier  in  feiner,  zeich- 
nerischer Art  gehalten,  die  leise  an  die  Facsimileschnitte  des  Petrarkameisters  Hans 
Weiditz  gemahnt. 

Die  drei  anderen  Seiten  der  Titeleinfassung  werden  von  Zierleisten  gebildet, 
die,  den  Geist  der  Kleinmeister  atmend,  schön  stilisierte  Laubornamente  und  Gro- 
tesken hell  auf  dunklem  Grunde  zeigen.  Dazwischen  ist  in  der  Mitte  oben  das  Wappen 
Augsburgs  mit  dem  Pinienzapfen,  an  den  Ecken  die  gekrönten  Wappen  des  deutschen 
Reiches  und  Spaniens  angeordnet,  doch  sind  diese  Wappen  nicht  sowohl  heraldisch 
genau  als  vielmehr  lediglich  skizzenhaft  und  dekorativ  gegeben,  fügen  sich  als  Orna- 
mentegeschmackvoll dem  Ganzen  ein  als  eine  unaufdringliche  Huldigung  des  Künstlers 
für  die  ihm  Wohnsitz  und  Schutz  gewährende  freie  Reichsstadt  Augsburg  und  ihren 
kaiserlichen  Herrn,  Karl  V. 


8)  D.  h.  geschnürlt;  gemeint  ist  Applikationssticicerei  durch  Aufnähen  seidener  oder  anderer 
Schnur,  kordoniertem  Goldfaden  u.  dergl.  im  Sinne  des  Musters. 

9)  Die  Herkunft  und  Begriffsentwicklung  dieses  Wortes  insbesondere  als  Terminus  in  der 
Stickkunst  ist  noch  nicht  völlig  festgestellt.  Vgl.  darüber  Grimms  Deutsches  Wörterbuch  11, 
219;  Hermann  Fischen  Schwäbisches  Wörterbuch  1,  1267  (unter  „böglen"'  c:  „wie  applanieren: 
eben,  glatt  machen").  Die  Bedeutung  ist  wohl:  (von  bügeln,  wofür  man  in  Norddeutschland 
..plätten"  sagt,  gebügelt,  geplättet,  platt  gemacht,  platt  gearbeitet,  also)  in  Plattstich  ausgeführt, 
was  dann  also  in  einem  gewissen  Gegensatz  zu  „geschnürlt"  stände. 

10)  D.  h.  auf  einfachem,  schlichtem,  in  Leinwandbindung  ausgeführtem  Grunde,  wie  es  scheint, 
in  Gegensatz  zu:    auf  Gold,  auf  golddurchwirktem  Grunde,  drap  d'or,  gestellt. 

11)  Wir  würden  erwarten  „an  premen  Stadt",  „an  statt  von  premen",  an  Stelle  von  Ver- 
brämungen, für  Verbrämungen,  Einfassungen,  Saumstreifen  etc.  (nämlich:  zu  verwenden).  Dies 
ist  wohl  ohne  Zweifel  gemeint,  da  im  folgenden  die  Anweisung  gegeben  wird,  wie  die  Vorlagen 
auch  zu  schmäleren  Einfassungen,  Saumverzierungen  usw.  Verwendung  finden  können,  wenn 
man  die  einzelnen  Streifen  je  nach  Wunsch  richtig  auseinander  schneidet. 

12)  D.  h.  durchsucht,  durchforscht,  aber  auch  befragt,  angeht,  zu  Rat  zu  ziehen  weiß. 
Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationalmuseum.     1909.  5 


66  D.  AUGSB.   FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELB.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 

II. 

Mit  dem  bisher  besprochenen  „Formbüchlin"  Hans  Schwarzenbergers  sind 
nun  noch  in  dem  mit  zwei  starken  Lederriemchen  in  braungelb  gefärbtes  Pergament 
gehefteten  Querquartbändchen  der  Merkeischen  Sammlung,  das  es  enthält,  zwei 
weitere  Modelbücher  desselben  Meisters  zusammengebunden,  die  mir  in  einem  zweiten 
Exemplar  nachzuweisen  trotz  aller  Nachforschungen  in  Bibliotheken  und  Kupfer- 
stichkabinetten und  trotz  mancher  Anfragen  bei  den  Fachgenossen  bis  heute  nicht 
gelungen  ist.  Wegen  dieser  außerordentlichen  Seltenheit  habe  ich  geglaubt,  auf  den 
diesem  Aufsatz  beigegebenen  Tafeln  den  gesamten  Inhalt  der  beiden  Bücher,  soweit 
er  sich  nicht  mit  dem  des  oben  behandelten  Formbüchleins  deckt  oder  innerhalb  der 
Bücher  selbst  wiederholt,  zur  Veröffentlichung  bringen  zu  sollen  ^^).  Es  entfallen 
dabei  auf  das  eine  der  Bücher,  das  ich  zum  Unterschiede  von  dem  bereits  in  Facsimile- 
druck  vorliegenden  mit  der  Ziffer  II  bezeichne,  während  fernerhin  unter  Modelbuch 
Nr.  I  jenes  erste  verstanden  ist,  mit  Einschluß  des  Titelblattes  30  (Nr.  1 — 30  auf  den 
beigegebenen  Tafeln),  auf  das  andere  oder  Modelbuch  Nr.  III  dagegen,  dessen  Titel- 
blatt nur  im  Text  ganz  geringe  Abweichungen  von  dem  Titelblatt  von  II  aufweist, 
weswegen  von  seiner  Wiedergabe  in  unserem  Facsimiledruck  abgesehen  wurde,  26 
Ornamentholzschnitte  (Nr.  31—56  auf  den  Tafeln).  Im  ganzen  umfaßt  Modelbuch  II 
24  Blätter  oder  48  Seiten,  von  denen  2  leer  geblieben  sind,  Modelbuch  1 1 1  20  Blätter 
oder  40  Seiten,  von  denen  nur  die  letzte  leer  ist.  Es  decken  sich  also  mit  Mustern 
von  I  oder  wiederholen  sich  innerhalb  II  und  III  im  ganzen  30  Blatt.  Im  Gegensatze 
zu  I  sind  II  und  III  mit  richtiger  Druckerschwärze  auf  gutes,  starkes,  heute  leicht 
vergilbtes  Papier  gedruckt.  Die  Größe  der  Blätter  ist  durchweg  die  von  185  (Breite) 
zu  130  (Höhe)  mm,  die  Größe  des  Spiegels  oder  des  Raumes,  den  die  Vorlagen  ein- 
nehmen, schwankt  etwas,  wie  aus  unseren  Tafeln  deutlich  zu  ersehen  ist,  in  dem 
sämtliche  Muster  in  der  Größe  des  Origina'ls  wiedergegeben  sind. 

Ich  lasse  hier  zunächst  die  genaue  Kollationierung  von  II  und  III  folgen: 
Modelbuch  II: 
[Bl.  A  I  a]  Titel  in  Umrahmung.     S.  Nr.  P^).     Der  Text  lautet: 

„Ain  schöns  nutzlich  newes  Formbüchlin,  auf 

allerlay  manier  Welscher  ^^)  vnd  Maylendischer^^)  art  nach, 

mit  allen  zugehörungen,  innen  vnnd  ausserhalb  des 

puncks^'),  im  hohen  gestielt ^),  Lade^^),  orgeP")  vii  Ram^i), 

das  auch  vast  nutz  ist  zu  schlayrwürckung 

mitt  hohem  fleyß  vnd  arbayt  herfür 

bracht,  durch  Hansen  Schwär 

tzenberger  Formschneyder 

zu  Augspurg. 

1534." 

13)  Für  die  freundliche  Erlaubnis  zur  Veröffentlichung  möchte  ich  nicht  unterlassen,  dem 
Senior  der  Familie  Merkel,  Herrn  Hofrat  Dr.  Wilhelm  Merkel  in  Nürnberg  auch  an  dieser 
Stelle  meinen  besten  Dank  zum  Ausdruck  zu  bringen. 

14)  Diese  Nummern  beziehen  sich  auf  die  Numerierung  der  einzelnen  Vorlagen  auf  den  bei- 
gegebenen Tafeln. 

15)  Über  die  Entwicklung  und  die  Bedeutungen  von  „wälsch"  s.  Deutsches  Wörterbuch  XllI, 
1327  ff.    Da  das  Wort  hier  koordiniert  neben  „mailändisch"  gestellt  ist,  so  bedeutet  es  wohl  nicht, 


VON  THEODOR   HAMPE. 


67 


[A  1  b]  =  I,  D  IVb  (Neudruck  17.  Blatt  oben)  und  II  D  IV  b,  doch  hier  nicht  hell 
auf  schwarzem,  sondern  schwarz  auf  hellem  (Stramin-)  Grunde  erscheinend. 


Wiederholt  sich  in 


Wiederholt  sich  in 


[Alla]  S.Nr.  2.  Vgl.  III,  E  1  b  (Nr.  5^) 
[A  IIb]  s.  Nr.  3. 
[Allla]  s.  Nr.  4. 
[A  III  b]  s.  Nr.  5. 
[A  IV  a]  s.  Nr.  6 

III:  E  I  a. 
[A  IVb]  s.  Nr.  7. 
33^8)  [I  a]  s.  Nr.  8. 
[B  I  b]  s.  Nr.  9. 
[Blla]  s.  Nr.  10. 
[Bllb]  s.  Nr.  11. 
[Bllla]  s.  Nr.  12. 
[Blllb]  s.  Nr.  13. 
[BIVa]  s.  Nr.  14. 
[B  IVb]  s.  Nr.  15. 
(5:[Ia]  s.  Nr.  16. 
[C  I  b]  s.  Nr.  17. 

III:  Clllb. 
[CII  a]  s.  Nr.  18. 
[Cllb]  s.  Nr.  19. 
[Cllla]  s.  Nr.  20. 
[Clllb]  s.  Nr.  21. 
[ClVa]  s.  Nr.  22. 

III:  E  III  a. 
[ClVb]  s.  Nr.  23. 

III:  ClVa. 
2)[Ia]  =  I,  Dllb.       (Neudruck    15. 

Blatt  oben),  doch  in  II  nicht  hell 

auf  dunklem,  sondern  dunkel  auf 

hellem  (Stramin-)  Grunde. 
[D  I  b]  =  I,  D  II  a  (Neudruck  14.  Blatt 

unten),  doch  schwarz  auf  hellem 

(Stramin-)  Grunde. 
[D  II  a]  =  I,  D  I  a  (Neudruck  13.  Blatt 

unten),  doch  schwarz  auf  hellem 

(Stramin-)  Grunde. 
[DIIb]=  I,  Dlllb  (Neudruck:      16. 

Blatt    oben),    doch    schwarz    auf 

hellem  (Stramin-)  Grunde. 


Wiederholt  sich  in 


Wiederholt  sich  in 


15. 
auf 

17. 
auf 


D 


[D  III  a]  s.  Nr.  24.  Das  Muster  wieder- 
holt sich,  doch  nur  in  Contouren- 
zeichnung  III,  D  III  a. 

[Dlllb]  s.  Nr.  25. 

[DIVa=  I,DIII  a   (Neudruck: 
Blatt    unten),    doch   schwarz 
hellem  (Stramin-)  Grunde. 

[DIVb]-  I,  DIVb    (Neudruck: 
Blatt    oben),    doch    schwarz 
hellem  (Stramin-)  Grunde. 
Vgl.  auch  II,  Alb. 

[E  I  a^^)]   wiederholt  sich   in    III 
IV  b-^^). 

[E  I  b]  s.  Nr.  26,  wiederholt  sich  in  1 1 
selbst:  F  III  b^s). 

[E  II  a]-  I,  D  I  b  (Neudruck:  14.  Blatt 
oben),  wiederholt  sich  noch  einmal 
II,  F  I  b,  doch  beidemale  schwarz 
auf  hellem  (Stramin-)  Grunde'"). 

[E  II  b]  s.  Nr.  27.  Wiederholt  sich  in 
III:  Dllb. 

[E  1 1 1  a]  wiederholt  sich  in  1 1 1 :  D  I  a  ^  6). 

[E  III  b]- I,D  IV  a  (Neudruck:  16. 
Blatt  unten),  wiederholt  sich  in 
II  selbst:  FlVa^'). 

[E  IV  a]  s.  Nr.  28.  Wiederholt  sich  in 
II  selbst:  Ell  a^'). 

[E  IVb]  ist  leer. 

[Fla]  s.  Nr.  29.  Wiederholt  sich  III, 
B  I  b. 

[F  Ib]  vgl.  II,  E  II  a. 

[Ella]  vgl.  II,  E  IV  a. 

[Fllb]  Wiederholt  sich  III,  AlVb 
und  III,  BIVb28). 

[F  III  a]  s.  Nr.  30.  Wiederholt  sich  III, 
E  IVa,  doch  ist  hier  auf  Stramin 
gesetzt. 

[Flllb]  vg.  II,  E  Ib. 

[FlVa]  vgl.  II,  E  III  b. 

[F  IVb]  ist  leer. 


wie  offenbai  in  dem  gleichzeitig  bei  Heinrich  Steyner  zu  Augsburg  gedruckten  „Newen  Model- 
buch", auf  dessen  Verhältnis  zu  Schwarzenbergers  Modelbüchern  II  und  III  wir  weiter  unten  noch 
näher  einzugehen  haben  werden,  einfach  „italienisch"  oder   etwa  ,, antikisch",  d.  h.  in  dem  neu 

5* 


68  D.  AUGSB.   FÜRMSCHN.  HANS  SCHWARZENbERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535- 


Modelbuch  III: 

[Bl.  A  I  aj  Titel  in  der  gleichen  Umrahmung  wie  bei  II.    Der  mit  den  gleichen  Typen 
wie  bei  II  gedruckte  Text  lautet  in  III  wenig  abweichend: 
,,Ain  schöns  nutzlich  newes  Formbüchlin,  auf 
allerlay  manier  Welscher  vnd  Maylendischer  art  nach, 
mit  allen  zugehörungen,  innen  vnnd  ausserhalb  des 
puncks,  im  hohe  gstiel,  lade,  orgel,  ram  vn  stern^^), 
das  auch  vast  nutz  ist  zu  schlayrwürckung 
mitt  hohem  fleyß  vnd  arbayt  herfür 
bracht,  durch  Hansen  Schwär 
tzenberger  Formschneyder 
zu  Augspurg. 
1535." 

aufgekommenen  Stil  der  Renaissance,  sondern  bezeichinet  vermutlich,  wie  z.  B.  auch  im  Christian 
Egenolffschen  Modelbuch  (Frankfurt  a.  M.  1527:  „die  welisch,  weisz  arbeit")  den  Terminus 
für  die  Stickerei  auf  Weißzeug,  Leinenstickerei.    Vgl.  Deutsches  Wörterbuch  XI 11,  1346  unter  h,  Tj. 

16)  Bei  „mailändisch"  wird  wahrscheinlich  an  die  berühmten  Mailänder  Goldgespinste  und 
ihre   Verzierungsart  gedacht  sein. 

17)  „innen  und  außerhalb  des  puncks":  Punkt  ist  hier  wohl  in  der  Bedeutung  des  alten 
italienischen  Terminus  „punto",  nicht  im  Sinne  von  ,, Spitze",  sondern  von  „  Fadenkreuz  bei  ge- 
zählter Fadenstickerei"  —  vgl.  Heiden,  Handwörterbuch  der  Textilkunde  (Stuttgart  1904) 
S.  413  —  gebraucht.  Es  scheint  demnach  gemeint  zu  sein:  (Stickereien)  von  abgepaßtem  Muster 
wie   auch   von   unendlichem    Rapport. 

18)  „im  hohen  gestiel"  d.  h.  Gestühl  (vgl.  Fischer,  Schwäbisches  Wörterbuch);  also 
Webstuhl  mit  senkrecht  gespannten  Kettfäden,  haute  lisse  ?  Es  würde  sich  dann  hier  um  eigent- 
liche Gobelinwirkerei,  um  die   Herstellung  größerer  gewirkter  Rücklaken  usw.  handeln. 

19)  Über  die  Lade,  die  dazu  dient,  den  Einschlagfaden,  der  quer  durch  die  Kette  gelegt  wird, 
fest  an  den  vorhergehenden  Schußfaden  anzuschlagen,  vgl.  Heiden,  a.  a.  O.  S.  314.  Es  scheint  hier 
pars  pro  toto  gebraucht  und  der  gewöhnliche  Webstuhl,  die  einfachste  Webart  gemeint  zu  sein. 

20)  Die  „Orgel"  oder  „Orgelpfeife"  heißt  der  „Rost  des  Webstuhls"  (Deutsches  Wörterbuch 

VII,  1341,  1343).  In  der  Augsburger  Weberordnung  von  1549  heißt  es:  „Von  der  Wecharbeit  (d.  h. 
zierlichen,  kunstvollen  Arbeit).  Item  welcher  usz  der  Orgel  wurkhen  will,  und  an  die  Geschau 
(Schauamt),  der  mag  wol  zween  brait  Stuhl  an  die  Geschau  und  zwen  usz  der  Orgel  brait  oder 
schmal  sich  gebrauchen".  Vgl.  Birlinger,  Schwäbisch-Augsburgisches  Wörterbuch  (München 
1864)  S.  365.  Es  handelt  sich  also  wohl  um  die  Herstellung  kleiner  Wirkarbeiten,  kunstvoll 
gewirkter  Borten  vermittelst  des  Rostes  oder  der  Orgel,  die  in  dem  Falle  als  Wirkkamm  diente. 

21)  Es  ist  hier  vermutlich  weniger  an  das  Gestell  der  Tuchweber  (Deutsches  Wörterbuch 

VIII,  65  unter  2)  als  an  den  beim  Bortenwirken,  Sticken  und  Nähen  gebrauchten  Rahmen  (Deut- 
sches Wörterbuch  ebenda  unter  3),  unseren  Stickrahmen,  gedacht. 

22)  Nur  die  nicht  in  Klammern  gesetzten  Custoden- Bezeichnungen  finden  sich  tatsächlich 
in  den  beiden  Schwarzenbergerschen  Modelbüchern. 

23)  Deutlich  leserliche  Bogenbezeichnungen  hören  m  II  hier  auf. 

24)  Da  dieser  Abdruck  der  bessere  ist,  so  wurde  er  zur  Reproduktion  gewählt. 

25)  Es  ist  sehr  wohl  möglich,  daß  unser  Bändchen  etwas  verbunden  ist  und  einzelne  Blätter, 
die  sich  innerhalb  II  selbst  wiederholen,  eigentlich  zu  III  gehören,  in  diesem  neuen  Büchlein  wieder 
figurieren  sollten.  Eine  sichere  Entscheidung  darüber  ist  aber  hei  der  mangelhaften  Bogenbezeich- 
nung  nicht  möglich. 

26)  Vgl.  Anm.  24. 

27)  Vgl.  Anm.  25. 

28)  Vgl.  Anm.  24. 

29)  Im  Titel  des  Egenolffschen  Modelbuches  heißt  es  „Venedigische  Stern".  Gemeint  sind 
die  Runde  mit  allerlei  Bandverschlingungen,  Knoten-  und  Arabeskenwerk,  auf  die  weiter  unten 


VON  THEODOR   HAMPE. 


6g 


[A  Ib]  s.  Nr.  31. 

[A  IIa]  s.  Nr.  32. 

[A  II  b]  s.  Nr.  33.    Wiederholt  sich  III, 

A  III  b,  ist  hier  jedoch  auf  einen 

Stramingrund  gesetzt. 
[A  1 1 1  a].   Wiederholt  sich  und  zwar  in 

etwas  klarerem  Druck  III,  B  III  a 

(s.  d.). 
[A  III  b]  vgl.  III,  A  IIb. 
[AlVa].     Wiederholt  sich  klarer,  da 

nicht   wie   bei   AlVa   auf  einem 

Stramingrunde  erscheinend,  HI,  B 

IIb  (s.  d.). 
[A  IV  b]  vgl.  II,  F  II  b.    Reproduziert 

ist  die  Wiederholung  III,  BIVb 

(s.  d.). 
58  [I  a]  s.  Nr.  34. 
[BIb]  vgl.  II,  Fla. 
[Blla]  s.  Nr.  35. 
[Bllb]  s.  Nr.  36. 
[B  Illa]  s.  Nr.  37. 
[Bin  b]  s.  Nr.  38. 
[BIVa]  s.  Nr.  39. 
[B  IVbJs.  Nr.  40. 

III,  A4b. 
e[Ia]  s.  Nr.  41. 
[C  I  b]  s.  Nr.  42. 


Vgl.  III,  A  IV  a. 
Vgl.  III,  Allla. 


Vgl.  II,  F  II  b  und 


[ClI  a]  s.  Nr.  43. 

[Cllb]  s.  Nr.  44. 

[Cllla]  s.  Nr.  45. 

[Clllb]  vgl.  II,  Clb. 

[ClVa]  vgl.  II,  C  IV  b. 

[ClVb]  s.  Nr.  46. 

2)[Ia]  s.  Nr.  47.     Vgl.  III,  H  II!  a. 

[D  I  b]  s.  Nr.  48. 

[D  II  a]  s.  Nr.  49. 

[Dllb]  vgl.  III,  E  IIb. 

[Dllla]  vgl.  II,  D3a. 

[Dlllb]  s.  Nr.  50. 

[DIVa]  s.  Nr.  51. 

[DIVb]  s.  Nr.  52.    Vgl.  II,  E  I  a. 

(S[I  a]  vgl.  II,  A  IV  a. 

[E  I  b]  s.  Nr.  53.  Das  gleiche  Muster 
bietet  II,  A  II  a  (s.  Nr.  2),  doch 
erscheint  nunmehr  die  Zeichnung, 
erheblich  feiner,  nur  in  den  Um- 
rissen, und  ist  überdies  eine  Borte 
hinzugefügt. 

[Ella]  s.  Nr.  54. 

[E  IIb]  s.  Nr.  55. 

[E  III  a]  vgl.  II,  ClVa. 

[E  III  b]  s.  Nr.  56. 

[ElVa]  vgl.  II,  Fl II  a. 

[ElVb]  ist  leer. 


Bemerkt  sei  noch,  daß  die  Abdrücke  fast  ausnahmslos  vorzüglich  sind  und 
durch  ihre  geringe  Fehlerhaftigkeit  zumeist  auf  bisher  wenig,  vielfach  sogar  auf  hier 
zum  erstenmal  benutzte  Holzstöcke  schließen  lassen.  Übrigens  lasse  ich  die  wichtigen 
Fragen,  wieweit  Hans  Schwarzenberger  nicht  nur  der  Formschneider,  sondern  auch 
der  Zeichner,  der  Erfinder  seiner  Muster  gewesen  ist,  was  für  Vorbilder  oder  auch 
direkte  Vorlagen  wir  für  die  Modelbücher  II  und  III  voraussetzen  dürfen  und  nach- 
weisen können  und  welchen  Einfluß  der  Künstler  mit  diesen  Büchlein  auf  die  Orna- 
mentik, insbesondere  den  Modeldruck  seiner  Zeit  geübt  hat,  hier  vorderhand  noch 
unerörtert.  Ich  wende  mich  zunächst  wiederum  den  Lebensverhältnissen  unseres 
Meisters  zu,  von  denen  uns  ein  paar  Schriftstücke  sowie  die  Steuerbücher  im  Stadt- 
archiv Augsburg  einige  weitere,  wenn  auch  nur  spärliche  Kenntnisse  vermitteln  3"). 


noch    zurückzukommen    sein    wird.      Vgl.    Liclitwark,    Der   Ornamentsticli    S.  125-      Deutsches 
Wörterbuch   XIII   (1909)   S.    1346  unten. 

30)  Für  die  freundliche  Unterstützung,  die  mir  bei  meinen  Nachforschungen  von  Seiten 
der  Archivverwaltung  zuteil  wurde,  möchte  ich  nicht  unterlassen,  Herrn  Stadtarchivar  Dr.  Dirr 
und  Herrn  Archivobersekretär  Hirschmann  an  dieser  Stelle  meinen  besten  Dank  auszusprechen. 
Insbesondere  bin  ich  Herrn  Obersekretär  Hirschmann  für  seine  Auszüge  aus  den  Steuerbüchern 
zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet. 


70  D.  AUGSB.   FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELB.  A.  D.  J.  1534  U.  1535- 

Immerhin  werden  sie,  wie  wir  sehen  werden,  den  Gang  der  alsdann  wieder  an  die 
beiden  Modelbücher  anknüpfenden  Untersuchung  nicht  unwesentlich  unterstützen, 
insbesondere  auch  den  Kreis  feststellen  helfen,  in  den  wir  Schwarzenbergers  berufliche 
Tätigkeit  vor  allem  einzugliedern  haben,  und  es  dadurch  möglich  machen,  noch  den 
einen  oder  anderen  Holzschnitt  mit  Wahrscheinlichkeit  dem  Werke  des  Meisters 
hinzuzufügen. 

III. 

In  den  Steuerbüchern  der  Reichsstadt  Augsburg  erscheinen  in  den  zwanziger 
Jahren  des  16.  Jahrhunderts  fast  gleichzeitig  —  die  Archivalien  spielen  uns  häufig 
solchen  Schabernack  —  zwei  Hans  Schwarzenberger,  deren  Beruf  sich  nirgends  er- 
wähnt findet.  Der  eine  der  Beiden  wohnte  schon  1527  im  „Huckerhause",  dem 
Zunfthaus  der  Krämer,  in  der  Schongauer-,  der  heutigen  Katharinengasse  (B  21) 
und  scheint  ein  vermöglicher  Mann  gewesen  zu  sein,  denn  die  von  ihm  entrichtete 
Steuer  beträgt  im  Jahre  1527  3  fl.  54  kr.  und  steigt  bis  zu  den  Jahren  1545  bis  1547, 
in  denen  allerdings  doppelte  Steuer  erhoben  wurde,  auf  20  fl.  6  d.  Der  Jahrgang 
1 548  der  Steuerbücher  erwähnt  seiner  nicht  mehr.  Der  andere  Hans  Schwarzenberger 
erwirbt  1528  ein  Anwesen  „In  des  Bartshofe"  (in  der  Nähe  des  heutigen  Königsplatzes, 
etwa  Wallstraße  und  Sankt  Anna)  3^),  wo  von  1516  bis  1527  Margaretha  Öster- 
reicher als  Hausbesitzerin  gesessen  und  zuletzt  (1527)  12  kr.  Steuer  gezahlt  hatte. 
Schwarzenberger  zahlt  1528  7  kr.  Steuer,  im  Jahre  1529:  7  kr  6  d.,  1530:  ebenso 
7  kr.  6  d.  und  1531:  15  kr.  6  d.  1532  erscheint  er  nicht  mehr  in  des  Barts  Hofe, 
sondern  ist  in  einem  anderen  Anwesen  am  „Lautterlech"  wohnhaft,  als  dessen  Besitzer 
er  15  kr  6  d.  Steuer  entrichtet.  Hier  sitzt  er  auch  noch  1533,  in  welchem  Jahre  er 
wiederum  15  kr.  6  d.  als  Steuer  zahlt,  und  1534,  wo  seine  Steuer  den  Höchstbetrag 
von  19  kr.  5  hell.  6  d  erreicht ^2).  Im  Jahre  1535  wird  dann  „Melchior  Lendorffer 
der  alte"  an  seiner  Statt  als  Besitzer  jenes  Hauses  am  Lauteriech  genannt  ^^)  und 
auch  weiterhin  kommt  jener  zweite  Hans  Schwarzenberger  in  den  Augsburger  Steuer- 
registern nicht  mehr  vor.  Er  lebte  offenbar,  wie  die  geringe  Steuer,  die  er  zahlte, 
erkennen  läßt,  in  sehr  bescheidenen  Verhältnissen,  die  sich  bis  1534  zwar  ständig  bes- 
serten, aber  doch  nie  zu  irgendwelchem  Wohlstand  gediehen  zu  sein  scheinen. 

Wenn  nun  schon  ein  Vergleich  der  äußeren  Lebensumstände  der  beiden  Schwar- 
zenberger die  Vermutung  nahe  legen  würde,  daß  nicht  jener  reiche  Mann,  sondern  der 
arme  oder  doch  wenig  bemittelte  unser  Formschneider  gewesen  sein  möchte,  so  wird 
diese  Mutmaßung  zur  Gewißheit  durch  ein  Originalschreiben  und  ein  Briefkonzept, 
die  sich  glücklicherweise  beide  gleichfalls  im  Augsburger  städtischen  Archive  erhalten 
haben.  Das  ersterwähnte  Schreiben  ist  eine  Supplikation  der  uns  bereits  bekannten 
Margaretha  Österreicher  an  den  Rat,  worin  sie  dessen'  Hilfe  anruft  gegen  „Hanns 
Schwartzenburger,  formschneider".  Dem  habe  sie  vor  längerer  Zeit,  einfältig  und 
unverständig  wie  sie  sei,  ihre  Behausung  überlassen,  damit,  solange  sie  selbst  sie  nicht 


31)  Nach   Obersekretär    Hirschmann. 

32)  Steuerregister  1527  S.  3  a  (Margareth  Österreicherin)  1528  S.  3  a,  1529  S.  2  d,  1530  S.  2  d, 
1531  S.  2  d,  1532  S.  16  b,  1533  S.  16  b,  1534  S.  18  a. 

33)  Steuerregister  1535  S.  18  a. 


VON  THEODOR   HAMPE.  71 


in  Besitz  nehme  oder  verkaufe,  er  darin  „sein  bestand  haben",  d.  h.  zur  Miete  wohnen 
möge.  Trotz  des  unbilligen  Benehmens,  das  er  alsbald  an  den  Tag  gelegt,  der  bösen 
Scheit-  und  Drohworte,  die  er  ohne  Veranlassung  gegen  sie  gebraucht,  habe  sie  doch 
lange  Geduld  gehabt;  da  er  aber  ohne  ihre  Einwilligung  sogar  bauliche  Veränderungen 
vornehme,  habe  sie  nicht  länger  zögern  dürfen,  sondern  ihm  gekündigt,  die  Zahlung 
des  fälligen  Mietzinses  aber  nur  auf  dem  Rechtswege  von  ihm  erreichen  können.  Nun 
aber  halte  ersieh  nicht  für  verpflichtet,  die  Wohnung  zu  räumen,  bevor  sie,  Margaretha 
Österreicher,  nicht  vom  Rat  eine  Bescheinigung  darüber  beibringe,  daß  sie  ihre  Be- 
hausung wieder  selbst  in  Besitz  nehmen  dürfe.  Verdientermaßen  sei  sie  zwar  seiner- 
zeit der  Stadt  verwiesen  worden,  beabsichtige  jetzt  aber,  da  sie  alt,  schwach  und  krank 
sei,  ihre  Behausung  selbst  wieder  zu  beziehen  und  bitte  daher  den  Rat  um  Gottes 
und  des  Jüngsten  Gerichts  willen,  ihr  gegen  Schwarzenberger  Recht  zu  verschaffen 
und  ihr  vor  allem  jene  Bescheinigung  auszufertigen,  damit  er  ihr  Haus  räume.  Sie 
wolle  sich  auch  künftig  eines  Rats  Geboten  und  Verboten  gemäß  halten,  wie  es  einer 
armen  Frau  ehrenhalber  wohl  anstehe,  sodaß  der  Rat  fernerhin  kein  Mißfallen,  sondern 
Wohlgefallen  an  ihr  haben  solle,  werde  auch  ihre  gebietenden  und  günstigen  Herren 
in  ihr  armes  Gebet  zu  Gott  dem  Allmächtigen  einschließen  usw.  ='^). 

Der  Brief  ist  leider  undatiert,  und  über  den  Ausgang  des  Streites,  dessen  recht- 
liche Verhältnisse  übrigens  aus  obigem  Schreiben  allein  nicht  völlig  klar  hervorgehen, 
hier  aber  auch  nichts  zur  Sache  tun,  verlautet  nichts.  Der  verstorbene  Augsburger 
Stadtarchivar  Adolf  Buff  wollte  laut  einer  Notiz  von  seiner  Hand  die  Sup- 
plikation „ca.  1530—40"  ansetzen.  Nach  den  oben  mitgeteilten  Auszügen  aus  den 
Steuerregistern  werden  wir  sie  vermutlich  noch  etwas  genauer  in  die  Zeit,  da  Hans 
Schwarzenberger  aus  seiner  bis  dahin  innegehabten  Behausung  in  die  Wohnung  am 
Lauteriech  übersiedelte  (1531/32)  verlegen  dürfen  —  vorausgesetzt,  daß  Margaretha 
Österreicher,  über  deren  in  ihrem  Schreiben  angedeutete  Verfehlung  und  daraufhin  er- 
folgte Ausweisung  wir  nicht  näher  unterrichtet  sind,  mit  ihrem  Gesuch  beim  Rat  Erfolg 
gehabt  hat.  Etwa  1532  taucht  Margaretha  Österreicher  aufs  neue  in  den  Steuer- 
registern auf,  aus  denen  sie  seit  1528,  der  mutmaßlichen  Zeit  ihrer  Ausweisung,  ver- 
schwunden war,  wohnt  dann  allerdings  in  den  Jahren  1532,  1533  und  1534  nicht  etwa 
wiederum  in  des  Barts  Hofe,  sondern  „Heiligkreuzertor  intra"  und  steuert  als  Be- 
sitzerin dieses  Hauses  jährlich  45  kr.  6  d.  Sie  scheint  also  danach  bald  nach  ihrer 
Zurückkunft  in  die  Stadt  ihre  alte  Behausung,  und  zwar  nicht  an  Hans  Schwarzen- 
berger. der  sie  aber  wohl  auf  Befehl  des  Rats  hatte  räumen  müssen,  verkauft  zu  haben. 

Ebenso  lehrt  nun  auch  das  andere  der  beiden  erwähnten  Schriftstücke,  daß  es 
sich  in  den  Steuerbüchern  für  uns  nur  um  denjenigen  Schwarzenberger,  der  danach 
von  1 528  bis  1534/35  in  Augsburg  nachzuweisen  ist,  handeln  kann.  Es  ist  das  zurück- 
behaltene Konzept  eines  Briefes,  den  der  Augsburger  Rat  am  17.  Juni  1540  als  Ant- 
wortschreiben an  den  Kurfürsten  Joachim  II.  von  Brandenburg 3^)  richtete.  Der 
Kurfürst  hatte  den  Rat  um  Auskunft  bezüglich  eines  gewissen  Schlenkerfuß 
und  eines  Hans  Schwarz  ersucht  und,  wie  es  scheint,  beide  für  einige  Zeit  in 
seine  Dienste  zu  nehmen  gewünscht.    Daraufhin  benachrichtigt  ihn  der  Rat,  daß  dem 


34)  Den  Wortlaut  des  Schreibens  s.  im  „Anhang"  unter  Nr.   II. 

35)  Joachim  II.   Hektor  regierte  1535—1571. 


72  D.  AUGSB.   FORMSCHN.   HANS  SCH WARZENBERGER  U.  S.  MODELB.  A.  D.  J.  1534   U.  1535. 

Schlenkerfuß  auf  des  Kurfürsten  Begehren  die  Erlaubnis  erteilt  sei,  „sich  zu  eur 
churf.  gnaden  zu  verfuegen  unnd  seins  Verstands  prauchen  ze  lassen".  Das  habe  er 
auch  zugesagt  und  werde  sich  in  ungefähr  vier  Tagen  an  den  kurfürstlichen  Hof  auf 
den  Weg  machen.  Des  andern  halber  aber,  heißt  es  dann  weiter,  der  in  dem  kurfürst- 
lichen Schreiben  Hans  Schwarz  genannt  werde,  habe  man  vergeblich  Erkundigungen 
eingezogen.  Bei  der  Sache,  um  die  es  sich  handle,  möge  vielleicht  an  einen  Form- 
schneider Hans  Schwarzenberger  gedacht  sein,  der  seinerzeit  in  Augsburg  gearbeitet, 
sich  mit  Formschneiden  und  Chroniken  abgegeben  habe,  aber  vor  zwei  Jahren  nach 
Regensburg  verzogen  und  dortselbst  noch  „haußheblich",  also  etwa  ansässig  sein 
solle.    Man  könne  also  dem  Kurfürsten  in  dieser  Sache  nicht  zu  Diensten  sein  etc.^*). 

Das  Original  dieses  Schreibens  scheint  sich  nicht  erhalten  zu  haben  und  eben- 
sowenig, was  besonders  zu  bedauern  ist,  das  kurfürstliche  Schreiben,  das  den  Anlaß 
zu  dem  Briefwechsel  gab,  oder  etwa  eine  Abschrift  davon ^^).  Aus  dem  Briefe  des 
Kurfürsten  würde  sich  möglicherweise  Näheres  über  die  in  dem  Antwortschreiben  des 
Rats  genannten  beiden  Personen,  den  Schlenkerfuß,  mit  dem  ich  keinerlei  Begriff 
verbinde,  und  den  Hans  Schwarz  ergeben.  Daß  mit  letzterem  der  bekannte  Medailleur, 
der  1518  gelegentlich  des  Reichstags  zu  Augsburg  die  große  Medaille  auf  Kurfürst 
Joachim  I.  von  Brandenburg  in  Holz  geschnitten  und  gegossen  hatte  ^^),  gemeint  war, 
der  Kurfürst  sich  etwa  nach  dem  Bildschneider,  Bildschnitzer  oder  Konterfetter 
Hans  Schwarz  erkundigt  hatte  und  der  Rat  durch  solche  oder  ähnliche  Bezeichnung 
dazu  kam,  ihm  den  Formschneider  Hans  Schwarzenberger  namhaft  zu  machen,  halte 
ich  für  wahrscheinlich.  Verwunderlich  bliebe  es  dann  allerdings,  wie  bald  das  An- 
denken an  den  bedeutenden  Künstler,  der  so  viele  Augsburger  porträtiert  hatte,  in 
seiner  Vaterstadt  ausgelöscht  gewesen  sein  müßte.  An  unseren  Formschneider  hat 
Kurfürst  Joachim  wohl  schwerlich  gedacht;  und  nur  einem  Zufall,  einem  Versehen, 
einem  Vergessen  verdanken  wir  also  die  wenigen  nicht  unwichtigen  Nachrichten, 
die  das  Schreiben  des  Augsburger  Rats  über  das  Leben  und  Wirken  Schwarzenbergers 
uns  übermittelt. 

Über  sein  Leben  erfahren  wir,  daß  der  Künstler  dem  Vernehmen  nach  1538 
nach  Regensburg  übergesiedelt  sei.  Der  Augsburger  Rat  drückt  sich  ganz  bestimmt 
aus:  vor  zwei  Jahren.  Danach  müssen  wir  annehmen,  daß  Hans  Schwarzenberger 
sich  auch  noch  in  den  Jahren  1535  bis  1538  in  Augsburg  aufgehalten  habe,  wäh- 
rend wir  sonst  eher  vermuten  würden,  daß  er  bereits  1535  von  dort  weggezogen  sei, 
da  wir  ihm  in  diesem  Jahre  nicht  mehr  in  den  Steuerbüchern  begegnen.  Am  26.  April 
1535  gab  ein  Gregori  Schwartzenberger  sein  Augsburger  Bürgerrecht  auf  ^'');  es  wäre 
möglich,  daß  dies  der  in  den  Nürnberger  Briefbüchern  vorkommende  Verwandte 
unseres  Formschneiders  gewesen  sei,  und  die  Annahme  naheliegend,  daß  Hans  dem 
Gregor  alsbald  gefolgt  sei.  Dem  steht  aber,  wie  gesagt,  jene  Angabe  des  Augsburger 
Rats  entgegen,  an  die  wir  uns  doch  werden  halten  müssen,  wenn  auch  das  frühere 


3G)  Den  Wortlaut  des  Briefes  s.  im  „Anhang"  unter  Nr.  III. 

37)  Für  die  freundliche  Unterstützung  meiner  Studien  durch  Auskünfte  bin  ich  den  Vor- 
ständen des  K.  Geheimen  Staatsarchivs  in  Berlin  und  des  Königl.  Hausarchives  in  Charlotten- 
burg zu  Dank  verpflichtet. 

38)  Vgl.    Habich  im  Jahrbuch  der  Kgl.  Preuß.  Kunstsammlungen  XXVII  (1906)  S.  49- 

39)  Frdl.  Mitteilung  des  Herrn  Obersekretärs  Hirschmann. 


VON  THEODOR  HAMPE.  73 


Verschwinden  des  Hans  Schwarzenberger  aus  den  Steuerregistern  auffällig  bleibt  und 
nur  schwer  zu  erklären  ist.  In  Regensburger  Urkunden  oder  Akten  hat  sich  der 
Künstler  bisher  nicht  nachweisen  lassen-*"). 

In  Augsburg,  heißt  es  in  der  Auskunft  des  Rats  ferner,  habe  Schwarzenberger 
sich  mit  Formschneiden  und  Chroniken  abgegeben.  Wollten  wir  uns  auch  hier  streng 
an  den  Wortlaut  halten,  so  läge  es  nahe,  bei  den  beiden  koordinierten  Tätigkeiten 
einerseits  an  die  Arbeit  für  den  Holzschnitt,  andererseits  an  schriftstellerische  Be- 
tätigung, an  Chronikschreiberei,  zu  denken.  Allein  die  hier  an  sich  schon  etwas  nach- 
lässige, nicht  sehr  bestimmte  Ausdrucksweise  des  Rats  läßt  wohl  auch  noch  eine 
andere  Erklärung  zu,  die  meines  Erachtens  die  größere  Wahrscheinlichkeit  für  sich 
hat,  nämlich  die,  daß  mit  dem  Passus  gemeint  sein  sollte,  Schwarzenberger  habe  sich 
in  Augsburg  als  Xylograph  für  Formbücher  und  Chroniken  betätigt.  Solange  daher 
unser  Künstler  nicht  auch  als  Chronist,  als  Mitarbeiter  an  den  geschichtlichen  Werken, 
die  von  ca.  1528  bis  1538  in  Augsburg  erschienen,  nachgewiesen  ist,  solange  möchte 
ich  ihn  lediglich  auf  den  Wortlaut  der  angeführten  Stelle  hin  nicht  auch  unter  die 
Literaten  des  damaligen  Augsburgs  einreihen,  vielmehr  in  jenem  Passus  einen  Finger- 
zeig sehen,  in  welcher  Richtung  wir  suchen  müssen,  wenn  wir  über  die  beschriebenen 
Formbüchlein  hinaus  zu  weiteren  Arbeiten  seiner  geschickten  Hand  gelangen  wollen. 
Einem  solchen  Bestreben  muß  aber  vor  allem  eine  Untersuchung  über  die  Originalität 
der  Ornamentschnitte  vornehmlich  in  den  Modelbüchern  II  und  III,  eine  Scheidung 
des  Eigenen  von  dem  Entlehnten  vorausgehen.  Über  einen  Anfang,  einen  Versuch 
werden  wir  dabei  freilich  nicht  hinauskommen,  da  es  dem  Verfasser  trotz  eifriger  Be- 
mühung nicht  möglich  war,  sich  das  gesamte,  für  die  Beurteilung  nötige  Vergleichs- 
material zu  beschaffen.  Die  Seltenheit  und  Kostbarkeit  der  frühen  Modelbücher 
hat  auch  hier  die  Forschung  auf  Schritt  und  Tritt  erschwert  und,  wie  ich  gleich  hin- 
zufügen will,  über  manchen  wichtigen  Punkt  zu  völliger  Klarheit  leider  nicht  ge- 
langen lassen. 

IV. 

Vergleichen  wir  die  beiden  Schwarzenbergerschen  Modelbücher  zunächst  mit 
den  ihnen  der  Zeit  nach  vorangehenden  deutschen  Erscheinungen  dieser  Art,  so  ist 
bezüglich  des  ältesten  uns  bekannten  deutschen  Büchleins,  des  1525  zu  Zwickau  durch 
Jörg  Gastel  gedruckten  „Newen  Modelbuchs"  von  N(icolaus)  H( ausmann)  zu 
sagen,  daß  es  kaum  irgendwelche  Berührungspunkte  mit  Schwarzenberger  aufweist ^^). 
Allerdings  habe  ich  das  einzige  Exemplar  dieses  Werkchens  selbst,  das  die  Königl. 
Kunstgewerbe-Bibliothek  zu  Dresden  verwahrt,  nicht  eingesehen,  sondern  kann  mich 
nur  auf  die  von  Hippolyte  Cocheris  neu  herausgegebenen  französischen  Modelbücher 
von  Pierre  de  Ste  Lucie  und  von  Claude  Nourry*-),  sowie  auf  die  beiden  Ausgaben 

40)  Für  eine  negative  Auskunft  aus  den  Beständen  des  Stadtarchives  bin  ich  dem  Magistrat 
der   Kreishauptstadt   Regensburg  zu   Dank  verpflichtet. 

41)  Vgl.  über  dieses  Modelbuch  E.  Kumsch  in  Kunst  und  Kunsthandwerk  VI  (1903) 
S.  512  ff.  Herr  Prof.  Kumsch  in  Dresden  war  auch  so  liebenswürdig,  mir  eine  genaue  Zu- 
sammenstellung des  in  dem  Hausmannschen  Buche  enthaltenen  Materials  (Vergleich  mit 
Cocheris"  Publikation,  Quentel  usw.)  zukommen  zu  lassen,  wofür  ihm  an  dieser  Stelle  herzlicher 
Dank   gesagt   sei. 

42)  Hippolyte  Cocheris,  Patrons  de  broderie  et  de  lingerie  du  XVI.  sidcle.     Paris  1872. 


74  D.  AUGSB.   FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 

des  Peter  Quentelschen  Musterbuches  von  1527  und  1529^^)  beziehen.  Diese  Bücher 
enthalten  alles,  was  das  Dresdner  Exemplar  des  Hausmannschen  Modelbuches  bietet 
mit  Ausnahme  lediglich  der  Blätter  28  und  32  bei  Hausmann,  die  sich  als  die 
Blätter  27  und  4  zwar  in  einem  „New  getruckten  Modelbüchli"  gefunden  haben 
würden,  das  1902  in  Jacques  Rosenthals  Antiquariat  in  München  zu  verkaufen 
war^'*),  inzwischen  aber,  wie  mir  Herr  Jacques  Rosenthal  mitzuteilen  so  liebenswürdig 
war,  an  einen  Londoner  Bücherliebhaber  verkauft  worden  ist.  Es  war  dies  gewisser- 
maßen eine  vierte,  vermutlich  in  der  Schweiz  gedruckte  Ausgabe  des  Hausmannschen 
Büchleins,  dessen  durch  das  Dresdener  Exemplar  repräsentierter  früherer  Ausgabe 
übrigens  bereits  im  gleichen  Jahre  1525  eine  vermutlich  erste  vorangegangen  sein 
muß  und  auch  im  Jahre  1527  schon  eine  dritte  gefolgt  war. 

Dürfen  wir  also  —  vorbehaltlich  eines  Vergleichs  der  Blätter  28  und  32  — 
mit  ziemlicher  Sicherheit  annehmen,  daß  Hans  Schwarzenberger  keine  dieser  vier 
Ausgaben  des  Hausmannschen  Modelbuches  gekannt  oder  benutzt  hat  und  dürfen 
wir  auch  gleich  hinzufügen,  daß  sich  auch  keine  näheren  Beziehungen  zu  den  frühen 
Ausgaben  des  Quentelschen  Modelbuches  ergeben,  so  müssen  wir  anderer- 
seits bei  einem  Vergleich  mit  dem  zuerst  1527  zu  Frankfurt  a.  M.  bei  Christian 
Egenolf  f  erschienenen  „Modelbuch  aller  art  Nehewercks  und  Stickens"  feststellen, 
daß  Schwarzenberger  aus  diesem  Buche  in  ausgiebiger  Weise  entlehnt  hat.  Zitiere  ich 
nach  der  M.  zur  Strassenschen  Ausgabe  des  Egenolffschen  Modelbuches  *  ^),  die  allerdings 
auch  nach  1527  erst  hinzugefügte  Blätter  in  sich  enthält  —  Nr.  28  ist  z.  B.  von  1533 
datiert  — ,  für  deren  sämtliche  Muster  wir  aber  doch  wohl  eine  den  Schwarzenberger- 
schen  Modelbüchern  voranliegende  Entstehungszeit  annehmen  müssen,  so  ergeben 
sich  folgende  Übereinstimmungen: 

S  c  h  w.  N  r.  3  0:  die  beiden  kleinen  Runde  oder  „venedigischen  Sterne"  rechts 
entsprechen  fast  durchaus  den  Rundornamenten  auf  dem  Titelblatt  des  Egenolffschen 
Modelbuches,  die  hier  jedoch  offenbar  bereits  aus  dem  „Esemplario  di  lauori"  des 
Zoppino  von  1530  entlehnt  sind.  Bei  Egenolff  haben  die  Runde  einen  Durchmesser 
von  43,  bei  Zoppino  und  Schwarzenberger  einen  Durchmesser  von  nur  40  mm.  Aus 
dieser  Übereinstimmung  mit  Zoppino  und  besonders  weil  sich  sonst  im  ganzen  II. 
Schwarzenbergerschen  Modelbuch  hinsichtlich  des  Egenolffschen  Werkes  keinerlei 
Entsprechung  findet,  ist  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  zu  schließen,  daß  Schwarzen- 
berger bei  Herausgabe  seines  zweiten  Modelbuchs  im  Jahre  1534  das  Egenolffsche 
Buch  noch  unbekannt  war,  jene  „Sterne"  also  aus  Zoppino  entnommen  sind,  der, 
wie  wir  sehen  werden,  rür  das  II.  wie  für  das  III.  Modelbuch  Schwarzenbergers  stark 
hat  herhalten  müssen.  Möglich,  daß  die  Bekanntschaft  mit  dem  Egenolffschen  Büch- 
lein und  die  Absicht,  nunmehr  namentlich  auch  dieses  auszuschlachten,  dann  im 
folgenden  Jahre  den  eigentlichen  Anlaß  zur  Veröffentlichung  des  III.  Modelbuches 
gegeben  haben. 


43)  Musterbuch  für  Ornamente  und  Stickmuster  von  Peter  Quentel  (1527—1529)-  Heraus- 
gegeben vom  Leipziger  Kunstgewerbe-Museum.    Leipzig,  0.  J.  (1882).    Verlag  von  A.  M.  Götze. 

44)  Vgl.    Kunst  und    Kunsthandwerk  VI   (1903)   S.   517- 

45)  Chr.  Egenolff,  Modelbuch,  aller  art  Nehewercks  vnd  Stickens  .  .  .  Herausgegeben 
vom  Kunstgewerbe-Museum  zu  Leipzig  unter  Redaktion  de*^  Prof.  M.  zur  Strassen.  Verlag 
von    George  Gilbers  in   Dresden,   iSSO. 


VON  THEODOR  HAMPE.  75 


Schw.  32  entspricht  in  der  Zeichnung  so  genau  Egenolff  17,  daß  wir  fast 
an  die  Verwendung  des  gleichen  Holzstocks,  den  Schwarzenberger  ja  1534  oder  1535 
erworben  haben  könnte,  zu  denken  gezwungen  sind. 

Schw.  36:  getreue  Kopie  von  Eg.  22. 

Schw.  38  und  39:  zu  diesen  beiden  Tafeln  mit  je  5  Börtchen  sind  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  die  gleichen  Holzstöcke  benutzt,  die  früher  für  Eg.  47  und  51 
zur  Verwendung  gekommen  waren.     Dasselbe  gilt  von 

Schw.  43  und  seiner  Entsprechung  Eg.  34,  doch  scheint  der  gleiche  Holz- 
stock hier  von  Schwarzenberger  etwas  nachgeschnitten  worden  zu  sein. 

Seh  w.  4  8  entspricht  in  der  Zeichnung  genau  Eg.  21  und  ist  wahrscheinlich 
unter  Verwendung  des  gleichen  Holzstocks  entstanden. 

S  c  h  w.  5  5  oben:  entspricht  völlig  Eg.  32  links;  wohl  Abdruck  des  gleichen 
Holzstocks,  der,  als  Schwarzenberger  ihn  benutzte,  schon  etwas  schadhaft  gewesen 
sein  müßte. 

Abgesehen  von  diesen  direkten  Entlehnungen  finden  sich  bei  Schw.  noch  zahl- 
reiche Anklänge  an  Eg.  So  lehnen  sich  Nr.  49  und  56  bei  Schv/.  ihrer  Art  nach  gleich- 
falls stark  an  Eg.  17  an,  ist  die  obere  Leiste  von  Schw.  51  offenbar  Eg.  29  nach- 
empfunden u.  s.  f. 

Ähnlich  wie  zu  dem  Egenolffschen  Buche  scheint  das  Verhältnis  der  beiden 
Schwarzenbergerschen  Werkchen  zu  dem  „Newen  Modelbuch  auff  die  Welschen 
monier.  Gedruckt  zu  Augspurg  durch  Heinrich  Steyner  MDXXXIIH*^)  zu  liegen, 
doch  ist  die  Untersuchung  hier  durch  die  annähernd  gleiche  Erscheinungszeit,  sowie 
durch  den  Umstand,  daß,  wie  wir  sehen  werden,  Heinrich  Steyner  der  einzige 
unter  den  damaligen  Augsburger  Buchhändlern  ist,  für  dessen  ausgedehnten  Verlag 
Hans  Schwarzenberger  gearbeitet  haben  könnte  und  wahrscheinlich  auch  gearbeitet 
hat,  einigermaßen  erschwert.    Ich  gebe  zunächst  den  Tatbestand: 

Seh  w.  5  bietet  in  etwas  veränderter  Auffassung  das  gleiche  Muster  wie 
Steyner  Nr.  34. 

Schw.  24  entspricht  im  wesentlichen  Steyner  9,  doch  ist  bei  Schwarzenberger 
eine  der  beiden  seitlichen  Borten  fortgelassen. 

Schw.  25  entspricht  Steyner  Nr.  23,  wie,  vermutlich  im  Anschluß  an  Steyner 
insbesondere  die  obere  Leiste  mit  den  Groteskengestalten  eines  Meergotts  und  einer 
Meergöttin  zu  beiden  Seiten  einer  Art  von  stilisiertem  Brunnen  oder  Fontäne  auch  in 
späteren  Modelbüchern  (z.  B.  Hofer  1545,  B.  Jobins  Erben  1598)  noch  ver- 
schiedentlich begegnet.  Ohne  Zweifel  ist  jedoch  bei  Schwarzenberger  hier  sowohl 
wie  hinsichtlich  der  zweiten  Leiste  die  Zeichnung  feiner  und  sicherer,  die  Verteilung 
im  Räume  klarer,  die  Erfassung  und  Wiedergabe  mancher  Einzelheiten  richtiger,  die 
ganze  Wirkung  daher  künstlerischer  als  bei  dem  betreffenden  Blatt  im  Steynerschen 
Modelbuch.  Und  das  Gleiche  gilt  im  wesentlichen  auch  von  den  folgenden  Ent- 
sprechungen, die  sich  hier  überall  lediglich  auf  das  Muster  als  solches,  keineswegs  auch 
auf  die  Art  der  Ausführung  beziehen.    An  die  Benutzung  der  gleichen  Holzstöcke  kann 


46)  Neudruck:   Leipzig,  E.   A.   Seemann,  1889. 


76  D.  AUGSB.    FORMSCHN.   HANS  SCHWARZENBERGER   U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 

in  keinem  Falle  gedacht  werden.    So  entspricht  weiterhin  im  II.  der  Schwarzen- 
bergerschen  Modelbücher  (15.34): 

S  c  h  w.  26:  Steyner  45, 
„       27:  „       50, 

„       28:  „      49. 

Ferner  im  III.  Schwarzenbergerschen  Modelbuch  (1535) 

S  c  h  w.  41 :  Steyner  41, 
„      44:  „      32, 

„      45:  „      37, 

„      46:  „      35, 

„      47:  „      25, 

„       52:  „      46 

53  (vgl.  auch  Schw.  2):  Steyner  28  und 

S  c  h  w.  54:  Steyner  44. 

Wie  sollen  wir  uns  nun  diese  Übereinstimmungen  erklären  ?  Die  Möglichkeit, 
daß  Schwarzenberger  auch  der  eigentliche  Urheber  des  Steynerschen  Modelbuches 
gewesen  sei,  für  Steyner  die  Holzschnitte  hergestellt  habe,  scheidet  wohl  sogleich  aus, 
denn  es  herrscht  in  dem  Steynerschen  Buch,  in  seinen  vielfach  deutlich  auf  Applikations- 
stickerei abzielenden  Mustern  durchweg  ein  ungleich  stärkerer  Sinn  für  das  Plastische, 
als  bei  Schwarzenberger,  bei  dem  das  rein  Zeichnerische  überall  im  Vordergrund  steht 
und  dessen  Muster  fast  sämtlich  durchaus  in  der  Fläche  bleiben.  Direkte  Entlehnung 
aus  dem  Steynerschen  Buch  auf  Seiten  Schwarzenbergers  anzunehmen,  wie  wir  es 
namentlich  für  seine  erst  1535  erschienenen  Nummern  41,  44—47  und  52—54  ja  wohl 
müßten,  kann  ich  mich  gleichfalls  nicht  recht  entschließen  einmal  wegen  der  oben 
angedeuteten  in  mancher  Hinsicht  tüchtigeren  künstlerischen  Qualitäten  der  Schwar- 
zenbergerschen Blätter  und  dann  auch,  weil  ich  es  nicht  für  sehr  wahrscheinlich  halte, 
daß  Schwarzenberger  es  unmittelbar  nach  dem  Erscheinen  des  neuen  Verlagswerkes 
Heinrich  Steyners,  in  dem  wir,  wie  gesagt,  einen  seiner  hauptsächlichsten  Auftrag- 
geber vermuten  dürfen,  gewagt  haben  sollte,  das  Büchlein  alsbald  auszuplündern, 
eine  Reihe  von  Mustern  daraus  in  das  Werk,  das  er  auf  eigene  Rechnung  erscheinen 
ließ,  in  veränderter  Gestalt  aufzunehmen.  Einleuchtender  wäre  wohl  noch,  daß 
Steyner,  vielleicht  mit  Einwilligung  Schwarzenbergers,  eine  Anzahl  Muster  desselben, 
die  möglicherweise  einzeln  bereits  vor  1535  fertiggestellt  und  in  Umlauf  waren,  von 
einem  Formschneider  derberer  Art  habe  nachschneiden  lassen,  um  sie  in  dem  damals 
gerade  geplanten  Modelbuch  zu  verwenden.  Allein  das  wahrscheinlichste  dürfte  doch 
sein,  daß  Steyner  sowohl  wie  Schwarzenberger  aus  einem  dritten,  etwa  italienischen 
Modelbuch  geschöpft  oder  fremde  Musterblätter  benutzt  haben,  die  wir  heute  nicht 
mehr  nachzuweisen  vermögen.  Namentlich  die  italienischen  Bibliotheken  und  Samm- 
lungen sind  nach  dergleichen  Büchern  und  Blättern  noch  wenig  durchforscht,  es  kann 
sich  noch  viel  unbekanntes  und  für  Fragen  wie  die  vorliegende  wichtiges  Material  in 
ihnen  verstecken;  und  wenn  auch  nach  der  bisherigen  Forschung  über  Modelbücher 
festzustehen  scheint,  daß  auf  diesem  Gebiete  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
Deutschland  in  der  Regel  der  gebende,  Italien  der  nehmende  Teil  gewesen  ist,  so  haben 
sich  doch  auch  hier  bereits  manche  Entlehnungen  deutscher  Künstler  aus  italienischen 
Werken  nachweisen  lassen,  sind  wir  überdies  über  manche  hie  und  da  mit  Notwendig- 


VON  THEODOR   HAMPE.  77 


keit  vorauszusetzende  Zwischenglieder  noch  kaum  unterrichtet,  kurz  liegt,  wie  schon 
mehrfach  hervorgehoben,  die  ganze  Entwicklung  noch  keineswegs  in  genügender  Klar- 
heit vor  uns.  Zudem  machen  in  unserem  besonderen  Falle  gerade  einige  der  Schwarzen- 
berger  und  Steyner  gemeinsamen  Muster,  wie  das  prächtig  stilisierte  Akanthus- 
Ornament  Schw.  26  oder  die  Fisch-  und  Drachengrotesken  von  Schw.  44  und  46 
ganz  und  gar  den  Eindruck  von  Eingebungen  des  italienischen  Kunstgeschmacks,  des 
Formensinnes  der  italienischen  Renaissance;  und  für  Schwarzenberger  werden  wir 
überdies,  wenn  wir  uns  nunmehr  den  Beziehungen  seines  II.  und  III.  Modelbuchs  zu 
den  frühesten  italienischen  Veröffentlichungen  dieser  Art  zuwenden,  die  genaue  Be- 
kanntschaft mit  mehreren  derselben  durch  seine  Entlehnungen  daraus  unzweideutig 
nachweisen  können. 

Des„Nicolod'Aristotile  dettoZoppino"  und  seines  Modelbuches  „Esemplario  di 
lauori"  (Venedig  1 530)'*^)  ist  bereits  oben  Erwähnung  geschehen.  Außer  den  daselbst 
besprochenen  beiden  „Sternen"  hat  Schwarzenberger  auch  noch  ein  paar  andere 
ähnliche  Figuren  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  aus  dem  Zoppino  entlehnt,  denn: 

Seh  w.  29  links  stimmt  in  seiner  Linienführung  fast  durchaus  mit  dem  bei 
Zoppino  (1530)  auf  dem  dritten  Blatte  wiedergegebenen  Runde,  dessen  Mitte  nur  un- 
wesentlich abweicht  und  dessen  Muster  bei  Schw.  schwarz  auf  weiß  erscheint,  während 
es  sich  bei  Zoppino  weiß  von  schwarzem  Grunde  abhebt,  überein. 

Schw.  37  links  entspricht  genau  dem  Rund  auf  Blatt  11  bei  Zoppino  (1530) 
unten.    Ebenso 

Schw.  40  links  dem  Runde  auf  Bl.  15  bei  Zoppino  (1530)  oben, 

Schw.  40  unten  rechts  dem  Maureskenspitzoval  auf  dem  3.  Blatte  des 
Zoppino  (1530)  unten  rechts. 

Nicht  minder  ergibt  sich  beim  Vergleich  eine  ganze  Reihe  von  Übereinstim- 
mungen unserer  Schwarzenbergerschen  Modelbücher  mit  dem  „Libro  primo"  und 
„Libro  secondo  De  rechami"  des  im  ganzen  aus  vier  Büchern  bestehenden  Werkes 
des  Paganino  und  Burato,  das  wie  des  Zoppino  „Esemplario"  bereits  vor  1534, 
1527  oder  1530,  erschienen  ist'*^)  und  dessen  direkte  oder  indirekte  Benutzung  durch 
Schwarzenberger  daher  gleichfalls  nicht  zweifelhaft  sein  kann.    So  ist  das  Muster 

Schw.  3  unten:  Paganino-Burato,  libro  11,  Blatt  9  links, 

Schw.  4:  Paganino-Burato,  libro  II  Blatt  4  u.  17, 

Schw.  6  oben:  Paganino-Burato  1.  II,  21  links, 

Schw.  6  unten:  Paganino-Burato  1.  II,  7  links  und  18  links 

Schw.  12:  Paganino-Burato  1.  I,  25, 

Schw.  13:  Paganino-Burato  1.  I,  27, 

Schw.  16  (das  Hauptmuster  hier  am  einen  Ende  um  die  letzten  Voluten 
gekürzt):  Paganino-Burato  1.  II,  10  und  20  und 

Schw.  19  unten:  Paganino-Burato  1.  II,  7  rechts  und  18  rechts 
nachgeschnitten.    Mögen  immerhin  die  meisten  Blätter  namentlich  in  den  beiden 
ersten  Büchern  „de  rechami"  keine  originalen  Leistungen  sein,  mögen  die  beiden 

47)  Facsimiledruck:    Venedig,    F.  Ongania,    1878   (Raccolta   di   opere   antiche   sui    disegni 
dei   merletti   di   Venezia,   Band   XI). 

48)  Facsimiledruck:   Venedig,    F.   Ongania.    1878    (Raccolta   Bd.  IX)  und   188O  (Raccolta 
Bd.    XIV  a). 


78  D.  AUGSB.  FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELB.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 


italienischen  Formschneider  naciigewiesenermaßen  vor  allem  deutsche  Modelbücher, 
wie  das  Quentelsche  rücksichtslos  benutzt  haben :  wir  haben  hier  lediglich  festzustellen, 
daß  die  mit  Mustern  ihrer  Bücher  übereinstimmenden  Blätter  Schwarzenbergers 
sicherlich  ebenfalls  keinen  Anspruch  auf  Originalität  der  Erfindung  erheben  können. 

Von  dem  seltenen  Modelbuch  des  Vavassore  von  1531  war  mir  nur  ein 
ziemlich  lückenhaftes  Exemplar  zugänglich*^),  das  aber  die  Abhängigkeit  unseres 
Schwarzenberger  auch  von  diesen  venezianischen  Holzschnitten  zur  Genüge  zeigt 
und  den  Nachweis  weiterer  Übereinstimmungen  an  der  Hand  eines  vollständigen 
Exemplars  des  Vavassore  wahrscheinlich  macht: 

S  c  h  w.  8  entspricht  nämlich  durchaus  dem  40.  Blatt  im  Modelbuch  des  Va- 
vassore, wenn  auch  die  Benutzung  des  gleichen  Holzstocks  ausgeschlossen  zu  sein  und 
lediglich  ein  sehr  genauer  Nachschnitt  vorzuliegen  scheint. 

S  c  h  w.  11  ist  ein  Teil  des  Musters,  das  bei  Vavassore  Bl.  A  XII  b  in  kleineren 
Abmessungen  und  von  einer  Borte  begleitet  erscheint. 

S  c  h  w.  17  entspricht  genau  Vavassore  A  V  a. 

S  c  h  w.  42  entspricht  genau  Vavassore  A  XV  a. 

Endlich  wäre  noch.des  Giovanni  Antonio  Tagliente  „Esemplario  nuovoche 
insegna  a  le  Donne  a  cuscire,  a  raccamare"  etc.  „stampato  in  Vinegia  per  Giouanantonio 
et  i  Fratelli  da  Sabbio  MDXXXI"^*^)  zu  betrachten,  das  also  den  Modelbüchern 
Schwarzenbergers  gleichfalls  um  einige  Jahre  vorangeht.  Auch  von  Tagliente  hat  der 
Augsburger  Formschneider  offenbar  einiges  entlehnt.    So  ist 

Schw,  1,  das  Titelblatt,  was  die  ornamentale  Umrahmung  betrifft,  aus  den 
Zierleisten  mit  geschmackvoll  angeordnetem  Knoten-  und  Fadenwerk,  die  auf  S.  43 
des  Taglienteschen  Modelbuchs  erscheinen,  zusammengesetzt, 

Schw.  6,  untere  Leiste,  die  wir  übrigens  bereits  bei  Burato  nach- 
weisen konnten,  begegnet  etwas  verändert  auch  bei  Tagliente  Seite   28,  Mitte,  und 

Schw.  37,  das  größere  Rund  links,  das  wir  schon  bei  Zoppino  (1530)  antrafen, 
findet  sich  in  erheblich  größeren  Abmessungen  auch  bei  Tagliente  auf  Seite  34. 

Über  die  Originalität  der  bei  Vavassore  und  Tagliente  vorkommenden  Muster 
ist  freilich  dasselbe  zu  sagen,  wie  hinsichtlich  der  Paganino  und  Burato  oder  auch  des 
Zoppino :  sie  alle  nahmen  ihre  Motive  und  ganzen  Blätter,  wo  sie  sie  fanden,  sodaß  die 
Erfindung,  der  ursprüngliche  Entwurf  nur  selten  mit  Sicherheit  einem  bestimmten 
Künstler  vindiziert  werden  kann.  Es  ist  daher  auch  nicht  ausgeschlossen,  daß  in  einem 
zweiten,  erst  1537  bei  Zoppino  in  Venedig  erschienenen  Modelbuche,  das  den  Titel 
trägt:  „Gli  universali  de  i  belli  Recami  antiqui  e  moderni"^^),  vor  allem  eine  große 
Anzahl  Muster  des  Steynerschen  Modelbuches  in  Nachschnitten  bringt  und  auch  ab- 
gesehen davon  noch  einige  weitere  Übereinstimmungen  mit  Schwarzenberger  aufweist 
als  Zoppinos  „Esemplario  di  lauori"  von  1530,  eben  diese  Übereinstimmungen  auf 
Entlehnung  seitens  Zoppinos  aus  den  1534  und  1535  erschienenen  Modelbüchern  des 
Hans  Schwarzenberger  beruhen.    Auf  einen  sehr  regen  Verkehr  gerade  unter  den 


49)  Exemplar  der  Bibliothek  des  Kunstgewerbemuseums  in  Berlin:  Ornamentstichkatalog 
Nr.  925.  Dem  Kunstgewerbemuseum  in  Berlin  fühle  ich  mich  auch  sonst  für  die  liebens- 
würdige Unterstützung  mit  Literatur  zu  Dank  verpflichtet. 

50)  Exemplar  der  gleichen  Bibliothek:  Ornamentstichkatalog  Nr.  924. 

51)  Facsimiledruck:    Venedig,   Ongania,   1876  (Raccolta   Bd.    IV). 


VON  THEODOR  HAMPE.  7Q 


Formschneidern  und  Modelbuch-Verfertigern  und  -Verlegern  in  jener  Zeit,  insonder- 
heit auch  zwischen  denjenigen  Augsburgs  und  Venedigs  wird  schon  aus  unseren  bis- 
herigen Vergleichen  mit  Sicherheit  geschlossen  werden  können.  Ich  stelle  hier  noch 
kurz  die  Entsprechungen  von  Zoppino  (15  37)  und  Schwarzenberger  zusammen,  so- 
weit sie  sich  bei  Zoppino  (1537)  nicht  aus  der  offensichtlichen  Plünderung  Steyners, 
aus  der  mit  Schwarzenberger  gemeinsamen  Benutzung  des  Vavassore  oder  anderer 
oben  behandelter  Modelbücher  erklären  lassen.  Die  Möglichkeit  einer  gemeinsamen 
Quelle  soll  dabei  wiederum  keineswegs  ausgeschlossen  sein. 

Zoppino  (1537)  A  XI  1:   drei  der  Runde  oder  Sterne  entsprechen  Schw.  33, 

Zoppino  (1537)  A  XII  1:  Schw.  20,  und 

Zoppino  (1537)  A  XIII,  3  unten:  Schw.  19  oben. 

Auch  mit  Vavassore  und  Tagliente  ist  nun  zwar  die  Zahl  der  vorschwarzen- 
bergerschen  italienischen  Modelbücher  noch  keineswegs  erschöpft,  doch  habe  ich  im 
Inhalt  der  übrigen,  soweit  ich  mir  dieselben  zugänglich  machen  konnte,  keine  Be- 
ziehungen zu  Schwarzenbergers  Blättern  mehr  gefunden.  Das  gilt  insbesondere  auch 
von  dem  Arabesken- Werke  des  Francesco  diPellegrino,  das  dieser  zu  Fontainebleau 
wirkende  Florentiner  im  Jahre  1530  unter  dem  Titel  „La  Fleur  de  la  Science  de 
Pourtraicture"  hatte  erscheinen  lassen  5-).  Es  bietet  so  wenig  irgend  welche  Über- 
einstimmungen mit  Schwarzenberger,  wie  andererseits  das  ehemals  unter  Peter  Flötners 
Namen  gehende  Kunstbuch,  das  1 547  bei  dem  Formschneider  RudolfWyssen- 
bach  zu  Zürich  im  Druck  erschien ^ 3).  Nach  Reimers ^^)  ist  anzunehmen,  daß 
auch  Wyssenbach  seine  Folge  aus  den  Arbeiten  der  verschiedensten  Künstler,  darunter 
auch  Flötners,  zusammenstellte,  und  es  wäre  daher  sehr  wohl  möglich  gewesen,  daß 
wir  darunter  auch  Muster  aus  den  Modelbüchern  Hans  Schwarzenbergers,  in  dessen 
noch  nicht  auf  eine  fremde  Vorlage  zurückgeführten  Blättern  gerade  die  Arabeske 
eine  nicht  unwichtige  Rolle  spielt,  angetroffen  hätten.  Aber  Schwarzenbergers  Ar- 
beiten scheinen  keine  weite  Verbreitung  gefunden  zu  haben,  was  aus  der  Seltenheit 
ihres  Vorkommens  in  unserer  Zeit  nicht  ohne  weiteres  gefolgert  werden  dürfte.  Der 
fast  völlige  Mangel  an  direkten  und  sicheren  Entlehnungen  aus  Schwarzenbergers 
Büchern  in  späterer  Zeit,  vornehmlich  in  den  Modelbüchern  aus  der  zweiten  Hälfte 
der  dreißiger  und  aus  den  vierziger  Jahren  des  16.  Jahrhunderts,  von  denen  ich,  was 
mir  nur  irgend  erreichbar  war,  daraufhin  durchgesehen  habe,  läßt  indessen  darauf 
schließen. 

Abgesehen  von  der  doch  recht  fraglich  bleibenden  Abhängigkeit  des  Zoppino 
von  1537  von  Schwarzenberger,  von  der  oben  bereits  gehandelt  worden  ist,  scheint 
mir  eine  offenbare  Entlehnung  aus  Schwarzenberger  bisher  nur  in  dem  Titelblatte  zu 
dem  „Neuen  Formbüchlen  derWeyssen  Arbeyt"  des  Augsburger  Briefmalers  Hans 
Hof  er  vom  Jahre  1545  vorzuliegen,  das  in  Abbildung  4  wiedergegeben  ist  5^).    Hofer, 


52)  Facsimiledruck  mit  Einleitung  von  Gaston  Migeon:  Paris,  Jean  Schemit,  1908. 

53)  Neudruck:   Berlin,   Rud.  Schuster,  1882. 

54)  J.  Reimers,  Peter  Flötner  nach  seinen  Handzeichnungen  und  Holzschnitten  (München 
und   Leipzig  1890).   S.   33. 

55)  Nach  dem  Exemplare  des  seltenen  Büchleins,  das  sich  bis  vor  kurzem  im  Besitze  des 
Herrn  Kommerzienrats  Butsch  in  Augsburg  befand,  neuerdings  aber  in  den  Besitz  von  Joseph 
Baer  &  Co.   in    Frankfurt  a.  M.  übergegangen  ist.     Für   die  freundliche   leihweise    Überlassung 


80 


D.  AUGSB.   FORMSCHN.  HANS  SCHWAR'ZENBERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 


der  im  übrigen  Quentel,  Egenolff,  Steyner  und  andere  weidlich  ausgenutzt  hat,  aber 
in  den  Band-  und  Knotenornamenten  auf  den  letzten  Seiten  seines  Buches  auch 
Eigenes  zu  bringen  scheint,  hat  wohl  ohne  Zweifel  für  die  Anordnung  der  Rahmen- 
verzierung seines  Titelblattes  eines  der  Titelblätter  Schwarzenbergers  unmittelbar  als 
Vorlage  benutzt. 


Abb.  4.    Titelblatt  zu  Hans  Hofers  Formbüchlein  von  1545. 

In  einem  richtigen  Verhältnis  zu  der  Kunst  allein  schon  des  Formschnitts,  die. 
wir  an  Hans  Schwarzenbergers  Blättern  anerkennen  und  bewundern  müssen,  stand 
also  der  Erfolg  seiner  Arbeit,  die  Wirkung  seines  Schaffens  gewiß  nicht.  Fast  un- 
beachtet versprühte  und  erlosch  wohl  sein  von  Haus  aus  nicht  gewöhnliches  Können. 
Mit  schuld  daran  mögen  die  beschränkten  Lebensumstände  unseres  Formschneiders, 
wie  wir  sie  oben  kennen  gelernt  haben,  und  Unzulänglichkeiten  seines  Charakters 
und  seiner  Sinnesart,  wovon  uns  die  allerdings  spärlichen  Akten  keinen  besonders 
hohen  Begriff  beizubringen  vermochten,  gewesen  sein. 


V. 
Scheiden  wir  aus  den  Mustern  der  beiden  Schwarzenbergerschen  Modelbücher 
H  und  HI,  die  auf  unseren  Tafeln  wiedergegeben  sind,  sowohl  diejenigen,  für  die  sich 
mit  Zuverlässigkeit  eine  bestimmte  Vorlage  hat  nachweisen  lassen,  als  auch  die,  für 


des  Werkchens  und  die  Erlaubnis  zur  Wiedergabe  des  Titelblatts  bin  ich    Herrn  Kommerzienrat 
Butsch  und  der   Firma  Baer  &  Co.  zu  lebhaftem  Danke  verbunden. 


VON  THEODOR  HAMPE.  81 


die  eine  solche  Vorlage  wegen  der  Übereinstimmung  mit  Blättern  des  Steynerschen 
Modelbuchs  anzunehmen  ist,  aus,  so  bleiben  noch  folgende  Nummern  übrig: 

Nr.  3  (oberer,  breiterer  Streifen), 

Nr.  6  (das  prächtige  Arabeskenmotiv  oben), 

Nr.  7, 

Nr.  9, 

Nr.  10, 

Nr.  14, 

Nr.  15, 

Nr.  18, 

Nr.  19  (obere  Hälfte,  doch  vgl.  Zoppino  von  15)7), 

JMr.  20  (doch  vgl.  Zoppino  von  1537), 

Nr.  21, 

Nr.  22, 

Nr.  23, 

Nr.  30  (das  große  Rund  links), 

Nr.  31, 

Nr.  33  (doch  vgl.  Zoppino  von  1537), 

Nr.  34, 

Nr.  35, 

Nr.  37  (das  kleinere  Rund  rechts), 

"         Nr.  49, 
Nr.  50, 
Nr.  51  und 
'^'      Nr.  56. 

Selbstverständlich  wäre  es  nun  aber  ein  schwerer  Fehlschluß,  wenn  wir  annehmen 
wollten,  daß  deswegen,  weil  wir  die  Herkunft  dieser  23  Muster  bisher  nicht  festzustellen 
vermochten,  die  betreffenden  Ornamentholzschnitte  der  eigenen  Erfindung  Schwarzen- 
bergers  zu  verdanken  sein  möchten.  Der  im  vorigen  Kapitel  vorgenommene  Vergleich 
hat  gezeigt,  daß  unserem  Formschneider  bei  seinen  Arbeiten  in  Büchern  oder  Blättern 
mannigfache  Hilfstruppen  zur  Verfügung  gestanden  haben  müssen  und  die  Orna- 
mentik, die  jene  restierenden  23  Blätter  aufweisen,  ist  im  Grunde  so  wenig  einheitlich 
und  hat  auch  —  abgesehen  etwa  von  Nr.  35  —  so  wenig  mit  dem  Stil  und  der  Kunst, 
wie  sie  uns  in  Schwarzenbergers  erstem  Modelbuch  entgegengetreten  sind,  zu  tun, 
daß  vielmehr  die  Vermutung  nahe  liegt,  der  Künstler  werde  auch  für  die  meisten  dieser 
23  Muster,  wenn  nicht  für  alle,  seine  Vorlagen  gehabt  haben,  ja  daß  wir  angesichts 
der  vielfältig  erwiesenen  Unselbständigkeit  Schwarzenbergers  auch  bezüglich  der 
reizvollen  Motive  und  Muster  seines  I.  Modelbuches  an  der  Originalität  der  Erfindung 
oder  auch  nur  der  Übersetzung  in  die  Kunst  des  Holzschnitts  und  Modeldrucks  zu 
zweifeln  beginnen  müssen. 

Unter  jenen  23  restierenden  Mustern  nun  umfaßt  eine  erste  Gruppe  prächtige 
Arabesken- Holzschnitte  (Nr.  6  oben,  Nr.  15,  21  und  22  oben),  von  denen  namentlich 
Nr.  15  sich  durch  reizvollen  Schwung  der  Linienführung  auszeichnet,  aber  in  seinem 
Hauptmuster  weniger  an  eine  Vorlage  für  Stickerei  oder  Wirkerei  als  für  Einlege- 
oder Ätzarbeit  denken  läßt.    Prächtig  und  kraftvoll  kommen  die  Arabeskenmotive 

Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1909  .  5 


82  D.  AUGSB.    FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 


in  Nr.  6  und  22  zum  Ausdruck,  doch  verrät  in  beiden  Fällen  das  offenbar  verkürzte, 
nicht  in  seinem  vollen  Rapport  gegebene  Muster,  daß  eine  fremde  Vorlage  benutzt  und 
zweckwidrig  verändert  worden  ist. 

Der  Gruppe  schließen  sich  mit  ähnlichen  Ornamentationsmotiven,  denen  sich 
gelegentlich  noch  Band  verschlingungen  zugesellen,  die  Nummern  18,  19  und  56,  in 
der  Hauptsache  wohl  als  Vorlagen  für  Applikationsstickerei  gedacht,  sowie  die  Runde 
von  Nr.  30,  33,  34  und  37  an.  Die  Art  der  letzteren,  namentlich  derjenigen  mit  Knoten - 
werk,  war  bekanntlich  zuerst  durch  Albrecht  Dürer,  dessen  „Knoten"  (Bartsch 
140—145)  um  1507  entstanden  waren,  in  die  deutsche  Kunst  eingeführt  worden.  Wir 
sahen,  daß  ebenso  wie  Dürer  auch  die  späteren  Modelbuchverfertiger  die  Anregung  dazu 
und  oft  auch  das  direkte  Vorbild  zunächst  und  vor  allem  aus  der  Kunst  Venedigs  be- 
kommen haben. 

Für  einige  Muster  mit  Band  verschlingungen  (Nr.  3,  7,  9,  10,  20)  werden  wir 
die  Vorlagen  wohl  gleichfalls  in  Italien  zu  suchen  haben.  Nr.  9  ist  außerdem  durch 
ein  ansprechendes  Weinrankenmotiv,  bei  dem  Blätter  und  Trauben  mit  gut  stilisierten 
Adlern  abwechseln,  ausgezeichnet.  Eine  intermittierende  Weinranke  begegnet  auch 
auf  Nr.  14,  deren  Hauptmuster  sich  übrigens  mit  einem  der  auf  Weißzeugstickerei 
berechneten  Blätter  (Nr.  11)  im  wesentlichen  deckt. 

Außer  der  Holbeinstichvorlage  Nr.  23  und  der  wohl  auf  Seidenstickerei  ab- 
zielenden Nr.  35,  von  der  bereits  oben  die  Rede  war,  hätten  wir  hier  dann  schließlich 
noch  eine  Gruppe  von  4  Blättern  (Nr.  31,  49,  50,  51)  zu  betrachten,  deren  fein  ge- 
zeichnete, größtenteils  figürliche  Motive  und  Darstellungen  zu  demReizvollsten  gehören, 
was  uns  die  Schwarzenbergerschen  Modelbücher  bieten.  Nr.  31  zeigt  oben  das  Urteil 
des  Paris,  unten  zu  beiden  Seiten  einer  Groteske  mit  Bocksbeinen,  die  ähnlich  auch 
auf  Nr.  48  wiederkehrt  und  letzten  Grundes  wohl  auf  Barthel  Beham  (Pass.  77)  zw- 
rückgeht^^),  Salome  mit  dem  Haupte  des  Täufers  und  Lukretia;  das  Dekor  der  zwei 
Borten  von  Nr. 49  wird  durch  Palmetten-,  Akanthus-  und  Rankenornament  bestritten; 
auf  Nr.  50  sehen  wir  oben  zwei  Einhörner  zu  beiden  Seiten  eines  Brunnens,  dazu  Vasen 
mit  Blumen  und  Laub,  unten  sperberartige  Vögel,  Blumen  und  Blumenschalen,  auf 
Nr.  51  endlich  Pfauen  zu  beiden  Seiten  einer  Vase  und  Fruchtbäume,  unten  helm- 
und  schwertbewehrte  Putten  zu  beiden  Seiten  einer  Art  von  Brunnen  und  niedrige 
Kandelaber.  Wenn  auch  wiederholt  auf  mehr  oder  minder  starke  Anklänge  in  diesen 
Blättern  an  die  Kunst  anderer  hingewiesen  werden  konnte,  und  sich  solche  Hinweise 
unschwer  mehren  ließen,  so  hat  es  mir  doch  bisher  nicht  gelingen  wollen,  die  direkten 
Vorbilder  für  sie  zu  eruieren. 

So  sicher  gezeichnet  und  geschmackvoll  angeordnet  aber  auch  insbesondere 
Nr.  31  und  Nr.  50  erscheinen,  so  glaube  ich  nach  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  üb- 
rigen Blätter  seiner  Modelbücher  doch  kaum,  daß  Schwarzenbergers  Stärke  vornehm- 
lich im  Figürlichen  bestanden  haben  sollte,  daß  eben  auf  diesem  Gebiete  Erzeugnisse 
seiner  sonstigen  Tätigkeit  für  den  Holzschnitt,  für  die  Buchausstattung  zu  suchen 
sein  werden.  Es  kommt  hinzu,  daß,  wenn  man  die  illustrierten  Werke  des  Augsburger 
Buchdrucks  aus  der  Zeit  von  1528  bis  1540,  wie  sie  mir  in  der  Bibliothek  des  Ger- 
manischen Museums  und  der  Augsburger  Stadtbibliothek  nahezu  vollzählig  zur  Ver- 


56)  Diesen  Hinweis  verdanke  ich  Dr.   Gustav  Pauli  in  Bremen. 


VON  THEODOR  HAMPE.  83 


fügung  standen,  daraufhin  durchprüft,  sich  keine  Gruppe  figürlicher  Darstellungen 
herausschälen  läßt,  die  auf  Grund  eines  Vergleichs  nicht  sowohl  des  Stils  als  lediglich 
der  Holzschnittechnik  etwa  der  letztbehandelten  Nummern  31  und  49—51  und  dazu 
des  Titelblatts  zum  I.  Modelbuch  mit  Schwarzenberger  einigermaßen  sicher  in  Be- 
ziehung zu  setzen  wäre.  Eher  möchten  wohl  unter  den  Zierleisten,  Schlußstücken 
und  dem  sonstigen,  wesentlich  ornamentalen  Buchschmuck  der  Augsburger  Druck- 
erzeugnisse jener  Zeit  einzelne  Holzschnitte  wegen  der  gleichen  kräftigen,  sicheren 
und  klaren  Art  der  Ausführung,  die  in  Schwarzenbergers  Modelbüchern  vorherrscht, 
als  Produkte  seines  Schneidmessers  anzusprechen  sein. 

Die  Offizinen  von  Silvanus  Othniar,  Valentin  Othmar,  Philipp  Ulhart  und 
Alexander  Weißenhorn  kommen  dabei  kaum  in  Betracht.  Wo  die  aus  ihnen 
hervorgegangenen  Bücher  Illustrationen  oder  sonstigen  Buchschmuck  bieten, 
haben  diese  Holzschnitte  weder  in  Stil  noch  Technik,  so  viel  ich  sehe,  mit 
Schwarzenbergers  Mache  irgend  etwas  zu  tun.  So  sind  die  Schnitte  in  der  bei 
Weißenhorn  1537  und  1538  erschienenen  „Odyssea"  fast  alle  viel  hölzerner,  unge- 
schickter, nüchterner,  als  wir  sie  von  Schwarzenbergers  Können  erwarten  müßten. 
Einzig  und  allein  die  Umrahmung  des  Titels  in  der  1528  durch  Philipp  Ulhart  ge- 
druckten, 1538  nochmals  in  erweiterter  Fassung  erschienenen  „Chronica  New:  Ma- 
nicherlay  Historien  vnnd  besondere  geschichten"  —  an  derartige  Geschichtswerke 
ist  ja  wohl  in  dem  Schreiben  des  Rats  an  Kurfürst  Joachim  vor  allem  gedacht  — 
könnte  allenfalls  als  Opus  Hans  Schwarzenbergers  zur  Diskussion  gestellt  werden; 
doch  zwingende  Gründe  würden  sich  für  eine  solche  Zuschreibung  nicht  anführen  lassen. 

Anders  steht  es  mit  dem  reichen  Leisten-,  Initialen-  und  Vignettenschmuck, 
mit  denen  ein  großer  Teil  der  aus  der  damals  in  Augsburg  tonangebenden,  blühenden 
Druckerwerkstatt  Heinrich  Steyners  hervorgegangenen  Bücher  ausgestattet  ist.  Be- 
sonders nahe  Verwandtschaft  mit  Schwarzenbergers  Art  zeigt  hier  z.  B.  die  Leiste, 
die,  als  Schlußstück,  wohl  zuerst  in  dem  Steynerschen  Druck  „Warhafftige  Histori 
vnd  beschreybung  von  dem  Troianischen  krieg  vnd  Zerstörung  der  Stat  Troie ..." 
(1536)  und  zwar  mehrfach  zur  Verwendung  gekommen  ist  und  dann  namentlich  noch 
in  dem  „Polydorus  Vergilius  Urbinas.  Von  den  erfyndern  der  dyngen"  (Augsburg, 
Heinrich  Steyner,  1537)  wiederholt  erscheint.  Ich  habe  sie  als  Kopfleiste  an  die 
Spitze  dieses  Aufsatzes  gestellt.  Abgesehen  von  der  kräftigen  und  klaren  Art  des 
Schnittes,  die  sie  mit  vielen  Blättern  Schwarzenbergers  gemein  hat,  leuchtet  auch  ihre 
stilistische  Verwandtschaft  mit  manchen  der  von  Schwarzenberger  bevorzugten 
Ornamentationsmotive,  z.  B.  des  größeren  Runds  auf  Bl.  37,  das  ja  allerdings  sicher 
keine  Schwarzenbergersche  Erfindung  darstellt,  dessen  Schmuckmotive  aber  doch 
wohl  von  ihm  —  aus  dem  Zoppino  von  1530  —  in  die  Augsburger  Ornamentik  ein- 
geführt wurden,  ohne  weiteres  ein. 

Weniger  sicher  möchte  ich  die  Zierleiste,  die  diesem  Ausfatz  als  Schlußstück 
beigegeben  ist,  für  Schwarzenberger  in  Anspruch  nehmen,  zumal  sie  sich,  so  viel  ich 
sehe,  erst  in  des„Joannis  Boccatii  Die  Gantz  Römisch  histori"  (Augsburg,  Heinrich 
Steyner,  1542)  erstmals  verwendet  findet.  Sie  erinnert  zwar  gleichfalls  sehr  an 
Schwarzenbergers  Art  und  die  Möglichkeit,  daß  der  Künstler  auch  nach  seiner  Über- 
siedlung nach  Regensburg  noch  mit  der  großen  Augsburger  Offizin  in  geschäftlicher 
Verbindung  geblieben  sei,  ist  ja  keineswegs  ausgeschlossen. 

6* 


84  D.  AUGSB.   FORMSCHN.   HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S    MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  1535. 

Auch  sonst  stoßen  wir  bei  der  Durchsicht  der  Steynerschen  Druckerzeugnisse 
noch  vielfach  auf  kleinere  oder  größere  Ornamentschnitte,  die  sehr  wohl  von 
Schwarzenberger  herrühren  könnten;  ich  denke  z.  B.  an  die  hübschen  Arabesken- 
leisten auf  einem  offenbar  Steynerschen  Einblattdruck  vom  Jahre  1536,  der  einen 
Pestspruch,  ein  Pestreglement  in  Versen,  von  Hörburger  enthält").  Allein  einmal 
würde  ein  weiteres  Eingehen  auf  diese  Fragen  nur  unter  Beigabe  zahlreicher,  in  jedem 
Falle  kritisch  zu  beleuchtender  Abbildungen  und  nach  vorausgegangener  Sichtung 
des  gesamten  Buchschmucks  der  Steynerschen  Offizin,  für  die  bekanntermaßen 
Hans  Burgkmair  d.  ä.,  Hans  Leonhard  Schäuffelein ,  Hans  Weiditz,  Jörg 
Brfu  d.  j.  u.  a.  tätig  gewesen  sind,  fruchtbar  sein  können;  und  dann  wäre  auch 
diese  Untersuchung  durch  das  berechtigte  Mißtrauen  gegen  Schwarzenberger  als 
freischaffenden,  originalen  Künstler,  das  uns  immer  wieder  lediglich  auf  seine  Technik 
des  Formschneidens  als  einzigen  leidlich  zuverlässigen  Vergleichspunkt  zurückwirft, 
sehr  erschwert  und  nur  mit  geringer  Aussicht  auf  wirklich  sichere  Ergebnisse  ver- 
bunden. 

Ehe  ich  also  mit  roher  Hand  etwa  in  den  Bestand  der  Zierleisten,  Initialen  und 
Schlußstücke,  die  unter  Hans  Burgkmairs  Namen  zu  gehen  pflegen,  zu  Gunsten 
Schwarzenbergers  hineingreife,  bescheide  ich  mich  hier  lieber  damit,  dem  bisher  nur 
verschwommenen  Bilde  eines  tüchtigen  Formschneiders  der  Augsburger  Renaissance 
deutlichere  Gestalt  und  Form  gegeben  zu  haben.  Die  weitere  Aufhellung  seiner 
künstlerischen  Persönlichkeit  bleibe  der  Zukunft  überlassen,  die  uns,  wie  wir  wohl 
hoffen  dürfen,  dafür  noch  gelegentlich  durch  glückliche  Funde  greifbarere  Tatsacheen 
an  die  Hand  geben  wird. 


Anhang. 

I.  Der  Rat  der  Stadt  Nürnberg  schreibt  an  den  Rat 
zu  Augsburg: 

„Besonnder  lieben  und  guten  freunde,  wir  wollen  euer  w(eisheit)  gannz  freunt- 
licher  guter  maynung  nit  verhallten,  das  unns  neulicher  tag  mit  ainem  glauben  an- 
gelanngt,  das  ainer  unnser  bürger,  Hanns  Guldenmundt,  briefmaler,  ain  gannz 
schenndtlich  und  lesterlich  püechlein,  darynnen  vyl  unzüchtiger  gemeel  von  un- 
ordentlicher lieb,  bey  sich  gehabt  haben  soll;  darauff  wir  auch  denselben  Gulden- 
mundt für  unns  haben  ervordern  lassen,  derhalben  aines  grundts  zu  erfaren.  Der 
hat  unns  aber  angezeigt,  das  er  sollich  püechlein  nit  mer  beyhenndig  und  unns  daneben 
disen  bericht  gethan,  wie  im  ainer  e(uerer)  w(eisheit)  bürger  Hanns  Schwarzenperger, 
formschneyder,  hievor  neune  derselben  püechlein  zugeschickt  und  an  ine  begert  hab, 
die  mit  ime  geen  Franckfurt  zu  füern  und  zu  verkauften.  Und  wiewol  gedachter 
unnser  bürger  dieselben  neun  püechlein  mit  ime  gein  Frannckf urt  gef üert,  hab  er  doch 


57)  Das  betr.  Folioblatt  befindet  sich  in  einem  Bande  der  Augsburger  Stadtbibliothek, 
dessen  wesentlichster  Inhalt  der  Vegetius  von  1534  und  der  Cicero  von  1535,  beide  aus  Heinrich 
Steyners  Offizin,  bilden.  Der  Spruch  ist  überschrieben:  „Ain  gut  vnnd  vast  nutzliches  Regiment 
wie  man  sich,  in  der  Pestilentz,  halten  soll".  Er  beginnt:  „Uli  menschen  wern  des  Prechens 
frey"  und  schließt:  „Die  ich  yetzmal  nit  nennen  wil.  15  Laus  Deo:  36  Hörburger".  Die  vier 
aneinandergesetzten  Arabeskenleisten  fassen  das  Gedicht  links  und  unten  ein. 


VON  THEODOR  HAMPE.  85 


der  daselbst  iiit,  sonnder  allererst  hernach  zu  Leybtzig  verkaufft,  des  wir  aber  unnsers 
bürgers  halben  nit  unzeitlich  ain  mißfallen  empfanngen,  haben  demnach  [Blatt  190  b] 
auff  gnugsam  und  weyttere  erfarung  gegen  ime  gepürlich  straff  angestellt.  Und 
wiewol  wir  euer  w.  mit  disem  geringen  hanndel  nit  gern  lesstigen,  so  achten  wir  doch 
darfür,  dieweyl  aus  sollichen  unzüchtigen  gemelldten  allain  grosse  ergernus  ervolgt 
unnd  der  jugenndt  zu  sündtlichen  lästern  ain  anraytzung  geben  mag,  e.  w.  sollen 
unns  diß  unnser  ansuchen  nit  verweysen,  auch  zu  abstellung  der  iren  halben  onzwey- 
fennlich  auch  genaigt  sein.  Und  wie  wir  von  bemellten  unnserm  bürger  in  unndter- 
richt  fynnden,  so  soll  bemellts  euer  w.  bürgers,  des  formschneyders,  schwager,  freund 
oder  vettern  ainer  daselbst  die  form  darzu  haben.  Und  ist  hierauff  an  euer  w.  unnser 
gannz  freuntlich  bitt,  die  wollen  durch  fugkliche  mittel,  dardurch  euer  w.  zu  ainem 
grundt  zu  komen  getrauen,  in  sollichem  ir  erkundigung  thun,  und  so  sich  erfynnden 
sollte,  das  diß  püechlein  in  irer  stat  gedruckt  werde,  in  demselben  gepürlich  unnd 
nottürfftig  einsehens  haben;  unnd  konnten  unns  e.  w.  derselben  ains  zuschicken, 
nit  darumb,  das  wir  dess  zu  sehen  begirig,  dieweyl  wir  doch  des  innhallts  gnugsam 
bericht,  sonnder  unnsers  bürgers  halben,  der  hierynn  mit  verkauffung  desselben 
wider  unnsern  bevelch  unnd  Ordnung  gehanndelt,  und  damit  wir  seinthalben  zu  ainer 
dester  statlichern  straff  kumen,  des  möchten  wir  auch  leiden  und  wollten  alßdann 
dasselb  gewißlich  wider  abthun.  Darynnen  wollen  sich  euer  w.  unbeschwert  er- 
zaigen;  das  seyen  wir  urpüttig,  in  gleichem  unnd  mererm  in  aller  freuntschafft  umb 
e.  w.  zu  verdienen.    Datum  freytags  18  Juny  1535." 

[Kreisarchiv  Nürnberg,  Briefbuch  CXXII  (27.  Januar  bis  7.  Juli  1535)  Bl.  190a.] 
II.    Supplikation  der  Margaretha  Österreicher  an   den 
Augsburger  Rat: 

„Fürsichtig  ersam  unnd  weys  herren,  die  bürgermaister  unnd  ain  erber  rathe, 
gepietend  unnd  günstig  herren.  Nachdem  ich  als  ainfaltige  arme  frau  auß  Unverstand 
mein  behausung  Hanns  Schwartzenburger,  formschneider,  verschiner  zeyt  verlihen  hab, 
alleweyl  ich  die  selbs  nit  thun  besitzen  oder  verkauff,  soll  er  sein  bestand  ^^)  haben,  unnd 
wiewol  ich  bißher  seins  inhabens  gut  gegründt  Ursachen  gehept  het,  ine  auß  dem  meinem 
zu  vertreyben,  noch  dannacht  hab  ich  mit  ime  geduldt  tragen  on  angesehen  seiner 
unpillichen  handlung,  so  er  mit  bösen  schelt  und  trauworten  gegen  mir,  meinthalben 
unverdient,  furgenomen,  auch  seins  gefallens  und  on  mein  verwilligung  pauen  thut, 
des  mir  armen  trauen  lenger  zu  gedulden  nit  gemaint  sein  will,  deshalben  ich  ime 
solichen  bestand  zu  rechter  weyl  und  zeyt  nach  diser  stat  Augspurg  recht  und  ge- 
prauch  abgesagt,  auch  mein  zins  mit  recht  erst  von  im  bringen  muessen.  Nun  kann 
er  sich  nichtz  änderst  behelffen,  alleweyl  ich  von  euch  meinen  herren  den  bürger- 
maistern  nit  ain  scheinpoten  bring,  das  ich  mein  behausung  selbs  besitzen  bedarff, 
so  sey  er  nit  schuldig  außzuziehen.  Günstigen  lieben  herren,  es  ist  nit  an,  das  ain  erber 
rat  verschiner  zeyt  umb  mein  wol  verdiente  handlung  mir  die  stat  versagt,  dieweyl 
ich  aber  yetzt  willens  und  furnemens  bin,  in  ansehung  das  ich  auch  ains  guten  alters, 
auch  swach  und  kranck  bin,  mein  behausung  selbs  zu  besitzen,  so  ist  (Bl.  1  b)  dem- 
nach mein  gantz  hochfleyssig  diemutigs  durch  Got  unnd  des  Jüngsten  Gerichts  willen 
biten  und  anrueffen,  dieselb  wollen  mit  gedachtem  meinem  hauswirt  ernstlich  ver- 


58)  Vgl.  Fischer,  Schwäbisches  Wörterbuch  I,  930  f.  unter  Nr.  2. 


86  D.  AUGSB.   FORMSCHN.  HANS  SCHWARZENBERGER  U.  S.  MODELE.  A.  D.  J.  1534  U.  153S. 

fuegen  und  durch  ain  scheinpoten  verschaffen,  damit  er  mein  hauß,  wie  ich  ime 
abgesagt  hab,  räumen  und  außziehen,  auch  mich  seiner  bösen  wort  schmach  und 
nachred  vertragen  thue,  mit  dem  allerdiemutigisten  erpieten,  mich  hinfüro  mein 
E.  W.  gpoten  und  verpoten  undertanigcHch  zu  halten,  wie  ainer  armen  trauen  eern- 
halben  wol  ansteen,  daran  ain  ersamer  rat  und  manigchch  kain  mißfallen  sunder 
ain  wolgefallen  haben  soll,  das  umb  ein  F.  E.  W.  als  mein  gepietend  unnd  günstig 
herren  mit  meinem  armen  gepet  gegen  Got  dem  Almechtigen  mit  täglicher  furpitung 
zu  verdienen,  will  ich  allezeyt  geflissen  sein,  bit  günstiger  willfariger  antwurt. 

E.  w.  Wl  diemuetigisten  arme 
mitburgerin 

Margreta  Österreicherin." 
[Stadtarchiv  Augsburg,  Akten:   „Formstecher   etc."]. 

III.  Der  Rat  der  Stadt  Augsburg  schreibt  an  Kurfürst 
Joachim    II.    von    Brandenburg: 

„Herrn  Joachim  marggraven 
zu  Brandenburg,  churfursten. 

Gnedigster  herre,  eur  churf.  g.  genedig  schreiben  unnd  begern  unnsern  bürger 
Schlenckerfuß  unnd  dann  ainen,  Hanns  Schwarz  genannt,  belangend,  haben  wir  inn 
underthenikait  empfangen  und  vernumen,  unnd  ist  gleichwohl  ernannter  Schlencker- 
fuß zu  des  botten  ankunfft  nit  hie  gewesen,  darumb  wir  gedachten  holten  von 
jüngsten  verschynen  montag  an  bis  uff  heut  dato  alhie  uffgehalten  unnd  des 
Schlenckerfus  widerkunfft  erwarten  haben  lassen.  Unnd  damit  »eur  churf.  gn.  begern 
durch  uns  undtertheniglich  gewillfart  wird,  haben  wir  den  Schlenckerfuß  vermögt 
unnd  ime  auch  dieser  zeit  erlaubnus  geben,  sich  zu  eur  churf.  gn.  zu  verfuegen  unnd 
seins  Verstands  prauchen  ze  lassen,  wie  er  uns  dann  zugesagt,  sich  ungeferlich  in  4 
tagen  den  nechsten  noch  zu  erheben  unnd  seinen  weg  an  eur  churf.  g.  hof  zu  nemen. 

Des  anndern  halb,  den  eur  churf.  g.  Hans  Schwarzen  nent,  haben  wir  erkun- 
digung  gehabt  und  können  von  keinen  Hans  Schwarzen,  den  dise  sach  berüren  mocht, 
erfarung  bekommen.  Aber  ainer,  der  Hans  Schwartzeberger,  formschneider,  so  sein 
wesen  vor  der  zeit  hie  gehapt  und  mit  formschneiden  und  cronicen  umbgangen,  soll 
vor  zwaien  jaren  mit  seinem  haußhalten  von  hinnen  gein  Regensburg  verrückht  und 
daselbs  noch  haußheblich  sein;  darumb  wir  eur  churf.  gn.  hierin  nichts  ußrichten 
mögen.  Das  wir  eur  churf.  gn.,  deren  wir  underthenige  angeneme  und  willige  dinst 
allzeit  zu  erzeigen  begeren,  zu  antwort  nit  verhalden  wollen.    Dat.  XVII.  Junij  1540". 

[Augsburger^^  Stadtarchiv,   Akten:   ,, Formstecher  etc."]. 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1Q09. 


Taf   XV  A. 


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Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  Qciman    Nationalnuiseuni      1Q09.  Taf.  XV  B. 


No.  3 


No.  4 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseuni.     1Q09. 


Taf.  XVI  A. 


No.  5 


No.  6 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilun2:en  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1Q<)0. 


Taf.  XVI  B- 


Aas  Hans  ScinmicDbervers  IL  Modelbach- (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  Gernian.  Naoonalmuseum.     190Q. 


Tal-  X\1IA. 


No.  9 


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No.  10 


Aus  Hans  Schwarzen ber^ers  II.  .Hoddbadi  (15S4>. 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman,  Nationalmuseum.     190Q. 


Taf.  XVII  B. 


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No.  11 


No.  12 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1909.  Taf.  XVIIIA. 


No.  13 


No.  14 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbucli  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1Q09.  Taf.  XVIIIB. 


No.  15 


No.  16 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationalmuseuni      1909. 


Taf.  XIX  A. 


No.  17 


No.  18 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     IQOQ. 


Taf.  XIX  B. 


No.  19 


No.  20 

Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilunoen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     190Q.  Taf.  XX  A. 


No.  21 


No.  22 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     190Q. 


Taf.  XX  B. 


No.  23 


No.  24 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationalmuseum.     1909. 

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Taf.  XXI  A. 


No.  25 


No.  26 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbucli  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1Q09.  Taf.  XXI B. 

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No.  28 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  II.  Modelbucli  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationaimuseum.     190Q.  Taf.  XXII  A. 


No.  29 


No.  30 


Aus  Hans  Schwarzenliergers  II.  Modelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1009.  Taf.  XXII  B. 

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Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbucli  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1Q09.  Taf.  XXIIJA. 


No.  33 


No.  34 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1Q09.  Taf.  XXIII  B. 


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No.  36 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1909.  Taf.  XXIV A. 


No.  37 


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No.  38 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1Q09.  Taf.  XXIV  B. 


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No.  40 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  111.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  Qerman.  Nationalmuseum.     1909.  Taf.  XXV  A. 


No.  41 


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No.  42 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  ill.  A\odelbuch  (1534). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     IQOQ.  Taf.  XXVB. 


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No    44 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationalmuseum.     1909.  Taf.  XXVI A. 


No.  45 


No.  46 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  HI.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     190Q.  -  Tai  XXVI  B. 


No.  47 


No.  48 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     IQOQ.  Taf.  XXVII A. 

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No.  49 


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No,  50 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modeibuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1909.  Taf.  XXVIIB. 


No.  51 


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Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     IQOQ.  Taf.  XXVIIIA. 


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No.  54 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  ill.  Modelbuch  (1535). 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationalmuseum.     1000.  Taf.  XXVIII B. 


No.  55 


No.  56 


Aus  Hans  Schwarzenbergers  III.  Modelbuch  (1535). 


HANS  WERNER, 

ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Plastik  der  deutschen  Spätrenaissance. 

Von  Dr.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ, 

(Mit  4  Tafeln  und  13  Abbildungen.) 


I.  Einleitung. 

Vergleicht  man  die  Werke  der  Plastik  der  deutschen  Spätrenaissance  mit  denen 
anderer  Länder,  wie  namentlich  Italiens  und  der  Niederlande,  so  muß  es  auf- 
fallen, daß  sie  in  der  größeren  Mehrzahl  einen  beträchtlichen  Mangel  an  Sinn  für 
künstlerische  Monumentalität  erkennen  lassen.  Allerdings  lagen  die  Verhältnisse  in 
Deutschland  auch  anders  als  wie  z.  B.  in  Italien,  wo  es  an  verständnisvollen  Förderern 
der  Kunst  nicht  fehlte,  wo  gerade  dieser  Sinn  in  besonders  nachhaltiger  Art  entwickelt 
war.  Die  deutsche  Bildnerei  dieser  Epoche  trägt  einen  stark  dekorativen  Charakter^). 
Architektur  und  Ornament  sind  die  Dominanten.  Adel  der  Empfindung  und  wirk- 
lich tiefe  Beseelung  finden  sich  selten.  Nicht  fehlt  es  an  Prachtstücken  in  Konstruk- 
tion, Dekoration  und  geistreichen  Motiven.  Aber  mit  Reichtum  ist  bei  weitem  nicht 
immer  auch  Reinheit  in  Form  und  Ausdruck  gepaart.  Ein  starker  Zug  ins  Realistische 
ist  nicht  zu  verkennen.  Doch  wird  er  vielfach  durch  leere  Nüchternheit  beeinträch- 
tigt. Werke  ersten  Ranges  sind  nicht  allzu  häufig.  Sehr  viele  erheben  sich  nicht 
über  den  Charakter  mäßiger  Werkstattarbeiten.  Das  dekorative  Element  drängt 
sich  oft  so  vor,  daß  man  nicht  weiß,  ob  wir  die  betreffenden  Werke  der  hohen  Kunst 
oder  dem  Kunsthandwerk  zuweisen  sollen.  Kein  Wunder,  wenn  diese  künstlerische 
Armut  Veranlassung  wurde,  daß  man  für  größere  Arbeiten  vielfach  Künstler  aus 
dem  Ausland  heranzog!  Und  doch  ist  die  Zahl  der  plastischen  Werke,  namentlich 
der  Grabdenkmäler,  die  in  jener  Zeit  von  deutschen  Künstlern  geschaffen  wurden, 
eine  ungemein  große,  größer  jedenfalls  als  wie  in  Italien  und  in  den  Niederlanden. 
Die  Einzelforschung  hat  noch  wenig  getan,  um  sie  zu  sichten,  wiewohl  auch  hier 
lohnende  Ausbeute  zu  erhoffen  ist;  denn  auch  unter  den  deutschen  Meistern  gibt 
es  manchen,  der  nicht  im  Stil  seiner  Zeit  verflacht  ist,  der  sich  ein  erfreuliches  Maß 
origineller  Eigentümlichkeit  bewahrt  hat,  der  über  gedanklichen  Reichtum,  tech- 
nische Tüchtigkeit,  Leichtigkeit,  Virtuosität  und  schaffensfrohe  Fruchtbarkeit  ver- 
fügt. Ein  solcher  ist  Hans  Werner,  der  sich  als  eine  markige  Persönlichkeit  aus 
seiner  Zeit  heraushebt,  der  eine  große  Frische  der  Erfindung  besitzt  und  manches 
schätzbare  Werk  geschaffen.  War  er  auch  nicht  der  ersten  einer,  so  ist  er  in  seiner 
Art  und  Kunst  doch  außerordentlich  bezeichnend  für  die  Epoche,  in  der  er  lebte. 


1)  Vgl.  P.  Albert  Kuhn,  Allgemeine  Kunstgeschichte,  II.  Halbband,  S.  614  ff. 


88  HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Hans  Werner  ist  der  deutschen  Kunstgeschichte  so  gut  wie  unbekannt. 
Über  kurze  Erwähnungen  seines  Namens  und  seiner  Werke  ist  man  bislang  selten 
hinausgekommen.  Nur  dem  Grabmonument  des  Wilhelm  von  Streitberg  und  seiner 
Gemahlin  Anna  in  der  Kirche  zu  Ahorn  bei  Coburg  ist  unter  Beigabe  zweier  Abbil- 
dungen eine  eingehende  fachmännische  Beschreibung  (aber  nicht  Würdigung)  zuteil 
geworden  2).  Der  erste,  der  dem  Künstler  nähere  Aufmerksamkeit  schenkte,  dürfte 
der  verdienstvolle  Bamberger  Lokalhistoriker  Joachim  Heinrich  Jäck  gewesen  sein, 
der  im  zweiten,  182$  erschienenen  Teil  seiner  in  Verbindung  mit  Joseph  Heller  und 
Martin  v.  Reider  herausgegebenen  Arbeit  „Leben  und  Werke  der  Künstler  Bam- 
bergs", S.  120,  folgende  ihm  von  Reider  zur  Verfügung  gestellte  Notiz  bringt:  „Werner, 
Hans,  Bildhauer  zu  Bamberg  1580(?),  verfertigte  1.  das  Grabmal  der  Familie  von 
Mengersdorf  zu  Gößweinstein  außen  an  der  Rückseite  der  Wallfahrtskirche  —  bei 
10  Schuh  hoch  und  breit  mit  Figuren  in  Lebensgröße,  2.  in  der  Pfarrkirche  zu  Forch- 
heim das  Denkmal  für  den  Amtmann  Groß".  Die  Liste  dieser  Werke  vermehrte  zwei 
Jahre  später  Heller  um  zwei  weitere  Nummern,  nämlich  um  das  Grabmal  des  Bischofs 
Ernst  von  Mengersdorf  in  Bamberg,  das  damals  noch  im  Dom  stand,  dann  das  Grab- 
mal im  Kirchengarten  zu  Mühlhausen  ^).  Auffällig  ist,  daß  Nagler  in  seinem  Künstler- 
Lexikon  Hans  Werner  nicht  erwähnt,  während  er  seiner  in  den  Monogrammisten 
(Bd.  HI,  Nr.  1703)  gedenkt.  Als  neue  Arbeit  bringt  er  das  Denkmal  des  Christoph 
Truchseß  von  Pommersfelden  und  seiner  vier  Fiauen  in  der  protestantischen  Kirche 
in  Pommersfelden  hinzu.  Nicht  uninteressant  ist  es,  daß  Sighart  i.  J.  1864  in  seiner 
Abhandlung  über  die  Geschichts-  und  Kunstdenkmale  Ober-  und  Mittelfrankens 
(Bavaria  HI,  L  Abt.,  S.  170)  auf  unseren  Künstler  mit  Nachdruck  aufmerksam  macht. 
In  dem  Abschnitt  über  die  Werke  der  Renaissance  und  des  Rokoko  sagt  er  nämlich: 
„Als  Hauptbildhauer  wirkten  in  der  Epoche  Hans  Werner,  Hans  von  Wemding  und 
zuletzt  Bonaventura  Mutschelle".  Dann  hören  wir  längere  Zeit  nichts  von  Hans 
Werner.  Neuerdings  wurde  die  Aufmerksamkeit  auf  ihn  gelenkt  durch  eine  „P.  W.  =  ? 
ein  oberfränkischer  Bildhauer  des  16.  Jahrhunderts"  überschriebene  Umfrage  der 
Leitung  des  Vereins  Heimat  (C.  Frank- Kauf beuren)  im  6.  Band  der  Deutschen  Gaue 
(1904  auf  1905),  S.  68.  Sie  verfolgte  den  Zweck,  den  Verfertiger  des  im  19-  Jahr- 
hundert zerstörten  Prachtdenkmals  des  Christoph  Neustetter,  genannt  Stürmer, 
und  seiner  Frau  Margaretha,  einer  geborenen  von  Giech  von  Ließberg,  in  der  Johannes- 
Pfarrkirche  in  Kronach  festzustellen.  An  diesem  war  nach  der  Stöhr'schen  Chronik 
von  Kronach  die  Inschrift  „15  P  W  72"  angebracht.  Es  wurde  der  Vermutung  Raum 
gegeben,  daß  vielleicht  P  statt  H  verlesen  worden  sei,  und  damit  an  unseren  Künstler 
gedacht.  Auch  Hans  Wemding,  der  die  Grabmäler  der  Bamberger  Bischöfe  Veit  II. 
(t  1577)  und  Johann  Georg  I.  (t  1580)  fertigte,  wurde  als  in  Betracht  kommend  ge- 
nannt. Die  Umfrage  hatte  eine  kleine  Zusammenstellung  von  Werken  des  Hans 
Werner  im  7-  Bande  (1906)  der  gleichen  Zeitschrift  S.  14—1 5  zur  Folge.  Neue  Resultate 
förderte  sie  nicht  zu  Tage.  Erwähnt  wurden  unter  anderem  auch  die  8  kleinen  Mar- 
morreliefs am  Taufstein  in  Bayreuth,  auf  die  bereits  Friedrich  H.  Hof  mann  in  seinen 
Arbeiten  über  die  Stadtkirche  in  Bayreuth  (1901  u.  1902)  hingewiesen  hatte.    Da 


2)  Bau-  und  Kunstdenkmäler  Thüringens,  Heft   XXXII,  S.  389—392. 

3)  Heller,  Beschreibung  der  bischöflichen  Grabdenkmäler  in  der  Domkirche  zu  Bam- 
berg, Nürnberg  1827,  S.  58—59. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  8Q 


Hans  Werner  erst  um  das  Jahr  1588  mit  größeren  Arbeiten  hervortritt  und  diese 
deuthch  die  Schwächen  eines  Künstlers  zur  Schau  tragen,  der  sich  zum  ersten  Mal 
vor  umfangreichere  Aufgaben  gestellt  sieht,  so  kann  er  zu  dem  Neustetter'schen 
Prachtdenkmal,  das  laut  Inschrift  i.  J.  1572  entstand,  nicht  in  Beziehung  gesetzt 
werden.  Nach  einer  uns  schriftlich  geäußerten  Vermutung  des  Herrn  Postsekretärs 
G.  Hummel  in  Kronach,  der  sich  viel  mit  dem  Neustetter'schen  Grabmal  be- 
schäftigt hat  und  uns  auch  sein  photographisches  Aufnahmematerial  in  dankens- 
werter Weise  zur  Verfügung  stellte,  ist  es  übrigens  nicht  ausgeschlossen,  daß  Stöhr 
die  Buchstaben  P.W.  in  irriger  Weise  aus  dem  Monogramm  ©  herausgelesen  hat, 
das  an  dem  Grabmal  des  i.  J.  1588  verschiedenen  Philipp  von  Egloffstein  in  der 
St.  Martinskirche  in  Forchheim  vorkommt  und  meines  Wissens  auch  an  einem 
Grabmal  in  der  Kirche  zu  Pommersfelden  begegnet.  Hinzu  kommt,  daß  die  Gattin 
des  Philipp  von  Egloffstein  eine  Schwester  des  Christoph  Neustetter  war  und  in 
der  Darstellung  große  Ähnlichkeit  gezeigt  haben  soll  mit  der  Frau  ihres  Bruders 
an  dessen  Grabdenkmal.  Auch  sonst  sind  Verwandtschaften  zwischen  den  beiden 
Grabdenkmalen  vorhanden.  Alles  das  spricht  jedenfalls  auch  dafür,  daß  das  Neu- 
stetter'sche  Monument  zeitlich  vor  Hans  Werner  liegt.  Mittlerweile  war  i.  J.  1905 
der  1.  Band  des  Handbuches  der  deutschen  Kunstdenkmäler  von  Georg  Dehio 
erschienen,  in  dem  auf  unseren  Künstler  und  die  von  ihm  namentlich  in  Ober- 
franken erhaltenen  Werke  schon  mehr  Rücksicht  genommen  war.  Was  ich  weiter- 
hin in  Mittelfranken  gefunden  hatte,  fügte  ich  meinen  Notizen  bei,  die  ich  Herrn 
Professor  Dehio  i.  J.  1908  für  den  dritten  Band  des  gleichen  Werkes  zur  Verfügung 
stellte.  Das  leider  im  19-  Jahrhundert  zerstörte  Grabdenkmal  des  Schenken  Johann 
Limpurg-Schmidelfeld  und  seiner  Gemahlin  Eleonore,  das  vormals  in  der  Schloß- 
kirche in  Schmidelfeld  b.  Sulzbach  stand,  hat  zuerst  Eugen  Gradmann  (1897),  fußend 
auf  Prescher  (1790),  in  die  kunstgeschichtliche  Literatur  eingeführt. 


II.  Leben  und  Kunst  Hans  Werners. 

Über  das  Leben  Hans  Werners  habe  ich  nicht  allzu  viel  in  Erfahrung  gebracht. 
Ich  will  aber  auch  offen  gestehen,  daß  ich  dem  nicht  mit  Fleiß  nachgegangen  bin, 
sollte  doch  der  Zweck  dieser  Abhandlung  in  erster  Linie  darin  bestehen,  Hans  Werner 
in  seinen  Werken  zu  schildern,  ihn  als  Künstler  in  die  Kunstgeschichte  einzuführen*). 
So  steht  das  Jahr  seiner  Geburt  einstweilen  noch  nicht  fest.  Nagler  (Monogrammisten 
III,  Nr.  1703)  verlegt  seine  Tätigkeit  in  die  Zeit  um  1585—1612.  Die  ersten  Werke, 
die  mir  bekannt  geworden  sind,  tragen  die  Jahrzahl  1588,  nämlich  das  Grabdenk- 
mal des  Hanns  Ludwig  von  Schaumberg  in  der  Kirche  zu  Unterleiterbach  in  Ober- 
frarken  und  das  Monument  der  Familie  von  Mengersdorf  am  Chor  der  Klosterkirche 
zu  Gößweinstein  ebendort.  Wie  wir  später  sehen  werden,  haften  diesen  beiden  Grab- 
denkmälern Mängel    an ,   die   es   wahrscheinlich   machen,   daß   sich    der    Künstler 


4)  Gleichwohl  wurde  nicht  versäumt,  in  den  verschiedenen  Familienarchiven  Recherchen 
nach  etwa  über  die  Grabdenkmäler  vorhandenen  Korrespondenzen  zu  veranlassen.  Doch 
blieben  diese  mit  einer  Ausnahme  ohne  Erfolg. 


90  HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

bei  ihnen  zu  frühest  vor  größere  Arbeiten  gestellt  sah.  Unter  diesen  Umständen 
dürfen  wir  für  ihn  ein  Alter  von  ungefähr  25  Jahren  annehmen,  so  daß  etwa  das  Jahr 
1560  als  das  seiner  Geburt  in  Betracht  käme.  Gestorben  ist  er  am  13.  September 
1623.  Nach  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  Direktors  Dr.  Th.  Hampe  findet  sich 
in  dem  im  Kreisarchiv  Nürnberg  aufbewahiten  Totenbuch  für  die  Jahre  1623/25  auf 
Bl.  79  folgender  Eintrag:  „Der  ersam  und  kunstreich  Hanns  Werner,  bildhauer  in 
der  Graßergaßen  t  13-  Sept.  I623.  Hat  nur  Anna  Maria,  Veit  Dümpels,  bildhauers, 
ehewirtin,  ihr  einige  tochter,  zur  erbin  hinterlassen".  Seine  Gattin  war  ihm  sechs 
Jahre  zuvor  im  Tode  vor  auf  gegangen.  „Frau  Margaretha,  des  ersamen  und  kunst- 
reichen Hannsen  Werners,  bildhauers,  ehewirtin,  in  der  Grasergassen  (Lor.)  f  27.  Febr. 
1617.  Anna  Maria  Wernerin  als  die  tochter  hat  ihren  vatter  der  Inventur  gutwillig 
erlassen"^).  Es  scheint,  als  sei  diese  ihr  einziges  Kind  gewesen.  Sie  war  mit  Veit 
Dümpel  verheiratet,  den  sie  wohl  als  Gesellen  und  später  mittätigen  Gehilfen  ihres 
Vaters  kennen  gelernt  hatte.  Er  arbeitete  mit  ihm  gemeinschaftlich  an  dem  großen 
Grabmal  des  Wilhelm  von  Streitberg  und  seiner  Gemahlin  Anna  in  der  Pfarrkirche 
zu  Ahorn  bei  Coburg.  Damals,  d.  h.  i.  J.  1616,  hatte  er  seinen  Wohnsitz  in  Alten- 
stein bei  Seßlach  in  Unterfranken,  in  der  Nähe  von  Coburg,  Es  ist  aber  nicht  ausge- 
schlossen, daß  er  auch  dorther  stammte.  Die  Bezeichnung  „Vitus  Dvmpel  Altenst:" 
läßt  beide  Deutungen  zu.  Später  wohnte  er  in  der  Grasergasse  zu  Nürnberg,  wo- 
selbst er  verschiedene  Arbeiten  am  Rathausneubau  ausführte.  Es  geht  dies  aus 
folgender  Aufzeichnung  in  dem  erwähnten  Totenbuch  (1623/25  Bl.  203)  hervor: 
„Frau  Anna  Maria,  des  ersamen  Veit  Dümpels,  bildhauers  in  der  Graßergaßen,  ehe- 
wirtin, auswendig  verschieden  29.  Okt.  I624.  Ist  ein  testament  verleßen,  darf  nicht 
inventirt  werden,  als  im  Manual  C.  C.  Act.  77^'''^).  Es  darf  also  mit  der  Möglichkeit 
gerechnet  werden,  daß  Veit  Dümpel  nach  dem  Tode  Hans  Werners  dessen  Werk- 
statt übernahm.  Im  Jahre  I628  finden  wir  ihn  in  Coburg  tätig,  wo  er  die  Figur  des 
Herzogs  Johann  Kasimir  an  der  Ecke  des  Gymnasiums  fertigstellte. 

Wenn  Hans  Werner  seine  ersten  Arbeiten  mit  vollem  Namen  bezeichnete, 
aber  an  den  späteren  meist  nur  ein  Monogramm  oder  die  Anfangsbuchstaben  seines 
Namens  anbrachte,  so  beabsichtigte  er  damit  wohl  die  Aufmerksamkeit  weiterer 
Kreise  auf  sich  zu  lenken,  im  heutigen  Sinn  gesprochen,  er  wollte  damit  für  sich 
Reklame  machen.  Als  er  bekannter  geworden,  bedurfte  er  dessen  nicht  mehr.  So 
brachte  er  i.  J.  1588  an  dem  Grabmal  der  Familie  von  Mengersdorf  in  Gößweinstein 
folgende  Bezeichnung  an:  „Hans  Werner  Bildhaver  zv  Bambergk". 
An  dem  Grabdenkmal  des  Stadtschultheißen  Georg  Groß,  genannt  Pfersfelder,  in 
der  Martinskirche  zu  Forchheim  hat  er  sich  selbst  als  kleines  Figürchen  bei  der  Arbeit 
dargestellt.  Darüber  aber  lesen  wir  „Hanns  Werner  Bildthaver  zv 
Bamberg.  1590".  Er  hatte  also  anfänglich  seinen  Wohnsitz  in  Bamberg,  wo- 
raus sich  seine  lebhaften  Beziehungen  zu  den  alteingesessenen  oberfränkischen  Adels- 
geschlechtern ganz  natürlich  erklären.  In  der  fürstbischöflich  Bamberg'schen  Hof- 
kammerzahlamtsrechnung  de  1595/96  wird  er  an  der  Stelle,  die  von  dem  Epitaph 
des  Bischofs  Ernst  von  Mengersdorf  handelt,  ebenfalls  als  in  Bamberg  ansäßig  be- 

5)  Totenbuch  im  Kreisarchiv  Nürnberg  1616/I8,  Bl.  57- 

6)  Die  Kenntnis  dieses  wie  des  vorigen  Eintrags  verdanlce  ich   Herrn  Direktor    Dr.  Th. 
Hampe,  der  mir  beide  bereitwilligst  zur  Verfügung  stellte. 


VON   DR.    FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  91 

zeichnet  („Hannszen  Werrner  bildthauern  alhie").  Und  weiter 
lesen  wir  in  der  Rechnung  de  1596/97:  „XII II  gülden  Hanßen  Wehrner 
bildthauern  alhie,  nemblichen  10  fl.  von  f(ürstlich  G(naden)  vnd  stiffts 
Wappen,  so  in  neuen  paw  des  Neunkirchner  Hoffs  zu  Nürmberg  versezt  worden,  in 
stein  zu  hauen  vnd  4  fl.  von  den  possen  vnter  weylandt  bischoue  Veiten  epitaphio 
zuuerendern,  besag  zetteis  von  meister  Aßmußen  vnterschrieben  zahlt  den  4.  Oktbr. 
1596".')  In  der  gleichen  Rechnung  de  1603/04  aber  ist  er  als  Bildhauer  in  Nürnberg 
aufgeführt.  Es  heißt  dort:  „Fürstl.  Gnaden  vnd  Stiffts  wappen  in  stein  zu  hauen 
XVIII  gülden  1  tt  XII  ^  berechent  factor  in  seiner  den  30  Aprilis  anno  1604  ge- 
schlossenen halbjehrigen  rechnung,  so  er  für  das,  durch  Hannsen  Wehrner 
bildhawer  in  Nürmberg  gefertigte  vnd  alhero  vberschickte  wappen,  welches 
4V2  schuch  hoch  vnd  4  breit,  nemblichen  7  fl.  für  den  darzu  gebrauchten  stein,  dann 
ermeltem  bildhaur  daruon  zu  machen  10\'2  fl-  vnd  dem  schreiner  für  ein  kästen, 
darin  es  alhero  geführt  10  pazen  zalt,  das  fuhrlon  gestehet  hieher,  wie  negstobgemelt 
3  fl."^).  Hinzu  kommt  weiter,  daß  er  sich  selbst  an  dem  1616  gesetzten  Grabmonu- 
ment des  Wilhelm  von  Streitberg  und  seiner  Gemahlin  Anna  in  der  Pfarrkirche  zu 
Ahorn  bei  Coburg  „Johannes  Werner  N  0  r  i  c  u  s"  nennt,  und  daß  er  auch 
in  Nürnberg  gestorben  ist. 

Man  könnte  angesichts  der  Verschiedenheit  dieser  Angaben  leicht  auf  den 
Gedanken  kommen,  daß  es  zwei  Künstler  dieses  Namens  gegeben  habe,  und  das  um 
so  mehr,  als  die  frühen  Arbeiten  einen  wesentlich  anderen  Charakter  tragen  als  die 
späteren.  Doch  das  ist  nicht  der  Fall.  Hans  Werner  hatte  vielmehr  zuerst  seinen 
Wohnsitz  in  Bamberg.  Aber  er  war  Protestant,  und  das  sollte  ihm  zu  den  Zeiten 
der  Gegenreformation,  die  unter  Neithard  von  Thüngen  im  Bistum  Bamberg  mit 
Energie  durchgeführt  wurde,  verhängnisvoll  werden.  Seine  Beziehungen  zum  Bischof 
aber,  der  Umstand,  daß  er  das  Grabdenkmal  des  Bischofs  Ernst  von  Mengersdorf 
hatte  anfertigen  dürfen,  mögen  Veranlassung  gewesen  sein,  daß  er  trotz  seiner  Reli- 
gion noch  einige  Jahre  in  Bamberg  bleiben  durfte.  Schließlich  mußte  auch  er  die 
Stadt  verlassen,  in  der  er  eine  solch  reiche  künstlerische  Betätigung  gefunden.  So 
ist  es  erklärlich,  wenn  er  i.  J.  16OO  von  Nürnberg  aus  folgendes  an  Hans  Georg  von 
Giech  schreibt:  „dan  ich  habe  sonnsten  meine  wonungen  zu  Bamberg  gehabtt  vnnd 
bin  auch  wegen  des  göttlichen  wortts  müssen  weychen  von  den  meinen"  und  diesen 
Brief  unterzeichnet:  „Vnnd  bin  ich  zu  Nürnbergk  in  der  Kodtgassen^)  zu  erfragen 
Hanns  Werner  Biltthauer  ietzo  in  Nürnbergk".  Die  Übersiedelung  nach  Nürnberg 
brachte  ihm  jedoch  keinen  Schaden.  Die  Beziehungen  zu  den  oberfränkischen 
Adelsgeschlechtern  blieben  bestehen.  Das  Nürnberger  Patriziat  gab  ihm  neue  Be- 
schäftigung und  die  günstige  Lage,  sowie  der  alte  Ruhm  der  Stadt  ermöglichten  es 
ihm,  seine  Tätigkeit  weithin  auszudehnen. 

Eine  andere  Frage  ist  die,  ob  Bamberg  zugleich  auch  der  Geburtsort  Hans 
Werners  ist.    Ich  bin  auf  Grund  des  mir  zurzeit  vorliegenden  Materials  nicht  in  der 


7)  Mitteilung  des  kgl.   Kreisarchivs  Bamberg. 

8)  Desgleichen. 

9)  Die  Kothgasse  ging  nach  N  o  p  i  t  s  c  h  zwischen  der  Breiten  Gasse  und  der  am  Fisch- 
bach auf  das  Hefnersplätzlein  und  das  Färbersbrücklein  hinaus.  Hans  Werner  wohnte  also  zu- 
erst in  der  heutigen  Brunnengasse. 


92  HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK   D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Lage,  sie  mit  Bestimmtheit  zu  beantworten.  Vieles  spricht  ja  dafür.  Ebenso  gut 
aber  kann  Hans  Werner  auch  aus  der  Nähe  der  Stadt,  aus  Oberfranken  überhaupt 
stammen  und  erst  später  nach  Bamberg  gezogen  sein,  das  ihm  als  Hauptstadt  des 
Bistums  gerade  für  seine  Tätigkeit  auf  dem  Gebiet  der  Grabmalkunst  ganz  andere 
Aussichten  eröffnete.  Hier  saß  er  an  einem  Zentrum,  von  dem  aus  sich  mit  größerer 
Wahrscheinlichkeit  eine  gedeihliche  Wirksamkeit  entfalten  ließ.  Es  könnten  nämlich 
auch  Mechenried  im  Bezirksamt  Haßfurt  und  Wachenroth  im  Amtsgericht  Höch- 
stadt  a.  d.  Aisch  als  Geburtsort  des  Künstlers  in  Betracht  kommen,  wofern  die  An- 
gabe „Hans  Werner  von  Macheraet  aus  Nürnberg",  die  sich  in  der  handschriftlichen 
Pfarrchronik  zu  Ahorn  bei  Coburg  findet,  Anspruch  auf  Zuverlässigkeit  erheben 
darf.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  „Macheraet"  nur  nach  dem  Gehör  geschrieben 
ist.  Für  Mechenried  würde  die  Nähe  von  Altenstein  sprechen,  aus  welchem  Ort  ja 
sein  Schwiegersohn  Veit  Dümpel  stammte.  Wir  kommen  also  hier  vorderhand 
über  Hypothesen  nicht  hinaus. 

Wichtiger  ist  es  für  uns,  wie  uns  der  Künstler  in  seinen  Werken  entgegen- 
tritt. Ihn  in  seinen  Fähigkeiten  zu  überschätzen,  liegt  einer  objektiven  Betrachtung 
fern.  Wir  ziehen  in  gleicher  Weise  seine  guten  Seiten  wie  seine  Mängel  in  Rücksicht, 
wohl  wissend,  daß  auch  er  ein  Kind  seiner  Zeit  war,  daß  auch  er  ihre  Schwächen  ganz 
zu  überwinden  nicht  imstande  war.  Die  Zeit,  in  der  Hans  Werner  lebte,  kam 
seiner  Eigenart  nicht  unwesentlich  entgegen.  Wie  kaum  vorher  und  nachher  herrschten 
Wohlstand  und  Ansehen.  Künstlerischer  Aufwand  und  breite  Behaglichkeit  sind 
ihre  Signaturen^*').  Man  hatte  seine  Freude  an  Bildwerk,  allegorischen  Figuren, 
religiösen  Darstellungen,  Wappen  und  Devisen.  Sie  äußerte  sich  selbst  an  dem 
Gebrauchsgerät  des  einfachen  Bürgers,  ja  auch  des  Bauern.  Für  die  Grabdenk- 
mäler war  noch  die  Form  des  Votivbildes  maßgebend,  ein  Erbe  der  Gotik.  Manch- 
mal wird  der  Verstorbene  allein  dargestellt.  Häufiger  sind  Familienbilder,  die  dann 
ein  Wandaufbau  in  Form  eines  Altaraufsatzes  oder  einer  Triumphpforte  einfaßt. 
Beibehalten  ist  die  scharfe  Scheidung  in  männliche  und  weibliche  Familienmit- 
glieder, beiderseits  nach  der  Orgelpfeife  abgestuft,  jedes  Kind  ein  Abbild  des  Vaters 
oder  der  Mutter.  Besonderer  Wert  wird  jeweilig  auf  die  Ahnenprobe  gelegt.  Eine 
große  Rolle  spielen  Darstellungen  der  Auferstehung  und  Allegorien  christlicher 
Tugenden.  Weniger  häufig  ist  die  Form  der  figurenlosen  Tumba,  die  nur  durch 
besondere  Verhältnisse  bedingt  angewandt  erscheint. 

Als  Hans  Werner  um  das  Jahr  1588  eine  Tätigkeit  größeren  Umfangs  begann, 
als  er  sich  zum  ersten  Mal  vor  größere  Aufgaben  gestellt  sah,  strebte  er  wie  die  meisten 
Künstler  seiner  Epoche  in  erster  Linie  nach  einer  streng  architektonischen  Gliede- 
rung des  Aufbaues.  Aber  es  gelang  ihm  nicht  gleich,  zu  einer  vollen  harmonischen 
Abrundung  durchzudringen.  Die  Asymmetrie  der  figuralen  Innenfläche  an  den 
Grabdenkmälern  des  Hanns  Ludwig  von  Schaumberg  in  der  Kirche  zu  Unterleiter- 
bach (Oberfranken)  und  der  Familie  von  Mengersdorf  an  der  Klosterkirche  in  Göß- 
weinstein  lehrt,  daß  er  noch  stark  im  Banne  der  Anschauungen  seiner  Zeit  stand, 
daß  er  mit  sich  selbst  noch  im  Zwiespalt  war.    Im  Figürlichen  fehlt  die  rechte  In- 


10)  Vgl.  hierzu  und  dem  folgenden  E.  Gradmann,  Altfränkische  Kunst  in  Württem- 
bergisch Franken,  Festschrift  zum  50  jährigen  Jubiläum  des  histor.  Vereins  f.  Württ.   Franken, 

1897,  S.  115  ff- 


VON   DR.    FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


93 


dividualisierung  des  Gesichtsausdrucks.  Noch  konnte  er  sich  nicht  lossagen  von 
der  aus  der  Gotik  übernommenen  leblosen  Schematisierung.  Auch  die  Körper- 
haltung der  Figuren  läßt  noch  zu  wünschen  übrig.  In  kleineren  Szenen  aber  macht 
sich  ein  bewußtes  Streben  nach  Wahrheit  im  Ausdruck  geltend  und  dringt  ein  aus- 
geprägter Wirklichkeitssinn  durch,  so  z.  B.  in  der  Auferstehungsdarstellung  am 
Grabdenkmal  des  Hanns  Ludwig  von  Schaumberg  (1588).  Wie  erregt  nehmen 
hier  die  Wächter  an  dem  Vorgang  teil!  Und  doch  steht  er  auch  hier  dem  Figür- 
lichen noch  hilflos  gegenüber  (Abb.  2).  Er  vermag  noch  nicht  perspektivisch  richtig 
zu  empfinden.  Namentlich  zeigt  dies  die  Figur  des  einen  Wächters,  der  liegend 
gedacht  ist,  in  Wirklichkeit  aber  auf  dem  Kopf  steht.  Die  realistische  Seite  seiner 
Kunst  kommt  weiter  zum  Ausdruck  an  dem  Forchheimer  Grabmal.  Ich  denke 
hier  an  das  zu  Boden  geschmetterte  Gerippe  mit  geknicktem  Pfeil,  an  den  Teufel, 


Abb.  1.    Hans  Werner: 
Selbstbildnis  am  Grabdenkmal  in  Forchheim. 


der  die  Kette  umkrallt,  von  welcher  Christus  die  Eva  loszulösen  im  Begriff  steht. 
Sie  äußert  sich  weiter  in  seiner  Vorliebe,  sein  Selbstbildnis  mit  anzubringen,  wie 
ebenfalls  an  dem  Forchheimer  Grabdenkmal  (Abb.  1),  dann  an  dem  des  Bischofs 
Ernst  von  Mengersdorf  (1595/96),  und  später  an  dem  des  Schenken  Johann  Limpurg- 
Schmidelfeld  und  seiner  Gemahlin  Eleonore  vom  Jahre  1603.  Bei  all  den  erwähnten 
Schwächen  ist  es  um  so  erstaunlicher,  daß  er  sich  gleich  an  solch  große  Aufgaben 
heranwagt,  und  daß  er  trotz  alledem  durch  die  Wucht  und  die  Schwere  der  Ver- 
hältnisse und  den  augenfälligen  Wechsel  zwischen  derbem  Dreiviertel-  und  feinem 
Hochrelief  zu  imponieren  weiß.  Dabei  ist  seine  Technik  eine  ausnehmend  sorg- 
fältige und  präzise.    In  der  freiornamentalen  Behandlung  verrät  er  großes  Geschick. 


94  HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Man  beachte  vor  allem  sein  heraldisches  Laubwerk!    Nicht  zu  leugnen  ist,  daß  er 
im  ganzen  seine  Idee  klar  zum  Ausdruck  zu  bringen  weiß. 

Bei  seinen  frühen  Arbeiten  bevorzugt  Hans  Werner  die  horizontale  Teilung 
der  Innenfläche  des  Schreins:  unten  die  Familie  in  Devotion,  oben  Reliefdarstel- 
lungen  oder  Inschrifttafeln.  Anfangs  überwiegen  Architektur  und  Ornament.  Das 
ändert  sich  mit  der  Mitte  der  neunziger  Jahre  des  16.  Jahrhunderts.  Von  nun  an 
weist  er  dem  Figürlichen  eine  maßgebendere  Stellung  an.  Er  hebt  es  bewußt  heraus 
und  gewinnt  dadurch  in  erhöhtem  Grade  eine  monumentale  Ruhe  im  ganzen.  Seine 
Beziehungen  zum  Bamberger  Bischof  sind  es,  die  seiner  Kunst  eine  andere  Rich- 
tung geben.  Sie  steigert  sich  ins  Glanzvolle,  Prunkhafte.  Hand  in  Hand  damit 
geht  eine  größere  Mannigfaltigkeit  in  der  Einzelausbildung.  Die  Porträtmäßigkeit 
wird  mehr  und  mehr  vertieft.  Er  wird  großzügiger  in  Aufbau  und  Komposition. 
Von  nun  an  finden  wir  mehr  als  zuvor  einen  weichen  Fluß  der  Linien.  Wir  können 
ihm  jetzt  den  Ruhm  auch  eines  tüchtigen  Figurenplastikers  nicht  mehr  streitig 
machen.  Von  nun  an  darf  er  sich  in  der  Behandlung  der  menschlichen  Figur  getrost 
mit  den  besten  Meistern  seiner  Zeit  messen.  Er  vervollkommnet  seine  Fähigkeiten 
immer  mehr.  Die  Verhältnisse  werden  wuchtiger.  Man  denke  z.  B.  an  das  pom- 
pöse Grabdenkmal  des  Schenken  Johann  Limpurg-Schmidelfeld  und  seiner  Ge- 
mahlin Eleonore  vom  Jahre  I603,  das  leider  nicht  mehr  erhalten  ist  und  einen  reichen 
Materialwechsel  aufwies.  Wir  spüren  deutlich  das  Nahen  eines  neuen  Zeitstils,  dem 
sich  der  Künstler  mit  Bewußtsein  nicht  verschließt.  Der  erste  bedeutsame  Zeuge 
dieser  neuen  Art  ist  sein  Grabdenkmal  des  Bischofs  Ernst  von  Mengersdorf  in  der 
Michelskirche  zu  Bamberg.  Allerdings  war  ihm  hier  keinerlei  beengende  Beschrän- 
kung auferlegt.  Er  konnte  sich  frei  gehen  und  seiner  Phantasie  vollen  Spielraum 
lassen.  Wie  außerordentlich  sinnvoll  hat  er  hier  die  Figur  des  Vestorbenen  indivi- 
dualisiert! Welch  stark  entwickeltes  Verständnis  für  die  Perspektive  verrät  er  hier 
in  der  Darstellung  des  kirchlichen  Innenraumes  im  Hauptschrein!  Wie  geschickt 
verquickt  er  hier  ernste  und  alltägliche  Darstellungen!  Ein  energischer  Zug  ins 
Realistische  durchzieht  selbst  das  religiöse  Motiv,  wie  denn  überhaupt  eine  gährende 
Bewegung  aus  dem  Ganzen  spricht.  Wie  eigenartig  berührt  der  heilige  Vorgang 
in  der  Mitte  im  Gegensatz  zu  den  Werktagsszenen  in  den  Seitenschiffen,  wo  wir 
Maurer  und  Zimmerleute  an  der  Arbeit  finden!  Hans  Werner  erscheint  hier  als  ein 
Künstler,  der  seine  eigenen  Beobachtungen  macht,  der  aus  dem  Leben  schöpft  und 
sein  persönliches  Moment  kräftig  zu  betonen  weiß.  Gerne  bringt  er  auch  symbo- 
lische Andeutungen  der  Charaktereigenschaften,  der  Verdienste  und  des  Berufes 
des  Verstorbenen  an.  Hier  hat  er  dies  in  besonders  ausgedehnter  Art  getan.  Ich 
meine  die  kleinen  Figürchen  mit  Schwert,  Wage  und  Schlange,  die  Putten  mit 
Zirkel,  Kugel,  Musikinstrumenten,  Säulenbündel  und  Winkelmaß,  dann  weiter  die 
Figuren  der  Liebe,  der  Hoffnung  und  des  Glaubens.  Beim  Forchheimer  Grabmal 
fanden  wir  die  ersten  Spuren  seiner  Vorliebe  hierfür  in  den  beiden  Frauengestalten 
in  den  oberen  Ecken  des  Hauptschreins,  von  denen  die  eine  Wage  und  Schwert, 
die  andere  eine  Gesetzestafel  hält.  Von  nun  an  wird  die  Art  Hans  Werners  eine 
immer  freiere.  Es  zeigt  sich  dies  auch  im  Ornament.  Wie  kühn  hat  er  z.  B.  an 
dem  Grabdenkmal  des  Hieronymus  Kreß  in  der  Kirche  zu  Kraftshof  (nach  1596) 
die  seitlichen  Wangen  ausgestaltet !  Er  verzichtet  nunmehr  zuweilen  ganz  auf  die  für 


VON   DR.    FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  95 

ihn  in  seiner  frühen  Schaffenszeit  bezeichnende  Peinhchkeit  nach  der  ornamentalen 
Seite  hin.  Wir  begegnen  nun  auch  anderen  Formen  in  seinen  Grabdenkmalen, 
so  der  einer  geschlossenen  Tumba  über  der  Tetzelschen  Familiengruft  in  der  Pfarr- 
kirche zu  Kirchensittenbach  (l6l  1)  oder  der  eines  offenen  Baldachins  mit  darunter  be- 
findlichem Sarkophag  über  der  Pfinzingschen  Familiengruft  in  Henfenfeld  (1613). 
Jetzt  dehnt  sich  seine  Tätigkeit  auch  auf  andere  Gegenstände,  auf  Kanzeln  und 
Taufsteine  aus.  An  seinen  Grabdenkmalen  wird  nun  auf  die  Behandlung  der  Ge- 
wandung ein  besonderer  Wert  gelegt.  Seine  Schöpferkraft  und  seine  Erfindungsgabe 
finden  immer  mehr  Nahrung.  Es  ist  erklärlich,  wenn  er  nun  in  Kleinigkeiten  flüchtig 
wird.  Die  Reliefs  am  Bayreuther  Taufstein  sind  nicht  die  besten  Äußerungen  seiner 
Kunst.  Kein  Wunder,  denn  schon  arbeitete  er  damals  an  seinem  letzten  Werk, 
dem  Grabdenkmal  des  Wilhelm  von  Streitberg  und  seiner  Gemahlin  Anna  in  der 
Kirche  zu  Ahorn  bei  Coburg,  welches  das  größte  und  prunkvollste  ist,  das  der  Künstler 
geschaffen,  das  aber  weiterhin  zu  den  bedeutendsten  Werken  der  deutschen  Grab- 
malkunst des  beginnenden  17.  Jahrhunderts  gezählt  werden  muß. 

Hans  Werner  verwendet  zu  seinen  Arbeiten  sehr  verschiedenartiges  Material. 
Besonders  erwünscht  war  ihm  der  graugrüne,  feinkörnige  Sandstein  (Nesselbacher 
oder  Zeiler  Stein),  weil  dieser  ihm  ein  scharfes  Ausprägen  der  Einzelheiten  des  Orna- 
ments ermöglichte  und  für  eine  freiplastische  Behandlung  eine  stärkere  Konsistenz 
besitzt.  Doch  war  ihm  auch  der  grobkörnige,  graue  oder  rote  Sandstein  recht.  Da- 
neben verwandte  er  grauweißen  und  roten  Marmor,  Alabaster,  Kalkstein  und  Achat. 
Typisch  ist  für  ihn  die  reine  Materialtechnik.  Er  arbeitet  mit  dem  Material  als 
solchem,  dessen  Eigenheiten  er  zu  berücksichtigen  weiß,  ohne  dabei  der  Farbe 
unbedingt  zu  bedürfen.  Polychromie  findet  sich  bei  ihm  nur  wenig.  Zuweilen  be- 
gegnet eine  leichte  Herausfassung  der  Ränder  mit  Gold. 

Die  Tätigkeit  Hans  Werners  umfaßt  ein  weites  Gebiet.  Wir  finden  von  ihm 
Arbeiten  in  Oberfranken,  Mittelfranken,  Württembergisch  Franken,  und  in  der  Gegend 
von  Coburg,  ein  Zeichen,  daß  der  Künstler  geschätzt  und  bekannt  war.  Aber  er 
mag  noch  weit  mehr  geschaffen  haben,  als  ich  festzustellen  in  der  Lage  war.  Sein 
Fleiß  und  sein  stürmisches  Temperament,  sowie  auch  seine  vielen  Beziehungen, 
die  er  sich  zu  verschaffen  gewußt,  lassen  dies  vermuten.  Bislang  war  Hans 
Werner,  wenn  ich  so  sagen  darf,  noch  kein  fester  Begriff.  Es  konnten  ihm  darum 
leicht  Werke  zugeschrieben  werden,  auf  deren  Autorschaft  er  keinen  Anspruch  er- 
heben darf.  Nicht  von  ihm  rührt  z.  B.  der  Grabstein  mit  dem  Doppelporträt  des 
Moritz  Kanne  in  Bhulheidhof  und  seiner  im  Jahre  1627  verstorbenen  Gattin  Maria 
Barbara  von  Schaumberg  in  Mupperg,  welch  letzterer  das  Denkmal  von  jenem  ge- 
setzt wurde,  her^^).  Weicht  schon  der  ganze  Habitus  zu  sehr  von  des  Meisters 
Kunstweise  ab,  so  ist  eine  solche  Annahme  auch  zeitlich  nicht  statthaft,  da  Hans 
Werner  im  Jahre  1623  starb.  Aber  auch  die  Reliefs  an  dem  Taufstein  in  der  Stadt- 
pfarrkirche in  Kulmbach  hat  er  nicht  geschaffen^-).  Das  Prädikat  ,,gut",  das  Dehio 
ihnen  gibt,  kann  ihnen  nicht  abgesprochen  werden.  Auch  sie  sind  nur  Reste  eines 
früheren  Taufsteins  und  würden  das  gleiche  Schicksal  mit  diesem  geteilt  haben. 


11)  Friedrich  H.   H  0  f  m  a  n  n,  Die  Stadticirche  in  Bayreuth,  Archiv  für  Geschichte  und 
Altertumskunde  von  Oberfranken,  21.  Bd.,  3.   Heft,  S.  97- 

12)  G.  Dehio,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler,  Bd.  1,  S.  170. 


96  HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

wenn  man  sie  nicht  dem  i.  J.  1879  von  dem  Kulmbacher  Bildhauer  Hermann  Hafer- 
korn hergestellten  neuen  Taufstein  (pseudogotisch)  eingefügt  hätte.  Dargestellt 
sind  die  Geburt  Christi,  die  Beschneidung,  die  Taufe  im  Jordan  und  die  Kinder- 
segnung. Gleich  zu  Anfang  erschienen  mir  diese  Reliefs  für  Hans  Werner  als  zu  fein 
und  zu  zierlich;  auch  kamen  sie  mir  um  einige  Jahrzehnte  später  vor.  Bei  einer 
genaueren  Prüfung  nahm  meine  Vermutung  eine  festere  Form  an.  In  den  Gottes- 
hausrechnungen aus  dem  zweiten  Dezennium  des  17.  Jahrhunderts^^)  fand  ich  zu- 
dem keinerlei  Nachricht  von  der  Errichtung  eines  Taufsteins  in  dieser  Zeit.  Da- 
gegen enthält  die  Gotteshausrechnung  v.  J.  1647  folgenden  Eintrag:  „Alhier  ist  zue 
gedencken,  daß  in  dießem  jähr  der  durchleuchtig  hochgeborne  Fürst  vnnd  Herr 
Herr  Erdtman  Augustus,  Marggraf  zue  Brandenburg,  in  Preußen  Herzog,  dann  seiner 
fürstl.  Gnaden  herzgeliebte  Gemahlin,  die  auch  durchleuchtig  hochgeborne  fürstin 
vnnd  fraw,  fraw  Sophia,  vermählt,  vnnd  geborne  Marggräfin  zue  Brandenburg,  in 
Preußen  Herzogin,  Gott  zue  Ehren  vnd  zue  stittwehrendem  andencken,  aus  christ- 
fürstlicher pietät,  den  schönen  neuen  Tauff stein,  in  St:  Peters  Pfarrkirchen,  vff- 
richten  vnnd  verfertigen  lassen,  vnnd  hatt  derselbe  in  allem  einhundert  vnndt  achzig 
reichsthaler,  den  thlr  zu  18  pazen,  oder  72.  creuzer  gerechnet,  gecostet"^*).  Er 
war  „aus  marmeln  vnd  andern"  verfertigt.  Über  ihm  befand  sich  ein  zum  Aufziehen 
eingerichteter  Deckel.  Auch  war  er  von  einem  achteckigen  Gitter  umgeben.  Da- 
mit ergibt  sich  die  Unmöglichkeit  der  Annahme  einer  Autorschaft  Hans  Werners 
von  selbst. 

Auf  der  anderen  Seite  aber  haben  wir  mit  der  Wahrscheinlichkeit  zu  rechnen, 
daß  manche  der  Schöpfungen  Hans  Werners  dem  Unverständnis  einer  späteren 
Zeit  zum  Opfer  gefallen  sind.  Namentlich  das  gotisierende  19-  Jahrhundert  hat 
mit  den  Denkmälern  der  Kunst  der  Spätrenaissance  stark  aufgeräumt.  Von 
dem  Grabdenkmal  des  Schenken  Johann  Limpurg  -  Schmidelfeld  und  seiner 
Gemahlin  Eleonore,  das  ehemals  in  der  Schloßkirche  zu  Schmidelfeld  stand,  war 
bereits  die  Rede.  Nicht  mehr  vorhanden  ist  auch  die  Kanzel,  die  ein  Graf  Lynar 
für  die  Stadtkirche  in  Bayreuth  gestiftet  hatte.  „Es  scheint  ein  interessanter  Sand- 
steinaufbau, den  ein  Samson  trug,  mit  mehreren  stattlichen  Figuren  gewesen  zu 
sein."  An  ihrem  Fuß  waren  Bibelsprüche  angebracht.  Sie  wurde  gelegentlich 
der   Restauration  der  Jahre  1871/72  aus  der   Kirche  entfernt ^  5). 

Gleichzeitig  mit  und  neben  Hans  Werner  waren  andere,  nicht  minder  tüchtige 
Bildhauer  tätig.  Ich  nenne  nur  den  thüringischen  Meister  Nikolaus  Bergner  (Ala- 
basterepitaph Joh.  Friedrichs  des  Mittleren,  gest.  1595,  in  Coburg);  Simon  Schlör  von 
Lautenbach,  der  in  Hall  lebte  und  von  1553—1598  nachweisbar  ist;  Michael  Kern 
d.  Ä.  (Grabdenkmal  des  Bischofs  Neithard  von  Thüngen  v.  J.  1598  in  der  Michels- 
kirche zu  Bamberg,  Epitaph  des  Bischofs  Julius  Echter  von  Mespelbrunn  v.  J.  1617 


13)  Herrn  Kirchenrat  Reich  in  Kulmbach  bin  ich  für  die  weitgehende  liebenswürdige 
Unterstützung,  die  er  mir  bei  der  Behandlung  dieser  Frage  zuteil  werden  ließ,  zu  ganz  besonderem 
Dank  verbunden. 

14)  Vgl.  auch  Beispiele  des  Guten  aus  der  Geschichte  der  Stadt  Kulmbach  samt  einer 
Chronik  dieses  Ortes  als  Einleitung  von  A.  W.  H  e  c  k  e  1,  fortgesetzt  von  J.  Eck,  Kulmbach 
1885,  S.  247. 

15)  Friedrich  H.   H  o  f  m  a  n  n  a.  a.  O.  S.  82. 


VON   DR.    FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  97 


und  Kanzel  v.  J.  1609  im  Würzburj,^er  Dom);  Philipp  Kolb,  der  um  16OO  in  Öhringen 
wirkte  (Limburgisches  Grabdenkmal  in  Gaildorf,  1619,  begonnen  von  F.  Grau  aus 
Hall);  und  Michel  Niklas  zu  Reinsbronn  (Epitaph  der  Susanna  v.  Seckendorf  v.  J. 
1575  in  Creglingen;  Grabdenkmal  mit  Gnadenstuhl  v.  J.  1600  und  Portal  v.  J.  1591 
in  Wachbach.)  Hans  Werner  inag  manche  Anregung  von  ihnen  empfangen  haben. 
Viel  wird  er  auch  von  den  Stukkatoren  seiner  Zeit  gelernt  haben,  die  im  freiplastischen 
Modellieren  so  Hervorragendes  geleistet.  Doch  war  er  eine  viel  zu  selbständige  Natur, 
um  seine  Eigenart  zu  verleugnen,  die  uns  zu  deutlich  aus  seinen  Werken,  zu  deren 
Einzelbehandlung  wir  nun  übergehen  wollen,  entgegentritt.  Für  deren  Aufeinander- 
folge war  der  chronologische   Gesichtspunkt  maßgebend. 


III.   Werke  Hans  Werners. 

Nr.  1. 

Grabdenkmal  für  Hanns  Ludwig  von  Schaumberg  in  der  Kirclie  zu  Unterleiter- 
bach in  Oberfranken.    1588. 

Aus  feinkörnigem  Sandstein  gearbeitet,  hat  dieses  Monument  ^^)  seine  Stelle 
an  der  Südwand  im  Inneren  des  Langhauses  über  einem  63  cm  hohen  Sockel,  der 
um  M  cm  vorgeschoben  ist.  Seine  Bestandteile  sind  ein  leicht  gekrümmter  Unter- 
bau, auf  dem  die  Inschrift  angebracht  ist,  ein  großer,  von  Pilastern  eingefaßter  Schrein, 
in  dem  die  Familie  des  Verstorbenen  dargestellt  ist,  und  ein  mit  flachem  Giebel 
abgeschlossener  Aufsatz,  den  beiderseits  Wappen  flankieren. 

Der  untere  Teil  des  Grabmals  ist  durch  den  Einbau  von  zwei  Kirchenbänken 
teilweise  zerstört  und  verdeckt.  Die  linke  Hälfte  wird  außerdem  durch  den 
vorgestellten  Taufstein  fast  ganz  den  Blicken  entzogen.  Die  Inschrift  ließ  sich 
daher  nicht  im  einzelnen  feststellen,  weshalb  ich  mich  auf  die  Angabe  ihres  allge- 
meinen Inhalts  beschränke.  Die  Schriftfläche,  die  seitlich  zu  Renaissance- Kar- 
tuschen aufgerollt  erscheint,  ist  geteilt.  Die  linke  Hälfte  ist  für  den  Mann,  die  rechte 
für  die  Frau  bestimmt.  Demnach  wurde  das  Grabmal  errichtet  für  den  am  14.  Sep- 
tember 1584  gestorbenen  Hanns  Luedwig  von  Schaumbergk  zu  Niderlaiterbach 
und  seine  am  18.  April  1590  verschiedene  Gattin  Amalie,  eine  geborene  von  Wiesen - 
thau.     Seine  Anfertigung  fällt  in  die  Zwischenzeit,  nämlich  ins  Jahr  1588. 

Biedermann,  Geschlechtsregister  der  Reichsfrey  unmittelbaren  Ritterschaft 
Landes  zu  Franken  löblichen  Orts  Rhön  und  Werra,  1749,  bringt  Taf.  CLXII  folgende 
Notiz:  ,, Johann  Ludewig  von  Schaumberg  zu  Schaumberg,  Knoch,  Enesthurn, 
Kauldorff,  Letterbach  und  Effelter,  Burggraf  auf  den  Rothenberg,  willigte  an.  1566 
in  die  Gan  Erbschafft  des  Schlosses  Dundorff,  und  starb  an.  1584.  Gemalin,  Amalia 
von  Wiesenthau,  Herrn  Wilhelm  Junioris  von  Wiesenthau  zu  Hundshaupten  und 
Pretsfeld,    Hochfürstlich    Bambergischen   Ober    Schultheisens   zu    Forchheim     und 

16)  Kurz  erwähnt  bei  G.  D  e  h  i  0,  Handbuch  der  deutschen   Kunstdenkmäler  1.  S.  299- 
Mitteilungen  aus  dem  Oemian.  Nationalmuseum.     19(W.  7 


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HANS   WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK   D.  DEUTSCH,  SPATRENAISSANCE. 


Amtmanns  zu  Neukirchen,  Marioffstein  und  Wolffsberg,  dann  Frauen  Anna 
von  Wiesenthau .  einer  gebornen  von  Redwitz,  Tochter,  starb  an.  1596  (!)  als 
Witwe." 

Der  Schrein  hat  eine  etwas  ungewöhnlich  große  Breite  (Abb.  2).  Sie  beträgt  bei 
einer  Höhe  von  1,92  m  rund  2,23  "i-  Die  seitlichen  Pilaster  entwickeln  sich  folge- 
richtig aus  ihnen  unterstellten  Voluten.  Die  Schäfte  sind  leicht  geschwellt,  die  Kapitale 
jonisierend  behandelt.  Alsdann  folgen  hohe  Kämpferstücke.  Diese  sowohl  wie 
die  Stirnflächen  der  Schäfte  sind  mit  Wappenschildcben  behängt.    Zwischen  denen 


Abb.  2.     Hans  Werner: 

Grabdenkmal  für  Hanns  Ludwig  von  Schaumberg  in  der  Kirche 

zu  Unterleiterbach  in  Oberfranken.    1588. 


über  den  Schäften  läuft  in  Wellenlinien  ein  schmales  Schriftband  hin.  Auch  werden 
sie  unter  sich  durch  Schnüre  zusammengehalten.  Es  sind  beiderseits  sieben  Wappen, 
und  zwar  links  die  Wappen  „REDWITZ".  „EIW",  „THAN",  „MARSCH ALCK", 
„WILLENSTE",  „HVTTEN",  „FVCHS",  rechts  „BIBRA",  „REDWITZ",  „HERM- 
STAT", „WOLFSKEL",  „MOTSCHILLER",  „FORTSCH"   und  „EXDORF". 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  QQ 


Die  Gliederung'  der  Pilaster  ist  eine  stren,i(  architektonische.  Um  so  wohl- 
tuender berührt  die  Asymmetrie  der  Innenfläche  des  Schreins,  wenn.t^leich  ich  diese 
nicht  gerade  als  etwas  ideales  hinstellen  mochte.  Wir  haben  vielmehr  in  eben  diesem 
Umstand  geradezu  einen  Mangel  zu  sehen.  Der  Künstler  stand  noch  zu  sehr  unter 
dem  Bann  der  Anschauungen  seiner  Zeit,  die  eine  scharfe  Scheidung  zwischen  den 
männlichen  und  weiblichen  Familienmitgliedern  gewahrt  wissen  wollte.  Aber  trotz- 
dem brauchte  sich  der  Künstler  darum  nicht  zu  einem  solch  störenden  Mißgriff 
\erleiten  zu  lassen.  Bei  einer  anderen  Verteilung  der  Figuren  hätte  er  —  und  das 
hat  er  doch  später  immer  sehr  wohl  verstanden  —  sein  Ziel  gerade  so  gut  und  noch 
dazu  in  harmonischer  Abrundung  erreichen  können.  Aber  das  Grabdenkmal  fällt 
in  die  Anfangsepoche  seines  Schaffens,  in  der  ihm  die  Lösung  größerer  Aufgaben 
noch  Schwierigkeiten  bereitete. 

Ein  weitgespannter  Flachbogen  faßt  die  Figurengruppe  zu  einer  Einheit  zu- 
sammen, die  aber,  wie  schon  angedeutet,  nur  eine  scheinbare  ist.  Es  fehlt  der  Ein- 
schnitt in  der  Mitte.  Das  Kruzifix,  zu  dessen  Füßen  die  Familie  des  Verstorbenen 
kniet,  ist  um  etwa  36  cm  nach  rechts  hin  von  ihr  abgerückt.  In  den  Ecken  links 
und  rechts  der  Gatte  und  die  Gattin  in  Dreiviertellebensgröße.  Jener  ist  von  sechs 
Söhnen,  diese  von  einer  erwachsenen  Tochter  und  einer  solchen  in  jugendlichem 
Alter  begleitet.  Vor  ihr  liegt  auf  einem  Kissen  in  Winden  gewickelt  ein  noch  ganz 
kleines  Kind.  Die  Figuren  sind  in  betender  Haltung  kniend  dargestellt  und  in 
Dreiviertelplastik  gearbeitet.  Die  Hauptfiguren  sind  fast  vollrund  herausgemeißelt. 
Der  Blick  ist  bei  allen  zum  Gekreuzigten  emporgerichtet.  Der  Gatte  kniet  im 
Harnisch  über  einem  Löwen,  neben  dem  über  den  Handschuhen  der  Helm  liegt. 
Der  Sohn  unmittelbar  vor  ihm  ist  durch  die  Tracht  als  dem  geistlichen  Stand  an- 
gehörig gekennzeichnet.  Er  hieß  Martin  von  Schaumberg  und  war  Domkapitular 
zu  Bamberg,  Würzburg  und  Eichstätt.     Nachher  wurde  er   Bischof  von  Eichstätt. 

Zu  einer  wirklichen  Individualisierung  der  Antlitze  hat  sich  Hans  Werner 
noch  nicht  durchgerungen.  Er  steckt  eben  noch  in  den  Anfängen  seiner  Kunst. 
So  wirkt  die  gleichmäßige  leblose  Schematisierung  der  Gesichter  wenig  erfreulich. 
Auch  ist  es  ihm  noch  nicht  gelungen,  die  kniende  Haltung  richtig  zum  Ausdruck 
zu   bringen,  was  sich   namentlich  bei  dem   Familienoberhaupt  bemerkbar  macht. 

Über  der  Gruppe  links  ein  fliegender  Engel  mit  langflatterndem  Spruchband, 
mit  der  Linken  hinweisend  auf  die  Worte:  „ICH  WEIS  DAS  MEIN  ERLOSER 
LEWET  VND  ER  WIRD  MICH  AVS//DER  ERDEN  AVFERWECKEN  VND 
WIDER  MIT  MEINER  HAVD//VMBGEWEN  WERDEN  VND  WERDE  IN 
MEINEN  FLAISCH  GOT  SEHi//HIOB-  19://". 

Über  der  Gruppe  rechts  in  Wolken  Gott  Vater  mit  der  Weltkugel,  den  heiligen 
Geist  in  Gestalt  einer  Taube  entsendend.  Darunter  dij  Worte:  „DIE  KRANCKHEIT 
IST  NICHT  ZVM  TOD//SONDER  ZVR  EHRE  GOTTES  lOHAN:  11//ICH  BIN 
DIE   AVFFERSTEHVNG   VND  DAS   LEBEN//IOHAN:   6//". 

Nach  oben  wird  der  Schrein  von  einem  Gebälk  abgeschlossen,  dessen  Gliede- 
rung derjenigen  der  Kämpferstücke  über  den  seitlichen  Pilastern  entspricht.  In 
die   Mitte  de5   Balkens  ist   die   Jahrzahl    1588  eingraviert. 

Beiderseits  von  dieser  sind  zwei  Konsolen  angebracht,  die  sich  nach  oben 
fortsetzen,  dort   zu   beschwingten    Engelsköpfchen    ausgearbeitet   und   sinngemäß 


100  HANS  WERNER,  EIN    BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

als  Träger  gedacht  sind  für  die  den  Giebel  des  Aufsatzes  tragenden,  hübsch  ge- 
gliederten Säulchen.  Der  Raum  zwischen  ihnen  wird  von  einer  hochreliefierten 
Darstellung  der  Auferstehung  Christi  ausgefüllt.  Christus  steht  mit  gekreuzten 
Füßen  auf  dem  Deckel,  der  schräg  über  dem  Sarkophag  liegt.  Sein  Antlitz  ist 
emporgerichtet.  Der  Mantel  flattert,  vom  Winde  bewegt,  nach  rechts.  Da  die 
Unterarme  fehlen,  läßt  sich  über  die  Bewegung  und  Haltung  der  Hände  nichts 
sagen.  Mit  erregten  Gebärden  nehmen  die  Wächter  an  dem  Vorgang  teil.  Einer 
von  ihnen  springt  auf,  die  Hellebarde  ergreifend.  Ein  anderer  schwingt  sein  Schwert. 
Ein  dritter  dringt  mit  Schwert  und  Schild  auf  den  Erlöser  ein.  Ein  vierter  liegt 
ausgestreckt  am  Boden.  Wie  hilflos  Hans  Werner  teilweise  dem  Figürlichen  noch 
gegenübersteht,  zeigt  diese  Figur  besonders  deutlich.  Von  perspektivischer  Ver- 
kürzung hat  er  noch  keine  rechte  Vorstellung.  So  liegt  dieser  Wächter  mit  dem 
Kopf  nach  unten,  während  seine  Beine  aufwärts  in  das  Bild  hineinragen.  Für  die 
auch  sonst  linkische  Art  des  Vortrags  aber  entschädigt  uns  die  stürmische  Bewegung, 
von  der  diese  Szene  durchdrungen  ist. 

In  den  oberen  Ecken  schweben,  von  Wolken  umgeben,  zwei  beschwingte 
Engelsköpfchen. 

Um  dieses  Werk,  auf  das  der  Künstler  als  eine  seiner  ersten  größeren  Arbeiten 
gewiß  stolz  war,  als  solche  besonders  kenntlich  zu  machen,  bezeichnete  er  den 
Architravbalken  in  großer  Schrift  mit  seinem  vollen  Namen:  ,.HANS  WERNER 
BILTHAWER". 

Nicht  hat  es  der  Künstler  auch  an  einer  wirksamen  Durchbildung  des  Giebel- 
abschlusses fehlen  lassen.  Auf  die  Schrägen  lagerte  er  zwei  trauernde  Genien  mit 
Totenkopf  und  Stundenglas.  Die  Spitze  bekrönte  er  mit  einer  Kugel  und  in  das 
Feld  komponierte  er  einen  beschwingten  Engelskopf  hinein. 

Zu  den  Seiten  des  Aufsatzes  haben,  mit  heraldischem  Laubwerk  reich  verziert, 
das  Schaumbergische  und  das  Wiesenthausche  Wappen  mit  ihren  Helmzierden 
Platz  gefunden. 

Das  Grabdenkmal  hat  eine  Höhe  von  3,80  m  und  eine  größte  Breite  von  2,45  m. 
Betrachtet  man  es  als  Ganzes,  so  ist  zunächst  zu  erwähnen,  daß  es  in  seiner  äußeren 
Erscheinung  durch  den  grauen  Ölfarbenanstrich  sehr  beeinträchtigt  wird.  Durch 
diesen  ist  eine  Monotonie  erzeugt,  die  das  Grabmal  in  seinem  ursprünglichen  Zustand 
unter  keinen  Umständen  besessen  hat.  Auch  waren  aie  Wappen  ehedem  polychro- 
miert.  Die  Symmetrie  des  Aufbaues  ist  im  ganzen  gewahrt.  Durch  die  Uneben- 
mäßigkeit  der  Caesur  im  Schrein  erleidet  sie  allerdings  eine  sich  für  das  Auge  sehr 
fühlbar  machende  Disharmonie.  Der  Künstler  war  noch  in  erster  Linie  Architektur- 
und  Ornamentplastiker.  Mit  seinem  Können  auf  figürlichem  Gebiet  ist  es  noch 
mäßig  bestellt.  Dennoch  unternimmt,  ja  wagt  er  es,  dem  Figürlichen  bereits  einen 
weiten  Raum  zu  geben.  Er  drängt  es  geradezu  in  den  Vordergrund.  Die  sich  dar- 
aus ergebenden  Konflikte  mußten  eintreten.  Das  war  nicht  anders  zu  er- 
warten. Doch  hindert  uns  das  alles  nicht,  das  Denkmal  schon  als  eine  achtbare 
Leistung  zu  betrachten.  Trotz  der  Schwächen,  die  jedem  Künstler  im  Beginn  seiner 
Laufbahn  anhaften,  weiß  Hans  Werner  zu  imponieren.  Hat  er  auch  den  inneren 
Zusammenhang  noch  nicht  ganz  gefunden,  so  flößt  er  doch  durch  die  wuchtige 
Art  seiner  Massenverteilung  Achtung  ein.    Und  diese  wächst,  wenn  man  die  Sorg- 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  101 

fall  seiner  Technik  erkennt  und  sein  hohes  Geschick  in  der  freiornamentalen 
Behandlung.  Man  betrachte  nur  die  virtuose  Durchführung  des  heraldischen  Laub- 
werks an  den  oberen  Wappen.  So  liegt  er  mit  sich  selbst  noch  im  Widerstreit, 
aus  dem  er  sich  aber  bald  herauszuarbeiten  wußte. 


Nr.  2. 


Grabdenkmal  der  Familie  von  Mengersdorf  an  der  Klosterkirche  in 
Gößweinstein.     1588. 

Das  Epitaph  hat  seine  Stelle  an  der  geraden  Außenseite  des  fünfseitig  ge- 
schlossenen Chores  der  in  den  Jahren  1730—39  von  Balthasar  Neumann  erbauten 
Kirche^").  Es  ist  in  gelbem  Sandstein  gearbeitet,  voll  bezeichnet  und  datiert  (Abb.  3). 
in  den  Sturzbalken  über  dem  Schrein  finden  wir  folgende  Inschrift  eingemeißelt: 
„HANS  WERNER  BILDHAVER  ZV  BAMBERGK".  An  den  Kämpfern  über  den 
seitlichen  Pilastern  ist  die  Jahreszahl  1588  angebracht.  Früher  war  es  im  Inneren 
der  Kirche  in  der  Nähe  des  Hochaltares  aufgestellt.  Errichtet  wurde  es  im  Auf- 
trag des  Bischofs  Ernst  von  Mengersdorf  zu  Bamberg  zur  Erinnerung  an  seine  Eltern 
Otto  Eberhard  von  Mengersdorf  und  Wilhelmine  von  Würzburg.  Otto  Eberhard 
von  Mengersdorf  bekleidete  seit  dem  Jahre  1557  das  Amt  eines  Pflegers  in  Velden- 
stein.     Es  folgte  ihm  in  dieser  Stellung  sein   Sohn   Pankraz  (Brückner). 

Wie  bei  dem  vorhergehenden  Grabmonument,  ist  auch  hier  die  sich  aus 
der  Zweckmäßigkeit  von  selbst  ergebende  Zweiteilung  als  Prinzip  für  die  Kompo- 
sition maßgebend  gewesen,  nur  daß  sie  weit  konsequenter  durchgeführt  erscheint. 
Der  predellenförmige  Unterbau,  der  nach  den  Seiten  mit  Voluten  zur  Auf- 
nahme der  tragenden  Pilaster  ausladet,  ist  in  zwei  Inschrifttafeln  aufgelöst.  Leider 
haben  hier  die  Witterungseinflüsse  schon  stark  zersetzend  eingewirkt,  so  daß 
jene  bis  auf  wenige  Reste  zerstört  sind.  Auf  der  linken  sind  noch  die  Worte 
„CLAVSVS  OTTO  TENVICV  .  .  .  MENGERSDORFIACE"  erkennbar.  Die  rechte 
beginnt  mit  dem  Namen  „ERHARDVS".  Darüber  erhebt  sich  der  von  zwei  Pi- 
lastern begleitete  Schrein,  in  dessen  unterer  Hälfte  vor  einem  von  Engeln  gehal- 
tenen, fein  arabeszierten  Vorhang  die  in  Vollplastik  gearbeitete  Familie  zu 
den  Füßen  eines  Crucifixus  kniet.  In  betender  Haltung  sind  die  einzelnen 
Familienmitglieder  in  Korrespondenz  zur  Mitte  gesetzt,  und  zwar  so,  daß  sie 
von  den  Seiten  her  dem  Alter  entsprechend  sich  in  der  Größe  abstufen.  Zu 
äußerst   knien   die     Eltern,   der   Vater,   neben   dem   am    Boden   der    Helm   liegt, 


17)  Erwähnt  in  Leben  und  Werke  der  Künstler  Bambergs,  in  Verbindung  mit  Joseph 
Heller  und  Martin  v.  R  e  i  d  e  r,  beschrieben  von  Joachim  Heinrich  J  ä  c  k,  II.  Teil,  Bamberg 
1825.  S.  120;  bei  N  a  g  l  e  r,  Monogrammisten  III,  Nr.  1703;  bei  Wilh.  L  o  t  z.  Kunst-Topographie 
Deutschlands,  II,  S.  143,  wo  es  heißt:  „Grabstein:  Otto  Erhard  v.  Mengersberg  (!)  1588 
von  Hans  Werner";  in  der  Zeitschrift  für  Heimat-  und  Volkskunde  ..Deutsche  Gaue",  Bd.  VII, 
S.  14;  bei  Georg  D  e  h  i  0,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler,  Bd.  I,  S.  120;  vgl.  auch 
..Chronistisches  über  Gößweinstein,  die  Perle  der  Fränkischen  Schweiz"  von  Lehrer  Karl  Brück- 
n  e  r- Gößweinstein  im  Bayerland  1905,  S.  583  mit  Abb.  auf  S.  619,  und  desselben  Verfassers  Schrift 
„Geschichte  der  Burg,  Wallfahrt,  Pfarrei  und  Marktgemeinde  Gößweinstein",  Ebermannstadt 
1906.  S.  19—20. 


102         HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.   PLASTIK   D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

in  Rüstung.  Sein  Antlitz  zeichnet  sich  durch  scharfe  IndividuaHsierung 
aus.  Ihm  folgt  in  bischöflichem  Gewand  der  älteste  Sohn,  der  Stifter  des 
Monuments.  Zu  seinen  Füßen  werden  die  Bischofsmütze,  ein  Krummstab  und 
ein  Kreuzesstab  bemerkt.  Unmittelbar  neben  dem  Gekreuzigten  kniet  der  zweite 
Sohn  Pankraz,  durch  Rüstung  und  Helm  als  Amtmann  gekennzeichnet.  Zwischen 
ihm  und  dem  älteren  Bruder  der  jüngste  männliche  Sproß,  ein  Knabe  noch  in 
zartestem  Alter.  Die  Mutter  ist  von  fünf  Töchtern  begleitet,  von  denen  die  vier 
größeren  neben  ihr  knien,  während  sich  die  fünfte  jüngste,  ebenfalls  in  betender 


Abb.  3.    Hans  Werner: 

Grabdenkmal  der  Familie  von  Mengersdorf  an  der  Klosterkirche 

in  Gößweinstein.     1588. 


Haltung,  vor  ihnen  befindet.  Indem  ich  Brückners  Deutung  der  vier  älteren  Töchter 
folge,  haben  wir  in  ihnen  zu  sehen :  Anna  von  Mengersdorf,  vermählt  mit  Christoph 
von  Kotzau,  Pfleger  zu  Waischenfeld;  Scholastika  von  Mengersdorf,  vermählt  mit 
Christoph  Heinrich  von  Zedwitz,  .Pfleger  in  Vilseck;  Barbara  von  Mengersdorf,  ver- 
mählt mit  Martin  Sebastian  von  Redwitz  in  Kronach;  und  Apollonia  von  Mengers- 
dorf.    Ein  flacher,  mit  Perlstab  verzierter   Korbbogen  schließt  das  Schreininnere 


Von   DR.    FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  103 


nach  oben  ab.  In  seinem  Felde  schwebt  in  Wolken,  von  Engeln  umgeben,  die  seinen 
Mantel  halten,  Gott  Vater,  in  der  Linken  die  Weltkugel,  die  Rechte  (abgewittert) 
segnend  erhoben.  Zu  seinen  Füßen  flattert  in  Gestalt  einer  Taube  der  heilige  Geist. 
Die  Gruppe  der  Engel  mit  Gott  Vater  ist  fast  in  Vollplastik  gearbeitet,  doch  so, 
daß  die  Mitte,  d.  h.  die  Figur  des  Weltenschöpfers,  stärker  hervortritt,  während  die 
ihn  umschwebenden  Engel,  wie  auch  die  Wolken,  allmählich  in  Reliefplastik  über- 
gehen. Hierdurch  ist  ein  sehr  wirksamer  Kontrast  zu  der  doch  immerhin  schweren 
Grupppe  im  unteren  Teil  des  Schreins  gewonnen.  Sonne  und  Mond  füllen  die  leeren 
Ecktlächen  aus.  in  die  äußeren  Eckzwickel  sind  je  zwei  Engelsköpfe  hineinkom- 
poniert, die  aus  vollen  Backen  Wind  entströmen  lassen. 

Die  seitlichen  Pilaster  haben  Kompositkapitäle,  die  wie  immer  bei  Hans 
Werner  sehr  zierlich  gearbeitet  sind.  Ihre  Schäfte  sind  an  den  Stirnflächen  mit  je 
acht  Wappenschildchen  ^**)  behängt,  während  wir  an  den  Innenseiten  in  feiner  Relief- 
arbeit die  Leidenswerkzeuge  und  andere  auf  die  Passion  bezügliche  Attribute 
bemerken. 

Die  in  der  Predella  angebahnte  Zweiteilung  setzt  sich  im  Aufsatz  fort.  Hier 
tragen  drei  freistehende  Säulchen  einen  flachen  Giebel  mit  leicht  eingeschwungenen 
Schrägen,  auf  denen  zwei  leider  zum  Teil  stark  beschädigte  Engel  mit  ausgebreiteten 
Schwingen  lagern.  Als  Bekrönung  aber  dient  ein  Knabe  mit  weitab  wehendem 
Mantel,  einen  Eisenspeer  in  Händen  haltend.  Um  seinen  linken  Unterschenkel 
windet  sich  eine  Schlange.  Im  Bogenfeld  ruht  der  Genius  des  Todes  mit  Sanduhr 
und  Totenschädel.  In  den  Füllungsflächen  zwischen  den  Säulchen  hat  der  Künstler 
\or  flachbogigen  Nischen  in  sehr  freier,  virtuos  durchbrochener  Plastik  die  Wappen 
der  Eltern  des  Stifters  angeordnet,  links  das  Mengersdorfsche,  rechts  das  Würz- 
iHirgsche.  Man  kann  die  meisterhafte  Technik  in  der  Bearbeitung  des  heraldi- 
schen Laubwerks  nicht  genugsam  bewundern.  Als  äußere  Begrenzung  dient  beider- 
seits von  Putten  gehaltenes  Rollwerk.  Aus  kleinen  Medaillons  schaut  je  ein 
kleines  Köpfchen  heraus.  Das  rechte  mit  Hut  dürfte  den  Meister  selbst  vorstellen 
sollen,  finden  sich  doch  hier  seine  wichtigsten  Werkzeuge:  der  Knüpfel  und  der 
Zirkel. 

Das  Monument  hat  eine  Höhe  von  5  ni  und  eine  Breite  von  2,50  m. 

Die  Harmonie  der  Zweiteilung  ist  nicht  ganz  gewahrt.  Dadurch,  daß  die 
männlichen  Mitglieder  der  Familie  in  größerem  Maßstabe  gehalten  sind  als  die  weih- 
lichen, ergab  sich  eine  Verschiebung  der  Caesur  nach  rechts,  welche  dem  Monument 
keineswegs  zum  Vorteil  gereicht.  Ähnlich  wie  bei  dem  Unterleiterbacher  Grab- 
denkmal spricht  auch  hier  dieses  Moment  für  einen  frühen  Versuch  größeren  Um- 
fangs.  Der  Aufbau  ist  von  guten  Verhältnissen,  die  Technik  in  allen  Teilen  präzise 
und  exakt.  Die  Individualisierung  der  männlichen  Figuren  ist  weiter  gediehen  als 
bei  den  weiblichen.  Am  besten  geraten  ist  das  Antlitz  des  Familienoberhauptes. 
Die  ornamentale  Behandlung  verdient  alles  Lob.  Architektur  und  Ornament  über- 
wiegen, doch  sind  die  figürlichen  Teile  schon  in  annehmbare  Beziehung  zu  ihnen 
gesetzt. 

18)  Siehe  deren  Deutung  bei  Karl  Brückner,  Geschichte  der  Burg,  Wallfahrt,  Pfarrei 
und  Marktgemeinde  Gößweinstein,  S.  19. 


104         HANS  WERNER,  EIN    BEITRAG  L.  GESCH.  D.  PLASTIK   D.  DEUTSCH.  SP-^VTRENAISSANCE. 

Nr.  3. 

Grabdenkmal  des  Stadtschultheißen  Georg  Groß,  genannt  Pfersfelder,  in  der 
St.  Martinskirche  zu  Forchheim.     1590. 

Das  in  feinkörnigem  (Zeiler)  Sandstein  ausgeführte  Monument  liat  seine  Stelle 
an  der  Westwand  des  südlichen  Seitenschiffes.  Es  baut  sich  über  einem  1,03  m  hohen 
Sockel  auf,  der  lediglich  als  tragendes  Glied  dient  und  darum  einer  künstlerischen 
Durchbildung  entbehrt.  Das  Grabmal  (Taf.  XXIX)  hat  Altarform,  indem  es  sich  aus 
einem,  predellenartigen  Unterbau,  einem  großen  schreinförmigen  Mittelteil  und  einem 
bekrönenden  Aufsatz  zusammensetzt.  Die  Predella  springt  seitlich  mit  kräftig 
gerollten  Voluten  aus,  welche  für  das  Auge  die  Last  der  den  Aufsatz  tragenden 
Säulen  aufzunehmen  scheinen.  Eine  männliche  Karyatide  teilt  die  vordere  Fläche 
in  zwei  Hälften,  in  die  je  eine  Tafel  mit  eingegrabener  Goldschrift  eingelassen  ist. 
Die  gereimte  Inschrift  ist  in  der  Mitte  der  linken  Hälfte  teilweise  zerstört.  Wir  er- 
fahren aus  ihr,  daß  der  Verstorbene  Hauptmann,  Rat  des  Stiftes  Bamberg  und  zu 
Forchheim  dreißig  Jahre  Schultheiß  war,  daß  ihm  Ehre,  Zucht  und  Wahrheit 
besonders  eigneten,  nicht  dagegen  Ruhm,  Pracht  und  Stolz,  daß  er  frei  war  von  allem 
Falsch,  daß  Fürsten  und  Herren  weit  und  breit  seine  Standhaftigkeit  erkannten  und 
ihn  deretwegen  liebten,  endlich,  daß  er  i.  J.  1584,  den  18.  November,  im  Alter  von 
64  Jahren  aus  dem  Leben  geschieden.  Dem  ist  noch  hinzuzufügen,  daß  er  in  der 
kleinen  Chronik  der  Stadt  und  Festung  Forchheim  von  Pfarrer  Dr.  J.  G.  Ud., 
Hübsch  V.  J.  I867  unter  den  Festungskommandanten  aufgeführt  wird,  daß  er 
dieses  Amt  i.  J.  1579  inne  hatte,  und  daß  ehedem  (bis  1739)  der  Festungskom- 
mandant von  Forchheim  zugleich  auch  Oberbeamter  und  Stadtschultheiß  war 
(siehe  S.  24  und  auch  S.  27).^^) 

Der  Schrein  wird  von  zwei  freistehenden  Säulen  über  Sockeln,  die  sich  nach 
unten  verjüngen,  flankiert.  Letztere  sind  vorn  mit  Akanthusblattwerk  verziert, 
während  wir  an  den  Seiten  links  das  Selbstbildnis  des  Künstlers,  rechts  einen  sich 
schaukelnden  Putto  bemerken.  Der  Künstler  hat  sich  bei  der  Arbeit  dargestellt  (Abb.  1). 
Die  Linke  setzt  gerade  den  Meißel  an,  indessen  die  Rechte  mit  dem  Knüpfel  darauf 
zu  schlagen  im  Begriff  steht.  Das  kleine,  nur  50  cm  hohe  Figürchen  ist  sehr  lebens- 
voll behandelt.  Rechts  darüber  steht  in  schwarzer  Schrift:  „HANNS  WERNER 
BILDTHAVER  ZV  BAMBERG.  1590".  Die  Säulen  haben  Kompositkapitäle. 
Die  Schäfte  sind  im  oberen  Teil  kanneliert,  im  unteren  über  glattem  Grunde  mit 
Engelsköpfen,    Girlanden    und  Fruchtwerk  in  erhabener  Arbeit  belebt.     An  ihrer 


19)  Vgl.  auch  L  o  t  z,  Kunst-Topographie  Deutschlands,  11,  S.  119,  und  G.  D  e  h  i  o,  Hand- 
buch der  deutschen  Kunstdenkmäler,  1,  S.  93  f.  In  beiden  Fällen  wird  der  Verstorbene  als  E.  G. 
Pfersfelder  bezeichnet.  Die  richtige  Benennung  dieses  Geschlechtes  ist  Groß,  genannt  Pfersfelder. 
Es  ist  dies  eine  Seitenlinie  des  bekannten  alten  fränkischen  Geschlechtes  der  Groß  von  Trockau, 
die  auch  nach  Ostpreußen  kam.  Ein  Heinrich  Groß,  genannt  Pfersfelder,  war  i660  Komman- 
dant von  Pillau.  Wappen  nach  Kneschke:  Schild  von  Silber  und  Rot  der  Länge  nach  ge- 
teilt und  mit  einem  blauen  Querbalken  überzogen.  Daß  diese  Angabe  zweifelhafter  Art  ist. 
lehrt  das  Wappen  an  unserem  Grabmal.  Dieses  zeigt  einen  roten  Querbalken  und  in  den  vertikal 
geteilten  Hälften  links  ein  goldenes,  rechts  ein  blaues  Feld.  Vgl.  übrigens  Kneschke,  Neues 
allgemeines  deutsches  Adels- Lexikon,  IV,  S.  55  f.,  und  Ledebur,  Adelslexikon  der  preußischen 
Monarchie  III,  S.  267. 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseuni.     190Q. 


Taf.  XXIX. 


Hans  Werner: 

Grabdenkmal  des  Stadtschultlielßen  Georg  Groß,  genannt  Pfersfelder, 

in  der  St.  Martinskirche  zu  Forchheim.     1590. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  105 


Stirnseite  sind  je  sieben  freipl?stisch  herausgearbeitete,  polychrom  behandelte  Wappen- 
schilde angebracht. 

Der  Innenraum  des  Schreins  ist  horizontal  in  zwei  Hälften  geschieden.  Im  unteren 
Teil  finden  wir  in  Voll-  bezw.  Dreiviertelplastik  die  Familie  des  Verstorbenen  darge- 
stellt, links  das  Oberhaupt  in  Rüstung  mit  Halskrause,  daneben  den  ältesten  Sohn,  dem 
Vater  gleich  gekleidet,  nach  der  Mitte  zu  einen  zweiten  Sohn  in  geistlicher  Tracht  mit 
Rosenkranz.  Vor  dieser  Gruppe  werden  drei  Knaben  in  jüngerem  Alter  bemerkt. 
Der  größere  von  ihnen  hat  vor  sich  zwei  Bücher  liegen.  .\\ii  dem  einen  ruht  sein 
Hut.  Den  Eckzwickel  hinter  dem  Vater  füllt  dessen  Helm  mit  offenem  Visier  und 
ein  darunter  liegender  Handschuh.  Die  Gruppe  der  männlichen  Mitglieder  der  Familie 
ist  aus  einem  Sandsteinblock  gearbeitet.  Das  Gleiche  gilt  von  der  korrespondierenden 
Gruppe  der  weiblichen  Angehörigen.  Zur  Rechten  kniet  mit  Haube  und  Halskrause 
die  Mutter,  neben  ihr  nach  links  hin,  gleich  gekleidet,  die  beiden  ältesten  Töchter. 
Vor  ihnen  zwei  jüngere  Schwestern  und  auf  einem  Kissen  gebettet  das  jüngste  Töchter- 
clien  in  allerzartestem  Alter  als  Wickelkind. 

Die  obere  Schreinhälfte  ist  von  einem  eierstabgeschmückten  Kleeblatt- 
bogen überwölbt,  innerhalb  welchem  eine  Darstellung  Christi,  wie  er  Adam  und 
Eva  von  der  Macht  des  Todes  und  des  Teufels  befreit.  Zu  den  Füßen  des  thronenden 
Welterlösers  liegen  zu  Boden  geschmettert  ein  Gerippe  mit  geknicktem  Pfeil  in  der 
erhobenen  Linken  und  Satan  der  Teufel,  mit  der  Linken  die  Kette  umkrallt  hahend, 
von  der  Christus  gerade  Eva  loszulösen  bestrebt  ist,  während  Adam  noch  an  ihr  ge- 
fesselt kniet.  Die  Figuren  des  ersten  Menschenpaares  sind  nackt  dargestellt.  Von 
links  und  rechts  her  schwebt  je  ein  Engel  heran,  der  eine  mit  einem  Kreuz,  an  dessen 
Querarmen  die  Dornenkrone  sowie  Rute  und  Geißel  hängen,  der  andere  mit  einer 
Säule.  Rechts  von  Eva  werden  zwei  größere  und  zwei  kleinere  Kinder  bemerkt. 
Oberhalb  der  Mittelgruppe  schweben  in  Wolken  zwei  Engelchen,  das  eine  mit  der 
Lanze,  das  andere  mit  einem  Baumstamm.  Vom  Scheitel  des  mittleren  Bogens 
läßt  sich  in  Gestalt  einer  Taube  der  heilige  Geist  herab,  umflattert  von  beschwingten 
Engelsköpfchen.  Auf  den  äußeren  Bögen  ruhen  zwei  Frauengestalten,  die  eine  mit 
Schwert  und  Wage  (beide  sehr  defekt),  die  andere  mit  der  Gesetzestafel,  also  an- 
spielend auf  die  Gesinnungsart  und  den  Beruf  des  Familienoberhauptes. 

Auf  dem  die  Schreinhälften  trennenden  Fries  ist  folgende  Inschrift  an- 
gebracht: „MORTIS  AB  AETERNAE  PRIMOS  QVI  CHRISTE  PARENTES 
VINCVLA  NOST(R)ORVM  CLEMENS  LAXATO  MALORVM  NE.XIBVS  EREPTOS 
AD  TVA  REGNA  TRAHIS  ET  FAC  ANGELICIS  VIVERE  POSSE  CHORIS.'- 
Oberhalb  der  Darstellung  lesen  wir:    „REDEMTIO  GENERIS  HVMANI". 

Eingefaßt  wird  die  Schreindarstellung  von  zw^ei  Pilastern,  die  im  größeren 
unteren  Teil  ein  sich  aus  einem  kleinen  Kelch  entwickelndes  naturalistisches  Orna- 
ment von  aufsteigender  Form  in  zierlichster  Relief  arbeit  zeigen.  Die  vertiefte  Füllung 
des  oberen  Teils  ist  mit  Bandwerk  und  Girlanden  belebt.  Auch  die  untere  Seite 
des  Sturzbalkens  ist  mit  Ornamenten  bedeckt.  In  der  Mitte  befindet  sich  eine  ovale 
Rollwerkkartusche,  die  den  Namen  Jehovahs  in  vertiefter  Goldschrift  enthält.  Seit- 
lich schließt  sich  Band-  und  Girlandenwerk,  mit  Vögeln  untermischt,  an. 

Darüber  erhebt  sich  der  bekrönende  Aufsatz,  bestehend  in  einer  Säulen- 
stellung mit  einem  Abschluß  in   Kielbogenform.     Die  große  Nische  füllt  in  Drei- 


106        HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

viertelrelief  eine  Auferstehung.  Christus  steht  in  ganzer  Figur  mit  der  Kieuzes- 
fahne  in  der  Linken  über  dem  Sarkophag,  dessen  Deckel  leicht  geöffnet  ist.  Ge- 
blendet staunen  die  Wächter.  Einer  von  ihnen  greift  zum  Schwert.  Aus  dem 
Bogenfeld  leuchtet  in  Goldschrift  die  Jahreszahl  1590  hervor.  Oben  auf  der  Bogeii- 
spitze  steht  ein  Knabe  mit  einer  Sanduhr,  während  auf  den  Schrägen  weitere  kleine 
Figürchen  angeordnet  sind.  Zu  den  Seiten  des  Aufsatzes  haben  zwei  Knaben  Platz 
gefunden,  die  je  ein  mit  heraldischem  Laubwerk  umziertes  Wappenschild  mit  ver- 
gittertem Visierhelm  darüber  in  Händen  halten.  Das  linke  zeigt  das  Wappen  der 
Groß- Pfersf eider,  das  rechte  das  der  Laufenholtz  ( ?). 

Das  Grabdenkmal  hat  bei  einer  Breite  von  2,26  m  eine  Höhe  von  etwa  4^2"!^"). 

Was  seine  Technik  betrifft,  so  fällt  die  große  Schärfe  in  den  Details  hier  in  be- 
sonderem Maße  auf.  Alles  ist  mit  peinlichster  Gewissenhaftigkeit  und  Exaktheit  durch- 
geführt. Selbst  die  dem  Auge  nicht  unmittelbar  erreichbaren  Teile  zeigen  diese  Akku- 
ratesse in  der  technischen  Behandlung.  Überall  der  gleiche  scharfe  Schnitt  da,  wo  sich 
Grate,  Kanten  oder  Linienabschlüsse  ergeben,  überall  die  gleiche  Weichheit,  wo  sie 
durch  die  Verhältnisse  geboten  erscheint.  Können  wir  dem  Meister  schon  nach  dieser 
Richtung  unsere  Achtung  nicht  versagen,  so  können  wir  es  auch  nicht  nach  der  rein 
künstlerischen  Seite.  Bei  mächtigen  Verhältnissen  baut  sich  das  Monument  in 
rythmischem  Zusammenklang  auf,  der  nur  hier  und  da  durch  kleine  Mißtöne  ge- 
stört wird.  Die  gebrochene  Kielbogenform  des  oberen  Abschlusses,  die  gewunden 
kannelierten  Sockel  der  diesen  tragenden  Säulchen  durchbrechen  in  etwa  die  monu- 
mentale Ruhe  des  Ganzen,  dessen  sonst  wuchtige  Einheit  imponierend  wird.  Ein 
besonderer  Reiz  liegt  in  dem  Gegensatz  der  Behandlung  der  beiden  Hälften  des 
Hauptschreins.  Man  vergegenwärtige  sich  nur  die  stark  heraustretende  Plastik  in 
der  Wiedergabe  der  Familie  des  Verstorbenen  und  dagegen  die  subtile  Reliefierung 
der  oberen  Szene,  die  übrigens  als  Darstellung  nicht  häufig  begegnet.  Als  ein 
Meister  erweist  sich  Hans  Werner  im  Ornament  und  in  der  Architektur.  Im  figür- 
lichen Teil  ist  er  nicht  immer  glücklich.  Wenigstens  gilt  dies  von  den  Figuren  des 
Welterlösers  und  des  ersten  Menschenpaares.  Dagegen  darf  die  Familie  des  Ver- 
storbenen auf  einen  annehmbaren  Grad  von  Natürlichkeit  in  der  Darstellung  An- 
spruch erheben.  Derb  und  schwer  sind  die  Gestalten  hingesetzt  und  von  gleicher 
Art  ist  auch  ihre  Einzelausbildung. 


Nr.  4. 

Grabdenkmal  des  Wilhelm  von  Wiesenthau  in  der  Pfarrkirche  zu  Kirch- 
ehrenbach.    1594. 

Das  Monument  dient  dem  Gedächtnis  des  am  2.  Juni  1587  gestorbenen 
Wilhelm  von  Wiesenthau,  fürstlich  bambergischen  Rats  und  Schultheißen  zu  Forch- 
heim, Amtmannes  zu  Neunkirchen  und  Wolfsberg,  und  seiner  nach  ihm  verschiedenen  ^  ^) 


20)  Kurz  erwähnt  wird  es  unter  Beigabe  einer  kleinen  Autotypie- Reproduktion  in  dem 
Schriftchen:  „Die  St.  Martinskirche  in  Forchheim,  ein  Beitrag  zur  Stadtgeschichte  von  Franz 
Streit,  Buchhändler",  S.  8  Nr.  9- 

21)  Die  Zahlen  für  das  Sterbedatum  sind  noch  unausgefüllt. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  lU7 


Gattin  AnnaVVieseiUhau,  einer  geborenen  von  Redwitz").  Das  Zeichen  des  Meisters 
ist  rechts  unten  angebracht  und  besteht  in  einem  W  mit  darüber  in  Verbindung  an- 
gebrachtem H  (Abb.  4).  Auf  der  rechten  Sockeitalei  ist  unten  die  Jahrzahl  1594  an- 
gebracht. 

Das  Grabdenkmal,  das  nur  als  Fragment  auf  uns  gekommen  ist,  hatte  vor- 
mals an  der  Nordwand  der  Kirche  seinen  Platz.  Als  diese  aber  i.  J.  1769  durch  den 
noch  jetzt  stehenden  Neubau  ersetzt  wurde,  erhielt  es  eine  andere  Stelle,  wobei  es 
sich  eine  etwas  unglimpfliche  Behandlung  gefallen  lassen  mußte.  Heute  steht  es 
unter  der  hohen,  in  der  Mitte  mit  gekrümmter  Linie  vortretenden  Orgelempore  an 
der  nördlichen  Westwand  der  Kirche.  Erhalten  ist  von  ihm  nur  noch  das  Mittel- 
stück mit  dem  dieses  tragenden  Unterbau,  während  Sockel  und  Aufsatz  nicht  auf 
uns  gekommen  sind.  So  ruht  das  Monument,  das  sich  ähnlich  dem  in  St.  Martin 
zu  Forchheim  ehedem  in  Form  eines  Altares  aufbaute,  direkt  auf  dem  Fußboden 
des  Gotteshauses  auf. 

Der  predellenförmige  Unterbau,  der  seitwärts  mit  plastisch  gerollten  Schnecken 
heraustritt,  ist  in  zwei  Hälften  geteilt,  die  als  Inschrifttafeln  behandelt  sind.  Die 
hier  begonnene  Zweiteilung  setzt  sich  mit  Konsequenz  auch  im  Schrein  fort,  dessen 
Mitte  durch  einen  Crucifixus  bezeichnet  erscheint.  Zu  seinen  Füßen  kniet  die  Familie 
des  Verstorbenen,  links  in  Rüstung,  in  kräftiger  Dreiviertelplastik  herausgearbeitet. 


Abb.  4.    Zeichen  Hans  Werners 
an  dem  Grabdenkmal  in  Kirchehrenbach. 

das  Familienoberhaupt,  rechts,  in  gleicher  Weise  behandelt,  die  Gattin.  Vor  dem 
Mann  knien  auf  einem  schräg  ansteigenden  erhöhten  Postament  fünf  Söhnchen. 
\or  der  Frau,  unmittelbar  vor  ihr  befindlich,  vier  Töchterchen.  Der  Eckraum 
hinter  dem  Vater  wird  durch  den  Helm  mit  geöffnetem  Visier  und  Federbusch,  unter 
dem  ein  Handschuh  liegt,  ausgefüllt.  Wie  beim  Forchheimer  Grabmal  ist  auch 
hier  die  obere  Schreinfläche  von  der  unteren  geschieden,  und  zwar  hier  durch  schlichte 


22)  B  1  e  d  er  m  a  n  n,  Geschlechts- Register  der  Reichs- Frey-unmittelbaren  Ritterschaft 
Landes  zu  Francken  löbhchen  Orts- Gebürg,  1747.  bringt  Taf.  CCLIII  über  beide  folgende  Notiz: 
..Wilhelm  Junior  von  Wiesenthau  zu  Wiesenthau,  Hundshaupten  und  Pretsfeld,  Hochfürstlich 
Bambergischer  Ober-Schultheiß  zu  Forchheim  und  Amtmann  zu  Neukirchen.  Marioffstein  und 
Wolffsberg.  Gemahn.  Anna  von  Redwitz,  Herrn  Emmerans  von  Redwitz  zu  Theisenorth,  Hoch- 
fürstlich Bambergischen  Amtmanns  zu  Höchstädt.  und  Frauen  Barbara  von  Redwitz,  einer  ge- 
bornen  von  Redwitz,  Tochter,  vermählt  anno  1568".  Kurz  erwähnt  wird  unser  Grabmal,  doch 
ohne  nähere  Bezeichnung,  bei  Georg  Dehio,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler,  Bd.  I., 
S.  158.  Die  diesbezüghche  Notiz  ist  aber  dahin  zu  rektifizieren,  daß  sich  nicht  drei,  sondern  nur 
zwei  Grahmäler  der  Familie  Wiesenthau  in  der   Kirche  befinden.     Die  Zahl  1587  ist  zu  streichen. 


108         HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SP.4TRE.NAISSANCE. 


Horizontalgesimse.    Die  so  entstandenen  beiderseitigen   Füllungen  zeigen  je  eine 
plastisch   herausgearbeitete,    von    RolKverk   begleitete,    diagonal   gestellte   Schrift- 
tafeK  über  der  jedesmal  ein  Engelsfigürchen  in  ruhender  Haltung  angebracht  ist. 
Leider  sind  die  beiden  Figürchen  stark  lädiert.    Dasjenige  über  der  linken  Tafel 
hält  in  dei    Linken  einen  Totenschädel.     Die   Inschrift  dieser  Tafel  lautet: 
I.M  MEIN   ELEND  WAR  DIS  MEIN  TROST 
ICH   SPRACH   ER  LEBT  DER  MICH   ERLOST 
AVE  DEN   ICH    IN  DER  NOTT  VERTPAVTT 
WIRDT   MICH    WIEDER   MITT   MEINER    HAVTT 
VMB   GEBEN  DAS   ICH   AVS  DER   ERDT 
VOM  TODT  WIEDER   ERWECK ETT  WERDT 
IN   MEINEM    FLAISCH   WERDE    ICH    GOTT   SEHE 
IST   GEWISLICH   WAR   VND   WIRDT    GESCHEHE. 
Auf  der  rechten  Schrifttafel  lesen  wir: 

LUCE  AM  2 
IM  FRIEDE   BIN   ICH  DAHIN  GEFAHREN 
DENN  MEINE  AVGEN   GESEHEN   HABEN 
DEIN   HEVLANDT   HERR   VON   DIR   BEREITT 
ZVM  LICHT  DER   GA.NZEN  CRISTENNHEiTT 
IN  DES   RVG   ICH    IN   DISER   KRVFFT 
BIS  AVE  MEINS  HERREN  WIDERKVNFFT. 
Unmittelbar  über  dem  Gekreuzigten  ist  eine  schräg  gestellte  Tafel  mit  dem 
bekannten  Spruch  „Also  hat  Gott  die  Welt  geliebt"  etc.  angebracht. 

Wie  in  Unterleiterbach,  Gößweinstein  und  Forchheim,  so  wird  auch  hier 
der  Schrein  von  zwei  freistehenden  Säulen  begleitet,  die  vorn  mit  frei  heraus- 
gearbeiteten Wappenschildchen  behängt  sind.  An  jeder  Säule  werden  ihrer  sieben 
bemerkt.  Die  Säulen  sind  wie  am  Forchheimer  Aufsatz  im  unteren  Teil  gewunden 
kanneliert,  während  sie  im  oberen  Teil  ganz  dünn  und  flach  ausgeprägtes  Renais- 
sanceornament aufweisen.  Sie  haben  zierlich  behandelte  Kompositkapitäle.  oberhalb 
welcher  die  Wappen  des  Ehepaares  angebracht  sind. 

Das  in  feinkörnigem  Sandstein  errichtete  Monument  mißt  in  seinem  heutigen 
Zustand  2,35  m  in  der  Höhe  und  2,20  m  in  der  Breite. 

Seine  Wertbeurteilung  wird  durch  den  schlechten  Erhaltungszustand  erschwert. 
Manche  Einzelheit  ist  im  Laufe  der  Zeit  zu  Grunde  gegangen.  Soviel  aber  läßt 
sich  wahrnehmen,  daß  Ornament  und  Architektur  sicher  gearbeitet  und  gegliedert 
sind.  Die  Figuren  sind  durch  präzise  und  scharfe  Technik  gekennzeichnet.  Nur 
am  Gewand  der  Frau  finden  sich  weicher  behandelte  Partien.  Der  Künstler  hat 
die  beiden  Hauptfiguren  bewußt  herausgehoben.  Auf  sie  hat  er  seine  ganze  Kraft 
konzentriert  und  ihnen  darum  eine  besonders  sorgfältige  Durchbildung  zuteil  werden 
lassen.  Die  starke  Betonung  im  Figürlichen  bewirkt  eine  monumentale  Ruhe  im 
ganzen,  zu  der  auch  die  konsequent  durchgeführte  Zweiteilung  beiträgt.  .Alles  andere 
erscheint  als  untergeordnetes  Beiwerk,  das  ebenso  gut  fehlen  könnte,  das  man  aber 
nicht  missen  möchte.  Der  seitliche  Säulenabschluß  wirkt  wohltuend.  Man  sieht,  der 
Meister  hat  in  der  Komposition  wesentliche  Fortschritte  gemacht:  er  erweist  sich 
hier  in  erhöhtem  Grade   als  geschickt   in   der  Zusammenfassung  von  Architektur. 


Mitteilungen  aus  dem  Oerman.  Nationalniuseum.    1909. 


Taf.  XXX. 


Hans  Werner: 
Grabdenkmal  des  Bischofs  Ernst  von  Mengersdorf  in  der  Michaelskirche 

zu  Bamberg.     1595  96. 


VON   DR.    FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  109 


dekorativer  Plastik,  von  einzelnen  Fi.t,nn-en  und  (;ruppen.  Glücklich  ist  er  hier 
namentlich  in  den  Hauptfi.truren,  während  die  Kinder  recht  schematisch  behandelt 
sind  und  der  Gekreuzis^te  kalt  und  empfindungslos  wirkt. 

Fibenso  wie  dieses  Grabdenkmal  führt  auch  dasjenige  des  i.  J.  1595  ver- 
storbenen Siegmund  von  Wiesenth au '"•'')  in  der  geräumigen,  eine  ganz  andere  Stil 
epoche  repräsentierenden  Kirche  ein  etwas  sehr  isoliertes  Dasein.  Fs  unterliegt 
keinem  Zweifel,  daß  es  ebenfalls  von  Hans  Werner  herrührt.  Da  ich  mir  aber  vor- 
genommen, zunächst  nur  bezeichnete  .Arbeiten  des  Künstlers  zu  bringen,  um  auf 
diese  Weise  ein  festes  Gerüst  für  die  Darstellung  seines  Lebenswerkes  zu  schaffen, 
so  muß  ich  es  mir  versagen,  näher  auf  dieses  Monument  einzugehen.  Soviel  nur 
sei  angemerkt,  daß  es  weit  stärker  verstümmelt  ist  als  das  Grabmal  des  Wilhelm 
von  Wiesenthau,  daß  die  für  sich  allein  kniende  Figur  des  Verstorbenen  von  guter 
Auffassung  zeugt,  und  daß  das  Antlitz  weit  besser  charakterisiert  ist  als  das  des 
Wilhelm  von  Wiesenthau.    Es  bekundet  in  den  Mienen  tiefste  Ergebenheit. 


Nr  5. 
Grabdenkmai  des  Bischofs  Ernst  von  Mengersdorf  in  der  Michaeisiiirche 

zu  Bamberg.     1595/96. 

Das  Monument  geliört  zu  den  10  fürstbischöflichen  Epitaphien  aus  der  Re- 
naissance- und  Rokokoperiode,  welche  früher  im  Dom  aufgestellt  waren,  aber  bei 
der  durch  König  Ludwig  L  veranlaßten  Wiederherstellung  desselben  „im  ursprüng- 
lichen Stile"  im  August  des  Jahres  1838  in  die  Michaelskirche  transferiert  wurden, 
weil  nach  der  königlichen  Weisung  vom  22.  Mai  18)7  dieselben  wegen  ihrer  kolos- 
salen Größe  im  Kreuzgange  ohne  Verstümmelung  nicht  unterzubringen  waren  ■•^*). 
Heute  an  der  Wand  des  nördlichen  Seitenschiffes  der  Michaelskirche  aufgerichtet, 
nimmt  es,  was  Ebenmäßigßeit  des  Aufbaues  und  Mannigfaltigkeit  der  Einzelaus- 
bildung anbetrifft,  unter  den  aus  dem  Dom  hierher  versetzten  Grabdenkmälern 
die  erste  Stelle  ein.  Man  sieht  es  auf  den  ersten  Blick,  daß  dem  Künstler  hier  keinerlei 
Beschränkung  auferlegt  war.  Er  brauchte  nicht  Maß  zu  halten  in  den  Mitteln 
und  in  der  Materialverwendung,  es  war  ihm  volle  Freiheit. gegeben.  So  konnte  er 
seiner  schöpferischen  Phantasie  ungezügelten  Spielraum  lassen  und  seinem  Können 
einen  glänzenden  Ausdruck  verleihen  ^  5).    Hinzu  kam  wohl  weiter  noch,  daß  es  sich 


23)  Biedermann,  Geschlechts- Register  der  Reichs- Frey-unmittelbaren  Ritterschafft 
Landes  zu  Francken  löblichen  Orts-Gebi.irg,  1747,  bringt  Taf.  CCLIIi  folgende  Notiz  über  ihn: 
..Siegemund  von  Wiesenthau,  Conventualis  des  Klosters  Pantz  und  Probst  desselben  Refiers. 
resignirte,  f  anno  1596.  und  liegt  in  der  Kirche  zu  Kirch- Ehrenbach  begraben".  Die  Jahrzahl 
1596  ist  auf  Grund  der  Inschrift  am  Grabdenkmal  zu  verbessern  in  1595-  Auch  Georg  D  e  h  i  o. 
Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler,  Bd.   1,  S.  158.  bringt  die  richtige  Jahrzahl. 

24)  Vgl.  M.  P  f  i  s  t  e  r,  Geschichte  der  Restauration  der  Domkirche  zu  Bamberg  in  den 
Jahren  1828—1844,  S.  17— 18.  Siehe  auch  M.  Landgraf,  Der  Dom  zu  Bamberg  mit  seinen 
Denkmälern,  Inschriften,  Wappen  und  Gemälden,  Bamberg  1836,  S.  85  f-  Demnach  befand  es 
sich  im  rechten  Seitenschiff  an  der  Wand,  d.  h.  im  nördlichen  Seitenschiff,  und  zwar  im  alleräußersten 
Westen  der  Wand.  Siehe  M.  P  f  i  s  t  e  r,  Der  Dom  zu  Bamberg  vor  der  Restauration  {1828—1837), 
in  dem  Bericht  des  histor.  Ver.  Bamberg  1893  am  Schluß. 

25)  Erwähnt  ist  das  Grabmal  bei  Wilh.  L  0  t  z.  Kunst-Topographie  Deutschlands  II,  S.  37. 
und  zwar  unter  den  bischöflichen  Grabsteinen  aus  dem  Dom  als  „Ernst  v.  Mengersdorf  f  1591, 


110        HANS   WERNER,  EIN   UEITRAÜ  Z.  GESCH.  D.   PLASTIK   D.  DEUTSCH.  SrÄTRENAlSSANCE. 


um  das  Grabdenkmal  eines  seiner  bedeutsamsten  Förderer  handelte  und  der  Künstler 
sich  darum  einer  besonderen  Mühewaltung  befleißigte. 

Schon  dem  Unterbau  ist  deswegen  eine  kunstgerechte  Ausbildung  zuteil  ge- 
worden (Tat.  XXX).  Trauben-  und  Fruchtgirlanden  sowie  kleine  Putten  in  plastischer 
Ausführung  umziehen  die  große  Mittelfüllung,  in  die  eine  Bronzetafel  mit  der  er- 
haben gegossenen  Grabinschrift  eingelassen  ist.    Sie  lautet: 

EPITAPHIVM 
REVERENDISSIMI    CHRISTO    PRINCIPIS    ET   DOMINI,    D,    ERNESTI, 

PIENTISSIMAE 
MEMORIAE  EPISCOPI   BAMBERGENSIS, 
ETC:   QVI  DECESSIT  ANNO  SALVTIS: 
M.  D.    XCI.    XII.  CAL.  NOVEMB:  AETA - 
TIS  VERÖ  SVAE.    XXXVII. 

QUISQUIS  VIATOR  TRÄSIS   HIC  SISTENS   GRADU 
MENGRSDORPII   GENERIS  SACRATO  ANTISTITl 
ERNESTO  HONORIS  ERGO,   QUAE  DICAUIMUS 
MONUMENTA  GERNE.  IS  HUIC  EPISCOPATUl 
OCTENNIUM   (DIEBUS   INDE    QUINQUIES 
DEMPTIS  DECEM)   QUAM  PRAEFUIT  FIDELITER. 
ECCLESIAE  FLOREM  SUAE  PASTOR  VELUT 
TREMENDUS  HERCULES  ET  ARAS  COELITUM, 
ET  GLORIAM  PARENTIS  AETERNI,   ET  SACRAM 
CANAMQ3   DEFENDIT    FIDEM   SPECULUM   VIAE 
VrrAEQ'3  CASTUM   SE   VIDENDUM  DETULIT. 
ALTA   ERUDITIONE  CLARUS   ENGENIJ, 
FACUNDIA  GRATA   ET  LATINA  MAXIME 
POLLEBAT:    HIST0RICASQ3    RES,   TANTUM   SACRAS 
QUANTUM  PROFANAS  NÖRAT  EXACTfe.  OMNIB^. 
MITIS;   BENIGNAM   PRAEBUIT  MANUM  ORPHANIS 
NEC  NON  MAGIS   RES  FLOREANT  VT  PUBLICAE, 
PERAMPLA  MUSIS  DESTINAUIT  ATRIA: 
HAEC  CUIUS  OLIM   VIUUM   HABEBÄT   PRAESULIS 
NUNC   ET  SEPULTUM  COR   FOUET   ET  VISCERÄ. 
QUID  MULTA?    PROTEXIT,   PATRE   VELUT  DECET, 
TOTUM  SUO  SUB  TEGMINE  ALARUM  GREGEM 
DEO03  EUNDEM  REDDIDIT  PLANE  INTEGRUM. 
QUANTA   FIDE   ET  CONSTANTIA   ID  DURAUERIT, 
OMEN  NOTAT  FATALE  PRINCIPIS  PIJ: 


von  Hans  Werner  1596,  aus  Alabaster";  ferner  bei  Georg  D  e  h  i  0,  Handbuch  der  deutschen 
Kunstdenkmäler,  Bd.  I,  S.  34,  auch  hier  mit  dem  Datum  1596  als  Jahr  der  Anfertigung;  dann 
in  Bd.  VI  dei;  Zeitschrift  für  Heimat-  und  Volkskunde  „Deutsche  Gaue",  S.  68;  hier  ist  ebenfalls 
1596  als  Entstehungsjahr  des  Grabmals  angegeben.  Friedrich  Stein.  Geschichte  Frankens, 
Bd.  11,  S.  79,  schildert  den  Bischof  als  hochgebildet.  Er  kam  im  jugendlichen  Alter  von  30  Jahren 
zur  Regierung,  war  Gründer  eines  Gymnasiums  in  Bamberg  und  Vollender  der  fürstlichen  Woh- 
nung auf  dem  Geyerswörth. 


VON   DR.    FRITZ  TRAUGOTl'  SCHULZ.  111 

VICINUS  VT  LETHO,   PROPINQUUM  TERMINUM 
SUBSENTIENS  NUTU  DEI   ADUERTIT  CAPUT 
POST  SE  NOUUM  PRAEORDINATUM   ECCLESIAE. 
HAEC   LAUS   SOLO    REST  AT:    VOLAUIT    IN    POLUM 
MENS  GLORIOSOS  AD  BEATORUM  CHOROS. 
TU   QUISQUIS   ES,   BENE  HiS   PRECATE   (!)   AlANIBUS 
SED  ET  NYDHARDI  DIGNITATE  PROXIMI 
HOC  SAXO    HONORES  VLTIMOS   QUI   FRIGIDIS 
FERT  ARTUBUS.    PIJS  MEMOR  VOTIS  VALE^«). 

Aus  dem  Schlußsatz  geht  hervor,  daß  es  Neidhart  von  Thüngen  (1591  bis 
1598),  der  Nachfolger  Ernsts  von  Mengersdorf,  war,  der  ihm  dieses  prächtige  Monu- 
ment errichten  ließ.  Nach  freundlicher  Mitteilung  des  Kgl.  Kreisarchivs  in  Bam- 
berg findet  sich  in  der  fürstbischöflich  bambergischen  Hofkammerzahlamtsrechnung 
de  1595/96  unter  dem  Titel  ,,Pro  Diuersis"  an  markierter  Stelle  folgender  Eintrag: 
„Weiland  Bischoff  Ernsten  Hoclöblicher  seliger  gedechtnus  Epitaphium  vnnd  des- 
selben Verlag  betreffent.  11 11*^  guidein  seindt  Hannszen  Werrner  Bildthauern  Alhie 
für  sein  arbeit  so  er  an  nochgedachts  meines  gnedigen  fursten  vnnd  herrn  hoch- 
loblicher  seeliger  gedechtnis  Epitaphio  vermög  Meister  Aszmuszen  Braun  Paumeisters 
in  nahmen  fl.  gl.  mit  ime  verglichenen  verdings,  gethun  zu  vnnterschidtlichen 
mahln  aus  fürstlicher  cammer  zalt  worden"  (cf.  Biographische  Skizzen  über  Ernst 
von  Mengersdorf,  Fürstbischof  von  Bamberg,  von  J.  Metzner.  Domkapitular  in  Bam- 
berg, 1886,  S.  20  Anm.). 

Nun  folgt  eine  kräftige,  gerundet  vortretende,  hübsch  ornamentierte  Aus- 
ladung, auf  der  über  schräg  gestellter  Platte  die  marmorne  Gestalt  des  Bischofs  ruht. 
Sein  Haupt  wird  von  zwei  Büchern  gestützt.  Das  bärtige  Antlitz  mit  den  stark 
eingefallenen  Augen  und  der  scharf  vortretenden  Nase  lassen  darauf  schließen,  daß 
der  Künstler  nach  der  Totenmaske  des  Entschlafenen  gearbeitet  hat.  Die  Hände 
halten  über  dem  Leib  den  Krummstab  und  ein  aufgeschlagenes  Buch  (Stab 
und  Buch  sind  stark  lädiert.  Auch  von  der  Mitra  fehlt  ein  Stück).  Die  Alba  ist 
reich  damasziert.  Drei  wehklagende,  ebenfalls  in  Marmor  gearbeitete  Engel  mit 
Kandelabern  in  den  Händen  sitzen  zu  Füßen,  zu  Häupten  und  zur  Seite  des  Bischofs. 
Angebracht  sind  sie  über  runden  Sandsteinsockeln,  die  unterhalb  des  Randes  der 
Auskragung   in   plastisch   gearbeiteten   Marmorknäufen   endigen. 

Den  wichtigsten  Bestandteil  des  Monuments  bildet  die  sich  über  schlichtem 
Sandsteinunterbau  erhebende,  ganz  in  Marmor  ausgeführte  Rückwand.  Sie  ist 
durch  Säulen  mit  Kompositkapitälen  in  ein  größeres  Mittelstück  und  zwei  schmale 
Seitenteile  aufgelöst,  die  in  perspektivischer  Darstellung  das  Innere  einer  dreischif- 
figen  Kirche  zeigen.  Um  zunächst  beim  Mittelteil  zu  bleiben,  so  blicken  wir  hier 
in  einen  über  acht  Säulen  gewölbten  Raum  hinein,  dessen  Rückwand  durch  ein 
Rosenfenster  erhellt  und  der  an  den  Seiten  von  Emporen  mit  Dockenbalustraden 
umzogen  wird.  Die  Rippen  durchdringen  sich  in  den  Scheiteln  der  Stichkappen. 
An  den  Stirnflächen  der  nach  vorn  verlaufenden   Rippen  sind  die  Buchstaben  H 


26)  Die  Wiedergabe  der  Inschrift  bei  L  a  n  d  g  r  a  f  a.  a.  O.  ist  in  vielen  Einzelheiten  fehler- 
haft.    Statt  ,,precate'"  ist  wohl  ..precare"  zu  lesen,  wies  es  schon  Landgraf  getan  hat. 


112        HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

und  W  (  Hans  Werner)  angebracht.  Hoch  oben  vom  Gewölbe  schwebt  ein  Engel 
mit  flatterndem  Schriftband  in  den  Händen  herab.  Aus  den  spitzbogigen  Nischen 
der  seitlichen  Emporen  schauen  links  zwei,  rechts  drei  kleine  Figuren  dem  sich  unten 
im  Mittelschiff  der  Kirche  abspielenden  Vorgang  zu.  Vor  der  Rückwand  thront  der 
zwölfjährige  Jesusknabe,  zu  dem  eben  die  Eltern,  die  ihn  gesucht,  herantreten.  Mit 
den  Gebärden  der  Rede  wendet  er  sich  der  Mutter  zu,  scheinbar  die  Worte  sprechend : 
„Warum  habet  ihr  mich  gesucht  ?  Wußtet  ihr  nicht,  daß  ich  in  dem  sein  muß,  was 
meines  Vaters  ist.^"  (Luc.  II.  49).  Nach  dem  Vordergrund  zu  sitzen  bezw.  stehen 
die  „Lehrer",  welche  sieben  an  der  Zahl  in  Mienen  und  Gebärden  ihrer  staunenden 
Verwunderung  Ausdruck  geben  über  seine  Einsicht  und  seine  Antworten.  In  ihren 
Antlitzen  ist  eine  auffallend  derbe  Charakteristik  des  israelitischen  Typus  angestrebt. 
Leider  sind  die  im  Ausdruck  und  in  der  Gewandung  mit  Fleiß  durchmodellierten  kleinen 
Figuren  in  vielen  Einzelheiten  beschädigt  auf  uns  gekommen.  Der  eine  und  andere 
Defekt  ließe  sich  vielleicht  beheben,  da  noch  verschiedene  Trümmer  vorhanden  sind. 
Die  schmäleren  Seitenschiffe  sind  durch  die  vom  Mittelschiff  durchlaufende 
Dockenbrüstung  in  zwei  Geschosse  geschieden.  Im  unteren  wird  links  ein  bettelnder 
Krüppel  in  sitzender  Stellung  mit  dem  Hut  in  der  Hand,  rechts  ein  solcher,  der 
auf  Krücken  sich  stützend  sich  aus  dem  Inneren  herauszubewegen  bestrebt  ist,  be- 
merkt. Die  Einwölbung  der  Emporen  ist  noch  nicht  abgeschlossen.  Links  sehen 
wir  Maurer  bei  der  Arbeit.  Einer  von  ihnen  trägt  das  mörtelgefüllte  Faß  auf  dem 
Kopf.  Ein  anderer  steht  auf  dem  Gerüst  neben  einem  Mörtelfaß,  an  dessen  Rand 
die  Kelle  steckt,  und  hilft  einem  weiter  oben  befindlichen  Kollegen,  der  ein  größeres 
Werkstück  emporwindet.  Es  handelt  sich  scheinbar  darum,  den  noch  unfertigen 
Bogen  zu  schließen.  Der  Bogen  der  oberen  Empore  des  rechten  Seitenschiffs  steht 
jedoch  bereits  fertig  da.  Unten  helfen  drei  Männer  einem  anderen  über  dem  Bogen 
einen  großen  Balken  herauf  befördern.  Im  Gegensatz  zum  Mittelschiff  sind  die 
Seitenschiffe  mit  Sandsteingesimsen  abgeschlossen,  welche  schräg  nach  außen  em- 
porsteigen. Auf  den  Schrägen  ruhen  in  Marmor  gearbeitete  Putten  mit  Toten- 
schädeln. Auch  das  Kranzgesims  über  dem  Mittelstück  ist  in  Sandstein  ausgeführt 
und  wie  diejenigen  über  den  Seitenteilen  mit  einem  zierlich  reliefierten  Akanthus- 
blattfries  geschmückt.  Die  Zwickel  der  Hauptarkade  weisen  zwei  kleine  Figürchen 
auf,  das  eine  mit  Schwert  und  Wage,  das  andere  mit  einer  Schlange.  Wir 
haben  in  ihnen  symbolische  Andeutungen  der  Hauptcharaktereigenschaften  des 
Entschlafenen  zu  sehen.  Aufmerksam  zu  machen  ist  weiterhin  auf  die  sinnreich 
reliefierten  Sockel  der  vier  vorderen  Säulen,  wo  wir,  umgeben  von  naturalistischem 
Ranken  werk,  kleine  Putten  finden.  Von  links  begonnen,  hält  der  erste  einen  Zirkel 
und  eine  Kugel  in  Händen,  der  zweite  eine  Viola  und  ein  Notenbuch,  der  dritte 
eine  Leier  und  eine  Harfe,  der  vierte  ein  Säulenbündel  und  ein  Winkelmaß.  Es 
ist  unschwer,  hieraus  symbolische  Beziehungen  zu  der  Persönlichkeit  des  Verstorbenen 
abzuleiten.  Unter  anderem  ist  von  ihm  bekannt,  daß  unter  seiner  Regierung  das 
heute  noch  bestehende  Priesterhaus  (Ernestinisches  Klerikalseminar),  sowie  das 
alte  Gymnasium  gegründet  und  die  fürstliche  Wohnung  auf  dem  Geyerswörth 
vollendet  wurde.  Auch  in  der  Hauptdarstellung  könnte  man  einen  Bezug  hierauf 
sehen,  zum  mindesten  aber  in  dem  noch  unvollendeten  Gewölbebau  der  Seitenteile 
vgl.  auch  hierzu  M.  Landgraf  a.  a.  0.  S.  86). 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  113 


Wir  kommen  nunmehr  zum  Aufsatz,  dessen  rechteckig  vertiefter  unterer  Teil  in 
Sandstein  ausgeführt  ist.  In  der  Füllung  haben,  in  Marmor  gearbeitet,  das  Wappen 
des  Bistums  Bamberg  und  das  Familienwappen  des  Bischofs-')  Platz  gefunden.  Dar- 
über schwebt  die  Bischofsmütze.  Den  übiigen  Raum  nehmen,  diagonal  gestellt, 
ein  Kreuzstab  und  ein  Krummstab  ein.  An  den  Leibungen  der  Füllungen  sind  die 
Agnatenv/appen  des  Bischofs,  von  denen  jedoch  eins  fehlt,  angebracht.  Nach 
M.  Landgraf  sind  bezw.  waren  es  folgende:  Mengersdorf,  Wallenfels,  Trautenberg, 
Redwitz,  Würzburg  (fehlt),  Redwitz,  Thann  und  Fuchs.  Aus  der  Mitte  des  Sturzes 
schaut  aus  einer  Kartusche  ein  Köpfchen  heraus.  Vielleicht  ist  es  der  Künstler 
selbst,  worauf  die  Ähnlichkeit  mit  seinem  Selbstbildnis  am  Forchheimer  Grabmal 
schließen  lassen  möchte.  Vor  den  mit  Voluten  konturierten  Seitenwangen  stehen, 
wiederum  in  Marmor  gearbeitet,  die  allegorischen  Figuren  der  Liebe  und  Hoffnung, 
links  eine  jugendliche  Frauengestalt  mit  einem  Kind  auf  dem  Arm,  ein  zweites  an 
der  Hand,  rechts  eine  Frau  in  reiferen  Jahren  mit  dem  Anker  (zerbrochen)  in  der 
einen  und  einer  Taube  auf  der  anderen  Hand;  ihr  Antlitz  ist  sinnend  empor- 
gerichtet. Die  fast  bis  zum  Scheitel  des  Schildbogens  emporwachsende  Bekrönung 
ist  ganz  in  Marmor  ausgeführt.  Sie  verjüngt  sich  in  Form  eines  spitzen  Winkels 
nach  oben.  Als  Stützpunkt  des  Ganzen  dienen  die  das  Grab  umlagernden  Wächter, 
aus  dem  soeben,  von  einer  Strahlenglorie  umrahmt,  der  Auferstandene  emporschwebt. 
Den  obersten  Abschluß  bildet  die  schlanke  Figur  des  Glaubens,  die  in  der  Rechten 
einen  Kelch,  in  der  Linken  ein  Kruzifix  hält. 

Das  Monument  hat  eine  Höhe  von  nahezu  7  Metern.  Seine  größte  Breite 
beträgt  rund  2,20  m.  Es  ist  sowohl  in  technischer  wie  in  künstlerischer  Beziehung 
eine  hervorragende  Leistung.  Dadurch,  daß  die  tragenden  Architekturteile  gleich- 
sam als  das  umrahmende  Gerüst  in  Sandstein,  die  figürlichen  Teile  in  Marmor  aus- 
geführt sind,  ergibt  sich  von  selbst  ein  imposantes  Gesamtbild.  Hinzu  kommt  die 
klar  ausgeprägte  Idee,  die  folgerecht  durchgeführt  erscheint.  Eine  heute  nur 
in  Resten  vorhandene  teilweise  Vergoldung  muß  die  auch  jetzt  noch  sehr  annehm- 
bare Material-Wirkung  nicht  unwesentlich  gesteigert  haben -^).  Die  von  Hans  Werner 
gewohnte  scharfe  Akzentuierung  in  der  Charakteristik  des  Ornaments  tritt  auch 
hier  prägnant  zutage.  Sehr  umfangreich  aber  war  bei  diese  m  Denkmal  die 
figurale  Arbeit.  Die  im  Tode  ruhende  Hauptfigur  ist  von  ergreifender  Würde.  Er- 
staunlich ist  der  realistische  Zug  im  Wesen  des  Meisters,  der  sich  hier  wie  sonst  an 
keinem  anderen  Werk  in  so  nachhaltiger  Weise  äußert.  Man  vergegenwärtige  sich 
nur  den  Gegensatz  zwischen  der  Gruppe  des  zwölfjährigen  Jesusknaben  im  Tempel 
und  den  durchaus  dem  alltäglichen  Leben  entnommenen  kleinen  Szenen  in  den 
Seitenschiffen.  Wir  haben  in  Hans  Werner  einen  Künstler  vor  uns,  der  seine  eigenen 
Beobachtungen  macht,  der  sich  nicht  scheut,  eine  lebensfrische  Auffassung  zu  paaren 
mit  dem  Ernst,  dem  gerecht  zu  werden  ihm  in  erster  Linie  oblag.  Sein  persön- 
liches Moment  kommt  gerade  hier  stark  impulsiv  zum  Ausdruck. 

27)  Das  Schild  ist  durch  eine  zehnzackige  Linie  horizontal  geteilt.  Das  obere  Feld  ist 
durch  eine  Vertikale  in  zwei  Hälften  geschieden  und  zeigt  links  eine  blaue  Rose  in  weißem  Feld, 
rechts  eine  weiße  Rose  in  rotem  Feld.  Das  untere  Feld  enthält  über  blauem  Grund  eine  rote  Rose. 
Siehe  Siebmacher  I,  106,  und  M.  L  a  n  d  g  r  a  f  a.  a.  O.  S.  86. 

28)  Das  Grabmal  scheint  bei  seiner  Versetzung  eine  Säuberung  erfahren  zu  haben,  denn 
wir  lesen  in   dem  erwähnten,    1836  von  M.  Landgraf  herausgegebenen  Buch  über  den  Bam- 

Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.    19C9.  g 


114         HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Nr.  6. 

Grabdenkmal  des  Hieronymus  Kreß  in  der  Pfarrkirche  zu  Kraftshof  b.  Nürnberg. 

Nach  1596. 

Im  Langhaus  der  Kirche  zur  Linken  des  Chorbogens  aufgestellt,  weist  dieses 
Monument ^^)  in  seinem  Aufbau  manche  Eigentümlichkeiten  auf,  die  sonst  bei  Hans 
Werner  nicht  häufig  vorkommen  —  ein  Zeichen  für  das  wenig  schablonenhafte  Ar- 
beiten des  Künstlers.  Maßgebend  für  die  Gesamtgliederung  war  die  vertikale  Mitte. 
Schon  der  Unterbau  ist  geteilt  (Taf.  XXXI).  Seine  Mitte  bildet  eine  Pilastervorlage  mit 
kräftig  vorspringender  Facette,  die  sich  nach  oben  zu  einer  bauchig  herausschneidenden 
Kartusche  mit  plastisch  gearbeiteter  Maske  weiter  entwickelt.  Diese  hält  in  ihrem 
Maul  frei  gemeißelte  Lorbeergirlanden,  welche  seitlich  an  Ohren  aufgehängt  sind. 
Die  beiden  Hälften  des  Sockels  sind  ebenfalls  mit  stark  vortretenden  Facetten  belebt. 
Nach  oben  ladet  der  Unterbau  beiderseits  aus  und  wird  von  einem  derben  Zahnschnitt- 
fries mit  darüber  lagerndem  Wulst  abgeschlossen.  Es  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß 
er  infolge  seiner  kräftigen  Durchbildung  den  Charakter  eines  tragenden  Gliedes  deut- 
lich zur  Schau  trägt. 

An  dem  Kämpfer  der  Pila.stervorlage  das  Zeichen  Hans  Werners  (siehe  Abb.  5)- 

Die  vertikale  Mitte  scheint  durch  die  Figur  des  Verstorbenen  unterbrochen, 

denn  dieser  steht  mit  ausgebogener  Hüfte  da.    Sieht  man  jedoch  genauer  hin,  so 

wird  man  finden,  daß  die  Füße  und  der  Kopf  die  einmal  festgelegte  Gerade  weiter- 


Abb.  5.    Zeichen  Kans  Werners 
an  dem  Grabdenkmal  in  Kraftshof. 

führen.  Hans  Werner  war  künstlerisch  nicht  so  einseitig,  daß  er  mit  starrer  Energie 
die  Durchführung  eines  Prinzips  verfolgt  hätte.  Er  mochte  belebender  Faktoren 
nicht  entraten,  und  das  hier  um  so  mehr,  als  er  nur  mit  einer  Figur  zu  operieren  hatte. 
Diese  hat  eine  Höhe  von  1,75  m  und  steht  in  einer  kleeblattbogig  geschlossenen 
Nische,  die  seitwärts  von  Säulen  begleitet  wird.  Das  Antlitz  trägt  porträtmäßige 
Züge.  Es  ist  vor  allem  auf  die  Falten  an  der  Stirn,  auf  die  energisch  vortretenden 
Schläfen,  auf  das  Fleischige  der  Backen  und  die  Form  des  Knebelbartes  aufmerk- 
sam zu  machen.  Die  Figur  ist  gerüstet.  Der  Harnisch  weist  reiche  ornamentale 
Verzierungen  auf.     Über  ihn  ist  eine  Schärpe  gelegt,  die  von  der  linken  Schulter 


berger  Dom,  S.  86:  „Das  Monument  dieses  so  wichtigen  Mannes  ist  sehr  beschädigt  und  von  dem 
ewigen  Lichte,  welches  früher  da  brannte,  ganz  von  Rauch  überzogen,  und  könnte  mit  wenigen 
Kosten  aus  dem  ernestinischen  Priesterhausfonde  wieder  hergerichtet  werden,  wofür  sich  die  Ver- 
waltung früher  schon  ausgesprochen  hatte". 

29)  Vgl.   Dr.   Fritz  Traugott  Schulz,  Die  St.   Georgenkirche  in   Kraftshof,  Straßburg, 
J.   H.  Ed.   Heitz  (Heitz  &  Mündel)  1909,  S.  60—61,  mit  Abb.  auf  Taf.    XVIII. 


Mitteilungen  aus  dem  Gerinan.  Nationalmuseum.     IQOQ. 


Taf.  XXXI. 


Hans  Werner: 
Grabdenkmal  des  Hieronymus  Kreß  in  der  Pfarrkirche  zu  Kraftshof. 

Nach  1596. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  115 

nach  der  rechten  Hüfte  herabläuft.  Dadurch  daß  die  Rechte  den  mit  einem  Ranken- 
band  umwundenen  Feldherrnstab  gegen  die  Seite  stemmt,  ist  ein  leichtes  Heraus- 
treten der  linken  Hüfte  bedingt.  Wie  schon  angedeutet,  wurde  hierdurch  eine  vorteil- 
hafte Belebung  des  Ganzen  herbeigeführt.  Die  Linke  ruht  über  der  Hüfte.  Rechts 
unten  hat  der  mit  zwei  Federn  geschmückte  Helm  Platz  gefunden.  Die  Figur  ist 
in  Dreiviertelplastik  gearbeitet. 

Der  Nischenbogen  schließt  oberhalb  der  Figur  nicht  etwa  ab,  sondern  wird 
hier  zu  einer  ornamentierten  Pilastervorlage  mit  seitlichen  Ohren  weitergeführt, 
die  sich  nach  oben  in  drei  Arme  scheidet,  von  denen  der  mittlere  als  Kartusche  über 
das  Kranzgesims  herüberschneidet  und  mit  einem  für  Hans  Werner  so  recht  charakte- 
ristischen geflügelten  Engelskopf  versehen  ist. 

In  den  so  entstehenden  Zwickeln  haben  die  Wappen  Kreß-Freydel  Platz  ge- 
funden^"). Sie  sind  mit  der  Helmzier  und  Helmdecken  versehen.  Nach  außen 
hängen  diese  über  die  seitlichen  Säulen  herüber,  die  in  ihrem  unteren  Teil  durch 
Stäbe  verstärkt  und  oben  zu  kelchförmigen  Kapitalen  mit  halbrunden  Platten  aus- 
gebildet sind.  Ein  stehender  Akanthusblattfries  belebt  sowohl  diese,  wie  das  Kranz- 
gesims. 

Sollte  ein  Grabdenkmal  wie  das  vorliegende  —  und  noch  dazu  mit  nur  einer  Figur 
—  zu  wirklich  monumentaler  Würde  gereift  werden,  so  bedurfte  es  seitlicher  Glieder, 
die  dem  Auge  den  Übergang  nach  oben  vermitteln  helfen  und  zugleich  als  stützender 
Halt  erscheinen.  Sehen  wir  zu,  wie  Hans  Werner  diesem  ästhetischen  Bedürfnis 
Rechnung  getragen!  Er  nahm  die  Figur  als  Mitte  und  umgab  sie  mit  reichem  orna- 
mentalem Beiwerk,  das  uns  wie  ein  Ausklingen  der  Figur  anmutet  und  doch  des 
Charakters  eines  konstruktiv  notwendigen  Faktors  nicht  entbehrt.  Schon  die  Säulen 
hatten  unten  eine  Verstärkung  erhalten.  Hans  Werner  versieht  sie  aber  weiterhin  mit 
sockelfömiigen  Seitengliedern,  die  mit  Rollwerkkartuschen  und  hornartigen  Gliedern 
ausgestattet  sind,  und  baut  über  ihnen  mächtige  Karyatiden  auf,  die  fast  um  40  cm 
über  die  Säulen  heraustreten  und  durch  ihre  massige  Wucht  Eindruck  machen.  Unten 
sind  sie  zu  Schnecken  aufgerollt,  nach  innen  zu  dreiteiligen  Blättern  weitergeführt 
und  außen  mit  einem  Perlenband  und  aufgelegten  Scheiben  verziert.  Hinter  den 
Köpfen  hängt  an  Ringen  plastisch  gearbeitetes  Fruchtwerk  herab.  Eine  schmale 
Tuchdraperie  läuft  nach  unten  fort  und  endet  hier  in  einem  längs  durchschnittenen 
Pinienzapfen.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  das  Grabdenkmal  erst  durch  die  seitlichen 
Zierglieder  eine  wirksame  Silhouette  erhalten  hat,  daß  diese  ihm  erst  seine  imposante 
Gesamterscheinung  gegeben.  Und  merkwürdig  genug  ist  es,  daß  der  Künstler,  der 
an  den  Helmdecken  und  den  Schmuckteilen  des  Harnisches  mit  solch  ängstlichem 
Fleiß  gearbeitet,  hier  in  so  kühner  Art  aus  sich  herausgegangen  ist  und  ein  freischöpfe- 
risches Schalten  mit  den  Formen  seiner  Zeit  entfaltet,  das  wir  sehr  wohl  als  virtuos 
bezeichnen  können.  Daß  er  dabei  das  rechte  Mittelmaß  nicht  ganz  innegehalten 
hat,  müssen  wir  auf  Rechnung  seines  Temperaments  setzen. 


30)  Hieronymus  Kreß  hatte  Rosina  von  Freydel,  Herrn  Christophs  von  Freydel  zu  Har- 
hofen,  und  Frauen  Mariae  von  Freydel,  einer  gebornen  Schweickerin,  Tochter  zur  Frau.  Diese 
wurde  am  19.  Juni  1554  geboren  und  starb  i.  J.  1607.  Sie  heirateten  am  29.  April  1577-  Bieder- 
mann, Taf.  CCXCIV. 

8* 


116        HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Der  Aufsatz  erscheint  im  Vergleich  zu  dem  reich  bewegten  Mittelteil  etwas 
gedrungen  und  einfach.  Er  war  in  erster  Linie  zur  Aufnahme  der  Schrifttafel  bestimmt. 
Ein  volles  harmonisches  Ausklingen  wird  durch  ihn  nicht  herbeigeführt.  Zu  den 
Seiten  der  Schrifttafel,  deren  Inhalt  wir  weiter  unten  mitteilen  werden,  finden  wir 
eine  Sanduhr  und  das  Zifferblatt  einer  richtigen  Uhr  angeordnet.  Dann  folgen  zwei 
hornartige  Glieder,  die  nach  oben  emporleiten.  Die  Bekrönung  tritt  zur  Fortführung 
der  vertikalen  Mitte  über  einer  Muschel  mit  einem  halbrunden  Sockel  heraus,  auf 
dem  ein  Totenkopf  in  einer  muschelartig  ausgebildeten  Nische  ruht.  Schnecken 
und  Voluten  bilden  die  Weiterleitung  nach  oben.  Die  abschließende  Spitze  fehlt. 
Daß  eine  solche  ehedem  vorhanden,  lehrt  die  oben  befindliche  Konsole.  Wahrschein- 
lich bestand  sie  in  einem  Obelisken. 

Die  in  erhabener  Arbeit  auf  einer  Bronzeplatte  angebrachte  Inschrift  hat 
folgenden  Wortlaut  ^^): 

HIERONIMO  KRESS  A  KRESSENSTEIN. 
PATRICIA  CONSVLARIQVE  APVD  NORIBERGENSES  DIGNI: 
TÄTE:  POLITICA  PRVDENTIA:  RERVM  MILITA:  VSV:  MORVM 
ELEGANTIA  ATQVE  DEXTERITATE  INSIGNI  VIRO: 
QVEM  SVB  PHILIPPO  AVSTRIACO  HISPANIAR:  INDIARVM: 
Q:  REGE  MILITÄR:  DISCIPLINIS  TERRA  MARIQ:  INSTRV: 
CTVM:  AD  VRBANOS  MAGISTRAT!  TOGATAQ:  REI  BEL: 
LIC^  CONSILIA   PATR:  VOTIS  PROVECTVM:  PRINCIP:  OR: 
DINVMQ:  FRANCIS  SVFFRAGILIS  AD   COPIARVM  EQVE: 
STRIVM  DELECTVS  QV^STORIO  MVNERE  HABENDOS: 
PANNONIA  TVRCORVM  ARMIS  PENE  CONFLAGRATA:  ANNO 
M-D-  IIIIC.  VI  ARDENTISSIM^  FEBRIS:    IPSA  NATALI  DIE   XV. 
CAL-AVG-  QVINQVAGENARIVM. 

PATRI^  ET  BONIS  ERIPVIT. 
VXOR  CVM  LIBERIS  MOESTISSIMIS.  M-H-P-C. 
MENS  DATA  EST  ^TERNITATI. 
Hieronymus  Kreß  wurde  am  18.  Juli  1546  geboren  und  diente  in  seiner  Jugend 
unter  der  deutschen  Garde  König  Philipps  II.  in  Spanien,  der  ihn  namentlich  wegen 
seiner  wider  die  Türken  zu  Wasser  und  zu  Lande  geleisteten  Dienste  i.  J.  1572  an 
den  Grafen  Albrecht  von  Ladron  zu  einer  Hauptmannsstelle  bei  dessen  Regiment 
rekommandierte.     In  seinem  Vaterlande  bekleidete  er  hohe  Ehrenstellen.     Er  war 
Kriegsrat  des  fränkischen  Kreises,  Pfennigmeister,  Pfleger  der  Reichsfeste  und  Mit- 
glied des  inneren  geheimen  Rats.    1596  zog  er  als  Kreisobrister  über  1000  Pferde 
nach  Ungarn  ab,  wo  ihn  am  18.  Juli  zu  Preßburg  der  Tod  ereilte.    Sein  Leichnam 
wurde  nach  Nürnberg  gebracht  und  am  4.  August  unter  Begleitung  von  200  Mann 
Kavallerie  in  der  Kirche  zu  Kraftshof  beigesetzt.    Hieronymus  Kreß  war  der  Stamm- 
herr der  Neunhöfer  Linie  ^2). 

Das  Grabdenkmal  hat  eine  Höhe  von  4,1 5  m  und  eine  größte  Breite  von  2,85  m. 
Es  ist  in  Untersberger  Marmor  und  in  Sandstein  gearbeitet.    Die  Verwendung  des 


31)  Die  Wiedergabe  derselben  bei  Würfel  ist  sehr  fehlerhaft. 

32)  Biedermann,  Taf.  CC  XCIV. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  117 


Marmors  beschränkt  sich  aber  auf  das  Mittelstück  mit  der  Figur,  also  auf  die  Teile, 
die  eine  besonders  feine  Detaillierung  erforderten.  Da  wo  eine  freiere,  mehr  deko- 
rative Arbeit  am  Platze  war,  ist  ein  grobkörniger  grauer  Sandstein  zur  Anwendung 
gebracht,  der  jedoch,  um  eine  geschlossene  Einheit  zu  erzielen,  der  Farbe  des  Mar- 
mors entsprechend  rot  angelegt  wurde.  Störend  wirkt  nur  die  verhältnismäßig  große 
Inschrifttafel,  die  mit  ihrer  schwarzen  Farbe  den  Gesamteindruck  beeinträchtigt. 
Die  Figur  des  Verstorbenen  steht  in  Korrespondenz  zu  derjenigen  des  Christoph 
Kreß  (t  1535),  dessen  Grabdenkmal  an  der  gegenüberliegenden  Seite  des  Chorbogens 
aufgestellt  3 3)  ist.  In  der  Grundanlage  hatte  der  Künstler  auf  dieses  Rücksicht  zu 
nehmen  und  er  hat  es  auch  getan.  Daher  die  einzelne  Figur  und  die  Inschrifttafel 
über  dieser.  Auch  das  Material  war  ihm  damit  gegeben.  Aber  weitere  Grenzen  hat 
er  sich  nicht  ziehen  lassen.  Sein  Grabdenkmal  redet  die  Sprache  seiner  Zeit 
und  atmet  seinen  Geist.  In  vorteilhafter  Art  ist  das  Stürmische  seines  Tempe- 
raments zum  Ausdruck  gekommen.  Die  Architektur  ist  nur  ein  notwendiges  Ge- 
rüst. In  erster  Linie  kam  es  ihm  auf  die  Figur  an.  Fr  hat  sie  lebensvoll  zu  charakte- 
risieren gewußt.  Aber  er  hat  sie  nicht  wie  der  Schöpfer  des  Gi  abdenkmals  des  Christoph 
Kreß  für  sich  allein  gegeben.  Er  hat  sie  in  einen  ornamentalen  Rahmen  hineinge- 
stellt und  durch  dessen  verständnisvolle  Ausgestaltung  ein  wirkungsvolles,  eindrucks- 
reiches Ganzes  geschaffen.  Wie  dieses  Grabmal  eine  hervorstechende  Zierde  des 
auch  sonst  interessanten  Kirchleins  bildet,  so  ist  es  für  uns  ein  besonders  sprechendes 
Beispiel  der  Art  des  Meisters  gerade  in  dieser  Zeit. 


Nr.  7. 

Grabmal  des  Christoph  Truchseß  von   und  zu  Pommersfelden    und  seiner  vier 
Gemahlinnen  in  der  Pfarrkirche  zu  Pommersfelden.     1599. 

Das  Grabmal  ist  an  der  südlichen  Chorwand  in  einer  eigens  zu  diesem  Zweck 
vertieften  Nische  untergebracht^"*).  Wahrscheinlich  erhielt  es  diese  Stelle  nach 
dem  i.  J.  1751  vorgenommenen  Neubau  des  in  schlichten  Formen  gehaltenen  Gottes- 
hauses. Beim  Versetzen  ergaben  sich  wie  meist  kleinere  Defekte  in  den  Einzelheiten. 
Doch  läßt  im  übrigen  die  Erhaltung  nichts  zu  wünschen  übrig. 

Als  Grundprinzip  des  etwa  2,80  m  breiten  und  3,50  m  hohen  Monuments  er- 
scheint die  Dreiteilung  beobachtet.    In  den  rechteckigen,  mit  der  Mitte  vorspringen- 
den, von   einem  Zahnschnittfries  abgeschlossenen  Sockel  sind   drei  marmorne  In- 
schriftplatten eingelassen.  Die  Inschriften  sind  vertieft  und  lauten  von  links  begonnen: 
1.  „ANNO.  157436).  DEN  29-  OCTOBRIS//IST  GESTORBEN  DIE  EDLE 
VND//TVGENDTSAME  FRAV  KVNGVNDT/TRVCHSESSIN  EIN  GE- 
BORNE//VÖITIN    VON   RINECK     DER//SEELEN    GOTT    GENAD 
AMEN". 


33)  Abgebildet  bei  Dr.   Fritz  Traugott  Schulz  a.  a.  0.  Taf.    XVII. 

34)  Kurz  erwähnt  wird  es  mit  Angabe  seines  Verfertigers  von  Wilh.  L  o  t  z,  Kunst-Topo- 
graphie Deutschlands  II,  S.  38O,  und  von  N  agier,  Monogrammisten  IIl,  Nr.  1703- 

35)  B  i  e  d  er  m  a  nn,  Geschlechts- Register  der  Reichs- Frey  unmittelbaren  Ritterschafft 
Landes  zu  Francken,  löblichen  Orts  Steigerwald,  Nürnberg  1748,  Taf.  156,  gibt  1575  als  Todes- 
jahr an.     Die  Heirat  fand  i.  J.  1572  statt. 


118         HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

2.  „ANNO.  1576.36)  DEN.  20.  APRILIS//IST  IN  GOTT  VERSCHIEDEN 
DIE//EDEL  VNND  TVGENDTSAM  FRAV//MAGDALENA  TRUCH- 
SESSIN//GEBORNE  VONN  KINDTSBERG  DER//SEELEN  GOTT 
GNEDIG  SEIN  WOLLE". 

3.  „ANNO  1597.  DEN  20.  JYJY  IST//GESTORBEN  DIE  EDLE  VND// 
TVGENDSAME  FRAV  ELISABETH//TRVCHSESSIN  GEBORNE  VON/ 
RABENSTEIN  DER  SEELEN//GOTT  GNEDIG  SEIN  WOLLE". 

Darüber  zieht  sich  ein  18  cm  hohes  Friesband  hin,  das  12  erhaben  heraus- 
gemeißelte kleine  Wappen  aufweist.  Über  diesem  kniet  linker  Hand  der  Truchsess, 
mit  betend  erhobenen  Händen  nach  rechtshin  gewandt,  von  wo  aus  ihm  seine  vier 
Gattinnen  korrespondieren.  Er  trägt  die  volle  Rüstung.  Links  neben  ihm  liegen  sein 
Helm  und  seine  Handschuhe.  Seine  Frauen  gleichen  einander  in  Haltung  und  Tracht. 
Nur  die  Antlitze  variieren  infolge  der  verschieden  individualistischen  Behandlungs- 
art. Den  Frauen  sind  je  zwei  kleine  Wappenschildchen  mit  dem  Truchsessischen 
und  ihrem  eigenen  Wappen  beigefügt.  Die  von  links  erste  ist  von  drei  jugendlichen 
Töchtern,  die  dritte  von  im  ganzen  sieben  Kindern  begleitet,  die  zu  ihren  Füßen 
knien. 

Die  Dreiteilung  spricht  sich  nach  oben  in  zwei  Dreiviertelsäulen  aus,  welche 
sich  über  hübschen  Konsolen  aus  der  in  Dreiviertelplastik  gearbeiteten  Figuren- 
gruppe heraus  entwickeln  und  denen  seitwärts  in  der  Mitte  vertikal  durchschnittene 
Säulenvorlagen  entsprechen.  Letztere  sind  mit  je  vier  erhaben  herausgearbeiteten 
Wappen  versehen.  So  erfährt  das  Monument  eine  sehr  wirkungsvolle  Gliederung, 
die  ihren  Höhepunkt  in  der  flachbogig  geschlossenen  Nische  des  größeren  Mittel- 
teils erreicht.  In  diese  hat  der  Künstler  in  fast  freier  Plastik  eine  lebendig  bewegte 
Auferstehung  hineinkomponiert  (Abb.  6).  Zu  den  Füßen  des  über  dem  Sarkophag 
emporschwebenden  Heilandes  windet  sich  zum  Zeichen  des  Sieges  über  das  Böse  eine 
Schlange,  lim  das  Grab  lagern,  leider  teilweise  stark  lädiert  3^),  die  Wächter,  von 
denen  die  beiden  oberen  in  Bewegungen  und  Gebärden  sehr  erregt  erscheinen.  Den 
Auferstandenen  begleiten  seitlich  zwei  in  Wolken  schwebende  Engel.  Die  das  Mittel- 
stück begrenzenden  Säulen  mit  hübschen  Kompositkapitälen  tragen  über  hohen 
Kämpferstücken  ein  kräftig  vorspringendes  Gebälk.  Vor  diesem  lagert,  die  Aus- 
kragung fast  in  ganzer  Breite  ausfüllend,  eine  große  Kartusche  mit  dem  vertieft 
eingegrabenen  Spruch  aus  Johannis,  Kap.  9:  „Ich  bin  die  Auferstehung  etc.". 

Was  die  Seitenteile  anbelangt,  so  steigen  diese  nach  oben  in  auswärts 
gerichteten  Schrägen  empor  und  enthalten  zwei  ebenfalls  schräg  gelagerte  Inschrift- 
tafeln. Auf  der  linken  lesen  wir:  „ANNO.  1 :  600  DEN  24  MAII//IST  INN  GOTT 
VERSCHIEDEN  DER.//EDELL  VNND.  ERNVEST  CHRISTOFF//TRVCHSES. 
VON,  VND,  ZV,  POMMERS-//FELDEN.  REICHMANSDORFF  VND//RÖT- 
TENBACH.  DESSEN.  SEELEN//DER  ALMECHTIG.  GOTT  GNEDIG//VNND 
BARMHERTZIG  SEIN  WOLLE."  Die  Inschrift  ist  gleichzeitig  mit  den  Sockel- 
inschriften eingefügt  worden,  nur  die  Ziffern  „600"  deuten  in  ihrer  Schreibart  auf 


36)  Nach  Biedermann  a.  a.  O.  1577-    Er  läßt  beide  sich  i.  J.  1576  vermählen.    Kindts- 
berg  ist  gleichbedeutend  mit  Künsperg. 

37)  Die  fehlenden  Stücke  dürften  sich  zum  Teil  aus  den  noch  vorhandenen  Trümmern 
wieder  anfügen  lassen. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


119 


eine  spätere  Einfügung  hin.  Demnach  ist  die  Anfertigung  des  Grabmals  in  die  Zeit 
zwischen  den  Jahren  1597  (dem  Todesjahr  der  dritten  Frau)  und  dem  Jahre  l60O 
(seinem  eigenen  Todesjahr)  anzunehmen.     Es  wurde  i.  J.  1599  aufgestellt. 

Auf  der  Tafel  des  rechten  Seitenteils  lesen  wir:  „ANNO  1 DEN  . .  .  // 

IST  GESTORBEN  DIE  EDLE  VND//TVGENDTSAME  FRAV  MARIA^V/ 
TRVCHSESSIN  EIN  GEBORNE//VON  WVRTZBVRG  DER  SEE-//LEN  GOTT 
GNEDIG  SEY.    AMEN." 

Über  den  Schrägen  der  Seitenteile  lagern,  anscheinend  in  schlummernder 
Haltung,  zwei  Frauen,  die  eine  mit  den  Gesetzestafeln,  die  andere  mit  Kelch  und 
Kruzifix.  Als  äußere  Begrenzung  der  Seitenteile  dienen  zwei  stark  heraustretende 
Voluten,  sowie  Band-  und  Rollwerk. 


Abb.  6.  Hans  Werner: 
Auferstehungsrelief  an  dem  Grabmal  in  Pommersfelden. 


1599. 


Über  dem  Ganzen  baut  sich  eine  sehr  dekorativ  wirkende  Bekrönung  auf.  Aus 
ihrer  Mitte  tritt  eine  mit  Zahnschnitt  verzierte  Konsole  heraus,  über  welcher  in  Voll- 
plastik  der  Pelikan  mit  seinen  Jungen.  Zwei  kräftig  gerollte  Voluten  an  den  Seiten, 
zwischen  denen  je  ein  Engel,  streben  in  geschwungenen  Linien  nach  oben  empor, 
woselbst  wir  zwei  schlafende  Engel,  die  Truchsessische  Helmzier  und  eine  Sanduhr 
bemerken.  Der  eine  der  Engel  stützt  sich  mit  dem  linken  Ellenbogen  auf  einen  Toten - 
Schädel.  Das  Zeichen  der  Künstlers  (H  W)  ist  unterhalb  der  Schräge  des  linken 
Seitenteiles  angebracht. 


38)  Nach  Biedermann  a.  a.  O.  Anna. 


120        HANS  WERNER,  EIN  BEITOAG  Z.  Gh:>.  H.  Ü    PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Das  Grabmal  ist  zum  größten  Teil  in  gelblichem  Kalkstein,  zum  kleineren 
in  grauem'  Sandstein  ausgeführt.  Es  imponiert  durch  die  massige  Schwere  seines 
Aufbaues.^  Man  fühlt  deutlich  das  Nahen  eines  neuen  Stils,  dessen  Einwirkungen 
sich  der  Künstler  durchaus  nicht  zu  verschließen  trachtet.  So  sind  auch  die  Einzel- 
formen des  Monuments  wuchtiger  behandelt  als  seither.  Der  Künstler  hat  eine 
minutiöse  Durchbildung  nach  der  ornamentalen  Seite  hin  sogar  direkt  vermieden. 
Die  Hauptfigur  erfreut  durch  ihre  vortreffliche  individuelle  Charakteristik.  Lebendig 
in  der  Bewegung  ist  auch  die  Auferstehungsgruppe  in  der  Mittelnische.  Im  Ganzen 
ist  der  Eindruck  ein  befriedigender.  Würdig  reiht  sich  das  Denkmal  den  übrigen 
monumentalen  Schöpfungen  des  Meisters  an. 

Leider  war  es  mir  nicht  möglich,  eine  Gesamtansicht  des  Denkmals  anzufertigen, 
da  es  durch  einen  Kirchenstuhlvorbau  mit  Gitterabschlüssen  zum  größten  Teil  ver- 
deckt ist.  Höchst  bedauerlich  aber  ist  es,  daß  drei  weitere  hochinteressante  Grab- 
steine der  gleichen  Familie  aus  dem  14.  Jahrhundert  an  der  Südwand  des  Langhauses 
durch  den  Treppenaufgang  zur  Empore  teilweise  ganz  den  Blicken  entzogen  worden 
sind. 


Nr.  8. 

Grabdenkmal  des  Friedrich  von  Dobschütz  in  der  Johanniskirche  zu 

Nürnberg.    (1601.) 

Das  Monument  ist  im  Inneren  der  Kirche,  und  zwar  etwa  in  der  Mitte  der 
Südwand  über  einem  schlichten  Sockel  aufgerichtet.  Dieser  hat  eine  Höhe  von 
1,20  m,  so  daß  sich  jenes  frei  über  den  Sitzen  erhebt  und  darum  voll  zur  Geltung 
kommt.  Oben  an  dem  Sockel  ist  ein  kleines  Bronzeschild  mit  dem  Dobschützschen 
Wappen  und  darüber  ein  Schrifttäfelchen  mit  der  Aufschrift  „FRIEDERICH.  V. 
DÖBSCHÜTZ"  angebracht.  Es  handelt  sich  offenbar  um  das  früher  über  der 
Gruftplatte  befestigt  gewesene  Epitaph,  das  man  hierhin  versetzte,  als  jene  aus 
dem  Boden  der  Kirche  entfernt  wurde.  Eine  Bestätigung  dafür  gibt  uns  Trechsel 
in  seinem  erneuerten  Gedächtnis  des  Nürnbergischen  Johannis- Kirchhofs  (1735). 
Dort  heißt  es  auf  S.  833 :  „Und  endlich  hält  der,  gegen  der  untern  Kirch-Thür  hin  ge- 
legene letzte  Leichstein,  die  Gebeine  des,  zur  lincken  Hand  der  Kantzel  an  der  Wand, 
Lebens  groß,  und  mit  vollem  Küraß  im  Bildniß  stehenden  T.  Herrn  Herrn  Friede- 
rich von  Dobschütz,  in  dasiger  Grufft  verschlossen,  wie  solches  aus  dem  oben  über 
befindlichen  Wappen-Schild,  samt  dem  in  einem  darob  fliegenden  Zettel  stehenden 
Namen  zu  ersehen". 

Das  Grabdenkmal  besteht  in  der  Hauptsache  aus  einem  niedrigen  Unterbau, 
einem  großen   Rahmen  und  dem  bekrönenden  Aufsatz  (Abb.  7). 

Der  Unterbau  tritt  in  der  Mitte  als  Wulst  vor,  der  an  den  Seiten  zu  Schnecken 
aufgerollt  ist  und  oben  in  der  Mitte  ein  aufwärts  blickendes  Engelsköpfchen  zeigt. 
Von  diesem  geht  beiderseits  ein  durchbrochenes  Band  aus,  das  in  zwei  schwungvoll 
gedrehten  Voluten  endigt,  die  zu  den  Knäufen  unter  den  Seitenwangen  des  Rahmens 
überleiten.    Links  oberhalb  des  Wulstes  in  vertiefter  Schrift  die  Buchstaben :  H  W^'»). 

39)  Das  Grabdenkmal  ist  bislang  noch  nirgends    als  Arbeit  des    Hans  Werner  erwähnt 
worden,  und  zwar  weder  bei    Trechsel    und    Würfel    noch  bei    D  e  h  i  0. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


121 


Die  seitlichen  Voluten  dienen  zugleich  als  Träger  des  unteren  Rahmengliedes. 
Dieses  setzt  sich  zusammen  aus  einer  mit  einer  Art  Zahnschnitt  ornamentierten 
Platte  und  einem  darüber  laufenden  Wulst,  der  mit  flach  aufliegendem  Blattwerk 
verziert  ist.  Platte  und  Wulst  sind  oberhalb  der  erwähnten  Knäufe  als  Rundungen 
weitergeführt. 

Der  Rahmen  wird  gebildet  aus  zwei  schräg  gestellten,  flach  gedrückten  Säulen 
(Grundriß  ellipsenförmig),  die  nach  innen  zu  einer  Kehle  geöffnet  und  außen  mit 


Abb.  7.     Hans  Werner: 

Grabdenkmal  des  Friedrich  von  Dobschütz  in  der  Johannisi<irche 

zu  Nürnberg.    (1601.) 

einem  gewunden  geführten,  gebuckelten  Ornamentband,  innen  mit  Akanthusblattwerk 
versehen  sind.  Oben  schließen  sie  sich  durch  einen  in  gleicher  Art  gegliederten 
Horizontalbalken  zu  einem  Rechteck  zusammen.    Seitwärts  lehnt  sich  an  die  Säulen 


122        HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 


aufsteigendes  Volutenwerk,  das  nach  vorn  zu  einer  durchbroclienen  Säule  mit  herab- 
hängendem Pinienzapfen  entwickelt  ist.  Auf  dieser  steht  beiderseits  je  ein 
Putte,  der  ein  Schild  hält.  Auf  dem  linken  bemerken  wir  das  Wappen  der  „DOB- 
SCHVTZ"*"),  auf  dem  rechten  das  der  „METZROD".  Weiter  nach  unten  hängen 
noch  zwei  weitere  Schilde,  von  denen  das  linke  das  Wappen  der  „VCHTRITZ", 
das  rechte  dasjenige  der  „DOBERSCHZ"  zeigt. 

Die  innere  Rahmenfläche  ist  vertieft,  um  die  in  Vollplastik  gearbeitete,  1,80  m 
hohe  Figur  des  Verstorbenen  in  markanter  Weise  in  die  Erscheinung  treten  zu  lassen. 
Die  wenig  nach  links  gewandte  Figur  ist  ganz  gerüstet.  Das  linke  Bein  ist  vor  das 
rechte  gestellt.  Der  linke  Ellenbogen  stützt  sich  auf  den  seitwärts  stehenden  Degen. 
Die  Rechte  stemmt  den  Streitkolben  gegen  die  Hüfte.  Links  unten  liegt  der  Helm. 
Das  sinnvoll  durchgeführte  Antlitz  zeigt  porträtmäßige  Züge.  Bezeichnend  sind  die 
kräftig  vortretenden  Augenbrauen,  die  etwas  stark  ausgeprägte  Nase  und  die  flei- 
schigen Polster  zu  deren  Seiten.  Man  hat  die  innere  Rahmenfläche  in  späterer 
Zeit  wiederholt  im  Bronzeton  überstrichen,  anscheinend,  um  die  plastische  Wirkung 
noch  zu  erhöhen.  Daß  das  Monument  dadurch  in  seiner  Wirkung  stark  beein- 
trächtigt werden  mußte,  hat  man  dabei  übersehen.  Auch  die  Polychromie  der 
Wappen  ist  nicht  mehr  die  ursprüngliche,  wie  denn  weiterhin  der  über  der  ganzen 
Umrahmung  liegende  sandsteinmäßige  Überstrich  sich  wenig  vorteilhaft  ausnimmt. 
Werner  hat  stets  mit  dem  Stein  allein  gewirkt  und  in  diesem  schon  hinreichende 
Schatten  und  Lichter  zu  erzeugen  gewußt.  Gerade  das  ist  typisch  für  ihn.  Er 
bedurfte  der  Farbe  nicht,  um  Gegensätze,  die  in  Wirklichkeit  nicht  vorhanden,  vor- 
zutäuschen. Auch  dieses  Grabdenkmal  zeigte  ursprünglich  den  reinen  Stein.  Nur 
der  Küraß  war  mit  Gold  bordiert,  wie  auch  die  Wappen  farbig  angelegt  waren  *^). 

Über  dem  Haupt  der  Figur  ist  aus  der  Mitte  des  Schlußbalkens  ein  be- 
schwingtes   Engelsköpfchen  in  reizvoller  Art  herausgearbeitet. 

Streng  folgerichtig  entwickelt  sich  aus  dem  Rahmen  der  bekrönende  Aufbau. 
Ais  stützende  Träger  dienen  zwei  derb  behandelte  Muscheln,  die  über  den  Ecken 
des  Rahmens  vorkragend  aufsitzen.  Dann  folgt  in  der  Mitte  eine  breit  gestellte, 
ovale  Inschriftkartusche,  die  von  den  Halbfiguren  zweier  Engel  gehalten  wird.  Den 
oberen  Abschluß  bildet  ein  kleiner  Aufbau,  auf  dem  ein  Putto  mit  Stundenglas 
und  Totenkopf  lagert.  Zwei  Voluten  vermitteln  das  Aufstreben  zu  einem  spitz 
verlaufenden  Schluß,  der  in  dem  Kopf  des  Engels  sein  Ende  findet. 


40)  Die  Dobschütz,  Döbschütz,  Dubschütz  waren  nach  Kneschke,  Neues  allgemeines 
deutsches  Adels-Lexikon  II,  S.  518  f.,  ein  altes  schlesisches  Adelsgeschlecht,  das  aus  Polen  ein- 
gewandert war  und  zu  den  Patriziern  der  Stadt  Breslau  gehörte.  Doch  führte  dieses  als  Wappen 
in  Rot  einen  schrägrechts  schwebenden  silbernen  Wasserfluß,  welcher  rechts  oben  am  Ende 
mit  einem  goldenen  Kreuze  besetzt  ist.  Siehe  auch  den  neuen  Siebmacher,  Der  Adel  von 
Österreichisch- Schlesien,  Taf.  8.  Unser  Dobschütz  gehört  also  wohl  einer  Seitenlinie  an.  Nach 
Kneschke  war  die  FamiUe  im  l6.  und  17-  Jahrh.  auch  im  Brandenburgischen  begütert,  der 
Hauptbesitz  lag  aber  immer  in  Schlesien. 

41)  Vgl.  Trechsel,  verneuertes  Gedächtnis  des  Nürnbergischen  Johannis- Kirch- 
Hofs,  1735,  S.  810,  und  Würfel,  Beschreibung  der  übrigen  Kirchen,  Klöster  und  Capellen  in 
Nürnberg,  S.  283  f-  Es  kann  nur  als  erfreulich  bezeichnet  werden,  daß  man  zur  Zeit  damit 
beschäftigt  ist,  das  Grabmal  durch  sachverständige  Reinigung  auf  seinen  ursprünglichen  Zu- 
stand zurückzuführen. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  123 

Die  Inschrift  ist  vertieft  und  mit  Gold  ausgelegt  auf  einer  Schiefertafel  an- 
gebracht und  hat  folgenden  Wortlaut: 

DEN  18  IVLI   DES  MDC.l    lARS*^)   i^j  j^   GOTT 
ZV   NVRMBERG   VERSCHIEDEN   DER   GESTRENG 
EDEL  VND  VEST   FRIDERICH   VON   DOBSCHVTZ,   VF 
SCHADEWALDT  VND  HARTMANSDORF,   ERBHERR  ZVR 
MARCKLISSA  AM  QVEIS  IN  DER  SCHLESING  GELEGEN:  VND 
DEN  21.  DJS  IN  DIESER  KIRCHEN  EHRLICH  BEGRABEN  WORD. 
DEM  AVS  BRVDERLICHER  LIEB  DER  AVCH  GESTRENG,  EDEL 
VND  VEST   GEORG  VON   DOBSCHVTZ,   DIS  MONVMENTVM 
ZV  CHRISTLICHER  GEDECHTNVS  VERFERTIGEN 
LASSEN:    DEM    GOTT    GENEDIG    SEIE    AMEN. 
Das  in  grauem  grobkörnigem  Sandstein  gearbeitete  Monument  hat  eine  Höhe 
von  3,50  m  bei  einer  größten  Breite  von  rund  1,75  m. 

Abgesehen  von  dem  etwas  zu  niedrigen  Unterbau  ist  das  Grabdenkmal  von 
einer  großen  Gediegenheit  in  der  Komposition.  Alles  ist  in  Beziehung  zu  der 
lebensgroßen  Figur  des  Verstorbenen  gesetzt.  Sie  dominiert,  ohne  aber  die  begleiten- 
den Nebenmomente  direkt  zurückzudrängen.  Die  seitlichen  Säulen  mit  den  Wappen- 
schild-haltenden  Putten  sind  Beigaben,  die  man  nicht  missen  möchte.  Sie 
bilden  eine  außerordentlich  wohltuende  Belebung  des  langgestreckten  Rahmenkörpers 
und  helfen  den  Übergang  zum  Aufsatz  durch  Herstellung  weicher  Linien  in  überaus 
dezenter  Art  vermitteln.  Diese  Ableitung  von  dem  Zentrum  des  Ganzen  verrät 
großes  Geschick  in  der  Gliederung  der  Massen.  Wir  fanden  Ähnliches  schon  bei  dem 
Grabdenkmal  des  Hieronymus  Kreß  in  der  Kirche  zu  Kraftshof.  Der  Aufsatz 
schließt  nicht  unmittelbar  an.  Erstrebt  ist  die  Herbeiführung  des  Abschlusses  durch 
eine  Spitze.  Es  ist  interessant  zu  verfolgen,  wie  sie  vom  Künstler  erreicht  ist. 
Er  gibt  dem  Aufsatz  durch  die  über  die  Ecken  des  Rahmens  vorquellenden 
Muscheln  eine  breite  Basis.  Dann  läßt  er  durch  die  Engel,  welche  die  Inschrifttafel 
halten,  eine  kräftige  Unterbrechung  der  aufstrebenden  Linie  eintreten.  Mit  einem 
Schwung  leitet  er  alsdann  zu  dem  oberen  Postament  über,  auf  dem  in  trauernder 
Haltung  der  Genius  des  Todes  sitzt.  In  seiner  Gesamtanlage  muß  das  Grab- 
denkmal entschieden  als  eine  glückliche  Leistung  hingestellt  werden. 

Noch  etwas  anderes  erscheint  mir  von  Wichtigkeit.  Es  fällt  auf,  daß  die  Archi- 
tektur so  wenig  auffällig  in  die  Erscheinung  tritt.  Stark  drängt  sich  die  Figur  des 
Verstorbenen  in  den  Vordergrund.  Sie  will  als  der  maßgebende  Faktor  angesehen 
werden  und  darf  es  auch.  Antlitz,  Körper,  Rüstung  und  Haltung  muten  uns  so 
natürlich  an,  daß  wir  Hans  Werner  den  Ruhm  auch  eines  tüchtigen  Figurenplastikers 
nicht  streitig  machen  können.  Auch  die  Putten  und  Engel  sind  im  einzelnen  wohl- 
geraten. Die  quellenden  Formen  stören  uns  nicht.  Sie  sind  ein  Zeichen  des  Ein- 
flusses der  Zeit. 

Die  ornamentale  Behandlung  verrät  die  gewohnte  Sorgfalt.  Zwar  konnte 
sie  angesichts  der  Grobkörnigkeit  des  Materials  nicht  zu  der  Schärfe  der  frühen 
Arbeiten  Werners  ausgereift  werden.    Doch  läßt  die  Abgrenzung  der  Linien  und 

42)  T  r  e  c  h  s  e  1    a.  a.  O.  und  nach  ihm    Würfel    a.    a.  0.  haben  hier  noch  das  Wort 
„Christi"  eingefügt.     Auch  sonst  ist  ihre  Wiedergabe  der   Inschrift  in   Einzelheiten  fehlerhaft. 


124        HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

die  Ausprägung  der  Formen  nichts  zu  wünschen  übrig.  Die  Profile  und  Friese, 
die  Kanten  und  Unterschneidungen  sind  wie  immer  mit  Exaktheit  ausgeführt.  Im 
übrigen  aber  ist  die  Formengebung  von  einer  angenehm  berührenden  Weichheit, 
die  sich,  wie  wir  noch  sehen  werden,  bei  Hans  Werner  in  der  späteren  Epoche  seines 
Schaffens  immer  mehr  steigert. 


Nr.  9. 
Grabdenkmal  des  Georg  Wolff  von  Giech  in  der  Pfarrkirche  zu  Kadolzburg.  1602. 

Das  in  feinkörnigem  grauem  Sandstein  (Nesselbacher  Stein)* 3)  errichtete 
Monument,  das  bei  einer  Breite  von  1,40  m  eine  Höhe  von  2,50  m  hat,  ist  heute 
in  die  Nordwand  der  unteren  Sakristei  der  i.  J.  1750  bis  auf  den  Turm  neuerbauten 
j  i'otestantischen  Pfarrkirche  eingesetzt,  woselbst  es  vom  Fußboden  bis  zur  Decke 
reicht**).  Es  entwickelt  sich  aus  einem  44  cm  breiten  niedrigen  Sockel,  der  mit 
einer  kräftig  vorladenden  Ausbauchung,  die  seitlich  von  Ohren  eingefaßt  ist,  zum 
Mittelteil  überleitet.  Auf  dieser  sollte  offenbar  die  Grabinschrift  angebracht  werden, 
was  aber  unterblieben  ist. 

Im  Sterberegister  des  Kadolzburger  Pfarramts  für  die  Jahre  1545—1694 
findet  sich  beim  Jahre  1600  folgender,  auf  den  Verstorbenen  bezüglicher  Eintrag: 
,,Den  18.  Martij  starb  zu  Nürnberg  der  gestreng  Edel  vnd  Veste  Georg  Wolff  von 
Gich  zu  Puchau  vnd  Pesten,  fl.  Br.  Dhlt.  zu  Onoltzbach  Rhat  vnd  Jn  die  32.  Jhar 
Ambtman  alhier  zu  Cadoltzburg  Erichtags  zu  Abend,  zwichen  fünft  vnd  sechsz  vhr. 
Ward  darauff  am  Charfreytag,  den  19-  Martij,  ehrlich  mit  der  Procesz  aus  Nürnberg 
beleitet,  gen  Cadoltzburg  (alda  bey  dem  Schüffhoff  mit  der  Procesz  angenomen 
in  viler  leut  gegenwart)  gebracht,  vnd  ist  folgendes  Mittwochens  nach  Ostern,  welcher 
war  der  26.  Martij,  solenniter  in  der  Kirchen  zur  erden  bestattet  worden.  Dero 
Ehrn  V.  vnser  lieber  Gott  ein  fröliche  aufferstehung  zum  e.  leben  verleihe."*^). 


43)  Kurz  erwähnt  von  mir  bei  Georg  D  e  h  i  o,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenk- 
mäler ni,  S.  582. 

44)  Samuel  Wilhelm  O  e  1 1  e  r.  Gegründete  Nachrichten  von  dem  ehemaligen  burggräf- 
lich Nürnbergischen  und  kurfürstlich  Brandenburgischen  Residenzschloß  Kadolzburg,  Erlangen 
1785,  S.  125-     Nesselbach  liegt  bei  Neustadt  a.  d.  Aisch. 

45)  Der  Tod  erfolgte  im  Heilsbronnerhof  zu  Nürnberg.  Siehe  Akta  betr.  Georg  Wolfs 
von  Giech  Ableben  und  Hinterlassenschaft  1600 — 1626  im  Gräflich  Giechschen  Archiv  in  Thurnau 
(Oberfranken).  Am  Anfang  des  „Verzaichnus  deren  vonn  Nurmberg,  so  Jungkherr  Georg  Wolffen 
von  Giech  seligen,  das  gleidt  aus  der  stadt  geben,  als  er  tod  nach  Cadolzburg  gefurt  worden  am 
heiligen  Charfreitag  anno  1600"  heißt  es:  „Ao  16OO  denn  19  (!)  Marty  verschiff  der  gestrenng 
edel  vnnd  ehrntuest  J.  Jerg  Wolff  vonn  Giech  zu  Buchau  vnnd  Pestenn  fürstlicher  Branden- 
burger durchleuchtigkheit  gewessener  Raht  vnnd  Amptman  zu  Carlzburg  (!),  samlet  sich  das  laidt 
(die  Leidtragenden)  bey  dem  ehrntuesten  herren  Wolff  Jacob  Stromeir  Baumeister 
hinder  sanct  Lorennzen".  Die  Bestellung  Georg  Wolfs  von  Giech  als  Amtmannes  von  Kadolz- 
burg erfolgte  am  22.  Februar  1568.  Siehe  Akta  betr.  Georg  Wollfs  von  Giech  zu  Preslen, 
Buchau  etc.  Amt  und  Stellung  in  fürstl.  brandenburg.  Diensten  1568 — 160?  im  Gräflich  Giech- 
schen Archiv  in  Thurnau.  Dem  sei  noch  hinzugefügt,  daß  Georg  Wolf  von  Giech  i.  J.  1599  für  die 
Kirchein  Kadolzburg  durch  den  Steinmetz  Vetter  Farenschon  einen  neuen  Predigtstuhl  anfertigen 
ließ,  von  dem  noch  ein  Handriß  vorhanden.  Siehe  Akta  betr.  Erbauung  eines  Predigstuhls  in 
der  Kirche   zu  Kadolzburg   im  Gräflich  Giechschen  Archiv   zu  Thurnau.     Für   das  bereitwillige 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  125 

Die  erwähnte  Ausbauchung  dient  zugleich  als  Sockel  für  die  schräg  ansteigende 
Bank,  auf  welcher  der  Verstorbene  in  Rüstung  betend  vor  dem  Gekreuzigten  kniet. 
Die  Figur  ist  fast  in  Völlplastik  aus  dem  rahmenartig  behandelten  Untergrund  heraus- 
gearbeitet. Sie  ist  nach  rechts  gewandt,  woselbst  das  Kreuz,  mit  seinem  oberen 
Teil  den  Rahmen  überschneidend,  aufgerichtet  ist.  Charakteristisch  für  das  falten- 
reiche, mit  kurzgeschnittenem  Vollbart  gezierte  Antlitz  ist  der  ungewöhnlich  lange 
Schnurrbart.  Die  Nase  ist  wenig  lädiert.  Unten  am  Kreuzesstamm  ruht  über 
den  Handschuhen  der  geöffnete  Helm.  Die  Figur  ist  mit  dem  füllungsartig  ver- 
tieften  Rahmen  aus  einem   Sandsteinblock  gearbeitet. 

Der  Mittelschrein  wird  von  zwei  Dreiviertelsäulen  hegleitet,  die  sich  nach 
unten  über  die  Sockelbank  als  Knäufe,  von  denen  der  linke  jedoch  bei  der  Trans- 
ferierung des  Grabmals  an  seinen  jetzigen  Platz  abgeschlagen  worden  ist,  fortsetzen. 
Sie  haben  Kompositkapitäle  und  sind  im  oberen  Teil  je  mit  drei  Wappenschildchen 
behängt.  Das  obere  Schild  der  linken  Säule  ist  an  den  Seiten  beschädigt,  das  mittlere 
entbehrt  heute  der  Darstellung.  Am  unteren  Teil  der  Säulen  bemerken  wii'  drei 
geflügelte  Engelsköpfchen,  gezaddelte  Stoffgirlanden  im  Mund  haltend,  in  erhabener 
Arbeit  aus  dem  glatten  Grund  herausgemeißelt.  Die  seitlichen,  mit  den  Säulen 
aus  einem  Stück  gearbeiteten  Abschlüsse  sind  etwas  oberhalb  der  Mitte  zu  Spiralen 
aufgerollt,  von  denen  Fruchtbündel  herabhängen.  An  der  linken  Einfassung  ist 
unten  das  Monogramm  des  Meisters  „H  W"  eingemeißelt. 

Über  den  Säulen  baut  sich,  von  Kämpfern  getragen,  ein  Gebälk  mit  einem 
über  einem  Zahnschnittfries  weit  ausladenden  Kranzgesims  auf,  das  mit  einer  großen 
Inschriftkartusche  in  Wellenform  zu  dem  Mittelteil  herableitet.  Diese  enthält  ver- 
tieft eingegraben  den  bekannten  Bibelspruch:  „Also  hat  Gott  die  Welt  geliebt  etc:" 

Was  den  Aufsatz  anbelangt,  so  zeigt  er,  von  heraldischem  Laubwerk  um- 
rahmt und  von  zwei  außen  gebuckelten  großen  Ohren  eingefaßt,  das  Wappen  der 
Familie  Giech.  Wir  müssen  staunen  über  die  lebendige  Behandlung  des  Ornaments 
und  die  wirklich  virtuose  Art  seiner  plastischen  Durchbildung.  Zu  den  Seiten  auf 
besonderen  Postamenten  zwei  kleine  Engel,  die  mit  der  einen  Hand  die  äußere  Ein- 
fassung des  großen  Wappens  stützen,  während  sie  in  der  anderen  ein  kleines  Schild 
halten.  Das  linke  zeigt  das  Giechsche  Wappen,  das  rechte  anscheinend  das  der 
Familie  Künsberg^^).  Ganz  oben  lesen  wir  auf  einer  Schrifttafel:  „HEVDT 
AN  MIR/MORGEN  AN  DIER". 


Entgegenkommen  Seiner  Durchlaucht  des  Grafen  von  Giech  hinsichtlich  der  Durchsicht  der  Akten 
sei  an  dieser  Stelle  herzlicher  Dank  gesagt.  Dank  gebührt  auch  Herrn  Senior  Dietzel  in  Kadolz- 
burg  für   die   Bereitstellung   der   Pfarramtsakten. 

46)  Näheres  ließ  sich  nicht  feststellen.  Auch  die  1854  herausgegebene  Stammtafel  des 
mediatisierten  Hauses  Giech  gibt  uns  nach  dieser  Richtung  keine  Auskunft.  Über  die  Person 
des  Georg  Wolf  von  Giech  sei  noch  folgendes  bemerkt:  In  der  Schrift  von  Michael  Walther,  Cadolz- 
burgisches  Denkmal  bey  Einweyhung  dasiger  neuen  Pfarrkirche,  Ansbach  1751.  S.  17.  findet 
sich  eine  kleine  Notiz  über  sein  Leben:  „Dieser  hat  Herrn  Marggrafen  Georg  Friedrich  anfänglich 
als  ein  Page  gedienet  und  beym  Leben  erhalten,  als  Er  auf  der  Prager  Reise  ins  Wasser  (in  einen 
Weiher)  gefallen".  Auch  erfahren  wir  dorther,  daß  er  in  dem  vormaligen  Langhaus  der  Kirche 
zu  Kadolzburg  gleich  vor  der  Kanzel  bestattet  worden  ist.  Vgl.  auch  den  9-  Jahresbericht  des 
historischen  Vereins  in  Mittelfranken  für  das  Jahr  1838,  S.  31-  Georg  Wolf  von  Giech  war 
auch  fürstlich- Brandenburg- Ansbachischer    Rat.     Der  Markgraf  soll   sich  seinem   Lebensretter 


126        HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 


Treten  wir  der  künstlerischen  Würdigung  des  Monuments  näher,  so  läßt  sich 
nicht  leugnen,  daß  zwischen  dem  Hauptschrein  mit  der  knienden  Figur  des  Ver- 
storbenen und  dem  Aufsatz  keine  befriedigende  Harmonie  besteht.  Letzterer  ist  zu 
sehr  für  sich  behandelt  worden.  Er  tritt  zu  stark  hervor,  bei  seiner  reichen  Aus- 
bildung die  Leere,  welche  der  Künstler  um  die  Figur  des  Verstorbenen  herum  hat 
bestehen  lassen,  um  so  stärker  fühlbar  machend.  Nur  in  etwa  wird  dieser  Miß- 
klang ausgeglichen  durch  die  Architektur  des  Denkmals,  die  das  Ganze  fest  in  sich 
zusammenschließt.  An  sich  betrachtet  ist  der  Aufsatz  ein  Meisterstück  sowohl  in 
technischer  wie  in  kompositioneller  Richtung.  Das  Antlitz  des  Verstorbenen  ist 
gut  charakterisiert.  Im  übrigen  aber  bilden  Architektur  und  Ornament  die  Haupt- 
sache, und  hier  zeigt  der  Meister  sein  Können  in  günstigstem  Licht.  Der  tüchtige 
Techniker,  der  er  sonst  ist,  ist  er  auch  hier. 

Interessant  ist  es,  daß  die  auf  die  Anfertigung  des  Grabmals  bezügliche  Korre- 
spondenz zum  größeren  Teil  auf  uns  gekommen  ist.  Sie  ist  enthalten  in  den  Akten 
des  Gräflich  Giechschen  Archivs  zu  Thurnau,  die  sich  auf  das  Ableben  und  die  Hinter- 
lassenschaft Georg  Wolfs  von  Giech  beziehen.  Zunächst  liegt  ein  Schreiben  des 
Künstlers  selbst  vor,  aus  dem  ersichtlich  ist,  daß  man  ihn  nicht  unmittelbar  mit 
der  Anfertigung  des  Grabmals  betraut,  sondern  daß  er  sich  seinerseits  mit  der  Bitte 
an  den  Bruder  des  Verstorbenen,  ihm  das  Grabmal  zu  übertragen,  gewandt  hat. 
Ich  lasse  das  Schreiben  im  Wortlaut  folgen,  weil  es  einerseits  ein  lehrreiches  Streif- 
licht auf  das  intimere  Künstlerleben  der  damaligen  Zeit  wirft  und  uns  andererseits 
wichtige  Nachrichten  über  den   Künstler  selbst  bietet. 

„Dem  Gestrengen  edlen  vnnd  ehrnvest  Junkern  Hanns  Georg  von  Giech  zu 
Darnaw  (Thurnau)  meinen  besonnders  günstigen  Junkern  zu  banden 

Darnaw 
Meinen  gannz  willigenn  diennst  bevor 

Edler  Ehrnuester  Junker  nachdem  Ewer  Ehrnuest  nechsten  verschienenen 
heyligen  karfreytag  alhie  zu  Nürnberg  inn  Halsbrunner  hoff  mitt  samptt  anderen 
Junkern  mitt  Ewerer  Ehrnuest  bruder  seeliger  gedechtniß  layhtt  vnnd  begrebnisen 
sinndt  ganngen  da  habe  ich  meinen  gesellen  dahin  geschiktt  vnnd  lassenn  nachfragen 
ob  man  ihrer  Ehrnuest  seeliger  nichtt  ettwann  einen  grabstein  liese  machen  so  habenn 
nun  die  Junkern  meiner  begerdt  vnnd  ich  bin  in  der  predig  gewesen  so  habe  ich  dar- 
nach vonn  wegen  der  begrebnus  nicht  können  forkomnen.  do  E.  Ehrnuest  ihren 
bruder  seligen  ettwas  wollt cen  machen  lassen  es  wehre  gleych  vonn  einem  grabstein 
auff  das  grab  oder  vonn  einem  epithauium  an  die  wanndt  zu  einer  eintziglen  ber- 
sonn  so  wollte  ich  E.  Ehrnuest  hierin  gebetten  haben,  E. 
Ehrnuest  wollten  mirs  für  einen  andern  vergunnen,  dann 
ich  habe  ietzunder  ein  ,jar  den  Truchssessen  das  seine 
auch  auffgesetz  vnnd  habe  der  frau(aw)en  von  Rüg  h  ein 
ihrs  auch  vntter  henndenn  vnnd  habe  des  bischoff  Ern- 
sten das  sein  auch  gemacht  t.  dan  ich  habe  sonnsten  meine 


gegenüber  stets  sehr  dankbar  bezeigt  haben.  Ferner  ist  zu  vergleichen  Brandenburgischer  Ceder- 
Hein,  Bayreuth  1682,  u.  von  Falkensteins  Nordgauische  Altertümer,  3.  Teil,  Schwabach  und 
Leipzig  1743. 


VON   DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  127 


wonungen  zu  Bamberg  gehabt!  vnnd  bin  auch  wegen  des 
göttlichen  wortts  müssen  weychen  von  den  meinen,  so 
dröste  ich  mich  dessen  das  ich  vnnder  der  rietterschafftt  also  bekanndt  bin  das  ich 
ihnen  noch  alwegen  ihren  pfennig  mitt  meiner  arbeytt  bezaltt  habe,  da  F.  Ehnmest 
nun  ihren  bruder  seehgen  ettwas  woltte  machen  lassen  könntten  mir  es  Ewer  Ehrn- 
uest  wieder  berichtten  so  wolltte  ich  ettwann  eine  viesierung  darzu  stellen,  darzu 
so  hatt  es  ein  schönen  stein  zue  Newstadt  den  brauch  ich  auch  zu  der  frawen  von 
Rughain  ihrenn  begrebnus  hiemit  Ewei  Ehrnuest  in  Gottes  schütz  vnnd  schirm 
befohlen,    anno  1600. 

vnnd  bin  ich  zu  Nürnbergk  in  der  Kodtgassen  zu  erfragen 

Hanns  Werner  Biltthauer  ietzo  in  Nürnbergk." 

Der  Auftrag  erfolgte  nicht  sogleich,  doch  ließ  sich  Hans  Werner  eine  weitere 
Verfolgung  der  Sache  eifrigst  angelegen  sein.  In  einem  Schreiben  des  Hans  Fürster, 
Gegenschreibers,  später  Vogts  zu  Kadolzburg,  an  Hans  Georg  von  Giech  vom  zweiten 
Pfingsttag  1600  heißt  es  nämlich:  „Heut  dato  hat  der  mahler  (irrtümlich  statt  Bild- 
hauer) von  Nürnberg,  so  vor  diesem  zu  Bamberg  gewohnet,  seinen  gesellen  hiehero 
geschicket,  sich  zu  erkundtigen,  ob  E.  Gestr.  dero  geliebten  brudern  seeligen  ein 
Epitafium  vnnd  grabstain  wollten  machen  lassen,  vnnd  weiln  er  nichts  aigentlichs 
erfahren  können,  hat  er  begert,  E.  Gestr.  solches  wisslich  zu  machen".  Es  dauerte 
dann  noch  eine  Zeitlang,  ehe  Hans  Werner  die  Arbeit  übertragen  erhielt.  Ende 
April  des  Jahres  1601  hatten  die  gegenseitigen  Verhandlungen  bereits  eine  feste 
Gestalt  angenommen.  Am  30.  April  dieses  Jahres  richtet  nämlich  der  gleiche  Hans 
Förster  an  Hans  Georg  von  Giech  folgenden  Brief: 

„Bei  dieser  jetzig  habenden  gelegenheit  kann  E.  Gestr.  ich  in  vil  vnnderthenig 
nicht  bergen,  daß  ich  nach  einandtworttung  E.  Gestr.  Jüngst  den  2.  Aprilio  an  mich 
ergangen  schreiben  strachs  zum  Bildthauer  nach  Nürmberg  geritten,  vnnd  mich 
mit  ihme  berathen  (weiln  E.  Gestr.  je  einen  säubern  stain  vf  dero  geliebten  bruedern 
seeligen  grab  begehren  vnnd  haben  wollen)  wo  doch  ein  tauglich  zu  bekommen,  sc 
können  wir  in  dieser  gegendt,  bei  höchster  Wahrheit  keinen  bekom.men,  der  sauber 
sein,  auch  die  grabschrifft  vnnd  begerte  wappen  einzuhauen  hallten  mag,  esz  weer 
dann,  daß  einer  von  Nestelbach  bei  aigner  fuhr  hiehero  gebracht  würde,  welcher 
des  bildthauers  anzaigen  nach,  aus  dem  stainbruch  blößlich  bei  vier  oder  fünft  gülden 
costen  wird,  dieweiln  mir  dann  bedencklich,  einen  solchen  stain  des  orts,  ohne  E.  Gestr. 
vorwissen  abholen  zu  lassen,  als  bitt  ich  vnnderthenig,  wes  disfalls  E.  Gestr.  gelegen- 
heit, ob  sie  den  hieigen  groben  sandtkörnigen  grabstein,  oder  aber  der  klaren  Nestel- 
bacher einen  haben  wollen  oder  nit,  die  geruhen  mich  dessen  hiebei  großgünstig  zu- 
uerstendtigen,  dann  weiln  die  andern  stain  zum  epitaphio  inner  wenig  tagen  ge- 
brochen werden,  könnte  der  grabstain,  (do  E.  Gestr.  einen  des  orts  begehren),  auch 
zugleich  aldo  gebrochen,  vnnd  zu  den  andern,  vf  zwo  fuhren  vffgeladen  vnnd  hiehero 
geführt  werden,  allein  düncket  sich  der  bildthauer  in  deme  beschwerdt  zu  sein,  daß 
er  das  haubtwappen  vnnd  vier  annatten  (Agnaten)  vf  den  grabstain  machen,  vnnd 
also  beinahe  zway  Epitaphium  vfrichten  solle,  do  ime  doch  nur  eines  verdinget  worden, 
sintemaln  er  sich  des  grabstains  halber  änderst  nichts  verwilliget,  alls  allein  denselben 
zu  behauen,  vnnd  gerings  herum  die  grabschrifft  darauff  zumachen,  jedoch  würd 
E.  Gestr.  diener  Albrecht  solches  am  besten  wissen,  vnnd  wann  ich  nur  wüste,  wo 


128         HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 


der  grabstein  zu  nehmen,  wollten  wir  alsdenn  verhoff  lieh  mit  den  andern  schleunigt 
vortkommen".  Aus  einer  Randnote  geht  hervor,  daß  sich  Hanns  Georg  von  Giech 
für  den  Nesselbacher  Stein  entschied. 

Hans  Werner  war  es  also  darum  zu  tun,  auch  für  die  Grabplatte  einen  fein- 
körnigen Sandstein  zu  bekommen.  Wir  finden  dies  begreiflich,  wenn  wir  an  die 
subtile  Arbeit  denken,  die  wir  von  dem  Künstler  als  etwas  Selbstverständliches 
gewohnt  sind.  Und  was  das  vorliegende  Epitaph  betrifft,  so  hätte  es  auch  wohl 
kaum  in  dem  grobkörnigen  Material  der  Umgebung  ausgeführt  werden  können. 

Anfang  Mai  des  Jahres  1602  war  das  Grabmal  im  wesentlichen  fertig.  Hans 
Werner  will  es  aufstellen  und  wünscht  die  Anwesenheit  des  Hans  Georg  von  Giech 
oder  eines  von  ihm  dazu  Beauftragten  zur  Besichtigung  und  Abnahme  der  Arbeit, 
aber  auch  weiterhin  die  Befriedigung  seiner  Ansprüche.  Noch  fehlt  eines  von  den 
seitlichen  Wappen,  nämlich  das  Gottsfeldische,  zu  dessen  Ausführung  der  Künstler 
einer  Vorlage  bedarf,  da  er  selbst  einer  solchen  nicht  hat  habhaft  werden  können. 
Auch  möchte  er  darüber  unterrichtet  sein,  ob  Hans  Georg  von  Giech  die  Wappen 
und  andere  Teile  polychromiert  zu  haben  wünscht.  Das  hierauf  bezügliche  Schreiben 
des  Hans  Förster,  der  nun  als  Vogt  zeichnet,  ist  vom  10.  Mai  I602  datiert,  ich  lasse 
die  betreffende  Stelle  im  Wortlaut  folgen: 

„E.  Gestr.  soll  ich  hiebei  diesem  aignen  botten  dinstlich  nicht  bergen,  daß 
gestrigs  tags  der  bildthauer  von  Nürmberg,  mit  dem  .  .  .  Epitaphio  anhero  gelangt, 
vnnd  nunmehro  ob  verferttigung  des  grabstains,  als  daß  er  in  hoffnung  stehet,  solchen 
neben  seinen  gesellen,  zwischen  dato  vnnd  nechstem  donnerstag  nicht  allein  zum 
bestandt  zuuerferttigen,  sonndern  auch  zugleich  vnnd  inmittelst  das  Epitaphium 
allerdings  vffzurichten  vnnd  den  niderfall  zuuerdienen,  derowegen  gemellter  bildt- 
hauer begert  E.  Gestr.  sobalden  zu  schreiben,  daß  sie  wo  möglich  zwischen  dato  vnnd 
nechstem  donnerstag,  (wo  dieselben  selbsten  nicht  abkommen  könnten),  jemandten 
herabschicken,  der  solches  besichtigen,  vnnd  ihme  der  bezahlung  halb  völlige  Ver- 
gnügung thon  mögt,  dann  er  nicht  lang  alhie  zu  wartten,  dero  wegen,  vnd  weiln  ime 
das  Gottsfeldtisch  wappen  vnbekannth,  vnnd  solches  bis  dato  nit  erforschen  können, 
als  ist  solchemnach  mein  selbst  dinstlich  bitten,  E.  Gestr.  wollen  nit  allein  sobalden 
bei  diesem  botten,  das  Gottsfeldtisch  wappen  herabsendten,  sonndern  auch  jemandten, 
nach  dero  Großgestr.  belieben,  hiehero  verordtnen,  der  die  arbeith  besehen,  vnnd 
dem  bildthauer  vollige  auszahlung  (weiln  ich  mit  dem  E.  Gestr.  zugehörigen  gelt 
nicht  auslangen  kann)  thon  vnnd  sonsten  allerdings  mit  ime  abkommen  möge,  dann 
er  des  grabsteins  vnnd  der  darauf  gemachten  wappen  halben,  sich  ganz  beschwerdt 
zu  sein  befindtet,  als  er  dann  dahero  hoffen  thuet,  daß  E.  Gestr.  (nach  ausweis  dero- 
selben  schreiben),  ihne  disfalls  nicht  im  schaden  ligen  lassen  werden,  wie  dann  auch 
seine  gesellen  zugleich  begehren,  E.  Gestr.  hiemit  zuerinnern,  das  sie  eines  tranck- 
gelts  gegen  ihnen,  Großgst.,  ingedenck  sein  wollen. 

Ob  als  dann  E.  Gstr.  die  wappen  vnnd  anders  wollen  von  färben  ausstreichen 
lassen,  weiln  es  als  ein  schlecht  ansehen,  das  stehet  bei  deroselben  großgünstig  will- 
kühr." 

Die  Kosten  für  das  Epitaph  beliefen  sich  laut  der  Abrechnung  des  Hans  Förster 
vom  17.  Mai  1602  auf  61  f.  7  ^  10  ^. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  12Q 

Nr.  10. 

Grabdenkmal  des  Schenken  Johann  Limpurg-Schmidelfeld  und  seiner  Gemahlin 
Eleonore   in  der  ehemaligen  Schloßkirche  in  Schmidelfeld  b.  Sulzbach.     1603. 

Als  i.  J.  1837  die  1594/95  erbaute  Kirche  des  Schlosses  Schmidelfeld,  das  öst- 
lich von  Sulzbach  auf  einem  von  zwei  Talschluchten  eingefaßten  Bergrücken  über 
dem  Kochertal  gelegen  ist,  in  eine  Wirtschaft  verwandelt  wurde,  entfernte  man  die 
ehedem  in  ihr  befindlichen  Denkmäler.  Zu  diesen  gehörte  auch  das  Grabmal  des 
Schenken  Johann  Limpurg-Schmidelfeld  (f  1608)  und  seiner  Gemahlin  Eleonore 
(t  1606),  das  die  Jahrzahl  1603  trug  und  laut  Inschrift  von  Hans  Werner  zu  Nürn- 
berg, der  sich  selbst  daran  in  sitzender  Stellung  mit  Klöpfel  abgebildet  hatte,  ange- 
fertigt war.  Nach  Heinrich  Prescher,  Geschichte  und  Beschreibung  der  zum  fränki- 
schen Kreise  gehörigen  Reichsgraf  schaff  Limpurg,  Bd.  II,  1790,  S.  255  ff-,  war  es 
„das  prächtigste"  in  der  ganzen  Kirche,  die  als  Erbbegräbnis  des  Hauses  Limpurg- 
Schmidelfeld  diente  und  als  „recht  artig"  und  „inwendig  kostbar"  bezeichnet  wird. 
Es  hatte  seine  Stelle  linker  Hand  des  Haupteinganges  und  war  mit  vergoldeten  und 
gemalten  Eisengittern  eingefaßt. 

Über  dem  Fußboden  ruhten  auf  einem  Paradebett  der  Schenk  und  seine  Gattin, 
in  Lebensgröße,  mit  betend  gefalteten  Händen,  aus  einem  harten  Werkstein  gehauen. 
Ersterer  war  im  Harnisch.  Die  Gräfin  trug  ein  langes  geblümtes  Kleid.  ,,Es  sind 
zwey  außerordentlich  korpulente  Figuren,  und  schon  um  deßwillen  sehenswürdig, 
doch  mit  geistigen  Blicken"  (Prescher).  Etwas  höher  an  der  Wand  waren  sie  noch- 
mals dargestellt,  und  zwar  auf  einer  altarähnlichen  Erhöhung,  einander  gegenüber 
mit  gefalteten  Händen  über  Kissen  kniend,  und  zwar  in  gleicher  Größe  und  Klei- 
dung. Die  Figuren  waren  samt  den  Kissen  je  aus  einem  Stück  eines  schönen  grau- 
weißen Marmors  gearbeitet,  welcher  der  Überlieferung  nach  in  der  dortigen  Gegend 
gebrochen  wurde.  Auch  der  zwischen  ihnen  angebrachte  Helm  bestand  aus  diesem 
Material. 

Dahinter  erhob  sich  die  Rückwand  mit  zwei  schön  modellierten  Säulen,  die 
ein  Gebälk  mit  darüber  befindlichem  Aufsatz  trugen,  reichend  bis  an  die  Kirchen- 
decke. Die  Säulen  waren  mit  zahlreichen  Wappenschildchen  behängt,  die  aus  einem 
weißen,  mit  Grau  eingesprengten  Alabaster  gearbeitet  waren.  Ihre  Postamente 
waren  mit  bunten  Achatstücken  in  Eiform  eingelegt.  Die  Mitte  der  Rückwand  war 
in  drei  Felder  geteilt,  welche  von  unten  nach  oben,  in  Alabaster  ausgeführt,  Christus 
am  Kreuz  mit  fünf  klagenden  Frauen,  die  Auferstehung  Christi  und  Gewölk  zeigten. 
In  letzterem  befand  sich  ehedem  ein  silbernes  Kruzifix,  das  aber,  da  es  hier  nicht  sicher 
genug  schien,  nachher  abgenommen  und  endlich  noch  später  veräußert  wurde. 
Oben  und  zu  beiden  Seiten  waren  einige  symbolische  Figuren,  verschiedene  Tugenden 
in  Alabaster  vorstellend,  angebracht.  Noch  zeigte  das  Grabdenkmal  zwei  Inschrift- 
tafeln, die  je  unter  den  knienden  Figuren  eingelassen  waren. 

Von  dem  Meister,  der  das  Monument  gefertigt,  bemerkt  Prescher,  daß  er  es 
verdiene,  als  ein  sehr  guter  Künstler  in  gutem  Andenken  zu  bleiben.  Doch  das  ge- 
schah nicht.  Denn  heute  sind  von  dem  einst  stattlichen  und  prunkvollen  Grabdenk- 
mal nur  noch  die  knienden  Figuren  des  Ehepaares  erhalten,  die  jetzt  im  Schloß- 
park zu  Gaildorf  aufgestellt  sind.    Sie  zeigen  die  für  Hans  Werner  charakteristischen 

Mitteilungen  aus  dem  Gennan.  Nationalmuseum.    1909.  9 


130        HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Eigenheiten,  ohne  aber  zur  Beurteilung  seiner  Kunst  neue  Momente  zu  bieten. 
Sie  sind  abgebildet  im  Württembergischen  Inventar,  Jagstkreis,  1.  Hälfte,  S.  222. 
Vgl.  hierzu  auch  den  Text  auf  S.  202  und  S.  224—225,  sowie  E.  Gradmann,  Altfrän- 
kische Kunst  in  Württembergisch  Franken,  in  der  Festschrift  zum  50-jährigen  Jubi- 
läum des  Histor.  Vereins  f.  Württ.  Franken,  1897,  S.  123. 


Nr.  11. 

Tetzelsches  Grabmonument  in  der  Pfarrkirche  zu  Kirchensittenbach.     1611. 

Dieses  Grabmal,  welches  die  im  nördlichen  Querschiff  der  Kirche  erhöht  ange- 
legte Gruft  desi.  J.  1736  mit  Felix  Jakob  Tetzel  erloschenen  Tetzelschen  Geschlechtes, 
einer  Nürnberger  Patrizierfamilie,  schließt,  hat  abweichend  von  den  sonstigen  Arbeiten 
Hans  Werners  auf  diesem  Gebiet  die  Form  einer  geschlossenen  Tumba^").   Wir  sehen 


Abb.  8.    Hans  Werner: 
Tetzelsches  Grabmonument  in  der  Pfarrkirche  zu  Kirchensittenbach. 


1611. 


einen  massigen  Sandsteinsarkophag  vor  uns,  dessen  Wandungen  nach  unten  in  ge- 
schweifter Form  ausgebaucht  sind,  und  der  einen  reich  reliefierten  Deckel  trägt  (Abb.  8). 
Er  ist  in  grauem,  rot  getontem  Sandstein  gearbeitet  und  zeigt  in  den  Mitten  der  beiden 
Längsseiten  zwei  große,  plastisch  ausgeführte  Kartuschen,  die  seitlich  von  Ohren 
eingefaßt  sind.  Auf  der  einen  lesen  wir:  „CHRISTVS  RESVRRE//-CT10  NOSTRA// 
HW",  auf  der  anderen:  „STIPENDIVM  PECCATI//MORS".  Auch  die  Mitten 
der  Schmalseiten  sind  reliefplastisch  belebt.     Am  Kopfende  bemerken  wir  einen 


47)  Kurz  erwähnt  von  mir  bei   Georg  D  e  h  i  0,    Handbuch  der  deutschen   Kunstdenk- 
mäler, Bd.  III  (1908),  S.  584. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  131 


beschwingten  Engelskopf,  am  Fußende  eine  zwischen  zwei  Ohren  angeordnete  Sand- 
uhr. Die  vertieften  Flächen  der  Wandungen  sind  mit  gekreuzten  Linien  und  flach 
gehaltenem  Blattwerk  belebt.  Den  Sarkophag  schließt  eine  braunrote  Marmor- 
platte, die  der  Künstler  sehr  wirksam  zu  beleben  gewußt  hat.  Unten  ruht  auf  einem 
Kissen  ein  alter  bärtiger  Ritter,  über  dessen  Leib  ein  Schild  mit  den  Wappen  Tetzel- 
Vorchtel  liegt,  aus  dem  sich  der  mit  der  Linken  gehaltene  Stammbaum  entwickelt. 
Dieser  wächst  nach  rechts  hin  empor,  zieht  sich  an  der  rechten  Längsseite,  an  der 
oberen  Schmalseite  und  an  der  linken  Längsseite  hin,  um  sich  alsdann  zu  einem 
Lorbeerkranz  aufzurollen,  in  den  zwischen  den  kleineren  Wappen  Groland  und 
Schlüsselfelder  das  Tetzelsche  Wappen  mit  Helmzier  und  heraldischem  Laubwerk 
eingeordnet  ist.  Diese  drei  Wappen  beziehen  sich  auf  Jobst  Friedrich  Tetzel,  den 
Stifter  der  Vorschickung  zu  Kirchensittenbach,  der  in  erster  Ehe  mit  Maria  Grolandin 
(geb.  1555,  gest.  27.  Okt.  1583)  und  in  zweiter  Ehe  mit  Anna  Schlüsselfelderin  (geb. 
1565,  gest.  11.  Dez.  1639)  vermählt  war.  Er  selbst  starb  am  27.  Oktober  1612. 
Den  übrigen  Raum  nimmt  eine  stark  erhaben  heraustretende  Platte  ein,  die 
in  vertiefter  Arbeit  folgende  Inschrift  enthält: 

D.  O.  M.  S. 
lODOCUS  FRIDERIC^,  lOD.  FIL.  FRID.//NEP.  lOD.  FRON.  GEORGIl  ABN. 
lOD.  ATN.  FRID.//(QUI  PATREM  HABUIT  lODOC.  AVUM  VERO//FRIDE- 
RICM)  TRINEP.  TETZELIUS,  EX  ANTI-//QUA  ET  PATRITIA  GENTE  NORI- 
BERG.  ORI//UNDUS,  REIPUB.  SEN.ATOR,  SEPTEMVIR,  DU//UMVIR;  CUIUS 
MAIORES  DE  PATRIA  ALI-//QUOT  AB  HING  SECULIS  OPTIME  MERITI,// 
QUORM  VIRTUTES  UT  HO.NORI  SIBI  DUCIT,  ITA//VESTIGIIS  INHAERERE, 
EORUMQ  DECUS  SUO//TALENTO  ADAUGERE  EXOPTAT,  DE  CERTA//IN- 
CERTAF  MORTIS  CERTITUDINE  CERT^  FRA//GILITATIS  HUMANAE  ME- 
MOR,  PERPETUAE//HAEREDUM  CUM  MEMORIAE  ERGA  SE  ET  GRA// 
TITUDINI,  TUM  UTILITATI  CONSULENS;  IN  RE-//TRIBUTIONEM  EXHI- 
BITI  ABIISDEMSIBI  VIVO//AMORIS,  OBSERVANTIAE,  OBSEQUIl,  NON 
SOLUM//HOC  MONUMENTUM,  SIBI  SUISQ  EX  TESTAMENTO  NÜ//CUPA- 
TIS  HAEREDIBUS  EORUMQ  Z  POSTERIS  CÖ-//MUNE,  SED  CERTOS  ETI- 
AM  REDIT^  ANNUOS,//TANQM  ANIMI  ERGA  SUOS  TESTES,  PIAE//FUN- 
DATIONIS  AUTHOR  EX  LEGA-//TO  RELICTURUS;  HANG  INSCRI-//PTIO- 
NEM  ADHUC  IN  VIVIS  F.  C.//ANNO  DNI  MILLESIMO,  SEX-//CENTESIMO, 
UNDECIMO. 

Der  liegende  Ritter,  also  der  Stammvater  des  Geschlechtes  Friedrich  Tetzel, 
der  i.  J.  1343  zum  Bürgermeister  erwählt  wurde,  umfaßt  mit  der  Rechten  ein  langes 
Schwert,  dessen  gewundener  Griff  in  seinem  Arm  ruht.  Hinter  ihm  schwebt  sein 
Helm  mit  der  Tetzelschen  Zier,  zu  seinen  Füßen  liegen  ein  Totenschädel  und  ein 
Knochen. 

An  den  Längsseiten  sind  über  dem  Stammbaum  beiderseits  je  drei,  am  Kopf- 
ende ein  Wappenschild  angeordnet.  Sie  zeigen,  der  Reihenfolge  gemäß  begonnen, 
neben  dem  Tetzelschen  Wappen  dasjenige  der  Pfinzing,  Schopper,  Voit,  Imhoff, 
Peßler,  Fürer  und  Volckamer.  Die  Inschrifttafel  wird  von  Rollwerkkartuschen  und 
Ohren  umrahmt. 


132         HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK.  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Die  Deckelplatte  ist  2,105  m  lang  und  4,06  m  breit.  Der  Sarkophag  mißt  1,50  m 
in  der  Breite  und  2,56  m  in  der  Länge. 

Das  Monument  unterscheidet  sich,  wie  schon  erwähnt,  in  seiner  Form  sehr 
wesentlich  von  den  anderen  Arbeiten  Hans  Werners.  Offenbar  war  angesichts  der 
obwaltenden  örtlichen  Verhältnisse  eine  andere  Lösung  nicht  möglich.  Vielleicht 
war  ihm  auch  die  Aufgabe  in  ihrer  Richtung  bestimmt.  So  schloß  sich  der  Künstler 
an  die  damals  auf  den  Friedhöfen  Nürnbergs  und  seiner  Umgebung  gebräuchliche 
Form  des  liegenden  Grabsteins  an,  bestrebt,  auch  hier  eine  monumentale  Wirkung 
zu  erzielen.  Er  operierte  mit  schweren  Formen.  Den  Sarkophag  beließ  er  als  solchen, 
ihn  nur  in  großen  Zügen  gliedernd.  Um  so  mehr  Leben  entwickelte  er  auf  der  Deckel- 
platte. Das  Motiv  des  Stammbaums,  der  sich  aus  dem  ruhenden  Ritter  entwickelt, 
ist  in  glücklichster  Weise  gelöst  und  obendrein  wurde  eine  geräumige  Fläche  für  die 
umfangreiche  Inschrift  gewonnen.  Eine  ungezwungene  Symmetrie  waltet  vor, 
sie  drängt  sich  den  Blicken  nicht  auf.  Dem  Stil  der  Zeit  entsprechend  ist  eine  Ver- 
zettelung in  Kleinigkeiten  .vermieden.  Es  ist,  wenn  ich  so  sagen  darf,  aus  dem 
Vollen  heraus  geschöpft.  Die  Arbeit  als  solche  ist  in  technischer  Hinsicht  vollendet. 
Sie  ist  nicht  so  ängstlich  scharf  wie  bei  den  Werken  der  früheren  Schaffenszeit  des 
Meisters.    Eine  gewisse  breite  Weichheit  macht  sich  in  allem  fühlbar. 

Die  Deckelplatte  ist  durch  eine  tadellose  Erhaltung  ausgezeichnet.  Es  liegt 
dies  daran,  daß  sie  für  gewöhnlich  gegen  Beschädigungen  und  äußere  Einwirkungen 
durch  einen  Holzkasten  geschützt  ist,  auf  dessen  Deckel  die  reliefplastische  Dar- 
stellung in  allerdings  teilweise  stark  verblichener  Malerei  wiederholt  ist.  Auch  die 
Inschrift  kehrt  hier  wieder. 


Nr.  12. 


Grabdenkmal  des  Siegmund  Marschalk  von  Ebnet  an  der  Pfarrkirche 
zu  Mühlhausen.    1613. 

Das  Grabdenkmal,  das  zu  den  späteren  Arbeiten  Hans  Werners  gehört, 
hat  heute,  leider  nur  in  Trümmern  erhalten,  seine  Stelle  an  der  im  Norden  der  Pfarr- 
kirche entlang  laufenden  ehemaligen  Friedhofmauer.  Leidlich  erhalten  ist  nur  das 
Mittelstück  mit  dem  dieses  tragenden  Unterbau*^).  Der  Sockel  fehlt.  Der  Aufsatz 
liegt,  zum  größten  Teil  devastiert,  rechts  daneben.  Wie  die  noch  erhaltenen  Reste 
(Abb.  9)  erkennen  lassen,  handelt  es  sich  um  eine  Anlage  von  mächtigen  Verhältnissen. 
Die  Figuren  sind  lebensgroß.  Unterbau  und  Mittelteil  messen  in  ihrem  heutigen  Zu- 
stand 2,65  m  in  der  Höhe  und  2,70  m  in  der  Breite.  Der  Unterbau  ist  zwiefach 
geteilt,  um  links  die  Gedenkinschrift  für  den  Verstorbenen,  rechts  diejenige  für  seine 
beiden  Gattinnen  aufzunehmen.  Die  Schrift  selbst  ist  stark  lädiert.  Doch  läßt 
sich  soviel  erkennen,  daß  das  Grabdenkmal  der  Erinnerung  zu  dienen  bestimmt 
ist  an  Siegmund  Marschalk  von  Ebnet,  der  in  erster  Ehe  mit  Anastasia  von  Helm- 
stadt (t  1596),  in  zweiter  Ehe  mit  Catharina  Schenckin  von  Symau  (t  14.  Novbr. 
1622)  vermählt  war.    Siegmund  Marschalk  von  Ebnet  zu  Ebnet,  Wildenberg  und 


48)  Kurz  erwähnt  in  der  Zeitschrift  für  Heimat-  und  Volkskunde  „Deutsche  Gaue"  Bd.  VII, 
S.  14,  und  bei  Georg  D  e  h  i  o,  Handbuch  der  deutschen  Kunstdenkmäler,  Bd.  I  (1905),  S.  211. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


133 


Weingartsgereut  war  hochfürstlich  Bambergischer  Rat  und  Amtmann  zu  Wachen- 
rod.  Er  starb  am  15-  Juni  1608  zu  Bamberg  und  hegt  in  der  Kirche  zu  Mühlhausen 
begraben**). 

Der  Unterbau  wird  seitlich  van  zwei  reliefplastisch  gearbeiteten  Ohren  begleitet, 
von  denen  das  eine  die  Buchstaben  H  W,  das  andere  die  Jahrzahl  I613  in  vertiefter 
Schrift  zeigt.  Als  oberer  Abschluß  des  Unterbaues  dient  eine  stark  vortretende, 
gerundete  Platte,  die  mit  Längsbuckeln  belebt  ist.  Auf  dieser  knien  zu  den  Seiten 
eines  Crucifixus  (die  Christusfigur  fehlt  heute)  links  der  Verstorbene  in  Rüstung, 
rechts  seine  beiden  Gattinnen.  Ersterer  ist  von  drei  jugendlichen  Söhnen,  letztere 
sind  von  einer  bezw.  drei  Töchtern  begleitet.    Den  leeren  Raum  hinter  dem  Gatten 


Abb.  9.     Hans  Werner: 
Grabdenkmal  des  Siegmund  Marschalk  von  Ebnet  in  Mühlhausen.    1613. 


nimmt  dessen  Helm  ein.  Die  Figuren  sind  fast  in  Vollplastik  ausgeführt.  Was 
Natürlichkeit  der  Ausprägung  des  Gesichtsausdrucks  betrifft,  so  zeigt  sich  Hans 
Werner  hier  auf  der  höchsten  Stufe  seines  Könnens.    Die  Behandlung  der  Gewandung 


49)  Biedermann,  Geschlechtsregister  der  Reichs- Frey-unmittelbaren  Ritterschafft 
Landes  zu  Francken  löblichen  Orts-Gebürg,  Bamberg  1747,  Taf.  CCCXXXII.  Seine  erste 
Gattin  Anastasia  von  Helmstadt  wurde  1575  geboren  und  starb  am  22.  März  1596.  Nach  einer 
freundlichen  Mitteilung  des  Herrn  Pfarrers  Matthes  in  Mühlhausen  enthalten  die  dortigen 
Pfarrbücher  folgenden  Eintrag:  „1596.  Anastasia  desz  edlen  vnd  vesten  Sigmund  Marschalk 
von  Ebnet  zu  Weingartsgreuth  hausfraw  alhie  begraben  d.  27.  März."  Das  Rittergut  Wein- 
gartsgreuth,  ein  Bamberger  Lehen,  kam  1574  an  die  Marschalk  v.  Ebnet.  Die  Vermählung  mit 
Katharina   Schenckin   von    Symau   fand   i.    J.    1597   statt. 


134        HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

der  Frauen  ist  eine  großzügige  und  vortreffliche.  Umsomehr  ist  es  zu  bedauern, 
daß  gerade  dieses  Werk  in  solcli  üblem  Zustande  auf  uns  gekommen  ist,  und  daß  es, 
falls  man  sich  seiner  Erhaltung  nicht  mehr  annimmt  als  bisher,  nach  und  nach 
einem  vollkommenen   Verfall  entgegengeht. 

Oberhalb  des  Mannes  und  oberhalb  der  Frau  zur  Rechten  bemerken  wir  je 
einen  Engel  mit  vier  Wappenschilden,  die  Agnatenwappen  zeigend.  Das  ab- 
schließende mächtige  Gebälk  ladet  in  der  Mitte  aus,  um  hier  in  einer  Kartusche 
den  Spruch  aus  Johan.  3  „Also  hat  Gott  die  Welt  geliebt  etc."  aufzunehmen.  Dar- 
über waren  in  kräftiger  Reliefplastik  die  drei  Wappen  der  Hauptfiguren  angebracht. 
Der  Unterbau  ist  in  rötlichem,  alles  übrige  in  grauem  Sandstein  gearbeitet,  welch 
letzterer  durch  das  Alter  eine  hübsche  grüne  Patina  erhalten  hat. 


Nr.  13. 

Pfinzingsches  Grabmonument  an  der  Pfarrkirche  zu  Henfenfeld.     1613. 

In  die  Südostecke  der  S.  Nikolauskirche  zu  Henfenfeld  bei  Hersbruck  in 
Mittelfranken  ist  zwischen  dem  Turm  und  dem  gerade  geschlossenen  romanischen 
Chor  über  der  Familiengruft  des  mit  Johann  Sigismund  i.  J.  1764  ausgestorbenen 
Geschlechtes  der  Pfinzing  von  Henfenfeld  ein  von  einer  geschweiften,  letzthin  er- 
neuerten Metallkuppel  ^")  überdachter  Sandsteinbaldachin  eingebaut,  der  eine  Grund- 
fläche von  2,21  m  :  2,56  m  überspannt.  Getragen  wird  er  an  der  freien  Ecke  von 
einer  Säule  mit  geschwelltem  Schaft  und  Kompositkapitäl  (Abb.  10).  Diese  sitzt  auf 
einem  quadratischen  Sockelunterbau  von  0,75  m  Höhe  auf.  Es  korrespondieren  ihr 
ähnlich  behandelte  Halbsäulen  im  Norden  und  Westen  und  ein  Kragstein  in  Form 
eines  jonisierenden  Kapitals  in  der  Nordwestecke.  Darüber  spannt  sich  ein  Rippen- 
gewölbe mit  ringförmigem,  plastisch  gearbeitetem  und  mehrfach  gegliedertem  Schluß- 
stein, den  kleine,  künstlerisch  minder  bedeutende  Engelsköpfchen  in  den  Ecken 
der  Rippenzusammenschlüsse  beleben.  Über  den  Säulen  ruht  ein  in  neuerer  Zeit 
auf  Veranlassung  des  verstorbenen  Obersts  von  Schwarz  durch  den  Steinmetzmeister 
Johann  Göschel  erneuertes  Gebälk  mit  Giebelaufbauten  über  den  Seiten.  Die 
Giebel  steigen  ziemlich  steil  an,  sind  in  der  Spitze  unterbrochen  und  dort  mit  einem 
Postament  ausgesetzt.  Wie  eine  Kupferstichwiedergabe  des  Denkmals  in  einem 
ornamentierten  Rahmen  mit  allegorischem  Beiwerk  von  Georg  Lichtensteger  (1700 
bis  um  1780)  nach  Johann  Justin  Preißler  (1698—1771)^^)  dartut,  trugen  die 
Postamente  ehedem  hohe  Obelisken,  deren  Spitzen  mit  eiförmigen  Knäufen  ver- 
sehen waren.  Hieraus  ergab  sich  im  Verein  mit  der  Helmstange  des  Daches  eine 
stark  ausgeprägte  vertikale  Tendenz,  die  jetzt  minder  kräftig  betont  erscheint.  Im  süd- 
lichen Giebelfeld  bemerken  wir  in  stark  vortretender  Reliefplastik  das  Pfinzingsche 


50)  Die  „Gründliche  Beschreibung  deß  Adelichen  Schlosses  vnd  Vesten  Henffenfeldt" 
vom  Pfarrer  Johann  Georg  Renner  v.  J.  i644  im  Besitz  der  von  Schwarzsehen  Familie,  der 
jetzigen  Inhaberin  des  Schlosses,  bezeichnet  sie  als  eine  „welsche,  mit  bley  bedeckte  Hauben" 
(S.  292  a). 

51)  Stadtbibliothek,  Norica- Kupfer,  Bd.  95,  Abb.  52. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


135 


Wappen,  begleitet  von  zwei  beschwingten  Engelsköpfchen,  im  östlichen  unter  einer 
Muschel  die  einander  schräg  zugeneigten  Wappen  Pfinzing  (vermehrtes  Wappen) 
und  Beck. 

Diese  beziehen  sich  auf  Martin  111.  Pfinzing  von  H  e  n  f  e  n  f  e  1  d, 
geb.  26.  September  1560,  gest.  9-  Dezember  1619,  welcher  am  29.  Juli  1588  Maria 
ß  ec  k  i  n  heiratete^-). 

In  dem  zwischen  den  Wappen  entstehenden  Winkel  befindet  sich  ein  be- 
schwingtes Engelsköpfchen. 


Abb.  10     Hans  Werner: 
Pfinzingsches  Grabmonument  an  der  Pfarrkirche  zu  Henfenfeld.    1613. 


Die  freie  Ecke  des  Baldachins  ziert  über  einem  Postament  mit  grotesker  Fratze 
als  Wasserspeier  eine  freigearbeitete  Engelsfigur,  welche  zwei  Schilde  in  den  Händen 
hält.  Auf  dem  einen  ist  das  Pfinzingsche  Wappen  (in  starker  Lädierung)  angebracht. 
Das  andere  zeigt  die  Wappen  Löffelholz-Tetzel.  Ersteres  bezieht  sich  auf  Martin  I. 
Pfinzing  von  Henfenfeld,  geb.  1490,  gest.  7.  August  1552,  der  i.  J.  1530  Schloß  und 
Dorf  Henfenfeld  mit  dazu  gehörigen  Gerechtigkeiten  von  den  Herren  von  Egloff- 


52)  Sie  starb  am   17-   Jan.   1616.     Biedermann.  Taf.  CCCCXIV. 


136         HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  ÜESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

stein  kaufte  und  am  27.  September  1532  von  Kaiser  Karl  V.  in  Wien  zum  Ritter 
geschlagen  wurde.  Letztere  beziehen  sich  auf  seine  beiden  Gemahlinnen  Anna 
Löffelholzin  von  Colberg,  geb.  12.  April  1498,  vermählt  7.  Februar  1515,  gestorben 
14.  Februar  1543,  und  Barbara  Tetzlin  von  Kirchensittenbach,  vermählt  25.  Okt. 
1543,  gestorben  3.  August  1587^^). 

Auf  dem  Architravbalken  ist  folgende,  ehedem  vergoldete  und  mit  ihm  er- 
neuerte Inschrift  angebracht:  „APOC:  XIV.  BEATI  MORTVI  QVI//IN  DOMINO 
MORIVNTVR  M:  DC:    XIII-" 

Unter  dem  Baldachin  befindet  sich  der  sarkophagähnliche  Eingang  zur 
Gruft,  der  durch  eine  Kalksteinplatte  geschlossen  ist.  Unter  ihr  führt  eine  Treppe 
hinab  in  den  vor  dem  Altar  der  Kirche  befindlichen  Gruftraum ^'').  Der  in  Sand- 
stein ausgeführte  Sarkophag  mißt  bei  einer  Höhe  von  0,43  ni  in  der  Länge  1,905  m 
und  in  der  Tiefe  1,34  m.  Die  Profile  der  oberen  Ausladung  sprechen  für  die  Gleich- 
zeitigkeit mit  dem  Baldachin.  Die  rechte  untere  Ecke  ist  erneuert.  Um  den  Sarko- 
phag zieht  sich  folgende  Inschrift  herum:  „lOH  XI  lESVS  CHRISTVS  NOSTRA 
RESVRRECTIO  ET  VITA". 

Der  plastisch  aufliegende  Deckel  zeigt  unten  eine  Inschrifttafel,  während 
im  oberen  Teil  der  Pfinzingsche  Stammbaum  erhaben  herausgearbeitet  ist.  Von 
der  Inschrift  ist  die  rechte  Hälfte  durch  Abwitterung  zerstört.  Sie  lautete  voll- 
ständig folgendermaßen  5  5): 

D.  0.  M.  S.  A.  D.  M.  D.  C.  XIII. 
IN  HUNC  CONCAVUM  SUBTERRANEUM  DILATATUM  ET  SUB//DIO  CON- 
TI GUUM  CONDITORII  REPLETl  OSSIBUS  GENTIS  PATRITI/E//PFINZINGAE 
AB  HENFEFELD  IN  HOC  SACELLO  LOCUM  INFERENDI  SE//PELIENDIVE, 
IDEM  JUS  ET  FAS  ESTO,  DEFUNCTI,  EX  AGNATIONE  EIUSDEM//NOBI- 
LIS  FAMILIAE  UTRIUSQ  SEXUS,  UTSIMUL  FORUM  CORPORA  PLA//CIDE 
TABESCANT,  DONEC  IN  ULTIMO  DECRFTORIO,  DIE  EA,  REDIVIVA//CUM 
SINGULIS  SUIS  ANIMABUS  CONIUNCTA,  ARCHANGELI  VOCE,  IN//SOR- 
TE  BEATORUM,  REDEMPTORI  SUO,  AD  AETERNA//GAVDIA  RECIPIENDA 
IN   NUBIBUS  OBVIAM//PRODEANT   INCORRUPTA. 

Auch  der  Stammbaum  ist  nicht  mehr  in  allen  Einzelheiten  erkennbar.  Links 
ist  derselbe  mit  10  Schildchen  behängt,  rechts  werden  5  Schildchen  bemerkt.  Die 
Wappendarstellungen  sind  meist  abgewittert.  Erkennbar  sind  auf  der  linken 
Seite  nur  die  Wappen:  Pfinzing-Beck  und  Pfinzing-Harsdorf,  auf  der  rechten  Seite 
oben:  für  sich  allein  das  alte  Wappen  der  Pfinzing:  halber  Adler  oben,  Ring  unten; 
dann  die  Wappen  Pfinzing- Holzschuher.  Die  Bedeutung  der  Wappen  Pfinzing-Beck 
wurde  schon  oben  beim  Baldachin  festgestellt.  Die  Wappen  Pfinzing-Harsdorf 
beziehen  sich  auf  Christoph  Pfinzing  von  Henfenfeld,  geb.  31.  Mai  1566,  gestorben 
13.  März  1629,  und  auf  Susanna  Harsdörferin  von  Artelshofen,  geb.  1579,  vermählt 


53)  Biedermann,  Taf.  CCCCVIII. 

54)  Mündliche  Mitteilung  der  Frau  Oberst  von  Schwarz. 

55)  Nach  der  erwähnten  Beschreibung  des  Schlosses  Henfenfeld  vom  Pfarrer  Johann  Georg 
Renner  v.  J.  i644,  S.  292a,  deren  Text  ich  nach  den  vorhandenen  Resten  verbessert  und  er- 
gänzt habe. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  137 

2.  August  1596,  gestorben  19-  November  1650^**).  Die  Wappen  Pfinzing-Holz- 
schuher  sind  zu  deuten  auf  Karl  Pfinzing  von  Henfenfeld,  Gründlach,  Reutles  und 
Letten,  geb.  14.  September  1578,  gest.  27.  Juni  1629,  der  am  17.  September  1599 
Klara  Holzschuherin  von  Neuenbürg  zur  Frau  nahm,  welche  am  12.  März  1627 
starb  5  7). 

Eine  besondere  Ausbildung  hat  das  Kopfstück  des  Sarkophags  erfahren,  das  in 
grauem  Sandstein  gearbeitet  ist  (Abb.  11).  Über  einem  Inschriftbalken  ruht  nach  links 
hin  ein  wehklagender  Putto,  der  die  Rechte  auf  die  Brust  preßt,  während  die  Linke 
eine  kleine  Relieftafel  mit  einer  Darstellung  der  Auferstehung  Christi  hält.  Zwei 
Muscheln  schließen  rechts  und  links  das  Kopfstück  ab.  Die  rechte  enthält  eine 
Sanduhr,  die  linke  einen  Totenkopf.  Beide  sind  außen  mit  einem  Perlfries  verziert 
und  unten  zu  beschwingten  Engelsköpfchen  ausgearbeitet.  An  der  rechten  das 
Zeichen  des  Meisters  „HW^"  Die  Inschrift  auf  dem  Balken  lautet:  „PAVLVS 
IN-  LAD  CORINTHIOS  x"v:  ET  SICVT-IN  ADAM  0MNES//M0R1VNTVR 
ITA  ET  IN  CHRISTO  OMNES  UIUIFICABVNTVR".    Die  Höhe   dieses   freipla- 


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Abb    11      Hans  Werner: 
Kopfstück  des  Sarkophags  in  Henfenfeld.    1613. 

stischen  Zierstücks  beträgt  0,65  m,  die  Breite  1,30  m.  Es  ist  im  großen  und  ganzen 
gut  erhalten,  was  von  den  ornamentalen  und  figürlichen  Teilen  des  Baldachins  nicht 
gesagt  werden  kann.  Der  Baldachin  steht  Wind  und  Wetter  ausgesetzt  da,  so  daß 
eine  starke  Abwitterung  notwendigerweise  eintreten  mußte,  weshalb  auch  eine  Aus- 
wechselung des  Schaftes  der  freistehenden  Säule  nötig  geworden  ist.  Bemerkt  sei 
noch,  daß  er  mit  einem  rötlichen  Farbton  überzogen  ist,  der  aber,  was  bei  der  ex- 
ponierten Stelle  nicht  zu  verwundern  braucht,  zum  Teil  weggewittert  ist.  Als 
Material  ist  grauer  Sandstein  verwandt. 

Bei  der  Würdigung  des  Ganzen  ist  im  .Auge  zu  behalten,  daß  die  Möglichkeit 
zur  Entwicklung  reicherer  Detailformen  nicht  gegeben  war.  Angesichts  der  ihm 
gewordenen  Aufgabe  war  der  Künstler  vielmehr  genötigt,  ins  Massige  zu  gehen  und 


56)  Biedermann,  Taf.  CCCCXXI. 

57)  Ebendort,  Taf.  CCCCIX. 


138         HANS  WERNER,  EIN   BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

figürlichen  oder  ornamentalen  Schmuck  in  diskreter  Weise  nur  an  markanten  Stellen 
anzubringen.  So  fehlt  im  allgemeinen  die  für  Hans  Werner  charakteristische  Zierlich- 
keit des  Ornaments.  Vorhanden  ist  sie  eigentlich  nur  an  den  Kapitalen  der  tragen- 
den Säulen,  und  hier  erkennen  wir  sofort  seine  Hand  wieder.  Man  kann  in  Zweifel 
geraten,  ob  das  ganze  Monument  eine  Arbeit  des  Künstlers  ist  oder  ob  nur  Einzel- 
heiten von  ihm  herrühren.  Wir  sind  diese  Form  des  Gesamtausdrucks  von  ihm 
sonst  nicht  gewohnt.  Aber  jeder  Zweifel  muß  bei  einer  Abwägung  der  einzelnen 
Teile  gegeneinander  schwinden.  Zunächst  weisen  die  Kapitale  in  ihrer  sorgfältigen 
präzisen  Durchbildung  auf  Hans  Werner  hin.  Der  strenge  Ornamentiker,  der  er 
sonst  ist,  ist  er  auch  hier.  Weiter  sind  der  Putto  des  Kopfstücks  und  der  wap- 
penschildhaltende Engel  über  der  Ecke  des  Baldachins  einander  nahe  verwandt.  Die 
in  einzelnen  Rollen  gedrehten  Haare  kommen  bei  beiden,  aber  auch  bei  den  Engels- 
köpfchen im  südlichen  Giebelfeld  vor.  Und  dann  trug  auch  (siehe  oben)  der  Sarko- 
phag ehemals  die  Jahreszahl  1613.  Kurzum  alles  verengt  sich  zu  der  bestimmten 
Feststellung,  daß  das  ganze  Monument  eine  Arbeit  Hans  Werners  ist.  Und  da  es 
das  ist,  wird  es  für  die  Charakterisierung  seiner  Künstlerpersönlichkeit  ein  neuer  An- 
haltspunkt, da  bislang  ein  zweites  Denkmal  gleicher  Form  von  seiner  Hand 
nicht  bekannt  geworden  ist.  Es  ist  bezeichnend  für  seine  monumentale  Schöpfer- 
kraft und  seinen  selbständigen  Erfindersinn.  Es  offenbart  seine  hohe  Fähigkeit  in 
der  kompositioneilen  Gestaltung. 

Der  Vollständigkeit  halber  füge  ich  noch  an,  daß  an  der  Westwand  unter  dem 
Baldachin  ein  großes  Tafelbild  mit  einer  Darstellung  Christi  im  Gebet  am  Ölberg 
angebracht  ist,  das  i.  J.  1596  die  sieben  Söhne  des  Martin  Pfinzing  erneuern  ließen 
und  das  i.  J.  1708  eine  nochmalige  Auffrischung  erfuhr,  wobei  es  seinen  ursprüng- 
lichen Charakter  so  gut  wie  ganz  einbüßte.  Es  befand  sich  früher  in  der  Kirche 
„zwischen   der  weiber  fenster   vnd  der  gmein  porthill"^^). 


Nr.  14. 

Marmorreliefs  des  früheren  Taufsteins  in  der  Stadtkirche  zu  Bayreuth.     1615. 

in  den  oberen  achteckigen  Teil  des  in  den  Jahren  1871  und  1872  in  pseudo- 
gotischen Formen  errichteten,  mit  grüner  Ölfarbe  angestrichenen  Taufsteins  sind  acht 
kleine  Marmorreliefs  eingelassen,  die  noch  von  dem  früheren  Taufstein  herstammen. 
Letzterer  trug  folgende  Dedikations- Inschrift:  „Zur  Ehre  Gottes,  des  Fürsten  und 
der  Kirche,  auch  seiner  und  der  Seinen  Gedächtnisz  hat  dieses  Ao.  161 5  machen 
lassen  M.  Math.  Chyträus,  Past.  und  Superint.,  durch  Hans  Werner,  Bildhauer"  ^^). 
Er  trat  an  die  Stelle  des  alten  Taufsteins  v.  J.  1562,  den  man  als  altmodisch  in  der 
neu  hergerichteten  Kirche  nicht  mehr  sehen  zu  können  glaubte.  Er  hatte  acht- 
eckige Grundrißform  und  besaß  „einen  großen  Kessel  in  Vorbildern  der  Beschnei- 
dung, Sündfluth,  rothen  Meer,  Kelter  und  Teich  Bethesda".     Auf  dem  Deckel  be- 


58)  Siehe  die  Beschreibung  des  Schlosses  Henfenfeld  vom  Pfarrer  Johann  Georg  Renner 
V.  J.  1644,  S.  307- 

59)  Zeitschrift  für   Heimat-  und   Volicskunde  „Deutsche   Gaue",   Bd.   VII,   S.   15- 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  13Q" 


fanden  sich  die  vier  Kardinaltugenden:  Glaube,  Holfnung,  Liebe  und  Geduld,  so- 
wie auch  die  vom  23.  Mail6l5  datierte  Dedikations-Inschrift.  Unten  herum  waren  die 
vier  Elemente  mit  biblischen  Sprüchen,  am  Fuß  die  Bildnisse  des  Stifters  und  seiner 
beiden  Ehefrauen  zu  sehen '"^).  Dem  sei  noch  angefügt,  daß  sich  nach  freundlicher 
Mitteilung  des  kgl.  Kreisarchivs  Bamberg  in  einem  dort  aufbewahrten  Manuskript 
aus  dem  18.  Jahrhundert  „Extract  aus  denen  Brandenburg.  Geschichts-  und 
Historien-Calendern  v.  J.  1721  bis  1727"  folgende,  diesen  Taufstein  betreffende 
Nachricht  vorfindet:  „Und  damit  das  Gedächtnisz  des  Verfertigers  dieses  Steins 
nicht  vergehen  möge,  lieset  man  folgendes:  Hannsz  Werner,  Bildhauer,  1615". 

Zwar  sind  diese  Reliefs  nicht  von  hoher  künstlerischer  Bedeutung,  doch  müssen 
sie  zur  Vervollständigung  des  Lebenswerkes  unseres  Meisters  hier  in  Betracht  gezogen 
werden.  Sie  haben  eine  Breite  von  25  cm  bei  einer  Höhe  von  30  cm.  Wie  gesagt, 
es  iiandelt  sich  um  bescheidene  Arbeiten,  doch  ist  bei  ihrer  richtigen  Würdigung 
wohl  im  Auge  zu  behalten,  daß  sie  aus  ihrem  ursprünglichen  Zusammenhang  heraus- 
gelöst und  in  einen  anderen  Körper  eingegliedert  sind,  dessen  Formen  bei  frag- 
würdiger Echtheit  den  Geist  einer  ganz  anderen  Stilepoche  atmen.  Verständlich 
sind  sie  eigentlich  nur  im  Konnex  mit  dem  früheren  Taufstein,  für  den  sie  gewiß  eine 
zweck-  und  stilentsprechende  Belebung  bezeichneten,  in  dessen  Gesamtrahmen  sie 
eine  ganz  andere  Wirkung  besaßen  als  heute.  Faßt  man  sie  so  auf,  so  wird  man 
damit  den  rechten  Maßstab  für  die  Beurteilung  der  Fähigkeiten  ihres  Verfertigers 
gewinnen,  der  doch  kein  schlechter  Meister  war! 

Kommen  wir  nun  zu  den  Reliefs  selbst,  so  finden  sich  in  ihnen  folgende 
Themata  behandelt: 

1.  Die  S  ü  n  d  f  1  u  t.  In  wenig  natürlicher  Weise  fluten  die  breit  gezeich- 
neten Wogen,  die  nach  dem  Hintergrund  zu  die  plumpgeformte  Arche  tragen.  Eine 
Frau  umklammert  vorn  rechts  eine  aus  dem  Wasser  herausragende  Felszinke.  Dar- 
über auf  einem  Felsvorsprung  ein  kniender  Mann.  Ganz  oben  in  der  Ecke,  eine 
Felsspitze  umfasssend,  eine  Jungfrau.  Vorn  im  Wasser  sind  die  Köpfe  Ertrinkender 
sichtbar.  Unmittelbar  vor  der  Arche  kämpft  sich  ein  Pferd,  einen  Jüngling  tragend, 
durch  die  Wellen.  Die  Behandlungsweise  dieses  Reliefs  ist  eine  sehr  schematische. 
Namentlich  gilt  dies  von  der  Zeichnung  des  Wassers  und  der  Felsen.  Einige  der 
kleinen   Köpfchen   erfreuen   durch  gute   Charakterisierung. 

2.  Der  Durchgang  durchs  rote  Meer.  Vorn  links  mit  wehen- 
dem Mantel  und  in  bewegter  Haltung  Moses,  den  Stab  in  der  erhobenen  Rechten. 
Rechts  neben  ihm  zwei  Frauen,  staunend  die  Hand  an  die  Brust  gelegt.  Aus  dem 
Hintergrund  schauen  die  bärtigen  Köpfe  seiner  übrigen  Begleiter  hervor.  Un- 
mittelbar neben  der  vorderen  Frau  türmen  sich  die  Wogen  hoch  empor,  um  Pharao 
samt  Roß  und  Reitern  zu  verschlingen.  Die  Komposition  darf  als  eine  leidlich 
gute  bezeichnet  werden.  Eine  frische  Bewegung  durchzieht  die  Darstellung. 
Gelungen  im  Ausdruck  ist  namentlich  die  kleine  Figur  des  nach  links  schreitenden 
Moses. 


60)  Nach  Friedr.  H.  H  o  f  m  a  n  n,  Die  Stadtkirche  in  Bayreuth,  Archiv  für  Geschichte 
und  Altertumskunde  von  Oberfranken,  XXI.  Bd.,  3.  Heft.  S.  81—82,  85,  95.  97  u.  114;  siehe 
auch  des  gleichen  Verfassers  Arbeit  „Bayreuth  und  seine  Kunstdenkmale",  München  1902,  S.  19. 


140        HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

3.  Die  B  e  s  c  h  n  e  i  d  u  n  g.  Das  dritte  Relief  bringt  uns  in  sehr  realisti- 
scher Auffassung  eine  Darstellung  der  Beschneidung  (Abb.  12).  Vorn  links  sitzt  mit 
wallendem  Bart  der  Hohepriester,  den  kleinen  Jesusknaben  vor  sich  auf  den  Knien 
haltend.  Vor  ihm  kniet  der  Rabbiner,  die  rituelle  Handlung  vornehmend.  Scheinbar 
widerstrebt  der  Knabe  dem,  was  man  an  ihm  vorzunehmen  beabsichtigt.  Hinter 
dieser  Gruppe  steht  die  jugendliche  Maria,  die  Hände  ergebungsvoll  über  der  Brust 
gekreuzt,  neben  ihr  Joseph.  Auch  Joachim  und  Anna  sowie  ein  weiteres  Ehepaar 
wohnen  dem  Vorgang  bei,  den  nach  hinten  zwei  rundbogige  Nischen  mit  darüber 
befindlichem  Kreisfenster  abschließen.  Bei  diesem  Relief  ist  die  geschlossene  Ein- 
heit der  Komposition  und  die  weiche  Behandlung  der  Gewandungen  des  Hohe- 
priesters  und  des  Rabbiners  hervorzuheben.  Trotz  des  kleinen  Maßstabes  ist  den 
Antlitzen  meist  eine  sehr  individuelle  Durchbildung  zuteil  geworden. 


Abb.  12.     Hans  Werner: 
Relief  vom  früheren  Taufstein  in  der  Stadtkirche  zu  Bayreuth.     1615. 


4.  Christus  als  Kinderfreund.  Nun  folgt  eine  Illustration  des 
Spruches:  „Lasset  die  Kindlein  zu  mir  kommen!"  Vorn  in  der  Mitte  sitzt  Christus, 
ein  Kind  auf  dem  Arm,  ein  zweites  von  links  her  kommendes  segnend.  Von  rechts 
und  links  bringen  Frauen  weitere  Kinder  herbei.  Vorn  rechts  spielen  zwei  Knaben 
zu  den  Füßen  des  Herrn.  Hinter  ihm  sind  vier  weitere  Figuren  sichtbar,  von  denen 
ein  bärtiger  Mann  mit  dem  Finger  nach  rückwärts  weist.  Als  Abschluß  des  Ganzen 
dient  eine  Stoffdraperie.  Von  besonders  großer  Sorgfalt  zeugt  dieses  Relief  nicht, 
doch  kann  ihm  eine  lebendige  Gruppierung  in  der  Szenerie  nicht  abgesprochen  werden. 


VON  DR.   FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ. 


141 


Was  von  dem  Durchgang  durchs  rote  Meer  gesagt  wurde,  gilt  auch  von  dieser  Tafel. 
Ein  frischer  Zug  durchweht  die  Darstellung. 

5.  Heilung  des  achtunddreißigjährigen  Kranken.  Der  Vorgang  spielt 
in  einer  felsigen  Landschaft,  die  in  flotter  Aphoristik  angedeutet  ist  (Abb.  13).  Die 
Cäsur  der  Darstellung  bildet  die  hoch  aufgerichtete  schlanke  Figur  des  Herrn,  der 
dem  vorn  links  über  Felsblöcken  sitzenden  Kranken  die  Hand^^)  auflegt.  Die 
Berührung  führt  die  wunderbare  Heilung  unmittelbar  herbei.  Wir  erkennen  dies 
daran,  daß  der  Geheilte  das  Haupt  emporrichtet  und  die  Rechte  ergebungsvoll 
auf  die  Brust  legt.  Die  Jünger,  von  denen  vier  sichtbar  in  die  Erscheinung  treten, 
wohnen  im  Hintergrund  links  dem  Vorgang  bei.  Unter  den  acht  Darstellungen, 
von  denen  hier  die  Rede  ist,  steht  dieses  Relief  entschieden  obenan.  Die  Figur  des 
Herrn  ist  durch  eine  vornehme  Auffassung  ausgezeichnet. 


Abb.  13.     Hans  Werner: 
Relief  vom  früheren  Taufstein  in  der  Stadtkirclie  zu  Bayreuth.    1615. 


6.  Christus  in  der  Kelter.  Das  sechste  Relief  bringt  eine  in  pro- 
testantischen Kirchen  nicht  häufig  begegnende  Darstellung:  Christus,  das  Kreuz 
tragend,  in  der  Kelter.  Das  Mühsame  der  Arbeit,  der  sich  der  Erlöser  in  symbo- 
lischer Bedeutung  unterzieht,  ist  in  Miene  und  Bewegungen  sinnvoll  zum  Aus- 
druck gebracht.  Der  gewonnene  Saft  strömt  vorn  in  ein  untergestelltes  Gefäß  von 
kelchartiger  Form.    Links  seitlich  der  Kelter  sind  Weinstöcke  mit  daran  hängenden 


61)  Diese  ist  samt  dem  Unterarm  abgebrochen. 


142         HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

Trauben  sichtbar.    An  Fleiß  der  Durchfülirung  steht  dieses  Relief  dem  vorigen  nicht 
nach.    Sein  eigentlicher  Wert  aber  ist  in  der  Darstellung  zu  suchen® 2). 

7.  Die  Auferstehung.  Das  Relief  der  Auferstehung  ähnelt  in  etwa 
dem  an  dem  Grabmal  in  der  Kirche  zu  Pommersfelden,  ohne  allerdings  dessen  stür- 
mische Bewegtheit  ganz  zu  erreichen.  Die  Wächter  sind  zu  je  zweien  zu  den  Seiten 
des  mitten  in  das  Bild  hinein  gestellten  Sarkophags  verteilt.  Zwei  von  ihnen  schlafen, 
während  die  beiden  anderen  in  größter  Erregtheit  aufwachen.  Namentlich  gilt 
dies  von  dem  Krieger  vorn  links,  der  gerade  zu  Speer  und  Schild  gegriffen  hat.  Von 
den  Füßen  des  Auferstandenen  entwickeln  sich  in  diagonaler  Richtung  aufwärts 
strebende  Wolken.  Kühn  flattert  der  Mantel  nach  rückwärts.  Der  rechte  Arm  ist 
mit  mahnendem  Zeigefinger  erhoben,  während  die  Linke  die  Kreuzfahne  hält.  Das 
stürmische  Temperament  des  Meisters  hatte  gerade  hier  Gelegenheit  zu  freier  Ent- 
faltung, und  er  hat  sie  nicht  unbenutzt  vorübergehen  lassen. 

8.  Darstellung  einer  Taufe.  Das  achte  Relief  endlich  bringt 
uns  die  Darstellung  einer  wirklichen  Taufe,  wie  sie  dem  damaligen  protestantischen 
Ritus  entsprach.  In  technischer  Beziehung  ist  auf  diese  Tafel  große  Sorgfalt 
verwandt.  Ihr  Wert  aber  liegt  in  erster  Linie  auf  kulturgeschichtlichem  Gebiet. 
Die  Mitte  des  Bildes  nimmt  der  achteckige  Taufstein  ein,  über  welchem  von  links 
her  der  Geistliche  das  nackte  Kind  hält*^^),  und  zwar  hat  er  es  mit  der  Linken  unter 
dem  Leib  gefaßt,  so  daß  es  mit  dem  Gesicht  nach  unten  gerichtet  war.  Hinter  dem 
Taufstein  steht  der  Pate,  bereit,  das  Kind  entgegenzunehmen.  Neben  ihm  rechts 
eine  Frau  und  im  Hintergrunde  fünf  weitere  Personen.  Im  Vordergrund  rechts  ist 
die  Hebamme  damit  beschäftigt,  das  Zeug  für  den  Täufling  zurecht  zu  legen.  Die 
Antlitze  sind  durchweg  mit  großer  Schärfe  behandelt.  Es  fehlt  nicht  an  prägnanter 
Charakteristik.  Die  Halskrausen  sind  mit  Peinlichkeit  durchgeführt.  Die  Figur 
des  Geistlichen  läßt  einen  besonderen  Fleiß  in  der  Durchbildung  erkennen.  Viel- 
leicht sollte  in  ihr  der   Stifter  selbst  dargestellt  sein. 

Als  Material  für  die  Reliefs  ist  ein  weißlich-gelber  Marmor  verwandt,  der 
von  grau-blauen  Adern  durchzogen  ist. 


Nr.  15. 

Grabmonument  des  Wilhelm  von  Sireitberg  und  seiner  Gemahlin  Anna 
in  der  Pfarrkirche  zu  Ahorn  b.  Coburg.     1616. 

Nachdem  dieses  Grabmal  durch  Lehfeldt  im  Thüringischen  Inventar®*)  bereits 
in  eingehender  Art  beschrieben  worden  ist,  kann  ich  mich  hier  auf  seine  künstlerische 
Würdigung  beschränken  (Taf.  XXXI I).  Es  ist  in  der  Haupsache  in  feinkörnigem  Zeiler 
Sandstein  gearbeitet.  Der  Kruzifixus  und  die  Figur  des  Auferstandenen  sind  in 
weißem   Marmor  ausgeführt,  die   Inschrifttafeln  zum  Teil  in  schwarzem  Schiefer. 


62)  Abgebildet  bei  Friedr.  H.   H  of  m  a  n  n,  Bayreuth  und  seine  Kunstdenkmale,  München 
1902,   S.   19- 

63)  Der  rechte   Unterarm  des  Geistlichen  und  der   Kopf  des   Kindes  fehlen. 

64)  Bau-  und  Kunstdenkmäler  Thüringens,    Heft  XXXII,    S.  389—392.     Mit  Abbildung 
des  Mittelstückes  und  des  Aufsatzes  (schlecht). 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseuni  1009. 


Taf.  XXXII. 


L.    K- e.^c.i  ,■'-    Nbg 


Hans  Werner: 

Grabmonumenl  des  Wilhelm  von  Streitberg  und  seiner  Gemahlin  Anna 

in  der  Pfarrkirche  zu  Ahorn  b.  Coburg.     1616. 


VON  DR.  FRITZ  TRAUGOTT  SCHULZ.  143 


Die  Kosten  für  die  Herstellung  werden  in  der  handschriftlichen  Pfarrchronik  auf 
1500  fränkische  Gulden  angegeben.  Auffällig  ist  der  dort  begegnende  Zusatz  „Hans 
Werner  von  Macheraet  (nicht  Macheradt!)  aus  Nürnberg",  für  den  ich  eine 
befriedigende  Erklärung  nicht  beizubringen  vermag.  Möglicherweise  ist  Macheraet 
nur  nach  dem  Gehör  geschrieben  und  etwa  für  Mechenried  im  Amtsgericht  Haßfurt 
oder  Wachenroth  im  Amtsgericht  Höchstadt  a.  d.  Aisch  falsch  verstanden.  Siehe  im 
übrigen  S.  6. 

Das  Grabdenkmal  ist  eines  der  größten  und  prunkvollsten,  die  der  Künstler 
geschaffen.  Schon  das  läßt  es  erklärlich  erscheinen,  daß  er  sich  mehr  als  seither 
der  Beihilfe  seines  Schwiegersohnes  Veit  Dümpel  aus  Altenstein  (bei  Seßlach)  be- 
dientet^). Aber  dessen  Anteil  kann  kein  geringer  gewesen  sein.  Er  muß  sich  auch 
auf  die  künstlerische  Durchführung  des  Grabdenkmals  ausgedehnt  haben, 
sonst  würde  ihm  kaum  gestattet  worden  sein,  seinen  Namen  neben  dem  des  Hans 
Werner,  der  für  gewöhnlich  allein  zeichnet,  anzubringen.  An  der  linken  Volute 
des  Mittelteils  ist  nämlich  folgende  Inschrift  eingemeißelt:  „ARTIFICES  lOHANNES 
WERNER  NORICUS  ET  VITUS  DVMPEL  ALTENST:  F."  Jedoch  dürfte  es 
ein  schwieriges  Unternehmen  sein,  wollte  man  den  Anteil  beider  scharf  gegenein- 
ander abgrenzen.  Die  Idee  kann  doch  wohl  nur  von  einem  von  ihnen  stammen. 
Und  da  das  Denkmal  ganz  den  Geist  Hans  Werners  atmet,  so  wird  der  Entwurf 
auch  von  ihm  herrühren.  Aber  von  dem  Entwurf  bis  zur  Ausführung  ist  noch  ein 
weiter  Weg.  Er  pflegt  unter  der  Arbeit  in  vielen  Dingen  oft  eine  andere  Gestalt 
anzunehmen.  Und  gerade  hier  mag  die  Tätigkeit  Veit  Dümpels  eingesetzt  haben, 
der  in  der  Verfolgung  der  allgemeinen  Richtlinien  doch  manches  Eigene,  Selbständige 
hineinbrachte.  Wo  wir  darum  Zügen  begegnen,  die  nicht  direkt  für  Hans  Werner 
sprechen,  werden  wir  getrost  Veit  Dümpel  als  den  nach  eigener  Idee  ausführenden 
Teil  betrachten  können.  Ich  denke  hier  z.  B.  an  die  seitlichen  Gruppen  der  Maria 
mit  dem  Kinde  und  der  Elisabeth  mit  dem  jugendlichen  Johannes,  an  die  bei  Hans 
Werner  in  dieser  Art  sonst  nicht  begegnenden  Fratzen  an  den  Postamenten  unter 
diesen,  an  die  den  Hintergrundvorhang  zu  den  Seiten  der  Mittelnische  haltenden 
Engel,  an  die  Engelsfiguren  an  den  Ecken  des  Unterbaues,  der  leider  durch  ein  hohes, 
ursprünglich  nicht  hierhergehöriges  Gitter  den  Blicken  teilweise  entzogen  wird,  an 
den  marmornen  Kruzifixus,  an  die  Auf  ersteh  ungsgruppe,  an  die  Fratzen  an  den  Pi- 
lastern  zu  den  Seiten  des  Auferstandenen,  an  die  beiden  Putten  über  den  Inschrift- 
kränzen zu  den  Seiten  des  Aufsatzes  nnd  endlich  an  die  das  Ganze  bekrönende  Figur 
der  Liebe  mit  den  Kindern. 


65)  Dieser  fertigte  auch  i.  J.  1628  die  Statue  des  Herzogs  Johann  Kasimir  an  der  Ecke 
des  Gymnasiums  zu  Coburg,  und  zwar  anstelle  einer  solchen  von  Nicolaus  Bergner.  Ebendort, 
S.  260—261,  mit  Abb.  auf  S.  259.  Auch  am  Nürnberger  Rathausneubau  war  er  tätig.  1622  er- 
hielt er  für  die  Befestigung  von  Wage,  Schwert  und  Spiegel  an  den  Portalfiguren  der  Justitia  und 
Prudentia,  sowie  für  Ergänzungen,  die  er  an  den  Figuren  über  den  Portalen  vorzunehmen  hatte, 
10  Gulden.  Vgl.  Mummenhoff,  Das  Rathaus  in  Nürnberg,  S.  136.  Das  sog.  „Thürgericht", 
ein  Holzportal,  das  heute  seine  Stelle  im  Standesamtssaal  hat,  ist  eine  gemeinsame  Arbeit  von 
ihm  und  dem  Schreinermeister  Hans  Heinrich  Abbeck.  Es  war  ihnen  um  300  fl.,  3  fl-  Trink- 
geld und  einen  Thaler  für  das  Firnissen  angedingt  worden.  Siehe  M  u  m  m  e  n  h  o  f  f  a.  a.  O. 
S.  147  f.  mit  Abb.  auf  S.  146. 


144        HANS  WERNER,  EIN  BEITRAG  Z.  GESCH.  D.  PLASTIK  D.  DEUTSCH.  SPÄTRENAISSANCE. 

So  bleibt  denn  noch  genug  übrig,  was  uns  berechtigt,  dieses  Grabdenkmal 
dem  Werk  Hans  Werners  einzugliedern.  Ihm  fallen  zunächst  die  beiden  Haupt- 
figuren zu.  Er  hat  sie  in  voller  Lebensgröße  dargestellt.  Beide  sind  wohl  pro- 
portioniert und  wirken  darum  im  Verein  mit  dem  Kostüm  der  Zeit  etwas  massig 
und  schwerfällig.  Vortrefflich  aber  ist  die  Individualisierung  des  Gesichtsausdrucks. 
Der  Mann  erscheint  von  gutmütigem  Wesen,  die  Frau  treuherzig  und  geistig  hoch- 
stehend. Künstlerisch  schwächer  sind  die  Söhne.  Es  ist  ihm  nicht  gelungen,  hier 
das  traditionelle  Schematisieren  der  Antlitze  ganz  zu  unterdrücken.  Weit  besser 
geraten  ist  die  Tochter,  deren  Antlitz  dem  der  Muttei  nachgebildet  ist,  doch  ohne  daß 
die  Ähnlichkeit  direkt  forciert  erscheint.  Die  Einzelheiten  der  Gewandung  verraten 
die  dem  Künstler  eigene  Sorgfalt,  die  sich  selbst  auf  die  Spitzen  an  der  Haube  und 
dem  Halssaum  der  Frau  erstreckt.  Auch  der  Harnisch  des  Mannes  ist  peinlichst 
durchgeführt.  Es  fehlt  keine  Schnalle  und  kein  Scharnier  da,  wo  man  sie  erwartet. 

Diese  peinliche,  fast  ängstliche  Sorgfalt  dehnt  sich  auch  aus  auf  die  grandios 
komponierte  Rückwand.  Wir  sind  es  vom  Künstler  gewohnt,  daß  er  seine  Werke 
in  klarer  Weise  gliedert.  Auch  hier  ist  dies  der  Fall,  indem  er  im  Dreiklang  nach 
oben  strebt.  Energisch  sind  die  Doppelsäulen  vorgestellt  und  über  ihnen  die  oval 
gestellten  Inschrifttafeln  mit  den  musizierenden  Engeln  aufgebaut.  Aber  ebenso 
energisch  schießt  zwischen  ihnen  die  breitere  Mitte  durch,  die  oben  mit  den  Wappen 
des  Ehepaares  nochmals  heraustritt,  um  dann  harmonisch  zu  enden.  Das  Kom- 
positionstalent Hans  Werners  offenbart  sich  also  auch  hier  in  glänzender  Art.  Wir 
müssen  es  bewundern. 

Aber  nicht  minder  bewundern  müssen  wir  die  reiche  Einzelgliederung,  die 
der  Künstler  innerhalb  dieser  Hauptlinien  unternommen.  Das  Auge  findet  keine 
Ruhe,  aber  es  ermüdet  nicht,  wird  es  doch  immer  wieder  durch  den  straffen  Zu- 
sammenhalt in  der  Komposition,  durch  das  Machtvolle  des  Aufbaues  auf  das  Wesent- 
liche des  Ganzen  hingelenkt.  Mit  gewohnter  Schärfe  sind  die  Kompositkapitäle  der 
Säulen,  die  zahlreichen  Wappen  mit  ihren  Helmzierden  und  heraldischen  Laubwerken, 
die  plastischen  Ornamentationen  an  den  Sockeln  der  Säulen,  die  Glieder  des  Gebälks, 
die  Blätter  an  den  Inschriftkränzen,  die  Muschel  über  dem  Mittelteil,  die  oben  über 
der  Auf  ersteh  ungsgruppe  heraustretenden  Wappen  herausgemeißelt  und  geschnitten. 
Hinzu  kommen  die  vielen  kleinen  Figürchen,  die  das  Ganze  außerordentlich  wohl- 
tuend beleben. 

Das  Grabdenkmal  ist  eines  der  besten  und  reifsten  des  Meisters.  Aber  das 
nicht  allein.  Es  gehört  auch  zu  den  hervorragendsten  Schöpfungen,  welche  die 
deutsche  Grabmalkunst  zu  Beginn  des  17.  Jahrhunderts  hervorgebracht.  Die  Kunst- 
geschichte wird  an  ihm  in  Zukunft  nicht  mehr  achtlos  vorübergehen  können,  ebenso 
wie  sie  auch  seinen  Schöpfer  wird  berücksichtigen  müssen! 


-oOo- 


DAS  DENKMAL  FÜR  DEN  KOSMOORAPHEN 
MARTIN  BEHAIM   IN   GESTALT   EINES  CHORLEÜCHTERS 

VOM  JAHRE  1519. 

Von  Dr.  FRiTZ  WITTE. 

F.  G.  R  a  V  e  n  s  t  e  i  n  veröffentlichte  vor  Jahresfrist  ein  prächtiges  Werk 
über  den  Kosniographen  und  Seefahrer  Martni  Behaiin  *).  Am  Schluß  der  Biographie 
(S.  52)  behandelt  er  in  einem  kurzen  Kapitel  auch  die  in  Nürnberg  einstmals  vor- 
handenen Erinnerungszeichen  an  den  großen  Sohn  der  Stadt  und  kommt  bei  dieser 
Gelegenheit  auf  einen  Kronleuchter  zu  sprechen,  den  der  Sohn  des  Verstorbenen  in 
die  St.  Katharinenkir^he  stiftete  zum  Andenken  an  seinen  Vater.  Der  Kronleuchter 
hing  mitten  im  Chore  in  der  Nähe  der  Wappentafel  des  Verstorbenen,  welche 
ganz  im  Schema  der  hundert  anderen  Tafeln  die  Inschrift  trug :  „1 507,  Pfintztag  nach 
Jacobi  (29.  Juli)  starb  der  gestreng  und  vest  her  Martin  Beheim,  Ritter  im  Kynck- 
reich  zu  Portugal,  dem  gott  gnedig  sey."  Von  dem  Leuchter  berichtet  Ravenstein 
„It  has  been  stated  that  they  had  been  removed  to  the  Germanic  Museum,  but  I 
failed  to  discover  them  there".  Der  Verfasser  hat  nicht  genau  zugesehen,  sonst 
hätte  er  den  von  ihm  ziemlich  genau  beschriebenen  Leuchter  finden  müssen,  denn 
er  hängt  dort,  wohin  er  gehört,  in  der  kleinen  Kapelle  neben  der  Kirche.  Da  er  das 
Erinnerungszeichen  an  einen  großen  Mann,  den  Konstrukteur  des  ersten  Globus, 
und  zugleich  auch  kunsthistorisch  von  Wert  ist,  wollen  wir  ihm  hier  eine  Besprechung 
zuteil  werden  lassen. 

Das  ist  auf  den  ersten  Blick  ersichtlich,  daß  wir  nicht  mehr  den  ganzen  Leuchter 
intakt  vor  uns  haben,  manch  wichtiges  Stück  ist  im  Laufe  der  Jahrhunderte  zweifel- 
los verloren  gegangen.  Er  besteht  aus  zwei  sechseckigen,  in  einen  Rahmen  gefaßten 
Holzplatten,  die  auf  der  unteren  Seite  bemalt  sind  und  am  Rande  eine  Inschrift  in 
schwarzen  gotischen  Minuskeln  auf  weißem  Grunde  haben.  Die  obere  Platte  schmückt 
einen  aufgesetzten  in  Metall  getriebenen  Kamm,  die  untere  hat  schlichte,  rotpoly- 
chromierte  Kehlleisten.  Die  beiden  Platten  sind  durch  eine  starke  Eisenstange  ver- 
bunden, die  in  ihrer  nüchternen  Kahlheit  sofort  verrät,  daß  sie  ursprünglich  eine 
Umhüllung,  wahrscheinlich  eine  in  Holz  geschnittene  Doppelmadonna  mit  Strahlen- 
kranz gehabt  hat.  Außerdem  gingen  von  der  oberen  Platte  von  kleinen  Eisenhaken, 
die  heute  noch  in  regelmäßigen  Abständen  im  Rande  stecken,  Kettengehänge  nach 
unten,  zu  den  über  Eck  gestellten  quadratischen  Lichtertellern  über.  Die  Malereien 
auf  den  beiden  Holzplatten  aber  sind,  weil  gut  geschützt,  vorzüglich  erhalten.  Auf 
der  unteren  Platte  stehen,  zwei  Wappenschilder  nebeneinander,  die  als  Alliance- 
wappen  von  einer  Frauengestalt  gehalten  werden:    links   (oder   heraldisch    rechts) 

1)   E.  G.  Ravenstein,  Martin  Behaim,  his  life  and  his  globe.     London  1908. 
Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     1909.  \Q 


146       D.  DENKMALF.  D.  KOSMOGRAPHEN  MARTIN  BEHAIM  IN  GESTALT  EINES  CHORLEUCHTERS  V.  J.  1519. 


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VON   FRITZ  WITTE.  147 


das  Wappen  Behaims  mit  dem  seiner  Mutter  (Agnes,  geb.  Schopper),  seiner  Groß- 
mutter väterlicherseits  (Elisabeth  Hirschvogel;  hiervon  auch  die  Helmzier  genommen) 
und  seiner  Großmutter  von  mütterlicher  Seite  (Ursula  Muffel),  rechts  (oder  heraldisch 
links)  die  entsprechenden  vier  Wappen  seiner  Frau  aus  dem  Geschlechte  der  Macedo 
von  den  Azoreninseln.  Behaim  hatte  nämlich  nach  seiner  Übersiedelung  zu  den  Azoren, 
wo  er  einer  flämischen  Bruderschaft  angehörte,  die  Tochter  des  Statthalters,  Johanna 
de  Macedo,  geheiratet.  Oberhalb  der  Wappenschilde  liegt  ein  Spruchband  mit  der 
Aufschrift:  „Desiderio  te  desideravi"  (nicht,  wie  Ravenstein  schreibt,  desiderans  de- 
sideravi  ore!).  Wappen  mit  Helmdecke  und  Helmzier,  wie  vor  allem  die  Wappen- 
halterin,  sind  vortrefflich  in  den  Raum  hineinkomponiert  und  stehen  auch  farbig  auf 
dem  blaugrauen  Grunde  äußerst  gut.  Der  etwa  10  cm  breite  Rand  führt  die  (teilweise 
verstümmelte)  Inschrift:  „Serenissimi  Portugalie  Regis  Martinus  Beheimus  miles.  ?  . 
(nicht  „auratus",  wie  bei  Ravenstein)  affricanos  mauros  fortiter  ....  debellavit 
et  ultra  finem  orbis  terre  ..."  ich  möchte  weiter  lesen  „uxorem  duxit",  nicht 
mit  Ravenstein  in  „neuem"  Latein:  uxoravit.  Die  Inschrift  erinnert  an  die  Fahrt  des 
Martin  Behaim  an  der  Westküste  Afrikas  entlang,  die  er  von  Portugal  aus  machte, 
die  ihn  fast  bis  an  das  Kap  der  guten  Hoffnung  führte  und  ihm  nach  seiner  Rück- 
kehr den  Titel  eines  Ritters  vom  Christusorden  eintrug. 

Die  obere  Platte  zeigt  wiederum  die  gleiche  Zusammenstellung  der  Wappen, 
nur  in  starker  Verkleinerung.  Daneben  knieen  Martin  Behaim  in  goldener  Rüstung 
und  Waffenrock,  mit  langwallenden  Haaren  und  seine  Frau,  die  Johanna  von  Ma- 
cedo, in  reichem  Brokatgew^and  und  Haube.  Über  dem  Wappen  in  stilisierten  Wolken 
die  Madonna  mit  dem  Christuskinde,  das  der  heil.  Katharina  den  Ring  ansteckt  und 
St.  Barbara  mit  dem  Kelch.  Auf  einem  Spruchband  zwischen  den  beiden  Ehegatten 
liest  man  die  Worte:  „In  memoriam  eius".  Um  den  metallbeschlagenen  Rand  steht 
die  Inschrift:  „ioanna  capitanei  portugalie  regni  filia  insularum  azorum  Catheridum 
(fälschlich  für  Cassiterides  =  Azoren)  domini  flandrie  nove.  uxor  domini  martini 
Bohemi  militis  felix  memoria". 

Ob  die  heute  an  der  unteren  Platte  angebrachten  quadratischen  Lichterschalen 
die  ursprünglichen  sind,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden;  ich  möchte  aber  glauben, 
daß  sie  ursprünglich  kräftiger  gebildet  und,  wie  bereits  gesagt,  durch  Kettengehänge 
mit  der  oberen  Platte  verbunden  waren. 

Jedenfalls  war  es  kein  übler  Gedanke,  dem  großen  Toten  ein  solches  Denkmal 
in  der  Kirche  zu  stiften,  nachdem  es  sich  als  unmöglich  erwiesen  hatte,  seine  Leiche 
selbst  nach  Nürnberg  zu  überführen. 


•  ono- 


10* 


HANS  BOLSTERERS  MEDAILLE  AUF  PANKRAZ 
BIDERMANN  (1552). 

Von  THEODOR  HAMPE. 

Der  vorstehend  in  Originalgröße  abgebildete  alte  Bleiabguß  einer  Medaille  auf 
Pankraz  Bidermann  gehört  den  älteste  Beständen  der  Medaillensammlung  des 
Germanischen  Museums  an.  Offenbar  ein  Original  der  betreffenden  Medaille,  wohl 
in  Silber,  findet  sich  auch  bereits  bei  Imhof  (Sammlung  eines  nürnbergischen  Münz- 
Cabinets  I.  Teil,  2.  Abt.  S.  698  unter  Nr.  9),  wie  folgt,  beschrieben: 

„Eine  einseitige  Medaille,  von  Goldschmiedsarbeit,  zwölfter  Größe,  auf  Pancraz 
Bidermann,  ohne  Jahrzahl. 

Die  Vorderseite  zeigt  das  linksgekehrte  Brustbild  Pancraz  Bidermanns  im 
Profil,  in  alter  Kleidung  nach  damaliger  Art,  mit  kurz  geschnittenenen  Haaren, 
langem  Spitzbarte,  und  einem  Barett  auf  dem  Haupte.  Die  oben  rechter  Hand 
anfangende  Umschrift  heißt: 

PANCRATS  BIDERMANN  IM  ALTER  LH  @ 

Zu  äußerst  ist  ringsherum  ein  von  Blättern  zusammengesetzter  Zirkel. 

Die  Rückseite  ist  ganz  leer." 

Eine  wichtige  Tatsache  bleibt  indessen  bei  Imhof  unerwähnt,  sei  es,  daß  sie 
übersehen  wurde  oder  aber,  was  wahrscheinlicher  ist,  daß  die  Beschreibung  des  ihm 
vorliegenden  Exemplars  dieser  seltenen  und  meines  Wissens  bisher  nicht  publizierten 
Medaille  sich  mit  obigen  Angaben  in  der  Tat  erschöpfte.  Unser  gleichfalls  einseitiger 
Bleiabguß  wenigstens  ist  am  Armabschnitt  sowohl  bezeichnet  als  auch  datiert.  Er 
trägt  daselbst  vertieft  und  zwar  mitgegossen,  nicht  nachträglich  eingraviert  als 
Signierung  des  Medailleurs  HB  diese  Buchstaben  und  dazwischen  das  bekannte 
hausmarkenähnliche   Zeichen   genau  so,  wie    Erman  *)  solches    auf  den  signierten 


1)  Adolf   Erman,    Deutsche  Med.ailleure    des   16.   und    17-   Jahrhunderts  (1884)   Seite  49- 


VON  THEODOR  HAMPE,  149 


Medaillen  gesehen,  nicht  wie  Julius  Cahn  ^)  es  auf  anderen  Stücken  des  gleichen 
Meisters  gefunden  hat.  Indessen  sind  von  dem  Zeichen  nur  die  oberen  zwei  Drittel 
deutlich  zu  erkennen.  Durch  zwei  senkrechte  Parallelstriche  von  dieser  Signierung 
getrennt  folgt  dann  noch  die  Datierung:  „At  1552." 

Ich  habe  über  den  Medailleur  HB,  in  dem  die  Forschung  der  letzten  Jahre  mit 
immer  größerer  Sicherheit  den  Nürnberger  Bildschnitzer  Hans  Bolsterer  er- 
kannt hat,  im  IV.  Bande  des  von  Ulrich  Thieme  und  Felix  Becker  redigier- 
ten Allgemeinen  Lexikons  der  bildenden  Künstler,  der  ziemlich  gleichzeitig  mit 
diesem  Hefte  unserer  „Mitteilungen"  zur  Ausgabe  gelangen  wird,  kurz  zusammen- 
fassend gehandelt  und  kann  mich  hier  wohl  auf  diese  Ausführungen,  die  namentlich 
die  bisher  über  ihn  bekannt  gewordenen  Lebensdaten  verzeichnen,  beziehen.  Da- 
nach gehört  unsere  Medaille  auf  Pankraz  Bidermann  der  zweiten  Nürnberger  Periode 
des  Künstlers  an,  und  einer  nürnbergischen  Familie  des  Namens  wird  vermutlich  der 
Dargestellte  entstammen.  Über  eine  solche  lesen  wir  in  einem  im  ganzen  zuver- 
lässige Nachrichten  bietenden  genealogischen  Werke  der  Bibliothek  des  Germanischen 
Museums  ^),  daß  dies  Geschlecht  vor  langen  Jahren  allhie  gewohnt  habe;  „ist  aber 
schon  vor  geraumer  Zeit  abgestorben  und  wird  Alters  halber  ihr  Gedächtnuß  (d.  h. 
Denkmäler  der  Familie)  nicht  viel  gefunden.  Seiz  Bidermann  ist  ein  Genannter 
geweßen  A.  1455  und  1502  gestorben"'*).  Dazu  bringt  unsere  Handschrift  zwei 
verschiedene  V/appen  der  Nürnberger  Bidermann:  1.  Oberkörper  eines  bärtigen 
Mannes  in  roter  Gewandung  mit  weißem  Kragen  auf  Silber  und  2.  von  Silber  und  Rot 
gespalten  mit  einer  roten  vierblätterigen  Rosette  mit  grünen  Kelchblättern  auf  dem 
silbernen,  einer  silbernen  vierblätterigen  Rosette  mit  grünen  Kelchblättern  auf  dem 
roten  Grunde.  Es  hat  also  wahrscheinlich  vom  15.  bis  17.  Jahrhundert  mehr  als 
eine  Nürnberger  Familie  des  Namens  gegeben. 

Den  dargestellten  Pankraz  Bidermann  in  der  Literatur,  in  Nürnberger  Ur- 
kunden oder  Akten  nachzuweisen,  ist  mir  bisher  nicht  gelungen  ^).  Nach  den  An- 
gaben der  Medaille  war  er  im  Jahre  1500  geboren,  könnte  also  ein  Sohn,  vielleicht 
aber  auch  schon  ein  Enkel  jenes  Seiz  Bidermann  gewesen  sein. 

Unser  alter,  sicherlich  noch  dem  16.  Jahrhundert  entstammender  Bleiguß 
muß  von  einem  delikat  gearbeiteten  Original,  dem  in  Anbetracht  der  urkundlichen 
Bezeichnung  Bolsterers  als  Bildschnitzer  oder  auch  Bildhauer  wohl  entweder  ein 
Buchsholzmodell  oder  ein  Modell  in  Kehlheimerstein,  Speckstein  oder  dergl.  zugrunde 
gelegen  haben  mag,  genommen  worden  sein.  Technisch  auf  das  vorzüglichste  aus- 
geführt zeigt  er  alle  hohen  Vorzüge  des  bedeutenden  Medailleurs:    die  Kraft  und 


2)  J.  Cahn  in  der  Festschrift  zur  Feier  des  25jährigen  Bestehens  des  städtischen 
Historischen  Museums  in   Frankfurt  a.  M.  (1903)  Seite  186  f. 

3)  Handschrift  HR  146.  2°  I.  Band,  l.  Abteilung.  Blatt  37:i.  Die  Handschrift,  die 
drei  starke  Folianten  umfaßt,  ist  um  1700  geschrieben. 

4)  Vgl.  auch  Johann  Ferdinand  Roth,  Verzeichnis  aller  Genannten  des  größeren  Rats 
(1802)  Seite  36. 

5)  Für  die  Mitteilung,  daß  ein  Pankraz  B.  in  Frankfurt  a.  M.  —  Bolsterer  hatte  von 
ca.  1546  bis  1551  in  Frankfurt  oder  dessen  Nähe  gelebt  und  gearbeitet  —  nach  dem  dortigen 
Bürgerbuch  um  1552  nicht  erscheine,  der  Vorname  Pankraz  in  Frankfurt  überhaupt  nicht 
vorkomme,  vielmehr  ostfränkisch  sei,  bin  ich  Herrn  Dr.  Julius  Cahn  in  Frankfurt  a.  M. 
zu   Dank  verbunden. 


150  HANS  BOLSTERERS  MEDAILLE  AUF  PANKRAZ  BIDERMANN. 

Sicherheit  des  Vortrags,  die  sorgfältige  Modellierung  und  dadurch  erreichte  starke 
plastische  Wirkung  des  lebensvoll  und  würdig  zugleich  charakterisierten  Kopfes,  den 
unbeirrbaren  Geschmack  und  Formensinn  einer  noch  großen  Zeit,  der  sich  z.  B.  auch 
in  den  schönen  Typen  der  Umschrift  offenbart. 

Es  wäre  zu  wünschen,  daß  die  Veröffentlichung  unseres  Bleiabgusses  die  Ver- 
anlassung würde,  festzustellen,  wo  sich  etwa  noch  Originale  der  Medaille  auf  Pankraz 
Bidermann  erhalten  haben,  und  den  Spuren  des  trefflichen  Medailleurs  und  Bild 
Schnitzers  Hans  Bolsterer  weiterhin  nachzugehen. 


DIE  SPRACHE  DER  MAGDALENA 

UND  DES  BALTHASAR  PAUMGARTNER  IN  IHREM 

BRIEFWECHSEL.*) 

Zur  Geschichte  der  Nürnberger  Mundart  und  zur  nhd.  Schriftsprache 

im  16.  Jahrhundert. 

Von  CARL  KOCH. 


Einleitung. 


Im  Jahre  1895  veröffentlichte  Dr.  G.  St  einh  a  usen  in  der  Bibliothek  des 
hterarischen  Vereins  in  Stuttgart  den  „Briefwechsel  Balthasar  Paumgartners 
des  jüngeren  mit  seiner  Gattin  Magdalena  geb.  Behaim  (1582 — 1598)."  Dazu 
veranlaßte  den  Herausgeber  der  kulturhistorisch  beachtenswerte  Inhalt  dieser  Briefe, 
durch  die  wir  einen  wertvollen  Einblick  in  das  damalige  Leben  einer  angesehenen  Kauf  - 
mannsfamilie gewinnen.  Nicht  geringer  aber  ist  ihr  Wert  für  den  Sprachforscher, 
An  sich  sind  ja  schon  Briefe,  die  nicht  für  die  Öffentlichkeit,  sondern  nur  zum 
Gedankenaustausch  zwischen  nahe  stehenden  Personen  bestimmt  sind,  für  die 
Sprachgeschichte  wertvoll,  da  sie  manches  Gut  an  volkstümlichen  Worten  und 
Wendungen  in  sich  bergen;  aber  hier  tritt  noch  ein  Weiteres  hinzu,  das  gerade 
die  vollständige  Veröffentlichung  der  Sammlung,  die  zunächst  nicht  im  Sinne  des 
Herausgebers  gelegen  hatte,  willkommen  erscheinen  läßt:  der  große  sprachliche 
Gegensatz  der  beiden  Schreibenden.  Auf  ihrer  Herkunft  beruht  dieser  Gegensatz 
natürlich  nicht,  beide  waren  gute  Nürnberger  und  stammten  aus  altangesessenen 
Nürnberger  Familien. 

Balthasar  gehört  dem  angesehenen  Geschlechte  der  Paumgartner  an.^) 
Sein  Vater  bekleidete  seit  1551  das  Amt  eines  Pflegers  zu  Altdorf.  Wo  er  seine 
erste  Bildung  erhalten  hat,  ist  unbekannt;  er  wird  entweder  eine  lateinische 
Schule  besucht  haben  oder  noch  eher  in  den  Unterricht  eines  Schreib-  und 
Rechenmeisters  gegangen  sein,  wie  es  gewöhnlich  bei  den  zum  Handel  bestimmten 
jungen  Nürnbergern  der  Fall  war.-)  Hier  mag  er  auch  über  die  Elementarkennt- 
nisse hinaus  in  den  theoretischen  Fächern  nnterwiesen  worden  sein,  die  der 
praktischen  Ausbildung  des   Kaufmannes   zu   gründe   liegen,   im   kaufmännischen 

*)  Verschiedentlich  an  uns  ergangener  Anregung  folgend,  werden  wir  künftig  neben 
der  deutschen  Kultur-  und  Kunstgeschichte  auch  der  deutschen  Literatur-  und  Sprachgeschichte 
wieder  größeren  Raum  in  diesen  „Mitteilungen"  gewähren.  Die  vorliegende  sprachgeschicht- 
liche Untersuchung  haben  wir  schon  um  deswillen  aufnehmen  zu  sollen  geglaubt,  da  ja  die 
Originalbriefe  der  zwischen  Magdalena  und  Balthasar  Paumgartner  gepflogenen  Korrespondenz 
sich   im   Archive   des   Germanischen   Museums  befinden. 

Die   Schriftleitung. 

1 )  Über  B.'s  und  M.'s  Leben  vgl.  die  Bemerkungen  in  der  Einleitung  der  Ausgabe  S.  Vif. 

2)  Vgl.  die  interessanten  Ausführungen  J.  Kamanns  in  den  Mitteilungen  aus  dem 
german.   Nationalmuseum  Jg.  1894  S.  9ff. 


152  DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

Rechnen,  in  der  Buchhaltung  und  Handelskorrespondenz.  Dann  scheint  er  seine 
Vaterstadt  verlassen  zu  haben,  um  in  Lucca,  wo  Nürnberger  Kaufleute  ihre 
Handelshäuser  hatten,  in  die  kaufmännische  Lehre  einzutreten.  Denn  in  dem 
Briefe  an  seinen  Vater,  der  der  Sammlung  vorangestellt  ist,  klagt  er  über  seine 
ungewisse  Lage;  man  wolle  ihn  nach  Lucca  schicken,  aber  mit  welcher  Condition, 
habe  man  ihm  nicht  gesagt.^)  Als  er  sich  zehn  Jahre  später  (1582)  verlobt,  ist 
er  schon  selbständig.  Seinen  Haupthandel  hat  er  in  Lucca,  besucht  aber  dazu 
alljährlich  die  Frankfurter,  einmal  auch  die  Leipziger  Messe.*) 

Seine  Braut  Magdalena  Behaim,  die  er  im  Anfange  des  Jahres  1583  als 
seine  Gattin  heimführte,  stammt  aus  dem  bekannten  Nürnberger  Geschlechte  der 
Behaim,  das  nach  dem  Statut  der  , eiteren  Herren'  vom  Jahre  1521  ,schon  a. 
1332  für  alte  geschlecht  zugelassen  erkennt,  auch  im  alten  rathsbüchlein  be- 
schriben  gefunden  worden  sind'^).  Magdalena  ist  eine  echte  Nürnbergerin  und 
noch  mehr  als  ihr  Gatte  mit  ihrer  Vaterstadt  verwachsen.  Mit  dem  großen 
Kreise  ihrer  Verwandten  und  Bekannten  und  der  ihres  Mannes  unterhält  sie  einen 
regen  geselligen  Verkehr,  von  dem  sie  in  ihren  Briefen  viel  zu  erzählen  weiß. 
Für  die  kleinen  Ereignisse  in  der  Stadt  zeigt  sie  stets  eine  lebhafte  Teilnahme  und 
berichtet  ihrem  Manne  getreulich  die  Neuigkeiten;  namentlich  sind  ihr  Familien- 
ereignisse, Verlobungen,  Heiraten,  Kindtaufen  wichtig.  Weite  und  lange  Reisen 
wird  sie  auch  kaum  vor  ihrer  Verlobung  gemacht  haben;  es  lag  nicht  im  Geiste 
der  Zeit,  daß  Frauen  ihre  Ausbildung  draußen  suchten,  und  zudem  hätte  sie  doch 
einmal  in  ihren  Briefen  davon  gesprochen.  Nur  selten  reist  sie  ihrem  Manne 
einmal  entgegen,  und  von  solcher  Fahrt  schreibt  sie  schon  Wochen  vorher  wie 
von  einem  großen  Ereignis.  Schulunterricht  hat  sie  sicher  genossen,  wie  es  da- 
mals auch  bei  Mädchen  üblich  war.'')  Aber  dieser  wird  sich  wohl  nur  mit  dem 
Erlernen  des  Lesens  und  Schreibens,  vielleicht  auch  des  Rechnens  befaßt  haben. ') 
In  der  Tat  gewinnt  der  Leser  der  Briefe  kaum  den  Eindruck,  daß  sie  mehr  als 
Elementarunterricht  genossen  habe. 

Sie  weiß  zwar  infolge  ihres  lebhaften  Temperamentes,  ihres  gewandten 
Geistes  und  ihrer  ebenso  scharfen  wie  originellen  Beobachtungsgabe  ihren  Briefen 
einen  viel  ansprechenderen  Inhalt  zu   geben   als   ihr  Gatte,    der,   geistig  weniger 


3)  Wenn  B.  wirklich  1601  im  38.  Lebensjahre  starb,  so  muß  er,  nach  dem  Datum 
dieses  Briefes  zu  urteilen,  damals  erst  9  Jahre  alt  gewesen  sein;  da  das  gewöhnliche  Alter  der 
eintretenden  Lehrlinge  durchschnittlich  13  Jahre  betrug,  so  ist  entweder  die  eine  oder  die 
andere  Angabe  falsch. 

4)  Die  Strapazen,  die  in  damaligen  Zeiten  mit  so  weiten  Reisen  verbunden  waren, 
dazu  die  sommerliche  Hitze  in  Lucca  beschleunigten  ein  Magenleiden,  das  ihn  schon  früh  zu 
Wasser-  und  Trinkkuren  zwang,  und  so  starb  er  schon  1601  (oder  1600). 

5)  Chron.   1   S.  216. 

6)  Als  sich  Kaiser  Friedrich  III.  in  der  Kreuzwoche  des  Jahres  1481  wiederholt  in 
Nürnberg  aufhielt,  bewirtete  er  einmal  gegen  4000  ,lerkneblein  und  maidlein'  (Der  Bericht  ist 
abgedruckt  bei  Joh.  Müller  S.  324 f.).  Vergleicht  man  dazu  die  Einwohnerzahl  Nürnbergs,  die 
im  Jahre  1450  nach  ziemlich  sicherer  Schätzung  20,219  Köpfe  betrug,  unter  denen  6173  Kinder 
waren  (Chron.  II  S.  503,  S.  320,  19),  so  gibt  dies,  selbst  wenn  unter  den  4000  Schulkindern 
auch  die  der  näheren  Umgegend  eingerechnet  sein  sollten,  für  den  damaligen  Schulbesuch  ein 
sehr  günstiges  Zeugnis. 

7)  Vgl.   Joh.  Müller  S.  328—335. 


VON  CARL  KOCH.  153 


regsam,  über  gewisse  langweilige  und  sich  stets  wiederholende  feste  Redensarten 
nie  recht  hinauskommt  und  nur  selten  seinen  Worten  eine  gemütvolle  Wärme  zu  ver- 
leihen versteht.  Aber  in  der  Form  steht  sie  ihrem  Balthasar  nach;  inhaltliche  Sprünge 
sowie  stilistische  Mängel  und  syntaktische  Fehler  sind  bei  ihr  nicht  selten,  sodaf3 
auch  das  Verständnis  manchmal  darunter  leiden  muß.  Der  Hauptgrund  der 
Verschiedenheit  ihrer  Schreibung  liegt  aber  tiefer,  wenn  er  auch  auf  dem  ver- 
schiedenen Bildungsgange  beruht :  der  Kaufmann  Balthasar  schreibt 
die  damals  emporblühende  süddeutsche  Reichsschrift- 
sprache ^),  während  Magdalena  an  der  alten  mundartlichen 
Schriftsprache   festhält. 

B.  hat  seine  Mundart  sicher  rein  gesprochen,  wenn  er  auch  im  geschäft- 
lichen Verkehr,  um  sich  leichter  mit  den  Kauflustigen  auf  den  Frankfurter  und 
Leipziger  Messen  verständigen  zu  können,  seinen  Dialekt  gemildert  haben  wird. 
Aber  in  seinen  Briefen  vermißt  man  völlig  seine  Mundart;  vereinzelte  Abirrungen 
von  der  gemeinsprachlichen  Norm  sind  so  allgemeiner  Natur,  daß  sie  nur  den 
Oberdeutschen,  nicht  den  Nürnberger  verraten.  Sein  Beruf  als  Kaufmann  zwang 
ihn,  sich  die  Gemeinsprache  anzueignen,  wie  sie  von  den  Kanzleien  ausging  und  in 
die  Offizinen  der  Druckereien  und  die  Schreibstuben  der  Kaufleute  eindrang; 
und  da  er,  einem  großen  Handelsgeschäfte  angehörend,  eine  große  Correspondenz 
unterhielt  und  oft  lange  Handelsberichte  schreiben  mußte,  worüber  er  des  öfteren 
klagt,  so  kann  man  als  gewiß  annehmen,  daß  er  die  damalige  Kaufmannssprache 
gut  beherrscht,  in  dieser  Sprache  schrieb  er  nun  auch  seine  Privatbriefe  —  es 
ist  möglich,  daß  er  sie  auch  wohl  für  feiner  hielt  als  die  oft  grob  mundartliche 
Landessprache.  Jedoch  muß  diese  damals  noch  für  durchaus  natürlich  und  be- 
rechtigt gegolten  haben  und  in  den  Schulen  noch  gelehrt  worden  sein^),  denn 
sonst  müßte  sich  doch  schließlich  etwa  eine  spöttische  Bemerkung  Balthasars 
über  Magdalenas  oft  curiose  Schreibweise  finden  oder  Magdalena  hinwiederum 
sich  bemühen,  Balthasar  in  seiner  Sprache  nachzuahmen.  Aber  das  ist  nicht  der  Fall. 

M.  geht  in  ihren  Briefen  durchaus  ihre  eigenen  Wege.  Für  ihre  mund- 
artliche Schriftsprache  muß  man  also  die  Schule  verantwortlich  machen;  dazu 
zwingt  schon  ihre  für  damalige  Zeiten  sehr  konsequente  Schreibung;  aber  wie 
weit  man  die  Schule  für  alle  Erscheinungen  ihrer  Sprache  in  Anspruch  nehmen 
darf,  das  läßt  sich  nicht  bestimmen.  M.  ist  nun  in  eine  von  Nürnbergs  Schulen 
gegangen,  sie  sprach  und  hörte  nur  immer  ihren  Dialekt  sprechen,  i°)  —  die  hd. 
Schriftsprache  existierte  nur  auf  dem  Papier;  —  dazu  war  sie   literarisch   kaum 

8)  Kluge  V.  Luther  b.  Lessing  1904  S.  36  f.  .Diese  Donausprache  kennzeichnet  sich 
dadurch,  daß  der  Unterschied  von  ei  und  ai,  von  uo  und  u,  üe  und  «,  ie  und  /  stets  einge 
halten  wird'. 

9)  Der  Gedanke  einer  Gemeinsprache  war  damals  überhaupt  noch  nicht  gang  und 
gäbe.  So  weiü  Fabritius  in  seinem  .Büchlein  gleichstimmender  Wörter  aber  ungleichs  Verstandes 
1532  von  keiner  über  den  Mundarten  stehenden  allgemeinen  Schriftsprache.  Für  ihn  sind  die 
Dialekte  berechtigt,  soweit  sie  nicht  über  ein  gewisses  Maß  hinausgehen  (Ältere  deutsche 
Gramm,  in  Neudrucken  I  S.   XVI). 

10)  Man  vergleiche  Brenners  Bemerkung  (S.  öO):  „Weniger  (als  der  Bauer)  vermögen 
dies  (ihren  Dialekt  zu  mildern)  die  Weiberleute  auf  dem  Lande,  wenn  sie  auch  vielleicht  noch 
lieber  herrisch  reden  möchten '. 


154         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 


interessiert  —  denn  davon  müßten  sich  doch  wenigstens  Spuren  in  den  Briefen 
finden,  —  eine  Trübung  ihres  Dialektes  ist  also  nicht  zu  befürchten:  darum 
trage  ich  kein  Bedenken,  die  Briefe  Magdalenas  für  ein  Denk- 
mal Nürnberger  Mundart  aus  alter  Zeit  zu  halten.  Natürlich  ist 
ihre  Schriftsprache  nicht  ein  getreues  Abbild  der  von  ihr  gesprochenen  Sprache, 
denn  das  Schriftbild  folgt  stets  nur  langsam  dem  Werdegang  der  Sprache,  die 
es  darstellt,  und  bleibt  hinter  ihrer  Entwickelung  zurück.  Daher  kann  man 
nicht  erwarten,  die  letzten  Lautwandlungen  schon  in  der  Schrift  wiedergespiegelt 
zu  sehen.  ^^) 

Es  ist  also  für  die  Geschichte  der  Nürnberger  Mundart  wichtig,  die 
Sprache  in  diesen  Briefen  einer  genauen  grammatischen  Prüfung  zu  unterziehen, 
um  feststellen  zu  können,  wie  weit  sich  damals  schon  die  Mundart  entwickelt 
hatte,  bezw.  wie  weit  sich  ihre  Entwickelung  schon  im  Schriftbilde  zeigt. 
Dadurch  wird  namentlich  die  Frage  der  Chronologie  der  einzelnen  Sprach- 
erscheinungen gefördert.  Vorliegende  Arbeit  sucht  zur  Lösung  dieser  Aufgabe 
durch  die  Darstellung  des  Vokalismus  beizutragen. 

Das  ist  mir  möglich  geworden  durch  die  jüngst  erschienene  vortreffliche 
Grammatik  der  Nürnberger  Mundart,  die  August  Gebhardt  unter  Mitwirkung  von 
Otto  Bremer  in  der  Sammlung  der  Grammatiken  deutscher  Mundarten ^(Bd.  VII) 
im  Jahre  1907  hat  erscheinen  lassen.  Gemäß  dem  Plane  dieser  Sammlung  be- 
handelt der  Verfasser  nur  die  lebende  Mundart;  eine  historische  Bearbeitung 
ist  also  weder  versucht  noch  überhaupt  beabsichtigt.  Ein  reiches  Wortmaterial 
ist  mit  großem  Geschick  zusammengetragen  und  verwertet  worden,  die  Laut-  und 
Wortlehre  mit  Sorgfalt  und  Umsicht  zusammengestellt.  Somit  erfüllt  die  Gram- 
matik ihren  Zweck,  auch  den,  der  den  Nürnberger  Dialekt  nicht  kennt,  mit 
seinen  Eigentümlichkeiten  vertraut  zu  machen. 

Bei  dem  Vergleich  zwischen  dem  Vokalismus  in  der  Sprache  Magdalenas 
und  in  der  heutigen  bin  ich  zu  folgenden  hauptsächlichen  Resultaten  gekommen: ^2) 
Die  Einwirkung  der  Nasale  auf  vorhergehenden  Vokal,  Brechung  der  nicht  ge- 
dehnten Vokale  vor  /--j-Consonant,  Entrundung  —  drei  Faktoren,  die  auf  die 
Sonderentwickelung  der  Mundart  großen  Einfluß  ausgeübt  haben  —  sind  damals 
schon  in  Geltung  gewesen  und  kommen  deutlich  in  der  Schrift  zum  Ausdruck; 
ebenso  sind  die  Vokale  in  nebentoniger  Stellung  weitgehend  geschwächt  oder 
abgefallen  und  ausgestoßen.  Im  einzelnen  stehen  die  mhd.  kurzen  Vokale  dem 
heutigen  Lautwert  am  nächsten.  Dagegen  ist  die  Diphthongierung  der  mhd. 
langen  Vokale  ä,  e,  ö,  die  Stürzung  der  Diphthonge  ie  und  uo,  die  Mono- 
phthongierung von  ei  und  ou  noch  gar  nicht  durchgeführt  oder  überhaupt  zu  be- 
legen (höchstens  bei  ei  w.  s.).  Außerdem  enthalten  die  Briefe  noch  viele 
interessante  Einzelheiten,  die  eine  möglichst  eingehende  Behandlung  rechtfertigen. 


11)  So  ist  es  für  einige  Laute  schon  jetzt  gewiß,  daß  sie  im  16.  Jhdt.  der  heutigen 
Aussprache  näher  standen,  als  die  Schriftzeichen  verraten:  für  mhd.  ä,  uo,  ei.  Für  ä  und  uo 
gilt  die  Bemerkung  Wolfs  (s.  u.),  für  ei  kommen  andere  Briefbücher  in  Betracht,  die  in  den 
.Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte  Nürnbergs'  H.  3,  1881  und  in  den  , Mitteilungen  aus 
dem  german.  Nationalmuseum'  Jg.  1894  veröffentlicht  sind. 
12)  Vgl.  den  Rückblick. 


VON  CARL  KOCH.  1  55 


Um  aber  zugleich  auch  dem  Leser  einen  Überblick  zu  gewähren  über 
die  gewaltigen  Unterschiede,  die  damals  noch  die  Landessprachen  von  der  Gemein- 
sprache trennen  und  darum  auch  das  langsame  Vordringen  der  letzteren  erklären, 
habe  ich  die  Sprache  Balthasars  jedesmal  in  Vergleich  gezogen.  Damit  glaube 
ich  auch  einen  Beitrag  zur  süddeutschen  Reichsschriftsprache  im  16.  Jahrhundert 
gegeben  zu  haben. 

Außer  Gebhardts  Grammatik  habe  ich  die  einschlägige  Literatur  nach 
Kräften  benutzt;  leider  stand  mir  für  die  Geschichte  der  Nürnberger  Mundart 
nur  wenig  zu  Gebote.  Die  Grammatiker  des  16.  Jhdts.  lassen  uns  in  mundart- 
lichen Fragen  fast  völlig  im  Stich.  Für  Nürnberg  speziell  kenne  ich  nur  eine 
Beobachtung  des  Hieron.  Wolf,  die  Gebhardt  ausreichend  verwertet  hat.  ^3)  Für 
Balthasars  Sprache  erhalten  wir  manchen  willkommenen  Aufschluß  über  die  ge- 
meine Sprachnorm  dieser  Zeit;  vor  allem  habe  ich  die  Grammatiken  des  Laur. 
Albertus  (1573),  Alb.  Ölinger  (1573),  Joh.  Clajus  (1578)  herangezogen. 

Zur  Form  der  Darstellung  mögen  folgende  Bemerkungen  genügen: 

1.  Bei  der  Festsetzung  des  Vokalbestandes  habe  ich  an  der  alten  Ein- 
teilung nach  der  Herkunft  der  Vokale  festgehalten;  jedoch  sind  im  Rückblick  die 
Lauterscheinungen  nach  ihrem  Zusammenhang  geordnet. 

2.  Ein  Wort  wird  nach  Seite  und  Zeile  zitiert  (Zeilenzähler). 

3.  Das  Material  zu  merkwürdigen  Lauterscheinungen  ist  möglichst  voll- 
ständig beigebracht,  jedoch  sind  alle  Belegstellen,  da  sie  meist  zwecklos  sind, 
nur  in  wenigen  Fällen  aufgeführt.  Bei  Wörtern,  die  sehr  oft  vorkommen,  habe 
ich   nach   den    angeführten  Stellen   ein  o.  (oft)  oder  u.  ö.  (und  öfter)    beigefügt. 

4.  Der  erste  Brief  Balthasars  an  seinen  Vater,  den  er  zehn  Jahre  vor 
seiner  Verlobung  schrieb,  weicht  in  ein  paar  Schreibungen  ab,  die  ich  besonders 
vermerkt  habe  mit  dem  Zeichen  (Br.  No.  la!). 

5.  Des  öfteren  habe  ich  die  beiden  ersten  Briefe  Magdalenas  besonders 
herangezogen,  da  ich  gerade  diese  für  sehr  sorgfältig  geschrieben  halte.  Dafür 
sprechen  mehrere  Gründe:  Briefe  No.  4  und  5  fallen  in  die  erste  Zeit  der  Ver- 
lobung (vgl.  Brief  No.  1  Paumgartners  4,  27  ff.:  das  ich  ein  preüttigam,  wayß 
allhie  niemand  dann  die  gantze  stad;  des  glückhwünschens  khein  ende;  die  Ver- 
lobung fällt  also  vor  seine  Reise  nach  Lucca,  wohin  seine  Braut  die  ersten 
Briefe  schickte);  da  ist  es  natürlich,  daß  die  Schreiberin  sich  bemüht,  möglichst 
gut  mit  ihren  Briefen  vor  ihrem  Bräutigam  zu  bestehen.  Zudem  sind  beide  an 
Feiertagen  geschrieben,  der  erste  am  ersten  Weihnachtstage,  der  zweite  am  Neu- 
jahrstage, wo  sie  also  reichlich  freie  Zeit  hatte.  Daß  sie  sich  auch  redlich  mit 
dem  Schreiben  geplagt  hat,  geht  aus  der  Bemerkung  hervor:  und  weist  mit 
meinem  gar  besen  krumen  schreiben   und  kindichsen  vergut  haben  (17,  13),  wo 


13)  Da  Gebhardt  ein  genaues  Zitat  nicht  gebracht  hat,  möge  die  betr.  Stelle  hier 
ihren  Platz  finden:  Crassissima  tarnen  quaeque  vitia  vitentur:  nee  (scribant)  Norici  matreni 
ftnouter'  aut  Jacobulum  ,gouckald'  (Hieron.  Wolf:  de  Orthographia  Germanica  ac  potius  sue- 
vica  nostrate  als  Anhang  zu  institutionum  grammaticarum  Joannis  Rivii  Atthendorn.  libri  octo; 
z.  Teil  abgedruckt  in  Germania  Bd.  I  S.  160).  Daß  mit  dieser  Bezeichnung  die  Einwohner 
von  Nürnberg  gemeint  sind,  geht  zunächst  aus  den  Ausführungen  S.  Meisterlins  (Chron.  III 
S.  187 ff.)  hervor,  wo  der  Name  der  Stadt  mit  dem  der  Noriker  in  Verbindung  gebracht  wird 
Sodann  sind  diese  Lautübergänge  gerade  für  die  Oberpfalz  charakteristisch  (Whd.  b.  Gr.  §119}. 


156        DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

sie  sich  wegen  ihres  Schreibens  entschuldigt,  aber  nicht  die  Eile  als  Grund  an- 
gibt, wie  es  doch  später  bei  ihr  oft  geschah  (vgl.  32,  8;  40,  1;  71,22;  79,33; 
85,3;  251,4  u.  a.).  Bei  einem  Fehler  fügt  sie  sofort  hinzu:  verzei  mir  das  un- 
recht schreiben  (19,  11). 

5.  Gegenüber  dieser  Genauigkeit  in  den  ersten  beiden  Briefen  stehen 
später  öfters  offenbare  Fehler  und  Verschreibungen,  wie  es  in  Briefen,  bei  denen 
doch  der  Inhalt  die  Hauptsache  ist,  leicht  vorkommt,  zumal  wenn  die  Eile  die 
Feder  regierte;  diese  habe  ich  außer  acht  gelassen. 

6.  Abkürzungen: 

Albertus,  Clajus.  Ölinger.  Deutsche  Grammatiken  =  Ältere  deutsche 
Grammatiken  in  Neudrucken  hrsg.  v.  John  Meier  Bd.  III,  II,  IV  1894—97. 

V.  Bah  der.     Grundlagen   des  neuhochdeutschen   Lautsystems.     Straßburg  1890. 

Brenner.     Mundarten  und  Schriftsprache  in  Baiern.     Bamberg  1890. 

Chron.     Chroniken  der  deutschen  Städte:  Nürnberg  Bd.  1—3,  10,  11. 

Frommann.  Versuch  einer  grammatischen  Darstellung  der  Sprache  Hans  Sachs. 
Nürnberg  1878  (Programm). 

G.     Grammatik  der  Nürnberger  Mundart  von  Gebhardt.     Leipzig  1907. 

Grimm  Wb.     Grimm,  deutsches  Wörterbuch.     1852  ff.     > 

James.  Die  starken  Präterita  in  den  Werken  von  Hans  Sachs.  München  1894 
(Dissertation). 

Mayer.     Die  Orthographie  des  Hans  Sachs.     Cöln-Nippes  1904  (Programm).     ' 

Joh.  Müller.  Quellenschriften  und  Geschichte  des  deutsch-sprachlichen  Unter- 
richtes bis  zur  Mitte  des  16.  Jahrhunderts.     1882. 

Schmellerb.  Wb.  Bayrisches  Wörterbuch.  Neue  Ausgabe  v.  Frommann,  1868—77. 

Shumway.    Das  ablautende  Verbum  bei  Hans  Sachs.  Göttingen  1894  (Dissertation). 

Whd.  b.  Gr.    Weinhold,  bairische  Grammatik.  Berlin  1867. 

Whd.  mhd,  Gr.   Weinhold,  mhd.  Grammatik.  3.  Auflage  Berlin  1883. 

W.  Gr.  Deutsche  Grammatik  von  W.  Wilmanns.  Straßburg  I  2.  Auflage  1897 
II   1896  III,  1  1906  III,  2  1909. 


Die  Anregung  zu  der  vorliegenden  Arbeit  erhielt  ich  von  Herrn  Geh. 
Regierungsrat  Professor  Dr.  W.  Wilmanns,  der  mir  auch  bei  der  Ausführung 
jederzeit  bereitwilligst  mit  seinem  Rate  zur  Seite  stand.  Es  ist  mir  eine  ehren- 
volle Pflicht,  auch  an  dieser  Stelle  meinem  hochverehrten  Lehrer  für  sein  Wohl- 
wollen und  seine  [liebenswürdige  Unterstützung  meinen  wärmsten  Dank  auszu- 
sprechen. 


VON  CARL  KOCH.  157 


Der  Vokalismus. 


1.  Die  mhd.  kurzen  Vokale. 

Mhd.  ä. 

M.  ;^\  i  Mhd.  a  hat  sich  in  den  Briefen  der  Magdalena  Paumgartner  teils  er- 
halten, teils  ist  es,  der  allgemeinen  Neigung  des  Bairischen  zur  Verdumpfung 
folgend,  in  bestimmten  Grenzen  vor  folgendem  Nasal  zu  o  geworden.  Die 
Verteilung  von  a  und  o  stellt  sich  folgendermaßen  dar: 

1.  In  geschlossener  Silbe  steht  0 statt  a  vor  Nasalen  regelmäßig  in  mhd. 
einsilbigen  Wörtern  und  in  Zusammensetzungen  mit  diesen;  sobald  diese  aber 
in  der  Flexion  ihre  Einsilbigkeit  verlieren,  tritt  wieder  regelrechtes  a  ein. 
Dieser  Vokalwandel,  der  auffallend  streng  durchgeführt  ist,  hat  also  statt  in 
zwei  Fällen: 

a)  Das  betreffende  Wort  schließt  im  Mhd.  auf  m  oder  n :  ^) 

ich,  er  kon  15,28;  16,  22;  79,  34;  oft,  Ausnahme  124,  15;  du  konst  31,5;  184,14; 
194,  31;  270,  6.  —  Die  Piäterlti  kom  und  nom:'^)  kom  31,  17;  230,  14;  241,  23;  nom 
19,  13;  180,  1;  242,  1;  einmal  num  197,  18.  —  mon-.  1.  Subst.:  58,  9;  136,  4;  194,  27; 
aber  mansperson  213,  7  (Gen.),  in  Zusammensetzungen:  edelmon  180,  10;  250,  2'^  für  mon 
30,  36:  31,35;  32,  9  ietermon  18,  18;  194,  16  Saurmon  37,  23  Sidelmon  172,  7  zinier- 
mon  82,  21;  2.  Pron.:  14,  34  u.  s.  f.,  sehr  oft  gebraucht;  Ausnahmen  nur  31,  14;  132,  30. 
Dazu  ist  noch  zu  rechnen  iemiind  und  niemand,  da  das  rf  erst  spät  angetreten  ist;  hier  ist 
o  in  der  nebentonigen  Silbe  zu  u  verdumpft  oder  verflüchtigt:  Belege  s.  §  23;  statt  u 
steht  e^):  68,  2.  —  on,  om-.  Da  mhd.  ane,  namentlich  als  Präposition,  oft  unbetont  ist,  hat 
es  sein  e  früh  verloren  (G.  §  130,  7).  Jedoch  kommen  neben  on  und  om  vielleicht  ebenso 
oft  an  und  am  vor,  ohne  daß  sich  ein  Grund  für  diesen  Wechsel  erkennen  ließe.  Und 
zwar  stehen  be^de  Formen  als  Adverb,  Partikel  und  Präposition,  z.  B.  dron  daran  65,  25; 
174,  23;  183,  28;  226,  26  wolon  32,  6,  onfong  11,  29  neben  anfang  276,  28.  ondrefen  57, 
21  neben  andreffen  163,  37,  Präp.  on  11,  37;  253,  30;  254,  26,  27;  275,  33  om  77,  35; 
276,  7  an  15,  13,  31;  16,  12;  18,  1;  19,  15,  16  am  17,  18;  19,  10.  —  zon-stirer  Zahn- 
stocher 207,  19. 

A  n  m.  1.  In  wan  ist  ausnahmslos  a  erhalten,  weil  das  Wort  im  Mhd.  wanne 
lautet:  15,  33;  16,  4;  19,  2  und  öfter;  ebenso  dan  mhd.  danne  lli,  1;  183,  12;  241,  17. 

b)  Das  betreffende  Wort  schließt  im  Mhd.  auf  Nasal -{- Consonant : 

«)  Substantiva:  donck  U,  4;  31,  11,  13;  39,  13;  74,  21:  77,  34;  79,  29;  93,10; 
197,  13;  228,  13;  253,  5;  254,  19;  255,  11  u.  ö.;    dagegen  hat  das  Verbum  dancken  (15, 


1)  Vgl.  Whd.  b.  Gr.  §  22. 

2)  H.  Sichs  hat  meistens  nam   und   vereinzelt,  gewöhnlich  nur  im   Reim,   ///////   und 
nom,  kam  und  selteneres  kom  (James  S.  56,  57). 

3)  Vgl.  Whd.  b.  Gr.  §  13. 


158         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

21)  nie  o,  trotzdem  ich  danck  89.  28;  151,  37;  240,  1;  252,  35  infolge  der  apokopierten 
Aussprache  dem  Substantiv  gleicht.  So  sagt  z.  B.  die  Schreiberin  Got  dem  kern  sei  donck 
11,  34,  aber  Got  sey  danckt  32,  16.  Jedoch  steht  zweimal  in  dieser  häufig  gebrauchten 
Formel  danck  93,  8;  139,  21,  so  daß  die  Annahme  wenigstens  naheliegt,  der  Schreiberin 
habe  danckt  vorgeschwebt,  sie  habe  aber  nur  danck  geschrieben.  —  onfong  11,  29,  aber  auch 
anfang  276,  28  (Dat.).  kirchgong  230,  13  neben  abgang  101,  9  ausgang  167,  10.  hond: 
vor  der  hond  143.  24  uberhond  74,  31,  aber  richtig  zu  handen  19,  31;  37,  35;  40,  15; 
hondschlag  70,  26;  71,  17;  127,  2;  133,  24;  139,  34;  142,  26;  143,  35;  150,  2;  220,  8 
hondbeck  155,  28;  164,  16;  242,  2,  einmal  handpeck  152.  7,  hondheb  242,  6,  hondwerck 
19,  9.  umbhong  253,  18;  270,  18,  19  virhong  155,  30;  164,  19.  25.  -kronz  71,  16. 
lond  250,24;  270,  20,  23  londgut  135,5  Niderlond  164,  15;  180,  10  welschslond  164,  15; 
Ausnahmen  39,  25;  93,  19.  prond  140,  15.  stond  70,  25  zustondt  134,  17.  tonz  19, 
14;  133,  29;  136,  19,  daneben  danz  144,  5  (Dat.);  das  Verbum  heißt  stets  tanzen:  19, 
17;  37,  25;  132,  23.    gewond  197,  31. 

ß)  Adjektiva:  gonz  195,  5;  242,  2;  öfters  steht  auch  ganz  17,  6;  18,  10;  82,  13; 
210,  29.  Sobald  gonz  flektiert  wird,  steht  immer  a  als  Stammvokal:  36,  21;  63,  29;  89, 
31;  124,  10;  237,  26.  —  kronk  38,  34;  75,  12;  142,  12;  207,  26,  34;  210,  28;  211,  11. 
Das  flektierte  Adjektiv  lautet  aber  kranck  -:  z.  B.  krancks  90,  2.  Auch  hat  kranckheit 
135,  14;  165,  23;  233,  3  krancket  217,  1  a  beibehalten,  da  kranck  in  der  Zusammen- 
setzung mit  -heit  seinen  selbständigen  Charakter  eingebüßt  hat*).  —  long  ist  besonders  merk- 
würdig. Das  unflektierte  Adjektiv,  das  mhd.  lanc  lautet,  hat  nach  der  aufgestellten  Regel 
0.  Sämtliche  Belege:  19,  16;  40,  9;  66,  16;  74,  25;  83,  28;  89,  23;  95,  27;  105,  4;  135, 
2;  141,  33,  34;  169,  20;  194,  31;  207,  26,  34;  210,  27;  240,  18;  246,  22;  250,  2.  Aus- 
nahmen: 14,  16;  137,  4;  143,  1;  172,  18;  235,  1.  Das  flektierte  Adjektiv  hat  natürlich 
a  als  Stammvokal:  50,  18;  105,  2;  124,  13;  137,  5;  151,  19;  210,  14;  212,  3;  230,  10 
(der  lang  f lax).  Das  Adverb,  das  mhd.  lange  lautet,  hat  an  sämtlichen  Stellen  der  Briefe 
durch  die  Neigung  der  Mundarten  mhd.  e  zu  apokopieren  (G.  §  148,  26)  sein  Endungs-^ 
verloren;  aber  trotzdem  lautet  das  Adverb  stets  lang,  nie  long.  Sämtliche  Belege:  14,  22 
63,  35;  64,  33;  82,  27;  93,  15;  99,24;  132,  18;  139,  33;  142,  13;  143,  18;  144,  13;  169,  6 
197,  13;  219  4;  220,  9;  230,  24,  35;  235,  1;  240,  11;  254,  25;  255,  7;  263,  34;  264,  1 
280,  14;  281,  8.  Die  strenge  Scheidung  zwischen  mhd.  einsilbigem  und  zweisilbigem  Wort 
tritt  hier  besonders  scharf  hervor  und  beweist  klar,  daß  ein  phonetischer  Unterschied  sich 
herausgebildet  haben  mußte,  der  die  Schreiberin  so  genau  zwischen  long  mhd.  lanc  und 
lang  mhd.  lange  scheiden  ließ.  Die  Ausnahmen  bei  dem  unflektierten  Adjektiv  finden 
wohl  ihre  Erklärung  in  dem  erstarkenden  Einfluß  der  flektierten  Formen  (G.  §  130,  3).  — 
longsam  193,  31;  246,  23.  langweil  184,  9  und  langweilig  14,  25,  29;  139,  16;  220,  9; 
230,  12  sind  eine  späte  Komposition  von  lange  und  weile^);  longweilig  nur  18,  15.  long- 
wirig  124,  22  neben   langwirig  134,  19;    252,  34.    longzotet  194,  32.  —  verwand  234,  17. 

y)  Verbum:  ich  fonde  Praet.  (mit  unechtem  e)  50  36. 

Anm.  2.  and  in  andwort  263,  27  beandworten  239,34  ist  zwar  einsilbig,  aber  schon 
im  Ahd.  als  selbständiges  Wort  erloschen ß). 

2.  In  offener  Silbe  ist  o   in  mhd.   manen   und  name  eingedrungen: 
monen'')  Inf.  91,  30;    117,  27;    167,  16;    227,  18  ich  mone  117,  14;    121,  12  er,  sie 

mond  141,  31;  165,  1;  172,  12  ermond  Part.  141,  21;  nome  16,  31. 

Anm.  3.  o  in  sogen  82,  18  ( ?),  mon  sogt  32,  15,  ober  255,  17  ist  gegenüber  der 
erdrückenden  Mehrheit  der  Formen  mit  a  bedeutungslos. 

3.  Alle  übrigen  Wörter  oder  Wortformen,  die  im  Mhd.  nicht  einsilbig 
sind,  haben  ihren  Stammvokal  bewahrt,  auch  wenn  sie  im  Mhd,  zu  Einsilbern 
geworden  sind: 

4)  Vgl.  W.  Gr.   1 1  §  289  f. 

5)  Vgl.  Grimm  Wb.,  Sanders  Wb.  unter  lang  2  d  und  weile. 

6)  Vgl.  W.  Gr.   11  §  91a. 

7)  ermonen  ist  im  14.— 17.  s.  im  Bair.   Regel,  Whd.  b.  Gr.  §  22. 


VON  CARL  KOCH.  159 


and  (mir  thut  and)  40,  9;  183,  19;  263,  34  =  mhd.  ande  (mir  tuot  ande),  angst 
und pang  (machen)  124,  23  =  mhd.  angest  und  bange,  FranckJorit2,Si,  31  u.  ö.  =  Francken- 
furt^),  Hans  91,  31  u.  ö.  ist  Kürzung  a.us  Johannes,  sand  220,  3;  276,  8=  mhd.  sancte 
sante  hit.  sandus;  empfangen  13,  21;  18,  8  u.  ö.  vergangen  15,  18,  19;  74,  2ö;  93,  7; 
98,  23;  252,  30;  262,  21  handelspriefe  141,  17  kandel  242,  5  mandel  164,  14  u.  a. 

Anm.  4.  Den  oben  entwickelten  Regeln  widersprechen  die  je  einmal  belegten  mongel 
253,  12  und  gefangen  250,  30  und  sind  wohl  als  Schreibfehler  anzusehen.  Denn  neben 
diesen  stehen  die  regelmäßig  gebildeten  gemangelt  V-xxi.  15,3;  64,1;  160,32  und  gefangen 
196,  14;  199,  18;  255,  8.  Außerdem  stehen  sie  im  Widerspruch  zu  gleichlautenden  Wörtern 
(s.   0.). 

So  ist  also  der  höchst  interessante  Wechsel  von  a  und  o  in  betonter 
Silbe  vor  folgendem  Nasal  durchaus  regelmäßig,  wenn  man  von  wenigen  Aus- 
nahmen absieht.^).  Ein  Vergleich  mit  dem  heutigen  Nürnberger  Dialekt  lehrt 
Folgendes:  In  mhd.  offenen  Silben  und  mhd.  einsilbigen  Wörtern  ist  der 
Stammvokal  gedehnt  worden  (G.  §  123,  130),  an  die  Stelle  von  ä  tritt  dann 
unabhängig  von  folgendem  Konsonanten  ö  (G.  §  54).  Da  nun  in  den  Briefen 
Magdalenas  o  ebenfalls  nur  in  mhd.  offener  Silbe  und  in  mhd.  einsilbigen 
Wörtern  a  verdrängt  hat,  so  scheint  mir  die  Annahme  sehr  wahrscheinlich, 
daß  dieser  Vokaltausch  an  die  Dehnung  des  Stammvokals  gebunden  war. 
also  0  für  gedehntes  a  eintrat.  Wenn  o  aber  nur  vor  Nasalen  erscheint,  so 
ist  hierin  die  verdumpfende  Wirkung  der  Nasale  auf  vorangehenden  Vokal  zu 
erkennen.  Die  Stellung  vor  Nasal  ist  daher  vielleicht  der  Ausgangspunkt,  von 
dem  aus  sich  o  in  gedehnter  Silbe  weiter  verbreitet  hat. 
B.  Von  diesem  Vokaltausch  weiß  Balthasar  Paumgartner  nichts;  er  hat  stets  das 
ursprüngliche  a  in  allen  Stellungen  bewahrt: 

ich,  er  kan  41,  9;  158,  3;  202,  31  fuhrman  35,  18;  113,  24  man  Pron.  3,  30;  7.  6; 
0.  danck  73,  1;  79,  9;  o.  landrichtter  284,  24,  26  landständte  284,  16  langsam  21,  37; 
mahnen  Bei.  §  37  an  Praep.  u.  Part.  Bei.  §  37  u.  a. 

M.  §2.     In   vor-  oder  nachtoniger  Silbe  erscheint  bei  M.  an  Stelle  von  a 
meist  e,  in  einigen  Fällen  (vor  /)  o: 

holender  13,  21;  16,  12;  18,  24;  134,  31,  Sebolt  (G.  §112,  3c)  172,  23;  27^,  8  nebert 
Sebelt  100,  2  und  Schalt  220,  3,  triebsol  108,  31;  Ceser  48,  31;  49,  8  grausemen  Dat.  PI. 
mhd.  grusam  210,  ^Q  Jeremies  205,  34  Kasper  211,  1  Madies  199,  18  testemend  >>i:-,,  11; 
133,  5;  199,  11  neben  testamend  78,  4;  133,  10.  Auch  in  den  Briefunterschriften,  die 
nach  damaliger  Sitte  den  vollen  Namen  der  Absenderin  tragen,  ist  diese  recht  volkstüm- 
liche Schreibung  durchaus  nicht  vermieden:  Balteser  19,  29;  37,  32,  33;  40,  12;  71,  24 
(G.  §  151,  1),  sonst  meist  Balthaser  51,  24;  60,  31;  68,  10  u.  s.  f.,  Madelene  59,  6  Made- 
lena 17,  21;  19,  28;  32,  24;  37,  32;  40,  12  Madalena  49,  21;  165,  6,  in  den  späteren  Briefen 
meist  Magdalena:  175,  27  u.  s.  f. 

B.  Bei  B.  herrscht   wiederum  nur  die  reguläre  a-Schreibung  der  Schriftsprache: 

Z.  B.  calender  3,  24;    6,  21    Balthasar  in    allen  Briefunterschriften,    Cesar  34,  18; 
35,  3  Caspar    54,  17;  55,  6  testamentt  80,  34. 
M.  §3.    Der  Umlaut  von  a  erscheint  bei  M.  unvermindert  da,  wo  er  auch  im 
Mhd.  erscheint,  und  wird  durch  e  wiedergegeben: 

Z.  B.  gefeng  175,  22  feser  PI.  184,  11  holendichs  172,  14  lenger  Comp.  174,  31  es 
schlecht  es  schlägt  81,  29  wegen  PI.  v.  wagen  217,  10;  263,  21.    Neben  arbeitt  174,  8  u.  ö. 


8)  Vgl.  Ulman  Stromer  (=  Chroniken  deutscher  Städte  Bd.   I)  27,  1. 

9)  Bei  H.  Sachs  regelt  sich  die  o-Schreibung  nach  denselben  Normen;  nebenher  geht 
die  a-Schreibung  der  Schriftsprache  (vgl.  Mayer). 


160  DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

Steht  erbet  37,  14;  106,  26;  171,  35  entsprechend  mhd.  arbeit  und  erbeit^%  Merta  Martin 
(Bei.  §  19)  hat  volkstümHchen  Umlaut  (G.  §  330,  b). 

e  steht  auch  in  den  Wörtern,  in  denen  heute  ö  gilt: 

ergezen  15,  31;  10.5,  5  lefel  50,  27  schrefpen  110,  2;  126,  28  gebelb  Gewölbe  201,4; 
280,  14. 

Dagegen  erscheint  ö  neben  e  in  holt  und  wollen: 

er  höht  213,  13  neben  helt  175,  10;  mM.  wellen:  ")  Inf.  wein  48,9;  101,15;  260,  5 
wöln  179,  31;  212,  14  woln  194,  22.  Der  Plural  zu  \ch,  er  wil  14,  4;  16,  30;  75,  2  du 
wilt^^)  117,  26;  149,  30;  201,  5;  275,  31  wilst  16,  26  (?)  lautet:  wir,  sie  wel(n)  48,  20; 
63,  38;  82,  19;  108,  9  wol(n)  14,  13;  107,  32;  194,  19;  237,  28;  Conj.  Praes.:  ich,  er  wel 
14,  26;  38,  33;  68,  8;  70,  20;  260,  5  wol(e}  67,  19,  21;  277,  18  du  wel(e)st  16,  8;  37, 
12  (2X);    126,  35;    210,  18  wölst  126.  34  wolst  19,  4;  74,  19  er  wöl(e)  132,  14;  188,  35. 

In  wellen  gehen  also  die  alten  ^-Formen  neben  den  jüngeren  ö-Formen 
her,  während  heute  nur  die  ö-Formen  gelten  (G.  §381,  5).  Aber  in  Bayern 
behauptet  sich  noch  jetzt  wellen  neben  wollen.  ^^)  Wöln  ist  aus  wein  ge- 
flossen wie  höltt  aus  helt,  wobei  wohl  die  folgende  Liquide  von  Einfluß 
gewesen  sein  mag.^*) 

Anm.  1.  Ich  füge  hier  die  Part.  Praet.  an,  die  analog  dem  heutigen  Dialekt  ihren 
Rückumlaut  aufgegeben  haben  (G.  §  400):  behend  58,  30  gehend  144,  8  gemecht  51,  3 
verprend  238,  20  gewend  14,  23;  18,  15,  aber  genand  150,  12.  geweit  74,  25;  101,  2 
neben  gewolt  247,  5,  heute  gwolt  (G.  a.  a.  O.) 

Anm.  2.  heben  st  v.  hat  in  Übereinstimmung  mit  der  Mundart  zwei  Partizipial- 
formen  gehoben  und  gehebt  (G.  §  398):  gehoben  199,  23  gehebt  172,  7;  174,  25  (trotz  ver- 
schiedener Form  gleiche  Bedeutung:  aus  der  Taufe  gehoben);  überhoben  197,  25  angehebt 
142,  10;  184,  4. 

/,  ie  steht  in  drei  Fällen  vor  folgendem  /'-[-Cons.  statt  Umlaut-^  ^^): 

fiertig^^)  mhd.  vertic  96,3  neben  leichtfertig  133,12,  die  wirm'^'^)  mhd.  werme  132, 
21  wiermen^'^)  212,  24. 
B.  Gegenüber  der  einfachen  Umlautbezeichnung  in  Magdalenas  Briefen  kennt 
Balthasar  drei  Zeichen  e,  ä,  äe,  die  er  unterschiedslos  in  denselben  Wörtern 
gebraucht;  bei  der  Aufführung  der  Belege  sind  die  eingeklammerten  Zahlen 
die  Stellen,  in  denen  das  betreffende  Wort  mit  ä  geschrieben  ist: 

äerger  Comp.  116,  8;  209,  10  (8,  21;  146,  34)  häend  PI.  278,  10  hend  10,  14;  12, 
29;  221,15  (Dat.  zu  hannden  3,16)  häendler'llh,  15  {\hl,?>V)  ßrhäeng(e)  232,  10  (45,  9) 
färheng  68,  20  umhänge  45,  6  käeltt  157,  34;  278,  11,  32  (8,  29)  er  läest  173,  6;  222, 
30;  281,  24  (148,  20;  282,  34)  er  lest  43,  28  rahttschläeg  PL  283,  20  (52,  31)  schmecken 
35,  17;  42,  11  schmücken  69,  23  väetterlich  266,  3  (153,  4)  wärmen  236,  1  widerwerttigkeitt 
53,  20  widerwärttig  214,  12. 

10)  Vgl.  W.  Gr.    1  §  199  Anm.  3,  G.  §  57,  3. 

11)  W.  Gr.  III,  1.  S.  36:  „Franck  (ZfdA.  25,  221)  hat  den  Nachweis  geführt,  daß  die 
^-Formen  nicht,  wie  man  früher  annahm,  e,  sondern  umgelautetes  e  haben.  Sie  gehören 
also  zu  einem  Verbum  got.  waljan,  ahd.  wellen,  das  sich  in  der  Bedeutung  , wählen'  als 
regelmäßiges  schwaches  Verbum  bis  heute  erhalten  hat  (PBb.  9,  564  f)." 

12)  „Das  junge  willst  finde  ich  zuerst  im  16.  Jhdt."  Whd.  b.  Gr.  §  335.  Heute 
gilt  wilst  im  Nb.  (G.  §  381,  5). 

13)  Whd.  b.  Gr.  §  .335,  Schmeller  b.   Wb.    II  886. 

14)  W.  Gr.    1  §  230.. 

15)  Über  den  Umfang  der  sogenannten  .Brechung'  im  heutigen  Nb.  vgl.  G.  §  158  f, 
wo  diese  Erscheinung  im  Zusammenhang  behandelt  ist.  Im  Bair.  ist  sie  verbreitet  (Whd. 
b.  Gr.  §  18).     /  als  Brechungsvokal  findet  sich  auch  bei  H.  Sachs  (Mayer  S.  9). 

16)  Ein  zweites  Beispiel  bei  Schmeller  b.  Wb.   1  761. 

17)  Vgl.  Schmeller  b.  Wb.   II  1000. 


VON  CARL  KOCH,  161 


Statt  Umlaut-^  hat  B.  in  einigen  Wörtern  das  nhd.  ö:^'^) 

ergötzen  34.  24  neben  ergetzen  232,  14,  löeffel  27,  5;  187,  28;  279,  7  löfel  78,  25 
schöepfen  214,  12  gewöelb  102,  16,  aber  leschen  43,  35;  63,  4  schrepfen  281,  26  Wehrdt^^) 
nom.  prop.  alid.  wand  150,  25,  31. 

Mhd.  wellen  erscheint  nur  als  wollen : 

Inf.  wollen  23,  23;  27,  9;  266,  14;  o.  Der  Plural  zu  ic/i  will  5,  20;  o.:  wir,  sie 
wollen  7,  32;  109,  14;  256,  15;  Conj.:  ich,  er  wöelle  11,  11;  112,  37;  116,  11  wolle  6,  1, 
35;  5,  9;  8,  25  du  wollest  2,  7,  24;  5,  26;  146,  8. 

Anm.  3.  Der  Rückumlaut  ist  im  Part.  Praet.  meist  aufgegeben:  gebrentt  187,  18 
gekhennd  42,  24  erkhennd  55,  14  neben  gekand  55,  24,  benend  119,  10  neben  genandtt 
188,  8.    gewollt  ö,  15;  11,  36;  43,  8. 

Anm.  4.  heben  bildet  ein  schwaches  Part.  Praet.:  überhebtt  203,  4;  204,  9  iinver- 
hebtt  54,  34. 

Mhd.  e. 
lA   §  4.     Betontes  mhd.  e  ist  bei  M.  erhalten;  vor  /--[-Cons.  ist  einmal  Brechung 
des  Vokals  zu  erkennen: 

gefierneist  49,  5;  84,  14  neben  geferneist  99,  32;  100,  35,  aber  nur  schmerz  166,  3 
vertig  vorjährig  65,  2. 

In  unbetonter  Silbe  hat  M.  der  Mundart  entsprechend  e  weitgehend 
abfallen  lassen  oder  ausgestoßen.  Ob  aber  /  in  hirein  als  Vorstufe  der  Aus- 
stoßung bezw.  als  Folge  unsicherer  Aussprache  bei  schwacher  Betonung  an- 
zusehen ist,  oder  ob  hier  Brechung  vorliegt,  ist  mir  zweifelhaft. 

hirein  1.5,  20;  137,  28;  138,  5  hierein  166,  11  neben  herein  15,  6;  137,  26,  28  und 
rein  198,  1  (G.  §95,1). 

Grob  mundartlich  ist  die  Schwächung  der  mhd.  Endung  -en  zu  -a;  heute 
treffen  wir  diesen  Lautwandel  nur  nach  Vokal  und  Nasal  (G.  §  95,  2  d  y),  er 
muß  aber  früher  eine  weitere  Verbreitung  gehabt  haben  (G.  §  95  Anm.  9). 
In  den  Briefen  steht  er  nach  m  in: 

hama  mhd.  hamme  Schinken  PI.  275,  .36  Acc.  Sg.  167,  17;  184,  34,  sonia  Samen 
277.  5;  280,  23,  28  neben  somen  276,  29,  schbama  Dat.  mhd  swam,  swamme  280,  10 
neben  schbamen  Acc.  280,  6  und  schbam  Acc.  280,  9,  Sitna  Simon  (zu  *Simen  geschwächt) 
82,  21  suma  Summe  64,  18;  nach  n  in:  aurhana  Acc.  Auerhahn  277,  2;  nach  mhd. 
rh  m./ora  PI.  mhd.  forhe  Forelle  235.  6,  ebenso  foralust  235,  4;  nach  /in:  helfapein 
Elfenbein  255,  1;  nach  ck  in:  Franckaland  93,19,  Schlackawalt  71,  5  neben  Schlacken- 
walt  174,  22,  werckaiag  (?)  201,  6;  außerdem  in:  kuzsa  Kutsche  241,  33  und  Schbarza- 
pruck  241,  20.  Vgl.  §  19:  -a  <  -en  <  -tn. 
B.  Bei  B.  sind  als  Ausnahmen  von  der  regulären  Schreibung  äe  statt  e  und  /,  ü 
in  mhd.  wehsei  zu  verzeichnen: 

geschwäer  mhd.  geswer  278,  19  neben  erschweren  mhd.  swern  122,  17.  käecklich 
279,  13  neben  kecklich  63,  6  mhd.  kec.    wixl  2.  20  wiixl  2,  19;  185,  30;  aufwüxl  182,  22. 

Mhd.  /. 
M.  §  5.    1     Mhd  l  hat  M.  außer  vor  r  durchweg  durch  /  oder  seltener  durch  y 
wiedergegeben,     ie  ist  an  Stelle  von  /  höchst  selten  anzutreffen. 

ich,  es  blib  Con).  Praet.  204,  32;  240,  33  du  blibst  230,  34  bliben  Part.  217,  20  dir 
15,  5  dyr  15.5,  24   diser  14,  6;  o.    dismal  172,  17   dysmal  165,  17   znfriden  196,  19  glid 

18)  W.  Gr.   I  230;  v.   Bahder  S.  168  fl. 

19)  Vgl.  Schmeller  b.  Wb.   II  988. 

Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.     lOOQ.  H 


162         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

37,  16;  85,  28  begrifen  156,  34  hitz  105,  28;  106,  12,  16  iget  Schauessen,  in  der  Form 
eines  Igels  zubereitet  277,  14  ygel  40,  4  ingedenck  39,  13;  167,  16  ir  15,  1  yr  144,  36 
ires  Gen.  Sg.  15,  30  im  Acc.  Sg.  16,  6  ist  13,  23  yst  273,  19  lidern  ledern  217,  15  Liehen 
liegen  49,  26  geschiden  172,  1  verschiden  151,  31;  169,  3  geschriben  14,  17;  174,  20 
spilleutt  \11,  31  gespilschaß  15,  2  digcla  Tiegel  85,  35  wider  172,  2  ^w«  16,  5  ungewis 
240,  34  gezihen  228,  21  ziv//-  149,  13.  —  ie  st.  /  habe  ich  nur  in  vielZi,  17;  160,  33  und 
diese  160,  31  gegenüber  sonstigen  vil  und  diser  gefunden. 

Die  1.  Sg.  Präs.  Ind.  hat  analog  dem  heutigen  Dialekt  (G.  §  378,  3) 
altes  /  durchweg  bewahrt,  nur  ist  vor  r-j-Cons.  e  eingetreten. 

ich  brich  150,  .35  befil  37,  29  vergis  17,  16;  166,  26;  234,  16  nim  14,  25;  75,  16; 
141,  27  erschrick  49,  25  sich  sehe  58,  3;  234,  36  und  sy  .58,  2;  110,  2;  149,  7  (ich  sehe 
166,  23  ist  Conj.),   aber  ich  sterb  14,  19  wer  werde  58,  2;  59,  3  oder  w^r/ 79,  35. 

Anm.  1.  Singuläres  ich  wiertl6Q,b  ist  wohl  nur  unter  Einfluß  des  vorhergehenden 
wiert  3.  Sg.  entstanden, 

Anm.  2.  Neben  £•/-  //§■/  erscheinen  die  Formen  leid  und  leut,  die  der  kontrahierten 
mhd.  Form  entstammen;  im  heutigen  Nb.  nicht  mehr  lebendig  (G.  §  70  Anm.  2).  Ebenso 
mo«  geit. 

er  leid  38,  38  leut  194,  23;  228,  15  neben  ligt  104,  19;  141,  38,  mon  geif^^)  mhd. 
^^7  121,  10. 

2.  So  selten  also  sonst  ie  an  Stelle  von  altem  \  tritt,  so  häufig  fast 
wird  dem  /  vor  r-l-Cons.  e  angehängt^^);  ufid  daß  M.  diese  Schreibung  durch- 
aus für  richtig  hielt,  läßt  sie  in  den  beiden  ersten  Briefen  erkennen,  wo  sie 
eine  Vermischung  von  /  und  ie  sonst  gänzlich  vermeidet,  aber  vor  r-j-Cons. 
mehrere  Male  ie  schreibt,     e  statt  /  in  dieser  Stellung  findet  sich  in  kerba. 

ier  mhd.  irre  83,  9;  HO,  8,  kierge  Kirche  273,  26  und  kirgengelt  273,  27,  schierm 
37,  30  und  schirm\^,\^\  251,  10,  -geschier  mhd.  geschirre%\,  21  Ind.  Praes.  von  werden: 
du  wierst  1.5,  26;  16,  16;  18,  21,  29;  31,  18;  127,  4;  199,  20  u.  ö.  neben  wirst  16,  24; 
18,  15;  175,  8;  194,  12,  14  u.  ö.  er  wiert  18,  30;  31,  4,  12,26;  36,30;  48,27;  63,27,38; 
72,  12;  133,  8,  10,  11,  12  u.  ö.  wirt  100,  5,  1,5,  34;  104,  22;  194,  13;  197,  27;  198,  5 
u.  ö.  seltener  wir  155,  21;  218,  17;  227,  5;  -wiertich  würdig  178,  2  es  wierckt  82,  34  ( .?) 
neben  gewircktt  Part.  195,  7,  -wierd  Wirt  37,  34;  189,  7  wiertt  PI.  140,  23  wiertin  83, 1  wierz- 
haus  135,  32  neben  -wirt  40,15  wirzhaus  189,5;  227,9;  240,33.  —e  statt  ursprünglichem 
i  ist  auch  durch  Brechung  entstanden  in  kerba  mhd.  kirchwlhe  236,  29  (vgl.  34, 18).  Diese 
eigentümliche  Lautform  ist  im  heutigen  Nb.  noch  lebendig  (G.  §  150,  3),  auch  in  Schwaben 
verbreitet  als  kirbe'^'^). 

Anm.  3.  Wenn  -pirn  Plur.  99,  28;  101,  20;  107,  2;  184,  16  keine  Brechung  auf- 
weist, so  erklärt  sich  das  aus  der  mhd.  Form  bir  Sg.,  die  wohl  auch  noch  die  Schreiberin 
gesprochen  hat  (heute  ausgestorben  G.  §  130  Ale  N)^^).  Man  dürfte  also  pirn  nicht  in 
pirnen'^*),  sondern  in  piren  auflösen. 
B.  Bei  der  Verteilung  von  /  und  ie  verfährt  B.  anders.  Er  schließt  sich  der 
nhd.  Schriftsprache  an  und  bezeichnet  gedehntes  /  mit  ie  im  Gegensatz  zu 
erhaltener  Kürze,  für  die  er  einfaches  /  oder  seltener  y  setzt,  ie  ist  also  nur 
Zeichen  der  Länge. 


20)  Auch  bei  Sachs  (v.   Bahder  S.  35). 

21)  Whd.  b.  Gr.  §90  hat  dieselbe  Schreibung  seit  dem  12.  Jhdt.  in  Hss.  u.  Urkunden, 
besonders  im  14.  Jhdt.  und  namentlich  vor  r  und  h  gefunden. 

22)  Kaufmann,  Geschichte  der  schwäbischen  Mundart,  Straßburg  1890.  S.  113;   kürbe 
im  Anfang  des  Simplicissimus. 

23)  Auch  Schmeller  b.  Wb.  I  279f.  weist  noch  durch  die  Aussprache  die  mhd,  einsilbige 
Form  nach. 

24)  Das  n  in  unserer  , Birne'  gehört  eigentlich  der  Flexion  an  (Kluge  Wb.). 


VUN  LAKL  KOCH. 


163 


über  ie  als  Dehnungszeichen  s.  §  33.  /,  y:  hitz  214,  3;  215,  28  u.  hytz  43,  5,  ge- 
ritten 113,  32,  35  u.  gerytten  27,  7;  145,  21,  wirtt  (53,  17;  Ol,  14  u.  wyrtt  36,  7;   38,  19. 

/  ist  in  der  1.  Sg.  Präs.  Ind.  erhalten: 

ich  befillhe  62,  12  gib  25,  31  vergisse  109,  10  hilffe  264,  37  ysse  147,  38  liege  3,  6 
«/////;    1.  211;  7,  1;  8,  28;  80,  32  sihe  97,  35;  203,  23. 

Der  Übergang  von  /  zu  //,  der  in  dieser  Zeit  nicht  selten  ist^''),  beruht 
auf  der  Annäherung,  die  sich  in  den  od.  Mundarten  zwischen  /  und  //  schon 
damals  vollzogen  hatte: 

gebiirg  62,  27,  34;  147,  36;  214,  31  fidtz  97,  30  hiitz  179,  11;  231,  31;  278,  29 
hitz,  hytz  s.  <>.  mar  Pron.  24,  25  sonst  mir,  gewiiest  G,  26  gewiist  76,  36;  112,  24  gewisi 
91,  G  nihd.  gewist  und  gewest  (M.  hat  nur  gewiist  70,  36;  101,  10;  229,  23),  aber  noch 
geschryfflwyrdig  l."i7,  19. 

Mhd.  ö. 
M.  §  6.     Mhd.  0   ist   in   M.s  Briefen   durchweg   erhalten,    aber   vor   m   wie   im 
heutigen  Dialekt  zu  u  geworden  (G.  §  163,  d)^^): 

breidigum  mhd.  briutegome  13,  19  u.  s.  f.  (B.  preiittigam  4,  27;  6,  5;  10,  30;  o.) 
hiimen  Inf.  14,  10,  21;  16,  11,  24,  33;  o.  kamen  Part.  16,  33;  111,  13;  192,  37;  o.  ab- 
kumener  Q.Qm\^.  167,  5  Conj.:  da  kämest  263,  6  er  kam  138,  3;  177,  35;  192,  37:  197,30, 
bekäme  219,  6  zukäme  19,  29;  37,  33  wir  kamen  174,  9;  genumen  Part.  16,  13;  197,  30; 
263,  14  (flekt.)  vernamen  Part.  13,  22;  14,  7;  18,  8  Pamersfeln  197,  23.  —  Vereinzelte 
Ausnahme  ist  herauskomen  Part.  137,  3. 

Regelmäßig  steht  o  z.  B.  in: 

enpotten  228,  4  gefloen  233,  21  befoln  17,  19;  19,  S)  forcht  Subst.  196,  9  verschboln 
verschwollen  89,  35  gesofen  82,  17  (dagegen  a  bei  G.  §  60,  3)  gestorben  16,  34  getrofen 
134,  2G  woln  Subst.  Wolle  195,  7,  9,  10  (vgl.  G.  §  63,  1). 

In  ,hie  ist  er  auf  Fartt  zu  zugetV  229,  17  ist  zagen  Part.  Schreifehler,  wohl  durch 
die  beiden  vorangehenden  M  veranlaßt;  sonst  steht  Part,  zogen:  auf  Altorff  za  zogen  213,  20 
überzogen  121,  8;  167,  8  -zogen  217,  5;  218,  1. 

Anm.  aber  statt  oder  143,  21;  194,  13  beruht  nicht  auf  lautlichen  Vorgängen;  diese 
Vertauschung  ist  heute  noch  durchaus  im  Gebrauch  (G.  §  374,  4). 

B.  hat  dagegen  mhd.  ö  auch  vor  m  bewahrt. 

kommen  Inf.  2,  19;   4,  6;    94,  25;  0.    (ge)kommen  Part.  1,  15;  4,  9;  94,  9;  130,  9; 
o.  Conj.  z.  B.  er- komme  2,  27.  genohmmen  118,  18  vernohmmen  6,  33;  7,  15;  9,  3;  o. 
\n  forchtt  203,  35;  222,   24;  224,  34    ist    noch    mhd.  o  gegenüber    nhd.  u  erhalten. 

M.  §  7.  Der  Umlaut,  der  bei  M.  fast  stets  bezeichnet  ist,  wird  durch  zwei 
Zeichen  e  und  ö  (öe),  von  denen  das  erste  vielleicht  gerade  so  beliebt  ist 
wie  das  zweite,  wiedergegeben-"): 

Der  Conj.  zu  ich  dorft  Ind.  16,  32;  201,  3  lautet:  derft  39,  26;  .50,  20  (ohne  Um- 
laut  262,27)  derfst  264,  5  u.  ö.  derften  65,  5;  Part,  derft  50,  29  und  dorft  2^y2,  29.  getlich 
18,  1  neben  göttlich  197,  9,  kegin  Köchin  85,  35  neben  kögin  50,  28;  152,  14  und 
köegin  38,  33,  der  Conj.  zu  ich  mocht  82,  8:  mecht  14,  7  mechst  64,  27  mechten  65,  1; 
Part,  gemecht  51,  3.  peslein  Posse  58,  27,  28  röckla  200,  36  reckla  211,  20  dechter  172, 
16  döchter  277,  15  und  tochter  PI.  135,  "^  fegtl  PI.  175,  22  wolff  PI.  219,  27;  227,  13. 

B.  bezeichnet  den  Umlaut  nur  durch  ö  oder  öe,  gibt  also  der  Entrundung 
keinen  Raum: 

böegen  PI.  mhd.  böge  214,  10  Cöeln  36,  3  göettlich  153,  20;  220,34  göttlich  62,  12, 
Jöerg  43,  7  sonst  %\t\%  Jörg  154,  9,  Conj.  ich  möegtt  112,  38  ich  möchtt  2,  11;  12  2.  er- 

25)  V.  Bahder  S.  ISOff.,  Whd.  b.  Gr.  §  33:  ü  st.  /  seit  dem  16.  Jhdt.,  W.  Gr.  I  231. 

26)  G.  sagt  ,vor  Nasal',  bringt  aber  nur  Belege  für  m. 

27)  Entrundung  ist  in  Bayern  verbreitet  (vgl.  G.  §  177). 

11* 


164         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

öeffnen  163,  1  öeffter  243,  14  söelch  61,  22  neben  soelch  52,  22;  60,  34;  146,  19;  153, 
11;  162,  20  und  solch  5,  21;  6,  32:  o.  sorglich  274,  6  vöellig  248,  22;  zu  wolfayl"^^)  21, 
30;  160,  10;  239,  8;  245,  7:  wöelfler  Comp.  43,  30.  wölfler  272,  10  wölfelst  Sup.  94,  28 
wöelflong  Subst.  131,  11;  wöelff(e)  PI.  215,  17,  19;  244,  18  gewönglich  118,  8;  258,  17, 
22;  267,  24. 

Anm.  soelch,  das  neben  söelch  und  solch  vorkommt,  wird  mit  Umlaut  zu 
sprechen,  29)  oe  also  wie  in  boeß  troestlich  (§  17)  die  Bezeichnung  von  umgelautetem  o  sein. 

Der  Conj.  Prät.  zu  därffen  3,  6;  203,  5;  262,  2  lautet  durch  Form- 
übertragung ich  dürfft  56,  9  neben  er  bedörfft  l,  18  (Br.  Nr.  1  a!),  das 
Part,  bedärfft  mhd.  bedorft  278,  7;  21,  22  (.?). 


Mhd.  ü. 

M.  §  8.    Mhd.  u  hat  M.  ihrer  Mundart  gemäß  in  der  Regel  bewahrt,    auch  wo 
jetzt  im  Hd.  o  gilt,  also  namentlich  vor  Nasalen  (G.  §  63,  1): 

rfra/n^Stück  142,  19  ich  gund  Ind.  gönnte  230,  16  ich  kum  Ind.  19,  15;  51,  18; 
229,  14  (Ausnahme  ich  kom  74,  20)  da  kamst  163,  33;  164,  17  er  kampt  13,  30;  19,  9; 
175,  7;  219,  23;  227,  35  u.  ö.  {kimpt  §  10)  ich  kand^^)  14,  31  er  kund  82,  8  gesparten 
164,  8  sumer  125,  2;  180,  11;  212,  20  sun  Soh»  16,  19;  172,  6;  199,  22;  240,  28  sander 
Adj.  172,  4;  184,  26  Adv.  18,  17  u.  ö.  sanderlich  107,  24  sane  Sonne  206,  14  sundag 
19,  9,  10;  172,  6;  179,  25  besanen  99,  21;  247,  5  sunst  172,  17;  193,  19  gewunen  70,  10; 
207,  2;  273,  27.  Ebenso  vergiilt(en)  vergoldet  (Part,  mit  Rückumlaut)  207,  19  drucken 
trocken  30,  32  aasdruckenst,  du  dich  219,  10. 

Dagegen  tritt,  wieder  abweichend  von  der  jetzigen  Schriftsprache  und 
wieder  übereinstimmend  mit  dem  Nürnberger  Dialekt  (G.  §  63,  2),  vor  /--[-Cons. 
gewöhnlich  o  ein;  seltener  steht  u: 

porg  in  Augsporg  16,  23;  31,  32;  98,  32;  236,  35  Amborg  31,  32;  150,  13;  217 
25  Regensporg  206,  1  Salzborg  175,  12  Schunporg  138,  3  Wirzporck  229,  17  u.  ö.  da- 
neben parg  125,  7  Purgtan  138,  3  Miltepurg  30,  36  Neubarg  161,  4  u.  5  Wirzparg  99, 
27,  porger  251,  2  porgermeister  31,  19;  58,  22,  23;  geburttstag  50,  23;  218,  14  dorg 
durch  50,  15;  67,  11;  172,  9  u.  ö.  hindorg  136,  12  dorgaus  65,  20;  144,  2  üTm/'s/  107,  22 
(aber  es  dierst  §  10)  Franckfort  37,  26;  184,  32;  263,  22  u.  ö.  aber  Furtt  183,  11;  263, 
17,  korz  03,  36;  241,  25  aber  kurz  51,  21;  164,  3;  197,  19,  porgieren  165,  28;  197,  8 
aber  purgieren  104,  20,  thurn  Turm  136,  17,  Ursel  138,  31  er  wur  Ind.  wurde  155,  4  and- 
wort  mhd.  andwurt  263,  27   Walborgy  39,  3. 

Vor  ungedecktem  r  erscheint  o  in  nor  nur -^newaere: 

nor  z.   B.  205,  29;  210,  32;  226,  31. 

Neben  -ung  kommt  -Ing  vor,  das  auch  heute  üblich  ist  (G.  §  144,  4  a): 

meining  255,  15  neben  meiming  184,  16.  zeitting  213,  3;  250,  10  neben  zeyttung 
199,  17;  220,  5;  250,  34;  263,  31. 

B.  Wesentlich   anders   verfährt  B.      Er  gibt    vor  Nasalen   den  md.  3^)  ö-Formen 
weiten     Raum,    mehr    als    die    jetzige     Schriftsprache,    indem    er   sie    nicht 

28)  Über  wolfayl  s.  §  25. 

29)  G.  §  359,  5  läßt  die  Frage  offen,  ob  mhd.  söllcher  neben  solcher  für  Nb.  anzu- 
erkennen sei.     Für  Bayern  ist  solcher  von  Schmeller  b.   Wb.    1 1  267  verzeichnet. 

30)  M.  kennt  nur  die  altbair.  w- Formen  (Whd.  b.  Gr.  §  329),  während  im  Nb.  die 
neueren  o-Formen  durchgedrungen  sind. 

31)  Wie  V.  Bahder  S.  186  ff.  nachgewiesen  hat. 


VON  CARL  KOCH.  165 


nur  vor  labialem  und  dentalem  Nasal  braucht,  sondern  auch  vor 
dem  gutturalen  32). 

Vor  m  gilt  o  in  fronib  103,  2G;  lüO,  6;  131,  20  sonimer  158,  22;  221,  36  aber 
summet  231,  31.     Ausgleicii  an  die  o-Formen  des  Verbums  hat  mitgewirkt  in:  ich  komme 

3,  2;  97,  35  komb  248,  38  du  kompst  1,  28;  9,  15;  209,  27  er  komptt  12,  21;  22,  3; 
61,  20;  202,  28  kombtt  91,  3,  7;  159,  31.  —  Vor  n,  nn,  n  -{■  Cons.  steht  o  überein- 
stimmend mit  der  jetzigen  Sprache  in  son,  söhn  3,  14;  147,  6;  170,  15;  224,  27  sonn(e) 
215,30;  222,  1;  235,  33  sontag  6,  29;  7,  28;  23,  19;  89,  10;  o.  besonnen  112,  27;  248,  13 
gewonnen  5,  35;  56,  9;  221,  23.  Ferner  in  sonder  Adj.  214,  30;  249,  13  sonder  Präp. 
33,  10;  76,  26;  214,  25;  225,  35  besonder  Adj.  223,  4  sonnderlich  7,  6;  145,  25;  214,  6; 
215,  29  sondern  8,  23  sonst  5,  6;  6,  32;  9,  19;  27,  14;  o.  —  Abweichend  vom  Nhd.  in 
fonden  Part.  35,  8;  43,  5;  122,  18;  168,  16;  208,  27;  274,  21  empfanden  258,  31;  278,  8 
-khonnfft  -Icunft  21,  1,  34;  23,  37;  222,  36;  231,  23;  266,  8,  15  u.  ö.  khonnffäg  76,  32. 
—  Verhältnismäßig  seltener  erscheint  ii:  bninnen  153,  15;  265,  15,  22  gebrunnen  Part. 
190,  29  gewannen   12,  16;    245,  31  gebunden   60,  9;    261,  13   blunder  129,  19:   162,  27 

funnden  Part.  21,  2  gesund  3,  31  u.  ö,  grund  231,  24.  —  Vor  dem  gutturalen  Nasal  be- 
hauptet tt  sich  besser;  o  kommt  nur  vor  ng  vor,  wo  ^  vermutlich  schon  dem  vorangehenden 
Nasal  assimiliert  wurde.  Besonders  verbreitet  ist  o  in  dem  Suffix  -ung:  -ong  4,  3,  4 
8,  16,  22;  24,  20;  94,  35;  115,  23;  187,  10,  11;  203,  23;  256,  1,  9;  o.  -ongen  PI.  153,13 
261,  16;  262,  4;  282,  33.  u  behauptet  sich,  wenn  die  Stammsilbe  o  hatte:  hoffnung^,lQ 
41,  7;  46,  28;  170,  22;  248,  5;  o.  zuvorkommung  146,  34  lohsung  267,  20  Ordnung  2,  3 
33,  11;    62,  31;  271,  23;  270,  3.     Sonst   sehr  selten:    z.  B.    1,  31    (Br.  Nr.  la!);    146.  9 

266,  5.  —  Neben  y««^  21,  25;  24,  10;  176,  14,  30  Vommi  jong  vor  56,  16;  74,  2.  Sonst 
gilt  u:    hunger  148,  2,  3   mich  dunckt  5,  34;   159,  24   bedanckt  248,  36   du  sunckest^^) 

4,  19  trunck  202,  7;  208,  34  gedrunckenn  44,  2.  —  In  trucken  248,  1;  251  30  und  aus- 
trucknen  119,  7;  278,  28  ist  altes  u  bewahrt  geblieben. 

Je  häufiger  in  B.s  Briefen  o  vor  Nasalen  ist,  um  so  mehr  fällt  auf,  daß 
0  vor  /--j-Cons.  fast  ganz  fehlt: 

Er  schreibt  es  nach  gemeinem  md.  Gebrauch  in  Franckfortt  98,  6;  101,  30;  102,30; 
261,  5;  279,  6  neben  Franckfurtt  34,  11  und  in  anttwortt  225,  25  anttwortten  23,  7,  22, 
die  nach  wori  umgebildet  sind^*).  Dagegen  u  in  durch  4,  6:  5,  3;  o.  nohttdurfft  68,21; 
215,  13  kurtz  55,  4;   163,  18  Augspurg  5.  1;   23,  36;   255,  34   Würtzburg  101,  34  bnrger 

267,  8,  11,  19,  21;  purgirn  208,  22;  264,  30. 

Über  ue  =  u  s.  l?>?>  Anm.  2. 
M.  ^9.  Der  Umlaut  3^)  erscheint  in  den  Briefen  M.s  nicht  überall,  wo  man  ihn 
erwarten  sollte  oder  könnte,  sei  es  daß  sie  ihn  nicht  sprach  oder  unbe- 
zeichnet  iieß^'^).  So  ist  er  in  wünschen  nie,  in  über  und  vor  ck  nur  selten 
bezeichnet.  Ich  führe  die  Belege  in  alphabetischer  Ordnung  an  und  bezeichne 
die  Wörter,  die  auch  mit  Umlautsbezeichnung  vorkommen,  mit  *: 

32)  Über  nhd.  o  (ö)  statt  mhd.  u  (ü):  v.  Bahder  S.  186  ff.  und  W.  Gr.  1  225.  Das 
Verhalten  der  Grammatiker  hat  v.  Bahder  a.  a.  O.  charakterisiert.  So  sagt  Ölinger:  ,o 
et  u  Sic   ö   et    ü    plerunque    ante    m  vel  n   indifferenter    utimur,    ut  from  vel  frum, 

främmer  yt\  frömmer,  Son  vel  Sun  etc.'  (S.  18);  Albertus:  .etiam  <?  et  a  inter  se  permu- 
tantur  —  ut /rom  et  frum,  Son  et  Sun,  kommen  et  kummen.  Alterum  tarnen  altero 
usitatius  est'  (S.  14). 

33)  Ausgleich  an  die  a-pormen  des  Si;.  in  du  befandest  208,  21;  220,  32. 

34)  W.   Gr.    1  225. 

35)  V.  Bahder  S.  199,  W.  Gr.    1  204. 

36)  Der  Widerstand  gegen  den  «-Umlaut  liegt  tief  im  bair.  Dialekte  iWhd.  b.  Gr. 
§  29);  in  Nb.  ist  Umlaut  sehr  oft  unterblieben  (G.  §  63,  1). 


166         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 


druckt  Part,  gedrückt  85,  31  duncken  105,  2;  121,  5;  137.  4;  180,  2  *flus  Flüsse  = 
Rheuma  126,  82;  127,  26  fürst  217,  18  PI.  233,  8  "gluck^'')  100,  29;  184,  21;  220,  6 
^glücklich  117,8;  275,6  *gluckselig  13,  32;  17,  35  vergunen  Inf.  108,  1  er  gun  Opt.  gönne 
64,  23  ich  gunet  Opt.  gönnte  127,  10  sy  gunden  Opt.  149,  1  es  hufpt^)  hüpft  58,  4  der 
*yunger  Jüngere  275,  32  *yungst  Adv.  228,  7  kiichen^^)  Küche  263,  36  *kunftig  132,  12 
du  niiigst  Opt.  mögest  212,16  (daneben  miege  Opt.  möge  48, 13  mit  singulärer /^-Schreibung 
und  Inf.  megen  15,  12;  241,  35)  *muglich  263,  15  segmnl  Sägemühle  137,  25  *mundlich 
149,  35;  160,  30  *-nus  PI.  Nüsse  107,  1  ■pruck'^\.  Herspruck  50,  34;  75,  3;  217,  19,  20 
Schbarzapruck  241,  2(i.  genickt  169,  2  geschbulen  Opt.  Prät.  von  mhd.  swellen  119,  8 
stuck^^)  195,  5;  197,  30;  219.  32  stuckla  172,  9;  260,  3  erstucken  anstücken  211,  24  sun 
Söhne  71,  4;  174,  25  sund  Sünde  220,  11  Hhur  Tür  106,  32;  227,  25  *turck  Türke 
177,  25,  27  ubel^'^)  105,  1;  124,  18;  195,  6;  263,  2  übler  Comp.  111,  14  *uber^^)  16,  10; 
18,  23;  217,  19,  20  u.  ö.  uuber  246,  19  überwinden  111,  30;  210,  31  uberzberg  217,  16 
übermorgen  127,  25  *uberich  übrig  180,  4;  218,  5  *wules  wollenes  mhd.  wullin  193,  3 
wunchsen**)  13,  31,  34;  17,  7,  9,  13;  19,  5;  70,  7,  21;  144,  7  u.  ö.  wunchsung  18,  9 
gewuchst  Part.  v.  mhd.  wischen  wüschen  sich  leicht  u.  schnell  bewegen  272,  34  zurück ^^) 
155,  24. 

B.  Auch  bei  B.  kommen  solche  Formen  vor: 

Herschbruck*^)  115,  20  duncken  5,  34;  159,  24;  248,  36  guettbeduncken  191,  28 
kuchen^^)  284,  28  zuruck(h)^^)  4,  5;  5,  17;  162,  14;  257,  3,  nutzlich  28,3;  231,22  neben 
nützlich  225,  81,  37,  stuck*^)  78,  27;  103,  6:  202,  30;  215,  21;  244,  24,  35  neben  stück 
261,  25  stückle  21,  22;  261,  20.  21. 

Aber  sehr  viel  seltener  als  bei  M. 

Insbesondere  schreibt  er  immer  wünschen  4,  29;  9,  25  u.  ö.  auch  gliick(h)  56,  5; 
146,  3,  9;  281,  22  u.  ö.  meist  über  97,  7;  115,  8  übrzueg  215,  21  übrunflättig  11,  37 
übrig  28,  18;  268,  23  hinnüeber  12,  6  herüber  25,  4,  selten  über,  was  für  M.  die  gewöhn- 
liche Form  ist:  Überrest  2,  6  ubrbleiben  42,  10. 

§  10.    Wo   der   Umlaut   bezeichnet   ist,   wäre   dem  Verhältnis   von   //   zu   o 
entsprechend  teils  ü  (i),  teils  ö  (e)  zu  erwarten. 
M.  schreibt  in  der  Regel  /: 

gebirt  Part.  137,  31  drinila  zu  mhd.  trum  211,  19;  213,  23  *flis  Flüsse  Rheuma 
177,  12;  212,  16,  \%  finf  228,  27  es  gilte  Opt.  Prät.  zu  gelten  174,  25  *  glich  70,  21;  72, 
7  *glicklich  18,  31;  105,  34  *glickselig  17,  79;  19,  5;  80,  7  der  *ynger  236,  32  *inchst 
jüngst  31,  28  er  *kimpt^^)  193,  25  Opt.  ich  kin*'')  könne  18,  33;  70,  20  du  kinst  14,  30; 
194,  29  er  kine  139,  37  Inf.  kinen  15,  12  kin  18,  34  Opt.  ich  kind(e)  14,  32;  65,  7  du 
kindest  66,  10  du  kinst  66,  17;  212,  19  er  kind(e)  50,  19;  57,  24;  195,  3  wir  kinden  66, 
17  (ich  kind  211,  28;  253,  18  Ind.  oder  Opt.  .?),  «auch  im  Part.  Prät.  durch  Formüber- 
tragung kind'*^)  160,  35;  aufkinden  198,  35  *kinftig  134,  85;  196,  17  kinchg  mhd.  künic 
15,  27  king  PI.  16,  11;  71,  12  King  n.  pr.  263,  32  kizla  kleine  Kutsche  264,  3  lindisch 
aus  London  276,  6  * miglich  16,  14;  194,  25  *mindlich  178,  3  *-nis  Nüsse  101,  20  pitner 

37)  Nicht  bei  Schmeller  b.  Wb.   I  970. 

88)  Auch  bei  G.  §  63,  1  u.  Schmeller  b.  Wb.  I  1141. 

39)  In  Bayern  heute  n<xh  geltend,  Schmeller  b.  Wb.   I  12,  21  G.  §  68,  1   N. 

40)  G.  §  63,  1  Schmeller  b.  Wb.   I  347. 

41)  Auch  bei  Schmeller  b.  Wb.   II  730,  G.  a.  a.  O. 

42)  Umlaut  bei  G.  S.  313  links  oben. 

43)  So  auch  durchweg  H.  Sachs,     Frommann  S.  29;   der  heutige  Dialekt   kennt    nur 
umgelautetes  über  (G.  §  139  Anm.  1). 

44)  Bei  Schmeller  h.  Wb.  nicht  belegt. 

45)  So  auch  G.  §  63,  1  N. 

46)  Über  kumpt  und  kimpt  vgl.  Schmeller  b.  Wb.   I  1245  f. 

47)  Vgl.  Fußnote  30. 

48)  Umlaut  durchgedrungen  wie  in  Nb.  khent  (G.  §  460). 


VON  CARL  K.OCH.  167 


Büttner  183,  16  pristla  Brüstlein  124,  3');  125,  4;  211,  22  er  ristet  241,  31  ich  spir  89, 
30  simer  Summer  85,  1  sprigwort  141,  15  stibla  Stüblein  49,  3  diglich  mhd.  tügelich 
tauglich  65,  28  *thir  7b,  26  thirn  PI.  95,  27  thirle  95,  32  *nlbergehen  hinübergehen  200, 
30  vir  für  13,  24,  34;  15,  4;  10,  21  u.  ü.  winderlich^^)  wunderlich  149,  20  *wiln  wollen  39,  29. 

Neben  /  kommen  selten  andere  Zeichen  vor: 

ü  in  *  glückselig  18,  9  *überig  36,  33,  iii  in  *iUber  64,  11.  y  in  vyr  137,  11 
symer  84,  34. 

Vor  r-l-Cons.,  wo  für  u  gerne  o  eintritt,  gelten  in  der  Regel  /  oder  ie. 
ie  ersetzt  //  nur  in  dieser  Stellung  und  ist  der  eigentümliche  Brechungsvokal, 
den  wir  schon  statt  Umlaut-^',  e  und  /  vor  /--j-Cons.  fanden: 

kirsner  i-11,  13;  246,  32  wirm  Würmer  104,  15;  105,  27;  165,  30.  es  dierst  dürstet 
142,  4  kierbesla  Kürbislein  90,  3  kierzer  Comp.  139,  20  schieizfleck^'^)  140,  3  stierb  Opt. 
Prät.  75,  31  wierst  PI.  15,  19;  92,  6  Wirzpurg^^)  99,  27  Wirzporck  229,  17  Wierzporg 
93,  16;  107,  1;  117,  15.  Ebenso  im  Opt.  Prät.  von  wern  <  werden:  ich  wier  211,  23 
du  wirst  57,  20.  23  er  wir  49,  8;  124,  23;  133,  17;  175,  14;  184,  8  wier  84,  9  wirten 
197,  33  wirn  71,  34. 

Sehr  viel  seltener  sind  ö  und  e: 

derfen  dürfen  PI.  64,  19;  67,  2;  92  2  Inf.  31,  16;  50,  10;  127,  5.  ich  ferchthl,  32 
du  Jörchtest  280,  2  gefercht  48,  18  scherzßeck^'^)  (neben  schierzfleck  s.  o)  117,  22;  124,  35 
Htörck  Türke  (neben  turck  s.  o.)  199,  18;  220,  1;  213,  4,  5. 

Vor  ungedecktem  r  erscheint  e  in  der  proklitischen  Präposition  für: 
vergut^^)  17,  14;  40,  1;  196,  29  ver  übel  32,  8;  neben  virgutt  71,  23. 
B.  bezeichnet    den  Umlaut   in   der    Regel   durch  ü,    üe,    vor   Nasalen    häufiger 
durch  ö,  öe,  also  dem  Verhältnis  von  u  :  o  entsprechend. 

So  erscheint  allgemein  ü,  üe  in  überdrüessig  76,  30  239,  9  flüeß  PI.  268,  25;  271, 
\Bflüß  72,  31;  268,  25;  278,  30  und  fliieß  PI.  .52,  13,  ßüessig  249,  7  übrflüessig  204,  S; 
269,  16  lüefft  PI.  278,  32  lüfft  62,  34  nüeß  PI.  202,  9  rüesten  2,  27,  u.  ö.  rüestong  Q3.  8; 
113,  21;  1.59,36;  187,24;  221,16  u.a.  (s.  c).  —  Dagegen  wechselt  vor  Nasalen  ö  mit  ü.  Vor 
m  in  frömmer  103,  29,  aber  angefrümbit  bestellt  6,  10;  53,  30  sümmer  130,  29 
trüemmer  203,  18  trümmer  60,  14;  160,  9.  Vor  «in:  du  befändest  Opt.  214,  4  gönnen 
14,  13;  61,  30  neben  günnen  256,  22  ich  günn  22.  12;  248,  19  königisch  2,  s  khönnen, 
können  5,  12;  7,  19,  22;  13,  2;  103,  10;  o.  ich  khöenne  Opt.  173,  32  könne  i?,,  37;  244. 
22.  Opt.  Prät.  ich  khöennd  173,  22  khönnd  215,  22;  265,  22  du  könndtest  25,  28;  204, 
10  er  könnd,  khöndt  10,  17;  283,  .5,  auch  im  Ind.  ich  könd  \,  23  (Br.  Nr.  la)  wir 
künndtten  43,  35  und  im  Part,  könd  9,  24.  -khönnfftig  98,  2;  116,  17;  185,  27;  248,  7 
neben  -khünnfftig  8,  11;  97,  7;  257,  3;  265,  6.  Vor  ng  in:  jönger  3,  14;  10,  30;  13,  10; 
29,  5;  246,  6  u.  ö.  neben  jünger  6,  5;  22,  26;  24,  28;  256,  29  u.  ö.  unterschiedslos  in  den 
Briefunterschriften  gebraucht,  jöngst  123,  8;  215,  10  am  jöngsten  225,  24  neben  jüngst 
1,  19;  11,  16. 

ö  statt  ü  vor  /'-j-Cons.  steht  nur  m  fürchten: 

ich  föerchtte  1^8,  2  ich  förchtte  33.  18  neben  fürchtten  41,  11;  42,  19;  56,  10. 
Sonst  steht  ü:  dürfen  61,  25,  bedürffen  249,  13;  279.  4,  befürdern  170,  25,  kärbis  80,  30; 
88,  83,  kärtzer  25,  6;  27,  1,  thürcken  176,  25,  256,  10,  Würtzburg  101,  34. 

ö  in  mhd.  mügen  beruht  nicht  auf  rein  lautlicher  Entwickelung,  sondern 

auf  Angleichung  an  Prät.  mochte '"''^y. 

49)  Bei  Schmeller  b.  Wb.  nicht  belegt 

50)  Schmeller  b.  Wb.   II  473:  schurzjleck;  vgl.  G.   §  327a,  312. 

51)  Förstemann,  Altdeutsches  Namenbuch:  Der  erste  Bestandteil  wohl  w^z-zcondimentum, 

52)  Schmeller  b.  Wb.  I  747;  843,  vergut  auch  heute  noch  üblich  vgl.  Sanders  Wb,  I 
644,  1. 

53)  W.  Gr.   I  225. 


168         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 


Ind.  sie  tnöegen  269,  7  neben  wir  miiegen  269,  23  mügen  33,  13.  Conj.:  ich  möege 
2,  32;  224,  29  möge  267,  4  du  mögest  60,  4;  255,  37  er  möege  98,  3  möge  209,  11  neben 
müege  97,  4.  Inf.  möegen  30,  9  mögen  1,  21;  3,  10  neben  miiegenn  4,  2,  2^  mügen  4,15; 
6,  9;  7,  25;  11,  38;  20,  31.     müeglich  7,  8  müglich  94,  34;  97,  6;  146.  16;  181,  33. 

i  statt  Ä,  das  Zeichen  der  Entrundung,  ist  höchst  selten: 

khirschner  215,  18,  stimpf^^)  PI.  103,  28;  120,  2  strimpf  PI.  249, 14  neben  stumpft,  7. 


2.  Die  mhd.  langen  Vokale. 

Mhd.  ä. 

M.  §  11.  Mhd.  ß  ist  in  den  Briefen  M.s  oft  durch  o  vertreten;  beide  Zeichen 
wechsehi  ohne  Rücksicht  auf  folgenden  Consonanten  in  demselben  Worte  ■^■''). 
Vor  Nasalen  ist  in  der  Regel  eine  größere  Stetigkeit  des  o  zu  beobachten. 

abend  37,  4,  27;  82,  8;  110,  21;  1.33,  35  und  obend  205,  23;  236,  36;  253,  15; 
272,  34;  280,29,  ader  64,  8(2  x),  10  und  oder  206,4;  280,  18,  an(e)  ohne  15,26;  18,18; 
31,  18,  33;  36,  24;  137,  24;  169,  26;  172.  11;  229,  23;  2.36,  30;  250,  11  und  on(e)  58,  23; 
6.5,24;  66,  34;  104,  12;  194,  14;  206,  10;, 233,  18  einmal  an  65,  19,  plab  blau  mhd.  blä, 
-wes  65,  25;  67,  3  und  plob  65,  17,  protten  mhd.  brate  207,  4  Cromer  262,  28,  29,  37 
Cromery  280,23,  da  233,  29  und  rfö  242,  6.  gedacht  14,  18;  30,  31;  64,  9;  91,  29;  238,  2 
und  gedacht  63,  36,  erfragt  238,2  gefragt  194,  34;  219,  31;  234,  6;  241,  4  und  erfragt 
210,  34  (daneben  gilt  noch  mhd.  vregen  \\\  f regen  70,  19;  100,38;  143,  29;  200,  30),  gadt 
geht  155,  24,  aber  nur  Inf.  gon  14,14;  124,  9,  14;  140,  16,  28,  ^ra/ 14.3,  .36;  2.33,13,24; 
234,  18,  22  und  grof  233,  19;  254.  31,  yomer  48,  23;  155,  17  sie  körnen  Prät.  15,  15; 
156,  22,  lacher  Lager  233,  3  und  loger  2.53,  25  (daneben  leger  mhd.  leger  250,  29,  32), 
lasen  95,  28  u.  ö.  und  losen  93,  13  kontrahiert  lan  120,  28  und  Ion  84,  21,  mal  213,  18 
u.  ö.  und  mol  212,  12,  monet  134,  36;  195,  2,  3;  197.  20;  o.,  nach  31,  26,  27;  57,  28 
usw.  neben  noch  18,  31;  39,  15;  183,  14  und  nochgeschmack  183,16,  nottel,  Nadel  195,  9 
somen  276,  29;  277,  5;  280,  23,28  ston  stehen  240, 11  verston  HO,  24  s/w/ Strafe  110, 11 
gestraft  .58, 15  mon  straft  58,  24  gethan  14,  9;  138,  7;  139,  25;  149, 10;  233,  21  und  gähun 
138,  9;  197,  12.  etwa  138,  7;  242,  8,  12  und  etwa  138,  2. 

In  mhd.  rät  und  verwandten  Wörtern  sowie  in  mhd.  späte  erscheint 
öfter  auffälligerweise  ö  anstatt  a  (vgl.  §  15).  Umlaut  kann  man  bei  mt 
unmöglich  annehmen,  bei  späte  ist  eher  daran  zu  denken,  weil  heute  Umlaut 
eingedrungen  ist  (G.  §  66,  2  b).  Daher  ist  auch  ö  in  Adj.  spöt  und  in  verspäten 
nicht  sicher  zu  bewerten  '^^). 

rött  Rat  als  Körperschaft  233.  14,  15  (rode  Räte  194,  18)  rött  Ratschlag  234,  14 
röthaus  138,  11  neben  rothaus  136,  15,  röten  Verb.  139,  37;  175,  13  neben  raden  189,  3; 
260,  9,  geraten  geraten  Inf.  194,  17  Part.  195,  6;  200,  23  ungeröden  241,  10  neben  es 
gerad  Opt.  200.  22  geraden  Part.  174.16;  184,  22.  geraten  entraten  230,  5;  284,  29  haiis- 
röt  Hausrat  199,  1,  spött  Adv.  139,  2;  152.  14  neben  spatt  79,  27;  99,  22;  183.  24  und 
spat  32.  10,  spöt  fl.  Adj.  126,  .33  neben  spat  unfl.  124,  28;  233,  5,  6;  237,  7;  255,3,  ver- 
spöten  161,  22. 
B.  schreibt  statt  a  auch  o,    aber    —    und  das  ist  charakteristisch   —   nur  in 


54)  So  noch  auf  dem  Lande  allgemein  für  Strumpf,  Schnieller  b.  Wb.   II  761. 

55)  V.  Bahder  S.  32  über  Nb.  Amtssprache:  mhd.  ä  wird  schwankend  durch  c  und  o 
vertreten.  Whd.  b.  Gr.  §  56:  <5  statt  ä  ziemlich  früh  und  häufig  geschrieben;  schon  im 
13.  Jhdt.  reimt  dieses  ö  mit  echtem  d.    Vgl.  Lexer   zu  Ulman  Stromer,  Chron.   I  S.  298. 

56)  Vielleicht  Längenbezeichnung,  wie  sie  Whd.  b.  Gr.  §  34  erwähnt. 


VON  CARL  KOCH.  169 


den  Wörtern,   die   auch    in   der   nhd.   Schriftsprache   mit  o  geschrieben   und 
gesprochen  werden^'),  und  in  gethon-''^). 

om  Ohm  mhd.  äme  Tl\,  18  ohne  4,  \\  68,  19;  215,  6;  281,  28;  o.  monatt  56,  8. 
gethon  Part.  145,  35;  171,  12;  269,  10;  279.  17,  o.  unttrthonen  PI.  267,  9;  aber  kaat 
mhd.  quäi,  köt  60.  33;  ahdtem  170,  21. 
M.  ^  12  In  unbetonter  Silbe  wird  a  bei  M.  zu  e  geschwächt  (G.  §  150,  1): 
heiret  70.  29;  133,  3;  140,  7  verheireten  86,  4,  selzem  seltsam  240,  7;  253,  22  sogar  selzum 
17,  1  neben  selzsam  263,  24;  279,  38. 

B.  gebraucht  die  vollen  Formen: 

hayrahtt  24,  3;  145.  30  verhairatten^^)  284,  22  seltzam  10,  9. 

M.  >:;•■  13.     M.  kennt  nur  e  als  Umlautsbezeichnung  von  ä  (wegen  ö  vgl.  §  11): 

erberer:    Anrede  in  den  meisten  Briefen   (B.  stets  erbare)  (G  §  154,  1),  lautper  mhd. 

liitbaere  135,  7  gehling  199,  16  geheling  125,  13  gnetig  82,  33  jemerlich  100,  6  kes  Käse 

39,  12;  77,  31  vermeren  mhd.  vennaeren  in  schlechten  Ruf  bringen  228,  25  es  gered  39,  7 

sehen  säen  280,  28  speder  280,  3. 

B.  Bei  B.  erscheint  dagegen  beliebiger  Wechsel  zwischen  e,  ä  und  äe: 

ich  bräechtt  Opt.  163,  7  brächtt  12,  15  fehlen  221,-  20  neben  gefälet  5,  9  unfläettig 
11,  32  iinflättig  11,  37;  54,  18  gnedig  4,  27;  27,  10;  231,  28  langhäerig  202,  26;  222,  33 
kheß  97,  33  mäessig  113,  18;  202,  20  gemeß  1.  27  rö^M  PI.  283,  33  seen  säen  131.  5.  7 
schmäelich  283,  28.     Weitere  Bei.  §  35. 

Mhd.  e. 
M.  ^"  i4.     Mhd.  e  hat  M.  in  der  Regel  stets  bewahrt,  nur  vor  //   (und  im  Aus- 
laut) hat  e  Neigung  zu  ie. 

Bei.  für  e:  s.  §  31,  32,  35. 

Inf.  gien  89,  34;  138,  29,  sonst  gen  39,  21;  104,  19;  144.  23;  241.  35  hinausgen 
143,  24  herumgehn  194,  26  gehen  18,  32;  211,  9;  260,  24  abgehen  133.  18  u.  a.  Inf. 
stien  81,  31;  89,  34;  111,  30;  199,  14  anstien  132,  18  bestien  31,  9  understien  133,  10 
verstien  58,  19;  141,  20;  168,  36  zustien  37,  6;  72,  4;  193,  15;  228,  5;  262,  28,  zustin 
nur  219,  30,  Part,  stiened^)  stehend  205,  8;  seltner  e-.  aufstehn  205,  6  bestehn  133,  17 
versten  14,  31.  zbien  Nom.  Acc.  Masc.  v.  zwei  mhd.  zwene  71,  4;  72,  2;  175,  14  (zbu 
Fem.  99,  30;  180,  17  zbey  Neutr.  104,  24  zweyen  Dat.  mhd.  zweien  197,  22;  263,  21). 
Singular  sind:  miehe  mhd.  me  241,  28,  sonst  /n^r  19.  22  u.  ö. ;  wie  mhd.  we  228,  29, 
aber  wA  142,  3. 

ie  beschränkt  sich  also  in  der  Hauptsache  auf  die  Infinitive  gien  und 
stien,  Part,  stiened  und  zbien.  Wenn  sich  diese  Schreibung,  die  fast  nur  in 
diesen  Wörtern  auftritt,  auch  außerhalb  Nürnbergs  findet"'),  so  ist  sie  doch, 
wie  es  scheint,  gerade  in  Nürnberg  öfter  zu  belegen  als  anderswo  ^^^  gj^e 
Erklärung  dieses  interessanten  Laut  Vorganges   zu  geben,    ist   mir   nicht  mög- 


57)  über  a  :  o  vgl.  v.  Bahder  S.  154  ff,  W.  Gr.   I  228. 

58)  Die  Reichstagsabschiede,  die  in  Süddeutschland  als  Autorität  galten,  haben  o 
für  ä  außer  in  den  schriftdeutschen  Formen  auch  in  gethon  (v.  Bahder  S.  41). 

59)  Vgl.  Whd.  b.  Gr.  §  13. 

60)  Part,  stiende  (1485)  bei  Whd.  b.  Gr.  §  271. 

61)  Whd.  b.  Gr.  §  91,  mhd.  Gr.  S.  326. 

62)  Ulman  Stromer,  der  c.  200  Jahre  früher  schrieb,  hat  fast  nur  gin,  stin,  zwin, 
dazu  gin  =  eunt  (Chron.  I,  299).  Auch  in  dem  zweiten  Band  der  Nberger  Chroniken  ist 
gien,  gient  gehend,  gin  neben  gen,  zwien  oft  belegt,  aber  nicht  stien  (vgl.  Lexikon  zu 
diesem  Bande).  Gedruckt  begegnen  gien  und  stien  nur  in  den  Drucken  des  Nbergers 
Creussner  (v.  Bahder  S.  33).     Vgl.  Grimm  Wb.    IV,  1,  2  S.  2387  r. 


170         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

lieh  ^3);   identisch    ist   die    Erscheinung   von   ie:  oe  vor  n  in   mhd.   schoene 
(s.  §  17),  da  mhd.  e  und  oe  heute  zusammengefallen  sind  (G.  §  67,  69).    Neben 
gen  und  sten  erscheint  seltener  gan  und  stan  (s.  §  11). 
B.-  vermeidet   le  statt   e   und   gebraucht  stets  die  ^-Formen;  2iViC\\  gan  nnd.  stan 
fehlen : 

gehen  und  stelu^n  Bei.  §  32  zwen  Acc.  Masc.  181,  31. 

Mhd.  6. 

M.  ß  15.     Mhd.  6  hat  sich  in  M.s  Briefen  mit  einigen  Ausnahmen  erhalten: 

z.  B.  er  ernpod  entbot  31,  19  gros  39,  27  /o«  280,  22  oAr  279,  38;  280,  10,  13. 

In  einigen  Wörtern  zeigt  sich  oft  ö  statt  o,  wiewohl  Umlaut  auch  nach 
der  heutigen  Mundart  ausgeschlossen  ist.  ö  wird  wohl  hier,  ebenso  wie  ö 
statt  a  (s.  §  11),  Vokallänge  bezeichnen  *'■•): 

höen  Gen.  Sg.  =  hohen  241,  27  Rom  155,  24;  237,  5  rösengartten  155,  14  rösen- 
zucker  212,  18,  röt  Adj.  rot  (G.  §  115,  1)  unfl.  164,  8;  219,  33;  253,  28,  fl.  142,  19; 
156,  3;  2.53,  20  neben  rot  uiifl.  39.  15;  fl.  19,  4;  57.  32;  108,  6,  schön  mhd.  schone  schon 
(G.  §  9.5,  2  d,  6)  137,  30;  180,  8;  19.3.  2,  8;  195.  4;  197,  .34;  212,  35;  227,  2;  250,  20 
wanschön  143.  5;  183,  17;  227,  3  obschön  206,  33;  216,  36;  253,  19  neben  schon  37,  2, 
4,  8;  57,  33;  64,  26,  28;  172,  19  und  schun  106,  35. 

a  statt  0  findet  sich  in  hoch  und  los;  der  Wechsel  zwischen  a  und  o, 
der  durch  offene  Aussprache  des  o  entstand,  ist  in  Bayern  oft  belegt*'^): 

hach  .37,  21;  132,  36;  13.5,  23;  144,  34  neben  hoch  36,  20;  57,  26;  75,  28;  230,  3, 
hachristig  96,  15  haf artig  mhd.  höchvertic  140,  4,  hachzeit  31,  22,  34;  50,  28;  51,  1?!' 
71,  18;  72,  4;  75,  22;  137,  28;  143,  2;  193,  34;  262,  25  neben  hochzeit  160,  31;  las  los 
unfl.  234,  5  fl.  137,  32  neben  los  unfl.  138,  10  fl.  58,  31,  heilas  heillos  fl.  280,  21  neben 
heilos  fl.  242,  10  und  heiles  fl.  s.  §  16. 
B.  erkennt  wieder  diese  Besonderheiten  nicht  an;  nur  steht  ö  statt  o  zweimal 
in  nöhtt:  56,  17;  60,  4. 

Sonst  0,  z  B.  hochfahrtt  21.5,  13  hoffartt  221,  27  hochzeitt  129,  4;  146,  6;  153; 
31  schon  7,  2  obschon  7,  9  u.  ö.     Weitere  Bei.  s.  §  35  ff. 

M.  «!;?  16.     In  nebentoniger  Silbe  schreibt  M.  gerne  e  statt  o: 

dockter  Sg.  31,  22;  219,  11;  280,  12,  21  PI.  165,  36  neben  docktor  Sg.  1.50, 11, 13, 
14,  PI.  149,  11  heiles  heillos  121,  17;  234,  24  monet  mhd.  mänöt  Bei.  §  11. 

B.  Dieser  deutliche  Einfluß  der  Mundart   (G.  §  148,  2;   154,  8)   erstreckt   sich 
natürlich  nicht  auf  die  Briefe  des  Mannes.     B.  hat  nur  doctor  und  monatt: 

doctor  47,    26;    112,  22;   113,    6,    dazu    der    gelehrte   Plural    doctores   59,  29,    und 
monatt  56,  8  u.  ö. 
M.  §  17.     Im  Umlaut,  der  fast  regelmäßig  bezeichnet  wird,  tritt  neben  ö  bei  M. 
ebenso  gern  entrundetes  e  auf: 

bes  böse  17,  14;  32,  8;  81,  32  u.  ö.  neben  bös  38,  36;  110,  2;  250,  9;  270,6,  freiig 
.15,  18;  17,  4;  74,  20  gröser  184,  20  grest  13,  23  Comp,  höer  219.  15  und  höcher  132,  10 
zum  höchsten  180,  14,  mhd.  hoeren-.  hern  133,  9  neben  hörn  232,  37;  277,  13  höern  253, 
33  (zweisilbig?),  ich  her  77,  .36;  152,  3;  184,31  neben  ich  hör  246,  35,  Part,  gehertll,  10; 
64,  2,  3;  174,  .33  neben  gehört  17.5,  11;  179,  26.  öhl  1.56,  7,  10;  161,  9;  212,  25  ver- 
drestung  260,  13. 

63)  Bemerkungen  in  den  Chron.    1,  299  und  bei  Grimm  Wb.  a.  a.  0. 

64)  Die  Punktierung  ist  wohl  verwandt  mit   den    Haken  über  o,  ii,  ^  bei    H.  Sachs, 
worüber  Drescher  AfdA.  18,  355. 

65)  Whd.  b.  Gr.  §  38.     Schmeller  b.  Wb.   I  1042,  104-5,  1.516  notiert  auch  die  a-Aus- 
sprache  bei  hoch,  hochzeit,  los. 


VON  CARL  KOCH.  171 


Von  dieser  Schreibung  weicht  nur  nihd.  schoene  ab,  vor  dessen  Nasal 
ziemlich  oft  ie  an  Stelle  von  ö  tritt  "*').  Dieselbe  Erscheinung  ist  schon  bei  e 
beobachtet  (s.  §  14): 

schien  \\\\\\.2>9\,  15;  84,  25;  169,  3  fl.  65,  10;  66,  5;  'Jl,  34;  133,  1,  22  Comp,  schiner 
106,  25  schiengeschecket  155.  32  neben  schön  unfl.  117,  20;  183,  15;  194.  15,  16;  195,  5 
fl.  174,  29;  175,  28;  253,  4  und  schon  unfl.  92,  2  fl.  117,  17;  246,  .35. 

B.  wechselt  nur  zwischen  ö  und  pleonastischem  öe,  oe  ist  selten. 

Die  eingekhimmerten  Stellen  beziehen  sich  auf  die  ö-Formen  der  betr.  Wörter,  blöed 
mhd.  bloede  52,  10,  12  böes  10,  7;  13,  2;  20,  22;  103,  27  u.  ö.  (11,37;  27,9)  boeß  n,Z2; 
247,  31  fröelich  11,  24;  61,  3;  186,  15  (.5,  22;  55.  21;  251,  36)  gröesse  Subst.  173,  22 
Comp,  gröesser  30,  6;  94,  37;  103.  9;  178,32  Sup.  gröest  102,  36  (40,  27;  68,  27;  73,  2) 
höeren  112,  17;  114,  7;  238,  32  (52,  32;  94,  20)  gehöer  218,13  gehörig  2\.H  löesen22,lS; 
23.  11  (54,  12)  erlöeser  11,  13  erlöesiing  244,  11  öel  148,  13;  1.58,  25  schöen  8,  32,  35; 
103,  27;  173.  19  (12,  2;  24,  10;  54,  27;  256,  34)  anstöeß  PI.  147.  23  töedlich  9,  1  (54,7) 
tröesten  214,  9;  222,  15;  224,  32  (243,  19)  tröestlich  264,  32  (8,  10)  troestlich  248,  5. 

Mhd.  /. 

M.  <^'  18.  Der  nhd.  Diphthong,  der  sich  aus  mhd.  i  entwickelt  hat,  wird  bei  M. 
nicht  von  dem  mhd.  Diphthongen  et  geschieden;  sein  Zeichen  ist  in  betonter 
Silbe  in  der  Regel  ei  oder  ey ;  ey  steht  gerne  am  Schlüsse  des  Wortes,  wohl 
zu  dem  Zweck,  dem  betreffenden  Worte  durch  einen  größeren  Buchstaben 
einen  ansehnlicheren  Abschluß  zu  geben. 

hey  14,  25;  \h,  1,  7,  23  neben  dabei  16,  9,  darein  mhd.  darin  260, 15  heind  (G.  §  142) 
mhd.  hint<hinacht  37,  27;  81,  22,  23;  184,  30  (stets  richtig  gebraucht:  z.  B.  heind  auf 
den  abend  37,27  heind  die  dride  nacht  81,22,  aber  heut  fru  184,7)  Opt.  erverley  155,22 
neben  verlei  155,  13,  Opt.  sey  17,  8,  11;  18,  12;  19,  24  neben  sei  17,  19,  schreiner  %o,  32 
steif  mhd.  stif  66,  25  feirn  mhd.  viren  260,  10  gefierneist  Part,  eines  von  niiid.  fernis  ge- 
bildeten  Verbums  49,  5;  84,  14;  99,  32;  100,  35. 

Anm.     strid  Streit  193,  19  ist  singulär  und  wohl  Schreibfehler. 

eu  statt  el^'^)  —  die  Vertauschung  ist  durch  die  Entrundung  des  eu  zu 
ei  möglich  —  findet  sich  selten.  Bei  reuten,  reuter  ist  die  ^«-Schreibung  in 
ganz  Deutschland  bekannt  ''*^). 

eul  Eile  85,  3;  251,4,  sonst  eil  72,  16;  167,  24  u.  ö.,  reuten  reiten  124,  7;  184,  25; 
227,  3  realer  217,  14;  263,  3  gefreutl  Part,  zu  mhd.  frien,  befreit  196.  5. 

B.  hat  dagegen  nhd.  ei  <:  mhd.  i  von  nhd  ei  <:  mhd.  ei  ziemlich  scharf 
getrennt.     Ersteres  wird  durch  ei.  ey  charakterisiert,    letzteres  durch  ai,  ay. 

eiche  mhd.  iche  Eichma(3    84,  33  fleyß   25,  1    gastereyen    25,  22    verleyhen    122,  1; 
265,  11  neydhard  267,  16  paradeyß  44,  32  reihtten  Bei.  §  41  zeitt  25,  1. 
eu  statt  ei  in: 

feurtag  8,  13  neben  feyrtag  9,  28  feyren  267.  6,  aufkeiinen  mhd.  kinen  80,  30. 
ai  statt  ei  in: 

hayra(h)tt  24,  3;    145,  30    verhairatten    226,  15;    284.  22.    kindlain  154,  21  neben 
kinndtlein  11,  14. 
M.  ^  19.     Mhd.  i  in  nebentoniger  Silbe  hat  M.  in  ziemlichem  Einklang  mit 
der  heutigen  Mundart  behandelt: 


66)  Beachtenswert  ist  die  Bemerkung:    Ganz    nahe    steht  ie   für  oe   in  schien  (Tirol) 
(Whd.  b.  Gr.  §  91). 

67)  Im  16.  u.  17.  Jhdt.  besonders  häufig.     Whd.  b.  Gr.  §  87. 

68)  Vgl.  die  betr.  Artikel  in  Grimm  Wb.  u.   Schmeller  b.   Wb.   II,  177. 


172         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

1.  Zunächst  sei  kerba  236,  29  mhd.  kirchwthe  genannt,  das  sich  in  dieser 
Form  (b  =  w  bei  M.)  bis  heute  erhalten  hat  (G.  §  137,  5). 

2.  Mhd.  -ide  >-  et: 

geschbisieret  mhd.  geswistrtde  144,  23;  199,  3  (G.  §  145,  5  N). 

3.  Mhd.  -in  erscheint  selten  als  -in,  gewöhnlich  als  -en,  -n,  aber  auch 
als  stark  mundartliches  -a  (G.  §148,  4  a): 

maderkelin  Adj.  {=z  marder -\- kel)  242,  11  papierin  Adj.  105,  23;  aeigen  mM.  eichin 
270,  14  leines  leinenes  195,  10  (wegen  Ausfall  des  n  vgl.  wules)  lidern  mhd.  lidertn  217, 15 
seiden  66,  20  wiln  mhd.  wüllin  39,  23  wules  wollenes  193,  3;  —gulda^^)  mhd.  guldin  Sg. 
66,  7  PI.  71.  19;  83,  7  neben  galten  Sg.  164,  15,  leina  Subst.  Leinen  65,  26,  denna  Acc. 
Sg.  227,  26  neben  denen  Acc.  u.  Dat.  Sg.  30,  37;  84,  20  (=  freier  Raum  im  Hause  zu 
ebener  Erde,  vgl.  G.  a  a.  O.).  Hierher  gehört  wohl  auch  Merta  Martin  64,  16;  273.  24; 
276,  7, 

4.  Mhd.  -lieh  hat  sein  /  bewahrt '^^): 
Z.  ^.  freindlich  17,  VI  freindlych  71,  21. 

5.  Zur  Bildung  des  Deminutivums  sind  zwei  Suffixe  verwandt,  seltener 
das  Suffix  -lein  (-Un),  das  mehr  der  Literatursprache  angehört,  gewöhnlich 
aber  -la  oder  seltener  -/^ "");  -In,  geschwächt  -le,  ist  heute  noch  in  Nb. 
durchaus  lebendig,  während  man  Mein  gar  nicht  begegnet  (G.  §  148,  4  b, 
§  330).  Bei  der  großen  Beliebtheit,  deren  sich  das  Deminutiv  in  Süddeutsch- 
land erfreut,  sind  diese  Formen  bei  M.  natürlich  außerordentlich  häufig  und 
unter  diesen  wieder  die  auf  -la,  ein  Zeichen  für  volkstümliche  Schreibung. 

Die  mit  *  bezeichneten  icommen  bei  den  Belegen  auch  mit  anderem  Suffix  vor. 
ketlin  70,  37;  207,  20  ist  der  einzige  Beleg  für  -Un.  —  bieblein  58,  5  plimlein  17,  15; 
19,  26  *brieflein  15,  8;  18,  33;  57,  16  *gertlein  14,  21  hefelein  32,  5  *hutlein  86,  14  meid- 
lein  PI.  40,  7  schezlein  140,  33.  —  abschnidla  66,  21  afla  197,  21  Balthasla  85,  25; 
133,  28;  136,  25;  149,  24  Waltkaslas  Gen.  86,  14;  144,  25  peutela  101,  21  *bnefla  135,4; 
246,  15,  19  deckla  39,  30  drimla  140,  2;  213,  23  fesla  164,  12  freilla  Fräulein  150,  15 
Yerglali,ZQ  *gerila  17,  15;  19,  27  glesla  77,  23  grifla  85,  27  heibla  189,  11,13;  213,22 
herrla  205,  6  *hutla  84,  31  kestla  242,  3  Keterla  15,  14;  240.  27  leibla  140,  1;  242,  11 
*yWarf^/a  Magdalenchen  199,  25;  242,  18;  264,  IQ  *meidla  22S,U  mww^/a  Tantchen  213, 15 
röckla  213,  24  schnierla  16,  8  sfibla  49,  3  *stuckla  172,  9  techterla  149,  33  Wolfla  n.  pr. 
133,  31  —  erbele  14,  1  (Demin.  zu  erbel  Ärmel  140, 1)  *hutles  Gen.  108,  12  *Madelei%,m 
und  Madel  15,  14  *  stückle  39,  15  tefele  90,  9  thirle  95,  32  zetele  96.  10. 

Anm.  1.  priefflon  246,  18  ist  singulare  Schreibung,  -el,  das  G.  §  330  für  frühere 
Zeiten  annimmt,  ist  in  den  Briefen  nicht  gebräuchlich;  so  heißt  z.  B.  Wölfe!  n.  pr.  Wolfla 
133,  31.     Nur  kandel  152,  8;  242,  5  hat  diese  Endung. 

B.  verfährt  mit  nebentonigem  /  ziemlich  gleich: 

1.  Die  volkstümliche  Form  kerba  ersetzt  er  natürlich  durch  die  gemein- 
gültige: kirchwey(h)isch  34,  18;  113,  22. 

2.  geschbisieret  oder  ähnliche  Form  fehlt. 

3.  Mhd.  -in  hat  nur  in  seidin  den  Vokal  gewahrt,  sonst  Kürzung: 

seidin  Adj.  35,  34;  97,  27;  249,  14,  aber  eysern  80,  34  sylbern  187,  28. 

4.  Mhd.  -lieh  bleibt:    z.B.  kinndlich  l,  14. 

5.  B.  kennt  auch  beide  Deminutivsuffixe.  Er  gebraucht  aber  das  schrift- 
sprachliche -lein,  das  meist  sogar  als  -Un  erscheint,  ebenso  gerne  wie  das 
mehr  mundartliche  -le  {-la  fehlt  fast  ganz).    Im  allgemeinen  ist  das  Deminutiv 

69)  Endres  Tucher  (Lit.   Ver.  Nr.  64)   schreibt  guidein.    wie  auch  -lieh  in  dieser  Zeit 
l"'fi  manchen  Schreibern  -leich  lautet. 

70)  Über  die  beiden  Formen  des  Suffixes  s.  W.  Gr.    II  ^  246f. 


VON  CARL  KOCH.  173 


bei  B.  nicht  so  häufig  wie  bei  M.,  obwohl  er  es  nicht  verschmäht.  Das 
Schwanken  von  -lin  und  -lein  ist  in  der  älteren  Schriftsprache  allgemein  ^i). 
Das  Suffix  -chen,  das  vorwiegend  in  Mittel-  und  Norddeutschland  zu  Hause 
ist,  findet  sich  natürlich  bei  beiden  Briefschreibern  nirgends. 

*brieflin  ö,  27  brüstlin  60,  3  *feslin  -1,  5  fräulin  24,  7  gäbelin  187,  28  gärtlin 
G,  37;  10,  13;  24,  2;  27,  21  *stiiblin  4,  18  thürlin  04,  34.  —  pliimlein  10,  20  *brießein 
108,  27  *fäslein  94,  25  kinndtlein  11,  14  (kindlain  s.  §  18)  schnürlein  23,  8  *stüblein 
10,  13  //-o^q//««  278,  12  *zettelein  94,  15.  —  Balthäßle  95,  2;  96,  33  *öa-/<?/7^  112,  25 
büeble  103,  29  *wVA/^  159,  26  *fäßle  257,  36  gayßle  25,  32  A«///^  Hütchen  97,  30;  103,  22 
*  Magdale  10,  25;  259,  22  *Magdele  61,  9  niitzle  231,  28  pferdle  123,  22  schätzte  33,  31 
s/mcä/^'  21,  22;  261,  19,  20  "zettele  94,  26.  —  la  nur  selten:  *Magdela  73,  9  /?^/a  n.  pr 
Rehlein  191,  14  gesyndlä  ( ?)  20,  28. 

Anm.  2.  Magdale,  Magdela  sind  selten;  B.  nennt  seine  Frau  fast  stets  Magdel 
(s.  die  Anreden  in  den  Briefen),  also  mit  Namenverkürzung;  Suffix  -el  liegt  nicht  vur. 
Über  kandl  163,  3  s.  o. 

Mhd.  ü. 

M.  §  20.  Mhd.  ä  begegnet  bei  M.  stets  als  au  (G.  §  73): 

z.  B.  paug  Bauch  165,  26,  31,  37  praugen  brauchen  242,  5,  braut  16,  16  lauder 
lauter  183,  14  vertrautter  13,  19;  17,  29;  30,  26  u.  ö. 

B.  schreibt  ebenso: 

brautt  5,  25   u.  ö.     verthrauhtt  3,    27;    6.    24    u.  ö.     Im    Gegensatz    zur    heutigen 
Sprache    und    Mundart    nachbaiir   mhd.    nachbure  187,  32  und    nachbaiirin  27,  12    mhd. 
nachburinne. 
aw  statt  au  (s.  §  27)  in:  —  baw  80,  24  bawes  Gen.  97,  24. 

M.  §  21.    Zur  Umlautbezeichnung  gebraucht  M.  entrundetes  ^/'-)  neben  eu  (G. 

§  75): 

peutela  zu  ahd.  bCitit  101,  21  preude  140,  21  (zu  braut  16,  16),  breidigum  ahd. 
briitigonio  13  mal  neben  breudigum  3 mal  in  den  beiden  ersten  Briefen,  preiglich  67,  22; 
107,  17,  mich  deicht  Q-i,  20;  242,  1  (Conj.),  mich  teucht  220,  10  und  mich  taucht  133,  25; 
144,  24  gedeicht  Part.  184,  13,  feicht  ahd.  fuhti  18,  18  neben  /mcA/  237,  9,  heibla  (zu 
/raw*^  189.  13)  189,  11,  13  heiser  (zu  haus  17,  33)  16,  33  heude  (zu  Aa«/  167,  8)  121,  8 
creiz  ahd.  crüci  101,  12  fAmz  104,  24  neben  creuz  165,  22,  leuden  läuten  ahd.  /«//^/z  169. 
31  mon  leid  Präs.  189,  10  mon  leut  177,  28  geleudt  Part.  169,  31  ausseibern  84,  13  fl/?/ 
seibersten  zu  mhd.  sw^^/*  66,  11  gedeuchst  Part,  zu  mhd.  tuschen  Huschen  143,  4. 

Außer  m/cÄ  taucht  (s.  o.)  entbehren  den  Umlaut  (G.  §  75  Anm.  2): 
räumen  mhd.  rumen  198,  2  neben  gereimt  79,  35  aufreimen  84,  13;  säumen  mhd. 
5«/wm  165,  21  neben  verseimen  193,  9;  270,  25  ^r  seimpt  mich  84,  14  gesaeimpt  19,  8  (a«.?). 

B.  bezeichnet  den  Umlaut  durch  ^«  (^«)  oder  äu  {aüY'^): 

ungebreüchlich  21,  29  preüttigam  4,  27;  6,  5;  9,  8.  o.  mich  deiichtt  12,16;  278,  12 
gedäuchtt  Part.  109,  13  häuser  62,  28  und  haüser  190,  29  dreykreutzer  2,  8,  10  /n«//*?/- 
256,  1  ausgesäubertt  122.  16. 

f/  statt  eu  {äu)  in  wetterleinisch  123,  13. 

Ohne  Umlaut  stehen  wieder: 

rau(h)men  35.  33;  79.  14  säumen  4,  14;  8,  10,  23;  23,  33;  129,  2. 


71)  W.  Gr.   I.  307. 

72)  Vgl.  Whd.  b.  Gr.  §  79. 

73)  Über  die  Geschichte  und  den  Gebrauch  von  eu  und  äu  s.  W.  Gr.   I  217. 


174         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES   BALTH.  PAUMGARTNER  IN   IHREM  BRIEFWECHSEL. 

3.  Die  mhd.  Diphthonge. 
Ahd.  iu. 

M.  §  22.  Ahd.  iu  wird  bei  M.,  ebenso  wie  der  Umlaut  von  u  und  ou,  durch  ei 
und  eu  bezeichnet: 

dey  Nom.  Fem.  Sg.  mhd.  diu  237,  26  sonst  die  z.  B.  13,  23,  dei  Nom.  Plur.  Neutr. 
mhd.  diu  179,  30  (der  Herausgeber  hat  wohl  unnötigerweise  dei  in  die  geändert,  da  im 
vorigen  dey  ein  analoger  Fall  vorliegt)  sonst  die  z.  B.  193,  U,  feinnot  189,  4  und  fear 
■x\\^.  fiur  49,  h,  freind  PI.  199,  15  nthtn  freund  PI.  201,  13;  freindlic/i  13  mal,  freundlich 
überhaupt  nicht  in  den  beiden  ersten  Briefen,  erscheint  zuerst  83,  24  und  von  da  an  öfter; 
freindschaft  51,  11,  lieir=zliin  järn  59,  4;  210,  28;  263,  3  neben  fieur  194,17,  heut(e)  = 
hiu  tagu  31,  14;  39,  20;  40,  3;  184,  7;  263,  28;  277,  12  (nie  heit),  heutig  39,  2;  166.  3 
leid  Leute  177,  29  amptldt  138,  3  oder  leud  84,  8  leutt  196,  18  spilleutt  177.  31,  neu 
unfl.  228,  28  fl.  84,  11;  121,  1;  206,  33;  220,  7  neben  nei,  ney  unfl.  49,  5;  135,  29  fi. 
13,  30,  32;  17,  7,  9,  13;  18,  9;  19,  10;  37.  19;  144,  31;  174,  29;  195,  25;  263,  28,  29 
am  neiligesten  193,  27,  reuen  Inf.  39,  31  reu  Opt.  Präs.  83,  11  steirhern  Steuerherren  74, 
28;  their  teuer  180,  2;  227,  11;  262,  31  und  theur  49,  11,  verdeirn  verteuern  246,  28  ge- 
treyes  getreues  19,  25  neben  getreuer  13,  31;  18.  6,  treu  13.  36,  zeig  (N^'xsc.i)  Zeug  58, 12; 
66,  33;  67,  1;  196,  20  neben  zeug  164:  33. 

Der  Singular  des  Ind.  Präs.  bei  den  starken  Verben  der  dritten  Klasse 
hat  entgegen  der  heutigen  Ausgleichung  (G.  §  378,  3)  die  ahd, -mhd.  Form 
im  allgemeinen  bewahrt; 

zu  enpieden  Inf.  51,  18:  er  enpeut  70,  18;  193,  29;  229,  35;  230,  1;  254,  27;  260, 
4;  275,  10  u.  ö.,  ich  geneis  genieße  ahd.  niuzu  15,  20,  zu  sieden:  es  seid  280,  8;  zu 
ziehen  Inf.  205,  30,  31:  du  zeigst  210,  13  neben  ziehest  107,  1  und  zihest  101,  19,  er 
zeigt  171,  33;  205,  22  zeicht  195.  9;  212,  33;  233,  1  neben  zeucht  180,  11;  220,  7.  Aber 
zu  schiesen:  ausschiest  99,  5. 

B.  Ahd.  iu  bezeichnet  B.  mit  eu  {eu),  aber  nicht  mit  äu;  dies  gebraucht  er  nur 
bei  Umlaut  von  ü  und  ou. 

feiir  190,  m  fegfeür  78,  2^  freundlich  3,  27;  5,  24;  6,  12,  23  u.  ö.  freundlich  25, 
15;  38,  8  u.  ö.  heutt  1,  26;  11,  15;  255,  29  hciitt  26,  25;  115,  12;  255,  31  leutt  25,  24 
leütt  2,  12;  25,  21  neiihe(r)  Bei.  s.  §  32  anni.  steüren  Steuer  zahlen  267.  9  zeug  Zeuge 
80,  35. 

Einige  alte  Formen   der  Flexion,   die  sich  bei  B.  erhalten  haben,   sind: 

er  erbeütt  55,  12;  113,  9  mich  verdreiist  54,  31  es  f teilst  258,  26. 

ew  statt  eü  (s.  §  27)  ist  selten: 

trew  Treue  78,  19  unthrew  267,  24  neben  treile  1,  14  und  in  treühenn  10,  27, 
gethrewe  Nom.   PI.  22,  35  neben  gethreüe  3,  25. 

Öfter  als  sonst  irgendwo,  aber  auch  hier  noch  selten,  finden  sich  Belege 
für  die  entrundete  Aussprache  dieses  Diphthonges: 

freindlich  56,  27  sonst  freundlich  s.  o.,  heimleichten  nach  Hause  leuchten  56,  14; 
their  45,  14  neben  theiir  .53,  13;  109,  13  theiirong  147.  37.  zeig  Zeug  203,  17  neben  zeug 
147.  30. 

Mhd.  ie. 

M.  §  23.  Wenn  M.  ie  für  /  außer  vor  /--j-Cons.  nur  höchst  selten  eintreten 
ließ,  so  ist  der  umgekehrte  Vorgang,  /  statt  ie,  ungleich  häufiger;  in  einigen 
Wörtern  wie  fiber,  ging,  imer,  nimer,  virtel  entspricht  /  eingetretener  Ver- 


VON  CARL  KOCH.  175 


kürzung  (vgl.  G.   §  132);    meist   tritt   aber   der  Wechsel   ohne   ersichtlichen 

Grund  ein. 

pier  bl.  1;  104,  20;  262,  H7;  26H.  7;  275,  19  enpieden  entbieten  51,  18;  75,  15 
brief  z.  B.  8mal  in  den  beiden  ersten  Briefen,  später  auch  prif  120,34;  155,8  yt7/7/201, 14; 
zu  dienen  106,  18;  139,  37:  Part,  verdindt  280,  23,  Diederig  137,  31;  149,  Id  fiber  mhd. 
fieber  (biber  biver)  105,  29;  195,  15;  200,  15  wir  fieng  an  15,  17  es  gefiel  127,  12  flieen 
270,  4,  ich,  er  gieng  15,  31;  39,  20;  48,  28  (Opt.)  neben  ich,  er  ging  201,  12;  233,  11; 
238.  3;  264,  4,  grieben  15,  10  u.  ö.  neben  griben  99,  23;  101,  2,  er  verhies  275,  33,  be- 
hielt 230,  31  neben  ich  hilt  242,  4,  Part,  gekiest  36,  29  (miid.  st.  V.)  krieg  und  kriegs- 
geschrei  253,  33  kriechsfolck  233,  1  neben  krichsfolck  83,  29;  220,  1,7;  233,  2;  273,  19, 
lieb  in  den  ersten  beiden  Briefen  25 mal  richtig  geschrieben,  die  erste  anormale  Schreibung 
findet  sich  erst  48,  14  in  herzalerlibster,  ferner  noch  49,  14;  100,1;  127,14;  194,27  u.  a.; 
da  die  Belege  fast  sämtlich  Superlative  sind,  so  steht  mit  der  /-Schreibung  vielleicht  die 
Konsonantenhäufung  in  Verbindung;  geübter  226,  24;  236,  37,  er,  sie  lies  15,  1;  82.  9; 
206,  4;  238,  17  lis  72.  13;  270,  28  Opt.  lies  106,  23;  275,  30  nachlis  10.5,  28  du  list 
156,  8,  papierin  105,  23  neben  papyr  2.53,  30,  porgiern  165,  28;  197,  8  purgiern  104,  20 
ich  ried  Opt.  281,  6,  schier  18,  16;  228,  28  u.  ö.  und  schir  228,  27;  238,  12,  schiesen 
99,  5;  137,  33;  253,  30,  31  neben  schisen  138,  10,  einschliesen  19,  20  er  spaziert  37,  23 
(vgl.  G.  §  181,  1)  stiegt  211,  10,  -ziehen  205,  30,  31;  217,  26,  27;  227,  8,  20  neben  -zihen 
84.  17,  du  ziehest  107.  1  neben  du  zihest  101.  19   ir  zieht  270,  4.  viertel  36,  26;    134,  1; 

177,  28,  29  neben  virtel  133,  34;  276,  4.    Am  Wortende   bleibt    in    der    Regel  ie, 

z.  B.  die  Artikel,  seltner  dye  82,  16;  138,  18;  hie  14,  31;  15,  27;  16,  7  u.  ö.  hye  140,  21 

wie  17.  34:  18,  34;  nur  im  Pron.  si,  sy,  sly  83,  36,  sie  wechseln  beide  Schreibungen 
wie  auch  im  Mhd.;  jedoch  ist  sy  die  regelmäßigere  Form. 
Mhd.  ie  und  seine  Zusammensetzungen: 

ie  105,  29;  263,  21;  264,  1  ieh  198,  32;  226,  36  ihe  14,  25;  15,  29;  18,  34;  58,  27; 
140,  28  j;^  149.  15  yhe  14,  20;  15,  9;  50,  9  ie—ie  240,1  ieh  — in  197,  8  in  — in  49,22: 
58,  4  nie  15,  3;  238,  3  ieder  207,  13;  275,  32  ietermon  18,  18;  219,  14  ietlicher  36,  31 
iemund(t)  49.  26;  96,  14;  164,  9  imnnd  196,  28;  262,  27  niemand  196,18  nimundU2.i; 
227,  33;  251.  6  nimer  mhd.  niemer  14,  15;  16,  31;  276,  5  u.  ö.  (G.  §  132.  1,  a)  niergentt 
127,  4  iez  15,  31;  38,  32,  38;  40,  3;  144,  26;  260,  20;  275,  11  iezt  144.  26;  150,  12  iz 
195,  1;  273,  26  iezund  14,  23;  49,  22. 

Ob  in  diesen  Wörtern  anlautendes  /  vokalische  oder  spirantische  Geltung 
hat,  läßt  sich  trotz  der  verschiedenen  Schreibarten  nicht  deutlich  ersehen; 
denn  /  sowohl  wie  y  werden  am  Wortanfang  füry  gesetzt:  z.  B.  iar  13,  30, 
33  \x\\(X  yar  65,  3;  136,  26;  140,  12.  Auf  vokalische  Aussprache  weist  viel- 
leicht /  in  iz  und  imund  hin.  Heute  gilt  noch  Diphthong  in  den  mundart- 
lich gebräuchlichen  jetzt  und  jetziind  (G.  §  116  Anm.). 

Anm.  enpeuden  Inf.  74,  35  statt  enpieden  (s.  o.)  ließe  sich  rechtfertigen,  wenn 
damals  der  Diphthong  ie  schon  gestürzt  war  (vgl.  G.  §  172);  eu  wäre  dann  eine  frühe 
Bezeichnung  des  Lautvorganges.  Näher  liegt  aber  die  Annahme,  daß  der  Vokal  irrtümlich 
aus  dem  Sg.    Ind.   Präs.  herübergenommen  ist  (vgl.  §  22). 

B.  Bei  B.  hat  sich  die  /^-Schreibung  wie  in  unserer  heutigen  Schriftsprache  über 
ihre  Grenzen  ausgedehnt;  sie  ist  auch  innerhalb  ihres  Gebietes  ziemlich  fest 
geblieben : 

Z.  B.  zuvorerbiettong  78,  19  giessen  236,  1,  Ind.  es  gieng  108,  28  neben  ich  ginng"^^) 
4,  16,  Opt.  er,  es  gienv(e)  47.  2;  265,  31  krieg  225,  29  hertzallerlyebste  30,6  liechtt messe 
25,  20;  146.  6;  159,  31,  verliehren  neben  ich  verlihre  Bei.  §  35.  gemessen  7,  9  niehtten 
sw.  V.    Freude  haben  an  etw.  249,  7  pappier202,  27;  261,  13  spazzierweg  26ö,  28  spazzier- 


74)  =  nhd.,  W.  Gr.   I.  250. 


176         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH,  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 


rayß  249,  1  spazziern  Verb.  265.  30,  31.  Durchgängig  lautet  aber  diese  Verbalendung  -irn; 
z.  B.  12,  6;  24,  12;  25,  28;  112,  19,  33,  37;  118,  21;  187,  30;  278,  30;  279,  1  u.  ö.'; 
schliessen  3,  10;  5,  12;  97,  8;  173,  26,  in  Br.  Nr.  la  schlissen  1,  19,  ziehen  68,  32;  69,21 
aber  es  zihät  44,  37;  56,  6.  Am  Wortende  bleibt  ie:  die  5,  21;  7,  28;  8,  27  und 
sie  3,  8,  9,  10;  7,  2,  7  u.  ö.  sind  stets  mit  ie  geschrieben. 

Mhd.  Ie  und  seine  Zusammensetzungen: 

ye  33,  14;  103,  2,  18;  208,  34;  216,  13  ye—ye  73,  34;  176,  10;  236,  8  nye  7,  3;  26, 
3;  45,  2%  yeder  3,  26;  20,  8;  25,  1;  191,  23;  225,  7  yedoch  113,  1,  6;  247,  33,  36 yemals 
258,.  26  yemand  146,  35  niemand  4,  28;  118,  17;  247,  2i  ymmer''^)  146,  16  ymerzu  239, 
7  nymmermehr  4.  19,  30;  146.  25;  248,  3  yergend  215,  15  yrgend  114,  6  niergend  268, 
12  yetz  53,  27;  59,  22  yezunder  232,  1. 

Die  vokalische  Aussprächet^)  scheint  bei  B.  dadurch  gesichert,  daß  er 
diese  Wörter  stets  mit  ye,  y  im  Wortanfang  schreibt,  während  er  die  Spirans 

j  stets  als  /  Odery  anlauten  läßt:  z.  B.  ia  249,  2;  265.  25  iar  146,  2A  jar  11,  12; 
24,  23;  154,  17,  19  ienig  derjenige  267,  19  dasiennige  248,  36;  266,  2  u.  a. 

üt  statt  /^"),  wie  ü  statt  /,  ist  selten: 

erbüettig''^)  182.  13,  f Heber  Fieber  108.  28  fiiber  116,  25  neben  fieber  278,  29, 
ßüessend  235,  36. 

Mhd.  ei. 

M.  §  24.    M.  gibt  mhd.  ei  in  der  Regel  mit  demselben  Zeichen  ei  wieder    wie 
auch  mhd.  /;   ein  Unterschied  in  der  Schreibung  ist  also  nicht  vorhanden. 

z.  B.  ein,  kein,  heis  mhd.  heiz  38,  34  heiser  Kaiser  199,  17;  233,  4;  250,  36  Meinz 
194,  21  theil  164,  2  u.  ö.  ich,  er  weis  74.  33;  207,  11.  32  u.  ö. 

Beachtenswert  ist,  daß  das  Präteritum  von  mhd.  schriben  sich  in  der 
alten  mhd.  und  in  der  nhd.  Form  findet;  damit  steht  M.  nicht  allein,  sowohl 
bei  Hans  Sachs ^'')  als  auch  sonst  in  Bayern'^")  sind  die  alten  fi- Formen  neben 
den  jüngeren  /-Formen  gebräuchlich. 

ich  schreib  126,  20;  143,  34;  151,  13;  163,  30;  165,  16;  196,  29  (.?):  226,  24;  229, 
10;  236,  28;  239,  33;  259,  34  neben  ich  schrib  49,  15;  57.  14;  143,  16;  218,  37.  Sonst 
nur  i:  z.  B.  in  er  blib  205,  27. 

Mhd.  wisen  bildet  ein  starkes  Präteritum  analog  dem  Nb.  Dialekt 
(G.  §  399,  vgl.  §  81  Anm.  1)  und  der  Schriftsprache «i):   er  wls  83,  9. 

Anm.  1.  meigister  108,  11  ist  wohl  nur  eine  verunglückte  Schreibung,  die  durch 
Vermischung  von  tnagister  und  meister  entstand. 

Anm.  2.  kiener  kleiner  238,  8  ist  vielleicht  nicht  Schreibfehler,  da  G.  §81  Anm.  2 
dieselbe  verkürzte  Form  anführt.     Sonst  steht  klein  228,  15  kleiner  207,  23. 


75)  Im  Nhd.  Vokalkürzung  eingetreten,  vgl.  W.  Gr.   I  252,  2. 

76)  Die  Grammatiker  gehen  in  ihren  Beobachtungen  auseinander:  Albertus  p.  34: 
/  se  ipsam  vel  alias  vocales  praecedens  apud  Germanos  aeque  ac  Latinos  fit  consonans: 
jeglicher  odtx  jeder ;  jung,  Johann  etc.  Ölinger  p.  17:  y  in  diphthongo  impropria  y'^  vel 
ye  et  /  ante  h  et  ab  initio  syllabae  positum  producitur,  veluti  jetz  jemand  jer  jnen  vel 
jhmand  jhme  jhr  jhetz  etc. 

77)  Whd.  b.  Gr.  110. 

78)  erbietig  erbötig  s.  Schmeller  b.   Wb.   I  .307. 

79)  James  S.  16;  Shumway  S.  33. 

80)  Im  16.  Jhdt.  kommt  noch  das  echte  ei  im  Sing.  Praet.  vor.  —  Indessen  läßt  sich 
seit  dem  15.  Jhdt.  auch  das  plurale  /  im  Sing,  nachweisen  (Whd.  b.  Gr.  §  268). 

81)  Hans  Sachs  gebraucht  v/eist  und  wiß  (James  S.  22). 


VON  CARL  KOCH.  177 


eu  statt  el^^)  ist  selten,  aber  lautlich  möglich  durch  die  Entrundung  des 

eil  zu  ei  (s.  §  21,  22): 

beleuden  begleiten  85,  9  geleutt  begleitet  229,   17  neben  geleiden  17,  5;  18,  3  u.  ö. 

Diese  Schreibung  entspricht  also  der  umgekehrten:  ei  statt  eu. 

In    den   ersten  Briefen   kommt   einige  Male  ai  statt  ei  vor;    da  diese 

Schreibung   später   nicht  mehr  wiederkehrt,   so  läßt  sich  hier  ein  Einfluß  der 

Schreibart  ihres  Bräutigams  vermuten,  zumal  in  den  ersten  Briefen  Balthasars 

das  betreffende  Wort  öfters  erscheint  (s.  u.): 

rais  Subst.  57,  31  sonst  reis  14,  9;  59,  1;  263,  14,  raisen  18,  21;  19,  21  raysen  17. 
31  neben  reisen  18,  16  u.  ö. 

Eigentümlich  ist  die  Vertretung  von  mhd.  ei  durch  aei  und  aey,  die 
sich  auch  sonst  in  Bayern  findet.*^'')  Konsequent  ist  sie  nur  bei  dem  offiziellen 
Weinmaß  ,eimer'  durchgeführt: 

aeigen  mhd.  cich;n  270,  14  Aeigler  n.  pr.  218,  19  aeimer  36,  26;  39,  17,  18;  175, 
10  aeymer  2To,  22  aeimerig  Adi.  218.  4;  262,  36  aeir  E\tx  S5,  1.  haeiim,  1;  96,  13;  164, 
2;  229,  25  neben  heil  13,  33  u.  ö.,  kinsmaeidt  81,  29  neben  kinsmeidt  104,  24  meid(t) 
39,  2;  58,  20,  23;  137,  21  meidla  228,  14. 

a  statt  ei  findet  sich  in: 

am{er)  262,  29  (eine  Zeile  später  aeiin[erj)  americhen  Eimerchen  65,  2  und  Wab- 
lingerin  227,  8  (B.   Waybüngerin  42,  22). 

Da  die  ö-Schreibung  nur  dreimal  vorkommt,  so  bleibt  es  fraglich,  ob  man 
hierin  einen  Schreibfehler  erkennen  darf,  oder  ob  grob  mundartliche  Formen 
vorliegen;  denn  mhd.  ei  wird  heute  tatsächlich  wie  a  gesprochen  (G.  §  81) 
und  in  anderen  Briefsammlungen  oft  und  früh  mit  a  bezeichnet  (die  besten 
Belege  in  dem  Briefbuch,  das  in  den  „Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte 
Nürnbergs'-  H.  3.  1881  herausgegeben  ist). 
B.  Während  M.  mhd.  ei  mit  mhd.  i  zusammenfallen  läßt,  pflegt  B.  mhd.  ei 
durch  ai,  ay  zu  bezeichnen.  Die  Unterscheidung  zwischen  altem  und  neuem 
Diphthong  ist  ein  hervorragendes  Charakteristikum  der  bayerisch-österreichischen 
Schriftsprache.^*) 

aimer  53,15;  69,21;  216,20,21;  279,  13  ayr  PI.  Eier  278,  16  allerlay  10,  9;  21,25; 
60,  14  zwayerlay  181, 15  layd  24,  8  (aber  leiden  mhd.  liden  145,  23;  226,  29)  Mayn  89, 10 
maister  113,  34;  122,  8  mayster  1,  25  rayß  4,  22;  5,  36;  7,  21  u.  ö.  raysen  4, 10  geschray 
56,  23  {schreien    mhd.  schrien  69,  28)  ich  wayß  5,  23  u.  ö. 

Das  Prät.  von  schreiben  findet  sich  nur  in  der  nhd.  Form: 

ich  schrieb  1,  22;  11,  15;  2.5,  3;  102,33  und  ich  schriebe^^)  180,  34;  271,8;  277,37. 

Daneben  steht  in  einigen  Wörtern  altes  -ei: 

durchweg  bei  ein  4,  22,  27;  5,  26;  21,  8;  25,  19;  94,  21,  ain  ist  seltner:  ains- 
mals  21,  3;  22,  9;  61,  29;  102,  35;  191,  30;  neben  einsmals  3,33;  11,  32;  221,27  einmal 
21,  7,  ainstails  46,  20,  ainest  6,  3;  60,  18;  96,  35;  202,  17  neben  einest  3,  9,  allain  55,  5 
neben  allein  25,  7,  17;  244,  1;  245,  16;  ferner  stets  kein  11,  19,  20;  23.  16;  102,  36.  — 
wolfeyl  21,  .30;  sonst /ay/  129,  12  wolfayl  21,  30;  160,  10;  239,  8;  245,  7.  —  heylig  98,6 
aber  hayl  28.  2;  103,  22  u.  ö.,  allheiligen  Allerheiligen  239,  13;  243,  25  neben  allhailigen 
56,  21;   61,  23.    —   heimbgangen  222,  11    heimbkomtnen   282,  16   heimbschicken  216,   16 


82)  „Nicht  ganz  selten  seit  dem  14.  Jhdt."     Whd.  b.  Gr.  §  87. 

83)  Brenner  S.  23,  31  führt  z.  B.  gaeist  kaein  an. 

84)  Vgl.  Kluge  V.  Luther   bis   Lessing*    S.  194  Anm.    und   Socin  Schriftsprache  und 
Dialekte  S.  284. 

85)  -e  nach  Analogie  der  sw.  v.  besonders  im  Md.  verbreitet,  W.  Gr.  III,  1,  31  Anm. 

12 


178        DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

heimgesuchtt  5,  10;  7,  2,  aber  auch  haimbkonfft  266,  8;  daheimb  73,  7;  222,  21;  283,23 
neben  dahaimb  113,34.  —  heimlichen  216,  15.  —  Suffixe  -heit  und  -keit:  barmhertzigkheytt 
11,  7  gelegenheiit  12,  1;  76,  35;  130,  4;  265,  26  gesundheitt  23,  6;  243,  16.  —  klein  5,27; 
80,29;  88,33;  113,14;  170,21;  283,  9,  11,  aber  klainer  Comv.  27d,  10  verklainertt  283,29. 
—  mitlleid  9,  4;  54,  8;  153,  28,  aber  layd  Adj.  24,  8;  122,  21  layder  12,  17;  20,  29 
laydig  267,  16.  —  er  vermeind  173,  17  und  er  vermaind  2,  27  u.  ö.  —  vortheil  21,  24 
theilong  21,  3  neben  thail  20,  15;  27,  2;  43,  6.  —  anzeigtt  Part.  59,  27  sonst  zaigen3,S; 
6,  6;  9,  16;  26,  27  u.  ö. 

Der  Grund  für  diese  ^/-Schreibung  ist  mir  nicht  klar  und  wohl  kaum 
in  der  Nebentonigkeit  der  betr.  Silbe  zu  suchen,  da  mindestens  ebensoviel 
Beispiele  für  vollbetonten  Diphthong  denen  für  nebentonigen  Diphthong  gegen- 
überstehen. 
M.  §  25.  in  nebentoniger  Silbe  ist  ei  in  M.'s  Briefen  gemäß  der  heutigen 
Aussprache  oft  zu  e  gesunken  oder  seltener  ausgefallen. 

So  steht  erbet  37,  14;  106,  26;  171,  35  neben  arbeiä  174,  8;  wolfel,  bolfel  unfl. 
65,  4;  67,  25;  142,  20;  196,  20;  213,  23  fl.  85,  6;  140,  1  nur  in  dieser  Form  vorhanden. 
Comp,  wolfler  wohlfeiler  180,  16  (G.  §  142:  nur  in  Gedichten  als  ,wulfli'  vorkommend,  nicht 
mehr  in  lebendigem  Gebrauch) ^ö).  , 

Behem  sid.ii  Behaim  (Familienname  Magdalenas)  stets  z.  B.  95,  24;  172,  4;  in  Brief- 
unterschriften Behetnin  17,  21;  32,  24  Behmin  19,  28;  110,  8;  behmichs  böhmisch  104, 
19  Forgem  Forchheim  250,  23. 

Unter  der  Nebentonigkeit  haben  auch  die  Suffixe  -heit  und  -keit  ge- 
litten; diese  werden  sowohl  mit  ei  als  mit  eu  und  nicht  selten  mit  e  ge- 
schrieben ■- 

kranckheit  135,  14;  165,  23;  233,  3  neben  krancket  217,  1,  gelegenheit  14,  12;  17, 18 
gelegenheudt  75,  17  und  gelegnet  81,  21;  260,  %  glegnet  Ib,  10,  insunderheut  155,  11  ge- 
sundheitt 13.  24,  27;  15,  10;  18,  4;  183,  9  gesiindheutt  83,  30;  93,  10;  280,  35  warheut 
105,  3. 

B.  Bei  B.  ist  die  Vokalschwächung  meist  vermieden.  Er  schreibt  nur  arbaytt  4,  7; 
118,  9  arbaytten  157,  22,  34,  stets  -heit  und  -keit  (s.  o.).  Aber  in  WÖ(e)lfler  43,  30; 
272,  10  wölfelst  94,  28  Komp.  u.  Sup.  zu  wolfayl,  Subst.  wöelflong  131,  11 
ist  Schwund  bezw.  Schwächung  des  Stammvokals  eingetreten;  die  kontrahierten 
Formen  sind  heute  noch  in  Bayern  lebendig^*').  Bekam  92,  31  und  Be- 
hemin  6,  12  neben  Behaim  22,  18;  216,  1  Behaimin  216,  1  sind  ebenfalls 
mundartlicher  Einschlag. 

Mhd.  ou. 

N[.  §  26.     M.  schreibt  regelmäßig  au: 

Z.  B.  aug  auch  14,  20;  18,  1  Paumgartner  stets  im  Text  und  in  den  Briefunter- 
schriften, frauentthor  15.  23  erlauben  227,  4;  234.  30  ich  g(e)laub  14,  25,  30;  160,  33 
dauglich  133,  32;  65,  17  (diglich  tauglich  s.  §  10). 

B.  Ebenso  B.: 

Z.  B.  hauffen  34,  20;  267,  8  Paumgartner  in  allen  Unterschriften. 

M.  §  27.  Im  Umlaut,  der  ziemlich  gleichmäßig  durchgeführt  ist,  wechseln  bei  M. 
eu  und  ei,  ey  (Entrundung);  auch  hier  kommt  ei  der  heutigen  Aussprache 
näher  als  eu  (G.  §  84) '^"): 


86)  Kürzung  der  Stammsilbe  im  Positiv,    Schwund    des  Diphthonges   im   Komp.  und 
Sup.  verzeichnet  für  das  heutige  Bayern  Schnuller  b.  Wb.   1  707. 

87)  Vgl.   Whd.  b.  Gr.  §  79. 


VON  CARL  KOCH.  179 


peimla  Bäumchen  90,  6,  peimwoln  195.  7  mit  unmotiviertem  Umlaut  gegenüber 
paumwoln  65,  26;  freud  mhd.  vröude  13.  21,  23;  14.  5,  21  erscheint  oft  in  den 
Briefen,  nur  einmal  _/mcf/  155,  G;  beim  Verbum  mhd.  i'/'öV/M'^n  wechseln  die  Schreibungen: 
erfreuen  16,  27  es  erfreud(t)  mich  36,  20;  164,  1  sy  freu  sich  O'nj.  144,  17  erfreud  Part. 
3<s,  29  neben  ich  frey  mich  141,  25;  151,  15  ich  freie  mich  18,  26  erfreid  Part.  37,  21; 
freilla  Fräulein  löO,  15  hey  mhd.  höuwe,  höu  82,  18,  keiflin  135,  27  keifly  135,  2^  186. 
2,  6,  8  neben  keiifli  135,  31  =  mhd.  köußin  Krämerin  (G.  §  84,  1,  das  Wort  ist  heute 
noch  lebendig),  Sup.  zu  mhd.  genou:  geneist  275,  22  und  geneust  193,  12,  sterbsteift  PI. 
Sterbsläufte,  Seuchen  14,  22;  177,  24  aber  in  den  teuften  75,  .30. 

Ohne   Umlaut  steht:    sie  lauft  136.  lü;  197,  21;  208,  1  (vgl.  G    §  84). 

Anm.  aufleft  aufläuft  165,  31  wird  wohl  eher  als  Schreibfehler  als  eine  mundart- 
liche Form  aufzufassen  sein  (Nach  G.,  §  377  ist  unbetontes  left  —  den  Ton  trägt  ja  auf 
—  möglich). 

B.  hat  äu  und  eu  (eü): 

freude  4,  25;  6,  3;  8.  26;  146.  32  freiide  6,  36;  7,  19;  20,  16;  168,  15,  käufflin 
45,  15  unttrkhäuffel  182,  27  und  sogar  unttrkhäeuffel  185,  29,  sterbsleufft  PI.  4,  4;  7.  23; 
8,  27  sterbsleufft  \1Q>,  24  weyttleufftigerVlQ,  6;  129, 18  weittleiifftiger2m,  22  gethräumet  i,  33. 

Ohne   Umlaut  stehen:    es  laufft  267,  16;  272,  5  und  zäumen  257,  26. 

ei  statt  äu  (eüj  nur  in:  abdeyen^)  52,  11  verdeyen^)  209,  1;  243,  1  mhd. 
verdöuwen  digerere. 

aw,  ew  statt  au,  äu: 

Eine  rein  orthographische  Eigentümlichkeit,  die,  in  früheren  Zeiten  gebräuch- 
lich, von  den  Grammatikern^^)  erwähnt  wird,  ist  der  Ersatz  des  u  durch  w  in  den  Di- 
phthongen au  und  eu  und  zwar  bei  B.  nur  in  Wörtern,  in  denen  ursprünglich  (in  den  zwei- 
silbigen Formen  noch  im  Mhd.:  z.  B  bä,  -wes,  grä,  -wes  triuwe)  consonantisches  w  auf 
den  Vokal  folgte.  Die  Schreibung  ist,  wie  die  Granimatikerstellen  zeigen,  für  die  Aussprache 
bedeutungslos. 

aw  =  mhd.  «  s.  §  20.  —  ew  =:  ahd.  iu  s.  §  22.  —  aw  statt  mhd.  ä(w)  =  nhd. 
au:  blaw  mhd.  blä,  -wes  blau  244,  35  blawen  Dat.  Sg.  245,  4,  graw  mhd  grä,  -wes 
6,  7;  181,  32;  189,  32  neben  grauer  Gen.  PI.  259,  17.  —  aw  statt  ou:  fraw  96,  31; 
103,  S  jungfraw  3,  27;  5,  30;  20,  1  jungfrawen  Dat.  6,  11  hausfrawen  Dat.  29,  28;  30,4 
neben  hausfrauen  Dat.  34,  31;   38,  \^.    -  ew  statt  öu:   einhewen  mhd.  höuwen  266,  14. 

Mhd.  uo. 
M.  §  28.    M.  hat  mhd.  uo  stets  durch  das  einfache  u  ersetzt: 

prüder,  pruter,  prutter  18,  4;  32,  4,  10;  152,  2;  236,  31  pube  217,  2  fus  242,  6 
f Uteratlas  19,  4  gut  17,  4,  8,  14  u.  ö.  mon  hub  hob  235,  6  zuckerhutt  260,  31  müder, 
muter,  mutter  15, 19;  32,  4;  49,  17;  51,  12;  85,  17;  145,  1;  199,  4  er  tut  Praet.  lud  207,  5 
ich  mus  15,  29  u.  ö.  ich,  sy  must  Praet.  15,  31;  140,  29  schug  PI.  Schuhe  64,  29;  96,  15 
besugen  14,  12  versugen  14,  16  versucht  Part.  183,  14  tug  193,  3  zbu^^)  Fem.  zu  ,zwei', 
mhd.   zwuo  zwo  99,  30;  180,  17. 

88)  Vgl.  Schmeller  b.  Wb.  I  476,  wo  auch  viele  Belege  für  den  Gebrauch  des  Verbums. 

89)  Albertus  S.  32  u.  33:  Huic  (i.  e.  au)  autem  affinis  diphthongus  est  aw  als  die 
fraw  mulier,  quam  alii  inter  diphthongos  referre  non  videntur,  quia  u  simplex  inserunt  als 
frauw,  Sauw  sus,  gnauw  tenax.  —  Est  autem  huic  (i.  e.  eu)  vicina  ew  als  hew  foenum. 
Ölinger  S.  16:  w  hoc  signo  "  notatum  et  post  vocalem  eadem  in  syllaba  positum  vocalis 
est  et  profertur  sicut  u,  ut  supra  de  diphthongis  au  et  eu  diximus.  Clajus  S.  11:  w 
interdum  vocalis  naturam  induit  et  cum  a  et  ^  conjunctum  diphthongum  constituit. 

90)  zwu  auch  bei  Hans  Sachs  (Frommann  S.  30).  Der  Geschlechtsunterschied,  den 
wir  in  den  Briefen  fanden:  zbien,  zbu,  zbey  =  mhd.  zwene,  zwuo  zwo,  zwei  (s.  §  14 
wurde  nach  G.  §  361  noch  von  der  ums  Jahr  1875  ausgestorbenen  Generation  genau  beobachtet 
und  besteht  auf  dem  Lande  noch  fort. 

12* 


180         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

Vor  Nasalen  erscheint  öfters  o  an  Stelle  von  u,  eine  Vokalwandlung,  die 
in  Bayern ''1)  und  speziell  in  Nürnberg»^)  oft  belegt  ist  und  im  heutigen  Dialekt 
ihre  Entsprechung  hat  (G.  §  79,  2): 

non  mhd.  nä,  nuon  nun  240,  35  neben  nun  174,  25,  rephon  Rephuhn  15,  7,  thon 
Inf.  tuen  14,  26;  16,  14;  169,  16;  206,  10  ton  82,  23  don  124,  17;  234,  1  thön  212,  11 
(ö  statt  0  Längenbezeichnung?  vgl.  §  15)  neben  thun  16,  23,  31;  14,  33,  35;  31,  3; 
237,  20  dun  150,  9;  237,  19.  In  den  flektierten  Formen  steht  natürlich  nur  u:  z.  B.  ich 
thu  15,  5;  17,  18  ich  tuh  18,  36  thii  Imp.  17,  18  es  tuh  Conj.  37,  16. 

Anm.  Vor  anderen  Consonanten  als  Nasalen  kommt  o  nur  einmal  vor  in  formon 
32.  9  gegenüber  sonstigem  furmon  30,  36;  31,  15;  36,  24. 

B.  Bei  B.  schwankt  die  Schreibung  zwischen  ue^^)  und  u,  üe^*)  und  ä  (im  Um- 
laut). Da  in  Nürnberg  dieser  Diphthong  nur  in  wenigen  Wörtern  verkürzt  ist 
(G,  §  131  Anm.  3  u.  N),  so  ist  u  statt  ue  nicht  als  Zeichen  der  Kürze  an- 
zusehen; jedoch  steht  in  Nürnberg  und  blume,  die  heute  mit  verkürztem 
Diphthong  gesprochen  werden,  nur  //.  —  Vor  organischem  und  unorganischem 
h  steht  nur  u  und  /V,  da  ue  und  äe  an  sich  schon  langen  Vokal  bedeuten, 
und  doppelte  Dehnungsbezeic|inung,  wenn  h  hinzutritt,  durch  Aufgabe  des  e 
vermieden  wird  (Belege  §  35,  36,  41). 

bmeder  5,  2,  10;  25,  8;  108,  3  u.  ö.  bmder  20,  35;  22,  38;  259,  22  u.  ö.  buebe 
101,  4  bube  88,  29  buech  266,  5  fueder  Fuder  91,  12;  94,  13,  29  fueder  Futter  (Innen- 
belag bei  Kleidungsstücken)  97,  32  oder  fuetter  215,  19  (auch  heute  lang  G.  §  292,  3) 
genueg  4,  7;  11,  36;  22,  12  u.  ö.  genug  20,  23;  23,  21;  72,  32  u.  ö.  grueß  5,  30  grüß 
20,  8  guett  4,  33;  6,  2;  7,  6;  28,  14;  94,  18;  109,  2  u.  ö.  gutt  22,  18;  26,  12;  55,  1; 
147,  24  u.  ö.  ich  mueß  (G.  §  381,  1)  69,  15;  113,  6  muß  97,  25;  116,  8,  14  muetier  (Di- 
phthong hat  sich  neben  verkürztem  Vokal  erhalten  G.  §79,1)  27,  14;  187,  15  mutter  74,  2; 
77,  4;  114,  34;  187,  9  benieffenn  146,  7  schnuer  97,  33  schuech  PI.  Schuhe  60,  8,  33 
schuch  PI.  60,  9;  103,  28;  261,  12  schuelmaister  114,  5  stuel  45,  18  -suechen  130,  7 
-suchen  28,  12;  267,  5  z«^  Präp.  11,  11;  94,  11;  96,  35  u.  ö.  zue  vor  Inf.  103,  9;  216,21; 
279,  17,  auff  Venedig  zue  23,  34  darzue  25,  26;  94,  33;  durchschnittlich  steht  aber  öfter 
zu  als  zue. 

Vor  Nasalen  hat  B.  ebenfalls  o  neben  seltnerem  u: 

blome  Blume  160,  11  plome  10,  13  plömblein  223,  3  neben  plüm(b)lein  10,  20; 
244,  36,  Conrad  114,  17  neben  Cunrad  109,  18,  thon  4,  12;  5,  20;  8,  13;  10,  18:  12,  30; 
171,  23  u.  ö.  seltener  thun  1,  28;  114,  5  und  thuen  5,  5;  6,  1  (vgl.  12,  30). 
M.  §  29.  Mit  dem  Umlaut  von  mhd.  u  hat  der  Umlaut  von  uo  bei  M. 
die  Eigentümlichkeit  gemein,  daß  der  Umlaut  auffällig  oft  und  ohne  erkenn- 
baren Grund  nicht  durchgeführt  ist.  Wenn  nun  allerdings  bei  den  meisten 
Wörtern  beide  Formen  vorkommen,  so  sind  doch  oft  gebrauchte  Worte  wie 
behüden  und  hutlein  stets  ohne  Umlaut. 

Wörter,  die  in  der  Belegsammlung  in  beiden  Formen  erscheinen,  sind  mit  *  bezeichnet. 

*/m95)  früh  Adv.  172,  7;  174,  26;  184,  7;  230,  15  Adj.  276,  30  (im  Mhd.  gibt  es 
sowohl  Adj.  und  Adv.  vruo  wie  vrüeje,  vriie,  im  Nb.  scheint  nur  die  umgelautete  Form 
zu  gelten  [G.  §  170,  16])  *zu  fru    in    der    Frühe    236,  33    (2  x),  35  (Gegensatz  zu  obent 


91)  Whd.  b.  Gr.  §  300. 

92)  V.  Bahder  S.  198,  wo  auch  auf  frühere  Bemerkungen  verwiesen  ist. 

93)  Ölinger    S.  16:    Diphthongus  ü  vel    ue  profertur    medio  «  et  ^  ut    das  gut   der 
huet  etc. 

94)  Ölinger  a.  a.  O. :  Diphthongus  iie  vel  ü  profertur  medio  ü  et  e  veluti  die  giietere 
die  hiiet. 

95)  Schmeller  b.  Wb.  I  805  kennt  beide  Formen. 


VON  CARL  KOCH.  181 


236,  36)  frumal  205,  6,  ich  für  Opt.  Prät.  zu  farn  227,  3;  240,  30;  263,  23  *furn  führen 
124,  28;  137,  25  *gefurt  140,  22;  247,  3  verfurt  83,  32  *fus  PI.  120,  31  *grusen  49,  17. 
177,  33;  201,  14  u.  ö.  *gegrust  (Rückumlaut  möglich)  66,  29;  172,  20  u.  ö.  die  gutter 
Güter  237,  1  du  uberhubst  Conj.  überhöbest  228,  32  hutle  108,  12  hutla  84,  31  huüein 
86,  14  behuden^^)  19.  21;  38,  33;  51,  22;  171,  36;  251,  3  u.  ö.  (Einfluß  des  Prät.?)  *fl6- 
kulet  Part,  abgekühlt  240,  7  *mue  Mühe  174,  8;  184,  3  *muhe  105,  20;  165,  20  sich  mueti  sich 
bemühen  228,  2  *musen  Inf.  müssen  132,  25;  136,  6;  141,  22  *ich  muse  Conj.  132,  26 
*kleinmutig  13b,  20-,  141.14  *sus  süß  144,19  *bedrubtt  betrübt  232,  36  bedrubtnus  21'),31 
üben  üben  253,  31. 

Wo  der  Umlaut  bezeichnet  ist,  steht  —  abgesehen  von  einigen  selteneren 
Zeichen  —  meist  ie^''),  weniger  häufig  /;  ie  entspricht  als  Zeichen  der  Ent- 
rundung ebenso  mhd.  üe,  wie  /  dem  mhd.  ü  (s.  §  10).  /  ist  nicht  als  Zeichen 
für  Vokalkürzung  anzusehen,  da  /  ebensogut  in  langer  Silbe  neben  ie  er- 
scheint wie  in  kurzer. 

plimlein  17,  15;  19,  26  prieder  51.  13;  211,  1  bieblein  58,  5  *frie^^)  Adv.  36,  36 
*zufrie  32,  9  frieling  18,  19,  *fiern  führen  17,  11;  38,  37;  196,  21;  241,  18  und  *ßm 
241,  14  mon  fier  Conj.  275,  21  *gefiertt  227,  1;  275,  20,  *fies  PI.  167,  5  gefietert  gefüttert 

64,  30  grien  39,  26;  65,  18;  66,  2,  5,  35;  67,  2,  21—27;  155,29,  *griesen  16,  28;  32,  11, 
17;  39,  22;  40,  8,  10;  51,  13;  180,  21  und  *grisen  17,  7;  19,  23;  32,  2  *gegriest  17,  12; 
19,  25;  51,  15;  175,  25  und  *gegrist  40,  5;  49,  19;  189,  9  grist  ^11,  25,  hiener  85,  1 
kiefer  39,  19  leckiegla  Lebküchlein  174,  23  (auch  heute  so  gesprochen  G.  §  110,  3  b)  *mie 
16,  28;  32,  18;  37,  13;  171,  35;  260,  1  miesam  39,  1  unmiesig  75,  19  und  misig 
230,  32,  Inf.  *miesen  müssen  18,  29;  31,  25;  50,  25,  34,  37;  93,  23  und  *misen  39,  18;  133,  6 
Conj.  ich,  er  *mies  140,  28;  193,  21  und  *mis  82,  26;  250,  15  du  misest  226.  29,  Conj.  zu 
ich  must  140,  29:  ich,  er  miest(e)  65,  6;  136, 15;  211,  16  und  mist  39,  28;  49,  9  du  miest 

65,  25  und  mist  280,  2  wir  miesten  37,  26,  Part,  gemiest  166.  11  (auch  heute  ohne 
Rückumlaut  G.  §  132,  2  a,  ß\  niechtern  =  mhd.  nüechtern  174,  35  und  nichtern  99,  25 
geriempt  gerühmt  31.  30  schnierla  16,  8  stiel  Fl.  =  mhd,  stuol  (=  stuolganc)  165,  28 
Conj.  er,  es  stind  stünde  199,  5;  219,  15  *sies  süß  64,  31;  HO,  15;  207,  31,  *betriebt\S,  13 
und  *betribt  138.  33;  210,  36,  wiest  wüst  32,  9  und  wist  39,  29. 

Neben  ie,  i  kommen  selten  andere  Zeichen  vor:  ue,  iu,  ui,  ö,  iö: 
ue:  guetig  gütig  63,  30.  —  iu:  *kleinmiutig  16,  31  *gefiurtt  241,  15.  —  ui:  *mnie 
mhd.  müeje,  müe  140,  14.  —  ö,  iö:  mhd.  kiiele  Adj.  :=  köl  64,  28  oder  kiöl  230,  35 
(neben  abkulet  s.  o.).  Sonderbar  ist  nur  ö,  iö.  Vielleicht  muß  man  hierin  einen  Einfluß 
der  folgenden  Liquida  sehen,  wie  ein  solcher  schon  oben  glaubhaft  war  (s.  §  3).  Schmeller 
I  1238  setzt  für  die  Oberpfalz  eine  ähnliche  Form  für  küele  an. 

B  rech  ung  vor  r: 

Interessant  ist  die  Schreibung  von  , Nürnberg'  mhd.  Näerenberc  ahd. 
Nuorinberg,  worüber  Gebhardt  §  80  und  Anm.  (vgl.  N.  und  132  1  c,  158,  3) 
spricht.  Zunächst  finden  sich,  wie  zu  erwarten  ist,  Niemperg  48,  28,  33 
und  Nurmperg  250  14.  Daneben  aber  kommen  Formen  vor,  die  der  heutigen 
Aussprache  des  durch  r  gebrochenen  (§  158,  3),  vor  Consonant  -|-  en  ver- 
kürzten (§  132,  Ic)  Vokals  entsprechen:  Nermperg  67,  15;  75,  24.  Nönn- 
perger  hoff  180,  13. 
B.  ist  wie  stets  weit  einfacher;  er  bezeichnet  den  Umlaut  immer  und  hat 
dafür  die  Zeichen  äe  und  ü  (über  Schwancken  zwischen  üe  und  ä    s.  §  28): 

briieder  114,  16  biieble  103,  29  biiecher  78,  30  -buchte  159,  26  früe  1.  15;  3,  31; 
97,  22;  108,  27;  258.  23,  -füegen  20,  35;  168.  7;  261,  9;  283,  18  xxndi  fügen  251.  26,  ge- 
fiiettert  60,  32;  159,  37  geniiegsam  56, 19,  grüen  60,  32;  232.  9;  244,  21  und  grün  53,  23; 


96)  Bei  Schmeller  b.  Wb.   I  1191   nur  mit  Umlaut. 

97)  Seit  dem  15.  Jhdt.  gefunden.  Whd.  b.  Gr.  §  89. 


182         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  Ü,  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

261,7,  grüeß  PI.  226,  7  grüessen  5,  4,  19;  9,  13  u.  ö.  und  grossen  24,  22  gegrüest  13,  1; 
22,  20;  102,  19  und  gegrast  5,  32;  126,  7,  güetter  27.  36;  94,  8;  108,  32  giiettig  168,  2 
hiiener  25,  32;  113,  13  behiietten  68,  35;  232,  15  u.  ö.  behüett  Part.  76,  28,  M^///^  Hütchen 
103,  22  und  hüttle  97,  30,  khüel  und  khiil  Bei.  §  36,  Inf.  müessen  6,  28;  27,  38;  28,  5; 
109,  1  und  müssen  4,  6;  21,  23;  284,  13  sie  müessen  130,  32  Conj.  Praet.  ich,  er  müest 
10,  15;  63,  4;  146,  35  und  er  müst  130,  32;  244,  21,  nüchttern  46,  18;  202,  9  (der  Di- 
phthong ist  erhalten,  G.  §  132,  2,  a,  ß)  Nürnberg  6, 13  Nürmberg  73,  37;  76,  18,  20;  115,  3; 
251,34  rüeffen  rufen  20,17  schnürlein  23,8  stüel  PI.  131,  14  süeß  109,  16  betrüeben  3,  S4 
und  betrüben  7,  25  betrübtt  3,  29;  4,  22;  8,  27;  258,  33  u.  ö.  Opt.  Prät.  es  -trüegCe) 
81,  1;  188,  2. 

ue  statt  üe  nur  in: 

ihr  muest  müßt  28,  26  brueffen  prüfen  116,  14. 

/  als  Zeichen  der  Entrundung  ist  eben  so  selten. 

anstinnde  Opt.   Prät.  146,  37  neben  verstünnde  130,  25. 


Bezeichnung  der  Quantität  der  Vokale. 

§  30.  Die  Bezeichnung  d^r  Quantität  der  Vokale  ist  eine  orthographische 
Neuerung  der  letzten  Sprachperiode.  Der  mhd.  Schreiber  pflegte  langen  Vokal 
von  kurzem  nicht  zu  scheiden.  Erst  in  der  nhd.  Schriftsprache  bildete  sich 
die  Praxis  heraus,  die  Quantität  der  Vokale  auch  äußerlich  durch  Zusatz  eines 
Lautzeichens  deutlich  zu  machen.  Man  bediente  sich  dabei  von  Anfang  an 
der  orthographischen  Mittel,  die  auch  heute  noch  üblich  sind;  für  lange  Vokale 
galten  Verdoppelung  des  Lautzeichens,  nachgeschobenes  e  bei  /  und  ein- 
geschobenes h,  für  kurze  Vokale  Verdoppelung  des  nachfolgenden  Konsonanten. 

M.  Hier  müssen  wieder  Balthasar  und  Magdalena  von  einander  abweichen. 
Magdalenas  Ortsschriftsprache,  die  sich,  wie  der  Vergleich  der  beiden  Vokal- 
bestände überall  ergab,  weit  enger  an  das  Mhd.  als  an  das  Nhd.  anschließt, 
kennt  die  Quantitätsbezeichnung  fast  gar  nicht.  Nur  hier  und  da  gebraucht 
sie  ein  Dehnungszeichen  und  dann  meist  in  Wörtern,  in  denen  Balthasar  die 
Länge  gar  nicht  oder  anders  zu  bezeichnen  pflegt.  Dabei  verdient  noch  Be- 
achtung, daß  diese  Wörter  meist  Einsilber  sind  oder  nur  aus  wenigen  Buch- 
staben bestehen.  Deshalb  möchte  man  glauben,  daß  M.  dabei  eher  die  Ab- 
sicht gehabt  hätte,  dem  Worte  durch  Zusatz  eines  weiteren  Zeichens  ein 
größeres  Ansehen  zu  geben,  als  die  Quantität  des  Vokals  zu  bestimmen. 

Kurzen  Vokal  hat  die  Schreiberin  wohl  gar  nicht  deutlich  zu   machen 

versucht.     Konsonantengemination  trifft  man   zwar  bei   ihr   nicht  selten  an, 

aber  ohne  Rücksicht  auf  den  vorangehenden  Vokal ;    so  schreibt  sie  z.  B. : 

ichherrhört  lb2,3maU20b,  14  seil  Seele  13,  34;  18, 11;  70,  7;  149,  4  werrWthr  144,  34. 

B.  Balthasar  ist  dagegen  anders  verfahren.  Indem  er  der  aufblühenden 
Reichsschriftsprache  in  allem  treu  folgt  und  sogar  als  Süddeutscher  ihren 
mitteldeutschen  Einschlag  nicht  verschmäht,  hat  er  sich  auch  dieses  neuen 
orthographischen  Mittels  eifrig  bedient  und  kommt  unserer  heutigen  Schreib- 
gewohnheit ziemlich  nahe.  Im  folgenden  will  ich  diejenigen  Wörter,  in  denen 
die  Dehnung  auf  verschiedene  Weise  bezeichnet  wird^^),  mit  *  versehen. 

98)  Vgl.  ölinger  S.  15:  Diphthongus  ee  profertur  ul  e  l<ingum,    quidam  scribunt  pro 
aitero  e  aspirationein  h  veluti  die  seel  vel  seht,  der  schnee  vel  schneh. 


VON  CARL   KOCH.  183 


1.  Bezeichnung  langer  Vokale. 

a)  V  0  k  a  1  V  e  r  d  0  p  p  e  1  u  n  g. 

B.  §  31.     Von  der  Vokal  Verdoppelung*'^)  macht  B.  mäßigen  Gebrauch.     Sie  be- 
zeichnet: 1.  ursprüngliche  Länge  in: 

mhd.  ä:  haar  113,  21;  182.  3;  189,32  kaattmM.  quät,  köt  60,  33,  yedesmaals  20^,7 
neben  einsmals  78,  26,  maaß  209,  7  neben  maß  6,  8;  46,  18.  saamen  131,  5  neben  samen 

80,  32;  191,  35;  279, 15,  saatt  131.  9,  schlaaff  190,  31  neben  schlaff  21,  14,  straaff  269, 17 
neben  straff  76,  23,  waappen^^^)  257,  23,  waarlichen  113,  15;  201,  36;  202,  18  neben 
warlichen  9,  19;  24,  18  (doch  vgl.  wahr  §  35).  —  mhd.  ae:  geeling  248,  13  neben gehling 
257,  1  =  mhd.  gaehelingen,  mhd.  saelic:  seeligmacher  154,  22  neben  seligmachcr  11,  14, 
seligkeitt  54,  26,  glückhseelig  154,  19  neben  gliickhselig  11,  12;  24,  10,  leiittseelig  5,  21. 
schmeewortt  55,  8  neben  schmäelich  283,  28.  —  mhd.  e:  heede  9,  12;  24,  5;  101,  31; 
116,  1;  201,  30  u.  ö.  schnee  258,  28  seel  11,  9.  —  mhd.  ö:  *froo  122,22  neben //-o 20,  22 
(froe  s.  §  33). 

2.  gedehnten  Vokal  in: 

mhd.  a:  *baad  202,  11;  209,  6,  9  neben  bad  202  14,  saalbuch  259,  2.  —  mhd.  e: 
meer  mare  223,  24;  224,  23,  bescheeren  146,  4;  203,  8  neben  bescheren  80,  22,  *zeeren 
267,  23  neben  zerong  243,  11;  244,  6.  —  mhd.  e-.  gebeeren  gebären  147,  25  scheel  mhd. 
schelch  94,  38. 

Abweichend  von  der  jetzigen  Aussprache  zeigt  Dehnung  das  Subst. 
„Fall",  jedoch  nur  als  zweites  Kompositionsglied  (Erklärung  s.  §41  Anm.  2): 

ausfaal  171,  11   gleichfaals  182,  25;   251.  37;   282,  28  todttsfaal  60,  36  neben /a// 

81,  1;  146,  14;  188,  2. 

M.  Bei  M.  finden  sich  folgende  Doppelschreibungen: 

eerberer  17,  29;  48,  6;  81,  19;  89,  21  neben  sonstigem  erberer,  guuter  63,  29  uuber 
246,  19,  sonst  gut  und  über. 

Sonst  steht  einfacher  Vokal,  wo  B.  verdoppelt  hat: 

Z.  B.  har  213,  22;  253,  26  gehling  199,  16  bede  164, 1;  165,  36  u.  ö.,  sehne  155, 12 
seil  s.  §  30  fro  242,  17  sal  37,  25  verzeren  254,  24. 

b)   h   als   Zeichen   gedehnten   langen   Vokals. 
B.  §  32.     Im  Zusammenhang  mit  der  Bezeichnung  langen  Vokals  durch  Doppel- 
schreibung steht  die  Bezeichnung  gedehnten  Vokals  durch  eingeschobenes  h; 
1.  Übereinstimmend   mit   dem   jetzigen  Gebrauch '°^)  liegt  bei  B.  Zerdehnung 
vor  in: 

ehe  Conj.  244,  34  Adv.  55,  34;  123,  16  eher  2,  18;  3,  12;  60,  22  und  ehr  41,  16 
ehest  122,  6;  129,  18;  146,  16,  gehen  11.  35;  88,  36;  94,  16  u.  ö.  stehen  5,  20;  33.  6; 
269,  3  u.  ö.  stets  mit  h  geschrieben  {gan  und  stan  fehlen),  wehet{h)amb  mhd.  wetuom 
52,  15;  251.  28. 


99)  Bemerkungen  der  Grammatiker: 

a)  Laur.  Albertus  widmet  der  Vokaldoppelung  als  Längenbezeichnung  ein  eigenes 
Kapitel;  er  führt  Beispiele  für  aa,  ee,  ij!,  oo  an  (S.  28f.). 

b)  ölinger  S.  20:  omnes  vocales  duplicantur  praeter  i,  ü,  w,  ü  ad  producendam 
syllabam,  veluti  der  aal,  die  seel,  die  Roose. 

c)  Clajus  S.  12:    In  quibusdam  geminum  ee  scribitur,    sed    utrumque  contracte, 
tanquam  unum  sit,  effertur.  —  Idem  sentiendum  de  aa. 

100)  Nd.  Lehnwort  mit  ursprünglich  langem   Vokal;  heute  Kürze.   Vgl.  W.  Gr.   1  252,2. 

101)  W.  Gr.    I  157   Anm.  2:  Einige    nhd.  Wörter    haben  h    zwischen  Silben,    die   erst 
durch  Zerdehnung  eines  i  entstanden  sind:  gehen,  stehen,  ehe,  ehern. 


184         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL^ 

2.  Abweichend  m^'^'-): 

*meherers  259,  21  sonst  mehrers  (s.  §  35)  *mühed  mhd.  müede  76,  3Ö;  191,  35 
{mühtten  Dat.  PI.  112,  30  s.  §  40)  mühesig  231,  29  mühesiggang  204,  1  gemühett  mhd. 
gemiiete  168,  11  *wancklmühettig  265,  10  {kleinmähttig  24,  16  s.  §  41)  ^/-  *rähett  209, 
10  ruhewig  mhd.  ruowic  203,  34. 

3.  Einmal  aucli  in  einem  Wort  mit  ursprünglich  kurzem  Vokal: 

miihel  mhd.  m«/^  131,  16,  19. 

M.  Auch  in  M.'s  Briefen  weist  die  Schreibung  einiger  Wörter  auf  die  gemeine 
hd.  Zerdehnung  hin;  jedoch  tritt  diese  hier  nicht  so  deutlich  hervor,  da  M. 
getreu  ihrer  Mundart  die  nebentonigen  Vokale  gerne  unterdrückt,  also  den 
nachschlagenden  Vokal  öfters  fallen  läßt.  Zunächst  begegnen  im  Einklang 
mit  der  heutigen  Schreibung  und  der  B-'s: 

ehe  Ehe  149,  10  eh(e)  Conj.  14,  19  Adv.  39,  3;  169,  19;  175,  1  ehr  Conj.  =  ehe 
16,  1;  105,  21;  201,  15;  254,  5  und  Adv.  =  eher  15,  32;  98,  36;  99,  19;  174,23;  226. 
32  mit  ehstem  263,  5,  geh(e)n  gen  gien  und  stehn  sten  säen  s.  §  14  ich  gehe  200,  30  es 
gehe  174,  8  er,  sy  gei(t)  205,  7;  208,  3  und  geht  227,  19;  228,  16  du  -gehehest  -stehest 
99,  22  (Die  Doppelschreibung  in  gehehest  ist  wohl  nur  Versehen)  es  steht  219,  36;  220,  4 
neben  ste{d)t  227,  19,  32,  wet  142,  3  paugweh  165,  26. 

Außerdem  scheint  Zerdehnung  vorzuliegen  in : 

ihe  neben  ieh,  ie  s.  §  23,  mehers  121,  12  neben  merers  104,  33;  106,  27,  ich  tuh 
18,  36  es  tuh  Opt.  37,  16. 

A  n  m.  h  ist  in  diesen  Wörtern  ebenso  gebraucht  wie  in  den  ursprünglich  zwei- 
silbigen, deren  Stammsilbe  auf  einen  Vokal  ausgeht.  Der  Gebrauch  B.'s  ist  nicht  so 
konsequent  wie  späterhin.  Er  schreibt  mühe  mhd.  miieje  müe  4,  6;  68,  27;  76,  28;  118, 
8;  284,  13  mühesam  41,  10;  54,  10;  274,  7,  aber  brüe  mhd.  brüeje  214,  23  blüe  mhd.  blüe 
269,  13;  nehen  mhd.  naejen  45,  13  ruhen  mhd.  ruowen  202,  3;  209,  4,  aber  seen  mhd. 
saejen  131,  5,  7.  Abweichend  von  dem  jetzigen  Brauch  gibt  er  diesem  h  auch  nach 
Diphthongen  Raum:  neühe(s)  24,  3,  10;  94,  21,  33;  130,  16;  146.  13;  153,  12,  13  ge- 
reiihett  Part.  265,  19  mhd.  triuwe:  in  treühenn  10,  27  neben  treue  1,  14,  trew  78,  19  und 
gethreuer  in  allen  Unterschriften.  Seltener  ist  Übergangs-Ä  bei  M.i  muhe,  öfter  mue,  mie, 
sich  muen,  miesam  Bei.  §  29.  nehen  nähen  65,  7  sehen  säen  280,  28,  aber  beruen  90,  7 
ra  Ruhe  165,  31  ungeruig  253,  27.  Der  Wegfall  des  unorganischen  Hauchlautes  ist  aber 
bei  M.  nicht  auffällig,  da  selbst  organisches  h  nach  gedehntem  Vokal  oder  Diphthong 
wegfällt:  z.  B.ßieen  270,  4  geßoen  233,  21  leien  135,  24;  189,  4  gelten  217,  31  höer  2\% 
15  drue  mhd.  truhe  270,  20. 

c)  Nachgeschobenes  e  bei  gedehntem  mhd.  Z^"'^). 
B.  §  33.  Gedehntes  mhd.  /  wird  von  B.  zum  Unterschied  von  erhaltener  Kürze 
durch  ie  bezeichnet,  also  ebenso  wie  der  alte  Diphthong  (s.  §  23),  während 
M.  mit  seltenen  Ausnahmen  an  dem  einfachen  Zeichen  festhält  (s.  §  5).  Nur 
hinter  dem  anlautenden  /  bei  ihm,  ihn,  ihnen,  ihr,  sowie  bei  mir  und  dir 
gebraucht  er  e  nicht,  er  schreibt: 

ihme  5,  8;  103,  26;  146,  %  ihm  b,  7;  9,  4;  248,  19  neben  ime  122,  21;  266,  13 
im  53,  32;  88.  38;  102,  38,  ihne  6,  8;  5,  11;  78,  31  ihn  203,  23,  36  neben  ine  55,  14; 
113,  31,  ihnen  204,  15,  ihr  Pron.  21,  3;  266,  37  neben  ir  89,  9,  ihr  Poss.  266,  37  neben 
ir  153,  18;  266,  31;  stets  mir  und  dir. 

Anm.  1.     In  verliehren,  ich  verlihre  erscheint  h  teils  neben  ie,  teils  neben  i  (§  35). 


102)  Über  zerdehntes  mhd.  üe  vgl.  Whd.  mhd.  Gr.  §  245,  2  und  weiter  unten  §  33  Anm. 

103)  Über   ie  als    Dehnungszeichen    W.  Gr.   I    220,    wo    auch   die    Urteile    der    alten 
Grammatiker  verzeichnet  sind;  vgl.  Whd.  b.  Gr.  §  90. 


VON  CARL  KOCH.  185 


Sonst  ist  /^ziemlich  regelmäßig  angewandt,  und  zwar  \ox  h-.  geliehen  245, 
9  verliehen  146,  30.  —  vor  /:  spyel  9,  29  spielen  69.  28;  245,  30;  249,  11  viel  7,  16,  20, 
38;  8,  2  u.  ö.,  einmal  vil  122,  29,  vielleicht  7,38;  68,31  neben  villeicht  33,  7;  89,  1,  aber 
zil  56,  20.  —  vor  n:  verschienen^'^)  vergangen  (von  der  Zeit)  stets  zu  verschien 
kontrahiert  ^05^):  z.  B.  verschiene  nacht  116,  12  —  wochen  203,  18;  Bei.  29,  16;  59,  19; 
112,  29;  145,  22;  231,  18,  26  u.  ö.  —  vor  b:  blieben  Part.  27,  7;  118,  16,  26;  256,  11 
geblieben  76,  26  ich  schrieb  Bei.  §  24  geschrieben^'^)  1,  33;  3,  33;  6,  32;  7,  14;  173,  12 
u.  ö.  —  vor  d:  zufrieden  26.  5;  43,  32;  119,  16  neben  zufriden  11,  23;  35,  16;  222,  32; 
239,  10,  glieder  PI.  52,  14  geschieden  22,  10.  —  vor  ^:  ich  verliege  3.  6  (Br.  Nr.  la!) 
sonst  ligen  27,  38;  28,  5,  15;  89,  4;  102,  17  sie  ligtt  235,  34.  gestiegen  130,  10.  —  vor 
einfachem  5:  diese(r)  2,  11;  3,  5;  4,  11;  9,  2  u.  ö.  einmal  disem  191,  19  (aber  stets 
ditz  56,  26;  62,  20;  76,  9,  30;  123,  10  u.  ö.  ditzmal  3,  11;  4.  22;  5,  25;  10,  19;  214, 
1,  5),  wiese  265,  29;  266,  11,  13  bewiesen  146,  31). 

Daß  das  e  in  einigen  Wörtern  fehlt,  ist  zum  Teil  gewiß  nur  inkonsequente 
Schreibung,  zum  Teil  aber  auch  wohl  in  der  Aussprache  begründet.  So  in 
dem  Wörtchen  vil  (vgl.  wol  §  36),  zumal  wo  es  proklitisch  steht:  in  villeicht. 
Bei  ligen  kommt  vielleicht  in  Betracht,  daß  das  Verbum  ursprünglich  y-Präsens 
hat,  bei  ligt  die  auslautende  Konsonantenverbindung  (vgl.  gibt  neben  geben). 
Ganz  gerechtfertigt  ist  das  /  in  ditz;  vor  z  tritt  Dehnung  nicht  ein.  Die 
jetzige  Sprache  hat  das  alte  Wort  durch  die  Analogiebildung  dies  ersetzt. 

Abweichend  von  dem  gemeinen  nhd.  Gebrauch  begegnet  ie  vor  /  in 
angrieffen   part.  ll6.  5;  208,  .S5  und   vor  5S   in   gewies  unfi.  .3,  3;  8.  2;  27,  ll; 

98,  3;  116,  15,  19  u.  ö.  fl.  (gewiese,  -es)  8,  22;  68,  30;  146,  11  gewießlichen  4,13;  7,27; 
s,  9  neben  gewißlichen  5,  6;  12,  17;  221,  14.  gewies,  das  sich  noch  in  schlesischen 
Drucken  des  17.  Jhdts.  findet' O'),  läßt  sich  wohl  als  mundartliche  Dehnung  in 
mhd.  geschlossener  Silbe  erklären  (vgl.  §  41  Anm.  2).  Auch  Part,  angrieffen  kann 
mundartlich  gedehnt  sein  (beide  bei  Gebhardt  nicht  belegt),  während  in  der 
heutigen  Gemeinsprache  /  <  germ.  p  als  schwerer  Konsonant  die  Dehnung 
verhindert  hat. '"*) 

A  n  m.  2.  Wie  hinter  /  findet  sich  e  abgesehen  von  den  alten  Diphthongen  ue  <  uo 
und  üe  auch  hinter  den  anderen  Vokalen,  äe  und  öe  sind  pleonastische  Umlautsbezeich- 
nungen und  zwar  sowohl  für  die  langen  als  für  die  kurzen  Vokale  (die  Belege  in  §§  3,  4, 
7,  13,  17);  ebenso  ist  über  üe  <  ü  zu  urteilen,  wenn  auch  die  Schreibung  des  Di- 
phthonges von  Einfluß  gewesen  sein  kann  (die  Belege  in  §§  5  und  10).  Zweifelhaft  bleibt 
die  Bedeutung  dieses  e  in  anderen  Fällen;  als  Dehnungszeichen  darf  man  es  aber  hier  wie 
auch  vorhin  nicht  ansehen.  Es  erscheint  nur  vereinzelt  nach  mhd.  ä  in  -saefft  202,  9, 
nach  0  in  *froe  21,  7;  26,  30  anderstwoe  159,  23  z^oe  Fem.  von  zwei  202,  8,  ziemlich 
oft  nach  «:  due  Pron.  114,  18;  187,  1;  209,  30;  236,  15;  247,  27  u.  ö.  neben  du,  flueß 
248,  2;  251,  30  nthtn  ßuß  281,  22,  luefft  102,  16;  244,  22:  281.  29  neben  lufft  147,  33, 
tuest  62,  27;  130,  26;  176,  15;  245,  29  aber  lustig  265,  28,  beschlueß  282,  5  schueß  2.56, 
13  betrueg  202,  34  truehe  mhd.  truhe  113.  21  zueg  222,  Ü  forttzueg  231,   20  verzueg  33, 

104)  Vgl.   Schmeller  b.  Wb.   II,  423. 

105)  Vgl.  Albertus  S.  41:  Si  tres  eaedem  consonantes  concurrunt,  poterit  una  brevitatis 
causa  abijci,  als  analogice  verschinnen  quod  evanuit,  contracte  verschinnn,  elegantius 
autem  et  brevius  verschinn. 

106)  Ex  diphthongis  cognatae  sunt  ei  et  ie  ut  schreiben  geschrieben  (Clajus  S.  15). 

107)  Kehr  ein  Grammatik  der  deutschen  Sprache  des  15.  bis  17.  s.  I.  Teil  (Leipzig 
1854):  S.  18. 

108)  Vgl.  W.  Gr.  I  238;  ähnliche  Dehnung  ist  im  Part,  erlieden  erlitten,  das  H.  Sachs 
in  zwei   Reimen  gebraucht  hat  (Whd.  b.  Gr.  §  268). 


186         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH,  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

25  überzueg  215,  21.  Von  Einfluß  ist  hier  augenscheinlich  der  Diphthong  ue  gewesen; 
Grund  der  Schreibung  ist  vielleicht  Zerdehnung  des  einfachen  Vokals.  Darauf  weist  eine 
Beobachtung  des  Albertus^*")  hin,  daß  die  Bauern  und  Ungebildeten  beschlues  genau  wie 
fues  zerdehnt  (discriminatim)  sprächen.  Wenn  diese  Aussprache  auch  für  Nürnberg  speziell 
kaum  zutraf  —  die  Briefe  Magdalenas  geben  wenigstens  keinen  Anhaltspunkt  — ,  so  ist 
doch  zu  bedenken,  daß  Paumgartner  eine  erlernte  Schriftsprache  schrieb,  und  in  diese 
sich  viele  Eigenheiten  aus  verschiedenen  Mundarten  einschlichen.  Und  um  so  eher 
dürfen  wir  bei  diesen  Wörtern  Zerdehnung  annehmen,  als  wir  schon  oben  (§  32)  eine 
Reihe  von  Belegen  für  zerdehntes  üe  und  ü  (mühel)  fanden,  wo  diese  eigentümliche  Aus- 
sprache durch  eingeschobenes  h  deutlich  gemacht  ist.  Und  zum  Schlüsse  möge  noch 
daran  erinnert  werden,  daß  bair.-österreichische  Dichter  des  13.  u.  14.  Jhdts.  altes  u  mit 
dem  Diphthonge  uo  gerne  reimten,^^")  sodaß  sich  also  zwischen  beiden  eine  Annäherung 
vollzogen  haben  mußte. 

d)  D  e  h  n  u  n  g  s  -  A. 

B.  §  34.  Am  öftesten  bezeichnet  B.  die  Dehnung  durch  ein  dem  Vokal  folgendes 
h,  und  zwar  wie  noch  jetzt  vor  r,  l,  n,  m,  aber  auch  vor  t  und  vereinzelt 
vor  d  und  5.  Konsequent  durchgeführt  ist  der  Gebrauch  des  Dehnungs-A 
bekanntlich  nie,  also  auch  nicht  bei  B.  zu  finden.  Wo  h  steht,  ist  immer 
Länge  anzunehmen  ^^^),  nicht  aber  überall  Kürze,  wo  es  fehlt.  Abweichend  von 
unserem  Gebrauch  läßt  er  das  h  auch  zuweilen  nach  einem  Diphthong  zu, 
dagegen  meidet  er  es,  wenn  in  der  Nachbarschaft  schon  ein  h  steht.  So 
schreibt  er  wahr  aber  warheitt,  gewohnen  aber  gewonheitt,  mahnen  aber 
harte  hüener,  lohn  aber,  wie  auch  jetzt  noch,  schö(e)n,  schon,  verschonen 
10,  12;  allerdings  auch  schwehr  und  schwehrlichen  je  einmal.  Es  scheint 
also  hier  ein  ästhetisches  Prinzip,  das  auch  mehrere  Grammatiker  anerkennen, 
Geltung  gehabt  zu  haben.  Bei  der  Anführung  der  Belege  sind  wieder  die 
Wörter,  in  denen  die  Dehnung  auch  auf  andere  Weise  bezeichnet  wird  (durch 
Vokal  Verdoppelung  oder  Zerdehnung),  mit  *  versehen. 

M.  hat  Dehnungs-Ä  nur  sehr  sparsam  verwandt,  und  zwar  nur  vor  den 
Liquiden  r  und  /.  Dazu  sind  die  Wörter,  in  denen  h  sich  findet,  mit  einer 
merkwürdigen  Ausnahme  sämtlich  einsilbig. 

B.  §  35.     Vor  /-  steht  h  bei  B.    1)  nach  ursprünglich  langem  Vokal: 

mhd  ä:  gefahr  4,  5;  76,  26;  122,  21  gefährlich  122,  15  ungefehr  222,  36;  231. 
34  ungefährlich  ungefähr  94, 14;  146,  6  ungefehrlich(en)  7,  35;  34,  22  neben  ungefärlich  34,31, 
schwehr 2%,%  schwehrlichen  249,  22 sonst  schwer \,\1;  5,  36  beschwerlich  283,22,  H'aA/"36,2aber 
warheitt  284,  4  und  wa(a)rlichen  (s.  §  31).  —  mhd.  e:  ehr  Ehre  25,  22,  30;  55,  9;  283,  34 
verehren  113,  9,  aber  stets  erbar  3,  25  u.  ö.,  ehrst  Sup.  1.  18;  53,  29;  146,  7  neben  erst 
34,  25;  41,  9;  223,  29  (ehr,  eher  s.  §  32),  lehr  inanis  23,  21  gelehrtt  doctus  10,  4;  267, 
6  mehr  7,  20  u.  ö.  nunmehr  56,  12;  122,  20  mehren  sw.  V.  281,   25   vermehrong  129,  12 


109)  Albertus  S.  35:  Sed  ü  usitatior  est,  cuius  pronunciationem  duplicem  esse  ob- 
servafi,  namque  inculti  et  agrestes  indigenae  nostri  utramque  vocalem  pure  et  di- 
scriminatim efferunt,  als  der /a^s  pes,  quasi  dissyllabum  esset,  item  der  beschlues  pro 
beschlus  concXns'xo.  Verum  hoc  vitio  non  saltem  depravant  praesentem  diphthongum 
sed  etiam  ipsum  u  simplex,  ut  duo  allegata  exempla  ostendunt. 

110)  Nach  Whd.  mhd.  Gr.  §  71. 

111)  Ölinger  S.  18:  h  inter  vocalem  et  consonantem  positum  non  pronunciatur, 
longam  tantum  reddit  syliaham  uti  befahlen,  der  rahte,  der  söhne,  der  thurn,  die  thate, 
der  Rhein. 


VON  CARL   KOCH.  187 


*mehrers  5,  25;  10;  19  u.  ö.  merers  148,  5  sehr  121,  31    u.  ö.  neben  ser  27,  13  u.  ö.  — 
mhd.  d:  Ohr  278,  14;  281,  23.  —  m  h  d.  ü:  iihr  33,  2;  154,  1. 

2)  nach  einem  Diphthong: 

m  hd.  ie:  verliehren  12,  13;  21.  13;  69,  15;  158,  8  und  ich  verlihre  54,  13,  16.  — 
m  h  d.  iio:  fuhr  Subst.  91, 1  fuhrman  35,  18;  113,  24  führen  62,  2?;  91,  4  ausfürlich  283, 
3ö  auffrührig  204,  ö. 

3)  nach  ursprünglich  kurzem  Vokal: 

mhd.  a:  fahren  62,  21;  264,  32;  284,  25  er  verfehrett  222,  31  erfahren  Part.  258, 
31  -fahrtt  248.  31.  hochfahrtt  215,  13  neben  hoffartt  221,  27,  wolfahrtt  11,  9;  222,  6 
gefehrdte  Gefährte  162,  18  erspahren  23,  34;  26,  6;  271,  20  gewahr  8,  12;  264,  38;  2(is, 
35  wahre  mhd.  wäre  Kaufmannsgut  20,  29;  60,  19;  162,  14  Verwahrung  80,  35  gewahr- 
sam  12,  32;  aber  stets  jar  11.  12;  24,  23;  146,24;  154,  17,  19.  —  mhd.  e:  Wehrdt  IbO, 
25,  31  *verzehren  41,  4  wehren  279,  8  unerwehrd  203,  9  u.  d.  obigen.  —  mhd.  e-.  be- 
gehren 4,  23;  60,  5;  78,  30  neben  begeren  61,  25;  76,  34;  261,  22  (vgl.  24),  erschweren 
schwären  122,  17  wehren  daueren  30,  12;  63,  3;  243,  11;  245,  15  wehrd  129,  10;  248, 
37.  —  mhd.  "r- ihr  Poss.  u.  Pron.  s.  §  33.  —  mhd.  o:  gebohren  Part.  11,  12;  41,  15; 
154,  20  verlohrenn  53,  25;  61,  4;  154,  13,  aber  erfroren  53,  7.  —  mhd.  k:  gebühren  81, 
5;  146,  36  angebührnus  266,  3  gebürlich  5,  30,   spühren  278,    18    neben   spüren   24,  15. 

Regelmäßig  ohne  h  erscheinen  trotz  der  Länge  wie  in  der  jetzigen  Schrift- 
sprache z.  B.: 

Ind.  du  wärest  21,  9  ihr  ward  21,  4,  Conj.  du  werest  11,  22;  62,  9;  69,  25  es  were 
88,  22;  121,  31  sie  weren  53,  11;  283,  23;  so  auch  dir  und  mir. 

Unsichere  Quantität  ist  möglicherweise  für  fertig  anzunehmen,  denn  B. 
schreibt  einmal  wegfehrtüg  12,  11;  aber  nur  einmal,  sonst: 

wegferttig  2&,  31  und  wegfärttig  113,  3,  ferttig  33,  16;  68.  33  umi  färttig  103,  19: 
235,  31;  282.  33. 

M.  schreibt  h  nur  nach  ursprünglich  langem  Vokal: 

ehr  Ehre  58,  26;  134,  23;  228,  22  ehr/ich  169,  29  aber  stets  erberer,  mehr  57,  .30 
sonst  mer  65,  6;  104,  16,  17;  148,  36;  169,  26  u.  ö.,  sehr  219,  25  sonst  ser  66,  3;  100, 
28:  200,  11;  228,  16,  cohr  169,  31  neben  chor  189,  10,  ohr  279,  3S;  280,  10,  13.  tohr  229. 
17  neben  -tthor  15,  23  dor  7.5,  20,  uhr  196,  3;  270,  .32  neben  ur  81,  30;  101,  5;   151,  31. 

Auffällig  ist  h  in  ehrnett  Ernte  227,  27. 
Ohne  Dehnungszeichen  stehen  z.  B. 

gefahr  137,  13;  207,  S,  farn  263,  18,  -11  für  Subst.  183.  U;  231,  7  begern  2b4,  27: 
263,  2  ir  Pron.  ler  inanis  64,  34;  199,  26;  270,  17  *merers  104,  33;  106,  27  u.  ö. 
(mehers  §  32)  vermeren  in  schlechten  Ruf  bringen  228,  25  gemertt  gemehrt  275,  16  war 
wahr  120,  .30;  140,  29  weren  dauern  164,  4  verzeren  254,  24  zerung  253,  7. 

B.  .^'  36.  Vo  r/ ist  Ä  seltener  ZU  belegen.  Nach  ursprünglich  langem  Vokale  steht /z 
bei  B.  in:  -gemahlett  4,  9  neben  gemaltt  223,  9,  fehlen  221,  20  neben  gefäUt  5,  9:  nach 
Diphthong  in:  kühl  oA,  l  gegenüber  sonstigem  khüel  202.  5  küel  56.  7;  62.  .33  khül 
103,  3;  231,  31;  256,  31  am  hülsten  43,  34;  nach  kurzem  Vokal  nur  in  -fehl  mhd.  vel 
Fell  158,  28  (Erklärung  s.  §  41  anm.  2).  Dehnungszeichen  findet  sich  z.  B.  nie  in 
wol  220,  35  u.  ö.,   wo  Nebentonigkeit   die  Ursache  sein  mag,    auffälliger   in 

zallen  61.  U;  89,  5;  103,  1  u.  ö.  (s.  §  43,  heute  ä  G.  §  143  -Anm.  2)  Part,  erzeltt  5.5,  5 
(heute   Kürze  neben  Länge  G.  §  135,  2,  b). 

M.  hat  nur  öhl  1.56,  7,  lO;  212,  25  (B.  ÖW  §  17).  eihl  Eile  96,  19;  189,  8  öfter  «7,  «// (§  18). 
Sonst  einfache  Schreibung:  z.  ^e,.  fein  fehlen  134,  23,  25  wal 2hl,  5;  264,  1  zal  134,  14. 

B.  ,<•■  37.  Vor  /z  schreibt  B.  fi  zur  Bezeichnung   der  Länge  wieder  sowohl   nach 

ursprünglich     langem     Vokal:     ohne  Bei.  §  11  lohn  103,  1;  148,  16,  aber  monatt  y . 


188  DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 

8;  204,  4;  als  nach  ursprünglich  kurzem  Vokal:  mahnen  146,  24;  163,  4;  191,  30 
mahnbrießein  129,  6  ihne,  ihn  neben  ine,  ihnen  Bei.  §  33,  gewohnen  gewohnt  werden  202, 
2  aber  gewonheitt  130,  15,  söhn  147,  6;  170,  15;  224,  27,  son  nur  3,  14  (Br.  Nr.  la!), 
nuhn  8,  5,  19;  11,  29  u.  ö.    nan    7,    17,    21;  8,  2  u.  ö.,    aber   zeue   Zähne  92,   22  hane 

Hahn  25,  31.  Unsicher  ist  die  Quantität  in  mhd  ingedenc,  da  einmal  yhn- 
gedenck  113,  38;  sonst  nur  Ingedenck  2,  24;  203,  17  u.  ö.  Abweichend 
von  der  heutigen  Schreib-  und  Sprachgewohnheit  lautet  mhd.  ane,  an  bei  B. 

ahn  neben  an:  ahn  Präp.  5,  20;  6,  27;  8,  35  u.  ö.  an  4,  21;  59,  24;  69,  22  u.  ö. 
ahn  Part.  4,  30;  7,  17;  8,  1;  54,  34;  55,  31;  128,  15  u.  ö.  an  5,  11,  15;  6,  6  u.  ö. 

M.  gebraucht  h  vor  n  nicht  als  Dehnungszeichen:  z.  b.  ane,  one  Bei.  §  ll  Ion  82, 

19;  125,  2;  193,  7;  246,  28;  280,  22  monen  Bei.  §  1,  in  Pron.,  wonstube  100,  36  sun 
Bei.  §  8. 

^.  §  38.    h  vor  m  und  nach  langem  Vokal  findet  sich  in  B/s  Briefen  in: 

du  nähmest  21,  7  angenehm  145,  18,  aber  fürnemlich  224,  11  fürnembsten  52,  7 
und  sogar  om  mhd.  äme,  öme  271,  18;  nach  nhd.  Diphthong  in  rauhmen  35,  33 
neben  räumen  79,  14;  nach  ursprünglich  kurzem  Vokal  in:  nähme  59,  20;  60,  12; 
192,  19  u.  ö.  aber  nemlich  52,  8;  60,  9  nehmen  Inf.  5,  5;  11,  25;  88,  33  u.  ö.,  nemen 
nur  2,  4;  3,  4,  10  (Br.   Nr.  la!),  ihme  ihm  neben  ime  im  Bei.  §  33. 

Abweichend  von  gewöhnlicher  Schreibung  steht  h  in:  vernohmmen  6,  33; 
7,  15;  9,  3  u.  ö.  genohmmen  118,  18,  vernomen  nur  53,  17.  genohmmen,  das  auch  im 
Nb.  stets  mit  kurzem  Vokal  gesprochen  wird  (G.  §  135,  1),  hat  B.  wahrscheinlich  wegen 
seiner  Zusammengehörigkeit  zum  Infinitiv  nehmen  mit  h  geschrieben;  die  Vokalkürze  be- 
weist auch  die  Verdoppelung  von  m,  da  mm  nur  nach  Kürze  steht  (vgl.  §  43).  Anderen- 
falls wäre  doch  merkwürdig,  daß  gekommen  (Bei.  §  6)  stets  ohne  h  steht,  während  diä 
obige  Erklärung  dies  wegen  des  Inf.  kommen  nicht  verlangt. 

M.  kennt  auch  in  dieser  Stellung  h  nicht;  so  schreibt  sie:  z-  B.  angenem  262,  20 
und  nemen  100,  36;  201,  4;  205,  4. 

^.  §  39.     Vor  s  treffen  wir  h  bei  B.  nur  in: 

lohß  35,  17  und  lohsung  267,  20,  aber  gelöest^'^^)  =  gelost  34,  20. 

B.  §  40.     Ebenso  selten  vor  d  in: 

"bahd  (Carolsbahd)  115,  27  neben  Car(o)lsbad  144,  21;  116,  32,  verschleiert  durch 
die   Konsonantenvertauschung  in  *mi'ihtten  Dat.  Plur.  müden  112,  30. 

B.  ^  4L  In  Stämmen,  die  auf  t  ausgehen,  schwankte  der  Gebrauch  zwischen 
ht  und  th.  Die  spätere  Zeit  entschied  für  th  und  ließ  dieses  th  sogar  nach 
kurzen  Stammsilben  zu.  B.  folgt  diesem  schlechten  Gebrauch  nicht,  er  schreibt 
regelmäßig  ht,  denn  relthen  2,  25  kommt  nicht  in  Betracht,  da  es  sich  nur 
in  dem  ersten  Briefe  findet. 

Nach  mhd.  langen  Vokalen:  mhd.  ä-.  ahdtem  170,  21  vorbmhtten  25,  31, 
hayrahtt  24,  3  neben  hayratt  145,  30,  rahtt  7,  4;  52,  7;  80,  25  räehtt  PI.  283,  33 
rahtten  145,  37;  146,  35  rähttig  21,  34  (er  rähett  209,  10  s.  §  32)  spahtt  40,  32;  129,  16; 
163,  4;  257,  4  verspähtt  Part.  126,  4,  aber  unßatt  54,  17,  30  unßättig  11,  37;  54,  18 
und  kaat,  saatt,  thatt.  —  mhd.  6:  nohtt  8,  31;  68,  21;  122,  21  nöhttig  12,.  1;  55,  29; 
216,  17  nöhtten  Verb,  nötigen  92,  32;  267,  10  rohtt  21,  20;  53,  35,  36  spröhtt  spröde"3) 
113,  16;  nach  nhd.  Diphthongen:  reihtten  60,  24,  26;  62,  18  u.  ö.  reitten  123,  13; 
256,  33  u.  ö.  reithen  2,  25  (geritten  natürlich  ohne  h:  113,  32,  35  u.  ö.)  verthrauhtt  3, 
27;  6,  24  u.  ö. ;  nach  alten  Diphthongen:  niehtten  Freude  haben  an  etw.  249,  7  muhit 
153,  30  *kleinmiihttig  24,  16  {wancklmiihettig  265,  19  s.  §  32);  nach  kurzem  Vokal 
in:  spohtt  Spott  4,  5;  271,  34  aber  spotten  216,  14;  244,  2  (Erklärung  s.  Anm.  2). 


112)  Vgl.  Schmeller  b.  Wb.   I  1518. 

11.3)  Erst  im  16.  s.  belegt  nach  Kluge  Wb.;  vgl.  Schmeller  b.  Wb.   II  701. 


VON  CARL  KOCH.  180 


Anm.  1.  vatter  \,  14;  77,  4;  140,  33,  35  u.  ö.  hat  Kürze  analotr  dem  heutigen 
Nb.  (G.  §  126,  2). 

A 11  m.  2.  Im  Zusammenhang  mag  hier  die  auffällige  Dehnung 
in  den  oben  angeführten  Wörtern  -faal  -fehl  spohit  (aber  spotten) 
ahn  behandelt  werden.  Ich  knüpfe  dabei  an  eine  Bemerkung  v.  Bahders  an  (S.  89 
Anm.):  „Erwähnt  sei  noch  die  in  vielen  Mundarten  erscheinende  Dehnung  in  geschlossener 
Silbe  vor  einfachem  Konsonanten,  woraus  für  die  Schriftsprache  —  ältere  Formen  wie 
Riebe  (ursprgl.  rlb)  neben  Rippe,  Mahn  =  Mann,  Fahl  =  Fall  etc.  erklärt  werden 
müssen  und  die  jedenfalls  auch  auf  das  überwiegende  Erscheinen  der  Länge  in  einsilbigen 
Formen  von  Einfluß  war".  Da  der  Nberger  in  mhd.  geschlossener  Silbe,  nämlich  in  be- 
tonten einsilbigen  Wörtern,  ursprünglich  kurzen  Vokal  gedehnt  spricht  (G.  §  130),  so  sind 
-faal,  -fehl,  spohtt,  ahn  als  mundartlich  richtige  Formen  anzuerkennen.  Dehnung  in  Spott 
bei  (G.  §  49,  2)  belegt. 

B.  §42.  Das  anlautende  ^Ä  unterlag  verschiedener  Beurteilung.  Manche  sahen 
darin  ein  Dehnungszeichen  für  den  folgenden  Vokal,  andere  wollten  ein  lindes 
/  darin  erkennen,  eine  Vermittelung  zwischen  dem  ndd.  unverschobenen  d  und 
dem  hd.  /.  Daß  B.'s  Schreibung  nicht  auf  der  ersten  Auffassung  beruht, 
darf  man  schon  daraus  vermuten,  daß  er  auslautendes  th  nicht  als  Dehnungs- 
zeichen verwendet;  Dehnung  bezeichnet  ihm  nur  das  dem  Vokal  folgende  h. 
Auch  widerspricht  dieser  Auffassung,  daß  er  anl.  th  in  Wörtern  wie  thisch, 
thochtter,  gethroffeti  zuläßt.  Dagegen  fügen  sich  alle  Wörter  der  Annahme, 
daß  th  ein  lindes  t  bezeichnen  soll.  In  den  meisten  entspricht  es  einem 
unverschobenen  d:  thail  20,  15;  43,  6;  46,  \^  erbthail  2m,  A  forthail  ^0,  25  mitthayln 

21,  6,  aber  auch  ainstails  46,  20,  thal  44,  35;  264,  36;  265,  29  thatt  54,  14  theür  53,  13; 
109,  13  theürong  130,  27;  131,  3,  thisch  147,  38  neben  tisch  69,  27,  thochtter  221,  11 
neben  tochtier  145,  31,  thod  171.  9;  188,  2;  203,  14  neben  todttsfaal  60,  36  tödlich  54, 
7,  thor  282,  36  Inf.  thon,  thiin,  thuen  s.  §  28  gethon  Part.  6,  28;  24,  16;  25,  23  u.  ö. 
auch  stets  in  den  anderen  Formen:  z.  B.  er  thiitt  130,  31;  147,  35  er  thue  147,  6;  202, 
13  ^5  thett  130,  15.  wehethumb  52,  15;  278,  14  wehetumb  251,  28  thür  8,  30;  221,  25; 
244,  21  Part,  gethräumett  4,  33,  gethroffen  267,  1  neben  getroffen  5,  11;  in  thausend 
einem  germ.  th,  das  zu  d  verschoben,  aber  im  Hd.  schon  in  ahd.  Zeit  in  t 
übergegangen  war  i^'^) :  thausend  14S,  9  hundtertthausennd  12,  37  neben  hundtertttausend 

22,  19;  61,  15;  in  den  meisten  mit  thr  anlautenden  Wörtern  endlich  dem 
germ.  tr,  das  auf  einem  Teil  des  Sprachgebietes  (z.  B,  schon  bei  Otfrid)  zu 
dr  geworden  war^^-^):  verthrauen  202.  15  zuthrauen  163,  16  zugethrauett  271,  32  ver- 
thrauhtt  3,  27;  6,  24  u.  ö.,  gethreüer  in    den  Briefunterschriften    unthrew   267,  24    neben 

trew  78,  19  treiie  1,  14;  10,  27  treulich  102,  12.  Für  th  als  Lautzeichen  des 
linden  t  spricht  außerdem  die  bei  B.  allerdings  seltene  Schreibung  d  statt  / 

am  Wortanfang  wie  in:  angedroffen  5,  15  daller  l2i\tr  2,  15,  17;  47,  27. 

M.  Bei  M.  tritt  die  Bedeutung  von  th  noch  deutlicher  hervor,  da  hier  th  und  t 
ziemlich  häufig  mit  d  wechseln: 

theil  75,  4;  132.  15;  134,  19  deil  117,  11;  280,  28  -theiln  104,  32  -deiln  174,  25 
their  Bei.  §  22,  thir  thur  Bei.  §  9  u.  10.  -tthor  15,  23  und  dor  75,  iO,  -thurn  136,  17; 
161,  17;  254,  25,  33  und  -turn  254,  31  neben  dum  241,  14,  Inf.  thon  ton  don  thun  dun 
s.  §  28,  das  tu  es  280,  10  es  tut  177,  23,  27.     Vgl.  dechter,  döchter,  tochter  §  7. 

Anm.     h  in  kh  steht  bei  B.  ohne  Rüchsicht  auf  den  folgenden  oder  vorausgehenden 


114)  Vgl.  W.  Gr.  I  84,  2. 

115)  Vgl.  W.  Gr.  I   53,  1. 


IQÖ         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 


Vokal  und  bezeichnet  lediglich  die  Aspirata  entsprechend  dem  Nb.  Dialekt,  der  nur  bei 
k  vor  betontem  Vokal  Aspiration  kennt  (G.  §  121,  2).i") 

2.  Bezeichnung  kurzer  Vokale 

durch    n  achf  oli^end  e   Dopp  elconson  anz  ^'^). 

,>;^'  43.  Während  die  Dehnungszeichen  bei  B.  über  eingetretene  Verlängerung 
im  allgemeinen  gut  unterrichten,  ist  die  Erhaltung  vokalischer  Kürze  schwer 
zu  bestimmen.  Denn  das  Fehlen  eines  Dehnungszeichen  beweist  nichts,  wie 
ich  durch  die  in  den  einzelnen  Paragraphen  eingestreuten  Belege  deutlich 
gemacht  habe;  nur  das  Auftreten  einer  Doppelconsonanz  ließe,  wenn  die  Ver- 
hältnisse hier  wie  in  der  heutigen  Schriftsprache  lägen,  die  Kürze  erkennen. 
Da  aber  B.  der  Neigung  der  damaligen  Schriftsprache  in  ausgedehntem  Maße 
folgt,  Consonanten  lediglich  ,propter  decorem  aut  versus  expletionem'^^^)  zu 
verdoppeln,  so  sind  diie  Ligaturen  ff,  pp,  tt,  ss  und  nn,  wenn  letztere  vor  Con- 
sonant  oder  am  Wortende  steht,  ohne  Bedeutung  für  die  Quantität  des 
vorausgehenden  Vokals. 

Z.  B.  lauffen  113,  38  schlaffen  79,  12  pappier  26L  13  waappen  257,  23  güetter  79 
8,  10  zuvorerbiettong  78,  18  inn  /nassen  11,  26,  34  Strassen  4,  3  freunndtlich  6,  23 
unnd  o.  -enn  7,  14,  15,  16  usw. 

ck  steht  in  absolutem  Gegensatz  zu  anlautendem  k,  so  daß  auch  diese 
Schreibung  keine  Beweiskraft  hat^^"). 

ich  kan  41,  9  —  danck  73,  1  danckenn  23,  9. 

Kurzen  Vokal  bezeugen  nur  die  Ligaturen  der  Liquiden  und  Nasale, 
und  zwar  die  von  n  nur  zwischen  Vokalen  (s.  o.).  Ziemlich  regelmäßig  ist 
die  Doppelconsonanz  zwischen  Vokalen,  weniger  regelmäßig  vor  folgendem 
Consonant  und  am  Wortende. 

rr:  versperwng  4,  3  dürr  8,  18  verharren  4,  11;  23,  27  irrig  271,  26  herrn 
Dat.  Sg.  11,  28. 

//:  überal  24,  1;  62,  23,  im  Wortinnern  meist  all:  z.  B.  allen  4,  29;  22,  17 
allerlay  10,  9;  24,  17,  billig  3,  32  geselle  24,  11  steHen  23,  35;  89,  3  u.  ö.  still  27,  38; 
128,  29,  aber  stal  181,  35,  vöellig  248,  22  ich  will  5,  20;  21,  28  wille  8,  4;  20,  36  un- 
willig 13,  3  bewilligen  267,  12. 

Nach  fall  neben  faal  (Bei.  §  31)  müßte  in  demselben  Wort  Länge  und 
Kürze  gegolten  haben,  so  daß  faal  der  Mundart,  fall  aber  der  Gemeinsprache 
zuzuweisen  wäre. 

//  in  befellhen  8,  9;  20,  34  u.  ö.  Part,  befollhen  10,  27;  78,  34  u.  ö. 
und  zallen  (Bei.  §  36)  weist  ebenfalls  auf  erhaltene  Kürze  hin. 

nn:  Belege  für  nn,  das  sich  nach  kurzem  Vokal  erhalten  hat**^"),  s.  §  8. 


116)  V.  Bahder  S.  5:  kh  oder  kch  sixii  k:  „ein  rechtes  Kennzeichen  des  Bair.-Österr."; 
vgl.   W.  Gr.   1  42;  Whd.  b.  Gr.   §  179. 

117)  W.  Gr.  I  144,  v.  Bahder  S.  90  ff. 

118)  Albertus  S.  24,  wo  er  über  nn  spricht  (vgl.  S.  40). 

119)  Albertus  S.  24.:  Ä  —  in  medio  et  fine  literam  f  sibi  adiunctam  habet.     Clajus 
S.  13:  k  nunquam  dictionem  terminat  sine  c. 

120)  Die  Doppelkonsonanz  ist  geblieben,   ihre  Bedeutung  hat  sich  geändert  (W.  Gr.   I 
144.  1). 


VON  CARL  KOCH.  lOl 


Besonders  ist  außerdem  auf  wennig  aufmerksam  zu  machen,  das,  aus 
mhd.  wenic  hervorgegangen,  in  Bayr.*^')  und  in  Nb.^")  speziell  Kürzung  des 
Stammvokals   erlitten    hat.     wennig  wird   daher   stets   mit   nn   geschrieben: 

z.   B.  7,  19;  4,  12,  20  (2  x);  129,  34. 

mm:  kommen  Inf.  gekommen  Part.  s.  §  G  bekhümmernus  7,  20,  nur  einmal  ver- 
nomen  sonst  genohmmen  (s.  §  38),  nymmermehr  4,  19,  30  aber  auch  ymerzii  239,  7, 
sammatt  21,  20;  89,  6  zusammen  10,  14;  20,  16. 

Vor  folgendem  Consonanten  steht  meist  einfaches  m:    z.   b.  fromb  aber 
frömmer,  ich  komb  neben  ich  komme,  du  kompst,  er  komptt  (Bei.  s.  §  8). 
M.  Bei  M.  ist  die  Consonantenverdoppelung,   auch   die  der  Nasale   und  Liquiden 
vollständig  ungeregelt  (vgl.  §  30). 


121)  Schmeller  b.   Wb.   li  921. 

122)  G  §  67. 


102         DIE  SPRACHE  DER  MAGD.  U.  DES  BALTH.  PAUMGARTNER  IN  IHREM  BRIEFWECHSEL. 


Rückblick. 

Vom  mhd.  Standpunkte  aus  betrachtet  hat  der  Vokalbestand  in  den  Briefen 
Magdalenas  folgende  wesentlichen  Veränderungen  durchgemacht: 

1.  Die  allgemeinen  nhd.  Lautwandlungen  und  die  nhd.  Orthographie. 

a)  Die  mhd.  langen  Vokale  i,  u,  tu  und  der  Diphthong  la  sind  in  et,  au, 
eil  übergegangen:  §§  18,  20—22. 

b)  Statt  iio  wird,  u,  statt  ou  wird  au  geschrieben.     Mhd.  /  wird  von  mhd. 
ei  nicht  geschieden:  §§  28,  26,  18,  24. 

c)  Die  Dehnung   ist   durch  Dehnungszeichen  selten   hervorgehoben,    die  er- 
haltene Kürze  eines  Vokals  durch  Consonantengemination  gar  nicht  angezeigt:  §  30  ff. 

2.  Die  speziell  mundartlichen  Lautverschiebungen  im  Gegensatz  zur 

nhd.  Schriftsprache. 

a)   Einwirkung   der   Nasale    auf  vorhergehenden  Vokal: 
a)  Mhd.  a  ist  in  offener  Silbe  und  in  mhd.  einsilbigen  Wörtern  vor  Nasal 

zu  0  geworden:  §  1. 
^)  Mhd.  ö  ist  vor  m  zu  u  verdunkelt  worden:  §  6, 
Y)      „     u  ist  vor  Nasalen  erhalten:  §  8. 

0)  „     e  ist  vor  Nasalen  und  im  Auslaut  (.?)  zu  ie  gewandelt:    §  14. 
£)      ,,     oe  ist  in  schoene  zu  ie  geworden:  §  17. 

1)  „      uo  ist  vor  Nasalen  zu  o  verschoben:  §  28. 

b)    Brechung   der   nicht   gedehnten  Vokale    vor    r-j-Consonant 

in   geschlossener   Silbe: 


a)  Mhd. 

e 

,i 

§3. 

ß)      . 

e        ie 
i 

§4. 

T)      " 

,e 

§5. 

5)      . 

U  :  0 

§8. 

£)      „ 

ü  :  ie,  ö,  e 

§  10. 

Q     ,, 

iie :  ö,  e 

§29. 

c) 

E 

ntrundung: 

a)  Mhd. 

oe  ) 

§  7. 

§  n. 

r)    » 

ü  :  i 

§  10. 

S)     » 

iie :  ie,  i 

§  29. 

£)      ,, 

iu  (Umlaut) 

) 

•  ei  §  2'- 

Q    „ 

iu  (Diphthong) 

/ 

•  ^'   §  22. 

fi)             M 

öu  :  ei 

§  27. 

VON  CARL  KOCH.  103 


Anm.  Mlul.  i :  eil  und  ri:  rii  beweisen  als  umgekehrte  Schreibungen  gleichfalls  die 
Entrundung,  weil  der  Laut  eu  seine  Rundung  verloren  hat,  und  deshalb  sein  Zeichen  für  ei 
eintreten  kann:  §§  18  und  24. 

d)  Vokalschwächun.t:.   in  vor-   und  nachtonigen  Silben: 
a)  Mhd.    ä:o  u.  e  :  §  2. 

ß)     „     -en-.a:  sonst  ist  e  weitgehend  abgefallen  und  ausgestoßen:  §  4. 
r)      „      a:^:  §  12. 

S)      „      i:e;  Suffix  -la  neben  -le  und  gemeinem  -lein:  §  19. 
e)      ,,      ei.e;  in  wolfler  Schwund:  §  25. 

e)    Einige   andere   wesentliche   Lauterscheinungen: 
a)  d:o,  weit  verbreitet:    §  11. 
P)  ö  :  a  in  hoch  und  los:  §  15. 
Y)  Widerstand  gegen  den  Umlaut  von  «:  §  9. 
o)  ich  schreib  Prät.:  §  24. 
e)  Dehnung  in  geschlossener  Silbe:  §§  1,  41   Anm. 

Anm.  Die  größte  Schwierigkeit  bietet  die  mannigfache  Verwendung  von  ie;  ie  ist  in 
acht  verschiedenen  Fällen  als  Lautzeichen  verwertet:  L  ie  Diphthong,  2.  ie  statt  üe,  3.  statt 
e  vor  Nas.  und  im  Auslaut,  4.  statt  ö  in  schoene.  5. — 8.  statt  e,  e,  i,  ü  vor  r.  Bei  einem  so 
mannigfachen  Gebrauche  von  ie  ist  es  unmöglich,  den  Lautcharakter  dieses  Zeichens  festzulegen, 
zumal  der  Nürnberger  Dialekt  für  diese  acht  /V- Schreibungen  heute  fünf  verschiedene  Laute  hat 
(G.  §  78,  80,  67,  69,  1.58.  2). 

Vom  mhd.  Standpunkte  aus  betrachtet  hat  der  Vokalbestand  in  den  Briefen 
Balthasars  folgende  wesentlichen  Veränderungen  durchgemacht: 

1.  Die  allgemeinen  nhd.  Lautwandlungen  und  die  nhd.  Orthographie 

a)  Die  mhd.  langen  Vokale  z,  //,  iu  und  der  Diphthong  iii  sind  in  ei, 
au,  äu  und  eu  übergegangen:  §§  18,  20—22. 

b)  Statt  uo  wird  uc,  seltener  u  geschrieben,  statt  ou  au;  mhd.  üe  ist 
erhalten.  Mhd.  ei  wird  nach  od.  Sitte  von  mhd.  f  gesondert: 
mhd.  i:  ei,  mhd.  ei:ai:  §§  28,  26,  29,  18,  24. 

c)  Die  Dehnungszeichen:  Vokalverdoppelung,  ie  statt  /,  h  vor  Consonant 
und  bei  Zerdehnung  zwischen  Vokalen  sind  weitgehend  verwandt.  Die 
Kürze  der  Vokale  wird  durch  folgende  Konsonanten  Verdoppelungen 
bezeichnet:  §§  30—48. 

2.  Die  nhd.  Lauterscheinungen  im  Gegensatz  zur  Mundart. 

a)  ö  statt  Umlaut  -e\  §  3. 

b)  mhd.  o  i  t  vor  m  erhalten:  §  6. 

c)  ,,  «ist  vor  Nasalen  zu  o  geworden,  auch  in  Wörtern,  in  denen 
die  heutige  Sprache  o  nicht  anerkennt  (md.  Einfluß):     §  8. 

d)  mhd.  ä  ist  vor  Nasalen  zu  o  geworden:  §  11. 

3.  Mundartliche  Einflijsse. 

a)  Vor  Nasalen  wird  uo  zu  o,  üe  zu  ö:  §  28. 

b)  ü  ist  in  ich  förchtte  zu  ö  gebrochen  worden:  §  10. 

c)  Entrundung,   meist  selten  und  wenig  Belege: 


194       DIE  SPRACHE   D.MAGD.   U.  DES   BALTH.  PAUMGARTNER   IN   IHREM  BRIEFW.     VON  CARL   KOCH. 

a)  Mhd.  ü:i  §  10. 

ß)      „      üe:i  §  29. 

Y)      „      iu  -.ei  §  21. 

S)      „      lu  (Diphthong):  ei  §  22. 
e)      ,,      äu  :  ei  §  27. 

Anm.      Dazu    gehören    die    umgekehrten   Schreibungen:    mhd.  i :  ü   §  5,    ie:  üe  §  23, 
mhd.  i:  eu  §  18. 

d)  Schwächung  und  Schwund  unbetonter  Vokale  ist  im  beschränkten 
Maße  bei  e  und  ai  eingetreten:  §§  4  und  24.  Sonst  hat  sich  voller 
Vokal  erhalten. 

e)  Beschränkter  Widerstand  gegen  den  Umlaut  von  w:  §  9. 

f)  Dehnung  in  geschlossener  Silbe:  §  42. 

g)  Suffix  -le  gegenüber  häufigerem  -lein,  -Un:  §  19. 


Inhaltsverzeichnis  zum  Jahrgang  1Q09 

der 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum. 


Seite 

Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses  (Fortsetzung).    Von  Dr.  Gustav  von  Bezold. 

(Mit  13  Tafeln) 5 

Die  Holzmöbel  des  Germanischen  Museums  (Fortsetzung).  Von  Dr.  Hans  Steg- 
mann.   (Mit  einer  Doppeltafel) 25 

Der  Augsburger  Formschneider  Hans  Schwarzenberger  und  seine  Modelbücher  aus  den 

Jahren  1534  und  1535.    Von  Dr.  Theodor  Hampe.     (Mit  14  Tafeln)  .  .       59 

Hans  Werner.     Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Plastik  der  deutschen   Spätrenaissance. 

Von  Dr.  Fritz  Traugott  Schulz.    (Mit  4  Tafeln) 87 

Das  Denkmal  für  den  Kosmographen  Martin  Behaim  in  Gestalt  eines  Chorleuchters  vom 

Jahre  1519.    Von  Dr.  Fritz  Witte-Cöln 145 

Hans  Bolsterers  Medaille  auf  Pankraz  Bidermann  (1552i.    Von  Dr.  Theodor  Hampe    l48 

Die  Sprache   der  Magdalena   und   des  Balthasar  Paumgartner  in   ihrem   Briefwechsel. 

Von  Dr.  Carl  Koch- Düsseldorf 151 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


Anzeiger 


DES 


GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS 


HERAUSGEGEBEN  VOM  DIREKTORIUM. 


JAHRGANG  1910. 


NÜRNBERG. 

VERLAQSEIGENTUM  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

1910. 


ä 


Nr. 


Januar  -IMarit. 


ANZEIGER 

DES 

IGHRMANISCHHN   NATIONALMUSEUMS. 

CHRONIK  DES  GERMANISCHEN   MUSEUMS. 

NEUANOEMELDETIi  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Privaten:  Berlin.  Richard  Hildebrand,  Kommerzienrat  20  A:  Lud.  .Müller  &  Co.  10. rt. 
Brackwede.  J.  C  Gräbner.  Direlctor  10  Jt;  Otto  Gräbner,  Inj^enieur  10./(.  BiK'apest.  Dr.  Ale.\ander 
Cseruelyi  ?,.!(.  Hrlan^cn.  Professor  Dr.  Ludwig;  Curtius  10  Ji.  Forchheim.  Dütsch,  Rechts- 
anwalt 1  JL:  Dr.  Fröhlich,  prakt.  Arzt  2  Ji;  Heintz,  Kc;l.  Bezirksamtsasse  sor  1  Ji;  Ibel, 
Kirl.  Gymnasiallehrer  l  M ;  Kübert,  Hauptlehrer  l  .ü  ;  Emil  Müller,  Kgl.  N  .tar  2  JL; 
Pfreimter.  Kgl.  Gymnasiallehrer  i  JL;  Dr.  Räbel,  Kc;l-  Gymnasiallehrer  l  Jt;  Dr.  Sammeth, 
p.akt.  Arzt  1  Jt;  Schneidav^ind,  Kgl  Progytnnasialrektor  1  M;  l^r.  Walter  Schuster.  Ktjl. 
Bezirksamt-assessor  2  JL;  Gebrüder  Sitzmann.  Baugeschäftsinhaber  2  Ji;  Dr  Tremel.  pr.ikt. 
Arzt  1  JL;  Werthmann,  Kgl.  Oberstleutnant  a.  D.  1  .iL;  Wies.  Kgl.  Bezirksgeometer  l  A 
Goslar.  Fahrig,  Malermeister  l  .K  50  i^j;  L.  H.  W.  Klingender,  Kunstmaler  1  A  50  ^. 
ürafenwöhr,  Karl  Reuter.  Regierungsbaumeister  3  .tL  Groß-Umstadt.  Donsry.  Regierungsbau- 
nieister  1  .K.;  Aug.  Ittmann  ^  Ji;  Oto  Sturmfels.  Rechtsanwalt  3  JL;  Tasche,  Professor  3  JL; 
\i  llh-irdt.  Professor  3  JL  Hanau.  August  Brüning.  Rent  :er  5  A;  Glaser  &  Stübing.  Bijou- 
teriefabrik 5  JL;  Jacob  Krug.  5  JL;  Freiherr  Laur  v.  Münchhofen.  Landrat  5  JL;  Leven. 
Akademie- Direkt  r  5  JL;  Georg  Müller.  Holzhändler  5  ^fL;  Otto  Müller.  Rechtsanwalt  3  JL; 
J.  Sachsenweger.  Kettentabrik  5  JL;  F.  Sauerwein.  Eisenhandlung  5  JL;  Schulte  -  Uffelage, 
Landgerichts- Präsident  3  JL;  A.  Sendler.  Apothekenbesitzer  3  JL;  Weinranck  &  Schmidt. 
Silberwarenfabrik  3  A  Höchsladt  a.  Aisch.  Hausmann.  Rentamtmann,  l  M.;  Landgraf,  Bezirks- 
amtsassessor 1  JL;  Pastor,  Amtsrichter  I  JL  Iserlohn.  August  Bommers.  Kaufmann  3  A. 
Loburg.  Fikenscher,  Pfarrer  in  Drewitz  3  JL  Uffenheim.  Brandner,  Bezirksamts- Sekretär 
2  JL;  Keiler,  Kgl.  Bezirksamtsassessor  l  A  Kirn.  Theodor  Simon  lO  JL  Lahr.  E.  Barck, 
Stadtpfarrer  I  JL;  W.  Bremer.  Schulvorstand  1  JL;  Franz  Ebert,  Bankdirektor  2  Jt:  F.  Gräff. 
Oberinspektor  2  A;  Schäfer.  Seminardirektor  l  Jt:  E.  Ulrich,  Bankdirektor  2  JL  Lauf.  Rudolf 
Brockmann.  Fabrikdirektor  3  A;  Goller,  Obersekretär  2  A:  Röder.  Rechtsanwalt  2  A  .Markirch. 
Kommerzienrat  Paul  Lacour.  Fabrikbesitzer  lOjL  .Mühlhausen  i.  Th.  C.  Clars,  Fabrikant  20  A 
München.  Dr.  Walter  Strich  W  JL  Nürnberg.  J.  Bayeri.  Kgl.  Rentamtssekretär  4  Jt;  Georg 
Wilh.  Gonnermann,  Privatier,  10  A:  Albert  Heergeist.  Gleitknopffabrikant  3  A:  Theodor 
Heydenreich,  Kgl.  Oberst  z.  D.  S  JL;  Dr.  Kahr  3  JL;  Dr.  Kimmel.  Generaloberarzt  5A.:  Maria 
Luft  3  JL;  Christian  Ruck,  Diplomarchitekt  5  JL;  Friedrich  Winkler  3  A;  Dr.  Edwin  Zeltner  5  .K: 
Ziegler.  Forstamtsassessor  3  JL;  Dr.  M.  Zwerger,  Oberstudienrat  iO  JL  Rothenburg  o.T. 
A.  Hosse.  Kunstmaler  3  M  Siegen.  Heinrich  Goebel,  Fabrikbesitzer  10  JL  Sondershausen. 
R.  Becherer,  Rentner  (bisher  3  JL)  6  JL  Wilmersdorf  b./Berlin.  Georg  Schmitt,  Kunst-  und 
Dekorationsmaler  lOO  J(.     Witten  a.  Ruhr.    C.  Schlüter,   Zivilingenieur  10  JL 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-  UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Unter  den  Erwerbungen  des  ersten  Quartals  des  Jahres  1910  nimmt  die  Figur  eines  thron 
den  Gottvaters,  reliefartige  Holzschnitzerei  der  Zeit  um  1500,  die  erste  Stelle  ein.     Das  Bildwe 


4     — 


das  leider  nur  das  Bruchstück  einer  größeren  Gruppendarstellung  ist,  kommt  aus  Württemberg 
und  ist,  wie  seine  Beziehungen  zu  einigen  Arbeiten  im  Museum  zu  Rottweil  beweisen,  zweifellos 
schwäbischen  Ursprungs.  Aus  der  Zahl  der  übrigen  unten  aufgeführten  Sammlungsstücke  können 
nur  der  schöne  silbergetriebene  Buchdeckel  mit  figürlichen  Darstellungen  und  reichem  ornamen- 


Abb.  1.    Silbergetriebener  Buchdeckel  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrh, 

talen  Schmuck,  der  ein  Kemptener  Gesangbuch  vom  Jahre  1755  umhüllt  und  wohl  annähernd 
gleichzeitig  oder  wenig  später  —  vermutlich  in  Augsburg  —  gefertigt  sein  dürfte  (Abb.  l). 
und  der  aus  Aachen  stammende  Eichenholzschrank,  der  sich  aus  drei  übereinander  angeord- 
nete Truhen  zusammensetzt  (Abb.  2),   besonders  hervorgehoben  werden. 

Geschenke. 

München,  J  o  h.  Veit  Kuli:  Bronzeplakette  auf  Job.  Veit  Kuli,  1906.  —  Nürnberg. 
Julius  Gießer:  Bronzemedaille  auf  das  heilige  Haus  zu  Loretto,  18.  Jahrh.,  italienisch. 
Karl  Kneffel:  Ofenkachel  mit  der  Darstellung  von  Wilh.  Kaulbachs  Gemälde:  Der  Engel 
zu  Gott,  2.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  Ingenieur  R.  Schenke:  Messingener  Schöpflöffel,  2  mes- 
singene Schaumlöffel,  messingene  Reit:,  18. — 19-  Jahrh.,  vermutlich  elsässisch.  Juwelier  Tobias 
Todtschinder:  Silbervergoldeter  geätzter  Dreifuß,  Untersatz  für  ein  Räucherkerzchen, 
2.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Ungenannt:  Einseitige  Bronzeplakette  auf  den  Reichskanzler  Fürst 
Bülow.  —  Nußdorf  b.  Wien.  K.  Adolf  Freiherr  Bachofen  von  Echt:  Bronzene 
Neujahrsplakette  des  Freiherrn  K.  Adolf  Bachofen  von  Echt,  191O;  Silberplakette  auf  den  80.  Ge- 
burtstag des  Freiherrn  K.  Adolf  Bachofen  von  Echt,  1910,  von  Hujer.  —  Pappenheim.  Legat  des 
Dr.  med.  BertholdEisenstaedt:  Ältere  chirurgische  Instrumente  und  eine  Holzmaske.  — 
Rothenburg  o./T.  Kunstanstaltsbesitzer  R.  A  1  b  r  e  c  h  t:  Gipsabguß  einer  Tafel  aus  Solnhofener 
Stein  mit  Angabe  der  Tageslängen  für  die  Rothenburger  große  Uhr.  1575. 


Ankäufe. 

Plastik,  Originale.  Thronender  Gottvater,  reliefartige   Holzschnitzerei,  schwäbisch,  Ende 
des  15.  Jahrhunderts. 

Medaillen.   Silbermedaille  auf  die  Wahl  Karls  VII.,  1742,  von  P.  P.  Werner. 


—    5    — 


Abb.  2.     Niederrheinischer  Truhenschrank  aus  Eichenholz,  um  1790. 


—     6    — 

Hausgeräte.  Niederrhemiscliei  Tnihensclirank,  Eiclienholz,  um  1790;  Hampelmann  aus 
Holz,  18.  Jahrhundert;  Gliederpuppe  aus  Hu\i.  Anfang  des  19.  Jahrhunderts;  Teil  eines  Tafel- 
aufsatzes, Fuldaer  Tayence  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts;  Flasche  von  \\eißglasierter 
Fayence  mit  dem  Wappen  d«r  Thurn  und  Taxis. 

Bucheinbände.  Silbergetriebener  Buchdeckel  mit  figürlichen  Darstellungen.  Mitte  des 
IS.   Jahrhunderts. 

Trachten.  Muff  von  rotem  Seidenrips  mit  Gold-  und  Silberstickerei,  18.  Jahrhundert;  ein 
Paar  Kinderschuhe,   18.   Jahrlnmdert. 

D  e  p  n  s  i  t  a. 

Teekanne  in  cane-colour  mit  antikisierenden  Reliefdarstellungen.  Turnerfabrikat  in  Wedg- 
woodmanier,  um   iSOO.      Haarsteckkamm  aus   Hörn.   Anfang  des   10.   Jahrh. 

Kunstsammlungen  d  e  r  S  t  a  d  t  Nur  n  b  e  r  g:  Wandspiegel  mit  Konsole. 
6  Wandleuchter  und  2  Felder  einer  Wandvertäfelung,  vergoldete  Rokokoschnitzereien  mit 
Spiegelglasverzierung,  aus  dem  Hause  Sulzbacher  Straße  Nr.  32  in  Nürnberg;  Original- Bleiprobe 
des  fehlerhaften  Nürnberger  Talers  von  1525,  mit  der  Jahreszahl  1625  (Imhof  II.  S.  9  Nr.  7); 
Silbermedaille  auf  die  Bayerische  Landesausstellung  in  Nürnberg,  1896;  Goldmedaille  auf  das 
Weihnachtskonzert  in  der  Lorenzkirche  in  Nürnberg,  1909;  Silbermedaille  ;iuf  das  neue  Jahr- 
hundert und  die  Kalenderänderung,  1700,  von  M.  Brunner  und  G.  F.  Nürnberger;  zinnerne 
Schraubenmedaille  auf  die  Hungersnot  1816  und  die  gute  Ernte  1817,  von  Stettner,  mit  illumi- 
nierten Einlagen;  zinnerne  Schraubenmedaille  auf  das  3.  Reformationsjubiläum,  von  Stettner, 
mit  illuminierten  Einlagen. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 

Nürnberg.  Privatier  E  d  m.  S  t  e  n  g  ?  r:  Gnldwaye  mit  Gewichtssatz  in  einer  Hr.lzschachtel. 
IS.   Jahrhundert. 

Ankauf  e. 
AAanuskript  über  das  Essiggewerbe  in  Nürnberg,   1 723  beginnend. 


KUPFERSTICHKABINETT. 

Unter  den  Holzschnitten,  die  wir  bei  einem  Gelegenheitskauf  erwarben,  befindet  sich  auch 
ein  Exemplar  des  Titelblattes  zum  ,,G  h  r  o  n  i  c  0  n  A  b  b  a  t  i  s  U  r  s  p  e  r  g  e  n  (s  i  s)  A  N  i  n  o 
Rege  A  s  s  y  r  i  o  r  u  m  AI  a  g  n  o :  U  s  q  u  e  Ad  F  r  i  d  e  r  i  c  u  m  11.  R  o  m  a  n  0  r  u  m  1  m  p  e- 
rato  rem".  Es  zeigt  inmitlen  einer  aus  Füllhörnern,  Masken  und  Putten  frei  und  reich  kom- 
ponierten Umrahmung  den  Tilel  des  Werkes  und  darunter  den  mit  Schwert  und  Schild  bewaffneten 
König  Ninus  im  Gespräch  mit  dem  in  hermelingeschmückter  Gewandung  prangenden  Kaiser 
Friedrich  II.,  zu  dessen  Füßen  ein  Wappenschild  mit  dem  Doppeladler  liegt.  Das  Buch  wurde, 
nach  einer  Notiz  auf  der  Rückseile  des  Titelblattes  und  einer  anderen  auf  dem  letzten  Blatte,  von 
Johann  Miller  1515  gedruckt,  und  damit  ist  denn  auch  der  Holzschnitt,  der  vielleicht  eigens 
für  das  Chronicon  gezeichnet  wurde,  zeitlich  festgelegt.  Als  den  Schöpfer  der  Zeichnung  möchten 
wir  Hans  Burgkmair  in  Anspruch  nehmen.  Zum  mindesten  haben  wir  ihren  Urheber  in  der  Nähe 
dieses  Künstlers  zu  si;chen.  Es  ist  nicht  schwer,  in  dem  Holzschnittwerk  des  Augsburger  Malers, 
der  ja  auf  dem  Gebiet  der  Buchaustattung  und  Buchillustration  vielfach  tätig  gewesen  ist.  Ver- 
wandtes zu  finden.  Da  fällt  uns  z.  B.  der  Holzschnitt  ein,  der  die  Aufschrift  ,,Die  drei  guten 
Haiden"  (B.  68)  trägt.  Ganz  wie' auf  unserem  Blatte  sehen  w  ir  da  stattliche  bärtige  Männergestalten 
vereint,  die  in  reich  mit  allerlei  ornamentalem  Zierwerk  geschmückter,  fast  prunkvoller  Rüstung 
oder  Kleidung  stecken.  Aber  auch  an  Gemälde  des  Meisters  werden  wir  erinnert:  Die  Augsburger 
Tafeln  mit  dem  Kaiser  Heinrich  und  dem  heiligen  Georg  und  das  Bild  des  Germanischen  Museums 
mit  dem  Kaiser  Konstantin  und  dem  heiligen  Sebastian  kommen  uns  in  den  Sinn.     Außer  dem 


rein  Gegenständlichen  und  seiner  Anordnung  weisen  namentlich  einige  stilistische  und  zeich- 
nerische Besonderheiten  auf  Burgkmair  hin.  Einmal  die  Art.  wie  Rüstung  und  Kleidung  der 
beiden  Könige  reich,  derb-prunkvoll  und  mit  unverkennbarer  echt  renaissancemäßiger  Freude 
an  üppiger  Pracht  ausgestaltet  sind.  Dann  der  Umstand,  daß  neben  der  Lust  am  rein  Ornamen- 
talen die  Natur,  wie  so  manchmal  bei  Burgkmair,  ein  wenig  zu  kurz  kommt.  Eine  gewisse  ma- 
nieristische  Naturbehandlung  macht  sich  deutlich  geltend.  Man  sehe  nur  die  kunstvoll  gedrehten. 
symetrisch  geteilten  Barte  und  das  gerollte  Haupthaar  der  beiden  Könige  sich  an  und  vergleiche 
damit  die  so  ähnliche  Haar-  und  Bartbehandlung  auf  dem  Holzschnitt  mit  den  drei  guten  Heiden. 
Die  ..Frisuren"  jener  Herren  sind  hier  wie  dort  geradezu  zu  Ornamenten  geworden!  Weiter  er- 
kennen wir  in  der  flüchtigen  manieristischen  Zeichnung  der  Hände,  deren  Finger  so  unnatürlich 
spitz  zulaufen  und  denen  wir  kein  recht  sicheres  festes  Zugreifen  zutrauen  können,  den  Augsburger 
Künstler  wieder.  Auf  anderen  graphischen  Schöpfungen  von  iiim  läßt  sich  gerade  diese  Eigen- 
heit wiederholt  feststellen.  Und  schließlich  sei  noch  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  die  Linien- 
führung und  vor  allem  die  Modellierung  mit  geschmeidigen,  eng  beieinander  liegenden  verhältnis- 
mäßig vielen  Parallelstrichen  ganz  seiner  zeichnersichen  Technik  entspricht.  Das  Blatt  ist 
schon  mehrfach  reproduziert,  so  z.  B.  in  dem  Werke  von  Butsch,  Die  Bücherornamentik  der 
Renaissance.  Seltsamerweise  schreibt  es  der  Herausgeber  Daniel  Hopfer  zu.  Wir  sind  nach 
einer  Durchsicht  des  Werkes  von  Hopfer  zu  der  Überzeugung  gelangt,  daß  hier  von  einer  Ur- 
heberschaft dieses  Künstlers  nicht  im  geringsten  die  Rede  sein  kann. 

Wir  bleiben  auf  dem  Gebiete  der  Buchillustration,  wenn  wir  uns  nun  der  neuerworbenen 
Radierung  Jost  Ammans  zuwenden,  die  einen  Truppenzug  mit  Geschütz  (Andresen  56) 
darstellt.  Sie  gehört  zu  der  Folge  der  von  ihm  geschaffenen  radierten  ,, Vorstellungen"  zu  Frons- 
pergers Kriegsbuch  (Andresen  44—68),  das  1573  in  drei  Teilen  erschien.  Der  Künstler,  der  sonst 
manches  Mittelmäßige  gearbeitet  hat,  bewies  hier,  daß  man  eine  durchaus  der  sachlichen  Belehrung 
dienende  Darstellung  sehr  wohl  zu  einer  echt  künstlerischen  Schöpfung  erheben  kann.  Welch" 
ein  bewegliches,  frisch  strömendes  Leben  in  diesen  Marschkolonnen  und  Geschütz-  und  Troß- 
zügen, die  da  in  streng  geordneten,  mächtigen,  waffenstarrenden  Abteilungen  längs  einer  Hügel- 
kette mit  zerstörten  oder  in  frisch  gelegtem  Brande  aufflammenden  Burgen  vorüberziehen.  Nichts 
von  schematischen  Wiederholungen  oder  kleinlicher  Detaillierung,  Gefahren,  die  ja  gerade  hier, 
bei  der  Schilderung  großer  regelmäßig  verteilter  Menschenmengen,  so  nahe  lagen!  Und  welcli" 
ein  Reichtum  an  feinen  Einzelzügen!  Jedes  der  vielen  Pferde  z.  B.,  die  den  Kanonen  und  Wagen 
vorgespannt  sind,  hat  eine  eigene  Stellung  und  Bewegung,  keines  gleicht  dem  anderen,  und  jedes 
ist  voll  von  Kraft  und  Lebensenergie.  Hierzu  kommt  noch,  das  daß  Ganze  bewunderungswürdig 
leicht  und  frei,  gleichsam  spielend  mit  der  Nadel  hingeworfen  ist.  Nicht  jede  der  Ammanschen 
Radierungen  zu  dem  Fronspergerschen  Werke  freilich  nimmt  einen  gleich  hnlien  künstlerischen 
Rang  ein. 

^\\\  J  (I  n  a  s  U  m  b  a  c  h  (1624—1700),  von  dem  wir  zwei  Radierungen  kauften,  gelangen 
wir  dann  in  die  Zeit,  wo  der  Einfluß  der  niederländischen  Radierer  in  Deutschland  wirksam  wird. 
So  fällt  einem  der  Name  Ruisdaels  vor  den  Blättern  Umbachs  sofort  ein.  Indessen  bezieht  sich 
der  Einfluß  des  großen  Holländers  mehr  auf  die  technische  Behandlung,  als  auf  Inhalt  und  Natur- 
auffassung der  graphischen  Schöpfungen  dieses  Künstlers.  Daß  er  zum  sklavischen  Nachahmer 
wurde,  davor  bewahrte  ihn  schon  sein  starkes  tiefes  Naturgefühl.  Wie  gut  ist  auf  dem  Blatte: 
„Die  Vogelsteller  mit  Leimruten"  (Nagler  137)  die  gespannte  Aufmerksamkeit  und  mühsam  ein 
gehaltene  Ruiie  der  beiden  kauernden  Jäger  und  das  lustige  Geflatter  der  Vögel  und  auf  der  Ra- 
dierung: ,,Der  Hirt  mit  der  Schalmei  neben  den  beiden  Stieren"  (Nagler  149)  die  Haltung  des 
behaglich  hingestreckten  Hirten  der  Wirklichkeit  abgesehen. 

Neben  einer  so  schnell  zufassenden  pikanten  Darstellungsweise  fällt  die  bedächtige,  ge- 
wissenhafte, zuweilen  ein  wenig  nüchterne  Art  eines  W  en  z  e  1  H  o  1  1  a  r  doppelt  auf.  Da  wir 
von  jeher  ein  besonderes  Augenmerk  auf  diesen  Künstler  richten,  haben  wir  auch  diesmal  danach 
gestrebt,  das.  was  von  Arbeiten  seiner  Hand  in  unserem  Besitze  ist.  möglichst  zu  vervollständigen. 
Wir  erwarben  einige  der  hübschen  Blättchen  aus  der  Folge  der  ..runden  Frauentrachten  •  (Parthe> 
19O8 — 1944).  Sie  zeigen  kreisrunde  Brustbilder  und  geben  die  Hauben-  und  Kragenmoden  der 
Zeit  bei  porträtmäßiger    Auffassung    der    Köpfe  mit  liebevoller  Genauigkeit  wieder.     Die  feine 


—    8    — 

Unterscheidung  der  Farben  der  verschiedenen  Stoffe,  die  HoUar  so  meisterhaft  durchzuführen 
pflegt,  gibt  auch  diesen  schHchten  Modebildchen  ein  höchst  charakteristisches  künstlerisches  Ge- 
präge  (Siehe  Abb.  3). 

Recht  bezeichnend  für  seine  Zeit  ist  der  1641  in  Nürnberg  geborene  Michael  Fennitzer. 
Es  gibt  eine  ziemliche  Anzahl  von  Stichen  und  Schabkunstblättern  von  ihm,  in  denen  er,  oft 
unter  Anlehnung  an  frühere  Vorlagen,  z.  B.  Gemälde,  hervorragende  oder  doch  angesehene  Nürn- 
berger Persönlichkeiten  dargestellt  hat.  Panzers  Nürnberger  Porträtkatalog  führt  eine  lange  Reihe 
davon  auf.  Der  Künstler  hat  fast  nur  sehr  Mittelmäßiges,  oft  recht  Dillettantisches  zuwege  ge- 
bracht. Eine  der  seltenen  Ausnahmen  bildet  das  Bildnis  des  ,,  Johann  Jacob  Münchner,  des  größern 
Raths  vnd  Handelsmann  in  Nürnberg".  Das  1674  vollendete  Schabkunstblatt  —  unser  Exemplar 
ist  eines  ohne  die  Jahreszahl  —  zeigt  den  mit  Allongeperücke  und  reicher  Kleidung  ausstaffierten, 
energisch  dreinblickenden   Herren  als   Hüftfigur  im  Oval.     Darunter  lesen  wir  ein  Gedicht,  das 


Abb.  3.    Wenzel  Hollar:  Trachfenbild.     P.  1916.  Radierung. 


ihn,  nach  der  Sitte  der  Zeit,  in  umständlichen  Worten  verherrlicht,  und  die  Widmung:  ,, Seinem 
Geehrten  und  sehr  werten  H.  Gefattern  zu  sonderbahren  Ehren,  verfertigt,  dedicirt  und  über- 
reichts.  Michael  Fennitzer."  Auch  hier  zwar  offenbart  sich,  daß  der  Künstler  nur  mangelhaft 
zeichnen  konnte  und  auch  hier  sehen  wir,  wie  gequält  und  plump  seine  ganze  Technik  ist.  Allein 
auf  der  anderen  Seite  überrascht  es  doch,  zu  gewahren,  wie  sicher  der  Charakter  Münchners  erfaßt 
ist.  Man  kann  da  nicht  von  bloßer  Porträttreue,  sondern  man  muß  von  einer  wirklichen  Seelen- 
schilderung reden.  Erwähnt  sei  noch,  daß  das  Porträt  in  mehreren  Fassungen,  so  u.  a.  ohne 
Dedikation,  und  außerdem  noch  in  Viereckformat  bei  leerem  Hintergrunde  —  auf  unserer 
Variante  sind  im   Hintergrund  zwei  Mönche  und  ein  Gebäude  angebracht  —  vorkommt. 

Interessanter  wie  er  ist  der  einer  heiterer  gestimmten  Zeit  angehörende  JohannEsaias 
N  i  1  s  o  n  (1721—88).     Auch  kulturgeschichtlich  ist  er  von  nicht  geri'^-ger  Wichtigkeit.     Wir  haben 


__    9     _ 

es  hier  zwar  nicht  mit  einer  bedeutenden  KünstlerpersönUchiveit  zu  tun.  Auch  ist  von  vorniierein 
zuzugeben,  daü  er,  was  namenthcii  im  landschaftlichen  Teil  seiner  Darstellungen  hervortritt, 
stark  im  Manierismus  befangen  blieb.  Das  aber  ist  ein  Kardinalmangel  seiner  Epoche  überhaupt. 
Und  wie  er  deren  Fehler  deutlich  repräsentiert,  so  repräsentiert  er  doch  auch  ihre  Vorzüge, 
repräsentiert  sie  in  geradezu  typischer  Weise.  Die  Frische  des  Wurfes,  die  namentlich  in  seinen 
eleganten  allegorischen  Kompositionen  wie  z.  B.  den  ,,4  Elementen"  oder  den  Allegorien  auf  Malerei, 
Musik,  Gartenkunst  und  Maskenscherz  sich  offenbart,  die  Grazie,  Beweglichkeit  und  Eleganz 
seiner  zärtlichen  Herren  und  Damen  und  die  arkadische  Heiterkeit,  die  über  solchen  aus  zierlich 
geschwungenen  Ornamenten  und  schlanken  menschlichen  Figuren  mühelos  erwachsenen  Spielen 
seiner  regen  Phantasie  leuchtet,  —  wer  wollte  alles  das  nicht  als  Schönheit,  als  Schönheit  des 
Rokokozeitalters  froh  anerkennen  .'!  Daß  der  Künstler  bei  den  Franzosen,  den  Boucher,  Watteau 
und  Fragonard  eifrig  in  die  Schule  gegangen  ist,  wird  man  ihm  nicht  verübeln  dürfen,  denn  ganz 
Deutschland  stand  damals  unter  der  Diktatur  des  französischen  Geschmackes.  So  kam  es  denn 
auch,  daß  er  zu  Gottscheds  Schaubühne,  einem  von  1741  ab  erscheinenden  Sammelwerk,  das 
die  besten  dramatischen  Leistungen  der  damals  lebenden  deutschen  Dichter  enthielt  und  den  aus- 
gesprochenen Zweck  hatte,  eine  Reform  des  Theaters  auf  nationaler  Grundlage  in  die  Wege  zu  leiten, 
Blätter  schuf,  die  nichts  weniger  als  spezifisch  ..deutsch"  anmuten.  Das  hindert  indessen  nicht, 
diese  Folge,  von  der  wir  die  den  II I.  und  V.  Teil  der  Schaubühne  einleitenden  Stiche  erwarben, 
als  eine  vorzügliche  künstlerische  Leistung  gebührend  zu  würdigen.  —  Der  Raum  verbietet  es, 
auf  die  übrigen  Nilsonschen  Schöpfungen,  die  wir  außer  den  hier  genannten  unseren  Sammlungen 
noch  einverleibten,  einzugehen.  Wir  begnügen  uns  damit.  Ausschnitte  aus  zweien  seiner  Stiche 
wiederzugeben.     (Siehe  Abb.  4  und  5.) 

Geschenke. 

Berlin.  Frl.  Elisabeth  Lemke:  1-  Drei  Seidenbänder  mit  Gedichten  auf  die  Ver- 
mählung des  Salz- Inspektors,  königl.  Lieutenants  und  Ritters  des  eisernen  Kreuzes  C  Holderegger 
mit  der  Demoiselle  Henriette  Fettin  am  16.  Okt.  1S17  zu  Elbing.  2.  Gedicht  zur  gleichen  Hoch- 
zeitsfeier, auf  Seide  gedruckt  und  in  einem  mit  Goldpressung  auf  Seide  ornamentierten  Umschlag.  — 
Verein  für  Originalradierung:  Heft  XXIV  (1909)  seiner  Jahrespublikationen,  ent- 
haltend folgende  Originalradierungen:  1.  W.  D  0  m  s:  „Sandwig  auf  Bornholm".  2.  G.  E  i  1  e  r  s: 
..Sommermorgen  am  Schliersee".  3-  E.  Eltze:  ,.Alte  Männer".  4.  P  h.  Franck:  „Bei  der 
Toilette".  1905-  5-  G.  Fritz:  ..Altes  Städtchen".  6.  F.  Wachenhusen:  „Fischerhäuser 
am  Bodden."  —  Walter  von  Zur  Westen:  Neujahrswunsch  für  1910.  Nach  Zeichnung 
von  M.  Ade.  —  Braunschweig.  Prof.  Dr.  Rehkuh.  Schuldirektor:  Exlibris  desselben  in  zwei 
Größen,  gezeichnet  von  Franz  Stassen  I909.  —  Büdingen,  Hermann  H  o  f  f  m  a  n  n,  cand. 
med.:  E.xlibris  Ernst  und  Hermann  Hoffmann,  entworfen  und  gezeichnet  von  J.  W.  Berrer-Stutt- 
gart.  —  Erlangen.  Hermann  Junge:  Die  9  Exlibris  des  Geschenkgebers,  davon  eines  in 
zweifacher  Ausfertigung,  ein  Exlibris  Johannes  Junge.  —  Graz.  Dr.  Franz  Freiherr 
V  o  n  M  e  n  s  i:  Neun  Lotterielose  und  Anteilscheine  aus  den  Jahren  19OO.  I906,  1907  und  1908.  — 
Oroßlichterfelde- Berlin.  Fritz  G  e  r  s  b  a  c  h.  Schriftleiter  der  Zeitschrift  ..Der  Polizeihund": 
E.xlibris  desselben  in  zwei  Exemplaren,  gezeichnet  Oktober  1909  von  dem  Maler  Scheurich.  — 
Höchst  a.  jMain.  A.  Berrsche:  Exlibris  desselben,  gezeichnet  von  L.  M.  Rheude.  —  Inns- 
bruck. Eckart  v  o  n  S  c  h  u  m  a  c  h  e  r:  Lebenslauf  des  Innsbrucker  Bürgermeisters  Casimir 
Carl  Schumacher  (1766— 1824).  Einblattdruck  mit  farbiger  Umrahmung,  1909  nach  dem  Original 
in  der  Ferdinandeums-Bibliothek  hergestellt.  —  Montevideo  (Uruguay).  Fermin  Carlos 
de  Yeregui  deMelis:  Exlibris  desselben,  auf  Holz  gezeichnet  und  geschnitten  von  Stelluti 
Cesi  in  Rom,  in  2  Exemplaren.  —  Moulin.  Mus^eDeparte  mental  de  l'Allier: 
Das  Triptychon  vom  Meister  von  Moulins  in  der  Kathedrale  zu  Moulins,  in  geöffnetem  Zustand 
(Photographie)  und  geschlossen  (Autotypie).  —  München.  Fr.  Ad.  Ackermanns  Kunst- 
verlag: 197  Postkarten  mit  Reproduktionen  von  Gemälden.  Handzeichnungen,  Kupferstichen 
und  Holzschnitten  Albrecht  Dürers  aus  dem  Verlag  des  Geschenkgebers.  —  Fr.  Bruckmann: 
Bögen,  bezw.  Tafeln  aus  dem  Lembergerschen  Miniaturenwerk  mit  Reproduktionen  von  Minia- 
turen aus  dem  Germanischen  Museum.  —  Nürnberg.  August  Baumann,  Mechaniker: 
Nr.  202  der  Leipziger  Zeitu  z  vom  22.  Oktober  1813  (Neudruck)  mit  Bericht  über  den  Verlauf  der 


—     10     — 

berühmten  Leipziger  Schlacht.  —  Hans  Saal:  „Kiirtze  doch  eygentliche  Verzeichnuß  /  Auff 
was  Tag  vund  Stunden  die  Ordinari  Posten  in  dieser  Kays.  Reichs  -  Wall  -  vnd  Handel  Statt 
Franckfurt  am  Mayn  abgefertiget  werden  vnd  wie  solche  wider  allhie  ankommen."  Gedruckt  zu 
Frankfurt  bei  Johann  Hofern  im  Jahre  I623.  Reproduktion.  —  Architekt  Johann  Söhn- 
lein: 4  Blatt  Ansichten  der  Burg  Neideck  bei  Streitberg.  Lichtpausen  nach  Zeichnungen  von 
J.  C.  Kehr-Nürnberg.  1909.  —  Paris.  Mr.  A  n  d  r  d  B  a  r  r  i  e  r:  Die  beiden  Exlibris  desselben.  — 
Reuthau  b.  Waltersdorf.  E  b  e  r  ii  a  r  d  von  Kessel:  Exlibris  desselben,  Kupferstich  von 
Paul  Voigt,  Berlin,  1909.  —  Wartburg.  Oberburghauptmann  von  Cr  an  ach:  15  Ansichts- 
karten von  der  Wartburg:  1.  Der  Vorhof.  im  Schnee  und  im  Winter  (Autochrom)  2  Bl.  2.  Die 
Räume  des  Palas.  6  Bl.  Farbig.  3.  Wohnräume.  6  Bl.  Farbig.  4.  St.  Elisabeth  und  2  Heilige. 
Tafelbild  von  Barthel  Bruyn.     Um  1540.     Autochrom. 

Ankäufe. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  UnbekannterMeister  des  15.  Jahrhunde  rts: 
Zwei  schmale  Hochblättchen  mit  einem  Ritter,  der  eine  Hellebarde  trägt,  und  einer  modisch  ge- 
wandeten   Jungfrau   unter  wehenden   Schriftbändern.      Neue  Abdrücke.  —  Georg   Keller: 
Kleines  Blättchen.    In  der  Mitte  in  einem  Oval  Maria  mit  dem  Kinde  thronend,  zu  ihren  Seiten 
die  Heiligen  Dominikus  und  Katharina  sen.     Den  Thron  umgeben  anbetende  Gläubige.     Das  Oval 
wird  von  einem  Rosenkranz  eingefaßt,  mit  15  Medaillons,  in  denen  Darstellungen  aus  dem  Leben 
der  Maria  und  Christi  sich  befinden.    Unten:  ,, Unser  Lieben   Frauen  Rosenkrantz  Bruederschafft 
bey  den   Predigern   zur   Steyer".  —  Jost  Amman:     Truppenzug  mit   Geschütz.     Andr.    56. 
Aus  der  Folge  der  radierten  Vorstellungen  in  Fronspergers  Kriegsrechten  und  Kriegsbuch.   Andr.  44 
bis  68.  —  Michael    F  e  n  n  i  t  z  e  r:   Bildnis  des  Johann  Jacob  Münchner,  des  größern   Raths 
und   Handelsmannes  in  Nürnberg.     Halbfigur  im  Oval  wenig  nach  rechts.     Ohne  die  Jahreszahl^ 
I674  bei  der  Dedikation.    Schabkunstblatt.    Panzer  S.  164.  —  J  o  n  a  s  U  m  b  a  c  h:    1.  Die  Vogel- 
steller mit  Leimruten.    Kleine  Radierung.    Nagier  Nr.  137.    2.  Der  Hirt  mit  der  Schalmei  neben  den 
beiden  Stieren.    Nagier  Nr.  149.     Radierung,  aufgezogen.  —  Wenzel  H  o  1 1  a  r:    1.  Die  Dame 
mit  der  Schleife  im  Haar  und  geschlitzten  Ärmeln.    Parthey  1916.   Aus  der  Folge  der  runden  Frauen- 
trachten (Abb.  3).    2.  Die  Frau  mit  dem  ungekämmten  Haar.    Parthey  191 8.     Aus  der  Folge  der 
runden  Frauentrachten.  3.  Die  Frau  mit  Kantenmütze  und  mehreren  Brustschleifen.  Parthey  1930. 
Aus  der    Folge  der  runden    Frauentrachten.     4.   Die  Dame  mit   Regenkappe  und   Pelzüberwurf. 
Parthey  1933-     Aus  der    Folge  der  runden    Frauentrachten.  —  Georg   Kilian:    Vier  Quer- 
folioblätter in   Schabkunst  mit  Viehstücken  in   Landschaften  nach  J.    Roos.     Nagier,    Künstler- 
lexikon Vll,  Nr.  5.  —  Johann  E  saias  Nilson:  1.  Die  4  Elemente.   Folge  von  4  Blättern  mit  bild- 
lichen Darstellungen.    Nagier,  Künstlerlexikon  X,  Nr.  iS.  (Abb.  4).  2.  4  Blatt  Darstellungen,  deren 
Inhalt  durch  folgende  Beischriften  gekennzeichnet  wird:  ,,Die  Wirkung  der  Mahlerei",  ,,Die  Music 
bei  Hoff",  ,,Das  edle  Gartenwerck"  und  ,,Die  Lust  sich  zu  verkleiden"  (Abb.  5).   4.  Gärtner  und 
Gärtnerin.     Darstellung  mit  ornamentalem   Beiwerk.     5.   ,,Die   durch   Sprödigkeit  überwundene 
Spröde"  und  ,,Die  auf  den  Thron  erhobene  Schäferin".    2  Blatt  Illustrationen  zum  3.  und  5-  Teil 
von  Gottscheds  deutscher  Schaubühne.     6.  Koch  und  Kellnerin.    Bildliche  Darstellungen  in  orna- 
mentalen  Umrahmungen.     7.  „La  Dormeuse    attrayante".     Blatt    2  aus  einer    Folge.     8.  ,,Les 
Amüsements  Champgtrds".     Blatt  2  aus  einer   Folge.     9-  ,,Das   Kartenspielen".     Darstellung  in 
ornamentaler   Umrahmung.     10.   Die  vier  Lebensalter.    Allegorische   Darstellung  im   Geschmack 
der  Zeit.  —  Adrian  Schleich:    Die   Fresko- Gemälde  im   Kaiserdom  zu  Speyer  nach  Ent- 
würfen von  Schraudolph.    12  Blatt.  —  FriedrichWeber:i.  Dorothea.    Nach  W.  von  Kaul- 
bach.    Verlag  von   Friedr.  Bruckmann  in  München.     2.   Helena.    W.  von   Kaulbach  del.     Verlag 
von   Friedr.  Bruckmann  in  München.  —  C  Preisel:    Dora.    W.  v.   Kaulbach  del.     Verlag  von 
Friedr.  Bruckmann  in  München.  — Gesellschaft  für  vervielfältigende    Kunst, 
Wien:     1.    Jahresmappe    1909.    enthaltend:     a)  L  u  i  g  i    Kasimir:    Stefanskirche   in    Wien, 
Farbige   Originalradierung,     b)'  H  e  i  n  r  i  c  h   Otto:     „Schafe  im    Pferch".     Originalradierung. 
Liningen,   Juli    1908.     c)  Joseph    Penn  eil:    ,, Brücke  von   Alcantara".     Originalradierung, 
d)  W  a  1  t  e  r  Z  e  i  s  i  n  g:    ,, Steinernes  Kreuz  (Bretagne)".    Originalradiernug.    1907.    2.    Frank 
Brangwyn:     ,,St.    Nikolauskirche    in     Dixmuyden".       Grof3e     Originalradierung.       Jahres- 
prämie 1909. 


—    11    — 

Holzschnitte.  Unbekannter  Meister  v  n  m  B  e  c;  i  n  n  des  16.  .1  a  h  r  h  u  n- 
d  e  r  t  s:  Maria  und  Anna  mit  dem  Jesusknaben  auf  einer  Bank  sitzend.  Aus  der  Formula  vivendi 
sacerdotum  cannnicoruni.  gedruckt  in  Köln  bei  Martinus  de  Werdena.  1509.  Kleines  Blättchen.  — 
Hans  B  .1  1  d  u  n  ir  Grien:  1.  Ein  unter  einem  Baume  sitzendes  Paar.  B.  50.  Najrler, 
,\\on(ii;r.  Ili.  S.  358.3/2.  In  den  Werken  des  Gailer  von  Kaisersperii  1516  und  1518  und 
auch  später  vorkon:mend.  2.  Der  die  Messe  celebrierende  Priester.  B.  52.  Na^ler.  Monoirr.  III. 
S.  358.  3/4.  In  den  Werken  des  Gailer  von  Kaisersper^  15I(>  und  151S  und  auch  später  vorkom- 
mend. 3.  Ein  junger  Mann  und  ein  Mädchen  vor  ihren  Eltern  knieend.  B.  53.  Nagler,  Monogr.  111. 
S-  358,  3/5-  In  Jen  Werken  des  Gailer  von  Kaisersperg  1516  und  1518  und  später  vorkommend.  — 
(Hans  Burgkmair):  Ninus  und  Friedrich  II.  in  ganzen  Figuren  innerhalb  einer  reich  be- 
handelten Ornamentbordüre.     Titelliolzschnitt  zum  Ciironikon  Abbatis  Urspergensis  (1515)- 

Schrift  und  Druck.  Titelblatt  zu  einem  1577  gedruckten  Büciilein  über  etliche  merckliche 
(jnaden.  die  sicii  im  Gotteshaus  unsei'  lieben  Frauen  zu  Tunttenhausen  zugetragen.  Mit  einem 
die  Gottesmutter  darstellenden   Holzschnitt. 

Historische  Blätter.  Bildnis  der  Carola  Patina  Gabrielis  in  kalligraphischer  Umrahmung  mit 
lateinischem  Gedicht  von  Joh.  Georg  Volckamer.  Kupferstich  von  Susanna  AAaria  Sandrart. 
1682.  Anschließend  ein  gedrucktes  Blatt  mit  Gedichten  von  Sigmnud  von  Birken,  Joh.  Gabriel 
Majer  lieh.,  und  Joii.  Leonh.  Stöberlein  auf  dieselbe.  —  „Die  Lage  des  Königsreichs  Fehlen  im 
Jahr  1773"-  Pt>litische  Satire.  J.  E.  Nilson  fec  et  e.xcud.  A.  V.  —  „Ehre  und  Glorie  der  bey 
Bischofsheim  ob  der  Rhön  wunderthätigen  Heiligen  Kreuzes,  vermehrt  von  einer  in  das  zweyte 
Jahrhundert  jährlich  dahin  wallenden  Würzburgischen  Bruderschaft  durch  ein  geistliche  Ver- 
bündnis".      Einblattdruck  mit   Darstellung  des    Kreuzes  in    Kupferstich.     1803. 

Porträts.  Alexander.  Markgraf  von  Brandenburg-Ansbach.  Halbfigur  in  ovalem  Rahmen 
auf  Ornamentsockel  mit  Wappen  und  allegorischem  Beiwerk.  J.  E.  Nilson  inv.,  sculps.  et  excud. 
A.  V.  —  Friedrich  Heinrich  Ludwig,  Prinz  von  Preußen,  Bruder  Friedrich  des  Großen.  J.  E. 
Nilson  inv.  sculps.  et  exe.  A.  V.  Hüftbild  in  ovaler  Umrahmung  auf  ornamentiertem  Sockel  mit 
allegorischem  Beiwerk.  Druguiin  f,793-  —  Georg  III..  König  von  Groß-Britannien  und  Irland. 
Hüftbild  in  ovaler  Umrahnuing  mit  Wappen  und  allegorischem  Beiwerk.  Morland  Efig.  pin.x. 
J.  E.  Nilson  fec.  et  excud.  Aug.  Vind.  Drugulin  7358.  —  Joseph,  Bischof  von  Augsburg.  Halb- 
figur in  ovaler  Umrahmung  über  einem  Sockel  mit  Wappen  und  4  allegorischen  Figuren.  J.  E. 
Nilson  inv.  sculps.  et  excud.  Aug.  V.  Drugulin  10244.—  Jodocus  Christophorus  Kreß  von  Kressen- 
stein. Kraftshof  und  Rezelsdorff.  Brustbild  mit  großem  Radkragen  in  ovaler  Umrahmung  auf 
Inschriftsockel  mit  Wappen.  Daniel  Savoye  pinx.  E.  Hainzelmann  sc.  I693.  Panzer  S.  136.  — 
Christof  von  Ploben,  Patritius  Noribergensis.  aet.  70.  Ao.  Uiig.  Brustbild  nach  links  in  achteckiger 
Umrahmung  auf  Inschriftsockel.  J.  F.  Leonart  f.  1672.  Ohne  Wappen.  Panzer  S.  187-  —  Hed- 
wig Sophia  Frau  von  Stubenberg,  geborene  Gräfin  von  Herberstein.  Halbfigur  in  ovalem  Blumen- 
kranz mit  flatternden  Schriftbändern  und  Wappen.  J.  F.  Leonart  fecit.  Ao.  1668.  Drugulin  20491. 
—  Antonius  Tetzel,  Reipubl.  Norib.  Senator  et  Duunivir.  Nat.  Ao.  14  59-  Denat.  1538.  Brust- 
bild nach  rechts  in  achteckiger  Umraliniung.     J.   F.  Leonart  fec  I672.     Panzer  S.  240. 

ARCHIV. 

(I.   Januar  bis  31-   März   1910.) 

Geschenke. 
Bartenstein  (Württemberg).     Heinrich  Jäger,  Distriktsarzt:    Lackabdrücke  der   Fa- 
milienpetschafte der   Familie  Jäger,  für  die  Siegelsammlung. 

Ankäufe. 
Lehenbrief  Georg  Erasmi  Wursters  von  Kreuzberg  zu  Nürnberg  über  die  niedere  Vogthey- 
lichkeit  auf  den  Grieshöfer  häuslichen  und  walzenden  Lehen.  1759-  Jan.  17.  Orig.  Perg.  — 
Nürnberger  Arbeitszeugnis  für  den  Hafnergesellen  Paulus  Oertel  aus  Nürnberg.  1789.  März  6. 
Orig.  Pap.  —  Lehrbrief  für  den  Kunst-  und  Lustgärtner  Simon  Achtmann  aus  Pommersfelden. 
1792.  Juli  20.  Orig.  Perg.  —  Arbeitszeugnis  für  den  Kunstgärtner  Simon  Achtmann  zu  Marquards- 
burg.  1793-  A'.ärz  14.  Orig.  Perg.  -  Empfehlungsbrief  des  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  Bayern 
für  den  Kunstgärtner  Simon  Achtmann.    179S.    A\ai  27.    Orig.  Perg. 


—     12     — 
BIBLIOTHEK. 

Geschenke. 

Bamberg.  K  o  li  1  h  a  ,t;-  e  n  ,  H.  v.:  Derselbe,  Ahnentafel  der  Christine  Oelhafen  von  Schöl- 
lenbach.  S.-A.  O.  J.  4.  —  Basel,  V  e  r  1  a  ^^  der  B  a  s  1  e  r  Buch-  und  Antiquariats- 
handlung: Geßler,  Ed.  A.,  Die  Trutzwaffen  der  Karolingerzeit  vom  8.  bis  zum  ll.  Jalirh. 
1908.  8.  —  Berlin.  Direktion  des  Märkischen  Museums:  Führer  durch  das 
Märkische  Museum.  1909.  8.  —  Verwaltungsbericht  des  Märkischen  Provinzialmuseums.  zu 
Berlin.  1909.  8.  —  G  e  n  e  r  a  1  v  e  r  w  a  1  t  u  n  g  d  e  r  K  ö  n  i  g  1  i  c  h  e  n  M  u  s  e  e  n :  Jahrbuch 
der  Königlich  preuf3ischen  Kunstsammlungen.  31.  Band.  1.  Heft.  1910.  2.  —  J.  G  u  1 1  e  n  t  a  g, 
Verlag:  Knapp,  H.,  Freili.  Gl.  von  Schwerin  und  die  Zenten  des  Hochstifts  Würzburg.  (Zur  Ab- 
wehr.) 1909.  8.  —  Aus  dem  Nachlaß  des  fKommerzienrates  Kahlbaum 
(Nachtrag):  Bahrfeldt,  Emil,  Das  Münzwesen  der  Mark  Brandenburg.  Von  der  ältesten  Zeit  bis 
zum  Anfange  der  Regierung  der  Hohenzollern.  I889.  4.  —  Ders.,  Das  Münzwesen  der  Mark 
Brandenburg  von  1415—1640.  1895-  4.  —  Gustav  Adolph,  König  von  Schweden.  Münzen  und 
Medaillen.  Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ludw.  Schnitze  in  Hamburg,  1896.  8.  —  Die  deutschen 
Münzen  der  sächsischen  und 'fränkischen  Kaiserzeit.  Herausgeg.  von  Dannenberg,  Hermann. 
1876.  4.  —  Brandenburgisch-Preußische  Münzen-  und  Medaillensammlung  der  Herren  August 
von  der  Heyden  in  Berlin.  1896.  8.  —  Schwalbach,  C.,  Die  neuesten  deutschen  Taler.  Doppel- 
thaler und  Doppelgulden.  1895-  4.  —  Thesaurus  Numismatum  Modernorum  Huius  Seculi. 
18.  Jahrh.  2.  —  Verzeichnis  von  Münzen  und  Medaillen  mit  beigefügten  Verkaufspreisen,  ent- 
haltend Antike,  Mittelalter  und  Neuzeit.  189O/91.  8.  —  K.  K  r  i  e  g  s  m  i  n  i  s  t  e  r  i  u  m,  Me - 
d  i  z  i  n  a  1  a  b  t  e  i  1  u  n  g:  Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete  des  Militär-Sanitätswesens. 
42.  Heft:  Haberling,  Die  altrömischen  Militärärzte.  1910.  8.  —  K  g  1.  Ministerium  der 
öffentlichen  Arbeiten:  Bericht  über  die  Ergebnisse  des  Betriebes  der  vereinigten 
preußischen  und  hessischen  Staatseisenbahnen  im  Rechnungsjahr  1908 ....  1909.  2.  —  Re- 
daktion des  Handbuchs  über  den  K  g  1.  p  r  e  u  ß.  Hof  und  Staat:  H  and- 
buch  über  den  Kgl.  preuß.  Hof  und  Staat  für  das  Jahr  1910.  1909.  8.  —  Staatssekretär 
des  Innern:  Der  Obergermanisch- Raetische  Limes  des  Römerreiches.  Lieferung  32.  1909.  2.  — . 
Dr.  A.  S  ü  d  e  k  u  m,  Mitglied  des  Reichstages:  Osmann,  Hans  A.,  Die  Mannesmann- Rechte  und 
das  Weißbuch  im  Lichte  der  deutschen  Presse.  1910.  8;  Marokko-Minen-Syndikat.  Beantwortung 
der  amtlichen  ,, Denkschrift  und  Aktenstücke  über  deutsche  Bergwerksinteressen  in  Marokko 
(Nr.  189)"  1910.  2.  —  V  e  r  b  a  n  d  der  deutschen  Juden:  Stenographischer  Bericht 
über  die  dritte  Hauptversammlung  des  Verbandes.  I909.  8.  —  Ernst  W  a  s  m  u  t  h,  Verlag 
A.-G. :  Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst.  Herausgeg.  von  Georg  Dehio  und  Gustav 
von  Bezold.  7-  Lief.  1909-  2.  —  Weidmann.  Verlag:  Deutsche  Texte  des  Mittelalters. 
XV.  Band:  Die  Lilie,  eine  mittelfränkische  Dichtung  in  Reimprosa.  Herausgeg.  v.  Wüst,  Paul. 
XVII.  Band:  Kleinere  mittelhochdeutsche  Erzählungen,  Fabeln  und  Lehrgedichte.  Herausgeg. 
V.  Rosenhagen,  Gustav.  XVI II.  Band:  Gundackers  von  Judenburg  Christi  Hort.  1909.  8.  — 
Braunschweig.  S.  K  g  1.  Höh.  d.  Herzog  von  C  u  m  b  e  r  1  a  n  d  ,  Herzog  z  u 
Braunschweig  und  Lüneburg:  Fiala.  E..  Münzen  und  Medaillen  der  Weifischen 
Lande.  Das  neue  Haus  Braunschweig  zu  Wolfenbüttel  11.  (Bevern).  2.  —  Cassel.  M  a  g  i  s  t  r  a  t: 
Bericht  über  die  Verwaltung  und  den  Stand  der  Gemeindeangelegenheiten  der  Residenzstadt 
Cassel  im  Etatsjahr  1908.  1910.  2.  —  Dessau.  Herzog  1.  Hofbibliothek:  Kleinschmidt. 
A.,  Katalog  der  Herzogl.  Hofbibliothek  zu  Dessau.:  Geschichte  des  Mittelalters  und  der  Neuzeit. 
19IÜ.  8.  —  Dortmund.  Fr.  W  i  1  h.  R  u  h  f  u  s,  Verlagsbuchhandlung:  Meininghaus,  A.,  Frei- 
stuhl und  Femlinde  zu  Dortmund.  1909.  8.  —  Scheffel,  J.  V.  v.,  Lied  von  der  Teutoburger 
Schlacht.  Eine  Studie  von  E.  Linse.  1909.  8.  —  Dresden.  Dr.  H.  D  e  m  i  a  n  i  ,  Geh.  Regierungs- 
rat: Derselbe,  Sächsisches  Edelzinn.  S.-A.  Nachtrag.  1904.  8.  —  E.  P  i  e  r  s  o  n  s  Verlag:  Walter 
von  der  Vogelweide.  Herausgeg.  von  Konst.  Heisterbergk,  1910.  8.  —  Elberfeld.  A.  Martini 
und  Grüttefien,  Buchdruckerei  und  Verlagshandlung,  G.  m.  b.  H.:  Bernstein,  P.,  Der 
Materialismus  im  Kampfe  und  im  Bunde  mit  der  Religion.  1901.  8.  —  Bethany,  M.,  Cäsarius  von 
Heisterbach.  S.-A.  I896.  8.  —  Dresbach,  Ewald,  Chronik  und  Urkundenbuch  der  Kirchenge- 
meinde  Halver.    1898.    8.  —  Schell,  Otto,   Geschichte  des  Elberf eider   Rathauses.     1900.    8.  — 


—     13    — 

Derselbe.  Geschichte  von  Elberfeld.  1900.  S.  —  SchönneslKifer,  Bernhard,  Geschichte  des  Ber- 
gischen Landes.  1908.  8.  —  Erlangen.  LJr.  phil.  H  e  i  ii  r  i  c  li  B  e  c  iv  h,  Kgl.  Gymnasialprofessor: 
Dersellie.  Veit  Joachim  von  Jaxheim  auf  AdUtz.  Programm  des  Kgl.  huni.  Gymnasiums  zu  Er- 
langen für  das  Sciiuljaiir  19Ü8/09.  1909-  8.  —  B  1  a  e  s  i  n  g,  T  h.,  Univers. -Buchhandlung: 
Nagle,  Fr.,  Einführung  in  die  Kunstgeschichte.  1899-  8.  —  Fr.  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur 
bayerischen  Kirchengeschichte.  Herausgeg.  v.  Th.  Kolde:  XVI.  Band,  2.  Heft.  —  Eßlingeii  a./N. 
?■•  a  u  1  N  e  f  f  (M  a  X  S  c  h  r  e  i  b  e  r),  Verlag:  Die  Kunst-  und  Altertumsdenkmale  im  Königreich 
Württemberg.  Ergänzungs- Atlas.  Lief.  25/26  (59-/60.  Lief,  des  Gesamtwerkes).  1909-  2.  — 
Führer  zur  Kunst.  Herausgeg.  von  Popp,  Hermann.  18.  Band:  Peltzer,  Alfred,  Über  die  Porträt- 
malerei. 1910.  8.  —  Frankfurt  a./M.  Heinrich  Keller,  Buchhandlung:  Lütgendorff- 
Leinburg,  Familiengeschiciite,  Stammbaum  und  Ahnenprobe.  I910.  8.  —  Frauenfeld.  Huber 
&  Co.,  Verlag:  Schweizerisches  Idiotikon.  Wörterbuch  der  schweizerdeutschen  Sprache.  66.  Heft. 
1909.  2.  —  Freiburg  i./Br.  J.  Bielefeld,  Verlag:  Wingenroth,  Max  und  Groeber,  Die  Grab- 
kapelle Otto'slll.  von  Hachberg,  Bischofs  von  Konstanz  und  die  Malerei  während  des  Konstanzer 
Konzils.  O.  J.  5.  —  H  e  r  d  e  r  s  c  h  e  V  e  r  1  a  g  s  h  a  n  d  1  u  n  g:  Beißel,  Stephan.  Geschichte  der 
Evangelienbücher  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters.  1906.  8.  —  Braun,  Joseph  S.  J.,  Die  Kir- 
chenbauten der  deutschen  Jesuiten  II.  Teil.  1910.  8.  —  Erläuterungen  und  Ergänzungen  zu 
Janssens  Geschichte  des  deutschen  Volkes.  Herausgeg.  von  Ludw.  v.  Pastor,  VII.  Band.  1.— 4.  Heft: 
Sciimidlin,  J..  Die  kirchlichen  Zustände  in  Deutsciiland  vor  dem  30  jährigen  Kriege.  I.  Teil:  Öster- 
reich. II.  Teil:  Bayern.  19O8/IO.  8.  —  Kneller,  Karl  Alois,  Geschichte  der  Kreuzwegandacht 
von  den  Anfängen  bis  zur  völligen  Ausbildung.  1908.  8.  —  Krose,  H.  A.,  Der  Selbstmord  im 
19-  Jahrhundert.  1906.  8.  —  Derselbe,  Die  Ursachen  der  Selbstmordhäufigkeit.  1906.  8.  — 
Künstle,  K.,  Die  Kunst  des  Klosters  Reichenau  im  IX.  und  X.  Jahrhundert  und  der  neuentdeckte 
Karolingische  Gemäldezyklus  zu  Goldbach  bei  Überlingen.  1906.  2.  —  Laib  und  Schwarz,  Biblia 
pauperum.  2.  Auflage.  O.  J.  8.  —  Pfülf,  Otto,  Cardinal  von  Geißel.  I.  u.  IL  Band.  1895/96.  8.  — 
Reichmann.  M.,  Der  Zweck  heiligt  die  Mittel.  1903.  8.  —  Studien  und  Darstellungen  aus  dem  Ge- 
biete der  Geschichte.  Herausgeg.  von  Hermann  Grauert.  IV.  Band,  2.  und  3-  Heft:  Schmidlin, 
J.,  Die  geschichtsphilosophische  und  kirchenpolitische  Weltanschauung  Ottos  von  Freising.  V.  Band 
1.  Heft:  König  E.,  Kardinal  Giordano  Orsini.  2.  und  3-  Heft:  Steinberger,  L.,  Die  Jesuiten  und 
die  Friedensfrage  in  der  Zeit  vom  Prager  Frieden  bis  zum  Nürnberger  Friedensexekutionshaupt- 
prozeß  1635— 1650.  VI.  Band,  1.  Heft:  Creutzberg,  H.  A..  Karl  von  Miltitz  1490—1529-  VII.  Band, 
1.  und  2-  Heft:  Meyer,  Hermann,  Lupoid  von  Bebenberg.  19O6/O9.  8.  —  Gotha.  Dr.  B.  Pick, 
Professor:  Derselbe,  Eine  Erinnerung  an  den  zweiten  Kreuzzug.  S--A-  1910.  4-  —  Qöttingen. 
Dr.  A.  Wolkenhauer,  Kgl.  Univers. -Professor:  Derselbe,  Die  Koblenzer  Fragmente  zweier 
handschriftlicher  Karten  von  Deutschland  aus  dem  15-  Jahrhundert.  S--A.  1910.  8.  —  Gütersloh. 
C.  B  e  r  t  e  1  s  m  a  n  n.  Verlag:  Bestmann,  Joh.,  Über  Friedhofskunst,  sonst  und  jetzt-  1909-  8.  — 
A.  Freybe,  Das  alte  deutsche  Leichenmal-  1909-  8.  —  Derselbe,  Das  deutsche  Haus  und  seine 
Sitte.  1910.  8-  —  Henke,  O-  und  Lehmann.  Beruh..  Die  neueren  Forschungen  über  die  Varus- 
schlacht. 1910.  8.  —  Hamburg.  Agentur  des  Rauhen  Hauses:  Averdieck.  Elise, 
Lebenserinnerungen.  1908.  8.  —  Professor  Dr-  Otto  L  a  u  f  f  e  r.  Direktor  des  Museums  für 
Hamburgische  Geschichte:  Derselbe.  Museum  für  Hamburgische  Geschichte-  Bericht  für  das 
Jahr  1908.  1909.  8.  —  A-litteilungen  aus  dem  Museum  für  Hamburgische  Geschichte  No.  1. 
1909.  4-  —  Hannoverund  Leipzig.  H  a  h  n  s  c  h  e  Buchhandlung:  Monumenta  Germaniae  historica 
ChnmikenVl2.  Leges  IV-  Constitutiones  Vi.  Diplomata  IV.  —  Hvalstad.  H  u  1  d  a  G  a  r  b  o  r  g: 
Dieselbe,  Norsk  Klaedebunad.  1905.  8.  —  Ingolstadt.  Dr.  H  e  i  n  r  i  c  h  O  s  t  e  r  m  a  i  r:  Der- 
selbe, Die  Ostermair.  1 1.  Teil.  O.  J.  8-  —  Jena.  H  e  r  ni-  C  o  s  t  e  n  o  b  1  e  .  Verlag:  Redslob,  E., 
Deutsche  Plastik  Nr.  I:  Das  Kirchenportal.  1809.  4.  —  Eugen  Diederichs.  Verlag: 
Benz,  Richard,  Alte  deutsche  Legenden.  1910.  8.  —  Blütenkranz  des  heil.  Franziskus  von  Assisi. 
Übersetzt  von  Taube,  Otto  von.  1908-  8.  —  Bruno,  Giordano.  Kabbala.  Kyllenischer  Esel,  Reden, 
Inquisitionsakten.  1909.  8-  —  Coster,  Charles  de,  Tyll  Ulenspiegel  und  Lamm  Gaedzak.  Deutsch 
von  Oppeln-Bronikowski.  1909.  8.  —  Fränkel,  Jonas,  Marginalien  zu  Goethes  Briefen  von  Char- 
lotte von  Stein.  1909.  8.  —  General- Register  zu  ,,  Deutsches  Leben  der  Vergangenheit  in  Bildern 
und  Monographien  zur  deutschen  Kulturgeschichte".  1909-  8.  —  Holzamer,  Wilhelm,  Die  Sieges- 
allee.    Kunstbriefe  an  den  deutschen  Michel.    1902.    8.  —  Die  Kunst  in  Bildern.    I.  Band:    Die 


—     14      - 

altdeutsche  Malerei.  V.  Band:  Die  Frührenaissance.  1909.  8.  —  Maeterlinck.  Maurice.  Pelleas 
und  Melisande.  1903.  S.  —  Paulsen,  Friedrich.  Aus  meinem  Leben.  1909.  8.  —  Piatons  Gast- 
mahl ins  Deutsche  übertragen  von  Rudolf  Kassner,  1910.  8.  —  Piatons  Phaidon  ins  Deutsche 
übertragen  von  Rudolf  Kassner.  1906.  8.  —  Piatons  Phaidros  ins  Deutsche  übertragen  von 
Rudolf  Kassner.  1904.  8.  —  Plotin,  Enneaden.  In  Auswahl  übersetzt  und  eingeleitet  von  Kiefer, 
Otto.  Band  I  und  II.  1905.  8.  —  Schmitt.  Eugen  Heinrich.  Die  Gnosis.  Band  I  und  II.  1903 
und  1907.  8.  —  Veldheer,  J.  G.  und  Tuijn,  W.  J..  Alte  Hollaendische  Städte  und  Dörfer  an  der 
Zuidersee.  Mit  deutschem  Text  von  Oskar  Kirchner.  1902.  4.  —  Waldschmidt,  Wolfram,  Alt- 
heidelberg und  sein  Schloß.  1909.  8.  —  Wille,  Bruno,  Die  Abendburg.  O.  J.  8.  —  Derselbe, 
Der  heilige  Hain.  O.  J.  8.  —  Zachariä,  Wilhelm,  Der  Renommist.  1909.  8.  —  Gustav 
Fischer,  Verlag:  Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften.  IV.  Band.  1909.  8.  —  Karls- 
ruhe. A  r  c  h  i  v  k  o  m  m  i  s  s  i  0  n  der  Haupt-  und  Residenzstadt  Karlsruhe: 
Chronik  der  Haupt-  und  Residenzstadt  Karlsruhe  für  das  Jahr  19O8.  XXiV.  Jahrgang.  1909.  8.  — 
Badische  historische  Kommission:  Oberbadisches  Geschlechterbuch  III.  Band, 
3-  Lieferung.  1909.  2.  —  Großh.  Ministerium  der  Justiz,  des  Kultus  und 
Unterrichts:  Die  Kunstdenkmäler  des  Großherzogtunis  Baden.  VIII.  Band.  1.  Abteilung: 
Amtsbezirk  Sinsheim,  Eppingen  und  Wiesloch.  1909.  8.  —  Köln.  J.  P.  B  a  c  h  e  m  .  Verlag: 
Alt  Köln.  Jahrgänge  1906  bis  1910.  (Unvollständig).  4.  —  Bücherwelt.  Jahrgänge  1903  bis  1Q10. 
(Unvollständig.)  4.  —  Cardauns,  Hermann.  Fünfzig  Jahre  Kölnische  Volkszeitung.  Ein  Rück- 
blick zum  goldenen  Jubiläum  der  Zeitung  am  1.  April  1910.  4.  —  Herbert,  M.,  Die  Wenderoths. 
Roman.  O.  J.  8.  —  Leitschuh,  Franz  Friedr..  Kleine  Beiträge  zur  Geschichte  der  Kunstent- 
wicklung und  des  Kunstlebens  im  Elsaß.  1909.  8.  —  Krummau.  A.  M  n  r  a  t  h  .  Fürstl.  Schwar- 
zenbergscher  Archivdirektor:  Schmidt,  Val,  Die  kulturelle  Bedeutung  der  Stadt  Krummau.  1909.  8. 
—  Kyritz.  Ferd.  Karl  Liersch,  Kreisbaumeister  der  Ost- Prignitz:  Derselbe,  Beiträge  zur 
Geschichte  der  Cottbuser  Schützen  bis  zum  Jahre  1700.  S.-A.  1909.  8.  —  Leipzig.  K  a  r  1  B  a  e- 
decker,  Verlag:  Deutschland.  2.  Aufl.  1909.  8.  —  Rheinlande.  31.  Aufl.  1909.  8.  —  Süd- 
deutschland. 30.  Aufl.  1909.  8.  —  Joh.  Ambrosius  Barth,  Verlag:  Beiträge  zur  sächsi- 
schen Kirchengeschichte.  23.  Heft.  1910.  8.  —  Wissen  und  Können.  Herausgeg.  von  B.  Weinstein 
10.  Band.:  Wolff,  Theo,  Vom  Ochsenwagen  zum  Automobil.  16.  Band:  Günther,  R.,  Geschichte 
der  Handfeuerwaffen.  1909-  8.  —  F  r.  W  i  1  h.  G  r  u  n  0  w,  Verlag:  Wippermann,  K.,  Deutscher 
Geschichtskalender  für  1909.  I.  Teil.  1909.  8.  —  Rudolf  Haupt:  Flugschriften  aus  den 
ersten  Jahren  der  Reformation.  IV.  Band.  1.  Heft:  Karsthaus  (1521).  1910.  8.  —  Rat  der 
Stadt:  Verwaltungsbericht  des  Rates  der  Stadt  Leipzig  für  das  Jahr  1908.  1909.  8.  —  B.  G. 
T  e  u  b  n  e  r:  Beiträge  zur  Kulturgeschichte  des  Mittelalters  und  der  Renaissance.  Herausgeg. 
von  W.  Goetz,  Heft  3:  Funk,  Phil.,  Jakob  von  Vitry.  1909.  8.  Heft  4:  Stockmayer,  Gertrud. 
Über  Naturgefühl  in  Deutschland  im  10.  und  11.  Jahrhundert.  1910.  8.  —  Ludwigsburg.  J. 
Aigner,  Kgl.  Hofbuchhandlung:  Belschner  Die  Stadt  Ludwigsburg.  1909-  4.  —  Magdeburg. 
E.  B  a  e  n  s  c  h  j  u  n.:  Hanftmann,  B.,  Führer  durch  den  Magdeburger  Dom.  1909.  8.  —  Mainz. 
Großh.  Bürgermeisterei:  Städtische  Sammlungen.  S.-A.  19O8.  2.  —  Meißen.  Jos. 
Schäffler,  Architekt:  Aktenstücke  zur  Geschichte  des  Meißner  Domes.  1904.  2.  —  Schäfer, 
Karl,  Denkschrift  über  die  Wiederherstellung  des  Meißner  Domes.  1902.  2.  —  München.  A  r- 
n  o  1  d,  Kgl.  Oberstlandesgerichtsrat  a.  D.:  Der  Stat  Nurmberg  verneute  Reformation.  1564.  2.  — 
Braun  und  Schneider,  Verlag:  Kernstock,  O.,  Aus  dem  Zwingergärtlein.  O.  J.  8.  — 
Derselbe,  Turmschwalben.  0.  J.  8.  —  Derselbe,  Unter  der  Linde.  O.  J.  8.  —  Moritz  von 
Schwind- Album.  O.  J.  2.  —  G  e  0  r  g  D.  W.  C  a  1 1  w  e  y  ,  Verlag:  Berger,  Ernst.  Beiträge  zur 
Entwicklungsgeschichte  der  Maltechnik.  5.  Folge.  1909.  8.  —  Hahn,  Philipp  Marie,  Stephan 
Rottaler,  ein  Bildhauer  der  Frührenaissance  in  Altbayern.  1908.  4.  —  Müller- Bernburg,  Das 
Isartal.  Künstlerische  Steinzeichnungen.  1909.  2.  —  Walhalla.  Bücherei  für  vaterländische 
Geschichte,  Kunst  und  Kulturgeschichte.  Buch  1—5.  1905/09.  8.  —  G.  Hirth,  Kunstverlag: 
Hirths  Formenschatz.  Jahrg.  1909-  4.  —  Georg  Hoerner,  stud.  hist. :  Frey,  Franz,  Die 
Grundwassertiee  von  München  mit  Rücksicht  auf  die  verwandten  ober-  und  unterirdischen  Arten. 
1869.  8.  —  Gre  e,  Gottfried  de.  Gründlicher  Unterricht  von  einem  vollständigen  und  richtigen 
Kauffmännischen  Buchhalten  dabey  auch  der  Unterschied  von  allerhand  Arten  Buchhalten  .... 
1765.    4.  —  Kißling,  Adolf,   R.  v.,  Beiträge  zu  einer  Geschichte  der  Sanitätsverhältnisse  Ober- 


—     15     — 

Österreichs.  0.  J.  8.  —  Kolb.  Max.  Persönliche  Erinnerunireii  zur  Jubelfeier  der  Bayerischen 
Gartenbauiresellschaft.  1909-  S.  —  Schum.  Wilh..  Erfurt  während  des  Streites  des  Kaiser  Hein- 
rich V.  und  Lothar  III.  mit  Kirche  und  Fürstentum.  O.  J.  8.  —  J.  J.  S  e  n  t  n  e  r,  Verlag:  Ki)e- 
niger,  Alb.  Mich.,  Quellen  zur  Geschichte  der  Sendgerichte  in  Deutschland.  1910.  8.  —  Nord- 
hausen. Prof.  Dr.  F  e  1  i  .X  H  a  e  s  e:  Ders.,  Nordhausen  und  Umget(end  im  Jahre  1848.  1909.  8.  — 
Nürnberg.  Bauer  und  Raspe.  Verla.ir:  Siebmachers  t^roßes  und  allgemeines  Wappen- 
buch. Lief.  532—537.  19O8/09.  4.  —  Dr.  Chr.  Beck.  Kgl.  Reallehrer,  Die  neueren  Sprachen 
in  den  Alarksrrafenländern  Ansbach  und  Bayreuth.  S.A.  O.  J.  8.  —  Ferdinand  E  i  s  i  n  g  e  r. 
Prokurist:  Derselbe,  Maria  Sibylla  Merian,  Kupferstecherin  und  Blumenmalerin  1647—1717. 
1910.  8.  —  Kurze  Beschreibung  des  von  dem  Rotgießer  und  Verleger  Joh.  Siegm.  Ries  im  Kleinen 
gefertigten  sogenannten  schönen  Brunnens  .  .  .  (I83O).  8.  —  Heinr.  Fuchs,  H.  Escofier 
und  K  a  r  1  S  c  h  a  n  d  e  r,  Lehrer:  Falk,  H.,  Gerold,  H.  und  Rother,  K.,  Lebensvoller  Geschichts- 
unterricht. 1.  Heft:  Die  Germanen.  1910.  8.  —  Konservator  Dr.  H.  He  er  wagen:  Stunden 
für  die  Ewigkeit  gelebt.  1 791.  8.  —  K  o  r  n  s  c  h  e  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g:  Bauer,  M.,  Die  deutsche 
Frau  in  der  Vergangenheit.  1907.  8.  —  Rudolf  Mosse,  Annoncenexpedition:  Zeitungska- 
talog. 1910.  8.  —  GebrüderVoit:  Taylor.  C.  B.,  Allgemeine  Geschichte  der  Verein.  Staaten 
von  Amerika.  1851-  8.  —  Petersburg.  S.  Majestät  der  Kaiser  von  Rußland: 
Kaiserliche  Porzellanmanufaktur  1744— 1904.  2.  —  Plauen  i./V.  A.  K  n  a  b,  Familiengeschicht- 
liche Blätter  für  die  Familie  Knab.  Nr.  2.  1909.  4.  —  Posen.  Kaiser  Friedrich-Mu- 
seum: Ausstellung  im  Kaiser  Friedrich-Museum.  Vor- und  frühgeschichtliche  Altertümer  aus  dem 
Gebiete  der  Provinz  Posen.  1909.  8.  —  Straßburg.  Von  Klucaric,  Ingenieurassistent:  Der- 
selbe. Zehn  Jahre  im  Kampfe  für  den  größten  deutschen  Architekten  der  Renaissance  .  .  .  Peter 
Flötner ...  1904.  4.  —  Kunstgewerbe-Museum:  Jahresbericht  für  das  Rechnungs- 
jahr 1908.  1910.  4.  —  Stuttgart.  Chr.  Belsersche  Verlagsbuchhandlung:  Zeit- 
fragen des  christlichen  Volkslebens  XXXIII.  Band,  7-  Heft:  Guerrier,  R.,  Aus  Vergangenheit 
und  Gegenwart  des  Elsasses...  1908.  8.  —  K  0  h  1  h  a  m  m  e  r,  W.,  Verlag:  Zeitschrift  für 
deutsche  Philologie.  Herausgeg.  von  H.  Gering  und  Fr.  Kauffmann,  41.  Band,  4.  Heft.  1909.  8. 
—  Kgl.  Kupferstichkabinett:  Ausstellungsfolge.  Die  graphische  Kunst  unserer  Zeit. 
I.  1910.  8.  —  Vorläufiger  Führer  durch  die  Ausstellung.  Die  Vorfahren  der  druckgraphischen 
Künste.  1910.  8.  —  Neueröffnung  der  Ausstellungsräume.  Januar  1910.  8.  —  Traunstein. 
S  c  h  1  e  t  z  .  Kgl.  Rechnungsrat:  Des  Addresse-  und  Handbuches  für  den  Ober-Mainkreis  letzter 
Theil.  1821.  8.  —  Trier.  Dr.  E.  Krüger,  Direktor  des  Provinzialmuseums:  Museographie  für 
das  Jahr  1907/O8.  S.-A.  8.  —  Ueberlingen.  Medizinalrat  Dr.  T  h  e  o  d.  Lach  mann:  Der- 
selbe, Überlinger  Sagen,  Bräuche  und  Sitten.  1909.  8.  —  Weimar.  Herrn.  BöhlausNac  h- 
f  olger,  Verlag:  Quellen  und  Studien  zur  Verfassungsgeschichte  des  Deutschen  Reiches  im 
Mittelalter  und  Neuzeit.  Herausgeg.  von  R.  Zeumer,  III.  Band,  3.  Heft:  Siemsen,  Aug.,  Kur- 
Brandenburgs  Anteil  an  den  Kaiserlichen  Wahlkapitulationen  von  1689  bis  1742.  1909.  8.  — 
Weltrich,  Rieh.,  Schillers  Ahnen.  1907.  8.  —  Zeitschrift  der  Savigny-Stiftung  für  Rechtsge- 
schichte. 30.  Band:  Germanische  und  romanische  Abteilung.  1909.  8.  —  Wien.  Franz  Kieß- 
ling:  Kilcher,  Otto,  Das  Museum  in  Drosendorf.  1909.  8.  —  Wien.  K.  K.  O  b  e  r  s  t  k  ä  m- 
mererstab:  Jahrbuch  der  kunsthist.  Sammlungen  des  Allerh.  Kaiserhauses.  XXVIII.  Band, 
4.  Heft.  1909.  2.  —  Würzburg.  Gesellschaft  für  fränkische  Geschichte: 
Veröffentlichungen  der  Gesellschaft  für  fränkische  Geschichte.  Zweite  Reihe:  Geschichte  des 
fränkischen  Kreises.  Darstellung  und  Akten.  Erster  Band:  Die  Geschichte  des  fränkischen  Kreises 
von  1521—1559.    Bearbeitet  von   Fritz  Härtung,    19IU.    8.  — 

Ankäufe. 

Enchiridion zur  stetter  ubung  unnd  trachtung  geystlicher  gesenge  .  .  .    1524.    8.  — 

Luther,  Geistliche  Geseng  und  Psalmen.  1545.  12.  —  Ein  Lobspruch  oder  gantz  hertzliche  Dank- 
sagunge  ...  für  die  ....  wolthaten,  der  freudenreichen  Erledigung  Hocherleuchts  .  .  .  des  .  .  . 
Churfürsten  .  .  .  Herren  Johanns  Friedrichen  Hertzog  zu  Sachsen  ...  1552.  4.  —  Olenbergius, 
Casp.,  Die  Psalmen  Davids  in  alleriei  Teutsche  Gesangreimen  bracht.  1582.  8.  —  Psalter  des 
Königl.  Propheten  Davids  in  mancherley  art  deutscher  reymen  gebracht .  .  .  durch  Ambrosium 
Lobwasser.     1594.    8.  —  Tractatus  geometricus  et  fortificationis  .  .  .   durch   Georgius  Ginther 


16    — 


Kröl  von  Bemberch  an  tag  gebracht .  .  .  I6l8.  4.  —  Catholische  Sonn-  und  feyertägliche  Evangelia 
.  .  .  1653-  8.  —  Musical- Historische  Beschreibung  des  Pfaffen- Kriegs  im  Schweitzerland.  171 3.  4.  — 
Amaranthes,  Frauenzimmer- Lexikon.  1715-  8.  —  Buttstett.  Joh.  Heinr.,  Ut,  mi,  sol,  re,  fa,  la. 
tota  musica  et  harmonica  aeterna,  oder  neueroeffnetes  .  .  .  fundamentum  musices,  entgegengesetzt 
dem  neueroeffneten  Orchestre.  (1716).  4.  —  Baron.  Historisch-theoretisch  und  praktische  Unter- 
suchung des  Instruments  der  Lauten  .  .  .  1727.  8.  —  Venette,  Nicolai,  Abhandlung  von  Erzeugung 
der  Menschen...  1730.  8.  —  Majer,  Jos.  Fried.  Bernh.  Caspar,  Neueröffneter  theoretisch-  und 
praktischer  Music-Saal  ...  1741.  qu.  4.  —  Die  Kunst  die  Welt  erlaubt  mitzunehmen  in  den  ver- 
schiedenen Arten  der  Spiele  .  .  .  Band  I  u.  II.  1756.  8.  —  Reichard,  Elias  Caspar,  Matthäus  und 
Veit  Konrad  Schwarz.  1786.  8.  —  Michiels,  Alfred,  Histoire  de  la  peinture  flamande  et  hoUan- 
daise.  1847-  8.  —  Schmid.  Anton,  Christoph  Willibald  Ritter  von  Gluck.  1854.  8.  —  Jahn, 
Otto,  W.  A..  Mozart.  1.  — IV.  Band.  1856—59-  8.  —  Marse.  Ad.  Beruh.,  Ludwig  van  Beethoven. 
1859-  8.  —  Weber.  Max  Maria  von.  Carl  Maria  von  Weber.  I.  — III.  Band.  1864—66.  8.  — 
Gaedertz,  Th..  Rubens  und  die  Rubensfeier  in  Antwerpen.  1878.  8.  —  Pohl.  C.  F.,  Joseph  Haydn. 
1.  und  II.  Band.  1878.  8.  —  ßaert.  Ph.,  Memoires  sur  les  sculpteurs  et  architectes  des  Pays-Bas. 
Publi^s  par  M.  de  Reiffenberg.   S.-A.   8.  — 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.   Württembergische  Kirchenordnung.   Tübingen.    1559.   4. 

—  Ordnung  unnd  Reformation  unser  vonn  Gottsgnaden  Wilhelms  Ludwigs  Piiilipsen  und  Georgens 
Gebrüder  Landgraven  zu  Hessen.  1574.  8.  —  Stammbuch  des  Georg  Sigfried  Pfinzing  von  Nürn- 
berg. Pap.  Handschr.  1600.  4.  —  Wappenbuch  mit  264  handgemalten  Wappen  des  deutschen  Adels. 
Pap.  Handschr.  der  1.  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts,  qu.  4.  —  Nachrichten  von  Künstlern  und 
Kunst-Sachen.  TomusI  — III.  1768,1769,1786.  8.  —  Allgemeines  Künstlerlexikon.  Teil  1—212. 
1779/1819.    2.  —  Göttinger  Taschenkalender.    1790.    8. 

Korpsstudentische   Stiftung.     Neue    Harbni-Lieder.     1871.    8. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 
Eines  .  .  .  Rathes  des  Heil.  Reichs  Stadt  Nürnberg  Erneuerte  Ordnung  und  Artickel.  wie  es 
fürterhin  auf  denen  Buchdruckereyen  und  mit  Verlegung  der  Bücher  dieser  Stadt  gehalten  werden 
soll.  1673.  4.  —  Augsburger  Buchdrucker-Ordnung  1713.  4.  —  Acta  des  zum..  Andenken  der 
.  .  .  erfundenen  Buchdruckerkunst  zu  Nürnberg .  .  .  gehaltenen  .  .  .  dritten  Jubel-  Festes.  1740.  2.  — 
Einladungs-Schrift  zu  dem  im  Jahre  1740  am  14.  Julii  zu  Nürnberg  ....  angestellten  Jubel- Feste 
der  vor  dreyhundert  Jahr  im  Teutschland  erfundenen  Buchdrucker- Kunst.  2.  —  Optiker- Ge- 
schäftsbuch aus  Nürnberg:   I.  August  1804— April  1814,  II.  Januar  181 5—1828.   Pap.  Handschr.  4. 

—  Festgesang  bei  der  Eröffnung  der  Gesellschaft  zur  Typographia  in  Nürnberg  am  4.  Juni 
1832.  4.  —  Das  vierte  Säcularfest  der  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  begangen  zu  Stuttgart 
am  24.  und  25-  Juni  1840.  1840.  4.  —  Deutsche  Buchdrucker-Zeitung  vom  1.  Oktober  1848  — 
25.  Juni  1849.  2. — Ovidische  Verwandlungen.  0.  J.  qu.  2. 


Abb.  4.    Joh.  Esaias  Nilson:  Scheibenschießen. 

Ausschnitt  aus  dem  Stich  >Le.  Feu«.    (Nagler,  Künstlerlexikon  X,  Nr.  18.) 


—     17    — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Handzeichnungen  von  Hans  Holbein  dem  Jüngeren.  In  Auswahl  herausgegeben  von  Paul 
G  a  n  z.     Im  Verlag  von  Julius  B  a  r  d.     Berlin  1908.    69  Seiten  Text  und  50  Tafeln.   4". 

In  demselben  Verlage,  der  sich  durch  seine  guten  Ausgaben  der  Handzeichnungen  Michel- 
angelos, altholländischer  Genremaler  und  Chodowieckis  bekannt  gemacht  hat,  ist  aucli  die  vor- 
liegende Auswahl  der  von  Paul  Ganz  eingeleiteten  Handzeichnungen  Hans  Holbeins  des  Jüngeren 
erschienen. 

Man  nimmt  das  schmucke  Werk  mit  dem  von  dem  ausgezeichneten  Buchkünstler  F.  R. 
Weiß  entworfenen  Leineneinband  gern  zur  Hand:  hat  es  doch  vor  anderen  Publikationen 
graphischer  Schöpfungen  das  bequemere  Format  voraus  und  besitzt  es  doch  großen  klaren  Druck. 

Die  Einleitung,  die  den  50  Tafeln  vorangeschickt  ist,  weist  kurz  auf  die  hohe  Bedeutung  hin, 
die  diese  Handzeichnungen  für  die  Beurteilung  von  Holbeins  Kunst  haben.  Sie  geben  über  so 
manches  zugrundegegangene  Werk  des  Meisters,  namentlich  über  seine  genialen  Fresken,  Auf- 
schluß, offenbaren  erst  die  ganze  Universalität  seines  auf  den  Gebieten  der  Wand-  und  Ölmalerei, 
des  Kunstgewerbes  und  der  Festdekoration  frei  und  leicht  sich  bewegenden  Schaffens  und  ge- 
währen einen  Einblick  in  seine  künstlerische  Entwickelung,  die  zu  starker  und  reifer  Schönheit  so 
mühelos  und  selbstverständlich  emporzublühen  scheint,  wie  ein  in  fruchtbarstem  Boden  wurzeln- 
des, mit  Regen  und  Sonne  unablässig  gesegnetes  Naturgewächs. 

Der  tiefer  dringende  Blick  freilich  gewahrt,  daß  beim  Werden  dieser  Schönheit  nicht  nur 
ein  wunderbar  sicherer  künstlerischer  Instinkt,  wie  er  einem  jeden  Genie  nun  einmal  eigen  ist, 
sondern  auch  eine  auf  höchster  geistiger  Arbeit  und  Selbstzucht  beruhende  klare  Überlegung 
mitwirkte.  Ja,  die  Überlegung  war  bei  Holbein  zeitweise  so  stark,  daß  sie  das  Feuer  der  ersten 
Eingebung  derart  herabminderte,  daß  schließlich  jene  Kühle  vorherrschend  ward,  für  die  wir  so 
gern  das  viel  gemißbrauchte  Wort  Objektivität  anwenden. 

Und  diese  Überlegung  nun,  die  oft  so  bewundernswürdig  fein  und  scharf  und  tief,  niemals 
aber  plump  aufdringlich  in  Holbeins  Schöpfungen  waltet,  hat  Ganz  in  den  seiner  Einleitung  fol- 
genden Analysen  der  einzelnen  Blätter  mit  sehr  viel  Geschick  und  geklärtem  künstlerischem  Emp- 
finden aufgezeigt. 

Wir  möchten  zum  Beleg  hierfür  zunächst  darauf  aufmerksam  machen,  wie  vorzüglich  der 
Herausgeber  es  verstanden  hat,  mit  wenigen,  klug  gewählten,  schlichten  Worten  den  meisterlich- 
festen inneren  Bau  der  Komposition  in  der  Zeichnung  zu  dem  Fresko  mit  Samuel  und  Saul  zu 
enthüllen.  Noch  besser  vielleicht  gelang  ihm  das  Gleiche  vor  der  Skizze  zu  dem  unübertrefflich 
klar  und  harmonisch  gefügten  Bildnis  der  Familie  Branden.  Hier  ist  namentlich  auch  der  Ge- 
danke, das  Porträt  von  Holbeins  eigener  Familie  und  das  Gruppenporträt  der  Familie  des  Thomas 
Morus  zur  Vergleichung  heranzuziehen  und  darzulegen,  inwiefern  das  Branden- Bild  einen  Fort- 
schritt über  jene  beiden  anderen  hinaus  bedeutet,  ein  ausgezeichneter.  —  Nicht  minder  gut  weiß 
der  Verfasser  zu  veranschaulichen,  wie  organisch  gedacht  in  der  Form  und  wie  reich  an  zart  ge- 
sponnener Symbolik  die  kunstgewerblichen  Entwürfe  Holbeins  sind.  Formtalent,  Geist  und 
seelisches  Empfinden  gehen  in  ihnen  eine  so  enge  Vereinigung  ein,  daß  man  sie  bald  feingeschlif- 
fenen Epigrammen,  bald  kunstvollen  stimmungssatten  Sonetten  vergleichen  möchte. 

Der  eminenten  Charakterisierungskunst  des  Meisters  wird  Ganz  ebenfalls  vollauf  gerecht. 
Schon  allein  die  Analyse  der  mit  dem  Namen  der  Lady  Souch  versehenen  Porträtzeichnung  läßt 
darüber  keinen  Zweifel. 

Das,  was  Holbein  der  zeitgenössischen  in-  und  ausländischen  Kunst  für  seinen  künst- 
lerischen Werdegang  zu  danken  hat,  hebt  der  Herausgeber,  ohne  doch  diese  fremden  Einflüsse 
übermäßig  zu  betonen,  sicher  und  bestimmt  hervor.  So  deutet  er  bei  der  Würdigung  der  lieblichen 
Madonna  des  Leipziger  Museums  auf  die  oberitalienischen  Madonnen  der  Richtung  Lionardos  hin. 
So  bringt  er  die  getuschte  Federzeichnung  mit  dem  Erzengel  Michael  zu  den  formenschönen  Werken 
der  Maler  und  Bildhauer  Norditaliens  in  Beziehung.  So  weist  er  überzeugend  nach,  daß  der 
Scheibenriß  mit  der  Verkündigung  (Sammlung  B  0  n  n  a  t,  Paris)  in  der  Komposition  eng  an  die 
gleiche  Szene  auf  G  r  ü  n  e  w  a  1  d  s  Isenheimer  Altar  sich  anschließt;  er  versäumt  hier  aber  nicht, 

2 


—     18    — 

zugleich  auszusprechen,  daß  Hnlbein  aus  der  tiefempfundenen  Schilderung  bei  Grünewald  eine 
,, schöne  Schaustellung"  gemacht  und  die  von  jenem  Meister  übernommenen  Bildelemente  ganz 
und  gar  in  seinen  eigenen  „dekorativen  Zeichenstil"  übersetzt  hat.  Und  so  lenkt  Ganz  den  Blick 
des  Betrachters  auf  die  Hintergrundsarchitektur  des  ,,Ecce  homo"  aus  der  zehnblätterigen  für 
Glasgemälde  entworfenen  Passionsfolge.  Er  erinnert  daran,  daß  diese  Architektur  die  Innen- 
fassade eines  ,,Cour  d'honneur"  darstellt,  daß  Holbein  auf  seiner  1523  nach  Avignon  unternom- 
menen Reise  derartige  Höfe,  von  denen  ein  besonders  schöner  im  Hospital  zu  Beaune  sich  befindet, 
gesehen  haben  muß  und  daß  der  Künstler  das  gleiche  südfranzösische  Architekturmotiv  bei  der 
Schilderung  der  Kaiserin  im  Totentanz  verwertet  hat. 

Die  große  Rolle  endlich,  die  in  all'  diesen  Zeichnungen  und  Skizzen  die  zeichnerische  Technik 
und  die  verwendeten  Materialien  wie  Wasser-  und  Deckfarbe,  Kreide,  Tusche  usw.  spielen, 
wird  durchgehend  gebührend  gewürdigt. 

Verwunderlich  bleibt  nur,  daß  es  —  worauf  H.  A.  S  c  h  m  i  d  bereits  aufmerksam  gemacht 
hat  —  einem  für  künstlerische  Werte  so  empfänglichen  Manne  wie  dem  Verfasser  passieren 
konnte,  daß  er  eine  nicht  von  unserem  Meister  herrührende  Zeichnung,  das  mit  1520  bezeichnete 
Jünglingsporträt  des  Louvre,  in  diese  Auswahl  mit  aufnehmen  konnte.  Schon  der  wenig  ge- 
schmeidige Strich,  das  derb  verzeichnete  rechte  Auge  und  die  trockene  Behandlung  des  Fleisches 
machen  dieses  Blatt  verdächtig.  Wie  wenig  es  mit  Holbein  zu  tun  hat,  wird  aber  erst  recht  deut- 
lich, wenn  man  es  etwa  neben  die  Vorstudie  zu  dem  Bildnis  des  Bürgermeisters  Meyer  für  die 
Darmstädter  Madonna,  in  deren  zeitliche  Nähe  der  Herausgeber  es  rückt,  hält.  Wie  viel  sicherer 
und  fester  ist  auf  diesem  echten  Holbein  die  Natur  angefaßt  und  wieviel  mehr  seelisches  und  sinn- 
liches Leben  strömt  uns  da  entgegen! — Über  die  Datierung  einiger  der  von  Ganz  in  die  Frühzeit 
•gewiesenen  Blätter  kann  man  nicht  mit  Unrecht  anderer  Meinung  sein.  Und  dafür,  daß  die  als 
Selbstbildnis  geltende,  bekannte,  kolorierte  Basler  Zeichnung  wirklich  für  ein  Selbstbildnis  ge- 
halten werden  darf,  ist  uns  der  Herausgeber  den  Beweis  durchaus  schuldig  geblieben. 

Die  Reproduktionen  sind  scharf  und  geben  die  zeichnerische  Technik  und  die  dabei  be- 
nutzten Mittel  meist  genügend  zu  erkennen.  Dagegen  sieht  man  nicht  recht  ein,  warum  sie  viel- 
fach so  klein  gehalten  wurden.  Das  Format  der  Tafeln,  auf  die  sie  aufgeklebt  sind,  hätte  doch 
ein  gut  Teil  mehr  Raum  gewährt,  als  wirklich  zur  Verwendung  gekommen  ist.  Auch  erscheinen 
infolge  dieser  unnötigen  Verkleinerung  manche  der  Zeichnungen  so  spielerisch-zierlich  und  so 
maniriert,  daß  sie  nun  Holbeins  großzügiger  natürlicher  Art  geradezu  widersprechen. 

Die  eben  berührten  Mängel  wiegen  indessen  nicht  so  schwer,  daß  man  das  Buch  als  eine 
von  scharfem  künstlerischem  Blick  und  feinem  Takt  zeugende  Einführung  in  Holbeins  unver- 
gleichliche Zeichenkunst  nicht  doch  empfehlen  könnte.  Heinrich  Höhn. 

Das  Fürstliche  Residenzschloß  zu  Arolsen.  Geschichtliches,  Bau-  und  Kunstgeschicht- 
liches von  Prof.  Dr.  Franz  Weinitz.  Leipzig,  Druck  und  Verlag  von  C.  Grumbach,  1907. 
2°-     71    S.   mit  34  Abbildungen. 

In  dem  vorliegenden,  mit  guten  Abbildungen  reich  und  geschmackvoll  ausgestatteten 
Werke  wird  uns  nicht  nur  auf  Grund  der  Quellen  eine  Baugeschichte  des  Fürstlichen 
Residenzschlosses  zu  Arolsen,  sowie  eine  Würdigung  seiner  Innenräume  und  ihrer  Ausstattung, 
insbesondere  des  Kunstbesitzes,  den  das  Schloß  birgt,  dargeboten;  ein  erster  Abschnitt  ist. 
weit  über  diesen  Rahmen  hinausgehend,  der  Vorgeschichte  der  Stadt,  ihrer  Entstehung  aus 
dem  im  12.  Jahrhundert  in  ein  Kloster  umgewandelten  Edelhof  Aroldessen,  ein  letzter,  von 
Oberlehrer   Prof.    R.    Flade  verfaßt,   der  Entwicklung  Arolsens  im   18.  Jahrhundert  gewidmet. 

Der  Schwerpunkt  liegt  indessen  durchaus  auf  der  Geschichte  des  Schlosses.  In  treff- 
licher, knapper  Schilderung  wird  uns  berichtet,  wie  Graf  Friedrich  Anton  Ulrich  (1706 — 1728) 
es  war,  der  1710  den  Neubau  an  Stelle  des  ausgedehnten  alten  Schlosses  unternahm  und 
gleichzeitig  damit  die  Haupt-  und  Residenzstadt  Arolsen  gründete.  Als  ersten  Bauleiter,  der 
auch  wohl  am  Entwurf  zunächst  beteiligt  war,  lernen  wir  Anton  Heinrich  Horst  (1675 — 1743) 
kennen,  der  indessen  nur  bis  zum  Jahre  1713  dem  Baue  vorstand.  Im  Sommer  1725  war 
das  eigentliche  Schloß  vollendet.  Für  die  Herrichtung  der  Innenräume,  Stukkaturarbeiten, 
Deckengemälde  usw.  waren  der  italienische  Stukkateur  Gallassini,  der  italienische  Maler  Castelli, 
der  Casselsche   Hofmaler  Magnus  de  Quitter  u.  a.  herangezogen  worden. 


—     19    — 

Unter  den  Kunstwerken  im  Schlosse  zu  Arolsen  mögen  hier  das  den  Grafen  Piiilipp  III.  zu 
Waldeck  darstellende  Öltremälde  von  Heinrich  Aldegrever,  die  Bildnisse  König  Georgs  III.  von 
England  und  der  Königin  Sophie  Charlotte  von  Gainsborough  und  die  Marmorbüsten  Goethes  und 
Friedrichs  des  Großen  von  Alexander  Trippel  (1789)  besonders  hervorgehoben  werden.  Auch 
unter  den  Goldschniiedearbeiten,  Bronzen,  Waffen,  im  fürstlichen  Münzkabinett  und  in  der 
Antikensammlung  findet  sich  noch  manch  wertvolles  Stück;  indessen  hat  den  im  Schlosse 
untergebrachten  Sammlungen,  zu  denen  auch  noch  das  Waldeckische  Museum,  die  Bibliothek 
und  die  Gewehrkammer  gehören,  nur  eine  sehr  summarische  Behandlung  zuteil  werden  können. 

Namentlich  mit  Bezug  auf  den  Inhalt  dieser  Sammlungen  wesentlich  erweitert,  in 
anderen  Teilen  etwas  gekürzt,  dazu  in  einem  handlicheren  Formate  gedruckt,  würde  die 
verdienstvolle  Arbeit  als  eine  Art  Führer  durch  Arolsen  und  das  fürstliche  Residenzschloß 
gewiß  in  weiten  Kreisen  doppelt  willkommen  geheißen  werden.  Th.  H. 

Die  alten  Papiermühlen  der  Freien  Reichsstadt  Augsburg,  sowie  alte  Papiere  und  deren 
Wasserzeichen  im  Stadt- Archiv  und  der  Kreis-  und  Stadt- Bibliothek  zu  Augsburg.  Gesammelt 
und  gezeichnet  von  Friedrich  von  Hössle.  Augsburg.  Verlag  der  Math.  R  i  e  g  e  r  - 
sehen  Buchhandlung.     1907.     39  Seiten  und  37  Tafeln.     2. 

Nachdem  schon  E.  Marabini  eine  ,, Bayerische  Papiergeschichte"  begonnen  hatte,  von  der 
aber  nur  zwei  Teile  (Reichsstadt  und  Burggrafschaft  Nürnberg,  1894  bezw.  1896)  erschienen 
sind,  hat  neuerdings  ein  Fachmann  den  Gedanken  wiederaufgenommen  und  seiner  ersten  Arbeit 
über  die  Papiermühlen  in  Stift  und  Reichsstadt  Kempten  (1900)  nun  diesen  neuen  Beitrag  zur 
ba3erisch-schwäbischen    Papiergeschichte  folgen   lassen. 

Die  Gründung  der  ersten  Augsburger  Papiermühle  ist  bedeutend  später  als  die  der  ältesten 
auf  deutschem  Boden,  der  von  Ravensburg  (1324.'')  und  derjenigen  des  Ulman  Stromer  zu  Nürn- 
berg (1390),  erst  gegen  1460  erfolgt.  Bis  dahin  hat  Augsburg  seinen  Bedarf  an  Papier  aus  Italien 
oder  Ravensburg  sich  besorgt.  Von  dem  genannten  Zeitpunkt  an  kommen  Papiere  mit 
dem  bekannten  Stadtwappen  und  dem  Buchstaben  A  vor.  Eine  zusammenhängende  Geschichte 
der  Papiermühlen  und  der  Papierer  in  Augsburg  wird  erst  ab  1483  möglich.  Man  zählte  vor 
den  Toren  der  Stadt  in  deren  Banne  insgesamt  acht  Papiermühlen,  von  denen  die  drei  ältesten 
an  der  Sinkel  entstanden  waren.  Bemerkenswert  ist,  daß  mehrere  Augsburger  Buchdrucker, 
als  Bämler,  Sorg  und  der  berühmte  Johannes  Schönsperger  der  Ältere,  ihre  eigenen  Papiermühlen 
besessen  haben.  Über  die  Geschichte  dieser  acht  Mühlen  hat  v.  Hössle  in  seinem  Buche  alle 
erreichbaren  Nachrichten  gesammelt,  die  uns  bis  in  die  Zeiten  der  modernen  Papierfabrik  der 
Firma  G.  Haindl  geleiten,  und  eine  stattliche  Zahl  von  Namen  der  auf  jenen  Papiermühlen  sitzen- 
den Familien,  unter  denen  wir  nur  die  Widemann  (1487—1541),  Oesterreicher  (1495— >  540)  und 
Mieser  (1665— 1 703)  hier  erwähnen  wollen,  zieht  dabei  an  uns  vorüber.  Von  Interesse  sind  auch 
die  Mitteilungen  über  den  Papierer- Konvent,  der  noch  1700  zu  Augsburg  abgehalten  werden 
konnte,  und  insbesondere  die  Angaben  über  den  Papierhandel  und  die  nicht  wenigen  Gewerbe, 
die  am  Platze  selbst  als  Abnehmer  auftreten. 

Ein  zweiter  Teil  (S.  23  ff.)  bringt  allgemeines  über  die  alten  Papiere  und  eine  sorgfältige 
Beschreibung  der  in  gewissenhafter,  ausdauernder  Arbeit  aus  zahlreichen  Urkunden,  Akten,  Rats- 
büchern des  Archivs,  aUs  Handschriften  und  Inkunabeln  der  Bibliothek,  auch  aus  Kirchen- 
büchern usw.  gesammelten  Augsburger  Wasserzeichen,  deren  reiche  Sammlung  die  dem  Buche 
beigegebenen  Tafeln  uns  darbieten. 

Dasselbe  ist  ein  wertvoller  Beitrag  zur  schwäbisch-bayerischen  und  deutschen  Papier- 
geschichte und  hat  die  praktisch  so  wichtige  Forschung  auf  diesem  Sondergebiete  wieder  ein  an- 
sehnliches Stück  vorwärts  gebracht. 

Familiengeschichte,  Stammbaum  und  Ahnenprobe.  Kurzgefaßte  Anleitung  für  Fam.ilien- 
geschichtsforscher  von  Willibald  Leo  Freiherrn  von  Lütgendorff-Leinburg.  Zweite 
umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  Frankfurt  am  Main.  Verlag  von  Heinrich 
Keller,  1910.     X,  205  S.  S"  mit  1  Tafel.     Brosch.  Mk.  3-60,  geb.  Mk.  4.50. 

Nach  einem  Buche  wie  diesem,  das  vor  zwanzig  Jahren  zum  erstenmale  erschien, 
lange  vergriffen  war  und  nicht  wieder  aufgelegt  worden  ist,  hat  tatsächlich  ein  lebhaftes 
Bedürfnis  bestanden.      Es   fehlte    ein    kurzgefaßtes    erstes    Hilfsbuch    für  die  große   Zahl  der- 

2* 


20    — 


jenigen,  die  mit  der  Verwirklichung  ihres  Gedankens  an  die  Ausarbeitung  einer  Familien- 
geschichte den  Anfang  machen  wollen.  Führerlos  und  vielleicht  aller  methodischen  Vorkennt- 
nisse bar  gerät  so  mancher  mit  seinem  unsicheren  Tasten  und  Suchen  notwendig  in  die  Irre. 
Nicht  selten  muß  die  Erfahrung  mit  bitterem  Lehrgeld,  das  gewissenlose  „Wappenbureaus" 
ihm  abnehmen,  teuer  bezahlt  werden.  So  wird  denn  das  Werkchen  von  Professor  v.  Lütgen- 
dorff,  das  vom  Elementarsten  ausgeht,  vorderste  Fragen  zu  beantworten  bestrebt  ist  und 
gewissermaßen  die  ersten  unsicheren  Schritte  des  Anfängers  auf  dem  Gebiete  genealogischer 
Arbeiten  überwacht,  auch  neben  der  großangelegten  familiengeschichtlichen  Quellenkunde  von 
Regierungsrat  Prof.  Dr.  Heydenreich  (Leipzig  1909),  dit  dem  Fortgeschritteneren  zu  Hilfe 
kommt,  seinen  besonderen  Platz  behaupten.  In  erster  Linie  will  L.  allerdings  den  besonderen 
Interessen  der  adelsgeschichtlichen  Forschung  dienen,  und  ist  daher  den  Auseinander- 
setzungen über  das  Wesen,  die  Entstehung  und  die  Sondergeschichte  des  Adels,  seiner  Vor- 
rechte in  Vergangenheit  wie  Gegenwart,  ein  ansehnlicher  Platz  eingeräumt.  Gleichwohl  wird 
keiner,  der  die  Geschichte  einer  bürgerlichen  Familie  vorzubereiten  und  zu  schreiben  im 
Sinne  hat  und  hier  nach  praktischen  Weisungen  sucht,  irgendwie  ins  Hintertreffen  geraten. 
Ein  alphabetisches  Register  macht  es  möglich,  die  mancherlei  gelegentlichen  Winke,  die  in  dem 
handlichen  Bande  gefunden  werden  können,  augenblicklich  zu  nutzen. 


Abb.  5.    joh.  Esaias  Nilson:  Tanzendes  Paar. 

Ausschnitt  aus  dem  Stich  „Die  Lust  sich  zu  verkleiden." 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.   E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


Nr.  2. 


^pril — Juni. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 


CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

VERWALTUNGSAUSSCHUSS. 

Die  Jahresversammlung  des  Verwaltungsausschusses  fand  am  20.  und  21.  Mai  statt.  An- 
wesend waren:  Geh.  Oberregierungsrat  Dr.  G  a  1 1  e  n  k  a  m  p,  als  Vertreter  der  Reichsregierung, 
Ministerialrat  Dr.  W  i  n  t  e  r  s  t  e  i  n,  als  Vertreter  der  bayerischen  Staatsregierung,  Rechtsrat 
Weigel  als  Vertreter  der  Stadt  Nürnberg;  dann  die  Mitglieder  des  Verwaltungsausschusses 
Geh.  Rat  Dr.  v.  B  e  z  o  1  d  aus  Bonn,  Exzellenz  Generaldirektor  Dr.  B  o  d  e  aus  Berlin,  Direktor 
Dr.  Brinckmann  aus  Hamburg,  Direktor  B  rochier  aus  Nürnberg,  Geh.  Kommerzien- 
rat  Ritter  v.  Gerngros  aus  Nürnberg,  Generalkonservator  Dr.  Hager  aus  München, 
Exzellenz  Geheimrat  Dr.  v.  H  e  i  g  e  1  aus  München,  Oberbaurat  v.  K  r  a  m  e  r  aus  Nürn- 
berg, Justizrat  Frhr.  v.  K  r  e  ß  aus  Nürnberg,  Direktor  Dr.  L  i  c  h  t  w  a  r  k  aus  Hamburg, 
Archivrat  Dr.  Mummen  ho  ff  aus  Nürnberg,  Geheimrat  Dr.  v.  Reber  aus  München,  Ge- 
heimrat Dr.  V.  S  e  i  d  1  i  t  z  aus  Dresden,  Geheimrat  Dr.  v.  T  s  c  h  u  d  i  aus  München,  Re- 
gierungsrat Frhr.  v.  Tu  eher  aus  Nürnberg;  ferner  Bürgermeister  Geh.  Hofrat  v.  Jäger 
aus  Nürnberg  und  die  Direktoren  des  Museums  Dr.  v.  B  e  z  o  1  d  und   Dr.   H  a  m  p  e. 

In  der  Versammlung  am  20.  Mai  begrüßte  Direktor  v.  Bezold  die  neuen  Mitglieder  des  Ver- 
waltungsausschusses Direktor  Brinckmann  und  Geheimrat  v.  Tschudi  und  gab  sodann  den  Be- 
richt über  die  Verwaltung  des  Museums.  Direktor  Dr.  Hampe  gab  einen  Bericht  über  die  Ver- 
waltung der  Bibliothek.  Da  die  wichtigsten  Angelegenheiten,  die  Erweiterung  des  Museums, 
der  Austausch  von  Bildern  zwischen  der  Pinakothek  in  München  und  dem  Germanischen  Museum 
und  die  Pensionsverhältnisse  der  Beamten,  gesondert  beraten  werden  sollten,  schloß  sich  an  die 
Verwaltungsberichte  keine  Diskussion  an. 

Direktor  v.  Bezold  gab  sodann  den  Bericht  über  die  Rechnungen  für  1909,  zu  welchem 
Frhr.  v.  Kreß  einen  Revisionsbericht  gab.  Danach  wurden  die  Rechnungen  als  richtig  aner- 
kannt und  dem  I.  Direktor,  wie  dem  Kassier  Entlastung  erteilt.  Die  Etats  für  191 1  wurden 
nach  den  vom  Direktorium  vorgelegten  Entwürfen  genehmigt. 

Es  folgte  die  Beratung  über  die  Pensionsverhältnisse  der  Beamten.  Die  Beamten  wün- 
schen, die  gleichen  Pensionsrechte  zu  erhalten,  wie  die  bayerischen  Staatsbeamten.  Da  die 
Grundsätze  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  auf  einen  so  kleinen  Beamtenkörper  nicht  anwend- 
bar sind,  muß  die  Frage,  ob  der  Pensionsfond  in  seiner  jetzigen  Höhe  die  nötige  Sicherheit  für 
diese  Gleichstellung  bietet,  unentschieden  bleiben.  Es  war  die  Frage  gestellt  worden,  ob  nicht 
die  Versicherung  der  Pensionen  durch  eine  Bank  an  Stelle  der  Selbstversicherung  durch  den 
Pensionsfond  treten  sollte.  Diese  Frage  war  in  einer  Vorbesprechung  am  19.  Mai  auf  Grund 
von  Angeboten  dreier  Banken  nach  ihrer  rechnerischen  Seite  geprüft  und  verneint  worden.  Der 
Verwaltungsausschuß  schloß  sich  dieser  Ansicht  an.  Die  Frage,  ob  den  Beamten  ein  Recht  oder 
nur  eine  Anwartschaft  auf  Pension  zuerkannt  werden  kann,  führte  zu  einer  langen  Erörterung. 
Nachdem  der  Vertreter  der  bayerischen  Staatsregierung  bestimmt  erklärt  hatte,  ein  Recht  auf 
unverkürzte  Zuerkennung  von  Pensionen  könne  den  Beamten,  solange  der  Pensionsfond  des 
Museums  für  die  Pensionen  aufzukommen  habe,  nicht  eingeräumt  werden,  wurde  das  Direk- 
torium beauftragt,  eine   Satzung  für  den   Pensionsfond  nach  Analogie  der  für  den  bayerischen 


—    22     — 

Staatsdienst  geltenden  Bestimmungen  auszuarbeiten,  in  dieses  aber  den  Vorbehalt  aufzunehmen, 
daß  die  Höhe  der  Pensionen  von  der  Leistungsfähigkeit  des  Fonds  abhängt. 

Endlich  fand  am  20.  Mai  noch  eine  Besprechung  des  Austauschs  von  Bildern  zwischen 
der  Pinakothek  in  München  und  dem  Germanischen  Museum  statt.  Die  von  Geheimrat  v.  Tschudi 
begonnene  neue  Organisation  der  staatlichen  Galerien  berührt  auch  das  Germanische  Museum, 
dessen  Galerie  eine  große  Zahl  von  Bildern  aus  dem  Besitz  des  Staates  und  des  Königlichen 
Hauses  enthält.  Die  Sache  hatte  in  Nürnberg  große  Beunruhigung  hervorgerufen.  Nach  dem 
Plane  Geheimrats  v.  Tschudi  sollten  beiderseits  etwa  vierzig  Bilder  getauscht  werden.  Über 
den  Tausch  war  zwischen  den  Direktoren  der  beiden  Sammlungen  ein  vorläufiges  Abkommen 
getroffen  und  die  für  das  Germanische  Museum  bestimmten  Bilder  waren  nach  Nürnberg  ge- 
bracht worden,  um  dem  Verwaltungsausschuß  die  Abgabe  eines  Gutachtens  über  den  Tausch 
zu  ermöglichen.  Zunächst  sprach  sich  Geheimrat  v.  Tschudi  über  die  Grundsätze  seiner  Organi- 
sation aus,  wonach  die  Pinakothek  durch  die  Herübernahme  bedeutender  Gemälde,  welche  Lücken 
in  ihrer  systematischen  Vollständigkeit  ausfüllen,  ergänzt,  dagegen  durch  Abgabe  entbehrhcher 
Bilder  an  die  Filialgalerien  entlastet  werden  soll.  Insbesondere  ist  angestrebt,  daß  Bilderzyklen, 
welche  früher  zerrissen  und  an  verschiedene  Galerien  verteilt  worden  waren,  wieder  vereinigt 
werden.  In  den  Filialgalerien  sollen  ferner  vor  allem  die  Lokalschulen  der  zunächstliegenden 
Provinzen  gepflegt  werden.  Die  Richtigkeit  der  Grundsätze  wurde  allgemein  anerkannt,  ebenso 
das  Recht  des  bayerischen  Staates,  über  die  Bilder  zu  verfügen;  es  wurde  aber  betont,  daß  die 
Galerie  des  Germanischen  Museums  keine  Provinzialgalerie  sei,  welche  nur  die  Fränkische  Schule 
zu  pflegen  habe,  sondern  eine  allgemein  deutsche;  ferner,  daß  sie  auch  keine  reine  bayerische 
Filialgalerie  sei,  sondern  außer  den  Bildern  aus  dem  Besitz  des  bayerischen  Staats  und  des  König- 
lichen Hauses  auch  die  alten  Bilder  der  Stadt  Nürnberg  und  eine  erhebliche  Anzahl  eigener  Bilder 
enthalte,  und  daß  eben  in  dieser  Vereinigung  die  Bedeutung  der  Galerie  beruhe.  In  der  Über- 
zeugung, daß  diese  Bedeutung  nicht  beeinträchtigt  werden  dürfe,  reichte  Geh.  Hofrat  Bürger- 
meister V.  Jäger  im  Namen  der  Stadt  Nürnberg  eine  Verwahrung  gegen  den  Tausch  ein  und 
Geh.  Oberregierungsrat  Dr.  Gallenkamp  beantragte  namens  der  Reichsregierung,  daß  der  Tausch 
unterbleiben  möge.  Sei  dies  aber  nicht  möglich,  so  bestehe  die  Reichsregierung  darauf,  daß  dem 
Museum  für  die  abzugebenden  Bilder  voller  Ersatz  geleistet  werde.  Regierungsrat  v.  Tucher  beantragte, 
der  Verwaltungsausschuß  möge  die  bayerische  Staatsregierung  bitten,  unter  Berücksichtigung 
der  besonderen  Verhältnisse  des  Germanischen  Museums  von  dem  Tausch  ganz  abzustehen.  Nach- 
dem dann  die  Liste  der  zu  tauschenden  Gemälde  einer  Prüfung  unterzogen  worden  war  und 
die  allgemeine  Anschauung  dahin  ging,  der  Tausch  sei  für  das  Museum  nachteilig,  wurde  der 
Antrag  v.  Tuchers  mit  einer  Stimmenthaltung  einstimmig  angenommen.  Da  indes  der  Erfolg 
eines  solchen  Gesuchs  fraglich  erschien  und  schon  früher  vom  Lokalausschuß  ein  eingehenderes 
Gutachten  über  den  Tausch  gewünscht,  —  dieser  Wunsch  von  der  bayerischen  Regierung  aner- 
kannt worden  war,  wurde  eine  aus  den  Herren  Bode,  Lichtwark,  v.  Reber  und  v.  SeidUtz  be- 
stehende Kommission  zur  näheren  Prüfung  der  Angelegenheit  ernannt.  Bei  Besichtigung  der 
Bilder,  an  der  außer  der  Kommission  einige  weitere  Mitglieder  des  Verwaltungsausschusses,  die 
Vertreter  der  Reichsregierung,  der  bayerischen  Staatsregierung  und  die  Direktoren  der  beiden 
Galerien  teilnahmen,  wurden  Verhandlungen  über  eine  Reduktion  des  gesamten  Tausches  ge- 
führt, welche,  dank  dem  Entgegenkommen  von  Geheimrat  v.  Tschudi  und  Ministerialrat  Dr.  Winter- 
stein, von  Erfolg  waren. 

So  konnte  die  Kommission  am  21.  Mai  dem  Verwaltungsausschuß  mitteilen,  daß  eine 
Tauschliste  zustande  gekommen  sei,  welche  die  Interessen  des  Museums  vollständig  wahre  und 
beantragen,  dem  Tausch  in  dem  neu  vereinbarten  Umfang  zuzustimmen.  Da  die  Lage  eine 
wesentlich  andere  und  für  das  Museum  günstige  geworden  war,  wurde  der  Tausch  nach  längerer 
Diskussion  einstimmig  gutgeheißen  und  damit  der  Beschluß  über  den  Antrag  v.  Tucher  auf- 
gehoben. Einer  Anregung  Professor  Lichtwarks  entsprechend,  gab  Geheimrat  v.  Tschudi  noch 
die  Zusage,  bei  Aufstellung  der  Galerie  in  dem  künftigen  Neubau  das  Museum  in  der  Aufstellung 
von  Typenreihen  aus  der  deutschen  Kunst  vom  17.  bis  in  die  Frühzeit  des  19-  Jahrhunderts 
durch  Abgabe  von   Gemälden  aus  den  Beständen  der  Staatsgalerien  zu  unterstützen. 

Nachdem  Frhr.  v.  Kreß  über  die  Rechnungen  der  Stiftung  zur  Erhaltung  von  Nürnberger 
Kunstwerken  und  des   Dispositionsfonds  des   Verwaltungsausschusses  berichtet  hatte  und  den 


—     23    — 

Rechnungsführern  Frhr.  Theodor  v.  Tucher  und  Frhr.  v.  Kreß  Entlastung  erteilt  war,  folgten 
die  Berichte  der  Kommissionen.  Den  Bericht  über  die  Sammlungen  gab  Direktor  Brinckmann. 
Mit  Dank  wurde  des  Vermächtnisses  des  Kommerzienrats  Kahlbaum  in  Berlin  gedacht,  der  dem 
Museum  eine  bedeutende  Münzensammlung,  eine  Sammlung  von  Zinngeräten  u.  a.  vermacht  hat. 
Der  bedeutendste  Kauf  im  abgelaufenen  Jahre  ist  die  Gläsersammlung  der  Familie  v.  Schwarz, 
an  dem  außer  dem  Museum  die  Stadt  Nürnberg  und  die  Stiftung  zur  Erhaltung  von  Nürnberger 
Kunstwerken  beteiligt  sind.  Als  höchst  bedeutsam  wurden  auch  ein  Gemälde  von  Konrad  Witz 
aus  dem  15-  Jahrhundert,  die  Verkündigung  darstellend,  und  zwei  niederrheinische  Holzfiguren, 
Maria  und  Johannes,  um  1500,  bezeichnet.  Ein  erfreulicher  Kauf  ist  die  vollständige  Einrichtung 
einer  alten  Nürnberger  Kupferschmiedswerkstätte.  Über  das  Kupferstichkabinett  berichtete 
Geheimrat  v.  Seidlitz;  die  Erwerbungen  fanden  Anerkennung,  besonderer  Dank  wurde  Herrn 
James  Simon  in  Berlin  ausgesprochen,  der  durch  einen  Beitrag  die  Erwerbung  von  Handzeich- 
nungen aus  der  Sammlung  Lanna  ermöglicht  hatte.  Über  die  Bibliothek  und  das  Archiv  be- 
richtete Geheimrat  v.  Heigel.  Er  gedachte  mit  Dank  der  Förderungen,  welche  die  deutschen 
Verleger  durch  die  Stiftung  von  Verlagswerken  der  Bibliothek  haben  angedeihen  lassen.  Auch 
die  Ankäufe  wurden  gebilligt.  Leider  ist  schon  heute  vorauszusehen,  daß  in  nicht  sehr  ferner 
Zeit  die  Räume  der  Bibliothek  zu  eng  werden.  Das  Archiv  hat  nur  wenige  Zugänge  zu  verzeichnen. 
Die  Bearbeitung  der  Bestände  ist  in  erfreulicher  Weise  fortgeschritten.  Geheimrat  v.  Heigel 
hat  auch  die  Protokolle  über  die  Sitzungen  des  Lokalausschusses  durchgesehen  und  sprach  diesem 
für  seine  eifrige  Tätigkeit  für  das  Museum  Dank  aus,  dem  sich  der  Verwaltungsausschuß  anschloß. 

Die  Wahl  eines  Mitglieds  des  Verwaltungsausschusses  wurde  auf  das  nächste  Jahr  ver- 
schoben. 

Direktor  v.  Bezold  legte  ein  Programm  über  die  künftige  Organisation  und  räumliche 
Anordnung  der  Sammlungen  vor.  Da  in  der  Öffentlichkeit  angeregt  worden  war,  das  bisherige 
System  der  Sammlungen  nach  Gruppen  von  einheitlichem  Inhalt  zu  verlassen  und  an  seine  Stelle 
eine  Anordnung  nach  geschlossenen  Kulturbildern  treten  zu  lassen,  stellte  er  zunächst  diese  Frage 
zur  Erörterung,  wobei  er  andeutete,  daß  er  die  zweite  Anordnung  weder  für  richtig,  noch  für 
durchführbar  halte.  Die  Frage,  ob  eine  Änderung  des  Systems  stattfinden  solle,  wurde  allgemein 
verneint.  Über  die  räumliche  Verteilung  der  Gruppen  wurde  bestimmt,  daß  in  dem  Erweiterungs- 
bau die  Kunstsammlungen  im  weitesten  Umfang  unterzubringen  seien.  Die  Vorschläge  Bezolds 
über  die  Anordnung  in  den  alten  Räumen  wurden  im  allgemeinen  gutgeheißen,  im  einzelnen 
wurden  einige  Änderungen  angeregt.  In  dem  Erweiterungsbau  sind  auch  die  Räume  für  die  ge- 
samte Verwaltung  und  für  die  Benutzung  der  Sammlungen  unterzubringen.  Das  Bauprogramm 
liegt  also  in  seinen  Grundzügen  fest.  Geheimrat  Dr.  Gallenkamp  regte  an,  auch  die  Finanzierung 
des  Neubaus  ins  Auge  zu  fassen.  In  der  kurzen  Besprechung  dieser  Frage  sprach  Direktor 
V.  Bezold  die  Hoffnung  aus,  nachdem  der  Kauf  des  Grundstücks  durch  freiwillige  Beiträge  er- 
möglicht worden  sei  und  es  ausgeschlossen  sei,  die  Mittel  für  den  Bau  auf  dem  gleichen  Wege 
aufzubringen,  möchten  hierfür  öffentliche  Mittel  gewährt  werden.  Dem  gegenüber  betonte  Ge- 
heimrat Dr.  Gallenkamp  zwar  das  Wohlwollen  der  Reichsregierung,  warnte  aber  angesichts  der 
schwierigen  Finanzlage  des  Reichs  vor  einer  zu  optimistischen  Auffassung.  Direktor  v.  Bezold 
hielt  in  einem  Schlußwort  an  der  Hoffnung  auf  öffentliche  Hilfe  fest.  Sei  sie  nicht  zu  erlangen, 
so  müsse  er  sich  bescheiden,  der  künftigen  Entwicklung  die  Wege  geebnet  zu  haben,  er  habe  aber 
die  große  und  verantwortungsvolle  Aufgabe  des  Grundstückskaufs  übernommen  und  durchgeführt, 
nicht  um  das  weitere  der  Zukunft  zu  überlassen,  sondern  um  selbst  an  der  Ausgestaltung  des 
Museums  weiter  zu  arbeiten. 

Mit  dem  Dank  an  den  Verwaltungsausschuß  und  die  Vertreter  des  Deutschen  Reichs,  der 
bayerischen  Staatsregierung  und  der  Stadt  Nürnberg  für  ihr  erfolgreiches  Wirken  zum  Besten 
des  Museums  schloß  Direktor  v.  Bezold  die  Versammlung. 

PERSONALIEN. 

Das  Königlich  Bayerische  Kultusministerium  hat  mit  Entschließung  vom  4.  Mai  den 
Direktor  der  Königlichen  Staatsgalerien,  Herrn  Geheimrat  Dr.  Hugo  von  Tschudi  zum 
Mitglied  des  Verwaltungsausschusses  ernannt. 


—    24     — 
STIFTUNGEN. 

Der  am  29.  Dezember  1909  zu  Nürnberg  verstorbene  Techniker  Gustav  Lauer  hat  uns 
letztwillig  2000  Ji  testamentarisch  vermacht,  welche  Summe  uns  dieser  Tage  vom  Testaments- 
vollstrecker zugestellt  wurde. 

Die  Relikten  des  ajn  21.  Dezember  1909  verstorbenen  Kommerzienrats  J.  Mesthaler,  der 
vom  Jahre  1886  bis  1898  dem  Verwaltungsausschusse  des  Germanischen  Museums  angehörte, 
haben   zum  ehrenden   Gedächtnisse   an   den    Entschlafenen  3000   Ji   gestiftet. 

Zu  den  in  Nr.   III  dieser  Zeitschrift  vom  Jahre  1909  veröffentlichten  Stiftungen  zu  den 
Grunderwerbungen  zwecks  Erweiterung  des  Germanischen  Museums  dürfen  wir  noch  nachtragen: 
20  000  Ji  von  Frau   Kommerzienrat  Paula  Conradty,  hier; 
20  000  M  von  einem  ungenannt  sein  wollenden  Stifter; 
je   10  000  JI  von  zwei  ungenannt  sein  wollenden  Stiftern; 
5  000  Ji  von  einem  ungenannt  sein  wollenden  Stifter; 
3  000  Ji  vom  Bankhaus  Anton   Kohn,  hier; 
je  2  000  Ji  von   Frau  Dr.    Rosette   Reimer   in   Augsburg   und    von    Herrn  Edgar  Her- 

furth,  Verleger  der  Leipziger  Neuesten  Nachrichten  in  Leipzig; 
je   1  000  Ji  von  der  Firma  F.  G.  Metzger,   Lebkuchen-  und  Schokoladenfabrik,  hier;  von 
Herrn  Kommerzienrat  Albert  v.    Forster  und  von  Herrn  Gutsbesitzer  Ernst 
Forst  er  in   Augsburg;    vom    Druck  u.   Verlag  der  Münchner  Neuesten 
N  achrichten  in  München;  von  Herrn  Bankier  Ernst  Kohn  in  Nürnberg;  von 
Herrn   Kommerzienrat    Moritz    Seligmann,    Herrn    Generalkonsul   Albert 
Frhrn.  v.  Oppenheim  und  Herrn  Kommerzienrat    Louis  Hagen,   sämtlich 
in  Cöln,  und  von  zwei  ungenannt  sein  wollenden  Stiftern: 
600  Ji  von   Herrn   Kommerzienrat  Max  Eiermann,  hier; 
je  500  .Ä  von   Herrn   Kommerzienrat  Wilh.   Gerngros,  von   Herrn  Kommerzienrat  Gg. 
Leykauf  und  Herrn  Privatier  Max  Kohn,  sämtlich  hier;  von  Herrn  Kommer- 
zienrat  K.   Reichel  in  Dresden  und   Frau   Kommerzienrat  Luise  Martini  in 
Augsburg; 
268  Ji  von   Herrn   Hermann  Lampson,    Kaufmann  und   Handelsrichter   in   Berlin; 
200  M  von   Frau   Kommerzienrat  Auguste  von   Hertel  in  Augsburg. 
Danach   beträgt  die  Summe  der  bisher  gespendeten  Beiträge,  tür  die  wir  auch  an  dieser 
Steile  den  gütigen  Gebern  unseren  herzlichsten   Dank  auszudrücken  nicht   verfehlen   möchten, 
491  568  JL.     Möchte  das  für   die   Zukunft  des  Museums  so  bedeutsame  V/erk  auch  weiterhin 
reichste  Förderung  erfahren! 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Gemeinden:   Schwabmünchen  5  M 

Von  Vereinen:  Bromberg.  Historische  Gesellschaft  für  den  Netzedistrikt  10  Ji  (statt 
bisher  6  Ji).  Gießen.  Landsmannschaft  Darmstadtia  15  .Ä ;  Corps  Starkenburgia  20  Ji.  Göt- 
tingen. Corps  Borussia  15  Ji;  Verbindung  Frisia  10  Ji  Neumarkt  1.0.  Historischer  Verein 
von  Neumarkt  und  Umgebung  10  Ji 

Von  Privaten:  Amberg.  Bankvorstand  Köhler  2  Ji  Amsterdam.  M.  Jüdell  5  •*  Apolda. 
Realschuldirektor  Dr.   Hissbach  2  Ji     Arnstadt.     Robert  Bahlsen  10  Ji;    Apotheker  Dr.  Lederer 

2  Ji  Auerhammer  i.  Erzgeb.  Kgl.  Sachs.  Geh.  Kommerzienrat  A.  Lange  50  M  Behringers= 
dorf.     Ingenieur  Adolf  Klein  5  Ji;  Kaufmann  Georg  Lang  3  i4;  k.  Eisenbahnsekretär  Georg  Meyer 

3  .ß ;  Betriebsleiter  A.  Petersmarck  10  iC;  Buchhalter  Hans  Rotermundt  3  M  Berlin.  Fräu- 
lein Jenny  Levi  3  Ji  Calw.  Privatier  Karl  Reichert  5  M;  Fabrikant  Erwin  Sannwald  5  J^i 
Fabrikdirektor  Konrad  Wagner  5  M;  Fabrikant  Otto  Wagner  3  M  Chemnitz.  Fabrikbesitzer 
A.  Biernatzki  20  M  Coblenz.  Richard  Mayer-Alberti  10  M  Detmold.  Kammerrat  Böhmer 
5  JC;  Oberforstmeister  Boldenecker  3  Jt ;  Geh.  Regierungsrat  Ernst  3  .Ä  ;  Rechtsanwalt  Dr.  Hirsch- 
feld 5  it;  Rechtsanwalt  Dr.  Klasing  3  .*;  Oberförster  Rickchof  in  Schieder  3  Ji;  Rechtsanv/-..c 
Sonntag  5  .Ji;  Rentner  Walter  Tenge  10  Ji;  Rechtsanwalt  Wahrburg  in  Lemgo  5  Ji  Döbeln. 
Fabrikbesitzer   Georg    Richter  3   Ji;  Kommerzienrat   R.   Tümmler   10   Ji     Dresden.     Ingenieur 


—     25    — 

Friedrich  Bode  in  Blasewitz  5  .Ä;  Oberförster  Richard  Bothe  in  Neudorf  10. Ä;  Max  Franic, 
Kgl.  Kommerzienrat  und  Banicdirelctor  50  M;  Rechtsanwalt  Otto  Hally  3  M  Düsseldorf.  Frau 
Dr.  Hiddemann  25  M;  Heinrich  Schweling,  Beigeordneter  der  Stadt  Düsseldorf  10  .«  Ord- 
mannsdorf  i.  S.  Arno  u.  Moritz  Meister,  Akt. -Ges.  10  M  Erlangen,  cand.  med.  Josef  Kern  3  M; 
Dr.  G.  Tünniessen  10  M;  Paul  Winkler,  Inh.  d.  Th.  Bläsings  Buchhandlg.  10  Ji  Feuchtwangen.  Dr. 
Hans  Thon  Frhr.  v.  Dittmer  Kgl.  Bezirksarzt  2  Ji;  Lehrer  Friedrich  Kaußler  2  Ji  Forst  i.  L. 
Ingenieure,  Kurt  Reineck  Fabrikbesitzer  5  M  Fürth.  Fabrikbesitzer  Theodor  Riegel  3  JI  Füssen. 
Kgl.  Bezirksamtmann  Karl  Laber  3  M  Hagen  i.  W.  Alexander  Post  10  M;  Direktor  C.  Roderbourg 
10  Ji  Halle.  A.  Landsberg  10  Ji  Heldburg.  Lehrer  Christof  Oerter  in  Kissingen  l  M;  cand.  pharm. 
Martin  Luther  in  Hannover  1  M;  Postverwalter  Rolle  2  M;  Landmesser  Schupmann  in  Coburg 
1  JI  Hermannstadt.  Dr.  Karl  Phleps,  Zahnarzt  2  Kr.;  Stadtprediger  Dr.  Victor  Roth  2  Kr.  HildeS' 
heim.  Professor  Dr.  Freytag  in  Hannover  3  Ji  Hohenstein.  Baumeister  Richter  3  JL  Kreuz= 
nach.  Dr.  Karl  Aschoff,  Apothekenbesitzer  io  Ji.;  Realschuldirektor  Aug.  Bahre  5  M;  Kais. 
Bankdirektor  Dietz  5  M.;  L.  Hilger,  Direktorin  der  städt.  höheren  Mädchenschule  3  M-i  Pro- 
fessor Dr.  Kohl  3  Ji.;  Kaufmann  Adolf  Rothschild  5  ^i  Bürgermeister  Dr.  Schleicher  SM;  Kron- 
stadt. Dr.  Emil  Tandler  1  Kr.  Krumbach.  Großkaufmann  Julius  Oettinger  2  Jt,  Langenzenn. 
Lehrer  L.  Maurer  3  Ji  Leitmeritz.  Schulrat  Joseph  Sieber,  Gymnasialprofessor  a.  D.  in  Wien 
(statt  bisher  2  Kr.)  3  Kr.  Lichtenfanne  i.  S.  C.  Otto  Schmelzer  10  Ji  Lüdenscheid.  Fabrik- 
besitzer R.  Gerhardi  50  Ji  Marburg.  Pastor  emeritus  Friedrich  Abee  3  .M;  Universitätsprofessor 
Dr.  de  Borr  5  Ji;  Landgerichtsrat  a.D.  Wilhelm  Gleim  5  .U;  Universitätsprofessor  Dr.  Heit- 
müUer  3  Ji;  Dr.  Hitzeroth,  Verleger  der  Oberhessischen  Zeitung  3  JI  Mittweida.  Ingenieur 
G.  Rißmann  3  Ji  München.  Dr.  phil.  Robert  v.  Ritter  50  Ji  Neumarkt  i.  0.  Rechtsanwalt 
Georg  Weidner  2  Ji;  Kgl.  Bezirksamtmann  Hans  Frhr.  v.  Welser,  Oberleutnant  d.  L.  5  •* 
Nürnberg.  Joseph  Adolf  3  Ji ;  Graf  Giorgio  Buonaccorsi,  akad.  Maler  und  Schriftsteller  3  Ji ; 
Karl  Feldner,  Antiquariat  3  Ji;  Adolf  Häuser  3  Ji;  A.  Horwitz  3  Ji;  Kaufmann  Wilhelm  Keller 
5  Ji ;  Gymnasiallehrer  Fr.  Keppel  3  Ji ;  Schreinermeister  Margreitner  3  M;  Dr.  med.  Ludwig 
Müller,  prakt.  Arzt  3  Ji;  Architekt  Fr.  Aug.  Nagel  10  Ji;  Bertha  Preu  5  -Ä;  Architekt  Georg 
Ros,  Baumeister  3  Ji;  Kgl.  Gymnasialprofessor  K.  Schöpf  3  Ji:  Kaufmann  Philipp  Seemann 
5  Ji;  Medizinalrat  Dr.  Wetzel,  Kgl  Bezirksarzt  3  Ji  Pappenheim.  Fabrikant  K.  Frick  3  Ji 
Rechtsanwalt  Habersack  2  Ji;  Forstamtsassessor  Heim  2  ,//. ;  Passau.  Hauptlehrer  Jos.  Aich- 
berger  2  Ji ;  Domdekan  Max  Alteneder  2  Ji ;  Graf  v.  Fugger,  Rittmeister  a.  D.  2  J£ ;  Kgl.  Ober- 
Bahnverwalter  Wilh.  Lindenmeyer  2  M;  Dekorationsmaler  Jos.  List  2  Ji;  Domkapitular  Gg. 
Maier  2  Ji ;  Domkapitular  Ant.  Meisinger  2  ,* ;  Dompfarrer  Max  Muggenthaler  2  Ji ;  Kgl.  Direk- 
tionsrat Roßkopf  2  Ji;  Kgl.  Gymnasialprofessor  Jos.  Schmidt  2  Ji;  Ober- Reallehrer  Joseph 
Schneider  2  Ji  Penig.  Adolf  Schinkel.  Direktor  der  Patentpapierfabrik  5  Ji  Recklinghausen. 
Bergwerksdirektor  K.  Russell  10  .«  Regis  i.  S.  Fabrikdirektor  M.  Köhler  5  .Ä  Schwabmünchen. 
Bürgermeister  Erhard  Heiß,  Gutsbesitzer  in  Großaitingen  5  Ji;  Pfarrer  Johann  Litzel,  Kgl. 
Distriktsschulinspektor  in  Großaitingen  3  .li;  Zehrer,  Kgl.  Major  am  Truppenübungsplatz  Lager 
Lechfeld  5  ./^  Solingen.  Richard  Berg  d.  J.  zu  Haus  Hackhausen  10  Ji.;  Stralsund.  Regierungsrat 
Krause,  Medizinalrat  3  Ji  Treuchflingen.  Kgl.  Bahnverwalter  Fr.  Ehrmantraut  2  Ji ;  Kgl.  Bahn- 
verwalter J.  Machmert  2  ./t ;  Kgl.  Eisenbahnsekretär  Ant.  Schießl  2  Ji  Tuttlingen.  Oberreal- 
lehrer K.  Henninger  3  Ji  Ulm.  Bankdirektor  Sali  Thalmessinger  3  Jt  Weißenburg.  Kgl. 
Bezirksamtsassessor  Dr.  Hänle  3  Ji;  Rektor  Dr.  Manger5  Ji  Wetzlar.  Professor  H.  Claus  3  •'t ; 
Professor  Dr.  Czwalina  3  .Ä ;  Fabrikbesitzer  Carl  Groß  10  Ji;  Fabrikbesitzer  C  Hensoldt  5  .<t; 
Direktor  H.  Jansen  3  M;  Zahnarzt  G.  Kühne  3  .li;  Architekt  H.  Müller  3  Ji;  Bergassessor  L. 
Raab  3  Ji;  Fabrikbesitzer  A.  van  Schellenbeck  5  Ji;  Kaiserl.  Bankvorstand  Walz  3  .»t;  Direktor 
G.  Winkelniann  10  Ji  Würzburg.  H.  Jordan.  Fabrikant  1  Ji.;  Carl  Kabitzsch,  Verlagsbuch- 
händler 5  J^.;  Univ. -Professor  Dr.  Fritz  Knapp  10  ,/t  Zwickau  i.  S.  Baumeister  Kurt  Zaeuner 
(statt  bisher  3   Ji)  5   Ji 

EINMALIGE  BEITRÄGE. 

Coblenz.    Fräulein  E.  Wiesmann  50  Ji     Leitmeritz.      Ign.  Peters,  Gymnasialprofessor  a.  D. 
3    Kr.     Wetzlar.     Professor   Dr.    Gloel   3    Ji.    Hanau.    Pflegschaft  23  Ji. 


—    26    — 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

In  dem  letztverflossenen  Vierteljahr  haben,  wie  die  folgende  Aufzählung  zeigt,  manche 
bedeutsame  Abteilungen  unserer  Sammlungen  wertvolle  Bereicherung  erfahren.  Von  der  kost- 
baren, ehemals  von  Schwarzsehen  Gläsersammlung,  die  unsere  Doppeltafel  wiedergibt, 
ist  bereits  in  einem  früheren  Hefte  des  ,, Anzeigers"  die  Rede  gewesen.  Das  hervorragendste 
Stück  derselben  ist  ohne  Zweifel  der  auf  dem  Lichtdruck  genau  die  Mitte  einnehmende 
Glaspokal,  dessen  reich  geschmückter  silbervergoldeter  Fuß  und  ebensolcher  von  einem 
kleinen  kaltemaillierten  Lindenbaum  überhöhter  Deckel  von  Altnürnbergs  berühmtestem  Gold- 
schmied Wenzel  Jamnitzer  herrühren.  Das  schöne  Stück  ist  ebenso  wie  eine  Anzahl 
von  der  „Stiftung  zur  Erhaltung  von  Nürnberger  Kunstwerken"  angekaufter  Gläser  mit 
eingeschliffenen  oder  farbig  emaillierten  Darstellungen  in  den  Besitz  der  Stadt  Nürnberg 
übergegangen. 

Unter  den  übrigen  Erwerbungen  ist  namentlich  noch  ein  bisher  unbekanntes,  dem  Ver- 
nehmen nach  aus  Pariser  Privatbesitz  stammendes  kleines,  feines  Bild  von  Hans  Baidung 
Grien  hervorzuheben:  die  jungfräuliche  Madonna  kniet,  ihr  Kind  liebkosend,  vor  einem  prächtig 
wirkenden  tiefroten  Vorhang,  der  von  Engelknäblein  gelüftet  wird  ;  über  der  Gruppe  schwebt 
in  einer  Aureole  die  Taube  des  heiligen  Geistes.  Das  bekannte  Monogramm  des  Meisters, 
dessen  Loslösung  von  der  Typik  des  Mittelalters  sich  in  dem  Bilde  frei  und  schön  dokumen- 
tiert,   befindet   sich   rechts  unten   an  der   Steinplatte,   dazu  die  Jahreszahl   I5i6. 

Die  Skulpturenabteilung  wurde  u.  a.  durch  eine  bronzene  Brunnenfigur,  Judith  mit 
dem  Haupte  des  Holofernes,  aus  einem  Nürnberger  Hause  vermehrt  (Abb.  6).  Die  vortreff- 
lich gegossene  Statuette  (Höhe  33  cm)  zeigt  noch  nicht  die  schlanken  Verhältnisse,  die,  im 
wesentlichen  von  der  Kunst  des  Giovanni  da  Bologna  ihren  Ausgang  nehmend,  in  Nürnberg 
vor  allem  durch  Benedikt  Wurzelbauer  zur  Geltung  gebracht  wurden,  sondern  die  gedrungenen 
Formen  der  vorhergehenden  Epoche.  Sie  wird  vermutlich  der  Zeit  um  1570  und  etwa  der 
Werkstatt   Georg   Labenwolfs  zuzuteilen  sein. 

Endlich  mag  hier  noch  auf  eine  Anzahl  einfacher,  doch  hübscher  gotischer  Finger- 
ringe und  Fürspanne  aus  einem  Forchheimer  Funde,  auf  mehrere  Geschützrohre  und 
Handfeuerwaffen  des  15.  und  16.  Jahrhunderts,  auf  verschiedene  Zunft-  und  Hand- 
werksaltertümer, darunter  ein  Paar  reich  vergoldeter  Meraner  Prozessionsstangen 
und  zwei  vortrefflich  getriebene  und  gravierte  Zunftschilde  der  StraOburger  Buchbinder 
und  Futteralmacher,  sowie  auf  eine  in  ihren  feinen  Proportionen  wie  in  ihrer  reichen  und 
zierlichen  Einlegearbeit  gleich  reizvolle  Kommode  aus  dem  ersten  Viertel  des  18.  Jahr- 
hunderts besonders  hingewiesen   sein. 

Geschenke. 
Schloß  Crottorf.  Prinz  Franz  von  Hatzfeldt-Wildenburg:  Bronzemedaille 
auf  den  Tod  der  Fürstin  Gabriele  von  Hatzfeldt-Wildenburg,  Gräfin  von  Dietrichstein-Proskau- 
Leslie,  1909,  von  L.  Chr.  Lauer-Nürnberg.  —  Gießen.  Gerichtsassessor  W.  Pöckel:  Interims- 
rock eines  großherzoglich  hessischen  Landgerichtsdirektors,  2.  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts.  — 
Hamburg.  Edgar  Katzenstein:  Tracht  einer  Helgoländerin.  —  Mauer  bei  Wien. 
Dr.  Theodor  von  Brücke:  Doppelseitiger  Kuchenmodel  aus  Eichenholz  mit  der  Dar- 
stellung der  Geburt  Christi  und  der  Anbetung  der  Könige,  Anfang  des  16.  Jahrh.  —  Nürnberg. 
Lehmann  Held:  2  Heiligenbilder  aus  Geweben,  18.  Jahrh.  —  Riegelhaube,  mit  schwarzen 
Perlen  bestickt.  —  Verein  für  Münzkunde:  Silbermedaille  auf  die  Nürnberger 
Zeppelintage,  1909.  —  Ingenieur  Alfred  Neumark:  Vollständige  Uniform  eines  Kgl. 
belgischen  Konsuls,  19-  Jahrh.  —  Hofuhrmacher  Gustav  Speckhart:  Silbermedaille 
auf  die  Errichtung  der  Kunstuhr  ,,Meistertrunk"  zu  Rothenburg  0.  T.,  1910,  von  L.  Chr.  Lauer- 
Nürnberg.  —  Apotheker  Süß:  Antiker  Held,  rundplastische  Standfigur  aus  Eichenholz  mit 
Lindenholzauflagen,  nürnbergisch,  18.   Jahrh. 

Ankäufe. 
Plastik,  Originale.     9  Holzfiguren  aus  Nürnberger  Kirchen.  —  Judith  mit  dem  Haupte  des 
Holofernes,    Brunnenfigur,   Nürnberger   Bronzeguß,  2.    Hälfte  des   16.    Jahrh  (vgl.  Abbildung  6). 


—     27     — 

Plastik,  Kopien.  Heiliger  Joseph,  Gipsabguß  (Büste)  nach  dem  Original  aus  Stein  am 
Hauptportal  der  Westfassade  der  Kathedrale  Notre-Dame  in  Reims,  2.  Hälfte  des  .13-  Jahrh.  — 
Büste  vom  Grabmal  der  Isabeau  von  Bayern  (f  1435).  der  Gemahlin  Karls  Vi.  von  Frankreich, 
von  Pierre  de  Thury,  Gipsabguß  nacli  dem  Marmororiginal  in  der  Abteikirche  von  Saint- Denis, 
15.  Jahrh.  —  Büsten  des  Jakob  von  Lichtenberg,  Grafen  von  Hanau,  und  der  Barbara  von 
Ottenlieim,  von  Nikolaus  von  Leyen.  Gipsabgüsse  nach  den  für  das  Portal  des  ehemaligen 
Kanzleigebäudes  zu   Straßburg  i.  E.  gefertigten  Originalen  aus  Stein,   1464. 

Siegelstempel.  Silbervergoldeter  Siegelring  mit  E  im  Siegelfelde,  15- — 16.  Jahrh.  — 
Messingpetschaft  der  Brauer  zu  Ornbau,  17- — 18.  Jahrh.  —  Desgl.  der  Schneider  zu  Herrieden, 


Abb.  6.     Judith  mit  dem  Haupte  des  Holofernes. 
Nürnberger  Brunnenfigur  aus  Bronze,  um  1570. 


17.— 18.  Jahrh.  —  Desgl.  der  Schneider  zu  Osternohe,  17-— iS.   Jahrh.  —  Desgl.  der  Zimmer- 
leute zu   Karlsstadt,  17. — 18.  Jahrh. 

Medaillen.  Silbermedaille  auf  Friedrich  III.,  den  Weisen,  Kurfürsten  von  Sachsen,  1513, 
von  Hans  Kraft.  —  Desgl.  auf  Kaiser  Leopold  I.  und  Eleonore  Magdalena  von  Pfalz-Neuburg, 
1681,  von  P.  H.  Müller.  —  Bronzemedaille  auf  Philipp  Wilhelm  von  Pfalz-Neuburg,  anläßlich 
der  Zerstörungen  der  Türken  in  Österreich  und  Ungarn  und  die  Zerstörungen  der  Franzosen  am 
Rhein,  I683  u.  1689-  —  Silbermedaille  auf  den  Tod  des  Prinzen  Carl  Philipp  von  Braunschweig- 
Lüneburg,  1690,  von  Karlsten.  —  Desgl.  auf  Kaiser  Leopold  I.,  anläßlich  der  Einnahme  Ulms, 
1704,  von  Hautsch.  —  Desgl.  auf  die  Vermählung  des  Alexei  Petrowitsch,  Sohn  Peters  I.  von 
Rußland,  mit    Caroline    Christine    Sophie    von    Braunschweig- Lüneburg,    1711-  —  Restituierte 


—     28     — 

Silbermedaille  auf  Markijraf  Georg  von  Brandenburg,  anläßlich  des  Jubiläums  der  Confessio 
Augustana  (1730),  von  Werner.  —  Silbermedaille  auf  den  Tod  Herzog  Ferdinand  Albrechts  II. 
von  Braunschweig- Wolfenbüttel,  1735,  von  Koch.  —  Desgl.  auf  Sophie  Magdalena,  Gemahlin 
Christians  VI.  von  Dänemark,  anläßlich  der  Gründung  des  Fräuleinstiftes  in  Vallö,  1737,  von 
Hedlinger  und  Wahl.  —  Desgl.  auf  König  Adolf  Friedrich  von  Schweden  und  Luise  Ulrike  von 
Preußen,  anläßlich  der  Geburt  Gustavs  III.,  1746,  von  Fehrmann.  —  Desgl.,  von  Vestner.  — 
Silbermedaille  auf  den  Tod  des  Prinzen  Wilhelm  IV.  von  Nassau-Oranien,  1751,  von  Swinderen. 

—  Desgl.  auf  den  Tod  der  Königin  Luise  von  Dänemark,  geb.  Herzogin  von  Braunschweig- Lüne- 
burg, 1751,  von  Arbien.  —  Desgl.  auf  König  Adolf  Friedrich  von  Schweden  und  Luise  Ulrike 
von  Preußen,  anläßlich  des  16.  Geburtstages  des  Kronprinzen,  1762,  von  Fehrmann.  —  Desgl. 
auf  die  Prinzessin  Josepha  von  Bayern,  anläßlich  ihrer  Vermählung  mit  Kaiser  Joseph  IL,  1765, 
von  Schega.  —  Desgl.  auf  König  Adolf  Friedrich  von  Schweden  und  Luise  Ulrike  von  Preußen, 
anläßlich  ihrer  silbernen  Hochzeit,  1769,  von  Ljungberger.  —  Desgl.  auf  Herzog  Karl  Theodor 
von  Bayern,  anläßlich  des  Todes  des  Kurfürsten  Max  Josephs  III.,  1777,  von  Schaffen  —  Eisen- 
gußmedaille auf  Friderike  von  Anhalt- Dessau,  Tochter  des  Prinzen  Friedrich  Ludwig  Carl  von 
Preußen,  o.  J.,  von  Posch.  —  Bronzemedaille  auf  Franz  Ferdinand  von  Modena  und  Adelgunde, 
Tochter  des  Königs  Ludwigs  I.  von  Bayern,  anläßlich  ihrer  Verlobung,  1842.  — Silbermedaille 
auf  den  Mainzer  Kurfürsten  Erzbischof  Anselm  Franz  von  Ingelheim.  1686.  —  Desgl.  auf  den 
Würzburger  Bischof  Johann  Philipp  IL  von  Greifenklau  (1699 — 1719),  0.  J.,  von  Hautsch.  — 
Desgl.  auf  den  Speierer  Bischof  Damian  Hugo  Graf  von  Schönborn,  anläßlich  seiner  Ernennung 
zum  Kardinal,  1715,  von  Vestner.  —  Desgl.  auf  den  Prager  Bischof  Ferdinand  Graf  von  Kuen- 
burg,  anläßlich  der  Heiligsprechung  des  Johann  von  Nepomuk,  1729,  von  Vestner  u.  Dockler. — 
Silbermedaille  aur  Christoph  Friedrich  Freiherr  von  Kniestedt,  Geheimen  Rat  des  Herzogs  von 
Braunschweig  und  Gesandten  am  Hofe  Karls  VI.,  o.  J.,  von  Vestner.  —  Silbermedaille  auf  den 
Glauben,  1629,  von  Seb.  Dadler  in  Augsburg.  —  Alchimistische  Silbermedaille,  o.  J.  —  Silberne 
Prämienmedaille   der   Stadt    Heilbronn   für   Landwirte,   o.    J.,   von    Pressel. 

Gemälde.  Vier  Tafelgemälde  aus  Nürnberger  Kirchen.  —  Maria  mit  dem  Kinde,  von  Hans 
Baidung,  gen.    Grien,   Ölgemälde,   1516  (vgl.  Tafel  I). 

Waffen.  Mailänder  Steinbüchse  aus  Eisenguß,  Mitte  des  15.  Jahrb.,  auf  nachgebildeter 
Holzlafette.  —  Gotischer  Hinterlader,  auf  ergänztem  hölzernen  Rollbock,  gefunden  zu  Rom 
im  Tiber,  um  1480.  —  Eisernes  Geschützrohr,  oberitalienisch,  16.  Jahrh.  —  Spanische  Bronze- 
Haubitze  von  1741  mit  dem  Wappen  des  Königs  Philipps  V.  von  Spanien  und  der  Königin 
Elisabeth  Farnese  von  Parma,  gegossen  von  Joseph  Barnola  in  Barcelona.  —  Handfeuerwaffe, 
ältester  Typus,  aus  Bronze,  mit  rekonstruierter  Schaffung.  —  Schweres  Handrohr  aus  Bronze 
mit  eisernem  Luntenschloß.  —  Schweres  Handrohr  aus  Eisen.  —  Lange  Hakenbüchse,  eisernes 
Rohr  mit  erneuerter  Holzschäftung.  —  Pariser  Bronzerohr  mit  drehbarer  Kammer,  gefunden 
zu  Paris  in  der  Seine.  —  Vorderlader- Geschützrohr,  gefunden  im  Hafen  zu  Danzig.  Auf  rekon- 
struiertem Holzblock.  —  Hinterlader-Geschützrohr,  gefunden  im  Hafen  zu  Danzig.  —  Hinter- 
lader-Geschützrohr aus  Eisenblech  mit  schmiedeeisernen  Verstärkungsringen.  —  Eisenhelm 
(Schallern),  Ende  des  15.  Jahrh. 

Kirchliche  Geräte  etc.  15  Totenschilde  aus  Nürnberger  Kirchen.  —  Brustkreuz  eines 
Bamberger  Domkapitulars,  silhervergoldet,  mit  Emailschmuck,  Mitte  des  18.  Jahrh.  —  Zwei 
holzgeschnitzte  Prozessionsstangen  aus  Meran,  18.   Jahrh. 

Zunftwesen.  2  Zunftschilde  der  Buchbinder  und  Futteralmacher  zu  Straßburg  i.  E.,  ver- 
goldete Kupferplatten  mit  versilberten  Messingrahmen  in  Treibarbeit,  1766.  —  Zunftschild  der 
Fischer  zu  Mainz,  aus  ausgeschnittenem  Eisenblech,  bemalt,  Ende  des  18.  Jahrh.  —  2  Prozes- 
sionsstangen der  Schmiede  in  München,  holzgeschnitzt  und  mit  Schmiedearbeit  verziert,  17.  bis 
18.  Jahrh.  —  Zunftaltar  der  Wagenbauer  zu  Hallein  bei  Salzburg,  holzgeschnitzt,  teilweise  noch 
bemalt,  in  Form  eines  Kruzifix-Aufsatzes,  Mitte  des  18.  Jahrh.  —  Zunftschild  der  Zimmerleute 
und  Schlosser  zu   Kadolzburg,  aus.  Lindenholz  geschnitzt,  mit   Resten  von   Bemalung,  1769- 

Hausgeräte.  Deutsche  Kommode  in  Nussbaumholz  mit  reicher  Einlegearbeit,  vermutlich 
Dresdener  Herkunft,  gm  1720.  —  Muschelschale  aus  Porzellan,  Nymphenburger  Fabrikat,  um  1770. 

—  Stangenförmiges  Glas  (latticinio)  mit  Deckel,  in  vergoldetem  Silber  montiert,  venezianisch.  — 
Willkomm  von  Latticinio- Glas,  ohne  Fuß,  mit  silbervergoldeter  kugeliger  Handhabe,  venezianisch. 


Anzeit{er  des  Germanischen  Museums   1910. 


Tafel 


Hans  Baidung  Grien. 

Madonna.     1516. 


—    29    — 

—  Gläserner  Deckelpokal  mit  Scliliffverzierung,  darin  ein  Spruch,  Anfang  des  18.  Jahrh.  — 
Geschliffener  Glaspokal  mit  dem  Reichsadler,  Anfang  des  18.  Jahrh.  —  Geschliffener  gläserner 
Deckelpokal  mit  dem  Bildnis  der  Elisabeth  Christine,  Gemahlin  Kaiser  Karls  VI.,  l.  Hälfte  des 
18.  Jahrh.  —  Geschliffener  gläserner  Deckelpokal,  mit  Stadtansicht,  l.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  — 
Geschliffener  gläserner  Deckelpokal  mit  roter  Fadenverzierung,  l.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  —  Gläserne 
Tischglocke  mit  Schliff  Verzierung,  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  —  Geschliffener  gläserner  Deckel- 
pokal mit  dem  preußischen  Adler  und  den  Initialen  F.  R.,  Mitte  des  18.  Jahrh.  —  Geschliffenes 
Deckelglas,  Stiftung  des  Fr.  W.  Ebner  zu  Nürnberg,  1753-  —  Geschliffener  Glasbecher  mit  dem 
Allianzwappen  der  Pfinzing  und  der  Geuder  in  Nürnberg,  18.  Jahrh.  —  2  geschliffene,  gläserne 
Deckelpokale  mit  5  nürnbergischen  Geschlechterwappen,  18.  Jahrh.  —  2  geschliffene  gläserne 
Deckelpokale,  18.  Jahrh.  —  Geschliffenes  Trinkglas  auf  Kugelfüßen.  18.  Jahrh.  —  Trinkglas 
mit  geschliffener  Rankenbordüre,  18.  Jahrh.  —  Trinkglas  mit  Schliffverzierung,  18.  Jahrh.  — 
7  geschliffene  Trinkgläser,  18.  Jaiirh.  —  5  Holzbüchsen  für  Ziergläser,  zum  Teil  bemalt,  16. 
bis  18.  Jahrhundert. 

Tracht  und  Schmuck.  Fürspann  mit  der  Niello- Inschrift:  +  AMA  .  E  .  MEMO,  silbern, 
15-  Jahrh.  —  Fürspann,  silbervergoldet,  mit  Köpfen  und  Glasflüssen  verziert,  15.  Jahrh.  — 
Fürspann,  silbervergoldet,  in  Form  eines  Vierpasses,  mit  figürlichem  Schmuck  und  Glasflüssen, 
15.  Jahrh.  —  Geschnittener  goldener  Fingerring  mit  2  Almandinen  in  Kastenfassung,  15.— 16. 
Jahrh.  —  5  Fingerringe,  golden  bezw.  silbervergoldet,  mit  Steinen  und  Glasflüssen,  15. — 16. 
Jahrh.  —  Golddrahtfingerring,  15- — 16.  Jahrh.  —  Bronzevergoldete  Kriegsdenkmünze  von 
Sachsen- Gotha-Altenburg  von    1814 — 1815   für  Offiziere. 

D  e  p  o  s  i  t  a. 

Turnierdecke  für  die  Pferdebrust,  mit  dem  vollständigen  Wappen  der  Nürnberger  rats- 
fähigen Familie  der  Reichsfreiherrn  Behaim  von  Schwartzbach.  Nürnberger  Applikationsarbeit 
auf  blauem  Tuch,  Ende  des  17-  Jahrh.  —  2  Münzstempel  für  die  Silbermedaille  auf  die  Nürnberger 
Zeppelintage,   1909. 

Kunstsammlungen  der  Stadt  Nürnberg:  Silbermedaille  auf  das  Jubi- 
läum der  Augsburger  Konfession,  1730,  von  Koch.  —  Silbermedaille  auf  die  Nürnberger 
Zeppelintage,  1909-  —  Nürnberger  Viertel-Taler  von  1622.  —  Großer  zylindrischer  Glas- 
pokal, Deckel  und  Fuß  silbervergoldet,  von  Wenzel  Jamnitzer  (1508 — 1585).  Dazu  eine  ge- 
drechselte Holzkapsel,  grünlich  bemalt,  außen  mit  dem  Pfinzingschen  Wappen  samt  der  Jahres- 
zahl 1662  und  sieben  anderen  patrizischen  Wappen;  im  Deckel  eine  Stiftungsinschrift  auf  Perga- 
ment, dat.  1663.  —  Willkomm  aus  Glas  in  Form  eines  kugeligen  Deckelpokals  mit  Rankenwerk 
in  Grün  bemalt  und  drei  Wappen,  16.  — 17-  Jahrh.  —  Deckelpokal  aus  Glas  mit  gemaltem  Wappen 
und  silbervergoldetem  geharnischten  Schildhalter  als  Deckelbekrönung,  Anfang  des  17.  Jahrh.  — 
Glashumpen  mit  gemaltem  Wappen,  figürlicher  Darstellung  und  Spruch,  um  I630.  —  Glas- 
humpen mit  Wappen  und  figürlicher  Darstellung,  mit  Deckel,  um  1630.  —  Deckelpokal  ausGlas 
mit  eingraviertem  Wappen,  freigearbeitetem  kaltemaillierten  Silberbouquet  als  Deckelbekrönung 
und  silbervergoldetem  ornamentierten  Fuß,  1635.  —  Deckelpokal  mit  geschliffener  Ansicht  des 
Schlosses  Henfenfeld  und  Wappendeckel,  mit  silbernem  Bouquet,  und  Fußrand  silbervergoldet, 
17-  Jahrh.  —  Deckelpokal  mit  Fuß  aus  Glas,  eingeschliffen  die  3  Nürnberger  Wappen  und 
Blumenfestons,  mit  zahlreichen  Ringen  an  der  Handhabe,  Paulus  Eder  fecit.   Ende  des  17.  Jahrh. 

—  Zunfttafel  der  Brauer  zu  Nürnberg  mit  Namenverzeichnis  von  1709  an.  —  Zunfttafel  der 
Brillenmacher  zu  Nürnberg  in  Gestalt  eines  Triptychons,  18.  Jahrh.  —  Eiserne  Sparbüchse 
mit  farbig  gemaltem  Nürnberger  Stadtwappen,  von  unbestimmter  Nürnberger  Zunft.  —  Eiserner 
Siegelstempel  der  Heftelmacher  zu  Nürnberg,  in  abgedrehter  Holzbüchse,  1583.  —  Messingener 
Siegelstempel  der  Schuhmacher  zu   Hersbruck. 

HISTORISCH  PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 
Dresden.     H.   Lüdecke:      Ältere    Droguen,    teilweise    in    alten    Apothekergefäßen.  — 
Georg   Wolfgang    Knorr,   Thesaurus  rei  herbariae  hortensisque  universalis,    Nürnberg,    1750.  — 
Dispensatorium  regium  et  electorale   Borusso-Brandenburgicum,   Berlin,   178I. 


—     30     — 

Ankauf  e. 
Alchimist,  Porzellangruppe  Wiillendorfer  Fabrikates,  ohne  Marke,  um  1790  —  (Gerhard, 
Johannes),  Ein  altnewer  wolgegründter  Discurs  von  der  vielgerühmbten  Alchymisterey,  Jena, 
1615.  —  Christoph  Hellwig,  Physicalisch-  und  Medicinisches  Lexikon,  Hannover,  1713.  —  Georg 
Sticker,  Abhandlungen  aus  der  Seuchengeschichte  und  Seuchenlehre,  I.  Band:  Die  Pest,  II.  Teil: 
Die  Pest  als  Seuche  und  Plage.     Gießen,  1910. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 
Meiningen.    Graf  zu    Bentheim:    3  Bogen  französischer  Assignaten  der  Jahre  1792, 
1793  und  „an  2". 

KUPFERSTICHKABINETT. 

Zu  den  wichtigsten  Zugängen  des  abgelaufenen  Vierteljahres  zählt  der  von  Herrn  Geheim- 
rat Lehrs  dem  Meister  P  W  von  Cöln  zugeschriebene  Kupferstich  des  vor  dem  sitzen- 
den Schmerzensmann  knienden  Kartäusermönches.  Außer  diesem  Exemplar,  das  aus  dem 
Vorderdeckel  einer  Straßburger  Inkunabel  herausgelöst  worden  ist,  kennt  Lehrs  nur  noch  ein 
zweites,  nämlich  das  von  Passavant  Bd.  II  S.  31  Anm.  6  beschriebene,  das  er  erst  jüngst  für 
das  Dresdener  Kabinett  erwarb.  Passavant  weist  das  Blatt,  das  er  mit  Unrecht  als  „tres  mediocre" 
bezeichnet,  dem  16.  Jahrhundert  zu,  während  es  in  einem  Kölner  Antiquariatskatalog  vom 
Jahre  1855  dem  Meister  mit  den  Bandrollen  zugeteilt  war.  Veranlassung  für  diese  letzte  Zu- 
weisung war  natürlich  das  Vorhandensein  der  zahlreichen  Spruchbänder.  Zeichnung  und  Technik 
sprechen  aber  für  den  Meister  P  W,  welcher  nach  Lehrs  zu  den  bedeutendsten  niederrheinischen 
Meistern  des  Grabstichels  zählt.  Die  Auffassung  ist  eine  höchst  naive.  Christus,  der,  an  eine 
Säule  gebunden,  auf  einer  Kastenbank  sitzt,  hinter  der  die  Marterwerkzeuge  sichtbar  sind, 
fordert  einen  vor  ihm  knienden  Kartäusermönch  auf,  ihm  nachzufolgen  und  sein  Herz  anzuver- 
trauen. Dieser  kommt  seiner  Aufforderung  unmittelbar  nach.  Zum  Zeichen  dafür  trägt  das 
über  ihm  schwebende  Spruchband  die  Worte:  „bone  jhu  tibi  offero  cor  meü  nüc  et  in  euum". 
Der  Abdruck  ist  von  bescheidener  Qualität.  Auch  ist  ihm  in  dem  Raum  zwischen  den  beiden 
Figuren  ein  Bibelspruch  (Justum  est  subditum  esse  etc.)  eingeschrieben,  der  aber  in  der 
Reproduktion  ausgeschaltet  wurde  (Abb.  7)-  Die  teilweise  unausgedruckte  Unterschrift  ist  hier 
und  da  durch  handschriftliche   Ergänzungen   beeinträchtigt. 

Unsere  Sammlung  von  Stichen  des  Israel  von  Meckenem  wurde  allein  um  vier 
Blätter  vermehrt;  um  zwei  solche  aus  der  in  den  siebziger  Jahren  entstandenen  Apostelfolge 
nach  Schongauer,  um  den  Stich  der  ersten  klugen  Jungfrau  Geisberg  370  (B.  158)  und  um  das 
allerdings  im  Papier  stark  verschnittene  Blatt  „der  Greif"  Geisberg  439  (B.  193)-  Doch  darf 
letzteres  als  ein  annehmbarer  Abdruck  bezeichnet  werden.  Das  Papier  trägt  als  Wasserzeichen 
ein  gotisches  p,  ähnlich  Briquet  8534. 

Von  Ludwig  Rosenthal  erwarben  wir  die  vollständige  Folge  der  Kupfer  von  Mathias 
Zündt  zu  Lenckers  Perspectiva  literaria  vom  Jahre  1567-  Einen  besonderen  Wert  hat  diese 
für  uns  noch  dadurch,  daß  die  sämtlichen  Blätter  in  ansprechender  Art  von  Georg  Mack, 
der  um  1570— 1610  in  Nürnberg  tätig  war,  illuminiert  sind.  Die  13  ersten  Blätter  enthalten 
lateinische  Versalbuchstaben  in  verschiedenen  Stellungen  und  Lagen,  die  übrigen  9  verschiedene 
geometrische  Körper.  Das  Werk  selbst  gilt  als  eine  große  Seltenheit.  Hans  Lencker  war  ein 
geschätzter  Goldschmied  und  Meßkünstler,  der  1585  zu  Nürnberg  starb.  Außer  den  Radierungen 
enthält  das  Buch  nur  zwei  Blätter  Text.  Unter  den  geometrischen  Körpern  finden  wir  unter 
anderem  einen  viereckigen  durchbrochenen  Würfel,  einen  fazettierten  Ring,  ein  Schneckengehäuse 
und  einen  Springbrunnen. 

Ein  reizendes  Ornamentblatt  ist  die  kleine,  in  Abb.  9  wiedergegebene  Vignette  von  Gilich 
Kilian  Proger.  Wir  haben  es  offenbar  mit  einer  Goldschmiedevorlage  zu  tun.  und  zwar 
mit  einer  solchen,  die  außerordentlich  sinnreich  komponiert  und  in  freier  Technik  durchgeführt 
ist.     Das  Werk  dieses  Meisters  ist  von  beschränktem  Umfang.     Bartsch,  der  seinen  Namen  noch 


—    31     — 


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nicht  ermittelt  hatte,  beschreibt  nur  neun  Blätter.  Passavant  fügte  ihnen  noch  acht  weitere 
hinzu.  Die  Stiche  Progers  kommen  nicht  sehr  häufig  vor  und  dürfen  darum  zu  den  Seltenheiten 
gezählt  werden. 

Unter  den  Handzeichnungen,  die  wir  erwarben,  ist  namentlich  das  hübsche  Blatt  eines 
KölnerMeisters  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  hervorzuheben 
(Abb.  8.)  Es  hat  die  Vermählung  der  hl.  Katharina  mit  dem  Jesusknaben  zum  Gegenstand.  Mit 
aufgelöstem  Haar  und  hoher  Krone  sitzt  die  Jungfrau  inmitten  des  Blattes  auf  einem  kissen- 
belegten Stuhl.  Ihre  Augen  sind  in  tiefster  Ergebenheit  fast  geschlossen  Die  Gestalt  hat  etwas 
Weltfernes,  Unbewegliches  an  sich.  Um  so  lebendiger  gebärdet  sich  der  Jesusknabe,  die  Natür- 
lichkeit seiner  Bewegungen  überrascht  uns  geradezu.  Zur  Rechten  bemerken  wir  drei  männ- 
liche, zur  Linken  neben  der  hl.  Katharina  zwei  weibliche  Heilige.  In  weichem  Fluß  fallen  die 
locker  sitzenden  Gewänder  herab.  Scharfe  Brüche,  Ecken  und  Kanten  sind  vermieden.  Über- 
haupt ist  Weichheit  in  Zeichnung  und  Farbe  die  Signatur  dieses  Bildes,  das  für  unsere  Samm- 
lung einen  wertvollen  Zuwachs  bezeichnet.  —  Neben  dieser  Zeichnung  erwarben  wir  auf  der 
Auktion  von  Lanna  noch  ein  interessantes  Studienblatt  aus  der  Wende  vom  15.  zum  16.  Jahr- 
hundert, das  der  Verfasser  des  Kataloges  der  Schule  Martin  Schongauers  zugewiesen  hat.  Es 
stammt  aus  der  Sammlung  Biegeleben.  Wir  zählen  acht  Köpfe,  die  zu  je  vieren  in  zwei  Reihen 
übereinander  angeordnet  sind.  Die  untere  Reihe  zeigt  den  Kopf  Christi  in  verschiedenerlei  Auf- 
fassung. Oben  sehen  wir  eine  gekrönte  weibliche  Heilige,  das  eine  Mal  mit  offenen  Augen  ge- 
radeaus blickend,  das  andere  Mal  mit  niedergeschlagenen  Augen  vor  sich  hinschauend,  weiter 
den  Kopf  eines  Mohren  (wohl  Studie  zu  einer  Anbetung)  und  eines  Apostels  (vielleicht  Paulus). 
Die  mit  der  Feder  flott  hingesetzten  und  in  wirksamer  Art  leicht  ankolorierten  Studien  dürften 
das  Werk  eines  fränkischen  Meisters  sein,  der  möglicherweise  Arbeiten  des 
jungen  Dürer  gekannt  hat. 

Es  würde  wohl  nicht  möglich  gewesen  sein,  in  dem  letzten  Vierteljahr  so  bedeutsame  Er- 
werbungen zu  machen,  wenn  uns  nicht  unser  Verwaltungsausschußmitglied  Herr  James  Simon 
in  Berlin  eine  Summe  zur  Verfügung  gestellt  hätte,  und  wenn  uns  nicht  durch  Herrn  Kommer 
zienrat  Ferdinand  Carl  gestattet  worden  wäre,  die  Zinsen  der  von  ihm  gemachten  Stif- 
tung zu  verwenden. 

Geschenke: 

Berlin.  Hofkunsthändler  Louis  Gerhard  Meder:  Porträt  des  Nürnberger  Geist 
liehen  Johann  Christoph  Arnschwanger.  Ovales  Brustbild  in  reicher  Laubwerkumrahmung. 
Handzeichnung  in  Rotstift  und  Wasserfarben  von  Georg  Strauch.  iy,5  cm  h..  15,1  cm  br. 
Aus  der  Auktion  von  Lanna.  Cand.  rer.  bibl.  Heinz  A.  Oelmann:  Zwei  Blatt  Photo- 
graphien von  einem  Einblattdruck  v.  J.  1476  und  dem  Titelblatt  eines  Druckes  des  Braun- 
schweiger Druckers  Hans  Dorn  v.  J.  1507.  —  Bielefeld.  Stud.  med.  Kurt  von  der 
Mühlen:  Exlibris  desselben,  gez.  von  W.  Senker-Bielefeld  1909.  und  Exlibris  Walther  v.  d. 
Mühlen,  gez.  von JWemola- Bielefeld  1907.  —  Bonn  a.  Rh.  Hermann  A.  Peters,  Kunst- 
verleger: 5S  Ansichtskarten  von  Bau-  und  Kunstwerken  in  Nürnberg  und  Würzburg.  Hand- 
Jssen-  Kupferdrucke.  Aus  dem  Verlag  des  Geschenkgebers.  —  Cöln.  Musik  historisches 
Museum  von  Wilhelm  He  y  e  r:  Photographien  zweier  Orgeln.  —  Dresden.  Geheim- 
rat Max  Lehrs:  30  Blatt  Reproiluktionen  von  Kupferstichen  des  15.  Jahrhunderts.  — 
Erlangen.  Paul  W  i  n  k  1  e  r:  Die  beiden  Exlibris  desselben.  Originalradierungen  von  A  d. 
S  c  h  i  n  n  e  r  e  r  -  Tennenlohe.  —  Fürth.  Dr.  med.  Wiener:  1.  L  a  n  d  k  a  r  t  e  n.  a)  Deutsch- 
land. G.  E.  Lotter  sculps.  Koloriert,  b)  Böhmen,  Mähren  und  Schlesien.  Kleine  Kärtchen 
in  kolor.  Kupferstich  aus  dem  Verlag  von  Tob.  Konr.  Lotter  in  Augsburg.  2.  Kulturge- 
schichtliche Blätter,  a)  Lebensregeln  in  Form  eines  24  zeiligen  Reimgedichtes.  16. 
Jahrh.  b)  Glück-  und  Segenswunsch  am  ,,Pundts-Tag  Gmr.  drey  Pündten"  in  Chur  am  6.  Sep- 
tember 1 730.  Gedruckt  bei  Johannes  Pfeffer  1730.  2  Bll.  in  fol.  c)  Kreisschreiben  des  kleinen  Rats 
des  Kantons  Graubünden  betr.  die  Stellung  von  Rekruten  für  die  kapituUerten  französischen 
Schweizer- Regimenter.  Einblattdruck.  Chur,  den  8.  Okt.  I8l3-  d)  Proklamation  des  kleinen 
Rats  und  der  Standes- Kommission  des  Kantons  Graubünden  betr.  den  Durchmarsch  der  aliierten 
Mächte.  Einblattdruck.  Chur,  den  27.  Dez.  1813.  e)  Schreiben  der  Häupter  Gemeiner  drei 
Bünde  betr.  die  polit.  Stellung  der  Schweiz.     Einblattdruck.     Chur,  den  5-  Mai  l8l4.     f)  Publi- 


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kation  des  kleinen  Rats  des  Kantons  Graubünden  betr.  die  Erliebung  einer  Eingangsgebühr 
auf  Waaren  zur  Bildung  einer  eidgenössischen  Kriegskasse.  Einblattdruck.  Chur,  den  16.  Aug. 
1816.  g)  Postwagens-Anzeige  der  Direktion  der  Kantonal-Extraposten  und  Diligenzen.  Ein- 
blattdruck. Chur,  den  20.  Januar  1823.  —  Graz.  Major  a.  D.  Friedrich  Hochenegg: 
Bildnis  des  Grafen  Friedrich  Hochenegg,  K.  K.  Feldmarschall- Lieutenants.  Kniestück.  Litho- 
graphie von  Joseph  Kriehuber.  1847.  —  Hannover.  Dr.  W  i  1 1  i  Peßler:  Vier  Karten  zur 
vergleichenden  deutschen  Ethno-Geographie,  nach  fremden  und  eigenen  Forschungen  zusammen- 
gestellt vom  Geschenkgeber.  —  Haselbach  (Schlesien).  Pfarrer  Alfred  Hadelt:  Exlibris 
Dante,  entworfen  von  Heinr.  Vogeler- Worpswede  1907-  Dr.  med.  Kurt  Kühnert:  Ex- 
libris desselben,  entworfen  von  Fritz  Iwan-Gharlottenburg  1909.  —  Homburg  v.  d.  H.  Frau 
Marie  K  a  e  s  1 1  e  r:  Nr.  192  des  Blattes  ,. Neueste  Weltkunde"  vom  11.  Juli  1798.  —  Irschen- 
hausen  b.  Ebenhausen.  Ernst  Schulte-Strathaus:  1.  Exlibris  desselben,  gez.  von 
Prof.  Julius  Dietz;  2.  Exlibris  Ernst,  Kati  und  Marie  Balduhn.  3  Bll.  Gez.  von  Hedwig  Schulte- 
Strathaus-Balduhn.  —  Lucca  (Italien).  Advokat  Dr.  Ritter  Ferdinand  Pasquinelli: 
Die  beiden  Exlibiis  desselben.  —  Mannheim.  Oberstabsarzt  Dr.  Röhring:  14  Porträts  aus 
der  Galerie  hervorragender  Ärzte  und  Naturforscher  (1909  u.  1910).  —  Nancy.  Association 
PhilatMique  Nanceienne:  Die  drei  Exlibris  derselben.  —  Nürnberg.  Helene 
Abel:  Die  beiden  Exlibris  derselben.  Philipp  Buckel:  1.  Jakob  von  Sandrart: 
,. Neues  Romanisches  Laubwerck  Büchlein".  Bl.  1,  2,  5  und  6  vollständig,  von  den  beiden 
anderen  je  eine  Hälfte;  2.  Kaspar  Gottlieb  Eisler:  4  Bll.  Kaffee-  u.  Teekannen 
(lfd.  Nr.  306— 309),  3  Bll  Zuckerbüchsen,  Zierlöffel  u.  Schalen  (lfd.  Nr.  311—313),  l  Bl.  Leuchter 
(ohne  jegliche  Beischriften);  3-  Franz  Xaver  Habermann:  4  Bll.  Leuchter  mit  Muschel- 
werk (lfd.  Nr.  587—590);  4.  J  o  h.  Christoph  Weigel:  2  Bll.  Ornamentkartuschen; 
5.  J  o  h.  K  0  n  r.  Reiff:  „Spiegel  und  Wand-Leuchter  vor  Bildhauer  und  Goldtschmidt", 
P.  Decker  Arch.  inv.  delin. ;  6.  Karl  Remshart  (Augsburg):  Füße  für  Altarkruzifixe,  P. 
Decker  inv.  et  de!.;  7.  Ungenannte  Meister  d.  18.  Jahrh.:  Je2  Bll.  zusammengehörige  Entwürfe 
für  Ornamentkartuschen,  Degengriffe  und  Schmuckgegenstände;  8.  Entwurf  für  eine  Rokoko- 
Standuhr,  Kupferstich,  Mitte  18.  Jahrh.;  9-  Acht  Bll.  Vorlagen  für  Schlitten,  Kupferstiche, 
1.  Hälfte  18.  Jahrh.  Antiquar  Joseph  Rosenbaum:  Nackter  Jüngling  mit  Adler,  Hand- 
riß eines  Preisler-Schülers,  Rötel  und  Blei,  18.  Jahrh.  Vereinigte  leonische  Fa- 
brik e  n:  17  Geschäftsempfehlungskarten  der  1.  Hälfte  und  der  Mitte  des  19-  Jahrh.  —  Straß- 
burg i.  E.  Wilhelm  Hurte  r:  Exlibris  desselben,  gez.  von  Richard  Amsler.  —  Wartburg. 
Oberburghauptmann  von  C  r  a  n  a  c  h:  Ansichtskarten  vom  Saal  der  Kommandantenwohnung 
auf  der   Wartburg  und   vom    Holzschnitt    B.  65    von    Lucas  Cranach. 

Ankäufe. 

Handzeichnungen.  Kölner  Meister  der  2.  Hälfte  des  15-  Jahrh.:  Die 
Vermählung  der  heil.  Katharina  mit  dem  Jesusknaben  im  Beisein  von  3  männlichen  und  2  weib- 
lichen Heiligen.  Tuschzeichnung  mit  leichten  Farbtönen.  20  :  29,6  cm  (Abb.  8).  —  Unbekannter 
fränkischer  Meister  um  1500:  Studienblatt  mit  8  Köpfen.  Kolorierte  Federskizzen. 
13,2:20,1  cm  (aufgezogen).  —  Wolf  Huber:  Gebirgige  Landschaft,  links  im  Vordergrund 
einhoherBaum.  Flotte  Federskizze.  Datiertl515-  20,7:13,8cm. —  C  h  r  i  s  t  0  p  h  S  c  h  w  a  r  z: 
Maria  und  Anna  mit  dem  Jesuskinde  in  einer  Laube  sitzend.  In  den  Wolken  singende  und  musi- 
zierende  Engel.     Leicht  getuschte    Federskizze.     Voll  bezeichnet.     23,7  :  17,3   cm. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  Meister  PW  von  Köln  (nach  Lehrs):  Der 
Schmerzensmann  und  ein  Kartäusermönch.  Vgl.  Pass.  II,  S.  31  Anm.  6.  Breitrandiges  Exem- 
plar mit  handschriftlichen  Bemerkungen  (Abb.  7)- —  Israel  von  Meckenem:  a)  Der  hl.  Judas 
Thaddaeus.  B.  58.  Geisberg  217,  11.  Bl.  13  der  Apostelfolge  nach  Schongauer;  b)  Der  hl. 
Simon.  B.  61.  Geisberg  245,  H-  Bl.  12  der  Apostelfolge  nach  Schongauer;  c)  Die  erste  kluge 
Jungfrau.  B.  158.  Geisberg  370.  Gegenseitige  Kopie  nach  Schongauer.  B.  77  (?);  d)  Der 
Greif.  B.  193.  Geisberg  439.  Gegenseitige  Kopie  nach  Schongauer.  B.  93-  Auf  Papier  mit  dem 
gotischen  p  (Briquet  8534).  —Albrecht  Dürer:  Das  Liebesanerbieten.  B.  93-  Kopie, 
doch  ohne  das  Monogramm.  —  Heinrich  Aldegrever:  Die  heil.  Jungfrau  mit  dem  Kinde 
in  einem  Hofe  sitzend.  B.  53.  —  G  i  1  i  c  h  K  i  1  i  a  n  P  r  o  g  e  r:  Vignette  mit  einer  Vase  und  drei 
Genien  B.  5  (Abb.  9).    —  M  e  1  c  h  i  0  r  L  o  r  c  h:  Albrecht  Dürer.  Brustbild  im  Profil  nach  rechts. 


—    35    — 

B.  10.  —  Ägidius  S  a  d  e  1  e  r:  Maria  mit  dem  Kinde  auf  der  Rasenbank  in  einer  reichen 
Landschaft  sitzend.  Nach  der  Zeichnung  von  Dürer  in  der  Albertina.  —  Nikolaus  Solls: 
Die  Musen.  1565.  Andresen  1—9-  Vollständige  Folge.  —  Virgil  S  o  1  i  s:  Die  neun  Musen. 
Fries.  B.  112.  —  Mathias  Z  ü  n  d  t:  Die  Kupfer  zu  Lenckers  Perspectiva  literaria  v.  J.  1567. 
Andresen  56.  22  Bll.  Illuminiert  unter  Anwendung  von  Gold  von  Georg  Mack- Nürnberg  (1570 
bis  1610).  —  Meister  der  Kraterographie  von  1551:  Großer  Prunkpokal  mit 
Deckel,  an  der  Leibung  ein  Krieger  und  zwei  Frauen  in  Nischen.  Pass.  296.  —  Wenzel  Hollar: 
a)  Christus  am  Kreuz  nach  Anton  van  Dyck.  Parthey  107;  b)  Die  Totentanzfolge  nach  Holbein. 
Parthey  233—262.    30  Bll.    Vollständige  Folge;  c)  Karl  I.  von  England  inv  Gebet.     Parthey  ■177- 

Holzschnitte.  Lucas  Cr  an  ach  d.  Ä.:  St.  Christophorus.  B.  58.  Clair-obscur  in 
Braun.  —  Hans  Leonhard  Schäuffelein:  Zwei  Männer  und  eine  Frau  wehklagen 
vor  dem  Leichnam  eines  am  Boden  liegenden  Mannes.  Titelblatt.  B.  126.  —  Hans  Hol- 
bein d.  J.:  a)  Die  Königin,  der  Edelmann  und  die  Herzogin,  Nr.  11,  16  und  35  aus  der  Toten- 
tanzfolge Pass.  III,  S.  365  f.  Probedrucke  vor  dem  Text  auf  der  Rückseite,  Nr.  35  mit  der 
Überschrift;  b)  Spielende  Kinder  bei  einem  Brunnen.  Pass.  35-  Metallschnitt.  Mit  Text  auf 
der  Rückseite.  —  Wolf  Hub  er:  Reiche  Landschaft  mit  Häusern,  Bäumen  und  einem  Felsen, 
in  dem  eine  Höhle  zur  Linken.  Unbezeichnet.  Pass.  III,  S.  306,  Nr.  12.  —  Alb  recht  A  1 1- 
d  o  r  f  e  r:  Das  große  Taufbecken.  B.  59-  Abdruck  auf  Papier  mit  dem  gotischen  p.  —  Unbe- 
kannter Meister  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrb.:  Vorlage  zu  einem  Spitzen- 
kragen.    Wasserzeichen:  Negerkopf  in  einem  Kreis. 

Historische  Blätter.  Programme  zum  5-,  10.  und  16.  N  a  t  i  0  n  a  1  f  e  s  t  in  Nürn- 
berg, 1830,  1835  und  1841.  Einblattdrucke.  —  „Plan  vom  Ludwigs-Feld  bei  Nürnberg  für 
das  XVIIte  große  N  a  t  i  o  n  a  1  -  V  o  1  k  s  f  e  s  t".  Lith.  bei  Leonh.  Amersdorffer.  i842.  — 
Gedicht  an  Frl.  Agnese  Schebest  nach  ihrer  letzten  Gastdarstellung  in  Nürnberg  am 
29.  März  1842.  Einblattdruck.  —  „Leichen-Conduct  des  zu  Wien  verstorbenen,  Herrn  geheimen 
Rathund  Kaemmerer,  Freiherrn  von  K  r  e  ß".  Handschriftliche  Beschreibung  auf  zwei 
Oktavhlättern.  1855.  —  Nürnberger  Plakat-Anzeiger  vom  9-  Mai  1861  mit  Auf- 
führungs-Anzeige des  historischen  Schauspieles  ,,  Philippine  Welser"  von  Oskar  Freiherrn  von  Red- 
witz im  Stadttheater. 

Stadtpläne  und  Prospekte.  Schloß  Horneck  a.  Neckar.  Ansicht  in  Lith.  von  Gebr. 
Wolff  in   Heilbronn  mit  Mietanzeige.     1830—1840. 

Bilderrepertorium.    88   Blatt   Photographien  von    Kunstwerken  verschiedener  Art. 

Stiftungen. 

Hohenzollern=Stiftung.  General  von  Seydlitz.  Medaillon-Porträt.  Handzeich- 
nung in  schwarzer   Kreide  und  Tusche  von   Daniel  Chodowiecki. 

Carlsche  Stiftung.  Albrecht  Dürer:  a)  Maria  mit  dem  Kinde  an  einer  Mauer 
sitzend.  1514.  B.  40.  Kupferstich;  b)  Heilige  Familie  mit  musizierenden  Engeln.  1511-  B.  97- 
Holzschnitt;  c)  Beweinung  Christi.  B.  app.  7.  Holzschnitt.  —  Barthel  Beham:  Sitzen- 
der geflügelter  Genius.  Pass.  77.  —  Hans  Sebald  Beham:  Alexander  der  Große  mit 
seinem  Pferd  Bucephalus.  B.  67.  Pauli  71-  —  Paul  Flindt:  Hoher  Prunkpokal  von  zylin- 
drischer Form,  am  Griff  zwei  Cherubköpfe. 

Handelsmuseum.  (Theodor  de  Bry):  Entwurf  zu  einer  runden  Platte  mit  Alle- 
gorie auf  den  Handel.  9,9  cm  Dm.  In  Hellrot  lavierte  Tuschzeichnung.  —  Hans  H  o  1  b  e  i  n 
d.  J.:  Der  Kaufmann.  Nr.  28  aus  der  Totentanzfolge  Pass.  III,  S.  365  f-  Probedruck  vor 
dem  Text  auf  der  Rückseite. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Unbekannter  Meister  vom  Ende  des 
15.  Jahrb.:  Wappen  des  Erhard  Ratdolt.  Farbenholzschnitt  von  zwei  Stöcken.  —  Unbe- 
kannter Meister  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  (Dürer-Schule):  Großes  Wappen 
des  Hans  von  Lorich  (?).  —  Unbekannter  Meister  der  1.  Hälfte  des  17-  Jahr- 
hunderts: Rundblatt  mit  einem  zwischen  heraldischen  Tieren  thronenden  König.  Kupfer- 
stich. —  Ahnenprobe  des  Grafen  Heinrich  von  Kayserstein.  Wassermalerei  unter 
Anwendung  von   Gold  auf  Pergament.     56  :  82  cm.     18.   Jahrhundert. 

Pharmazeutisches  Zentraimuseum.  Hans  Holbein  d.  J.:  Der  Arzt.  Nr.  26  aus 
der  Totentanzfolge    Pass.   III,  S.  365  f-    Probedruck  vor  dem  Text  auf  der  Rückseite. 

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ARCHIV. 

(l.  April  bis  30.  Juni  1910.) 
Geschenke. 

Fürth.  Dr.  med.  Wiemer:  Zwei  Churer  Urkunden:,  a)  Entscheidung  des  Gerichtes 
zu  Chur  über  die  Unterhaltungspflicht  an  der  Landstraße  von  Chur  nach  Churwalden.  1594, 
Juni  11.  —  Confirmation  eines  Ehevertrages  zwischen  dem  Landammann  Leonhard  Beli  von 
Beifort  und  Anna  Maria  Bergamin  von  Obervan  durch  Bischof  Joseph  Benedict  von  Chur.  1732, 
Aug.  1.  Orig.  Pap.  —  Graz.  Major  a.  D.  Friedrich  Hochenegg:  Aufnahmeurkunde  in  das 
Stift  Walloe  für  die  Baronesse  Friederike  Dorothea  von  Seckendorff  als  Stiftsdame,  ausgestellt 
durch  die  Äbtissin  Louise  Sophie  Friederike  Herzogin  zu  Schleswig- Holstein.  1759,  Jan.  1. 
Orig.  Perg.  —  Grafendiplom  für  den  k.  k.  Kämmerer  und  Feldmarschallleutnant  Friedrich 
Grafen  Hochenegg.  1835.  Juli  16.  Orig.  Perg.-Libell.  —  Originaldokumente,  bezüglich  auf  den 
Feldmarschallleutnant  Friedrich  Grafen  Hochenegg;  Taufschein,  1830,  Aug.  10  —  General- 
majorspatent, 1814,  März  11.  —  Kämmererpatent,  1815,  Jan.  8  —  Gehorsamspatent  auf  das 
vacante  Linienregiment  No.  20,  1826.  Nov.  5.  —  Feldmarschallleutnantspatent  1830,  Jan.  11.  — 
Ehrendiplome.  —  Handschreiben  König  Ludwigs  I.  von  Bayern  an  Friedrich  Grafen  Hochenegg. 
1834,  Dez.  13.  — Desgl.  von  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preußen.  l835,  Febr.  19.  — 
Desgl.  von  Erzherzog  Johann.  1834,  Nov.  29.  —  Desgl.  von  Erzherzog  Maximilin.  1834, 
Dez.  24.  —  München.  Hofschauspieler  Konrad  Dreher:  Handwerksbuch  der  Bierbrauerzunft 
zu  Schwabach,  angefangen  i.  J.  1682.  4.''.  —  Kleines  Aufschlagsregister  der  Bierbrauerzunft 
zu  Schwabach.  1748/49,  4".  —  Nürnberg.  J.  M.  Schuh:  Fünf  Kaufbriefe:  a)  Verkauf  eines 
Hauses  zu  Nürnberg  durch  Wilbolt  Plannck  an  Jacob  Seitmann,  1520,  April  14.  Orig.  Perg. 
—  b)  Verkauf  eines  Hauses  in  Nürnberg  durch  Hans  Prüler  an  Sebald  Stayber,  1521,  Okt  16. 
Orig.  Perg.  —  c)  Verkauf  eines  Eigenzinses  an  einem  Hause  des  Sebastian  Huebner  durch 
Hans  Brünsterer,  1555,  Juli  3.  Orig.  Perg  —  d)  Verkauf  eines  Hauses  zu  Nürnberg  durch  die 
Vormünder  der  Seltmannschen  Erben  an  Sebastian  Huebner  1555,  Juli  3.  Orig.  Perg.  —  e)  Ver- 
kauf eines  Hauses  und  der  zugehörigen  Besitzungen  am  Plobenstern  beim  St.  Glarakloster 
zu  Nürnberg  durch  die  Gebrüder  Dr.  Sebald  und  Hans  Kraus  an  Erasmus  Rumpier.  1628. 
Dez.  12.  Orig.  Perg. —  Regenstauf.  Rechtspraktikant  Robert  Häuf:  Fragment  eines  Nürn- 
berger Gerichtsbriefs.    1402,  Dez.  27.     Orig.  Perg. 

Ankäufe. 
Handwerksordnung    der  Zeugmacher    in  dem  Oberamt  Gunzenhausen    und    in  dem  Amt 
Treuchtlingen,     1685.     Orig.  Perg.-Libell.  '• —   Handwerksordnung  der    Hafner    zu    Hilpoltstein, 
1739,  April  4.  Orig.  Perg.  —    Ein    Faszikel  Archivalien  des  17.,  18.  und  19-  Jahrhunderts,  haupt- 
sächlich  Hohenlohe-Schillingsfürster  und   Hohenlohe-Langenburger  Akten. 

BIBLIOTHEK. 

Geschenke. 
Bamberg.  C.  C  Buchners  Verlag:  Busch.  Augsburg  in  der  Renaissancezeit.  1893.  8. — 
Heigel,  Essays  aus  neuerer  Geschichte.  1892.  8.  —  Lang,  Graf  Reinhard.  I896.  8.  —  Leitschuh, 
Franz  Ludwig  von  Erthal .  .  .  1894.  8.  —  Luschin  von  Ebengreuth,  Grundriß  der  österreichischen 
Reichsgeschichte.  I899.  8.  —  Basel.  G  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  ni:  Jahresbericht  1909-  1910.  8.  — 
Bautzen.  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  Isis:  Bericht  über  die  Tätigkeit  der 
naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  in  den  Jahren  1906— 1909.  1910.  8.  —  Bayreuth.  Dr. 
B  r  u  n  c  o,   Kgl.  Gymnasialprofessor  a.  D.:  Illustrierter  Führer  durch  Bayreuth  und  Umgebung. 

1909.  8.  —    Handelskammer   für   Oberfranken:    Jahresbericht  für  das  Jahr  1909- 

1910.  8.  —  Bensheim.  Erich  Grill:  Ders.,  Der  Ulmer  Bildschnitzer  Jörg  Syrlin  d.  Ä.  und 
seine  Schule.  Diss.  1910.  8.  —  Berlin.  B.  B  e  h  r,  Verlag:  Griesbach,  Weltliteratur- Katalog 
eines  Bibliophilen.  2.  Aufl.  Berlin.  1905.  8.  —  Bloch- Wunschmann,  Ich  weiß  Bescheid  in 
Berlin.  2.  Aufl.  1909/IO.  8.  —  Lichtenberg,  Aphorismen.  Herausgegeben  von  Leitzmann, 
4.  u.  5.  Heft.  1908.  8.  —  Deutsche  Literaturdenkmale  des  18.  und  19-  Jahrhunderts.  (Nr.  139). 
III.  Folge.  Nr.  19.  —  Mendelsohn,  Die  Engel  in  der  bildenden  Kunst.  1907-  4.  —  Meringer,  Aus 


Anzeiger  des  Oermanischen  Museums   1910. 


Ehemals  von  Seh 

16.  bis 


Tafe 


wrz'sche  Gläsersammlung. 

! .  lahrhundert. 


—     37 

dem  Leben  der  Sprache.  1908.  8.  —  Schneider,  Jean  Pauls  Altersdichtung  Fibel  und  Komet. 
.1901.  8.  —  Ders.,  Jean  Pauls  Jugend  und  erstes  Auftreten  in  der  Literatur.  1905-  8.  — 
Königliche  Bibliothek:  Jahres- Verzeichnis  der  an  den  deutschen  Universitäten 
erschienenen  Schriften  XXIV.  1910.  8.  —  Verzeichnis  der  aus  der  neu  erschienenen  Literatur 
von  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  und  den  preußischen  Universitätsbibliotheken  er- 
worbenen Druckschriften.  1909-  1910.  8.  —  Deutsches"Verlagshaus  Bong  &  Cie:  Grabein, 
Die  Herren  der  Erde.    O.  J.    8.  —  Meißner,  Moderne  Menschen.    Ein  Berliner  Roman.  O.  J.  8. 

—  Rose,  Die  Eiks  von  Eichen.  O.  J.  8.  —  Dies.,  Heideschulmeister  Uwe  Karsten.  O.  J.  8.  — 
Paul  Cassirer:  Büchner,  Gesammelte  Schriften.  Bd.  I  u.  11.  1909-  8.  —  Concordia, 
D  e  u  t  sc  h  e  V  e  r  1  ags  an  s  t  a  It  G.  m.  b.  H. :  Engel,  Goethe.  Der  Mann  und  das  Werk. 
1910.  8.  Verlaine,  Gedichte,  Übersetzt  von  Hauser,  1900.  8.  —  K  a  r  1  C  u  r  1 1  u  s, 
Verlagsbuchhandlung:    im  Zeichen  der  Türme.  Bericht  des  Verlages  von  Karl  Curtius.  (1910).  8. 

—  Alexander  Duncker,  Verlag:  Grosse,  Ausgewählte  Werke.  Bd.  I  — 111.  1909-  8.  —  Niemann, 
Das  Nordlandbuch.  1909.  8.  —  Wilhelm  Ernst&Sohn,  Verlag:  Schäfer,  Danzig  und  seine 
Bauten.  1908.  8.—  Von  deutscher  Kunst.  1910.  8.  —  J.  Guttentag,  Verlagsbuchhandlung: 
Knapp,  Das  Übersiebnen  der  schädlichen  Leute  in  Süddeutschland.  1910.  8.  —  K  g  1.   Kriegs- 
ministerium,   Medizinalabteilung:    Veröffentlichungen    aus    dem    Gebiete    des 
Militär-Sanitätswesens.     Heft  43  u.  44.    1910.    S.  —  Dr.   phil.  Agathe  Lasch:    Dies.,  Ge- 
schichte der  Schriftsprache  in   Berlin  bis  zur  Mitte  des  16.  Jahrhunderts.  1910.  8.  —  Leitung 
der    A  1 1  g  e  m.     Städtebau-Ausstellung:     Führer  durch  die  Allgemeine  Städtebau- 
Ausstellung  in  Berlin.    1910.  8.  —   K  g  1.  Ministerium  für   H  a  n  d  e  1  u  n  d  Gewerbe: 
Jahresberichte    der    Kgl.   Preußischen  Regierungs-  und  Gewerberäte  und  Bergbehörden  für  1909- 
1910.    8.  —  Ministerium    für    Landwirtschaft,    Domänen    und     Forste: 
Landwirtschaftliche  Jahrbücher.     Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Landwirtschaft  ....  Heraus- 
gegeben von    Thiel,   XXXVlll.  Bd.  (1909)  Heft  1—6  nebst  Ergänzungsband  1— 5-     1909.    8.  — 
Reichsamt  des   Innern:    Posse,  Die  Siegel  der  deutschen    Kaiser  und    Könige   von  751 
bis  1 806.    Bd.  II.   1347—1493.     1910.     2.    —    Staatssekretär    des    Innern:    Kaiser 
Maximilians  I.  Gebetbuch.    Herausgegeben  von  Giehlow.  1907-  2.  —  S  t  a  d  t  -  B  i  b  1  i  0  t  h  e  k: 
Katalog   der    Berliner    Stadt- Bibliothek.  VIII.  Bd.    1910.    8.    —   Dr.    A.    S  ü  d  e  k  u  m,    Mitgl. 
des    Reichstages:  Schultz,  Sprichwörtliche    Redensarten  der  Samoaner.     O.    J.    8.    —    Schultz, 
Die  wichtigsten  Grundsätze  des  Samoanischen    Familien-  und   Erbrechts.    Verb.  Aufl.     O.  J.   — 
W  e  i  d  m  a  n  n  sehe  Buchhandlung:  Lamprecht,  Deutsche  Geschichte  XI  2  und  XII.  1909.  8.  — 
Quellen  und  Forschungen  zur  alten  Geschichte  und  Geographie.    Herausgegeben  von  Sieglin,    Heft 
14  u.    15.    1908.  8.  —  Berlin    u.    Leipzig.    Fr.  W  i  1  h.  G  r  u  n  0  w,    Verlag:    Der  Staatsbürger. 
Halbmonatsschrift  für  politische   Bildung.  Jahrg.    1910.    Heft  1-5-    4.  —   Berlin   u.  Stuttgart. 
J.  G.  Cotta'sche  Buchhandlung,  Nachf,:  Bibliothek  deutscher  Geschichte.  Herausg.  vonZwiedineck- 
Südenhorst.  Lieferungen  26,  57,  66,  105,  118,  128,  137,  139,  140,143,148,150,  152,155,  157,158,  159, 
165,  167,  168,  171.  O.  J.  8.  —  Böhtlingk,  Bismarck  und  Shakespeare.  1908.  8.  —  Brentano,  Ge- 
sammelte Aufsätze.    1.  Bd.:  Erbrechtspolitik.  1899.   8.  —  Eleonore  Fürstin  von  Reuß,  Friederike 
Gräfin  von  Reden  .  .  .  Ein  Lebensbild.  1897.  8.  —  Franzos,  Konrad  Ferdinand  Meyer.  1899-  8.  — 
Freiligrath- Briefe.    Herausgegeben  von  Wiens,  Luise,  geb.  Freiligrath.  1910.   8.  —  Frey,  Conrad 
Ferdinand  Meyer.  1909.  8.  —  Friedjung,  Der  Kampf  um  die  Vorherrschaft  in  Deutschland  l859 
bis  1866.    Bd.  I  u.  II.   6.  Aufl.   1904  u.  1905.  8.  —  Gottfried  von  Straßburg,  Tristan  und  Isolde. 
Neu  bearbeitet  von  Hertz,     1909.   8.  —  Gregorovius,  Ferdinand,  Geschichte  der  Stadt  Rom  im 
Mittelalter.  4.  u.  5-  Aufl.    Bd.     1— VIII.     1903/O8.    8.    —  Heer,   Laubgewind.    Roman.  24.-28. 
Aufl.    1909.     8.  —  Herzog,    Die    Wiskottens.    Roman.    1910.     8.  —  Heyse,  Novellen.    Bd.  XVI 
bis  XXIV.    —    Koser,  König  Friedrich  der  Große.    Bd.  1  u.  II.  3-  Aufl.  1904/05.  8.    —    Lorenz, 
Die  Literatur  am  Jahrhundert- Ende.    1910.    8.    —    Marcks,   Bismarcks  Jugend  1815—48.    1909. 
8.  —    Mistral,  „Mireio".     Provenzalische  Dichtung.     5-  Aufl.     1910.    8  und  „Nerto".    19O8.    8. 
Beide  Werke  übersetzt  ins  Deutsche  von  Bertuch.  —  Morris,  Goethes  und  Herders  Anteil  an  dem 
Jahrgang  1772  der  Frankfurter  Gelehrten  Anzeigen.    1909.    8.    —   Gotta'scher  Musen-Almanach 
für  das  Jahr  1899.    9.   Jahrg.    1899.    8.    —    Petzet,  Paul  Heyse  als  Dramatiker.    1904.     8.  — 
Raff,    Paul    Heyse.    1910.    8.    —    Rousseaus    ausgewählte   Werke.      Übersetzt   von    Heusinger, 
Bd.   1— VI.   O.   J.  8.  —  Seiler,  Die  Anschauungen  Goethes  von  der  deutschen  Sprache.    1909. 
8.  —  Siegel,    Herder  als  Philosoph.     1907.   8.     —      Spier,   Paul    Heyse.    1910.    8.     —     Stern, 


—    38    — 

Geschichte  Europas  seit  den  Verträgen  von  1815  bis  zum  Frankfurter  Frieden  von  1871.  Bd.  I 
bis  IV.  1894 — 1905-  8.  —  Münchner  volkswirtschaftHche  Studien.  Herausgegeben  von 
Brentano  und  Lotz,  Nr.  7—50  und  52—100.  1895—1910.  8.  —  Sudermann,  Das  hohe  Lied. 
Roman.  1909.  8.  —  Wolfram  von  Eschenbach,  Parzival.  Neu  bearbeitet  von  Hertz, 
4.  Aufl.  1906.  8.  —  Bern.  Kantonales  G  e  w  e  r  b  e  m  u  s  e  u  m:  41.  Jahresbericht  für 
das  Jahr  1909.  1910.  8.  —  Bielefeld.  Velhagen&Klasing,  Verlag:  Künstler-Mono- 
graphien Nr.  99-  Biermann,  H.  v.  Zügel.  1910.  8.  —  Bonn.  Dr.  phil.  Karl  Jacobs: 
Ders.,  Das  Aufkommen  der  Feuerwaffen  am  Niederrheine  bis  zum  Jahre  1400.  1910.  8.  — 
Borna-Leipzig.  Dr.  phil.  Gurt  Kreplin:  Ders.,  Die  Anfänge  der  Gotik  in  Toskana.  Diss. 
1909.  8.  —  Braunschweig.  Fried  r.  Vieweg&Sohn,  Verlagsbuchhandlung:  Rhamm, 
Ethnographische   Beiträge    zur    Germanisch-Slavischen    Altertumskunde.    II.   Abteilung,    2.  Teil, 

1.  Buch.  1910.  8.  —  Zentralblatt  für  Anthropologie.  XV.  Jahrg.  (1910).  —  Cannstadt.  Wolf- 
gang    Drück,  Buchdruckerei:  Geschichte  der  Verbindung  „Nordland''  zu  Tübingen  1841—61. 

2.  Bearbeitung.  1909.  8.  —  Coburg.  Professor  Leopold  Oelenheinz:  Bayersdörff er- 
sehe Genealogie.  1909.  4.  —  Darmstadt.  B  u  c  h  n  e  r:  Schäffer,  Aktenmäßige  Darstellung  der 
im  Großherzogtum  Hessen  in  den  Jahren  1832  bis  1835  stattgehabten  hochverräterischen  .  .  . 
Unternehmungen.  l839-  8.  —  W  i  1  h  e  1  m  Diehl  D.  Dr.,  Stadtpfarrer:  Ders.,  Hessische 
Volksbücher.  Heft  3  u.  6:  Bilder  aus  der  hessischen  Vergangenheit.  1909.  8.  —  Dillingen  a.  D. 
Professor  Dr.  Alfred  Schröder:  Archiv  für  die  Geschichte  des  Hochstiftes  Augsburg. 
Herausgegeben  von  Schröder.  1  1  u.  II  1  u.  2.  1909.  8.  —  Eichstätt.  Historischer 
Verein  Eichstätt:  Sammelblatt  des  histor.  Ver.  Eichstätt  XXll.  Jahrg.  1907.  1908. 
8  und  XXIII.  Jahrg.  1908.  1909.  8.  —  Eisenach.  H.  B  r  u  n  n  e  r,  Buchhandlung:  Nebe,  Thüringer 
Burgfahrten.  1909.  8.  —  Erlangen.  Fritz  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur  bayr.  Kirchenge- 
schichte. XVI.  Bd.  3-  u.  4.  Heft.  1910.  8.  —  Essen.  Kruppsche  Bücherhalle: 
Bücherverzeichnis,  Nachtrag  II.  1910.  8.  —  Feuerbach  bei  Stuttgart.  Fritz  Eckard  t, 
Verlag:  Werdandi- Werke  Bd.  I.  Romberg,  Sophie  Schwerin.  Ein  Lebensbild.  Neu  heraus- 
gegeben von  Koenig,  1909.  8.  —  Werdandi.  Zeitschrift  für  deutsche  Kunst  und  Wesenart  .  .  . 
herausgegeben  von  Seesselberg.  2.  Jahrg.  1909.  8.  —  Frankfurt  a.  M.  Heinrich  Keller, 
Buchhandlung:  Lütgendorff-Leinburg,  Freih.  von,  Familiengeschichte,  Stammbaum  und  Ahnen- 
probe. 1910.  8.  —  Franzensbad.  Dr.  Michel  Müller:  Ders.,  Sang  und  Klang  im  Egerlande. 
1909.  8.  —  Frauenfeld.  Huber  &  Co.,  Verlag:  Schweizerisches  Künstler- Lexikon.  Heraus- 
gegeben vom  Schweizerischen  Kunstverein.  Redigiert  von  Brun,  10.  Lief.  O.  J.  8.  —  Freiburg 
1.  Br.  H  e  r  d  e  r  sehe  Verlangshandlung:  Jahrbuch  der  Zeit-  und  Kulturgeschichte.  Herausgegeben 
von  Schnürer,  III.  Jahrg.  1909.  1910.  8.  —  Fürth.  Dr.  med.  Wiemer:  Galendrier  repu- 
blicain  auf  das  Jahr  II  (1793/94).  Dijon  [1793]-  8.  —  Gleiwitz.  Oberschlesisches 
Museum:  5.  Jahresbericht.  191O.  8.  —  Gotha.  Friedrich  Andreas  Perthes, 
Aktiengesellschaft:  Allgemeine  Staatengeschichte.  Herausgegeben  von  Lamprecht,  I.  Abt. 
Geschichte  der  europäischen  Staaten:  Belgien,  Böhmen,  Dänemark,  Finnland,  Italien,  Nieder- 
lande, Osmanisches  Reich,  Polen,  Rumänien,  Rußland,  Schweiz,  Schweden,  Spanien  unter  den 
Habsburgern;  II.  Abt.  Geschichte  der  außereuropäischen  Staaten:  Japan;  III.  Abt.  Deutsche 
Landesgeschichte:  Braunschweig  und  Hannover,  Karpathenländer,  Liviand,  Nieder-  und  Ober- 
österreich, Ost-  und  Westpreußen,  Pommern,  Sachsen  (Provinz),  Salzburg,  Schlesien.    1882— 1907. 

—  Göttingen.  Rose  Burger:  Häberlin,  Trauertrachten  und  Trauerbräuche  auf  der 
Insel  Föhr.  S.-A.  1909-  8.  —  Graz.  F  r  i  e  d  r.  H  o  c  h  e  n  e  g  g,  Major  a.  D.:  Fürstl. -Augs- 
burgischer Hof-  und  Staatskalender  auf  das  Jahr  Christi  1797.  8.  —  Versuch  einer  Lebens- 
beschreibung des  Feldmarschalls  Grafen  von  Seckendorff ....  Teil  I  u.  II.  1792.  8.  —  Halle  a.  S. 
August  Kettler:  Ders.,  Archivalische  Bibliographie.  1908.  4.  —  Hamm.  Breer  & 
T  h  i  e  m  a  n  n,  Verlag:  Frankfurter  zeitgemäße  Broschüren.    Bd.  XXIX.    Heft  1—8.    1909/10.   8. 

—  Hannover.  Hahn  sehe  Buchhandlung:  Monumenta  Germaniae  historica.  Ausg.  1.  Script, 
rerum  Merovingicarum.  Tom.  V.  Constitutiones  Tom.  VIII  Pars  1.  1910.  4.  —  Dr.  O.  Jür- 
gens: Ders.,  Die  Entstehung  der  stadthannoverischen  Museen.  S.-A.  1910.  8.  —  Heidel- 
berg. Ernst  Carlebach,  Buchhandlung  und  Antiquariat :  Häberle,  Pfälzische  Biblio- 
graphie I  u.  II.  1908  u.  1909.  8.  —  Hohenleuben.  Vogtländischer  altertums- 
forschender Verein  zu  Hohenleuben  und  andere  der  artige  Vereine: 
Reußische    Forschungen.     O.    J.     8.  —  Jena.     Dr.   phil.    Herbert  Koch:     Ders.,    Der  säch- 


—    39    — 

sische  Bruderkrieg  (1446 — 51)-  1910.  8.  —  Karlsbad.  Karl  J  o  h.  B  a  i  e  r,  VizebürRer- 
meister:  Ders.,  Karlsbad  und  Umgebuiiij.  1910—11.  8.  (Griebens  Reiseführer  Bd.  43).  —  Kempten. 
Jos.  K  ö  s  e  1,  Verlag;:  Egger,  Der  hl.  Augustinus  (Nr.  2  der  Sammlung  illustrierter  Heiligen- 
leben). 1904.  8.  —  Erhard,  Der  Bauernkrieg  in  der  gefürsteten  Grafschaft  Kempten.  1908. 
8.  —  Förderreuther,  Die  Algäuer-Alpen.  1907.  8.  —  Handel-Mazetti,  Die  arme  Margaret. 
1910.  8.  —  Dies.,  Meinrad  Helmpergers  denkwürdiges  Jahr.  1909.  8.  —  Hochland.  Jahrg. 
n_VI.  1904/09.  8.  —  Hagiographischer  Jahresbericht  für  die  Jahre  1904—1906.  1908.  8.  — 
Jörgensen,  Der  heilige  Franz  von  Assisi.  1908.  8.  —  Leitschuh,  Einführung  in  die  allgem. 
Kunstgeschichte.  1909-  8.  —  Stückelberg,  Langobardische  Plastik.  1909.  8.  —  Sammlung 
Kösel  Bd.  10/11:  Eichendorff,  Geschichte  der  poetischen  Literatur  Deutschlands.  1906.  8,  und 
Bd.  35:  Oehl,  Deutsche  Mystiker  I:  Seuse.  1910.  8.  —  Kiel.  Schleswig-  Holstein  i- 
s  c  h  e  s  Museum  vaterländischer  Altertümer:  Knorr,  Friedhöfe  der  älteren 
Eisenzeit  in  Schleswig- Holstein.  1910.  8.  —  Köln.  A  c  t  i  0  n  s-C  o  m  i  t  e  der  zionisti- 
schen Organisation:  Die  Judenprogome  in  Rußland.  Bd.  I  u.  II.  1910.  8.  — 
J.  M.  Heberle  (H.  Lempertz'  Söhne)  G.  m.  b.  H.:  Deutsche  Zunft-Abteilung  des 
nordischen  Museums  zu  Stockholm.  Auktionskatalog.  —  Landskron.  Dr.  Andreas  L  u  t  z, 
K.  K.  Gymnasialprofessor:  Ders.,  Über  die  Entstehung  einiger  deutsch-evangelischer  Ansiede- 
lungen in  den  Gebieten  der  ehemaligen  K.  K.  Militärgrenze.  1910.  8.  —  Langensalza.  Herrn. 
Beyer  &  Söhne,  Verlag:  Herbart,  Sämtliche  Werke.  Herausgegeben  von  Kehrbach, 
Bd.  6 — 15.  —  Musikalisches  Magazin.  Herausgegeben  von  Rabich,  :Heft  1—14  u.  16 — 30. 
1901/10.  8.  —  Leipzig.  Karl  Baedeker,  Verlag:  Baedekers  Südbayern,  Tirol,  Salzburg  usw. 
1910.  8.  —  Bibliographisches  Institut,  Verlag:  Das  deutsche  Kolonialreich.  Her- 
ausgegeben von  Meyer,  1909.  8.  —  Mörikes  Werke.  Herausgegeben  von  Maync,  Bd.  I  —  III. 
1909.  8.  —  Breitkopf  &  Härtel,  Verlag:  Cornelius,  Literarische  Werke.  Bd.  I  u.  II.  1904/05. 
8:  —  Dahn,  Die  Könige  der  Germanen.  Bd.  IX,  X  XI,  XII.  1905/O9.  8.  —  Engl,  Joseph 
Haydns  handschriftliches  Tagebuch  aus  der  Zeit  seines  zweiten  Aufenthaltes  in  London  1794—95- 

1909.  8.  —  Grammatiken  deutscher  Mundarten.  Bd.  VII;  Gebhardt,  Grammatik  der  Nürn- 
berger Mundart.  1907.  8.  Bd.  VIII:  Gerbet,  Grammatik  der  Mundart  des  Vogtlandes.  1908.  8.  — 
M.  E.  delle  Gracie,  Heilige  und  Menschen.  1909-  8.  —  Hase,  Unsre  Handschrift.  1898.  4.  — 
Ders.,  Ideale  und  Irrtümer.  1908.  8.  —  Deutsches  Kinderlied  und  Kinderspiel.  Herausgegeben 
von  Böhme.  1897.  8.  —  La  Mara,  Briefwechsel  zwischen  Franz  Liszt  und  Carl  Alexander,  Groß- 
herzog von  Sachsen.  1909.  8.  —  Allgemeines  Reichskommersbuch.  1895-  4.  —  Riehl,  Die  Kunst 
an  der  Brennerstraße.  1908.  8.  —  Sandberger,  Beiträge  zur  Geschichte  der  bayerischen  Hofkapelle 
unter  Orlando  di  Lasso.  I.  u.  III.  Buch.  1894/95-  8.  —  Schweitzer,  J.  S.  Bach.  1908.  8.  — 
Vogel,  Das  römische  Haus  in  Leipzig.  1903.  2.  —  Zarnke,  Leipzig  und  seine  Universität  im 
18.  Jahrhundert.  1909.  8.  —  Ziegler,  Deutsche  Soldaten- und  Kriegslieder  aus  5  Jahrhunderten. 
1884.  8.  —  F.  A.  Brockhaus,  Verlag:  Rellstab,  1812.  15-  Auflage.  1910.  8.  — 
A.  Deichert  (Georg  Böhme),  Verlag:  Wirtschafts- und  Verwaltungsstudien.  Herausgegeben 
von  Schanz.  XXXVIII.  Heft:  Röper,  Die  Unterseekabel.  1910.  8.  —  D  i  e  t  e  r  i  c  h  scher  Verlag 
(Theodor  Weicher):  Einhart,  Deutsche  Geschichte.  1909.  8.  —  Seestern,  „1906".  O.  J.  8.  — 
Goethe- Kalender  auf  das  Jahr  1909  und  1910.  8.  —  Fritz  Reuter- Kalender  auf  das  Jahr  1909  und 

1910.  8.  —  Zielinski,  Die  Antike  und  wir.  1909-  8.  —  D  ü  r  rsche  Buchhandlung:  Jacoby, 
Herders  und  Kants  Ästhetik.  1907.  8.  —  Kaemmel,  Die  Besiedelung  des  deutschen  Südostens 
vom  Anfange  des  10.  bis  gegen  Ende  des  11.  Jahrhunderts.  1909.  8.  —  Richter,  Friedrich 
Nietzsche.  1909.  8.  —  Gustav  Fock:  Catalogus  dissertationum  philosophicarum  classicarum. 
Editio  II.  1910.  8.  —  G.  J.  Göschen,  Verlag:  Kürschners  deutscher  Literatur- Kalender  auf 
das  Jahr  1910.  8.  —  Sammlung  Göschen  Nr.  398,  403,  406,  413,  422,  434,  441,  449  und  462.  — 
Seitzmann,  Jugendbriefe  Alexander  von  Humboldts  an  Wilhelm  Gabriel  Wegener.  1896.  8.  — 
Fr.  W  i  1  h.  G  r  un  0  w,  Verlag:  Wippermann,  Deutscher  Geschichtenkalender  für  1909.  1910.  8.  — 
Rudolf  Haupt,  Buchhandlung:  Flugschriften  aus  den  ersten  Jahren  der  Reformation.  Bd.  IV, 
Heft  2  u.  3.  1910.  8.  —  J.  C.  Hinrichs,  Verlag:  Vierteljahrskatalog  der  Neuigkeiten  des 
deutschen  Buchhandels.  64.  Jahrg.  4.  Heft  und  65-  Jahrg.  1.  Heft.  O.  J.  8.  —  C.  L.  H  i  r  s  c  h- 
f  eld:  Vierteljahrschrift  für  Sozial-  und  Wirtschaftsgeschichte.  VII!.  Bd.  2.  u.  3-  Heft.  1910.  8. 
—  Bibliographisches  .Institut:  Meyer,  Das  deutsche  Kolonialreich.  Bd.  II. 
1910.    8.      —     E.  A.   Seemann,  Verlag:   Berühmte   Kunststätten.    Nr.    3:    Steinmann,    Rom 


—    40    — 

in  der  Renaissance  ....  3-  Aufl.  190S.  8.  Nr.  20:  Philippi,  Florenz.  2.  Aufl.  1908.  8.  — 
Lange,  Konrad,  'Der  schlafende  Amor  des  Michelangelo.  1898.  4.  —  Meißner,  Altrömisches 
Kulturleben.  1908.  8.  —  Philippi,  Die  großen  Maler  in  Wort  und  Farbe.  O.  J.  8.  —  Rück- 
lin,  Das  Schmuckbuch.  Bd.  I  u.  II.  1901.  4.  —  Springer,  Handbuch  der  Kunstgeschichte 
8.  Aufl.  Bd.  II,  III,  IV.  1908.  8.  —  Veth,  Rembrandts  Leben  und  Kunst.  1908.  8.  —  Ernst 
W  i  e  g  a  n  d  t,  Inhaber  der  Buchhandlung  Alfred  Lorentz:  Mahlmann,  Rede  gesprochen  am 
neunzehnten  Oktober  in  Gegenwart  Sr.  Durchlaucht  des  Herrn  Fürsten  Repuin  ....  bei  der 
Stiftung  der  zur  Feyer  der  Rettung  von  Leipzig  vereinigten  Gesellschaft.  Die  erste  Jahresfeier 
der  Leipziger  Völkerschlacht  in  zeitgenössischer  Beleuchtung.  Nachdruck  in  limitierter  Auf- 
lage. O.  J.  4.  —  Luzern.  Dr.  phil.  Josef  Brandstetter,  Erziehungsrat  und  Alt- 
professor: Der  Ortsname  Zimikon.  1910.  8.  —  Mannheim.  Ernst  Basser  mann,  Rechts- 
anwalt: Bassermann'sche  Familiennachrichten.  Heft  4,  1910.  8.  —  J.  B  e  n  s  h  e  i  m  e  r,  Verlag: 
Oeser,  Geschichte  der  Stadt  Mannheim.  1908.  8.  —  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g,  Oberstabsarzt  a.  D.:  Dove, 
Großherzog  Friedrich  von  Baden  als  Landesherr  und  deutscher  Fürst.  1902.  8.  —  Roßbach,  Ge- 
schichte der  Entwicklung  des  bayerischen  Militär-Sanitätswesens.  1904.  8.  —  Müller,  Badische 
Landtagsgeschichte.  I.  Teil:  Der  Anfang  des  landständischen  Lebens  im  Jahre  1819.  1900.  8.  — 
Richter,  Politisches  ABC-Buch.  IV.  Jahrg.  1903.  8.  —  Heuser,  Die  Porzellanwerke  von 
Frankenthal  ....  1909-  8.  —  Kampfmann,  Die  Wüstungen  der  Südwestpfalz  ....  1908.  8.  — 
Lentz.  Die  gotischen  Wandgemälde  in  der  Burgkapelle  zu  Zwingenberg  a.  Neckar.  1886.  8.  — 
Schwarz,  Geschichte  der  ...  .  St.  Johannis-Loge  „Karl  zur  Eintracht"  in  Mannheim.  Festschrift 
zur  Feier  der  fünfzigjährigen  Wiedererstehung  dieser  Loge.  1896.  8.  —  Walter,  Chronik  der 
Hauptstadt  Mannheim  für  das  Jahr  1900.  I./III.  Jahrg.  1901/04.  8.  —  Meiningen. 
Brückner  &  Renner,  Herzogl.  Hofbuchhandlung:  Fritze,  Dorfbilder.  1906.  8.  — 
Meran=Oberniais.  Georg  Müller,  Buchhandlung  (Alwin  Zschiesche  Nachf.):  Hosius,  Drey 
christliche     Gespräch    vnnd    vnderweisung.     1559-    4.     —     Maulius,    Epistolarum    D.     Philippi 

Melanchthonis    Farrago,   in   partes   tres   distributa 1565.  8.  —  Melanchthon,  Selectarum 

declamationum  Philippi  Melanchthonis,  quas  conscripit Tomus  primus.    1569.    8.  —  Missae 

defunctorum,  juxta  usum  ecclesiae  romanae  cum  ordine  et  canone  extensae.  1755.  2. —  Metz. 
Stadt  magistrat:  Museum  der  Stadt  Metz.  S.-A.  191O.  4.  —  München.  C.  H.  B  e  c  k- 
sche  Verlagsbuchhandlung:  Hartmann,  Historische  Volkslieder  und  Zeitgedichte  vom  16.  bis 
19.  Jahrhundert.  1910.  8.  —  Kgl.  Generalkonservatorium  der  Kunstdenk- 
male und  Altertümer  Bayerns:  Die  Kunstdenkmäler  des  Königreichs  Bayern, 
Oberpfalz  und  Regensburg.  Heft  VIII  — XVIII.  1907  bis  1910.  8.  —  Großkanzler-Amt 
des  Kgl.  Bayer.  Haus-Ritterordens  vom  heiligen  Georg:  Mitglieder- 
verzeichnis des  Königlich  Bayerischen  Haus- Ritter-Ordens  vom  heiligen  Georg  nach  dem 
Stande  vom  24.  April  1910.  25.  Jahrg.  —  Georg  Hoerner,  stud.  bist.:  Burk,  Dr.  Johann 
Albrecht  Bengels  Leben  und  Wirken.  1831.  8.  —  Einert,  Die  Zeiten  des  großen  Brandes,  ein 
Bild  aus  Arnstadts  Vergangenheit.  —  Hörn,  Friedrich  Gedike,  eine  Biographie.  1908.  8.  — 
Ruith,  Das  k.  bayr.  10.  Infanterie- Regiment  „Prinz  Ludwig".  1882.  8.  —  Tauber,  Eberswalde 
und  dieHohenzollern.  1898.  8.  —  Van  der  Hart,  Hermann  van  der  Hart  und  sein  sechsfolioband- 
reiches  Quellwerk  über  die  Kirchenversammlung  zu  Konstanz.  1889-  8.  —  Weigl,  Gedenkbuch 
des  Corps  Bavaria  an  der  Universität  München.  .  .  .  1868.  8.  —  J.  J.  Lentner,  Verlagsbuchhand- 
lung: Ludwig,  Weibliche  Kleriker  in  der  altchristlichen  und  frühmittelalterlichen  Kirche.  S.-A. 
1910.  8.  —  Veröffentlichungen  aus  dem  kirchenhistorischen  Seminar  München.  Herausgegeben 
von  Alois  Knöpfler.  III.  Reihe  Nr.  9:  Kroeninger,  Voraussetzungen  und  Voraussetzungslosigkeit 
in  Geschichte  und  Kirchengeschichte.  1910.  8.  Nr.  10:  Brunner,  Der  hl.  Hieronymus  und  die 
Mädchenerziehung....  1910.  8.  —  Neuendettelsau.  Buchhandlung  der  Diakonissen- 
Anstalt:  Schornbaum,  Die  Säkularisation  des  Klosters  Heidenheim.1906.  8.  —  Nürnberg. 
Philipp  Buckel,  Kgl.  Gerichtsvollzieher  a.  D.:  Ordnung  der  Gold-  und  Silber-  auch 
goldenen  Draht-  und  Pariser  Arbeiter  allhier  in  Nürnberg  de  anno  1679  und  verneuret  und  ge- 
ändert anno  1766.  Handschr.  2.  —  Escofier,  Fuchs  u.  Schander,  Lehrer:  Falk,  Gerold, 
Rother,  Lebensvoller  Geschichtsunterricht.  2.  Heft:  Vom  fränkischen  Gaukönig  zum  römischen 
Kaiser.  1910.  8.  —  Joh.  Gottfr.  Geißler:  Kommunionbuch  für  evangelische  Christen. 
1786.  8.  —  Nürnberger  Kochbuch  für  alle  Stände.  1829.  8.  —  Geschwister  G  o  1 1  w  i  t  z  e  r:  Blume, 
Chilias  sententiarum  cameralium.    1676.  4.  —  Ders.,  Processus  cameralis.    0.  J.  4.  —  Carpzov, 


—     41     — 

Opus  decisionum  illustriiim  Saxonicarum.  1704.  2.  —  Pliiloparchus,  Der  klup^e  Beamte.  1705. 
4.  —  Handelskammer:  Jahresbericht  der  Handelskammer  Nürnberg  für  das  Jahr  1909. 
1910.  8.  —  Aus  dem  Nachlaß  des  f  Kgl.  Oberstudienrates  F  r  i  e  d  r  i  c  h  Mayer:   Berliner  Kalender 

1905,  Münchner  Kalender  1905,  Österreichischer  Kalender  1899,  Schlesischer  Kalender  1908, 
Thüringer  Kalender  1902,  1904—08,  1910.  2.  —  Meyer,  Ansbach  eine  Heimstätte  der  Dicht- 
kunst. 1858.  8.  —  Poppe,  Neuer  Wunder-Schauplatz.  III.  Teil.  Stuttgart  1839.  8.  —  Das 
Schiff-  und  Seewesenspiel  zur  Unterhaltung  und  Belehrung  für  Kinder  und  Erwachsene.  O.  J. 
4.  —  Schlecht,  Kalender  bayerischer  und  schwäbischer  Kunst.  I.  u.  II.  Jahrg.  (1904  u.  1905).  2. 
—  Seyppel,  „Ausgegrabenes  Buch".  O.  J.  2.  —  Konsul  Pingaud:  Bericht  über  die  Ergeb- 
nisse des  Betriebes    der   Kgl.   Bayer.   Staatseisenbahnen im  Betriebsjahr.    1900.    2.    — 

Buechel,  Ergebnisse  der  allgemeinen  Wohnungsuntersuchungen  in  Nürnberg  1901/02.  1907. 
8.  —  Das  Echo.  Organ  der  Deutschen  im  Ausland.  XXIX.  Jahrg.  Heft  2—15.  1910.  4.  — 
Bürgerliches  Gesetzbuch  für  das  deutsche  Reich.  O.  J.  8.  —  Handels-  und  Gewerbekammer- 
berichte für  Oberbayern  (1905,  1906,  1907,  1908),  Niederbayern  (1906  u.  1908),  Pfalz  (1905  1 
u.  2,  1906  1  u.  2,  1907  2,  1908  1  u.  2),  Oberpfalz  u.  Regensburg  (1904,  1905,  1906,  1907,  1908), 
Oberfranken  (1904,  1905,  1906,  1907,  1908),  Mittelfranken  (1904,  1905,  1906,  1907  1—3),  Unter- 
franken u.   Aschaffenburg  (1904,   1905,  1906,   1907,  1908),  Schwaben  u.    Neuburg  (1904,  1905, 

1906,  1907,  1908).  —  Nürnberg- Fürther  Jahrbuch  1905— 1907.  8.  —  Statistisches  Jahrbuch 
für  das  Königreich  Bayern.  VI.  Jahrg.  1901.  8.  —  Reichs-Arbeitsblatt.  VI.  Jahrg.  Heft  2— 11. 
1908.  4.  —  Reuter,  Die  staatliche  Pferdeversicherung  in  Bayern.  1900.  8.  —  Statistique 
generale  de  la  France.  1905.  8.  —  Zöpfl,  Eine  wichtige  Aufgabe  des  bayerischen  Ver- 
kehrswesens. 1894.  8.  —Albert  Puckert,  Postsekretär:  Bayreuther  Bundesblatt.  Jahrg. 
1902/03  u.  1904/05.  8.  —  Geschichte  der  ....  St.  Johannisloge  „Germania  zur  deutschen  Treue" 
in  Erlangen.  1901.  8.  —  Grillenberger,  Geschichte  der  Loge  zur  Wahrheit  und  Freundschaft 
in  Fürth  i.  B.  1903.  8.  —  Will,  Geschichte  der  Loge  Libanon  zu  den  3  Cedern  im  Orient.  Er- 
langen. 1757—1907.  Festgabe  zum  150.  Jubiläum.  1907.  8.  —  Professor  Joseph  Schmitz, 
Architekt:  Die  Sammlung  technischer  Modelle  und  Pläne  zu  den  Wiederherstellungsarbeiten  an 
der  Sebaldus-  und  Lorenz- Kirche  in  der  Moritz- Kapelle.  1905.  4.  —  Fr.  Seemann,  Lehrer: 
Vertraute  Briefe  über  das  Fürstentum  Baireuth  vor  und  nach  dem  Preußischen  Regierungs- 
Antritt.  1794.  8.  —  Friedrich  Seitz:  Wagner,  Albrecht  Dürer.  Dramatisches 
Gemälde  in  sechs  Bildern.  1840.  8.  —  E  m  a  n.  Seiler,  Hauptmann  a.  D.:  Ders.,  Alt-Nürn- 
berg und  die  Grafen  von  Abenberg-Zollern.  1910.  8.  —  Stadt  magistrat:  Geschäfts- 
verteilung im  Magistrat  und  Gemeindekollegium  der  Stadt  Nürnberg  von  1910  an.  O.  J.  8.  — 
Paderborn.  Bonifacius-Druckerei,  Verlag,  G.  m.  b.  H.:  Feldkamm,  Geschichte 
und  Urkundenbuch  der  St.  Laurentii- Pfarrkirche  in  Erfurt.  I899.  8.  —  Schauerte,  Die 
hl.  Aebtissin  Walburga.  1892.  8.  —  Philadelphia.  Große  Loge  der  Freimaurer 
von  P  e  n  n  s  y  I  V  a  n  i  e  n:  Barratt  &  Sachse,  Freemasonry  in  Pennsylvania  1727 — 1907. 
Bd.  I  u.  II.  1908/09.  8.  —  Julius  Friedrich  Sachse,  Bibliothekar  der  großen  Loge 
der  Freimaurer  von  Pennsylvanien:  The  Constitutions  of  the  Free-Masons.  1906.  8.  —  The 
Constitutions  of  St.  Johns  Lodge.  1908.  4.  —  Pößneck.  Bruno  Feigenspan,  Ver- 
lagsbuchhandlung: Thüringer  Warte.  Herausgegeben  von  Haupt.  Bd.  I — V.  (1904/05) 
1905.  ff.  8.  —  Rödelheim  b.  Frankfurt  a.  M.  Gg.  Th.  Stier,  sen.:  Ders.,  Lehrgänge  und 
Arbeitsproben  für  die  werktätige  Ausbildung  der  Lehrlinge  und  für  die  Gesellenprüfungen  im 
eisen-  und  metalltechnischen  Praktikum.  1908.  8.  —  Schwabach.  Historischer  Verein 
für  Schwabach  und  Umgebung:  Brand,  Zur  Geschichte  der  Schwabacher  Latein- 
schule. 1904.  8.  —  Etwas  vom  schönen  Brunnen  in  Schwabach.  S.-A.  1901.  8.  —  Speyer. 
Emil  Heuser,  Bahnhofverwalter,  Hauptmann  a.D.:  Ders.,  Pennsylvanien  im  17.  Jahr- 
hundert und  die  ausgewanderten  Pfälzer  in  England.  1910.  8.  —  Straßburg.  M.  Du  Mont 
Schau  berg:  Kassel,  Über  elsässische  Trachten.  1907.  8.  —  Stuttgart.  Adolf  Bonz 
&  C  i  e.,  Verlag:  Arnold,  Aus  der  Kinderzeit.  1909.  8.  —  Bredenbrücker,  Die  tote  Kohle.  1908. 
8. —  Chiavacci,  Aus  alt  und  neu  Wien.  1910.  8.  —  Ganghofer,  Gesammelte  Schriften.  Bd.  I — X. 
O.  J.  8.  —  Hansjakob,  Aus  dem  Leben  eines  Glücklichen.  1906.  8.  —  Ders.,  Aus  dem  Leben 
eines  Vielgeliebten.  0.  J.  8.  —  Ders.,  Ausgewählte  Erzählungen.  Bd.  I— V.  O.  J.  8.  —  Ders., 
Der  steinerne  Mann.  1898.  8.  —  Ders.,  Meine  Madonna.  1903.  8.  —  Ders.,  Reiseerinnerungen. 
Bd.   I— V.    O.  J.    8.  —  Ders.,  Waldleute.  O.    J.   8.  —  J.  H.  W.  D  i  e  t  z,  Nachfolger,  Verlags- 


—     42     — 

buchhandlung:  Bebel,  Aus  meinem  Leben.  I.  Teil.  1910.  8.  —  F  e  r  d.  E  n  k  e,  Verlag:  Crantz, 
Kunstgeschichte  der  edlen  Metalle.  1909.  8.  —  Duval,  Grundriß  der  Anatomie  für  Künstler. 
Deutsche  Bearbeitung  von  Gaupp,  III.  Aufl.  1908.  8.  —  Sternberg,  Die  Küche  in  der  klas- 
sischen Malerei.  1910.  8.  —  Waldheim  i.  S.,  Dr.  S  c  h  m  u  t  z  e  r,  Schlachthofdirektor:  Ders., 
Aus  dem  Archiv  einer  kleinen  Herrschaft.  S.-A.  O.  J.  8.  —  Ders.,  Die  Fleischversorgung  einer 
kleinen  Stadt  vor  300  Jahren.  S.-A.  1909-  8.  —  Ders.,  Vom  Schweinefleischgenuß  in  ferner 
Vergangenheit.  S.-A.  1910.  4.  —  Ders.,  Zaubersprüche.  S.-A.  O.  J.  8.  —  Wertheim.  H  i  s  t. 
Verein  Alt-Wert  heim:  Bericht  für  das  Vereinsjahr  1909.  1910.  4.  —  Wien.  K.  A  d  0  1  f 
Frh.  Bachofen  von  Echt:  Beiträge  zur  Familiengeschichte  der  Familie  Bachoven  von 
Echt.  Bilderverzeichnis.  O.  J.  4.  —  Dr.  Leo  Grünstein:  Ders.,  Aus  J.  H.  Mercks  Früh- 
zeit. S.-A.  1910.  8.  —  K.  K.  O  b  e  r  s  t  h  o  f  m  e  i  s  t  e  r  s  t  a  b:  Jahrbuch  der  kunsthistorischen 
Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses.  Ad.  XXVIII.  Heft  5:  Hermann,  Pier  Jacopo 
Alari-Bonacolsi,  genannt  antico.  1910.  2.  —  Wiesbaden.  J.  F.  Bergmann:  Philippson, 
Das  Leben  Kaiser  Friedrichs  III.  1908.  8.  —  Wunsiedel.  Fichteige  birgs-Verein: 
Jahresbericht  1909.  1910.  8.  —  Würzburg.  F.  X.  B  u  c  h  e  r,  Verlag:  Franconia  sacra. 
Geschichte  und  Beschreibung  des  Bisthums  Würzburg.    I889,  1896,  I897.    8. 

Tausch. 
Arnoldus  de  villa  Noua,   Rosarius   philosophorum.      Handschrift.     O.    J.      (1.    Hälfte   des 
16.    Jahrhunderts.)     8. 

Ankäufe. 
Eyn  schön  nützl.  büchlin  vnd  vnderweisung  der  kunst  des  Messens  mit  dem  Zirckel,  Richt- 
scheidt  oder  Lineal 1531-  2.  —  Bocksperger,  Neuwe  biblische  Figuren 1564.  qu,  8. 

—  Flavius  Josephus,  Historien  vnd  Bücher  übersetzt.  1581.  2.  —  Colerus  u.  Johannis,  Oeco- 
nomia  oder  Hausbuch.  Bd.  3  u.  4.  1596  u.  1597.  4.  —  Becherer,  Newe  Thüringische  Chronica. 
1601.  4.  —  Vorschrifft  Teutsch  und  Lateinischer  Schrifften  geschrieben  von  Johann  Muscat.  1692. 
qu.  8.  —  Henkel,  De  Roborantibus.  1711-  4.  —  Publii  Terentii  Comoediae  sex.  1737-  8.  —  Ver- 
suche in  den  Werken  des  guten  Geschmackes.  1746.  8.  —  Codex  juris  Bavarici  Judiciarii  de  anno 
1753-  1755-  8.  —  Riegl,  Neu-erfundenes  Modelbuch  zum  Nähen,  Stricken,  Würken  und  Weben 
....  (1760).  qu.  2.  —  Hiller,  Betrachtung  des  Todes,  der  Zukunft  Christi  und  der  Ewigkeit  auf 
alle  Tage  des  Jahrs  oder  Geistliches  Liederkästlein.  I.  u.  II.  Teil.  (II.  Teil  1771)-  qu.  8.  —  Held, 
De  tempestivo  corticis  peruviani  usu  in  febribus  inflamatoriis.  1775-  4.  —  Westenrieder,  Be- 
schreibung der  Haupt-  und  Residenzstadt  München.  1783.  8.  —  C.  D.  H.  Bildende  Künste  vor 
Frauenzimmer.  Bd.  I- — III.  1785.  8.  —  Album  des  Christoph  Joachim  Haller  von  Hallerstein. 
1789-  gr'  8.  —  Hochfürstlicher  Brandenburg-Onolzbach-  und  Culmbachischer  Genealogischer 
Calender  und  Addresse-Buch  auf  das  Jahr  1789-  8.  —  (Mirabeau),  Geheime  Geschichte  des 
Berliner  Hofes  oder  Briefwechsel  eines  reisenden  Franzosen.  .  .  .  Teil  I  u.  II.  1789-  8.  —  Fischer, 
Unterricht  vom  Anbau  des  Dünkels....  1791.  8.  —  Gesangbuch  zum  Gebrauch  der  ev. 
Brüdergemeinen.  1824.  8.  —  Widenmann,  Die  Umgebung  von  Nürnberg.  1828.  8.  — 
Tanzkarten  vom  Jahre  1844  bis  1846,  1846  bis  1848  und  1853—1864  von  Carl  von  Haller.  8.  — 
Vischer,  Aesthetik  oder  Wissenschaft  des  Schönen.  Bd.  I,  II  u.  III  1  u.  2.  1846  bis  1854.  8.  — 
Jacobi,  Urgeschichte  der  Stadt  und  des  ehemaligen  Fürstentums  Ansbach.  1868.  8.  —  Blüten 
aus  dem  Treibhause  der  Lyrik  (illustriert  von  Max  Klinger.)  1882.  8.  —  Museum  in  Nürnberg. 
O.    J.     qu.   8. 

Heyer  von   Rosenfeld'sche  Stiftung.     S.  de  Vries,  De  Doorlughtige  Weereld.    1.— 3-  Teil. 

1700.  8.  —  Raessfeldt,  Der  Herren  von  Berchem  ....  Wapen,  auff  das Absterben  .... 

des  .  .  .  .  Herrn  Conradi  von  Berchem  ....  1720.  2.  —  Churpfälzischer  Hofkalender.  1773-  8.  — 
Des  hohen  teutschen  Ritter-Ordens  hochlöbl.  Balley  Elsas  und  Burgund  Wappen-Calender.  178O. 
8.  —  Stammbuch  des  18.  Jahrhunderts,  qu.  8.  —  Litta,  Famiglie  Celebri  Italiane.   1819— 1885.  2. 

—  Sedelmeyer,  Geschichte  des  Marktflecken  Grönenbach.  1910.  8.  (Aus  der  Sammlung 
„Beiträge  zum  „Allgäuer  Geschichtsfreund"  Nr.  2)  —  Sperl,  Die  Aichinger.  Chronik  eines 
bayerischen  Bürgerhauses.  1240 — 1909.  1910.  8.  —  Wurzbach,  Niederländisches  Künstler- Lexikon. 
III.   Bd.    Ergänzungsband.    1.   Lieferung.    1910.    8.  — 

Corpsstudentenstiftung.     Musandrus,   Nothwendige  Studenten- Regeln  ....   1709.    8. 


43     — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Führer  durch  den  Magdeburger  Dom.  Im  Auftrag  des  Magdeburger  Architekten-  und 
Ingenieur-Vereins  bearbeitet  von  B.  Hanftmann.  Verlegt  und  hergestellt  in  der  Buch-, 
Kunst-  und  Steindruckerei  von  E.  Baensch  j  u  n.  in  Magdeburg.  S"*.  112  S.  Text  mit 
39  Lichtdrucken. 

Eine  hübsch  ausgestattete,  wohldurchdachte  Arbeit  liegt  vor  uns,  die  mehr  enthält,  als 
ihr  Titel  besagt.  Denn  nicht  haben  wir  es  mit  einem  ,, Führer"  in  der  landläufigen  Bedeutung 
des  Wortes  zu  tun,  sondern  mit  einem  Werkchen,  das  aufgebaut  ist  auf  fachwissenschaftlicher 
Grundlage  und  das  uns  in  vielen  Punkten  die  Ergebnisse  selbständiger  Untersuchungen  bringt. 
Wir  erhalten  in  gedrängter  Kürze  eine  Übersicht  über  die  verschiedenen  Bauperioden,  wobei  der 
Verfasser  nicht  versäumt  hat,  eine  gewisse  Vorsicht  walten  zu  lassen,  wie  hier  ein  „Vielleicht",  dort 
ein  ,, Vermutlich"  dartut,  um  uns  dann  einen  näheren  Einblick  in  den  baugeschichtlichen  Werde- 
gang des  Gotteshauses  zu  geben.  Auch  mit  den  Einzelkünsten,  namentlich  mit  den  Denkmälern 
der  Steinplastik,  macht  er  uns  vertraut,  dabei  bemerkend,  daß  das  Erhaltene  nur  einen  schwachen 
Schatten  des  ehemaligen  Bestandes  darstelle.  Nachdem  er  dann  noch  einen  von  ihm  als  not- 
wendig erachteten  Abschnitt  über  die  Einrichtung  des  Baues  nach  seinem  Zweck  eingeschaltet 
hat,  tritt  er  in  drei  Etappen  einen  Rundgang  um  das  Äußere,  durch  den  Kreuzgang  mit  Remter 
und  Kirchhof  und  dann  durch  das  Dom-Innere  an.  Eine  sorgfältig  gezeichnete  Plan-Beilage  sorgt 
für  die  notwendige  Orientierung.  Beigegeben  sind  neben  einigen  zeichnerischen  Darstellungen 
von  der  Hand  des  Verfassers  39  Lichtdrucke  von  Wiedergaben  des  Domes  und  seiner  Einzelheiten, 
die  sich  in  Schärfe  und  Ton  ganz  vortrefflich  ausnehmen  und  ein  sehr  willkommenes  Vergleichs- 
material für  den  Fachmann  darstellen.  Buchtechnisch  will  es  mir  jedoch  nicht  einwandfrei  er- 
scheinen, daß  die  kleinen  Tafeln  lose  auf  ihre  Unterlagen  aufgeheftet  sind.  Es  stört  dies  beim 
Durchblättern  ganz  ungemein.  Dieser  kleine  Mangel  läßt  sich  aber  leicht  beheben,  und  das  sollte 
auch  unbedingt  geschehen. 

Die  Forschungsergebnisse  des  Verfassers  auf  ihre  Richtigkeit  zu  prüfen,  ist  nicht  Aufgabe 
dieser  Zeilen.  Ob  aber  der  Satz  auf  S.  5:  „Es  ist  baugeschichtlich  hochmerkwürdig,  daß  Magde- 
burg die  erste  deutsche  Stätte  ist,  an  der  die  endgültige  Abschwenkung  vom  norditalienischen 
zum  französischen  Werkmann  einsetzt"  richtig  ist,  darf  wohl  bezweifelt  werden.  Wir  werden 
wohl  hier  mit  Bindegliedern  zu  rechnen  haben,  die  in  der  Mitte  oder  auf  dem  Wege  liegen;  deutet 
doch  der  Verfasser  selbst  auf  S.  27  an,  daß  Bamberg  in  der  Entwicklungsreihe  Deutschland- 
Frankreich  eine  gewichtige   Rolle  spielt.  Dr.   Fritz  Traugott  Schulz. 

Die  Grabkapelle  Ottos  III.  von  Hachberg,  Bischofs  von  Konstanz,  und  die  Malerei  während 
des  Konstanzer  Konzils  von  Prof.  Dr.  M  a  .x  W  i  n  g  e  n  r  0  t  h  und  Stadtpfarrer  Dr.  Gröber, 
Freiburg  (Baden).  J.  Bielefelds  Verlag.  Fol.  69  SS.  Mit  vielen  Abbildungen  und  3  far- 
bigen Tafeln. 

Die  methodische  Einzelforschung  unserer  Tage  hat  schon  manche  bedeutsame  Wandlung 
in  den  Anschauungen  über  die  allgemeinen  Grundbedingungen  der  Kunstgeschichte  herbeigeführt. 
Nur  aus  dem  Kleinen  heraus  kann  ein  in  sich  gefestigter  großer  Bau  aufgeführt  werden.  Mehr 
denn  je  muß  diese  Erkenntnis  als  die  allein  richtige  gelten.  Ganz  allmählich  war  man  auf  Grund 
neuer  Entdeckungen  dazu  gekommen,  auf  die  Bedeutung  des  Oberrheins  in  der  Geschichte  der 
deutschen  Malerei  vor  Schongauer  aufmerksam  zu  werden.  Eins  kam  zum  anderen.  Und  nun 
faßt  Win  genrot  h  gemeinschaftlich  mit  Stadtpfarrer  Dr.  Gröber  unter  Beibringung 
wichtiger  neuer  Dokumente  das  bisher  Bekannte  zusammen,  wobei  sich  als  wahrscheinliches  End- 
resultat folgendes  ergibt:  „Die  oberrheinische  Malerei  hat  zugleich  mit  den  Niederlanden  alle  jene 


—     44    — 

Probleme  aufgegriffen,  aus  deren  Lösung  sich  die  neue  nordische  Kunst  entwickelte.  Und  zwar 
war  der  Vorort  dieser  Richtung  Konstanz,  das  in  seiner  höchsten  Blüte  während  des  14.  Jahr- 
hunderts eine  überaus  rege  Malerschule  in  seinen  Mauern  beherbergte,  deren  Streben  neue  Nahrung 
erhielt,  als  das  Konstanzer  Konzil  die  geistige  Elite  Europas  dort  vereinigte  und  die  Berührung 
mit  der  böhmischen,  burgundischen  und  italienischen  Kunst  brachte".  Ob  die  Heraushebung 
einer  einzelnen  Schule  zu  dieser  Bedeutung  in  ihrem  ganzen  Umfang  berechtigt  ist,  wird  die  Folge- 
zeit lehren.  Jedenfalls  sind  die  Untersuchungen  der  beiden  Verfasser  auf  guten  Grundlagen  mit 
Sorgfalt  und  Vorsicht  aufgebaut.  Fast  möchte  es  mir  sogar  scheinen,  als  seien  diese  in  manchen 
Punkten  etwas  gar  zu  breiter  Natur.  Doch  das  ist  nebensächlich  im  Hinblick  auf  das  erzielte 
Ergebnis,  das  alle  Beachtung  verdient  und  gewiß  noch  weitere  Kreise  ziehen  wird. 

Die  Darlegungen  der  Verfasser,  die  sich  in  der  Hauptsache  mit  den  Wandgemälden  der 
Augustinerkirche  und  der  Margarethenkapelle  des  Münsters  beschäftigen,  werden  durch  gute  Ab- 
bildungen erläutert.  Es  muß  anerkannt  werden,  daß  nach  dieser  Richtung  viel  getan  ist,  ja  daß 
sogar  drei  große  farbige  Tafeln  beigegeben  worden  sind.  Hiermit  ist  ein  Anschauungsmaterial 
geschaffen,  das  reiche  Zinsen  tragen  wird. 

Erfreulich  ist  es,  daß  die  von  den  Verfassern  vorgenommene  Datierung  eines  Teiles  der 
Wandmalereien  der  Augustinerkirche  noch  während  des  Druckes  eine  urkundliche  Bestätigung 
erhielt.  H.  F  i  n  k  e  fand  bei  seinen  Forschungen  die  Quittungen  der  Zahlungen,  welche  König 
Sigismund  i.  J.  1417  für  die  von  ihm  gestifteten  Bilder  in  der  Augustinerkirche  gemacht  hat.  Auch 
der  Name  der  ausführenden  Künstler  ist  hierbei  bekannt  geworden.  Es  waren  Heinrich  Grübel, 
Caspar  Sünder  und  Johannes  Lederhoser,  die  ,,gentzlichen  miteinander"  für  die  hohe  Summe 
von  1400  rheinischen  Gulden  die  Kirche  ausmalten.  Die  formvollendeten  Bilder  über  der  Türe 
der  Margarethenkapelle,  welche  mit  viel  Überzeugung  auf  die  Lehre  von  der  unbefleckten  Emp- 
fängnis gedeutet  werden,  fallen  in  die  Zeit  nach  dem  Jahre  1423,  während  die  Gemälde,  welche  die 
Wand  über  dem  Grabmal  des  Bischofs  zieren,  1445  datiert  sind. 

Die  verdienstvolle  Studie  bringt  noch  weitere  wichtige  Feststellungen,  auf  die  an  dieser 
Stelle  einzugehen  jedoch  zu  weit  führen  würde. 

Dr.   Fritz    Traugott  Schulz. 

Das  Kirchenportal  von  Edwin  Redslob,  Deutsche  Plastik  I,  verlegt  bei  Her- 
mann   Gostenoble    in  Jena.     Groß  8°. 

Der  vornehm  ausgestattete  Band  eröffnet  eine  Reihe  von  Publikationen,  die  in  sachliche 
Themen  der  deutschen  Plastik  einführen  sollen.  Um  die  reine  Hingabe  an  das  Kunstwerk  und 
die  Vertiefung  in  die  ihm  innewohnenden  Probleme  zu  ermöglichen,  liegt  der  Schwerpunkt  in 
dem  reichen,  gesichteten  Abbildungsmaterial.  Zu  nicht  weniger  als  92  Tafeln  treten  noch  andert- 
halb Dutzend  Textabbildungen  hinzu.  Der  flottgeschriebene  einleitende  Text  enthält  demgemäß 
nur  eine  gediegene   Entwicklungsskizze:  er  gibt  das  Leitmotiv  an  die  Hand. 

Willkommen  ist  die  Anfügung  eines  bibliographischen  Verzeichnisses  wie  kurzer  Anmer- 
kungen mit  der  nötigen   Spezialliteratur.  Heinrich  Reifferscheid. 

Über  Krankheitspatrone  auf  Medaillen.  Von  A.  M.  P  a  c  h  i  n  g  e  r.  (Separatabdruck  aus 
dem  Archiv  für  Geschichte  der  Medizin.  1909.)  Mit  3  Tafeln.  Leipzig,  Verlag  von  Johann 
Ambrosius  Barth.     1909.     44  S.  8. 

Seinen  im  Anzeiger  1908,  S.  86  besprochenen  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Wallfahrts- 
Medaille  hat  A.  M.  Pachinger  in  Linz  a.  D.  eine  neue,  als  Separatabdruck  aus  dem  Archiv  für 
Geschichte  der  Medizin,  Bd.  II,  Heft  4/5,  1909,  erschienene  Abhandlung:  ,,Über  Krankheitspatrone 
auf  Medaillen"  folgen  lassen.  Die  Arbeit,  die  der  Medaillenkunde  ein  neues  eigenartiges  Gebiet 
erschließt,  reiht  sich  eng  an  die  älteren  Werke  des  Verfassers  an  und  weist  auch  die  früher 
hervorgehobenen  Vorzüge  auf.  Nicht  nur  der  Kulturhistoriker,  sondern  auch  der  Laie  wird  genug 
des  Interessanten  in  dem  mit  vorzüglichen  Abbildungen  ausgestatteten  Hefte  finden. 

Die  Legende  der  drei  Lebenden  und  der  drei  Toten  und  der  Totentanz  nebst  einem  Exkurs 
über  die  Jakobslegende  im  Zusammenhang  mit  neueren  Gemäldefunden  aus  dem  badischen  Ober- 
land, untersucht  von   Dr.    Karl   Künstle,  ord.  Honorarprofessor  an  der  Univ.  Freiburg  i.  Br. 


—    45    — 

4".    113  SS.     Mit  einer  farbigen  und  6  schwarzen  Tafein  sowie  17  Textabbildungen.     Freiburg 
im  Breisgau.     Herdersche    Verlagshandlung.     190S. 

Die  vorliegende  Arbeit,  die  auf  weitgehenden  Forschungen  auf  literarischem,  kunstgeschicht- 
lichem und  ikonographischem  Gebiet  basiert  und  ein  tiefgegründetes  Wissen  erkennen  läßt,  hat 
zum  Hauptziel:  die  Klärung  des  Rätsels  der  Entstehung  des  Totentanzes.  Sie  nimmt  ihren  Aus- 
gang von  neueren  Gemäldefunden,  die  in  den  letzten  Jahren  in  Kirchen  des  badischen  Oberlandes 
gemacht  wurden,  und  zwar  speziell  von  dem  interessanten  Fresko  der  drei  Lebenden  und  der  drei 
Toten  in  der  Jodokuskapelle  zu  Überlingen.  Die  Darstellungen  aus  der  Jakobslegende  in  der 
gleichen  Kapelle  geben  dem  Verfasser  Veranlassung  zu  einem  Exkurs  über  diese  Legende,  deren 
literarische  und  monumentale  Verbreitung  im  Mittelalter  er  näher  untersucht.  Die  Kunstgeschichte 
darf  ihm  für  diese  sorgsame  Zusammenstellung  dankbar  sein,  resultiert  doch  zugleich  aus  ihr  die 
richtige  Deutung  des  Glasgemäldes  mit  der  Verherrlichung  des  hl.  Jakobus  des  Älteren  in  der 
sog.  Villinger-  oder  Böcklinkapelle  im  Chorumgang  des  Freiburger  Münsters.  Der  nächste  Ab- 
schnitt beschäftigt  sich  dann,  anknüpfend  an  die  erwähnte  Darstellung  in  Überlingen,  mit  der 
Legende  von  den  drei  Lebenden  und  den  drei  Toten.  Auch  hier  verdient  wiederum  das  streng 
methodische  Vorgehen  des  Verfassers  alle  Anerkennung.  Er  maclit  uns  vertraut  mit  dem  Vor- 
kommen der  Legende  in  der  mittelalterlichen  Literatur  und  weiterhin  mit  ihrer  Darstellung  in 
der  bildenden  Kunst,  und  zwar  sowohl  in  Handschriften  und  Holzschnitten  wie  in  Wandgemälden, 
auf  Tafelbildern,  auf  Glasgemälden,  in  Skulpturen  und  auf  Paramenten.  Es  ergibt  sich  als  Resultat, 
daß  die  Legende  viel  weiter  verbreitet  ist  und  viel  mannigfaltigere  Formen  angenommen  hat,  als 
man  nach  den  bisherigen  Untersuchungen  annehmen  mußte  (S.  60). 

Die  Ausführlichkeit  in  der  Behandlung  der  Legende  durch  den  Verfasser  hat  ihren  Grund 
darin,  daß  er  in  ihr  den  Urgrund  der  Entstehung  des  Totentanzbildes  sieht.  Den  Beweis  hierfür 
erbringt  er  im  folgenden  Abschnitt,  dessen  Bedeutung  damit  zu  einer  allgemein-kunstgeschicht- 
lichen wird,  ist  doch  gerade  dieses  Kapitel  eines  der  interessantesten  in  der  Darstellung  der  Kunst 
des  Abendlandes.  Der  Totentanz  ist  nicht  in  Deutschland  entstanden,  er  kam  vielmehr  hierhin 
aus  Frankreich,  und  zwar  schon  in  seiner  ausgebildeten  Form  (S.  73).  Es  ist  eine  irrige  Auffassung 
älterer  Kunstschriftsteller,  daß  der  Totentanz  ein  ins  Bild  übersetztes  Spiel  sei.  Der  Beweis  für 
das  ehemalige  Vorhandensein  eines  solchen  kann  nicht  erbracht  werden.  Weiterhin  ist  es  eine 
unhaltbare  Anschauung,  daß  die  Totentanzbilder  mit  ihrem  Text  durch  die  großen  Pestepidemien 
des  14.  Jahrhunderts  veranlaßt  seien,  was  W  a  c  k  e  r  n  a  g  e  1  sogar  psychologisch  zu  erklären 
versucht  hat  (S.  89).  Die  Totentanzbilder  wollen  lediglich  vor  dem  plötzlichen  und  unvorbereiteten 
Tod  warnen,  der  für  den  gläubigen  Christen  das  größte  Unglück  ist.  Der  Verfasser  kommt  zu 
dem  Schluß,  daß  der  Totentanz  eine  der  vielen  Variationen  der  Legende  von  den  drei  Lebenden 
und  den  drei  Toten  in  jener  frühen  Form  war,  wo  die  Lebenden  zu  Fuß  auf  demselben  Plan  mit 
den  Toten  zusammentreffen  (S.  98).  Die  neue  Bildanordnung  wurde  bald  beliebt  und  für  die 
schaffende  Phantasie  fruchtbar,  die  Idee  wurde  schließlich  volkstümlich.  Das  Motiv  des  Tanzes 
und  das  hierdurch  bedingte  Musizieren  der  Toten  gehört  nicht  zur  ursprünglichen  Idee  der  Bilder. 
Die  Ursprungslegende  weiß  nichts  von  Musik  und  Tanz,  sondern  nur  davon,  daß  Lebende  von 
Toten  plötzlich  zum  Sterben  abgerufen  werden  (S.  98).  Die  französischen  Totentanzbilder  kennen 
nur  das  Reigenmotiv.  Die  Heimat  der  Motive  von  Tanz  und  Musik  ist  wahrscheinlich  Ober- 
deutschland. „Als  Urtotentanz,  wie  er  sich  aus  den  vorhandenen  Monumenten  noch  erschließen 
läßt,  ergibt  sich  ein  nordfranzösischer  Bilderzyklus,  wo  die  Lebenden  und  Toten  ähnlich  wie  in 
Kermaria  einen  geschlossenen  Reigen  bildeten"  (S.  100).  Nach  den  Ausführungen  K  ü  n  s  1 1  e  s 
kann  es  keinem  Zweifel  mehr  unterliegen,  daß  die  Vorstellung  vom  Tanz  der  Toten  gemein-indoger- 
manisch ist  (S.  105).  Die  Heimat  des  Totentanzes  ist  das  Land,  wo  die  Legende  der  drei  Lebenden 
und  der  drei  Toten  in  monumentaler  Darstellung  am  allgemeinsten  verbreitet  war,  nämlich  das 
nördliche  Frankreich  (S.  109).  Die  Legende  der  drei  Lebenden  und  der  drei  Toten  aber  kam  dem 
Abendland   aus  der  arabischen   Literatur  zu   (S.    112). 

Diese  wenigen  Sätze  mögen  genügen,  um  in  ganz  schwachen  Umrissen  das  anzudeuten, 
was  der  Verfasser  darzutun  bestrebt  ist.  Der  Wert  seiner  Feststellungen  wird  kein  vorübergehen- 
der, sondern  ein  solcher  von  lebensfähiger  Dauer  sein.  Die  Kunstgeschichte  wird  an  diesem  Buche 
nicht  achtlos  vorübergehen  können. 


—    46 


Einen  kleinen  Irrtum  darf  ich  wohl  noch  berichtigen.  Die  Totentanzdarstellung  von  Job. 
Jak.  R  i  d  i  n  g  e  r  ,  die  der  Verfasser  auf  S.  103  erwähnt,  ist  kein  Holzschnitt,  wie  er  glaubt, 
sondern  ein  Schabkunst-  oder  Schwarzkunstblatt.  Dr.  Fritz  Traugott  Schulz. 

Catalogus  Dissertationum  Philologicarum  Classicarum.  Editio  II.  Verzeichnis  von  etwa 
27  40U  Abhandlungen  aus  dem  Gesamtgebiete  der  klassischen  Philologie  und  Altertumskunde, 
zusammengestellt  von  der  Zentralstelle  für  Dissertationen  und  Programme  der  Buchhandlung 
Gustav  Fock,  G.  m.  b.  H.,  Leipzig.  2.  Auflage.  Leipzig,  Buchhandlung  Gustav  Fock, 
G.  m.  b.    H.     1910.     652   S.     8°. 

Dieser  stattliche  Katalog  solcher  Abhandlungen  und  vorzugsweise  Dissertationen,  die  in 
der  Fockschen  Buchhandlung  in  Leipzig  käuflich  zu  haben  sind,  umfaßt  den  ganzen  Kreis 
der  griechisch-römischen  Altertumskunde,  wobei  höchstens  die  Kunstarchäologie  und  Numis- 
matik etwas  zu  kurz  gekommen  sind.  Im  übrigen  aber  stellt  das  sorgfältig  gearbeitete  Werk  durch 
die  reiche  Fülle  des  in  knappem  Rahmen  Gebotenen  und  durch  die  Übersichtlichkeit  in  der  An- 
ordnung des  Stoffes  ein  bibliographisches  Handbuch  dar,  das  in  ähnlicher  Weise  wohl  auch  mancher 
anderen  wissenschaftlichen  Disziplin  zu  wünschen  wäre.  Von  der  gewaltigen  Produktion  auf 
klassisch-philologischem  Gebiete,  die  ohne  zahlreiche  Hilfsmittel  solcher  Art  gar  nicht  mehr  zu 
überblicken  sein  würde,  legt  die  neue  Ausgabe  des  Fockschen  ,, Catalogus"  ein  beredtes,  doch 
fast  erschreckendes  Zeugnis  ab. 


Abb.  9.     Gilich  Kilian  Proger:  Vignette.     B.  5.     Kupferstich. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe. 


U.   E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


Nr.     3.  Juli— September, 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 


CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

STIFTUNG. 

Der  zu  Stuttgart  verstorbene  Kreisgerichtsrat  a.  D.  Otto  Freiherr  von  Breit- 
schwert hat  das  Germanische  Museum  letztwillig  mit  einem  Legat  im  Betrage  von  10,000  Jt 
bedacht.  Dieses  Legat  soll  nach  den  testamentarischen  Bestimmungen  dem  „Grundstock- 
vermögen" zugeführt  werden.  Wir  begrüßen  dieses  hochherzige  Vermächtnis  mit  umso 
größerem  Danke,  als  durch  dasselbe  unser  kleines  „Grundstockvermögen"  —  der  unver- 
äußerliche Stiftungsfond  —  das  bisher  2825  Ji  betrug,  einen  sehr  erfreulichen  Zuwachs 
erhalten   hat.      Möge   doch   dieses   rühmenswerte    Beispiel   recht  vielfache  Nachahmung  finden. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Gemeinden:    Marktredwitz  10  M  (statt  bisher  3  i^  43  ^)- 

Von  Vereinen:  Kassel.  Lehrerkollegium  der  Oberrealschule  II  10  Ji;  Konstanz.  Vereinigung 
alter   Burschenschafter   10   M.     Prag.     Hilfsverein  deutscher   Reichsangehöriger   10  M. 

Von  Privaten:  Aschaffenburg.  Dr.  Hasterlik,  Fabrikdirektor  20  Ji.  Augsburg.  Dr.  Joh. 
Nep.  Ahle,  Domkapitular  3  J(,;  August  Riedinger,  Kommerzienrat  10  JL  Baden-Baden,  Richard 
Grosholz,  Weingroßhandlung  2  M;  Emil  Meyer,  Bank-Kommandite  3  M;  Hermann  Rössler, 
Hoflieferant  3  Ji;  Heinrich  Spies,  Hofbuchbinder  2  M;  Dr.  Wertheimer,  Rechtsanwalt  2  M. 
Beerbach.  Max  Heller,  Pfarrer  2  Ji.  Bonn.  Dr.  Abs,  Rechtsanwalt  3  Ji-  Breslau.  Hermann 
Holdscheck,  Schriftsteller  10  Ji;  Hugo  Römhild,  Kommerzienrat  20  Ji.  Casse!.  Gronau,  Galerie- 
direktor 3  Ji;  Großkaufmann  Reuse,  Bergwerksbesitzer  3  Ji;  General  der  Infanterie  Freiherr 
von  Scheffer-Boyadel,  kommandierender  General  des  XI.  Armeekorps  5  Ji;  Stegemann,  Senats- 
präsident 3  Ji;  Weber  &  Weidemeyer,  Buchdruckereibesitzer  3  Ji-  Castell.  Bomhard,  Pfarrer 
\  M.  Chemnitz- Altendorf.  G.  Krautheim,  Fabrikbesitzer  10  .ß.  Chemnitz- Kappel.  Feldschlößchen 
Brauerei,  Aktiengesellschaft  10  .ii.  Coblenz.  Dr.  Karl  Popp,  Kaufmann  5  Ji-  Crefeld.  Erich 
Marx  3  M.  Darmstadt.  Dr.  W.  Kunz,  Professor  (bisher  l  Ji)  3  Ji-  Ditfersdorf  i.  Sachsen.  Wilhelm 
Schuncke  30  Ji.  Ehingen.  Dr.  Kolb,  Professor  2  .«■;  Steiner,  Professor  2  .fi;  Wollensack,  Kaplan 
2  M.  Erbach  i.  Vogtl.  Burghardt,  Bildhauer  3  Ji-  Frankfurt  a.  M.  Otto  Braunfels,  Geheimer 
Kommerzienrat  30  M.  Oodesberg.  Dr.  phil.  Paul  Kutter  10  Ji.  Heinersgrün  i.  Sachsen.  Philipp 
Freiherr  von  Feilitzsch  5  Ji-  Hersbruck.  Hofer,  Kgl.  Bezirksamtssekretär  2  .fi;  Dr.  Schmidt, 
prakt.  Arzt  2  .fi;  Dr.  Schward,  Kgl.  Gymnasiallehrer  2  Ji.  Kiel.  Friedrich,  Professor  5  Ji;  Heine, 
Professor  3  Ji.  Landshut.  Ma.x  Below,  Dentist  3  Ji;  Kgl.  Regierungsrat  Friedrich  Niedermayer, 
Kreisbaurat  3  Ji;  Otto  Rother,  Kgl.  Bankoberbeamter  3  Ji-  Langenburg.  von  Bauer,  Amtsrichter 
1  Jt.  Leipzig.  Karl  Seeliger,  stud.  jur.  3  Ji-  Lichfenfels.  Sichermann,  Amtsrichter  3  M.  Lugau 
i.  Sachsen.  H.  Scheibner,  Oberbergrat  5  Ji-  Lyon.  Victor  Jakob  3  •«•  Mainz.  Karl  Braß  3  •«. 
Meiningen.  Hugo  Fühlieg,  Rentner  2  M;  Alfred  Nachbauer,  Privatier  2  .fi;  Julius  Schloß,  Bank- 
dh-ektor  3  Ji-  Mühlhof- Reichelsdorf.  Ludwig  Endres,  Arzt  3  ^fi-  Naila.  Wilhelm  Gollwitzer, 
Kgl.  Pfarrer  in  Bad  Stehen  3  .fi;  Dr.  A.  Hofmann,  Kgl.  Bezirksarzt  3  -fi;  Justus  Lösch,  Kgl. 
Forstmeister  in  Bad  Stehen  3  Ji;  Konrad  Ruckriegel,  Volksschullehrer  3  •«;  Gustav  Waßer, 
Kgl.  Oberamtsrichter  5  M.     Naumburg.    Paul  Schmidt,  Kaufmann  2  M.     Neustadt  a.  A.    Karl 


—    48    — 

Meyer,  Brandversicherungsassistent  l  .Ä  50  ^V;  Justin  Stahl,  Kaufmann  1  Ji  50  -i^.  Neutif= 
schein.  Ingenieur  Hugo  Hückel,  Großindustrieller  2  Kr.;  Karl  Hiickel,  Großindustrieller  2  Kr.; 
Friedrich  Hückel,  Großindustrieller  2  Kr.  Niederstetten.  Abendschein,  Postverwalter  1  Jl.  Nürn- 
berg. Gustav  Braß,  Ingenieur  3  M;  Willy  Garfey,  Schauspieler  3  M;  Julius  Güllich,  Landgerichts- 
rat 3  M;  Andreas  Jakob  3  -M;  Max  Loewi,  Kaufmann  3  i^;  Friedrich  Reusch,  Mechaniker  3  Ji; 
Dr.  Eduard  Roelig,  prakt  Arzt  5  i^;  Berta  Sachs,  Lehrerin  für  Realien  3  Ji;  Dr.  Siegfried  Schloß, 
Rechtsanwalt  5  .*;  Richard  Schmidtgen,  Ingenieur  3  Ji'-  Dr.  A.  H.  Schuh  3  Ji;  Ernst  Witte 
3  Ji;  Gustav  Wolff  3  Ji;  Willy  Wolff  3  Ji-  Paris.  Gandel,  Professor  3  Ji-  Pirmasens.  Gebhard 
Becker  6  Ji;  Breith,  Rechtspraktikant  3  .«;  Harteneck,  Notar  3  Ji;  Wilhelm  Hartmuth  10  M; 
A.  Hatzfeld,  Apotheker  10  Ji;  A.  Himmelspach  10  jü;  Karl  Kopp,  Fabrikant  5  M;  Karl  Leiner 
10  JL;  Hermann  Leupold  5  Ji;  Heinrich  Ludwig  10  Jl;  Emil  Paque,  Kommerzienrat  10  Ji; 
Heinrich  Schmitt,  Agent  10  .Ä;  Jul.  Schohl  6  Ji;  Dr.  Schöner,  Rektor  3  JL;  Christian  Sieber  5  Ji; 
Direktor  Steigelmann  3  Ji;  Heinrich  Treusch  10  Ji.  Regensburg.  Wilhelm  Fischer,  Eisenhändler 
5  JÜ;  Georg  Geiger,  Oberlehrer  3  Ji;  Georg  Kistler,  Notenbankkassier  5  Ji;  Georg  Niedermayer, 
Kaufmann  2  Ji;  Karl  Niedermayer,  Kommerzienrat  2  M;  Späthling,  Magistrats-Offiziant  3  Ji. 
Remse.  Mahla,  Kommerzienrat  100  Ji.  Rudolstadt.  Gustav  Stölzner,  Privatier  in  Dresden  5  Ji. 
Saalfeld.  Adam,  I.  Bürgermeister  3  Ji;  Dr.  Engelhardt  3  Ji;  Hoßfeld,  Assessor  3  Ji.  Schweizer- 
thal i.  Sachsen.  Alexander  Zimmermann,  Betriebsdirektor  5  Ji.  Solingen.  A.  Kortenbach  in  Weyer 
10  Ji;  Karl  Worringin  Weyer  10  jK.  Sonneberg.  Karl  Craemer,  Kommerzienrat  20  Ji.  Stein.  Karl 
Treiber,  Kaufmann  (bisher  2  Ji)  3  Ji.  Stuttgart.  Louis  Rommel,  Innenarchitekt  3  Ji;  H.  Otto, 
Kommerzienrat  20  M.  Wassertrüdingen.  Dekan  Caselmann  (statt  bisher  2  Ji)  4  Ji.  Wemding. 
Georg  Böhm,  Pfarrer  in  Huisheim  1  jü;  Alois  Probst,  Pfarrer  in  Otting  1  Ji;  Jakob  Rädler, 
Lehrer  1  Ji;  Bernhard  Vahlhaus,  Pfarrer  in  Gosheim  2  M.  Werdau.  Firma  Wilhelm  Hünchen 
10  jK;  Sachs.  Waggonfabrik,  A.-G.  20  Ji;  Fabrikbesitzer  Ferdinand  Wüd,  Stadtrat  5  ^*-  Wien. 
Karl  Sauerthal,  Bibliotheksadjunkt  10  Ji.  Wunsiedel.  Bauer,  Kgl.  Gymnasiallehrer  1  Ji;  Busch, 
Kgl.  Reallehrer  1  Ji;  Summa,  Kgl.  Dekan  1  Ji;  Dr.  Wild,  Kgl.  Eezirksarzt  1  JL  Zwickau. 
Paul  Kemlein,  Finanz-  und  Baurat  10  Ji. 

EINMALIGE  BEITRÄGE. 

Darmstadt.  Sanitätsrat  Dr.  Arthur  Hoffmann  10  Ji.  Stollberg  i.  Erzgebirg.  Simon,  Bau- 
meister 20  .Ä.     Werdau.    Firma  Zacher  &   Hupfer  in  Leubnitz  5  M. 

ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Die  Erwerbungen  des  3-  Quartals  des  Jahres  1910  sind  nicht  bedeutend,  wenn  auch  die 
zahlreichen  Geschenke,  unter  denen  das  der  Familie  N  e  r  r  e  t  e  r  in  Nürnberg  an  Umfang 
hervorragt,  zur  Abrundung  und  Ergänzung  der  einzelnen  Abteilungen  sehr  willkommen  waren. 
Hervorzuheben  ist  lediglich  das  gestickte  Taschentuch,  eine  aus  adeligem  Besitz  stam- 
mende ganz  hervorragende    Nadelarbeit   des    18. — 19-    Jahrhunderts. 

Geschenke. 
Braunschweig.  Landesgerichtsdirektor  Dr.  Hildebrand:  Uniform  eines 
Leutnants  desbraunschw.  Inf.- Regt.  Nr.  92,  1880;  weißblaue  Schärpe  für  Feldwebel  und  Sergeanten. 
—  Brüssel.  Alexander  Freiherr  von  Dachen  hausen:  Bronzeabguß  eines  goti- 
schen Schlüssels,  gefunden  1895  im  Schutt  der  Burg  Tachenhausen  in  Württemberg.  —  Gleiwitz. 
Frau  Jenny  Schlesinger:  Damenabendmantel  aus  farbigem  Seidenbrokat  mit  Marabu- 
Besatz,  1886;  Damenjackett  aus  rotem  Samt,  1886.  —  Nürnberg.  Frau  Geh.  Kommer- 
zienrat von  Gern  groß:  Rest  eines  der  Erinnerung  an  den  Hubertusburger  Frieden 
gewidmeten  Tuches  mit  Reliefsilberstickerei,  1763-—  J  o  h.  Adam  Hübner:  Silberner 
Fingerring  mit  2  verschlungenen  Händen,  18.  Jahrh.  —  Kassie  rsehegatten  Wolf- 
gang und  Emma  Nerreter:  2  Quecksilber-Säulenbarometer,  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.; 
Fernrohre,   desgl.;  knöchernes  Standmikroskop,  desgl.;  Springlorgnette  mit  Hornschale,  2.  Hälfte 


—    49    — 

des  19-  Jahrh.;  Teller,  flache  Schale,  Zuckerschale,  Senftopf,  Weinglas,  Blumenvase  und  Leuchter 
aus  gepreßtem  Glas,  1834;  gläserne  geätzte  Kanne  mit  Zinndeckel  und  Zinnfuß,  Anfang  des  19.  Jahrb.; 
geschliffenes  Weinglas  mit  (ergänztem)  Zinnfuß,  desgl.;  geschliffener  Hochzeitsbecher  aus  Glas, 
desgl.;  2  zinnerne  Zuckerschalen  mit  Einsätzen  von  blauem  Glas,  desgl.;  porzellanenes  Kaffee- 
service aus  7  Stücken,  mit  Silberdekor,  desgl.;  gerippte  Fayenceschale  mit  Blaumalerei,  nürn- 
bergisch, 18.  Jahrh.;  gerippte  Fayencekompotschale  mit  Blaumalerei,  desgl.;  gerippte  Fayence- 
zuckerschale mit  Blaumalerei,  desgl.;  Fayencebackform  in  Gestalt  eines  Fisches,  1.  Hälfte 
des  19.  Jahrh.;  tönernes  Körbchen  (Blumenvase),  desgl.;  Fayenceteller  mit  Buntmalerei,  desgl.; 
Repetierstanduhr  von  Joh.  Carl  Baumgärtner,  desgl.;  messingene  Handlaterne  mit  geschliffenen 
Gläsern,   desgl.;    gestickter    Glockenzug,   um    183O;   Taschenfeuerzeug    mit     Kreuzstichstickerei, 

1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.;  holzgeschnitzter  Pfeifenstopfer,  desgl.;  Schmuckkabinett,  18.  Jahrb.; 
eiserne  Lichtputzschere,  Anfang  des  19.  Jahrb.;  vergoldete  Stickschere,  desgl.;  2  eiserne  Kessel- 
untersätze, ein  eisernes  und  ein  messingenes  Kohlenbecken  (Spielzeug),  desgl.;  30  gepreßte  höl- 
zerne Danimbrettsteine,  von  Martin  Brunner  in  Nürnberg,  Anfang  des  18.  Jahrb.;  Wollspulrad, 
Anfang  des  19.  Jahrb.;  lederner  Blasebalgbestäuber  für  Zinnformen,  18.  Jahrb.;  Eisengußmedaille 
auf  Napoleon  I.,  Anfang  des  19-  Jahrb.;  Bronzegußmedaille  auf  Georg  Scbweigger,  Ende  des 
17-  Jahrb.;  Zinnmedaille  auf  die  Ankunft  Georgs  II.  in  England,  1734;  Zinnmedaille  auf  den  Kar- 
dinal Annibale  Alberti,  von  Vestner  in  Nürnberg,  1711 ;  Zinnmedaille  auf  Ludwig  Rudolf  von 
Braunschweig-Lüneburg,  1715;  Zinnmedaille  auf  Hardenberg,  um  I8OO;  zinnerne  Miscellan-Medaille 
auf  das  Schweigen,  um  18OO;  Zinnplakette  mit  der  Darstellung  der  Taufe  Christi,  18.  Jahrb.; 
Zinnplakette  mit  der  Darstellung  der  Verkündigung  Maria,  desgl.;  achteckige  Zinntafel  mit  ein- 
graviertem Spruch,  von  Hes,  18.  Jahrb.;  Goldschmiedevorlagen  für  Profilbrustbilder  Karls  V. 
und  einer  Matrone,  !7-  Jahrb.;  eiserner  Siegelring,  18.  Jahrb.;  eisernes  Wappenpetschaft,  desgl.; 
eisernes  Schmuckkreuz,  1813;  eisernes  Gürtelschloß,  1813;  messingener  Gürtelhaken,  versilbert, 

2.  Hälfte  des  18.  Jahrb.;  vergoldete  Ubrkette  mit  Achatberloque,  Anfang  des  19-  Jahrb.;  ein 
Paar  Ohrringe  aus  ,, Atlasstein'",  desgl;  zwei  Karneolgemmen:  männliche  Profilköpfe,  Ende  des 
18.  Jahrb.;  Siegelringstein:  Karneol  mit  vollständigem  Wappen,  18 — 19.  Jahrb.;  2  Miniaturpor- 
träts auf  Elfenbein,  darstellend  den  Nürnberger  Verleger  Georg  Neide!  und  dessen  Tochter,  vereb. 
Roesch  in  Nürnberg,  Anfang  des  19.  Jahrb.;  Brüsseler  Nadelspitze,  Mitte  des  18.  Jahrb.;  schwarzes 
Spitzentuch,  Mitte  des  19-  Jahrb.;  Pelzboa,  2.  Hälfte  des  19-  Jahrb.;  roter  Longsbawl,  um  183O; 
Chenille-Shawl,  desgl.;  Knickerschirm,  Mitte  des  19-  Jahrb.;  Schreibheft  mit  ausgeschnittenen 
Modepuppen,  um  1825.  —  Fritz  Präg:  Miniaturmalerei  auf  Zinkblech:  Brustbild  eines  Greises, 
deutsch,  1S.  Jahrb.  —  Museumsaufseber  ScheUkopf:  Bayerischer  Gendarmerie- 
Tschako,  vor  1868.  —  Bildhauer  Josef  Stärk:  Schloß  von  einem  Friedhof  portal  im 
Algäu.  —  Wien.    Frau    Dr.    B  r  o  m  e  i  s  s  1:    Seidene  Kirchenfabne  von  Maria  Zell,  18.  Jahrb. 

Ankäufe. 
Plastik,     Originale:      Schmerzensmann     (Büste),     niederdeutsche     Eicbenholzscbnitzerei, 
15-    Jahrb.;  Standfigur  der  hl.   Katharina,  oberdeutsche   Holzschnitzerei,  um  1700. 
Trachten:     Battist-Taschentuch  mit  reicher   Reliefstickerei,   18. — 19-   Jahrh. 

D  e  p  OS  i  t  a. 
Kunstsammlungen  der  Stadt  Nürnberg:  2  Silbermedaillen  und  13 
Bronzemedaillen  auf  die  Kunstuhr  „Meistertrunk"  in  Rothenburg,  1910;  4  versilberte  Medaillen 
auf  das  25-  Abonnement  im  Stadtpark  zu  Nürnberg,  191O;  Silber-  und  Bronzemedaille  auf  die 
Einweihung  des  Künstlerhauses  in  Nürnberg,  191O;  Silbermedaille  auf  Joh.  Leonhard  Schräg 
in  Nürnberg,  191O;  Silbermedaille  auf  das  100  jährige  Jubiläum  des  Oktoberfestes  in  München  1910. 

DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM, 

Geschenke. 
Linz.   A.  M.    Pachinger:    Ledernes  Notgeld  der  Steinmetz-  und  Maurerzunft  in  Efer- 
ding  und  Ascbacb,  Oberösterreich,   i804,  nebst  amtl.   Bestätigung.   —  Straßburg.    Major  und 
Bataillonskommandeur    Glück:    Goldwage  von  Job.  Daniel  vom  Berg  in  Lennep, 
um  1785. 

4 


—    50    — 
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 
l.intorf.    F.    Alpers:    Kräuterbuch,  Tübingen,  1545- 

KUPFERSTICHKABINETT, 

Als  der  wertvollste  unter  den  nachstehend  aufgezählten  Zugängen  ist  das  kleine,  6,2:4,4  cm 
messende  Kreuztragungsblättchen  vom  Meister  des  Dutuitschen  Ölbergs  zu  bezeichnen,  das  wir 
von  einem  uns  von  Herrn  Antiquar  Ludwig  Rosenthal  freundlichst  überlassenen  Klischee 
zum  Abdruck  bringen  (Abb.  10).  Es  stammt  aus  einem  um  1480  geschriebenen  Evangeliar,  das 
Herr  Ludwig  Rosenthal  in  seinem  Lagerkatalog  Nr.  135  anzeigte.  Herr  Geheimrat  Lehrs  hatte 
die  Güte,  uns  darauf  aufmerksam  zu  machen,  daß  es  zu  der  von  ihm  in  dem  Katalog  unserer 
deutschen  Kupferstiche  des  15.  Jahrhunderts  beschriebenen  Folge  von  Werkstattkopien  des 
Lebens  Christi  nach  der  unter  Nr.  15 — 18  aufgeführten  Originalfolge  des  Erasmus-Meisters  (Nr.  19 
bis  45)  gehöre.  Herr  Ludwig  Rosenthal  war  so  freundlich,  es  uns  als  Geschenk  zu  überweisen. 
Das  Blättchen  kann  sich  an  Abdrucksqualität  zwar  nicht  mit  den  übrigen  Blättern  unserer  Folge 
vergleichen,  dafür  aber  ist  es  mit  einem  breiten  Rand  ausgestattet,  in  seinen  Maßen  deutlich 
erkennbar  und  ergänzt  es  jene  um  ein  weiteres,  bislang  nicht  bekanntes  Glied. 

Die  weiterhin  erwähnte  Folge  von  31  Handzeichnungen  von  einer  ungenannten  Dilettantin 
aus  dem  Ende  des  18.  Jahrhunderts  ist  insofern  von  allgemeinerem  Wert,  als  bei  den  Blumen - 
und  Früchtestilleben  ältere  Fayencegeräte  als  Vorlagen  benützt  wurden,  die  mit  nicht  geringer 
Gewissenhaftigkeit  dargestellt  sind.  Dadurch  sind  diese  Blätter  zu  nicht  ganz  unwichtigen  Doku- 
menten für  die  Geschichte  der  Fayencekunst  geworden.  Entstanden  sind  sie  höchst  wahrscheinlich 
in  Nürnberg. 

Geschenke. 

Berlin.  Kaiserl.  Legationsrat  im  Auswärtigen  Amt  Dr.  v  0  n  Gülich:  Bildnis  des  Hen- 
ricus  a  Gülich  (1607 — 1655).  Andreas  Geyer  sculp.  Ratisb.  Neudruck.  —  Bonn  a.  Rh.  Kunst- 
verleger Hermann  A.  Peters:  Ansichtspostkarten  in  Handpressen- Kupferdruck  aus  der 
Stiftskirche  in  Gernrode  und  von  Holzskulpturen  im  Germanischen  Museum.  —  Frankfurt  a.  M. 
Georg  Herold:  Die  beiden  Exlibris  desselben,  gez.  von  Theodor  Braun- Frankfurt  a.  M. 
1910.  —  Fürth- Nürnberg.  Direktion  der  König  Ludwig-Quelle:  Drei  Ansichtskarten 
der  Quelle  aus  dem  Eröffnungsjahr  1910.  —  Gussenstadt  (Württemberg).  Georg  Thierer: 
Exlibris  desselben.  —  Hannover- Kleefeld.  Hermann  Peters:  Reproduktionen  von  Bildern, 
welche  Jesus  als  Apotheker  zum  Darstellungsgegenstand  haben.  —  Karlsruhe.  Archivrat  Dr.  Obs  er: 
Photographie  des  großen  bronzenen  Kruzifixus  von  Jeremias  Eisler  v.  J.  1708  in  Salem.  —  Mann- 
heim. Oberstabsarzt  Dr.  Röhring:  Sechs  Blatt  Porträts  aus  der  Galerie  hervorragender 
Ärzte  und  Naturforscher.  —  München.  Ludwig  Rosenthal,  Antiquariat:  Kleine  Kreuz- 
tragung  vom  Meister  des  Dutuitschen  Ölbergs.  Zugehörig  zu  der  von  Lehrs,  Katalog  der  im 
Germanischen  Museum  befindlichen  deutschen  Kupferstiche  des  15-  Jahrhunderts,  beschriebenen 
Folge  von  Werkstattkopien  des  Lebens  Christi  nach  einer  Originalfolge  des  Meisters  des 
heil.  Erasmus  Nr.  19 — 45,  und  zwar  dort  einzuschalten  als  Nr.  34  a.  Die  Einfassungslinien 
sind  teilweise  unscharf.  Der  Mantel  Christi  ist  leicht  braun  angelegt.  Mit  breitem,  links 
oben  zerfressenem  Rand.  Einem  Evangeliar  entnommen.  —  Nürnberg.  A.  Frank: 
Gesellenbrief  des  Weißgerber- Handwerks  in  Biel  vom  27.  Mai  1765  mit  Ansicht  der  Stadt, 
in  Kupfer  gestochen  von  J.C.Müller.  J  o  h.  Adam  H  ü  b  n  e  r:  Stamm-  und  Geschlechts- 
wappen des  Herrn  Magistratsrats  Ad.  Stoll  in  Berneck.  Aquarellierte  Zeichnung.  l848. 
Kassiersehegatten  Wolf  gang  und  Emma  Nerretter:  1.  Martin  Luther.  Medaillon- 
brustbild. Lucas  Cranach  pinx.  1525-  J.  E.  Haid  sculp.  Aug.  Vind.  1/82.  2.  Katharina  Luther. 
Desgleichen.  3.  „Ziethen  sitzend  vor  seinem  König  den  25ten  Januar  178 5".  Gestochen  von  Joh. 
Heinr.  Klinger  jun.r  in  Nürnberg  nach  Chodowiecki  den  17.  April  1787.  4.  Frau  Susanne  Rösch, 
geb.  Neidel.  Medaillonbrustbild.  Wassermalerei.  Anf.  19-  Jahrh.  5.  Frau  Kunsthändler  Klinger. 
Desgleichen.  6.  Dr.  G-  E.  F.  Seidel,  Kirchenrat  und  1.  Pfarrer  zu  St.  Egidien  in  Nürnberg  (1774 
bis  1838).  Stahlstich  von  C  Wießner  nach  J.  A.  Engelhart.  7-  Gioße  Blumenvignette.  Aquarell. 
1.  Hälfte  19-  Jahrh.    8.  Blumenstrauß.   Aquarell  auf  Pergament  mit  Anwendung  farbiger  Seiden- 


—    51     — 

Stückchen.  l.  Hälfte  19.  Jahrh.  9.  Vier  Monatsbildchen.  Kleine  Miniaturen  auf  Pergament. 
18.  Jahrh.  10.  Die  Bibelverse  Hesekiel  34,  15  u.  16,  mit  kleinen  Darstellungen  in  durchbrochener 
Papierarbeit.  Ende  17.  Jahrh.  11.  Zwei  Erinnerungsblättchen,  davon  das  eine  in  Zierschrift 
auf  Seide  geschrieben.   1793.    12.  Zwei  Blätter  aus  dem  Stammbuch  eines  Herrn  von  Praun.    1805 

13.  Vier  Heiligenbildchen  in  perforierter  Arbeit  mit  aquarellierten  Darstellungen  der  Heiligen 
Anna,  Margaretha,  Ursula  und  des  hl.  Jakobus.  18.  Jahrh.  Teils  Papier,  teils  Pergament.  14.  Neu- 
jahrsglückwünsche für  die  Jahre  1816— 1834  von  G.  E.  F.  Seidel  in  Nürnberg.  Kupferstiche, 
meist  von  Ambrosius  Gabler.  15.  Fragment  eines  Andachtsblättchens.  Durchbrochene  -Arbeit 
in  Pergament.  1.  Hälfte  19.  Jahrh.  16.  Zwei  Blatt  mit  Vögeln,  die  durch  auf  Papier  aufgeklebte 
Federn  gebildet  werden,  über  aquarelliertem  Grund.  Bez.:  M.  H.  1821.  Antiquar  Josef  Ro- 
senbaum: Zwei  Heiligenblättchen.  Kolorierte  Kupferstiche.  18.  Jahrh.  —  Stuttgart.  Dr.  W. 
Kohlhammer:    Exlibris  desselben,  radiert  von  Ale.x.   Eckener-Stuttgart. 

Ankäufe. 

Lithographien.  Johann  Heinrich  R  a  m  b  e  r  g:  Satire  auf  die  Schläfrigkeit  der 
Post.     In   Kreidemanier.     iSil. 

Handzeichnungen.  Ungenannte  Dilettantin  vom  Ende  des  1  8.  Jahrh: 
31  Blatt  Blumen- und  Früchtestilleben  sowie  Darstellungen  von  Vögeln,  meist  in  zwiefacher  Aus- 
fertigung. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 

Kupferstichsammlung  der  Stadt  Nürnberg.  Ernst  Dertinger  (18 16— 66):  Ansicht 
eines  auf  einem  Berg  gelegenen  altertümlichen  Schlosses.  Aquarell.  —  Heinrich  Gutten- 
berg:  Selbstbildnis  des  Künstlers.  Bleistiftzeichnung.  —  Karl  Hammer:  Chinesin  mit 
Fächer  neben  einer  Vase.  Tuschzeichnung  und  Aquarell.  —  W.  H.  H  a  r  r  i  0  t:  Das  Dürer- Haus 
mit  Umgebung.  Bleistiftskizze.  —  K  a  r  1  Hartmann:  „Im  britischen  Museum".  Farbstift- 
zeichnung. 31.  Juli  1846.  —  Philipp  Heindel:  Italienischer  Bauer.  Aquarellierte  Bleistift- 
studie. —  H  e  r  m  a  n  n  Kellner:  Initiale  zu  einer  Votivschrift  für  Anselm  Feuerbach.  Feder- 
zeichnung. —  Gg.    K  r  a  u  ß:  „Schloß  zu  Lauf  bei  Nürnberg".   Bleistiftzeichnung  nach  der  Natur. 

14.  Januar  186O.  —August  von  Kreling:  Die  Rückkehr  des  Schloßherrn.  Mit  Weiß 
gehöhte  Bleistiftzeichnung.  —  K  a  r  1  Kreul:  Profilbild  einer  jungen  Frau.  Bleistiftzeichnung. 
Forchheini,  den  S.  Februar  l84  5.  —  J.  L.  Raab:  Knieende  Bäuerin.  Bleistiftstudie.  l844.  — 
Albert  Reindel:  Zwei  Blatt  Bleistiftstudien  von  Hirten,  wahrscheinlich  für  eine  Anbetung 
des  Jesuskindes.  —  Friedrich  Wanderer:  Entwurf  zu  einem  Titelblatt.  „Lose  Blätter, 
ill.  Freundesgrüße  aus  dem  deutschen  Dichterhain".  Aquarell.  —  G.  Wießner:  Prof.  Alois 
Keim  als  Karlsschüler.  Nach  der  Natur  gezeichnet  d.  2.  November  1820  und  kopiert  den  21.  Ok- 
tober 1851.     Zeichnung  in    Feder  und   Blei   auf    Pergament. 

ARCHIV. 
(1.  Juli  bis  30.  September  1910). 

Geschenke. 
Ungenannt:  Bittgesuch  der  Joh.  Ernst  Orth'schen  Eheleute  zu  Lauf  um  Concession 
des  Essigmachens.  O.  J.  O.  O.  18.  Jahrh.  Orig.  Pap.  —  Concessionsurkunde  für  die  Gerechtigkeit 
des  Essigmachens  an  den  Ulmer  und  an  Albrecht  Meissel  zu  Nürnberg.  1756.  Jan.  20  bezw.  Jan.  27. 
Orig.  Pap.  —  Lehrbrief  für  den  Hafnergesellen  Carl  Friedrich  Heinlein  aus  Lauf,  ausgestellt  durch 
Joh.  Friedr.  Lauterbach,  Bürger  und  Spezereihändler  zu  Nürnberg.  1791-  Sept.  7-  Orig.  Perg.  — 
Alfona,  Museum:  Abdrücke  der  im  Besitze  des  Museums  befindlichen  Zunftsiegelstöcke.  —  Berlin, 
AAärkisches  Museum:  Abdrücke  der  im  Besitze  des  Museums  befindlichen  berlinischen  und  mär- 
kischen Innungssiegel.  —  Cassel,  Museum:  Zunftsiegelabdrücke  von  Petschaften  im  Besitze  des 
AAuseums.  —  Darmstadt,  Großherzogl.  Hessisches  Haus-  und  Staatsarchiv:  Abdrücke  der  in  der 
Stempelsammlung  befindlichen  Zunft-  und  Handwerkssiegel.  —  Karlsruhe,  Großherzogl.  Badisches 
General-Landesarchiv:  Abdrücke  der  im  Großherzogl.  Bad.  General-Landesarchive  befindlichen 
Zunftstempel.  —  Lübeck,  Staatsarchiv:  Abdrücke  der  im  Staatsarchive  befindlichen  Zunft-  und 
Handwerkssiegelstöcke.  —  .Warburg,  Kgl.  Staatsarchiv:  Lack- und  Farbabdrücke  der  im  Kgl. 
Staatsarchive  vorha:idenen  Zunft-  und   Handwerkssiegel.  —  Schwerin,  GroßherzogL   Geheimes- 

4* 


—    52    — 

und  Hauptarchiv:  Lackabdrücke  der  im  Großherzo?!.  Geh.  und  Hauptarchiv  befindlichen  Zunft- 
und  Handwerkssiegel.  —  Wien.  Dr.  Albert  Figdor:  Abdrücke  der  im  Besitze  desselben 
befindlichen  Zunftsiegelstöcke.  —  Wolfenbüttel,  Herzogl.  Landeshauptarchiv:  Abdrücke  der  im 
Herzogl.  Landeshauptarchiv  befindlichen  Gildensiegelstöcke.  —  Nürnberg.  Gebr.  Beck:  Be- 
schreibung des  Kühnlein'schen  Hofes  in  Tennenlohe  b.  Schwabach.  Pap.  Hs.  der  1.  Hälfte  des 
19.  Jahrh.    2". 

BIBLIOTHEK. 

Ges  che  nke. 

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Dirr,  Augsburg.  1910.  8.  —  Bamberg  H.  Th.  von  Kohlhagen:  Ders.,  Stammbuch- Register. 
S. -A.  1910.  8.  —  Kgl.  Neues  Gymnasium:  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1909/IO. 
1910.  8.  —  BaseL  Universitäts- Bibliothek:  Festschrift  zur  Feier  des  450jährigen  Be- 
stehens der  Universität  Basel.  1910.  8.  —  Bayreuth.  Kgl.  Bayer.  Chevauleger- Reg.  N0.6: 
Kunze,  Geschichte  des  Kgl.  Bayer.  6.  Chevauleger- Reg.  „Prinz  Albrecht  von  Preußen"  1803 — 71- 
1898.  8.  —  Berlin.  Deutsche  Bauzeitung,  G.  m.  b.  H.,  Verlag:  Koch,  Sächsische 
Gartenkunst.  1910.  8.  —  Ce  n  tral-Moor- Comm  ission  :  Protokoll  der  65-  Sitzung  der 
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Buchhandlung  für  Architektur  und  Kunstgewerbe:  Kutschmann,  Romanische 
Baukunst  und  Ornamentik  in  Deutschland.  Serie  I.  O.  J-  2.  —  Kgl.  Bibliothek: 
Jahresbericht  für  das  Jahr  1909/10.  8.  —  Kgl.  Preuß-  Kriegsministerium:  Sanitäts- 
bericht über  die  Kgl  Preuß.  Armee.  Das  XII.,  XIII.  und  XIX.  Armeekorps  sowie  über  das 
Kaiserl.  Ostasiatische  Detachement  für  den  Berichtszeitraum  v.  1.  Okt.  1907  bis  30.  Sept.  1908. 
1910.2.  —  Direktion  des  Märkischen  Museums:  Führer  durch  das  Märkische  Museum. 
1910.  8.  —  Dr.  A.  Südekum  M.  d.  R.:  Agenda  pour  le  VIII'"*  Congi^s  cooperatif  international. 
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sozialdemokratischen  Partei  Deutschlands  an  den  internationalen  Sozialisten- Kongreß  in  Kop.Mi- 
hagen.  1910.  8.  —  Die  Entwicklung  der  Genossenschaft  und  die  Warenverteilungs-Einrichtungen. 
1910.  8.  —  Die  Sozialdemokratie  in  Kopenhagen  [1910].  8.  —  Kampffmeyer,  G-,  Die  Irre- 
leitung der  öffentlichen  Meinung  in  der  Mannesmann-Angelegenheit.  1910,  8.  —  Thumwald, 
Ermittlung  über  Eingeborenenrechte  der  Südsee.  S.-A.  O.  J.  8.  —  Vademecum  ä  travers  les 
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Berliner  Kalender  1911.  2.  —  Ernst  Wasmuth,  Verlag,  A.-G-:  Dehio  und  v.  Bezold, 
Die  Denkmäler  der  deutschen  Bildhauerkunst.  Lief.  8.  O.  J.  2.  —  Bibliographischer 
Zen  tral- Verlag:  Bibliographie  der  Sozialwissenschaften.  Jahrgang  I.  1905-  Gr.  8.  —  Blätter 
für  die  gesamten  Sozialwissenschaften,  Januar  bis  Juni  1910.  8.  —  Berlin- Grunewald.  Bodo 
Ebhardt:  Ders.,  Album.  Darstellung  von  durch  den  Verfasser  ausgeführten  Restaurieiungen. 
O.  J.  Qu.  8.  —  Berlin-Nürnberg.  Verein  de  utscher  I  nge  n  ieu  re.  Der  Verein  deutscher 
Ingenieure  und  seine  Arbeiten.  1910.  Qu-  8.  —  Berlin-Schöneberg.  B  uc  hve  rl  ag  d  er  Hilfe:, 
Naumann,  Sonnenfahrten.  1909-  8.  —  Bern.  A.  Francke,  vorm.  Schmid  &  Francke 
Verlag:  Preyer,  Die  Seele  des  Kindes.  7.  Aufl.  (Neubearbeitet  v.  Schaefer)  1908.  8.  — 
Renaissance-Monatsschrift.  Herausgeg.  von  Josef  Müller,.  VIII.  Jahrg.  Heft  1 — 12.  1907.  8.  — 
Bielefeld.  Verlags handlung  Velhagen  &  Klasing:  Künstler-Monographien  Nr.  100  der 
Liebhaber-Ausgabe:  v.  Boehn,  Guido  Reni.  1910.  8.  —  Braunschweig.  Direktion  des. 
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Museum  zu  Braunschweig.  1910.  8.  —  Breslau.  Professor  Robert  Becker:  Ders.,  A'win 
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Sohn,  Lokomotiv- Fabrik :  Denkschrift  aus  Anlaß  des  100jährigen  Bestehens  der  Maschinen- 
und  Lokomotiv- Fabrik  Henschel  &  Sohn-Cassel  und  der  Vollendung  der  Lokomotive  Fabrik- 
nummer lOOOü.  1910.  8.  —  Coburg.  Herzogl.  Baug  ew  e  rbschule:  Ho:hbauabteilung  — 
Tiefbauabteilung.  Lehrplan  und  Bericht.  1910/1 1.  2.  — Dessau.  Direktorium  der  He  r  zog  1. 
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Die  deutschen  Reichsniünzen.  O.  J.  8.  —  Henri  Martin:  Ders.,  Kostbare  Uhren  und 
Automatenwerke  im  Grünen  Gewölbe  zu  Dresden.  S-A.  I910.  8.  —  Düsseldorf.  Der  Landes- 
hauptmann der  Rheinprovinz:  Die  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz.  IX.  Bd.  1.  Heft 
1910.  8.  —  Leitung  de  r  in terna tionalen  Städtebauausstellung:  Führer  durch  die 
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Keiter.  Katholischer  Literaturkalender.  1910.  8.  —  Fallsington.  James  H.  Moon:  Why 
Friends  (Anakers)  do  not  Baptize  with  Water.  1909-  8.  —  Frankfurt  a.  M.  J.  St.  Goar. 
Verlag:  Dietz.  Stammbuch  der  Frankfurter  Juden.  1907.  8.  —  Schnörkel,  Verein  jetziger 
und  ehemaliger  Studierender  an  der  Kunstgewerbeschule  zu  Frankfnrt  a.  M. 
Jahresbericht  über  das  23.  Vereinsjahr  vom  1.  April  1909  bis  3i-  März  1910.  8.  —  K.  Wehrhan: 
Ders.,  Die  Kapelle  St.  Amnrsbrunn  bei  Amorbach  im  Odenwalde.  S.-A  1910.  2.  —  Ders. 
Kinderbilder  und  Kinderreime  über  Zeppelin  und  seinen  Luftballon.  S--A.  1910.8.  —  Frauenfeld. 
Huber  &  Co.,  Verlag:  Schweizerisches  Idindikon  LXVIl.  Heft.  1910.  4.  —  Freiburg  i.  Br. 
Herdersche  Verlagshandlung:  Franz.  Die  kirchlichen  Benediktionen  im  Mittelalter.  Bd. 
I  und  II.  1909.8.  —  Janssen,  Geschichte  des  deutschen  Volkes  seit  dem  Ausgang  des  Mittelalters. 
Bd.  II  und  111  (17-  und  18.  Aufl.),  Bd.  IV..  V  und  VI  (l5-  und  16.  Aufl.),  Bd.  VII  und  VIII 
(13-  und  14.  Aufl.).  1896/1904.  8.  —  Keppler,  Mehr  Freude.  1910.  8.  —  Matrikel  der 
Universität  Freiburg  i.  Br.  von  1460 — 1656.  Heräusgeg.  von  Herm.  Mayer.  1907/10.  8.  — 
Paulus,  He.xenwahn  und  Hexenprozeß  vornehmlich  im  16.  Jahrhundert.  1910.  8.  —  Toll, 
Die  deutsche  Nationalkirche  S.  Maria  dell'  Anima-Neapel.  1909.  4.  —  August  Richard 
Maier:    Ders.,    Niciaus   Gerhäert  von  Leiden.    1910.   8.   —   Fürth  i.  B.    Joseph    Krönert. 

Arnänd,    Die    unglückseligen    Verliebten 1767.    8.     —    Jacobs,    Ro.-äliens    Nachlaß 

Teil  I  u.  II.  1835-  8.  —  Neue  Miniaturbibliothek  der  deutschen  Klassiker.  1839  u.  1841.  8.  — 
Oegg- Schäffler,  Entwicklungsgeschichte  der  Stadt  Würzburg.  188O.  8.  —  Gießen.  Heim. 
Bräuning:  Ders.,  Ungedruckte  Briefe  Johann  Heinrich  Mercks.  S.-A.  1910.  8.  —  Glogau. 
Carl  Flemming,  Verlag:  JuUian,  Vercingetorise.  Schulausgabe.  O-  J-  8.  —  Jullian. 
Verkuigetorise.  Übersetzung  von  Sieglerschmidt.  2.  Aufl.  0-  J-  8.  —  Göding.  Deutsche 
Landes-Oberrealschule :  XII.  Jahresbericht.  Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  Gotha. 
E.  F.  Thienem  ann,  Verlagsbuchhandlung:  Bär,  Methodisches  Handbuch  der  deutschen 
Geschichte.  Teil  III.  1910.  8.  —  Gottschee.  K.  K.  Staatsgymnasium:  Fünfter  Jahres- 
bericht Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  Gussenstadt.  Georg  Thierer:  Ders.,  Chronik  und 
Stammbaum  der  Familien  Thierer  der  schwäbischen  Alb.  1908.  8.  —  Halle  a.  S.  Wilh. 
Knapp  :  Dümmler.  Bau-  und  Kunst- Keramik  alter  und  neuer  Zeit  Zwanglose  Hefte.  I.  Jahrg. 
Heft  1.  1899-  Gr.  8.  —  Janku,  Der  Farbenstich  als  Voriäufer  des  photographischen  Drei- 
farbendrucks und  nach  seinen  technischen  und  geschichtlichen  Entwicklungs- Bedingungen.  1899- 
8.  —  Miethe.  Grundzüge  der  Photographie.  3.  Aufl.  1903-  8.  —  Direktorium  des  Museums 
für  Kunst  und  Kunstgewerbe:  Die  Neuerwerbungen  des  Verwaltungs- Jahres  1909. 
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Johs.   E.    Rabe:  Ders.,   Einige   Kasparszenen.    S.-A.    1910.  8.  —  Ders.,  Kaspar  Putscheneller. 


—    54    — 

S.-A.  1910.  8.  —  Hamin.  Breer  &  Thiemänn:  Frankfurter  zeitgemäße  Broschüren: 
Bd.  XXIX.  Heft  9  u.  10.  1910.  8.  —  Hannover.  Ernst  Geibel,  Verlag:  Hannoverland. 
Monatsschrift.  1907/09-  Gr.  8.  —  Hahn 'sc  he  Buchhandlung:  Hoogeweg,  Verzeichnis 
der  Stifter  und  Klöster  Niedersächsens  vor  der  Reformation  ....  190S.  8.  —  Ohlendorf, 
Das  niedersächsische  Patriziat  und  sein  Ursprung.  1910.  8.  —  Hannover- Kleefeld.  Hermann 
Peters.  Apotheker:  Ders..  Aus  pharmazeutischer  Vorzeit  in  Bild  und  Wort.  I.  Bd., 
3-  umgearb.  Aufl.  1910.  8.  —  Heidelberg.  Dr.  jur.  Eberhard  Frhr.  von  Künßberg, 
Privatdozent:  Acht  Eine  Studie  zur  älteren  deutschen  Rechtsspräche.  1910.  8.  —  Hildburg- 
hausen.   Dr.    phil.    Arthur    Weihs:    Ders.,    Das   Pleistocän    der  Umgegend    von   Weimar. 

0.  J.   8.    —    Jena.     Städtisches    Museum    für    Ortsgeschichte:     Jenaer    Jahrbuch. 

1.  Jahrg.  Das  Jahr  1901.  1902.  8.  —  Kaiserslautern.  August  Gotthold's  Verlagsbuch- 
handlung: Blaul,  Träume  und  Schäume  vom  Rhein.  3-  Aufl.  1910.  8.  —  Kempten.  Josef 
K  ÖS  e  1 '  s  c  h  e  Buchhandlung:  Edwald  von  Steinle.  Des  Meisters  Gesamtwerk  in  Abbildungen. 
Herausgeg.  v.  A.  M.  von  Steinle-  1910.  8.  —  Literarischer  Ratgeber  für  die  Katholiken 
Deutschlands.  VIII-  Jahrgang.  1909.  8.  —  Koblenz.  W.  Groos  (L.  Meinardus)  Kgl.  Hof-, 
Buch-  und  Kunsthandlung:  Eisenach,  Erinnerungen  an  den  Feldzug  1870/71.  1896.  8.  — 
Kronenburg.  Städtisches  Kaiser  Franz  Joseph- Jubiläums  -  U  nter- Re  ajgym- 
nasium:  XII.  Jahresbericht  Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  Kulmbach.  K.  H  of  rat  Wilh. 
Flessa:  Verwaltungsbericht  des  Stadtmagistrats  Kulmbach  iür  die  Jahre  1890 — 1907. 
1893 — 1908.  8.  —  Leipzig.  A.  D  eiche  rt'sche  Verlagsbuchhandlung:  Wirtschafts- 
und Verwaltungsstudien.  Herausgegeben  von  Schanz.  Bd.  XXXIX.  Frankenberg,  Die 
gemischten  und  reinen  Hypotheken  in  Deutschland.  0.  J-  8.  —  Dürr'sche  Verlags- 
buchhandlung. Philosophische  Bibliothek  Bd.  120.  Fictite,  Schleiermacher,  Steffens  über 
das  Wesen  der  Universität.  Herausgeg.  v.  Spranger.  1910.  8.  —  Fritz  Eckardt,  Verlag: 
Werdandi-Bücherei.  Bd.  4:  Pastor,  Altgermanische  Monumentalkunst.  1910.  8.  —  Giesecke& 
Devrient,  Verlag:  Hohenzollern-Jahrbuch  1908/1909.  2.  —  Leist,  Die  Notariats-Signete. 
0.  J.  2.  —  Konrad  Grethleins  Verlag:  Muther,  Geschichte  der  Malerei.  1909.  8.  — 
Fr.  Wilh.  Grunow,  Verlag:  Hohrath,  Das  Lied  des  Meeres.  1909.  8.  —  Joesten, 
Literarisches  Leben  am  Rhein.  1899.  8.  —  Niese,  Licht  und  Schatten.  3-  Aufl.  1908.  8.  — 
Niese,  Minette  von  Söhlenthal.  1909.  8.  —  Der  Staatsbürger.  Halbmonatsschrilt  Jahrg.  1910. 
Heft  6 — 11.  1910.  4.  —  Otto  H  arrassowitz :  Jahrbuch  der  deutschen  Bibliotheken. 
7-  Jahrg.  1909.  8.  —  J.  C.  Hinrichs'sche  Buchhandlung:  Hinrichs'scher  Vierteljahrs- 
Katalog.  65.  Jahrgang  (1910),  Heft  2.  8.  —  Krüger  &  Co.,  Verlag:  Engert,  Die  Sünden 
der  Päpste  im  Spiegel  der  Geschichte.  Bd.  I.  1910.  8.  —  Philipp  Reclam  jun.,  Verlags- 
buchhandlung: Widmungsblätter  an  Hans  Heinr.  Reclam  beim  Erscheinen  der  Nr.  5000  von 
Reclams  Universal-Bibliothek.  O.  J.  2.  —  Linz  a.  D.  Dr.  Konrad  Schiffmann:  Ders., 
Die  K.  K.  Studienbibliothek  in  Linz.  1910.  8.  —  London.  Albert  Schloss:  Britten,  Old 
clocks  and  watsches  &  their  makers.  2.  Aufl.  1904.  8.  —  Ludwigshafen  a.  Rh.  Gerisch&Co.: 
Herzberg,  Das  Hambacher  Fest.  1908.  8.  —  Magdeburg.  Direktorium  des  Kaiser 
Friedrich-Museums:  Volbehr,  Führer  durch  das  Kaiser  Friedrich  -  Museum  der  Stadt 
Magdeburg.  1910.  8.  —  Soziaide m,  Parteitags-Komitee:  Von  Fehden  und  Kämpfen. 
1910.  8.  —  Verein  zur  Erhaltung  der  Denkmäler  der  Provinz  Sachsen. 
Jahrbuch  der  Denkmalpflege  in  der  Provinz  Sachsen.  1909.  1910.  8.  —  Mährisch  -  Ostrau. 
Deutsche  Landes -Oberrealschule :  XXVII.  Jahresbericht.  Für  das  Schuljahr  1909/IO. 
1910.  8.  —  Mannheim.  Ernst  Bassermann,  Rechtsanwalt:  Ders.,  Ahnentafel  des 
Rechtsanwalts  und  Stadtrats  in  Mannheim  Ernst  Bassermann :  Mitglied  des  deutschen 
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Dr.  Röhring,  Oberstabsarzt  a.  D.:  Haeser,  Übersicht  der  Geschichte  der  Chirurgie 
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Verlagsbuchhandlung:  Böckel,  Das  deutsche  Volkslied.  1908.  8.  —  Happel,  Hessische 
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1910.  8.  —  Deutsches  Museum:  Verwaltungs- Bericht  über  das  siebente  Geschäftsjahr 
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München.  Katalog.  1910.  S.  —  Münnerstadt.  Kgl.  Hum.  Gymnasium:  Jahresbericht. 
Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  Nauen.  Verwaltung  des  Stadtmuseums:  Verzeichnis 
der  Büchersammlung  des  Stadtmuseums  zu  Nauen.  1909-  8.  —  Neuburg  a.  D.  Kgl.  Real- 
schule: 51.  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1909/10.  8.  —  Die  Fünfzigjahrfeier  der  K.  Real- 
schule Neuburg  a.  D.  am  lO.,  ii.  und  12  Juli  1909-  8.  —  Neumarkt.  Leopold  Bürk- 
miller,  Obersekretär:  Ders.,  Führer  durch  Neumarkt  i.  Oberpf.  und  Umgebung.  2.  Aufl. 
1910.  8.  —  Newfouiidland.  E.  P.  Morris:  Ders.,  Newfoundland  in  1910.  O.  J.  8.  — 
Nürnberg.  Kgl.  Altes  Gymnasium:  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  — 
Krauß,  Mitteilungen  über  die  Zusammensetzung  der  Lehrerbibliothek  des  Alten  Gymnasiums 
nach  ihren  ältesten  Beständen  und  Beschreibung  Ihrer  ältesten  Drucke.  Erster  Teil  1910.  8. — 
Fr.  Bauereiss,  Buchbin  de  r  ei  besitze  r,  k.  b.  Hoflieferant:  Die  Schau.  Illustr.  Beiblatt 
der  Nordbayerischen  Zeitung.  Halbjahrband  Januarbis  Juni  1910.  1910.  4.  —  K  omm  erzienrat 
Paul  Bauriedel:  Ders.,  Festrede,  gehalten  an  dem  Veteranen-Abend  der  40jährigen 
Garnisons-Gedenkfeier  und  der  vereinigten  Veteranenvereine  Nürnberg  am  6.  August  1910.  8.  — 
Otto  Börner:  Seiler.  Das  größere  biblische  Erbauungsbuch.  1786.  8.  —  Heerdegen- 
Barbeck,  Verlag:  Knapp,  Das  Lochgefängnis,  Tortur  und  Richtung  in  Alt- Nürnberg. 
1907.  8.  — Wolff,  Nürnberger  Papiergulden  und  Wohlfahrtspflege  im  Jahre  1870.  1908.  8. — 
Kgl.  Eisenbahndirektion:  Amtlicher  Führer  durch  die  Sammlungen  des  Kgl.  Bayerischen 
Verkehrsmuseums  in  Nürnberg.  1907-  8.  —  August  Jegel,  Assistent  am  Kgl.  Real- 
gymnasium: Ders.,  Geschichte  der  Landstände  in  den  ehemaligen  Fürstentümern  Ansbach — 
Bayreuth  1500 — 1533.  1910.  8.  —  Kgl.  Kunstgewerbeschule:  Jahresbericht  für  das 
Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  L.  Chr.  Lauer,  G.  m.  b.  H.,  Münzpräganstalt:  Ders,, 
135  Lichtdrucke  von  Medaillen.  0.  J.  2.  —  Ders.  66  Papier- Abdrücke  von  Medaillen.  O.  J. 
Qu.  8.  —  Dr.  phil.  Job.  Ley,  Reallehrer:  Lotzmann,  Recension,  Zusätze  und 
Berichtigungen  zu  Beckers  Jost  Ammann.  Handschr.  0.  J.  4.  —  Aus  dem  Nachlaß 
des  t  Kgl.  Oberstudienrates  Frie  dr.  M  ayer  (Nachtrag):  Baumgarten,  Orthographische 
Vorlegeblätter  und  Übungsstücke.  1818.  Qu.  8.  —  Der  KöniglicheBildersaal  in  der  St.  Moritz- 
kapelle zu  Nürnberg.  1829.  8.  —  Zweihundert  Aufsätze  in  Stammbücher  aus  deutschen 
Klassikern  gewählt.  O.  J.  Qu.  8.  —  J.  Rosenbaum,  Kaufmann:  Abregd  de  l'histoire 
d'aliemagne  ä  l'usage  de  la  jeunesse  des  deux  sexes.  O.  J.  8.  —  Biblia  parva  Hebraeo- 
Latina.  1714.  8.  —  Ewald,  Der  dreißigjährige  Krieg  nebst  dem  westphälischen  Frieden. 
1830.  8.  —  Mauriceau,  Der  schwangeren  und  kreistenden  Weibs- Personen  allerbeste  Hülff- 
leistung.  1681.  8.  —  Miniatur-Bibliothek  der  deutschen  Classiker.  Anthologie  aus  den  sämtl. 
Werken  v.  Caroline  Pichler.  1830.  8.  —  Niemeyer,  Grundsätze  der  Erziehung  und  des 
Unterrichts.  9.  Ausg.  1832.  2.  —  Oeser,  Weltgeschichte  für  Töchterschulen  u.  zum  Privat- 
unterricht. Teü  I  —  III.  1843.  8  —  Schrö:kh,  Allgem.  Weltgeschichte  für  Kinder.  III.  Teil. 
1781.  —  Stunden  der  Andacht  zur  Beförderung  wahren  Christenthums.  28.  Aufl.  I.  u.  IL  Abt. 
1849.  8.  —  Wilh.  Schmid,  Nachf.  Egon  Schircks,  H  of  musi  kalienh  an  dlung : 
Liszts  musikalische  Werke.  Herausgegeben  von  der  Franz  Liszt-Stiftung.  I.  Für  Orchester. 
Symphonische  Dichtungen  Nr.  11  u.  12.  0.  J.  2.  —  J.  L.  Schräg,  Kgl.  Hof -Verlags- 
und Buchhandlung:  Die  Veröffentlichungen  des  Verlags  von  J.  L.  Schräg  in  Nürnberg 
1810 — 1910.  1910.  8.  —  Wirklicher  Geh.  Hofrat  Dr.  von  Schuh,  Oberbürger- 
meister: Schulz,  Festschrift  zur  Einweihung  des  Künstlerhauses  in  Nürnberg  am  3-  Juli 
1910.  O.  J.  4.  —  Professor  Dr.  R.  Wölk  an:  Ders.,  Die  Briefe  des  Eneas  Silvius  vor 
seiner  Erhebung  auf  den  päpstlichen  Stuhl.  1905-  8.  —  Pittsburgh.  Carnegie  Institute: 
1909.  The  Carnegie  Institute.  Annual  Report  of  the  President  oi  the  Board  of  Trustees, 
for  the  Fiscal  Yar  April  1,  1909  —  March  31.  1910.  1910.  8.  —  Posen.  Direktorium 
der  Kaiser-Wilhelm-Bibliothek:  Verzeichnis  der  Handbibliotheken  des  Lesesaales 
und  des  Katalogzimmers.  1910.  8.  —  Regensburg.  Kgl.  Altes  Gymnasium:  Jahres- 
bericht für  das  Schuljahr  1909/IO.  1910.  8.  —  Städtische  Baugewerkschule:  Jahres- 
bericht für  das  Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  J.  Habbel,  Verlag:  Eichendorffs  sämtliche 
Werke.  Histor.-krit.  Ausgabe.  Herausgegeben  von  Kosch  und  Sauer.  Bd.  XI:  Tagebücher. 
O.  J.   8.    —    Deutsche    Quellen    und    Studien.    Herausgegeben   von    Kosch.    Heft   1:    Speyer 


—    56    — 

Raabes  Hollunderblüte.  1908.  8.  —  Kgl.  Neues  Gymnasium:  Jahresbericht  nebst 
Programm.  Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  Patin,  Schüiergedichte,  gesammelt  und  eingeleitet. 
1910.8.  —  Dr.  Heinrich  Zimmerer,  Kgl.  Gymnasialprofessor:  Deutsche  Kolonial- 
gesellschaft, Abteilung  Regensburg:  Verzeichnis  der  kolonialen  Sonder-Ausstellung  auf 
der  Oberpfälzischen  Kreisausstellung  zu  Regensburg  1910  Mai — Oktober.  1910.  8.  — 
Riga.  Eduard  Fehre:  Ders.,  75  Jahre  Arbeit  der  Gesellschaft  für  Geschichte  und 
Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen  Rußlands  zu  Riga.  1910.  8.  —  Rothenburg  0.  d.  T 
Kgl.  Realschule:  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1909/10.  1910.  8.  —  Rothenburg. 
August  Schnizlein,  Kgl.  Gymnasiallehrer:  Georgii  und  Schnizlein,  Die  Miscellanea 
reformatoria  der  Rothenburger  Bibliothek.  Beilage  des  2.  Jahresberichtes  des  Kgl.  Progymnasiums 
für  das  Schuljahr  1909/IO.  1910.  8.  —  Schleißheim  b.  München.  Otto  Hupp:  Ders.,  Philipp 
Apian's  Bayerische  Landtafeln  und  Peter  Weiner's  Chorographia  Bavariae.  O.  J.  Gr.  8.  — 
Speyer.  Emil  Heuser,  Hauptmann  a.  D.  und  K.  Bahn  Verwalter:  Ders.,  Die  alten 
Manufakturen  für  Fayence  und  für  Steingut  zu  Flörsheim  am  Main.  S.-A.  O.  J.  8.  — 
Ders.,  Englisches  Porzellan  von  Flörsheim.  S.-A.  O.  J.  2.  —  Ders.,  Die  Dirnsteiner  Fayencen 
im  Historischen  Museum  zu  Speyer.  S.-A.  1910.  8.  —  Stockholm.  Frhr.  v.  Cederström: 
Nordiska  museet.  Vägledning  för  besökande  i  lifrustkammaren  .  .  .  1909.  8.  —  Straßburg. 
Kunstgewerbemuseum:  Jahresbericht  für  das  Rechnungsjahr  1909.  1910.  4.  —  Stuttgart. 
Frankh'sche  Verlagshandlung:  Regensberg,  Der  Mainfeldzug  1866.  O.  J.  8.  — 
Kgl.  Kupferstichkabinett:  Willrich,  Alt- Stuttgart.  Führer  durch  die  Ausstellung  des 
Kgl.  Kupferstichkabinetts  Stuttgart.  1910.  Qu.  8.  —  Hofrat  Gerhardt  Schön: 
MedizinischesCorrespondenz-Blatt  des  württembergischen  ärztlichen  Landesvereins.  Bd.  LXXVH. 
Nr.  2  bis  Bd.  LXXVIII  Nr.  22.  1907/O8.  4.  —  Tübinger  Blätter.  Jahrg.  Vfl — X.  1904/07.  8.  — 
Wien.  K.  K.  Akademisches  Gymnasium:  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1909/10. 
1910.  8.  —  Carl  Fromme,  H  of  bu  c  h  druckerei  und  Verlagsbuchhandlung: 
Deutsche  Mundarten.  Zeitschrift  für  Bearbeitung  des  mundartlichen  Materials.  Herausgegeben 
von  Nagl.  Bd.  I  Heft  1 — 4,  Bd.  II  Heft  1 — 2.  1896/97-  8.  —  Gilhofer  &  Ransch- 
burg,  Antiquariat:  Andorfer  und  Epstein,  Musica  in  nummis.  1907.  Gr.  8.  —  Carl 
Graeser  &  Co.:  Quellenschriften  für  Kunstgeschichte.  Bd.  XIV:  Kailab,  Vasaristudien. 
1908.  8.  Bd.  XV:  Des  Bildhauergesellen  Franz  Ferdinand  Ertinger  Reisebeschreibung  durch 
Österreich  und  Deutschland.  Herausgeg.  v.  Tietze-Conrad.  1907.  8.  —  Roeßler,  Ferdinand 
Georg  Waldmüller.  O.  J.  8.  —  J.  V.  Kuli:  Ders.,  Die  Münzen  und  Medaillen  der  Witteis- 
bacher als  Reichsvikare.  1910.  8.  —  Ders.,  Das  Münzrecht  und  die  ehemals  münzberechtigten 
Stände  im  Bereiche  des  heutigen  Bayern.  S.-A.  1909-  8.  —  Seiner  K.  u.  K.  Apost.  Maje- 
stät Oberstkämme  reramt:  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  allerhöchsten 
Kaiserhauses:  Bd.  XXVII,  6.  Heft  und  Register  zum  I.  Teil.  1909.  2.  —  Bd.  XXVIII  6.  Heft. 
1910.  2.  —  Wunsiedel.  G.  Kohler,  Verlagsbuchhandlung:  Albert  Schmidt,  Führer 
durch  das  Fichtelgebirge  und  den  Steinwald.  5-  Aufl.  1910.  8.  —  Würzburg.  Gesellschafts- 
druckerei G.  m.  b.  H.:  Ullrich,  Die  katholischen  Kirchen  Würzburgs.  1871.  8.  — Gesell- 
schaf t  für  fränkische  Geschieh  te:  Fünfter  Jahresbericht.  1910.  8.  —  Veröffentlichungen 
der  Gesellschaft  für  fränkische  Geschichte:  Erste  Reihe,  erster  Band:  Chroniken  der  Stadt 
Bamberg.  Zweite  Hälfte:  Chroniken  zur  Geschichte  des  Bauernkrieges  und  der  Markgrafen- 
fehde in  Bamberg,  bearbeitet  und  herausgegeben  von  Chroust.  1910.  8.  —  Zweibrücken. 
Kgl.  Human.    Gymnasium:    Jahresbericht  für   das    Schuljahr   1909/10.    8. 

Tausch. 

Kallmeyer,  Die  evangelischen  Kirchen  und  Prediger  Kurlands.  Bearbeitet  und  bis 
zur   Gegenwart  fortgesetzt  von   Otto.     2.   Ausg.    1910.   8. 

Ankäufe. 

Grübeis  Gedichte  in  Nürnberger  Mundart.  Erstes  Bändchen.  1802.  8.  —  Grübeis  sämt- 
liche Werke.  Zweiter  Band.  1835-.  8.  —  v.  Plänkner,  Piniferus.  Taschenbuch  für  Reisende  in 
d.  Fichtelgebirge.  1839.   8.   —  Scherber,  Umsichten  a.  d.  Ochsenkopf  am  Fichtelgebirge.   i8ll.  8. 

Heyer  von  Rosenfeld'sche  Stiftung.  Archiv  für  Stamm-  und  Wappenkunde:  Sach- 
register zum  X.  Jahrg.  Heft  1  des  XI.  Jahrgangs.  1910.  8.  —  Rietstap,  Armorial  g^ndral. 
Fasz.  VI.  Supplem.  &  Fase.  VII  Supplem.  1909  und  1910.  8.  —  Thieme-Becker,  Allgem. 
Lexikon    der   bildenden  Künstler.    IV.    1910.   8. 


)7     — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Oeslerreichische  Privafsammlungen.  Band  I.  Die  Bronzen  der  Sammlung  Guido  von  Rhö 
in  Wien,  herausgegeben  vim  Dr.  Edmund  Wilhelm  Braun,  Wien  1908.  Verlag  von  Anton 
SchroU  &  Co.     36  Seiten  und  LI  Lichtdrucktafeln.    4. 

Es  ist  eine  erfreuliche  Erscheinung  im  heutigen  Kunstleben,  daß  jetzt  auch  die  privaten 
Sammlungen  mehr  und  mehr  der  Öffentlichkeit  erschlossen  werden.  Nicht  nur  gestatten  neuer- 
dings vielfach  die  Besitzer  die  zwanglose  Besichtigung  ihrer  Schätze,  sondern  sie  tragen  auch 
für  eine  würdige  und  zweckentsprechende  Veröffentlichung  des  von  ihnen  zusammengebrachten 
Kunstgutes  Sorge  oder  genehmigen  doch  wenigstens  eine  solche  durch  einen  opferwilligen  Kunst- 
gelehrten. Der  große  Vorteil,  den  Kunstwissenschaft  und  Kunstfreunde  von  derartigen  Publi- 
kationen haben,  springt  ohne  weiteres  ins  Auge. 

Die  vorliegende  Publikation,  die  als  erster  Band  einer  Folge  von  Katalogen  privater  Samm- 
lungen gedacht  ist,  verdankt  ihr  Entstehen  der  Initiative  des  Troppauer  Museumsdirektors,  der 
auch  die  Bearbeitung  mit  der  allen  Braun'schen  Arbeiten  eigenen  großen  Sachkenntnis  übernahm 
und  durchführte.  Die  Antwort  auf  die  Frage,  ob  ein  Buch  nötig  und  zweckmäßig  ist,  ergibt  sich 
aus  der  Brauchbarkeit,  und  da  muß  ich  aus  meiner  eigenen  Erfahrung  bei  der  Herausgabe  des 
großen  plastischen  Katalogs  des  Germanischen  Nationalmuseums  bestätigen,  daß  das  Werk  mir 
ganz  vorzügliche  Dienste  geleistet  hat  und  mir  für  die  Bestimmung  mancher  Arbeiten  nicht 
nur  von  großem  Nutzen,  sondern  sogar  oft  von  grundlegender  Bedeutung  war. 

Wie  bei  jedem  Katalog,  so  besteht  auch  bei  diesem  der  Hauptwert  in  den  trefflichen 
Lichtdruckabbildungen,  die  in  der  Tat  für  Vergleiche  ein  Material  von  bestmöglicher  Qualität 
bieten.  Aber  die  Abbildungen  gewinnen  erst  Leben  durch  die  Erklärungen  des  Kunstgelehrten. 
Bei  diesen  gefällt  mir  besonde.'-s  die  Zurückhaltung,  mit  der  der  Verfasser  subjektive  Urteile 
über  Zuschreibungen  etc.  gibt.  Diesem  Kataloge  braucht  man  durchaus  nicht  skeptisch  gegen- 
überzutreten, denn  der  Verfasser  ist  selbst  skeptisch  und  hat  durchaus  nicht  den  zweifelhaften 
Ehrgeiz,  bei  jedem  Werk  auch  dessen  Meister  wissen  und  nennen  zu  wollen. 

Dr.  W.  Josephi. 

Augsburg.  Von  Plus  Dirr.  Bd.  20  der  Stätten  der  Kultur,  herausgegeben  von 
Dr.  Georg  Biermann.  Verlegt  bei  Klinkhardt  &  Bier  man  n,  Verlagsbuchhandlung  in  Leipzig. 
8**.     268   S.   mit   zahlreichen   Abbildungen. 

Wenn  man  sich  in  dieses  mit  einer  großen  Zahl  guter  Abbildungen  ausgestattete 
Büchlein  vertieft,  so  wird  sich  einem  mehr  und  mehr  die  Erkenntnis  aufdrängen,  daß  hier 
auf  beschränktem  Raum  ein  umfassendes  Stück  Arbeit  geleistet  worden  ist.  Die  Achtung 
wird  wachsen ,  wenn  man  in  Erwägung  zieht,  daß  brauchbare  Vorarbeiten  nur  in  sehr 
geringem  Maße  vorlagen,  daß  darum  in  vielen  Teilen  förmlich  aus  dem  Fundament  herauf 
gearbeitet  werden  mußte.  Dies  erhöht  den  Wert  der  Schrift  ganz  wesentlich.  Der  Verfasser 
bedient  sich  einer  frischen,  kernigen  Sprache.  Lebendig  schildert  er  die  wechselvollen  Schick- 
sale der  ehemaligen  Reichsstadt,  die  in  alter  Zeit  durch  das  kaufmännische  Geschick  ihres 
Handels  und  die  Lebenskraft  des  heimischen  Gewerbes  blühte.  Mit  großem  Geschick  weiß 
er  in  den  Ernst  der  Darstellung  interessante  heitere  Episoden  hinein  zu  verweben.  Er  fußt 
auf  den  Quellen  und  ist  darum  in  der  Lage,  auch  manche  Irrtümer  zu  beseitigen.  So  zerstört 
er  die  romantische  Sage  von  dem  allzu  bescheidenen  Anfang  des  nachher  w^eltberühmten 
Geschlechtes  der  Fugger  und  erweist  er  die  Meinung  als  durchaus  unhaltbar,  daß  die  Fugger 
und  Welser  die  Schöpfer  der  altaugsburger  Handelsgröße  gewesen.  Höchst  ergötzlich  ist  die 
Schilderung  der  stets  üblen  Finanzlage  Kaiser  .Ma.Kimilians,  der  fast  immer  auf  „einem 
Stelzen  und  bei  einem  Pfeifer"  tanzte,  wenn  es  auf  sein  eigenes  Geld  ankam.  Das  Wirt- 
schaftsleben ist  in  seinen  verschiedenen  Stadien  treffend  dargestellt.  Licht  und  Schatten  sind 
in  objektiver  Art  gleichmäßig  verteilt.      Die  Charakteristik  Konrad  Peutingers  läßt  dies  besonders 


—    58    — 

erkennen.  Auch  der  Baukunst,  der  Malerei  und  der  Plastik  ist  eine  gebührende  Aufmerksam- 
keit gewidmet.  Der  einzelne  Künstler  ist  zuweilen  sogar  mit  einer  über  den  Rahmen  des 
Werkes  hinausgehenden  Sorgfalt  gewürdigt.  Ich  denke  hier  z.  B.  an  Hans  Holbein  d.  Ä-, 
Burgkmair,  Amberger  und  Elias  Hell.  Von  allgemeinem  Interesse  ist  auch  die  Erzählung  von 
den  Spötteleien  älterer  Zeiten  über  die  zur  Lächerlichkeit  ausegdehnten  Paritätsbestrebungen. 
Man  darf  getrost  sagen,  wenn  wir  dies  hübsche  Schriftchen  aus  der  Hand  legen: 
Es  ist  eine  vortreffliche,  gründlichst  durchreifte  Arbeit,  der  wir  alle  Anerkennung  zollen  müssen. 

Dr.    Fritz  Traugott   Schulz. 

Walther  von  der  Vogelweide.  Eine  Gabe  für  das  deutsche  Haus  von  Const. 
Heisterbergk  (M.  C.  Frfr.  von  Malape  rt- N  e  u  f  ville).  Dresden-Leipzig,  E.  Pierson's 
Verlag  1910.     8.     257   S. 

Die  Übersetzung  eines  Dichterwerkes  ist  und  bleibt  eine  gewagte  Sache.  Wir  kommen 
eben  niemals  über  die  alte  Tatsache  hinweg:  Die  Sprache  ist  nicht  nur  eine  zufällige  äußere 
Form,  in  welcher  der  künstlerische  Wille  eines  Dichters  zu  sinnlich  faßbarem  Ausdruck 
gelangt,   sondern   sie   bildet   ein  organisches  Stück  des   Wesens  seiner    Kunst  selbst. 

Dieses  Umstandes  ist  sich  die  Herausgeberin  vorliegenden  Buches  durchaus  bewußt. 
Er  ist  es,  der  sie  in  ihrem  dankenswerten  Bestreben,  Walther  von  der  Vogelweide  dem 
deutschen  Hause  zurückzugeben,  zur  Beibehaltung  des  Urtextes  veranlaßte.  Nur  so  ist  es 
dem  Leser  möglich  gemacht,  die  wahre  Persönlichkeit  unseres  größten  mittelalterlichen 
Lyrikers  in  all  ihrem  Gedankenreichtum,  ihrer  naiven  kernigen  Lebensfreude  und  bunten 
Vielseitigkeit  kennen  und  zugleich  den  Charakter  der  Zeit  verstehen  zu  lernen.  Anderer- 
seits aber  muß,  um  die  breite  Menge  dem  Verständnis  für  die  Größe  von  Walthers  Kunst 
zuzuführen,  das  von  der  Herausgeberin  unseres  Buches  angewandte  Mittel  einer  dem  Originaltext 
des  Mittelhochdeutschen  gegenübergestellten  Übersetzung  in  die  Sprache  unserer  Zeit  nicht 
nur  als  völlig  gerechtfertigt,  sondern  sogar  als  außerordentlich  zweckdienlich  erscheinen.  Die 
Art  und  Weise,  wie  die  Übersetzerin  ihrer  schwierigen  Aufgabe  gerecht  zu  werden  sucht, 
verdient  Anerkennung.  Noch  mehr  dürfte  die  getroffene  Auswahl  der  dargebotenen  Lieder 
und  Spruchdichtungen  als  eine  glückliche  zu  bezeichnen  sein.  Auch  die  den  einzelnen 
Dichtungsarten  vorausgeschickten  Bem.erkungen  erfüllen  ihren  Zweck ,  durch  leicht  faßliche 
Mitteilung  des  in  erster  Linie  Wissenswerten  den  Leser  einzuführen.  Vor  allem  gilt  das  auch 
von  der  die  ersten  37  Seiten  des  Buches  füllenden,  mit  Abbildungen  besonders  reich  geschmückten 
Lebensskizze   des   Dichters. 

Da  sich  das  Buch  außer  den  hier  hervorgehobenen  Vorzügen  auch  durch  eine  zweck- 
dienliche, einfache,  aber  gediegene  Ausstattung  mit  kräftigen  klaren  Drucktypen  auszeichnet, 
so  dürfen  wir  in  ihm  ein  weiteres  anerkennenswertes  und  Erfolg  verdienendes  Zeugnis  jener 
Bestrebungen  unserer  Zeit  erblicken,  deren  hohes  Ziel  es  ist,  ein  aufrichtiges  persönliches 
Verhältnis  zwischen  dem  deutschen  Volk  und  den  geistigen  Schätzen  seiner  Vergangenheit 
zu   schaffen.  Dr.  Alfred  Graf. 

Beiträge  zur  Westfälischen  Kunstgeschichte.  Herausgegeben  von  Dr.  Herrn.  Ehren- 
berg, Professor  an  der  Kgl.  Universität  Münster.  Heft  3.  Die  mittelalterliche 
Malerei  in  Soest  von  Dr.  Hermann  S  c  h  m  i  t  z.  1906.  C  0  p  p  e  n  r  a  t  h  sehe 
Buchhandlung,  Münster  (Westf.).     4^.     XV  u.   148   S.  mit  16  Tafeln. 

An  brauchbaren  Vorarbeiten  zur  Geschichte  der  älteren  Malerei  Westfalens  und  speziell  der  Stadt 
Soest  fehlte  es  nicht.  Aber  noch  stand  eine  Darstellung  zusammenfassender  Art  aus.  Sie  zu  schreiben, 
hatte  sich  H  e  rm  a  n  n  Schmitz  zum  Ziel  gesetzt.  Er  arbeitet  aus  dem  Einzelnen  ins  Ganze 
und  aus  diesem  ins  Allgemeine.  Zunächst  beschäftigt  er  sich  mit  den  Werken  selbst,  die  er  dann 
unter  einem  größeren  Gesichtspunkt  im  Zusammenhang  betrachtet,  um  weiterhin  das  gewon- 
nene Resultat  in  Beziehung  zu  setzen  zu  den  großen  Problemen  der  Kunstgeschichte  überhaupt. 
Ein  reiches  Vergleichsniaterial  ist  herangezogen,  und  es  wurden  dadurch  Ergebnisse  gezeitigt,  die 
uns  nötigen,  das  Buch  als  ein  solches  von  grundlegender  Bedeutung  zu  betrachten.  Es  ist  mit 
Gefühl  und  viel  Wärme  geschrieben,  manchmal  erscheint  sogar  der  Boden  reiner  Sachlichkeit  zu- 
gunsten einer  fast  dichterisch  angehauchten  Darstellung  verlassen.    Die  Stellung  der  Werke  der 


—     59    — 

Soester  Kunst  innerhalb  der  engeren  und  weiteren  deutschen  Kunst  ist  klar  erkannt.  Wir  sind 
damit  einen  wesentlichen  Schritt  in  der  Erkenntnis  weiträumiger  Beziehungen  weitergekommen. 
Auch  die  Plastik  ist  als  Parallelerscheinung  in  die  Darstellung  mit  einbezogen  worden.  Es  ist 
nur  zu  wünschen,  daß  sich  an  dieses  und  die  vorhergehenden  Hefte  weitere  von  gleicher  Sorgfalt 
in  der  Durchdringung  der  Stoffe  anschließen.  Dr.   Fritz  Traugott  Schulz. 

Führer  durch  das  Fichtelgebirge  und  den  Steinwald.  Herausgegeben  im  Auftrage  des  Fichtel- 
gebirgs- Vereins  von  Dr.  Albert  Schmidt.  Mit  einer  Spezialkarte  l :  100000  und  einem 
Plan  der  Luisenburg.  —  Fünf te,  neubearbeitete  Auflage.  —  Wunsiedel  im  Fichtelgebirge.  Verlag 
von  G.    Kohl  er.      1910.      217    fbezw.    250)    S.     S''. 

Gegenüber  dem  unentrinnbaren  Zauber  anderer  Waldlandschaften,  deren  lachende  Anmut 
und  minder  versteckte  Reize  alle  Welt,  am  lautesten  vielleicht  der  Schnellreisende  im  D-Zug, 
zu  rühmen  weiß,  scheint  die  herbere  Schönheit  des  mehr  abseits  gelegenen  Fichtelgebirges  zunächst 
kaum  bestehen  zu  können.  Wenn  dieser  nun  in  neuerer  Zeit  mehr  und  mehr  ihr  Recht  geworden 
und  in  den  letzten  Jahrzehnten  die  Zahl  der  Durchmarschierenden,  der  länger  Verweilenden,  vor 
allem  die  der  alljährlich  wiederkehrenden  Freunde  des  östlichen  Bayreuther  Oberlandes  in  stän- 
digem Wachsen  begriffen  ist,  so  hat  zweifelsohne  das  tüchtige,  von  herzlicher  Liebe  des  Verfassers 
zu  seiner  und  seiner  Voreltern  Heimat  diktierte  Wanderbuch  ein  gutes  Teil  zu  solch  besserer 
Würdigung  in  Touristenkreisen  beigetragen.  Tatsächlich  sind  unter  den  ungezählten  Mittel- 
gebirgsführern  wenige,  die  ihre  vielfachen  Aufgaben  so  ernst  zu  nehmen  wissen  wie  Dr.  A.  Schmidts 
handliches  Werkchen,  das  nun  zum  fünften  Mal  als  zuverlässigster  Weggefährte  in  jenes  Wald- 
gebiet  sich  einstellt.  Die  sehr  gelungenen  einleitenden  Kapitel,  in  denen  der  anerkannt  beste 
Kenner  des  Gebirgs  u.  a.  über  die  Geschichte  desselben,  seine  Bewohner,  deren  Nahrungszweige, 
Dialekte,  Sagen,  etc.  aus  intimster  Kenntnis  dieser  Verhältnisse  heraus  sich  verbreitet,  werden 
von  den  Käufern  des  Büchleins  mit  Nutzen  studiert  werden.  Der  eine  und  andere  dieser  in  frischer, 
anregender  Art  geschriebenen  Abschnitte  könnte  jedem  heimatkundlichen  Lesebuche  zur  Zierde 
gereichen.  Mit  aller  wünschenswerten  Gewissenhaftigkeit  sind  die  eigentlichen  touristischen 
und  die  ortsgeschichtlichen  Angaben  zusammengetragen.  Die  vielen  eingestreuten  naturkund- 
lichen, insbesondere  geologischen  und  mineralogischen  Weisungen  geben  neben  den  entsprechenden 
Einführungen  auch  dem  Laien  gute  Gelegenheit  zu  einem  ausreichenden  Verständnis  des  eigen- 
artigen Aufbaus  des   Gebirges  und  seiner  hochinteressanten  geologischen   Details  vorzudringen. 

H-w-n. 

Medaillen  und  Plaketten.  Von  Dr.  Max  Bernhard.  (Bibliothek  für  Kunst-  und  Anti- 
quitätensammler, Band    I).      Berlin  1911-     Ric  hard  Carl  Schmi  dt  &  Co.     ISO   S. 

Das  Buch  gibt  in  gedrängter  Kürze  Auskunft  über  die  Entwicklung  der  Medaille,  über 
Preise  von  Medaillen  und  Plaketten,  Fälschungen,  Konservierung,  Herstellung  von  Abdrücken; 
es  gibt  eine  Übersicht  über  die  Literatur  und  ein  Verzeichnis  der  Signaturen.  Daß  auf  so 
engem  Raum  eine  eingehende  Belehrung  nicht  gegeben  werden  kann,  ist  selbstverständlich; 
doch  kann  das  Werkchen  als  Einführung  in  das  Studium  dieses  Kunstzweigs  wohl  empfohlen  werden 
und  bietet  in  den  beiden  letzten  Abschnitten  auch  dem  Fachmann  ein  willkommenes  Hilfsmittel. 

Paul  Schultze- Naumburg,  Kulturarbeiten,  Band  5:  Das  Schloß.  Herausgegeben  vom 
Kunstwart.    München.    Bei  Georg  D.   W.  Callwey  im   Kunstwart- Verlage.    1910.    300  S.   4®. 

In  seinen  Kulturarbeiten  hat  Schultze-Naumburg  ein  außerordentlich  wichtiges  und  ver- 
dienstvolles Werk  begonnen.  Der  Erfolg  ist  nicht  ausgeblieben:  allenthalben  sehen  wir  die 
von  ihm  angeregten  Gedanken  mehr  und  mehr  zur  Tat  werden.  Mit  dem  vorliegenden  Bande 
nun  dehnt  der  Verfasser  sein  Tätigkeitsgebiet  abermals  weiter  aus  und  setzt  seine  Arbeit  in 
gleich  frisch  zugreifender,  von  feinstem  künstlerischem  Empfinden  zeugender  Weise  fort. 

Die  Fähigkeit,  gute  neue  Schloßanlagen  zu  schaffen,  ist  heute  so  gut  wie  ganz  verloren 
gegangen.  Und  was  die  alten  Schlösser  anlangt,  so  wird  das,  worin  ihre  Schönheit  eigentlich 
besteht,  nur  selten  wirklich  verstanden;  entweder  reißt  man  sie  rücksichtslos  nieder  oder  man 
macht  sie  zu  Opfern  der  überall  grassierenden  Restaurierwut.  Da  will  Schultze-Naumburg 
schützend  und  aufklärend  einsetzen.      Er  möchte  sein    Buch  nicht  nur  in  der  Hand  des  Bau- 


-    60    — 

Schülers  und  des  fertigen  Architekten,  sondern  auch  des  Besitzers  von  Schlössern  wissen.  Wir 
aber  können  noch  hinzufügen,  daß  wir  es  auf  dem  Bücherbrett  eines  jeden  künstlerisch  inter- 
essierten Menschen  zu  sehen  wünschten,  denn  es  enthüllt  zaubergleich  eine  Fülle  leuchtender 
Schönheit  aus  vergangenen  Zeiten. 

In  den  beiden  ersten  Abschnitten  stellt  Schnitze- Naumburg  das  mittelalterliche  Schloß 
dem  modernen  Schloß,  das  die  italienische  Renaissance  dem  Norden  geschenkt  hat,  gegenüber. 
Er  zeichnet  mit  wenigen  Worten  nur,  aber  scharf  und  treffend,  wie  aus  dem  alten  Typ  der 
neue  sich  entwickelt  hat  und  wie  mit  der  Renaissance  der  Geist  der  Vereinfachung,  Klärung 
und  größtmöglichen  Ausnutzung  des  Baumaterials  in  den  Schloßbauten  der  Zeit  Form  gewann. 
Das  Schloß  als  befestigte  Burg  wird  nur  einleitend  geschildert.  Wichtig  ist  für  den  Zweck, 
den  der  Verfasser  verfolgt,  ja  auch  erst  die  Zeit,  von  der  an  das  Schloß  viel  mehr  den  Cha- 
rakter des  gastlich  einladenden,  als  des  trotzig  gegen  außen  sich  abschließenden  Gebäudes  er- 
hält und  das  zur  Repräsentation  eingerichtete  Wohnhaus  des  Herrschenden  wird.  Denn  wenn 
heute  jemand  sich  ein  Schloß  baut,  wird  er  vernünftigerweise  sich  keine  mit  dicken  Mauern 
und  starken  Türmen  drohende  Burg  errichten.  —  Im  Anschluß  an  diese  beiden  ersten  Kapitel 
werden  dann  die  Fragen,  die  die  Grundrisse,  die  Toreinfahrten,  die  Höfe,  die  Vorfahrten,  die 
Freitreppen,  die  Gartenparterres,  die  Terrassen,  die  Laubwände,  Laubgänge  und  Alleen,  die  Um- 
wehrungen und  endlich  die  Nebengebäude  angehen,  erörtert.  Das  Innere  und  den  Ausbau 
des  Schlosses  streift  Schultze-Naumburg  nur,  da  beides  im  nächsten  Bande  der  Kulturarbeiten, 
der  das  moderne  Wohnhaus  behandeln  soll,  zur  Sprache  gebracht  werden  wird.  Immerhin 
ist  zu  bedauern,  daß  der  Verfasser  nicht  auch  in  diesem  Bande  schon  einige  Beispiele  guter 
Inneneinrichtung  und  guten  Ausbaues  vorgeführt  hat.  Man  erwartet  das.  Auch  würde  das 
Buch  dadurch  an  innerer  Geschlossenheit  bloß  gewonnen  haben. 

Doch  was  will  der  kleine  Mangel  —  wenn  er  wirklich  einer  ist!  —  den  Vorzügen  dieser 
ausgezeichneten  Arbeit  gegenüber  bedeuten!  In  schlichter,  knapper,  von  Anschauung  gesättigter 
Sprache  weiß  der  Verfasser  seine  Gedanken  zu  entwickeln  und  klar  vor  uns  auszubreiten.  Alles 
Wesentliche  hebt  er  faßlich  heraus.  Von  haltlos  schwärmender  Ästhetelei  keine  Spur.  Seine 
praktische  Tätigkeit  als  Architekt  übt  ihre  wohltuende  Wirkung  auf  seine  schriftstellerische 
Tätigkeit  und  bewahrt  ihn  vor  jeder  Unsachlichkeit,  denn  nichts  erzieht  ja  mehr  zur  sach- 
lichen Behandlung  einer  künstlerischen  Frage  als  eben  die  Beschäftigung  mit   der  Architektur. 

Unterstützt  werden  die  vorzüglichen  Ausführungen  durch  ein  reiches,  mit  vielem  Takt 
ausgewähltes  Abbildungsmaterial,  das  namentlich  Schlösser  und  Schloßgärten  aus  dem  18.  und 
dem  Anfang  des  19-  Jahrhunderts  wiedergibt  und  offenbar  zum  größten  Teil  nach  eigenen  Auf- 
nahmen des  Verfassers  hergestellt  ist.  Es  ist  ein  hoher  Genuß,  diese  Abbildungen  an  sich 
vorüberziehen  zu  lassen.  Sie  sind  klar  und  übersichtlich,  ohne  dabei  doch  jene  Kälte,  über- 
mäßige Schärfe  und  befremdende  Nüchternheit  zu  besitzen,  durch  die  sonst  Architektur- Bilder- 
werke oft  so  unerquicklich  und  irreführend  wirken.  Stets  hat  Schultze-Naumburg  einen  bild- 
mäßigen Ausschnitt  angestrebt,  stets  die  Lichtführung  und  die  Verteilung  der  Tonwerte  auf 
das  Zarteste  berücksichtigt.  Ich  verweise  da  besonders  auf  die  Aufnahmen  von  Burg  Hirsch- 
horn am  Neckar,  Lausnitz  bei  Neustadt  a.  O.,  Schloß  Fasanerie  bei  Meiningen,  der  Terrasse 
von  Siegburg  a.  S.  und  auf  die  Abbildungen  in  den  Kapiteln  ,, Laubwände,  Laubgänge  und 
Alleen"  und  „Umwehrungen".  Nur  ein  Künstler  freilich,  der  auch  Maler,  Landschaftsmaler,  ist, 
kann  so  stimmungsvolle,  künstlerisch  gerundete,  überzeugend  wirkende  Photographieen  schaffen. 

Das  handliche  Buch  bedeutet  zweifellos  eine  der  hervorragendsten  Erscheinungen  auf 
dem  Felde  der  praktischen  Kunstpflege.  Und  gar  manchem  wird,  wenn  er  es  durchgelesen 
hat  zu  Mute  sein,  als  ob  ihm  auf  einmal  eine  Binde  von  den  Augen  gelöst  sei  und  er  jetzt 
erst  sehen  gelernt  habe.  Dr.   Heinrich    Höhn. 

Jahrbuch  der  Zelt-  und  Kulturgeschichte  1909.  Dritter  Jahrgang.  Herausgegeben  von 
Dr.    Franz    Schnürer.     Freiburg  i.   B.     Herdersche    Verlags  han  dlung.     1910.     8°. 

Herders  Jahrbuch  der  Zeit-  und  Kulturgeschichte  sucht  einen  Überblick  zu  geben  über 
die  Geschehnisse  und  Ergebnisse  auf  den  verschiedensten  Gebieten  in  Kirche  und  Staat,  in 
Literatur,  Kunst  und  Wissenschaft,  die  das  verflossene  Jahr  gezeitigt  hat.  Berechtigten  die 
beiden   ersten  Jahrgänge   des   Unternehmens   zu   den   besten    Hoffnungen,   daß  es  sich  günstig 


—    61 


weiter  entwickeln  werde,  so  zeigt  der  dritte  Jahrgang,  daß  die  Erfahrungen,  welche  mit  den 
voraufgehenden  gemacht  wurden,  verständnisvoll  veiwertet  worden  sind.  Als  bewährter  Leiter 
blieb  Schnürer  an  der  Spitze,  auch  die  Mitarbeiter  sind  fast  durchweg  dieselben  geblieben. 
Die  bisher  gegebene  geschichtsphilosophische  Einleitung  ist  fallen  gelassen.  Dafür  hat  das  Werk 
wertvolle  Eru'eiterungen  erfahren.  Neu  aufgenommen  ist  ein  Beitrag  über  Slawistik.  Das  in 
Aussicht  genommene  Referat  über  Kriegswissenschaften  mußte  wegen  Erkrankung  des  Referenten 
unterbleiben,  ebenso  der  bisher  gegebene  Beitrag  über  Germanistik.  Die  einzelnen  Berichte  — 
es  sind  im  Ganzen  30  —  sind  erstattet  von  umsichtigen,  mit  den  behandelten  Stoffen  durch- 
aus vertrauten  Fachgelehrten,  die  es  an  der  erforderlichen  Objektivität  nicht  fehlen  lassen  und 
in  ruhigem  Abwägen  und  Urteilen  auch  nichtkatholischen  Richtungen  vollauf  gerecht  werden. 
Bei  der  immer  weiter  gehenden  Spezialisierung  auf  allen  Gebieten  der  Wissenschaften  bietet 
das  Jahrbuch  einen  ausgezeichneten  Führer  zur  Orientierung  auf  den  Gebieten,  die  dem  Ein- 
zelnen ferner  liegen.  Dr.  A.   Neu  haus. 

Friedrich  der  Große,  Briefe  und  Erlasse.  Herausgegeben  von  Ferdinand  Reinhold, 
Frankfurt  a.  M.  und  Berlin.      Verlag  von  Moritz  Diesterweg.  1909.     8°. 

Aus  der  überreichen  Fülle  der  Briefe  und  Erlasse  Friedrichs  des  Großen  bringt  Reinhold 
eine  mit  Sorgfalt  und  gutem  Verständnis  getroffene  Auswahl,  die  bestimmt  ist,  den  Schul- 
unterricht zu  ergänzen  und  zu  beleben.  Es  spricht  aus  ihr  der  erfahrene  Lehrer,  dem  daran 
gelegen  ist,  unserer  Jugend  die  Gestalt  des  Heldenkönigs  näher  zu  bringen.  Das  Büchlein 
kann   Lehrern  wie   Eltern  nur  warm  empfohlen  werden.  N. 


Abb.  10.     Meister  des  Dutuitschen  Ölbergs.     Kreuztragung.     Kupferstich.     15.  Jahrh. 


—     62 


NOTIZEN. 

Eine  Ausstellung  kultur-  und  medizin-geschichtlicher  Werke. 

Auf  der  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  soll  eine  besondere  „Historische 
Abteilung"  den  Stand  der  Gesundheitspflege  in  den  verschiedenen  Zeitaltern  und  bei  den  ver- 
schiedenen Völkern,  auch  den  Naturvölkern,  vorführen.  Die  Geschichte  der  Gesundheitspflege 
greift  in  ausgedehntestem  Maße  auf  die  Kulturgeschichte  hinüber,  in  vielen  Beziehungen  ist 
sie  mit  dieser  identisch.  Es  handelt  sich  daher  einerseits  um  die  Ausstellung  von  Werken,  die 
auf  die  Geschichte  der  Gesundheitspflege  im  allgemeinen  oder  auf  spezielle  Gebiete  derselben 
Bezug  haben,  von  alten  Gesundheitsbüchern  und  Werken  über  Gesundheitspflege,  Kranken- 
versorgung, Seuchenabwehr  usw.  Andererseits  sollen  auch  alle  die  neueren  Werke  zur  Aus- 
stellung gebracht  werden,  die  historische  oder  ethnographisch-folkloristische  Gebiete  behandeln, 
welche  in  irgend  einem  Zusammenhange  mit  der  Hygiene  stehen.  Es  sind  also  auch  Bücher 
zugelassen,  die  sich  mit  der  Geschichte  z.  B.  des  Wohnungswesens,  der  Technik  der  Wasser- 
versorgung, der  Abfallbeseitigung,  des  Straßenbaues  etc.,  der  Sitten  und  Gebräuche  gesund- 
heitlicher oder  gesundheitswidriger  Art,  der  hygienisch  einschlägigen  Technologie,  der  gesetzlichen 
Maßnahmen  bezüglich  Seuchenbekämpfung,  Lebensmittelkontrolle,  Städtereinigung,  Schiffs-, 
Hafen-  und  Verkehrshygiene,  Verhütung  der  Geschlechtskrankheiten  usw.  befassen. 

Um  dieser  literarischen  Ausstellung,  der  schon  sehr  interessantes  Material  zur  Verfügung 
steht,  die  gebührende  Folie  zu  geben,  hat  sich  die  Ausstellungsleitung  entschlossen,  für  die 
,, Historische  Abteilung"  eine  eigene  Bibliothek  einzurichten,  in  der  die  Werke  in  Glas- 
schränken verwahrt  und  allen  ernstlichen  Interessenten  unter  Überwachung  zur  Einsicht  zu- 
gänglich gemacht  werden  sollen.  Sofern  es  sich  um  interessante  Manuskripte  bezw.  illustrierte 
Werke  handelt,  deren  Bilder  ein  besonders  wertvolles  Motiv  vorführen,  ist  auch  eine  Ausstellung 
außerhalb  der  Bibliothek  in  Glasvitrinen  etc.  vorgesehen,  ähnlich  wie  für  Miniaturen,  Kupfer- 
stiche, Holzschnitte  usw.  Es  werden  hierfür  noch  Anmeldungen  entgegengenommen,  insofern 
es  sich  um  hygienisch  besonders  interessante  Objekte  handelt.  Der  Kunstwert  tritt  hinter  dem 
Inhaltswert  zurück. 

Die  ausgestellten  Gegenstände  werden  unter  dem  Vermerk  ,, verkäuflich"  mit  dem  Namen 
des   Ausstellers  geführt. 

Da  auch  keine  Gebühren  den  Ausstellern  erwachsen,  so  haben  Buchhändler  und 
Antiquare  eine  seltene  Gelegenheit,  ihre  historisch  wertvollen  Schätze  ohne  irgendwelches 
Risiko  einem  größeren  Publikum  zu  zeigen.  Bei  der  Historischen  Abteilung  der  Internationalen 
Hygiene- Ausstellung  Dresden  1911,  Dresden-A.,  Zwickauerstraße  35,  können  Auskünfte  eingeholt 
werden.     Anmeldungen  müssen  bis  spätestens  Ende  November  erfolgen. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:  Dr.  Theodor  Hampe. 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Nürnberg. 


loio  Nr.  4. 


Oktober — t)es«emt>er. 


ANZEIGER 

DES 

GERMANISCHEN  NATIONALMUSEUMS. 


CHRONIK  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

STIFTUNGEN. 

Für  die  allgemeinen  Zwecke  des  Museums  stiftete  ein  niciit  genannt  sein  wollender  Gönner 
unserer  Sache  den  Betrag  von  6000  Ji,  während  uns  als  Legat  eines  verstorbenen  Freundes 
dessen  Namen  wir  leider  auch  nicht  nennen  dürfen,  die  Summe  von  3000  JL  zufiel. 

Als  Stiftungen  zu  den  Grunderwerbungen  zwecks  Erweiterung  des  Germanischen  Museums 
dürfen  wir  noch  nachtragen: 

je  5000  A  von    Herrn   Geh.    Kommerzienrat   Dr.   ing.   Richard     Pintsch    in   Berlin 
und  von  Herrn    Philipp    Ritter   von    Schoeller,    Mitglied  des  öster- 
reichischen Herrenhauses,  in  Wien; 
je  3000  JL  von  Herrn  Rudolf   Messe,  Verleger  des  Berliner  Tageblatts,  in  Berlin  und 
von  der    Badischen    Anilin-    und    Sodafabrik    in  Ludwigshafen ; 
je  1000  A  von    Herrn    August    Scher  1,  Zeitungsverleger  und  Verlagsbuchhändler,  in 
Berlin;   von  Herrn    Edgar   Speyer  in  London;   von  Herrn  Geh.   Kommer- 
zienrat   Heinrich    Hornschuch    in  Fürth;    vom  Herrn  Geh.   Kommer- 
zienrat   T  h  e  0  d.    v.     G  u  i  1 1  e  a  u  m  e    in    Köln    und  von  3    ungenannt 
bleiben  wollenden  Gönnern, 
f  Mit  Hilfe  dieser  Stiftungen  und  dem  Erträgnisse  der  am  20.  Oktober  und  die  folgenden  Tage 
gespielten  Geldlotterie  konnten  wir  neben  der  Bestreitung  der  gesetzlichen  Gebühren  des  Kauf- 
vertrages usw.  868  000  JL  an  dem   Kaufpreise  des  mehrerwähnten  Anwesens  zu    1200  000  Ji 
abzahlen;     der   Rest  von  332  000  JL    harrt  noch    der  Deckung.     Wir  hoffen  indessen    zuver- 
sichtlich, daß  noch  manche  Gönner  unserer  Sache  sich  bereit  finden  werden,  uns  zur  Deckung 
dieser  drückenden  Schuldenlast  behilflich  zu  sein. 

NEUANGEMELDETE  JAHRESBEITRÄGE. 

Von  Vereinen:  Buenos  Aires.  Deutscher  Lehrer-Verein  10  JL.  Cadolzburg.  Verkehrs- 
und Verschönerungsverein  3  JL  Jerusalem.  Freier  Deutscher  Verein  20  Ji  Los  Angeles.  Turn- 
verein „Germania"  20  M.  Riga.  Gewerbe- Verein  50  Ji  San  Francisco.  Deutsch-Amerika- 
nischer Verband  von    Kalifornien   10  JL    Straßburg.     Burschenschaft  „Germania"   5  JL 

Von  Privaten.  Altdorf.  Präparandenlehrer  Geiger  (bisher  1  JL)  2  JL;  Kgl.  Kanzlei- 
expeditor  Hauck  1  JL  50  i)) ;  Seminarassistent  Hüttinger  2  J^:  Pfarrer  Weber  2  JL  Annweiler. 
Prokurist  Ernst  Oechsle  1  Ji.  Ansbach.  Schlachthofdirektor  Betscher  3  JL;  I.  Staatsanwalt 
Edelmann  3  Ji;  Baurat  Frauenholz  3  JL;  Fabrikbesitzer  Paul  Glüber  5  JL;  stellvertretender 
Landgerichtsdirektor  Haas  3  JL;  Rechtsanwalt  Mainer  3  Ji;  Baurat  Maxon  3  JL;  Schulrat  Dr. 
Orth  3  Ji;  Architekt  Ros  3  JL  Augsburg,  prakt.  Arzt  Dr.  Adolf  Hagen  10  Ji;  Dr.  phil.  M. 
Hagen  Vorstand  der  Landwirtschaftlichen  Untersuchungsanstalt  3  JL;  Molkereibesitzer  Hans 
Krüger  in  Göggingen  2  Ji;  Fabrikbesitzer  Adolf  Martini  20  JL;  Hofrat  Dr.  Ernst  Mayr  5  JL; 
Antiquitätenhändlerswitwe  Emilie  Oberdorfer  3  JL;  Postdirektor  H.  Pfeifer  3  JL;  Dr.  Hermann 
Purpus  Syndikus  der  Handelskammer  3  JL;  Großhändler  Kurt  Scheler  5  Ji;  Fabrikdirektor 
Karl  Specht  5  JL;  Architekt  Max  Wanner  8  JL;    Gymnasiallehrer  Wilhelm  Zorn  in   Hersbruck 


—    64    — 

3  M.  Berlin.  Professor  Dr.  A.  Bannow  (bisher  10  M.)  20  Jü;  Kaufmann  Willielm  Krebs,  Leut- 
nant der  Reserve  10  JL  Bern.  Professor  Dr.  L.  Singer  10  JL  Bernburg.  Kommissionsrat 
Koch  3  A;  Dr.  med.  Stünzner  in  Güstrow  3  M.  Bunzlau.  Professor  Comnick  (bisher  2  M.)  S  M. 
Cadolzburg.  Kgl.  Pfarrer  Wilh.  Beck  1  A;  Steuerrevisor  Heimstädt  l  JlL\  Lehrer  Hans  Schmidt 
in  Roßstall  2  JL;  Lehrer  Sighng  in  Roßstall  2  JL  Coblenz.  Ingenieur  A.  Andrd  10  JL;  Carl 
F.  Schmidt  in  Horchheim  5  Ji.  Crefeld.  Architekt  Paul  Karhausen  3  JL  Dachau.  Gutsbesitzer 
Philipp  Fellmann  in  Sickertshofen  2  JL;  Geistlicher  Rat  Karl  Ramlo,  Pfarrer  in  Indersdorf  2  JL 
Darmstadt.  Geheimer  Schulrat  Dr.  Eduard  Otto  \0  JL  Oinkelsbiihl.  Stadtkaplan  Hafner  i  JL; 
Kgl.  Professor  Kuhn  l  M.;  Kgl.  Professor  Ulrich  1  JL  Eger.  Christof  Jobst  3  JL  Eggenfelden. 
Rechtsanwalt  Böckl  2JL;  prakt.  Arzt  Schick  3  JL;  Notariatskonzipient  Schöpperl  2  JL  El- 
lingen. Stadtkaplan  Schindler  l  JL  Erlangen,  stud.  phil.  Nicco  Kikkert  3  A  Eßlingen. 
Kgl.  Hofrat  Max  Schreiber,  Verlagsbuchhändler  5  JL  Eutin.  Oberlehrer  Halbig  3  JL;  Ober- 
lehrer Dr.  Hoffmann  3  JL;  Gymnasialdirektor  Kunnemann  3  JL  Feucht.  Zimmermeister  HöU- 
fritsch  1  M.  Frankfurt  a.  M.  Franz  Roeckle  3  JL  Frankfurt  a.  0.  Fabrikbesitzer  Georg  Sturm 
in  Döbeln  i.  S.  S  JL  Friedland.  Gymnasiallehrer  Hauck  3  JL  Greding.  Ingenieur  Fritz  Oß- 
berger  in  Thalmässing  2  JL;  Notar  Josef  Spörl  2  JL  Greiz.  Kaufmann  Gustav  Spiegel  3  JL 
Groß-Umstadt.  Dr.  phil.  Bernius  2  Jl;  Dr.  med.  Gefe  2  J^  Gunzenhausen.  Kgl.  Oberinspektor 
W.  Hamm  2  JL;  Kgl.  Amtsrichter  H.  Link  2  JL;  Kgl.  Bezirksamtmann  Rauck  2JL;  Kgl. 
Forstmeister  W.  Sauer  2  JL  Güstrow.  FräuleinJahn,  Lehrerin  i  JL  Hagenau.  Professor  Lempfried, 
Gymnasialdirektor  3  JL  Hannover.  Regierungsrat  Rudolf  Andreae  3  JL;  Bankier  Wilhelm 
Basse  3  JL;  Oberlehrer  a.  D.  Fritz  Blumenthal  3  JL;  Fabrikdirektor  A.  Brosang  in  Wunstorf 
\0  JL;  Hofjuwelier  Carl  Busch  SM.;  Rentier  Everhd.  Delius  3  JL;  Landesrat  Dr.  jur.  Drechsler 
3  JL;  Buchhändler  Otto  Drowatzky  3  JL;  August  Eickenrodt  5  JL;  Konsul  a.  D.  Emil  Flörke, 
iJL;  Hoflieferant  Louis  Fuge  5  .>^;  Verlagsbuchhändler  Otto  Goedel  20  A;  Hermann  Greis  10  J^; 
Rentier  Konrad  Grupen  5  A;  Bankdirektor  Hasper  10  JL;  Regierungsratswitwe  Frieda  Herzog 
2  M;  Regierungsrat  H.  Heydemann  10  JL;  Institutsdirektor  Dr.  phil.  Hinneschiedt  10  JL;  Ren- 
tier J.  E.  Hirschfeld  3  M;  Konsul  Fr.  Höhlt  20  JL;  Frau  Konsul  Houget  10  M.;  Bankdirektor 
Jul.  L.  Isenstein  lO  M.;  Rentier  Hermann  Korhammer  10  JL;  Professor  Dr.  Kunze,  Bibliotheks- 
direktor 3  JL;  Bankier  JuHus  Mendel  10  A;  Konsul  Wilhelm  Meyerholz  \0  JL;  Max  Noggerath 
\o  JL;  Professor  Dr.  ing.  Adolf  Prinzhorn  20  JL;  Geheimer  Oberjustizrat  von  Reden,  Senats- 
präsident SJL;  Sartorius  Rheinhold  10  J4;  Fabrikbesitzer  Dr.  phil.  Hugo  Riemann  S  JL;  Landes- 
bauinspektor  Scheele  3  JL;  Fabrikdirektor  W.  Siercke  5  JL;  Otto  Steinvorth  3  M;  Walter 
Steinvorth  30  JL;  Dr.  med.  Bruno  Stölting  10  JL;  Wilhelm  Touraine  10  JL;  Landesbaurat  Ves- 
senius3»^;  Rentier  A.  Wasserfall  lOjt;  Rentier  Adolf  Willecke  30  A  Heilbronn.  Buchhändler 
Fr.  Stritter  2  JL  Heilsbronn.  Expositus  Horst  2  JL;  Oberamtsrichter  Chr.  Rausch  2  JL 
Höchst  a.  M.  Chemiker  Dr.  Föcking  1  JL;  Chemiker  Dr.  Hübner  1  JL;  Chemiker  Dr.  Klöffler 
2JL;  Prokurist  Recke  1  JL;  Prokurist  Alfred  Schmidt  1  M;  Chemiker  Dr.  Tropp  2JL;  Chemiker 
Dr.  Unverzagt  2  JL;  Chemiker  Dr.  Vogdt  1  JL  Jena.  Gymnasiallehrer  Dr.  Lauterbach  1  M. 
Immenstadt.  prakt.  Arzt  Dr.  Bergleiter  3  M;  Ingenieur  L.  Rausch  5  M  Kaufbeuren.  Kgl. 
Notar  Schub  3  JL;  Kgl.  Gymnasiallehrer  Dr.  Spelthahn  1  JL  Kipfenberg.  Kgl.  Forstmeister 
Andreas  Baier  in  Rappenszeil  2  A;  KgL  Forstamtsassessor  Oskar  Mayer  2  A  Lauf.  Kgl.  Pfarrer 
Gottfried  Blendinger  2  Jt;  Fabrikdirektor  Robert  Buchner  3  JLl  Rechtsanwalt  Dr.  Grieshammer 
2JL;  Curatus  Petzold  2  Ji).-,  Privatier  J.  M.  Ruttenstein  (bisher  1  JL)  jetzt  2  M.;  Bäckermeister  Paul 
Schönlein  in  Ottensoos2c^6.;  Kaufmann  Unger2  J^.;  Kgl.  Steuerverwalter  Weidmann  2  JL  Leipzig. 
Professor  Dr.  Hans  Bucherer  in  Biebrich  a.  Rh.  3JL;  E.  H.  Otto  Solf  in  Altenburg  10  A;  Oberpost 
kassenbuchhalter  Alfred  Welcker  3  JL  Lübeck.  Professor  Dr.  R.  Struck  10  JL  Ludwigshafen. 
Chemiker  Dr.  Reindel  3  JL  Marburg.  Archivrat  Dr.  Küch  3  JL  Mellrichstadt.  Professor 
Dr.  Charles  Droz  in  Soröze  2  JL;  Kaplan  Zeißner  in  Nordheim  a.  Rhön  2JL.  Merseburg.  Landes- 
rat Dr.  Nitschke  3  JL  Michelstadt.  Rechtsanwalt  Schäfer  1  JL  München.  Irmgard  Freiin 
von  H  axthausen  3  JL^r  Neumarkt  i.  0.  Kgl.  Rektor  Dr.  Drescher  2  M.  Neuwied.  Frau  Land- 
rat von  Elbe  3  JL;  Fräulein  Mathilde  Ludowici  in  Aubach  3  JL  Nidda.  Großkaufmann  Fried- 
rich Engler  in  Bad-Salzhausen  10  JL  Nordhausen.  Brauereibesitzer  Richard  Schenke,  Haupt- 
mann der  Reserve  (bisher  Z  M)  S  JL;   Professor  Gustav  Trittel  2  JL    Nördlingen.     Lehrer  Otto 


—    65     — 

Aumüller  1  JL;  Apothekenbesitzer  Konnid  Böhner  2  M.;  K,i,i.  Bahnverwalter  Gustav  Bott  1  M.; 
Kgl.  Reallehrer  Gottfried  Buckel  2  Ji;  Kgl.  Oberbauinspektor  Wilhelm  Emrich  2  JL;  städtischer 
Baurat  Max  Gaab  l  M.;  Schreinernieister  Friedrich  Geyer  l  .M.\  Privatier  Otto  Heller  2  M.; 
Kaufmann  Emil  Henning  1  A;  Kgl.  Seminaroberlehrer  Michael  Kapeller  2  J(i;  Kgl.  Bezirkstierarzt 
Gustav  Kaeppel  1  M.;  Frau  Pauline  Meyer,  Privatierswitwe  2  M.;  Kaufmann  Fritz  Münzinger 
1  M.;  Bankier  Heinrich  Pullich  1  M.;  Kgl.  Amtsrichter  Theodor  Rehm  2  JL;  Hauptlehrer 
Leonhard  Schmid  1  Jl.;  Kgl.  Amtsrichter  Ernst  Schmidt  2  M.;  Rechtsanwalt  Georg  Schmidt 
1  JL;  Kaufmann  Friedrich  Schneidt,  Mag.- Rat  2  JL;  Glasermeister  Fritz  Steier  l  JL;  Groß- 
kaufmann Otto  Weilbach  2  M.  Nürnberg,  prakt.  Arzt  Dr.  med.  August  Beckh  10  JL;  Kgl. 
Professor  Rudolf  Schiestl,  Maler  und  Radierer  3  JL;  Privatlehrer  Bernhard  Siegen  3  JL;  Kgl. 
Hauptkassier  Ziegler  3  JL  Oberndorf  i.  W.  Rechtsanwalt  Bock  3  JL;  Oberamtsrichter  Mohr 
3  M.;  Redakteur  Dr.  Renz  1  JL;  Schwarzwälder  Bote  5  JL;  Dr.  jur.  Wilh.  Wolf,  Direktor  des 
Schwarzwälder  Boten  3  JL  Oldenburg.  Bauinspektor  Achenbach  6  Ji;  Amtshauptmann  Ahl- 
horn  in  Baut  3  A;  Architekt  Kurt  Boschen  3  JL;  Bankier  W.  Cropp  3  Ji.;  Dr.  phil.  Hugo  Ephraim 
6  JL;  Amtsrichter  Fortmann  in  Heppeus  10  JL;  Geheimer  Baurat  Klingenberg  3  JL;  Stadtbau- 
meister Kühn  in  Delmenhorst  5  JL;  Rechtsanwalt  Lohse  5  JL;  Kaufmann  Lorenz,  Oberzahl- 
meister a.  D.  in  Wilhelmshaven  \0  M.;  Dr.  Moeller,  Direktor  der  Navigationsschule  in  Elsfleth 
5  JL;  Professor  Narten  3  JL;  Hofkunsthändler  Carl  G.  Oncken  3  M;  Bauinspektor  Witzel  6  JL; 
Brauereibesitzer  Wüchner  5  JL  Olmütz.  Privatier  Leopold  von  Balthazar  \  JL  10  ^;  K.  K. 
Gymnasialdirektor  Adolf  Daumann  1  JL  70  Jö\;  Stadtverordneter  Max  Deutsch  1  JL  10  B\; 
K.  K.  Professor  Franz  Ingrisch  \  JL  70^;  Stadtphysikus  Dr.  Adolf  Hofranyi  1  A  70  ^;  Stadt- 
verordneter Max  Stachowetz  l  Jl  70  ^;  Plauen  I.V.  Baumeister  Oskar  Keßler  3  JL;  Amtsge- 
richtsrat Petzke  3  JL;  Architekt  Rösler  3  JL  Prag.  A.  Ritter  von  Lanna  jr.  10  Kr.  Rehau.  Kgl.  Ober- 
amtsrichter  Deinhardt  3  JL  Reichenbach  i.  V.  Stadtrat  Braune,  i.  Fa.  Elkan  &  Co.  (bisher  5  A)  10  A 
Rochlitzi.  S.  Heinr.  Schlobach  5  JL  Saalfeld  a.  S.  Postinspektor  Friedrich  3  A  Säckingen.  Fabri- 
kant Ignatz  Berberich  10  Jl;  Dr.  Franz  Berberich  3  JL;  GroßherzogL  Notar  Dr.  H.  Blümel2A; 
Oberzollinspektor  Prokopp  2  JL:  Hermann  Freiherr  von  Schönau  in  Schwörstadt  3  ^fL  San 
Francisco.  Henry  Snorkey  10  Dollar.  Schwabach.  Fabrikbesitzer  Chr.  Ludw.  Abrie  1  JL; 
Prokurist  Eduard  Boller  1  JL;  Kgl.  Oberamtsrichter  Eberlein  2  JL;  Lehrer  Philipp  Engel  1  Ji; 
Kgl.  Gymnasiallehrer  W.  Gaenßler  1  JL;  Kgl.  Gymnasiallehrer  Dr.  Haas  1  JL;  Kgl.  Bezirks- 
amtsassessor Haase  1  Ji;  Kgl.  Postverwalter  Hoffmann  1  JL;  Fabrikbesitzer  Hugo  Jaeger  2  JL; 
Fabrikbesitzer  Otto  Jaeger  2  JL;  Fabrikbesitzer  H.  Jung  2  JL;  Kgl.  Bezirksamtsassessor  Kalb 
1  JL;  Kgl.  Gymnasiallehrer  Meiser  1  JL;  Maurermeister  Ludwig  Merz  1  JL;  Maurermeister  Max 
Merz  1  JL;  Kgl.  Bezirksamtmann  Prückner  1  JL;  Fabrikbesitzer  Karl  Reiner  2  JL;  Fabrik- 
besitzer Paul  Reiner  2  Ji;  Kommerzienrat  Fritz  Ribot  3  JL;  Fabrikbesitzer  Konrad  Ribot  3  JL; 
prakt.  Arzt  Dr.  Richter  2  JL;  Fabrikbesitzer  Th.  Staedtler  2  JL  Schwabmünchen,  prakt.  Arzt 
Dr.  Schwab  3  JL  Schwandorf.  Distriktstierarzt  Ludwig  Hofbauer  3  JL;  Rittmeister  a.  D.  Alfred 
Hofmann  in  Charlottenhof  b.  Schwandorf  6  JL  Schwarzenbruck.  Fräulein  Kunigunde  Beck 
1  JL;  Lehrer  Johann  Kämpf  in  Fischbach  1  Ji;  Bäckermeister  Konrad  Worzer  in   Ochenbruck 

1  JL  Stargard.  Gasdirektor  Ehlert  1  JL;  Stadtrat  Hesse  1  JL;  Pastor  Polzenhagen  1  JL  Straß- 
burg. Regierungsrat  Gronau  iOjL;  Geheimer  Oberregierungsrat  Dr.  Dieckhoff,  Vortrag.  Rat  des 
Kais.  Statthalters  5  Jfi;  Universitätsprofessor  Dr.  Ficker  (bisher  2  A)  10  JC;  Konservator  Knauth, 
Münsterbaumeister  10  JL;  Rentner  Karl  Lamarche  20  ^ifL;  Universitätsprofessor  Dr.  Polaczek, 
Direktor  des  Kunstgewerbemuseums  S  JL;  Dr.  Schwander,  Bürgermeister  der  Stadt  Straßburg 
5  Jt,;  Universitätsprofessor  Dr.  Spiegelberg  5  JL;  Universitätsprofessor  Dr.  Thiele,  derz.  Rektor 
der  Universität  3  JL;  Universitätsprofessor  Dr.  von  Tuhr  iO  Ji;  Universitätsprolessor  Dr.  Wollen- 
berg 5  Ji;  Archivdirektor  Dr.  Winckelmann  3  Ji  Tauberbischofsheim.  Professor  Dr.  Bernays 
(bisher  1  JL)  2  Ji;  Professor  Emmerich  2  JL;  Lehramtspraktikant  Gölz  2  JL;   Professor  Grein 

2  JL;  Stadtpfarrer  Karl  2  JL;  Gewerbelehrer  Maurus  2  JL;  Lehramtspraktikant  Schleyer  2  JL 
Torgau.  Oberlehrer  Weber  3  JL  Thurnau.  Pfarrer  Baumgärtner  3  JL  Vohenstrauß.  Forst- 
meister Meyer  2  Ji  Weimar.  Hofrat  Compter  2  Ji;  Baurat  Ehrhardt  3  JL  Wittenberg.  Frei- 
herr von  Bibra  3  Ji;  Oberlehrer  Dr.  Kliche  3  Ji;  Gymnasialdirektor  Dr.  Rammelt  3  JL  Würzen. 
Professor  Eberhardt  1  JL;  Professor  Dr.  Ilberg,  Rektor  1  A  Zirndorf.  Kartonagenfabrikant 
A.  Schaal  2  JL;   Fabrikant  H.  Schuhmann  2  JL;  Schuhwarenlager  J.  C   Wiegner  2  Ji 


—    66    — 
EINMALIGE  BEITRÄGE. 

Budapest.    Chr.  Bols,  Direktor  der  Budapester  Gaswerke  20  Kr.     Hannover.     Direkt,  a.  D. 
Gustav   Nißle   iO  JL;     Rentier   Gustav   Peters   5  A 


ZUWACHS  DER  SAMMLUNGEN. 

KUNST-   UND  KULTURGESCHICHTLICHE  SAMMLUNGEN. 

Von  den  nachstehend  einzeln  aufgeführten  Zugängen  sind  folgende  drei  Stücke  besonders 
hervorzuheben:  die  von  einem  Haus  in  Nürnberg  stammende  Verkündigungsgruppe,  die  kleine 
niederba^erische  Lindenholzstatuette  der  Maria  mit  dem  Kinde  und  das  zu  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts entstandene  Schmuckkabinett.  Die  Verkündigungsgruppe  besteht  in  zwei 
freiplastisch  durchgeführten  Sandsteinfiguren,  welche  dem  Jahre  1504  angehören  und  viel  von 
der  künstlerischen  Art  des  Veit  Stoß  an  sich  haben.  Besondere  Beachtung  verdienen  auch  die 
von  musizierenden  Engelsgestalten  belebten  Konsolen,  an  deren  einer  die  genannte  Jahrzahl  an- 
gebracht ist.  Das  Haus,  von  dem  sie  herrühren,  wird  in  einem  Kaufbrief  vom  Jahre  1578  das 
Haus  zum  Savoyischen  Kreuz  genannt  und  ist  unter  dieser  Bezeichnung  auch  heute  noch  bekannt. 
Die  Lindenholzstatuette  der  Maria  mit  dem  Kinde  (Abb.  1 1 )  bezeichnet 
insofern  gerade  für  uns  eine  erfreuliche  Bereicherung,  als  sie  mit  Bestimmtheit  der  Richtung 
des  Hans  Leinberger  in  Landshut  (nachweisbar  1516 — 1530)  zuzuteilen  und  dieser 
interessante  Künstler  bislang  bei  uns  nur  mit  einer  Arbeit,  einem  Holzrelief  der  Kreuzigung 
Christi,  vertreten  ist.  Die  Skulptur  weist  einige  kleinere  Ergänzungen  auf,  die  aber  die  Figur 
als  solche  so  gut  wie  ganz  unberührt  gelassen  haben.  Charakteristisch  ist  für  diese  die  straffe 
Parallelfältelung  des  Gewandes  und  die  ausnehmend  weiche  Behandlung  der  Brüche.  Der  Kopf 
erscheint  etwas  zu  klein  im  Vergleich  zu  der  Masse  des  Körpers,  bei  dem  die  Kleidung  das  maß- 
gebende Moment  bildet.  Das  Schmuckkabinett,  das  in  der  Höhe  21,5  cm,  in  der  Breite 
21  cm  und  in  der  Tiefe  14,5  cm  mißt,  ist  in  seiner  Art  ein  wahres  Prachtstück  (Taf.  III  und 
Abb.  12).  Es  ist  in  Eisen  gearbeitet  und  außen  mit  sich  verschlingendem  Bandwerk  reich  geätzt. 
Vergoldete  Bronzebeschläge  und  seitliche  Handgriffe  erhöhen  den  Reiz,  den  das  Kästchen  an  sich 
schon  besitzt.  Im  Innern  finden  wir  oben  einen  größeren  Behälter,  auf  dessen  vergoldeter  Deck- 
platte der  Verkauf  Josefs  durch  seine  Brüder  in  gravierter  Technik  dargestellt  ist,  unten  zehn 
kleine  Schubfächer,  die  durch  die  herabklappbare  Vorderwand  verschlossen  werden  können. 
Wir  haben  es  mit  einer  Arbeit  vom  Ende  des  16.  Jahrhunderts  zu  tun,  deren  Ursprungsort  sich 
mit  voller  Sicherheit  nicht  festlegen  läßt. 

Geschenke. 
Augsburg.  Frl.  Anna  Krafft  von  Delmensingen:  Bayerische  Oberforstrats- 
uniform,  19.  Jahrh.  —  Berlin.  Präsident  des  Reichs-Versicherungsamtes  Dr.  Kaufmann: 
Medaille  auf  den  1.  Präsidenten  des  Reichs-Versicherungsamtes  Dr.  Bödiker.  Bronze.  Model- 
liert von  Prof.  Hosaeus  in  Berlin.  —  Drosendorf.  Franz  Kißling:  Festzeichen  des  I.  Wiener 
Turnvereins,  1886,  Weißmetall;  Festzeichen  des  11.  Gauturnfestes  zu  Korneuburg,  1893,  Weiß- 
metall; Fr.  Ludw.  Jahn,  Weißmetall-Medaille,  1896;  Festzeichen  anläßlich  des  2.  Bundes-Turn- 
festes  in  Salzburg,  1896,  Weißmetall;  Bronzemedaille  auf  Kaiser  Franz  Josef  1.  von  Österreich, 
1898,  von  R.  Marnhall;  Messingmedaille  auf  Kaiser  Franz  Josef  I.  von  Österreich  anläßlich  des 
Jubiläums-Schießens  in  Wien  1898;  Festzeichen  des  XII.  Gauturnfestes  zu  Hetzendorf,  0.  J., 
Weißmetall.  —  Graz.  K.  K.  Major  F  r  i  e  d  r.  Hochenegg:  Glasscheibe  mit  Wappen  des 
Deutschordenskomtur  Wolfgang  von  Hoheneck.  —  Mannheim.  Reichstagsabgeordneter  Bas- 
sermann: Uniform  eines  badischen  Landgerichtspräsidenten,  Ende  des  19-  Jahrh.  —  Frau 
Geheimrat  Karl  Ladenburg:  Uniform  eines  Österreich-ungarischen  Konsuls,  Ende  des 
19-  Jahrh.  —  Nürnberg.  Landgerichtsrat  Gunzenhäuser:  Silbernes  jüdisches  Beschneide- 
messer,  Anfang  des  19.  Jahrh.  —  Frl.  Mathilde  Lanzenberge  r:  Ein  Paar  violette 
Lederpantoffel  mit  Goldpressung,  Nürnberger  Arbeit,  1841.  —Andreas  Obermeyer: 
Acht  verschiedene  Fundgegenstände  der  älteren  Bronzezeit  (Armringe,  Bügel,  Beschlag),  aus- 
gegraben in  Harpe  im  Kreis  Lüchow  (Hannover).  —  Wilhelm    Rehlen:    Strickzeughalter 


—     67     — 

aus  Silber,  Anfang  des  l8.  Jahrh.  —  Konsul  Karl  Schräg:  Bronzemedaille  auf  Joh.  Leonh. 
Schräg  anläßlich  des  lOOjährigen  Bestehens  der  Verlagsbuchhandlung  J.  L.  Schräg  in  Nürnberg 
im  Jahre  1910  von  Fr.  Zadow  und  L.  Chr.  Lauer.  —  Postmeister  Struck:  Eiserne  Öllampe 
von  der  Insel  Spiekeroog.  —  Verein  für  Münzkunde:  Silbermedaille  desselben  auf 
das  ssojährige  Bestehen  des  Handelsvorstandes  in  Nürnberg  und  auf  die  Einweihung  seines 
neuen  Hauses  im  Jahre  1910  von  L.  Chr.  Lauer  in  Nürnberg.  —  Pappenheim.  Frl.  A  n  t  o  n  i  e 
Craemer:     Gedrechselter  Sakristeistuhl  aus  der  Kirche  zu  Schaffhausen  bei  Harburg  im  Ries 


Abb.  11.    Maria  mit  dem  Kinde.     Lindenholz. 
Niederbayerisch.     Um  1515. 

Ende  des  18.  Jahrh.  —  Frl.  M  i  n  a  D  u  r  c  h  h  o  1  z  e  r:  Anhänger  in  Form  einer  in  Silber  ge- 
faßten Klaue,  18.  Jahrh.,  und  messingener  Wachsstockhalter  mit  Perlenstickerei,  19-  Jahrh.  — 
Prag.  K.  K.Oberleutnant  Sigmund  Reach:  Bronzene  Jubiläumserinnerungsmedaille  für 
die  bewaffnete  Macht,  österreichisch.  189S.  für  aktive  und  inaktive  Militärpersonen;  österr.  bron- 
zenes Jubiläumskreuz  für  aktive  Militärs  und  inaktive  Offiziere,  1908;  österr.  bronzene  Erinne- 
rungsmedaille (sog.  bosnische  Erinnerungsmedaille)  für  aktive  Militärs,  1908.  —  Viechtach.    Be- 

5* 


—    68     — 

zirksarzt  Dr.  Aldinger:  Krippendarstellung,  Wachsarbeit  mit  Seidenstickerei,  18.  Jahrh.  (im 
Tausch  f^egen  eine  Dublette  des  Kupferstichkabinetts);  ältere  Bandagen  und  Aderlaßgeräte.  — 
Wien.  Rudolf  Neuberge  r:  Bronzemedaille  auf  das  Kaiser  -  Huldigungsschießen  der 
Schützenvereine  Niederösterreichs  in  St.   Polten,   1910,  hergestellt  vom   Geschenkgeber. 

Ankäufe. 

Plastik,  Originale.  Apostelfigürchen  von  der  Bekrönung  eines  kirchlichen  Gerätes  (Mon- 
stranz?), vergoldeter  Bronzeguß,  um  1500,  gefunden  in  Reichelsdorf  bei  Nürnberg.  —  Ver- 
kündigung, zwei  Sandsteinfiguren  mit  Sockeln  vom  Hause  Winklerstraße  24  in  Nürnberg,  1504. 
—  Lindenholzstatuette  der  Maria  mit  dem  Kinde,  niederbayerisch,  um  1515,  aus  der  Richtung 
des  Hans  Leinberger  von  Landshut  (Abb.  11).  —  Türgriff  in  Gestalteines  weibhchen  Kopfes, 
Bronzearbeit,  um  1600. 

Gemälde.     Ölgemälde  einer  weiblichen   Halbfigur,  um  I830. 

Hausgeräte.  Schmuckkabinett,  reichgeätztes  Eisenkästchen  mit  vergoldeten  Bronze- 
beschlägen,   Ende  des   16.    Jahrhundert.     (Abb.    12  u.  Taf.    111).    —    Steinzeugkrug  mit   dem 


Abb.  12.    Schmuck-Kabinett.    Eisen,  mit  Bronzebeschlägen. 
Ende  des  16.  Jahrhunderts. 

Pappenheimer  Wappen,  1798.  —  Blumenvase  in  Gestalt  eines   Stiefels,   blaugemalte  Nurnoerger 
Fayence,  18.  Jahrh.  —  Kaffeeservice,  Bayreuther  Manufaktur,  gelb  mit  Silbermalerei,  18.  Jahrh. 

—  Bemalte   Holztruhe,  18.   Jahrh.  —  Eingelegte  Holztruhe  mit  Messingbeschlägen,   18.  Jahrh. 

—  Geschliffenes  Glas,  Anfang  des  19.  Jahrh.  —  Silberner  Strickzeughalter,  Anfang  des  19-  Jahrh. 

Tracht   und    Schmuck.     Grüner   Seidenrock   mit   Blumenstickerei   und   rote   Seidenjacke, 

2.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 

Technische   Instrumente.     Kupferner  Doppellöffel  eines  Zinngießers,   1771- 

Medaillen.     Silbermedaille  auf  Rudolf  August  von  Braunschweig  anläßlich  der  Eroberung 

von  Braunschweig,  1671.  —  Silbermedaille  auf  Karl  Philipp  von  Braunschweig  anläßlich  seines 


Anzeiger  des  Germanischen  Museums  1910. 


Tafel  III 


Schmuckkabinett.     Eisen,  mit  Bronzebeschlägen. 

Ende  16.  Jahrhundert. 


—    69    — 

Todes,  1690,  von  Karlsten.  —  Silbermedaille  auf  Elisabeth  Christine  von  Braunschweig  anläßlich 
ihrer  Abreise,  1707.  —  Silbermedaille  auf  August  Wilhelm  von  Braunschweig  anläßlich  des  Jubi- 
läums der  Confessio  Augustana  (1730).  —  Silberne  Schraubenmedaille  auf  die  Hinrichtung  von 
Joseph  Süß  Oppenheimer,  1738,  mit  19  illuminierten  Bildern.  —  Silbermedaille  auf  Georg  11. 
von  England,  Prämienmedaille  der  Universität  Göttingen  von  Mörikofer,  0.  J.  —  Silbermedaille 
auf  die  Ehe  von  P.  P.  Werner,  18.  Jahrh. 

D  e  p  0  s  i  t  a. 
Kunstsammlungen  der  Stadt  Nürnberg. 
Kilian  Koch,  Messingjeton,  1587.  Imhoff  II,  805,  8.  —  Nürnberger  Dukat,  1644,  Gold. 
Inihoff  I,  24,  22.  —  Silbermedaille  auf  Joh.  Michael  Dilherr,  1667.  Imhoff  II,  714,  20.  — 
Zinnerne  Schraubenmedaille  auf  die  Siege  der  Verbündeten  181 3  von  Th.  Stettner.  Mit  illu- 
minierten Schlachtendarstellungen.  —  Bronzemedaille  auf  die  Einweihung  des  Rathauses  zu 
Dresden  1910  von  O.  Doli. 

Verein   für  Münzkunde   in    Nürnberg. 

Zwei   Prägestempel  zur  Medaille  auf  das  350jährige  Bestehen  des   Handelsvorstandes  in 
Nürnberg  und  auf  die  Einweihung  seines  neuen  Hauses  im  Jahre  1910  von  L.  Chr.  Lauer. 


HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES  ZENTRALMUSEUM. 

Geschenke. 

Drosendorf  (Niederösterreich).  Franz  Kißling:  Galgenmännlein  (Alraunwurzel); 
Schlafdorn. 

Ankäufe. 

Bronzener  Mörser,  15-— 16.  Jahrb.,  aus  Spandau.  —  Sammelband  mit  pharmazeutischen 
Schriften  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  —  Benoit  Textor,  De  la  maniere  de  preseruer  de  la  Pe- 
stilence  et  den  guerir,  selon  les  bons  Autheurs,  Lyon,  1551-  —  Jan  Abraham  von  Gehema,  Der 
reformierte  Apotheker,  Bremen,  1688.  —  Georg  Ernst  Stahl,  Fundamenta  Chymiae,  Nürnberg 
bei  Wolfg.  Moriz  Endter,  1723.  —  Kupferplatte  mit  eingraviertem  Wappen  des  Apothekers 
Joh.   Georg  Leipold,  18.   Jahrh.  —  „Specification  derer  Bade-  und  Cur-Gäste,  welche  sich  im 

Jahre  1796.  des  Mineralischen  Gesundheitsbades  und  Brunnens  in Lauchstädt  bedienet 

haben".  —  Geschliffene  Flasche  mit  eingeschmolzenem  Glasgefäß,  Anfang  des  19.  Jahrh.  — 
Dr.  Ferdinand  Wurzer,  Die  Heilquelle  zu  Schwalheim.  Leipzig,  bei  Joh.  Ambros.  Barth,  1821. 
—  Döbereinersches  Feuerzeug,  zweiteiliges  Gefäß  zum  Entwickeln  von  Wasserstoffgas,  1.  Hälfte 
des  19-  Jahrh.  —  Dr.  H.  Roth,  Die  drei  Stahlquellen  zu  Schwalbach  nach  ihrer  Verschiedenheit 
und  Wirksamkeit.  Wiesbaden,  Verlag  von  Wilh.  Roth,  1856.  —  Fünf  Achatmörser  und  zwei 
Achatstößer,  19.  Jahrh.  —  Dr.  Herm.  Vierordt,  Medizinisches  aus  der  Geschichte.  Tübingen,  1910. 


DEUTSCHES  HANDELSMUSEUM. 

Geschenke. 

Höchst  a.  M.  Kaufmann  Alfred  Schmidt:  Je  ein  Fahrschein  der  Taunus-Eisen- 
bahn von  Höchst  nach  Soden  und  von  Frankfurt  nach  Soden.  —  Nürnberg.  Kommerzienrat 
Theodor  Beckh:  Drei  Konvolute  mit  Preiskurants,  Geschäftsempfehlungen,  Kurszetteln, 
Kursblättern,  Frachtbriefen  und  Fracht- Preiskuranten  aus  der  1.  Hälfte  und  der  Mitte  des 
19.  Jahrh.;  10  Blätter  auf  den  Handel  bezüglich  aus  der  1.  Hälfte  des  19-  Jahrh.  —  Dr.  W. 
H  a  d  e  1  i  c  h:  Hölzerner  Ellenstab  mit  verschiedenen  Maßen.  —  Weimar.  Dr.  P.  M  i  t  s  c  h  k  e: 
Sachsen- Weimarischer  Reisepaß,  1852. 


-     70 


KUPFERSTICHKABINETT. 

Unter  den  Neuerwerbungen  des  vergangenen  Vierteljahres  verdienen  vor  allem  einige 
Hand  Zeichnungen  Erwähnung.  Hier  wurde  diesmal  namentlich  dem  18.  und  19-  Jahr- 
hundert besondere  Aufmerksamkeit  zugewendet.  Es  gelang,  ein  reizvolles,  zart  und  sicher  ge- 
zeichnetes Blatt  von  Franz  Xaver  Habermann  (1721 — 1796)  in  unseren  Besitz  zu 
bringen.  Der  Künstler,  der  als  Zeichner,  Radierer  und  Bildhauer  in  Augsburg  sich  niederließ 
und  Lehrer  der  dortigen  Akademie  war,  gibt  in  der  vorliegenden  Tuschzeichnung  eine  reich  aus- 
gestattete Bühnendekoration  in  antikisierendem  Geschmack.  Lichtdurchflutete  Säulenhallen 
umgeben  einen  geräumigen  Hof.  In  der  vorderen  Halle  bewegen  sich  mit  pathetischen  Gesten 
mehrere  Schauspieler.  Ihre  Kostüme  haben  ein  gewisses  zeitgeschichthches  Interesse,  da  sie 
im  Sinne  der  Zeit  aus  antikisierenden  Elementen  und  Motiven  der  damahgen  Tracht  (Reifrock) 
wunderlich  gemischt  sind.  Der  Charakter  der  Architektur  ist  durchaus  der  einer  anmutig  schmük- 
kenden  Kulisse.  Mit  dem  Maßstabe  strenger,  das  Tektonische  prüfender  Kritik  darf  man  nicht 
an  sie  herantreten.  Der  Entwurf  trägt  hnks  unten  die  Bezeichnung:  „Habermann,  Statuarius 
Augtae  inv.  et  Del.  1759"  und  ist  die  Vorzeichnung  für  Blatt  3  der  vom  Künstler  gestochenen 
Folge  von  Theaterdekoration  (Jessen   Nr.   1751)- 

Eine  Kreidezeichnung  Wilhelm  von  Kaulbachs,  die  wir  erwarben,  trägt  leider 
kein  Datum.  Sie  gehört  aber  offenbar  einer  Zeit  an,  da  der  Meister  seinen  Stil  längst  gefunden 
hatte.  Das  beweisen  der  sichere  Wurf  des  Ganzen  und  die  feste  klare  Linienführung.  Wir  sehen 
Macbeth  auf  scheu  gewordenem  Roß  einhersprengen  und  die  Rechte  abwehrend  gegen  die  fünf 
auf  ihn  eindringenden  und  ihm  die    Königskrone  weisenden   Hexen  erheben. 

Künstlerisch  weit  gehaltvoller  aber  als  diese  von  Manierismus  nicht  freie  Schöpfung,  die 
man  jedenfalls  als  Vorarbeit  für  ein  größeres  Gemälde  anzusehen  hat,  ist  der  große  4,45  ni  hohe 
und  2,20  m  breite  Karton  von  JohannFriedrich  Overbeck.  Er  stellt  die  Himmel- 
fahrt der  Jungfrau  Mari  a  dar  (Abb.  13).  Aus  dem  Grab,  um  das  die  Apostel  anbetend  knieen, 
schwebt  die  Jungfrau,  von  acht  singenden,  blumenstreuenden  und  Weihrauchfässer  schwingen- 
den Engeln  umgeben,  zum  Himmel  empor.  Über  ihrem  Haupte  erscheinen  zwei  eine  Krone 
haltende  Engel.  Unter  ihr  knieen  und  stehen  auf  Wolken  Adam  und  Eva,  David,  die  Harfe 
schlagend,  Christus,  Johannes  und  verschiedene  weibliche  und  männliche  Heilige,  die  ihr,  in 
Andacht  versunken,  nachbhcken.  In  der  lieblichen  Landschaft,  die  sich  tief  zu  Füßen  der  Ge- 
stalten hinzieht,  sieht  man  Jerusalem  in  der  Ferne  und  im  Vordergrund  links  die  Porträts  zweier 
Geistlicher,  vielleicht  zweier  Auftraggeber  des  Bildes.  Wahrscheinlich  haben  wir  es  hier  mit 
dem  Karton  zu  dem  Gemälde  zu  tun,  das  im  Jahre  1829  der  Kunstverein  in  Düsseldorf  und  das 
Domkapitel  in  Köln  bei  dem  Künstler  bestellten.  Er  vollendete  die  Zeichnung  1847,  das  Bild 
im  Jahre  1854.  Es  wurde  in  der  Marienkapelle  des  Kölner  Domes  aufgestellt.  Der  Karton  ist 
ein  bezeichnendes  Beispiel  nazarenischer  Kunst,  die  an  Tiefe  und  Innigkeit  religiösen  Empfindens 
mit  der  Kunst  der  alten  Deutschen  und  Italiener  zu  wetteifern  suchte.  —  Das  eingehende  Stu- 
dium italienischer  Meister  (Albertinelli)  bezeugt  namentlich  der  zweite  Overbecksche  Karton, 
den  wir  ankauften  und  der  die  Heimsuchung  schildert.  Er  ist  vermutlich  für  das  Ge- 
mälde gleichen  Inhalts  gearbeitet,  das  Msgr.  Arnaldi,  Erzbischof  von  Spoleto,  für  die  Kirche 
Sa.  Maria  Au.xilium  Christianorum  bei  Spoleto  bestellte.  Overbeck  begann  es  im  Juli  1866.  Bei 
seinem  Tode  im  Jahre  1869  war  es  noch  nicht  ganz  vollendet.  Er  hatte  aber  vorher  (1867/68) 
dieselbe  Komposition  für  ein  kleineres  Ölbild  verwendet,  das  in  Lübecker  Privatbesitz  überging. 
Schließlich  möchten  wir  noch  auf  die  interessante  große,  in  Kupferstich  ausgeführte  A  n- 
sicht  von  Würzburg  hinweisen,  mit  der  wir  unsere  Abteilung  der  Stadtpläne  und  Pro- 
spekte vervollständigten.  Sie  wurde  nach  einer  Zeichnung  von  Neumann  im  Jahre  1723  von 
Johann  Salver,  einem  Künstler,  der  sich  vor  allem  durch  eine  große  Anzahl  von  um  1695 — 1724 
geschaffenen  Kupferstichbildnissen  einen  Namen  machte,  gestochen.  Die  aus  der  Vogelperspek- 
tive gegebene  Ansicht  ist  mit  vieler  Liebe  und  Genauigkeit  gearbeitet  und  deshalb  geschichtlich 
wie  auch  kunsthistorisch  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung.  Dadurch,  daß  der  Stich 
die  Doktorthesen  des  Franz  Wilhelm  Freiherrn  von  Reitzenstein  enthält,  wird  der  kulturgeschicht- 
liche Wert  des  stattlichen  Blattes  noch  erhöht. 


Abb.  13.     Die  Himmelfahrt  Mariae.    Karton  von  J.  F.  Overbeck. 


—     72     — 

Geschenke. 
Amsterdam.    Dr.  C.  E.  Daniels:    Der  Beruf  des  Arztes  und  seine  Behandlung  in  den 
verschiedenen   Stadien  der   Krankheit,  nämlich   als   Gott,  als   Engel,  als  gewöhnlicher  Mensch 
und  als  Teufel,    a)  4  Blatt  Reproduktionen    nach  Stichen   von  einem  Schüler    des  Goltzius. 

b)  4  Blatt  Reproduktionen  nach  Stichen  von  Johannes  Gelle,  1609.  c)  4  Blatt  Reproduktionen 
nach  Gemälden  von  einem  unbekannten  holländischen  Meister  vom  Jahre  1620.  —  Berlin.  Dr.  R 
BernouUi:  3  Reproduktionen  von  Stichen  aus:  „Ein  Kunstbüchlin  ...  gestochen  vnd  vs 
gangen  ...  durch  Jacob  Hagenbach  vnd  Daniel  Buchwalt."  1558.  —  Bonn.  Hermann  A 
Peters,  Kunstverleger:  1.  Der  alte  Kreuzgang  des  Bonner  Münsters.  15  Blatt  Handpressen 
Kupferdrucke  in  Form  von  Ansichtskarten.  2.  Die  alte  St.  Kilianskirche  in  Heilbronn  am  Neckar 
21  Blatt  Handpressen- Kupferdrucke  in  Form  von  Ansichtskarten.  3.  12  Ansichtskarten  von 
Nürnberger  Häusern,  Höfen,  Brunnen  und  Kunstwerken.  Handpressen- Kupferdrucke.  —  Frank- 
furt a.  M.  Emil  Padjera:  Die  Eschersheimerpforte  in  Frankfurt  a.  M.  im  Jahre  1450. 
Nach  dem  Modell  von  dem  Geschenkgeber.  2  Blatt  Lichtdrucke:  a)  Stadtseite,  b)  Feldseite. 
—  Fürth.  Dr.  med.  Wiener:  Inneres  einer  Sennhütte.  Lithographie.  1830 — 40.  —  Graz. 
K.  K.  Major  a.  D.  Friedrich  Hochenegg:  1.  London.  Grundplan.  Kupferstich.  1761. 
2.  Prag.  „Ganz  neu  aufgenommener  und  einzig  richtiger  Plan  der  Hauptstadt  Prag  in  Böhmen". 
Verlegt  bei  Friedrich  Haas,  Buchhändler  in  Wien,  Prag  und  Karlsbad.  Kupferstich.  1.  H.  19- 
Jahrh.  3-  Karte  des  Königreichs  Polen  und  des  Großherzogtums  Lithauen.  Kolorierter  Kupfer- 
stich. Verlegt  und  gestochen  von  Tobias  Konrad  Lotter,  Augsburg,  1759-  4.  Karte  von  Mittel- 
amerika und  Westindien.  Kupferstich.  Um  176O.  5-  „Schwimmende  Batterie  auf  Flößen 
erbaut,  mit  welchen  die  Franzosen  eine  Landung  in  England  versuchen  wollen."  Kolorierter 
Kupferstich  von  J.  Miller  in  Hanau  mit  ausführlicher  Beschreibung  in  Typentext  darunter.  Unten: 
„Verfertigt  vom  Bürger  Leblanc,  französischen  Ingenieur".  18.  Jahrh.  6.  „Mr.  Mylne's  Design 
of  a  New  Bridge  to  be  built  from  Black  Fryers  to  the  opposite  Shore".  Kupferstich.  176O. 
7.  Neue  Brücke  über  die  Themse  bei  Hamptoncourt.  Kupferstich.  Um  176O.  8.  „Staats- 
und Gelehrte  Zeitung  des  Hamburgischen  unpartheyischen  Correspondenten"  vom  29.  Januar 
1793-  9-  „Franckfurter  Staats- Ristretto"  vom  1.  Februar  1793-  10.  „Freiburger  Zeitung"  vom 
30.  Januar  1793  und  vom  26.  März  1794.  11.  Hochaltar  in  der  Pfarrkirche  zu  Käfermarkt. 
Photographie.  —  Groß- Lichterfelde.  Dr.  jur.  et  phil.  Stephan  Kekule  von  Strado- 
n  i  t  z:  Menukarte  der  Gesellschaft  der  Bibliophilen  für  Sonntag  den  4.  Dezember  1910.  —  Karls- 
ruhe. Karl  Kellner,  fa.  J.  Veiten:  a)  12  farbige  Ansichtskarten  von  Berlin.  Kunst- 
verlag J.  Veiten,  Karlsruhe,  b)  25  farbige  Ansichtskarten  von  Venedig,  Verona  und  vom  Lago 
di   Garda.     Nach  Originalzeichnungen  von  Manuel   Wielandt.     J.   Veiten,   editore,    Karlsruhe 

c)  La  cöte  d'Azur,  25  farbige  Ansichtskarten  nach  Originalzeichnungen  von  Manuel  Wielandt 
J.  Veiten,  editeur,  Karlsruhe,    d)  Farbenskala  von  45  Blatt,  die  Entstehung  zweier  Ansichts 
karten  auf  lithographischem   Wege  zeigend.  —  Heinrich    Krausmann:    ExUbris  des 
selben  in  2  Exemplaren.     Entwurf  von  P.  F.  Scheel,  Rostock,  1909.  —  Verein    für   Ori 
ginalradierung:    Jahresmappe  XVII  (1910),  enthaltend:  I.  Originalradierungen:  1.  Bau 
mann:  „Feierabend".    2.  Haueisen:  „Pferdestudie".    3.  Meid:  „Vor  dem  Spiegel".    4.  v.  Raven 
stein:  „Unibrische  Landschaft".     5.  Schinnerer:  „Große  Treppe".    6.  Süs:  „Meerfahrt".  7-  Thoma 
„Sonntagmorgen".    8.  v.  Volkmann:  „Althessischer  Schäferkarren".     II.  Holzschnitte:  1.  Dahlen 
„Tänzerin".    2.  Haueisen:  „Beim  Lesen".    3-  Schroedter:  „In  der  Tenne".  —  Landskron.     Nor 
bert    Rieß:    Die  ehemaHge  Tracht  von  Bauer  und  Bäuerin  aus  der  Umgebung  von  Lands 
krön.    2   Blatt  kolorierte  Photographieen  nach   Bildern  des   Geschenkgebers.  —  Lintorf  (Han 
nover).     Ferd.    Alpers,    Apotheker:  Ansichtskarten  mit  älteren  und  neueren  Ansichten  aus 
Osnabrück  sowie  von  der  alten  Stadt- Hannoverschen  Apotheke  im  vaterländischen  Museum  der 
Stadt  Hannover  und  von  einer  westfälischen  Bauernstube.  —  München.     Reichsarchivassessor 
Dr.  Mi  1 1  e  r  wi  e  s  e  r:    1.  ExUbris  desselben.""  Gez.  von   B.   Wenig-München.    1903.    2.  Ex- 
libris  Pfarrbibliothek  Prutting.    Gez.   von   B.    Wenig-München.    —   Nürnberg.      Fräulein    B  e- 
lian:    Bildnis  des  Benjamin   Rausch  (1734—1794).     Halbfigur  im  Oval  in  einer  Ornament- 
kartusche.    Gouachemalerei.     2.    H.    18.   Jahrh.  —  Hofrat  Dr.  Emmerich:    Bildnisse   des 
Joseph   Leopold  Auenbrugger  (1722— 1809),  Jean   Louis   Baudelocque  (1746—1810),   Hermann 
Boerhaave  (1668—1738),  John  Brown  (1735—1788),  William  Cullen  (1712-1790),  Joseph  De- 


—     73     — 

sault  (1744—1795),  Claudius  Giilenus  (130— 201),  Albrecht  von  Haller  (1708—1777),  William 
Harvey  (1578—1657),  Hippokrates  (450—370),  Friedrich  Hoffmann  (1660—1742),  John  Hunter 
(1728—1793),   Edward  Jenner  (1749—1823),  Marcello  Malpighi  (1628— 1694),   Paracelsus   (1493 

—  1541).   Ambroise  Par6  (1517—1590),  Benjamin  Rusch  (1745—1813),  Thomas  Sydenham  (1624 

—  1689),  Georg  Ernst  Stahl  (1660—1734),  Gerard  von  Swieten  (1700— 1772)  und  Andreas  Ve- 
salius  (1515 — 1564).  In  gepreßter  Arbeit  nach  älteren  Vorlagen  auf  Anpreisungen  der  Tropon- 
werke-Mühlheim  a/Rhein.  —  Photographische  Kunstanstalt  Christoph  Müller:  Kirche 
und  Friedhofbefestigung  zu  Effelstrich.  3  Blatt  Photographieen.  —  Kgl.  Bezirksarzt  Fried- 
rich Voltz:  Ruhende  Schafe.  Bleistiftstudie  des  Tiermalers  Friedrich  Voltz  (1817— 1886). 
Bezeichnet  „F.  V./54".  —  Josef  Wagner.  Kunstschüler:  Programme  und  Tanzkarten  zu 
Festlichkeiten  des  Kunstgewerbeschülervereins-Nürnberg  aus  den  Jahren  1909/1910.  5  Stück.  — 
Julius  Wildner,  Kunstschüler:  Spottblatt  auf  die  Schneider.  Darstellung  in  kolorierter 
Lithographie  mit  dreispaltigem  Gedicht  darunter.  Druck  und  Verlag  von  C.  Burckhardt's  Nachf. 
in  Weißenburg  (Elsaß).     Mitte  19- Jahrh.  —  Pappenheim.     Fräulein  Minna  Durchholze  r: 

1.  Kornepherisches  Wappen.  Miniaturmalerei  auf  Pergament.  18.  Jahrh.  2.  Bildnis  des  Theo- 
logen Daniel  Rücker.  Anonymes  Schabkunstblatt.  17.  Jahrh.  —  Stuttgart.  Heinrich 
Senfft,    stud.  arch.:    1.  Exlibris  des  Geschenkgebers.     Holzschnitt  nach  eigener  Zeichnung. 

2.  Exlibris  Liesel  Klein.  Glicht  nach  Zeichnung  des  Geschenkgebers.  —  Wien.  S.  K  e  n  d  e, 
Kunstantiquariat:  Joseph  Kriehuber,  Bildnis  des  Bernhard  Freiherrn  von  Eckeies  (1753 — 1839) 
nach  Amerling.  Kniestück.  Sitzend,  mit  Brief  in  der  Linken.  —  Ing.  Chem.  Dr.  Friedrich 
Neurath:    Exlibris  Dr.  Fritz  und  Olga  Neurath.    Zeichnung  von  J.  von  Divöky-Wien.  191O. 

2  Exemplare.  —  Zakopane  (Galizien).  Adam  Prager:  Exlibris  desselben.  Entwurf  von 
Uzieblo,   Krakau. 

Ankäufe. 
Handzeichnungen.  Franz  Xaver  Habermann:  Theaterdekoration  mit  reicher 
Innen-  und  Außenarchitektur  in  antikem  Geschmack.  Mit  4  Schauspielern.  Tuschzeichnung. 
17  cm  hoch,  28,4  cm  breit.  Bez.  links  unten:  „Habermann.  Statuarius  Augtae,  inv.  et  Del. 
1759".  —  Wilhelm  von  Kaulbach:  Macbeth  und  die  Hexen.  Großer,  mit  Kreide  auf 
Karton  gezeichneter,  für  ein  Wandgemälde  bestimmter  Entwurf.  90  cm  breit,  50  cm  hoch.  — 
Johann  Friedrich  Overbeck:  Die  Himmelfahrt  der  Jungfrau  Maria.  Sie  hält 
Blick  und  Hände  nach  oben  gerichtet  und  wird  durch  acht  lobsingende  Engel,  welche  die  acht 
Seligkeiten  repräsentieren  und  von  denen  die  zwei  unteren  Blumen  streuen,  emporgetragen.  Über 
ihrem  Haupte  die  Halbfiguren  zweier  Engel,  welche  eine  Krone  halten.  Diese  Darstellung  nimmt 
fast  die  obere  Hälfte  des  Kartons  ein.  Darunter,  von  Wolken  umgeben,  Adam  und  Eva,  Jakob, 
Christus,  verschiedene  weibliche  Heilige,  David,  Johannes  und  einige  andere  Jünger.  Alle  blicken 
mit  inbrünstiger  Verehrung  nach  oben.  Unten  eine  Landschaft.  Links  in  dieser  die  Stadt  Jeru- 
salem. Im  Vordergrund  das  geöffnete  Grab  Marias,  vor  dem  in  Verzückung  die  Apostel  knieen. 
Ausgeführte  Stiftzeichnung  von  bildmäßiger  Wirkung.  Auf  Leinwand  aufgezogen.  Vollendet 
im  Frühjahr  1847.  4,45  m  hoch,  2,20  m  breit  2.  Besuch  Marias  bei  ihrer  Mutter.  Sie  stehen 
unter   einer   Säulenhalle.     Links   Joseph,  rechts   Joachim.     In    Konturen   ausgeführter  Karton. 

3  m  hoch,  1,72  m  breit.  Die  Zeichnung  ist  scheinbar  ohne  jede  Korrektur,  sozusagen  in  einem 
Zuge  fertiggestellt  worden. 

Kupferstiche  und  Radierungen.  Jahresmappe  1910  der  Gesellschaft  für 
vervielfältigende  Kunst:  1.  Otto  Richard  Bessert,  Landschaft.  Originalradierung. 
2.  Ludwig  Heinrich'Jungnickel,  Hirschkühe.  Farbiger  Originalholzschnitt.  3-  Märten  van  der 
Loo.  Brücke  über  die  Nethe  in  Liewe.  Farbige  Originalradierung.  4.  Rudolf  Jettmar,  Be- 
freiung des  Prometheus.  Originalradierung.  (Prämie  der  Gesellschaft  für'vervielfältigende  Kunst, 
1910). 

Lithographien.  Paul  Konewka:  Blätter  zu  Goethes  Faust.  Beriin,  Amsler  &  Rut- 
hardt.  Lith.  von  R.  Falk,  Berlin.  Silhouettendruck  von  Gebrüder  Fickert,  Beriin.  Titelblatt 
und  12  Blatt.  1866.  —  Paul  Konewka:  Illustration  zu  einem  niederdeutschen  Spruch. 
Silhouettendarstellung.  1862—63.  —  Unbekannter  Meister:  Mozart  in  Wien,  seinen 
Gönnern  und  Freunden  zum  ersten  Mal  seine  Oper  Don  Juan  vortragend.  Große  Lithographie 
in  Kreidemanier.     Druck  von  A.  Hölzer  in  Beriin.     Verlag  von  Moser  &  Scherl  in  Berlin. 


—    74    — 

Holzschnitte.  Ludwig  Richter:  „Fürs  Haus".  Frühling,  Sommer,  Herbst  und 
Winter.  Vier  Teile  mit  60  Tafeln.  Dresden,  Verlag  von  J.  Heinrich  Richter.  Datiert:  Dresden 
im  Oktober  1858.  In  Holz  geschnitten  von  A.  Gaber,  K.  Oertel,  G.  Jördens,  Gocht  und  A. 
Kretzschmar. 

Historische  Blätter.  1.  Die  ,, Abbildung  des  Comet- Sternen/welcher  sich  in  dem  Monat 
December  1680  hat  sehen  lassen".  Kupferstichdarstellung  mit  zwölfstrophigem  Gedicht  in 
Typendruck.  Straßburg,  zu  finden  bei  Friedrich  Wilhelm  Schmucken,  Kunst-  und  Buchhändlern. 
—  „Das  älteste  reine  Altertum  der  Evangelisch- Lutherischen  Kirche".  Allegorie  auf  die 
Wiederkehr  des  Gedenktages  der  Reformation  im  Jahre  1717  mit 
zahlreichen  kleinen  Darstellungen  von  Ereignissen,  auf  Luther  und  seine  Lehre  bezüglich.  Joh. 
Aug.  Corvinus  sculps.  et  excudit  Aug.  Vindel.  Kupferstich.  —  „Die  Fehler  der  Men- 
schen nebst  deren  Verbesserung  in  säubern  Kupfern  und  moraUschen  Versen 
vorgestellet".  Nürnberg,  zu  finden  in  Georg  Peter  Monaths  Buchladen,  1751.  Titelblatt,  Ver- 
zeichnis der   Kupfer  und  37    Kupferstichdarstellungen. 

Stadtpläne  und  Prospekte.  Würzburg.  Gesamtansicht  aus  der  Vogelperspektive  in 
reicher  architektonischer  Umrahmung  und  mit  vielerlei  allegorischem  Beiwerk.  Vor  den  seit- 
lichen Säulen  und  an  deren  Sockeln  kleinere  Darstellungen  von  Bauwerken  der  Stadt.  Neumann 
del.  Johann  Salver  sc.  Würzburg,  1723.  Mit  den  philosophischen  Doktorthesen  des  Franz  Wil- 
helm Freiherrn  von  Reitzenstein,  gewidmet  dem  Würzburger  Bischof  Johann  Philipp  Franz. 
1,13  m  hoch,  1,43  m  breit. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Kupferplatte  zu  einem  Exlibris. 
Wappen:   Steigender  Löwe  mit  Schlange  und  Ähre.     Ende   16.   Jahrh. 

Pharmazeutisches  Zentralmuseum.  Christus  als  Arzt  mit  dem  Uringlas.  2  Blatt 
Photographieen  nach  Holzschnitten  des  15.  Jahrhunderts.  —  Der  Arzt  als  Gott,  als 
Engel,  als  gewöhnlicher  Mensch  und  als  Teufel.  Vier  Blatt  Photographieen 
nach  Kupferstichen  von  Jan  van  Vianen.  —  Desgleichen  nach  Gemälden  von  Jan  Hore- 
mans  vom  Jahre  1752.  —  G.  Engelbach:  1.  Bildnis  des  Dr.  Koch.  Brustbild  in  Kreide- 
manier. Verlag  von  Aug.  Hirschwald  in  Berlin.  2.  B.  von  Langenbeck.  Brustbild  in  Kreide- 
manier.    Verlag  von  Aug.   Hirschwald  in  Berlin. 


ARCHIV. 

(1.  Oktober  bis  31.  Dezember  1910.) 
Depositum. 
Geheimrat  Prof.  Dr.   Friedrich    von    Bezold  in  Bonn:    Wappenbrief  für  Johann 
Bezold  in  Rothenburg  o.  T.    1591.    Sept.  27.    Orig.  Perg.  —  Kgl.  bayer.  Adelsdiplom  für  Daniel 
Gustav  von  Bezold.     1843.     März  9.     Orig.  Perg.-LibelL 

Geschenke. 
Pappenheim.  M  i  n  a  D  u  r  c  h  h  0  1  z  e  r:  Ein  Faszikel  Akten,  Stammbäume,  Wappen- 
zeichnungen etc.,  zumeist  die  Familie  Brebitz  (Brebisius,  Brebitzky)  betr.  17.— 19.  Jahrh.  — 
Nürnberg.  Eugen  Mayr,  Privatier:  Schreiben  des  Schultheißen  zu  Diebach  an  das  Ober- 
amt Schillingsfürst,  Beteiligung  der  Rothenburgischen  jungen  Burschen  an  der  Herausspielung 
des   Kirchweihplans  zu  Diebach  betr.     1805.     Aug.  22.     Orig.  Pap. 

Ankäufe. 
Urkunde  des  Bischofs  Bernhard  von  Paderborn  für  den  Geistlichen  in  Herstelle,  Gotts- 
dienst in  der  Kapelle  zu  Schmeddersen  betr.  1324.  April  17.  Orig.  Perg.  —  Verzichtbrief 
des  Heinrich  Gerlein  von  Harthausen  über  einen  Zehnten  an  den  Probst  von  Straubing  vor  dem 
Domkapitel  zu  Regensburg.  1370.  Juli  7-  Orig.  Perg.  —  Kaufbrief  des  Konrad  Remder  zu 
Nabburg  über  einen  Hof  zu  Frauenberg  für  Elsbeth  Reinlin,  Bürgerin  zu  Nabburg  und  Friedrich 
Sauerzapf,  Bürger  zu  Nabburg,  und  dessen  Tochter  Agnes.  1383.  Jan.  21.  Orig.-Perg.  —  Kaufbrief 


—    75    — 

des  Linhard  Sauerzapf,  Bürger  zu  Nabburg,  für  Jörg  Bappenbergzu  Trichenricht  über  zwei  Höfe 
zu  Frauenberg  bei  Nabburg.  1454.  Juli  12.  Orig.  Perg.  —  Notariatsinstrument  über  den 
Verzicht  des  Vitus  von  Rechenberg  auf  die  Caplanstelle  bei  St.  Nicolaus  in  Eichstätt  und  des 
Erkinger  von  Rechenberg  auf  die  Caplanstelle  zu  Ostham,  den  Tausch  beider  Stellen  und  die 
Installation  des  Erkinger  v.  R.  bei  St.  Nicolaus  in  Eichstätt.  1487-  Dez.  12.  Orig.  Perg.  — 
Beglaubigungsschreiben  des  Königs  Ferdinand  I.  für  Johann  von  der  Vells,  Commendator  des 
Ordens  der  Trierischen  Provinz,  und  Philipp  von  Humberg,  Bürgermeister  zu  Trier  an  das  Ca- 
pitel  des  Erzstifts  Trier.  1540.  Aug.  1.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Kaisers  Ferdinand  I. 
an  den  Theologen  Georg  Cassander,  die  Augsburger  Confession  betr.     1564.     Juli  15-  Orig.  Pap. 

—  Kaufbrief  des  Leonhard  Schnepff,  Bürgers  und  des  Rats  zu  Sulzbach,  und  seiner  Hausfrau 
■  Brigitta  für  Wolfgang  Pappenberger,  Bürger  und  des  Rats  zu  Nabburg,  über  ihren  Anteil    an 

Gütern  zu  Fraunberg.  1571.  Nov.  18.  Orig.  Perg.  —  Lehensbrief  der  Äbtissin  des  kaiserl. 
freien  weltl.  Stifts  Quedlinburg,  Dorothea  geb.  Herzogin  von  Sachsen,  für  den  Bürgermeister' 
Heinrich  Grashoeff  und  seine  Anverwandten.  1611.  Mai  17.  Orig.  Perg.  —  Schreiben  des 
Christoph  von  Kannenberg  an  die  kurfürst.  sächsischen  Kanzler  und  Räte,  Verproviantierung 
seiner  Reiter  betr.  O.  D.  Orig.  Pap.  —  Verzeichnis  der  Ausgaben  des  Hans  Schestach  für  die 
Reiter  des  K.  W.  von  Griesheim.  1619.  Okt.  23.  bis  Nov.  20.  —  Zwei  Schreiben  des  Claes 
Hern.  1627.  Juni  23.  und  1629.  Okt.  5-  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Johann  Bauer  an  mehrere 
Fürsten.  Erlegung  einer  Kriegskontribution  betr.  1632.  Febr.  10.  Rössin.  Orig.  Pap.  — 
Schreiben  des  kgl.  schwedischen  Rats  und  Residenten  in  Thüringen  zu  Erfurt  an  die  Land- 
stände, Stellung  von  Pferden  und  Knechten  betr.  1632.  Juni  26.  Erfurt.  Orig.  Pap.  — 
Schreiben  des  kgl.  schwedischen  Rates  und  Residenten  in  Thüringen  zu  Erfurt  an  eine  Stadt, 
Erlegung  einer  Kriegskontribution  betr.  1632.  Aug.  19-  Erfurt.  Orig.  Pap.  —  Quittung  des  Leut- 
nants W.  A.  Riedel  für  die  Stadt  Stendal  über  Sold  für  einen  Monat  an  die  aufgebrachten  Sol- 
daten. 1633.  Dez.  25.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Johann  Chr.  Baner  an  einen  Fürsten, 
Einquartierung  von  zwei  Compagnieen  Soldaten  in  Anhalt  (Zerbst  u.  Bernburg)  betr.  1634. 
Jan.  29.  Magdeburg.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Obersten  J.  Boy  an  den  Fürsten  von  Anhalt, 
Verpflegung  seiner  Truppen  in  Anhalt  betr.  1634.  Dez.  21.  Cöthen.  Orig.  Pap.  —  Schreiben 
des  J.  Mietzlaff  an  den  Fürsten  von  Anhalt,  Erlegung  einer  Kriegskontribution  betr.  1635- 
Okt.  25.  Barby.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Samuel  Klimkowsky  an  Canzler  und  Räte  zu 
Zerbst,  Verpflegung  der  Truppen  betr.  1635.  Dez.  5-  Bork.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des 
Sigmund  von  Wolfersdorff  an  den  Fürsten  August  von  Anhalt,  Schafraub  durch  die  ihm  unter- 
stellten Soldaten  zu  Staßfurt  betr.  1636.  April  14.  Egeln.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  W. 
von  Bimedin  an  den  Fürsten  Ludwig  von  Anhalt,  Verhandlungen  des  Stadtkommandanten  von 
Magdeburg  mit  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  betr.  1636.  Juli  1.  Bernburg.  Orig.  Pap.  — 
Bericht  aus  dem  Feldlager  bei  Wittenberg.  1637-  Mai  31-  Orig.  Pap.  —  Rückbeorderungs- 
schreiben  für  die  zu  Cöthen  einquartierten  Soldaten  zum  Regiment  im  Feldlager  bei  Pretzsch. 
1637-  Juni  16.  Feldlager  bei  Pretzsch.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Oberkriegskommissars 
der  kaiserl.  Graf  Hatzfeldtschen  Armee,  J.  L.  Fueß,  Bedrohung  der  Stadt  Nordhausen  durch 
den  Obersten  J.  von  Sporck  und  dessen  Rittmeister  Lorenz  Schaden  betr.  163 7-  Aug.  16.  Mül- 
hausen.  Orig.  Pap.  —  Interimserteilung  für  einen  Abgesandten  des  Amtmanns  von  Nünburgk 
durch  den  Regimentssekretär  des  Commandanten  der  Festung  Magdeburg,  Aug.  Ad.  von  Traus- 
dorf.  1638.  Aug.  21.  Magdeburg.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Fran^ois  Borne  an  Bürger- 
meister und  Rat  einer  Stadt,  Einquartierung  betr.  1639-  Febr.  3.  Urbach.  Orig.  Pap.  — 
Zwei  Schreiben  des  H.  Chr.  von  Griesheim  an  eine  Stadt,  Erlegung  einer  Kriegskontribution 
durch  den  Amtsverwalter  auf  Lohra  betr.   1639-  April  13-  1639-  April  19-  Gleichenstein.  Orig.- Pap. 

—  Schreiben  des  Generalfeldmarschalls  de  Geleen  an  die  ausschreibenden  Fürsten  in  Franken,  Unter- 
haltung der  im  fränkischen  Kreise  hegenden  Truppen  und  Erhebung  einer  Sommerkontribution 
betr.  1639.  Aug.  23.  Keilberg.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  kgl.  schwedischen  Oberstleutnants 
und  Commandanten  zu  Mansfeld  Carel  Wissien,  an  den  Fürsten  von  Anhalt,  Contribution 
aus  dem  Amte  Warmsdorf  betr.  O.  D.  [1641].  Mansfeld.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  aus  dem 
kgl.  schwedischen  Hauptquartier  (gez.  A.  v.  Pfaill)  an  den  Fürsten  August  von  Anhalt,  Brand- 
schatzung seiner  Untertanen  betr.  1641.  Jan.  6.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Generalfeld- 
marschalls de  Geleen  an  Bürgermeister  und  Rat  der  Stadt  Friedberg,  Schreiben  derselben  betr. 


—    76    — 

1641.  Jan.  28.  Feuchtwangen.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Herzogs  Albrecht  von  Sachsen 
an  eine  Stadt,  Diebstahl  von  Rindvieh  im  Amt  Creuzberg  betr.  1641.  Juni  22.  Eisenach. 
Orig.  Pap.  —  Zwei  Schreiben  des  Sigismund  Heusner  von  Wandersieben  zu  Oschersleben,  Ver- 
pflegung der  Truppen  im  Fürstentum  Anhalt  betr.  1641.  Juli  20.  i641.  Juli  24.  Oschers- 
leben. Orig.  Pap.  —  Fünf  Schreiben  des  kgl.  schwedischen  Oberstleutnants  und  Commandanten 
zu  Mansfeld,  Carel  Wissien,  Kriegskontribution  im  Fürstentum  Anhalt  betr.  l64l.  Okt.  6.  1641. 
Okt.  23.  1641.  Okt.  25.  1641.  Nov.  30.  1642.  Febr.  19.  Mansfeld.  Orig.  Pap.  —  Schreiben 
des  Obersten  von  Rochow  an  den  Fürsten  von  Anhalt,  Verpflegung  seiner  Truppen  betr.  l64l. 
Nov.  11.  Zerbst.  Orig.  Pap.  —  Drei  Schreiben  des  Sigismund  Heusner  von  Wandersieben, 
Einquartierung  und  Verpflegung  der  Truppen  im  Fürstentum  Anhalt  betr.  1642.  April  26. 
Zeitz.  1642.  Mai  8.  Zeitz.  1644.  Jan.  3.  Magdeburg.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Fürsten 
Christian  von  Anhalt  an  einen  Fürsten,  Drangsalierung  der  Stadt  Bernburg  durch  Einquartierung 
und  Durchmärsche  betr.  1643.  Dez.  4.  Bernburg.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Christoph 
von  Kannenberg  an  die  Stadt  Nordhausen,  das  Testament  des  Tobias  von  Seltz  auf  Ascheroda  betr. 
1644.  Jan.  11.  Zangerhausen.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Obersten  H.  H.  von  Ende  an  Dr. . . . 
zu  Nordhausen,  Verpflegung  seiner  Truppen  betr.  1644.  Mai  4.  Halberstadt.  Orig.  Pap.  — 
Schreiben  des  [Obersten]  Ph.  Herlinus  an  den  Fürsten  August  von  Anhalt,  Erlegung  einer  Kriegs- 
kontribution betr.  1644.  Aug.  22.  Leipzig.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Sigismund  Heusner 
von  Wandersieben  an  den  Fürsten  von  Anhalt,  Verpflegung  der  kaiserl.  Hauptarmee  betr.  1644. 
Sept.  13.  Magdeburg.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Emanuel  Veit  von  Jordan  an  den  Fürsten 
August  von  Anhalt,  Standort  und  Marschrichtung  der  hessischen  Truppen,  Standort  der  Truppen 
der  Heerführer  Callas,  Torstenson  und  Königsmark  betr.  1644.  Nov.  20.  Aschersleben.  Orig. 
Pap.  —  Schreiben  des  Caspar  Ermeß  zu  Erfurt  an  eine  Stadt,  Festnahme  des  schwedischen 
Leutnants  Thost  betr.  1645-  Febr.  7-  Erfurt.  Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  J.  L.  Fueß  an 
den  Fürsten  August  von  Anhalt,  Erlegung  einer  Kriegskontribution  betr.  1646.  März  11.  Magde- 
burg. Orig.  Pap.  —  Paß  für  zwei  Trompeter  auf  die  Rückreise  nach  Württemberg,  ausgestellt 
durch  den  Generalfeldmarschall  de  Geleen.  l646.  Aug.  8.  Hauptquartier  Burggraf enrode. 
Orig.  Pap.  —  Schreiben  des  Obersten  und  Generalquartiermeisters  C.  Fr.  Reich  an  die  Ober- 
Viertelcommissarien,  Verpflegung  seiner  Truppen  betr.  1646.  Aug.  21.  Orig.  Pap.  —  Schreiben 
des  J.  M.  Sultzbach  an  einen  Fürsten,  die  Vorgänge  in  Schweden,  in  der  Nordsee  und  in  Polen 
betr.  1648.  Juni  24.  Hamburg.  Orig.  Pap.  —  Dankschreiben  des  Offiziers  Ernst  von  Stolzen- 
berg  an  den  Fürsten  Ludwig  von  Anhalt  gelegenthch  seiner  Abberufung  aus  dem  Quartier  in 
Anhalt  nach  dem    Friedensschluß  von  l648.     1649.     Okt.   13.     Zerbst.     Orig.   Pap. 

Autographen:  Goethe  an  MannHch.  1804.  Nov.  20.  Weimar.  —  Wilhelm  Raabe  [an 
den  Verleger  der  Zeitschrift  „Über  Land  und  Meer".  1867.  April  10.  Stuttgart.  —  Adolf  von 
Menzel  an  den  Kunsthistoriker  Wintzer.   1904.    Febr.  3.  —  Ders.  an  dens.  1904.    Febr.  6.  BerUn. 

Heyer  von  Rosenfeldsche  Stiftung.  Verzeichnis  der  Ehesteuer  des  Junkers  Thüring  von 
Balmos  auf  der  Herrschaft  Kallnach  (Canton  Bern),  des  Nachlasses  der  verstorbenen  Frau  v.  Bal- 
mos  und  der  Verteilung  des  Nachlasses  unter  ihre  Erben.  1489/1491.  Orig.  Perg.  Hs.  16  S.  2. 
—  Gräflich  Salburgische  Stammbaumdokumente;  9  Schriftstücke  bez.  der  Ahnenprobe  auf  16 
rittermäßige  Ahnen  der  Marie  Anna  Gräfin  von  Salburg  geb.  von  Thierheim.  BeiUegend  eine 
beglaubigte  Abschrift  der  Grabinschrift  des  Hans  Kölnpeck  zu  Ottstorf f  (j  1594.  Okt.  18.)  auf 
dem   Friedhof  zu   Haag  mit  eingemaltem  Wappen.     Pap.  Akten  1758.    2. 

BIBLIOTHEK. 

Geschenke. 
Baden-Baden.  Stadtgemeinde:  Die  städtischen  historischen  Sammlungen  in 
Baden-Baden.  Heft  III:  Kah,  Die  Terra-Sigillata- Funde.  1910.  8.  —  Bamberg.  Kgl.  Ober- 
landesgerichtsrat Heinrich  Bauer:  Ders.,  Geschichte  der  Stadt  Pegnitz  und  des  Peg- 
nitzer  Bezirks.  1909.  8.  —  Barcelona.  Deutscher  Schul-Verein:  Bericht  für  das 
Jahr  1909/10.  4.  —  Berlin.  Direktorium  der  Kgl.  Bibliothek:  Aus  den  ersten 
Zeiten  des  Berliner  Buchdrucks.  1910.  4.  —  Rieh.  Bong,  Kunstverlagshandlung: 
Moderne  Kunst  in  Meisterholzschnitten.   Bd.  XXIV.   O.  J.  2.  —  Schumacher,  Liebe  und  Leben 


—    77    — 

der  Lady  Hamilton.  O.  J.  8.  —  Franz  Ebhardt  &  Co.,  Verlag:  Der  Väter  Erbe.  Bei- 
träge zur  Burgenkunde  und  Denkmalpflege.  Herausgegeben  von  Bodo  Ebhardt.  1909-  2.  — 
Hochfelden,  Hardanger-Arbeit.  7-  Aufl.  O.  J.  8.  —  Rheinische  Burgen.  Nach  Handzeich- 
nungen Diüchs  (1607).  Herausgegeben  von  Michaelis  mit  Beiträgen  von  Krollmann  und  Eb- 
hardt. 0.  J.  2.  —  Großer  Generalstab.  Kriegsgeschichtliche  Abtei- 
lung: Moltkes  militärische  Werke :  IV,  i.  1911-  8.  —  Fritz  Heyder,  Verlag:  Kunst  und 
Leben.  Kalender.  1909—1910.  —  Wirkl.  Geh.  Oberregierungsrat  Dr.  jur.  Paul  Kauf- 
mann, Präsident  des  Reichsversicherungsamtes:  Ders.,  Dem  Andenken  Bödikers.  1910.  4.  — 
Ders.,  Fünfundzwanzig  Jahre  Unfall-  und  Invalidenversicherung.  1910.  8.  —  Meyer&Jes- 
sen,  Verlag:  Hevesi,  Speidel.  1910.  8.  —  Speidel,  Schriften.  Bd.  I  u.  II.  1910.  8.  —  Wil- 
brandt,  Das  Leben  und  die  Abentheuer  des  Armen  Mannes  im  Tockenburg.  1910.  8.  —  Ge- 
neralverwaltung der  Kgl.  Museen:  Jahrbuch  der  Kgl.  Preuß.  Kunstsammlungen. 
Register.  Bd.  XXI  — XXX.  sowie  Bd.  XXXI,  Heft  4.  1910.  2.  —  Paul  Parey,  Ver- 
lag: Acta  Borussica.  Denkmäler  der  preuß.  Staatsverwaltung  im  18.  Jahrh.  Münzgeschichtl. 
Teil  Bd.  1— III:  Das  Preußische  Münzwesen  im  18.  Jahrh.  1904—10.  8.  —  Georg  Rei- 
mer, Verlag:  Thode-Tschudi,  Repertorium  für  Kunstwissenschaft.  Bd.  XXXIII.  Heft  4.  1910. 
8.  —  Erich  Reiß,  Verlag:  Altenberg,  Bilderbögen  des  kl.  Lebens.  O.  J.  4.  —  Poppen- 
berg, Das  lebendige  Kleid.  O.  J.  4.  —  Die  Schaubühne.  Wochenschrift  für  die  gesamten 
Interessen  des  Theaters.  VI.  Jahrg.  Nr.  40—47-  1905.  8.  —  Scheffler,  Berlin.  Ein  Stadt- 
schicksal. 1910.  8.  —  Staatssekretär  des  Innern:  Der  obergermanisch-raetische 
Limes  des  Römerreiches.  Lief.  33.  1910.  2.  —  Professor  Dr.  Uhlworm:  Bibliographie 
der  deutschen  naturwissenschaftlichen  Literatur.  XIV.  Bd.  Abt.  II  Nr.  5.  1910.  8.  — 
Bielefeld.  Velhagen  &  Klasing,  Verlag:  Künstler-Monographien,  Liebhaber-Ausgabe, 
Nr.  101:  Osborn,  Franz  Krüger.  1910.  Gr.  8.  —  Monographien  zur  Weltgeschichte.  Nr.  30. 
Hahne,  Das  vorgeschichtliche  Europa.  1910.  8. —  Braunschweig.  Vieweg  &  Sohn:  Marie 
Andree-Eysn,  Volkskundliches  aus  dem  bayer.-österr.  Alpengebiet.  1910.  8.  —  Bremerhaven. 
Th.  G.  Thiele:  Ders.,  Professor  Friedrich  Küsthardt.  S.-A.  1910.  2.  —  Brüssel.  Jo- 
seph Destree,  Conservateur:  Ders.,  L'industrie  de  la  tappisserie  a  Enghien  et  dans  la 
Seigneurie  de  ce  nom.  1900.  8.  —  Destr6e  et  van  den  Ven,  Tapisseries  des  Mus^es  Royaux 
de  Cinquantenaire  ä  Bruxelles.  1910.  4.  —  Budapest.  Otto  Herman,  Direktor  der 
Kgl.  Ungar.  Ornithologischen  Centrale:  Ders.,  Das  Artefakt  von  Olonec  und  was  dazu  gehört. 
1910.  8.  —  Graf  Miklös  Dessewffy:  Derselbe,  Barbär  P6nzel.  1910.  4.  —  Coburg. 
Max  Loßnitzer,  Direktor  der  herzoglichen  Kunstsammlungen  der  Veste  Coburg, 
Major  a.  D.:  Ders.,  Herzog  Franz  von  Sachsen-Coburg-Saalfeld  (1750—1806)  als  Förderer  der 
schönen  Künste.  S.-A.  1910.  8.  —  Crefeld.  Direktion  der  Handwerker-  und 
Kunstgewerbe-Schule:  Wolbrandt,  Jahresbericht  der  Handwerker-  und  Kunstgewerbe- 
Schule  Crefeld.  1909.  O.  J.  8.  —  Danzig.  Verein  für  die  Herstellung  und 
Ausschmückung  der  Marienburg:  Bahrfeldt,  Die  Münzen-  und  Medaillen- Sammlung 
in  der  Marienburg.  Bd.  V.  1910.  2.  —  Dresden.  Sächsischer  Heimatschutz,  Lan- 
desverein zur  Pflege  heimatlicher  Natur,  Kunst  und  Bauweise: 
Mitteilungen.  Heft  5  u.  7—12.  1909/10.  8.  —  Staatsrat  Professor  Dr.  Ernst  Koch:  Ders., 
Burg  und  Kloster  Oybin.  S.-A.  1910.  2.  —  Dr.  med.  Ed.  Krauß:  Ders.,  Chronik  der 
Famihe  Krauß.  III.  Teil:  Dr.  med.  Gustav  Friedrich  Matthäus  Krauß  und  Familie.  1813.— 1887 
1910.  8.  —  Ger h.  Kühtmann,  Verlag:  Lux,  Der  Geschmack  im  Alltag.  1910.  4.  — 
Kgl.  Sachs.  Ministerium  des  Kultus  und  öffentlichen  Unterrichts: 
Neues  Archiv  für  sächs.  Geschichte  und  Altertumskunde.  31-  Bd.  1910.  8.  —  Oillingen  a.  D. 
Professor  Dr.  Alfred  Schröder:  Archiv  für  die  Geschichte  des  Hochstifts  Augsburg.  I.  Bd. 
2.  und  3.  Lfg.  II.  Bd.  3.  und  4.  Lfg.  1910.  8.  —  Donauwörth  (Schloß  Leitheim).  Theodor 
Frh.  V.  Tuch  er,  Rittergutsbesitzer:  Beck,  Der  Dutzendteich.  1898.  2.  —  Düsseldorf. 
Direktorium  des  Kunst-Gewerbemuseum  s;  Erwerbungen  aus  den  letzten 
Jahren  für  das  Kunstgewerbe-Museum.  1910.  8.  —  Erfurt.  Gewerbe-Verein:  Jahres- 
bericht 1909/10.  8.  —  Erlangen.  Fr.  Junge,  Verlag:  Beiträge  zur  bayr.  Kirchengeschichte. 
Bd.  XVII.  Heft  1.  1910.  8.  —  Eßlingen  a.  N.  Paul  Neff  (Max  Schreiber),  Verlag:  Ebner, 
Deutsche  Renaissance-Medaillen.  Katalog  der  Ausstellung  deutscher  Renaissance-Medaillen. 
1909-    8.  —  Fastenau,   Die  romanische   Steinplastik  in   Schwaben.    1907.    8.  —  Münsterberg, 


—    78    — 

Chinesische  Kunstgeschichte.  Bd.  I.  1910.  8.  —  Schmohl  u.  Gradmann,  Volkstümliche  Kunst 
aus  Schwaben.  1908.  2.  —  Seibold,  Die  Radierung.  1909-  8.  —  Frankfurt  a.  M.  H.  Lüsten- 
öder,  Verlag:  v.  Stern,  Wilhelm  Jordan.  1910.  8.  —  Frankfurt  a.  0.  H  i  s  t.  Verein 
für  Heimatkunde:  Mitteilungen.  24.  Heft.  Festschrift  zum  SOjährigen  Jubiläum  des 
Vereins.  1910.  8.  —  Frauenfeld.  Huber  &  Co.,  Verlag;  Gengel,  Die  Geschichte  des  Frän- 
kischen Reichs.  1907.  8.  —  Miller,  Von  Stoff  zu  Form.  2.  Aufl.  O.  J.  8.  —  Schmid,  Spa- 
ziergänge im  Tessin.  1909-  8.  —  Widmann,  Calabrien-Apuhen.  2.  Aufl.  1904.  8.  —  Ders., 
Du  schöne  Welt.  1907.  8.  —  Ders.,  Jenseits  des  Gotthard.  2.  Aufl.  1897-  8.  —  Ders.,  Sizihen. 
2.  Aufl.  1903.  8.  —  Ders.,  Spaziergänge  in  den  Alpen.  1909.  8.  —  Freiberg.  G  e  r  1  a  c  h  sehe 
Buchdruckerei:  Freiberger  Stadt-,  Land-  und  Berg- Kalender  auf  das  Jahr  1911.  [1910].  4.  — 
Freibuig  i.  Br.  H  e  r  d  e  r  sehe  Verlagshandlung:  Beißel,  Geschichte  der  Verehrung  Marias  im 
16.  und  17.  Jahrh.  1910.  8.  —  Erläuterungen  und  Ergänzungen  zu  Janssens  Geschichte  des 
deutschen  Volkes.  Bd.  VII,  Heft  5  u.  6.  1910.  8.  —  Herders  Konversations- Lexikon.  III.  Aufl. 
Ergänzungsband.  O.  J.  8.  —  Freiburger  theologische  Studien.  1.  Heft:  Schulte,  Martin  Cochem 
1634 — 1712.  1910.  8.  —  Her  m.  Lorenz,  cand.  med.:  von  Bethmann- Hollweg,  Erinnerung 
an  Friedrich  Carl  von  Savigny  als  Rechtslehrer,  Staatsmann  und  Christ.  I867.  8.  —  Dollmanns 
Vorlesungen  über  Pandekten  an  der  Universität  München  im  Sommer  1846.     Hs.  4.  —  Gott- 

frid,    Hist.    Chronica   der   vier  Monarchien 1710.    2.  —   von    Hefner,  Des   denkwürdigen 

und  nützlichen  Bayerischen  Antiquarius  erste  Abteilung:  Adehger  Antiquarius.  I.  Bd.:  Der  große 
Adel.  1866.  8.  —  Hohberg,  Georgica  curiosa  aucta,  das  ist:  Umständlicher  Bericht  und  klarer 
Unterricht  von  dem  Adelichen  Land-  und  Feld- Leben  ....  2  Teile.  1701.  2.  —  Gotha.  J  u  s  t  u  s 
Perthes,  Verlag:  Kartographischer  Monatsbericht.  III.  Jahrg.  Nov.  1910.  4.  —  Graz. 
Friedrich     Hochenegg.    Major  a.  D. :  Merkwürdige   Prozeßgeschichte ,   Verfolgung  und 

Tod....    Ludwig  des  XVI 1793.8.    —  Groß- Lichterfelde.     Stephan    Kekule    von 

Stradonitz:  Aus  der  Autographenkiste  des  Berliner  Bibhophilen-Abends.  1910.  8.  — 
Dohm,  Almanach  zum  Lachen  für  l854.  8.  —  v.  Gaudy,  Gelegenheitsgedichte  an  Franz  Kugler. 
1910.  4.  —  Meister  Hans  Sachs,  des  Ur- Hamlet  erster  Dichter.  1910.  4.  —  Corona  Schröter, 
Briefe  und  Zeugnisse.  1910.  8.  —  Haag.  C.  Hofstede  de  Groot:  Ders.,  Zur  Abwehr. 
1910.  8.  —  Halle  a.  S.  Carl  Marhold,  Verlag:  Albrecht,  Fritz  Reuters  Krankheit.  1907. 
8.  —  Möbius,  Geschlecht  und  Unbescheidenheit.  1907.  8.  —  Ders.,  Über  Scheffels  Krank- 
heit. 1907.  8.  —  V.  Rosen,  Über  den  moraHschen  Schwachsinn  des  Weibes.  1904.  8.  — 
Museum  für  heimatliche  Geschichte  und  Altertumskunde  der 
Provinz  Sachsen:  Jahresschrift  für  die  Vorgeschichte  der  sächsisch-thüringischen  Länder. 
Bd.  9.  1910.  8.  —  Hamburg.  ,,Q  u  i  c  k  b  0  r  n",  Vereinigung  von  Freunden  der 
niederdeutschen  Sprache  und  Literatur:  Bericht  über  die  Tätigkeit  des 
„Quickborn"  1909/10.  8.  —  Mitteilungen  aus  dem  Quickborn.  IV.  Jahrg.  Nr.  1.  Oktober  1910. 
8.  —  Hamm.  Breer  &  Thiemann:  Frankfurter  zeitgenössische  Broschüren.  Bd.  XXX. 
Heft  1,  2,  11,  12.  1910.  8.  —  Hannover^ Kleefeld.  Herm.  Peters,  Apotheker:  Ders.,  Die  Erfindung 
des  europäischen  Porzellans.  S.-A.  1910.  8.  —  Jena.  Gustav  Fischer,  Verlag:  Schäfer, 
Deutsche  Geschichte.  Bd.  I  u.  II.  1910.  8.  —  Karlsruhe.  Großh.  bad.  General- 
Landesarchiv:  Invencare.  Bd.  IV,  1.  Halbband.  1910.  8.  —  B  a  d.  hist.  Kom- 
mission: von  Knoblauch  und  von  Stotzingen,  Oberbadisches  Geschlechterbuch.  HI.  Bd. 
4.  Lfg.  1910.  4.  —  Kiel.  Lipsius  &  Fischer,  Verlag:  Martins,  Joh.  Gottl.  Fichte. 
1909.  8.  —  Kulmbach.  L.  R.  S  p  i  t  z  e  n  p  f  e  i  1,  Lehrer:  Der  Mainbote  von  Oberfranken 
auf  das  Jahr  1911.  Ein  Heimatskalender.  1910.  4.  —  Leipzig.  C  G.  B  o  e  r  n  e  r,  Verlag: 
Ders.,  Friedrich  Schiller.  10.  Nov.  1759  bis  9-  Mai  1805.  Sammlung  von  Büchern,  Briefen 
und  Bildern.  1910.  8.  —  Vorstand  des  Börsenvereins  der  deutschen 
Buchhändler:  Offizielles  Adreßbuch  des  deutschen  Buchhandels.  73-  Jahrg.  1911.  8.  — 
Friedrich  Brandstätte  r,  Verlag:  Feldhaus,  Ruhmesblätter  der  Technik.  1910.  8.  — 
Frey  tag:  Aus  dem  Jahrhundert  des  großen  Krieges.  Neuer  Abdruck  1908.  8.  —  Gräsel, 
Führer  für  BibUotheksbenutzer.  1905.  8.  —  Lotze,  Grundzüge  der  Metaphysik.  III.  Aufl.  1901. 
8.  —  F  r.  Wilh.  G  r  u  n  0  w,  Verlag:  „Der  Staatsbürger".  Nr.  13—15.  1910.  4.  —  Wipper- 
mann, Deutscher  Geschichtskalender  für  1910.  1910.  8.  —  Professor  B.  H6roux:  Ders.. 
Verzeichnis  der  graphischen  Arbeiten  von  1900  bis  1910.    1910.    8.  —  1  n  s  e  1  -  V  e  r  1  a  g,    G. 


—     79    — 

m.  b.  H.:  Hans  Sachsens  ausgewählte  Werke.  Bd.  I  u.  II.  Koloriertes  Exemplar.  1911-  8.  — 
Alfred    Kröner,    Verlag:   Berger,  Friedrich  der  Große  und  die  deutsche  Literatur.    1890.  8. 

—  Carneri,  Der  moderne  Mensch.  O.  J.  8.  —  Forel,  Gehirn  und  Seele.  1910.  8.  —  Nietzsches 
Werke  Bd.  XVII:  Philologica  1.  Gedrucktes  und  Ungedrucktes  1866—77.  1910.  8.  —  F.  E. 
C.  Leuckart,  Veriag:  Anibros,  Geschichte  der  Musik.  Bd.  IV.  3.  Aufl.  1909.  8.  —  Ma- 
gistrat der  Stadt:  Verwaltungsbericht  der  Stadt  Leipzig  über  die  Heilanstalt  Dösen 
für  das  Jahr  1909.  1910.  8.  —  Verwaltungsbericht  des  Tiefbauamtes  der  Stadt  Leipzig,  Ab- 
teilung für  die  Kläranlage,  für  das  Jahr  1909-  1910.  8.  —  Georg  Merseburger,  Ver- 
lag: Scheffels  Briefe  an  Karl  Schwanitz.  1906.  8.  —  Direktion  des  städtischen 
Museums  für  Völkerkunde:  Illustr.  Führer  durch  die  prähistorische  Abteilung. 
1910.  8.  —  Sobaria,  Lausitzer  Prediger-Gesellschaft:  35.  Mitteilung. 
Jahresbericht  1909 — 1910.  2.  —  Velhagen  &  K  1  a  s  i  n  g,  Verlag:  Künstler-Monographien 
Nr.  102:  Servaes,  Anders  Zorn.  1910.  8.  —  J.  J.  W  e  b  e  r,  Verlag:  Illustrierte  Zeitung.  134 
u.  135.  Bd.  1910.  2.  —  Lintorf.  F.  A  1  p  e  r  s,  Apotheker:  Beth-El.  11.  Jahrg.  Nr.  1,  2,  5 
u.  8.  1910.  8.  —  Metterhausen,  Die  Dogmenschieber.  1906.  8.  —  Osnabrück  und  seine  Berge. 
Blätter  für  Heimatpflege  ....  Jahrg.  IV  Nr.  1—6.  1910.  2.  —  Lübeck.  J.  Warncke: 
Ders.,  Ein  sog.  ,,Pinn"kompaß  im  Museum  Lüb.  Kunst-  und  Kulturgeschichte.     S.-A.     O.  J.  8. 

—  Mannheim.  Oberstabsarzt  a.  D.  Dr.  R  ö  h  r  i  n  g:  Canstatt,  Drangsale  der  Stadt  Worms  und 
ihre  Zerstörung  durch  die  Franzosen  am  31.  Mai  1689.  S.-A.  1889.  2.  —  Mergentheim.  Carl 
O  h  1  i  n  g  e  r,  Verlag:  Fleck,  Mergentheim  und  der  Taubergrund.  1905.  8.  —  Mosbach.  Be- 
zirksrabbiner Dr.  Leopold  Löwenstein:  Ders.,  Zur  Geschichte  der  Juden  in  Fürth. 
I.  Teil  Das  Rabbinat.  S.-A.  1909.  8.  —  München.  Dr.  Max  Bernhart,  Hilfsarbeiter 
am  Kgl.  Münzkabinett:  Ders.,  Bibliothek  für  Kunst-  und  Antiquitätensammler.  Bd.  I:  Bern- 
hart, Medaillen  und  Plaketten.  1911.  8.  —  Carl  Gerber,  Buchdruckerei  und  Verlagsanstalt, 
G.  m.  b.  H.:  Nürnberg- Fürther  Jahrbuch.  Kalender  ....  191 1.  2.  —  Friedrich  Graf, 
Kgl.  Feuerwerks- Hauptmann  a.  D.:  Ders.,  Geschichte  des  Marktes  Eschenau.  O.  J.  8.  —  H. 
Hugendubel,  Verlag:  Steub,  Streifzüge  durch  Vorarlberg.  1908.  8.  —  J.  V.  Kuli:  Ders., 
Die  ehemaligen  Münzstätten  im  heutigen  Bayern.  S.-A.  191 1-  4.  —Albert  Langen,  Ver- 
lag: Asbjörnsen  u.  Moe,  Nordische  Volks-  und  Hausmärchen.  1. — III.  Sammlung.  1909.  8.  — 
Brandes,  Erinnerungen.  1907-  8.  —  Braun,  Memoiren  einer  Sozialistin.  O.  J.  8.  —  Gulbranson, 
Berühmte  Zeitgenossen.  1905-  2.  —  Halbe,  Blaue  Berge.  Komödie.  1909.  8.  —  Hamsun 
Benoni.  Roman.  1909.  8.  —  Ders.,  Rosa.  Roman.  1909.  8.  —  Ders.,  Unter  Herbststernen 
1908.   8.  —  Heidenstamm,  Folke  Filbyter.   O.  J.    8.  —  Ders.,  Die  Erben  von  Bjalbo.    O.  J.  8. 

—  Huret,  Berlin.  O.  J.  8.  —  Kemmerich,  Kultur- Kuriosa.  O.  J.  8.  —  Lagerlöf,  Wunderbare 
Reise  des  kleinen  Nils  Holgersson  mit  den  Wildgänsen.  Bd.  III.  O.  J.  8.  —  März.  2.  Jahrg. 
4.-24.  Heft,  3-  Jahrg.  1.-24.  Heft,  4.  Jahrg.  1.— 19.  Heft.  19O8— 10.  8.  —  Rabelais,  Panta- 
grueL  4.  Buch.  1909.  8.  —  Simplicissimus.  1909— 10.  2.  —  Slevogt,  Achill.  15  Lithographien 
zur  Ilias.  O.  J.  2.  —  Thoma.  Agricola.  1908.  4.  —  Ders.,  Briefwechsel  eines  bayerischen  Land- 
tagsabgeordneten. O.  J.  8.  —  Ders.,  Moral.  O.  J.  8.  —  J.  L  i  n  d  a  u  e  r  sehe  Buchhandlung: 
Ohlenschlager,  Römische  Überreste  in  Bayern.  Heft  1—3.  1902—10.  8.  —  R.  Oldenhourg, 
Verlag:  Dehio,  Histor.  Betrachtungen  über  die  Kunst  im  Elsaß.  1909.  8.  —  Holtzmann,  Französ. 
Verfassungsgeschichte  von  der  Mitte  des  9-  Jahrh.  bis  zur  Revolution.  —  V.  Müller,  B.ayern 
im  Jahre  1866  und  die  Berufung  des  Fürsten  Hohenlohe.  1909.  8.  —  Schmidt.  Allgemeine  Ge- 
schichte der  germanischen  Völker  bis  zur  Mitte  des  6.  Jahrh.  1909.  8.  —  Süddeutsche 
Monatshefte,  G.  m.  b.  H.,  Verlag:  Ruederer,  Wolkenkuckucksheim.  1909.  8.  —  Spitteler, 
Meine  Beziehungen  zu  Nietzsche.  1908.  4.  —  Vereinigte  Kunstanstalten,  A.-G.: 
Steffen,  Malerische  deutsche  Bauten  vergangener  Zeit.   Originalzeichnungen  mit  Text.   [1908].  2. 

—  Münster.  Dr.  H  a  m  m  e  r  s  c  h  m  i  d  t,  Landeshauptmann  der  Provinz  Westfalen:  Ludorff, 
Die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  von  Westfalen.  Kreis  Witten-Stadt.  Schwelm  und  Hattingen. 
1910.  2.  —  Nördlingen.  C.  H.  Beck  sehe  Buchhandlung:  Clauß,  Österreichische  und  salz- 
burgische Emigranten  in  der  Grafschaft  Öttingen.  1909-  8.  —  Kadner,  Jahrbuch  für  die  evang.- 
luth.  Landeskirche  Bayerns.  1905—1910.  8.  —  Nürnberg.  Dr.  Chr.  Beck,  Kgl.  Reallehrer: 
Ders.,  Die  neueren  Sprachen  in  den  Markgrafenländern  Ansbach  und  Bayreuth.  Schluß.  S.-A. 
O.  J.   8.  —  Handelsvorstand:    Dirr,  Der  Handelsvorstand  Nürnberg  156O— 1910.    1910. 


—     80    — 

4.  —  K  o  n  r  a  d  H  ö  r  m  a  n  n:  Sechs  Wappen  von  Staaten  der  Balkan- Halbinsel.  Handschrift. 
O.  J.  2.  —  Ernst  Kießkalt,  Kgl.  Postsekretär:  Pusch,  Der  Hohe  Schwärm  und  das 
Schlößchen  Kitzerstein.    [1910].    8.  —  Kießkalt,  Der  hohe  Schwärm  zu  Saalfeld  a.  S.    1910.    8. 

—  Friedrich  Korn  sehe  Verlagsbuchhandlung:  Aufsberg,  Es  war  einmal.  O.  J.  8.  — 
Ders.,  Sagen  und  Geschichten  aus  Mittelfranken.   O.  J.   8.  —  Ders.,  Nürnberger  Sagen.   O.  J.  8. 

—  Noris,  Bayerisches  Jahrbuch  für  prot.  Kultur.  Heft  1908—1911-  8.  —  Aus  dem  Nachlaß 
des  t  Kgl.  Oberstudienrates  Friedrich  Mayer  (Nachtrag):  De  Wit,  Perlen  aus  der  In- 
strumenten-Sammlung  von  Paul  de  Wit  in  Leipzig.  1882.  qu.  2.  —  Nordbayerischer 
Verkehrsverein:  Geschäftsberichte  für  die  Jahre  1907/08,  1908/09  u.  1909/10.  8.  — 
Nürnberg,  des  deutschen  Reiches  Schatzkästlein.  O.  J.  8.  —  Julius  Oppenheim  er: 
Grübeis  Gedichte.  I.— 111.  Bändchen.  1803 — 11.  8.  —  Professor  Joseph  Schmitz:  Der 
Baumeister.  IX.  Jahrg.  2.  Heft.  1910.  2.  — Dr.  Heinrich  v  0  n  S  c  h  0  e  i  e  r:  Ders.,  Kaiser 
Tiberius  auf  Capri.  Hist.  Roman.  1908.  8.  —  Carl  Schräg,  Kgl.  Hofbuchh.  u.  k.  k.  österr.-ungar. 
Konsul:  Zeichnungen  Albrecht  Dürers  in  Nachbildungen.  Herausgeg.  von  Lippmann.  Abt.  XLIX: 
Zeichnungen  Albrecht  Dürers  in  der  Albertina  zu  Wien.  1905.  2.  —  Stadtmagist  rat :  Statisti- 
sches Jahrbuch  der  Stadt  Nürnberg.  I.  Jahrg.  1909-  1910.  8.  —  Verwaltungsbericht  der  Stadt 
Nürnberg  für  das  Jahr  1908.  1910.  8.  —  Aus  dem  Nachlaß  des  f  Verwalters  am  German.  National- 
museum Steinbrüche!:  Newdörffer,  Schreibkunst.  [1601].  4.  —  Nopitsch,  Wegweiser  für  Fremde 
in  Nürnberg  .  .  .  .  1811.  8.  —  Oldenburg.  Familienvorstand  des  Geschlechts  von  Borcke:  Sello, 
Geschichtsquellen  des  bürg-  und  schloßgesessenen  Geschlechts  von  Borcke.  III.  Bd.  2.  Teil. 
1910.  8.  —  Oxford.     G.  F.   Hill:    On  the  Early  Use  of  Arabic  Numerais  in  Europe.    1910.   4. 

—  St.  Polten.  Franz  Zimmermann,  Archivar  a.  D.:  Ders.,  Archivariat  und  Antiquariat. 
Ein  Beitrag  zur  Hermannstädter  Verwaltungsgeschichte.  1910.  8.  —  Potsdam.  Professor 
Schreiber:  Manuel  de  l'amateur  de  la  graveur  sur  bois  et  sur  metal  an  XVe  siecle  par 
W.  L.  Schreiber.  1.  Part.  A— J.  1910.  8.  —  Prag.  Franz  Graf  Thun:  Rieh,  Mittel- 
alterliche Hausgeschichte  der  edlen  Familie  Thun.  Heft  VII.  1910.  8.  —  Regensburg.  G.  J. 
M  a  n  z,  Verlag:  Bauernfeind,  Aus  dem  Volksleben.  1910.  4.  —  Steinmüller,  Die  Feindesliebe 
nach  dem  natürlichen  und  positiven  Sittengesetz.  1909.  8.  —  Riga.  Dr.  phil.  W  i  1  h.  Neu- 
mann, Direktor  des  städt.  Museums:  Ders.,  Verzeichnis  baltischer  Goldschmiede,  ihre  Merk- 
zeichen und  Werke.  S.-A.  O.  J.  8.  —  Rothenburg  0.  T.  R  u  d.  A  1  b  r  e  c  h  t,  Graph.  Kunst- 
anstalt: Ders.,  Die  Räder-Uhr.  O.  J.  (1910).  4.  —  Salzburg.  Oberers  Buchhandlung  (Fritz 
Eitel):  Pichler,  Salzburgs  Landes-Geschichte.  1.  Abt.  XI.— XIII.  Heft.  1863/64.  8.  —Schwab. 
Hall.  W  i  1  h.  Germ  ans  Verlag:  „Ätsch  Gäwele!"  Allerhand  Lustichs  und  anders  aus'm 
Frankeland.  3-  Aufl.  O.  J.  8.  —  Straßburg.  Dr.  phil.  R.  F  0  r  r  e  r:  Ders.  Die  römischen 
Terrasigillata-Töpfereien  von  Heiligenberg-Zinsheim  und  Ittenweiler  im  Elsaß.  191 1.  8.  — 
Stuttgart.  Verein  ,,Bauhütte":  Festschrift  zur  Feier  des  50jährigen  Jubiläums  des 
Vereins.  1910.  2.  —  J.  G.  G  o  1 1  a  sehe  Buchhandlung:  Lindner,  Weltgeschichte  seit  der  Völker- 
wanderung. Bd.  VII.  1910.  8.  —  W.  K  0  h  1  h  a  m  m  e  r,  Verlag:  Alberti-Schön,  Württem- 
bergisches Adels-  u.  Wappen-Buch.  Heft  13-  1910.  8.  —  Binder-Ebner,  Württembergische  Münz- 
und  Medaillen- Kunde.  Heft  VI.  1910.  8.  —  Carl  Krabbe  (Erich  Gußmann),  Veriag: 
Bleibtreu,  Der  deutsch-französische  Krieg  in  Schlachtenschilderungen.  Bd.  I  —  III.  O.  J.  8.  — 
Egelhaaf,  Geschichte  der  neuesten  Zeit.  1909.  8.  —  Ders.,  Politische  Jahresübersicht  für  1908 
und  1909.  1909/10.  8.  —  Frau  Julie  v.  Siegle:  Piloty,  Gustav  Siegle.  Ein  Lebensbild. 
O-  J.  8.  —  Troppau.  „Nordmark":  Nordmark-Zeitweiser  für  das  deutsche  Volk  in  Schle- 
sien. 1911.  4.  —  Tübingen.  H.  L  a  u  p  p  sehe  Buchhandlung,  Verlag:  Bücher,  Die  Frauen- 
frage im  Mittelalter.  1910.  8.  —  Weißenfels  a.  S.  Max  L  e  h  m  s  t  e  d  t,  Verlag:  Schroeter, 
Die  Münzen  und  Medaillen  des  Weißenfelser  Herzogshauses.  I.  Teil.  1909.  2.  —  Wien.  A  r- 
taria  &  Co.,  Kunsthandlung:  Kunst  und  Kunsthandwerk.  XIII,  10.  1910.  2.  —  Professor 
Dr.   Alfred    Burgerstein:    Ders.,  Der  „Stock  im  Eisen"  der  Stadt  Wien.    S.-A.    1910.2. 

—  Carl  Konegen  (Ernst  Stülpnagel),  Verlag:  Hevesi,  Altkunst- Neukunst  1894—1908. 
1909.  8.  —  J.  L  ö  w  y,  K.  u.  K.  Hofphotograph,  Verlag:  Österreichische  Kunstschätze.  Heraus- 
gegeben von  Suida.  I.  Jahrg.  1.  Heft.  O.  J.  2.  —  Seiner  K.  u.  K.  Apost.  Majestät 
Oberstkämmereramt:  Jahrbuch  der  kunsthist.  Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiser- 
hauses.   Bd.  XXIX.    Heft  1.    1910.    2.  —  Dr.   K  u  r  t  R  a  t  h  e:    Ders.,  Ein  unbekanntes  Werk 


—    81     — 

Jes  Veit  Stoß  in  Wien.  S.-A.  1909-  2.  —  Wörth  a.D.  Au)?ust  Essen  wein:  Ders., 
Wörth  an  der  Donau.  Beschreibung  und  Geschichte  des  Marictes  nebst  seiner  Umgebung.  [1910]. 
8.  —  Würzburg.  H.  S  t  ü  r  t  z,  K.  Universitätsdruckerei,  A.-G. :  Altfränkische  Bilder  mit  er- 
läuterndem Text  von    Henner.     Kalender  1911.     1910.    2. 

Ankauf  e. 

Titus  Livius,  Dat  is/de  Roemsche  historie  ....  Antwerpen  1541.  2.  —  Cronica  von  dem 
hoch- Würdigen  vnnd  löblichen  Heilthumb  auff  dem  heiligenberg/Andechs  genant/inn  Obern 
Bairn.  1572.  4.  —  Des  Durchlauchtigsten  ....  Herrn  Augusten,  Hertzogen  zu  Sachssen/ .  .  . 
Ausschreiben/wie  es  auff  der  Landschafft  bey  jüngsten  zu  Torgaw  gehaltenem  Landtage/vnter- 
thenigste  Bitte  ... /gehalten  soll  werden.  1626.  4.  —  Weise,  Kurtzer  Bericht  vom  politischen 
Wäscher.  1694.  8.  —  Alamodischer  Politicus,  sammt  der  Rent-Cammer  und  Peinlichen  Process, 
in  drey  Theile  abgetheilet.  1697-  8.  —  Biblia.  Frankfurt  a.  M.,  Matthaei  Merlans  sei.  Erben, 
1704.  2.  —  Vermehren,  Jesus  und  seine  Kirche  aus  denen  Sonn-  und  Fest-Tags- Evangelien.  .  . 
1713.  2.  —  [M.  J.  G.  W. :]  Altes  aus  allen  Theilen  der  Geschichte,  oder  Alte  Urkunden,  alte 
Briefe,  und  Nachrichten  von  alten  Büchern...  Bd.  I  u.  II.  1762  u.  66.  8.  —  Winckelmanns 
Briefe  an  seine  Freunde.  2  Theile  in  1  Bde.  \Til  u.  80.  8.  —  [Wegener,  Carl  Friedrich:]  Rari- 
täten. Ein  hinterlassenes  Werk  des  Küsters  von  Rummelsburg.  9  Teile.  1777 — 85-  8.  —  Kron- 
biegel.  Über  die  Kleidertracht,  Sitten  und  Gebräuche  der  Altenburgischen  Bauern.  1793-  8.  — 
Rebmann,  Haydeblümchen.  1796.  8.  —  Rebmann,  Vollständige  Geschichte  meiner  Verfolgungen 
und  meiner  Leiden.    1796.   8.  —  Obscuranten-Almanach  auf  die  Jahre  1798,  1799,  1800.    8.  — 

von  der  Recke,  Tagebuch  einer  Reise  durch  einen  Theil  Deutschlands  und  durch  Italien 

Bd.  I— IV.  1815—17.  8.  —  Wünschelruthe.  Ein  Zeitblatt.  Nr.  1—36,  1.  Jan.  bis  4.  May  1818. 
4.  —  Porcius,  Pugna  porcorum.  1831.  8.  —  Hansel  und  Grethel  ein  Märlein.  1836.  8.  —  Bib- 
liothek der  gesammten  deutsch.  National- Literatur.  Bd.  18.  Kleinere  Gedichte  von  dem  Stricker. 
1839.  8.  —  Konrad  von  Würzburg,  Engelhard.  1844.  8.  —  Nieritz,  Sächsischer  Volkskalender 
für  1846.  8.  —  Wander,  Neue  Fabeln.  Mit  Bildern  von  L.  Richter.  l846.  8.  —  v.  der  Heide, 
Die  Todtenschau.  1854.  8.  —  Die  altdeutsche  Erzählung  vom  rothen  Munde  (A.  v.  Keller). 
1874.    4.  —  Bruderschaftsbüchlein  oder  Gesellschaft  von  Jesus,  Maria,  Joseph...  O.  J.    8. 

Braunschweigische  Stiftung.  Bünting,  Braunschweigische  und  Lüneburgische  Chronica. 
1584.     2. 

Corpsstudentenstiftung.  Stammbuch  eines  Studenten  mit  Einträgen  aus  Jena  (1730  u. 
33),  Leipzig  (173  0,  Hamburg  (1731  u.  34),  Apolda  (1732),  Gotha  (1733),  Kiel  (1735),  Minster- 
dorf  (1746,  51,  56,  60).  Hdschr.  qu.  8.  —  Stammbuch  des  C.  H.  Meinhardt.  1794.  (Jena  1795 
bis  97).  Hdschr.  qu.  8.  —  von  der  Heyden,  Speculum  Cornelianum.  1618.  Reproduktion  Straß- 
burg 1880.    kl.   qu.   4. 

Denlvmäler  der  Heili<unde.     Vierordt,  Medizinisches  aus  der  Geschichte.    3-  Aufl.    1910.    8. 

Heyer  von  Rosenfeld'sche  Stiftung.  Stammbuch  des  Johann  Gottlieb  Kannes-Nürnberg. 
Mit  Einträgen  aus  Nürnberg  (1757—82)  usw.  Hdschr.  qu.  8.  —  Stammbuch  des  Joh.  Leop. 
Adam  Weiß.  Mit  Einträgen  aus  Regensburg  (1775—1802),  Nürnberg  (1777  u.  1791),  Erlangen 
(1777  u.  81),  Basel  (1778—81),  Zürich  (1781)  u.  v.  a.  Städten.  Hdschr.  qu.  8.  —  Nicolai,  Be- 
schreibung der  königlichen  Residenzstädte  Berlin  und  Potsdam....  Bd.  I — III.  1786.  8.  — 
Stammbuch  des  Theologen  Christian  Berger  aus  Römhild.  Mit  Einträgen  aus  Römhild  (1787, 
90,  91,  1800,  1805),  aus  Jena  (1788—90),  Coburg  (1787)  usw.  Hdschr.  qu.  8.  —  Historisch- 
Genealogischer  Kalender  auf  das  Jahr  1792,  1795,  1817,  1818,  1823  1824.  kl.  8  u.  kl.  4.  —Stamm- 
buch des  Nicolaus  Gottfr.  Wülfeke  aus  Berlin.  Mit  Einträgen  aus  Berlin  (1798  u.  99),  Husum 
(1799  u.  1802)  usw.  Hdschr.  qu.  8.  —  1  Karton  Stammbuchblätter  mit  Handzeichnungen. 
Ende  des  18.  u.  Anfang  des  19.  Jahrh.  8.  —  Christian  Felix  Weissens  Selbstbiographie,  herausgg. 
V.  dessen  Sohne....  u.  Schwiegersohne...  Leipzig  18O6.  8.  —  Stammbuch  [Günther]  mit 
Einträgen  aus  Leipzig  (1821/22),  Stötteritz  (1821),  Merseburg  (1821),  Dresden  (1832  u.  1835) 
u.  Bautzen  (1845  u.  1849)-  Hdschr.  qu.  8.  —  Stammbuch  [Meinhardt]  mit  Einträgen  aus  Arn- 
stadt (1867—68),  Hieben  (1872)  und  Coburg  (1874).  Hdschr.  qu.  8.  —  v.  Hefner,  Altbayerische 
Heraldik.  I.  Abt.  1869.  8.  —  Hildebrandt,  Katalog  der  Heraldischen  Ausstellung  zu 
Berlin  1882.    1882.    8.    —    Gundlach,  Bibliotheca  familiarum  nobilium.     3-  Aufl.     1897.     8.  — 

6 


—  a2   - 

Minerva.  Jahrbuch  der  gelehrten  Welt.  15-  Jahrg.  1905—1906.  1906.  8.  —  Archiv  für  Ur- 
kundenforschung. III.  1.  1910.  8.  —  Chronik  der  Familie  Wachler.  1910.  4.  —Genealogisches 
Handbuch  bürgerhcher  Familien.  Bd.  17  u.  18.  1910.  8.  —  Haenel,  Der  sächsischen  Kurfürsten 
Turnierbücher.  1910.  qu.  2.  —  Wilh.  Ostwald,  Große  Männer.  2.  Aufl.  Leipzig  1910.  8.  — 
Genealogische  Taschenbücher:  Hofkalender  1911,  Gräfliches  Taschenbuch  191 1,  Freih.  Taschen- 
buch 1911,  UradeHges  Taschenbuch  191 1,  Briefadeliges  Taschenbuch  1911-  kl.  8.  —  Rietstap, 
Armorial  g^neral,  fasc.  54  u.  55-  O.  J.  2.  —  Wappenbilder  I  11,  II  37  und  38,  III  89—91 
und  52 — 54,  VI.  Nachtrag  zum  aiphabet.  Verz.     O.  J.     8. 

Hohenzollern-Stiftung.     Politische  Correspondenz  Friedrichs  des  Großen.  34.  Bd.  1910.  8. 

Nassauer  Stiftung.  Archives  ou  correspondance  inddite  de  la  maison  d'Orange-Nassau. 
5.  Serie.     Tome  I  1766-79.     1910.     8. 


TAUSCHVERKEHR. 

Im  Jahre  1910  stand  das  Germanische  Museum  im  Tauschverkehr  mit: 


Aachen: 

Aachener   Geschichtsverein. 

Aarau: 

Historische  Gesellschaft  des  Kantons  Aar- 
gau. 
Agram  (Zagreb): 

Königl.    kroat.-slavon.-dalmat.     Landes- 
archiv. 
Altenburg: 
Geschichts-    und   altertumsforschende    Ge- 
sellschaft des  Osterlandes. 
Amiens: 

Societd  des  antiquaires  de  Picardie. 

Amsterdam: 

K.  Akademie  der  Wissenschaften. 

K.  oudheidkundig  genootschap  te  A. 

Redaktion  von  „Het  huis  oud  &  nieuw." 
Annaberg: 

Verein  für  Geschichte  von  Annaberg  und 
Umgebung. 
Ansbach: 

Fränkische  Zeitung. 

Historischer  Verein  für  Mittelfranken. 

Antwerpen: 

J.-E.    Buschmann    als    Verleger   der   Zeit- 
schrift ,,Onze  Kunst".    Voortzetting  van 
de  Vlaamsche  School. 
Arnstadt: 

Museumsgesellschaft. 
Augsburg: 
Augsburger  Postzeitung. 
Historischer    Verein    für    Schwaben    und 
Neuburg. 
Bamberg: 

Königl.  Bibliothek. 
Gewerbe- Verein. 


Heraldisch- Genealogische    Blätter  (Schrift- 
leitung). 
Historischer  Verein. 
Basel: 

Historische  und  antiquarische  Gesellschaft. 
Redaktion  des  Schweizer  Archivs  für   He- 
raldik. 
Schweizerische  Gesellschaft  für  Volkskunde. 
Universitäts-  Bibliothek. 
Bayreuth: 

Historischer  Verein  für  Oberfranken. 

Bergen: 

Bergens  Museum. 

Vestlandske  Kunstindustrimuseum. 

Berlin: 

KönigL  Preußische  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

K.  Statistisches  Amt. 

Apotheker- Verein,  Deutscher. 

Bauzeitung,  Deutsche. 

Bibliothek  des  Deutschen  Reichstages. 

Blätter  für  Architektur  und  Kunsthand- 
werk.    (Verlag.) 

Burgwart  (Architekt  Bodo  Ebhardt,  Grune- 
wald bei  Berlin). 

Ex-libris- Verein. 

Gesamtarchiv  der  deutschen  Juden. 

Gesamtverein  der  deutschen  Geschichts- 
und Altertumsvereine. 

Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Gesellschaft  für  Erdkunde. 

Gesellschaft  für  deutsche  Erziehungs-  und 
Schulgeschichte. 

Gesellschaft  für  Heimatkunde  der  Provinz 
Brandenburg. 

Gesellschaft,   Historische. 


—     83    — 


Gesellschaft,  Deutsche  Pharmazeutische. 

Graveur- Verein,  Deutscher. 

Johanniter-Ordensblatt.     ( Redaktion. ) 

Journal  für  Buchdruckerkunst.     (Verlas-) 

Verlag  Franz  Lipperheide.  (lUustr.  Frauen- 
Zeitung.) 

Aloderne   Kunst  (Verlag  von   Rieh.   Bong). 

Münzblätter,  Berliner  und  Correspondenz, 
Numismatisches  Beiblatt  zu  den  Ber- 
liner Münzblättern.   (Dr.  Emil  Bahrfeld.) 

Museums- Verein. 

Norddeutsche  Allgemeine  Zeitung. 

Provinzialmuseum,  Märkisches. 

Reichsanzeiger,  Deutscher  und  Königlich 
Preußischer  Staatsanzeiger. 

Reichs- Postamt  III,  Abt.  W. 

Rundschau,     Deutsche.     (Redaktion.) 

Rundschau,   Koloniale.    (Verlag.) 

Touristen- Klub  für  die  Mark  Branden- 
burg. 

Verein  für  die  Geschichte  Berlins  (Alt- 
Berlin). 

Verein  Herold. 

Verein  für  deutsches  Kunstgewerbe. 

Verein  für  Geschichte  der  Mark  Branden- 
burg. 

Verein  für  Volkskunde. 

Woche,  Die.  (Verlag  von  Aug.  Scherl.) 

Zeitschrift  für  Bauwesen.    (Schriftleitung.) 

Zeitschrift  für  Numismatik.     (Redaktion.) 

Zentralblatt  der  Bauverwaltung.    (Schrift- 
leitung.) 
Bern: 

Historischer  Verein  des  Kantons  Bern. 
Biedenkopf: 

Mitteilungen  aus  Geschichte  und   Heimat- 
kunde des  Kreises  Biedenkopf. 
Bistritz: 

Direktion  der  Gewerbeschule. 
Bonn: 

UniversitätsbibHothek. 

Verein  von  Altertumsfreunden  im  Rhein- 
lande. 

Verlag  der  Rheinischen  Geschichtsblätter. 
Brandenburg  a.  H.: 

Historischer  Verein. 
Braunau  i.  B.: 

Dr.    Eduard     Langer,     Herausgeber     der 
„Deutschen    Volkskunde    aus    dem   öst- 
lichen Böhmen". 
Braunsberg: 

Historischer  Verein  für  Ermland. 
Bregenz: 

Vorarlberger  Museums- Verein, 


Bremen: 

Gewerbenuiseum. 

Historische  Gesellschaft  des  Künstler- 
Vereins. 
Verlag  von  Carl  Schünemann.     (,, Nieder- 
sachsen".) 
Breslau: 
Schlesischer  Altertumsverein. 
Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische 

Kultur. 
Universitätsbibliothek. 
Verein  für  Geschichte  und  Altertum  Schle- 
siens. 
Brunn: 
Mährisches  Gewerbe-Museum. 
Verein  für  die   Geschichte  Mährens  und 

Schlesiens. 
Verein  ,, Deutsches   Haus". 
Brüssel: 
L'academie  Royale  de  Belgique. 
Commissiones    royals    d'art    et    d'arch^o- 

logie. 
R.   R.  P.  P.  Bollandistes. 
La  Gazette  numismatique  (Direction). 
Musees  Royaux  des  arts  decoratifs  et  in- 

dustriels. 
La  sociötd  d'archeologie. 
La  societe  Royale  de  geographie. 
Budapest: 

Königl.  ungarische  Akademie  der  Wissen- 

sch.aften. 
Müveszet,  Redaktion. 
Stadtmagistrat. 
Cassel: 

Prof.  Dr.  Georg  Steinhausen,  Vorstand  der 
Stadtbibliothek.      (,. Archiv  für    Kultur- 
geschichte".) 
Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landes- 
kunde. 
Verein  für  Naturkunde. 
Chemnitz: 

Verein  für  Chemnitzer  Geschichte. 
Chur: 

Historisch-antiquarische    Gesellschaft    des 
Kantons  Graubünden. 
Cincinnati: 

Cincinnati  Museum  Association. 
Coblenz: 
Mitteilungen  des  Rheinischen  Vereins    für 
Denkmalpflege  und  Heimatschutz. 
Danzig: 

Königliche  Technische  Hochschule. 
Naturforschende  Gesellschaft. 
Westpreußischer  Geschichtsverein. 


—    84     — 


Westpreußisches  Provinzialmuseum. 
Darmstadt: 
Gewerbeblatt  f.  d.  Großherzogtum  Hessen. 
Historischer   Verein   für   das    Großherzog- 
tum  Hessen. 
Verein  für  Erdkunde. 
Verlag  der  ,,Innen-Dekoration". 
Dessau: 
Verein    für    Anhaltische    Geschichte    und 
Altertumskunde. 
Detmold: 
Gesch.  Abt.  des  naturw.    Vereins  für   das 
Fürstentum  Lippe. 
Dillingen: 

Historischer  Verein. 
Donaueschingen: 
Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte 
d.  Baar  u.  d.  angrenzenden  Landesteile. 
Donauwörth: 

Historischer  Verein  für   Donaumörth   und 
Umgegend. 
Dorpat: 
Gelehrte  Esthnische  Gesellschaft. 
Universität. 
Dresden: 

Kgl.  sächsischer  Altertumsverein. 
„Blätter  für  Münzfreunde"  und  „Numis- 
matischer Verkehr". 
Verein  für  die  Geschichte  Dresdens. 
Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Kunstwart. 

Kgl.    sächsisches   statistisches    Landesamt. 
Europäische  Modenzeitung. 
Zeitschrift  für  historische  Waffenkunde. 
Düsseldorf: 
Archiv  für  Buchbinder. 
Düsseldorfer  Geschichtsverein. 
Eger: 

Unser  Egerland. 
Eichstätt: 

Historischer  Verein. 
Eisenberg: 

Geschichts-  und  altertumsforschender  Verein 
Eisleben: 
Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der 
Grafschaft  Mansfeld. 
Elberfeld: 

Bergischer  Geschichtsverein. 
Ellwangen: 
Geschichts-    und    Altertumsverein    (Jahr- 
buch). 
Emden: 
Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vater- 
ländische Altertümer. 


Naturforschende  Gesellschaft- 
Erfurt: 
Akademie  gemeinnütziger   Wissenschaften. 
Verein  für  die  Geschichte  und  Altertums- 
kunde von  Erfurt. 
Erlangen: 

Universitätsbibliothek. 
Essen: 

Historischer   Verein   für    Stadt   und    Stift 
Essen. 
Frankenthal: 

Altertumsverein. 
Fellin: 

Literarische  Gesellschaft. 
Flensburg: 

Kunstgewerbe-Museum. 
Frankfurt  a.  M.: 

Frankfurter  Blätter  für  Familiengeschichte. 
Freies  deutsches  Hochstift. 
Mitteldeutscher  Kunstgewerbeverein. 
Stadthibliothek. 

Verein  für  die  Geschichte  und  Altertums- 
kunde von  Frankfurt  a.  M. 
Verein    für    rheinische    und    westfälische 
Volkskunde. 
Frankfurt  a.  0.: 

Historischer  Verein  für  Heimatkunde. 
Naturwissenschaftlicher    Verein    des    Reg.- 
Bez.   Frankfurt  a.  O. 
Frauenfeld: 

Historischer  Verein  des  Kantons  Thurgau. 
Freiberg  i.  S.: 

Altertumsverein. 
Freiburg  i.  B.: 
Archiv  für  christliche   Kunst. 
Breisgau- Verein  Schau-ins-Land. 
Gesellschaft  f.  Beförderung  der  Geschichts-, 
Altertums-    und    Volkskunde    von   Frei- 
burg, dem  Breisgau  und  den  angrenzen- 
den Landschaften. 
Münsterbau-  Verein. 
Stimmen  aus  Maria- Laach. 
Universitätsbibliothek. 
Kirchlich  bist.  Verein  der  Erzdiözese  Frei- 
burg i.  B. 
Freiburg  i.  Schw.: 
Deutscher  geschichtsforschender     Verein 
des  Kantons  Freiburg  (Schweiz). 
Freising: 

Historischer  Verein. 
Freiwaldau: 

Mährisch-schlesisch.  Sudeten-  Gebirgsverein. 
Friedberg  (Hessen): 

Geschichts-  und  Altertumsverein. 


—    85    — 


Friedrichshafen: 

Verein    für    die    Geschichte     des    Boden- 
sees. 

St.  Gallen: 

Historischer  Verein  des  Kantons  St.  Gallen. 
Genf: 

Institut  national  genevois. 
Societe  d'histoire  et  d'archdologie. 
Gießen: 
Oberhessischer  Geschichtsverein. 
Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und 

Heilkunde. 
Universitätsbibliothek. 
Verband     deutscher    Vereine     für    Volks- 
kunde. 
Vereinigung  für  hessische  Volkskunde. 
Glarus: 

Historischer   Verein   des    Kantons    Glarus. 
Görlitz: 

Gesellschaft    für    Anthropologie    und    Ur- 
geschichte der  Oberlausitz. 
Oberlausitzische    Gesellschaft   der    Wissen- 
schaffen. 
Gotha: 
Verlag  der  deutschen  Geschichtsblätter. 
Vereinigung  für  Gothaische  Geschichte  und 
Altertumsforschung. 
Oöttingen: 

Forscher-  und  Sanimierverein. 
Kgl.   Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Graz: 
Steiermärkischer    Gewerbeverein. 
Kunsthistorische  Studien.     (Buchhandlung 

Styria.) 
Steiermärkisches  Landesmuseum. 
Historischer  Verein  für  Steiermark. 
Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steier- 
mark. 
„Wörter  und   Sachen".      Kulturhistorische 
Zeitschrift  für  Sprach-  und  Sachforschung. 
Greifswald: 
Universitätsbibliothek. 
Rügisch-  Pommerscher  Geschichtsverein. 
Guben: 
Niederlausitzer    Gesellschaft    für    Anthro- 
pologie und  Urgeschichte. 
Haag: 
Genealogisch-heraldiek    Genootschap    „De 
Nederlandsche  Leeuw". 
Halberstadt: 
Verein  für   Kirchengeschichte  in  der   Pro- 
vinz Sachsen- 


Hall  (Schwäbisch): 

Historischer   Verein  f.  Württemb- Franken. 
Halle  a.  S.: 
Zeitschrift  für  deutsche  Philologie. 
Kaiserl  Leopoldinisch-Carolinische  Deutsche 

Akademie  der  Naturforscher. 
Thüringisch-sächsischer    Verein    für    Erfor- 
schung   des    vaterländischen    Altertums 
und  Erhaltung  seiner  Denkmale. 
Hamburg: 
Öffentliche  Stadtbibliothek. 
Verein  für  hamburgische  Geschichte. 
Hanau: 

Hanauer  Bezirksverein   für   hessische    Ge- 
schichte und  Landeskunde. 
Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte 
Naturkunde. 
Hannover: 
Architekten-  und  Ingenieur- Verein. 
Hannoversche  Geschichtsblätter. 
Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichts- 
kunde. 
Heraldischer  Verein  zum  Kleeblatt. 
Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 
Harlem: 

Societe  hollandaise  des  sciences. 
Heidelberg: 

Heidelberger  Schloßverein. 
Historisch-philosophischer  Verein. 
Universitätsbibliothek. 
Heilbronn: 

Historischer  Verein. 
Heiligenstadt: 

„Unser  Eichsfeld".    (Redaktion.) 
Helsingfors: 

Finnischer  Altertumsverein. 
Finnisch.  Literar.  Gesellschaft. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften, 
Hermannstadt: 
Siebenbürgischer  Karpathenverein. 
Verein  für   Siebenbürgische    Landeskunde. 
Hirschberg: 

Riesengebirgs- Verein. 
Hohenleuben: 

Voigtländ.  altertumsforschender  Verein. 
Homburg  v.  d.  H.: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Husum: 
Mitteilungen    des    Nordfriesischen    Vereins 
für  Heimatkunde  und   Heimatliebe. 
Jena: 
Universitätsbibliothek. 
Verein  für  thüring.   Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 


—    86     — 


Iglo: 

Ungar.  Karpathenverein, 
Innsbruck: 

K.   K.  Statthalterei-Archiv. 

Ferdinandeum. 
Insterburg: 

Altertumsgesellschaft. 
Kahia: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Karlsruhe: 

Karlsruher  Altertumsverein. 

Badische  historische  Commission. 
Kaufbeuren: 

Verein  Heimat. 
Kempten: 

Altertums- Verein. 
Kiel: 

Naturwissenschaftl.   Verein  für   Schleswig- 
Holstein. 

Gesellschaft  für  die  Geschichte  der  Herzog- 
tümer Schleswig-  Holstein  u.  Lauenburg. 

Universitätsbibliothek. 

Gesellschaft  für  Kieler  Stadtgeschichte. 
Klagenfurt: 

Geschichtsverein  für  Kärnten. 
Köln: 

Westdeutsche    Zeitschrift    für    Geschichte 
und  Kunst  mit  Korrespondenzblatt. 

Zeitschrift  für  christliche  Kunst. 

Kölner  Kunstgewerbeverein. 

Histor.  Verein  für  den  Niederrhein. 
Königsberg  i.  P.: 

Red.  d.  Altpreußischen  Monatsschrift. 

Physikal.  Ökonom.  Gesellschaft. 

Altertumsgesellschaft  Prussia. 

Universitätsbibhothek. 
Kopenhagen: 

Academie  royale   des  sciences   et   des  let- 
tres  de  Danemark. 

Societd  royale  des  antiquaires  du  Nord. 

Industriforeningen  i   Kjöbenhavn. 

K.  Nordiske  Oldskrift-Selskab. 

K.  danske  Videnskabern-Selskab. 
Krakau: 

Akademie  der  Wissenschaften. 
Kreuznach: 

Antiquarisch- Histor.  Verein. 
Kristiania: 

Foreningen    til    norske  fortidsmindesmaer- 
kers  bevaring  (Aarsberetning). 
Kronstadt: 

Stadtarchiv: 
Laibach: 

Red.  d.  Zeitschr.  f.  krainische  Landeskunde. 


Krainer  Musealverein. 
Landsberg  a/d.  Warthe: 

Verein  für  Geschichte  der  Neumark. 

Landshut: 

Historischer  Verein  für  Niederbayern. 

Lauingen: 

Altertumsverein. 

Lausanne: 

Society  d'histoire  de  la  Suisse. 

Leeuwarden: 

Friesch  genootschap  ter  beoefening  der 
Friesche  geschied. 

Leiden: 

Maatschapy    de    Nederland.    Letterkunde. 

Leipa: 

Nordböhm.  Excursions-Klub. 

Leipzig: 

Beilage,  Wissenschaftliche,  der  Leipziger 
Zeitung. 

Börsenverein  der  deutschen   Buchhändler. 

Centralblatt  für  Bibliothekswesen. 

Centralblatt,  literarisches. 

Centralverein  für  das  gesamte  Buchge- 
werbe. 

Daheim. 

Gartenlaube. 

Gesellschaft,  deutsche,  zur  Erforschung 
vaterländischer  Sprache  und  Altertümer. 

Gesellschaft,  k.  sächs.,  der  Wissenschaften, 
phil-hist.  Gl. 

Goldschmied,  Der  — , 

Grenzboten. 

Kgl.  Sächs.  Institut  für  Kultur  und  Uni- 
versalgeschichte bei  der  Universität 
Leipzig. 

Literaturblatt  f.  germ.  u.  rom.  Philologie. 

Monatshefte  (Velhagen  &  Klasing). 

Museum  für  Völkerkunde. 

Original  und  Reproduktion. 

Universitätsbibliothek. 

Verein,  deutscher,  zur  Erforschung  Palä- 
stinas. 

Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Leipzig. 

Vierteljahrs- Katalog  (J.  C.   Hinrichs). 

Zeitschrift  für  bildende  Kunst. 

Zeitschrift,  neue,  für  Musik. 

Zeitung,  illustrierte. 

Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und 
Famihengeschichte  (Mitteilungen). 

Zur  guten  Stunde. 

Leisnig: 

Geschichts-  und  Altertumsverein. 


87    — 


Linz: 

Museum  Francisco-Carolinum. 
Linzer  Diözesan- Kunstverein. 
Oberösterreichischer  Gewerbe- Verein. 
Louvain  (Belgien): 
„Analectes  pour  servir  ä.  l'histoire  ^cclesia- 
stique  de  la  Belgique". 
Lübeck: 
Lübeckisches  Museum  für  Kunst-  u.  Kultur- 
geschichte. 
Verein  für  hansische  Geschichte. 
Verein  für  Lübecker  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 
Lüneburg: 

Museumsverein  für  Lüneburg. 
Lütfich: 

Institut  archdologique  Lidgeois. 
Luxemburg: 
Verein  für  Luxemburger  Geschichte,  Lite- 
ratur und  Kunst. 
Section  historique  de  l'institut  de  Luxem- 
bourg. 
Luzern: 

Histor.  Verein  der  5  Orte. 
Magdeburg: 

Magdeburgischer  Geschichtsverein. 
Mainz: 

Rom.    Germ.  Central-Museum   (Die   Alter- 
tümer unserer  heidnischen  Vorzeit). 
Verein  zur  Erforschung  rhein.   Geschichte 
und  Altertümer. 
Mannheim: 

Mannheimer  Altertumsverein. 
Marburg: 

Universitätsbibliothek. 
Maredsvus  (Belgien): 

Direction  de  la  Revue  benödictine. 
Marienwerder: 
Histor.    Verein   für   den    Regierungsbezirk 
Marienwerder. 
Meiningen: 

Hennebergischer  altertumsforsch.  Verein. 
Verein    für    Meiningische    Geschichte   und 
Landeskunde. 
Meißen: 

Verein  für   Geschichte  der  Stadt  Meißen. 
Metz: 
Verein  für  Erdkunde. 
Gesellschaft   für   lothringische    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Mitau: 

Kurländische  Gesellschaft  für  Literatur  und 

Kunst. 
Kurländisches  Provinzialmuseum- 


Montreal: 

Soci^t^  numismatique  et  d'arch^ologie. 
Mühlhausen  i.  Th.: 

Mühlhäuser  Altertumsverein. 
Mülhausen  i.   Eis.: 

Le  mus6e  historique  de  Mulhouse. 
München: 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Allgemeine  Zeitung. 

Altertumsverein. 

Archivariat  des  bayer.  Landtags. 

Bauzeitung,  süddeutsche. 

Bayerland. 

Formenschutz. 

Forschungen  zur  Geschichte  Bayerns. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  Anthropologie. 

Gesellschaft,  deutsche,  für  christl.    Kunst. 

Gesellschaft,  numismatische. 

Jahrbuch,   histor.,   der    Görresgesellschaft. 

Kunstgewerbeverein,  bayerischer. 

Licht  und  Schatten  (Verlag). 

Museum    von    Meisterwerken    der    Natur- 
Wissenschaft  und  Technik. 

Nationalmuseum,  Bayerisches. 

Statistisches  Bureau. 

Universitätsbibliothek. 

Verein,  historischer,  von  Oberbayern. 

Verein  für  Volkskunst  und  Volkskunde. 

Internationale   Wochenschrift  für   Wissen- 
schaft, Kunst  und  Technik.    Beigabe  zur 
Allgemeinen  Zeitung. 
Münster  i.  W.: 

Zeitschrift   für   vaterländische    Geschichte 
und  Altertumskunde  Westfalens. 

Literarischer  Handweiser. 

Universitätsbibliothek. 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 
Neiße: 

Wiss.  Ges.  Philomathie. 
Neuburg  a.  0.: 

Historischer  Filialverein. 
Neumarkt  i.  0.: 

Historischer  Verein. 
St.   Nicolas: 

Cercle  arch6ologique  du  pays  de  Waas. 
Nürnberg: 

K.  bayer.   Landes-Gewerbe-Anstalt. 

Naturhistorische   Gesellschaft. 

Pegnesischer  Blumenorden. 

Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Nürn- 
berg. 
Osnabrück: 
Verein  für  Geschichte  und    Landeskunde, 


Paderborn: 

Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens. 

Paris: 

Chronique  des  arts  et  de  la  curiosit^. 

Correspondance  historique  et  archdologique. 

Musee  Guimet. 

Repertoire  d'art  et  d'archöologie. 
St.  Petersburg: 

Commission  imperiale  archeologique. 
Philadelphia: 

Smithsonian  I  nstitution. 
Plauen  i.  V.: 

Altertumsverein. 

Posen: 

Gesellschaft  der  Freunde  derWissenschaften. 
Historische  Gesellschaft. 
Towarzystwa  przyjaciol. 
Prag: 
Verein  für    Geschichte   der   Deutschen   in 

Böhmen. 
Gesellschaft  der  Freunde   der   böhmischen 

Altertümer. 
Gesellschaft  zur  Förderung  deutscher  Wis- 
senschaft, Kunst  und  Literatur  in  Böhmen. 
Lese-  u.  Redehalle  der  deutschen  Studenten. 
Kunstgewerbliches  Museum. 
Prenzlau: 
Uckermärkirsche  Museums-  u-   Geschichts- 
verein. 
Quaracchi  b.  Florenz: 

Archivum  Franciscanum  historicum. 
Stift  Raigern  b.  Briinn: 

Studien  und  Mitteilungen  aus  dem   Bene- 
diktiner- und  Cistercienser-Orden. 
Ravensburg: 

Schwäbisches  Archiv. 
Regensburg: 

Histor.  Verein  für  Oberpfalz  und  Regens- 
burg. 
Reichenberg: 

Nordböhmisches  Gewerbemuseum. 
Reutlingen: 

Reutlinger  Altertumsverein. 
Reval: 
Estländische  Literarische  Gesellschaft. 

Reykjavik: 

Islenzka  Fornleifafjelag. 
Riga: 

Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde der  Ostseeprovinzen  Rußlands. 
Rosenheim: 

Historischer  Verein. 


Rom: 

Römische  Quartalschrif;  für  Christi.  Alter- 
tumskunde  und   für    Kirchengeschichte. 
Rostock: 
Verein  für  Rostocks  Altertümer. 
Universität. 
Rothenburg  o.  T.: 

Verein  Alt- Rothenburg. 
Roermond: 

La  Commission  de  Limburg. 
Saarbrücken: 

Historisch-antiquarischer    Verein    für    die 
Saargegend. 
Salzburg: 
Museum  Carolino-Augusteum. 
Gesellschaft  für   Salzburger   Landeskunde. 
Salzwedel: 
Altmärkischer    Verein    für    vaterländische 
Geschichte  und  Industrie. 
Schaffhausen: 

Histor.-antiquarischer  Verein  des  Kantons 
Schaffhausen. 
Schmalkalden: 
Verein  für   Hennbergische  Geschichte  und 
Landeskunde. 
Schwerin: 

Familiengeschichtliche    Blätter,    herausge- 
geben von  C.   Frhrn.  von  Rodde. 
Verein    für    Mecklenburgische    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Sigmaringen: 
Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
in  Hohenzollern. 
Speyer: 

Pfälzisches  Museum. 
Historischer  Verein  der  Pfalz. 
Stendal: 

Altmärkischer  Museums- Verein. 
Stettin: 

Gesellschaft    für    Pommersche    Geschichte 
und  Altertumskunde. 
Stockholm: 

Kgl.  Akademie  der  Altertumskunde. 
Kgl.  Bibliothek. 
Nordiska  Museet. 
Straßburg: 
Alsabund  („Erwinia"). 
Gesellschaft  für  Erhaltung  der  geschicht- 
lichen Denkmäler  im  Elsaß. 
Universitätsbibhothek. 
Vogesenklub,  histor.-hterar.  Zweigverein. 
Stuttgart: 
Altertumsverein. 
Antiquitäten-Zeitung. 


—    89    — 


Anthropol.  Verein,  Württembergischer. 

Anzeiger,  allgem.,  für  Buchbindereien. 

Centralstelle  für  Gewerbe  und  Handel. 

C(Mnmission  für  Landesgeschichte. 

Staatsanzeiger,  Württenibergischer. 

Technische  Hochschule. 

Verlagsanstalt,  Deutsche. 
Thorn: 

Coppernicus-Verein  für   Wissenschaft    und 
Kunst. 
Torgau: 

Altertumsverein. 
Toronto  (Canada): 

Canadian  Institute. 
Trier: 

Gesellschaft  für  nützliche  Forschung. 
Troppau: 

Kaiser- Franz- Joseph-Museum. 

Städtisches  Museum:  Zeitschrift  für  Gesch. 
u.  Kulturgesch.  Österreichisch- Schlesiens. 

Tübingen: 

Schwäbischer  Altertumsverein. 

Universitätsbibliothek. 
Turin: 

Regia  deputazione  di  storia  patria. 
Upsala: 

Landsmal    svenska.       Schwedische    volks- 
kundliche Zeitschrift. 

Universität. 
Utrecht: 

Historische     Genootschap. 

Genootschap     van     Künsten     en     Weten- 
schappen. 
Vaduz: 

Histor.  Verein  für  das  Fürstentum  Liechten- 
stein. 
Venedig: 

Reale  instituto  Veneto. 
Waidhofen  a.  d.  Ybbs: 

Museal-Verein  für   W.   a.   d.    Y.   und   Um- 
gebung. 
Washington: 

Smithsonian  Institution. 
Wernigerode: 

Harzverein  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde. 
Wetzlar: 

Wetzlarer  Geschichtsverein. 


Wien: 

Adler,   K.   K.  herald.  Gesellschaft. 

Akademie  der  Wissenschaften. 

Altertumsverein. 

Dombauverein  zu  St.   Stephan. 

Gesellschaft,  Anthropologische. 

Gesellschaft  für  die   Geschichte  des   Pro- 
testantismus in  Österreich. 

Gesellschaft  für  Münz-  u.  Medaillenkunde. 

Gesellschaft,  Numismatische. 

Gewerbe-Museum,  Technolog. 

K.   K.  Heeres-Museum. 

K.   K.  Hofbibliothek. 

Verein  für  Landeskunde  von   Niederöster- 
reich. 

Wissenschaftlicher  Klub. 

Zeitschrift  für  österreichische  Volkskunde. 

K.   K.  Zentralkommission  zur  Erforschung 
und  Erhaltung  der  Baudenkmale. 
Wiesbaden: 

Verein    für    Nassauische    Altertumskunde 
und  Geschichtsforschung. 

Nassauischer  Verein  für  Naturkunde. 
Wolfenbüttel: 

Geschichtsverein  für  das  Herzogtum  Braun- 
schweig. 
Würzburg: 

Historischer  Verein  für  Unterfranken  und 
Aschaffenburg. 

Polytechnischer    Zentralverein   für    Unter- 
franken und  Aschaffenburg. 

Universitätsbibliothek. 
Zabern  i.  E.: 

Verlag  von  A.  Fuchs:   Elsässische  Monats- 
schrift für  Geschichte  und  Volkskunde. 
Zwicl<au: 

Altertumsverein    für    Zwickau    und    Um- 
gegend. 

Verein  für  Naturkunde. 
Zwolle: 

Vereenigung    tot    beoefening    von    Over- 
ijsselsch  regt  en  geschiedenis. 
Zürich: 

Allgemeine     geschichtsforschende      Gesell- 
schaft der  Schweiz. 

Antiquarische  Gesellschaft. 

Buchkunst:  Zeitschrift  für  E.xlibris- Samm- 
ler und  Bücherfreunde. 

Schweizerisches  Landesmuseum. 

U  niversitätsbibliothek. 


90    — 


LITERARISCHE  ANZEIGEN  UND  BESPRECHUNGEN. 

Römische  Ueberreste  in  Bayern,  nach  Berichten,  Abbildungen  und  eigener  Anschauung 
geschildert  und  mit  Unterstützung  des  Kaiserlich  Deutschen  Archäologischen  Instituts  heraus- 
gegeben von  Friedrich  Ohlensch  lagen  Heft  3  mit  M.  Merians  Plan  von  Augsburg. 
München  1910.  J.  L  i  n  d  a  u  e  r'sche  B  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  g  (S  c  h  ö  p  p  i  n  g).  [S.  193—288.]  8". 

Nach  längerer  Pause  dürfen  wir  wieder  eine  Fortsetzung  von  dem  verdienstvollen  Werke 
eines  Altmeisters  der  Vorgeschichte  und  Römerforschung,  Oberstudienrat  Ohlenschlager,  be- 
grüßen. Die  topographisch  vorgehende  Beschreibung  des  nordwestlichen  Bayern,  die  S.  11  der 
ersten  Lieferung  mit  den  römischen  Funden  des  Münchener  Bodens  eingesetzt  hat,  ist  nun  über 
die  Artikel  ,, Adelshausen"  und  ,,  Friedberg",  die  noch  voranzuschicken  waren,  bis  zur  alten 
Augusta  Vindelicorum  gediehen.  Billigerweise  war  in  Ohlenschlagers  wohlgeordnetem  Museum 
römischer  Überreste  Altaugsburg  mit  einem  weiter  sich  dehnenden  Raum  zu  bedenken.  Zwischen 
den  graublauen  Umschlagseiten  des  gegenwärtigen  Heftes  ließ  sich  das  reiche,  mit  Fleiß  und 
Umsicht  herbeigetragene  Material  noch  nicht  zusammendrängen. 

Unter  Voranstellung  der  Quellenschriften  von  selbständiger  Bedeutung  werden  Lage, 
Name,  Umfang  (älteste  Stadtbegrenzung)  zur  römischen  Zeit  untersucht  und  die  militärische 
und  bürgerliche  Bedeutung  des  Platzes  gewürdigt.  Dann  folgen  die  sehr  interessanten  Kapitel 
über  Augsburgs  Bewohner,  ihre  Herkunft  und  Beschäftigung,  über  die  Besatzung,  die  Religion 
und  die  Gräber  der  Insassen  dieser  Römerstadt.  Der  wichtige  Abschnitt  ,,Grabmäler  mit  In- 
schriften'', der  diese  monumenta  in  der  vom  Corpus  inscriptionum  eingehaltenen  Reihenfolge 
bringen  will,  beginnt  auf  der  letzten  Seite  des,  äußerlich  betrachtet,  zwar  recht  schmächtigen, 
aber  sehr  gehaltvollen  Heftes,  dem  wir  gerne  rascher  ausschreitendere  Nachfolger  wünschen 
möchten. 

F.  M.  Feldhaus.  Ruhmesblätter  der  Technik  von  den  Urerfindungen  bis  zur  Gegenwart. 
Mit  dem  Bildnis  Leonardo  da  Vincis  und  231  Abbildungen  und  Tafeln  nach  den  Originalen. 
Leipzig.     Friedrich  Brandstetter.     1910.     8.     XVIII,  632  S. 

Der  beispiellose  Aufschwung,  den  die  Technik  im  verflossenen  Jahrhundert  genommen 
hat,  hat  das  Interesse  für  das  Studium  der  Geschichte  der  Technik  lebhaft  entfacht.  Es  ist 
eine  erfreuliche  Erscheinung,  daß  nunmehr  auch  Fachleute  an  die  Hebung  der  in  Archiven, 
Bibliotheken  und  Museen  ruhenden  Schätze  herantreten.  Der  Verfasser  des  vorliegenden  Werkes 
ist  von  Beruf  Ingenieur.  Er  hat  sich  in  den  letzten  Jahren  durch  zahlreiche  Veröffentlichungen 
zur  Geschichte  der  Technik  einen  Namen  gemacht.  In  einer  Reihe  von  Aufsätzen,  die  er  zu 
einem  stattlichen  Bande  vereinigt  hat,  will  er  ein  Bild  von  dem  Werden  und  Wachsen  der 
Technik  geben. 

Feldhaus  geht  aus  von  den  ,, Urerfindungen",  als  welche  er  die  Benutzung  des  harten 
Feuersteins  und  die  Gewinnung  und  das  Festhalten  des  Feuers  ansprechen  möchte.  Die  Ur- 
erfindungen errnöglichten  die  Erfindung  von  Werkzeugen.  Die  meisten  Handwerkszeuge  waren 
schon  den  Menschen  der  Steinzeit  bekannt;  die  Bronzezeit  brachte  bedeutende  Fortschritte. 
Sehr  früh  bildete  sich  ein  eigener  Ingenierberuf  heraus,  der  im  frühesten  Altertum  Wunder- 
werke der  Technik  schuf.  Der  Geschichte  des  Ingenierberufs  ist  ein  sehr  interessantes  Kapitel 
gewidmet.  Hier  nimmt  die  alle  Berufsgenossen  weit  überragende  Persönlichkeit  Leonardo  da 
Vincis  den  ihr  gebührenden  Ehrenplatz  ein. 

Das  Kriegswesen  gab  von  jeher  den  Technikern  die  größten  Anregungen,  besonders  aber 
seit  Erfindung  der  Explosivstoffe.  Einer  ebenso  gründlichen  wie  anziehenden  Beschreibung 
der  Schußwaffen  des  Altertums  und  des  Mittelalters  schließen  sich  Abhandlungen  über  das  ,, grie- 
chische Feuer"  und  die  Explosivstoffe  an.  Einen  weiten  Raum  nehmen  dann  die  Aufsätze  über 
Geschütze,  Panzerungen,  Handfeuerwaffen,  Handgranaten  und  Höllenmaschinen  ein.  Aus  der 
reichen  Fülle  der  dargebotenen  Einzelheiten  heben  wir  nur  einige  hervor.  Feldhaus  faßt  sein 
Urteil  über  den  angeblichen  Erfinder  des  Schießpulvers  dahin  zusammen:  ,,Die  Kriegstechniker 


—    91     — 

des  15-  Jahrhunderts  kennen  als  Reformator  des  Geschützwesens  einen  gelehrten  deutschen  Bern- 
hardinerniönch,  den  Magister  der  freien  Künste  und  Alchimisten  Berthold,  genannt  der  Schwarze, 
im  Jahre  138O."  —  Das  Feuersteinschloß  wurde  nicht  in  Nürnberg  erfunden;  Darstellungen 
und  Skizzen  von  Feuerschlössern  finden  sich  schon  in  Leonardo  da  Vincis  Manuskripten.  — 
Eine  zwar  primitive,  aber  doch  recht  sinnreich  konstruierte  Höllenmaschine  beschreibt  im  Jahre 
1405   der  fränkische    Ingenieur    Konrad    Kyeser  von    Eichstätt. 

Mit  dem  Anwachsen  der  Technik  stellte  sich  das  Bedürfnis  nach  Ersetzung  der  mensch- 
lichen und  tierischen  Kräfte  ein.  Wasserräder,  Turbinen  und  Windmühlen  werden  uns  in  ihrer 
Entwicklung  vorgeführt.  Das  Problem  der  Ausnützung  der  Meereskräfte  ist  durchaus  nicht  neu. 
Feldhaus  bringt  die  Abbildung  einer  Ebbe-  und  Flutmühle  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts. So  alt  wie  die  menschliche  Kultur  ist  das  Suchen  nach  einer  ewigen  Kraftmaschine, 
nach  dem  „Perpetuum  mobile".  Sehr  alt  ist  die  Erkenntnis  der  im  Feuer  schlummernden 
Kräfte.  Die  Dampfbläser,  als  welche  der  Verfasser  auch  die  vielumstrittenen  Püsteriche  erklären 
möchte,  und  die  durch  Warmluft  betriebenen  Maschinen  geben  davon  Zeugnis.  Ungestillt  blieb 
die  alte  Sehnsucht,  die  Kraft  direkt  aus  der  Sonnenwärme  zu  ziehen.  Die  Erfindung  der  Dampf- 
maschine durch  den  Marburger  Physikprofessor  Denis  Papin  führte  eine  neue  Zeit  der  Kultur 
herbei.  Der  Ausbau  der  auf  einem  seit  Jahrhunderten  erkannten  Prinzip  beruhenden  Explo- 
sionsgasmaschine ist  berufen,  den  uralten  menschlichen  Wunsch:  fliegen  zu  können,  der  Er- 
füllung zuzuführen.  Die  Geschichte  der  Flugtechnik  schildert  uns  Feldhaus  in  kurzen  aber 
erschöpfenden  Zügen.  Das  reiche  historische  Material,  das  die  Frankfurter  Ausstellung  1909 
zusammengestellt  hatte,  scheint  von  ihm  verarbeitet  zu  sein.  Von  Dädalus  bis  Bleriot  und  Grade, 
Zeppelin   und    Parseval   ist   ein   weiter,   mühsamer   Weg. 

Weitere  Aufsätze  sind  dem  Verkehrswesen  auf  dem  Wasser  und  auf  dem  Lande  gewidmet. 
Es  ist  hier  nicht  der  Platz,  auf  Einzelheiten  einzugehen.  Behandelt  werden:  Tauchapparate, 
Schwimmgurte,  Rettung  aus  Seenot,  Schiffe,  Motorboote  und  Kompaß,  Wagen,  Wegmesser  und 
Fahrpreisanzeiger,  Kraftwagen,  Fahrräder  und  Bahnen.  Über  die  Ausgestaltung  des  münd- 
lichen und  des  schriftlichen  Verkehrs  unterrichten  uns  die  Kapitel  über  Schreibgeräte,  Schreib- 
maschinen, Briefe  und  Postkarten,  Taubenpost,  Sprach-  und  Hörrohr,  Sprechmaschinen,  Fern- 
sprecher und  Telegraphen. 

Die  auf  eingehenden  Quellenstudium  beruhenden  und  von  einer  umfangreichen  Literatur- 
kenntnis zeugenden  Ausführungen  werden  begleitet  und  erweitert  durch  eine  große  Anzahl  von 
Abbildungen.  Dr.  Aug.   N  e  u  h  a  u  s. 

Freiburger  Theologische  Studien.  Unter  Mitwirkung  der  Professoren  der  Theologischen 
Fakultät  herausgegeben  von  Dr.  Gottfried  Hoberg  und  Dr.  Georg  Pfeilschifte  r, 
Professoren  an  der  Universität  zu  Freiburg  im  Breisgau.  Erstes  Heft:  P.  Martin  von  Co- 
chem 1634 — 1712.  Sein  Leben  und  seine  Schriften  nach  den  Quellen  dargestellt  von  P.  J  o  h. 
Chrysostomus  Schulte-0.  M.  Cap.,  Lektor  der  Theologie.  Freiburg  im  Breisgau. 
H  e  r  d  e  r 's  che  V  e  r  1  a  gs  h  a  n  d  1  u  n  g.   1910.  207   S.   8.    Ji  3-—,  geb.  in   Leinw.  Ji.  3-60. 

Zu  den  klangvollsten  Namen,  deren  die  Geschichte  der  religiösen  Literatur  zu  gedenken 
hat,  gehört  der  des  P.  Martin  von  Cochem.  Ihm  zum  Lobe  fand  kein  Geringerer  als  F.  X.  Kraus 
das  Urteil,  daß  erst  durch  Alban  Stolz  die  beredte  Darstellungskunst,  die  der  Volksschriftsteller 
in  der  Kutte  des  Kapuziners  sein  eigen  nennen  durfte,  endlich  wieder  erreicht  worden  ist.  Die 
Teilnahme  der  Literarhistoriker  ist  ihm  freilich  nicht  entfernt  in  dem  Maße  zugefallen  wie  seinem 
darin  glücklicheren,  ihm  übrigens  auch  wenig  ähnlichen  Zeitgenossen,  dem  vielgenannten  Abraham 
a  Santa  Clara.  Zwar  hatte  jenem  seinen  Ehrenplatz  in  der  Geschichte  der  volkstümlichen 
Literatur  ein  J.  Görres  neu  gesichert,  Germanisten  wie  J.  Ammann,  Reinhold  Köhler,  Wilhelm 
Scherer,  G.  Widmann  haben  nacheinander  im  Laufe  der  beiden  jüngsten  Jahrzehnte  sich  mehr 
oder  minder  eingehend  mit  Cochem  beschäftigt,  aber  auch  die  vorletzte  verdienstvolle  Arbeit 
über  ihn.  H.  Stahls  Pater  Martin  von  Cochem  und  das  „Leben  Jesu  Christi"  (Bonn  1909)  wollte 
keine  abschließende  Würdigung  seiner  durchaus  beachtenswerten  Persönlichkeit  bedeuten.  Doch 
gab  diese  eindringende  Untersuchung  erste  Anregungen  und  gleichsam  den  Unterbau  zu  der 
längst  schon  erwünschten,  möglichst  erschöpfenden  Biographie  des  nachdenklichen  und  nach- 
haltig wirksamen  Volksschriftstellers. 


—    92    -- 

P.  Schulte  hat  sichs  keine  Mühe  reuen  lassen,  seinem  Autor  auf  dessen  weit  im  Lande 
umherführenden  Lebenspfaden  zu  folgen  und,  wo  immer  deutlichere  Spuren  eines  Verweilens 
und  einiger  Wirksamkeit  zu  merken  waren,  bei  diesen  aufklärend  halt  zu  machen. 

Mit  erfreulichem  Eifer  ist  der  Verfasser  aber  auch  daran  gegangen,  die  so  bemerkens- 
werten Zusammenhänge  zwischen  dem  Schaffen  des  fruchtbaren  Schriftstellers  und  der  mittel- 
alterlichen Literatur,  dann  die  reichen  Beziehungen  des  geistlichen  Bücherschreibers  zu  den 
religiösen  Bedürfnissen  und  dem  ganzen  volkstümlichen  Gedankenkreise  jener  Zeit  aufzuhellen. 
Nicht  zuletzt  war  es  ihm  auch  darum  zu  tun,  die  nachhaltigen  Wirkungen  auf  die  katholische 
Welt  selbst  des  19.  und  noch  unseres  Jahrhunderts  klar  aufzuzeigen.  So  zieht  nicht  allein  das 
äußere  Erleben  unseres  Kapuziners,  sein  Wirken  als  Prediger,  Missionar  und  Visitator  in  Kur- 
mainzer imd  Kurtrierer  Landen  wie  Bild  um  Bild  vorüber,  der  Mann  wird  uns  vor  allem  auch 
lebendig  als  ein  Neugestalter  alter  Werte,  als  Stoffsucher  und  -former,  als  trefflicher  Stilist, 
Meister  der  deutschen  Sprache  und  als  ein  prächtiger  Erzähler  nach  dem  Herzen  des  Volkes, 
dem  seines  entgegenschlug. 

Die  durch  anmutende  Schreibweise  sich  auszeichnende,  umfängliche  Freiburger  Disser- 
tation wird  zu  dem  speziellen  Interessentenkreise  der  Theologen  und  Literarhistoriker  leichthin 
weitere  Leser  gewinnen,  die  gerne  einem  unterrichteten  Führer  auf  den  besonderen,  lohnenden 
Pfaden  folgen,  die  aus  der  stillen,  mit  den  Geistesschätzen  einer  noch  ferneren  Zeit  wohl- 
ausgestatteten Zelle  des  Cochemers  zum  historischen  Verständnisse  der  katholisch-religiösen 
Gedankenwelt  und  ihrer  Ausdrucksformen  geleiten  können.  H-w-n. 

Herders  Konversations=  Lexikon,  Dritte  Auflage.  Reich  illustriert  durch  Textabbildungen, 
Tafeln  und  Karten.  Ergänzungsband.  Freiburg  im  Breisgau,  Herd  ersehe  Verlagsbuch- 
handlung.    1910.     Lex.-8.     1500  Spalten. 

Die  neue  (dritte)  Auflage  des  achtbändigen  Herderschen  Konversationslexikons  ist  im 
Jahrgang  1907  unserer  ,, Mitteilungen"  (S.  134)  einer  Besprechung  unterzogen  worden.  Wir 
haben  daselbst  die  großen  Vorzüge,  deren  sich  diese  in  Form  und  Ausdruck  gedrungenste  unter 
den  großen  deutschen  Enzyklopädien  des  allgemeinen  Wissens  erfreut,  hervorgehoben.  Nun- 
mehr liegt  uns  der  mit  etwa  650  Abbildungen  ausgestattete  Ergänzungsband  zu  jenem  Haupt- 
werke vor,  der  den  Inhalt  des  Buches  auf  den  Stand  unseres  Wissens  im  zweiten  Jahrzehnt 
des  20.  Jahrhunderts  heben  soll  und  dieser  Aufgabe  im  allgemeinen,  soweit  Stichproben  ein 
Urteil  zulassen,  mit  bewunderungswürdiger  Umsicht  gerecht  wird.  Einige  kleine  Neuerungen, 
wie  die  sparsamere  Verwendung  von  Abkürzungen  oder  die  Anordnung  der  Angehörigen  einer 
Familie  in  den  biographischen  Gesamtartikeln,  „ohne  Rücksicht  auf  die  immerhin  angegebene 
Verwandtschaft  nur  mehr  nach  der  alphabetischen  Folge  der  Rufnamen"  werden  von  den  Be- 
nutzern des  Lexikons  ohne  Zweifel  angenehm  empfunden  werden.  Schade,  daß  für  die  Angaben 
der  Einwohnerzahlen  und  die  sonst  sehr  dankenswerten  ,, Ortslisten"  (Spalte  1441 — 1499:  alle 
Orte  mit  mehr  als  2000  Einwohnern  in  Deutschland,  Österreich- Ungarn  und  der  Schweiz)  die 
Ergebnisse  der  letzten  Volkszählung  vom  Dezember  1910  nicht  mehr  haben  abgewartet  werden 
können. 

Ellwanger  Jahrbuch.  Ein  Volksbuch  der  Heimatpflege  für  den  Virngrund  und  das  Ries. 
Mit  11  Originalfederzeichnungen,  41  weiteren  Abbildungen  und  einer  Karte.  Herausgegeben 
vom  Geschieht  s-  und  Altertumsverein  Ellwangen  in  Verbindung  mit 
dem  Lauchheimer  Geschichts-  und  Altertumsvereine.  Jahrgang  1910.  Verlag  von  Franz 
B  u  c  h  e  r.  Druck  der  „Ipf-  und  Jagst- Zeitung",  Ellwangen.  137  S.  8.  Preis  geheftet  1  M  50  ^„ 
gebunden  1   Ji  80  ^,  für  Mitglieder  der  Vereine  1   M  bezw.  1  Ji  30  -S). 

Durch  Herausgabe  dieses  ansehnlichen  Heftes  stellt  sich  in  die  Reihe  der  mit  Ver- 
öffentlichungen zur  Orts-  und  Landesgeschichte  auftretenden  deutschen  Gesellschaften  eine  erst 
l904begründeteVereinigung,  die  sich  die  Erforschung  der  Geschichte  und  die  Heimatpflege  im  Gebiete 
der  einstigen  gefürsteten  Propstei  Ellwangen  und  im  Bezirke  des  heutigen  württ.  Oberamts  gleichen 
Namens  zur  besonderen  Aufgabe  gemacht  hat.  Dem  Verein  schwebte  bei  der  Schöpfung  einer 
jährlich  erscheinenden  Vereinsschrift  als  schönes,  nachdrücklich  betontes  Ideal  vor  die  Gewinnung 


—    93    — 

eines  Volksbuches  der  Heimatpflege",  die  Sicherung  eines  festen  Mittelpunktes  aller  Bestrebungen 
zugunsten  der  Volksbildung  und  des  Heimatschutzes.  Dieses  Ziel  zu  erreichen,  ist  dem  hübsch 
ausgestatteten  Bande,  zu  dem  auch  der  befreundete  Lauchheimer  Gescliichts-  und  Altertums- 
verein (Vorstand  Dr.  med.  Gerlach)  beigesteuert,  ein  vielseitig  anregender  Inhalt  gegeben 
worden.  Nach  einer,  von  Dr.  J.  Zeller  erstellten  fleißigen  Jahreschronik  (1909  und  Rück- 
blicke von  100  zu  100  Jahren:  809/IO  bis  einschließlich  1809/1O)  folgen  zwei  größere  Abhandlungen: 
„Die  Gründung  des  Klosters  E."  von  dem  bekannten  Kirchenhistoriker  Gustav  Bossert 
in  Stuttgart  und  „Heimatpflege  in  E."  vom  Vereinsvorstand,  Landrichter  Otto  Hacker. 
Hier  wird  auch  der  Fernerstehende  mit  Interesse  die  Schicksale  eines  älteren,  bereits  1819  ins  Leben 
gerufenen  Altertumsvereins  zu  E.  verfolgen.  Außerdem  kommen  acht  kleinere  Beiträge  zur  Heimat- 
kunde an  dieser  Stelle  zum  Abdruck.  Im  weiteren  wird  ein  buntes  Programm  abgewickelt,  ein 
ortsgeschichtliches  Allerlei,  das  die  nachfolgenden  Überschriften  kennzeichnen:  „Gedenkblätter 
(Biographisches,  Nekrologe)",  „E.  und  Umgebung  im  Lichte  der  Dichtung"  (hier  u.  a.  ein  schönes 
Gedicht  von  Cäsar  Flaischlen),  „Bücherschau",  „Aus  dem  Ellwanger  Urkundenschatz",  „Fund- 
berichte" „Aus  dem   Ellwanger   Fastnachtsarchiv",  „Vereinsnachrichten"  usw. 

Mögen  sich  alle  Wünsche  erfüllen,  die  die  Leiter  des  Unternehmens  an  die  Herausgabe 
des  Heftes  knüpften,  damit  die  gleich  zum  erstenmal  so  würdig  sich  gebende  Vereinsschrift  Jahr 
um    Jahr  in   derselben   gefälligen    Weise  sich   präsentieren   kann!  H-w-n. 

Hexenwahn  und  He.xenprozess  vornehmlich  im  16.  Jahrhundert.  Von  Nikolaus  Paulus. 
Herdersche  Verlagshandlung.      Freiburg  i.   Br.     1910.     283   S.    8°. 

Seit  dem  Erscheinen  von  Joseph  Hansens  bedeutsamem  Werk  ,, Zauberwahn,  Inquisition 
und  He.xenprozess  im  Mittelalter",  also  im  Laufe  der  letzten  zehn  J;ihre,  ist  die  Literatur  über 
He.xenwesen  und  was  damit  zusammenhängt  beträchtlich  gewachsen.  Allerdings  besteht  sie 
zum  großen  Teil  aus  Abhandlungen  und  kleineren  Aufsätzen,  die  in  Zeitschriften  und  Fach- 
blättern zerstreut  ein  wenig  in  die  Augen  fallendes  Dasein  führen.  Es  ist  daher  gewiß  nur 
mit  Freuden  zu  begrüßen,  wenn  solche  kürzere  Schriften  eines  Verfassers  als  Ganzes  in  einem 
Buch  vereinigt  erscheinen.  Das  ist  in  dem  vorliegenden  Werk  von  Paulus  auf  mehrfache  .'An- 
regung hin  geschehe;!. 

Mit  nüchternen  klare;i  Worten,  in  durchaus  objektiv  gehaltener  Darstellungsweise  finden 
wir  hier  die  Ergebnisse  jahrelanger,  den  Stempel  tiefgründlicher  Wissenschaft  tragender  For- 
schungen niedergelegt.  Vorallem  aber  macht  uns  dieser  wissenschaftliche  Ernst  des  Verfassers 
und  diese  peinlich  saubere  Genauigkeit  seiner  Forschung  das  Buch  durch  die  außerordentlich 
vielen  Literatur-Angaben  und  Quellen- Nachweise  wertvoll,  die  in  der  Tat  „so  ziemlich  das 
ganze  literarische  Material  für  das  Thema:  Reformation  und  Hexenprozeß"  umfassen.  Paulus 
beschäftigt  sich  nämlich,  von  den  letzten  beiden,  die  fraglichen  Verhältnisse  in  Rom  beleuch- 
tenden Kapiteln  abgesehen,  in  der  Hauptsache  mit  der  Stellung  des  Protestantismus  zum 
Hexen-Aberglauben.  Natürli:h  wird  hie\iei  Luther  ganz  besonders  berücksichtigt  und  der  Stand- 
punkt, den  er  gegenüber  dem  Zauberwahn  und  den  Hexenverfolgungen  seiner  Zeit  einnimmt, 
sachlich  klar  gekennzeichnet  und  nachgewiesen.  Wir  m.üssen  in  diesen  Feststellungen  einen 
um  so  dankenswerteren  Beitrag  zur  Geschichte  des  Reformations-Zeitalters  erblicke;i,  als  noch 
immer  gewisse  Forscher,  wenn  auch  wohl  nur  vereinzelt,  sich  zu  scheuen  scheinen,  den  großen 
Reformator  ganz  als  Kind  seiner  Zeit  und  als  eine  durchaus  im  Volke  wurzelnde  und  daher 
auch  die  Schattenseiten  der  kulturellen  Entwicklungsperiode,  die  das  16.  Jahrhundert  darstellt, 
mit  aufzeigende  Persönlichkeit  aufzufassen.  Vielleicht  wird  diese  naiv-romantische  Geschichts- 
auffassung solcher  Forscher  erst  dann  endgültig  überwunden  werden,  wenn  man  dazu  gelangt 
sein  wird,  auf  Grund  eines  mit  der  Gewissenhaftigkeit  und  dem  Fleiß  des  Verfassers  unseres 
Buches  gesannnelten  umfangreichen  Materials  historisch  feststehender  Tatsachen  die  Frage  des 
Zauberwahns  und  des  Hexen-Aberglaubens  des  15.  bis  17-  Jahrhunderts  mehr  vom  Standpunkte 
der  Kulturphilosophie  und  Völkerpsychologie  aus  zu  betrachten. 

Dr.  Alfred  Graf. 


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Die  römische  Kapelle  Sancta  Sanctorum  und  ihr  Schatz.  Meine  Entdeckungen  und  Stu- 
dien in  der  Palastkapelle  der  mittelalterlichen  Päpste.  Von  Hartmann  GrisarS.  J., 
Professor  an  der  Universität  Innsbruck.  Mit  einer  Abhandlung  von  M.  D  r  e  g  e  r  über  die 
figurierten  Seidenstoffe  des  Schatzes.  Mit  77  Textabbildungen  und  7  zum  Teil  farbigen  Tafeln. 
Freiburg  im  Breisgau,  Herde  r'sche  Verlagshandlung.    1908.    VIII  u.  1 56  S.  Lex.-S**. 

Das  rege  Interesse  Professor  Grisars,  des  verdienstvollen  Verfassers  der  Geschichte  Roms 
und  der  Päpste  im  Mittelalter,  an  der  alten  Hauskapelle  des  Laterans,  der  Kapelle  ad  Sancta 
Sanctorum,  der  Vorläuferin  der  Capella  Sixtina,  reicht  bis  in  die  erste  Hälfte  der  neunziger  Jahre 
des  vorigen  Jahrhunderts  zurück.  Damals  indessen  konnte  dieses  Interesse  sich  nur  mit  Bezug 
auf  die  Architektur  der  Kapelle,  die  inschriftlich  als  das  Werk  eines  der  Cosmaten  (13.  Jahrh.) 
beglaubigt  ist,  und  ihrer  Ausstattung  betätigen.  Der  mit  einem  schweren  Eisengitter  verschlos- 
sene Altar,  der  jene  Heiligenreliquien  in  sich  barg,  nach  denen  die  Kapelle  benannt  ist,  blieb 
noch  uneröffnet.  Erst  die  Nachforschungen  des  Professors  Florian  Jubaru  nach  dem  Haupte 
der  heil.  Agnes,  das  sich  nach  alten  Inventaren  in  dem  Altarschatze  befinden  sollte,  führten 
seit  dem  Jahre  1903  zur  Erschließung  und  Hebung  dieses  Schatzes,  und  nun  war  Pater  Grisar 
so  glücklich,  sich  mit  eigener  Hand  an  der  Überführung  der  kostbaren  Gegenstände,  die  seit 
den  Tagen  Papst  Leos  X.  (1513 — 1521)  nicht  an  das  Tageslicht  gekommen  waren,  in  die  Ge- 
mächer des  Kardinalstaatssekretärs  beteiligen  zu  dürfen.  Seit  1907  ist  der  Schatz  im  Museo 
sacro  der  Vatikanischen   Bibliothek  dauernd  ausgestellt. 

Inzwischen  ist  über  die  zahlreichen  Reliquien  und  Kunstgegenstände,  die  der  Altar  ent- 
hielt und  unter  denen  sich  Stücke  von  ausgesuchter  Seltenheit  und  Schönheit  und  von  höchstem 
historischen  Werte,  wie  das  goldene,  mit  biblischen  Szenen  reich  emaillierte  und  wohl  schon 
aus  dem  6.  oder  7.  Jahrhundert  stammende  Kreuz  und  das  Gemmenkreuz  aus  dem  5.  bis  6.  Jahr- 
hundert, beide  in  silbernen  Behältern,  das  Praxedesreliquiar  mit  seinen  vortrefflichen  Zellen- 
schmelzarbeiten  oder  die  wundervollen,  ursprünglich  zur  Umhüllung  einzelner  Stücke  verwendeten 
frühen  byzantinischen  und  sassanidischen  Seidenstoffe,  befinden,  eine  ganze  Reihe  von  Ver- 
öffentlichungen erschienen,  insbesondere  auch  von  dem  französischen  Gelehrten  Philippe  Lauer 
und  von  Pater  Jubaru.  Grisar  selbst  hat  sich  in  eingehender  Darstellung  zuerst  in  der  ,,Giviltä 
Cattolica"  über  den  Schatz  des  Sancta  Sanctorum  vernehmen  lassen.  Die  vorliegende  Ausgabe 
bietet  die  in  manchen  Punkten  verbesserte  und  durch  eine  Anzahl  Nachträge,  sowie  eine  wert- 
volle Abhandlung  Moritz  Dregers  über  die  figurierten  Seidenstoffe  des  Schatzes  wesentlich  ver- 
mehrte erste  deutsche   Fassung  oder  Originalschrift  der  Artikel  jener  italienischen  Zeitschrift. 

Unter  den  neuen  Zusätzen  seien  vor  allem  die  Mitteilungen  über  die  inzwischen  erfolgte 
Eröffnung  des  alten,  wohl  schon  der  Mitte  des  5-  Jahrhunderts  entstammenden,  bisher  von  einer 
Silberhülle  größtenteils  verdeckten  Salvatorbildes  der  Kapelle,  des  sog.  acheropoiita  (S.  53  f-), 
ferner  der  Nachtrag  über  die  Eröffnung  des  Schatzes  unter  Leo  X.  (143  ff-)  und  der  Exkurs  über 
den  Befund  der  Rückseite  des  Emailkreuzes  nach  Entfernung  der  dicken  und  verhärteten  Balsam- 
schicht, die  sie  bis  dahin  bedeckt  hatte  (S.  79  f-).  besonders  hervorgehoben.  Die  genauere  Unter- 
suchung des  Emailkreuzes,  die  mit  einer  sorgfältigen  Reinigung  auch  der  Vorderseite  Hand  in 
Hand  ging,  ermöglichte  auch  erst  die  Herstellung  einer  farbigen  Abbildung,  die  dem  Buche  als 
Tafel  II  beigegeben  ist. 

Auch  sonst  ist,  wie  der  Text  durch  jene  Ergänzungen  auf  den  neuesten  Stand  der  For- 
schung gebracht  worden  ist,  das  reiche  Abbildungsmaterial  alles  Lobes  wert,  sodaß  Grisars  treff- 
liches Buch  wohl  noch  auf  lange  hinaus  unser  hauptsächlichstes  un-d  bestes  Hilfsmittel  zur  Kennt- 
nis dieses  hochbedeutenden  Kirchenschatzes  bleiben  wird.  Th.   H. 


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NOTIZEN. 


29.  Plenarversammlung  der  Badischen  Historischen  Kommission. 

Am  21.  und  22.  Oktober  1910  fand  in  Karlsruhe  die  29.  Plenarversammlung  der  Badischen 
Historischen  Kommission  statt.  Es  wohnten  derselben  14  ordentliche  und  4  außerordentliche 
Mitglieder,  sowie  als  Vertreter  der  Großh.  Regierung  Seine  E.xzellenz  Staatsminister  Dr.  Freih. 
V.  D  u  s  c  h,  Ministerialdirektor  Geh.  Oberregierungsrat  Dr.  B  ö  h  m  und  Ministerialrat  Dr.  B  a  u  r 
an.     Den  Vorsitz  führte  der  Vorstand,   Geh.    Hofrat   Professor   Dr.    D  o  v  e  aus    Freiburg. 

Nachstehende  Übersicht  zeigt  den  Stand  der  einzelnen  Unternehmungen  der  Kommission. 

Für  den  dritten  und  vierten  Band  der  Regesten  der  Bischöfe  von  Kon- 
stanz hat  Pfarrer  Dr.  R  i  e  d  e  r  wieder  eine  größere  Anzahl  von  Urkunden  süddeutscher  und 
schweizerischer  Archive  bearbeitet.  Für  den  dritten  Band  sind  noch  das  K.  K.  Statthalterei- 
archiv in  Innsbruck  und  das  römische  Material  zu  erledigen;  bis  zum  Schlüsse  des  nächsten 
Jahres  wird  dieser  Band  voraussichtlich  druckfertig  vorliegen.  —  Geh.  Archivrat  Dr.  Krieger 
hat  im  vergangenen  Jahre  die  Arbeit  für  den  vierten  Band  der  R  e  g  e  s  t  e  n  der  Mark- 
grafen von  Baden  (Regesten  des  Markgrafen  Karl  1453— 75)  soweit  gefördert,  daß 
noch  im  Jahre  1911  mit  dem  Druck  begonnen  werden  kann.  —  In  gleicher  Weise  wird  im  nächsten 
Jahre  der  Druck  der  ersten  Lieferung  des  zweiten  Bandes  der  Regesten  der  Pfalz- 
grafen am  Rhein,  bearbeitet  von  Dr.  Graf  von  O  b  e  r  n  d  o  r  f  f ,  beginnen  können. 
Diese  Lieferung  wird  die  Regesten  der  beiden  ersten  Regierungsjahre  König  Ruprechts  (1401 
bis  1402)  enthalten.  —  Geh.  Hof  rat  Professor  Dr.  Wille  ist  zunächst  noch  mit  der  Sammlung 
des  Materials  für  seine  Geschichte  der  rheinischen  Pfalz  beschäftigt.  —  Für 
die  Herausgabe  eines  Nachtragbandes  zur  Politischen  Korrespondenz  Karl 
Friedrichs  von  Baden  und  eines  zweiten  Bandes  der  Denkwürdigkeiten 
des  Markgrafen  Wilhelm  von  Baden  war  Archivdirektor  Geheimer  Archivrat 
Dr.  0  b  s  e  r  auch  im  vergangenen  Jahre  tätig;  am  Abschluß  dieser  Arbeit  wurde  er  durch  außer- 
gewöhnliche dienstliche  Inanspruchnahme  gehindert.  —  Professor  Dr.  P  f  e  i  1  s  c  h  i  f  t  e  r  hat 
die  Sammlung  von  Briefen  für  die  Korrespondenz  des  Fürstabts  AI  artin  Ger- 
bert von  St.  Blasien  fortgesetzt.  —  Von  dem  Briefwechsel  der  Brüder 
B  1  a  u  r  e  r,  den  Archivar  Dr.  Schieß  in  St.  Gallen  bearbeitet,  ist  der  zweite  Band  erschienen; 
mit  dem  Druck  des  dritten  Bandes  wird  im  kommenden  Jahre  begonnen  werden.  —  Die  Her- 
stellung der  historischen  Grundkarten  des  Großherzogtums  Baden 
unter  der  Leitung  des  Vorstandes  des  Statistischen  Landesamtes,  Oberregierungsrats  Dr.  Lange, 
geht  ihrem  Abschluß  entgegen.  Die  letzte  Sektion  (Pforzheim)  wird  im  nächsten  Jahre  aus- 
gegeben werden.  —  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  G  o  t  h  e  i  n  hat  die  Arbeiten  für  den  zweiten  Band  seiner 
Wirtschaftsgeschichte  des  Schwarzwaldes  weiter  gefördert.  —  Für  die 
Geschichte  der  badischen  V  e  r  w  a  1 1  u  n  g  s  o  r  g  a  n  i  s  a  t  i  o  n  von  1802—18 
hat  Dr.  Andreas  u.  a.  die  Staatsarchive  in  Wien  und  Stuttgart  besucht;  die  Quellenstudien 
sind  nunmehr  abgeschlossen,  die  Drucklegung  des  ersten  Bandes  ist  für  Ende  des  nächsten 
Jahres  in  Aussicht  genommen.  —  Vom  Oberbadischen  Geschlechterbuch,  be- 
arbeitet von  Freiherrn  v.  S  t  o  t  z  i  n  g  e  n,  ist  das  dritte  Heft  des  dritten  Bandes  erschienen, 
das  vierte  Heft  wird  noch  in  diesem  Jahr,  das  fünfte  1911  zur  Ausgabe  gelangen.  —  Mit  der 
Ausarbeitung  neuer  Entwürfe  für  die  Siegel  und  Wappen  der  badischen  Ge- 
meinden war  Fr.  Held  beschäftigt.  Es  wurden  von  ihm  die  Entwürfe  für  1  Stadt  und 
29  Landgemeinden  angefertigt.  Ein  viertes  Heft  der  B  a  d  i  s  c  h  e  n  S  t  ä  d  t  e  s  i  e  g  e  1  ist  in 
Vorbereitung.  —  Dr.  C  a  h  n  in    Frankfurt   a.  M.  hat   das   A\anuskript   für   das   erste    Heft  der 


_    96    — 

Münz-  und  Geldgeschichte  der  im  Großherzogtum  Baden  vereinig- 
ten Gebiete  vorgelegt;  mit  dem  Druck  wird  demnächst  begonnen  werden.  —  Für  die 
Bibliographie  der  badischen  Geschichte  hat  Dr.  Stamm  eine  größere 
Anzahl  von  Zeitschriften  ausgezogen;  mit  dem  kommenden  Jahr  wird  Dr.  Westermann 
an  der  Universitätsbibliothek  in  Heidelberg  diese  Arbeit  übernehmen.  —  Von  den  Bearbeitern 
der  Oberrheinischen  Stadtrechte  hat  Professor  Dr.  K  o  e  h  n  e  an  dem  Register 
für  die  fränkische  Abteilung  weiter  gearbeitet;  dieses  wie  auch  in  der  schwäbi- 
schen Abteilung  die  Stadtrechte  von  Neuen  bürg  (Gerichtsassessor  Merk)  und 
von  Konstanz  (Professor  Dr.  B  e  y  e  r  1  e)  werden  voraussichtlich  bis  Ende  191 1  druck- 
fertig vorliegen.  In  diesem  Jahre  soll  ferner  auch  das  Register  zum  Überlinger 
S  t  a  d  t  r  e  c  h  t  (Dr.  Geier)  erscheinen.  Am  Freiburger  Stadtrecht  hat  Dr.  L  a  h  u- 
sen  erfolgreich  weiter  gearbeitet.  —  Die  Pfleger  der  Kommission  unter  Leitung  der  Ober- 
pfleger Hofrat  Professor  Dr.  Rode  r.  Stadtarchivrat  Professor  Dr.  Albert,  Universitäts- 
bibliothekar Professor  Dr.  P  f  a  f  f ,  Archivdirektor  Geh.  Archivrat  Dr.  O  b  s  e  r  und  Professor 
Dr.  Walter  waren  wie  bisher  für  die  Gemeinde-  und  Pfarrarchive  tätig;  die  Verzeichnung 
der  grundherrlichen  Archive  nähert  sich  dem  Abschluß.  Die  Neuordnung  der  Gemeindearchive 
wurde  in  sechs  Amtsbezirken  weiter-  bezw.  durchgeführt.  —  Von  der  Zeitschrift  für 
die  Geschichte  des  Oberrheins  ist  der  25.  Band  unter  der  Redaktion  von  Archiv- 
direktor Dr.  O  b  s  e  r  und  Professor  Dr.  W  i  e  g  a  n  d  erschienen.  In  Verbindung  damit  wurde 
Heft  32  der  Mitteilungen  der  Badischen  Historischen  Kommission 
herausgegeben.  —  Das  Neujahrsblatt  für  1910,  „Die  badischen  Markgrafschaften 
im  l6.  J  a  h  r  h  u  n  d  e  r  t",  von  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  G  o  t  h  e  i  n  gelangte  anfangs  des  Jahres 
zur  Ausgabe.  Das  Neujahrsblatt  für  1911  wird  eine  Arbeit  von  Professor  Dr.  Sauer  in  Frei- 
burg über  die  Anfänge  des  Christentums  im  heutigen  Baden  bringen.  • — 
Neu  in  ihr  Programm  aufgenommen  hat  die  Kommission  die  Herausgabe  der  Weistümer 
des   badischen    Gebietes   einschließlich   der    Dorfrechte. 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuseums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:  Dr.  Theodor  Hampe 


U.  E.  SEBALD,  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Mürnberg. 


Mitteil 


ungen 


aus  dem 


Germanischen  Nationalmuseum 


Herausgegeben  vom  Direktorium. 


Jahrgang  1910. 


Mit  zahlreichen  Abbiidunsen. 


NÜRNBERG 
Verlagseigentum  des  Germanischen  Museums. 


DIE  VERKÜNDIGUNG  MARIA  IM  GERMANISCHEN 
NATIONALMUSEUM,  EIN  WERK  DES  KONRAD  WITZ. 

VON  Dr.  WALTER  JOSEPHI. 

Daniel  B  u  r  c  k  h  a  r  d  t  in  der  Festschrift  zum  vierhundertsten  Jahrestage  des  ewigen 
Bundes  zwischen  Basel  und  den  Eidgenossen,  13-  Juli  1901,  Basel  1901,  S.  273.  —  G.  D  e  h  i  o, 
Konrad  Witz,  in  der  Zeitschrift  für  bild.  Kunst,  N.  F.,  XI! I,  1902,  S.  229.  —  August  Seh  m  a  r- 
s  o  w,  Die  oberrheinische  Malerei  und  ihre  Nachbarn  um  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  (1430 
bis  1460),  in  Abh.  der  philolog.-histor.  Klasse  der  K.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften, 
Band  XXII,  Nr.  II,  1903.  —  A.  S  c  h  m  a  r  s  o  w,  Konrad  Witz  und  die  Biblia  Pauperum,  im 
Repert.  f.  Kunstwissenschaft,  Band  XXVIII,  1905,  S.  340.  —  Seh.,  Bilderhandschrift  der  Biblia 
Pauperum,  in  Zeitschr.  f.  christl.  Kunst,  Jahrgang  XVIII,  1905,  Sp.  266.  —  Daniel  B  u  r  c  k- 
h  a  r  d  t,  Studien  zur  Geschichte  der  altoberrheinischen  Malerei,  im  Jahrb.  der  K.  Preuß.  Kunst- 
sammlungen, Band  XXVII,  1906,  S.  188.  —  Robert  S  t  i  a  ß  n  y.  Zu  Konrat  Witz,  ebenda 
S.  285-  —  Leo  Baer,  Eine  Zeichnung  des  ,, Meisters  der  Spielkarten",  in  Studien  aus  Kunst 
und  Geschichte,  Friedrich  Schneider  zum  70.  Geburtstage  gewidmet,  1906,  S.  61.  —  G  a  m  p  b  e  1  1 
D  o  d  g  s  o  n.  Die  BibUa  Pauperum  —  und  nicht_  Konrad  Witz,  im  Repert.  f.  Kunstwissenschaft, 
Band  XXX,  1907,  S.  169.  —  J  a  r  o  S  p  r  i  n  g  e  r.  Die  Biblia  Pauperum  Weigel- Felix,  in  der  Zeit- 
schrift für  Christi.  Kunst,  Jahrg.  XX,  1907,  Sp.  49-  —  S  c  h  m  a  r  s  o  w.  Über  Konrad  Witz  und 
die  Biblia  Pauperum  Weigel- Feli.x,  ebenda,  Sp.  83.  —  S  c  h  m  a  r  s  o  w.  Die  Biblia  Pauperum 
Weigel- Felix  und  der  Maler  Konrad  Witz,  ebenda,  Sp.  129.  —  A.  H.,  Konrad  Witz  und  die  Biblia 
Pauperum,  ebenda,  Sp.  313-  —  T  h.  v.  F  r  i  m  m  e  1,  Zu  den  Malern  Witz,  in  Blätter  für  Gemälde- 
kunde, Band  III,  1907.  S.  1 19-  —  R.  S  t  i  a  ß  n  y,  ebenda  S.  200.  —  Gl  a  u  d  e  P  h  i  1  1  i  p  s,  A  cru- 
cifixion  by  Konrat  Witz  of  Basel,  in  The  Burlington  Magazine,  London,  May  1907,  S.  103.  — 
C.  d  e  M  a  n  d  a  c  h,  Conrad  Witz  et  son  retable  de  Geneve,  in  Gazette  des  Beaux-Arts,  Jahrg.  49 
(1907),  2.  Semester,  S.  353-  —  Heinz  Braune,  Beiträge  zur  Malerei  des  Bodensee- 
gebietes im  15.  Jahrhundert,  im  Münchener  Jahrbuch  der  bild.  Kunst,  II.  Halbjahrsband, 
1907,  S.  22.  —  F  r  i  e  d  1  ä  n  d  e  r.  Ein  neuerworbenes  Bild  von  Konrat  Witz,  in  Amtliche  Be- 
richte aus  den  K.  Kunstsammlungen,  Berlin,  Januar  1908.  —  Karl  Künstle,  Die  Legende 
der  drei  Lebenden  und  der  drei  Toten  und  der  Totentanz,  1908,  S.  3.  —  V  i  c  t  0  r  W  a  1 1  e  n  s  t  e  i  n. 
Die  Raumbehandlung  in  der  oberdeutschen  und  niederländischen  Tafelmalerei  der  ersten  Hälfte 
des  XV.  Jahrhunderts,  1909,  S.  57-  —  E  f  f  i  n  g  e  r,  Meister  Konrad  Witz  von  Rottweil,  im 
Archiv  f.  christl.  Kunst,  1909,  S.  6,  17,  30.  —  Hei  m  u  t  h  T  h.  B  o  s  s  e  r  t.  Eine  gereimte  Er- 
zählung auf  den  Maler  Konrad  Witz,  im  Repert.  f.  Kunstwissenschaft,  Band  32,  1909,  S.  497-  — 
Burkhard  Meier,  Über  den  Basler  Altar  des  Konrad  Witz,  in  Monatshefte  für  Kunst- 
wissenschaft, Jahrg.  II,  1909,  S.  67.  —  F  r  a  n  z  Landsberger,  Konrat  Witz  in  Konstanz, 
in  Monatshefte  für  Kunstwissenschaft,  Jahrg.  III,  1910,  S.  159-  —  Max  Lehr«,  Konrat 
Witz  oder  Schongauer .',  in  Monatshefte  für  Kunstwissenschaft,  III.  Jahrg.,  1910.  S.  244.  — 
Ernst  H  e  i  d  r  i  c  h,  Konrat  Witz  in  Konstanz,  ebenda,  S.  245.  —  M  a  x  W  i  n  g  e  n  r  o  t  h 
und  Gröber,  Die  Grabkapelle  Ottos  III.  von  Hachberg  und  die  Malerei  während  des  Kon- 
stanzer Konzils,  o.  J.,  S.  10.  —  Louis  Rdau,  Les  primitifs  allemands,  o.  J.,  S.  91-  — 
Handzeichnungen  Schweizerischer  Meister  des  XV.  bis  XVIII.  Jahrhunderts,  II.  Serie,  Lieferungl. 


Gegen  Ende  des  Jahres  1909  glückte  es  dem  Germanischen  Nationalmuseum, 
im  Münchener  Kunsthandel  ein  Gemälde,  die  Verkündigung  Maria  dar- 
stellend, zu  erwerben,  das  durch  seine  künstlerischen  Qualitäten  einen  hervorragen- 
den Platz  in  der  an  Meisterwerken  der  älteren  deutschen  Malerei  nicht  armen  Galerie 
des  Museums  beanspruchen  darf.    Schon  die  erste  obertlächliche  Untersuchung  ließ 


DIE  VERKÜNDIGUNG  MARIA  VON   KONRAD  WITZ  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 


das  vordem  ganz  unbekannte  Gemälde  als  ein  kmistgeschichtlich  hochbedeutendes 
Werk  der  oberrheinischen  Schule  aus  dem  zweiten  Viertel  des  15.  Jahrhunderts  er- 
kennen, und  da  manche  Motive  insbesondere  auf  den  größten  Meister  jener  Gegenden, 
auf  Konrad  Witz,  hinwiesen,  ergab  sich  für  die  kunstwissenschaftliche  Unter- 
suchung das  Problem,  zu  ergründen,  ob  das  Bild  etwa  vom  Meister  selbst  oder  von 
einem  seiner  Schüler,  Werkstattgenossen,  oder  nur  von  einem  unfrei  unter  seinem 
künstlerischen  Einfluß  schaffenden  Dritten  herrühre. 

Das  Bild,  dessen  Inhalt  die  Lichtdrucktafel  wiedergibt,^ ist  mit  Ölfarbe  auf 
eine  158  cm  hohe  und  120,5  cm  breite  Fichtenholztafel  gemalt.  Die  frische  Schnitt- 
fläche der  gerosteten  Rückseite  dieser  Tafel  zeigt,  daß  es  sich  um  die  abgesägte  Vorder- 
oder Rückfläche  eines  doppelseitig  bemalten  Altarflügels  handelt.  Die  Erhaltung 
ist  im  allgemeinen  eine  gute,  wenn  auch  mehrfach  starke  Übermalungen  festzustellen 
sind;  die  Farbe,  vor  allem  im  Gewände  der  Maria,  scheint  zur  Blasenbildung  und 
zum  Abspringen  geneigt  gewesen  zu  sein  —  es  ist  auch  möglich,  daß  das  Gemälde 
aus  einem  Brande  gerettet  wurde  — ,  sodaß  Ausbesserungen  und  dadurch  Über- 
malungen und  Zusammenstimmungen  nötig  wurden.  Vielleicht  dürfte  der  Fenster- 
ausblick auf  den  blauen  Himmel  von  späterer  Hand  herrühren,  was  um  so  bedauer- 
licher wäre,  als  man  dann  vermuten  könnte,  daß  sich  dort  einer  jener  reizvollen  Aus- 
blicke befunden  habe,  wie  sie  Witz  und  die  ihm  nahe  stehenden  Künstler  mit  be- 
sonderer Vorliebe  anzubringen  pflegten;  auch  der  Heiligenschein  der  Maria  wird 
aus  neuerer  Zeit  stammen.  Darüber  hinaus  hat  nach  älterer  Konservierungssitte 
die  verschönernde  Hand  des  Restaurators  auch  sonst  mehrfach  eingegriffen,  ohne 
jedoch  tiefergreifende  Veränderungen  herbeizuführen  oder  gar  den  Gesamteindruck 
und  die  künstlerischen  Qualitäten  in  erheblicherem  Maße  zu  beeinträchtigen. 

Das  Bild  ist  nicht  auf  monumentale  Höhe  gestimmt,  vielmehr  spricht  aus  ihm 
feine  Sinnigkeit  und  gemütvolle  Tiefe.  In  dem  asketisch-einfachen  Raum  sitzt  Maria, 
in  ihr  Gebetbuch  vertieft,  umwallt  von  dem  einfachen  weißen  Gewände.  Da  naht 
sich  der  mädchenhaft  schlichten  Erscheinung  der  Engel,  der  Sendbote  aus  einer  rei- 
cheren Welt,  und  kündet  ihr,  niederknieend,  die  himmlische  Botschaft.  Maria,  ohne 
das  Buch  zu  senken,  wendet  das  Haupt;  sie  erschrickt  nicht,  sondern  schlägt  nur 
demütig  die  Augen  zu  Boden. 

Die  koloristische  Wirkung  ist  eine  milde;  sie  ist  kühler  und  gedämpfter,  als 
man  sie  bei  dem  zu  starken,  vollen,  eindringlichen,  oft  allerdings  auch  leicht  disso- 
nanten Farbenakkorden  neigenden  Witz  gewohnt  ist.  Der  einfache,  jeglicher 
Ausstattung  bare  Innenraum  hat  weißlich  getünchte  Wände  und  einen  weiß  ge- 
strichenen, schwarz  gefugten  Fußboden,  eine  Färbung,  von  der  sich  der  hellbraune 
Naturholzton  der  Decke  und  ihres  Stützenwerks  wirkungsvoll  abhebt;  Fensterrahmen 
und  Fensterpfosten  sowie  die  weißgefugte  Türumrahmung  sind  aus  bleich-rötlichem 
Sandstein.  Der  koloristische  Schwerpunkt  liegt  auf  den  Figuren.  Maria,  deren 
hellblond  gelocktes  Haupt  ein  goldener  Scheibennimbus  umgibt,  ist  in  ein  bräunlich 
aufgehöhtes,  grünlich-blaues  Tuchkleid  mit  gelbgestickter  Borte  gekleidet,  ihr  Gebet- 
buch hat  einen  roten  Einband.  Der  gleichfalls,  nur  in  anderer  Nuance,  hellblond 
gelockte  Engel  trägt  über  der  einfarbig  weißen  Alba  ein  prächtiges  rotsamtenes  Plu- 
viale,  das  ebenfalls  mit  einer  gelbgestickten  Borte  verziert  ist;  seine  Flügel  sind 
innen  weiß  mit  schwarzen  Flecken,  außen  grünlich  und  gleichfalls  schwarz  gefleckt- 


Mitteilunofen  des  Germanischen  Museums  1910. 


Tafel 


Konrad  Witz:  Die  Verkündigung  Maria.     Ölgemälde  auf  Holz. 


VON  WALTER  JOSEPHI. 


Innerhalb  dieser  den  Gesamteindruck  beherrschenden  ruhi,c:en  Farbenstimmunj;: 
spricht  sich  nun  ein  für  die  erste  Hälfte  des  15-  Jahrhunderts  überraschendes  kolo- 
ristisches Feini!:efühl  aus,  wie  es  außer  den  Eycks  und  dem  unter  ihrem  künstlerischen 
Einflüsse  schaffenden  sogenannten  Meister  von  Flemalle  in  den  Ländern  nördlich  der 
Alpen  vermutlich  nur  Konrad  Witz  besessen.  Auf  diesen  Meister  deutete  aber,  auch  abge- 
sehen von  sehr  starken  Anklängen  in  den  Einzelmotiven,  ganz  besonders  die  für  die 
frühe  Entstehungszeit  des  Bildes  staunenswerte  Beherrschung  des  Beleuchtungsmo- 
ments und  seine  künstlerische  Verwertung  für  die  bildmäßige  Wirkung.  Der  Künstler 
operiert  mit  einer  doppelten  Lichtquelle:  einmal  erhält  der  Innenraum  sein  Licht 
durch  ein  nicht  sichtbares  Fenster  rechts  im  Vordergrunde,  über  dessen  Vorhanden- 
sein der  Schatten  des  Mittelpfostens  rechts  am  Boden  belehrt;  sodann  wesentlich 
schwächer  durch  das  Fenster  der  Rückwand.  Die  Wirkung  der  ersten  Lichtquelle 
ist  für  die  Raumgestaltung  und  die  plastische  Erscheinung  der  Figuren  voll  aus- 
genutzt, indem  die  Gestalten  wie  auch  das  vortretende  Stützenwerk  der  Decke 
starke  Schatten  auf  die  gegenüberliegenden  Flächen  werfen.  Ganz  besonders 
auffällig  wird  dabei  die  Freude  des  Meisters  am  Spiel  von  Licht  und  Schatten 
bei  der  Wiedergabe  der  in  reichen  Falten  sich  bauschenden  Gewänder.  Er  vermag 
nicht  nur  dem  einfachen  lichtsaugenden  Tuchkleide  der  Maria  feine  koloristische 
Reize  abzugewinnen,  sondern  er  setzt  sein  ganzes  künstlerisches  Können  und  sein 
malerisches  Bestreben  vornehmlich  auf  die  Wiedergabe  des  roten  Samtmantels  des 
Engels,  dessen  fleckig-flächige  Glanzspiegelung  seinen  Neigungen  besondei^s  reiche 
und  vielseitige  Betätigungsmöglichkeiten  gewährte. 

Obwohl  das  Kunstwerk  als  Ganzes  weit  über  alles  hinausragt,  was  die  Kunst  der 
übrigen  deutschen  Maler  der  ersten  Hälfte  des  15-  Jahrhunderts  geschaffen,  so  trägt 
es  doch  auch  wieder  Züge,  die  seinen  Schöpfer  als  ein  echtes  Kind  seiner  Zeit  erkennen 
lassen.  Denn  wie  sehr  auch  der  Meister  die  Perspektive  beherrscht  und  ihre  Kenntnis 
gern  und  geflissentlich  zur  Schau  stellt,  vermag  er  sich  doch  nicht  von  perspektivischen 
Verzeichnungen  frei  zu  halten.  Der  nach  rechts  verschobene  Augenpunkt  ist  verhältnis- 
mäßig hoch  genommen  —  ganz  im  Sinne  der  oberrheinischen  Malerei  —  aber  ander- 
seits nicht  hoch  genug,  um  ein  so  starkes  Ansteigen  des  Bodens  zu  rechtfertigen. 
Man  hat  den  zwingenden  Eindruck,  als  spiele  sich  die  Scene  auf  geneigter  Bühne 
ab.  Daß  sich  ferner  die  Gestalten  nicht  recht  in  den  Raum  gliedern,  darüber  vermag 
nur  im  ersten  Augenblick  die  treffliche  Wiedergabe  der  Schatten  wegzutäuschen. 
Aber  selbst  bei  dieser,  zweifellos  dem  Lieblingsmotiv  des  Künstlers,  laufen  Fehler 
unter;  die  physikalisch  bedingten  Unterschiede  zwischen  Schlagschatten  und  Halb- 
schatten sind  dem  Maler  noch  fremd,  und  er  gestaltet  sie  nicht  wissenschaftlich  reflek- 
tierend, sondern  wie  er  es  gerade  für  die  malerische  Erscheinung  des  Ganzen  am 
zweckmäßigsten  halten  mochte.  Der  im  Widerspruch  zu  der  Hauptlichtquelle  fallende 
Schatten  des  Türgriffs  zeigt  dies  besonders  auffällig.  Das  zweite  Viertel  des  IS.  Jahr- 
hunderts spricht  insbesondere  aus  der  unerschtipflich  reichen, ,. um  ihrer  selbst  willen 
sich  aufbauenden"  Fülle  der  Falten  der  überweiten  Gewänder.  Wenn  auch  sehr 
wahrscheinlich  ist,  daß  diesem  Motiv,  das  sich  ja  in  der  gleichzeitigen  Plastik  wieder- 
holt —  und  gerade  in  dieser  Kunstgattung  oft  überaus  drastisch  — ,  eine  kostüm- 
liche Mode  zugrunde  liegt,  so  kam  es  doch  fraglos  den  malerischen  Tendenzen  nicht 
nur  der  Zeit,  sondern  auch  in  besonders  hohem  Maße  der  koloristischen  Geschmacks- 


0  DIE   VERKÜNDIGUNG  MARIA  VON    KONRAD  WITZ  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

richtuiit;"  unseres  Meisters  entgegen.  Daß  endlich  das  Verständnis  für  den  anato- 
mischen Aufbau  des  menschhchen  Körpers  noch  ein  sehr  mangelhaftes  ist,  braucht 
bei  einem  Meister  jener  Zeit  nicht  besonders  hervorgehoben  zu  werden. 

Aber,  um  mit  Schmarsow  zu  reden:  nicht  die  Mängel,  die  der  heutige  Beschauer 
empfindet,  sondern  die  positiven  Eigenschaften,  die  er  anerkennen  muß,  sind  die 
Hauptsache.  Und  diese  sind  so  erhebliche  und  gegenüber  dem,  was  die  Kunst  der 
deutschen  Maler  vorher  geschaffen,  so  fundamental  umgestaltende,  daß  der  Meister 
zweifellos  eine  der  bedeutendsten  Erscheinungen  in  der  Geschichte  der  deutschen 
Kunst  gewesen  sein  muß. 

Auf  Konrad  Witz  als  den  unmittelbaren  oder  mittelbaren  Meister  dieses  Bildes 
leitete  die  Ähnlichkeit  mit  seiner  bekanntesten  Schöpfung  hin,  dem  Bilde  der  Heiligen 
Katharina  und  Magdalena,  das  als  Straub'sches  Legat  in  die  städtische  Gemälde- 
sammlung in  Straßburg  gelangte  (Verzeichnis  der  städt.  Gemälde-Sammlung  in 
Straßburg,  1899,  Nr.  1  mit  Abb.).  Allein  dies  Bild,  wenn  auch  wohl  zweifellos  von 
der  Hand  des  Meisters,  kann  als  nur  zugeschriebenes  Werk  nicht  als  sichere  Grund- 
lage für  weitere  Zuschreibungen  dienen.  Vielmehr  muß  die  Forschung  an  die  einzigen 
authentischen  Werke  seiner  Hand,  die  vier  Gemälde  für  die  Makkabäerkapelle  der 
Genfer  Kathedrale,  anknüpfen. 

Über  das  Leben  des  Meisters  und  seine  späteren  Lebensverhältnisse  sind  wir 
gut  orientiert,  weniger  über  seine  Jugendgeschichte.  Konrad  Witz  scheint  der 
um  1398  geborene  Sohn  eines  leider  nicht  durch  Werke  bekannten  Malers  und 
Konstanzer  Bürgers  Hans  Witzinger,  in  späteren  Jahren  auch  Witz  genannt,  zu 
sein;  er  erscheint  sicher  1418,  vermutlich  auch  in  den  Jahren  1420  bis  1426, 
in  den  Konstanzer  Steuerbüchern  und  scheint  dann  in  die  Fremde  gewandert 
zu  sein.  Da  er  in  den  späteren  Baseler  Urkunden  als  Conrat  von  Rotwil,  Cunrat 
von  Rotwilr  oder  auch  als  Conrad  Witz  von  Rotwilr  bezeichnet  wird,  wird  er  in  Rott- 
weil längeren  Aufenthalt  genommen  haben,  wo  auch  sein  Vater  weilte,  der,  vermutlich 
(denn  die  Personenidentität  ist  nicht  sxher)  1424—1425  in  den  Diensten  des 
Herzogs  von  Burgund,  dem  Sohn  wahrscheinlich  die  ersten  lebhafteren  Anregungen 
der  überlegenen  niederländischen  Kunst  übermittelte;  denn  alle  Werke  des  jüngeren 
Witz  offenbaren  deren  Einfluß,  freilich  daneben  auch  deren  selbständige  Verarbeitung. 
Zu  Anfang  der  30  er  Jahre  scheint  er  in  Basel  eingewandert  zu  sein.  Bald  heiratete 
er  in  eine  gutbürgerliche  und  anscheinend  vermögende  Baseler  Familie  und  trat  damit 
zu  dem  damals  bedeutendsten  Baseler  Maler  Nicolaus  Ruesch,  genannt  Lawelin, 
dessen  Kunstart  uns  gleichfalls  nicht  bekannt  ist,  in  verwandtschaftliche  Be- 
ziehungen. 

Der  beste  Beweis  für  den  hohen  Ruhm,  den  sich  Konrad  Witz  schon  unter 
seinen  Zeitgenossen  erwarb,  ist  seine  Berufung  durch  den  Genfer  Kirchenfürsten 
Franfois  de  Mies,  der  ihm  die  Herstellung  des  Altars  der  durch  Jean  de  Brogny, 
dem  Oheim  und  Vorgänger  des  Francois  de  Mies,  erbauten  Kapelle  Notre- 
Dame  des  Macchabees  an  der  Kathedrale  zu  Genf  übertrug.  Vornehmlich  im  Hin- 
blick auf  die  blühende  Kunst  des  benachbarten  Italiens  muß  dieser  Auftrag  als  be- 
sonders ehrenvoll  angesehen  werden;  er  erklärt  sich  wohl  in  erster  Linie  durch  die 
vorhergehende  Anwesenheit  des  Bischofs  auf  dem  Baseler  Konzil  (seit  1431).  Die 
Reste  dieses  Altarwerks,  die  einzigen  authentischen  Werke  des  Konrad  Witz,  sind 


VON   WALTER  JOSEPHI. 


die  oben  genannten,  1444  datierten  Doppeltafeln.  Nach  Ausweis  der  Baseler  Steuer- 
register scheint  Witz  auch  nach  Vollendung  dieser  bedeutenden  Arbeit  noch  weitere 
Jahre  von  der  Heimat  abwesend  gewesen  zu  sein;  er  ist  dann  —  ob  in  Basel  oder 
auswärts,  ist  zweifelhaft  —  bereits  1446  oder  1447  mit  Hinterlassung  einer  größeren 
Familie  gestorben. 

Trotz  ihrer  schlechten  Erhaltung,  die  sich  vornehmlich  durch  die  vollständige 
Erneuerung  der  meisten  Köpfe,  aber  auch  anderer  größerer  Partien,  störend  geltend 
macht,  genügen  doch  die  Gemälde  des  Altars  der  Makkabäerkapelle  (abgebildet  in  der 
Baseler  Festschrift),  um  die  große  Künstlerschaft  ihres  Meisters  zu  offenbaren ;  sie  zeigen 
die  charakteristischen  Merkmale  Witz'scher  Kunst  so  klar,  daß  es  möglich  ist,  sie 
zur  Grundlage  eines  auf  Zuschreibungen  gegründeten  Lebenswerks  zu  machen.  Das 
ist  um  so  leichter,  als  Witz  höchstwahrscheinlich  auf  jener  Entwicklungsstufe  der 
oberrheinischen  und  überhaupt  der  deutschen  Kunst  keinen  gleichwertigen  Kon- 
kurrenten hatte.  Daß  nun  die  Tafel  des  Germanischen  Nationalmuseums  alle  diese 
persönlichen  Züge  in  der  Gesamtauffassung  wie  in  der  Einzelausführung  trägt,  soll 
im  folgenden  dargelegt  werden. 

Der  Haupteindruck,  die  auf  ausgezeichneter  Kenntnis  und  künstlerischer  Aus- 
nutzung der  Licht-  und  Schattengebung  sowie  der  Lichtzerstreuung  beruhende  meister- 
hafte körperliche  Wirkung  der  Malerei  und  die  für  ein  Gemälde  der  ersten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  bewunderungswürdige  koloristische  Behandlung,  ist  bei  den 
Genfer  wie  auch  bei  dem  Nürnberger  Bilde  ein  sehr  verwandter.  Das  ist  um  so  be- 
deutungsvoller, da  unter  den  oberrheinischen  Malern  des  15.  Jahrhunderts  Witz, 
wenn  auch  nicht  der  erste,  so  doch  sicher  der  feinsinnigste  und  routinierteste  sein 
dürfte,  der  die  malerischen  Wirkungen  des  Schattens  bewußt  zu  einem  künstlerischen 
Prinzip  auszugestalten  vermochte.  Allerdings  beruhen  seine  Beobachtungen  eben 
nicht  auf  wissenschaftlicher  Grundlage,  wie  beispielsweise  bei  den  Eycks,  sondern 
sie  gehen  mehr  aus  der  Spürtätigkeit  eines  grüblerischen  Autodidakten  hervor.  Infolge- 
dessen fehlt  die  Konsequenz  in  der  Durchführung  der  einmal  angeschnittenen  Pro- 
bleme. Das  beweist  ein  Blick  auf  die  Genfer  Bilder,  insbesondere  auf  das  der  Anbetung 
der  Könige,  und  genau  die  gleiche  Stufe  künstlerischen  Sehens  und  des  Vermögens 
der  Wiedergabe  des  Gesehenen  findet  sich  in  dem  Nürnberger  Bilde,  und  zwar  in 
solcher  Übereinstimmung,  daß  man,  auch  wenn  man  die  Möglichkeit  der  Existenz 
eines  gleichbegabten  heimats verwandten  Zeitgenossen  oder  gar  Schülers  zugeben 
will,  in  diesem  Fall  doch  nur  eine  Meisteridentität  annehmen  kann.  Insbesondere 
leitet  zwingend  dahin  die  fast  identische  Wiedergabe  der  sehr  charakteristischen 
Randschatten  unterhalb  der  Gewandsäume  auf  dem  Nürnberger  Bild  mit  denen 
auf  den  beiden  Genfer  Anbetungsbildern. 

Doch  gerade  in  der  Wiedergabe  der  Schatten  ist  in  dem  Nürnberger  Bilde  gegen- 
über den  Genfer  Gemälden  ein  unleugbarer  logischer  Fortschritt  zu  bemerken;  denn 
während  in  Genf  fast  ausschließlich  scharf  konturierte  Schlagschatten  vorkommen, 
bevorzugt  Witz  in  der  Nürnberger  Darstellung  des  Innenraums  verwischte  Schatten, 
wie  sie  in  zerstreutem  Lichte  entstehen.  Nur  bei  dem  Türriegel  fällt  er  ganz  unmoti- 
viert in  sein  altes  Prinzip  zurück.  Vielleicht  wurde  er  in  diesen  Unkonsequenzen 
bestärkt  durch  den  für  seine  Zeit  ganz  exorbitanten  Versuch,  auch  die  zweite  Licht- 
quelle, das  Fenster  im   Hintergrund,  auszunutzen.    Daß  er  dies  wollte,  geht  daraus 


8  DIE  VERKÜNDIGUNG  MARIA  VON    KONRAD  WITZ  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

hervor,  daß  er  auch  jenes  Fenster  sich  liell  auf  den  Fußboden  projizieren  läßt.  Mag 
auch  den  optisch  geschulten  Beurteiler  des  20.  Jahrhunderts  das  Resultat  dieses 
Versuches  höchst  seltsam  anmuten,  so  tut  das  doch  der  Bedeutung  des  Meisters  als 
Pfadfinder  keinen  Abbruch.  Daneben  ist  zweifellos  auch  in  technischer  Beziehung 
das  Nürnberger  Bild  vollendeter  als  die  Genfer,  sodaß  die  Vermutung,  es  sei  später 
als  diese,  also  nach  1444  entstanden,  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  ist. 

Wenn  nun  festgestellt  ist,  daß  das  künstlerische  Grundprinzip  auf  dem  Nürn- 
berger Bilde  das  gleiche  ist  wie  auf  den  Genfer  Gemälden,  so  bleibt  nur  noch  übrig, 
durch  den  Nachweis  übereinstimmender  eigenartiger  Detailzüge  in  des  Meisters 
Kunst  die  auf  der  gleichen  Künstlerqualität  beruhende  Wahrscheinlichkeit  der 
Meisteridentität  zur  Gewißheit  zu  erheben.  Leider  lassen  die  Kopftypen,  ein 
Hauptcharakteristikum  persönlich-künstlerischer  Eigenart,  keine  Vergleichung 
zu,  da  die  Genfer  Köpfe  in  den  Wirren  des  Bildersturmes  beschädigt,  fast  alle 
entweder  stark  übermalt  sind  oder  ganz  von  Restaurierungen  herrühren. 
Das  ist  um  so  bedauerlicher,  als,  um  es  schon  vorwegzunehmen,  Witz  die 
Eigenart  hat,  ganz  besonders  geformte,  lange,  schmale,  spitz  zulaufende  Ohren  zu 
bilden,  die  von  Stiaßny  geradezu  als  das  Monogramm  des  Witz  bezeichnet  werden. 
Die  Behandlung  der  Gewandstoffe  des  Nürnberger  Bildes  schließt  sich  aber  aufs 
engste  der  auf  dem  Genfer  Bilde  „Die  Anbetung  der  Madonna  durch  den  Bischof 
Jean  de  Brogny"  an.  Man  verfolge  nur  die  klare  Erfassung  und  die  charakteristische 
Wiedergabe  des  Unterschiedes  im  Farbenspiel  der  schlichten  Wollenstoffgewänder 
der  beiden  Marien  und  der  prunkvollen  Samtmäntel  des  Bischofs  bezw.  des  Verkün- 
digungsengels. Beide  Male  ist  der  Gegensatz  des  lichtsaugenden  Tuches  und  des 
schillernden  schweren  Seidenstoffes  klar  erfaßt  und  effektvoll  durchgeführt,  auf  ihn 
sogar  die  künstlerische  Wirkung  des  ganzen  Gemäldes  gestimmt.  Auf  beiden  Bildern 
kommt  ferner  die  Witz'sche  Manier,  die  Knicklinien  der  Seidenstoffe  durch  scharfe 
helle  Striche  darzustellen,  deutlich  zur  Erscheinung.  Allerdings  geht  Witz  im  Nürn- 
berger Bilde  weiter,  indem  er  hier  auch  scharfkonturierte  flächige  Glanzstellen  ent- 
stehen läßt,  während  auf  dem  Genfer  Bilde  die  Glanzflächen  in  schnellem  abgestimmten 
Übergang  verlaufen.  Vollends  in  der  Faltengebung  sind  beide  Bilder  einander  ähnlich, 
oft  sogar  so  sehr,  daß  man  identische  Faltenzüge  wiederzuerkennen  glaubt.  Vor  allem 
sei  auf  das  bei  Witz  sehr  beliebte  Motiv  des  über  den  Schoß  hochgezogenen,  dann 
aber  wieder  in  einer  Falte  über  den  Oberschenkeln  zurückfallenden  Untergewandes 
hingewiesen,  das  auf  fast  allen  seinen  Bildern  wiederkehrt  und  geradezu  als  Kennzeichen 
Witz'scher  Gemälde  dienen  kann.  Aber  auch  die  Genfer  Bilder  zeigen  den  auf  dem 
einen  größeren  Maßstab  anwendenden  Nürnberger  Gemälde  allerdings  noch  auf- 
dringlicheren Mangel  anatomischer  Kenntnisse,  vornehmlich  bei  der  Wiedergabe 
der  Hand  mit  ihren  überlangen  Fingern,  wofür  das  Genfer  Bild  der  Befreiung  Petri 
fast  direkte  Analogien  bietet.  Aus  letzterem  Bilde,  dem  einzigen,  dessen  Gesichts- 
typen unversehrt  sind,  vermag  man  noch  eine  andere  Eigenart  des  Meisters  abzu- 
lesen: die  Vorliebe  für  halbkugelig  vortretende,  vom  Stirnbein  scharf  sich  absetzende 
obere  Augenlider  bei  geschlossenen  oder  halbgeschlossenen  Augen,  ebenso  seine  scharf- 
strichig  gezeichneten,  hochgeschwungenen,  doch  auffällig  kurzen  Augenbrauen  und 
die  zu  kurzen  Oberlippen.  Sehr  eigentümlich  ist  auch  die  tiefe  Vertikalrinne  in  den 
Oberlippen     Alle  diese  Eigentiunlichkeiten  finden  sich  hier  wie  dort  in  gleicher  Weise. 


VON  WALTER  JOSEPHI. 


Ganz  besonders  auffällii::  ist  aber  die  Identität  des  Gesiclitstypus  des  anscheinend 
besser  erhaltenen  Engels,  der  den  Petrus  geleitet,  mit  dem  des  Nürnberger  Verkün- 
digungsengels. 

I  Die  Außenarchitekturen  der  Genfer  Bilder  bieten  kein  unmittelbares  Vergleichs- 
inaterial  zu  der  Innenarchitektur  des  Nürnberger  Gemäldes.  Beide  zeigen  jedoch 
genau  dieselbe  Stufe  perspektivischer  Kenntnis  ihres  Meisters.  Neben  den  in  An- 
sehung der  frühen  Fntstehungszeit  großen  Vorzügen  sind  auch  die  Mängel  die 
gleichen;  trotz  des  sehr  hoch  genommenen  Augenpunktes  doch  überall  noch  eine 
übermäßig  starke  Steigung  des  Bodens.  Selbst  die  Bodenfärbung  des  Genfer 
Bischofsbildes  ist  die  gleiche  wie  auf  dem  Nürnberger,  nur  daß  dort  der  Boden 
quadriert  ist.  Ebenso  erscheint  die  Wandfärbung  des  Nürnberger  Bildes  in  iden- 
tischer Weise  und  in  demselben  kühlen  Ton  im  Bilde  der  Anbetung  der  Könige, 
vornehmlich  aber  im  Bilde  der  Befreiung  Petri  in  Genf.  Dazu  tritt  das  gleiche 
Interesse  und  die  gleiche  Liebe  für  die  Ausmalung  und  Schilderung  des  Details. 
Eine  so  identische  Wiedergabe  wie  die  des  rissigen  Holzes  ist  doch  nur  durch  die  Hand 
eines  und  desselben  Malers  möglich ;  die  schlecht  eingefugte  Verstrebung  mit  ihren  vor- 
stehenden Dübeln  auf  dem  Nürnberger  Gemälde  scheint  sogar  direkt  aus  dem 
Genfer  Bilde  der  Anbetung  der  Könige  übernommen  zu  sein,  ja,  es  findet  der  auf 
dem  Nürnberger  Bilde  auffällige  Konstruktionsgedanke  erst  aus  der  Übernahme  von 
dort  seine  volle  Erklärung. 

Wenn  auch  Konrad  Witz  trotz  seiner  hervorragenden  Bedeutung  unter  seinen 
Zeitgenossen  —  nicht  nur  der  künstlerische  Wert  seiner  Gemälde  und  die  Tatsache 
seiner  Berufung  nach  Genf,  sondern  auch  ein  kürzlich  zutage  gefördertes  volkstüm- 
liches Gedicht  auf  ihn  aus  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  beweisen  dies  —  zu  den 
jüngst  entdeckten  Meistern  der  altdeutschen  Kunst  gehört,  sodaß  sich  die  kunst- 
geschichtliche Forschung  erst  verhältnismäßig  wenig  mit  ihm  hat  beschäftigen  können, 
so  ist  es  ihr  doch  gelungen,  ihm  auf  der  Grundlage  der  Genfer  Arbeiten  mit  hinreichen- 
der Sicherheit  eine  Anzahl  unsignierter  Gemälde  zuzuschreiben. 

Hierhin  gehören  in  erster  Linie  die  aus  der  1808  versteigerten  Baseler  Galerit 
der  badischen  Markgrafen  stammenden  Überreste  eines  großen  Altars.  Acht  von 
den  Bildern  befinden  sich  jetzt  in  der  Öffentlichen  Kunstsammlung  zu  Basel  (Katalog 
1908,  Nr.  639—646),  zwei  weitere  zugehörige  Tafeln  (abgebildet  im  Jahrb.  der  K. 
Preuß.  Kunstsammlungen  Band  27,  1906)  sind  in  den  Besitz  des  Herrn  Vischer  von 
der  Mühll  auf  Schloß  Wildenstein  und  eine  dritte  Tafel  (abgebildet  ebenda)  in  die 
Sammlung  des  Grafen  Wilczek  auf  Schloß  Kreuzenstein  in  Niederösterreich  gelangt. 
Gegenüber  den  Genfer  Arbeiten  läßt  das  Baseler  Werk  manches  an  unmittelbarer 
Frische  schöpferischen  Gestaltens  vermissen.  Das  dürfte  nicht  nur  durch  eine  frühere 
Entstehungszeit  und  künstlerische  Unreife,  sondern  vermutlich  auch  dadurch  zu 
erklären  sein,  daß  der  Meister  seiner  schaffenden  Phantasie  nicht  freien  Spielraum 
ließ,  sondern  —  möglicherweise  auch  durch  den  Auftraggeber  veranlaßt  —  inhaltlich 
unter  dem  Bann  der  Vorbilder  schuf,  die  einer  seiner  Zeitgenossen,  vielleicht  sogar 
er  selbst,  für  die  Biblia  Pauperum  entworfen  hatte.  Wenn  aber  —  und  darüber  sind 
sich  alle  Forscher  einig  —  diese  Bilder  der  frühen  Schaffensperiode  des  Konrad  Witz 
zuzurechnen  sind,  so  bestätigt  anderseits  deren  kompositioneile  Befangenheit,  Ängst- 
lichkeit und  Unfreie,  vor  allem  aber  der  Mangel  in  der  räumlichen  Vertiefung,  daß  die 


10  DIE  VERKÜNDIGUNG  MARIA  VON    KONRAD  WITZ  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

Nürnberger  Tafel  einer  späteren,  nämlicli  der  reifsten  Scliaffensepoche  des  Meisters 
entstammt.  Trotzdem  aber  stimmen  die  Bilder  des  Baseler  Altars  im  einzelkünst- 
lerischen  Charakter  gut  zu  dem  Nürnberger  Gemälde,  sie  zeigen  schon  die  gleiche 
künstlerische  Tendenz,  freilich  in  Basel  nicht  so  durchgebildet  und  befriedigend  wie 
in  Nürnberg.  Anklingende  Einzelheiten  finden  sich  mannigfach,  wenn  auch  nicht 
immer  so  augenfällig  und  direkt  beweisend  wie  mit  den  Genfer  Bildern;  man  denke 
nur  an  die  auf  subtiler  Naturbeobachtung  und  künstlerischem  Empfinden  beruhende 
Wiedergabe  der  Lichtreflexe  auf  den  Seidenstoffen.  So  kehrt  auch  auf  dem  David- 
bilde und  dem  Kreuzensteiner  Salomobilde  der  von  Witz  besonders  gern  angewandte 
Lichtkontrast  des  grünlichen  Tuches  zu  dem  schillernden  roten  Samtgewande  wieder. 
Die  Baseler  Bilder  sind  stark  restauriert,  sodaß  zweifelhaft  ist,  bis  zu  welchem  Grade 
Einzelheiten  zur  Vergleichung  herangezogen  werden  dürfen.  Immerhin  ist  die  Ver- 
wandtschaft der  Kopftypen  des  Benaja  und  des  Antipater  in  Basel  (Basler  Festschrift 
Tafel  XXV  und  XXVIII)  und  des  anscheinend  gut  erhaltenen  Salomo  in  Kreuzen- 
stein mit  dem  des  Nürnberger  Verkündigungsengels  auffällig,  der  ja  auch  das  Witzsche 
lange,  schmale,  spitz  zulaufende  Ohr  besitzt;  auch  die  überhohen,  kurzen,  scharfen 
Augenbrauen  kommen  am  Baseler  Altar  vor,  ebenso  ist  der  Faltenwurf  der  Gewandung 
des  Melchisedek  (ebenda  Tafel  XXVI)  sehr  verwandt  mit  dem  der  Nürnberger  Maria, 
das  übertrieben  vorgeschobene  Knie  des  Wildensteiner  Verkündigungsengels  mit 
dem  des  Nürnberger.  Andrerseits  fällt  überall  auch  die  eigenartige,  aber  doch  recht 
mangelhafte  Wiedergabe  der  Hände  auf,  vor  allem  das  Ungeschick  in  der  Auffas- 
sung des  Handgestus. 

Das  Gemälde  der  Kreuzigung  Christi  im  Berliner  Kaiser  Friedrich-Museum 
(abgeb.  im  Burlington  Magazine  1907  und  im  Berliner  Museumsbericht  1907)  und  das 
mit  der  Gruppe  der  heiligen  Familie  nebst  den  Heiligen  Barbara  und  Katharina  im 
Museo  Nazionale  zu  Neapel  (abgeb.  in  der  Baseler  Festschrift),  ein  Jugendwerk,  das 
unter  bewußter  Anlehnung  an  niederländische  Kunstart,  insbesondere  an  Werke 
des  Jan  van  Eyck,  entstanden  ist,  haben  verhältnismäßig  wenig  Berührungspunkte 
mit  der  Nürnberger  Tafel.  Auf  der  letzteren  wäre  höchstens  jenes  Operieren  mit 
Lichtproblemen,  vor  allem  aber  die  ungeschickt  hockende  Stellung  der  sitzenden 
Gestalten  und  der  allzustark  ansteigende  Fußboden  —  ähnlich  auf  der  dem  Witz 
zugeschriebenen  und  dem  Neapeler  Bilde  nahestehenden  lavierten  Federzeichnung 
der  Maria  mit  dem  Kinde  im  K.  Kupferstichkabinett  in  Berlin  (abgeb.  in  Handzeich- 
nungen schweizerischer  Meister  des  XV.— XVIII.  Jahrhunderts,  II,  1)  —  für  die 
Meisteridentität  anzuführen.  Unverhältnismäßig  viele  Anknüpfungen  gewährt  da- 
gegen dasjenige  Bild,  das  den  ersten  Ausgangspunkt  für  die  Zuschreibung  des  Nürn- 
berger Bildes  bot,  die  Straßburger  Tafel  mit  der  Darstellung  der  beiden  in  einem 
Kreuzgange  sitzenden  Heiligen  Maria  Magdalena  und  Katharina.  Die  genaue  Ver- 
gleichung beider  Werke  ergibt  eine  so  überraschende  Zusammenstimmigkeit  der  für 
die  Charakterisierung  wesentlichen  Momente,  daß  die  Herkunft  von  derselben  Maler- 
hand unzweifelhaft  ist.  Man  möchte  sogar  annehmen,  beide  Werke  entstammten 
demselben  Altarwerk,  wenn  nicht  die  Verschiedenheit  der  Abmessungen  dem  wider- 
spräche. So  wird  denn  die  große  Ähnlichkeit  neben  der  zeitlichen  Nähe  wohl  nur 
in  dem  bei  Witz  ja  ganz  augenscheinlichen  Mangel,  abwe:hslungsreich  gestalten  zu 
können,  ihren  Grund  haben.    Die  gegenseitig  unbeeinflußte  Ableitung  des  Meisters 


VON   WALTER  JOSEPHI.  H 


beider  Tafeln  dürfte  aber  auch  eine  Probe  für  die  Richti,i,^keit  des  Forschungsergeb- 
nisses sein. 

Auf  dem  Straßbur^er  Bild  ist  ebenfalls  der  Kontrast  einer  reichgekleideten 
repräsentativen  zu  einer  schlichten  Figur  künstlerisch  verwertet,  und  so  ist,  trotz 
der  starken  Restaurierung  des  Bildes,  der  Gesamteindruck  ein  frappierend  identischer. 
Zu  der  Verwandtschaft  des  Motivs  und  des  gleichen  übermäßig  gehobenen,  auf  die 
rechte  Bildseite  verschobenen  Augenpunktes  tritt  eine  fast  analoge  Lichtführung; 
die  Hauptlichtquelle  ist  hier  wie  dort  .unsichtbar  schräge  im  Vordergrunde  rechts 
angenommen  und  es  wirft  in  völlig  gleicher  Weise  auf  beiden  Bildern  der  Mittelpfosten 
dieses  nicht  dargestellten  Fensters  seine  Schatten  auf  den  Fußboden  vor  der  Haupt- 
figur, ohne  daß  dies  Motiv  sich  auch  über  die  auf  beiden  Bildern  eigenartig  hockenden 
Gestalten  erstreckte.  Die  sich  sehr  entsprechende  Beleuchtung  des  Gewandes  der 
Nürnberger  Maria  und  desjenigen  der  Straßburger  Katharina,  die  Ähnlichkeit  der 
Kopfhaltung  beider  Figurenpaare  und  ihrer  zarten  Beziehungen  zu  Licht  und  Schatten, 
die  Randschatten  unter  den  Gewandsäumen  und  die  Schlagschatten  der  Figuren 
und  Architekturstücke,  endlich  das  analoge  allzustarke  Ansteigen  des  Bodens  sei 
nur  beiläufig  angedeutet.  Weisen  ferner  schon  die  Gesichtszüge  der  Straßburger 
Magdalena  eine  frappierende  allgemeine  Verwandtschaft  mit  dem  Nürnberger  Engel 
auf,  so  sei  noch  besonders  auf  die  typischen  Gesichtsformen  aufmerksam  gemacht, 
die  allen  Köpfen  eigen  sind  und  bereits  oben  bei  der  Betrachtung  der  Genfer  Bilder 
entwickelt  wurden.  Ebenso  spricht  sich  auch  auf  dem  Straßburger  Bilde  dieselbe 
für  den  überlegenden  Beobachter  optischer  Erscheinungen  auffällige  unrichtige  Wieder- 
gabe der  Anatomie  der  menschlichen  Hand  aus;  daneben  zeigt  sich  aber  auch  seine 
Vorliebe  für  die  Nebeneinanderstellung  von  Grün  und  Rot. 

In  der  Figur  der  Magdalena  kehrt  im  Gegensinn  die  recht  gezwungene  Pose 
des  einen  hochgestellten  Kniees  wieder,  in  der  Figur  der  Katharina  der  vorgeschobene 
Fuß,  wie  auch  der  koloristische  Gegensatz  des  schweren,  scharf  brechenden,  reflek- 
tierenden roten  Samtstoffes  bestimmend  für  die  Farbenwirkung  ausgenutzt  wurde. 
Selbst  die  technische  Eigenart.  Grün  bezw.  Blau  mit  bräunlichgelben  Tönen  aufzu- 
höhen,  tritt  hier  auf.  Zwar  hat  der  Meister  alle  Knitter  mit  scharfen  hellen  Strichen 
wiedergegeben,  geht  jedoch  noch  nicht  soweit  wie  in  Nürnberg,  wo  er  auch  die  ganzen 
Flächen  hellstrichig  umrandet;  vielmehr  läßt  er  diese  wie  in  Genf  in  raschem  Übergang 
in  die  Grimdfarbe  verlaufen.  Beide  Male  kehren  sodann  in  sehr  verwandter  Art 
die  sich  umschlagenden  Gewandsäume  wieder,  nur  ist  das  Gewand  der  Straßburger 
Katharina  geschickter  gelegt,  sodaß  die  imschöne,  das  Bild  rechts  unten  durchschnei- 
dende Linie,  die  sich  übrigens  auch  schon  bei  dem  Genfer  knieenden  Könige  störend 
bemerkbar  macht,  vermieden  wird;  beide  Male  findet  sich  auch  das  Motiv  des  über 
die  Kniee  gerafften,  dann  aber  wellig  auf  den  Oberschenkel  zurückfallenden  Gewandes. 

Wenn  Daniel  Burckhardt  bei  dem  Straßburger  Bilde  mit  Recht  hervorhebt, 
daß  die  hauptsächlichen  Steinteile  der  Architektur  den  rötlichen  Ton  des  damals 
in  Basel  fast  ausschließlich  benutzten  Sandsteins  tragen  —  man  kann  hinzufügen: 
sogar  die  beiden  dort  vorkommenden  Farbennuancen  aufweisen  —  so  ist  festzustellen, 
daß  sich  dieselbe  verblichene,  und  daher  koloristisch  nicht  recht  wirkungsvolle  Tönung 
auch  an  der  Türumrahmung  des  Nürnberger  Bildes  wiederholt,  wie  sie  auch  schon 
vorher  mit  dergleichen  weißen  Fugung  das  Gen.fer  Bild  der  Anbetung  der  Könige  zeigte. 


12  DIE  VERKÜNDIGUNG  MARIA  VON   K0NRA15  WITZ  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 


Der  hauptsäcliliche  Unterschied  aber  zwischen  beiden  Bildern  ist  der,  daß 
wie  sclion  auf  den  Außenräume  darstellenden  Genfer  Bildern,  so  auch  in  der,  der 
L'ini^e  nach  beleuchteten  Straßburger  Kreuzgangdarstellung  die  scharfumrissenen 
Kernschatten  bevorzugt  sind,  während  der  Meister  auf  dem  Nürnberger  Bilde,  das 
einen  geschlossenen  Innenraum  veranschaulicht,  mehr  mit  verschwimmenden  Halb- 
schatten arbeitet.  Ebenso  ist  die  Koloristik  des  Straßburger  Bildes  greller  und 
voller  tönend. 

Burckhardt  verweist  das  Straßburger  Bild  in  die  Spätzeit  des  Malers,  wo  er 
unter  dem  bestimmenden  Einfluß  des  sog.  Meisters  von  Flemalle  gestanden,  und 
bestätigt  dadurch  —  denn  die  enge  zeitliche  Zusammengehörigkeit  des  Nürnberger 
und  des  Straßburger  Bildes  ist  unzweifelhaft  —  unsere  Spätansetzung  der  Nürn- 
berger Verkündigung. 

Seit  etwa  einem  Jahrzehnt  birgt  die  Öffentliche  Kunstsammlung  in  Basel  ein 
nach  Daniel  Burckhardts  Vorgang  vom  Katalog  dieser  Sammlung  1908,  Nr.  647, 
dem  Konrad  Witz  zugeschriebenes  Tafelgemälde  mit  der  Darstellung  der  Begegnung 
Joachims  und  Annas  an  der  Goldenen  Pforte  (abgeb.  in  der  Baseler  Festschritt). 
Auch  diese  Zuschreibung  bestätigt  die  Richtigkeit  der  Zuweisung  des  Nürnberger 
Bildes  an  den  großen  Baseler  Meister.  Es  kann  hier  nicht  der  Ort  sein,  die  Gründe 
zu  wiederholen,  die  Burckhardt  in  so  ausführlicher  und  ül^erzeugender  Weise  für  die 
Authentizität  des  Meisters  anführt,  dagegen  ist  wichtig,  daß  das  Baseler  Bild,  das 
aus  dem  Münchener  Kunsthandel  in  den  Besitz  der  Frau  Professor  Bachofen-Burck- 
hardt  gelangte  und  von  dieser  dem  Baseler  Museum  überwiesen  wurde,  trotz  seines 
abweichenden  Goldhintergrundes  von  allen  Witzschen  Gemälden  die  engsten  Be- 
ziehungen zu  dem  Nürnberger  Bilde  aufweist.  Die  stilistische  Stufe  ist  die  gleiche. 
Das  zeigt  sich  vornehmlich  in  der  Farbengebung  und  in  der  Konzentrierung  des 
Farbeneindrucks  auf  die  Figuren  bei  gedämpfterer  Behandlung  der  Umgebung,  dann 
aber  auch  in  der  etwas  weichlichen,  von  dem  Straßburger  Bilde  leicht  sich  differen- 
zierenden Faltengebung  der  Gewandungen,  in  der  Wiedergabe  der  Schatten,  vor 
allem  aber  in  der  Behandlung  des  rissigen  Ständerwerks  mit  seinen  vorstehenden 
Dübeln  und  in  den  scharfen  Schlagschatten  des  hölzernen  Türriegels  bezw.  des  Tür- 
griffs. Sogar  der  Schlagschatten  des  unsichtbaren  Fensterpfostens  rechts  im  Vorder- 
grunde, in  den  Innenräumen  des  Nürnberger  und  des  Straßburger  Bildes  berechtigt, 
kehrt  hier,  wohl  nur  gewohnheitsmäßig  zur  Belebung  der  rechten  unteren  Bild- 
fläche angewandt,  wieder.  Auch  hat  der  Gesichtstypus  der  Anna  sehr  entschie- 
dene Verwandtschaft  mit  dem  des  Verkündigungsengels. 

Aber  die  Beziehungen  des  Baseler  Bildes  zum  Nürnberger  scheinen  nicht  nur 
stilistische  und  zeitliche  zu  sein,  sondern  noch  weiter  zu  gehen.  Nicht  nur,  daß  der 
Erhaltungszustand  ein  sehr  ähnlicher  ist,  insbesondere  daß  auch  auf  dem  Baseler 
Bilde  die  Ausmalungen  abgefallener  Farbenblasen  einen  wesentlichen  Teil  der  Restau- 
rierungsarbeiten ausmachen,  ist  vor  allem  folgendes  auffällig:  die  Nürnberger  Tafel 
hat  die  Maße  158: 120,5  cm,  der  Baseler  Katalog  gibt  für  sein  Bild  159:  120  an.  Beide 
Größen  können  als  identisch  angesehen  werden,  da  auf  dem  Nürnberger  Bilde  die 
Ränder  nicht  ganz  gerade  sind  und  ein  gleiches  wohl  auch  bei  dem  Baseler  Bilde 
der  Fall  sein  wird.  Bei  beiden  Bildern  sind  die  Rückseiten  abgesägt,  sodaß  sich 
die  Vermutung  aufdrängt,  es  seien  Vorder-  und  Rückseite  eines  und  desselben  Altar- 


VON  WALTER  JOSEPHI.  13 


flügels.  Allein  die  genaue  Unter.suchung'  beider  Gemälde  erwies  dies  als  Irrtum,  da 
die  Holzmaserungen  der  beiden  Rückseiten  nicht  identisch  verlaufen.  Beide  Momente, 
die  stilistische  Einheitlichkeit  und  die  Gleichheit  der  Abmessungen  lassen  aber  den 
Schluß  nicht  als  zu  gewagt  erscheinen,  daß  die  Bilder  aus  e  i  n  e  m  Altarwerk  stammen, 
zumal  auch  ihre  Erhaltung,  die  Art  der  Beschädigungen  und  der  Grad  der  Übermalungen 
übereinstimmen.  In  der  Tat  konnte  festgestellt  werden,  daß  beide  Bilder  ehemals 
in  gleichem  Besitze  waren.  Beide  stammen  aus  der  Sammlung  des  Obertribunal- 
Procurators  Abel  in  Stuttgart,  die  in  der  Mitte  des  19-  Jahrhunderts  im  Schlosse 
zu  Ludwigsburg  aufgestellt  war.  Zweifellos  sind  sie  identisch  mit  den  im  „Verzeichnis 
der  in  dem  Königlichen  Schlosse  zu  Ludwigsburg  aufgestellten  altdeutschen  Ge- 
mälde des  Obertribunal-Procurators  Abel  in  Stuttgart,  1855"  in  der  dritten  Abteilung 
unter  Nr.  8  und  10  aufgeführten  Gemälden,  die  dort  der  westfälischen  Schule  zu- 
geschrieben w^erden.  Später  kamen  sie  an  den  Kommerzienrat  Faber  und  etwa  in  den 
sechziger  Jahren  an  Herrn  Maurer  in  Stuttgart,  von  dessen  Erben  das  eine  vor  mehreren 
Jahren  an  Frau  Professor  Bachofen- Burckhar dt  in  Basel,  die  es  dem  Baseler  Museum 
schenkte,  das  andere  nunmehr  an  das  Germanische  Nationalmuseum  veräußert  wurde. 
Mit  Sicherheit  ließen  sich  die  Bilder  nicht  weiter  zurückführen;  doch  scheint  eine 
Notiz  G.  F.  Waagens  in  seinem  Werke  „Kunstwerke  und  Künstler  in  Deutschland, 
Teil  H:  Kunstwerke  und  Künstler  in  Baiern,  Schwaben  usw.  1845,"  S.  211,  nicht 
unwichtig.  Bei  der  Besichtigung  der  Sammlung  Abel  in  Stuttgart  erwähnt  er  näm- 
lich 4  Gemälde,  Anna  und  Joachim  an  der  goldenen  Pforte,  die  Geburt  der  Maria 
(zweifellos  Schreibfehler  für  Verkündigung,  da  in  der  Sammlung  Abel  nach  Ausweis 
des  oben  genannten  Katalogs  sich  keine  Darstellung  dieses  Inhalts  befand),  die  Kreuzi- 
gung Christi  und  die  Auferstehung  mit  dem  Noli  me  tangere,  die  „nach  der  Versiche- 
rung des  bekannten  Herrn  von  Laßberg"  in  dem  Kloster  Almannsw^eil  am  Bodensee, 
wo  sie  sich  früher  befanden,  für  Werke  des  alten  Holbein  gehalten  wären,  „doch 
rühren  sie  offenbar,  wenngleich  von  sehr  klarer  und  warmer  Färbung  und  von  vieler 
Wahrheit  des  Ausdrucks,  von  einem  anderen,  ungleich  schwächeren  Meister  her, 
der  namentlich  in  den  Charakteren  viel  gewöhnlicher  und  von  einem  gemeineren 
Naturalismus  ist,  als  der  alte  Holbein".  Hier  liegen  nun  zweifellos  Irrtümer  der 
verschiedensten  Art  vor,  denn  während  die  an  erster  Stelle  genannten  Bilder  vermutlich 
das  Baseler  und  das  Nürnberger  sind,  haben  die  im  genannten  Kataloge  in  der  zweiten 
Abteilung  unter  Nr.  8  und  9  aufgeführten  Gemälde  der  Kreuzigung  und  der  Auf- 
erstehung, sicherlich  identisch  mit  den  von  Waagen  gesehenen,  architektonische 
Staffage  im  Renaissancestil,  können  also  keinesfalls  zu  dem  Nürnberger  und  dem  Baseler 
Bilde  gehört  haben.  Sehr  interessant  ist  dagegen  die  Datierung  und  die  Bewertung 
von  Seiten  jenes  Altmeisters  der  modernen  Kunstwissenschaft.  Mangels  genauerer 
Kenntnis  der  Tatsachen  werden  rein  aus  dem  Gefühl  heraus  die  Bilder,  genau  ebenso 
wie  es  später  dem  Straßburger  Gemälde  und  dem  Baseler  Altar  erging,  um  etwa 
ein  halbes  Jahrhundert  zu  spät  angesetzt  und  können  dementsprechend  nicht  ihrer 
Bedeutung  gemäß  bewertet  werden.  Gerade  hierin  liegt  der  augenfälligste  Beweis 
für  die  Bedeutung  der  Bilder  und  die  künstlerische  Größe  und  kunstgeschichtliche 
Wichtigkeit  ihres  Meisters,  der  um  rund  fünf  Jahrzehnte  seiner  Zeit  vorauseilte. 
Würde  doch  wohl  auch  schwerlich  ein  Kunstgelehrter  jenes  erste  wirkliche  Land- 


14  DIE  VERKÜNDIGUNG  MARIA  VON   KONRAD  WITZ  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 


schaftsbild  der  deutschen  Kunst,  den  Fischzug  Petri  in  Genf,  aus  Stilmerkmalen  noch 
in  die  erste  Hälfte  des  15-  Jahrhunderts  versetzen  ! 

Waagens  Zusammenwerfen  augenscheinlich  nicht  zusammengehöriger  Bilder 
läßt  nun  aber  leider  auch  seinen  Herkunftsnachweis  als  sehr  problematisch  erscheinen. 
Immerhin  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  mit  dem  sonst  nicht  bekannten  Kloster 
Almannsweil  am  Bodensee  die  Cistercienserabtei  Salem,  die  früher  auch  Salmans- 
weiler hieß,  gemeint  ist. 

Wie  beide  Tafeln  sich  ehemals  in  den  Altar  eingegliedert  haben,  vermag  ich 
nicht  zu  sagen.  Es  scheint,  als  ob  die  mit  effektvollem  Goldgrund  ausgestattete 
Baseler  Tafel  eine  Innenseite,  dagegen  die  vorwiegend  mit  gedämpften  und  kühlen 
Tönen  operierende  Nürnberger  Tafel  eine  Außenseite  war,  der  übliche  Platz  der  Ver- 
kündigungsdarstellung. Allerdings  kann  man  aus  perspektivischen  Gründen  schließen, 
daß  beide  Tafeln  links  gesessen  haben,  ein  Umstand,  der,  da  an  eine  Absägung  von- 
einander nicht  gedacht  werden  kann,  auf  ein  Pentaptychon  deuten  würde.  Dem- 
gemäß harrten  noch  mindestens  zwei  Tafeln,  die  Gegenstücke  zu  den  behandelten, 
der  Entdeckung. 

Daniel  Burckhardt  versetzt  das  Baseler  Bild  und  damit  aber  auch  die  Nürn- 
berger Tafel  zeitlich  in  die  Nähe  des  Genfer  Altars  der  Gebrüder  Eyck  (1432),  also 
vor  die  Genfer  Bilder  von  1444.  Er  begründet  diese  seine  Ansicht  nur  allgemein, 
doch  dürfte  in  erster  Linie  der  Goldgrund  und  die  Einfachheit  des  Motives,  die  dem 
Witz'schen  Können  wenig  Spielraum  gewährte,  bei  ihm  diesen  altertümlichen  Ein- 
druck hervorgerufen  haben.  Ebenso  datiert  Schmarsow  die  Baseler  Tafel,  die  von« 
Wallerstein  wegen  der  starken  Abweichungen  als  nicht  eigenhändige  Arbeit  aus 
dem  Lebenswerk  des  Witz  gestrichen  wird,  nahe  an  die  Überreste  des  großen 
Baseler  Altars.  Die  Erkenntnis  der  Zugehörigkeit  des  Nürnberger  Bildes  verschiebt 
die  chronologische  Bestimmung  wesentlich.  Das  Nürnberger  Bild  zeigt  das  Können 
des  Meisters  in  seiner  reichsten  Form  und  zwingt  dazu,  die  beiden  zusammengehörenden 
Bilder  nach  den  Genfer  Gemälden,  also  nach  1444,  anzusetzen.  Diese  späte 
Datierung  wird  bestätigt  durch  die  engen  Beziehungen  zu  dem  Straßburger  Bilde, 
das  ja  auch  von  Daniel  Burckhardt  und  August  Schmarsow  unter  die  stark  zur  Rich- 
tung des  sog.  Meisn^rs  von  Flemalle  neigenden  Spätwerke  des  Meisters  eingereiht  wird. 

Wenn  auch  das  Nürnberger  Bild  kaum  dazu  beitragen  wird,  die  Frage  nach 
dem  Verhältnis  des  Konrad  Witz  zu  den  Niederländern  und  zu  dem  Meister  von 
Flemalle  zu  lösen,  so  bedeutet  es  doch,  auch  ganz  abgesehen  von  seinen  hervorragenden 
künstlerischen  Qualitäten,  eine  wesentliche  Bereicherung  der  Kenntnis  dieses  eigen- 
artigen, seiner  Zeit  weit  vorauseilenden  oberdeutschen  Meisters,  der  zweifellos  zu 
den  interessantesten  Künstlercharakteren  in  der  deutschen  Kunstgeschichte  des 
15.  Jahrhunderts  gehört. 


Abb.  1. 


HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

Von  Dr.  WALTER  STENGEL. 

Die  Gilden  und  Handwerksvereinigungen  haben  sich  das  Siegelrecht^)  seit  dem 
14.  Jahrhundert  erworben  bezw.  ertrotzt.  Seit  dem  16.  Jahrhundert  bilden 
ihre  Siegel  innerhalb  des  allgemeinen  Siegelbestands  einen  erheblichen  Prozentsatz. 
Diese  bedeutende  Gruppe  ist  ein  Stiefkind  der  Sphragistik,  was  sich  zunächst  aus 
ihrer  zeitlichen  Stellung,  aber  auch  daraus  erklärt,  daß  die  Handwerksinsignien 
den  Heraldiker  naturgemäß  kaum  interessieren.  Der  Band  des  Sibmacherschen 
Werks,  der  die  Berufswappen  behandelt  (I,  7)  ist  wie  das  kleinere  Buch  von  Grenser^) 
in  der  ausgesprochenen  Absicht  zusammengestellt,  den  Handwerksvereinigungen  der 
Gegenwart  Vorbilder  für  neue  Embleme  an  die  Hand  zu  geben,  weshalb  dort  neben 
Gewerbezeichen  des  14.  Jahrhunderts  auch  solche  der  Neuzeit  abgebildet  sind. 
Für  sphragistische  Untersuchungen  haben  diese  Sammlungen  nur  bedingten  Wert, 
da  sie  lediglich  das  Emblem  geben,  losgelöst  von  dem  Siegel,  ohne  die  Schrift. 

Eine  den  sphragistischen  Anforderungen  entsprechende  Publikation  über  Hand- 
werkssiegel liegt  bisher  nur  in  einigen  Aufsätzen  von  C.  Nyrop  vor,  die  in  der  Tids- 
skrift  for  Kunstindustri  1897  ff-  erschienen.  Dort  sind  dänische  und  schleswig-hol- 
steinische Siegel  abgebildet.  Solche  Beschränkung  auf  ein  bestimmtes  Territorium 
ist  anerkanntermaßen^)  für  die  rationelle  Förderung  der  Siegelkunde  am  meisten 
zweckdienlich.  Es  liegt  nahe,  von  Mitteilungen  über  Handwerkssiegel  im  Germanischen 
Museum  eine  ähnliche  Beschränkung,  etwa  auf  das  Nürnbergische  Gebiet,  zu  erwarten. 
Eine  systematische  Durchführung  dieses  engeren  Programms  dürfte  um  so  eher 
wünschbar  erscheinen,  als  bisher  eine  umfassende  Veröffentlichung  Nürnbergischer 
Siegel  überhaupt  aussteht  und  auch  m.  W.  noch  von  keiner  Seile  ins  Auge  gefaßt 
wurde.    Über  die  wenigen  offiziellen  Siegel  der  alten  Reichsstadt  ist  wiederholt  ge- 


1)  Von  dem  Siegelrecht  der  Zünfte  wird  in  einem  juristischen  Traktat  des  17-  Jahrii. 
ausführhch  gehandelt:  Th.  Hüpingk,  De  insignium  sive  armorum  pris:o  et  novo  jure  tractatus 
juridico-historico-philologicus,  Nürnberg  1642,  cap.  5,  n.  32. 

2)  A.    Grenser,    Zunft-Wappen   und    Handwerks- Insignien,  Frankfurt   a.  M.    1S83- 

3)  W.  Diekamp,  Sphragistisches:  Westdeutsche  Zeitschr.  f.  Gesch.  u.  Kunst,  V.  1886,  S.  273. 


16  HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

schrieben  worden*).  Aber  die  privaten  Siegel  von  Ni.irnberg,  wo  professionelle 
Stenipelschneider  wirkten  und  wo  von  jedem  Goldschmied  als  Meisterstück  u.  a. 
ein  Siegel  verlangt  wurde  —  was  übrigens  auch  an  anderen  Orten  der  Fall  war  — 
sind  noch  nicht  gesammelt,  geschweige  denn  bearbeitet,  wie  ja  überhaupt  ein  Werk 
über  die  sphragistischen  Denkmäler  Frankens  nach  Art  der  Publikation  „Rheinischer 
Siegel",  die  von  der  Gesellschaft  für  Rheinische  Geschichtskunde  so  ausgezeichnet 
veranstaltet  wird,   aufs  innigste  zu  wünschen  ist. 

Was  nun  die  nürnbergischen  H  an  d  werk s Siegel  im  besonderen  anlangt,  so 
möchte  man  zunächst  annehmen,  daß  gerade  in  der  vor  andern  um  der  Mannigfaltigkeit 
ihres  Gewerbslebens  willen  seit  alters  vielberühmten^)  Reichsstadt  —  man  denke 
an  das  romantische  Künstlerfest  in  Kellers  „Grünem  Heinrich'-  —  eine  besonders 
reiche  Ernte  auf  diesem  Gebiet  einzusammeln  wäre.  Enthält  doch  eine  in  mehreren 
Handschriften  überlieferte  Zusammenstellung  Embleme  von  nicht  weniger  als  242 
verschiedenen  Gewerben,  die  ehemals  hier  ausgeübt  wurden.  Wenn  man  aber  die  eigen- 
artig gelagerten  rechtlichen  Verhältnisse^)  des  Handwerkerstandes  im  alten  Nürnberg  in 
Berücksichtigung  zieht,  wird  man  es  im  Gegenteil  begreiflich  finden,  daß  nürnbergische 
Hand  Werkssiegel  aus  älterer  Zeit,  d.  h.  vor  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts,  über- 
haupt nicht  vorhanden  sind,  während  die  Bronzeplatten  auf  den  Friedhöfen  von  der 
Freude  des  Handwerkers  am  eigenen  Emblem  so  beredtes  Zeugnis  ablegen.  Die  Ge- 
werbetreibenden standen  unter  dem  Regiment  einer  herrischen  Stadtverwaltung.  Eine 
selbständige  Zunftverfassung  gab  es  nicht.  Ja,  die  Bevormundung  ging  so  weit,  daß 
die  Korporationen  ohne  Wissen  des  Rates  eigenmächtige  Korrespondenzen  mit 
auswärtigen  Zünften  nicht  führen  durften  und  daher  „in  älterer  Zeit  nicht 
einmal  befugt  waren,  eigenes  Siegel  zu  führen.  1518  wollten  sich  die  geschworenen 
Meister  des  Messererhandwerks  ein  solches  beilegen  Kein  Handwerk  in  Nürn- 
berg, ließ  ihnen  darauf  der  Rat  sagen,  habe  je  sein  eigenes  Siegel  gehabt  und  es  sei 
nie  gestattet  worden.  Daher  könnte  man  auch  ihnen  nicht  gestatten,  sich  eines 
solchen  zu  bedienen.  Sie  sollten  daher  und  zwar  aus  diesem  Grund  und  nicht  etwa 
zur  Strafe,  das  Siegel  ausantworten.  Als  dann  später  die  Handwerke  Siegel  führen 
durften,  war  dieses  Recht  durch  solche  Kautelen  eingeschränkt,  daß  es  so  gut  wie 
illusorisch  war.  Die  Kandelgießerordnung  vom  5-  März  1578  bestimmt  ausdrücklich, 
daß  die  geschworenen  Meister  das  ihnen  obrigkeitlicli  zugelassene  Handwerkssiegel 
ohne  Vorwissen  des  Rats  bei  ihren  Eiden  nicht  gebrauchen  sollen".'^)  Übrigens  hat 
sich  der  mit  der  gleichen  Jahreszahl,  1578,  versehene  und  trotz  des  vorgerückten 
Stils  der  Kartusche  kaum  wesentlich  jüngere  Siegelstempel  der  Nürnberger  Zinn- 
oder Kandelgießer  erhalten  (Abb.  3)  und  befindet  sich  im  Germanischen  Museum. 
Die  Stempelscheibe  ist  silbern  und  auf  eine  eiserne  Stampfe  aufgelegt.  Ob  Nürn- 
berger Hand  Werkssiegel  älteren  Datums  nachzuweisen  sind,  steht  dahin.  Auch 
in  Nürnberg  ist  ja,  wie  das  allerorten  der  Fall  war,  die  Hinterlassenschaft  der  alten 
Gewerbsvereinigungen  bei  ihrer  Auflösung  nicht  zusammengehalten  worden.   In  das 


4)  Litterar.  Museum   1778,  4.   Stück,  S.   519;  —  Anzei,ü;er  f.    Kunde  der  deutschen  Vor 
zeit   II    126;  —  Mummenhoff,   Altnürnberg  (Bayer.    Bibliothek  22)   S.   23. 

5)  Reicke,   Gesch.   der   Reichsstadt   Nürnberg,   Nbg.   I896,   S.   763. 

6)  Reicke  a.  a.  O.  S.  253- 

7)  Mummenhoff,   Handwerk  und  freie  Kunst,  Bayer.  Gewerbezeitung  1890. 


VON  WALTER  STENGEL. 


17 


Germanische  Museum  sind  noch  17  nürnbergische  Handwerkssiegelstempel  gelangt, 
nämlich  die  der  Parchent-  und  Leinenweber,  der  Schuhmacher,  Kammacher,  Wagner, 
der  Posamentierer,  Seiler,  Kürschner,  Sattler  (Abb.  39),  der  Buchbinder  und 
Futteralmacher  (Abb.  21)  zwei  Stempel  der  Bürstenbinder  und  fünf,  die  sich  auf 
das  gewerbliche  Hauptgebiet  der  Reichsstadt,  die  Metallverarbeitung  beziehen: 
Nagelschmiede,  Stecknadler  und  Heftleinmacher,  Messerschmiede,  Flaschner, 
Gürtler.  Ein  zweiter  Siegelstempel  der  Nürnberger  Gürtler  befindet  sich  heute  im 
Hamburgischen  Museum,  das  169}  datierte  Petscliatt  der  Nürnberger  Büttner,  dessen 
Anfertigung  das  „Rugs"-  oder  Gewerbeaufsichts-Amt  laut  Bescheinigung  vom 
17.  Juni  1692  gestattet  hatte,  in  der  Sammlung  Figdor  in  Wien.  Manche  Stempel 
werden  ganz  verloren  gegangen  sein ;  und  da  viele  der  in  dem  genannten  Verzeichnis 
emblematisch  illustrierten  242  Gewerbe  wahrscheinlich  überhaupt  kein  Siegel  führten, 
würden  Nachforschungen  nach  entsprechenden  Siegeln  an  Lehrbriefen  und  anderen 
Urkunden  auch  nur  in  seltenen  Fällen  von  Erfolg  sein.  Es  mußte  daher  davon  Ab- 
standgenommen werden,  in  lokalhistorischer  Beziehung  Vollständigkeit  zu  erreichen. 


Silber 
Germanisches  Museum 
Abb.  2. 


Silber 

Germanisches  Museum 

Abb.  3. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  4. 


Die  Siegelstempelsammlung  des  German.  Museums  enthält  aber  außer  den 
nürnbergischen  auch  eine  Reihe  von  Petschaften  auswärtiger  Handwerksvereini- 
gungen, im  ganzen  über  fünfzig  Stück.  Die  Nahrungsgewerbe  sind  darunter 
mit  10,  die  Bekleidungsgewerbe  mit  9  Stempeln  vertreten,  die  Baugewerbe 
mit  6,  die  textilen  Gewerbe  mit  8,  die  Holzverarbeitung  mit  3,  die  Metall- 
verarbeitung (Goldschmiede)  mit  einem,  die  Lederarbeit  mit  zwei,  die  Krämer 
mit  einem,  endlich  die  Bader  und  Chirurgen  mit  drei  Stempeln,  wozu  noch 
mehrere  Petschafte  vereinigter  Zünfte  kommen,  sowie  der  Stempel  einer 
Schützengilde.  Außerdem  ist  eine  Sammlung  von  Lackausdrücken  alter  Hand- 
werkssiegelstöcke vorhanden,  die  im  vergangenen  Jahre  (1910)  bedeutend  ver- 
mehrt werden  konnte,  dank  dem  entgegenkommenden  Interesse  des  Herrn  Dr. 
Albert  Figdor  in  Wien,  des  Museums  für  Kunst  und  Gewerbe  in  Hamburg,  des  Märki- 
schen Museums  in  Berlin,  des  Museums  in  Altena,  des  Kgl.  Museums  in  Cassel  und 
des  Museums  für  Kunst  und  Kunstgewerbe  in  Halle,  des  Großh.  Bad.  General- 
landesarchivs in  Karlsruhe,  des  Großh.  Hess.  Haus-  und  Staatsarchivs  in  Darmstadt, 
des  Großh.  Geheimen  und  Hauptarchivs  in  Schwerin,  sowie  der  Mecklenburgischen 
Handelskammer  daselbst,  des  Staatsarchivs  in  Lübeck  und  des  Kgl.  Staatsarchivs 
in  Marburg.    Es  sind  im  ganzen  über  500  Siegel,  die  dem  Germanischen  Museum  als 

AfUtteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1910.  2 


HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 


killt uiiiistorischer  Zentrale  auf  Ansuchen  ,t;ütii;'5t  überwiesen  wurden").  7(i  davon 
gehören  den  Nahrungsgewerben  an^),  54  den  Baugewerben  ^°),  105  den  Bekleidungs- 
gewerben ^^),  den  textilen  Gewerben  56^-),  den  Ledergewerben  22^3)^  den  Holz- 
verarbeitungsgewerben 63^^),  den  Metalherarbeitungsgewerben  66^^  und  verschiedenen 
Gewerben  bezw.  Verbindungen  solcher  42.  Endlich  sind  zu  erwähnen  drei  Siegel 
kurfürstl.  hessischer  Oberzunftämter  (Hanau,  Marburg,  Schnialkalden),  8  Krämer- 
bezw.  Schiffersiegel  (darunter  das  gotische  der  Hamburger  Islandfahrer),  die  dem 
Handelsmuseum,  sowie  16  Chirurgen-  und  Badersiegel,  die  dem  medico-historischen 
Kabinett  zugute  kommen  krnmen. 

Der  Gesamteindruck  einer  größeren  Sammlung  von  Zunftsiegeln  leidet  unstreitig 
dadurch,  daß  ein  bedeutender  Prozentsatz  nicht  unter  den  Begriif  der  Qualität  fällt. 
Denn  nicht  immer  und  überall  besaßen  die  Handwerks  Vereinigungen  die  Mittel  oder 
den  Geschmack,  sich  ein  gut  geschnittenes  Petschaft  zu  verschaffen,  ja  die  meisten 
Zunftsiegel  sind  mehr  sachlich  als  formell  interessant.  Viele  haben  lediglich  einen 
statistischen  Wert  für  die  Chronologie  und  Topographie  der  Handwerksheraldik, 
insofern  die  Siegeltypen  die  äußere  Geschichte  der  Zünfte  in  ihren  Wechselbeziehungen 
wiederspiegeln.  Es  ist  daher  verständlich,  wenn  die  ganze  Gattung  innerhalb  der 
Sphragistik,  abgesehen  von  Erörterungen  rätselhafter  Embleme,  wie  der  Schlange 
der  Schmiede  ^^),  keine  Rolle  spielt  und  auch  unter  den  Museen  nur  wenig  Freunde 
gefunden  hat.  Gerade  darum  möchte  es  aber  angezeigt  sein,  aus  der  Masse 
einmal  solche  Stücke  hervorzuheben,  die  dem  Durchschnitt  qualitativ 
überlegen  sind  und  die  beweisen,  daß  wir  nicht  zuletzt  in  dieser  Gruppe 
die  maßgebenden  Höhepunkte  des  Stempelschnitts  seit  dem  Ausgang 
des  Mittelalters  zu  suchen  haben. 


S)  Die  in  technischer  Hinsicht  schönsten  unter  diesen  Lackausdrücken  sind  die  der  Samm- 
lung Figdor,  die  Hofgraveur  Jauner  in  Wien  besorgte,  und  die  im  Grunde  schwarzen,  im  ReHef 
weißen  des  Hamburgischen  .V\useums.  Letztere  wurden  nach  folgendem  Rezept  hergestellt: 
den  mit  Terpentin  gereinigten  und  sauber  abgetrockneten  Stempel  reibt  man  zunächst  ganz 
leicht  mit  Vaselin  ein,  dann  bestäubt  man  ihn  mit  feinem  Zinkweiß,  das  man  jedoch  von  der 
Oberfläche  wieder  abreibt,  sodaß  es  nur  in  den  Tiefen  zurückbleibt,  worauf  man  das  Petschaft 
über  einer  Wachskerze  wenig  einrußt  und  —  etwas  angewärmt  —  auf  den  weißen,  zuvor  in 
einem  kleinen  Tiegel  geschmolzenen  Lack,  der  auf  einem  Karton  aufgegossen  wurde,  kurz  aufpreßt. 

9)  Müller:  18,  Müller  und  Bäcker:  3.  Bäcker:  21.  Pfefferkuchenbäcker:  3,  Fleischer:  21, 
Fischer:  2,  Brauer:  7,  Tobackspinner:  1. 

10)  Maurer:  23.  Zimmerleute:  12.  Schiefer-  u.  Ziegeidecker:  2.  Glaser:  9.  Weißbinder:  1, 
Töpfer:  7. 

11)  Schneider:  39,  Schuhmacher:  44,  Handschuhmacher:  5,  Strumpfstricker  u.  Barett- 
macher: 8,    Kürschner:  7,   Hutmacher:   1.  Perückenmacher:   1. 

12)  Leinen-  u.  Garnweber:  33,  Brocat-,  Sammet-  u.  Seidenwirker:  2,  Rasch-  und 
Altmacher:  1,  Tuchscherer:   11,   Färber:  9. 

13)  Weiß-,    Rotgerber:  9,   Sattler,   Beutler:   10,   Buchbinder:  3- 

14)  Tischler:  15.  Brettschneider:  1,  Engl.  Stuhlmacher:  1,  Flechten-  u.  Korbmacher:  1, 
Böttcher:   22,  Stell-   u.    Rademacher:    13.    Schiffbauei :    1,    Drexler:   9- 

15)  Schlosser,  Huf-,  Waffen-,  Nagelschmiede:  29.  Vereinigung  der  Schloß-,  Spor-,  Uhr-, 
Büxen-  u.  Windenmacher:  6,  Kleinuhrmacher:  2,  Großuhrmacher:  1,  Büchsenmacher:  1,  Steck- 
nadler:  3,  Schwertfege^  Messerer:  3,  Zinngießer;  5,  Gelbgießer:  2,  Gürtler:  5,  Kupferschmiede:3, 
Goldschmiede:  6. 

16)  C.   P.   Lepsius.  Sphragistische  Aphorismen  I  (Halle  1S42)    S.  16  ff.  u.  II,  S.  41. 


10 


Ivl  essin  s 

Eisen 

Messing 

Germanisches  Museum 

Hamburijisches  Museum 

Germanis:hes  Museum 

Abb.  5. 

Abb    6. 

Abb.  7. 

Der  älteste  der  im  Germanischen  Museum  befindliclien  Gildenstempel  dürfte 
der  der  Armbrustschützen  von  Paris  sein  (.Abb.  42).  Er  stammt  wie  die  meisten 
anderen  der  Sammlung  aus  dem  Besitz  des  Geheimrats  Warnecke  in  Berlin,  der  ihn 
seinerseits  von  G.  J.  Brück  in  Leipzig"  erwarb.  In  Warneckes  Veröffentlichung 
seiner  mittelalterlichen  Siegelstempel  (Deutscher  Herold  1887—1892),  ist  auch 
dieser  bereits  aufgenommen  (1887).  Als  Emblem  erscheint  ein  mit  geblähtem  Segel 
nach  rechts  fahrendes  Schiff,  das  an  Bug  und  Heck  die  Armbrust  zeigt.  Mastkorb 
und  Wimpel  ragen  in  die  gotische  Minuskelumschrift:  „s:  des.  le.  arbaletiers.  du: 
Roy.  nostre.  sire.  et.  de.  la.  ville:  de.  paris."  Ganz  im  Sinne  sphragistischer  Orna- 
mentation  entsprechen  den  Perlen  des  inneren  Randes  die  weiter  gesetzten  Knötchen 
an  den  Planken  des  prachtvoll  tief  geschnittenen  Schiffs.  Taue,  Strickleiter  und 
sausende  Pfeile  decken  die  leeren  Stellen  des  Grundes,  ohne  doch  die  Deutlichkeit 
des  doppelten  Armbrustzeichens  zu  beeinträchtigen.  Ein  Schiff  führten  auch  die 
Armbrustschützen  von  Brüssel  im  Wappen.  L.-.A.  Delaunay.  der  dieses  in  seinen 
„Etudes  sur  les  anciennes  compagnies  d'archers,  d'arbaletriers  et  arquebusiers" 
(Paris  1879)  nach  einem  Jeton  vom  Jahre  1560  abbildet,  gibt  als  Gründungsjahr 
der  Pariser  Gilde  das  Jahr  1359  an.  Ob  der  silberne  Stempel,  dessen  Griff  in  kleinem 
Dreipaß  durchbrochen  ist,  noch  dem  14.  Jahrhundert  angehört,  sei  dahingestellt. 
.Auch  bei  dem  Petschaft  der  Hannoveraner  Fleischhauer  (Abb.  9),  das  Wariiecke^') 
dem  14.  Jahrhundert  zugewiesen  hat,  läßt  sich  das  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen. 
Hier  sind  die  Ziegel  des  Daches  im  Spiegel  den  Perlen  des  Randes  entsprechend 
körnig  geschnitten.  Im  Torbogen  gotisches  Maßwerk.  Die  Rückseite  des  messingnen 
Stempels  ist  zu  einer  Rosette  erhöht,  die  den  zum  Einzapfen  in  einen  Holzschaft 
bestimmten  Bronzestumpf  mit  der  Scheibe  organisch  verbindet. 

Die  bekanntesten  deutschen  Gildensiegel  des  14.  Jahrhunderts  sind  die  des 
Kölner  Verbundsbriefs  vom  Jahre  1396.  Diese  Urkunde,  mit  der  die  Hand- 
werksvereinigungen der  Stadt  Köln  nach  einem  Sieg  im  Verfassungskampf  ihren 
neuen  Bund  mit  dem  Rat  besiegelten,  wurde  in  23  Exemplaren  ausgefertigt.  Ein 
E.xemplar  gelangte  in  das  Archiv  des  Germanischen  A\useums.  Es  ist  ein  Museums- 
stück ersten  Ranges.  An  dem  Peri;ament  hängen  neben  dem  Siegel  des  Rats  die 
Siegel  von  22  Zünften.  Die  Embleme  von  16  derselben  sind  bei  Sibmacher  wieder- 
gegeben. Ein  Faksimile  des  ganzen  Briefes  findet  sich  in  Henre  am  Rhyns  Kultur 
geschichte  des  deutschen  Volkes  (S.  240).    Die  Wachsfarbe  ist  grün,  während  die 


17)  Deutscher  Herold  a.  a.  0. 


20  HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

Schnüre,  die  die  Siegel  halten,  aus  grünen  und  roten  Seidenfäden  zusammenge- 
flochten sind.  Grün  bezw.  rot  sind  auch  Schnurfarben  der  Hallischen  Willkür  vom 
Jahre  1316.  So  heißt  es  in  einem  notariellen  Instrument  vom  Jahre  1420,  das  diese 
Urkunde  beschreibt,  von  dem  Siegel  des  Schuhmachergewerbes:  „Das  sebinde  insigil 
in  Roten  gezwernten  schibelecht  mit  gelem  wachse  gemacht"  etc.  ^^),  und  von  dem 
Siegel  der  Futterer  (pabulatores) :  „Das  runde  insigel  hangit  in  grünen  czwerns  fadem 
mit  gelem  wachse  schibelecht"  etc.^^)  während  das  Bäckersiegel  wie  folgt  beschrieben 
ist:  „Das  vorderste  und  erste  insigel  an  deme  seibin  buche  hanget  in  Gelen  zwernis 
fadem,  als  ab  ys  side  were  und  ist  schibelecht  mit  gelem  wachse  gemachit"  etc.  ^^). 
Zusammenstellungen  über  die  Schnurfarben  der  Zunfturkunden  des  14.  und  15. 
Jahrhunderts  fehlen.  Vermutlich  sind  diese  Farben  ebensowenig  willkürlich  wie 
die  der  gleichzeitigen  Kaiserurkunden  und  Papstbullen. 

Eine  Eigentümlichkeit  mancher  Handwerkssiegel  des  14.  und  IS.  Jahrhunderts 
besteht  darin,  daß  sie  nur  einen  Gegenstand  zum  Emblem  haben.  Solche  Be- 
schränkung hat  zur  Folge,  daß  das  Siegelbild  deutlich  ist,  also  seinem  Zweck,  die 
Willensbeglaubigung  einer  bestimmten  juristischen  Person  von  anderen  rasch  und 
sicher  zu  unterscheiden,  am  besten  entspricht.  Zugleich  wirkt  diese  Klarheit  künst- 
lerisch erfreulich.  So  ist  das  spitze  Schild  der  Kölner  Bäcker  (Sibmacher  63,3) 
an  dem  genannten  Verbundsbrief  durch  eine  in  die  Vertikalachse  gestellte  läng- 
liche Semmel  gefüllt  und  noch  vollkommener  das  Spitzoval  des  Leinewebersiegels 
von  Kyritz  (Sibmacher  117,5)  durch  das  konzentrische  Spitzoval  eines  Weber- 
schiffchens. Entsprechend  paßt  sich  dem  Rund  des  gotischen  Schustersiegels  von 
Göttingen  (Sibmacher  57,2)  das  Halbrund  der  Schneide  eines  Schusterbeils  an. 
Und  wie  ausgezeichnet  steht  in  dem  Siegel  der  Würzburger  Schneider  (Abb.  1)  die 
große  Scheere  auf  dem  damaszierten  Grund,  das  Feld,  das  von  der  Schrift  so  kräftig 
gerahmt  wird,  vollkommen  beherrschend! 

Den  Vorzug  der  Einfachheit  des  Emblems  hat  auch  manches  schöne  Hand- 
werkssiegel späterer  Zeit.  Nur  pflegt  seit  der  Hochrenaissance  der  Findruck,  der  sich 
mit  der  Beschränkung  auf  ein  einzelnes  Wahrzeichen  erzielen  läßt,  durch  die  be- 
wegten Linien  der  Kartuschenrahmung  beeinträchtigt  zu  werden.  Das  ist  z.  B. 
der  Fall  bei  den  Petschaften  der  Nürnberger  Bürstenbinder.  Im  übrigen  entschädigt 
auch  hier  für  die  scheinbare  Armut  des  Motivs  (diesmal  eine  Bürste)  die  feine 
Musterung  des  Grundes,  von  dem  sich  das  ziselierte  Emblem  in  klarem  Relief  ab- 
hebt. Das  eine  Siegel  (Abb.  5)  hat  die  Umschrift:  der  drevoeschwornen^i)  schav 
SIC  ELL  während  die  Umschrift  des  anderen  lautet:  s.  des  bvrstenbinder  handw.  in 
NVRNBERG.  Ob  beide  gleichzeitig  sind  —  sowohl  das  1 508  kassierte  Messerersiegel 
wie  das  1578  datierte  der  Zinngießer  war  für  die  Meister,  nicht  für  das  Handwerk 
schlechthin,  geschweige  denn  die  Gesellen  bestimmt  —  das  ältere  ist,  sei  dahin- 


18)  Sibmacher  I,  7,  S.  51- 

19)  Seyler,  Gesch.  d.  Sieii;el.  S.  334- 

20)  Sibmacher  S.  53. 

21)  Selten  enthalten  die  Stempel  auch  die  Namen  der  Vorgeher  wie  der  der  Nürnberger 
Stecknadler  und  Heftleinmacher  am  Außenrand  der  Scheibe,  zusammen  mit  der  Jahreszahl 
1709,  oder  als  einzige  Umschrift  im  Siegelfelde  selbst  wie  in  einem  1709  datierten  Weber- Pet- 


VON   WALTER  STENGEL. 


21 


gestellt.     Jedenfalls  gehören  beide  der  Zeit  um  I600  an.    Der  wirkungsvoll  bemalte 
Schrein  des  Handwerks,   im   G.   M.,  stammt  aus  dem   Jalire  1586. 

Während  die  beiden  Bürstenbinderstempel  aus  Messing  bestehen  und  einen  ge- 
drechselten Holzgriff  haben,  ist  das  nicht  minder  feine  Siegel  der  Nürnberger  Neber- 
d.  i.  Bohrerschmiede  in  Eisen  und  zv/ar  unmittelbar  in  die  wohl  proportionierte 
und  im  mittleren  Teil  facettierte  eiserne  Stampfe  geschnitten  (Abb.  8)  wie  die  späteren 


3E^^'' 


Eisen 

Germanisches  Museum 

Abb.  8. 


und  weniger  kunstvollen  Petschafte  der  Stecknadler  u.  Heftleinmacher  von  Nürn- 
berg, desgleichen  das  der  Schuhmacher.  Es  kommen  auch  massive  gedrechselte 
Stampfen  von  Gelbguß  vor.  Die  Petschafte  der  Weber,  der  Flaschner  und  der  Posa- 
mentierer von  Nürnberg  sind  so  gearbeitet.  Aus  Silber  bestehen,  abgesehen  von  den 
erwähnten  Stempeln  der  Pariser  Armbrustschützen  und  der  Nürnberger  Zinngießer, 
noch  fünf  Stempel  der  Sammlung,  nämlich  die  der  Memminger  Schwarzfärber,  der 
Breslauer  Bader,  der  Münchener  Tuchhändler,  der  Keninater  Fleischhacker  sowie 
einer  czechischen  Müllerzunft.  —  Das  eiserne  Neberschmiedspetschaft  gehört  aus- 
weislich der  Binden  und  der  beperlten  Schnörkel  der  Kartusche  dem  ersten  Viertel 
des  17.  Jahrhunderts  an--).  Die  z.  T.  körnige  Damascierung  des  leicht  gewölbten 
Spiegels,  die  dem  zierlich  und  doch  kräftig  gestalteten,  in  dieser  Form  z.  B.  von  dem 


Schaft  des   Märkischen    A\useunis.     Audi    ein    li)S2  datierter    Kollektivstenipel   von  Weißenherg 
im  Germanischen  Museum  hat  die  Vorgehernamen  im  Felde. 


22 


Bronze 

Germanisches  Museum 

Abb.  9. 


Silber 

Sammlung  Figdor 

Abb.   10- 


Stein 

Germanisches  Museum 

Abb    11. 


Messing 

Sammlung  Figdor 

Abb.  12. 


Messing 

Archiv  Wolffenbüttel 

Abb.   13. 


MrS5ing 

Mecklenburg.  Handwerkskammer 

Abb.  14. 


HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN   MUSEUM.  23 


schonen  fnrbit:;en  Exemplar  der  Bayer.  Landes-Gewerbeanstalt  lier  wohlbekannten 
Gerät  zur  wirkuni!:svollen  Folie  dient,  ist  besonders  reich  und  viel  feingliedriger  als 
etwa  bei  dem  gotischen  Schneidersiegel  wo  zudem  Blüten  fehlen. 

Fine  blühende  Ranke  überzieht  auch  den  Spiegel  des  in  Stein  gesclinittenen 
Stempels  der  Schuhmacher  von  Sonnenfeld  (Abb.  11).  Die  Embleme,  zwei  Geräte  und 
ein  Schuh,  heben  sich  hier  weniger  klar  von  dem  Grunde  ab.  Die  Ranke  ist  nicht  Folie, 
sondern  Hauptsache.  Offenbar  handelt  es  sich  um  ein  provinzielles  Mißverständnis 
spätgotischer  Damascierung.  Vielleicht  finden  sich  noch  weitere  Sonnenfelder 
Siegel,  die  eine  genauere  Datierung  des  merkwürdigen  Stücks  ermöglichen.  Ver- 
suchsweise möchte  ich  es  der  Zeit  um  1600  zuweisen.  Das  Wahrzeichen  des  von  einem 
Pfeil  durchschossenen  Schnabelschuhs,  das  in  den  verschiedensten  Gegenden  Deutsch- 
lands noch  in  späterer  Zeit  häufig  in  den  Schustersiegeln  begegnet,  bleilit  vorläufig 
unerklärt  ^^).  Auf  dem  geringen  Stempel  der  Hersbrucker  Schuster,  im  Germanischen 
Museum,  erscheint  es  in  Verbindung  mit  drei  Sternen,  die  noch  öfter  in  Schuhmacher- 
siegeln vorkommen  und  als  dekorative  Erinnerung  an  Sporenrädchen  älterer  Stempel 
des  Gewerbes  aufgefaßt  werden  könnten,  wenn  nicht  Sterne  und  Rosetten  ebenso 
anderen  Handwerkswappen  als  Zierat  dienten.  Bei  der  Dreizahl  der  Einzelsterne  des 
Hersbrucker  Petschafts  ließe  sich  sonst  auch  an  die,  wie  es  scheint,  speziell  czechische 
Form  des  Schuhmacheremblems  denken.  Die  böhmisch-mährischen  Schustersiegel 
zeigen  nämlich  drei  gestiefelte  und  gespornte  Beine  in  swastikaartiger  Anordnung. 
Bei  Sibmacher  ist  ein  solches  Emblem  von  Ledec  abgebildet  (58,  6).  In  der  Sammlung 
Figdor  befinden  sich  entsprechende  Stempel  von  Radonitz  (dat.  1602),  Straßnitz 
(dat.  1611),  von  Kosteletz  und  von  Bochdanec  bei  Pardubitz  (dat.  1782).  Ein 
weiteres  Petschaft  derselben  Sammlung  (Abb.  26)  verbürgt  den  spätgotischen  Ur- 
sprung des  Zeichens,  das  ebenso  an  einem  Siegelring  im  Germanischen  Museum 
vorkommt. 

Die  Verdreifachung  des  Wahrzeichens  begegnet  neben  der  Verdoppelung  (Pa- 
riser Armbrustschützen;  Berliner  Schneider:  Sibmacher  55,  4;  Berliner  Schlächter: 
Sibmacher  dl,  3)  auch  sonst  in  der  strengen  gotischen  Handwerksheraldik.  So 
zeigt  das  gotische  Bäckersiegel  von  Speyer  drei  gleichförmige  Semmel  in  einer  Reihe 
(Sibmacher  62,  12)  und  das  von  Brügge  drei  parallelle  Backschaufeln  (Sibmacher 
62,  9)  diagonal  im  spitzen  Schilde. 

Die  eigentümliche  Scheerendreiheit  des  späteren  Schneiderpetschafts  von  Pös- 
sing  (Abb.  12)  ist  vielleicht  in  Nachahmung  der  böhmischen  Stiefeldreiheit  entstanden, 
wofern  nicht  hier  das  Weberemblem  das  Vorbild  abgegeben  hat.  Letzteres  ist  ja 
der  bekannteste  Fall  der  Verdreifachung  des  Handwerkszeichens.  Die  dreieckför- 
mige  Anordnung  der  Weberschiffchen  findet  sich  seit  dem  16.  Jahrhundert  stereotyp 
an  den  verschiedensten  Orten.  Dagegen  scheint  die  Kreuzung  zweier  Schiffchen 
mehr  in  Norddeutschland  als  in  anderen  Gegenden  verbreitet  gewesen  zu  sein  — 


22)  Ähnlich  ist  z.  B  die  Kartusciie  der  Gnibphitte  des  erbaren  I6l6  gest.  Frank  Kasten- 
bein und  seiner  1612  verst.  Ehewirtin  auf  dem  Johannisfriedhof  ( Roeper-Boesch  20,4).  Vgl. 
auch  (für  die  Binden)  die  1622  datierte  Platte  des  Begräbnisses  der  Schreinergesellen  (Roeper- 
Boesch  77.3)- 

23)  Ein  wirklicher  Schuh  von  dieser  Form  ist  in  dem  Kunstsclirank  Gustav  Adolfs  in 
Upsala  erhalten  (Büttiger  107.6). 


24  HANDWERKSSIhGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

wiewohl  bei  der  ininierwährenden  Zirkulation  der  besiegelten  Lehrbriefe  territoriale 
Unterschiede  der  Siegel  leicht  verwischt  wurden,  indem  im  Bedarfsfall  gelegentlich 
einer  Zunft  der  Abdruck  aus  einer  entfernten  Stadt  zum  Vorbild  dienen  konnte. 
Diese  Briefe,  die  in  späterer  Zeit  meist  die  Ansicht  des  Herkunftsorts  als  Kopf  zeigten 
während  sie  früher  häufig  ornamental  ausgeziertwaren,  bilden  unter  den  papierenen 
Handwerksaltertümern  eine  entwicklungsgeschichtlich  besonders  interessante  Gruppe. 
Der  alte  Ausdruck  dafür  ist  ,, Kundschaft".  So  erklärt  Joh.  Peter  Voit  in  seiner 
„faßlichen  Beschreibung  der  gemeinnützlichsten  Künste  und  Handwerke"  (Nürn- 
berg 1804):  „Ehe  ein  Geselle  Meister  werden  kann,  muß  er  vermöge  der  Handwerks- 
ordnung eine  gewisse  Zeit  reisen  oder  auf  seine  Profession  wandern  und  sich,  um 
überall  ungehindert  fortzukommen,  mit  einer  Kundschaft,  d.  i.  mit  einem  gedruckten, 
unterschriebenen  und  gesiegelten  Zeugnisse  seiner  Zunft,  versehen".  Demgemäß 
versteht  sich  die  Umschrift  des  Stempels  der  Glaser  von  Itzehoe  im  Hamburgisclien 
Museum:  „olaser  amt  kvndsch.sigel.  itzehoe"  oder  die  Umschrift  „oberrosbacher 
KVNDSCH.  SIEGEL"  in  einem  Glaserpetschaft  des  Darmstädter  Archivs,  aus  dem  ferner 
eine  Reihe  von  Siegeln  verschiedener  Zünfte  vorhanden  ist,  auf  denen  steht :  „kvndschaft 

SIEGEL  IM  ECKARTSHAVSER  GERICHT". 

In  Webersiegeln  bemerkt  man  bisweilen,  und  zwar  vornehmlich  wiederum 
in  Norddeutschland,  zusammen  mit  den  Weberschiffchen  eine  Pflanze,  die  wohl  als 
Hanf  zu  deuten  ist,  während  die  in  späteren  Schneiderwappen  häufig  vorkommenden 
Blumenstauden  ^^)  nur  die  Naturalisierung  heraldischer  Rosen  und  Lilien  der  Gotik 
sind  25).  Eine  hübsche  Verschmelzung  beider  Motive  bietet  ein  Stempel  v.  J.  1740 
in  der  Mecklenburg.  Handwerkskammer  zu  Schwerin  (Abb.  14).  Dem  Hanf  sind 
hier  zwei  Schiffchen  wie  Keimblätter  zur  Seite  gestellt.  Solche  Kompositionen, 
die  zugleich  eine  Ideenverbindung  darstellen,  begegnen  auch  sonst  hie  und  da  im 
18.  Jahrhundert,  dessen  malerischen  Tendenzen  sie  entsprechen.  So  ist  im  Berliner 
Pfefferküchlersiegel  von  1725  zu  dem  Bienenkorb  der  Berliner  Bär  in  intime  Be- 
ziehung gesetzt.  Das  Petschaft  befindet  sich  im  Märkischen  Museum.  Ein  ähnliches 
Streben  nach  Konzentrierung  und  Belebung  läßt  ein  Köpenicker  Stempel  v.  J.  1769 
(in  derselben  Sammlung)  erkennen,  der  auf  das  drei  Jahre  ältere  Siegel  der  Berliner 
Brokat-,  Sammet-  und  Seidenwirkerinnung  zurückgeht.  Letzteres  zeigt  eine  sitzende 
Athene,  die  in  der  Rechten  ein  Schild  mit  den  Handwerksgeräten  hält.  In  dem  Pet- 
schaft, das  sich  die  Köpenicker  Sammet-  und  Seidenwirker  danach  schneiden  ließen, 
fehlt  das  Schild  und  Athene  faßt  statt  dessen  einen  Zipfel  ihres  Gewandes, 
die  Feinheit  des  Stoffes  prüfend:  das  Wappen  redet.  —  Man  könnte  solche  Siegel 
medaillenartige  nennen,  wiewohl  eine  strenge  Begriffsunterscheidung  zwischen 
Siegel-  und  Medaillenstil  wohl  schwer  durchzuführen  sein  dürfte.  Es  ist  das 
schon  darum  kaum  angängig,  weil  häufig  Siegelstempelschneider  auch  Münzstempel- 
schneider und  Medailleure  waren.  In  einem  Fall  können  wir  dies  in  der  Sammlung 
nachweisen. 


24)  Schneiderstenipel  von    Herrieden  und   Lauf  im    G.   M. 

25)  Sibmacher  54.2:   Stendaler  Schneider;    Siebmacher  55.^:    Berhner  Schneider. 


VON  WALTER  STENGEL.  25 


Der  silberne  Stempel  der  Breslauer  Bader  v.  J.  1584  (Abb.  15)  zei.^t,  wie  eine 
Medaille,  im  Felde  die  Künstlerinitialen  M.  K.  Diese  Buchstaben  sind  auf  den  Bres- 
lauer Siei;el-  und  Wappenschneider  Mathes  Kauerhase  zu  beziehen  -^),  der  im  M'lt^ichen 
Jahre,  1 584,  heiratete  und  sich  dann,  teils  urkundlich,  teils  an  der  Hand  seiner  Arbeiten 
bis  zum  Jahre  1627  verfolt,^en  läßt,  in  welchem  er  als  ,, Eisenschneider"  in  Brie^  starb. 
Friedensburg  nennt  ihn  unter  den  Schlesischen  Stempelschneidern  den  zu  Ende 
des  16.  und  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  angesehensten  und  am  meisten  beschäf- 
tigten. „Die  meisten  schlesischen  Münzstätten,  nämlich  die  Münzen  zu  Breslau, 
Neiße,  Brieg,  Oels,  Reichenstein  und  Jägerndorf,  waren  seine  Kundinnen  und  er 
verfertigte  auch  noch  medaillenförmi^e  Stücke  für  den  Handel". 


Silber 

Germanisches  Museum 

Abb.  15. 

Da  das  Breslauer  Badersiegel  die  Jahreszahl  1584  trägt,  dürfte  es  mit  der  Nach- 
richt in  Zusammenhang  zu  bringen  sein,  daß  den  Breslauer  Badern  durch  Dipk)ni 
vom  20.  Juli  1583  das  ihnen  seinerzeit  von  König  Ludwig  verliehene  Wappen  durcn 
Kaiser  Rudolf  verbessert  worden  sei.  Dieses  Diplom  -")  scheint  sich  nicht  erhalten 
zu  haben-«),  ebensowenig  wie  der  ältere  Wappenbrief  v.  J.  1522,  der  das  Emblem 
wie  folgt  beschreibt:  „  .  .  .  .  Über  das  von  besondern  gnaden  geben,  eignen,  und 
vorleyen  wier  berurter  .  gemeine  der  Bader  durch  Unser  Fürstenthumb  Schlesien 
zue  einem  Gemerckh,  Waffen  und  Kleinot  ein  rotten  Schildt,  darinnen  zwo  Questen 
von  Eichen  Laub  über  eynander  geschwenget,  wie  sie  solche  Questen  bey  ihrem  Handt- 
werck  nutzen,  darüber  eine  blende  von  weißem  taffet,  in  einem  Umbkreiß  oder  ringes 
gestallt  geformiret  in  demselben  umbschweiffe  der  binden  ein  gruener  Siettich,  darüber 
eine  Crone  wie  dieß  alles  in  Augenschein  sichtbarlichen  unter  gegenwertigen  Unseren 
Begnadung  brief  angestrichen  und  vermahlet  ist,  welches  Wapfen  und  gemerckh 
sie  in  maßen  an  dehme  ordentlich  au.ßgesetzte  Zechen   in  ihren  Fahnen,  Panieren 


26)  Diesen  Nachweis  verdanken  wir  Herrn  Direi>:toi  Seiner- Breslau.  Vi^l.  auch  Friedens- 
burg, Schlesiens  Neuere  Münzgeschichte:  Code.x  diploniaticus  Silesiae  XIX,  Breslau  1899, 
S.  33  u.  241  und  Friedensl^urg  u.  Seger,  Schlesiens  Münzen  u.  Medaillen  der  neueren  Zeit  (1901) 
Register  S.  100. 

27)  Sibmacher  1.  7  S.  46. 

28)  Eine  Nachfrage  nach  der  bei  Sibmacher  a.  a.  O.  erwähnten  alten  Kopjj  im  Stadt- 
archiv zu  Breslau  hatte  ein  negatives  Resultat. 


26  HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 


ZU  Ernst  und  Schinipff,  auch  in  ihren  Brieff  besi,e;elunge,  Petschafften,  Kuntschafften, 
Clenoden,  Vorzeichunge  und  andern  ihren  Notturften,  redhchen  handehi  und  wan- 
dehi,  frey  Männiglichen  brauchen,  tragen  und  verfuren  mögen  .  .  .  ".^®) 

Die  von  Mathes  Kauerhase  gegebene  sphragistische  Stihsierung  dieses  Wappens 
mit  der  prächtig  gewundenen  Binde  ist  nicht  ohne  Nachahmung  geblieben.  So  haben 
die  Dresdener  Bader  (Sibmacher  52,  8)  das  Breslauer  Siegel  zum  Vorbild  gewählt. 
Nur  erscheint  in  Dresden  in  der  Mitte  eine  gedeckelte  Salbenbüchse  und  mit  dieser 
Veränderung  haben  das  Bild  auch  die  Bader  von  Kopenhagen  übernommen.  Letzteres 
Siegel  wurde  in  der  Tidsskrift  for  Kunstindustri  (1897  S.  46)  abgebildet.  Auch 
das  (15)94  datierte  Petschaft  der  Wundärzte  und  Bader  in  Halle  (im  Museum  für 
Kunst  u.  Kunstgewerbe  ebendort)  gehört  in  diesen  Zusammenhang. 


Silber 

Aichiv  Karlsruhe 

Abb.   16. 

Unter  den  medaillenartigen  ist  noch  ein  anderes  Kopenhagener  Siegel  zu  er- 
wähnen, das  der  Maler:  Tidsskrift  1897,  S.  127,  Fig.  144.  Es  trägt  die  Jahreszahl 
1622,  die  jedoch  nicht  recht  passen  will  zu  der  stillebenartigen  Anordnung:  der  Em- 
bleme: Staffelei,  Malstock,  Palette  und  Wappenschild  an  dem  Sockel  eines  Säulen- 
stumpfs lehnend,  auf  dem  eine  guirlandenbehangene  Urne  steht.  Ein  solches  Arrange- 
ment ist  mehr  im  Sinne  einer  späteren  Zeit.  So  trägt  das  Stilleben  des  Durlacher 
Chirurgensiegels  (Abb.  16)  die  Jahreszahl  1685  und  das  mit  dem  Kopenhagener  fast 
ganz  übereinstimmende  Siegel  der  Maler  von  Aalborg  (Tidsskrift  1897,  S.  126,  Abb.  141) 
ist  1775  datiert.  Die  fragliche  Jahreszahl  1622  wird  nur  eine  Wiederholung  des 
gleichen  Datums  sein,  das  in  dem  älteren  Siegel  (Tidsskrift  S.  127,  Abb.  143)  der 
Malerzunft  von  Kopenhagen  steht,  wie  denn  überhaupt  die  Jahreszahl  in  Hand- 
werkssiegeln keineswegs  immer  die  Herstehungszeit  des  Petschafts  bezeichnet.  Der 
mit  dem  Datum  1583  recht  auffällig  ausgestattete  Stempel  der  Nürnberger  Steck- 
nadler  und  Heftleinmacher  z.  B.  ist  ausweislich  einer  Inschrift  am  Außenrand  der 
Scheibe  erst  im  Jahre  1709  ans:efertigt,  wohl  als  Nachschnitt  eines  älteren  Siegels. 
Ähnlich  steht  es  mit  dem  Petschaft  der  Nürnberger  Flaschner.  Da  diesen  erst  „durch 
Ratserlaß  vom  15.  Juli  1713  erlaubt  wurde,  sich  nach  einem  in  Vorlage  gebrachten 
.Abriß  ein  besonderes  Siegel  mächen  zu  lassen"^"),  wird  wahrscheinlich  ihr  Siegelstock 
trotz  der  großen  Jahreszahl  I663  noch  vier  Jahre  jünger  sein  als  der  der  Stecknadler. 


29)  Sibmacher  a.  a.  0. 

30)  Mummenhoff,  Handwerk  u.  freie  Kunst  in  Nürnberg-.  Bayer.  Gewerbeztg'.  1S90,  S.  26. 


VON   WALTER  STENGEL. 


27 


Lehrreich  in  der  Beziehiini;'  sind  zwei  Sie.i^^el  der  Kreniper  i3äcker  im  I  laniliurMisclien 
Museum.  Beide  enthalten  die  Jahreszalil  1604.  In  dem  einen  ist  das  Datum  beson- 
ders ,e;roß  geschrieben,  aber  .c:erade  dessen  Stempel  wurde  erst  im  Jalire  172}  als  Ver- 
besserung des  anderen  hergestellt,  wie  eine  Inschrift  im  Felde  selbst  besagt.  Die  „Ver- 
besserung" des  Wappens  besteht  im  übrigen  darin,  daß  aus  drei  Gebacken,  von  denen 
zwei  einander  gleich  waren,  vier  verschiedene  geworden  sind.  Außerdem  wurde 
eine  Krone  hinzugefügt.  Das  Bild  hat  dadurch  kaum  gewonnen,  wenn  auch  der 
erste  Stempel  nicht  eben  besser  ist  als  der  zweite.  Verbesserung  im  Sinne  von  Be- 
reicherung bedeutet  häufig  Verballhornung.  Legen  wir  z.  B.  zwei  so  nahe  ver- 
wandte Siegel  wie  die  der  Bäcker  und  Müller  von  Teplitz  und  Einsiedl  nebeneinander, 
so  wirkt  das  ältere,  1568  datierte  (Abb.  17),  wo  ein  Querstab  die  beiden  Embleme 


Rotguß 

Sammlung  Figdor 

Abb.-  17. 


Gelbguß 

Sammlung  Figdor 

Abb.   18. 


auseinanderhält,  verglichen  mit  dem  späteren,  wo  statt  dessen  wieder  eine  Kn)ne  auf 
der  Bretzel  sitzt  (Abb.  15).  wesenilich  klarer.  Das  Einsiedler  Siegel  ist  auf  der  Rück- 
seite des  messingnen  Stempeis  mit  einem  aus  den  Buchstaben  L  V  H  gebildeten 
Graveurmonogramm  zwischen  der  Jahreszahl  16—53  bezeichnet. 

Ähnliche  Unterschiede  zwischen  Handwerkssiegeln  der  Renaissance  einerseits 
und  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  andrerseits  lassen  sich  überall  beobachten.  So 
halten  im  Siegel  der  Berliner  Tuchbereiter,  1734,  zwei  Löwen  eine  fünfzinkige  Krone 
über  der  Tuchscheere,  zu  deren  Seiten  zwei  verschiedene  Hilfsgeräte  angebracht  sind, 
während  der  mit  feinem  Frührenaissancelaub  umrandete  Schild  des  Siegels  der  näm- 
lichen Zunft  im  16.  Jahrhundert  lediglich  die  Tuchscheere  zwischen  zwei  symme- 
trischen Klammern  zeigt,  wie  das  gleicherweise  der  Fall  ist  bei  dem  Siegel  der 
Ulmer  Tuchscheerer  v.  J.  1559,  dessen  Silberstempel  das  Hamlnirgische  Museum 
bewahrt  (Abb.  36) 

Als  Musterbeispiel  für  die  angedeutete  Entwicklung  in  der  Handwerksheraldik 
können  die  drei  Wappen  gelten,  die  ein  im  Germanischen  Museum  befindliches  Manu- 
skript desselben  Handwerks  der  Nürnberger  Alesserer  enthält,  deren  Siegelrecht 
der  Rat  im  Jahre  1508  bestritt.  ..Der  Messerer  erstes  Wappen"  zeigt  im  gotischen 
Schilde  ein  aufrechtes  Schwert,  über  dem  zwei  Messer  gekreuzt  sind.  ,.Der  Messerer 
anderes  Wappen"  zeigt  drei  durch  eine  Krone  gesteckte  Schwerter  im  Schilde. 
„Der  Messerer  drittes  Wappen"  endlich  zeigt  dasselbe  Emblem  in  barockem  Schild, 
mit  gekröntem  Helm  darüber,  auf  dem  als  Helmzier  ein  gekrönter  Löwe  hockt,  wieder 
die  durch  eine  Krone  gesteckten  Schwerter  traeend;  da?  Schild  aber  wird  von  zwei 
Löwen  gehalten. 


28  HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

Krone  und  noble  Wappenhalter  werden  im  17-  Jahrhundert  bei  den  Zünften 
allgemein.  Man  stellte  sogar,  wenn  die  Siegel  mehrerer  Handwerke  vereinigt  werden 
sollten  —  statt  die  Einzelstempel,  wie  es  in  einem  Beispiel  der  Sammlung  geschehen 
ist,  radspeichenartig  zu  kombinieren  —  fürstlich  vielfeldrige  Wappen  zusammen. 
Doch  verdanken  solche  ihre  Verbreitung  eigentlich  nicht  so  sehr  dem  Streben  der 
Handwerker,  es  den  hohen  Herren  gleich  zu  tun,  als  vielmehr  dem  einfachen  Grunde, 
daß  ein  derartiges  Arrangement  mit  geringen  Mitteln  erreicht  werden  konnte  und 
auch  mußte,  da  die  Vereinigung  mehrerer  Berufe  zu  einer  Zunft  mit  gemeinsamem 
Siegel  naturgemäß  besonders  an  kleinen  Orten  erfolgte.  Durch  ein  wappenmäßiges 
System  ließ  sich  dem  Vielerlei  der  Geräte  am  ehesten  gerecht  werden.  Die  male- 
risch freie,  peripherische  Anordnung  wie  sie  etwa  eine  Augsburger  Hohlmedaille 


(Abb.  19)^^)  bietet,  kommt  in  dem  Maße  seltener  vor  als  sie  künstlerischer  ist.  Hier- 
her gehören  zwei  1681  bezw.  I683  datierte  Stempel  der  Nahrungs-  bezw.  Wohnungs- 
gewerbe  von  Roggenburg  (Abb.  22  u.  23).  Da  dieser  Ort  nur  6^4  Meilen  von  Augs- 
burg entfernt    ist,  sind  beide  Siegel  höchstwahrscheinlich  auch  Augsburger  Arbeit. 

Wappenhalter  waren  schon  dem  Handwerkssiegel  älterer  Zeit  nicht  fremd. 
Ebenso  häufig  wie  später  die  Löwen  und  Greifen  finden  wir  früher  in  solcher  Eigen- 
schaft einen  Engel.  Bereits  in  dem  erwähnten  gotischen  Schuhmachersiegel  der 
Sammlung  Figdor  (Abb.  26)  ist  es  neben  einem  Gewappneten  ein  Engel,  der  das 
Schild  stützt.  Dieser  Engel  trägt  langes  Gewand,  und  seine  Flügel  haben  lange 
Schwungfedern.  Ein  renaissancemäßiges  Gegenstück  dazu  ist  die  unbekleidete 
männliche  Flügelgestalt,  die  im  eisengeschnittenen  Stempelbilde  des  1618  ^^)  ein- 
gerichteten Nürnberger  Leihhauses  zwischen  den  beiden  Wappenschildern  steht 
(Abb.  27).  Die  Engel  in  den  etwas  jüngeren  Stampfen  der  Nürnberger  Leinenweber, 
Posamentierer  und  Kürschner  sind  dagegen  nur  Halbfiguren.  Im  Dunkel  des 
17.  Jahrhunderts  erscheint  dies  Motiv  dann  nicht  selten  bis  zur  Unkenntlichkeit 
verkümmert. 

Schon  in  dem  älteren  Siegel  der  Barbierer  und  Wundärzte  von  Wolffenbüttel 
sieht  man  den  Engel  als  Halbfigur  über  dem  Wappenschild,  das  seitlich  nicht  etwa 

31)  Nach  einem  Exemplar  im  Bes.  d.   Verf. 

32)  Vgl.    Reicke,    Gesch.   d.    Reichsstadt   Nürnbergs   1806,    S.  48?  Anm. 


29 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  20. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  21. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  22. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  23. 


Silber 

Sammlung  Figdor 

Abb.  24. 


Silber 

Sammlung  Figdor 

Abb.  25. 


30 


Bronze 
Sammlung  Figdor 
Abb.  26. 


Eisen 

Germanisches  Museum 

Abb.  27. 


von  Löwen,  sondern  mehr  im  Sinne  der  Renaissanceornamentik  von  einem 
Fischmann  und  einem  Fischweibchen  gehalten  wird.  Eigenartiger  noch  ist  der  1613 
datierte  Messingstempel  der  Bortenwirker  von  Schwabach,  der  wohl  ebenso  wie  die 
feingeschnittene  Eisenstampfe  der  dortigen  Schlosser  (Abb.  6)  von  einem  Nürnberger 
Meister  herrührt.  Hier  wird  das  Emblem  statt  von  einer  konventionellen  Figur 
von  dem  Handwerker  selbst  getragen,  der  in  seinen  Pluderho'^en  gravitätisch  auftritt 
(Abb.  31).  Ein  entsprechendes  Beispiel  aus  dem  18.  Jahrhundert  gibt  der  Drechsler- 
stempel von  Schöningen  im  Wolffenbütteler  Archiv.  Der  Drechsler  im  Rokokogewande 
balanciert  wie  ein  Jongleur  Greifzirkel  und  Kugel  (Abb. 32).  Einen  Kompromiß  zwischen 
dieser  und  der  im  18.  Jahrhundert  allgemeinen  Art  von  Wappenhalten  bieten  einige 
Siegel  derSchwarz-  u. Schönfärber  von  Wolffenbüttel,  wo  zuSeiten  desKessels  heraldisch 
rechts  der  Handwerker  und  links  ein  Löwe  steht.  Realistischer  noch  ist  der  silberne 
Färberzunftstempel  aus  dem  16.  Jahrhundert  (Abb.  2),  der  das  Interieur  einer  Fär- 
berei darstellt.  Die  Umschrift  lautet:  „m.v. o.a. e.h. d.schw.fer.zv.mem.si."  d.  i.: 
„Meister  Und  Gesellen  Aines  Ersamen  Handwerks  Der  Schwarz  Färber  Zu  Mem- 
(mingen.^)  Siegel".  Der  Verfertiger  des  Stempels  wird  sich  vielleicht  mit  Hilfe  der 
beiden  in  die  silberne  Handhabe  eingeschlagenen  Marken  (Abb.  28)  bestimmen  lassen. 


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Abb    28 


Das  nahe  liegende  Motiv,  den  Handwerker  bei  der  Arbeit  zu  schildern, ist  überhaupt 
nicht  selten  bei  der  künstlerischen  Ausschmückung  der  Zunftaltertümer  verwendet. 
Man  findet  es  z.B. an  emailliertenGläsern  und  auch  auf  denWahrzeichen  derZunftstuben. 
So  sehen  wir  schon  in  dem  kräftig  geschnitzten  und  nicht  minder  wirkungsvoll  be- 
malten Schleiferschrein  des  16.  Jahrhunderts  im  Germanischen  Museum  drei  Ar- 
beiter am  Schleifstein  und  auf  der  bekannten  Salzburger  Herbergstafel  vom  Jahre 
1561  in  der  Sammlung  Figdor  das  Innere  einer  Töpferwerkstätte,  in  die  ein  Auf- 
traggeber und  ein  wandernder  Handwerksbursche  gerade  eintreten.  Auf  den  kleinen 
Siegeln  sind  Werkstätten  naturgemäß  seltener  dargestellt.    Öfter  noch  als  andere 


31 


Messing 

Hamburgisches  Museum 

Abb.  29. 


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Silber 

Sammlung  Figdor 

Abb    30. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  31. 


Messing 

Archiv  Wolffenbüttel 

Abb.  32. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  33. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  34. 


32  HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 

ist  die  der  Goldschmiede  abgebildet  mit  dem  heiligen  Eligius  darin,  der,  von  vielen 
Geräten  umgeben,  am  Amboß  hämmert.  Aber  auch  dieser  Heilige  erscheint  wie 
andere  Handwerkspatrone  in  der  Regel  stehend.  Er  hält  dann  einen  Pokal  in  der 
Hand.  Auf  einem  klassizistischen  Goldschmiedssiegelstock  im  Germanischen  Museum 
ist  statt  des  Heiligen  Athene,  die  Göttin  des  Kunsttleißes,  dargestellt,  die  sich  die 
Berliner  Brokat-,  Sammet-  und  Seidenwirkerinnung  schon  1766  als  Patronin 
erkoren  hatte,  während  die  Berliner  Goldschmiede  das  Attribut  derselben  Göttin, 
die  Eule,  im  Wappen  führten. 

Verschiedene  Handwerkervereinigungen  haben  den  hl.  Petrus  für  sich  in  An- 
spruch genommen,  so  die  Klosterneuburger  Fischerzeche  und  (1566)  die  Maurer 
von  Halberstadt.  Johannes  d.  T.  im  härenen  Gewände  auf  das  Lamm  deutend 
ist  das  redende  Wappen  der  Groebgrin-  und  Zeugmacher  von  Amberg,  deren  Pet- 
schaft vom  Jahre  1788  sich  in  der  Sammlung  des  Germanischen  Museums  befindet. 
Auf  einem  Münchener  Stempel  der  Sammlung  Figdor  erscheint  er  als  Patron  der 
Schneider.  Der  hl.  Jodocus  steht  ähnlich  wie  in  Mecheln  in  dem  ausgezeichneten 
gotischen  Siegel  der  Bäcker  von  Husum  (Abb.  38),  während  in  dem  nicht  minder 
vorzüglichen  Stempel  der  Bäcker  von  Stendal  (Abb.  4)  der  Drachentöter  Georg 
erscheint.  Böhmisch-mährische  Hafnersiegel  bilden  Adam  und  Eva  ab,  niit  Be- 
ziehung auf  Adams  keramische  Entstehungsgeschichte,  so  die  Stempel  von  Miglitz 
und  Leipnik  in  der  Sammlung  Figdor  und  der  von  Horicz  im  Germanischen  Museum, 
die  alle  drei  aus  dem  17.  Jahrhundert  stammen.  Auch  das  Hafnersiegel  von  Reichen 
berg  (Siebmacher  95,2)  gehört  in  diese  Gruppe.  Mehrere  oberösterreichische  Hafner- 
zechen führten  dagegen  den  feuerlöschenden  heiligen  Florian  im  Siegel,  z.  B.  die 
von  Gmunden,  deren  Petschaft  sich  in  der  Sammlung  Figdor  befindet,  und  die 
von  Wels  und  Enns.  Die  Siegel  der  letzteren  hat  Walcher  von  Molthein  in 
seinem  Werke  über  die  Bunte  Hafnerkeramik  der  Renaissance  in  den  öster- 
reichischen Ländern  Oesterreich  ob  der  Enns  und  Salzburg  abgebildet.  Dort  sind 
auch  elf  Steyrer  Hafner-Meistersiegel  wiedergegeben,  darunter  acht  aus  dem  16. 
Jahrhundert,  die  über  einem  Plutzerkrug  die  Initialen  des  Meisters  enthalten  und 
zwei  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Das  eine  der  letzteren  hat  die  Initialen  über  der 
Hausmarke,  das  andere  über  der  zweihenkligen  Vase  mit  Blumenstrauß,  wie  sie  um 
1600  auch  als  Emblem  der  Zeche  in  Steyr  (Abb.  bei  Walcher  S.  10)  erscheint  und 
gleicherweise  zur  selben  Zeit  an  anderen  Orten,  z.  B.  in  Creußen  vorkommt  (Abb.  7), 
dessen  Handwerk  ja  zu  Österreich  Beziehungen  unterhielt.  Eine  solche  Vase  aus 
emailliertem  Creußener  Steinzeug,  innerhalb  des  Formenschatzes  von  Creußen  eine 
Seltenheit,  weim  nicht  ein  Unikum,  befindet  sich  übrigens  im  Germanischen  Museum. 
—  Der  häufigste  Typ  deutscher  Hafnersiegel  ist  die  Vase  auf  der  Töpferscheibe. 

In  dem  gotischen  Siegel  der  Barbierer  und  Chirurgen  zu  Hildesheim  (Abb.  35) 
sind  die  Schutzheiligen  dieses  Gewerkes,  Cosmas  und  Damian,  abgebildet,  jeder 
einen  Apothekertopf  und  eine  Spatel  haltend,  während  zu  ihren  Füßen  ein  Wappen- 
schild mit  zwei  chirurgischen  Instrumenten  zu  sehen  ist.  Die  Umschrift  in  gotischen 
Minuskeln  lautet:  „sigilu.sirologioru.et  barbitonsor.in  hild."  Der  Stempel  befindet 
sich  im  Hamburgischen  Museum.  Die  in  derselben  Sammlung  aufbewahrten  spä- 
teren Stempel  der  gleichen  Zunft  weisen  interessante  Veränderungen  auf.  In  dem 
zeitlich  zunächst  folgenden  Petschaft  hält  einer  der  Heiligen  an  Stelle  von  Pyxis 


33 


Silber 

Hamburgisches  Museum 

Abb.  36. 


Silber 

Germanisches  Museum 

Abb.  37. 


Hamburgisches  Museum 
Abb.  38. 


Messing 

Germanisches  Museum 

Abb.  39. 


Messing 

Märkisches  Museum 

Abb.  40. 


Silber 

Märlösches  Museum 

Abb.  41. 


Mitteilungen  aus  dem  Germ.-inischen  Nationalmuseum  1910. 


34 


Bronze 

Hamburgisches  Museum 

Abb.  35. 

und  Spatel  eine  Klistierspritze.  Im  Wappenschild  erscheint  statt  der  Geräte  ein 
Totenkopf,  und  die  Umschrift  lautet:  „S.  Chyrur,e:orum  Hildesheimensium  in  testimo." 
In  dem  dritten,  I696  datierten  Stempel  treten  die  Instrumente  wieder  wie  bei  dem 
ältesten  Petschaft  auf,  dem  einen  Heiligen  aber  ist  ein  Kasten  in  den  Arm,  dem 
anderen  ein  Uringlas  in  die  hochgehaltene  linke  Hand  gegeben,  und  die  Inschrift 
besagt:  „Sigillum  Collegii  Chyrurg.  in  Hildesheim."  Ein  viertes  Petschaft  endlich 
mit  der  deutschen  Umschrift:  „Haupt  Sigel  der  Chirurgi  in  Hildesheim"  enthält  an 
Stelle  der  Heiligen  ein  Gerippe,  das  sich  auf  einen  Spaten  stützt.  (Vgl.  Jahres- 
bericht 1904  des  Museums  für  Kunst  und  Gewerbe  in  Hamburg,  S.  27,  28.) 

Solche  Veränderungen  zu  beobachten  gibt  der  Beschäftigung  mit  einer  Samm- 
lung von  Handwerkssiegeln  besonderen  Reiz.  Man  versteht  auch  angesichts  einer 
solchen  Sammlung  das  oft  zitierte  Wort,  das  Dr.  Fürst  Karl  zu  Hohenlohe-Walden- 
burg  auf  die  mittelalterliche  Sphragistik  angewendet  hat  ^^),  daß  sie  „ein  Mikro- 
kosmos der  Kultur-  und  Kunstgeschichte"  sei. 

Wo  statt  der  in  gotischer  Zeit  als  kräftiges,  gewissermaßen  aktiv  wirkendes 
Bild,  bevorzugten  Geräte  —  die  Brügger  Bäcker  z.  B.  führten  damals  Backschaufeln 
im  Wappen  —  die  Erzeugnisse  des  Handwerks  in  den  Siegeln  dargestellt  sind, 
ändert  sich  deren  Aussehen  Ort  und  Zeit  entsprechend  naturgemäß  besonders  stark. 
So  erscheint  in  den  Siegeln  der  Stellmacher  bald  ein  Leiterwagen,  bald  eine  Kutsche, 
bald  wie  in  Berlin  1720  eine  fürstliche  Karosse  (Abb.  40).  Und  während  das  Renais- 
sancesiegel der  Berliner  Hutmacher  den  Filzhut  des  16.  Jahrhunderts  abbildet  wie 
man  ihn  etwa  von  Dürers  Bauernstich  her  kennt,  zeigt  ein  eisengeschnittener  Stempel 
vom  Jahre  1674  im  Germanischen  Museum  die  Hutform,  die  am  bekanntesten  ist 
von  dem  wichtigsten  aller  Zunftaltertümer,  Rembrandts  Staalmeestern. 

Nicht  geringe  Ausbeute  in  kulturgeschichtlicher  Beziehung  bieten  die  Hand- 
werkssiegel des  18.  Jahrhunderts,  wofür  z.  B.  die  Siegel  der  Glasschneider  von  Berlin 
(Abb.  41)  und  der  englischen  Stuhlmacher  von  Schwerin  bürgen.  Vielleicht 
ist  gerade  dem  gegen  die  alten  Zunftorganisationen  gerichteten  Reichsedikt 
vom  Jahre  1731,  das  „eine  Reformierung  des  gesamten  Handwerkerwesens  bezweckte 
und  u.  a.  verfügte,  daß  die  Führung  von  Handwerkssiegeln  aufgehoben  werden 
sollte"^*)  und  der  im  Jahre  1764  erfolgten  Erneuerung  dieses  Beschlusses  die  Nach- 


33)  Der  Deutsche   Herold.     Zeitschr.  f.   Heraldik,  Sphragistik  u.   Genealogie,  I881,  12. 

34)  Mummenhoff,  Der  Handwerker,  S.  138. 


HANDWERKSSIEGEL  IM  GERMANISCHEN  MUSEUM. 


35 


blute  im  Zunftsiegelwesen  zuzuschreiben,  wie  schon  in  älterer  Zeit  ähnliche  Verbote 
zweifellos  nur  die  Freude  der  Handwerker  am  eigenen  Siegel  bestärkt  hatten.  Aber  die 
eigentliche  Blütezeit  der  Zünfte  nicht  nur  sondern  auch  des  Stempelschnitts  war  längst 
dahin.  Als  im  19-  Jahrhundert  die  alten  Handwerksvereinigungen  völlig  aufgelöst 
wurden,  waren  ihre  neueren  Siegel  nur  noch  ein  Schatten  der  alten.  (Man  vergleiche  mit 
dem  Relief  des  Spätrenaissanceslempels  der  Nürnberger  Sattler  [Abb.  39]  den  flachen 
Sattel  eines  entsprechenden  Siegels  aus  dem  19-  Jahrh. !)  An  die  Stelle  des  hier  und  da 
bis  ins  17.  Jahrh.  gepflegten  Tiefschnitts,  der  besonders  den  spätgotischen  Siegeln 
ein  so  eminent  künstlerisches  Gepräge  gab,  trat  ein  seichtes  Bild  mit  viel  schlechter 
Schrift,  sodaß  zur  Einführung  ärmlicher  Farbstempel    nur  noch  ein  Schritt  war. 


Silber 

Germanisches  Museum 

Abb.  42. 


DIE  HOLZMOBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

Von  HANS  STEG  MANN. 

(Schluß). 

Über  die  bäuerlichen  Schränke  sind  systematische  Erörterungen  nur  in  ge- 
ringerem Maße  nötig.  Eine  selbständige  Entwicklung  des  bäuerlichen  Schran- 
kes  in  konstruktiver  und  dekorativer  Beziehung  hat  erst  in  verhältnismäßig  später 
Zeit,  im  18.  Jahrhundert  eingesetzt.  Es  geht  hier  wie  mit  der  bäuerlichen  Entwick- 
lung im  allgemeinen,  die  durchaus  von  den  wirtschaftlichen  und  sozialen  Verhält- 
nissen des  Standes  abhängig  gewesen  ist.  Da,  wo  ein  freier  Bauernstand  von  vorn- 
herein bestand  oder  frühzeitig  sich  entwickelte,  wie  im  südlichsten  Ober-Deutsch- 
land und  den  Alpenländern,  oder  in  der  norddeutschen  Tiefebene  kann  der  selb- 
ständige Bauer  auch  in  der  Wohnungskultur  gewissermaßen  mit  den  Stadtbürgern 
rivalisieren.  In  anderen  Teilen,  wo  die  wirtschaftliche  und  politische  Selbständig- 
keit eine  ganz  oder  teilweise  beschränkte  war,  ist  von  bäuerlicher  Kultur  und  Kunst 
kaum  die  Rede  gewesen.  Wemi  wir  heute  die  Bestände  des  bäuerlichen  Wohnungs- 
wesens sammeln,  kommt  für  die  Beurteilung  der  eigentlich  sehr  beschränkten  bäuer- 
lichen Kultur  noch  der  Umstand  zur  Geltung,  daß  es  ein  von  jeher  geübter  Brauch 
war,  daß  das  flache  Land  die  durch  Stilwandlungen  aller  Art  unmodern  gewordenen 
Haushaltungsgegenstände  aus  der  Stadt  übernahm  und  dieselben  entweder  in  den 
übernommenen  Objekten  bis  zu  unserer  Zeit  bewahrte  oder  andererseits  die  mit 
ihnen  überkommene  Formensprache  in  den  eigenen  Erzeugnissen  fortsetzte.  Für 
die  Holzmöbel  besonders  ist  es  ja  in  den  Fachkreisen  eine  bekannte  Tatsache,  daß 
für  die  Sammlertätigkeit  im  19-  Jahrhundert  und  bis  zum  heutigen  Tage  die  bäuer- 
lichen Kreise  zum  größeren  Teile  der  gesamten  Bestände  das  eigentliche  Reservoir 
auch  für  die  herrschaftlichen  und  bürgerlichen  Möbel  gewesen  und  geblieben  sind. 

Ähnlich  wie  bei  den  Truhenformen  mag  es  daher  leicht  erklärlich  erscheinen, 
daß  diejenigen  Bauernschränke,  die  das  Germanische  Museum  in  seiner  Abteilung 
für  bäuerliche  Altertümer  aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert  besitzt,  durchweg  ent- 
weder für  bürgerliche  Verhältnisse  geschaffen  oder  mit  leicht  erkenntlicher  Anleh- 
nung an  dieselben  gebildet  worden  sind. 

Im  nachfolgenden  mag  zunächst  ein  Blick  über  das  verhältnismäßig  sehr  reich- 
haltige Schrankmaterial  Niederdeutschlands  geworfen  werden.     Das  Vorhergesagte 


DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


37 


ergibt  schon,  daß  die  beim  bürgerlichen  Mobiliar  gewöhnten  Typen  kaum  durch 
irgend  welche  neue  ergänzt  werden.     Analog  den  bürgerlichen  Verhältnissen  sind 


Abb.  1.    Niederdeutscher  Bauernschränk,  Oldenburg,  spätes  16.  Jahrli. 

abgesehen  von  den  nach  dem  Lande  übertragenen  Schränken  auch  die  vermutlich 
von  Bauern  für  Bauern  gefertigten  nicht  durch  irgend  welche  neue  Typen  vermehrt 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


worden.  Der  eigentliche  Schranktypus  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  ist  im  gesamten 
Niederdeutschland  der  eingebaute,  der  in  seiner  ursprünglichen  Gestaltung  gar  nicht 
in  das  Gebiet  der  vorliegenden  Betrachtungen  fällt  und  hier  nur  wegen  der  fast  stets 
schon  bei  den  letzten  Benutzern  vorgenommenen  Umänderung  in  einen^  beweg- 
lichen Schrank  erwähnt  werden  muß.  Eine  Einteilung  der  niederdeutschen  Schränke 
nach  geographischen  Rücksichten  ließe  sich  insofern  durchführen,  als  selbstverständ- 
lich die  lokale  stilistische  Trennung,  wie  sie  sich  für  Ost-  und  Westfriesland,  für  Olden- 
burg und  Mecklenburg,  dann  Schleswig  und  Holstein  in  der  bürgerlichen  Möbelkunst 
durchgeführt  findet,  auch  in  der  bäuerlichen  klar  in  die  Erscheinung  tritt.  Bei  dem 
nachfolgenden  stilistischen  Überblick  soll  nicht  streng  auf  die  lokale  Trennung  ein- 
gegangen werden,  da  andererseits  doch  auch  bei  der  stets  verwaschenen  bäuerlichen 
Formengebung  die  ursprüngliche  Klarheit  in  Anordnung  und  Dekoration  verloren 
gegangen  ist  und  das  dadurch  hervorgerufene  Ineinanderspielen'.der  einzelnen  Typen 
und  Dekorationsweisen  eine  große  Rolle  spielt. 

Der  älteste  der  im  Museum  vertretenen  niederdeutschen  bäuerlichen  Schränke  ge- 
hört zu  der  besonders  im  Lüneburgischen  viel  vertretenen  Art,  bei  der  Haupt-  und 
Mittelfach  sich  horizontal  in  schreibtischähnlicher  Weise  öffnet.  Der  in  der  Ab- 
bildung 1  wiedergegebene  Schrank  darf  als  eines  der  charakteristischsten  frühen 
Bauernmöbel,  die  überhaupt  existieren,  bezeichnet  werden.  Der  Aufbau  gliedert  sich 
in  vier  Stockwerke,  von  denen  die  drei  unteren  je  eine  mittlere  Öffnung  haben.  Im 
untersten  Geschoß  eine  horizontale  Tür,  im  zweiten  niedrigen  Geschoß  eine  Schub- 
lade, im  dritten  die  geöffnete  horizontal  stehende  Tür,  im  vierten  ein.e  doppelte  Schrank- 
tür. Die  Seitenteile  sind  den  angegebenen  Stockwerken  folgend,  ebenso  wie  die 
Öffnungsfüllung,  mit  kräftigen,  etwas  plumpen  Schnitzereien  bedeckt,  die  ebenso 
wie  das  reiche  Eisenbeschläg  ein  Schwanken  zwischen  gotischen  und  Renaissance- 
Motiven  aufweisen.  Der  untere  Abschluß  auf  zwei  kufenartigen  Zargenbrettern  ist 
in  dem  heu.tigen  Zustande  neu.  Den  oberen  Abschluß  bildet  ein  schräg  sich  vor- 
neigender Gesimsfries,  ebenfalls  mit  etwas  wilder  Reliefschnitzerei  —  aus  Vasen 
sich  entwickelndes  Ornament  zu  beiden  Seiten  eines  ganz  unheraldisch  empfundenen 
Wappens.  Besonders  interessant  wird  das  Stück,  das  ursprünglich,  wie  die  un- 
bearbeiteten Seitenflächen  ergeben,  eingebaut  war,  durch  die  zum  größeren  Teil 
noch  erhaltene  bunte  Bemalung  der  geschnitzten  Teile,  die,  so  roh  sie  auch  ist,  doch 
ein  wichtiges  Zeugnis  abgibt,  daß  auch  die  niederdeutschen  Eichenmöbel,  wenigstens 
der  früheren  Zeit,  durchaus  nicht,  wie  vielfach  angenommen  wird,  für  die  Belas- 
sung in  der  Naturholzfarbe  gearbeitet  worden  sind.  (H.  206,  Br.  122,  T.  53  cm.) 
Der  nächste  Schrank  ist  schon  wesentlich  jünger  als  der  vorhergehende,  der  mit 
ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  noch  in  die  zweite  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  gesetzt 
werden  kann.  Die  Einteilung  gehört  zwar  demselben  Typ  an,  ist  aber  wesentlich 
symmetrischer  (Abb.  2).  Der  Schrank  hat  drei  Geschosse;  zwei  annähernd  gleich 
hohe  oben  und  unten  und  ein  niedrigeres  für  zwei  Schubladen  in  der  Mitte.  Im 
oberen  Geschoß  liegen  die  beiden  Türen  an  den  Außenseiten,  im  untersten  Geschoß 
die  einzige  Tür  in  der  Mitte.  Den  unteren  Abschluß  bilden  hier  wieder  zwei  modern 
ergänzte  Kufenbretter,  während  oben  der  Schrankaufsatz  in  ziemlich  plumpen 
Renaissanceprofilen  ausgeführt  ist.  Die  Dekoration  besteht  in  einem  umrahmenden 
strickartigen  Glied    und  in  symmetrischer  Anbringung  von  sogenannter  Pergament- 


VON  HANS  STEGMANN. 


39 


rollenverzierung,  in  den  seitlichen  Füllungen  des  Untergeschosses  in  vertikaler  Rich- 
tung doppelt  übereinander,  horizontal  bei  den  beiden  Schubladen  und  wieder  vertikal 
in  der  oberen  Abteilung.  Das  Beschläge  zeigt  auch  hier  noch  ein  gewisses  Hinneigen 
zu  gotischer  Formgebung.  Der  niederdeutschen  Sitte  folgend  sind  die  Beschläge 
bei  den  vorhergehenden  und  bei  diesem  Schranke  wie  bei  fast  allen  Exemplaren, 
die  noch  dem  17.  Jahrhundert  angehören,  an  die  Aufienseiten  gelegt.    Der  letztere 


Abb.  2.     Niederdeutscher  bäuerlicher  Schrank,  1620. 


Schrank  trägt    im  Schubladengeschofi   die   Datierung   1620.     (H.    183,    Br.    139, 
T.  54  cm.) 

Auch  der  nächste  Schrank,  sicher  noch  aus  dem  17.  Jahrhundert,  wesent- 
lich kleiner  in  seinem  Umfange,  gehört  zu  den  eingebauten  Schränken  und  war  seiner 


40 


DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


niedrigen  Gestaltung  halber  wohl  ein  nicht  bis  zum  Fußboden  reichender  Wand- 
schrank. Er  weist  zwei  Geschosse  mit  je  einer  Mitteltür  auf,  darüber  senkrecht 
stehend  ein  mit  einer  Art  sich  überschneidenden  Bogenfrieses  in  Relief  geziertes  Ge- 


Abb.  3.    Niederdeutscher  Bauernschrank;  1660. 


simsbrett.  Die  Seitenteile  sind  mit  Flachschnitzerei  halb  gotisch,  halb  Renaissance 
in  drei  Abteilungen  —  die  untersten  mit  der  Pergamentrollenzeichnung  —  geziert, 
in  der  Mitte,  statt  der  in  Niederdeutschland  nicht  üblichen  Türen  mit  Füll-  und  Rah- 
menwerk, einfach  glatte  Türen  mit  in  Kerbschnitzerei  eingeschnittenem,  rundem 
Medaillon  (H.  127,  Br.  92,  T.  41  cm.) 


VON   HANS  STEGMANN.  41 


Von  diesen  den  Elbniarschen  ungehörigen  Schränken  führen  uns  die  folgenden 
wieder  etwas  weiterhin  in  westlichere  Gegend.  Ein  älterer  von  1660  behält  noch  die 
Einteilung  des  niederdeutschen  Schranktypus  im  wesentlichen  bei  (Abb.  3).  Dreige- 
schossig hat  er  in  den  beiden  unteren  Geschossen  je  eine  Mitteltür,  im  Obergeschoß 
zwei  Seitentüren  in  den  jeweils  in  drei  Teile  zerfallenden  Geschossen.  Das  Fußbrett  ist 
auch  hier  bei  der  Umwandlung  des  eingebauten  Schrankes  in  einen  beweglichen  moder- 
nen in  der  Weise  der  Schrägbretter  der  Oldenburgischen  Truhen  ergänzt.  Das  obere 
Gesims,  ebenfalls  größtenteils  erneuert,  zeigt  Zahnschnittverzierung.  Die  konstruk- 
tive Einteilung  des  Schrankes  ist  hier  schon  verhältnismäßig  wenig  betont,  die 
einzelnen  Füllungen  in  Flachschnitzerei,  die  sich  der  reinen  Kerbschnittarbeit  ziem- 
lich nähert,  in  geometrischen  Formen  recht  reizvoll  verziert.  Die  Besitzerinschrift 
auf  dem  Trennungsbrett  zwischen  dem  mittleren  und  dem  Obergeschoß  lautet:  JM 
JAHR  1660  DEN  7.  JULIUS  TALKE  MEINE.    (H.  200,  Br.  148,  T.  58  cm.) 

Diesem  aus  dem  Oldenburgischen  stammenden,  in  der  Dekorationsweise  sich 
den  niederrheinischen  nähernden  Schrank,  reiht  sich  ein  weiterer  \7  Jahre  jüngerer 
derselben  Art  an,  der  aber  in  der  Gliederung  der  Schauseite  in  viel  ausgesproche- 
nerer Weise  Renaissanceformen  zeigt.  Die  flache  Verzierung  besteht  auch  hier  aus 
kerbschnittartiger  Reliefschnitzerei,  die  Türen  sind  aber  bei  dem  ebenfalls  in  drei 
Geschossen  gearbeiteten  Schranke  wenigstens  zum  Teil  zu  Füll-  und  Rahmenwerk 
auf  Gehrung  gearbeitet,  und  die  die  einzelnen  Felder  trennenden  Gliederungen  sind 
als  Pilaster  mit  aneinandergereihten  Schuppen  gebildet.  (H.  197,  Br.  156, 
T.  62  cm.) 

Künstlerisch  wesentlich  hochstehender  sind  im  Museum  die  in  die  bäuerliche 
Abteilung  aufgenommenen  Schleswigholsteinischen  Schränke.  Der  eine  dieser  beiden 
Schränke  (Abb.  4)  schließt  sich  dem  bei  den  bürgerlichen  gebräuchlichen  Typus 
der  Schleswiger  Schnitzschränke  genau  an.  Die  Geschosse  sind  an  den  Seiten  von 
phantastischen  Karyatidengebilden  flankiert,  im  schräg  herausspringenden  Unter- 
satz ist  eine  Art  Mauerwerk  eingeschnitten,  als  oberer  Abschluß  dient  ein  Gebälk- 
gesims mit  in  drei  Teilen  gegliedertem  Fries.  Die  Türfüllung  zeigt  unbeholfene 
Schnitzerei  und  auf  Kartuschenwerk  engelartige  Gebilde.  Das  Untergeschoß  hat 
zwei  Türen  in  Füll-  und  Rahmenwerk,  durch  ein  breites  Glied  mit  Pilasterfüllung 
getrennt,  das  niedrigere  Mittelgeschoß  eine  breite  Mitteltür  mit  der  Darstellung 
des  Abendmahls,  während  seitlich  wieder  unbeholfene  Engelsgestalten  stehen.  Das 
Obergeschoß  hat  zwei  Seitentüren  und  breite  Zwischentüren.  In  der  Mitte  ist  die 
Kreuzigung  Christi,  links  der  ungläubige  Thomas,  rechts  Christus  als  Gärtner  in 
den  Schnitzereien  dargestellt.  Trotz  der  Unbeholfenheit  in  Zeichnung  und  Aus- 
führung wirkt  das  Stück  als  Ganzes  doch  recht  glücklich.  (H.  235,  Br.  172, 
T.  69  cm.) 

Der  Einfachheit  halber  sei  hier  gleich  noch  ein  weiterer  allerdings  wesentlich 
späterer  Schrank  angeführt,  der  ebensogut  bei  den  eigentlichen  Kredenzen  seinen 
Platz  finden  könnte.  Es  ist  dieses  ein  sogenannter  schleswigischer  Eckschrank,  drei- 
geschossig mit  überbautem  Mittelgeschoß.  (H.  194,  Br.  73,5,  T.  71,5  cm.)  Der 
Aufbau  des  an  zwei  Seiten  dekorierten  Schrankes  ist  niedrig.  Das  Mittelgeschoß 
springt  an  der  Vorderseite  ungefähr  20  cm  zurück,    wodurch  das  ganze,  wie  gesagt. 


42 


DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


den  Charakter  der  Kredenz  erhält.  Die  Verzierung  der  drei  Türen  mit  den  einrah- 
menden Leisten  bewegt  sich  schon  in  den  Formen  des  späten  Barocks  unter  teil- 
weiser Benutzung  von  Kerbschnittmotiven  (Abb.  5). 


-"OaSI^ 


[Abb.   4.      Schleswig- Holsteiiier   Bauernschrank;  17.    Jahrh. 


In   besonderer  Ausbildung  besitzen  allerdings  erst  seit  dem  18.  Jahrhundert 
die  niederdeutschen,  insbesondere  die  hannoverschen  und  märkischen  Bauernhäuser 


VON  HANS  STEGMANN. 


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den  Kredenzschrank.  Der  Aufbau  ist  überall  der  gleiche.  Über  dem  niedrigen 
eigentlichen  Schränkten,  der  bis  zu  knapper  Brusthöhe  emporreicht  und  stets  drei- 
teilig gegliedert  ist,  erhebt  sich  eine  Rückwand  mit  ausgesägten  Seitenbrettern 
und  abschließender  Bekrönung  mit  Sims  und  Friesbrett. 

Das  schönste  Exemplar  des  Museums,  aus  Westfalen  stammend,  gehört  etwa 
der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  an  (Abb.  6).  Die  Verzierung  des  Unterschrankes 
in  Eichenholz  mit  Fournierung  in  bunten  polierten  Hölzern  und  hochgestellter  Füllun;: 


Abb. 


Schleswijf- Holsteiner    Eckschrank;    frühes   IS.  Jahrh. 


mit  gefräster  Umrahmung  dürfte  auf  einen  Ursprung  nicht  vor  1750  hinweisen. 
Die  konstrukti\e  Einteilung  ist  in  der  üblichen  Weise  so  gestaltet,  daß  sich  in  den 
Abteilungen  des  Unterschrankes  zwei  äußere  Türen  und  in  der  Mittelabteilung 
drei   schmale   Schubladen  befinden.     Der  .Aufsatz    ist    hier  besonders  reich   be- 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


handelt,  indem  neben  den  Seitenbrettern  zwei  spindelförmig  gedrehte  Säulen  als 
Stützen  auftreten.    (H.  217,  Br.  192,  T.   55  cm.) 

In  ähnlicher  Form  repräsentiert  sich,  im  Aufbau  ziemlich  gleich,  ein  aus  dem 
Hannoverschen  stammendes  Exemplar,  das  in  den  dekorierten  Teilen  barockisieren- 


Abb.  6.      Westfälischer   Bauernschrank;   Mitte  d.   18.    Jahrh. 


des   Ornament   auf   ausgestochenem  Grunde  zeigt.    (Abb.  7,  H.  215,    Br.  190,   T. 
47  cm.) 


VON    HANS  STEGMANN. 


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Das  dritte  Exemplar  aus  der  Diepholzer  Gegend  ist  als  Produkt  bäuerlicher 
Kunst  entschieden  eines  der  reizvollsten  Bauernmöbel  des  Museums  (Abb.  8). 
Der  Unterschrank,  doppeltüri.ir,  ist  durch  drei  Pilaster  getrennt.  Die  Rückenwand 
ist  sehr  flach  und  unter  den  Gesimsleisten  der  beiden  Geschosse  läuft  geschnitztes 
durchbrochenes  Rankenwerk.  Der  Kasten  ist  dreiteilig  und  die  Einteilung  auf 
beiden  Seiten  die  gleiche.  Der  Schrank  ist  wenigstens  in  seinen  konstruktiven 
Teilen  in  Eichenholz  ausgeführt,  während  die  Eüllungen  aus  Nadelholz  sind,  was 
auf  eine    verhältnismäßig  späte  Entstehungszeit  schließen  läßt,  und  bunt  bemalt. 


Abb.  7.      Bäuerliche    Kredenz   aus   Hannover;    18.    Jahrh. 


Der  Grund  ist  rot  und   die  flachgeschnitzten  Füllungen   (Blumenranken)  in   sehr 
hübscher  Weise  bunt  ausgeführt.    (H.  203,  Br.  167,  T.  57  cm.) 

Für  das  westfriesische  Zimmer  kommt  als  Haupt-  und  Ausstattungsstück  unter 
den  beweglichen  Möbeln  einer  der  typischen  holländischen  Eichenholzschränke  und 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


zwar  ein  besonders  reiches  und  schönes  Exemplar  in  Betracht  (Abb.  9)-  Der  Schrank 
ist  im  wesentlichen  zweigeschossig,  auf  einem  als  Schublade  dienenden  Untergeschoß 
mit  hohem,  in  regulärem  Gebälk  gebildeten  Aufsatz.  Die  Schauseite  ist  zweiteilig, 
die  Gliederung  erfolgt  horizontal  durch  ein  kämpferartiges  Glied,  vertikal  durch 
je  drei  kannelierte  Säulen  mit   Sockel.     Im  Untergeschoß  bilden  die  trennenden 


Abb.  8.      Bäuerliche   Kredenz  aus   Diepholz;    18.  Jahrli. 


Glieder  Löwenköpfe.  Die  Füllungsflächen  der  vier  Türen,  der  Schubladen  und 
der  Zwischenglieder  sind  mit  Rankenornament  in  der  krautartigen  Bildung  des 
späten  1 7.  Jahrhunderts  ausgefüllt.  Die  reiche,  etwas  schwere,  aber  doch  geschmack- 
volle Dekoration  mit  der  vielfach  gegliederten  Profilierung  erhebt  das  Stück,  trotz- 


VON  HANS  STEGMANN. 


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dem  die  Ausfülirung  niLht  die  allerfeinste  ist,  zu  hoher  dekorativer  Wirkunt:.    (j-l.  191, 
Br.  165,  T.  70  cm.) 

Von  den   Schrankmübehi  des  westfriesischen  Zimmers  ist  dann  weiter,    als 
büric:erliches  Möbel  in  der  üblichen  Lackdekoration  mit  figürlichen  Szenen  in  den 


Abb.   9-      Holländischer   Säulenschrank;    17.    Jahrh. 


Füllungen  und  Blumen  in  den  Gliederungen,  nur  noch  ein  Pultschränkchen  zu  er- 
wähnen, das  wie  alle  Kastenmöbel  auf  niedrigen  bockartigen  Schrägen  ruht.  Im 
übrigen  ist  dieses  wohl  um  die  Wende  des  18.  und  19-  Jahrhunderts  entstandene 


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DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Stück  im  Aufbau  dem  modernen  Schreibpult  durchaus  verwandt.    (H.  82,  Br.  64, 
T.  42  cm.) 

An  Einzelstücken  besitzt  das  Germanische  Museum  noch  drei  Schränke,  die  den 
holländischen  nachgebildet  sind.  Der  eine,  der  den  eigentlichen  holländischen  Schrank- 
typus am  treuesten  wiederholt,  stammt  von  Wegley  im  Oldenburgischen  aus  dem 
Jahre  1749  (Abb.  10).  Er  ist  zweigeschossig  mit  vorspringendem  Gesims  als  Teilung, 
auf  dem  auch  die  Besitzerinschrift:  Heilcke  Derckes  von  Wegley,  angebracht  ist.    Das 


Abb.    10.    Oldenburgischer   Bauernschrank  von    1749. 


Untergeschoß  ist  wie  bei  allen  holländischen  Schränken  doppelteilig,  d.  h.  die  Türen 
haben  zwei  übereinanderstehende  Füllungen.  Die  Umrahmungen  sind  verkröpft 
und  teils  mit  eingelegten  Sternen,  teils  ausgestochenen  Flachornamenten  geschmückt. 
Die  umrahmenden  Glieder  (nicht  in  Gehrung  gearbeitet)  zeigen  als  Ersatz  der  nieder- 


VON  HANS  STEGMANN. 


4Ö 


ländischen  Fischbeineinlas^en  Streifen  von  schwarzem  Hichenholz.  (H.  21 3,  Br.  200, 
T.  dl  cm.) 

Genau  denselben  Typus  zeigt  ein  weiterer  Schrank  aus  dem  Oldenburgischen 
(„Anna  Margreta  Budden  von  Rosdorf")  vom  Jahre  1788.  Die  Verzierungen  bilden  hier 
in  allen  Füllungen  sogenannte  Spitzrauten  in  vielfacher  Verkröpfung.  (H.  213,  Br.  196, 
T.  57  cm.) 

Der  dritte  in  seiner  technischen  Ausführung  und  Dekoration  wesentlich  ge- 
ringere Schrank  ist  älter,  stammt  aus  dem  Jahre  1708  und  ist  „Dirck  zur  Schelstede" 
bezeichnet.  Gleichen  Systems  wie  die  vorbeschriebenen,  nähert  er  sich  in  der 
Dekoration  dem  im  Vorangegangenem  beschriebenen  oldenburgischen  Scliranke  vom 


Abb.    11.      Kredenz  des    Ganterswyler  Zimmers;    1G66. 


Jahre  1677.  Als  verhältnismäßig  seltenes  Vorkommen  möchte  die  wohl  auf  den 
Verfertiger  zu  beziehende  zweimal  an  der  Vorderseite  angebrachte  Monogram- 
mierung  J.  A.  O.  zu  bezeichnen  sein.    (H.  195,  Br.  177,5,  T.  56  cm.) 

Die  Reihe  der  oberdeutschen  Schränke  beginnt  ebenfalls  mit  einigen 
Exemplaren,  die  durch  ihre  Erscheinung  kaum  zu  den  eigentlich  bäuerlichen  Möbeln 
zu  zählen  sind.    Es  ist  das  einerseits  die  Kredenz  des  Zimmers  aus  Ganterswyl  im 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1910.  4 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Kanton  St.  Gallen,  die  den  schon  besprochenen  Schweizer  Kredenzstil,  wie  er  sich 
in  der  Kredenz  des  Churer  Zimmers  vorfindet,  in  wesentlich  feinerer,  allerdings  auch 
etwas  späterer  Ausführung  aufweist  (Abb.  1 1).  Die  gesamte  Zimmereinrichtung  und 
einige  gleichzeitige  Möbel  stammen  aus  dem  Jahre  1666.  Die  Kredenz  selbst  besteht 
aus  dem  eigentlichen  Überbauschrank,  der,  wie  in  Oberdeutschland  üblich,  im  unteren 
und  im  oberen  Schrankgeschoß  je  zwei  Türen  aufweist  und  im  überbauten,  von 
profilierten  Säulchen  getragenen  Teil  Stufen  zur  Aufstellung  von  Geschirr  und  Ge- 
räten hat,  die  wiederum  zur  Unterbringung  einer  Reihe  kleiner  Schubfächer  dienen. 


Abb.    12.      Bäuerlicher   Schrank   aus   Wolfhagen   in   Niederhessen;    17.  —  IS.  Jahrh. 


Der  zur  Art  der  Schweizer  und  Tiroler  Kredenzen  des  \7.  Jahrhunderts  gehörige 
Waschkasten,  der  links  an  die  Kredenz  angebaut  ist,  fügt  sich  dem  Gesamtaufbau 
insofern  unsymmetrisch  an,  als  der  eigentliche  Waschkasten  aus  praktischen 
Gründen  etwas  niedriger  gestaltet  ist  als  der  Schrankunterbau,  während  das  ab- 
trennende Gesims  des  Oberbaues  des  Waschkastens  mit  der  eigentlichen  Kredenz 
in  einer  Ebene  liegt.  Die  Dekoration  ist  die  den  Schränken  allemannischer  Herkunft 


VON  HANS  STEGMANN.  51 


eigene.  Die  Hiiuptflächen  werden  durch  breite  üliederuii,i;eii  ab.i^eKrenzt,  die  aiilkr 
Umrahiiuni.^slinien  in  der  Mitte  einen  Kreis  zeigen,  wobei  der  flache  Pikister  mit 
Schuppenfüllune:  oder  vorgekragter  Konsolenfüllung  belegt  ist.  Das  fragliche 
Mübelbeispiel  hat  noch  außerdem  in  seinem  oberen  Fries  in  Reliefschnitzerei 
drachenartige  Gebilde,  die  Türfelder  zeigen  reiche  Rollwerkumrahmung  im  Ohr- 
muschelstil.   (H.  242,  Br.  260,  T.  65  cm.) 

Der  große  nicht  eingebaute  Kleiderschrank,  der  zu  der  Ganterswyler  Stube 
gehört,  ist,  wie  die  meisten  südschwäbischen  Schränke,  sehr  gut  in  seinen  Verhält- 
nissen, aber  im  übrigen  von  ganz  einfacher  Gestalt.  Über  dem  Sockel  der  eingeschos- 
sige Aufbau,  der  durch  schlanke  Schuppenpilaster,  die  balusterartig  aufsteigen, 
gegliedert  wird,  oben  darüber  ein  einfacher  Gebälkaufsatz.  (M.  222,  Br.  201, 
T.  65  cm.) 

Den  früher  besprochenen,  doppelgeschossigen  süddeutschen  Schranktypen 
ähnelt  unter  den  bäuerlichen  Möbeln  nur  einer  aus  der  Wetterau  an,  der  in  dem 
Bauernhause  aus  Pohlgöns  Aufstellung  gefunden  hat  (er  stammt  aus  Wolfhagen 
in  Niederhessen;  Abb.  12).  Es  handelt  sich  auch  hier  um  den  eingeschossigen  Schrank 
mit  je  zwei  Füllungen  in  den  Türen,  die  in  reich  profilierten  Umrahmungen  Fruchtge- 
winde in  Reliefschnitzerei  zeigen.  Im  Gebälk  läuft  ein  Blatt-  und  Blütenornament,  das 
durch  Engelsköpfe  getrennt  wird.  Der  sonst  ganz  einfache  Schrank  gewinnt  durch 
seine  geschickte  Bemalung,  die  bei  den  Füllungen  naturalistisch,  bei  den  Architektur- 
teilen  in   einer  Art  Marmorierung  ausgeführt    ist.     (H.  208,   Br.   193,  T-  64  cm.) 

Ein  kleiner  hessischer  Schrank  desselben  Raumes  ist  wohl  doppelgeschossig, 
aber  in  den  Rahmenfüllungen  ganz  einfach  gehalten.  Die  Art  der  Verkröpfungen 
mit  Ohren  läßt  die  angebrachte  Jahreszahl  1689  als  sehr  früh  erscheinen.  Die  um- 
rahmenden Glieder  sind  Eichen-,  die  Füllungen  weiches  Holz.  (H.  184,  Br.  128, 
T.  50  cm.) 

Die  übrigen  oberdeutschen  Schränke  gehören  durchweg  zu  der  Gruppe  der 
buntbemalten  Möbel,  derjenigen,  bei  denen  wirklich  von  bäuerlicher  Kunst  gesprochen 
werden  kann.  Der  Entwicklimgsgang  dieser  sogenannten  Kistlermöbel  ist  gelegent- 
lich der  Beschreibung  der  hier  einschlägigen  Truhen  schon  dargelegt  worden;  es 
sei  hier  nur  wiederholt,  daß  die  gesamte  bemalte  Dekoration,  die  in  ihrer  weiteren 
Entwicklung  so  viele  reizvolle  Schöpfungen  autzuweisen  hat,  in  letzter  Linie  auf 
die  eingelegten  Arbeiten  des  16.  tmd  17.  Jahrhunderts  zurückgeht,  während  das 
Zwischenglied  zwischen  diesen  und  der  eigentlich  bemalten  Kistlerarbeit  in  den 
naturholzf arbigen  Möbeln  mit  eingebrannten  oder  aber  in  dunklen  Linien  aufgemalten 
Verzierungen  besteht.  In  dem  oberbayerischen  Zimmer  aus  der  Gegend  von  Miesbach 
sind  zwei  solche  Schränke  aufgestellt,  die  im  wesentlichen  sich  völlig  gleichen.  Der 
Aufbau  dieser  doppeltürigen  eingeschossigen  Schränke  ist  ein  ganz  einfacher,  die 
Art  der  Bemalung  der  von  1749  (Abb.  1^)  und  1751  datierten  Schränke  ist  gleichartig. 
(H.  176  bez.  175,  Br.  140  bez.  142,  T.  59  bez.  58  cm.)  An  den  begrenzenden  Seiten- 
flächen sind  zwei  Säulen  gemalt,  rot  und  grün  marmoriert  auf  blaugrauem  Grund, 
während  Rahmen-  und  Füllwerk  stilisiertes  Pflanzenwerk  und  die  Monogramme 
von  Jesus  und  Maria  aufweisen.  Bei  beiden  Schränken  ist  der  Grund  blau,  die 
aufgemalten  Ornamente  rot  und  grün  mit  weißen  Konturen. 

4* 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Der  Gruppe  der  Kistlermübel  gehören  dann  eine  Reihe  von  Sdiränken  an, 
die  aus  den  verschiedensten  Gegenden  Oberdeutschlands  stammen.  Aus  Linz  stammt 
ein  in  seinem  Aufbau  regulärer  Schrank  des  späten  18.  Jahrhunderts,  doppeltürig 
mit   abgef asten  Ecken  in  ganz  glatten  Holzformen,  während  die  Gliederungen  bunt 


Abb.    13.      Oberbayerischer,   buntbemalter   Bauenischrank   von    1749. 


marmoriert  aufgetragen  sind.  Die  Füllungen  werden  durch  bemalte  und  aufgeklebte 
Kupferstiche  aus  der  Zeit  der  Maria  Theresia  gebildet.  (Abb.  14.  H.  192,  Br.  171, 
T.yicm.)  Zu  derselben  Einrichtung  gehört  in  ähnlicher  Weise  aber  etwas  einfacher 
dekoriert  eine  Kommode  von  regelmäßig  rechteckiger  Form  mit  drei  Schubladen 
und    daraufstehendem  abgef  asten  und  oben  mit  geschweiftem  Giebel  versehenen 


VON  HANS  STEGMANN. 


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Aufsatzschraiik,  der  in  den  rülliin.i^en  der  beiden  Türen  zwei  benuilte  Kupferstiche 
mit  Heiligenbildern  zei.i;t.    (H.  190,  Br.  130,  T.  66  cm.) 

Die  reichsten  Möbel  dieser  Art,  die  das  Museum  besitzt,  stammen  aus  Schwaben. 
Im  Typus  sind  sie  sämtlich  einander  gleich,  doppeltürig  mit  abgefasten  Ecken,  die 
pilasterartig  gestaltet  sind,  und  geschweiftem  Giebel.  In  der  Ausstattung  ist  der 
eine  dieser  Schränke,  bei  dem  die  Füllungen  mit  Flachschnitzereien  verziert  sind. 


Abb.    14.      Bunter   Bauernschrank  der    Linzer    Gegend;  später  IS.    Jalirh. 

ziemlich  roh  in  der  Weise  dekoriert,  daß  alle  geschnitzten  Teile  vergoldet  sind, 
während  die  eigentliche  Füllung  durch  auf  grellblauen  resp.  grünen  Grund  verstreute 
Blumenbuketts  und  die  Figuren  von  Jesus  und  Maria  geschmückt  sind.  (H.  206, 
Br.  113,  T.  52  cm). 

Das  zweite  Exemplar  ist  in  Aufbau  und  Dekoration  wesentlich  feiner  (Abb.  15. 
H.  207,  Br.  143,  T.  52  cm),  die  einzelnen  Glieder  der  Dekoration,  die  as  mehrfach  ge- 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Aliederter  Pilaster  behandelte  SchkiMleiste,  Sims  und  Giebel  mit  Zahnschnitt,  die  Fül- 
lungen mit  Rosetten,  Girlanden  und  Vorhängen,  zeigen  ebenso  wie  die  bunte  Bemalung 
auf  apfelgrünem  Grund,  die  inhaltlich  übrigens  der  des  vorgenannten  Schrankes 


Abb.    15.      Schwäbischer,  buntbemalter   Baueriischrank;    spiites  18.  Jahrh. 

gleich  ist,  eine  einigermaßen  künstlerisch  geschulte  Hand.    Der  dritte  Schrank  ist 
eigentlich  nur  in  den  Dimensionen  wesentlich  von  dem  vorbeschriebenen  verschieden, 


VON  HANS  STEGMANN. 


55 


und  derselben  Herkunft,  und  ,i;eli(")rt  mit  ziemlicher  Siclierlieit  auch  derselben  her- 
stellenden Hand  an.    (H.  204,  Br.  164,  T.  57  cm.) 

Wesentlich  einfacher  in  ilirer  Art  sind  zwei  aus  dem  hohen  Schwarzwalde  stam- 
mende bunt  bemalte  Schränke,  die  als  Eigenart  ei.gentlich  nur  das  aufweisen,  daß  sie 


Abb.  16.      Egerländer.  biiiitbeinalter   Bauernschrank;    Auf.  d.  1').  Jaluli. 


abi^erundete  Ecken  zeigen.  Charakteristisch  ist  weiter,  daß  sie  eintürig  und  mit  einer 
nur  verhältnismäßig  schmalen  Tür  verseilen  sind.  Der  ältere  von  1796  hat  mar- 
morierten Grund,  Blumenmedaillons  und  unbeholfene  Städteansichten,  der  andere 
sonst  ganz  gleiche  vom  Jahre  1811  auf  hellblauem  Grunde  ebenfalls  bunte  Blumen- 


56 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


füllungen.  Auf  der  Tür  sind  bei  beiden  wieder,  wie  in  Schwaben  üblich,  die  Mono- 
gramme von  Jesus  und  Maria.  (H.  196  bez.  I83,  Br.  121  bez.  131,  T.  52  cm.) 
Die  letzte  Gruppe  von  Kistlermöbeln  bilden  zwei  Schränke  aus  Egerländer, 
also  nordböhmischen  Bauernhäusern.  Auch  hier  ist  der  Schranktypus  dem  der  eben 
beschriebenen  Schränke  ganz  gleich,  nur  daß  sich  ein  gerader  Abschluß  mit  weitvor- 


Abb.    17.      Tiroler   Bauernschrank   im   mittelalterlichen    Stil; 

(aus   dem    17.    Jahrli.    Pustertal) 


ragendem  Gesims  vorfindet  und  im  Untergeschoß  je  eine  Schublade  angebracht  ist 
(Abb.  16).  Die  reiche  farbige  Dekoration  auf  lichtblauem  Grunde  bewegt  sich  in  nicht 
ungeschickter  Weise  in  der  Formensprache  des  ausgehenden  18.  Jahrhunderts.    Den 


VON  HANS  STEGMANN.  57 


hervorstechendsten  Schmuck  bilden  auf  beiden  Schränken  die  auf  der  Doppeltür 
angebrachten  sechs  Kartuschen  mit  vier  Paaren  und  zwei  Brustbildern  auf  dem 
einen,  6  Brustbildern  auf  dem  andern  Schrank,  die  offenbar  nach  Kostiimstichen  des 
2.  oder  3.  Jahrzehnts  des  19.  Jahrhunderts  kopiert  worden  sind  (H.  181,  Br.  152 
bez.  160,  T.  59  bez.  62  cm.) 

Als  Nachtrag  zu  den  mittelalterlichen  Möbeln  und  als  Übergang  zu  den 
bäuerlichen  Schränken  darf  ein  im  Jahre  1907  erworbener  Schrank  erwähnt 
werden.  Nach  der  Versicherung  des  Vorbesitzers,  an  der  zu  zweifeln  aus  dem  sach- 
lichen Befund  heraus  keine  Veranlassung  besteht,  stammt  der  betreffende  Schrank 
aus  dem  Pustertal.  Er  gehört  zu  der  Gruppe  von  Schränken,  die  in  den  öster- 
reichischen Alpenländern,  Tirol,  Kärnthen,  Steyermark  und  Salzburg  nicht  gerade 
selten  sich  vorfinden,  weil  sie,  in  der  Regel  als  Sakristeischränke  in  kleinen 
Kirchen  verwendet  und  erst  spät  in  Privatbesitz  übergegangen,  sich  gut  erhalten 
haben.  Dieser  Schranktypus,  dessen  Exemplare  soweit  sie  hier  bekannt,  alle  in  das 
17.  Jahrhundert  fallen  dürften,  bietet  ein  doppeltes  Interesse  dadurch,  daf]  er  in 
verwaschener,  man  darf  w(jh]  sagen  verbauerter  Form,  einen  sehr  alten,  jedenfalls 
romanischen  Schranktypus  in  verhältnismäßig  junge  Zeiten  herüber  gerettet  hat. 
Die  Form  ist  diejenige  eines  rechteckigen  Kastens  mit  dachförmigem  Giebel.  Vorder- 
und  Schauseite  ist,  wie  die  Abbildung  1 7  zeigt,  durch  aufgelegte  Leisten  und  vor 
die  eigentliche  Vorderwand  vorgeplattete  Bogen  am  Sockel  und  Giebel  gegliedert. 
Die  schmale  Tür  nimmt  stets,  wie  auch  bei  unseren  und  wie  bei  fast  allen  gotischen 
Schränken,  den  mittleren  Teil  der  Vorderfläche  ein.  Die  Profilierung  der  trennenden 
Leisten  und  die  oft  vorkommende  Kerbschnitzerei  —  meistens  Rosetten  (in  unserem 
Exemplar  bloß  eine  kleine  Rosette  oben  rechts),  —  läßt  die  Entstehungszeit 
ziemlich  leicht  erkennen.     Das  Material  ist  Zirbelholz.  (H.  187,  Br.  111,  T.  56  cm.) 


11 1.  Die   Tische. 

Die  dritte  große  Möbelgruppe  stellen  die  Tische  dar.  Die  Tische  stellen  in 
einem  nahen  Verhältnis  zu  den  Sitz-  und  Liegemöbeln,  denn  auch  sie  haben  den 
Zweck  als  Lager  zu  dienen,  nur  daß  bei  ihnen  es  nicht  der  Mensch  ist,  sondern  leblose 
Gegenstände,  die  auf  ihm  Platz  zu  finden  liaben.  Den  Sitz-  und  Lagermöbeln  und 
den  Tischen  ist  deshalb  auch  eine  Haupteigenschaft  gemeinsam,  die  im  gewissen 
Sinne  konstruktive  Gleiclilieit  bedingt.  Sie  haben  durchweg  eine  horizontale,  zur 
Auflagerung  bestimmte  Fläche  zu  bieten,  die  ihrerseits  durch  vertikale  Stützen  — 
natürlich  nicht  im  strengsten  Sinne  des  Wortes  vertikal  —  über  den  Boden 
erhoben  wird. 

Was  die  historische  Entwicklung  des  Tisches  in  den  einzelnen  Stilepochen 
betrifft,  so  sind  in  gewissem  Gegensatz  zu  den  Kastenmöbeln  die  Tischformen  schon 
in  frühester  Zeit  in  derselben  Weise  feststehend,  wie  in  unseren  Tagen.  Wir  finden 
den  Tiscli  bei  den  ältesten  Kulturvölkern  in  Ägypten  und  Mesopotamien,  wir  finden 
ihn  im  vorhellenischen  Griechenland  ungefähr  in  derselben  Formsprache,  wie  im 
19.  Jahrhundert.  Wenn  der  Tisch  innerhalb  der  Holzmöbel  eine  gewisse  Sonder- 
stellung einnimmt,  so  ist  es  die,   daß  er  weit  weniger  als  die  Sitz-  und  Lagermöbel 


58  DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 

und  als  die  Kastenmöbel  in  seiner  Herstellung  auf  das  Holz  als  Material  beschränkt 
ist.  Während  bei  den  vorangehenden  beiden  großen  Gruppen  die  Verwendung 
eines  anderen  Materials  als  Holz  die  Ausnahme  bildet,  hat  wenigstens  im  Untergestell 
der  Tisch  ebensoviel  Vertreter,  die  aus  Metall  und  Stein  gefertigt  sind,  als  solche 
aus  Holz.  Die  neuen  Stilepochen  haben,  soweit  es  sich  nicht  um  ziemlich  stil- 
lose Dinge  handelt,  wie  Blumen-  oder  Gartentische  mit  eisernen  Untergestellen, 
im  Gebiete  der  angewandten  Kunst  allerdings  das  Holz  fast  ausnahmslos  verwendet. 
Wenn  wir  einen  Blick  auf  die  frühesten,  im  Original  oder  in  Nachbildungen  auf 
Kunstwerken  uns  überlieferten  Tische  werfen,  so  ist  zunächst  bemerkenswert,  daß 
es  sich  sowohl  in  Ägypten,  als  in  Mesopotamien  und  vor  allem  in  Griechenland  fast 
ausschließlich  um  kleine,  leichtbewegliche  Tischformen  handelt.  Die  betreffenden 
Tische  sind  alle  so  angeordnet,  daß  sie  von  einer  Person  ohne  Schwierigkeit 
von  einem  zum  andern  Ort  transportiert  werden  können.  Sie  unterscheiden  sich 
von  unseren  Tischen  auch  wesentlich  dadurch,  daß  sie  niedriger  sind;  niedriger 
auch  als  die  sie  begleitenden  Liegemöbel.  Wir  dürfen  vielleicht  annehmen,  daß 
der  Schemelstuhl  oder  der  eigentliche  Schemel  auf  dasselbe  ursprüngliche  Modell 
zurückgeht,  wie  der  Tisch.  Eine  wesentliche  Unterscheidung  zwischen  beiden  läßt 
sich  in  den  ältesten  Zeiten  nicht  feststellen.  Die  alten  ägyptischen  Tische  mit  leicht- 
geschweiften Füßen,  die  assyrischen  mit  gedrechselten  Stollenfüßen,  die  griechischen 
wiederum  leicht  geschweift,  sind  in  der  Regel  vierbeinig,  in  Griechenland  die  kleinen 
Speisetische,  die  neben  der  Kline  Aufstellung  fanden,  dreibeinig.  In  der  frühesten 
Zeit  schon  finden  wir  die  Verbindung  der  vier  Stützen  durch  Leisten,  die  die  soge- 
genannte Zarge  bilden,  zugleich  als  Auflage  für  die  Tischplatte.  Die  Herstellung 
der  Tische  in  Ägypten  und  Assyrien  scheint  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  aus  Holz  ge- 
schehen zu  sein,  ebenso  für  gewöhnliche  Stücke  in  Griechenland,  während  die  künst- 
lerisch ausgeführten  Tische  wenigstens  Bronze- Untergestelle  gehabt  haben.  In  Grie- 
chenland und  später  in  Rom  ist  charakteristisch,  daß  der  Tischfuß  in  der  weiteren 
Entwicklung  seiner  Bestimmung  als  Fuß  in  seinem  Äußeren  auch  dadurch  entspricht, 
daß  zu  seiner  Bildung  der  Tierfuß  herangezogen  wird.  Wir  finden  Hunde- 
und  Löwenfüße  verwendet.  In  der  späteren  Entwicklung,  insbesondere  in  Rom 
tritt  mittels  eines  dekorativen,  meist  aus  Akanthus  gebildeten  Zwischengliedes  auch 
der  Kopf  des  entsprechenden  Tieres  noch  als  Oberabschluß  hinzu.  Der  römischen 
Kaiserzeit  war  es  vorbehalten,  den  Tischtypus  um  eine  stabilere,  man  könnte  sagen 
monumentalere  Art  zu  bereichern.  Es  handelt  sich  hier  allerdings  im  wesentlichen 
ausschließlich  um  Steintische,  die  nicht  als  bewegliche,  sondern  am  Aufstellungsort 
feststehende  Tische  gedacht  waren.  Diese  steinernen  Tische  der  römischen  Zeit, 
die  sich  zahlreich  erhalten  haben,  haben  naturgemäß  große  Dimensionen  und  sind 
nicht  mehr  speziell  für  den  Speisegebrauch,  sondern  mehr  wohl  im  Sinne  eines  be- 
quemen Aufstellungsplatzes,  etwa  im  Sinne  einer  Kredenz  aufzufassen.  Die  Ver- 
wendung des  anderen  Materials  brachte  andere  Konstruktionsbedingungen  mit 
sich,  die  schwere  Platte  erforderte  starke,  gectrungene  Füße,  deren  Zahl  sich  bei 
der  einen  Art,  den  runden  Tischen,  auf  einen,  bei  den  rechteckigen  Marnior- 
tischen  auf  zwei  beschränkt.  Statt  der  Stollenfüße  wurden  hier  an  den  Schmal- 
seitenwänden Gebilde  im  Stein  geschaffen,  wodurch  der  Typus  der  sogenannten 
Sti  rnwandtische  entstanden. 


VON   HANS  STEGMANN.  59 


Für  die  l'riihchrisUiclie  Zeit  kommen  liesondere  Tisclitypen  nicht  in  Fra,i,^e, 
man  dürfte  sich  mit  dem  aus  der  römisciien  Zeit  übernommenen  Material  beKnü,t,^t 
haben,  h(')chstens  da[3  vielleicht  ein  Tischtyp,  der  vielfach  auf  Abbildungen  vor- 
kommt, neu  entstanden  ist,  nämlich  derjeni.s^e  eines  ,ii;ro(]en  Speisetisches  in  Halb- 
kreisform. Dieser  eii,^enartiij;e  Tisch  ist  wahrscheinlich  dem  kirchlichen  Bedürfnis 
entsprun,i;'en  und  infol,i:;edessen  der  halbrunden  Apsis,  um  die  an  und  für  sich  eine 
Sitz,i;ele,i;enheit  herumläuft,  an.s^epafU  worden.  Die  Vr)lkerwanderunK^szeit  dürfte 
auf  die  Typoloi^ie  des  Tisches  auch  nicht  von  ,i,Tof.km  Hinflufi  .gewesen  sein,  nur  daß 
vielleicht  .i^erade  der  Komfort  der  hohen  Stände  stärker  als  früher  auf  einen  leicht- 
transportablen Tisch  aus  Holz  oder  eventuell  aus  einem  Metallunter,s;estell  mit 
Holzplatte  wieder  zurückKe.iiriffen  hat. 

im  hohen  Mittelalter  hat  der  Tisch  als  Möbel  und  insbesondere  als  Kunstmöbel 
eine  noch  s^eringere  Rolle  gespielt  als  die  übrigen  Möbeltypen.  Der  Umstand,  daß 
für  den  Speisetisch  des  vornehmen  Hauses  die  Bedeckung  der  Tischplatte  mit  Leinen- 
tüchern, die  auch  an  den  Seiten  weit  herabhingen,  üblicli  war,  war  für  eine  künst- 
lerische Gestaltung  des  Tisches  hinderlich.  Für  den  Speisegebrauch  von  mehreren 
Personen  wurden  fast  ausschließlich  Bockgestelle  mit  darüber  gelagerten  Brett  afein 
verwendet.  Diese  Sitte  hat  sich  bis  ins  späte  Mittelalter,  wie  sich  aus  vielen  Ge- 
mälden und  Miniaturen  ergibt,  erhalten.  Eine  reichere  Gestaltung  des  Tisches  ist 
bloß  dann  eingetreten,  wenn  er  Spezialzwecken  zu  dienen  hatte,  wenn  er  als  Schreib- 
tisch des  Gelehrten,  als  Tisch  in  Sakristeien,  als  Zahl-  und  Rechentisch  in  Kanz- 
leien und  Geschäftsräumen  verwendet  wurde. 

Während  wir  auf  romanischen  Abbildungen  den  Tisch  rund  und  viereckig  mit 
senkrechten  Stollen,  die  oft  in  verschiedenen  Absetzungen  gedrechselt  sind,  vor- 
finden, hat  für  den  reicheren,  gotischen  Tisch  der  Bocktisch  den  Ausgang  gebildet. 
Das  einfache  Bockgestell,  der  Schrägen,  welcher  Ausdruck  sich  oft  auch  auf  den 
ganzen  Tisch  übertrug,  bestand  wie  bis  heute  aus  drei  oder  vier  Füßen,  die,  schräg 
gestellt,  in  ein  vierseitiges  Balkenstück  eingelassen  wurden.  Mit  der  in  der  Spätgotik 
einsetzenden  reichen  künstlerischen  Gestaltung  wurden  die  Tische  mehr  architek- 
tonisch und  mehr  massiv  behandelt.  Entweder  wurde  das  Bockgestell  insoferne 
auseinandergezogen,  als  auf  vier  schräg  gestellten  Füßen  zwei  Leisten  auflagen,  die 
durch  zwei  weitere  Querleisten  wieder  verbunden  wurden,  sodaß  in  gewissem  Sinne 
der  einfache  Bock  ausgezogen  wurde  in  zwei  Teile,  oder  das  Bockgestell  wurde  durch 
senkrecht  stellende  Stützwände  in  ähnlicher  Weise  auseinandergezogen,  wodurch 
wieder  eine  Art  von  Stirnwandtischen  erzeugt  wurde.  Bei  der  ersteren  Art  entstehen 
vier  gegrätschte  Beine,  die  durch  eine  Zarge  untereinander  verbunden  sind,  auf 
der  dann  die  Tischplatte  aufruht.  Eine  weitere  Leistenverbindung  unweit  des 
Bodens,  zugleich  als  Stütze  der  Füße  gedacht,  erhöht  noch  die  Festigkeit  des  Gestells. 
Bei  der  zweiten  Art  wurde  die  Festigkeit  des  Gestells  dadurch  erzielt,  daß  in  der  Mitte 
der  beiden  Stirnwände  eine  Querleiste  hindurch  gezogen  wurde,  die  an  der  Außen- 
seite der  Stirnwand  durch  Zapfen  befestigt  war.  Besonders  die  letztere  Art  hat  für 
den  künstlerisch  durchgeführten  Tisch  der  Spätgotik  als  Grundlage  gedient,  weil 
sie,  wie  wir  aus  den  weiter  unten  zu  besprechenden  Beispielen  ersehen,  der  Möglich- 
keit einer  ausgebildeten  Anordnung  von  Schubläden  und  Kasten  am  vorteilhaftesten 
entgegenkam. 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Für  die  späteren  Stilperioden,  insbesondere  Renaissance  und  Barock,  hat 
dann  wieder  Italien  auf  den  ganzen  Kontinent  mit  seinen  Tischtypen  ausschlaggebend 
gewirkt.  Auch  in  der  Gotik  war  neben  dem  vierfüßigen  rechteckigen  Tisch  der  runde 
Tisch  nicht  außer  Gebrauch  gekommen.  Insbesondere  erfuhr  beim  runden  Tisch 
die  Tischplatte  eine  reiche  künstlerische  Ausgestaltung,  häufig  wurde  bei  allen  bes- 
seren Tischen  die  Tischplatte  mit  einer  Einlage  von  Stein  (Schiefer)  versehen. 
Die  runden  Tische  haben  in  der  Regel  bloß  eine  Stütze,  die  säulenförmig  gestaltet 
wird,   die  in  mannigfacher  Weise  Trag-  und  Fußgestell  dann  aufnimmt. 

Im  Germanischen  Museum  ist  die  Abteilung  der  Tische,  von  einzelnen  wichtigen 
und  sehr  schönen  Stücken  abgesehen,  nicht  gerade  besonders  reich  zu  nennen.  Die 
wichtigsten  Stücke  gehören  der  Spätgotik  an,  während  das  16.  und  insbesondere 
das  17.  Jahrhundert  vorläufig  noch  ziemlich  schwach  vertreten  sind. 


Abb.    18.      Spätgotischer    Zahltisch   auf   Drehgestell,    wahrscheinlich   aus   Tirol; 

1.    Hüllte   des   16.    Jahrh. 


Unter  den  Tischen  gotischen  Charakters,  welche  den  üblichen  doppelten  Tisch- 
kasten aufweisen,  ist  der  interessanteste  ein  gotischer  Drehtisch  (Abb.  18;  H.  78, 
L.  94,  B.  84  cm.)  Das  Fußgestell  mit  drei  Füßen,  welche  den  Führungs- 
kreis tragen,  ist  allerdings  neu.  Auf  der  runden  Scheibe,  welche  drehbar  im  Füh- 
rungskreise läuft,  sitzt  ein  kräftiger  vierseitiger  Pfeiler,  dem  an  den  Ecken  streben- 
artige reichprofilierte  Glieder  vorgesetzt  sind.  In  den  Füllungen  ist  Maßwerkorna- 
ment in  Flachrelief  geschnitzt.  Über  diesem  Fuß  sitzt  ziemlich  stark  sich  vorkragend 
und  quergestellt  der  doppelgeschossige  Tischkasten,  dessen  Flächen  mit  ausge- 
stochenem, recht  originell  entworfenem  Stabwerkornament  verziert  ist.  Die  Tisch- 
platte selbst  ist  moderne  Zutat,    die  größtenteils  erneuerte  Einrichtung  des  oberen 


VON  HANS  STEGMANN.  61 


Tisclikastens  läßt  erkennen,  daß  es  sicli  um  einen  S(),i;enannten  Zaliltisch  ,i^e]iandell 
hat.  An  den  umrahmenden  Ghedern  läuft  zum  Teil  an  den  oberen,  zum  Teil  an  den 
unteren  Geschoßseiten  eine  ori,t,nnelle  insLlirift  in  .idiotischen  Minuskeln  herum,  die 
auf  die  Bedeutung  des  Tisches  und  die  geschäftliche  Auffassung  der  Zeit  ganz  inter- 
essante Streiflichter  wirft: 

es  X  ist  X  ainer  x  komen  x  inn  x  dasd  x  deer  x  hailt  x  schmirb  x  du  x  mir  /  die 
X  hand  x  schmirbst  x  du  x  mir  x  die  band  x  nit  x  so  x  haut  x  dein  x  sach  x  kain 
X  ennd  nitt  x 

Die  Art  des  eingestochenen  Ornaments,  in  dem  sicIi  außerdem  noch  eine 
Reihe  von  Rosetten  und  kleinen  Flächen  mit  geometrischen  Intarsien  finden,  läßt 
über  die  Herkunft  aus  Tirol  kaum  einen  Zweifel.  Das  Material  des  Tisches  ist  zudem 
Zirbelholz,  das  außer  in  den  Alpenländern  kaum  irgendwo  anders  zur  Verwendung 
gekommen  ist.  Die  Ornamentation  beweist,  daß  das  Stück  der  spätesten  Zeit  der 
Gotik  d.  h.  in  diesem  Falle  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  angehört. 

Den  eigentlichen  Typus  der  Zahltische  veranschaulicht  ein  zweites  Exemplar 
mit  feststehendem  Bockgestell  noch  besser.  (H.  80,  L.  106,  B.  99  cm).  Das  Bockgestell, 
die  Stirne  besteht  aus  zwei  vertikal  und  zwei  horizontal  laufenden  und  geschweift 
ausgesägten  Brettern,  in  deren  Mitte  sich  je  eine  kleine  geschnitzte  Füllung 
mit  geschnitztem  Maßwerk  befindet.  Die  Verbindung  wird  durch  den  ver- 
zapften, wiegenförmig  gebildeten  Unterkasten  des  Tisches  hergestellt.  Auf  dem 
so  gebildeten  Gestell  ruht  dann  der  eigentliche  Tischkasten,  der  ähnlich  wie  bei 
oberdeutschen  Truhen  an  drei  Seiten  mit  kleineren  und  größeren  Gefachen  versehen 
ist.  Die  Tischplatte  ruht  verschließbar  und  mittelst  Scharnieren  an  der  einen  Seite 
zu  öffnen  auf  dem  Tischkasten  auf.  Die  Dekoration  der  Seiten  des  Tischfaches 
bilden  geschnitzte  Füllungen  mit  laufendem  Weinlaubornament,  während  das  nach 
unten  abschließende  Gesims  ausgestochenes  Ornament  (ebenfalls  Weinblätter) 
enthält.  Auch  die  Gliederungen  des  Innengefaches  zeigen  ausgestochenes  Orna- 
ment und  zwar  ist  der  Grund  der  Reliefschnitzereien  durchweg  grün,  während  das 
stehen  gebliebene  Holz  naturfarbig  belassen  ist.  Die  obere  Platte,  die  allerdings  im 
wesentlichen  offenbar  nach  der  alten  mehr  oder  minder  zerstörten  mehr  neuher- 
gestellt als  restauriert  ist,  zeigt,  umrahmt  von  fournierten  (Eiche,  Ahorn)  Bändern, 
die  durch  feine  Intarsienleisten  getrennt  sind,  eine  große  Mittelfüllung  mit  einer 
stilisierten  Komposition  von  Weinranken,  etwa  im  Geschmacke  der  Kompositionen 
Albrecht  Dürers.  Das  Material  des  Tisches  ist  teils  Fichten-,  teils  Zirbel-,  teils 
Buchenholz,  die  Schreinerarbeit  außerordentlich  sorgfältig,  sodaß  das  Stück  in 
seinem  ursprünglichen  Zustand  als  vorzügliche  oberdeutsche  Schreinerarbeit  der 
1.  Hälfte  des  16.    Jahrhunderts  zu  gelten  hätte.  (Abb.  19). 

Ein  weiterer  Tisch  desselben  Typus  ist  einfacher,  indem  das  Untergestell 
hier  die  Zweigeschossigkeit  bloß  verkümmert  zeigt.  Die  Seiten  des  Bockgestells, 
durch  das  zwei  verpflockte  Stangen  laufen,  sind  ebenso  wie  die  vier  Seiten  des 
Tischfaches  wieder  mit  ausgeschnittenem  Ornament  verziert,  das  Innengefach  ist 
hier  sehr  einfach  gestaltet  und  ebenso  wie  beim  vorigen  ergibt  sich  durch  eine  mitt- 
lere Öffnung  nach  unten  noch  eine  Art  Geheimfach.  .Auch  bei  diesem  Tisch  ist  das 
Material  bei  den  dekorierten  Teilen  Zirbelholz  so  wie  bei  den  vorhergehend  beschrie- 


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DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


benen,  sodaß  die  Annahme  der  Herkunft  aus  Tirol  oder  einem  anderen  der  Alpen- 
länder sehr  wahrscheinlich  ist.    (H.  7(>,  L.  103,  B.  92  cm). 

Ein  weiterer  Tisch  mit  gotischer  Dekoration  gehört  dem  Typus  der  ein- 
fachen Bocktische  ohne  Stirnwand  an.  Das  Bockgestell  ist  hier  besonders  reich 
mit  Flachschnitzereien  geziert.  Zwei  profilierte  Querstangen,  mit  Rosetten  als  Zapfen- 
enden, verbinden  die  beiden  Gestellteile,  die  in  mannigfacher  Gliederung  das  ausge- 
stochene und  in  Relief  gehaltene  Ornament  enthalten  (Abb.  20).  Die  Tischplatte 
ist  mit  einer  allerdings  nur  noch  schwer  erkennbaren  Lineatur  bedeckt,  die  im 
Verein  mit  dem  darauf  gesetzten  Kennbuchstaben  diesen  Tisch  als  Rechentisch 
charakterisiert.  Besonders  sind  die  in  der  einen  Schmalseite  neben  den  andeutungs- 
weisen Konturen  einer  Stadtbefestigung  zu  sehenden  Wappen  bemerkenswert,  die 
auf  den  Kardinal  Albrecht  von  Brandenburg  gedeutet  werden.  Darnach  würde 
dieser  Tisch  den  ersten  Jahrzehnten  des  16.  Jahrh.  angehören  und  aus  Mittel- 
deutschland stammen,  was  nach  dem  Material  —  Zirbelholz  —  an  sich  nicht 
allzuwahrscheinlich  wäre.     (H.  7^,  L.  130,  Br.  94  cm). 


Abb.  19-     Gotischer  Bock-  oder  Stirnwandtisch,  süddeutsch  oder  tirolerisch;   Anf.  d.   16.  Jahrh. 

Den  mittelalterlichen  Typus  eines  Bocktisches,  allerdings  in  ganz  einlacher 
Form,  repräsentiert  noch  ein  weiterer  Tisch  mit  erneuerter  Platte.  Hier  ist  das  Bock- 
gestell durch  vier  gegrätschte,  durch  zwei  starke  horizontale  Bretter  an  den  Schmal- 
seiten oben  verbundene  Zargen  gebildet.  Die  sehr  kräftigen  Beine  sind  abgefast 
und  unten  durch  rahmenartige  Fußleisten  nochmals  in  Verbindung  (H.  75,5, 
L.   117,5,  Br.   107  cm). 

Derselben  Gruppe,  vielleicht  ebenfalls  noch  im  \().  Jahrhundert  ent- 
standen, gehört  ein  weit  größerer  quadratischer  Tisch  an,  gleichfalls  mit  gegrätschten 
Beinen  und  genau  demselben  Aufbau  ohne  Tischkasten,    wie  der  vorhergehende, 


VON   HANS  STEGMANN. 


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nur  daß  die  Beine  in  ihrem  mittleren  Teil  aus  strickarti.i;"  ,i,'edreliten  Biindelsäulen 
bestehen  (Abb.  21,  H.  75,  I^.  125,  Br.  110,5  nn). 

Ein  weiterer  Tisch,  dem  späteren  16.  oder  dem  Anfan.i!:  des  17.  Jahrhunderts 
angeh()ri,i;:,  verdankt  seine  Bedeuluni,^  der  reich,  wenn  auch  nicht  sehr  fein  in  Ein- 
legearbeit .gezierten  Platte,  die  in  der  Mitte  eine  nicht  selten  vorkommende 
schwarze  rechteckii;e,  an  den  Ecken  abgefaste  Schieferplatte  eingesetzt  enthält. 
Das  Gestell  ist  zimmermannsmäßig  einfach,  aber  ganz  originell  gebildet.  Der  auf 
flachen  Kugelfüßen  ruhende  Fußrahmen  nimmt  das  eigentliche  Fußgestell  auf,  das 
aus  vier  sich  diagonal  überschneidenden,  geschweiften  Brettern  besteht,  die  im 
Schnittpunkt  durch  ein  vierseitiges  Verstärkungsglied  zusammengehalten  werden 
(H.  77,   L.  131,    Br.  117  cm). 

Von  den  Renaissance-Tischen  des  Germanischen  Museums  ist  der  wertvollste, 
ein  aus  der  Versteigerung  August  Riedinger  in  Augsburg  im  Spätherbste  1894  er- 
worbener runder  Tisch.  Derselbe  wurde  in  den  Mitteilungen  aus  dem  Germanischen 
Museum  von  Herrn  Direktor  v.  Bezold    im  Jahre  1895  Seite  15  ff.  publiziert. 


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Abb.    20.      Gotischer  Stirnwandtisch   mit  dem   Wappen   des    Kardinals   Aibrecht 
von  Brandenbur.fi;   (?);    Auf.  des  16.  Jaliih. 


Aus  dem  lehrreichen  Aufsatz,  der  insbesondere  auch  die  Entstehungsgeschichte 
und  die  Familienverhältnisse  der  ursprünglichen  Besitzer  behandelt,  sei  hier  das- 
jenige wiederholt,  was  den  Tisch  als  Möbelstück  erläutert.  Zuvor  sei  noch  darauf  hin- 
gewiesen, daß  nach  den  Feststellungen  v.  Bezolds  der  Tisch  aus  dem  Besitz  der 
Ulmer  Familie  Sigmund  Schleicher,  bezw.  des  Ehepaars  Sigmund  Schleicher  und 
Regina  Rehlingen  stammt,  die  beide  ulmischen,  adeligen  Geschlechtern  angehörten, 
und  daß  er  wahrscheinlich  im  Jahre  1611  in  Ulm  gefertigt  worden  ist. 


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DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


„Der  Tisch  ruht  auf  vier  durch  eine  kreisfürniige  Fußbank  verbundenen  Füßen, 
welche  über  einem  mit  Blättern  gezierten  Sockelgliede  als  gewundene  Baumäste 
gestaltet  sind.  An  den  Leisten,  welche  die  Füße  oben  zusammenhalten,  ist  einiges 
erneuert. 

Die  Platte  ist  rund  und  hat  einen  Durchmesser  von  1,615  m.  Sie  ist  aus  radial 
gerichteten,  keilförmig  zugeschnittenen  Fichtenbrettern  zusammengesetzt,  welche 
durch  sechs  untergelegte  Randbretter  und  zwischen  diesen  durch  einen  Rost  von 


w'*Sff 


Abb.    21.      Quadratischer  Tisch   mit   gegrätschten    Säulenfüßen,  süddeutsch;    16.    J:ihrh. 


Abb.  22.  Tischplatte  eines  eingelegten  Ulmer  Tisches   von   1611. 


VON  HANS  STEGMANN. 


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senkrecht  sicli  kreuzenden  Latten  ziLsaninien.s^ehaUen  werden.  Die  Platte  ist  oben 
mit  radial  angeordneten  Birnbaumfournieren  belegt  und  mit  Intarsien  geschmückt. 
Den  Inhalt  der  Intarsien  bilden  Wappen,  welche  von  Ornamenten  umgeben  und 
durch  solche  verbunden  sind.  Die  Wappen  sind  in  Bein  graviert.  In  der  Mitte 
steht  das  Allianzwappen  der  Familie  Schleicher  und  Rehlingen,  dabei  auf  einem 
Spruchband  die  Namen  Sigmund  Schleicher  und  Regina  Rehlingerin.  Der  letztere 
Namen  ist  sehr  inkorrekt  geschrieben  REGLINIG  REIINEREN.  Das  Wappen 
steht  auf  einem  Grunde  von  dunklem  Holze  und  ist  mit  einem  Lorbeerkranze  aus 
Bein  umgeben.  In  der  Mitte  zwischen  diesem  Kranze  und  dem  ornamentierten 
Rande  sind  die  Wappen  der  Familien  Schleicher,  Baidinger,  Rehlingen  und  Roth 
angeordnet.  Sie  stehen  auf  Kartuschen  von  dunkelgebeiztem  Holz,  welche  durch 
Zweige  unter  sicIi  und  mit  den  Wappen  des  Randes  verbunden  sind.  Der  Rand  ent- 
hält acht  Wappen,  die  gleichfalls  auf  Kartuschen  stehen.  Von  den  Kartuschen 
laufen   Pflanzenornamente  aus.     Zwischen  je  zwei  Ornamentgruppen  sind    ovale 


Abb. 


Mittelteil   der   Tischplatte   Abb.   22, 


und  rautenförmige  Stücke  bunten  Marmors  eingelegt.  Der  Grund  des  Randes  ist 
Eschenholz.  Die  Einlagen  sind  gemessert,  d.  h.  die  einzelnen  Holzstücke  sind  nicht 
mit  der  Säge  aus  zwei  übereinandergelegten  Hölzern  ausgesägt,  sondern  durch  Zu- 
schneiden mit  dem  Messer  in  die  aus  dem  Grunde  ausgeschnittene  Zeichnung  ein- 
gepaßt. Das  Verfahren  hat  den  Vorzug,  daf3  die  Richtung  der  Holzfasern  mehr 
der  Zeichnung  angepaßt  werden  kann,  welch  letztere  dadurch  lebendiger  wird, 
und  es  gewährt  überdies  der  Individualität  des  ausfülirenden  Künstlers  freieren 
Spielraum  als  die  mechanische  Arbeit  mit  der  Säge. 

Die  Ausführung  der  Einlagen  ist  gut,  doch  nicht  hervorragend,  dagegen  ist 
die  Gesamtwirkung  der  Platte  in  Zeichnung  und  Farbe  eine  sehr  schöne.  Die  Er- 
haltung ist  eine  ziemlich  gute." 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1910.  5 


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DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Im  Übrigen  sei  auf  die  ausführlichen  Ausführungen  des  angeführten  Artikels, 
dem  auch  die  beistehenden  2  Abbildungen  22  und  23,  der  ganzen  Platte  und  des 
mittleren  Teils,    entnommen  sind  (H.  80,  Durchm.  I6l,5   cm),   verwiesen. 

Von  Tischen  vornehmen  bürgerlichen  Charakters  aus  der  Zeit  der  späteren 
Renaissance  besitzt  das  Germanische  Museum  bloß  ein  allerdings  sehr  schönes 
Stück,  das  möglicherweise  holländische  Arbeit  ist,  aber  auch  ganz  gut  noch 
in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  in  Norddeutschland  gefertigt  worden  sein 
kann.  Der  Tisch,  ein  Auszugtisch,  dessen  eigentliche  Tischplatte  sich  auf  die  dop- 
pelte Länge  in  einfacher  und  praktischer  Konstruktion  herausziehen  läßt,  ruht  auf 
einem  sehr  massiv  gebauten  Untergestell.  Die  vier  durch  riesige  gedrehte  Mittel- 
kugeln ausgezeichneten  Füße  haben  unten  eine  durch  mehrere  reichprofilierte  Fül- 
lungen gegliederte  Unterplatte.  Der  hohe  Tischkasten  enthält  zwei  Schubladen; 
die  Flächen  des  Tischkastens  sind  mit  hohen  reliefgeschnitzten  Füllungen  geziert, 
die  durch  Löwenköpfe  gegliedert  werden  und  in  einer  Kartusche  einen  geflügelten 
Engelskopf  enthalten  (H.  83,   L.  184,5,   Br.  84  cm). 


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Abb.   24.      Holländischer  oder  niederdeutscher  Auszugtisch;    17- — 1S.    Jahrh. 


Der  gedachte  Tisch  wurde  Ende  der  70er  Jahre  des  19-  Jahrhunderts  aus  der 
Sammlung  des  prakt.  Arztes  Dr.  Freiherr  von  Eelking  in  Bremen  von  Geheimrat  von 
Essenwein  erworben  und  in  den  Mitteilungen  des  Museums  Band  2  Seite  217  ff.  pu- 
bliziert (Abb.  24). 

Einen  mehr  zufälligen  Besitz  des  Museums  bildet  ein  kleines  Bocktischchen 
mit  geschweiften  Füßen  in  schwarzpoliertem  Holz,  mit  feinen  eingerieften  weißen 
Linien  aus  Bein  ornamental  verziert.  Kleine  Tische  dieser  Art  waren  in  Mittel-  und 
Oberitalien  im  17.  und  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  in  häufigem  Gebrauch,  kommen 
aber  auch  in  Süddeutschland  mitunter  nachgebildet  vor  (H.  77,  L.  86,  Br.  57  cm). 

Einfachste  äußere  Formen  des  eben  geschilderten  Typus  zeigt  auch  der  in  dem 
Südtiroler  Zimmer  des  Museums  aufgestellte  Bocktisch. 


VON   HANS  STEGMANN.  67 


Von  den  bisher  geschilderten  oberdeutschen  bezw.  Tirolertischen  des  gotischen 
Typs  unterscheidet  sich  auch  der  aus  der  Schweiz  stammende  Tisch  des  Zimmers  aus 
dem  Kanton  Chur  nur  wenig.  Er  hat  in  einfachen  Formen  ähnliches  Bockgestell  wie 
die  zuerst  beschriebenen  sogenannten  Zahltische  aus  Tirol.  Sein  Aufbau  enthält 
ebenfalls  unter  dem  rechteckigen  oberen  Tischfach  noch  ein  unteres,  als  Geheim- 
fach auftretendes  schräges  Gefach,  welches  der  Linie  des  Bockgestells  ungefähr 
folgt.  Der  Tisch  dürfte  nach  seiner  Profilierung  erst  aus  dem  Anfang  des  \7.  Jahr- 
hunderts stammen,  hat  aber  trotz  seiner  einfachen  Formbehandlung  wenigstens  den 
Vorzug,  daß  er  bis  auf  den  kleinsten  Teil  in  ursprünglicher  Erhaltung  auf  unsere 
Zeit  gekommen  ist  (H.  69,  L.  110,  Br.  94,5  cm). 

Bei  einem  zweiten  schweizerischen  Tisch  des  Churer  Zimmers  sind  Tischplatte 
(umrahmte  Schieferplatte)  und  Gestell  nicht  zusammengehörig.  Das  Gestell  besteht 
aus  vier  gegrätschten  Stollen  mit  gedrehten  Säulen  und  einen  darüberliegenden 
Schubkasten. 

Das  Südtiroler  Zimmer  aus  dem  17.  Jahrliundert  liat  zwei  gute  Tische  auf- 
zuweisen.   Der  eine  große  Tisch  gehurt  zu  der  Klasse  der  durch  ganz  Italien  ver- 


Abb.   25.      Italienischer  oder   Welschtiroler  Tisch;    17-    Jahrh. 

breiteten,  wohl  nicht  ganz  mit  Recht  sogenannten  Refektoriumstische  mit  sehr 
großer,  insbesondere  sehr  langer  Tischplatte.  Der  Typus,  der  aus  dem  Bocktisch 
entstanden  ist,  ist  dadurch  charakteristisch,  daß  er  verschieden  gestaltete  senkrecht 
stehende  massive  Gestellteile,  die  stets  reich  dekoriert  sind,  aufweist,  die  durch 
eine  Querverbindung,  in  unserem  Falle  ein  unter  der  Tischplatte  laufendes  ge- 
schweift ausgesägtes  Brett,  zusammengehalten  werden  (Abb.  25).  Der  große,  ganz 
in  Nußbaumholz  gearbeitete  Tisch  weist  eine  Dekoration,  die  dem  späteren  17.  Jahr- 
hundert angehört,  ausschließlich  an  den  Außenseiten  der  beiden  Gestelle  auf  (H.  80, 
L.  261,  Br.  102  cm). 

Auch  der  zweite  Tisch  des  Raumes  ist  in  italienischen  Formen  gehalten,  aber 
wesentlich  kleiner.  Das  Gestell  ist  ein  Mittelding  zwischen  dem  eben  beschriebenen 
und  einem  gewöhnlichen  Bockgestell,  unten  durch  Querstreifen  versteift.    Auch  hier 

5* 


tis 


TDrE  HOLZMÖBEL  D^S  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


bildet  ornamentale  Schnitzerei  des  Gestelles  und  des  als  Schublade  ausgebildeten 
Tischkastens  die  Verzierung  (H.  76,  L.  188,  Br.  82  cm). 

Einen  anderen  Typus  gibt  der  im  Nürnberger  Prunkzimmer  stehende,  große 
Eichenholztisch  wieder,  bei  dem  die  senkrechten  in  mehrfachen  Aufsätzen  gedrech- 
selten vier  Füße  unten  durch  Querfußleisten,  oben  durch  mit  Schubladen  versehene 
einfache  Zargen  verbunden  sind  (H.  80,  L.  l64,5,  Br.  119,5  cm). 

Dasselbe  Schema  kommt  bei  einem  kleineren  Exemplar,  auch  mit  gegrätschten 
Beinen,    vor  (Abb.  26,  H.  17,  Br.  118,  T.  73  cm). 

Durch  seine  Fußgestaltung  ist  ein  vermutlich  norddeutscher  Tisch  des  16.  oder 
17.  Jahrhunderts,  bei  dem  aber  die  Ursprünglichkeit  aller  Teile  nicht  unzweifelhaft  fest- 
steht, von  Interesse.  Die  viereckige  Platte  ruht  auf  einem  sechseckigen  Fuß  mittelst 
eines  Kreuzes,  unten  ist  die  Säule  auf  drei  eigenartig  verschrägt  auslaufende  Füße 
gesetzt  (H.  75,  L.  70,  Br.  69,5  cm). 

Von  Tischen  des  18.  Jahrhunderts,  die  besonders  in  den  späteren  Jahrzehnten 
die  schweren   Barockformen  zugunsten  einer  möglichst  leichten  zierlichen  Gestalt 


Abb.  26.     Nürnberger  Tisch  mit  gegrätschten  Kugelfüßen;  17.  Jahih. 


aufgaben,  sind  nur  einige  wenige  Exmplare  vorhanden;  aus  der  Frühzeit  des 
18.  Jalirhunderts  nur  ein  aus  Nürnberg  stammender  halbrunder  Wandtisch  mit 
dreieckigem  Tischkasten  auf  drei  gewundenen  Säulen,  die  durch  einen  Halbkreis 
bildende  Fußbretter  verbunden  sind  (Abb.  27).  Der  Tisch  ist  in  poliertem 
Nußbaumholz  gearbeitet  (H    81,5,  Br.  63,  L.  121,5  cm). 

Ein  ähnlicher  Tisch  in  Eichenholz,  ebenfalls  mit  gewundenen  Füßen  und  neuer 
Platte,  soll  aus  der  Danziger  Gegend  stammen. 

Zwei  weitere  Tische  gehören  der  Gruppe  der  Marketeriemöbel  an.  Die  Tisch- 
platte des  einen  ist  reich  und  geschmackvoll  eingelegt,  die  Füße  sind  hübsch  ge- 
schnitzt und  geschweift  (Abb.  28).  Die  Form  der  Tischplatte  mit  kreisförmig 
ausgebildeten  Ecken  weist  deutlich  auf  die  Bestimmung  als  Spieltisch  hin  (H.  74, 
Br.  74,  L.  102  cm). 


VON   HANS  STEGMANN.  6Q 


Der  zweite  Tisch  dieser  Art  ist  ein  eigentlicher  Spieltisch  mit  leicht  geschweiften 
Beinen.  Die  aufklappbare  Platte  enthält  außen  ein  Schachbrett,  innen  Tuchüber- 
zug zum  Trick-Track- Spiel  (H.  77,  L.   54,5,  Br.  53,5  cm). 

Dieselben  Formen  zeigen  zwei  bemalte  Tische  mit  geschweifter  Platte,  die 
in  Öl  gemalt  auf  der  Oberseite  der  Platte  Jagdszenen  tragen  (H.  76,  L.  99  bezw. 
100,  Br.  75,5  cm).     Sie  dürften  in  Nürnberg  (xler  Augsburg  entstanden  sein. 

Dem  Zopfstil  und  damit  den  letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  gehört 
ein  in  seinem  Aufbau  einfaches  Tischchen  mit  vier  geschweiften,  sich  verjüngenden 
Füßen  an,  bei  dem  eigentlich  bloß  die  Tischplatte  durch  ihre  hübsch  gezeichnete 
und  sorgfältig  gearbeitete  Stroheinlagenverzierung  bemerkenswert  ist,  wenn  diese 
Art  der  Dekoration  auch  sich  als  wenig  praktisch  für  Tischzwecke  erwiesen  haben 
dürfte  (H.  79,5,  L.  84,5,  Br.  64  cm). 

Die  Reihe  der  eigentlichen  Tische  der  bürgerlichen  Möbelabteilung  beschließt 
ein  elegantes  Nähtischchen  in  feiner  Marketeriearbeit  vom  Niederrhein.  Der  Tisch 
von  schmaler  rechteckiger  Form  zeigt  auf  der  Platte  und  an  seinem  Vorderteil  sehr 


Abb.  27.    Halbrunder  Nürnberger  Konsoltisch;  frühes  is.  Jaluh. 

schön  gezeichnete  reiche  Marketeriearbeit  im  Stile   Ludwig  XVI.   (II    79,5,  L.  89- 
Br.  45  cm). 

Unter  die  Tische  wären  schließlich  noch  eine  Anzahl  von  den  in  Süddeutsch- 
land besonders  beliebten  G  u  6  r  i  d  o  n  s  zu  rechnen,  von  denen  das  Museum  ver- 
schiedene Typen  besitzt  (Abb.  29,  H  92,  91,  93,  88  cm).  Das  Charakteristische 
des  Gueridon  ist,  daß  der  bald  als  Spindel,  bald  als  Säule,  bald  als  Pilaster 
beliandelte  Ständer  auf  einer  von  gedrückten  Kugelfüßen  getragenen  Unterplatte  und 
einer  dieser  in  der  Form  entsprechenden  runden  oder  viereckigen  Oberplatte 
besteht,  die  zur  .Aufnahme  kleinerer  Geräte,  Leuchter  oder  Gefäße  bestimmt  war. 
Häufig  findet  sich  der  Säulenfuß  so  gestellt,  daß  die  Tischplatte  mittelst  eine 
durchlaufenden  Zapfens,  ähnlich  wie  unsere  Notenpulte,  in  der  Höhe  verstellbar  ist. 


70 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Bei  den  Tischen  der  Abteilung  der  bäuerlichen  Altertümer  treten  uns,  wie 
bei  allen  Möbelgattungen,  die  bisher  gemachten  Beobachtungen  selbstverständlich 
auch  wieder  entgegen,  nämlich  daß  sämtliche  vorkommende  Typen  mit  denen 
des  höfischen  und  bürgerlichen  Lebens  aufs  innigste  zusammenhängen  bezw.  daraus 
entwickelt  sind.  Der  im  späten  Mittelalter  eine  wichtige  Rolle  spielende  festgefügte 
Bocktisch  mit  zwei  Kastengeschossen,  der  vielfach,  wie  schon  weiter  oben  bemerkt, 
als  sogenannter  Zahltisch  angesprochen  wird,  begegnet  uns  auch  unter  den  bäuer- 
lichen Tischen  und  zwar  aus  den  verschiedensten  Gegenden.  Bei  dieser  Möbelform 
ist  vielleicht  wie  bei  keiner  anderen  die  Tatsache  zu  konstatieren,  daß  verhältnis- 
mäßig vom  Verkehr  abgeschlossene  Gegenden  den  Typ,  der  direkt  als  mittelalter- 
lich angesprochen  werden  kann,  über  mehrere  aufeinander  folgende  Stilperioden 
hinweg  im  wesentlichen  treu  erhalten  haben. 


Abb.  2S.     Platte  eines  Tisches  mit  reicher  Marl<eteriearbeit;  18.  Jahrh. 


Eine  solche  Gegend  ist,  wie  auch  in  mancher  anderen  Beziehung,  vor  allem 
die  hessische  Wetterau  und  die  Schwalm.  Das  Museum  besitzt  aus  der  Schwalm 
drei  Tische,  die  mittelalterliehen  Aufbau  zeigen.  Der  erste  derselben  (H.  79.5, 
Br.  54,  L.  137  cm)  stellt  einen  in  der  bürgerlichen  Sammlung  nicht  vertretenen  Typ 
des  Bocktisches  dar,  nämlich  die  schmale  Form,  die  als  Klapptisch  gebildet  war  und 
mit  der  hinteren  Längsseite  an  die  Wand  angestellt  werden  sollte  (Abb.  30).  Dieser 
Bestimmung  entsprach,  daß  das  Bockgestell  nur  auf  einer  Seite  geschweift,  auf  der 


VON   HANS  STEGMANN. 


71 


anderen  als  senkrecht  abfallendes  Brett  gebildet  ist.  Das  untere  Kastengeschoß 
ist  ebenso  auf  der  Vorderseite  schräg,  auf  der  Rückseite  gerade  und  dem  Inhalt  nach 
verhältnismäßig  schmal  gebildet.  Der  vorliegende  Tisch  zeigt  an  den  Flächen  der 
beiden  Kastengeschosse  ausgestochenes  Ornament  (Arabesken,  die  noch  die  gotische 
Herkunft  deutlich  nachklingen  lassen).  Der  Tisch,  dessen  Untergestell  durchaus 
in  Buchenholz  ausgeführt  ist,  hat  heute  eine  neue  aufklappbare  Platte.  Er  dürfte 
noch  dem  17.  Jalirluindert  angehören. 


Abb.  29     Gueridons,  wahrscheinlich  aus  Nürnberg;  i8.  Jahrh. 

Der  nächste  hier  in  Betracht  kommende  Tisch  entspricht  im  Aufbau  den  früher 
geschilderten  gotischen  Bocktischen  mit  Kasten  vollkommen.    Nur  ist  die  Dekora- 


Abb.  30.    Wandklappfisch  aus  der  Schwalm  (Hessen);  17-  Jahrh. 


72 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


tion  der  Kastenfläche  entsprechend  dem  Entstehungsjahr  1781  mit  Flachschnitzerei 
in  Rocailleornament  versehen  (Abb.  31,  H.  75,  Br.  88,5,  L.  1,10  cm). 

Das  Gleiche  gilt  von  dem  dritten  Exemplar,  dessen  beide  Kasten  durch  Fül- 
lungen gegliedert  sind,  in  und  um  welche  sich  einfache  Einlegearbeit  in  geome- 
trischer Form  herumzieht.  Der  erstere  der  Tische  ist  Nußbaumholz,  beim  zweiten 
ist  Fußgestell  und  Platte  von  Nußbaumholz,  die  Kästen  von  Eiche  (H.  78,  Br.  106,5, 
T.  85  cm). 

Eine  Abwandlung  derselben  Form  zeigt  auch  ein  niederdeutscher  Tisch,  bei  dem 
allerdings  ebenfalls  die  Tischplatte  moderne  Ergänzung  ist  (Abb.  32).  Hier  trägt 
ein  niedriges  Bockgestell  einen  verhältnismäßig  hohen  rechteckigen  Kasten,   der  als 


Abb.   31.     Bäuerlicher  Tisch  aus  Oberhessen;   1781. 


doppeltüriger  Schrank  ausgebildet  ist.  Die  Verzierung  des  fast  quadratischen  Kastens 
bildet  eine  einfach  gestaltete  Bogenarchitektur  mit  verschieden  gestalteter  Einlege- 
arbeit (H.  7S,  Br.  114,5,  T.  98,5  cm). 

Eine  größere  Reihe  von  bäuerlichen  Tischen  folgt  dem  im  17.  Jahrhundert 
gebräuchlichen  Typ  der  Tische  mit  geradem,  durch  Zargen  und  untere  Querbretter 
verbundenem  Stollengestell.  Diese  Art  ist  wie  im  bürgerlichen  Leben  auch  im  bäuer- 
lichen so  ziemlich  durch  ganz  Deutschland  verbreitet. 

Ein  gutes  bäuerliches  Exemplar  aus  der  Diepholzer  Gegend  ist  ein  an  den 
Schmalseiten  durch  Aufklappen  zu  verlängernder  Tisch,  der  geschlossen  vier  und 
verlängert  sechs  Füße  aufweist.  Die  Anordnung  der  Füße,  die  in  der  mittleren 
Längsachse  zu  stehen  kommen,  ist  die,  daß  der  eine  geteilte  Fuß  durch  eine  Viertel- 
drehung nach  außen  gestellt  werden  kann.  Die  Füße  des  dem  18.  Jahrhundert  an- 
gehörigen  Tisches  zeigen  einfache  gedrehte  Profile  (H.  71,  Br.  67  bezw.  150,  T.  98  cm). 


VON  HANS  STEGMANN, 


73 


Ein  ebenfalls  noch  dem  IS.  Jahrhundert  angehüriger  Tisch  mit  kräftigen 
profilierten  Kugelfüßen  in  der  Mitte  und  mit  der  unteren  Querverbindung  in  Doppel- 
gabelform stammt  ebenfalls  aus  der  Diepholzer  Gegend. 

Das  beste  niederdeutsche  Exemplar  dieser  Art  hat  in  einem  Auszugtisch  das 
Zimmer  aus  der  Kremper  Marsch  aufzuweisen  (H.  79,  Br.  141,  T  78  cm).  Wie  die 
gesamte  Möbelkunst  der  Eibmarschen  auf  Holland  hinweist,  so  auch  dieser  in 
Eichenholz  mit  starker  Verwendung  von  schwarz  polierten  Eournieren  gearbeitete 
Tisch  (Abb.  ^^).  Die  untere  Versteifung  ist  hier  diagonal  gebildet,  die  kräftigen 
Füße  sind  in  der  Mitte  durch  große  Kugeln  ausgezeichnet.  Aus  derselben  Gegend, 
den  Eibmarschen,  stammen  zwei  Wandklapptische.  Der  eine  geschlossen,  dreibeinig 
und  halbrund  mit  kräftig  profilierten  Kugel  fußen  und  geöffnet  rund,  wobei  in  der 
vorbeschriebenen  Weise  das  eine  Bein  um  V^  nacli  auswärts  gedreht  wird  (II.  74, 
Br.  89,  T.  4^  an). 


Abb.   32.     Niederdeutscher  Bauerntisch  der  Diepholzer   Gebend;    IS.    lainli. 


Der  andere  Tisch  ist  geschlossen  ein  schmaler  rechteckiger  Tisch  auf  vier  ge- 
drechselten Füßen  (Abb,  34).  An  beiden  Seiten  herabhängende,  halbkreisförmige 
Platten  verwandeln  ihn  durch  die  vorerwähnte  Vorrichtung  der  geteilten  Füße  in 
einen  großen  Ovaltisch  (H.  76,  Br.  44  bezw.  118,5,  T.  96  cm). 

Als  Übergang  zu  den  Tischen  mit  senkrechtstehenden  Stollen  kann  ein  Tisch 
in  dem  Ganterswyler  Zimmer  betrachtet  werden,  der  durch  seine  Form  besonders 
bemerkenswert  ist,  schon  deshalb  auch  wichtig,  weil  er  augenscheinlich  zu  der 
ursprünglichen  Zimmervertäfelung  gehört  (Abb.  35).  Wie  die  Abbildung  zeigt, 
ruht  die  Platte  nebst  Tischkasten  auf  einem  Gestell,  das  ganz  architektonisch 
gegliedert  ist.  Auf  den  Langseiten  Pilaster,  nach  unten  sich  verjüngend,  mit  einer 
Architekturbogenstellung;  dazwischen,  auf  den  Schmalseiten  ornamentale  Zwickel- 


74 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


füllungen,   die  das  Untergestell,    das    aus  bogenartigen  Brettern  mit  KhUzen  als 

Unterlage  sich  darstellt,    hausähnlich  erscheinen  läßt    (H.  76,  L.  HO,  Br.  75  cm). 

Demselben    Kreise    gehört    ein     Auszugtisch  mit    großer   Schieferplatte     im 

Ganterswyler  Zimmer  an,  der  indessen  doch  den  Weg  zu  einem  anderen  Typus  weist. 


Abb.  33.  Auszuglitch  aus  der  Krempermarsch;  18.  Jahrh. 

Hier  sind  die  gedrechselten  Füße  mit  ovaler  großer  Mittelkugel  schon  ein  wenig 
schräg  gestellt,  eine  Sitte,  die  sich  auch  in  weitgehenderem  Maße  bei  den 
gleichzeitigen  Bauerntischen  vorfindet  und  die  auch  in  allen  deutschen  Gauen  eine 


A' b.  34.    Klapptisch  aus  der  Krempermarsch;  i8.  Jahrh. 


VON  HANS  STEGMANN. 


75 


weite  Verbreitung  gefunden  hat  (H.  80,  L.  131,  Br.  86).  So  finden  wir  aus  Tirol 
in  dem  Unterinntaler  Zimmer  gleich  zwei  Vertreter  dieser  Gattung,  der  eine  mit 
rechteckiger  Tischplatte  (H.  75,5,  L.  136,  Br.  108  cm),  der  andere  mit  achteckiger 
Platte,  die  zugleich  noch  eine  innere  Schieferplatte  als  Einsatz  aufweist  (H.  71, 
Dchm.  111  cm). 

In  derselben  Art,  dreibeinig  mit  rinider  Platte,  findet  sich  ein  Exemplar  in 
der  Diele  des  niedersächsischen  Bauernhauses. 

In  der  späteren  Zeit  sind  nach  dem  Süden  zu  dann  rechteckige  Tische  mit  ge- 
raden Stollen  und  verbindenden  Zargen,  wie  sie  heute  noch  im  bäuerlichen  Ge- 
brauche üblich  sind,  verwendet  worden.  Beispiele  dieser  Art  finden  sich  aus  dem 
Egerlande,  hier  mit  der  typischen  Buntbemalung  auf  blauem  Grund,  und  in  der 
Stube  aus  Pohlgöns. 


Abb.  3'^.    Tisch  aus  dem  Ganterswyler  Zimmer;  1666. 

Eine  verwandte  Gruppe  bilden  die  westfriesischen  und  die  Tische  des  Zimmers 
der  Halligen.  Charakteristisch  ist  in  allen  Fällen  die  schlanke  Leichtigkeit  des  Unter- 
gestells, das  aus  dem  in  verschiedener  Weise  vertieften,  verhältnismäßig  dünnen 
gedrechselten  Stabwerk  besteht.  Von  den  Halligen  ist  ein  vierbeiniger  Tisch  mit 
abgerundeter  rechteckiger  Tischplatte  vorhanden,  deren  Kanten  überhöht  sind, 
vielleicht  zum  Gebraucli  auf  einem  Schiff  (Abb.  36).  Der  ganze  Tisch  ist  grün 
bemalt  (H.  71,  L.  105,  Br.  66  cm). 

Ein  zweiter  rechteckiger  Tisch  mit  vier  Fü(3en  hat  zwei  große  seitlich  herab- 
hängende Verlängerungen,  die  durch  Teilung  der  Füße  ihre  Stütze  bekommen. 
Durch  die  Verlängerung  wird  der  Tisch  um  das  fünffache  seines  gewöhnlichen 
Flächeninhalts  vergrößert,  was  für  die  durch  das  dortige  Wohnwesen  bedingte  Eng- 
räumigkeit  von  besonderem  Werte  war.  Der  letztere  Tisch  ist  auf  hellblauem  Grund 
mit  Blumen   und  Rokailleornament,    sowie   mit  hübschen    Rokokoszenen  bemalt. 


76 


DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Im  Hindeloopener  Zimmer  ist  ein  runder  Tisch,  grün  bemalt  mit  kreuzförmig 
verbundenen,  gegrätschten  Beinen.  Bemerkenswert  ist  hier  ferner  ein  eigenartiger 
zur  Aufstellung  an  der  Wand  bestimmter  Klapptisch.    Derselbe  ist  dadurch  beson- 


Abb.  36.    Tisch  von  den  Halligen;  fiülies  19.  Jahih. 

ders  merkwürdig,  daß  die  Dekoration  der  Platte  und  der  Füße  in  der  Weise  ange- 
bracht ist  —  es  handelt  sich  um  die  bekannte  bunte  Lackmalerei  — ,  daß  dieselbe 
nur,  solange  die  Tische  ungebraucht  an  der  Wand  lehnen,  sichtbar  wird.    Der  ein 


Abb.  37.    Auszugtisch  aus  den  Vierlanden;  1835. 


VON   HANS  STEGMANN.  77 


dreibeiniges  Klappgestell  besitzende  Tisch  scheint  überdies  wegen  seiner  Niedrigkeit 
für  den  Gebrauch  der  Kinder  bestimmt  gewesen  zu  sein. 

Ebenso  gehört  ein  Vierländertisch  zum  geradstülligen  Typ  mit  Zargenbrettern. 
Obgleich  er  durch  die  an  die  Zargen-  und  Zwickelbretter  angebrachten  Blumen- 
einlagen und  durch  die  Jahreszahl  sich  als  ein  Erzeugnis  von  18} 5  darstellt,  ist  er 
noch  ganz  im  Sinne  der  holländischen  Tische  des  17.  Jahrhunderts  mit  gedrehten 
Füßen  mit  großen  Mittelkugeln  ausgestattet  (Abb.  }?)■  Als  Besitzer  sind 
J.  Heinrich  Rose  und  Wöcke  Rose  bezeichnet.  Der  Tisch  stammt  aus  Neuen- 
gamme (H.  79,  L.  120,  Br.  66  cm). 


IV.  Verschiedene  Möbel. 

Schließlich  erübrigt  es  sich,  diejenigen  Möbel  kurz  zu  erwähnen,  die  in  den  drei 
Hauptklassen  der  Sitz-  und  Ruhemöbel,  der  Kastenmöbel  und  der  Tische,  sowie 
der  Kombinationen  der  beiden  letzteren  sich  nicht  einreihen  lassen  oder  die,  über  den 
speziellen  Möbelzweck  hinausgehend,   bestimmte  Gerätfunktion  zu  vertreten  haben. 

Alles  dasjenige,  was  als  Gerät  im  engeren  Sinne  zu  dienen  hat,  kann  ebenso 
von  der  Betrachtung  ausgeschlossen  bleiben,  wie  einzelne  Möbelteile,  Truhenvorder- 
teile und  dergleichen  aus  späterer  Zeit. 

Das  Mittelalter  und  die  Renaissance  hat  in  dem  seit  Jahrhunderten  festge- 
legten Möbelsystem  eigentlich  nur  wenige  Änderungen  und,  wenn  man  so  sagen  darf, 
überraschende  Variationen  geschaffen.  Möbelkombinationen,  deren  Bestimmungen 
außerhalb  des  gewöhnlichen  Rahmens  der  Möbel  liegen,  die  sozusagen  aus  der  künst- 
lerischen oder  persönlichen  Initiative  des  Verfertigers  oder  Bestellers  hervorgegangen 
sind,  traten  erst  dann  auf,  als  Luxus  und  Komfort  sich  weiterer  Kreise  der  besitzenden 
Klassen  bemächtigten.  Die  Hauptzeit  oft  verblüffender  und  zugleich  zahlloser 
Möbelkombinationen  der  drei  Hauptklassen  ist  das  18.  Jahrhundert  und  der  Anfang 
des  19-  Jahrhunderts.  Das  Land,  wo  diese  Möbelkombinationen  vorzüglich  ent- 
standen sind,  ist  Frankreich  und  in  zweiter  Linie  England.  Deutschland  hat  sich 
weniger  aus  seinen  einfachen  und  soliden  Bahnen  vertreiben  lassen. 

Als  Möbel,  die  für  diesen  Schlußteil  noch  besonders  in  Betracht  kommen 
können,  haben  zunächst  zu  gelten  die  beweglichen  Pulte,  die  Spiegelrahmen. 
Holzgehäuse  von  Standuhren  und  in  gewissem  Sinne  seit  dem  17.  Jahrhundert  die 
Klaviere. 

Das  Pult  für  den  profanen  Gebrauch  war  seit  dem  Mittelalter  als  Schreib-  und 
Lesepult  vielfach  in  Gebrauch.  Mittelalterliche  Schreib-  und  Lesepulte,  die  als 
beweglicher  Aufsatz  auf  die  Tische  verwendet  wurden,  haben  sich  fast  nur  in  fester 
Verbindung  mit  dem  Tisch  oder  als  in  den  Dienst  der  Kirche  übergegangen  erhalten. 
Aus  den  gleichzeitigen  Schriftquellen  (Illustrationen)  können  wir  aus  dem  Mittel- 
alter und  bis  ins  17.  Jahrhundert  die  fast  regelmäßige  Verwendung  des  Schreib- 
pultes zu  Schrift-  und  Studienzwecken  leicht  nachweisen.  Aus  kirchlichem  Ge- 
brauch, zum  Zweck  der  Auflage  der  liturgischen  Bücher,  besitzt  das  Germanische 
Museum  mehrere  Pulte,  sowohl  selbständige  Lesepulte  mit  eigenem  Fuß  (bei  einem 


78 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


die  beliebte  Anordnung  der  Pultplatte  als  Adler),  als  Aufsatzpulte.  Hierher  gehört 
ein  sogenanntes  Meßbuchpult  des  15-— 16.  Jahrhunderts  mit  ausgestochenem  Orna- 
ment (Rankenwerk)  aus  dem  Ende  des  15-  oder  dem  Beginn  des  16.  Jahrhun- 
derts. Die  Grundform  des  Pultes  ist  immer  dieselbe,  diejenige  eines  rechteckigen 
Kastens,  dessen  Oberseite  zum  Teil  abgeschrägt  ist.  Größe  und  Dekoration  sind 
natürlich  dem  Wechsel  der  Stilarten,    wie  jedes  andere  Gerät,    unterworfen. 

Dem  17.  Jahrhundert  gehört  ein  Pult  an  aus  weichem  Holz,  also  sicher  süd- 
deutsch, dessen  ganze  Oberfläche  abgeschrägt  ist.  Die  Dekoration  des  Kastens  mit 
Ausnahme  der  begrenzenden  Stabprofilierungen  beschränkt  sich  auf  einfache  Fül- 
lungen an  den  Seiten  und  kleine  Bogenstellungen  zwischen  Schuppenpilastern  an  der 
niedrigen   Vorderwand  (H.  29,  Br.  55,5  T.  40  cm). 

Ebenfalls  dem  17.  Jahrhundert  gehört  ein  kleines  Aufsatzpult  in  schwarz  po- 
liertem Holz  an,  mit  flachgeneigtem  Deckel  (Abb.  38).  Die  Form  bietet  nichts  be- 
merkenswertes, wohl  aber  die  Dekoration,  und  zwar  deshalb,  weil  das  Stück  zur 
Zeit  das  einzige  Exemplar  der  im  17.  Jahrhundert  so  beliebten  Dekorationsweise 
schwarzer  polierter  Möbel  mit  gravierten  Beineinlagen  ist.  Den  Deckel  und  die 
Seiten  schmücken  in  symmetrischer  Anordnung  eine  Reihe  kleiner  ornamentaler  und 
figürlicher  Medaillons  mit  den  üblichen  aus  der  gleichzeitigen  graphischen  Kunst 
entnommenen  Darstellungen  (H.  11,  Br.  45,  T.  33,5  cm). 


Abb.  38.     Pult,  süddeutsch,  mit  gravierten  Beineinlagen;   17.  Jahrh. 


Hölzerne  Spiegelrahmen  von  Wichtigkeit  besitzt  das  Germanische  Museum  ver- 
hältnismäßig nur  wenige.  Der  kostbarste  ist  einer  der  sehr  seltenen  gotischen  Spiegel- 
rahmen, die  uns  erhalten  sind.  Er  ist  als  Leihgabe  der  Freiherrl.  von  Behaim'- 
schen  Familie  vor  wenigen  Jahren  ins  Museum  gekommen,  nachdem  er  zuerst 
auf  der  Bayerischen  Landesausstellung  Nürnberg  1906  in  der  Nürnberger  histo- 
rischen Abteilung  aufgetaucht  war  (H.  53,  Br.  32,5,  T.  13  cm). 

Die  Spiegel  als  Möbeibis  zum  Ausgang  des  Mittelalters  spielen  eine  verhält- 
nismäßig sehr  geringe  Rolle.  Erst  mit  der  dann  auftretenden  Möglichkeit,  größere 
gewölbte  oder  flache  Glasstücke  entsprechend  zu  fertigen,  gewinnt  der  Spiegel  im 
Mobiliar  größere  Bedeutung.  Als  Gegenstand  künstlerischen  Mobiliars  wird  der 
Rahmen,    der  hier  allein  in  Betracht  kommt,    erst  im  \7.  Jahrundert  behandelt. 


VON   HANS  STEGMANN. 


79 


Im  ,i,^anzen  und  s;ro(kn  hat  der  Spie,i;elrahnien  sich  immer  in  paralleler  Hnlwicklimg 
zum  Bilderrahmen  befunden. 

Wie  die  Abb.  39  zeigt,  handelt  es  sich  um  einen  Convexspiegel.  Der 
eigentliche  Spiegel  eine  abgeflachte  Halbkugel  ist  auf  ein  hochstehendes  Ruhbock 
aufgebracht,  dessen  Holztafel  in  einem  gotisch  profiliertem  Rahmen  steckt. 
Unten  in  den  Ecken  sind  auf  dem  dunklen  Grunde  die  Pergamentwappen  der 
Behaim  und  Volckamer  aufgeklebt.  Das  seitliche  und  obere  Rahmenwerk  erfährt 
eine  Bereicherung  durch  einen  schräg  aufsteigenden  Baldachin  mit  geschnitztem 
.Maß-  und  Rankenwerk.  Der  Rahmen,  der  0,53  li-  ^"i^^  '^^'^^  cm  lireit  ist,  dürfte 
um  das  Jahr  1500  entstanden  sein. 


Abb.  39.    Gotischer  Spiegel,  Nürnberg;  um  1500. 


Die  runden  und  viereckigen,  dunkel  und  hell  belegten,  flachen  und  kon- 
vexen zahlreichen  Spiegel  des  17.  Jahrhunderts  haben  durchgängig  ziemlich  ein- 
fache schwarze  Profilrahmen.  ¥An  wirklich  kunstgewerblich  bedeutendes  Stück 
besitzt  das  Museum  bloß  in  einem  kleinen  Goldrahmenspiegel  aus  dem  18.  Jahrhundert 
(Abb.  40,  H.  S7,  Br.  58  cm),  vermutlich  italienischer  Arbeit.  Dem  eigentliclien 
Rahmen  ist  im  oberen  Teil  und  an  der  Unterseite  vortrefflich  durchbrocliene 
Schnitzerei  in  einem,  klassizistisch  angehauchten  Stil  hinzugefügt. 

Als  Probe  von  Nürnberger  Rokokomcibeln,  die  an  sich  nicht  allzu  häufig  sind, 
mag  dann  noch  ein  hübscher  kleiner  Wandspiegel  auftreten,  der  aus  dem  ehemals 


80 


DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Merkel'schen  Gartenhaus  an  der  Sulzbacher  Straße  in  Nürnberg  in  das  Museum 
gekommen  ist,  zusammen  mit  einer  Anzahl  von  Konsoltischen  und  Spiegeln.  Er 
ist  durchweg  vergoldet  (Abb.  41,  H.  80,  Br.  45  cm). 


Abb.  40.    Geschnitzter  und  vergoldeter  Spiegelrahnien,  Italien;  i8.   Jahrh. 

Weiter  ist  unter  den  Spiegeln  ein  Spiegelrahmen  in  naturfarlienem  Nußbaumholz 
zu  erwähnen,  im  Geschmack  des  Spätbarocks,  rechteckig  mit  verzierter  Profilierung 
und  einer  Fruchtguirlande  als  Hauptfüllglied  des  Rahmens.    Der  Rahmen  ist  ein 


VON  HANS  STECMANN. 


81 


Südtiroler  Orzt'u.miis  und  gciiörl  zur  l:inriLiitun,i;'  des  SiKÜiroLT  ZinuikTS   (Abb.  42, 
H.  94,  Br.  n  cm). 

Als  Konibin:itionsni()bel  darf  schließlich  das  letzte  Stück  dieser  Abteilung",    ein 


Abb.  41.    Spiegelrahmen  mit  Wandleucliter,  Nürnberg;  1.  Hälfte  d.  18.  Jahrh. 


großer  Toilettenspiegel  mit  Tischuntersatz  gelten,  im  Geschmack  der  sogenannten 
Wiener  Möbel  (Abb.  4^).  Der  Tisch  auf  vier  geraden  Säulen  mit  geschweifter 
Unterplatte  und  marmorner  Deckplatte  trägt  in  allen  Teilen  ausgezeichnete  Gold- 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1910.  6 


82 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


bronze Verzierung,  auf  der  Tischplatte  stellen  zwei  den  Füßen  eini,i;ermaßen  ,c:leiche 
Säulen  mit  Ku.irelbekrönung,  zwischen  denen  der  oben  halbrund  abschließende 
Spiegel  oben  aufgehängt  ist  (H.  210,  Br.  1^2.  T.  65,5  cm). 

Im  Anschluß  an  die  Spiegelrahmen  mag  wenigstens  mit  einem  Worte  einer  An- 
zahl anderer  Rahmen  gedacht  werden,  die  allerdings  schon  kaum  mehr  eigent- 
lichen Möbelcharakter  tragen:    der  Rahmen,  die,  vom  17.  Jahrhundert  beginnend, 


Abb.  42.    Geschnitzter  Spiegelrahmen,  Südtirol;  18.  J:ihrh. 


zur  Aufnahme  der  Blattkalender  bestimmt  waren  und  die  Insbesondere  in  der  Schweiz 
und  Süddeutschland  weitere  Verbreitung  gefunden  haben.  Die  meisten  dieser  Rahmen 
hat  die  deutsche  Schweiz  aufzuweisen  und  dorther  besitzt  auch  das  Museum  einige 
Stücke,  die  aber  in  ihrer  Form  und  Ausführung  kein  spezielles  Interesse  bieten.  Das- 
selbe ist  bezüglich  einer  Anzahl  Anschreiberahmen  der  Fall,  wo  die  Umrahmung  der 
Holztafel  —  die  im  Museum  vorhandenen  Stücke  stammen  aus  dem  17.  und  18.  Jahr- 
hundert —  als  bloße  Zutat  zu  gelten  hat. 


VON   HANS  STEGMANN. 


83 


Ein  Möbel  derselben  Periode,  wie  der  oben  besprochene  Toilettenspiegel,  und 
in  demselben  Räume  aufgestellt  ist  ein  vermutlich  ebenfalls  in  Wien  entstandener 
Blumentisch.     Auf  einem  mehrfach   profiherten  scheibenhu'migen    Untersatz  rulit 


Abb.  43.     Toilettespiegel,  Wien;  Anfang  des  19.  Jalirli. 


auf  einem  Dreifuß,  der  durch  etwas  sonderbare  einbeinige  Geschöpfe  gebildet 
wird,  der  runde  Einsatzteil  des  Blumentisches  mit  kelchförmiger  Profilierung  und 
sparsamem  durchbrochenen  Bronzeornament   (Abb.  44,  H.  92,5,   Dchm.  66,5  cm). 

6* 


84 


DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


Als  wertvoller  Repräsentant  einer  gewissen  Stilrichtung  im  deutschen 
Möbelbau  sei  schließlich  noch  einer  Danziger  Waschpresse  gedacht,  die 
allerdings  nicht  in  das  engere  Gebiet  der  Möbel,  sondern  in  das  der  Geräte 
gehört.  Da  aber  die  Ausführung  eine  besonders  schöne  und  sorgfältige  ist,  so 
mag  sie  immerhin  hier  ihren  Platz  finden  (Abb.  45,  H.  22;^,  Br.  85,  T.  64  cm). 
Der  Aufbau  der  Danziger  Waschpresse  besteht  aus  einem  tischförmigen  Untersatz 
mit  gewundenen  Säulenfüßen  und  gleichartiger,  gekreuzter  Querverbindung,  darauf 


Abb.  44.    Blumentisch  im  Gesclimack  der  Wiener  Möbel;  Auf.  19.  Jahrh. 


ein  zurückspringender  kastenförmiger  Aufbau  mit  Schublade,  aus  dem  heraus  sich 
der  Galgen  der  Spindelpresse,  bestehend  aus  zwei  ebenfalls  gespindelten  Sockel- 
säulen mit  reichen  Kapitalen  und  gebrochenem  Gebälk,  entwickelt.  Durch  den 
Giebel  geht  die  Spindel  mit  der  auf  dem  Kasten  aufruhenden  Preßplatte.  Das 
Stück  ist  poliert  und  fourniert  und  für  die  Möbeldekorationsrichtung,  die  in 
Niederdeutschland  unter  flandrischem  Einfluß  um  die  Wende  des  17.  und  18.  Jahr- 
hunderts blühte,  ein  schönes  und  bezeichnendes  Stück. 


VON  HANS  STEGMANN, 


85 


Auch  die  Standuhren  mit  1  lolzgehäuse  sind  im  wesentlichen  erst  ein  Produkt 
des  18.  Jahrhunderts. 

Von    Standuhren    besitzt  das  Museum    bloß    ein    besseres   Stück,   das    in 

Aufbau  und  Dekoration  gleich  vornehm  wirkt.     Diese  Uhr  (Abb.  46,  H.   242,5, 


Abb.  45-     Danziger  Wäschepresse;  2.  Hälfte  d.  17.  Jahrli. 


Br.  47,  T.  27Ö  cm)  hat  vollständig  geschlossenen  Kasten  (vorne  mit  einer  ovalen 
Öffnung  zur  Beobachtung  des  Pendelganges)  und  baut  sich  pilasterförmig  mit 
Sockel,  Mittelteil  und  abschließendem  Unterbehälter  auf;  sie  ist  in  bunten  Hölzern  in 
vorzüglicher  Zeichnung   durchweg  marketiert.     Das  Wappen  der  Imhoff  auf  der 


DIE  HOLZMÖBEL  DES  GERMANISCHEN  MUSEUMS. 


vorderen  Füllung  kennzeichnet  die  Uhr  als  Nürnberger  Erzeugnis  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts. 

Als  zweites  Stück  wäre  höchstens  noch  eine  im  Aufbau  sehr  einfache  große  Stand- 
uhr an  dieser  Stelle  zu  erwähnen,  deren  eigentlicher  Uhrkasten  in  braunem  Nuß- 
baumholz mit  Vergoldung  verziert,  in  klassizistischen   Formen  aufgebaut  ist. 


Abb.  46.    Standuhr,  Nürnberg;  18.  Jahrb. 


Auf  die  Entwicklung  der  Tasteninstrumente  als  Möbel  kann  an  dieser  Stelle 
selbstverständlich  nicht  eingegangen  werden.  Als  selbständiges  und  insbesondere 
als  in  seiner  äußeren  Form  künstlerisch  behandeltes  Möbel  kommt  das  Klavier,  von 
Italien  ausgehend,  seit  dem  Ende  des  l6.  Jahrhunderts  in  Frage.  Die  Entwicklung 
als  selbständiges  Möbel  beginnt  aber  im  wesentlichen  erst  im  17.  und  18.  Jahrhundert, 
von  dem  Zeitpunkt  an,  wo  die  Clavichorde  nicht  mehr  als  transportable,  auf  jedem 


VON   HANS  STEGMANN. 


87 


Tisch  aufstellbare  Kästen  ,i;ebaut  wurden.  Die  Gestaltunji,^  der  Klaviere  ist  nicht  wie 
bei  anderen  Möbeln  von  künstlerischen  oder  kulturellen  Rücksichten  ,t,^eleitet,  son- 
dern zunäclist  durch   den   bestinmiten   lechnisclien  Zweck.    Von  der  künstlerischen 


.Abb.  47.    Sogenanntes  Giraffenklavier,  Wiener  Fabrikat;  Auf.  d.  19.  Jalirli. 


Dekoration  hat  deswegen  die  für  die  gegenwärtige  .Abliandiung  nicin  in  Betracht 
kommende  Bemalung  die  Hauptrolle  gespielt. 


88  DIE   HOLZMÖBEL  DES  GERAUNISCHEN  MUSEUMS.        VON   HANS  STEGMANN. 

Ich  brauche  dabei  bloß  auf  das  Prachtstück  des  Museums,  das  in  den  Nieder- 
landen gebaute  Klavier  des  Martinus  van  der  Biest  zu  verweisen.  Wirklichen  Möbel- 
charakter gewinnen  die  Klaviere  erst  im  19-  Jahrhundert  in  dem  Moment,  wo  sie  als 
Möbel,    als  Teile  einer  einheitlichen  Zimmerausstattung  auftreten. 

Von  der  Reihe  hier  einschlägiger  Klaviere,  flach-  und  hochgestellter  Flügel 
(sogenannte  Giraffenklaviere)  und  Tafelklaviere,  die  das  Germanische  Museum  aus 
der  Zeit  von  1800—1850  besitzt,  vermag  nur  eines  als  Kunstmöbel  besonderes  Inter- 
esse zu  erwecken  (Abb.  47,  H.  21 3,  Br.  118,  T.  59)-  Es  gehört  zu  derjenigen 
Gruppe  von  Möbeln,  die  wegen  des  hauptsächlichsten  Herstellungsortes  kurz  als 
Wiener  Möbel  bezeichnet  werden  und  die  in  der  Regel  in  braun  poliertem 
Mahagoni,  in  nüchternen  Empireformen  aufgebaut,  ihren  Hauptreiz  durch  die 
reiche  Verzierung  mit  gegossenem  oder  gepreßtem  vergoldeten  Bronzeornament 
erhalten  haben.  Das  fragliche  Klavier  ist  ein  hochgestellter  Flügel,  also  ein 
sogenanntes  Giraffenklavier  und  Wiener  Fabrikat.  Die  nüchternen  Formen  des 
Aufbaues  verdienen  höchstens  wegen  ihrer  guten  Verhältnisse  Erwähnung.  Form 
und  Art  der  Verteilung  des,  wie  bei  allen  besseren  Stücken,  sehr  geschmackvollen 
Bronzebeschläges  bedingen  die  Wirkung. 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Von  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

.       (Mit  6  Tafeln). 
Die   Zeit   des   objektiven    Bildnisses. 

Frankreich,  Burgund  und  die  Niederlande. 

Die  Betraclitungen  des  vorigen  .Abschnittes  sind  über  den  nnniitlelbiiren  Kreis  der 
Aufgabe  hinausgegangen;  sie  waren  alter  notwendig,  um  zu  zeigen,  wie  im  Laufe 
des  späten  12.  und  des  13.  Jahrhunderts  die  Fähigkeit  individuahsierender  Gestaltung 
gewonnen  wurde.  Erst  wenn  diese  Grundlage  gegeben  ist,  kann  von  einem  künst- 
lerischen Bildnis  die  Rede  sein.  Es  kommt  nicht  zustande  durch  die  Summierung 
beliebig  vieler  Ähnlichkeitsmerkmale,  sondern  durch  die  formende  Kraft,  welche 
die  Merkmale  organisch  zusammenfaßt  zu  einer  Erscheinung,  die  uns  eine  Persön- 
lichkeit als  ein  einheitlich  geschlossenes,  nur  einmal  lebendes  Wesen  überzeugend 
vor  Augen  führt.  Dazu  ist  gar  nicht  notwendig,  daß  die  äußere  Form  ängstHch  fest- 
gehalten wird.  Schiller  lebt  im  Gedächtnis  des  deutschen  Volkes  in  der  Gestalt  fort, 
die  ihm  Dannecker  gegeben  hat,  nicht  weil  er  so  ausgesehen  liat,  darum  kümmern 
wir  uns  wenig,  sondern  weil  Dannecker  ein  einheitliches,  die  äußere  Erscheinung 
und  das  innere  Wesen  des  Dichters  offenbarendes  Kunstwerk  geschaffen  hat.  Die 
äußere  Form  war  ihm  nur  das  Motiv  für  sein  Werk. 

Nachdem  im  \].  Jahrhundert  die  Fähigkeit  individuell  zu  gestalten  und  l^e- 
stimmte  Personen  nach  ihrer  äußeren  Erscheinung  im  großen  und  einfaclien  Stil  der 
Zeit  zu  charakterisieren  gewonnen  war,  mußte  eine  Zeit  kommen,  welche  die  .■'\lin- 
lichkeitsmöglichkeiten,  die  in  den  verschiedenen  Künsten  verschieden  sind,  im 
Bildnis  zu  erschöpfen  suchte.  Bis  das  Ziel  erreicht  ist,  ist  das  ProlMem  der  Ähnlich- 
keit ein  künstlerisches.  Seine  Läsung  hat  fast  ein  Jahrhundert  angestrengter  künst- 
lerischer Tätigkeit  erfordert;  nachdem  es  gelöst  war,  konnte  sich  die  Bildniskunst 
anderen  Aufgaben  zuwenden. 

Es  läßt  sich  denken,  daß  der  monumentale  Figurenstil  des  13.  Jahrhunderts, 
ohne  an  seiner  Größe  Einbuße  zu  erleiden,  die  Reste  von  Archaismus  hätte  über- 
winden und  zu  voller  Freiheit  in  der  Beherrschung  des  Organismus  hätte  gelangen 
ki'nmen.  Allein  dieses  Ziel  war  doch  weiter  entfernt,  als  es  den  Anschein  hat,  und 
die  Entwicklung  ist  andere  Wege  gegangen.  Indem  die  Kunst  des  13.  Jahrhunderts 
den  strengen  Bann  der  architektonischen  Stilisierung  lockerte,  war  sie  zu  Formen 
gelangt,  welche  als  vollkommen  erscheinen  mochten  und  verlocken  mußten,  in 
der  Tradition  weiter  zu  arbeiten.  Aber  die  Naturbeobachtung  war  doch  schon  so 
selbständig  geworden,   daß  sie  sich  nicht  mehr  beiseite  scliieben  ließ.    So  schwankt 


90  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


die  Kunst  der  foli^enden  Zeit  zwischen  zwei  Richtun.i^en.  [Jie  eine  fiilirl  zum  Manie- 
rismus, die  andere  zu  einem  vertieften  Realismus.  Beide,  in  ilirem  Wesen  ,i;,Tund- 
verschieden,  laufen  nicht  immer  auseinander,  sondern  durchkreuzen  sich  mehrfach. 
Man  konnte  und  wollte  sich  nicht  von  dem  monumentalen  Stil  abwenden,  aber  man 
stei,i,^erte  einzelne  Momente  des  Stils  ins  Barocke.  Und  die  Naturbeobachtung  verlor 
sich  in  Einzelheiten,  statt  auf  vertiefte  Erfassung  des  Körperbaues  im  Ganzen  aus- 
zugehen. So  konnte  die  verschobene,  schlecht  ponderierte  Haltung  gefallen,  die  den 
Körper  nach  der  Seite  ausbiegt,  den  Oberleib  zurückzieht  und  den  Bauch  vorschiebt. 
Sie  findet  in  der  Plastik  eine  Erklärung  im  Blockzwang,  der  Komposition  in  einen 
gegebenen  stereometrischen  Körper.  Aber  diese  Erklärung  ist  unvollkommen.  Die 
Stellung  ist  auch  in  der  Malerei  beliebt,  hier  aber  konnte  sie  nur  aufgenommen  werden, 
wenn  sie  für  schön  galt.  Sie  ist  nichts  anderes  als  ein  mißverstandener  Kontrapost. 
Daneben  gewinnt  die  schwere  oder  knitterige  Drapierung,  unter  der  der  Körper  ver- 
schwindet, eine  selbständige  Bedeutung,  wie  niemals  sonst,  und  das  nicht  vorüber- 
gehend, sondern  durch  zwei  volle  Jahrhunderte,  ja  die  Bewegung  der  Gewänder 
erfährt  gerade  gegen  das  Ende  der  Epoche  eine  barocke  Steigerung. 

Auf  der  anderen  Seite  aber  tritt  im  14.  Jahrhundert  eine  gewaltige  Steigerung 
und  Vertiefung  des  Wirklichkeitssinnes  und  damit  des  Strebens  nach  umfassender 
objektiver  Darstellung  der  sichtbaren  Welt  ein.  Sie  macht  sich  vor  allem  in  der 
Malerei  geltend.  Der  überraschende  Aufschwung  dieser  Kunst  erweckt  den  Anschein, 
als  ob  der  Realismus  im  14.  Jahrhundert  unvermittelt  als  eine  völlig  neue  Art  der 
künstlerischen  Naturauffassung  eingetreten  wäre,  in  Wahrheit  ist  er  ebensowenig 
unvorbereitet  aufgetreten,  wie  andere  große  geschichtliche  Erscheinungen.  Wollte 
man  ihn  bis  in  seine  ersten  Regungen  verfolgen,  so  müßte  man  auf  die  Anfänge  selb- 
ständiger Kunst  bei  den  nordischen  Völkern  zurückgehen.  Man  wird  aber  selbst- 
verständlich, solange  das  Können  gering,  die  Formgebung  an  ältere  Vorbilder  ge- 
bunden ist  und  die  Beobachtung  sich  auf  einzelne  Bew^egungsmotive  beschränkt,  wie 
bei  den  Domtüren  von  Hildesheim  oder  den  Kapitellen  aus  der  Daurade  in  Toulouse, 
nicht  von  Realismus  sprechen,  man  darf  seine  Anfänge  auch  nicht  in  der  statuarischen 
Plastik  des  1}.  Jahrhunderts  suchen,  die  wie  die  des  Altertums  ihre  eigenen  strengen 
Formgesetze  hat  und  durch  die  enge  Verbindung  mit  der  Architektur  noch  mehr 
gebunden  ist;  sie  liegen  in  der  Malerei  und  im  Relief,  das  mit  ihr  die  Gesetze  für 
die  formale  Darstellung  des  Menschen  gemein  hat.  Die  Keime  des  Realismus  zeigen 
sich  an  Darstellungen,  in  welchen  das  Profane  in  die  Kunst  eindringt,  an  den  so- 
genannten Monatsbildern,  an  allegorischen  Gestalten  und  ähnlichem.  Solche  Dar- 
stellungen finden  sich  allenthalben,  die  besten  an  französischen  Kathedralen.  Köst- 
lich frisch  und  unmittelbar  sind  die  kleinen  Reliefgestalten  am  Gewände  des  linken 
Westportals  von  Notre  Dame  in  Paris.  Bei  dem  Mann,  der  seine  Sense  wetzt,  rechts 
oben  unter  dem  Türsturz,  sind  Haltung  und  Blick  ganz  auf  den  Punkt  eingestellt, 
in  dem  der  Wetzstein  die  Sense  berührt,  fest  und  sicher  schreitet  der  Sämann  dahin, 
der  an  dem  gleichen  Gewände  um  drei  Felder  tiefer  steht;  auch  der  nackte  Mann,  der 
an  einem  Baum  steht,  ist  in  Form  und  Bewegung  gleich  vortrefflich.  Eine  unend- 
liche Fülle  reizender  Figuren,  zum  Teil  dem  Blick  ganz  entrückt,  birgt  die  Kathe- 
drale von  Reims.  Ich  erwähne  hier  nur  von  den  Jahreszeiten  am  südlichen  Portal 
der  Fassade  die  beiden  Männer  Herbst  und  Winter,   denen  der  Schlaf  die  Spannung 


VON  GUSTAV  VON   BEZOLD. 


91 


der  Muskeln  ,i;el<)st  hat.  Hier  sind  Aufgaben  aus  der  Dynamik  des  mensLiilichen 
Körpers  in  einer  Vollkoniuienheit  irelöst,  wie  es  erst  die  Hochrenaissance  wieder  ver- 
mocht hat.  Aber  reahstiscii  sind  diese  Darstellungen  ebensowenit,%  wie  die  t^roßen 
Statuen  der  Kirchenportale,  deren  starre  Gebundenheit  im  H.  Jahrhundert  doch 
auch  durch  die  eindringendere  Naturbeobachtun,^  gelöst  wird.  Was  die  statuarische 
Plastik  dieser  Epoche  an  Naturbeobachtun^'  enthält,  ist  im  vorigen  Abschnitt  berührt 
worden.  Eine  Betrachtun,^,^  der  Malerei  würde  zu  dem  gleichen  Ergebnis  führen. 
Die  Kunst  des  1^.  Jahrhunderts  ist  so  gesättigt  von  naturalistischen  Elementen, 
daß  der  Übergang  zum  Realismus,  zu  einer  unmittelbaren  Übertragung  der  Be- 
obachtung in  der  Darstellung,  eintreten  mußte  und  daß  er  sich  nicht  als  Gegensatz 
zu  der  bisherigen   Entwicklung  einstellt,    sondern  als  deren  notwendige  Folge. 

Und  nun  weitet  sich  der  Blick  mit  dem  reicheren  Krmnen.  der  Raum  und  w^as 
ihn  füllt  wird  zum  Objekt  der  Kunst.  In  diesem  historivhen  Moment  erblüht  in 
Italien  eine  neue,    eigene  Kunst. 


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Der  Herbst  (Reims). 


Noch  durch  das  ganze  14.  Jahrhundert  behauptet  l'rankreich  seinen  alten 
Vorrang  in  den  bildenden  Künsten.  Die  Könige  und  Herzoge  aus  dem  Hause 
Valois  sind  mächtige  Schutzherren  der  Kunst;  die  Künstler,  die  ihrem  Ruhme  dienen, 
nehmen  an  ihm  Teil,  sie  werden  an  die  Höfe  gezogen  und  gewinnen  angesehene  Stel- 
lungen. Zunächst  bleibt  Paris  der  lebendige  Mittelpunkt,  später  ziehen  die  Her- 
zoge von  Burgund  und  Berry  die  besten  Kräfte  an  sich.  Die  Hauptmeister  stammen 
aus  dem  nordöstlichen  Frankreich,  aus  Flandern  und  Holland.  Die  Frage,  ob  nieder- 
ländischer Kunstgeist  die  Entwicklung  der  französischen  Kunst  im  14.  Jahrhundert 
bestimmt  und  das  Aufkommen  des  Realismus  gefördert  hat,  liegt  nahe.  Sie  ist  in 
verschiedenem  Sinne  beantwortet  worden,  ich  möchte  sie  nicht  im  voraus  verneinen, 
denn  schon  vom  14.  Jahrhundert  an  ersteht   in  den  Niederlanden  die  unglaubliche 


92  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Fülle  künstlerischer  Kräfte,  welche  die  niederländische  Kunst  bis  nach  Südspanien, 
bis  an  den  Belt  und  an  die  Weichsel  getragen  haben,  welche  in  Burgund,  wie  in  Bayern 
tätig  waren  und  zweimal  im  eigenen  Lande  die  Malerei  zur  höchsten  Vollendung 
gebracht  haben.  Ich  glaube  auch  in  der  französischen  Kunst  ethnische  Züge  wahr- 
zunehmen, welche  auf  die  Niederlande  weisen,  die  Frage  kann  aber  doch  nur  durch 
eine  sehr  umfassende  und  tiefgreifende  Untersuchung  gelöst  werden.  Sie  ist  über- 
dies nicht  ganz  richtig  gestellt,  denn  neben  der  Abstammung  der  Künstler  ist  für 
die  Kunstentwicklung  auch  der  Ort  maß,s:ebend,  an  dem  sie  arbeiten.  Wir  sprechen 
von  römischer  Renaissance,  und  mit  Recht,  obgleich  die  größten  Meister  keine 
Römer  waren,  denn  sie  sind  eben  die  größten  geworden,  weil  sie  in  Rom  gearbeitet 
haben,  weil  hier  die  stärksten  Kräfte  zusammengetroffen  sind  und  weil  ihnen  hier 
die  größten  Aufgaben  gestellt  wurden.  So  müssen  wir  auch  die  Kunst,  die  uns  hier 
beschäftigt,  bis  auf  Jan  van  Eyck  französisch  nennen,  denn  Frankreich  hat  ihr  die 
klimatischen  Bedingungen  zu  Wachstum  und  Gedeihen  geboten  und  in  Frankreich 
ist  sie  erblüht. 

Die  Kunst  des  14.  Jahrhunderts,  welche  von  einer  festen,  hohen  Tradition 
und  dem  Suchen  nach  neuen  Zielen  beherrscht  ist,  birgt  so  manchen  inneren  Wider- 
spruch. Einer  der  auffallendsten  ist  der,  daß  die  Plastik  trotz  gesteigerter  Natur- 
beobachtung einheitlichere  Kopftypen  annimmt  und  festhält,  als  die  klassische 
Kunst  je  gehabt  hat. 

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Apostel  (Musee  Cluny). 

Im  späten  \}.  und  im  beginnenden  14.  Jahrhundert  wird  in  den  besten  Werken 
der  Pariser  Schule  der  zuerst  von  dem  Josephsmeister  aufgestellte  Typus  (1909  S.  i6) 
weitergebildet,  wobei  ein  Fortschritt  in  der  Richtung  genauerer  Auffassung  des 
Organismus,  namentlich  des  Kopfes  nicht  zu  verkennen  ist.  Die  Apostel  auf  dem  Tür- 
sturz des  Südportals  von  Amiens,  die  der  Sainte  Chapelle  in  Paris,  ein  heiliger  Jakobus 
in  Beauvais  und  ein  Apostel  (Kopf)  im  Musee  Cluny  sind  schöne  müde  Menschen, 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  93 


h()chst  zivilisierte  Bewoliner  einer  Weltstadt,  sie  luiben  Kunsterziehun,!!:  ,t;:enossen, 
die  feinsten  ästhetischen  und  sinnlichen  Genüsse  sind  ihnen  Lebensbedürfnis.  Nerv()se 
Abspannun^s;",  die  Ft)l,i;e  passiven  GenuBlebens,  spricht  aus  den  verschleierten  Au,i;en. 
Die  scharfe  Beobachtunt;"  des  Ori^^anischen  im  (jesicht  steht  in  Get^ensatz  zu  der  Be- 
handlun.ii'  der  Haare,  deren  gezierte  Aufniachun.c:  ja  sehr  wohl  mit  dem  Charakter 
der  Männer  übereinstimmt,  die  aber  in  der  Ausführung  manieriert  ist  und  stark 
an  das  Ornamentale  streift.  Trotz  dieser  manieristischen  Züge  sind  die  Kiipfe  in  ihrem 
organischen  Bau,  dem  Knochengerüste  und  der  zarten  Muskulatur  aus  sehr  genauer 
Beobachtung  mit  sicherem  KTinnen  gestaltet.  Der  Typus  muL!  dem  (}eschmack  der 
Zeit  sehr  entsprochen  haben,  er  verbreitet  sich  rasch,  aber  er  erstarrt  und  wird 
auf  eine  feststehende  Formel  gebracht:  Breite  Stirn,  tiefliegende  beschattete  Augen, 
kräftige  Backenknochen,  schmale  Wangen.  Haare  und  Bart  verlaufen  in  regel- 
mäßigen Wellenlinien.  I:benso  gleichtVirmig  ist  der  Typus  der  Frauenbipfe,  vor 
allem  der  zahllosen  Madonnen :  ein  gerundetes  Gesicht  mit  kleinem  Mund  und  knospen- 
artig vorspringendem  Kinn.  Das  Festhalten  am  Typus  schließt  nicht  aus,  daß  die 
Formen  im  einzelnen  auf  Grund  guter  Beobachtung  allmählich  freier  gestaltet  werden, 
auch  schließt  die  Typik  einen  starken  geistigen  Ausdruck  keineswegs  aus.  So  sind 
die  sehr  gleichmäßigen  Kcjpfe  der  Apostel  auf  den  letzten  Reliefs  der  Chorschranken 
von  Notre  Dame  in  Paris  (um  13  50)  voll  tiefster  Beseelung.  Aber  zum  Gemeingut 
wird  diese  Freiheit  lange  nicht.  In  der  statuarischen  Plastik  überwiegt  der  Manie- 
rismus, und  der  künstlerische  Wert  der  Figuren  liegt  oft  nur  in  der  starken  plastischen 
Wirkung  der  Gewänder.  Sell\st  in  der  Porträtplastik,  deren  wichtigste  Gattung 
das  Grabmal  ist,  wird  das  Typische  nur  langsam  zurückgedrängt  und  spät  über- 
wunden. Für  den  Stand  der  Bildniskunst  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts 
ist  das  Grabmal  die  einzige  ergiebige  Quelle,  gemalte  Bildnisse  haben  wir  erst  von 
Johann  dem  Guten  (l^SO— 1364).  Das  Hochgrab  mit  der  Figur  des  Verstorbenen 
kommt  allgemein  in  Aufnahme.  Die  unbestimmte,  zwischen  Liegen  und  Stehen 
schwankende  Stellung  wird  beibehalten,  doch  wiegt  in  der  Haltung,  wie  im  Falten- 
wurf der  Eindruck  des  Stehens  vor.  Da  ist  es  auffallend,  daß  der  KontraposL  an 
französischen  Grabmälern  kaum  vorkommt.  Der  monumentale  Stil  der  Hochgotik 
wird  lange  festgehalten  und  damit  ist  ein  durchgreifender  Realismus  ausgeschlossen. 
Es  wird  sich  kaum  entscheiden  lassen,  wie  weit  ganze  Figuren  als  porträtmäßig 
betrachtet  werden  dürfen;  Figuren,  an  welchen  wir  individuelle  Proportionen  wahr- 
zunehmen glauben,  werden  kaum  mehr  als  ungefähre  Andeutungen  enthalten. 
Selbst  in  den  K()pfen  setzt  sich  die  realistische  Darstellung  langsam  durch;  auch 
im  Bildnis  herrscht  der  Typus  und  in  ihn  werden  individuelle  Züge  in  grr»ßerer  oder 
geringerer  Fülle  hineingetragen.  Man  muß  sich  hüten,  individuelle  Charakteristik 
und  Realismus  gleichzusetzen,  nur  in  den  höchsten  Leistungen  der  Bildniskunst 
sind  beide   vereint. 

Das  13.  Jahrhundert  konnte  charakterisieren,  für  die  Bildniskunst  war  die 
nächste  Aufgabe  die  genaue  Wiedergabe  der  äußeren  Formen.  Ihre  Lösung  wird  durch 
die  Macht  der  stilistischen  Tradition  erschwert.  Das  Bild  Philipps  des  Kühnen  in 
Saint  Denis  bleibt  lange  unübertroffen,  aber  nach  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts 
tritt  doch  ein  Fortschritt  ein,  die  organische  Spannung  der  Muskeln,  die  leichten 
Schwellungen  und  Senkungen  der  Oberfläche  werden  erfaßt.    Immer  noch  bleibt  aber 


Q4  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES  BILDNISSES. 

etwas  unausge.^lidienes  in  den  Köpfen,  die  zarte  Muskulatur  der  Augen  bietet  un- 
überwindliche Schwierigkeiten,  sie  bleiben  scheniatisch  und  leblos,  ja  sie  machen 
oft  den  Eindruck  des  Schielens.  Erst  gegen  den  Schluß  des  Jahrhunderts  werden 
plastische  Bildnisse  geschaffen,  welche  eine  freie  objektive  Darstellung  mit  starker 
individueller  Charakteristik  einheitlich   verbinden. 

Doch  solche  Meisterwerke  bleiben  vereinzelt;  die  große  Menge  der  Grabmäler 
gelangt  durch  das  ganze  15-  Jahrhundert  nicht  über  die  Stufe  hinaus,  die  schon  bald 
nach  1300  erreicht  war.  Es  bestanden  eigene  Werkstätten  für  die  Anfertigung  von 
Grabmälern.  die  Meister  wurden  als  Imagiers  oder  Tombiers  (Grabsetzer) 
bezeichnet.  Der  Betrieb  muß  handwerksmäßig  gewesen  sein;  das  Motiv  gestattete 
keine  große  Abwechslung  und  so  wurden  die  gleichen  Modelle  mit  geringen  Ver- 
änderungen oft  wiederholt.  Neben  den  Meistern  arbeiteten  Gesellen  und  die  Sorg- 
falt der  Ausführung  war  nach  dem  Stande  der  Besteller  und  der  Höhe  des  Preises 

sehr  verschieden. 

*  * 

* 

Frankreich  hat  vor  allen  Ländern  das  große  Pantheon  seiner  Könige,  die  Abtei 
Saint  Denis  voraus.  Die  Kirche  war  von  ihrer  Gründung  an  die  Grabstätte  der  fran- 
zösischen Könige.  Der  heilige  Ludwig  hat  um  1263  die  Denkmäler  seiner  Vorgänger 
erneuert,  und  die  Kirche  ist  bis  zur  Revolution  die  Ruhmeshalle  des  französischen 
Königtums  geblieben.  Auch  sie  ist  von  dem  blinden  Wüten  der  Nation  gegen  die 
Denkmäler  ihres  eigenen  Ruhmes  betroffen  worden.  Viollet  le  Duc  hat  die  Grab- 
mäler, so  weit  sie  nicht  zerstört  waren,  wieder  in  Stand  gesetzt  und  für  zerstörte 
Ersatz  geschaffen,  indem  er  Grabmäler  aus  anderen  Kirchen  nach  Saint  Denis  über- 
führte. So  ist  die  Kirche  heute  wieder  das  großartigste  Museum  der  Porträtplastik. 
Die  Werke  der  besten  Meister  des  Mittelalters  und  der  Renaissance  sind  hier  ver- 
einigt. 

Die  Figuren  der  Carolinger  und  der  frühen  Capetinger  aus  der  Zeit  Ludwig 
des  Heiligen  unterscheiden  sich  stilistisch  nicht  von  den  gleichzeitigen  Portalfiguren. 
Die  bedeutendste,  Constanze  von  Arles,  gleicht  in  ihrer  großartigen  Auf- 
fassung der  Himmelskönigin,  ein  reines  Idealbild  von  hoher  Schönheit.  Die  Figur 
ist  vollkommen  stehend  gedacht,  korrekt  in  den  Verhältnissen  und  reizend  in  ihrer 
leichten  Bewegung.  Verwandt  in  der  Größe  des  Stils  ist  das  schöne  Denkmal  der 
heiligen  0  z  a  n  n  e  in  der  Kirche  zu  Jouarre.  Wenig  später  sind  die  Denkmäler 
Philipps,  des  Bruders,  und  Ludwigs,  des  Sohnes  des  heiligen  Ludwig,  welche 
aus  Royaumont  nach  Saint  Denis  gebracht  worden  sind.  Auch  sie  sind  Ideal- 
gestalten in  dem  großen  Stil  der  Zeit.  Was  ihnen  unvergänglichen  Wert  verleiht, 
ist  die  Charakteristik,  die  in  der  gesamten  Haltung  liegt;  Philipp  ist  der  gereifte 
Mann,  der  ruhig  und  sicher  im  Leben  steht,  Ludwig  der  zum  Jüngling  erwach- 
sende Knabe  mit  unschuldsvoller  Miene  und  linkischer  Haltung,  der  das  Leben  noch 
nicht  kennt,    „ein  reiner  Tor". 

Das  schon  im  vorigen  Abschnitt  besprochene  Denkmal  P  h  i  1  i  p  p  s  111.  des 
Kühnen  (t  1285)  eröffnet  die  lange  Reihe  der  ikonischen  Grabmäler.  von  der 
wir  nur  noch  Reste  besitzen.  Ich  muß  hier  nochmals  auf  dasselbe  zurückkommen. 
Vgl.  die  Abbildung  1910  S.  17.  Die  ganze  Figur  ist  sehr  bedeutend,  der  Kopf  aber 
ist  eines  der  Wunderwerke   der  Bildniskunst,    die   sich  beim  ersten  Anblick   unaus- 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  Q5 


ir)sch!ich  einprägen.  Die  Ausführun.i;,'  ist  eneixiscli  und,  olmc  sich  ins  einzelne  zu 
verlieren,  sehr  sorgfältiK-  Es  ist  ein  geschichtliches  Dokument  ersten  Ranges,  das 
uns  über  die  Persönlichkeit  des  Königs  mehr  sagt  als  alle  schriftlichen  Quellen.  Und 
doch  sind  die  individuellen  Formen  dem  Stil  der  Zeit  untergeordnet;  das  ist  nur 
miiglich  in  einem  Stil    der  schon  an  sich  der  Individualisierung   Raum  läßt. 

Die  ausgeprochene  Porträtmäßigkeit,  welche  hier  erreiclit  ist.  wird  nicht  sofort 
Gemeingut.  Hin  vielbeschäftigter  'i'ombier  des  frühen  14.  Jahrhunderts,  Jehan 
P  e  p  i  n  a  u  s  H  u  y  bei  Lüttich,  hat  ideale  Typen  mit  geringem  individuellen  Ein- 
schlag gegeben.  Er  hat  viel  für  die  Gräfin  Mathilde  (Mahaut)  von  Artois,  die  Witwe 
Otto  IV.  von  Burgund  (f  1303)  gearbeitet.  1M0  erhielt  er  den  Auftrag  zur  Aus- 
führung des  Grabmals  Ottos,  das  131 S  in  Charlieu  aufgestellt  wurde.  1312  arbeitete 
er  an  dem  Grabmal  Robert  II.  von  Artois,  des  Vaters  Mathildens,  an  dem  die  Statue 
von  dem  Pariser  Goldschmied  Guilleaume  le  Perrier  in  Silber  ausgeführt  war. 
Auch  Mathildens  eigenes  Grabmal  in  Maubuisson  war  von  Jehan  Pepin.  1315  führte 
er  das  Grabmal  Johanns  von  Artois,  eines  Sohnes  der  Gräfin,  aus,  das  in  Poligny  stand. 
Im  September  13 17  starb  Robert  von  Artois,  ein  anderer  Sohn  der  Gräfin  Mathilde, 
im  Alter  von  17  Jahren,  auch  sein  Denkmal  war  von  Jehan  Pepin  ausgeführt  und 
\{)n  dem  Maler  Peter  von  Brüssel  gemalt.  Es  war  13 20  vollendet  und  wurde  in  der 
Kirche  der  Franziskaner  in  Paris  aufgestellt.  Andere  Denkmäler  fertigte  er  für  Kloster- 
kirchen in  Saint  Omer,    Arras  und  im  Artois. 

Von  alledem  ist  nur  das  Grabmal  des  jungen  Grafen  Robe  r  t  erhalten, 
das  heute  in  Saint  Denis  aufgestellt  ist.  Die  Gestalt  im  ganzen  ist  wie  die  des  jungen 
Ludwig  eine  verklärte  Jünglingsgestalt  von  großem  Reiz,  im  Kopf  sind  kaum  An- 
deutungen einer  Individualität  gegeben.  Das  Gewand  und  die  Bewaffnung  sind  exakt, 
aber  etwas  unfrei  behandelt. 

Um  dieses  einzige  sichere  Werk  des  großen  Meisters  gruppiert  sich  eine  Anzahl 
verwandter  Denkmäler.  Es  bleibe  dahingestellt,  ob  eines  oder  das  andere  von  seiner 
Hand  ist,  gewiß  aber  gehören  sie  dem  Kreise  an,  in  dem  er  die  Führung  hatte.  Der 
Stil  dieser  Denkmäler  ist  in  den  K()pfen  wie  in  der  Behandlung  der  Gewänder  sehr 
gleichartig.  An  den  K()pfen  fällt  die  eckige  Form  auf,  durch  welche  die  Gesichter 
abgeplattet  werden  und  die  Backenknochen  scharf  hervortreten.  Die  einzelnen 
Formen,  Mund.  Kinn,  selbst  die  Augen  sind  gut  gegeben,  hierin  ist  ein  Fortschritt 
über  die  Behandlung  des  \].  Jahrhunderts  nicht  zu  verkennen.  Die  Ausführung 
ist  sorgsam  und  sehr  elegant.  Einige  Figuren  sind  formal  von  hoher  Schönheit,  aber 
die  Tiefe  der  Empfindung  fehlt.  Ein  Kaulbach  des  14.  Jahrhunderts,  mag  er  Pepin 
de  H  uy  oder  anders  geheißen  haben,  hat  den  Ton  angegeben.  Ihm  hat  das  ge- 
fehlt, was  den  großen  Porträtisten  macht,  aber  wir  dürfen  nicht  zweifeln,  daß  er 
uns  die  Gesamterscheinung  seiner  Zeitgenossen  treu  überliefert  hat;  ein  stolzes  und 
schönes  Geschlecht,    das  mit  Glanz  und  Würde  auftrat. 

Dem  Denkmal  Roberts  von  Artois  stehen  am  nächsten:  in  Saint 
Denis  Carl  v  o  n  E  t  a  m  p  e  s  t  1 326,  C  a  r  1  v  o  n  V  a  I  o  i  s  f  13-5,  L.  u  d  w  i  g 
Graf  von  E  v r  e  u  x  f  H 19.  im  Louvre  ein  j  u  n g  e  r  Ritte  r  (Nr.  93),  in 
Saint  Epire  zu  Corbeil  H  a  y  m  o  n  .  G  r  a  f  v  (Ui  C  0  r  b  e  i  1.  Bei  dem  Denkmal 
H  a  y  m  0  n  s  v  0  n  C  0  r  b  e  i  I  möchte  man  am  ersten  an  eine  porträtmäßige  Auf- 
fassung denken,  aber  Haymon  hat  im  9-  Jahrhundert  gelebt;  man  sieht,  wie  wenig 


96 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES  BILDNISSES. 


individuelle  Züge  an  den  Denknüilern  dieses  Kreises  bedeuten.  An  dem  Denkmal 
Ludwigs  von  E  v  r  e  u  x  weisen  Kinn,  Wangen  und  Augenbrauen  zum  min- 
desten auf  gute  allgemeine  Beobachtung.  Es  ist  vortrefflich  ausgeführt.  Ver- 
mutungsweise möchte  ich  diese  sechs  Denkmäler  als  Arbeiten  P  e  p  i  n  s  v  o  n  H  u  y 
ansprechen,  ihm  wäre  dann  noch  das  Margaretas  von  Artois,  t  '3^''. 
in  Saint  Denis  zuzuweisen,   wohl  das  schönste  der  ganzen  Reihe,   die  feine  Schwel- 


Haymoii  von  Corbeil  (Saint  Denis.) 


lung  der  Lippen  und  die  Tränensäcke  an  den  unteren  Augenlidern  möchte  man  gerne 
als  bildnismäßig  ansprechen,  aber  es  ist  doch  wohl  eine  reine  klealgestalt.  Die  leichte 
Bewegung  der  Gestalt  und  der  milde  Fluß  der  Gewänder  sind  vollendet  schön.  Das 
herrliche  Idealbild  der  Katharina  von  C  o  u  r  t  e  n  a  i  s  mr)chte  ich  auch 
für  P  e  p  i  n    in  Anspruch  nehmen. 

Eine  zweite,  der  vorigen  nahe  verwandte  Gruppe  sind  die  Grabmäler  P  h  i- 
lipp  des  Schönen,  f  13H,  Ludwig  X.,  t  1316,  P  h  i  1  i  p  p  V.,  t  1321 
und  K  a  r  1  IV.,  -j-  1328.  in  Saint  Denis.  Die  Steine  für  die  drei  ersten  wurden  1327 
gekauft,  ein  Rechnungseintrag  vom  24.  Mai  1328  nennt  Nicolans  de  Poteria 
pro  scpulturis  rcguvi.  Es  ist  ein  Name;  ob  Nicolaus  die  Figuren  gemacht  hat, 
bleibt  zweifelhaft.  Die  Gestalten  sind  schi'ni,  die  Gesichter  etwas  breit  gedrückt,  die 
Profile  scharf  und  gut  gezeichnet. 

Ich  nenne  zum  Schluß  das  Denkmal  Karls  von  Anjou,  f  1285,  an 
dem  man  bildnismäßige  Züge  wahrzunehmen  glaubt,  gleichviel  ob  mit  Recht  oder 
mit  Unrecht.  Das  Streben  der  Zeit  war  nicht  auf  eine  exakte  Wiedergabe  indivi- 
dueller Formen,  sondern  auf  formale  Schönheit,  auf  Eleganz  gerichtet,  die  Natur- 
beobachtung,  die  nicht  fehlt,   wird  in  seinen  Dienst  gestellt. 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  0? 


Die  schönen  Gestalten  P  e  p  i  n  s  müssen  etwas  Faszinierendes  ,i:;ehabt  haben, 
sein  Stil  wird  von  einzelnen  Meistern  noch  festgehalten,  als  die  Bildniskunst  schon 
eine  weit  JK'Hiere  Hnhvickliin.iisstut'e  erreicht  halte.  Hin  unlcr  Karl  V.  (1364—1380) 
vielbeschäfti.n'ter  Meister  H  e  n  n  e  q  u  in  (Je  a  n)  de  L  i  e  ,i;'  e  darf  als  Schüler 
P  e  p  i  n  s  betrachtet  werden.  Ihm  darf  mit  s^roüer  Wahrscheinlichkeit  das  Denkmal 
der  B  1  a  n  c  h  e  d  e  F  r  a  n  c  e  ,  Herzo.i^nn  von  Orleans,  f  1  ^92,  zii,t;'eschrie]")en  werden. 
Es  ist  etwa  10  Jahre  vor  ihrem  Tode  ausgeführt  und  war  noch  unvollendet,  als  Jean 
1382  starb.  Der  Kopf  der  bekümmerten  alten  Frau  ist  recht  allgemein  gehalten 
und  zeigt  keinen  Fortschritt  über  Pepin  hinaus.  Zwei  kleine  Grabfiguren,  Karl  IV. 
und  J  e  a  n  n  e  d'  E  v  r  e  u  x  ,  welche  1905  ins  Louvre  gekommen  sind  (887,  888), 
gelten  als  sichere  Arbeiten  J  e  a  n  s.  Sie  sollen  1371  im  Auftrag  der  Königin  für  die 
Abtei  Maubuisson  gefertigt  sein.  Aber  diese  hübschen  Marmorfigürchen  sind  ent- 
weder Kopien  aus  dem  späten  16.  Jahrhundert  oder  moderne  Fälschungen.  Die 
Denkmäler  der  Chorherren  J  e  a  n  und  Renaud  de  Dormans,  t  ''380  und 
1386,  im  Louvre  (HO,  109)  stehen  stilistisch  noch  ganz  auf  der  Stufe  P  e  p  i  n  s  v  o  n 
H  u  y.  Die  Köpfe  sind  eckig,  die  Augen  haben  noch  den  gotischen  Schnitt  mit 
fast  horizontalem  unteren  Lid.  In  das  allgemeine  Schema  sind  einzelne  persönliche 
Züge  hineingetragen.  Dieselbe  allgemeine  Haltung  haben  die  Denkmäler  von  Karl  VI, 
1 1422,  und  I  s  a  b  e  a  u  von  B  a  i  e  rn,  f  1435,  in  Saint  Denis.  Sie  sind  zwischen 
1425  und  1429  von  Pierre  d  e  T  h  u  r  y  ausgeführt.  Ebensowenig  geht  der  K(^pf 
P  h  i  1  i  p  p  s  V  0  n  M  o  r  V  i  1 1  i  e  r  s  ,  f  1438,  im  Louvre  (120)  über  das  hinaus,  was 
schon  hundert  Jahre  früher  erreicht  war.  Beispiele  aus  noch  späterer  Zeit  ließen 
sich  leicht  beibringen.  Hier  handelt  es  sich  darum,  die  fortschreitende  Entwicklung 
zu  verfolgen. 

Ausgesprochene  Porträtköpfe  bleiben  bis  zur  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  Aus- 
nahmen. Philipp  vonEvreux,  t  1H3,  im  Louvre  (104)  ist  individuell 
angelegt,  aber  mit  geringem  Können  ausgeführt  und  sagt  wenig,  dagegen  ist  das 
Denkmal  des  Bischofs  Guilleaume  de  Chan  ac,  f  1348,  im  Louvre  (108) 
auch  künstlerisch  bedeutend.  Hier  wird  mit  sicherer  Charakteristik  in  großen  Zügen 
ein  vornehmer,    wohlwollender  Prälat  gegeben. 

Doch  erst  unter  K  a  r  1  V.  lenkt  die  Kunst  entschieden  in  die  Bahnen  des  Realis- 
mus ein,  bewußtes  Streben  nach  Naturwahrheit  beseelt  alle  selbständigen  Meister, 
die  Entwicklung  findet  ihren  Höhepunkt  und  Abschluß  in  der  Kunst  Jans  van  Eyck. 

1364  beauftragte  Karl  V.  seinen  lieben  Imagier  A  n  d  r  i  e  u  B  i  a  u  n  e  v  e  u 
(A  n  d  r  e  B  e  a  u  n  e  V  e  u)  die  Grabmäler  seines  Großvaters  Philipps  VI.,  f  n50, 
seines  Vaters  J  o  h  a  n  n  II..  f  1364,  der  Königin  J  o  h  a  n  n  a  v  o  n  B  u  r  g  u  n  d 
und  sein  eignes  zu  machen.  Die  Bezahlung  war  königlich,  auch  die  Bilder 
sind  königlich  geworden.  Erhalten  sind  nur  die  der  drei  Könige,  sie  sind  in  Saint 
Denis.  Dazu  kommt  noch  das  Denkmal  Philipps  VI.  aus  den  Jacobins  in  Paris, 
jetzt  im  Louvre  (224).  Vielleicht  ist  das  GralMiial  des  Kanonikus  Jean  d  e  Do  r- 
m  ans  im  Louvre  (HO)  von  Beauneveu.  Auch  die  Statuen  an  den  Strebepfeilern 
des  Nordturmes  von  Amiens  möchte  ich  ihm  zuschreiben.  Für  die  Bildnisse  P  h  i- 
1  i  p  p  s  und  wohl  auch  für  das  J  o  h  a  n  n  s  d  e  s  Cj  u  t  e  n  standen  als  Vorlagen 
Totenmasken  zur  Verfügung,  das  Karls  konnte  nach  dem  Leben  gemacht  werden; 
wir  würden,    auch  wenn  wir  nichts  von  diesen  Hilfsmitteln  wüßten,    an  die  Treue 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1910.  7 


98 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


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VON  GUSTAV  VON   BEZOLD. 


99 


dieser  Bildnisse  glauben.  Schön  waren  die  V  a  1  o  i  s  alle  nicht.  Beauneveu  hat 
die  Häßlichkeit  gemildert,  aber  nicht  aufgehoben,  er  wahrt  die  von  seinen  Vor- 
gängern überkommenen  stilistischen  Traditionen  und  arbeitet  im  Großen,  aber 
er  geht  im  Anschluß  an  die  Vorbilder  weit  über  sie  hinaus,  er  ist  wirklich  Imagicr 
und  weiß  Bildnisse  zu  gestalten.  Jeder  von  diesen  Kcinigen  ist  individuell  erfaßt 
und  soweit  individuell  durchgeführt,  als  es  innerhalb  des  Stils  möglich  war,  was 
ihnen  an  Belebung  noch  fehlt,  und  es  fehlt  noch  so  manches,  ist  eben  durch  den 
Stil  des  14.  Jahrhunderts  bedingt,  von  dem  sich  Beauneveu  nicht  frei  macht.  So 
bleiben  die  Augen  starr  und  zu  klein,  der  Schnitt  des  Mundes  Karls  V.  ist  kon- 
ventionell, aber  der  Bau  der  Köpfe  im  ganzen  wie  in  ihren  Teilen,  der  Zug  und 
die  Spannung  der  Muskeln  sind  sicher  und  lebendig  gestaltet.  Beauneveu  gab 
in  vollem  Maße,   was  seine  Zeit  verlangte,   er  war  der  berühmteste  Meister  am  Hofe 


Karl  V.  vom  Portal  der  Coelestiner  (Louvre.) 


Karls  V.  und  seiner  Brüder,  und  sein  Ruhm  lebt  fort  bis  auf  unsere  Tage.  Mit  Recht, 
er  hat  die  Bildniskunst  auf  die  scharfe  Beobachtung  des  Vorbilds  gestellt,  er  hat 
den  Anstoß  zu  der  Bewegung  gegeben,  die  zur  vollen  Lösung  des  Ähnlichkeitspro- 
blems führte.  Und  mehr  als  das,  er  konnte  große  Menschen  groß  darstellen,  daß 
wir  sie  noch  heute  von  Angesicht  zu  Angesicht  sehen,  daß  sie  fortleben  für  alle  Zeiten. 
Er  hat  dies  erreicht,  indem  er  in  die  formalen  Typen  des  14.  Jahrhunderts  so  viel 
an  Naturbeobachtung  hineintrug,  als  sie  zu  fassen  vermochten,  ein  Maler  mußte 
sie  sprengen.  Beauneveu  schließt  die  Stilphase  ab,  w^elche  Pierre  de 
C  h  e  1 1  e  s  mit  dem  Denkmal  Philipps  des  Kühnen  glänzend  eröffnet  hatte. 


100  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Man  hatte  sich  der  Natur  mehr  und  nielir  genähert,  im  großen  und  ganzen  war 
man  nicht  viel  weiter  gekommen. 

Froissard  berichtet,  daß  im  Hennegau  und  in  England  zahh'eiche  Werke  Beau- 
neveus  seien.  Es  wäre  wichtig  zu  suchen,  was  davon  erhalten  ist.  Sein  Einfluß 
erstreckte  sich  auch  nach  Deutschland. 

Neben  Beauneveu  war  ein  Bildhauer  —  sei  es  Raymond  du  Temple,  Jean  de 
Saint-Romain  oder  ein  anderer  — tätig,  der  ihn  an  Kraft  dor  Individualisierung 
und  Belebung  weit  übertrifft,  der  Meister  der  Statuen  Karls  V.  und  seiner  Gemahlin 
J  e  a  n  n  e  v.  B  o  u  r  b  o  n  vom  Portal  der  Coelestiner  in  Paris,  jetzt  im  Louvre 
(889,  890).  Hier  wirkt  ein  neuer,  starker  Realismus,  die  Formbehandlung  ist  er- 
staunlich sicher.  Die  gesamte  Auffassung  der  Körper  ist  neu,  an  Stelle  der  kon- 
ventionellen Biegung  ist  ein  natürliches,  ungezwungen  durchgehendes  Bewegungs- 
motiv getreten;  vortrefflich  ist  die  leichte  Wendung  und  Neigung  der  Köpfe.  Auch 
die  Fähigkeit,  geistig  zu  charakterisieren,  ist  groß,  der  Meister  mag  ihr  zu  Liebe 
etwas  über  die  objektive  Ähnlichkeit  hinausgegangen  sein.  Er  hat  damit  ein  Cha- 
rakterbild geschaffen,  das  alle  äußere  Ähnlichkeit  aufwiegt.  Der  Mann,  der  nach 
der  Katastrophe  von  Maupertuis  neunzehnjährig  für  seinen  gefangenen  Vater  die 
Regierung  übernahm,  hat  in  harter  Schule  die  Erfahrungen  gesammelt,  die  ihn 
in  Stand  setzten,  als  König  den  Staat  neu  zu  festigen.  Klugheit  und  Verschlagen- 
heit sprechen  aus  dem  scharf  gezeichneten  Gesicht,  und  der  süffisante  Zug  um  den 
Mund  spricht  ein  Gefühl  der  Überlegenheit  aus,  das  erworben  ist  und  dem  die  feste 
Grundlage  der  inneren  Sicherheit  fehlt.  Die  Königin  ist  eine  einfache,  fast  bür- 
gerliche Erscheinung,  pleine  de  vioult  bonncs  moeiirs.  Die  Kirche  der  Coelestiner 
war  1365  gegründet,  die  Figuren  sind  wenig  später.  Karl  und  Johanna  waren  kaum 
30  Jahre  alt,  die  rücksichtslose  Charakteristik  der  Darstellung  läßt  sie  viel  älter 
erscheinen. 

Eine  weitere  Statue  Karl  s  steht  an  einem  Strebepfeiler  des  nrM'dlichen  Turmes 
der  Kathedrale  von  Amiens.  Hier  stehen  auch  der  junge  Karl  VI.,  Jehan 
Bureau  de  1  a  R  i  v  i  e  r  e  ,  der  Berater  beider  Könige,  der  Herzog  L  u  d  w  i  g 
von  Orleans  und  der  Kardinal  de  L  a  g  r  a  n  g  e  ,  in  dessen  Auftrag  die  Fi- 
guren um  1373  gefertigt  wurden.  Bei  der  Beurteilung  der  Figuren  ist  zu  berück- 
sichtigen, daß  sie  am  Äußeren  der  Kirche  in  beträchtlicher  Höhe  stehen  und  seit 
fünfhundert  Jahren  der  Witterung  ausgesetzt  sind.  Dem  Standort  gemäß  ist  die 
Formbehandlung  flächenhaft  und  energisch.  Der  König,  ein  kranker  Mann,  der 
schon  in  jungen  Jahren  seinen  frühen  Tod  voraussah,  erscheint  gealtert  und  ge- 
brochen. Die  Ähnlichkeit  ist  in  der  Gesamtanlage  des  Kopfes  und  im  Profil  durch- 
geführt, nicht  aber  in  Einzelheiten  verfolgt.  Hervorragend  sch()n  ist  der  Kopf 
Bureaus. 

Mit  der  oben  angedeuteten  Zuschreibung  dieser  Figuren  an  Andre  B  e  a  u- 
n  e  V  e  u  will  ich  die  Frage  nicht  entscheiden,  sondern  zu  weiterer  Untersuchung 
anregen.  Sie  gründet  sich  auf  stilistische  Beobachtungen,  welche  nicht  völlig  zwin- 
gend sind,  und  es  stehen  ihr  äußere  Schwierigkeiten  im  Wege,  welche  ebensowenig  ent- 
scheidend sind.  Jehan  de  Lagrange  wurde  1373  Bischof  von  Amiens  und  Kardinal,  1374 
wurde  er  Erzieher  der  königlichen  Prinzen  (Gouverneur  des  Enfants  de  France),  er 
war  also  nur  kurze  Zeit  in  Amiens.     Andre  Beauneveu  war  1374  in  Valencieimes 


VON  GUSTAV  VON   BEZOLD. 


101 


tiiti.u:  und  noch  in  demselben  .hdire  im  Auftrage  \on  l.ouis  de  A\äle  in  Gent.  Hr  war 
dann  wahrsclieinlich  mit  der  Ausfüliruni;'  von  dessen  Gralimal  in  Sainte  Catherine 
in  Courtray  besciiäftiiit.  Hs  bhebe  also  zur  Ausführuni;  der  Statuen,  zu  welchen 
noch  eine  Mutter-Gottes  und  Johannes  der  Täufer  kommen,  nur  ein  Jahr,  was  selbst 
unter  der  Annahme,    dali  Beauneveu   mit  (jehillen  gearbeitet  hat,    wenii;'  ist.    Aber 


Bureau  de  la   Rivierc  (Aniiens.) 


bei  der  ^roLien  technischen  Sicherheit  der  Steinmetzen  ist  es  doch  wohl  nni^lich,  daß 
in  einer  Werkstatt  in  einem  Jahre  sechs  Statuen  ausgeführt  wurden.  Stilistische 
Analogien  finden  sich  zunächst  in  den  Köpfen  (namentlich  die  kleinen  Augen),  ob- 
wohl sie  bei  der  verschiedenen  Bestimmung,  auf  der  einen  Seite  Grabmäler  in  sub- 
tiler Ausführung,  für  die  Betrachtung  aus  der  Nähe  bestimmt,  auf  der  anderen  Figuren, 
welche  auf  die  Entfernung  wirken  muLUen,  nicht  durchschlagend  sind;  daim  im  Fall 
der  Gewänder,  die  muldenffirmigen  Falten  am  K()rper  und  die  eingerollten  En- 
dungen an  den  freifallenden  Teilen.  Die  größte  Ähnlichkeit  weist  hierin  die  schÖMie 
Statue  der  heiligen  Katharine  in  Notre  Dame  zu  Courtrai  auf,  deren  Zuweisung 
an  Beauneveu  freilich  auch  nur  Vermutung  ist. 

Noch  eine  Königsfigur  wird  auf  K  a  r  1  V.  gedeutet.  Sie  steht  mit  drei  anderen, 
zwei  Frauen  und  einen  Mann,  im  großen  Saale  des  Palastes  in  Poitiers.  Der  Mann 
soll  der  Herzog  von  Berry  sein,  die  eine  Frau  seine  Gemahlin  Jeanne 
d'  A  r  m  a  g  n  a  c  ,  die  andere  die  Königin  Jeanne  de  B  o  u  r  b  o  n.  Die  Deu- 
tung ist  ungewiß  und  die  ikonographische  Bestimmung  versagt.  Die  Königsfiguren 
werden  jetzt  im  Trocadero  Karl  Vi  und  Isabeau  de  Ba  viere  genannt. 
Das  mag  auf  sich  beruhen,  die  Figuren  mögen  darsteilen,  wen  sie  wollen,  sie  sind 
hochbedeutende  Denkmäler  einer  sicher  individualisierenden  Kunst.  Sie  machen 
den  allerpersönlichsten  Eindruck  und  lassen  übersehen,   daß  das   Formelhafte  der 


102 


BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


Gestaltuni::  doch  nicht  ganz  überwunden  ist.  Überdies  haben  sie  unter  sich  die  größte 
Ähnlichkeit.  In  der  Haltung  der  Figuren  ist  der  gotische  Kontrapost  beibehalten, 
ja  er  ist  sogar  bei  den  Frauen  sehr  ausgesprochen.  Aber  die  Bewegung  ist  ohne 
Zwang  folgerichtig  durchgeführt  und  sehr  lebendig.    Stilistisch  stehen  sie  etwa  auf 


Karl  V.  vom  Portal  der  Coelestiner. 


Jeanne  d'Armagnac  (Poitiers). 


der  Stufe  der  Königsfiguren  vom  Portale  der  Coelestiner,  ja  die  Gewandniotive 
haben  mit  diesen  die  auffallendste  Ähnlichkeit.  Sowenig  sich  die  Figuren  sicher  be- 
stimmen lassen,  sowenig  lassen  sie  sich  fest  datieren.  Andre  Michel  nimmt  an,  daß 
sie  nach  1389  entstanden  sind.  Sicher  gehören  sie  der  letzten  Zeit  des  14.  Jahrhun- 
derts an. 

Aus  dieser  Zeit  haben  wir  noch  ein  Denkmal,  welches  das  Können  der  fran- 
zösischen Imagiers  in  das  hellste  Licht  stellt,  das  des  Connetable  Bertrand 
d  u  G  u  e  s  c  1  i  n,  t  1380  in  Saint  Denis  von  Robert  Loisel,  einem  Schüler 
des  Jehan  de  Liege.  Das  Grabmal  ist  erst  nach  1389  ,  als  du  Guesclin  lange  tot  war, 
begonnen,  es  entspricht  wenig  der  Vorstellung,  die  wir  uns  von  dem  großen  Heer- 
führer machen,  wohl  aber  den  Nachrichten,  die  wir  über  seine  Erscheinung  haben, 
und  es  ist  ohne  Zweifel  auf  Grund  einer  Totenmaske  oder  sonst  einer  guten  Vorlage 
gefertigt.  Der  Kopf  weicht  in  seiner  Anlage  ganz  vom  Typischen  ab.  Er  ist  rund, 
mit  vollem  Kinn  und  Wangen,  die  Augen  sind  groß  und  hochliegend.  Sehr  charak- 
teristisch ist  im  Profil  das  zurücktretende  Kinn.    In  naiver  Weise  ist  im  linken  Auge 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  103 


eine  Wunde  ;in,i;edeutel.  l:in  Liiclieln  spielt  um  den  Mund,  die  Muskeln  sind  leicht 
i;esp:innt,  das  Gesicht  iiu(3erst  lebendit;,  an  realistischer  Wahrheit  übertrifft  es  alles 
vorhergehende.     Weit  wenii^er  belebt  ist  der  Kopf  von  du  Guesclins  Freund  und 

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Berfrand  du  Quesclin  (Saint  Denis.) 

Nachfol,i;er  L  o  u  i  s    d  e  S  a  n  c  e  r  r  e    (t  1402)  in  Saint  Denis.     Die  Anlai,^e  ist  im 
ganzen  individuell,   die  Durchbildun.^'  bleibt  im  allgemeinen  stehen. 

Mit  dem  Tode  Karls  V.  (f  138O)  hört  die  lebhafte  Kunsttätigkeit  am  fran- 
zösi^schen  Königshofe  auf.  die  Brüder  des  Königs,  die  Herzoge  von  B  e  r  r  y 
und  von  Burg  und,  ziehen  die  besten  Kräfte  in  ihren  Dienst.  Der  Lna^-ier  M)- 
hanns  von  Berry,  Jean  de  Ca  m  b  r  a  y,  wurde  nach  dem  Tode  des  Herzogs 
mit  der  Ausführung  des  Grabmals  beauftragt,  das  in  der  Krypta  der  Kathedrale  von 
Bourges  noch  erhalten  ist.  Der  Stil  Jeans  de  Cambray  läfit  ihn  als  Schüler  Andre 
Beauneveus  erkennen.  Nicht  mit  voller  Sicherheit,  aber  mit  guten  Gründen  werden 
ihm  die  Figuren  Johanns  v  o  n  Berry  und  seiner  Gemahlin  J  e  a  n  n  e  de 
B  0  u  1  0  g  n  e  in  der  Marienkapelle  der  Kathedrale  von  Bourges  zugeschrieben, 
knieende  Gestalten  von  einfach  grol.km  Stil,  leider  beschädigt  und  stark  ergänzt. 
Auch  die  Grabmäler  Ludwigs  H.  von  B  0  u  r  b  0  n  (f  1410)  und  A  n  n  a  s  v  o  n 
A  u  V  e  r  g  n  e  (f  1412)  in  Souvigny  dürfen  als  sein  Werk  betrachtet  werden. 

Soweit  die  beschädigten  Köpfe  und  die  Zeichnungen  Holbeins  von  den  Stifter- 
figuren in  Bourges  ein  Urteil  zulassen,  hat  Jean  de  Cambray  den  eckigen 
Kopftypus,  welchen  schon  Jehan  Pepin  de  Huy  hatte,  nicht  ganz  überwunden. 
An  seinen  Köpfen  ist  das  Gesicht  flach  und  der  Übergang  zu  den  Schläfen  eckig, 
auffallend  ist  der  weite  Abstand  vom  Ohr  bis  zur  Ecke  der  Backenknochen.  Die 
Formen  sind  flächenhaft  behandelt  mit  scharfen  Absätzen,  aber  äußerst  charakte- 
ristisch. In  der  Ausführung  bleibt  etwas  Skizzenhaftes,  das  ^\t\\  Findruck  belebt.  Die 
Bildnisse  haben  etwas  zwingend  Glaubwürdiges. 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  105 


Worten  auf  seinem  Spruchband  :  Vos  oiiuics,  qui  tmiisitis  per  vi  am,  attcndite 
et  vidctc,  si  est  dolor  sicut  dolor  vicus  (Lanient.  !,  12).  Der  Greis  liest  in  einem 
Buch,  die  Anstren,i::ung  seiner  schwachen  Augen  ist  in  bewundernswerter  Weise 
wiedergegeben.  Die  schöne  Figur  des  Königs  D  a  v  i  l1  steht  an  geistiger  Grr)Be 
den  anderen  nicht  ganz  gleich.  Dieser  ganz  große  und  freie  Idealismus,  der  seine 
Mittel  genau  kennt  und  beherrscht,  ist  denn  doch  etwas  Neues,  er  gewährt  eine 
Kraft  und  Fülle  der  Charakteristik,  welche  der  vorausgegangenen  Kunst  unerreichbar 
war.  Diese  Errungenschaft  kommt  der  frei  geschaffenen  Gestalt  ebenso  zu  gute, 
wie  dem  Bildnis,  beide  Kunstarten  sind  wieder  eins  geworden  wie  im  13.  Jahrhun- 
dert, doch  auf  einer  fortgeschritteneren  Entwicklungsstufe  und  durch  die  Kraft  eines 
grofien  Künstlers. 

Die  französische  und  die  aus  ihr  hervorgegangene  vlämische  Plastik  des  1 5-  Jahr- 
hunderts sind  reich  an  bedeutenden  Bildnissen,  aber  sie  weisen,  so  weit  ich  sehe, 
nichts  auf,  was  an  objektiver  Vollendung  die  Stifter  von  Champmol  übertrifft.  Da 
ich  keine  Geschichte  des  Bildnisses  schreibe,  sondern  nur  Beiträge  zu  einer  solchen 
gebe,  ist  es  nicht  nötig,  hier  die  große  Reihe  der  Denkmäler  im  einzelnen  zu  verfolgen. 
Es  mag  genügen,  wenn  ich  auf  einige  wenige  hinweise. 

Philipp  der  Kühne  hatte  1)84  Jean  de  Marville  mit  der  Ausführung 
seines  Grabmals  beauftragt;  der  machte  den  Entwurf,  kam  aber  in  der  Ausführung 
nicht  über  die  Anfänge  hinaus  und  sein  Nachfolger  Claus  Sluter  hat  es  nicht 
viel  weiter  geführt.  Es  ist  im  wesentlichen  ein  Werk  von  Sinters  Neffen,  Claus 
V  a  n  d  e  Wer  v  e.  Die  Figur  Philipps  im  wallenden  Herzogsmantel  ist  pracht- 
voll, der  Kopf  mit  scharfem  Profil  ist  sicher  gestaltet,  aber  weniger  lebendig  als 
von  Champmol.  Dagegen  gibt  Claus  van  de  Werve  in  den  berühmten  Figürchen 
der   Plourants  eine  unendliche   Fülle  des  Ausdrucks. 

Noch  vor  der  Vollendung  von  seines  Vaters  Grabmal  gab  Johann  der  Uner- 
schrockene dem  Claus  van  de  Werve  den  Auftrag  auf  sein  und  seiner  Gemahlin  Grab- 
mal. Der  Entwurf  lag  1411  fertig  vor,  aber  die  Ausführung  verzögerte  sich  und  die 
Vollendung  erfolgte  erst  1461  durch  A  n  t  o  i  n  e  1  e  M  o  i  t  u  r  i  e  r.  Die  Figuren 
J  0  h  a  n  n  s  und  M  a  r  g  a  r  e  t  h  a  s  von  B  a  i  e  r  n  sind  sein  Werk.  Wenn  sie 
der  Philipps  nicht  gleichkommen,  so  sind  sie  doch  für  die  späte  Zeit  merkwürdig 
groß  aufgefaßt.  Die  Köpfe  wirken,  wie  es  für  ein  Hochgrab  richtig  ist,  hauptsäch- 
lich durch  das  charakteristische  Profil,  die  Muskulatur  ist  kräftig  und  frei  von  Klein- 
lichkeit. 

Le  Moiturier  war  der  Neffe  und  wohl  auch  der  Schüler  eines  großen  Meisters, 
der  in  weit  zerstreuten  Orten,  von  Avignon  bis  Angers  eine  reiche  Tätigkeit  ent- 
faltet hat,  Jacques  Morel.  Erhalten  hat  sich  nur  eines  seiner  Werke,  das 
Grabmal  Karls  1.  von  Bourbon  und  seiner  Gemahlin  Agnes  von  B  u  r- 
g  u  n  d  in  Souvigny,  auch  dieses  nur  tmvollständig.  Die  leider  sehr  verstümmelten 
Figuren  der  Verstorbenen  sind  virtuos  ausgeführt,  in  dem  prachtvollen  Fall  der 
Gewänder  lebt  die  Tradition  von  Di  Jon  fort,  aber  das  Interesse  an  der  Person  der 
Dargestellten  ist  nicht  eben  tiefgehend.  Der  strenge,  sachliche  Realismus  der  vorigen 
Generation  schwindet. 

Das  zeigen  auch  die  Büsten  Karl  s  VII.  (t  1461)  und  seiner  Gemahlin  .M  a  r  i  e 
von  Anjou    (f  1463)    im  Louvre  (122,   123),    Reste  der  Grabfiguren  aus  Saint 


106  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


DenLs.  Hin  großer  Meister  hat  hier  bewußt  ideahsiert,  er  hat  in  dem  Kopfe  des  Königs 
die  Formen  vereinfacht  und  veredelt,  in  der  Cliarakteristik  die  abstoßenden  Züge 
gemildert  und  doch  ein  Werk  geschaffen,  das  als  Bildnis  neben  dem  unerbittlich 
wahren  Bilde  Fouquets  (Tafel  XXXI)  Stand  hält.  Der  Kopf  der  Königin  ist  ober- 
flächlicher behandelt. 
XXVIII.  Meisterhaft,  in  ganz  großer  Formgebung  ist  eine  Terracottabüste  K  a  r  Is  VIII. 

im  Bargello  in  Florenz  aus  der  Spätzeit  des  15-  Jahrhunderts.  Endlich  sei  auf  die  herr- 
lichen M  e  d  a  i  1 1  0  n  b  ü  s  t  e  n  aus  M  o  n  t  a  1  vom  Jahre  1 527  hingewiesen  (drei 
im  Louvre  Nr.  159,  924,  925,  sechs  in  Abgüssen  im  Trocadero),  in  ihrer  schlichten 
Wahrheit  ein   Nachklang  der   Gotik  in  die  beginnende   Renaissance. 


Nine  de  Montal  (Louvre.) 

In  den  Niederlanden  ist  das  gewaltige  Wand- Grabmal  des  Grafen  E  n  g  e  1  b  e  r  t 
von  Nassau  (f  1442)  in  der  reformierten  Kirche  zu  Breda,  das  lange  nach 
seinem  Tode  vollendet  wurde,  ein  hervorragendes  Werk.  Die  knieenden  Figuren 
des  Grafen  und  seiner  beiden  Frauen,  wie  die  Patrone  kommen  zwar  in  ihrer  Haltung 
denen  in  Dijon  und  Bourges  nicht  mehr  gleich,  aber  die  Köpfe  sind  alle  lebendig  und 
sehr  individuell. 

Diesem  Kunstkreise  gehören  dann  einige  herrliche  Denkmäler  in  Spanien  an. 
Wie  wir  im  14.  Jahrhundert  viele  Niederländer  in  Frankreich  tätig  finden,  so  in  15. 
in  Spanien.  Die  spanische  Kunst  hat  zu  allen  Zeiten  Anregungen  von  außen  willig 
aufgenommen,  aber  selbständig  und  eigenartig  weitergebildet.  Der  größte  der  unter 
niederländischem  Einfluß  stehenden  Bildhauer  ist  G  i  1  d  e  S  i  1  o  e.  Von  ihm  ist 
das  schöne  Denkmal  des  Bischofs  Alonso  deCartagena  (f  1456)  in  der 
Visitationskapelle  der  Kathedrale  zu  Burgos,  das  schon  1447  errichtet  wurde,  und 
die  großartigen  Grabmäler  des  Königs  Johann  II.  und  seiner  Gemahlin  I  s  a  b  e  1 1  a 
von  Portugal  und  des  I  n  f  a  n  t  e  n  A 1  o  n  s  o  in  der  Kartause  von  Miraflores. 
Das  Grab  des  Königs  und  der  Königin  ist  ein  Hochgrab  mit  reichem  Figurenschmuck, 
oben  die  liegenden  Figuren  der  Verstorbenen.  Das  Denkmal  des  Infanten  ist  ein  Wand- 
grab. Der  Verstorbene  kniet  unter  einem  Bogen,  in  Haltung  und  Ausdruck  ganz 
den  Donatoren  auf  vlämischen   Bildern  entsprechend.     Alle   Figuren  voll  tiefster 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalnuiseuni.   IQIO- 


Taf.  III. 


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VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  107 


Enipfinduui;'.  Die  AiLsfülirun^i;-  ist  über  alles  Lob  eiiuiluMi.  im  Museuni  zu  Bur.i^os 
ist  das  prachtvolle  Grabmal  des  J  u  a  n  d  e  P  a  d  i  1 1  a  aus  Pres  del  Val  den  Denk- 
mälern in  Miraflores  ebenbürti.s::.  Ilaltun.s;-  und  Ausdruck  des  knieenden  Ritters  sind 
ernst  und  schlicht.  Bedeutende  Denkmäler  dieser  Periode  spanischer  Kunst  sind  in 
den  Kathedralen  von  Toledo  —  Grabmäler  der  Familie  L  u  n  a  von  Pablo  O  r  t  i  z  -, 
in  Si.i^'üenza,  in  Sevilla  und  in  der  alten  Kathedrale,  La  Seo,  in  Zara,i;oza. 

Die  vielen  für  die  Geschichte  des  Bildnisses  wichti.icen  Grabmäler  in  Lnsland 
kenne  ich  nur  zum  kleinsten  Teil  und  nur  oberflächlich;  es  sei  aber  nachdrücklich 
auf  sie  hingewiesen.  Auch  in  Deutschland  hat  ein  Niederländer,  Nikolaus  von 
L  e  y  e  n,  eine  reiche  Tätigkeit  entfaltet. 


Die  eindringendere  Erfassung  der  Wirklichkeit  mußte  auch  der  Malerei  zu  gute 
kommen,  ja  ihre  Wirkung  war  hier  unvergleichlich  tiefer,  weil  der  Kreis  des  Dar- 
gestellten viel  weiter  ist  als  in  der  Plastik.  Die  Malerei  wird  auf  einen  wie  immer 
gestimmten  Realismus  hingedrängt,  sobald  der  Raum  dargestellt  wird.  Die  fran- 
zösische Malerei  hat  sich  im  14.  Jahrhundert  der  Aufgabe  einer  objektiven  Darstellung 
der  Sichtbaren  mit  großem  Erfolg  gewidmet  und  die  Wege  gebahnt,  auf  welchem 
die  großen  flandrischen  Meister  zu  ihrem  tiefgründigen  Realismus  gelangt  sind,  der 
selbst  heute  seine  illusionistische  Kraft  noch  nicht  verloren  hat.  Die  auf  unmittel- 
bare Beobachtung  gegründete  Darstellung  des  Menschen  setzt  indes  in  der  franzö- 
sischen Malerei  schon  ein,  bevor  der  Raum  wirklich  beherrscht  wird. 

Was  an  französischen  Malereien  aus  dem  14.  Jahrhundert  erhalten  ist,  ist 
nur  ein  geringer  Rest  der  unendlichen  Menge  dessen,  was  einst  Kirchen,  Schlösser 
und  Wohnhäuser  füllte.  Alles  Monumentale  ist  bis  auf  wenige  Reste  verloren  gegangen, 
und  unsere  Kenntnis  wird  deshalb  immer  lückenhaft  bleiben.  Der  Kreis  der  Dar- 
stellungen war  schon  sehr  weit  und  umfaßte  außer  dem  Religiösen  die  Geschichte 
alter  und  neuer  Zeit,  wie  das  gesellige  Leben  der  Gegenwart.  Girard  von  Orleans 
malte  im  Schloß  Vaudreuil  das  Leben  Julius  Cäsars.  In  dem  Schloß  Hesdin  ließ 
Mahaut  von  Artois  ganze  Galerien  mit  Bildern  von  Schlachten  und  anderen  Historien 
ausstatten,  im  Schlosse  Conflans  bei  Paris  ließ  sie  die  Taten  ihres  Vaters  und  seine 
Expedition  nach  Sicilien  malen,  und  ihre  anderen  Schlösser,  Bapaume  und  Lens 
waren  ebenso  reich  geschmückt.  Mahaut  (t  1329)  ist  die  erste  große  Schutzherrin 
der  Künste;  ihr  folgen  Karl  V.  und  seine  Brüder,  und  fast  alle  bekannten  Maler  der 
Zeit  haben  für  sie  große  Wandmalereien  ausgeführt.  Sie  haben  auch  die  Entwürfe 
für  die  gewirkten  Teppiche  geliefert,  welche  ein  Hauptgebiet  für  die  Entfaltung 
monumentaler  Malerei  waren.  Die  Ausdehnung  dieses  Kunstzweiges  nach  Menge 
und  Größe  übersteigt  unsere  Vorstellung.  Einen  Einblick  gewähren  die  Inventare 
der  Schätze  Karls  V.  und  seiner  Brüder.  Über  das  Einzelne  mag  man  nachsehen, 
was  Guiffrey  bei  A.  Michel  bist,  de  Tart  Hl.  1  S.  348  ff.  mitteilt.  Für  unsere  Be- 
trachtung ist  die  Menge  der  profanen  Gegenstände  von  Bedeutung,  es  waren  dar- 
unter die  Schlacht  von  Roosebeke  (1382),  die  Geschichte  des  Herzogs  von  Aqui- 
tanien,  Ivinail  und  die  Königin  von  Irland.  Die  Geschichte  Bertrand  du  Guesclins 
wurde  schon  1386  von  Pierre  Beaumetz  und  Nicolas  Bataille  dargestellt,  1395  lieferte 
Jacques  Dourdin  dem  Herzog  von  Burgund  einen  Teppich  mit  der  gleichen  Darstel- 


108  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 


luiii;.  Selir  beliebt  wiiren  Teppiche  mit  Darstellun,i;en  berüiiniter  Turniere  und  Ge- 
steche. 

Solche  Gegenstände  verlangten  eine  selbständige  neue  Erfindung  und  Koni- 
pusition.  Sie  mußten  dem  Wirklichkeitssinn  der  Zeit  entsprechen  und  die  Anfor- 
derungen der  kunstliebenden  und  kunstverständigen  Fürsten  waren  gewiß  nicht  gering. 
Aber  wir  haben  keine  klare  Vorstellung  davon,  wie  weit  die  Kompositionen  groß  und 
monumental  waren.  Und  wir  werden  von  Zweifeln  befallen,  wenn  wir  erfahren,  in 
welcher  Weise  die  Bilder  der  einzigen  großen  Teppichfolge  des  14.  Jahrhunderts, 
welche  sich  erhalten  hat,  der  Apokalypse  in  der  Kathedrale  zu  Angers,  zu  Stande 
gekommen  sind.  L.  Delisle  hat  nachgewiesen,  daß  sie  Blatt  für  Blatt  den  Minia- 
turen einer  Handschrift  des  13.  Jahrhunderts  folgen,  welche  jetzt  in  der  Stadtbiblio- 
thek zu  Cambrai  aufbewahrt  wird.  Die  Entwürfe  in  der  Größe  der  Ausführimg 
machte  Jean  de  B  r  u  g  e  s ,  gewirkt  sind  sie  von  dem  berühmten  Teppichwirker 
Nicolas  B  a  t  a  i  1 1  e.  Die  Kompositionen,  gleichviel  wie  weit  sie  von  den  Vor- 
bildern abhängen,  sind  mit  hohem  Sinn  ins  Große  übertragen  und  die  Wirkung  der 
Teppiche  ist  sehr  bedeutend.  Die  Formbehandlung  im  einzelnen  entspricht  dem 
späten  14.  Jahrhundert. 

Das  Beispiel  wird  nicht  vereinzelt  gewesen  sein.  Ein  naher  Zusammenhang 
zwischen  der  Monumentalmalerei  und  der  Miniaturmalerei  muß  auch  deshalb  voraus- 
gesetzt werden,  weil  die  besten  Meister  in  beiden  Arten  tätig  waren.  Nun  ist  unter 
den  Miniaturen  gewiß  manche,  welche  so  groß  gedacht  ist,  daß  sie  unmittelbar  ins 
Große  übertragen  werden  könnte;  man  vergleiche  den  Fürsten  von  Bayern-Hennegau, 
der  am  Meere  hinreitet  und  da  eine  Vision  hat,  im  Breviarium  von  Turin  mit  der 
Abreise  Enea  Silvios  von  Pinturicchio  in  der  Libreria  des  Domes  zu  Sieiia  und  man 
wird  geneigt  sein,  das  Bild  des  nordischen  Meisters  h(')her  zu  stellen.  Anderes  aber 
widerstrebt  einer  solchen  Vergrößerung  unbedingt.  Lehrreiche  Versuche  darüber 
können  heute  mit  dem  Skioptikon  leicht  angestellt  werden,  nur  darf  der  Beobachter 
den  festen  Maßstab  für  die  relative  Größe  jeden  Bildes  noch  nicht  durch  vielen  Ge- 
brauch des  gefährlichen  Instruments  verloren  haben.  Eine  andere  Erwägung  führt 
uns  vielleicht  noch  einen  Schritt  weiter.  Die  ganze  nordische  Tafelmalerei  des 
15.  Jahrhunderts  ist  klärlich  nicht  aus  einer  im  großen  Stil  gehaltenen  monumen- 
talen, sondern  aus  der  Miniaturmalerei  hervorgegangen.  Die  Kleinmalerei  steckt 
selbst  den  großen  vlämischen  Meistern  in  allen  Gliedern.  Sogar  der  Genter  Altar 
birgt  im  Maßstab  der  oberen  und  der  unteren  Bilder  einen  Widerspruch,  der  eine 
einheitliche  Gesamtwirkung  ausschließt. 

Die  nordische  Malerei  steht  hier  im  Gegensatz  zur  italienischen,  deren  Kom- 
positionsprinzipien dem  großen  Maßstab  des  Fresko  entsprechen.  Die  französische 
Malerei  des  14.  Jahrhunderts  erfährt  jedoch  in  Formgebung  und  Kolorit  starke  Ein- 
wirkungen von  der  italienischen.  Sie  gehen  hauptsächlich  von  dem  päpstlichen 
Hofe  in  Avignon  (seit  1309)  aus,  wo  Italiener  und  Franzosen  nebeneinander  ar- 
beiteten, doch  kamen  schon  damals  französische  Maler  nach  Italien  und  am  Hofe 
Philipps  des  Schönen  waren  neben  anderen  auch  Maler  aus  R')m  tätig. 

Wir  haben  hier  das  Aufsteigen  des  Realismus  in  der  französischen  Malerei  nur 
so  weit  zu  betrachten,  als  es  mit  der  Entwicklung  des  Bildnisses  in  Zusammenhang 
steht.    Es  fällt  zunächst  auf,   daß  der  Manierismus  in  der  Malerei  weniger  zu  Tage 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  lOQ 


tritt,  als  in  der  statuarischen  Plastik,  diese  Erscheinun.t;:  erklärt  sich  aber  einfach 
dadurch,  daß  die  Malerei  Handlun.i^en  darstellt,  welche  einen  viel  ^nißeren  Reichtum 
an  Bewe.ii'uiiiisinotiven  bedingen;  in  der  Form,t;"ebun,t,^  bleibt  noch  vieles  konven- 
tionell. Wenn  in  religiösen  Bildern  eini,t,"e  Fi.t^uren  unmittelbar  aus  dem  Leben  ,c:e- 
n(nnmen  werden,  so  ist  das  eine  analoi::e  Erscheinun.i,^  wie  die  Aufnahme  profaner 
Darstellungen  in  die  plastische  Ausschmückung  der  Kirchen,  auf  die  ich  oben  hin- 
gewiesen habe.  Das  Nebeneinanderstehen  typischer  Heiligengestalten  in  der  alt- 
überlieferten Tracht  und  realistischer  Nebenfiguren  in  der  Tracht  der  Zeit  geht  durch 
die  ganze  nordische  A'lalerei  des  14.  Jalirhunderts  und  die  äuLierliche  Unterscheidung 
durch  die  Tracht  besteht  auch  im  IS.  Jahrhundert  fort,  während  die  typische  Form 
der  K()pfe  mehr  und  mehr  schwindet.  Unmittelbarer  stehen  die  Maler  in  profanen 
Darstellungen  der  Natur  gegenüber  und  sind  bestrebt,  sie  genau  wiederzugeben. 
H  a  i  n  c  e  1  i  n  von  H  a  g  e  n  a  u  gibt  (um  1400)  in  einer  Illustration  zu  Gaston 
Phebus  das  Mahl  einer  Jagdgesellschaft.  Das  ergötzliche  Bild  zeigt  bei  vieler  Un- 
beholfenheit eine  seltene  Fülle  des  Lebens,  vornehme  Herren  sind  in  lebhaftem  Ge- 
spräch, die  Knechte  und  Treiber  essen  und  trinken  in  derbem  Behagen,  die  Hunde 
erwarten  ihren  Anteil  oder  haben  ihn  schon  und  wenden  sich  ab.  Alle  Beteiligten 
sind  treffend  charakterisiert,  wenngleich  mehr  durch  Haltung  und  Bewegung  als 
durch  die  Gesichtsformen  und  die  Mienen.  Aber  das  Bestreben,  auch  die  Köpfe 
zu  individualisieren,  ist  doch  vorhanden.  Mit  ganz  anderem  Können  geben  die  Brüder 
L  i  m  b  u  r  g  in  dem  Gebetbuch  von  Chantilly  ein  Fest  des  Herzogs  von  Berry.  im 
Hintergrund  wird  ein  Turnier  ausgefochten,  vorne  sitzt  der  Herzog  mit  einem  Geist- 
lichen am  Tisch,  andere  Gäste  kommen  herzu,  Diener  legen  die  Speisen  vor.  Alles 
ist  vornehm  und  gemessen.  Der  giostteske  Kopftypus  ist  noch  keinesw^egs  ganz  über- 
wunden, aber  der  Herzog  und  sein  Tischnachbar  sind  kräftig  individualisierte  Per- 
S()nlichkeiten.  Das  Verhältnis  des  Individuellen  zum  Typischen  ist  in  diesen  Kctpfen 
etwa  so  wie  an  Beauneveus  Grabfiguren.  Die  Forderung,  daß  die  Hauptgestalten 
auf  zeitgenössischen  Darstellungen  kenntlich  seien,  war  gegen  das  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts in  Frankreich  selbstverständlich.  1^79  kam  Kaiser  Karl  IV.  nach  Paris. 
Auf  einer  Miniatur  einer  Handschrift  der  Grandes  Chroniques  de  France  sehen  wir 
den  Kaiser  mit  K  a  r  1  V.  und  anderen  hohen  Herren  bei  Tisch,  beide  sind  kennt- 
lich, aber  doch  nur  oberflächlich  erfaßt.  Die  schräge  Kopfstellung  mochte  dem 
Maler  die  Charakteristik  erschweren.  Sie  ist  eine  Ausnahme,  fast  alle  gemalten 
Bildnisse  des  14.  und  des  beginnenden  15-  Jahrhunderts  sind  im  Profil  gegeben.  In 
Italien  wird  das  Profilporträt  auch  im  15.  Jahrhundert  lange  bevorzugt;  für  die 
Frühzeit  ist  das  begreiflich,  das  Profil  ist  in  seinem  individuellen  Linienzug  leicht 
wiederzugeben  und  leicht  zu  erkennen.  Der  Sienese  S  i  m  o  n  e  M  e  m  m  i  hat  sogar 
sein  eigenes  Bildnis  in  der  spanischen  Kapelle  mit  Hilfe  zweier  Spiegel  im  Profil  ge- 
malt. Aber  das  Profilbild  bietet  über  die  Leichtigkeit  des  Treffens  hinaus  den  großen 
Vorteil,  daß  es  schon  in  seiner  Umrißlinie  ein  gutes  Teil  der  Gesamtcharakteristik 
eines  Menschen  enthält  und  daß  diese  durch  Betonung  der  eigenartigen  Teile  mit 
den  einfachsten  Mitteln  verschärft  werden  kann.  Deshalb  ist  es  noch  in  Zeiten  fest- 
gehalten worden,  welche  auch  Frontdarstellungen  und  schräge  Ansichten  bewäl- 
tigen konnten.  Daß  das  Profil  für  das  Reliefbildnis  die  günstigste  Ansicht  gibt,  be- 
darf kaum  der  Erwähnung. 


110  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES. 

Karl  V.  und  J  e  a  n  n  e  d  e  B  o  u  r  b  o  n  sind  auf  dem  Hungertuch 
V  0  n  N  a  r  b  0  n  n  e,  das  jetzt  in  der  Galerie  des  Louvre  aufbewahrt  wird,  als  Stifter 
dargestellt.  In  sicherer,  leicht  schattierter  Zeichnung  sind  die  Köpfe  kenntlich 
gegeben,  doch  nicht  eingehend  charakterisiert.  Dann  enthalten  die  Dedikations- 
bilder  der  für  Karl  gefertigten  illustrierten  Handschriften  zahlreiche  Bildnisse  dieses 
Königs,  ebenso  ist  der  Herzog  von  Berry  in  den  Handschriften  seiner  Bibliothek 
dargestellt,  zuletzt  wird  er  mit  einigen  Begleitern,  unter  denen  Philipp  der  Kühne 
von  Burgund  ist,  von  S.  Petrus  in  den  Himmel  aufgenommen.  Alle  diese  Bildnisse 
zeigen  ein  Herausstreben  aus  dem  Typischen,  das  noch  nicht  zu  voller  Freiheit  geführt 
hat,  ihre  ikonographische  Bedeutung  ist  größer  als  ihre  kunstgeschichtliche.  Sie 
sind  ja  auch  nicht  als  Porträts  im  engeren  Sinne  zu  betrachten. 

Neben  ihnen  haben  wir  aber  einige  wirkliche  Porträts,  die  Anspruch  auf  volle 
Ähnlichkeit  machen  und  uns  über  den  Stand  der  Bildniskunst  in  der  Malerei  des 
späteren  14.  und  des  beginnenden  15.  Jahrhunderts  Aufschluß  geben.  Leider  ist 
ihre  Reihe  lückenhaft.     Sie  wird  eröffnet  durch  das  berühmte  Bild  Johanns  H. 


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Johann  der  Gute  (Nationalbibliothek. 


im  Kupferstichkabinett  der  Nationalbibliothek.  Man  braucht  nicht  in  das  enthu- 
siastische Lob  einzustimmen,  das  Louis  Gonse  und  andere  diesem  Bildnis  erteilen, 
man  nimmt  leicht  wahr,  daß  sich  der  Maler  von  einigen  Eigenheiten  des  giottesken 
Typus  nicht  freigemacht  hat,  aber  man  muß  es  unbedingt  als  ein  hochbedeutendes 
Denkmal  einer  Kunst  anerkennen,  welche  sehr  scharf  beobachtet  und  charakteri- 
siert und  über  ein  sicheres  Können  verfügt.  Die  Zeichnung  ist  fest,  die  Farben  sind 
breit  und  frei  aufgetragen,  die  Modellierung  ist  sorgfältig,  das  Kolorit  licht.  Leider 
ist  die  Erhaltung  nicht  gut.  Das  Profil  ist  sehr  individuell  vielleicht  in  der  Linien- 
führung zu  pointiert,  es  ist  weit  schärfer  als  das  der  Grabfigur  in  Saint  Denis.  Auch 
der  Schnitt  des  Mundes  ist  eigenartig,  dagegen  ist  die  Modellierung  der  Lippen  und 
die  Bildung  des  Auges  konventionell,  seine  Stellung  nicht  ganz  richtig.  Trotz  dieser 
kleinen  Schwächen  hat  der  Kopf  eine  Eigenart,  die  nur  einer  ganz  bestimmten  Person 
zukommt;  es  ist  ein  Bildnis  im  vollen  Sinne  des  Wortes.  Das  Bild  gibt  den  Kopf 
und  den  Oberkrn-per  etwa  bis  zum  oberen  Drittel  der  Brust  in  Lebensgröße.     Im 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  111 


Verhiiltnis  zu  der  .lianzen  Bildfläclie,  71  :41  cm,  niiniiU  der  Kopf  einen  ,t.Tüßcn 
R:iuni  ein  und  ist  ausschließlich  betont.  Das  Gewand  ist  ganz  einfach  gehalten  und 
der  Hintergrund  Gold.  Das  Verhältnis  des  Kopfes  zur  Bildfläche  und  zum  Hinter- 
grund ist  später  vielfach  geändert  worden;  es  ist  überwiegend,  nicht  ausnahmslos, 
ein  größerer  Teil  des  Körpers  mit  aufgenommen  worden,  aber  der  allgemeine  Typus 
des  Brustbildes  ist  schon  in  diesem  Bildnis  gegeben. 

Ein  Zeitraum  von  nahezu  finifzig  Jahren  trennt  dieses  Bild  von  den  folgenden 
französischen  Bildnissen,  ein  Zeitraum,  der  auf  allen  Gebieten  der  Kunst  erfüllt 
ist  von  dem  mächtigen  Zuge  zum  Naturalismus.  So  ist  denn  auch  das  Vermögen 
nach  genauer,  sachlicher  Darstellung  im  Bildnis  gegen  das  Ende  des  14.  Jahrhunderts 
um  vieles  gestiegen.  Im  Louvre  ist  ein  Bildnis,  das  mit  Unrecht  als  das  des  Her- 
zogs J  o  h  a  n  n  d  e  s  U  n  e  r  s  c  h  r  o  c  k  e  n  e  n  von  Burgund  bezeichnet  wird,  und 
das  ohne  Zweifel  aus  dem  Anfang  des  15-  Jahrhunderts  stammt.  Es  gibt  den  Fürsten 
in  halber  Figur,  der  Körper  ist  in  halber  Wendung,  der  Kopf  in  reinem  Profil  ge- 
geben. Noch  ist  das  Profil  überscharf  gezeichnet  und  einige  Einzelheiten  im  Ge- 
sicht wie  an  den  Händen  sind  nicht  ganz  richtig.  Aber  im  ganzen  ist  der  Organis- 
mus des  Gesichts  sehr  gut  wiedergegeben,  und  der  Mann  fest  individualisiert.  Auch 
das  Beiwerk.  Gewand  und  Schmuck,  ist  mit  Sorgfalt  dargestellt.  Die  technische 
Behandlung  ist  indes  ziemlich  trocken.  Vielleicht  zwei  Jahrzehnte  später  ist  eine 
kolorierte  Zeichnung  in  der  Sammlung  der  Nationalbibliothek  in  Paris,  Ludwig  H. 
von  Neapel,  Herzog  vonAnjou  (1417—1434).  Der  Strich  folgt  noch 
nicht  mit  Leichtigkeit  der  organischen  Form,  das  Profil  ist  hart,  die  Modellierung 
im  Innern  nur  leicht  angedeutet,  aber  die  Individualisierung,  nicht  mehr  aus  einem 
überkommenen  Typus  heraus,  sondern  aus  unmittelbarer  Naturbeobachtung,  ist 
mit  einfachen  Mitteln  unzweideutig  gegeben.  Eine  solche  Vereinfachung  war  durch 
die  Art  der  Darstellung  bedingt,  aber  sie  lag  nicht  im  Zuge  der  Zeit.  Die  Zeichnung 
mag  Vorlage  zu  einem  Gemälde  gewesen  sein;  in  ein  Gemälde  aber  suchte  man  an 
Einzelheiten  aufzunehmen,    was  es  fassen  konnte. 

In  einem  Bildnis  Johanns  des  Unerschrockenen  in  Ant- 
werpen (um  1415),  das  ich  nur  aus  der  ungenügenden  Abbildung  bei  Dvorak  kenne, 
ist  die  reine  Profilstellung  des  Kopfes  aufgegeben.  Kopf  und  Körper  stehen  im 
Dreiviertelsprofil,  die  Haltung  ist  ungezwungen.  Der  Kopf  ist  nahezu  richtig  auf 
die  Fläche  projiziert,  nur  der  Ansatz  und  die  Richtung  der  Nase  stimmen  nicht  ganz, 
in  der  Darstellung  des  Details  waltet  eine  Sorgfalt,  die  jeden  Zweifel  an  der  Bildnis- 
treue ausschließt.  Auf  der  gleichen  Stufe  steht  ein  Bildnis  Philipps  desGuten 
im  Louvre  (100^.  um  1430  gemalt).  Auch  in  ihm  ist  die  Ähnlichkeit  in  hohem  Grade 
erreicht.  Eine  Wiederholung  dieses  Bildes  in  Antwerpen  ist  vielleicht  malerisch  besser, 
entspricht  aber  wahrscheinlich  den  Forderungen  der  Ähnlichkeit  weniger.  Die 
Formgebung  ist  in  diesen  Bildern  bei  aller  Sorgfalt  hart  imd  dem  Leben  wenig 
entsprechend,  auch  die  Karnation  ist  noch  leblos. 

Den  letzten  Schritt  zur  Objektivierung  des  Bildnisses  tat  der  große  Jan  van 
E  y  c  k  .  er  führte  die  realistische  Strömung,  die  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts 
so  kräftig  eingesetzt  hatte,  zum  vollen  Siege.  Wird  der  Name  van  E  y  c  k  aus- 
gesprochen, so  denken  wir  an  die  Brüder  Hubert  und  Jan,  sie  sind  durch  den 
Genter  Altar  unlöslich  verbunden.    Ob  Hubert  auch  Bildnisse  gemalt  hat,   was  ja 


112  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BILDNISSES. 


an  sich  wahrscheinlich  ist,  und  welche  Stellung  ihm  in  der  Geschichte  der  Porträt- 
nialerei  zukommt,  wird  wohl  ewig  im  Dunkel  bleiben.  Das  einzige  Werk,  das  auf 
uns  gekommen  ist,  ist  der  Genter  Altar,  und  sein  Anteil  ist  umstritten.  Auch  die 
glänzende  Untersuchung  Dvofaks  hat  die  Frage  nicht  zur  letzten  Entscheidung 
gebracht.  Darüber  aber  herrscht  fast  allgemeine  Übereinstimmung,  daß  die  großen 
Figuren  der  Deesis,  Christus,  Maria  und  Johannes  der  Täufer  von  ihm  sind.  Ich 
möchte  ihm  auch  die  Engelschöre  zuschreiben.  Das  genügt  zur  Beurteilung  seiner 
Stellung  zu  der  realistischen  Bewegung  seiner  Zeit.  Wenn  irgend,  so  war  in  den 
großen  Hauptfiguren  eine  Erhebung  über  die  Wirklichkeit  geboten.  Hubert  hat 
das  auch  anerkannt.  Das  Nächstliegende  wäre  der  Anschluß  an  die  traditionellen 
Typen  gewesen,  die  zwar  nicht  mehr  die  volle  Stilgröße  des  13.  Jahrhunderts  hatten, 
aber  immer  noch  zu  hohem  Ernst  gesteigert  werden  konnten.  Aber  Hubert  gelit 
seinen  eigenen  Weg,  wenn  er  die  Formgebung  des  14.  Jahrhunderts  im  einzelnen 
noch  nicht  ganz  überwunden  hat,  so  ist  er  doch  der  Tradition  innerlich  entwachsen, 
die  Naturbeobachtung  ist  die  Grundlage  seiner  Kunst.  In  den  Köpfen  ist  eine  er- 
habene Schönheit  angestrebt,  aber  nach  unserem  Gefühl  nicht  ganz  erreicht,  weil 
kein  vollkommener  Ausgleich  zwischen  dem  Überkommenen  und  dem  aus  eigener 
Beobachtung  Gewonnenen  gefunden  ist.  Hubert  gibt  auf  höherer  Entwicklungs- 
stufe das,  was  fünfzig  Jahre  früher  Andre  Beauneveu  gegeben  hatte.  Aber  die  Ab- 
sicht beider  ist  entgegengesetzt,  Beauneveu  strebt  aus  dem  Typischen  ins  Indivi- 
duelle, Hubert  will  Allgemeingültiges,  will  neue  Typen  schaffen.  Und  das  15-  Jahr- 
hundert hat  sie  anerkannt.  Sein  Christustypus  wirkt  in  der  ganzen  flandrischen 
Malerei  nach.  Zunächst  hat  ihn  Jan  aufgenommen  in  dem  unerfreulichen  Bilde  der 
Berliner  Galerie,  das  dann  in  mehreren  Kopien  verbreitet  wurde.  Unserem  Gefühl 
entspricht  er  nicht  mehr,  weil  er  trotz  seiner  Frontalität,  trotz  seiner  regelmäßigen 
Anlage  und  mancher  archaistischer  Züge  realistisch  gewollt  ist.  Das  gilt  auch  von 
den  beiden  anderen.  Im  Kopf  der  Maria  ist  wenigstens  eine  hohe  formale  Schön- 
heit und  was  mehr  ist  eine  rein  germanische  Schönheit  erreicht.  Mag  man  aber  manches 
liemängeln,  es  war  kein  kleines,  so  selbständig  drei  Gestalten  von  solcher  Gr()ße 
zu  schaffen.  Und  nun  umfängt  sie  der  Maler  mit  einem  prachtvollen,  großen  Farben- 
akkord, der  die  ganze  Trias  zu  monumentaler  Höhe  erhebt  und  ungeschwächt  durch 
die  Jahrhunderte  fortklingt.  Was  sagen  dagegen  die  stammelnden  Versuche  der 
Maluel,  Bellechose,  Broederlam  und  anderer,  hier  kommt  einer,  der  wirklich  malt, 
dem  die  Farbe  nicht  äußere  Zutat,    sondern  psychisches  Ausdrucksmittel  ist. 

Wir  aber,  die  wir  aus  der  Ferne  von  fünf  Jahrhunderten  auf  die  Brüder  van 
Eyck  zurückblicken,  erkennen  in  Jan  doch  den  größeren.  Sein  Blick  umfaßt  die  ganze 
Welt  der  sinnlichen  Erscheinungen  und  seine  Hand  folgt  willig  dem  Auge,  er  projiziert 
das  Geschaute  richtig  auf  die  Fläche.  Jan  van  Eyck  besaß  eine  außerordentliche 
Sehschärfe,  er  sieht  unendlich  viel,  und  die  Freude  an  dem  Geschauten  macht  ihm 
die  Auswahl  schwer.  Mit  dieser  physischen  und  geistigen  Organisation  ist  er  der  Mann 
des  Schicksals  für  die  nordische  Kunst  geworden.  Er  kommt  in  dem  Moment,  in 
dem  der  Realismus  notwendig  frei  werden  mußte  und  er  hat  die  Kraft,  die  Befreiung 
durchzuführen  und  das  Verhältnis  von  Kunst  und  Natur  neu  zu  regeln.  Das  strenge 
Naturstudium  wird  nun  die  notwendige  Bedingung  jeder  hohen  Künstlerschaft. 
Jan  l^ringt  ein  Schulgut  mit,    und  ererbter  Besitz  geht  auch  nach  ihm  von  einem 


Mitteilungen  aus  dem  Gernian,  Nationalnuuseum,  1910. 


Taf.  IV. 


Der  Kanonikus  Georg  van  der  Paele  von  Jan  van  Eyck. 

Aussclinitt   ;uis  einem  Geniiikie  im  AUiseum  zu  Brüirtre. 


Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses.    Tafel  XXIX, 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  113 


Geschlecht  auf  das  Folgende  über,  das  wird  stets  so  bleiben  und  das  ist  gut;  aber 
er  setzt  sich  nach  seiner  Art  mit  der  Natur  auseinander  und  jeder  selbständige  Künstler 
hat  von  nun  an  sein  Verhältnis  zur  Natur  auf  eigene  Faust  zu  bestimmen.  Freilich 
gelingt  eine  volle  Ij'isung  nur  dem  ganz  Großen,  die  meisten  bleiben  auf  halbem  Wege 
stehen. 

Jans  Objektivität  gehl  an  die  äußersten  Grenzen  ilt^s  Zulässigen,  er  kann  sich 
in  der  Wiedergabe  der  Natur  bis  in  die  letzten  Einzelheiten  nicht  genug  tun.  Nur 
durch  das  höchste  malerische  Können  weiß  er  diese  formale  Überfüllung  so  zurück- 
zuhalten,  daß  einheitliche,    harmonische  Kunstwerke  entstehen. 

Aber  so  scharf  er  den  Erscheinungen  zu  Leibe  geht,  es  bleiben  doch  einige 
Befangenheiten  in  seiner  Kunst,  ich  meine  damit  nicht  den  Zusammenhang  seines 
Stils  mit  dem  seiner  Vorgänger,  vor  allem  seines  Bruders;  abgesehen  vom  Stil  geht 
sein  Blick  mehr  auf  die  äußere  Erscheinung  der  Dinge  als  auf  ihr  inneres  Wesen. 
Wir  haben  hier  nur  eine  von  den  Befangenheiten  seiner  Kunst  ins  Auge  zu  fassen; 
der  innere  Organismus  des  menschlichen  Körpers  ist  ihm  nicht  ganz  klar  geworden, 
der  Mechanismus  der  Bewegungen  funktioniert  nicht  vollkommen. 

Ini  oberen  Teil  des  Genter  Altars  befinden  sich  die  lebensgroßen  Gestalten 
der  ersten  Eltern.  Ihre  Aufnahme  in  den  Zyklus  der  apokalyptischen  Darstellungen 
ist  keine  Neuerung.  Eva  ist  schon  auf  der  sogenannten  Kaiserdalmatika  in  der  Sakristei 
von  S.  Peter  in  Rom  im  gleichen  Zusammenhang  abgebildet.  Aber  es  sind  die  ersten 
Menschen  der  mittelalterlichen  Kunst,  welche  nach  dem  lebenden  Modell  gemalt 
sind.  Und  damit  steht  gleich  eine  weitere  Neuerung  in  Zusammenhang,  sie  sind 
perspektivisch  gemalt,  wie  sie  von  ihrem  hohen  Standpunkt  aus  dem  unten  stehen- 
den Beschauer  erscheinen.  Man  muß  sich  gegenwärtig  halten,  was  es  bedeutete, 
menschliche  Körper,  in  ihrer  Struktur,  ihren  Proportionen  und  in  ihren  einzelnen 
Formen  nach  der  Natur  darzustellen.  Die  Dynamik  dieser  Körper  ist  ja  noch  mangel- 
haft, in  der  formalen  Darstellung  aber  lassen  sich  nur  kleine  Fehler  nachweisen, 
welche  gegenüber  der  reichen  Fülle  schärfster  Beobachtung  nicht  ins  Gewicht  fallen. 
Das  Entscheidende  ist  der  unmittelbare  und  unbedingte  Anschluß  an  die  Natur. 
Die  Errungenschaft  war  so  groß,  daß  sich  die  großen  Meister,  die  auf  Jan  folgten, 
mit  ihr  begnügten.  Die  nordische  Kunst  ist  bis  zur  Berührung  mit  der  Renaissance 
in  der  Darstellung  des  Menschen  nicht  über  diese  beiden  Gestalten  hinausgekommen. 

Im  Bildnis  tritt  das  Wesen  von  Jans  Kunst  am  klarsten  zu  Tage,  Wollen  und  lafei  xxi 
Vollbringen  stehen  im  reinsten  Einklang.  Jans  Porträts  sind  Brustbilder,  die  Form 
war  schon  vor  ihm  aufgekommen;  er  verläßt  das  Profilbild  und  gibt  der  Figur  eine 
leichte  Wendung,  fast  immer  nach  rechts.  Männerbildnisse  überwiegen.  Zu  den 
reinen  Porträts  kommen  die  Stifterbilder  auf  Gemälden,  eine  Stellung  für  sich 
nimmt  das  Bild  des  Kaufherrn  Arnolfini  und  seiner  Frau  ein.  Jan  gibt  die  indivi- 
duellen Formen  mit  unbedingter,  unerbittlicher  Sachlichkeit  bis  in  ihre  letzten 
Einzelheiten  wieder.  Es  gibt  keinen  Zweiten,  der  eine  solche  Fülle  eigenartiger 
Formen  in  ein  Bildnis  aufnehmen  und  einheitlich  zusammenfassen  konnte.  Was 
für  den  ganzen  Körper  nicht  voll  erreicht  ist,  der  organische  Zusammenhang  der 
Formen,  für  den  Kopf  ist  er  erkannt,  der  Knochenbau,  der  die  Gesamtform  be- 
dingt, der  Verlauf  der  Muskeln,  ihre  Spannung  oder  Erschlaffung  und  alle  Teile, 
Mund  und  Nase,    Augen  und  Ohren  sind  in  lauter  individuellen  Formen  gegeben 

Mitteilungen  aus  dem  Germ-inischen  N'ationalmuseum  1910.  8 


Il4  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE   DES   BILDNISSES. 

und  die  Modellierun.c:  ist  bis  ins  Kleinste  vollendet.  Schließlich  wird  alles  durch 
höchst  vollkommene  Beleuchtung  und  Farbe  geadelt.  Erstaunlich  ist,  wie  sich  Jan 
bis  zum  Abschluß  seiner  Arbeiten  die  Unmittelbarkeit  und  Frische  bewahrt,  er  ist 
darin  selbst  dem  jüngeren  Holbein  überlegen.  Die  geistige  Charakteristik  ergibt 
sich  aus  seiiien  Bildnissen,  soweit,  als  sie  überhaupt  in  der  ruhenden  Form  des 
Gesichts::  Isirh  .ausspricht.  Eine  Steigerung  der  Charakteristik  durch  Betonung 
einzelnef:Teiie  ist  dem  Mann,  dem  die  schlichte  Wahrheit  über  alles  geht,  fremd. 
Es  sind  keine  großen  Persönlichkeiten,  die  er  uns  vorführt,  aber  bürgerlich  tüchtig, 
bald  etwas  beschränkt,  bald  schlau  und  energisch,  treu  und  wohlwollend,  ruhig 
und  sicher  oder  eigensinnig.  Über  die  einzelnen  Bildnisse  ist  so  viel  geschrieben, 
daß  sie  hier  nicht  nochmals  besprochen  zu  werden  brauchen.  Einmal  gibt  Jan 
ein  ganzes  Bild  in  dem  Doppelporträt  des  Arnolfini  und  seiner  Frau  (National- 
galerie in  London  Nr.  186),  ein  Bild,  das  stärker  zu  unserer  Phantasie  spricht, 
als  irgend  eines  seiner  Werke.  Dabei  ist  das  Porträt  der  Frau  nicht  einmal  sehr 
eindringend.  Festlich  gekleidet,  in  neuen  Kleidern,  er  mit  einem  prächtigen  Hut, 
stehen  sie  in  einem  Zimmer.  Er  hat  ihre  rechte  Hand  ergriffen  und  seine  Rechte 
erhoben,  um  in  sie  einzuschlagen.  Aber  er  blickt  sinnend  gerade  aus.  Wir  denken 
an  eine  Verlobung.  Der  enge  Raum  mit  seiner  Ausstattung  ist  mit  der  größten  Sorg- 
falt gegeben.  Nun  dringt  von  links  ein  gedämpftes  Licht  herein,  wunderbar  um- 
spielt es  den  Kopf  des  Mannes  und  fällt  breit  auf  die  Gestalt  der  Frau.  Und  dann 
spielt  es  auf  der  Wand,  an  der  ein  gewölbter  Spiegel  hängt,  und  auf  dem  Kronleuchter 
—  eine  Vorahnung  Pieter  de  Hoochs. 

Hundert  Jahre  ernster  künstlerischer  Arbeit  hatten  endlich  zum  Ziele  geführt, 
die  volle  Ähnlichkeit  des  Abbildes  mit  dem  Urbild  war  erreicht.  Jans  Bildniskunst 
ist  einzig  und  wunderbar.  Er  sammelt  und  einigt  alle  Merkmale  der  Ähnlichkeit, 
wie  sie  im  Leben  eben  nur  das  Leben  einigt.  Diese  Aufgabe  mußte  in  der  Kunst  ein- 
mal gelöst  werden.  Jan  hat  sie  gelöst,  die  Fülle  der  Ähnlichkeit  ist  auch  nach  ihm 
nicht  überboten  worden.  Einer  naiven  Kunstauffassung  war  und  ist  Ähnlichkeit 
die  wichtigste,  ja  die  einzige  Aufgabe  des  Bildnisses.  Nachdem  sie  gelöst  war,  ist 
Ähnlichkeit  zwar  ein  unabweisbares  Erfordernis,  aber  sie  ist  eine  feste  Errungen- 
schaft und  hat  aufgehört,  ein  künstlerisches  Problem  zu  sein. 

Weitere  hundert  Jahre  freute  man  sich  dieses  Besitzes  und  ließ  sich  an  ihm  ge- 
nügen. Neben  und  nach  Jan  van  Eyck  war  eine  Reihe  großer  Maler  tätig,  der  Meister 
von  Flemalle,  Rogier  van  der  Weyden,  Hans  Memling,  Hugo  van  der  Goes  und 
andere.  Sie  sind  auch  im  Porträt  groß  und  eine  Geschichte  des  Bildnisses  hat  ihre 
Werke  zu  betrachten  und  ihren  Stil  zu  analysieren.  In  unbeirrbarer  Wahrheit  und 
schlichter  Treue  haben  sie  uns  die  Erscheinung  ihrer  Zeitgenossen  überliefert,  aber 
sie  führen  die  Entwicklung  kaum  weiter  und  können  hier  übergangen  werden.  Nur 
auf  zwei  Maler  sei  noch  hingewiesen,  auf  J  e  h  a  n  F  o  u  c  q  u  e  t  und  Q  u  i  n  t  e  n  M  a  ß  y  s. 
Fo  u  c  q  u  e  t,  geboren  in  Tours  um  1420,  kam  früh  nach  Rom  und  war  später  Hofmaler 
der  Könige  Karl  VII.  und  Ludwig  XI.  Die  italienische  Kunst  hat  keinen  tiefen 
Eindruck  auf  ihn  ausgeübt,  sein  Figurenstil  enthält  nichts,  was  ein  nordischer  Maler 
nicht  selbst  erreichen  konnte,  die  harte  Sachlichkeit  seiner  Bildniskunst  ist  in  seinem 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Nationalmuseum.  1910. 


Taf.  V. 


Bildnis  eines  Unbekannten  (um  1450)  im  Louvre. 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses.    Tafel  XXX. 


Mitteilungen  aus  dem  Gernuui.  Nationalnuiscuni.   1910. 


Tat.  VI. 


Karl  VII.  von  Frankreich  von  Jean  Foucquet  im  Louvre. 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses.    Tafel  XXXI. 


Mitteilungen  aus  dem  German.  Natir^nalrna-eurn,  1910. 


'lai.  vii. 


Jehan  Carondelet  von  Quinten  Maßys  in  München. 
Beiträge  znr  Gescbicfate  des  BUdoUtes.    Tafel  XXXII. 


VON  GUSTAV  VON  BEZOLD.  115 


bei^Tündet.  Foucquet  zeichnet  fest  und  sicher  und  niodelhert  schürf.  Die  wenigen 
Tafelbilder,  die  wir  von  ihm  haben,  sind  fast  lauter  Bildnisse.  Auf  der  Ausstellun.t,^ 
der  französischen  Primitiven  war  ihm  das  Bild  eines  Mannes,  der  ein  Glas  Wein  in 
der  Hand  hat,  zu.tceschrieben.  Es  ist  jetzt  im  Louvre  ohne  Malernamen  (Nr.  1000). 
Das  unschöne  Gesicht  ist  sehr  charakteristisch  gezeichnet,  aber  es  sitzt  nicht  alles 
ganz  richtig.  Die  Muskulatur  ist  dünn,  die  Modellierung  hart.  Das  Bild,  mag 
es  von  Foucquet  sein  oder  nicht,  ist  für  die  französische  Malerei  der  ersten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  charakteristisch.  Sicher  von  seiner  Hand  sind  die  Bildnisse 
Karl  VII.  und  Juvenals  des  Ursins,  beide  sehr  vortrefflich.  Das  Bild  Karl  VII. 
(289)  gibt  die  Formen  mit  redlicher  Treue  in  sicherer  Zeichnung  und  Modellierung. 
Sehr  bezeichnend  ist  der  matte  und  unsichere  Blick.  Noch  bedeutender  ist  das  Bild 
des  Kanzlers  Juvenal  des  Ursins  (288),  es  ist  lebendiger,  die  Formen  sind  voller 
und  breiter;  es  ist  das  Beste  unter  Foucquets  Bildnissen.  Das  Museum  in  Berlin 
besitzt  einen  Flügel  eines  Diptychons,  das  ursprünglich  in  der  Kirche  zu  Melun  war. 
Es  stellt  den  trcsoricr  EstienneChevalier  mit  seinem  Patron,  dem  heiligen 
Stephanus  dar.  Der  zv/eite  Flügel,  die  Mutter  Gottes  mit  dem  Jesuskinde,  ist  in 
der  Galerie  zu  Antwerpen.  Der  Heilige  hat  seinen  rechten  Arm  um  die  Schulter 
seines  Schützlings  gelegt,  der  anbetend  vor  der  Mutter  Gottes  kniet,  beide  Figuren 
sind  ungezwungen  gruppiert.  Das  Bildnis  Chevaliers  hat  den  gleichen  Vorzug  schlichter 
Treue,  wie  die  Pariser  Bilder.  Aber  auch  Stephanus  ist  ganz  individuell,  ein  ernster, 
schöner  Mann,  freier  und  tiefer  aufgefaßt  als  der  Donator.  Und  dann  gilt  sogar  die 
Mutter  Gottes  als  das  Porträt  der  Agnes  Sorel.  Dieses  zweite  Bild  ist  reichlich  ma- 
nieriert. Ein  anderes  Bild  der  Galerie  in  Antwerpen  steht  Foucquet  nahe  und  darf 
hier  noch  erwähnt  werden.  Es  stellt  einen  Mann  in  mittleren  Jahren  dar,  der  einen 
Pfeil  in  der  Hand  hält.  Mut  und  Entschlossenheit  sprechen  aus  seinen  Zügen.  Die 
Darstellung  ist  fest  und  sicher,  die  harte  Formgebung  der  französischen  Schule  ist 
noch  merklich,    aber  das  Ganze  ist  lebendig  und  sprechend. 

Quinten  Maßys  ist  etwa  vierzig  Jahre  jünger  als  Foucquet,  und  zu  seiner 
Zeit  flutet  die  italienische  Kunstanschauung  stärker  heran,  er  hat  sich  ihr  nicht  ver- 
schlossen, aber  er  ist  einer  von  den  Großen,  welche  durch  äußere  Eindrücke  in  ihrem 
Wesen  nicht  alteriert  werden.  Er  ist  erfüllt  von  einem  freien  Idealismus  und  tiefer 
Empfindung  und  er  erhebt  die  Kunst  in  eine  weitere  und  höhere  Lebenssphäre,  sein 
Vortrag  ist  breiter  und  größer  als  der  seiner  Vorgänger.  Die  letzten  Geheimnisse 
des  menschlichen  Organismus  sind  auch  ihm  noch  nicht  entschleiert,  in  den  Be- 
wegungsmotiven bleibt  manches  hart  und  unausgeglichen,  aber  er  beherrscht  die 
Form  in  sehr  hohem  Maße  und  weiß  in  ihr  wahre  und  starke  Gefühle  auszusprechen. 
So  gibt  er  denn  sein  Bestes  in  religiösen  Bildern,  aber  auch  im  Bildnis  ist  er  groß. 
Er  gibt  hier  an  Ausdruck,  was  die  ruhende  Form  offenbart,  zuweilen  mit  einer  an 
die  Karikatur  streifenden  Schärfe  der  Charakteristik,  wie  in  dem  Bild  eines  alten 
Mannes,  das  Peter  Halm  jüngst  in  einer  erstaunlichen  Radierung  nachgebildet 
hat,  aber  ohne  die  höchste  Steigerung  des  Ausdrucks,  die  im  Einzelbildnis  ohne 
Hereinziehung  des  Momentanen  erreichbar  ist.  Dieses  spielt  herein  in  den  bildnis- 
mäßigen, zu  Handlungen  vereinigten  Halbfiguren,  wie  dem  Wechsler  und  seiner 
Frau  im  Louvre.    Der  stilistische  Fortschritt  in  den  Bildnissen  des  Quinten  Maßys 


8* 


116  BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE  DES  BILDNISSES.      VON  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

Wesen  und  seiner  Schule,  nicht  in  der  Einwirkung  der  italienischen  Quattrocentisten 
liegt  in  der  Vereinfachung  der  Formen,  er  erreicht  den  vollen  Eindruck  persönlich- 
sten Wesens,  ohne  allen  einzelnen  Formen  ängstlich  nachzugehen,  er  erreicht  die 
erste  Stufe  des  malerischen  Bildnisses,  und  mancher  seiner  Zeitgenossen  strebt  das 
Gleiche  an;  bis  es  sich  aber  zu  freier  Herrschaft  durchringt,  muß  die  Kunst  einen 
langen  Umweg  machen. 

(Ein  weiterer  Artikel  folgt.) 


-OO- 


ZWEI  STICKEREI-RELIQUIEN  DES  MITTELALTERS. 

Von  Dr.  FRITZ  WITTE. 

Manches  Stück  Hausgerät  und  mancher  Gebrauchsgegenstand  aus  dem  privaten 
und  Famihenleben  des  Mittelalters  wäre  uns  verloren  gegangen,  wäre  es  nicht 
infolge  der  innigen  Beziehungen  zwischen  dem  (iffentlichen  und  religiösen  Leben  nach- 
träglich einem  kirchlichen  Zwecke  geweiht  worden.  Es  mag  uns  oft  auf  den  ersten  Blick 
befremden,  wenn  wir  in  den  Schätzen  alter  Kirchen  Behälter  finden,  die,  ursprüng- 
lich für  denkbar  profane  Zwecke  geschaffen,  später  in  den  Dienst  der  Liturgie  oder 
des  Heiligenkultus  übergingen.  Kleine  Weinbecher  aus  Glas  als  Reliquienbehälter 
in  den  Altären,  elfenbeinerne  oder  silberne  Pulverflaschen  aus  späterer  Zeit  als  Öl- 
behälter gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten,  und  manches  Edelfräulein  gab  Braut- 
kleid und  Edelschmuck  hin,  wenn  es  infolge  irgend  eines  Ereignisses  von  stärkeren 
religiösen  Anwandlungen  angefaßt  und  in  ein  Stadium  gesteigerter  religiöser  Be- 
dürfnisse gedrängt  wurde. 

So  besitzt  das  Germanische  Museum  eine  aus  der  Sammlung  Forrer  stammende 
beutelartige  Tasche  (Abb.  1),  die  zusammen  mit  einem  Gürtel,  den  wir  ebenfalls  zur  Be- 
sprechung heranziehen  werden,  ursprünglich  in  einer  rheinischen  Kirche  aufbewahrt 
wurde.  Die  Höhe  beträgt  20,  die  untere  Breite  17  cm.  Die  Tasche  hat  die  Form  eines 
oben  abgerundeten  Trapezes,  dessen  oberer  Teil  als  Überschlag  des  unteren,  der  eigent- 
lichen Tasche,  dient.  Die  Aufmachung  ist  kaum  noch  die  ursprüngliche;  es  ist 
schlecht  denkbar,  daß  eine  so  reich  ausgeführte  und,  wie  wir  sehen  werden,  solch 
vornehmen  Z\Necken  dienende  Stickerei  eine  schlichte  Leinwandaufmachung  und 
nicht  vielmehr  eine  solche  in  Seide  bekommen  haben  sollte.  Daß  spätere  Zeiten  an 
dem  schönen  Stück  geändert  und  ausgebessert  haben,  erweist  auch  die  augenfällige 
Verschiedenheit  der  Börtchen,  welche  die  Stickerei  einfassen.  Das  ursprüngliche, 
alte  ist  das  schmale  grüne,  mit  Gold  durchwirkte  Börtchen  französischer  Provenienz, 
und  nicht,  wie  es  nach  den  Quasten  am  unteren  Rande  scheinen  sollte,  die  violette 
Einfassung  in  einfarbiger  Seide. 

Die  ganze  Vorderseite  der  Tasche  ist  mit  einem  rotgelben  Faden  Flockenseide 
in  Plattstich  auf  Leinen  bestickt.  Kräftige,  braunfarbene  Äste  laufen  baumartig 
von  der  Mitte  des  unteren  Randes  aus  über  die  Fläche;  an  den  dünneren  Zweigen 
hängen  dreispitzige  Blätter  mit  chromgelben  Äderchen  und  mit  einer  kräftigen  Kon- 
turierung  in  gutem  Häutchengold,  das  aber  zum  großen  Teil  vernichtet  ist.  Auf 
der  eigentlichen  Tasche  stehen  unten  in  einiger  Entfernung  voneinander  zwei  mensch- 
liche Figuren  im  Zeitkostüm  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts,  eine  Dame  mit 
langem  Schleppenkleide  und  ein  Ritter  in  langem,  enganliegendem  Rocke.  Der 
Mann  trägt  einen  grüngefärbten  Reifen  um  das  Haar,  der  wohl  nichts  anderes  als 
einen  Laubkranz  bezeichenen  soll.    Das  Gewand  der  Dame  ist  in  einem  karmoisin- 


118 


ZWEI  STICKEREI-RELIQUIEN  DES  MITTELALTERS. 


roten  warmen  Tone  .irehalten;  je  4  Seidenfäden  sind  nebeneinander  gelegt  und  durch 
rauten-  resp.  kreuzförmig  übergespannte  grauweiße  Fäden  festgehalten.  Der  Mann 
trägt  einen  graugelben  langen  Rock  aus  kordonierter  Seide,  die  ursprünglich  zu  sein 
scheint.  Beide  Figuren  heben  eine  Hand  zueinander  auf,  die  Dame  mit  einer  etwas 
koketten  Wendung  des  Köpfchens  zur  Seite.  Leider  ist  die  Partie  um  Kopf  und 
Hand  durch  einen  Brand  etwas  versengt  und  nicht  mehr  genau  zu  erkennen. 

Offenbar  handelt  es  sich  bei  der  Darstellung  um  ein  Liebes-  resp.  Brautpaar, 
worauf  schon  der  Kranz  im  Haar  des  Ritters  hinweist.    Die  Brautleute  schreiten  auf- 


i.*»-if 


Abb.    1.     Almoseiitasche  aus  Leinen  mit  Seidenstickerei.     1.  Hälfte  des  14.  Jahrb. 

einander  zu,  der  Ritter  mit  lockender,  herausfordernder  Geste.  Eine  dritte,  recht 
sonderlich  erscheinende  Figur  steht  im  Astwerk  des  Überschlages:  ein  mit  der  Krone 
geschmückter  geflügelter  Engel  oder  Genius  mit  zwei  Pfeilen  in  der  Rechten 
und  einem  schweren  Hammer  in  der  Linken.  Die  drei  Figuren  stehen  zweifellos 
in  gedanklichem  Zusammenhange  mit  einander. 

Ein  interessantes  Gegenstück  zu  unserer  Tasche  befindet  sich  im  Cluny-Museum 
zu  Paris    (aus  der  Sammlung  Delaherche),    wo  wir  eine  verwandte  Darstellung  vor 


VON   DR.   FRITZ  WITTE.  HQ 


uns  liaben.  De  Linas  versucht  in  seinem  „Anciennes  velenients"  eine  Hris.lärun,s^^ 
und  L.  de  Farcy  schließt  sich  ihm  an^).  Auf  einem  greifarti^en  Tiere,  dem  Symbol 
der  weltlichen  Lüste,  reitet  eine  Frau;  zu  ihren  Füßen  kauert  ein  Hase,  das  Symbol 
der  Fruchtbarkeit  oder  des  von  der  Sünde  .i^^ehetzten  Menschen-).  Die  Dame  faßt 
mit  der  Rechten  einen  Pfeil,  den  sie  aus  ihrem  Herzen  zieht;  das  ist  die  Erklärung, 
die  ich  mit  Bestimmtheit  gegen  de  Linas  und  de  Farcy  gebe,  welche  beide  unter 
dem  Eindrucke  ähnlicher  Bilder  standen,  wenn  sie  behaupten,  die  „Dame  schleudere 
einen  Pfeil  auf  den  Hasen"^).  Sie  faßt  vielmehr  den  Pfeil  unten  am  Spitzenende 
mit  der  Hand  so,  daß  die  innere  Fläche  derselben  dem  Beschauer  zugewendet  ist. 
An  diese  zwei  Darstellungen  reihen  sich  noch  mehrere  andere  auf  den  Elfenbeindeckeln 
von  Spiegelkapseln  des  XIV.  Jahrhunderts,  so  in  Paris,  in  den  Sammlungen  Spitzer 
und  M.  Le  Roy*). 

Diese  Darstellungen,  die  vornehmlich  auf  Almosentaschen  und  Spiegelkap- 
seln häufig  wiederkehren,  verdienen  m.  E.  höchste  Beachtung,  nicht  nur  in  kunst- 
geschichtlicher, sondern  auch  kulturgeschichtlicher  Beziehung.  Sie  erweisen  uns, 
wie  zäh  das  Mittelalter  an  solchen  mythologischen  Erzählungen  u.  s.  f.  gerade  in  der 
Kunst  festgehalten,  w^nn  auch  des  öfteren,  wie  im  vorliegenden  Falle,  ohne  die 
ursprüngliche  Bedeutung  mehr  zu  kennen.  Eine  mythologische  Szene  der  römischen 
Periode  vermute  ich  als  Kern  und  Ausgangspunkt  der  ganz  charakteristischen  Bilder, 
auf  denen  vornehmlich  ein  B  r  a  u  t  p  a  a  r  auf  e  i  n  e  m  B  a  u  m  e  —  zumeist 
einer  Eiche  —  oder,  wie  auf  unserer  Tasche,  unter  einem  Baume,  in  Ver- 
bindung mit  dem  Hasen  vorkommt.  Bedeutsam  ist  auch  die  vielfache  Wiederkehr 
der  Szene  der  Bekränzung  des  Mannes  oder  das  Erscheinen  eines  Kranzes  auf  seinem 
Haupte.  Auf  der  Tasche  im  Germanischen  Museum  tritt  noch  ein  weiteres  hinzu: 
das  Auftauchen  des  Hammers  in  der  Linken  des  Genius.  W.  M.  Schmid  ver- 
öffentlichte 1896  im  Korrespondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie einige  Hämmer,  die  er  als  Weihegaben  in  Kirchen  Bayerns  gefunden  hat.  Mit 
guter  Begründung  führt  er  den  Brauch  der  Hammerweihe  auf  den  altgermanischen 
Donarkult  zurück.  Die  von  ihm  angeführten  Stücke  reichen  aber  nicht  über  das 
17.  Jahrliundert  hinaus,  und  so  dürfte  die  bildliche  Darstellung  auf  der  Almosen- 
tasche eine  willkommene  Ergänzung  darbieten  und  den  Anschluß  nach  rückwärts 
vermitteln.  In  der  germanischen  Mythologie  dient  der  Hammer  zur  Brautweihe. 
Thrym  befiehlt  in  der  Edda  bei  der  Vermählung  mit   Freya: 

„Bringt  nun  den  Hammer, 

Die  Braut  zu  weihen. 

Den  Mjölnir    (Name  des  Hammers!)    legt 

in  des  Mädchens  Schoß, 

in  Wars  Namen 

Weiht  unseren  Bund."''^) 

1)  de   Farcy,  La  broderie,  Taf.  26,  pa?.    124  f. 

2)  Ritter,  Symbolik  des   Hasen.     Arch.  f.  christl.    K.    19<)2,    121. 
BcruMier,   Handbuch   der   Kirciil.    Kunstaltcrtünier  S.  50o. 

3)  d  e   F  a  r  c  y  ,  a.  a.  0.    125. 

4)  Sammlung  Spitzer  Bd.  I.   S.   40.  Abb.   68. 
Sammlun?  Le    Roy  Bd.  II.   PI.  XVIII.   Nr.  34  und  36. 

5)  S  c  h  m  i  d  ,  a.  a.  O. 


120  ZWEI   STICKEREI-RELIQUIEN   DES  MITTELALTERS. 

Schmid  denkt  an  eine  phallische  Bedeutun.c:  des  Hammers,  ich  weiß  nicht 
warum;  für  mich  ist  er  einfach  das  Symbol  der  Fruchtbarkeit,  ist  es  ebensowohl 
wie  der  Hase,  den  ich  ursprünglich  nur  bei  der  Astarte  und  der  Kybele  finde.  Eine 
Hauptrolle  spielt  er  bei  den  Kelten.  In  Irland  verwandeln  sich  die  Hexen  in  Hasen 
(statt  in  Katzen).  Immerhin  weist  der  Hase  wie  der  Greif  auf  den  Orient,  speziell 
nach  Ägypten  hin,  wo  beide  in  der  koptischen  Kunst  des  2.-7.  Jahrluinderts  ihren 
Platz  behaupten. 

Daß  wir  diesen  Symbolismus  beim  Hammer  anzunehmen  berechtigt  sind,  er- 
weist seine  mehrfache  Nennung  in  mittelalterlichen  Dichtungen,  auf  die  ebenfalls 
Schmid  schon  hinweist,  in  denen  eine  ursprüngliche  Andeutung  von  einer  unbe- 
fleckten Empfängnis  der  Gottesmutter  enthalten  ist.  So  deutet  Frauenlob  die  über- 
natürliche Befruchtung  derselben  an  durch  einen  Hammerwurf:  „Der  smit  von 
oberlande  (Himmel)  warf  sinen  hamer  in  minen  schöz". 

Ähnlich  heißt  es  bei  Muskatblüt  (ed.  Groote  S.  72): 
„Der  schmid  warft  seinen  hammer 
Von  oben  ab  ze  tal." 

Lessing  hat  gesagt,  man  müsse  auch  den  Mut  haben,  einmal  zu  irren,  und 
es  sei  mir  verstattet,  über  den  Zusammenhang  der  uns  vorliegenden,  verwandten 
Szenen  auf  der  Almosentasche  und  den  Elfenbeintafeln  mit  der  Mythologie  einige 
kurze  Andeutungen  hinzuwerfen,  die  vielleicht  Anregung  geben  können  zu  einer 
intensiveren  Verarbeitung  dieser  in  der  Kunstgeschichte  so  oft  wiederkehrenden 
bildlichen  Darstellungen. 

Ich  möchte  das  Brautpaar  mit  dem  Kranze  und  dem  Baume  als  Dens- Europa 
ansprechen,  nicht  als  den  echtgriechischen  Dens,  sondern  den  kretischen  Ramman, 
den  Stier-  und  B  1  i  t  z  g  o  1 1 ,  der  schon  in  mykenischer  Zeit  mit  dem  Beile,  dem 
Symbol  des  Blitzes,  abgebildet  ist.  Im  Blitze  fährt  er  in  die  Eiche,  oder  je  nach 
Landesart  in  einen  anderen  Baum,  und  wählt  diesen  zu  seinem  Sitze  oder  Thron. 
Zugleich  ist  er  auch  der  Gott  des  Feuers,  auch  der  Schmied  („vom  Oberlande"), 
und  so  spaltet  sich  denn  bisweilen  eine  andere  Gottheit  von  ihm  ab,  wie  Hephäst 
bei  den  Griechen,  deren  Funktionen  dann  aber  doch  immer  wieder  mit  denen  des 
Blitzgottes  zusammenlaufen.  Der  Synkretismus  der  römischen  Kaiserzeit  ver- 
schmolz alle  diese  Göttergestalten  miteinander  und  nannte  den  alten  „Kepauvwi;" 
,, Serapis",  oder  nach  lein  römischer  Ausdrucksweise  Saturn  (Kronos).  Serapis 
aber  war  nur  ein  jüngerer  Name  für  Horus-Osiris,  der  ja  auch  ein  S  t  i  e  r  g  o  1 1  war 
(der  bekränzte!),  bei  dem  aber  in  dem  Lande,  wo  es  keine  Blitze  gab,  der  Charakter 
als  Blitzgott  verkümmern  mußte.  Serapis  ist  auch  der  Gott  der  Fruchtbarkeit,  zumal 
der  ehelichen :  vor  dem  Apis  hoben  die  Ägypterinnen  die  Röcke  auf.  Doch  möchte 
ich  darum  das  Beil  noch  nicht  „phallisch"  nennen.  Der  Hammer,  ursprimglich  ein 
Steinbeil,  ist  wohl  als  Symbol  des  Lichtstrahls  gedacht,  von  dem  der  Blitz  ja  nur 
eine  besondere  Art  ist.  Auf  die  Verwendung  des  Lichtstrahls  in  der  mittelalter- 
lichen Kunst  dort,  wo  es  sich  um  die  Empfängnis  bedeutsamer  Persönlichkeiten 
handelt,   brauche  ich  nur  hinzuweisen. 

Das  Nordische  und  das  Deutsche  ist  in  der  Entwicklung  kaum  originell,  son- 
dern Gallien  mit  seinem  populären  Flammengott  (Martell!)  ist  hier  die  Vermitt- 
lerin gewesen  bis  in  die  späte  Zeit  hinein,   wie  die  von  uns  herangezogenen  Stücke 


VON   DR.   FRITZ  WITTE.  121 


erweisen,  die  siinüliLii  unzweideuli.i;'  französisclien  Ur.sprun.i^es  sind.  —  Unklar 
sind  mir  die  Pfeile  in  der  Ihind  des  Engels.  Weist  ihre  Zweizahl  daraufhin,  da(.i 
Funktionen  des  Cupido  hineingetragen  sind,  der  die  Herzen  der  Brautleute  mit 
seinen  Pfeilen  verwundet,  oder  ist's  wiederum  nur  eine  Version  dessen,  was  der 
Hammer  sagt,  ein  Hingreilen  des  Blitzgottes  zur  Fruchtbarmachung.^  I)al.>  bei 
einer  solchen  Vermischung  verschiedenartigster  Landesanschauungen  gerade  durch 
die  bildende  Kunst  auch  manches  Teilchen  seine  Übertragung  in  die  Heiligenlegende 
u.  s.  f.  fand,  liegt  auf  der  Hand.  Eine  sachgemäße  Heiligenikonographie,  unter 
dem  weiten  Gesichtspunkte  der  Berücksichtigung  von  Sage,  Mythologie  und  Ge- 
schichte, wäre  für  die  Kunstgeschichte  eine  Großtat,  für  einen  einzelnen  aber  eine 
Herkulesarbeit. 

Ob  der  Gegenstand  der  sich  öfter  wiederholenden  Darstellungen  uns  nicht  auch 
einen  Fingerzeig  zu  geben  vermag  über  die  ursprüngliche  Bestimmung  der  Alinosen- 
taschen  ?  Jedenfalls  wurden  sie  für  den  Gebrauch  vornehmlich  der  reichen  Damen 
gefertigt.  Sie  hingen  am  Gürtel  und  wurden  von  ihren  Besitzerinnen  dazu  benutzt, 
die  Scheidemünze  aufzunehmen,  welche  diese  auf  dem  Kirchgange  an  die  Armen 
verteilten.  Anders  läßt  sich  die  allgemein  übliche  alte  Bezeichnung  „aumöniere" 
nicht  erklären.  Ich  möchte  glauben,  daß  solche  Taschen  vielfach  auch  zum  Sam- 
meln milder  Gaben  in  der  Kirche  und  bei  Rundgängen  (Kollekten)  durch  die  Ge- 
meinden benützt  worden  sind,  ähnlich  wie  die  Sammelbretter,  die  ja  auch  die  Form 
einer  Tasche  mit  Überschlag  haben.  Daß  die  aumönieren  auch  von  Männern  ge- 
tragen wurden,  scheinen  zwei  Exemplare  zu  erweisen,  als  deren  ursprüngliche  Be- 
sitze'/ Männer  direkt  genamit  werden,  eine  derartige  Tasche  in  der  Kathedrale  von 
Troyes,  „le  Liberal"  genannt,  die  dem  Grafen  Heinrich  1.  von  der  Champagne  gehört 
haben  soll,  und  eine  zweite  aus  dem  Besitze  des  Königs  Heinrich  H.  von  Frankreich  ^). 
—  Die  meisten  der  erhaltenen  Almosentaschen  scheinen  aus  kirchlichem  Besitze 
zu  stammen,  ohne  daß  man  auch  nur  von  einer  einzigen  sagen  könnte,  daß  sie  von 
vornherein  für  liturgische  Zwecke  gearbeitet  sei;  dieser  Annahme  widersprechen 
sogar  die  Darstellungen  auf  allen  mir  bekannt  gewordenen  Stücken.  Schnütgen, 
der  seinerzeit  das  Glück  hatte,  eines  der  prächtigsten  Exemplare  im  Dome  zu  Xanten 
am  Niederrhein  als  Reliquienbeutel  in  einer  der  zahlreichen  Gebeinsvitrinen  zu  finden, 
sprach  bei  Veröffentlichung  dieser  aumöniere  die  begründete  Vernuitung  aus,  diese 
Taschen  seien  die  Vorläufer  der  später  vielfach  gebrauchten,  am  Halse  zu  tragenden 
Enkolpien  aus  Metall ').  Viele  der  heute  noch  erhaltenen  Almosentaschen  verdanken 
ihre  Konservierung  eben  dem  Umstände,  daß  sie  später  in  den  liturgischen  Gebrauch 
übernommen  wurden  als  Reliquienl^ehälter,  oder  auch  als  Beutel  für  die  Gefäße 
der  heiligen  Öle.  Übrigens  ist  der  Begriff  der  Reliquientasche  ein  sehr  alter,  das 
Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  bewahrt  das  vielleicht  berühmteste  der  aus  Metall 
auf  Holzkern  gefertigten  Reliquiare  in  Form  einer  Tasche,  das  sog.  Reliquiar  des  Witte- 
kind aus  dem  Schatz  von  Enger,  ein  ähnliches  die  Kirche  zu  Metelen  in  Westfalen^). 
Im  Rechnungsverzeichnis  des  Königs  Rene  findet  sich  bei  Aufzählung  des  Schloß- 
inventares  die  Notiz:    Item,    una  parva  pochetta  de  tella,   in  quo  sunt  plures  reli- 

6)  Siehe  Didron  unter  ,,iiumöniere." 

7)  Zeitschrift  f.  christl.    Kunst.     1902,  220  ff. 

8)  Ludorff,  Bau-  u.    Kunstdenkm.  Westf.   Kr.   Steinfurt,  Taf.  59- 


122  ZWEI  STICKEREI-RELIQUIEN   DES  MITTELALTERS. 

qiiie^).  Eine  ,i;roße  Anzahl  der  Tasclien  liat  al")er  einen  Schmuck  erfahren,  der  dem 
Gedanken  einer  religiösen  Bestimmun,^'  von  Haus  aus  widerspricht;  so  deckt  sich 
beispielsweise  die  figürliche  Darstellung  der  Nürnlierger  Tasche  mit  der  auf  meh- 
reren Spiegelkapseln.  Das  festgehalten,  gewinnt  eine  fernere  Notiz  der  Schatz- 
verzeichnisse des  Königs  Rene  Bedeutung,  in  der  von  einer  Tasche  die  Rede  ist: 
„pour  mettre  ung  peigne  et  ung  mirouer  d'or"  (goldener  Spiegel),  für  die  der  Sticker, 
Meister  Peter  du  Billaut,  eine  ansehnliche  Summe  erhält.  Diese  Bestimmung  der 
Taschen,  Spiegel  und  sonstige  Toilettengegenstände  aufzunehmen,  würde  die  Über- 
einstimmung des  figürlichen  Schmucks  mit  dem  auf  Spiegelkapseln  erklärlich 
machen^"). 

Die  Zahl  der  Taschen  ist,  vor  allem  in  Deutschland  auch,  noch  verhältnis- 
mäßig stattlich;  bekannt  geworden  sind  mir  außer  der  Nürnberger  solche  in  Xanten, 
in  Kloster  Wienhausen  bei  Celle  in  Hannover,  mehrere  im  Kunstgewerbemuseum 
zu  Berlin,  im  Cluny-Museum,  in  Troyes,  zwei  in  U.  L.  F.  in  Maestricht  und  meh- 
rere in  Tongern  ^^).  Wahrscheinlich  werden  auch  sonst  noch  einige  auftauchen. 
L.  de  Farcy  macht  mich  darauf  aufmerksam,  daß  die  Besatzstücke  einer  prächtigen 
Mitra  in  Halberstadt  die  Vorder-  und  Rückseite  einer  Almosentasche  darstellen, 
mid  auch  die  „Sammlung  Schnütgen"  in  Köln  birgt  ein  ungewöhnlich  feines  Haute- 
lissegewebe  mit  den  Wappen  von  Frankreich,  Flandern,  C*^  de  Blois  und  Dreux, 
Herzog  der  Bretagne,  das  als  Rest  einer  Almosentasche  anzusprechen  ist.  Das 
Stück  gehört  zum  Schönsten,  was  die  Hautelisseweberei  des  Mittelalters  überhaupt 
hervorgebracht  hat.  Seine  ursprüngliche  Verwendung  als  Taschendeckel  steht  außer 
Zweifel:  in  der  Mitte  liegt  zwischen  den  Wappenschildchen  noch  die  Nahtborte  mit 
einer  anhängenden  Quaste.  Diese  schmale  Trennungsborte  ist  übrigens  fast  identisch 
mit  dem  Einfassungsbändchen  an  der  Nürnberger  Tasche  und  scheint  von  demselben 
Stuhle  zu  kommen. 

Die  Benutzung  der  aumönieren  muß  ziemlich  allgemein  gewesen  sein,  ähn- 
lich wie  heute  noch  die  der  Pompadours  unserer  Frauen.  In  Paris  bestanden  bereits 
seit  dem  13.  Jahrhundert  eigene  Korporationen  von  „brodeuses  d'aumonieres", 
welche  sich  mit  der  Anfertigung  der  auch  für  den  Export  bestimmten  Taschen  be- 
faßten. Die  Zeichnung  aller  mir  bekannt  gewordenen  Taschen  weist  unzweideutig 
nach  Frankreich,  Kostüm  und  Haltung  der  Figuren,  sowie  besonders  die  den  gleich- 
zeitigen Miniaturen  der  französischen.  Frühgotik  geläufigen  Ranken  mit  den  drei- 
spitzigen Blättern. 

Gleichzeitig  mit  der  besprochenen  Almosentasche  gelangte  ein  gestickter 
Gürtel  mit  gewebter  Unterlage  aus  der  Sammlung  Forrer  in  den  Besitz  des  Museums. 
Er  entstammt  derselben  rheinischen  Kirche  wie  die  Almosentasche.  Nicht  künst- 
lerischen Wert  hat  er,  umsomehr  aber  weckt  er  das  historisch-kulturgeschicht- 
liche Interesse,  da  er  zu  einer  unserer  bekanntesten  Heiligengestalten  des  Mittelalters 
in  Beziehung  steht,  zur  Landgräfin  Elisabeth  von  Thüringen.  Er  ist  51  cm  lang 
und  4,5  cm  breit.  Man  ist  versucht,  für  den  ersten  Augenblick  die  eine  Seite  wegen 
ihrer  absoluten  Unscheinbarkeit  für  die  verschlissene  Rückseite  zu  halten  und  un- 


9)  Les    comptes  du   Roy  Rene,  par  Arn.  d'As^nel,  244. 

10)  Ebenda.   I.  2r)2. 

11)  Reusens,    Elements  d'archeologie  ehret.   18S6,  II.  392  ff. 


VON  DR.  FRITZ  WITTE. 


123 


beachtet  zu  lassen,  da  die  andere  Seite  etwas  Bestecliendes  an  sich  hat,  infol.i^e  der 
feinen,  vornehmen  Farbenstimnuin.c:  und  einfachen,  aber  dehkaten  Zeichnung.  Es 
handelt  sich  um  eine  Stoffreliquie,  der  man  am  Auf  bewahr  un,y;sort  ,e:roßen  Wert 
beimaß,  das  geht  aus  der  Aufmachung  hervor,  die  spätere  Jahrhunderte  dem  Stück 


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Abb.  2.     Seidenborte.    l6.  Jahrhundert. 


gegeben  haben.  Diese  .Aufmachung,  die  jetzige  Trägerin  der  Stoffreliquie,  ist  eine 
farbig  abgesetzte,  mit  Gold  durchwirkte  gewebte  Borte  mit  schmaler  Bändchen- 
abfassung, die  nach  ihren  stilistischen  Eigenarten  dem  16.  Jahrhundert  zuzuweisen 
ist  (Abb.  2).    Die   unscheinbare,  stark   ruinöse   und  in  Abbildung  schwer  wieder- 


124 


ZWEI   STICKEREI-RELIQUIEN  DES  MITTELALTERS.       VON   DR.   FRITZ  WITTE. 


zii,i;ebende  andere  Seite  besteht  aus  einem  laclisrot  gefärbten  zarten  Seidenstoffe, 
der  eine  Bordüreneinfassung  aus  meergrüner  Seide  bekommen  hat.  Über  die 
Mitte  läuft  der  Länge  nach  die  in  frühgotischen  Majuskelbuchstaben  gestickte 
Inschrift  in  abwechselnd  grimen  und  weißen  Lettern:  Gertrudis  Filia  beate  Eli- 
zabet  nie  fecit  (vgl.  Abbildung  3).  Das  will  auf  den  ersten  Anblick  etwas  über- 
raschend ,  fast  unglaubwürdig  erscheinen ,  obgleich  der  Schriftcharakter  eine 
Datierung  des  Stückes  für  das  13.  Jahrhundert  recht  wohl  zuläßt,  unwahrschein- 
lich deshalb  vor  allem,  weil  die  Stickerin  sich  die  Tochter  der  heiligen  Elisabeth  von 
Thüringen  nennt.  Und  doch,  diese  so  eigenartige  Abfassung  der  Inschrift  ist  es 
gerade,  die  m.  E.  den  direkten  Beweis  in  sich  schließt,  daß  tatsächlich  der  Gürtel 
aus  der  Hand  der  Gertrudis,  der  jüngsten  Tochter  der  heiligen  Elisabeth,  hervor- 
gegangen ist.  Bei  den  Kindern  der  Landgräfin  machen  wir  nämlich  die  Beobach- 
tung, daß  sie  bei  Unterzeichnung  von  Urkunden,  Briefen  und  dergleichen  ihren 
fürstlichen    Ehrentiteln   ihre  Eigenschaft   als  Sohn  oder  Tochter  der   heiligen  Eli- 


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(G)  S  (C) 


Abb.  3.      Qeslicktc  üürtelinschrift.    13-  Jahrhundert. 

sabeth  vorausschicken.  Daß  eine  fremde  Person  einer  späteren  Zeit  auf  einen  solchen 
Gedanken,  auf  eine  solche  Formel  gekommen  wäre,  klingt  durchaus  unwahrschein- 
lich. Gertrudis,  die  erst  nach  dem  Tode  des  in  Brindisi  auf  der  Kreuzfahrt  ver- 
storbenen Vaters  geboren  wurde,  'war  in  späterer  Zeit  Äbtissin  des  Klosters  Alten- 
berg bei  Wetzlar,  und  da  unser  Gürtel  aus  einer  rheinischen  Kirche  in  nicht  gar 
zu  großer  Entfernung  von  Wetzlar  stammt,  gewinnt  die  Annahme  der  Echtheit 
noch  an  Wahrscheinlichkeit.  Welchem  Zwecke  der  Gürtel  gedient  hat,  läßt  sich 
schwer  sagen ;  verkürzt  scheint  er  mir  nicht  zu  sein,  zumal  er  unmittelbar  mit  dem 
ersten  und  letzten  Buchstaben  der  Inschrift  abschneidet.  Möglicherweise  war  er 
ein  mit  einer  längeren  Schnur  versehenes  Cingulum,  oder  ein  Gürtel,  der  von  Mit- 
gliedern des  dritten  Ordens  des  Franciscus  getragen  wurde,  dem  ja  die  heilige  Eli- 
sabeth angehörte.  Ein  von  der  Hand  ilirer  leibliclien  Tochter  angefertigter  Gürtel 
mußte  doppelten  Wert  besitzen. 


-nn- 


DER  MEISTER  DES  STABIUS. 

Von  GUSTAV  VON  BEZOLD. 

Die  Medaille  auf  Johannes  Stabius  nimmt  unter  den  deutschen  Medaillen  eine 
einsame  Stellung  ein.  Sie  ist  hervorragend  schön.  Der  Kopf  ist  im  Profil 
gegeben,  sehr  ausdrucksvoll,  aber  augenscheinlich  idealisiert.  Die  Formen  sind  breit 
und  frei  behandelt;  anscheinend  ist  die  Form  von  einem  Wachsmodell  abgenommen. 
Der  Meister  erreicht  nicht  die  einfache  Größe  der  Italiener,  aber  er  hat  sich  ihre 
Art  zu  eigen  gemacht,  soweit  ein  Deutscher  es  konnte.  Wer  ist  der  Mann,  der  so 
sicher  im  Geist  der  Renaissance  zu  bilden  vermochte!  Ich  habe  an  Albrecht  Dürer 
gedacht,  aber  der  Stil  seiner  wenigen  Medaillen  ist  bei  einiger  Verwandtschaft  doch 
ein  anderer.  Daß  der  Meister  des  Stabius  nur  den  einen  Kopf  modelliert  habe,  ist 
völlig  ausgeschlossen,  und  so  muß  er  sich  finden  lassen. 

In  dem  Bewußtsein,  keinen  bündigen  Beweis  zu  bringen,  stelle  ich  hier  eine 
Kombination  von  Vermutungen  zur  Diskussion.  Es  kommt  mir  gar  nicht  darauf 
an  Recht  zu  haben,  ich  will  nur  zu  weiterer  Prüfung  anregen.  Fragen  wir  uns, 
welcher  deutsche  Bildner  des  frühen  16.  Jahrhunderts  sich  mit  solcher  Freiheit 
in  den  Formen  der  Renaissance  bewegt  hat,  so  finden  wir  nur  einen :  Peter 
F  1  (■<  1  n  e  r. 

Ich  habe  vor  einigen  Jahren  FhUner  die  ganze  Reihe  der  Porträtmedaillen 
abgesprochen,  welche  ihm  von  anderer  Seite  zugeschrieben  worden.  Meine  Aus- 
führungen haben  Zustimmung  und  Widerspruch  gefunden,  die  Frage  ist  also  wohl 
noch  nicht  völlig  spruchreif.  Vorerst  aber  ist  meine  Überzeugung,  daß  der  Stil 
dieser  Medaillen  nicht  der  Fl()tners  ist,  nicht  erschüttert.     Ist  alter  die  .Medaille 


126  DER  MEISTER  DES  STABIUS.    VON  GUSTAV  VON  BEZOLD. 


auf  Stabius  im  Stil  Flötners  gehalten  ?  Zum  Vergleich  ist  zunächst  die  sogenannte 
Salvatormedaille  heranzuziehen,  welche  mit  Recht  allgemein  als  eine  Arbeit  Flötners 
anerkannt  ist.  Sie  trägt  auf  der  Vorderseite  ein  Bild  Christi,  auf  der  Rückseite 
ein  Spottbild  auf  den  Papst.  Das  Bild  Christi  ist  keine  freie  Schöpfung,  sondern 
die  Wiedergabe  eines  italienischen  Bildes,  das  in  Profil  gestellt  den  Typus  des  Edes- 
senums  zeigt.  Es  kommt  auf  italienischen  Medaillen  mehrfach  vor,  ich  konnte  aber 
nicht  ermitteln,  welche  das  Original  ist.  Der  Kopf  Christi  ist  weder  formal  schön,  noch 
sehr  künstlerisch  behandelt  und  spricht  eher  gegen,  als  für  die  Autorschaft  Flötners 
an  der  Medaille  auf  Stabius.  Dagegen  ist  das  Bild  des  Papstes  eine  zwar  keines- 
wegs erfreuliche  aber  tüchtige  Arbeit,  bei  der  die  schlaffe  Muskulatur  frei  und  sicher 
mit  einer  gewissen  Größe  der  Formen  dargestellt  ist.  Die  Ausführung  ist  nicht  sehr 
sorgfältig  und  das  Herausholen  der  letzten  Einzelheiten,  das  die  Arbeiten  charak- 
terisiert, welche  wir  vorläufig  unter  dem  Namen  Matthes  Gebeis  zusammenfassen, 
ist  vermieden.  Eine  Verwandtschaft  mit  der  Medaille  auf  Stabius  ist  vorhanden. 
Sie  gestattet  die  Annahme  einer  gleichen  Autorschaft  beider  Medaillen,  aber  sie 
zwingt  nicht  zu  ihr. 

Ziehen  wir  weitere  Arbeiten  Flötners  heran,  so  kommen  zunächst  die  Plaketten 
in  Betracht,  welche  seinen  Reliefstil  in  seiner  reinsten  Ausbildung  zeigen.  Nur  be- 
dingt der  kleine  Maßstab  dieser  Reliefs,  daß  sie  keine  unmittelbaren  Analogien  zu 
der  Medaille  bieten,  wohl  aber  ist  eine  allgemeine  stilistische  Verwandtschaft  in 
der  flüssigen  und  sicheren  Formgebung  nicht  zu  verkennen.  Ähnliche  Kopftypen 
treffen  wir  in  der  Reihe  des  Könige  und  in  der  der  Planeten,  wo  namentlich  die 
kräftigen  Augenbögen  und  die  tiefliegenden  Augen  älinlich  gebildet  sind.  Und  dann 
vergleiche  man  den  Bart  des  Königs  Heriwon  in  den  Illustrationen  zimi  Ursprung 
und  Herkommen  der  zwölf  ersten  alten  König  und  Fürsten  Deutscher  Nation  von 
Burekart  Waldis. 

Zugegeben,  die  Medaille  sei  von  Flötner,  so  erhebt  sich  die  weitere  Frage,  wie 
kam  er  dazu,  eine  Denkmünze  auf  den  gekrönten  Dichter  zu  machen.  Daß  er  ihn 
persönlich  gekannt  und  nach  dem  Leben  dargestellt  habe,  ist  nicht  wahrscheinlich; 
das  Bild  hat  auch  gar  nicht  den  Charakter  eines  realistischen  Porträts.  Dagegen 
ist  die  Annahme,  daß  es  nach  einer  Vorlage  von  Albrecht  Dürer  gemacht  sei, 
nicht  abzuweisen.  Dürer,  der  vom  Jahre  1512  an  Beziehungen  zu  Stabius  hatte, 
hat  dessen  schönen  Kopf  mehrfach  in  seine  Gemälde  aufgenommen;  wir  finden 
ihn  auf  dem  Allerheiligenbild,  auf  dem  Bild  Karls  des  Großen,  er  war  auch  auf  einem 
verschollenen  Bilde  des  Tods  Mariae,  das  Dürer  1518  für  den  Bischof  Georg  Slat- 
konia  von  Wien  gemalt  hatte,  dargestellt.  Zu  Anfang  des  Jahres  1522  war  Stabius 
gestorben,  im  Laufe  dieses  Jahres  kam  Flötner  nach  Nürnberg  und  mag  die  Me- 
daille auf  Anregung  und  nach  einer  Zeichnung  Dürers  als  Gedächtnismünze  auf  den 
befreundeten  Humanisten  ausgeführt  haben. 

Was  ich  hier  vorgebracht  habe,  ist  eine  ziemlich  unwissenschaftliche  Häufung 
von  Annahmen,  denen  weder  für  sich,  noch  in  ihrer  Vereinigung  volle  Beweiskraft 
innewohnt.  Es  ist  ein  Versuch  zur  Bestimmung  eines  bedeutenden  Kunstwerkes. 
Mögen  ihn  andere  weiter  begründen  oder  widerlegen. 


DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 

Nacli  der  Karlsruliei'  Handschrift  vcr(")ffentliclit  von  Dv.  Alfons  Scinltr,  Karlsnilie 

T^zV  Pilgerreise  des  Johann  von  Bodvian  ist  zuerst  erzvähnt  bei  Sencken- 
berg  ijöo  Corp.  itir.  gcrui.,  Vorrede  XXIX.  Später  macht  ivieder  Mone 
im  Anzeiger  für  Kunde  der  teiitschen  Vorzeit  IV  Sp.  2'jja  aiif  dieselbe  aiif- 
vierksani.  Die  Karlsruher  Hs.  scheint  ilnn  noch  unbekannt  gezvesen  zu  sein, 
da  er  sich  dabei  auf  Scnckenberg  beruft.  Dann  führt  sie  zvieder  Tobler  in 
seiner  Bibliographia  geograph.  Palaest.  an.  Beide  Hss.  verzeichnet  Röhricht, 
Bibl.  geograph.  Palaest.  S.  go. 

Vorliegende  Pilgerreise  ist  von  der  Abfalirt  von  Venedig  bis  zvieder  zur 
Rückkehr  nach  Venedig  beschrieben.  Sie  ging  der  dalmatischen  Küste  oitlang 
über  Candia  zunächst  nach  Alexandria  ttnd  Kairo  (in  den  Hss.  Babilon  ge- 
nannt), zvo  den  Pilgern  ztierst  die  Wunder  des  Orients  entgegentraten.  Von 
Ägypten  ging  es  an  das  Rote  Meer  iDid  ajif  den  Berg  Si^iai.  Endlich  kamen 
die  Pilger  nach  Palästina.  Den  Mittelpunkt  bildet  naturgemäß  Jerusalem, 
zvo  die  denkzvürdigen  Stätten  besucht  zverden,  ebenso  die  der  Umgegend;  atich 
Vüird  ein  Abstecher  an  den  Jordan  gemacht.  Weiter  zogen  die  Pilger  über 
Sichem  an  das  galiläische  Meer  tind  nach  Damascus.  Von  Beirut  aus  zvurde 
die  Heimfahrt  angetreten. 

Über  die  zveiteren  Lebensumstände  der  beiden  Pilger  gibt  uns  die  Be- 
schreibung ihrer  Reise  keinen  Aufschluß.  Auch  die  übrigen  Quellen  fließen 
nur  spärlich.  Schzvierigkciten  bietet  schon  die  Feststellung  der  Person  des 
Johann  von  Bodvian,  da  in  jener  Zeit  drei  Herren  von  Bodman  auftreten, 
die  diesen  Vornamen  führen  und  die  Pilgerreise  in  keiner  Urkunde  erzvähnt 
zvird.  Doch  handelt  es  sich  hier  zvohl  tun  den,  der  in  mehreren  Urkunden, 
zuerst  ijgi,  der  Landfahrer  oder  Landstürzer  genannt  zvird^).  hi  den  Stamm- 
tafeln des  Joh.  Leop.  Preih.  von  Bodman  zvird  dieser  Landfahrer  in  l  'ber- 
einstimmtuig  mit  v.  d.  Becke-Klüchtzner  als  Sohn  eines  Johann  von  Bodman 
verzeichnet,  der  ij^J  eine  Teihmg  des  Bodmanschen  Grundbesitzes  vornalim. 
Nach  v.d. Becke-Klüchtzner  ist  unser  Johann  von  Bodman  im  Jahre  ijjö  oder 
135J  geboren;  er  hätte  demnach  die  Pilgerreise  im  Alter  von  20  Jahren  unter- 
nommen '^).  Im  Jahre  1 3"jS,  also  bald  nach  der  Rückkehr  von  der  Pilgerreise, 
verlobte   er  sich   mit  Anna   von   Königsegg.      König  Wenzel   verpfändet   ihm 

1)  Es  ist  niclit  ausijesclilnssen,  d;iß  er  diesen  Beinamen  eben  in  Hinsiclit  am'  seine 
Palästinareise  erliielt.  Eine  Ciironik  aus  derselben  Gegend  verwendet  Landfahrer  direkt  in  der 
Bedeutung  von  Pilger:  Oheim,  Chronik  von  Reichenau  (ed.  Brandi)  35,  14:  Disem  bild  wird 
von  treffenlichen  lütten  vi!  nachgesagt  und  von  landfarern  gesucht  (vgl.  DWb.  VI). 

2)  Wenn  wir  der  Angabe  der  Karlsruher  Hs.  folgen;  nach  der  Gießener  Hs.  wäre  er 
25  Jahre  alt  gewesen  (vgl.  unten). 


128  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 

1384  die  St.  Gallener  Reichssteuer  und  durch  Quittungen  ist  belegt,  daß  er 
sie  in  den  Jahren  13S5 — 13S8  eingenommen  hat.  Im  Jahre  13SC)  teilt  sein 
Vater  seine  Güter  unter  ihn  und  seinen  Bruder  Johann  Conrad,  zvobei  unser 
Johann  von  Bodman  halb  Bodman,  den  Mooshof  und  halb  Wahhvies  e^'hält, 
in  Gemeinschaft  mit  seinem  Bruder  das  Dorf  Wahlwies,  Burg  Möggingen 
mit  der  Mühle,  einen  Teil  des  Mindelsees  und  die  Weiher  daselbst^).  Im 
Jahre  i3go  kauft  der  Landfahrer  Burg  und  Stadt  Klingnau.  Nach  einer 
Aujzeichnung  aus  dem  Anfang  des  18.  Jahrliundejis  ist  er  am  13.  Oktober 
13g 3  gestorben. 

Der  Begleiter  des  Johann  von  Bodman,  Diethelm  Schilter,  entstammt 
einem  alten  Konstanzer  Patriziergeschlecht.  Nähere  Nachrichten  über  ihn 
fehlen.  Doch  ist  er  wohl  identisch  mit  einem  Diethalm  Schilter,  der  im  Jahre 
i3go  als  Mitsiegler  einer  Urkunde  genannt  wird  {Freiburg.  Diözcs.  Arch. 
II  100). 

Die  Pilgerreise  ist  tins,  wie  schon  oben  envähnt,  in  zzvei  Hss.  über- 
liefert. In  der  Karlsruher  Hs.  K  St.  Georgen  LXXI,  der  sog.  Bodmanschen 
Sainmelhandschrift,  ujnfaßt  die  Beschi'eibung  der  Reise  Bl.  loga  —  ii8b. 
Nach  einer  Angabe  a?f  Bl.  loga  ist  dieser  Teil  146^  geschrieben.  Die 
beiden  vorausgehenden  Blätter  loj  ujid  108  haben  kleineres  Format;  auf 
loya  sind  von  einer  Hand  des  18.  Jahrhunderts  die  Hauptorte  von  Aurach 
nach  Jerusalem  verzeichnet'^). 

Bis  auf  einige  Schreibfehler  scheint  K  dem  Original  ziemlich  nahe  zu 
stehen,  zveshalb  auch  der  Abdruck  dieser  Hs.  folgt.  Nach  Notizen  auf  der 
Innenseite  des  Deckels  ist  sie  in  Bodman  geschrieben  zvorden.  Oben  auf  der 
vordem  Innenseite  des  Deckels  steht:  Item  her  Konrat  der  Koblar  vf  vnnser 
frowen  berg  wil  dis  buch  verschank  (das  weitere  unklar).  Hinten,  rechts 
unten:  deo  gradeust  der  genant  hans  fcherer  zu  Bodmann  jergen  fcliererf  fun 
het  die  gefchrifd  gcfchriben  zu  Bodinann  vnd  hab  ef  in  iiii  wochen  gelernet. 

Auch  die  Mundart  der  Hs.  zveist  auf  dieses  Gebiet.  Die  Diphthongierung 
von  iu,  ü,  i  ist  noch  nicht  eingetreten.  So  schreibt  K  immer  lüte  (Leute),  hnser 
(Häuser);  mil  S.  130.  131,  rieh  S.  132,  fin  S.  134.  13g,  finer  S.  138,  wifet  (leitet) 
S.  1 34,  ijfnin  (eisenen)S.  134,  bij  (bei)  S.  134.  136,  riten  S.  134,  wib  S.  134,  witt 
S.  134,  Hb  S.  135,  pin  S.  13'j.  138.  13g,  glich  S.  13g  uszv.  —  Das  ti  liegt  z.  B. 
vor  in  uffe?  (aus  der)  S.  131,  buch  (Bauch)  S.  133,  tuben  (Tauben)  S.  131,  sul 
(Säule)  S.  131.  140,  vermurot  (vermauert)  S.  131.  141,  tufend  S.  131.  134,  hus 
S.  13'J .  13g.  140  usw.  —  Für  ä  erscheint  au,  eine  Erscheinung,  die  heute  aller- 
dings in  dieser  Gegend  nicht  mehr  vorkommt  (vgl.  Fischer,  Geogr.  d.  schwäb. 
Ma.)  Doch  begegnet  im  14.I13.  Jahrhundert  au  für  d  auch  in  nicht  schwä- 
bischen Texten  (vgl.  Kaufmann,  Geschichte  der  schwäb.  Mundart  48).  Oheims 
Chronik  von  Reiclienau,  die  demselben  Gebiet  angehört  und  nur  zvenig  später 

3)  Bodman,   Stammtafeln  Tafel   II. 

4)  Bl.  85 '^ — 95''  derselben  Hs.  enthält  die  Beschreibung  einer  andern,  1457  unter- 
nommenen Pilgerreise,  die  aber  lediglich  in  einer  Aufzählung  der  hl.  Stätten  in  Jerusalem 
besteht. 


VON  DR.  A.  SEMLER.  129 


entstanden  ist,  hat  häjifig  an  für  dy.  —  A'  scJircibt  an  z.  ß.  S.  ijy.  tj8, 
aiis  fassj,  ablaiis  (Äblass)  S.  ijy.  ijS  ii.  ö.,  aul  (Aal)  S.  ijj,  j^ant  (gclit)  S.  14.1 , 
kaut  {hat)  S.  130.  132.  133,  claufter  S.  135,  laut  (läßt)  S.  140,  maul  (Mal) 
S.  13'j,  nauch  (nah)  S.  138.  140.  143,  ftaut  (steht)  S.  134.  133.  141,  zvaiirend 
(waren)  S.  133.  136.  13'j.  u.  ö. 

Die  Giessener  Hs.,  Nr.  gg2,  hier  kurz  mit  G  bezeichnet,  stammt  aus 
der  Senckenbergischcn  Sammhing.  Nach  Angabe  RöJirichts  befand  sie  sich 
früher  in  Ulm.  Die  Beschreibung  der  Pilgerreise  umfaßt  Bl.  ^9* — 5J*.  — 
Sie  stellt  sich  gegenüber  K  als  Atiszug  dar  und  ist  infolge  des  setz  wesentlich 
kürzer.  Sie  weist  nirgends  einen  Abschnitt  auf,  sondern  ist  von  Anfang  bis 
zu  Ende  durchgeschiieben.  Persönliche  Remineszenzen  fehlen  in  G  fast  ganz. 
Auffallend  ist  auch,  daß  die  Vergleiche  mit  Konstanzer  Örtlichkeiten  bis  auf 
einen  ganz  allgemein  gehaltetten  weggelassen  sind.  Es  läßt  dies  wohl  den 
Schluß  zu,  daß  die  Hs.  an  einem  Orte  entstand,  wo  man  keine  genauere 
Kenntnis  von  Konstanz  voraussetzen  durfte,  also  jedenfalls  nicht  in  Bodman.  — 
Auch  die  Zeit  der  Pilgerreise  gibt  G  anders  als  K;  nach  G  pilgerien  die 
beiden  im  Jahre  1381. 

Die  Hs.   weist  eine  Reihe   oft  sinnentstellender  Hör-   U7id  Flüchtigkeits- 
fehler auf.     Es  seien  hier  nur  einige  wenige  zusammengestellt : 
S.     3  Babilonia  G  30^  Babi  vmg 

S.     6  jettweder  30°-  je  weder 

S.     6  in  den  fiben  hungern  järn  30'^  jn  dem  sibn  hundert  jaren 

S.  13  da  das  holcz  zu  ainem  steg         31^  da  daz  zu  ainl  fteg 
S.   16  von  marmelftain  32^  marmelfchainij . 

Die  Hs.  7nuß  zwischen  1382  und  1400  geschrieben  sein.  Denn  nach 
Angabe  dieses  Hs.  nahm  die  Pilgerreise  erst  1382  ihr  Ende,  sie  kamt  des- 
halb unmöglich  vor  diesem  Termin  geschrieben  sein.  Im  Jahre  1400  zvar  sie 
nach  Ausweis  des  ersten  Blattes  bereits  im  Besitze  eines  Ulrich    Walther. 


Dia  Eigennamen  sind  in  der  Hs.  regellos,  bald  groß,  bald  klein  geschrieben.  Der 
Herausgeber  hat  sie  einheitlich  groß  geschrieben. 

Vom  Herausgeber  hinzugefügte,  nicht  handschriftlich  überlieferte  Wörter  oder  einzelne 
Buchstaben  sind  in  [  ]  Klammern  gesetzt. 

(  )  handschriftlich  überlieferte,  vom  Herausgeber  getilgte  Worte. 

Die  Hs.  verwendet  zahlreiche  Abkürzungen,  die  im  Druck  durchweg  aufgelöst  sind.  So 
wird  mm,  nn  in  der  Regel  durch  m,  n  mit  übergesetzten  Strich  bezeichnet ;  auch  em,  en 
wird  oft  durch  e,  bezw.  m,  n  mit  übergesetztem  Strich  wiedergegeben.  Sehr  häufig  ist  die 
Bezeichnung  des  r,  besonders  nach  r,  durch  einen  Haken.  —  Orthographische  Eigentümlich- 
keiten der  Hs.  wurden  in  der  Regel  beseitigt.  Das  vokalische  j  wurde  durch  i  ersetzt  und  der 
Gebrauch  von  u  und  v  in  moderner  Weise  geregelt.  —  Als  einziges  Interpunktionszeichen  ist 
in  der  Hs.  /  verwendet.     Die  andern  Zeichen  sind  vom  Herausgeber  eingesetzt. 


5)  Z.  B.  S.  4  laussen  (lassen),  S.  6.  16.  21  haut  (hat),  S.  32.  33-  93-   121.  ablaus,  S.  1I4 
brauchet  (Brachmonat),  S.  114  schlauffhus  (Schlafhaus),  S.   131  grauf  (Graf). 

Mitteiluntren  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseiini  1910.  9 


130  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 


Assit  beata  Maria  virgo  virginum  1464. 
Dis  farit  zu  dem  hailigen  wirdigen  grab  unsers  lieben  herren  Jhesii Christi  zu  Jj-ierusalem 
und  zu  der  hailigen  junckfrnwen  Sant  Katherinen  berg  liaut  gtan  und  vollbraclit  der 
edel  und  strengt)  her  Johanns  von  Bödmen,  ritter  und  mit  im  junckher  Dietthelm 
Schütter  und  hand  diß  nachgeschribne  lender  und  geggninen^)  da  si  ennott^)  mers 
hin  komen  sind  gesehen  und  erfarn  handz  verschriben  gegeben/der  glich  uff  dem 
mer/ 

Von  der  geburtt  Christi  unsers  lieben  herren  als  man  zaltt  tusend  drü  hundertt  und 
sehsundsibenczig  jär  uff  unser  lieben  frowen  tag  zu  mittem  ougsten*)  als  denn  scliiedent 
wir  von  Venedic/und  kamend  von  erst  in  ain  land  haijsett  Ysterrich^)  dar  inn  siezend 
winden/ 

Nu  fürbas  fürend  wir  für  ain  land  das  haijsett  Schlaffemijen^).  Daz  ist  der  von 
Venedic/dar  nach  fürend  wir  für  ain  insel  haijsett  Schlifflanij').  Die  selb  insel  ist 
der  gransen^)  von  Schliff lanij/ 

Von  Madier  land. 

Nu  fürbas  fürend  wir  zu  ainer  insel  und  ainer  vast  schönen  statt  haijst  Madin ") 
und  litt  ain  halb  im  mer/do  wir  fürbas  fürend  de  sahend  wir  ain  vast  grosse  statt 
litt  euch  ain  halb  im  mer  haijsett  Coreon^°)  und  litt  och  in  Madiner  land.  Die  selb 
statt  ist  der  von  Venedic/in  dem  selben  land  ist  gancz  kriegscher  geloub^^)  über  al 
und  ist  ain  schon  land/ 

Von  Candia  land. 

Dar  nach  kament  wir  gen  Candia.  Das  ist  ain  vast  schon  insel  und  ist  wol  siben 
hundertt  mil  lang  und  haijst  ouch  die  recht  hopt  statt  in  dem  selben  land  ouch  Candia 
und  ist  ouch  die  recht  hab^^)  in  dem  mer  und  ist  ouch  Venediger/da  selbs  ist  ouch 
kriegscher  geloub/doch  so  sind  vil  kilchen  und  clöster  da  selbs  die  unsern  cristen- 
lichen  glouben  hand  und  haltend  und  wonend  von  Venedic  da  selbs  vil  mit  hus/ 
von  Venedic  uncz  gen  Candia  ist  drü  hundertt  mil/ 


1)  streng  eigentl.  'stark,  tapfer'  ist  in  dieser  Bedeutung  zur  ehrenden  Bezeichnung  für  vor- 
nehme  Herren  geworden. 

2)  gegne,  alem.  gegni,  Nebenform  zu  Gegend.  Mhd.  gegene. 

3)  ennot  'jenseits'. 

4)  Maria  Himmelfahrt  am  15.  August. 

5)  Istrien. 

6)  G.  Schlomenij  'Slavonien'. 

7)  Cephalonia. 

8)  Schiffschnabel.    Das   Wort  kommt  nur  im  Oberdeutschen  vor.     Heute  außer  Gebrauch. 

9)  Modon,  das  alte  Methone.     Die   Hs.  weist  hier  einen  Schreibfehler  auf. 

10)  Corone. 

11)  Gemeint  ist  die  griechisch-katholische  Kirche. 

12)  hab,  zu  dem  Verb  haben  gehörig,  bezeichnet  zunächst  einen  Ort  zum  Halten,  Bergen. 
Bis  ins  17-  Jahrb.,  wo  das  Wort  Hafen  allgemeiner  wird,  wird  es  für  den  Halteplatz  der  Schiffe 
gebraucht. 


VON  DR.  A.  SEMLER.  131 


Von  dem  castel  ZitigJ') 

Nu  füiixis  fürend  wir  zu  aiiicMii  schinieii  castel  liaijsott  Ziiii;-.  Das  litt  huiklerlt 
uiul  zwainczii;"  mil  von  Candia  und  daz  selb  scIkhi  castel  ist  onch  Venediger  (von) 
[und]  ist  da  selbs  ouch  kriegscher  geloub  und  da  selbs  sind  ouch  Venediger  mit  uns 
und  unsers  glouben/ 

Von  Alexandrija  land/ 

Nu  furo  als  wir  dannen  fürend  do  fürend  wir  gen  Alexandria  in  das  land  und  kamen t 
zu  ainer  vast  mächtigen  statt  haijsett  Alexandria  und  daz  ist  die  recht  hab  in  Egipten 
land/daz  selb  land  und  die  statt  daz  ist  des  küngs  Soldanns  von  Babiloniea/^'')Nü  als 
wir  erst  in  daz  selb  land  fürend  do  kamend  haijden  usser  der  statt  Alexandria  zu 
uns  in  ainem  clainen  schifflin  und  erfürend  von  uns  was  uff  unser  galee  kam/ 
Süllichs  si  do  schribent  an  zwaij  briefflin  und  bundent  es  zwain  tuben  an  under 
ir  fligel  und  liessend  die  an  stett  fliegen  gen  Babelonia  zu  küng  Soldans  hoff/daz 
si  kund  tättend  daz  gest  an  dem  land  wärend.  Von  dem  selben  Alexandria  ist  gen 
Babilonia  zwaij  hundertt  mil  so  ist  von  Candia  gen  Alexandria  fünft  hundertt  und 
zwainczig  mil/ 

Von  der  wirdigen  junekfrowen  S.Katherina^^). 

In  der  selben  statt  Alexandria  ward    die  hailig  wirdig  junckfrow/S.  Katherin  ge- 

martrott  und  wist  man  uns  die  sul  dar  an  si  gegaijslott  ward  und  den  kercker  dar 

inn  si  gefangen  lag/und  als  man  ir  daz  hopt  ab  schlug  do  laitt  man  ir  daz  hopt  in 

ain  loch  des  kerchkers  und  woltend  es  dar  inn  vermurot  han;  do  kund  daz  niemand 

geton/do  kament  die  hailigen  engel  und  namend  iren  hailigen  lichnam  und  daz  hopt 

und  fürtend  das  alles  zu  obrost  uff  den  berg  Sinaij  /  Nu  ist  jecz  ain  mann  closter 

undna  an  dem  berg  da  ist  jecz  inn  ain  appt  und  zwölff  münch.    Da  selb  sahent  wir 

Sant  Katherinen  libhäfftig  in  ainem  sarchk  ligen  den  man  uns  von  unser   gebett 

wegen  uff  schlos/ 

Es  ist  ouch  da  selbs  gemartrott  worden  ainer  Sant  Johanns,  welcher  Sant  Johanns 

aber  der  sig  sait  man  uns  nit   kuntlichen/Ouch   ist  da   selbs   gemartrott    worden 

Sant  Marcus  der    haijlig  ewangelista /und  die    hailigen    zehen    tusend 

ritter/ 

In  der  selben  statt  Alexandria  ist  vast  vil  volks  und  ungeschaffen  lütt  und  ist  wol 

in  der  selben  statt  daz  vierden  tail  moren/ 

Do  wir  von  Alexandria  schiedent  do  sassend  wir  uff  ain  wasser  haijset  Nilus.    Daz 

ist  der  vier  wasser  ains  die  von  dem  paradis  gand  und  da  wir  an  fürend  (daz)  [da] 

selbs  haijsett  es  die  guldin  insel  zu  tütsche  und  da  selbs  wahsett  vil  zucker  und  gute 


13)  Es  liegt  wohl  ein  Schreibfehler  vor:  wahrscheinlich  ist  Cerigo  gemeint.  Dann  wäre 
aber  dieser  Abschnitt  vor  den  über  Candia  zu  stellen,  da  nicht  anzunehmen  ist,  daß  die  Pilger  von 
Candia  nochmals  nach  Cerigo  zurück  segelten. 

14)  Kairo. 

15)  Die  hl.  Katherina  von  Alexandrien.  Ihr  Fest  wird  am  25-  November  begangen.  Sie 
ist  eine  der  gefeiertsten  Heiligen  und  zählt  zur  Gruppe  der  14  Nothelfer.  Im  ll.  oder  12.  Jahrh. 
hatte  sich  ein  eigner  Ritterorden  zum  Schutz  ihrer  Reliquien  und  der  zu  ihnen  wallfahrenden 
Pilger  gebildet.  Ihr  Martyrium  fällt  in  den  Beginn  des  4.  Jahrb.,  doch  lassen  sich  Spuren  ihrer 
Verehrung  erst  vom  9.  Jahrh.  an  nachweisen. 

9* 


132  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 


fruchtt  inne/das  selb  wasser  Nikis  ist  ,e:ar  fisch  rieh  und  ligend  vil  schöner  huser 
und  dörffer  dar  inne/Von  des  selben  wassers  und  flusses  wegen  haut  daz  .^ancz  land 
Egipten  alle  sine  gnügsami^''),  wann  es  in  dem  selben  land  nit  regnott  und  ist  daz 
wasser  von  Alexandria  gen  Babilonia  wol  zwaij  hundertt  mil/ 

Von  den  lüsigen  ^')  lüten/ 

Es  siezend  euch  an  dem  selben  wasser  Nilus  vil  der  lüsigen  lütt  daz  sind  die  lüt  die  unser 
lieben  frowen  der  wirdigen  müter  und  magtt  Maria  und  irem  kind  Christo  Jhesuherberg 
versaitend  als  Josepp  und  Maria  fluhend  den  grimen  wütrich  Herodem  in  Egipten 
land/umb  daz  selbig  versagen  band  die  selben  lüt  und  ir  nachkomen  den  fluch  also 
daz  si  nü  vier  wochen  an  ainer  statt  wandlen  und  sin  sollend/und  wen  si  das  über 
sehend  so  ässend  si  die  lüß.  Dar  von  ligend  si  über  jar  zu  veld  under  bösen  hütlin 
und  ziehend  hin  und  her/uff  dem  veld  und  all  vier  wochen  müsend  si  sich  anderswa 
mit  irn  hüttlin  nider  schlahen/ 

Von  Babilonia. 

Uff  sontag  nach  Sant  Gallen  tag  kament  wir  gen  Babilonia.  Da  selbs  sicztt  der 
küng  Soldann/die  selben  statt  schecztt  man  zwainczig  mill  lang  und  braitt/und 
ist  ain  lustbare  wol  erbuwen  statt  und  sind  vast  vil  lütt  dar  inne/wir  sahend  och 
nebend  der  statt  Babilonia  die  casten  die  küng  Phaaron  buwtt  in  den  siben  hungern 
järn  von  des  throms^^)  wegen  den  im  Josef fp  erschain^^).  Der  selben  casten  sind 
drij  und  sind  die  zwen  jettweder  zwölff  hundertt  arm  lang  so  ist  der  dritt  minder 
und  sind  hoch  an  zu  sehend  als  berg  und  sind  obnan  spiczig/ 

Von  dem  hus  unser  lieben  frowen. 

Als  wir  in  die  statt  Babilonia  kament  do  wurdent  wir  gewist  in  daz  hus  da  unser 
lielie  frow  mit  unserm  herren  Christo  Jhesu  in  siner  hailigen  kinthait  siben  jär  inn  was 
als  si  in  Egipten  land  floh  und  da  ist  ain  gwelb  under  der  erd  da  ist  jecz  ain  altar 
gemacht.  Sust  ist  es  glich  als  es  do  was  und  ist  ain  kilch  obnan  dar  uff  gemachtt. 
Der  selben  kilchen  pflegent  cristen  von  Centurio  vast  loblichen/ 

Von  dem  küng  von  Armenia. 

Wir  warend  da  selbs  och  bij  dem  küng  von  Armenia*");  der  was  küng  So[l]dans  ge- 
fangen. Der  selb  küng  saitt  uns  von  unser  lieben  frowen  und  von  ainem  irm  bild. 
Daz  selb  bild  ist  in  ainer  kilchen  zu  ainem  frowen  closter  in  der  statt  Babilonia. 
Daz  selb  bild  hett  vil  grosser  zaichen  getan  und  do  dät  daz  sahend  wir/sonderlich 


16)  'Genüge,   Fülle'.     Alte  Abstraktbildung  auf  i  von  Adjektiven. 

17)  Eigentlich  'mit  Läusen  besetzt',  in  übertragener  Bedeutung  'schäbig,  lumpig',  hier 
nichtswürdig. 

18)  Traum.  Die  Lautform  trom  auch  in  der  Zimmer.  Chron.  II  12,  13-  Nach  Fischer, 
Geogr.  d.  schwäb.  Ma.  gilt  trom  vor  allem  im  Bodenseegebiet. 

19)  G.  erschied  'deutete.' 

20)  Der  König  von  Armenien  ist  Leo  VI.  Er  wurde  auf  einem  Feldzug  des  Emirs  Aschek- 
temur  nach  Gilizien  in  einer  Feste  belagert,  mußte  sich  ergeben  und  wurde  gefangen  nach  Kairo 
gebracht,  wo  ihn  wiederholt  Pilger  besuchten  (vgl.  Weil,  Geschichte  d.  Chalifen  IV  524). 


VON  DR.  A.  SEMLER.  133 


SO  hett  unser  liebe  frow  bij*^)  drij  monaten  ain  vast  ,c:roß  zaichen  c^etan  an  ainer 
haideschen  frowen  diesi  in  irn  nöten  an  rüfft  als  uns  der  selb  kün.ij:  von  Arnienia  sailt/ 

Von  dem  baisam  brunnen. 

Wir  sahend  ouch  den  bruinien  von  des  selben  flusses  der  baisam  wahsett/in  dem 
selben  brunnen  wusch  unser  liebe  frow  Christum  Jhesum  und  ohsen  sind  da  die  ziehend 
den  selben  brunnen  uff  in  den  ,c;arten  dar  inn  der  baisam  wahsett  und  wenn  an  dem 
samstag  zu  vesper  zitt  wirft  so  ziehend  die  ohsen  nit  mcr  biß  an  den  sonntag  zu  vesper 
zitt  und  der  si  dar  umb  übel  hett  ^-).  Diß  saitend  uns  cristen  und  haiden  die  der 
selben  ohsen  pflagend/ 

Fürer  so  waurend  wir  in  dem  garten  da  der  baisam  inn  wahsett.  Er  wahsett  uff 
stüdlin  sind  kom  anderthalb  ein  lang  und  band  ciain  sinwel^'"')  loub/nach  der 
gestalt  als  jung  clew  blatt/den  baisam  sahend  wir  gewinen  und  gewonnent  inn  ouch 
und  brachtend  inn  mit  uns  her  gen  Costencz.  Der  selb  gartt  litt  von  der  statt 
Babilonia  wol  ain  halb  tütsche  mill/ 

Von  des  Soldans  helfant^^). 

Der  selb  küng  Soldann  von  Babilonia  der  hett  ainen  helffant  den  ließ  man  uns  sehen. 
Der  ist  swarcz  und  haut  gar  wenig  här  an  dem  buch  und  ist  wol  anderthalbs  gadems 
hoch  und  dunckt  uns  nit  dazer  zwaijger  claffter  lang  wer/Sin  lib  ist  wol  als  groß  umb 
sich  als  ain  zwaij  füdrig  -^)  win  fass  als  uns  dunckt/und  haut  ainen  grossen  halss  der 
ist  wol  (der  ist  wol)  zwaijer  spann  lang  und  haut  ain  hopt  in  der  maß  als  ain  sömig  ^^) 
winfass/und  ist  wol  zwaijer  schüch  braitt  zwüschent  den  ougen  und  haut  zwaij  (iren 
gefiertt  nach  der  gestaltt  als  ain  fledermuß  fligel  und  die  wol  ainer  langen  ein  lang 
und  braitt  sind/und  träft  die  örn  hinder  sich  geschlagen  und  ist  dar  mit  gar  gerürig  ") 
daz  er  im  da  mit  den  fliegen  werft.  Hr  haut  ouch  claine  schwarcze  ougen.  Er  haut 
ouch  ainen  Schnabel  der  ist  wol  aines  ziligen^s)  clauffters  lang.  Der  ist  bij  dem  hopt 
in  der  gröse  als  aines  grossen  mannes  bain  obnen  ist  und  ist  je  minder  je  minder 
biß  hin  für  und  hett  vornan  an  dem  schnabel  zwaij  naßh'icher  dar  in  zühett  er  wasser 
wenn  er  trincken  wil  und  büt  daz  uß  dem  schnabel  in  den  mund  und  hett  zu  siner 
grosse  nit  zu  vil  munds  und  was  er  ijsset  daz  nimpt  er  in  den  schnabel  und  windt 
den  umb  zu  dem  mund  und  ist  mit  dem  schnabel  als  gerürig  als  ain  aul  -*).  Er  haut 
bain  die  sind  als  gross  daz  ain  lange  ein  schnür  nit  mocht  dar  umb  gan.  Er  hetl  fünft 
kurcz  clauwem  an  jedem  füs  und  ist  im  der  füss  sinwel.  Er  haut  ainen  schwancz 
wol  als  ain  ohs  auch  mit  kurczem  här/Er  hett  ouch  zwen  groß  zen  die  waurent  im 


21)  bij  bedeutet  zeitlich  'während,  binnen.' 

22)  Es  fehlen  einige  Worte.     G.  schreibt:  der  sje  dar  umb  töty  sye  zügen  doch  nit  nie  biz 
an  den  mentas;. 

23)  sinwel  'rund,  walzenförmig'. 

24)  Elephant. 

25)  füdrig  'ein   Fuder  fassend'.     Fuder  bedeutet    eigentlich  Wagenlast,  wird    dann    auch 
als  Flüssigkeitsmaß  gebraucht  (ungefähr  lOüu  1). 

26)  zu  Saum  'Last'.     Derselbe  Bedeutungswandel  wie  bei   Fuder. 

27)  für  rürig  'beweglich,  rege'. 

28)  zilig 'mittelmäßig,  klein'.  S.  Lexer.  A\hd.  Wb.  III  1114  und  Schmeller,  Bair.  Wb.=^!I  1114. 

29)  Aal. 


134  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 

ab  gesegelt  und  giengent  im  dennocht  bij  dem  schnabel  uff  wol  ainer  einen 
lang  her  für.  Er  hett  ain  lügig  groß  stimm.  Er  hett  ain  gelaich  ^°)  in  dem 
bug^^)  und  ain  glaich  me  denn  ain  spann  ob  dem  füs  und  hett  niena  knüw  doch  so 
lett  er  sich  wenn  er  wil  und  ist  so  wol  gezogen:  wenn  die  knecht  die  sin  pflegend 
wend^^)  so  laitt  er  sich  nider  und  sicztt  denn  ainer  obnan  uff  inn  und  staut  denn 
wider  uff  so  wiset  inn  der  uff  im  siczett  mit  ainem  spiczigen  ijsnen  hauglinn^^)  wa 
er  hin  wil.  Den  selben  haglin  schlechtt  er  im  vorna  in  daz  hoptt/und  wenn  er  mit 
dem  hopt  über  sich  griffet  so  langet  er  wol  ainen  raisspies^*)  lang  in  die  hohe/diß 
sahent  wir  als  samet  in  der  statt  zu  Babilonia  da  man  uns  den  helfantt  sehen  Hess. 

Von  küng  Soldans  wiben. 

Uns  saitt  der  gross  tüttschelmann^^)  zu  Babilonia  daz  küng  Soldan  in  dem  castell 
zu  Babilonia  bij  im  hab  sibenhundertt  wib  die  im  alle  warten  müsend  und  hab  ain 
jedliche  ainen  knecht  der  ir  warttot/und  den  selben  knechten  ist  allen  uß  geschniten/ 
Er  saitt  uns  ouch  von  gar  grosser  herschafft  die  er  hab  besonder  wenn  er  ritt  daz 
er  denn  mit  im  hab  riten  fünffczig  tusend  mann  jung  und  altt/dero  rilend  vil  uff 
eseln  doch  die  wähen^")  all  uff  pferden  und  diß  ist  nü  so  er  mit  falchen  uff  daz  veld 
wil  riten/ 

Von  küng  Soldans  cost/ 

Er  saitt  uns  ouch  von  siner  grossen  cost  der  er  alle  tag  in  sinem  hoff  zu  spis  bedurft/ 
An  flaisch  drijsig  tusend  rottet  ^)  flaisch  da  bij  mag  man  vol  verstau  was  ander 
cost  dar  zu  gehörtt/Er  saitt  uns  noch  vil  mer  grosser  stuck  daz  mag  war  sin  oder 
nit/Er  sait  uns  ouch  daz  der  küng  Soldann  alle  tag  müste  haben  umb  schüsslan/ 
haben  hundertt  joisant  daz  tut  anderthalb  hundertt  guldin=^^)/Er  saitt  uns  ouch 
umb  daz  wir  wistend  daz  grosß  volck  in  der  statt  sig.  Es  sigent  fünfczig  tusend 
kemlin^^)  in  der  statt  Babilonia  die  nit  anders  fügend  denn  das  si  wasser  in  die  statt 
trägen  on  ander  kemlin  die  ander  ding  tragend/ 

Küng  Soldans  castell  wiben  und  rätten. 

Wir  sahend  ouch  küng  Soldans  castell  da  sine  wüt  und  rält  uff  wonent.  Das  litt 
in  der  statt  Babilonia,  das  ist  wol  als  witt  als  die  statt  zu  Costancz  on  die  vorstet 
und  ist  von  grossen  schönen  husern  wol  erbuwen/ 


30)  Gelenk. 

31)  Obergelenk  des  Armes  oder  Beines;  besonders  von  Tieren  gebraucht. 

32)  wollen. 

33)  hauglin  neben  haglin  'Häcklein.' 

34)  Spieß,  der  von  Reisigen,  Reitern  getragen  wird;  verschieden  von  dem  Spieß  der  Lands- 
knechte. 

35)  Dragoman,  türkischer  Dolmetscher.     Bei  Luther  kommt  Deutelmeister  vor. 

36)  Schmid,  Schwab.  Wörterb.  513  verzeichnet  ein  Adj.  wäh  'gut,  schön,  mit  schmucken 
Kleidern',  das  am  Bodensee  und  in  der  Schweiz  vorkonmit.  Lexer,  Mhd.  Wb.  111  641  waehe  'glän- 
zend, sciiön'.     Hier  handelt  es  sich  um  das  entsprechende  Substantiv. 

37)  Ein  früher  in  Italien  gebrauchtes  Gewicht,  doch  sehr  verschieden  je  nach  der  Stadt. 
Es  schwankt  zwischen  450  und  900  gr. 

38)  Die  Stelle  ist  unklar.  G.  schreibt  hier:  Er  set  uns  daz  der  küng  müst  hän  umb  schüslan 
anderthalb  tusent  guldin. 

39)  Zu   Keniel  'Kamel'.     Kemel  ist  mhd.,  kommt  aber  im  Obd.  noch  im  16.  Jahrh.    vor. 


VON  DR.  A.  SEMLEK.  135 


Kung  Soldans  tempel/ 

Ouchsosind  in  der  selben  statt  Babilonia  vil  gar  groser  tempel  die  in  ircr  abgött  erge- 
buwen  sind  dar  an  gar  vil  grosser  cost  an  litt  und  der  ist  ettlichs  wo!  als  witt  als  der 
niünster  zu  Costencz  viere  sind  und  noch  witer/ 

Sant  Barberen  kilch  da  selbs. 

Man  wist  uns  ouch  ain  kilchen  da  selbs  zu  Babilonia  haijst  Sant  Barberen  kilch  und 
zaigtt  uns  dar  inn  iren  lichnäm  als  si  sprachent.  Die  selben  kilchen  hand  inn  die 
cristen  von  Centurie. 

Von  dem  tier  gerraff. 
Wir  sahend  ouch  in  der  statt  Babilonia  ain  tier  haijst  geraff.  Daz  ist  ouch  des  Sol- 
dans.  Daz  tier  hett  ain  hopt  nach  der  gestalt  als  ain  hirss  und  ist  im  ain  hörnlin 
zwüschent  den  ougen  und  hett  zwaij  kurcze  hörnlin  uff  dem  hopt  recht  als  ain  hirss 
dem  die  hörn  erst  uff  schiesend  on  zingben^V^nd  hett  ainen  hübschen  schmalen 
hals  wol  ains  clauffters  lang  und  ist  im  der  lib  kurcz  und  wol  als  gross  umb  sich  als 
ain  ross  und  ist  vordnan  vast  höher  denn  hindnan  und  sind  im  die  bain  wol  als  hoch 
daz  ain  jeglich  man  wol  under  im  hin  gan  mag  on  biegen/und  hett  zu  siner  gröse 
ainen  kurczen  schwancz  mit  ainem  schwarczen  wädelin*^)/undsind  im  die  bain  wol 
als  gross  als  ainem  ross  und  hett  gespalten  füss  nach  der  gestaltt  als  ain  hirss  und 
hett  ain  gestrichen  hutt  nach  der  gestalt  und  varb  als  ain  hirss  und  ist  die  hutt  von 
dem  hoptt  uncz  an  die  bain  gegättratt^^)  und  doch  nit  geviertt.  Ettlich  wend  *^) 
mit  drij  orten*'*)  ettlich  mit  vier  orten,  ettlich  mit  fünften  oder  mit  sechsen/und  hett 
niena  buch  denn  je  daz  gäterloch*^)  das  ander  machot  und  ist  der  gätter  daz  har 
als  wiß  und  wol  in  der  braite  als  ain  finger/und  sind  im  die  bain  von  den  knüwen 
hin  ab  gancz  wiß  und  hett  ain  uffrecht  brüst  under  dem  hals  /und  langt  mit  dem 
hopt  über  ainen  langen  raißspies  hoch  und  wenn  es  mit  dem  hopt  an  die  erd  wil 
langen  so  muß  es  sich  vornan  gar  witt  zergritten*^)  von  der  hölien  wegen  die  es  hett/ 

Die  recht  vartt  zu  Sant  Katherinen. 

In  der  statt  Babilonia  namend  wir  unser  cost  und  trincken  und  was  zu  uns  gehortt 
und  ritend  uff  kämlin  uff  die  slrauß  gen  Sant  Katlierinen  und  sclüedeiit  usser  der 
statt  Babilonia  an  aller  hailigen  tag  und  kament  in  die  w^üste  die  da  haist  die  wüst 
Babilonia  und  da  ist  weder  böm  noch  gräß,  nüt  denn  ain  rechte  wüste  und  vindtt 
man  dehain  wasser  denn  bij  drij  oder  vier  tagwaiden'*')  so  vindt  man  denn  erst  wasser 
und  daz  ist  nit  vast  gut/ 

Ouch  so  wünend  in  der  selben  wüste  ettlich  der  lüsigen  lüt  under  bösen  hüttlin  als 
vor  geschriben  staut  war  umb  si  müsend  also  zu  veld  ligen/ 


40)  Zinken. 

41)  Verkleinerungsform  zu  wedel. 

42)  Mit  einem  gatter  versehen  uder  gatterartig  geformt. 

43)  wenden  'sicii  wenden,  aufhören,  zurückkehren'.     Le.xer,  niiid.   Wb.   111  760. 

44)  ort  'Spitze'. 

45)  Gätter  ist  Nebenform  zu  Gatter. 

46)  Auseinanderspreitzen. 

47)  tagwaide  die  an  einem  Tag  zurückgelegte  Wegstrecke,  Tagreise. 


136  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON   BODMAN. 


Das  ist  ouch  die  wüste  da  das  Israhels  volck  mit  Moijsi  durch  zoch  als  geschriben 
staut  von  dem  Israhelschen  volck/ 

Wir  saheud  ouch  in  der  selben  wüste  zwen  strussen  die  waurend  wild.  Die  selben 
strussen  die  waurend  vil  und  vil  grösser  denn  ander  zam  strussen. 

Von  dem  Roten  Mer. 

Usser  der  selben  wüste  kamend  wir  an  daz  Rot  Mer.  Daz  ist  daz  mer  da  Moijses  mit 
dem  volck  von  Israhel  durch  zoch  da  bij  zügend  wir  piß  an  den  dritten  tag  e  (und) 
wir  käment  zu  der  hailigen  junckfrowen  Sant  Katherinen. 

Von  der  lieben  und  hailigen  junckfrowen  Sant  Katherinen. 

An  dem  drijzehenden  tag  nach  dem  als  wir  von  Babilonia  warend  geschaiden  do  kament 
wir  gen  Sant  Katherinen  zu  dem  closter  da  Sant  Katherin  jecz  libhätftig  litt/da 
wisett  man  uns  irs  hailigen  lichnams  ain  tail  und  ir  hailig  hoptt/in  der  selben  kilchen 
ist  ain  cappel,  in  der  cappel  ist  die  statt  da  Moijses  den  boschen'*^)  sach  brinnen 
und  unser  lieber  herr  zu  im  sprach  hailig  ist  die  statt  da  du  staust  und  daz  selb 
closter  band  kriegsch  münch  inn  und  haijsend  Colonier  und  litt  unda  an  dem  berg 
Sinaij/ 

Von  Moijses  berg  Sinaij. 
An  Sant  Katherinen  tag  giengent  wir  uff  bald  berg  Sinaij  die  man  nempt  montes 
Sinaij  und  des  ersten  giengent  wir  uff  Moijses  berg  der  da  haijst  mons  Sinaij.  Da 
ist  an  dem  berg  ain  cappel  in  Elias  ere  gemachtt  und  ain  cappel  obnan  an 
dem  berg  in  unser  lieben  frowen  ere  gemacht.  Da  wonnet  niemand  und  zu  obrost 
uff  dem  berg  da  ist  die  hailig  statt  da  got  Moijsi  die  zehen  gebott  gab  und  da 
ist  ain  hübsche  cappel  gebuwen/und  uff  dem  berg  ist  ain  loch  und  die  statt  da 
Moijses  unsern  herren  got  sach  in  siner  gothaitt  und  ersc[h]rack  Moijses  und  waich 
hinder  sich  an  den  velsen.  Do  waich  der  vels  mit  im  also  braitt  als  er  was  das  in  dem 
velsen  als  er  hinder  sich  waich  noch  ain  loch  ist/die  stett  alle  sampt  sahend  wir  mit 
unsern  ougen^^). 

Von  S.  Katherinen  berg  Sinaij. 
Von  dannen  kament  wir  uff  den  andern  berg  monten  Sinaij  genempt.  Daz  ist  der 
berg  da  die  hailigen  engel  Sant  Katherinen  von  Alexandria  uff  trügend  und  iren 
hailigen  Hb  tott  dar  uff  laitend  und  der  ist  gar  ain  hoher  scharppfer  berg  und  ist  kain 
buw  dar  uff/und  nit  \erv  unda  an  dem  berg  sichtt  man  die  statt  und  das  tal  Elim 
da  die  zwölff  brunnen  und  die  zwen  und  sibenczig  balmen  sind/von  dannen  giengend 
wir  wider  zu  dem  closter/ 

Von  der  wüste  die  man  nempt  Arabea. 

An  Sant  Andres  tag  zugend  wir  von  Sant  Katherinen  und  zugend  durch  die  wüste 
Arabea  bis  an  den  vier  zehendesten  tag.    Da  ist  ouch  nüczit^'')  denn  ain  rühin^^) 


48)  Obd.    Form  für  Busch. 

49)  Von  späterer   Hand   an  den    Rand  geschrieben:   o  Majestas  splendidißma.     Miserere 
Jude  Ernesti  inquam.     Lector.  preces  funde  roganti. 

50)  nichts. 

51)  ruehe  Nebenfoim  zu  rüch  'mit  Haaren  bewachsen,  zottig,  rauh'. 


VON  DR.  A.  SEMLER.  137 


wüstin  biß  uff  ain  tüttsche  iiiil  gen  Gasarra.  Daz  ist  gar  ain  schöne  statt  und  sicztt 
der  küng  von  Arabea  da  mit  hus/In  derselben  statt  ist  daz  gemür  daz  Sanison  mit 
siner  stercke  nider  brach. 

Von  Rama  da  die  kindlin  gemartrot  wurdent/ 

Dannan  ritend  wir  in  zwain  tagen  uff  eseln  gen  Rama.    Daz  ist  ain  gar  schöne  statt 

und  ist  die  statt  da  die  unschuldigen  kindelindes  ersten  gemartrot  wurdent  von 

Herodesen  dem  wütrichen/ 

Wir  waurend  ouch  da  selbs  an  der  statt  da  Sant  Jögrius  ^^)  gemartrot  und  getött 

ward  und  da  ist  gar  ain  schön  closter  und  kilch  gewesen  und  ist  aber  jecz  verwiest  ^^) 

und  von  der  selben  statt  Rama  zugend  wir  in  zwain  tagen  in  die  hailigen  statt  Jhe- 

rusalem/ 

Von  der  wirdigen  und  hailigen  statt  Jherusalem. 

An  Sant  Thomas  tag  kament  wir  gen  Jherusalem  und  kament  des  ersten  uff  den  berg 

Sijon  und  in  das  hus  da  unser  her  Christus  Jhesus  an  dem  grassen  donstag^*)mit  sinen 

lieben  jungern  aus^^)  daz  nach  maul  und  inen  da  sinen  hailigen  zarten  fronlichnam 

ij:ab.    Da  ist  jecz  ain  capell  und  in  der  selben  capell  da  ist  ablaus  und  Vergebung  von 

pin  und  von  schuld/ 

In  der  selben  capell  ist  ouch  die  statt  da  unser  herr  Christus  Jhesus  sinen  lieben  jungem 

ir  füss  wusch  und  an  der  selben  statt  ist  och  ablass  und  Vergebung  von  pin  und  von 

schuld.   Die  selben  capell  und  daz  hus  band  inn  die  barfüssen  Sant  Francisscus  orden/ 

Obnan  uff  der  cappel  in  dem  selben  hus  da  ist  die  statt  da  unser  herr  Christus  Jhesus 

sine  hailige  liebe  jungern  an  dem  Pfingst  tag  erlücht  mit  dem  hailigen  gaist  als  do 

ouch  unser  liebe  frow  bij  inn  was.    Da  ist  och  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und 

von  schuld/ 

In  dem  selben  hus  ist  ouch  ain  clains  cäppelin.  Da  ist  die  statt  da  unser  herr  Christus 

Jhesus  nach  siner  urstendi-^**)  sinen  lieben  jungern  erschain  und  im  Sant  Thoman 

in  sin  hailigen  wunden  graiff/da  ist  och  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Glich  vor  der  selben  cappel  da  ist  die  statt  da  unser  liebe  frow  die  rain  wirdig  magt 

Maria  gewonlich  ir  gebett  volbrachtt/und  da  selbs  ist  ablaus  siben  jär  und  siben 

karinen^^) 

Nauch  da  bij  ist  die  statt  da  Sant  Mathias  der  hailig  zwölfbott  zu  ainem  zwölffboten 

erweltt  ward.     Da  ist  ablaus  siben  jär  und  siben  karinen/ 

Nauch  da,bij  da  ist  die  statt  da  die  zartt  wirdig  müter  und  magtt  Maria  ir  hailig  end 

nam  und  starb/da  ist  ablas  siben  jar  siben  karinen  und  (juch  dar  zu  gancz  Vergebung 

von  pin  und  von  schuld. 

Gar  nauch  da  bij  da  ist  die  statt  da  Sanctus  Johannes  ew^angelista  und  zwölffbott 

unser  lieben  frowen  die  ersten  mess  hett^^)/ 


52)  Der  hl.  Georg. 

53)  verwüstet. 

54)  grüner  Donnerstag. 

55)  ass. 

56)  Auferstehung.  mhJ.  urstende,  gehört  zu  dem  Zeitwort  erstän. 

57)  Ablaß  von  sieben  Jahren  und  sieben  Quadragenen;  eine  Quadragene  ist  ein  Zeitraum 
von  -4  0  Tagen. 

58)  Von  späterer  Hand  an  den   Rand  geschrieben:   En  Haeretice  obstinate! 


138  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 

Von  Annas  hus. 

Nauch  da  bij  ist  Annas  hus  da  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  in  siner  gefangnüss 

des  ersten  in  gefürtt  ward  und  da  sin  Sant  Peter  verlougnett  und  da  ist  ain  cappell 

gemacht  die  band  inn  die  cristen  von  Centurio/ 

Der  alter  stain^^)  in  der  selben  cappel  der  ist  der  stain  der  unserm  herren  Christo 

Jhesu  über  sin  balliges  grab  gelaitt  ward  nach  siner  begrebtt  und  da  ist  ablaus  und 

Vergebung  von  pin  und  von  schuld. 

Nauch  da  bij  ist  die  statt  da  Sant  Steffan  begraben  ward.    An  der  selben  statt  da 

ist  ablaus  siben  jar  und  siben  karinen/ 

Nauch  da  bijist  die  statt  da  unser  herr  Christus  Jhesus  unser  lieben  frowen  und  sinen 

lieben  jungern  bredigot,    da  ist  ablaus  siben  jär  und  siben  karinen/ 

Dise  vorgeschribne  stett  sind  all  vor  der  kilchen  vor  Annas  hus  und  ist  ain  jegliche 

statt  mit  guten  stainen  uß  geczaichnott  und  uß  geschaiden/ 

in  der  cappel  ist  die  statt  da  küng  David  den  psaltter  macht  und  sind  och  die  greber 

Davidis  und  Salomonis.    Ablaus  siben  jär  und  siben  karinen. 

Nauch  da  bij  ist  die  statt  da  die  bösen  Juden  die  zarten  junckfrowen  und  magt  Maria 

mißhandlotend  und  schultend  und  umb  zugend  dar  von  si  lam  wurdent.     Da  ist 

a]3laus  siben  jar  und  siben  karinen/ 

Glich  da  bij  ist  die  statt  da  man  daz  wasser  warmdt  da  mit  unser  herr  Christus  Jhesus 

sinen  lieben  jungern  ir  füss  wusch.    Ablaus  siben  jar  siben  karinen. 

Dar  bij  gar  nach  da  ist  die  statt  da  man  daz  lämli  beraitt  daz  unser  herr  Christus 

Jhesus  mit  sinen  lieben  jungern  aus.    Ablaus  siben  jar  siben  karinen. 

Von  dem  erkoufften  acker. 

Dar  nach  wist  man  uns  den  acker  der  umb  dreijsig  pfening  gekouflt  ward.  Das  warend 
die  dreijsig  pfening  dar  umb  Judas  unsern  lieben  herren  Christum  Jhesum  verkoufft 
und  hin  gab  und  da  ist  nü  ain  hühn^")  dar  in  man  cristen  lüt  begrebtt.  Da  selbs  ist 
ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Von  dem  tal  Josaffat. 

Dar  nach  do  wist  man  uns  an  ain  rinend  wasser  in  dem  tal  Josaflat  das  da  glich  ist 
under  der  statt.  Da  selbs  hies  unser  herr  Christus  Jhesus  den  blinden  sich  waschen  da 
von  er  gesehend  ward/Ablaus  siben  jär  siben  karinen/ 

Ysaijas  zur  segot  ward/ 

Darnach  do  wist  man  uns  die  statt  da  Ysaijas  der  hailig  prophelt  mit  ainer  hülczinen 
segancz*^^)  zu  segot  ward.  Das  ist  ouch  in  demselben  tal  und  da  ist  ablaus  siben  jar 
und  siben  karinen/ 

Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  an  dem  wasser  da  die  rain  junckfrow  Maria  unserm 
heren  die  windlan  wüsch/Ablaus  siben  jar  siben  karinen/ 


59)  Altarstein. 

60)  hülin,  Abstraktum  zu  hohl.     Schon  Alul.  huli  'Huhle'. 
6i)  Obd.  Nebenform  zu  Sense. 


VON  DR.  A.  SEMLER.  139 


Von  den  hölinen  am  tal  Josaffat/ 

Dar  nach  wist  man  uns  die  hölin  an  dem  tal  Josaffat  da  Sant  Jacob  der  hailig  zwölff- 

bott  die  drij  tag  von  das  unser  her  erstarb  biß  daz  er  erstund  inne  was  on  essen  und 

on  trincken  biß  daz  im  unser  lieber  her  erschain.    Da  ist  ain  cappel  und  sind  vil 

hülinen  dar  bij  dar  inn  die  hailigen  nach  unsers  herren  uffart  wunotend  und  in  der 

cappel  Sant  Jacobs  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  schuld/ 

in  dem  selben  tal  Josaffatt  ist  die  statt  da  der  hailig  Sant  Steffan  verstaingot  ward/ 

da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Da  bij  ist  der  bach  und  daz  wasser  da  das  holcz  zu  ainem  steg  über  gelegtt  und  daz 

hailig  crücz  dar  uß  gemacht  ward.    Ablaus  siben  jar  siben  karien. 

Von  der  kilchen  unser  lieben  frowen. 

Nach  da  bij  ist  ain  kilch  under  der  erd.    In  die  selben  kilchen  ward  unser  liebe  frow 

die  zart  jungfrow  Maria  begraben.    Da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von 

schuld. 

Glich  dar  bij  ist  die  statt  da  die  zartt  junckfrow  Maria  zu  himel  für    und  da  selbs 

ist  ouch  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Ob  der  selben  kilchen  ist  die  statt  da  die  wirdig  magt  Maria  Sant  Thoman  iren  gürtel 

ließ  Valien  an  ir  hailigen  himel  fartt  und  da  ist  ouch  ablaus  und  Vergebung  von  pin 

und  von  schuld. 

Von  dem  Ölberg. 
Nach  bij  der  kilchen  da  ist  der  berg  olineti,  daz  ist  der  Ölberg.    Da  ist  die  statt  da 
unser  herr  Christus  Jhesus  sinen  himelschen  vatter  anbettot  mit  blüttigem  schwais. 
Da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Bij  sehs  schritten  da  von  da  ist  die  statt  da  unser  herr  zu  dem  andern  mal  bettot 
do  inn  der  engel  trost  und  der  stain  da  der  engel  uff  stünnd.  Da  ist  ouch  ablaus 
und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Nach  da  bij  ist  die  statt  da  er  zu  dem  driten  mal  bettott  und  da  ist  ouch  ablaus  und 
Vergebung  von  pin  und  von  schuld  und  dise  drij  stett  die  sind  mit  ainem  gewelb  über 
Zügen/ 

Nit  verr  dar  da  von  da  ist  die  statt  da  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  Sant  Petern,  Sant 
Johannsen  und  Sant  Jacoben  hies  (si)  sin  baiten*'-)  und  er  do  wider  an  sin  gebett 
gieng.  Da  ist  ablaus  siben  jar  siben  karrinen/und  von  der  statt  da  unser  lieber  herr 
Christus  Jhesus  bettot  uncz  an  die  statt  da  sin  die  junger  wartotend  ist  wol  als  verr 
als  ainer  mit  ainem  stain  gewerffen  mag.  Uff  dem  selben  weg  ist  och  ablaus  siben 
jar   und   siben   karinen/ 

Glich  nach  dar  bij  ist  die  statt  da  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  gevangen  ward 
und  da  selbs  ist  ouch  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 
Dar  bij  ist  ouch  die  statt  da  Sant  Peter  dem  Juden  Malcho  sin  or  ab  schlug  und  unser 
lieber  herr  Jhesus  Christus  im  daz  in  sinergevangnüsste  wider  an  sacztt.  Da  ist  ablaus 
siben  jär  und  siben  karrinen/ 

62)  warten. 


140  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON   BODMAN. 


Als  Christus  Jhesus  gebunden  wartt  gefürtt. 

Dannan  fürtend  die  Juden  Christum  Jesum  den  btrg  uff  gen  der  statt  Jherusalem  und 
fürtend  inn  zu  ainem  thor  in  an  der  statt  haijst  die  guldin  portt.  Die  selb  portt  ist 
jecz  vermurott.    Da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  schuld/ 

Caijfas  hus. 

Nu  dar  nach  do  wist  man  uns  Caijfas  hus.  Das  band  haijden  inn  und  da  ist]  ablaus 
siben  jär  und  siben  karinen.  Das  ist  ouch  das  hus  da  unser  liebe  frow  die  junckfrow 
Maria  inn  geborn  ward/ 

Pilautus  hus. 

Dar  nach  an  der  selben  straus  wist  man  uns  Pilautus  hus  dar  inne  unser  lieber  herr 
Christus  Jhesus  gegaijslott,  gekröntt  und  verurtailt  ward.  Das  band  och  haijden  inn 
und  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  schuld/ 

Herodes  hus. 

Dar  nach  wist  man  uns  Herodes  hus;  das  band  ouch  die  haijden  inn.    Da  ist  ablaus 

siben  jär  und  siben  karinen/man  wist  uns  da  selb  daz  hus  da  unser  liebe  frow  die 

junckfrow  Maria  zu  schul  ging  und  in  die  hüser  laut  man  nit  cristen  lütt  gan  dann 

die  haijden  si  besiezend/ 

An  der  selben  straus  trüg  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  daz  hailig  crücz  und  wist 

man  uns  die  statt  da  die  Juden  Simonem  den  armen  mann  zwungent  daz  er  unserm 

herren  hulff  daz  crücz  tragen.    Da  ist  ablaus  siben  jar  und  siben  karinen. 

Nauch  da  bij  da  ist  die  statt  da  im  die  junckfrow  Maria  unser  liebe  frow  unserm  herren 

engegen  kam  under  ougen  do  er  das  hailig  crücz  trüg  und  da  selbs  ist  ablaus  siben 

jär  und  siben  karrinen/ 

Glich  da  bij  wist  man  uns  die  statt  da  sich  unser  herr  umb  kartt  under  dem  crücz 

und  zu  den  frowen  sprach:  ir  tochtran  von  Sijon  wainend  nit  über  mich  wainend 

über  uch  selben  und  üwere  kind/ 

Vor  dem  tempel  unverr  wist  man  uns  die  statt  und  ainen  stain.    An  der  selben  statt 

viel  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  under  dem  crücz  nider  uff  sin  hailige  knüw  und 

da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Nu  als  wir  den  weg  den  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  daz  hailig  crücz  hab  getragen 

sahend/do  schacztend  wir  den  selben  weg  in  der  verre  als  zu  Costencz  von  dem  nüwen 

ärgker  an  der  Rinbrugk  si  biß  für  Sant  Steffann  zu  Costencz  und  ist  daz  gen  dem 

berg  gewesen. 

Von  dem  münster  zu  Jerusalem  daz  Helena  niachtt  und  daz  man  den  Tempel 

nämpt. 

Diß  münster  und  der  tempel  ist  gefirmiertt  und  ewigklich  bestätt  wer  cristen  und 
toufft  ist  so  bald  der  erst  über  die  swel  des  tempels  tritt  so  ist  da  ablaus  und  Ver- 
gebung von  pin  und  von  schuld. 

Von  der  sul  Christi  Jhesu. 

In  dem  tempel  do  fürtt  man  uns  des  ersten  in  ain  cappel.  Dar  ''in  ist  ain  stuck  der 
balligen  sul   da  s  wol  anderthalb  ein  lang  ist  und  wol  vergättrott  doch  daz  man  es 


VON  DR.  A.  SEMLER.  141 


wol  mit  der  band  ni:m,'  berüren  und  i>l  ,i;lich  K^incz  und  >iiu\cl  uLs  des  {Ags  do  unser 
lieber  lierr  Cliristus  Jbesus  dar  an  se.^aijslolt  ward.  Abiaus  und  Vergebung  ist  von 
pin  und  von  scbuld. 

Vom  versuchen  des  hailigen  erüczes. 

En  mitten  in  der  selben  cappel  da  ist  die  statt  da  man  daz  liailiu  ctücz  und  der  Schacher 
crücz  uff  die  totten  laitt/do  man  im  zwiffel  was  welches  daz  haili.e:  crücz  was.  Als 
denn  stündent  an  der  selben  statt  toten  uff  und  wurdent  lebendig  uff  die  daz  hailis 
wär*^^)  froncrücz^'*)  gelaitt  was  worden.  Da  von  sich  an  der  selben  statt  befand 
welches  daz  recht  fron  crücz  wer.  Abiaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 
Von  dannan  wist  man  uns  die  statt  da  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  hin  gelaitt 
ward  biß  das  daz  crücz  recht  gemachot  ward  und  die  selbe  statt  haist  der  kärckergotz. 
Da  ist  ablaus  siben  jar  und  siben  karinen/ 

Da  selbs  wist  man  uns  die  statt  da  unsers  herren  Jhesum  Christum  claijder  verlossend 
v/urdent  von  den  rittern.  Ablaus  siben  jar  und  siben  karinen. 
Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  da  Sant  Helena  daz  hailig  wirdig  crücz  sucht  und 
da  ir  Sessel  ist  und  ir  altär  und  da  selbs  ist  ablaus  siben  jär  und  siben  karrinen. 
Dar  nach  wist  man  uns  den  stain  da  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  uff  gecröntt  ward 
und  der  selb  stain  ist  in  ainen  altar  vermurott  mit  underschaid  daz  man  inn  umb 
und  umb  wol  mag  sehen  und  an  rüren.    Da  ist  ablaus  siben  jar  und  siben  karrien/ 

Die  statt  da  daz  hailig  crücz  funden  ward/ 

Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  da  das  hailig  fron  crücz  funden  ward.  Daz  ist  under 
der  erd  und  ist  von  dem  münster  zwo  Stegen  ab  wol  drijsig  Staffel  da  fand  Sant  Helena 
daz  hailig  fron  crücz.  Die  selb  Helena  die  was  ain  kaijserin  von  Kriechen.  D:i  ist 
ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Da  daz  hailig  crücz  ward  gerichtt/ 

Dar  nach  wist  man  uns  locum  calvarium;  daz  ist  da  daz  hailig  crücz  uff  gerichtt 
ward  mit  unserm  herren  und  da  stund/Das  ist  so  hoch  daz  ain  steg  von  dem  tempel 
hin  uff  gaut  wol  bij  fünffzehen  staffeln  und  die  statt  ist  in  die  cappelen  gefangen 
und  staut  daz  loch  da  daz  hailig  crücz  inn  stund  noch  in  dem  selben  velssen  und 
in  den  stain  gaut  och  ain  spaltt  den  man  imer  sehen  mag  wann  er  gar  gross  lang  und 
Witt  ist/und  da  der  Schacher  crücz  stündent  da  stand  jecz  zwen  altär  und  an  der  statt 
da  daz  hailig  crücz  stund  da  selbs  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 
In  der  selben  cappel  wist  man  uns  die  stett  da  unser  liebe  frow  und  Sant  Johanns 
stündent  do  unser  herr  Christus  Jhesus  si  baide  ainandren  bevalch.  Daz  ist  von  dem 
crücz  gewesen  wol  zehen  schritt  (w)[v]err.  Ablaus  siben  jar  siben  karinen. 
Dar  nach  wist  man  uns  ain  cappel  die  staut  under  calvarium  locum.  Die  selben 
cappel  band  die  Kriechen  inn  und  ist  da  selbs  ablaus  siben  jar  und  siben  karrinen/ 
Unverr  dar  von  wist  man  uns  den  stain  da  unser  herr  Christus  Jhesus  uff  gesalbot  ward. 
Der  selb  stain  ist  ain  schwarczer  marmelstain  und  ist  in  daz  erttrich  der  kilchen 
gelausen  und  vermurott  daz  man  inn  doch  sichtt.  Da  ist  ablaus  und  Vergebung  von 
pin  und  von  schuld/ 

63)  'wahr,  wahrhaft'.     Vgl.  Lexer,  Mhd.  \Vb.  III  6S9. 

64)  Kreuz  des  Herrn  (vgl.  Fronleichnam). 


142  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 


Von  dem  hailigen  grab/ 

Dar  nach  wist  man  uns  da  das  haili^;  grab  ist/das  selb  grab  ist  in  ainer  gewelbten 
cappelen.  Die  staut  vor  dem  chor  in  dem  münster  und  ist  gar  ain  schleclit"-'^)  werck 
und  gaut  kain  venster  dar  in  und  die  recht  cappel  da  daz  hailig  grab  inn  ist  die  ist 
glich  gefiertt  als  lang  und  als  witt  als  daz  hailig  grab.  Daz  ist  wol  als  lang/als  ain 
langer  man  gecläfftron'^*')  mag  und  ist  hoch  erhaben  und  so  braitt  daz  es  glich  die  cap- 
pelen halben  über  sich  nimpt  und  ist  die  cappel  so  hoch  daz  ain  langer  man  an  die 
himelcz''')  raigott  und  ist  die  cappel  und  der  esterrich*'^)  ittel  •^^)  marmolstaini  der  glich 
der  tempel  über  al.  Da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 
Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  da  die  Juden  under  dem  crücz  unsern  lieben  herren 
Christum  Jhesum  fragotend  wa  er  wäre,  als  do  unser  herr  Christus  Jhesus  sprach  ich  stan 
en  mitten  in  der  weltt.  Die  statt  ist  in  dem  chor  und  ist  von  der  statt  biß  zu  dem 
hailigen  grab  als  verr  als  von  der  statt  zu  dem  fron  althar.  Ablaus  siben  jär  und  siben 
karrinen/ 

So  ist  dem  glich  vor  der  cappel  von  der  des  ersten  in  dem  tempel  geschriben  staut/dü 
statt  da  unser  herr  Christus  Jhesus  nach  siner  urstendi  Santt  Maria  Magdalena  erschain 
in  ains  garttners  wiß  und  da  ist  ablaus  siben  jär  und  siben  karrinen  und  von  der 
selben  statt  uncz  zu  dem  hailigen  grab  ist  wol  zwainczig  schritt/ 
Ouch  so  ist  von  der  statt  da  das  hailig  crücz  stund  uncz  in  daz  hailig  grab  wol  uff 
achtzig  schritt  und  des  hailigen  grabs  pflegend  die  barfüsen  und  der  selben  sind  all 
weg^'^)  zwen  in  dem  tempel/ 

Es  ist  ouch  ain  cappell  glich  hünan  an  dem  hailigen  grab.  Die  cappell  die  hand  inn  die 
cristen  von  Centurio.  Es  ist  ouch  gewon  daz  alweg  zwen  von  Indea  us  priester 
Johanns  land^^)  in  dem  tempel  sond  sin  daz  ir  dehainer  mag  her  usser  komen  die 
haijden  lausend  inn  denn  herusser  die  die  Schlüssel  hand  ussnan  zu  dem  tempel. 
Wann  ouch  ir  ainer  her  usser  gaut  oder  erstirbtt  so  hand  si  die  gewonhait  daz  der 
selben  cristen  ain  ander  in  gaut/ 

Von  dem  Ölberg  zu  Jerusalem/ 

An  dem  Ölberg  wist  man  uns  die  statt  da  unser  liebe  frow  die  junckfrow  Maria  ge- 

wonlichen  rüwot  wann  si  täglich  nach  unsers  herren  uffartt  uff  denberg  gieng  betten. 

Da  ist  ablaus  siben  jär  und  siben  karrinen. 

Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  uff  dem  Ölberg  da  unser  herr  Christus  Jhesus  daz 

hailig  wirdig  pater  noster  machtt  und  es  sine  liebe  junger  hies  betten.    Da  ist 

ablaus  siben  jär  und  siben  karrinen. 

Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  da  die  hailigen  zwölf f   boten  die  zwölf f  stuck  des 

hailigen  gloubens  machtend  und  da  ist   och  ablaus  siben  jär  und  siben  karrinen/ 


65)  schlecht  'schHclit,  einfach.' 

66)  claftern  'mit  ausgespannten  Armen  messen.'     DWb.  V  905. 

67)  himelczgleichbed.  mit  himel;  es  bezeichnet  hier  die  Decke  einer  Kirche.  (DWb.  IV2, 1341). 

68)  gepflasterter  Fußboden;  im  Rhein-  und  Donautal  heimisch. 

69)  rein,  unverfälscht. 

70)  eigentl.  'den  ganzen  Weg,  die  ganze  Zeit',  dann  'immer'.     Vgl.  engl,  always. 

71)  Priester  Johann  bezeichnete  im  Mittelalter  den  Negus  von  Abessinien.    Priester  Johanns 
land:  Abessinien. 


VON  DR.  A.  SEMLER.  143 


Nouch  da  bij  ist  die  statt  da  unser  liebe  l'row  mit  den  lieben  jun,i;ern  iinsers  herren 

redtt  das  sie  vest  an  dem  i^lnuben  wärend  nach  unsers  herren  urstendi  und  da  ist 

ain  cappel  in  der  er  unser  lieben  fnnven  der  junckfrow  Maria  und  da  ist  alilaus  silien 

jar  und  siben  karr  inen/ 

Nauch  dar  ob  da  ist  ain  grosse  kilch  und  staut  zu  obrost  uff  dem  beri;.    in  der  selben 

kilchen  en  mitten  statt  ain  cappel,  ist  hoch  gewelbtt  und  en  mitten  dar  inn  ist  die 

statt  da  unser  lierr  Christus  Jhesus  zu  himel  für  und  ist  unsers  herren  füsstapfen  nocli 

nü  ainer  da/der  ander  tritt  ist  mit  dem  stain  sament  her  uff  getragen  und  litt  hinder 

der  cappel  an  der  murr/und  ist  ablaus  siben  jär  und  siben  karrinen/ 

Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  da  der  enge!  unser  lieben  frowen  den  balmen  braclitt 

und  ir  kund  tätt  daz  si  sterben  sollt.    Ablaus  siben  jar  siben  karrinen/ 

Dar  nach  wist  man  uns  die  statt  uff  dem  berg  die  da  heijst  Galilea.    Daz  ist  da  unser 

lieber  herr  Christus  Jhesus  sinen  hailigen  zwölff  boten  an  dem  hailigen  oustertag  er- 

schain  und  da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Man  wist  uns  ouch  die  statt  uff  dem  berg  da  unser  herr  Christus  Jhesus  an  dem  hailigen 

Balm  tag  von  dem  jungen  essel  uff  den  alten  sass  und  daz  ist  nach  da  die  junger  den 

glouben  machtond.    Da  ist  ablaus  siben  jar  und  siben  karrinen/ 

Zwüschend  Jherusalem  und  Betthlahem  wist  man  uns  die  statt  da  die  haiigen  drij 

küng  Caspar,  Balthasar  und  Melchior  den  Sternen  wider  sahend  wan  si  inn  zu  Jherusalem 

verlorn  bettend  und  ist  von  Jherusalem  biß  gen  Betthlahem  wol  ain  tütsche  mil/ 

An  dem  Ölberg  wist  man  uns  die  stat  da  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  Jherusalem 

an  sach  und  wainott  und  sprach :  Jherusalem,  Jherusalem  und  da  ist  ablaus  siben  jär 

und  siben  karrinen/ 

Von  Bettlahem. 

Zu  Bettlahem  ist  gar  ain  schön  münster  und  nebent  dem  chor  wist  man  uns  die  statt 
da  der  stern  von  den  hailigen  drij  küngen  in  den  brunnen  gieng  und  glich  da  bij  wist 
man  uns  die  statt  da  ain  schlang  usser  der  murr  gieng  und  die  mur  wol  uff  vier  ein 
braitt  und  zwaijer  eleu  lang  verbrandt  daz  si  schwarcz  ward/und  beschach  daz  dar 
umb  der  küng  Soldan  von  Babilonia  wolt  daz  selb  münster  zu  Bettlahem  han  zer- 
brochen wan  es  ital  von  marmelstain  ist/und  wolt  die  stain  gen  Babilonia  gefürtt 
lian  do  geschach  dazzaichen  an  der  kilch  mur.  Do  daz  selbig  zaichen  die  wercklüt 
sahend  die  das  murwerck  brachend/do  saitend  si  es  dem  küng  Soldan;  do  lies  der 
küng  die  selben  kilchen  (lausen)  stan  und  brach  si  nit  mer/ 

Da  unser  herr  geborn  ward. 

Es  ist  ain  gewelb  under  dem  chor  in  dem  selben  münster  da  ist  die  statt  da  unser 
lieber  herr  Christus  Jhesus  geboren  ward  von  der  rainen  wirdigen  junckfrowen  Maria. 
Ob  der  selben  statt  ist  ain  altar  gemacht  mit  unterschaid  daz  man  die  statt  wol  ge- 
sehen mag  und  suchen  als  ob  der  altar  nit  da  wer  wann  der  altar  ist  offen.  Da  ist 
ablaus  und  Vergebung  von  pin  und  schuld. 

Von  der  kripp  Christi. 

Bij  zehen  schritten  da  von  da  ist  die  statt  und  die  kripp  da  unser  herr  Christus  Jhesus 
in  gelaitt  ward  für  daz  rind  und  ainen  esel  und  da  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin 
und  von  schuld/ 


144  DIE  PILGERREISE  DES  JOHANN  VON  BODMAN. 


Zu  liindrosi  in  dein  ^ewelb  isi  die  sunt  da  der  bom  stund  der  uff  die  iiacln  als  unser 
herr  (diristus  .Ihesus  geboren  wolt  werden  diirrwas  und  ufl  die  zitt  als  er  geboren  ward 
du  bracht  er  frucht  luid  blust"-). 

Von  der  besclinidung  Christi. 

Nebend  dem  thor  ist  ain  altar  da  unser  lierr  Cdiristus  Jhesus  an  dem  ingenden  jär  uff 
besclmiten  wird  nach  der  alten  e.  '^)  und  da  selbs  ist  ablaus  und  Vergebung  von  pin 
tmd  von  schuld/ 

Nebend  der  kilchen  in  dem  cri'icz  L;ani;'  wist  man  uns  die  statt  da  Sanctus  Jheroni- 
mus  lang  zitt  inn  wiMinet  und  vil  L;üier  1er  da  selb  schraib  und  ander  haili^^'en  band 
ouch  da  gewonot  und  sind  di  selbs  uar  claini  kämerlin  under  der  erd  die  niena  lieclit 
band  und  band  türlin  die  sind  als  ciain  daz  aiiier  uff  allen  vieren  miil.!  hin  in  schlief  fen  '^•'). 
Da  ist  ablaus  siben  jar  und  siben  karrinen/ 

Von  den  unschuldigen  kindelin^ 

Da  bij  wist  man  uns  die  statt  da  sehs  himderti  imd  sehs  und  vlerczig  tusend  un- 
schuldiger kindelin  von  ki'mg  Merodes  haijsen  '•'')  wurden!  ertött  und  zu  samen  alle 

in  ain  loch  begraben  und  da  selb  ist  ablaus  siben  jär  und  siben  karrinen/ 
\on  Bettlahem  wo]  ain  halbe  tütsche  mil  wist  man  uns  die  statt  da  der  eiigel  den  hirten 
verkunt  daz  unser  herr  Christus  Jhesus  geborn  wer  und  da  ist  jecz  ain  kilch  imd  ist 
ablaus  siben  jiir  und  ^iben  karrinen/ 

Von  dem  Jordan. 

Von  Jerusalem  ritend  wir  an  den  Jordan.    Daz  ist  von  Jherusalem  wol  fi'mff  tütsch 

mil  und  litt  uff  der  rechten  straus  und  an  dem  rechten  weg  gen  Betania.    Da  ist  das 

castell  und  da  erkickt  "^)  unser  herr  Lasern  do  im  Saut  .Maria  .Magdalena  und  Sant 

.Martha  vil  giitz  tattend,/ 

Uff  der  fartt  kameni  wir  gen  Jerichix    Daz  ist  ain  statt  da  selbs  wist  man  uns  in  Sant 

Eustachius  hus  dar  inn  unser  herr  mit  Sant  Estachio  aus  und  litt  Jericho  von  dem 

rotten  mer  wol  ain  lialb  mil/ 

Dannan  zugend  wir  an  daz  tott  mer.    Daz  ist  das  mer  dar  inn  Sodoma  imd  Gomorra 

versunckend  und  dannan  zugend  wir  an  den  hailigen  Jordan  luid  da  ist  ablaus  und 

Vergebung  von  pin  und  von  schuld/ 

Von  dem  hailigen  Jordan  zugend  wir  zu  dem  closter  da  Sant  Johanns  des  töffers 

rechte  band  ist.    Des  selben  closters  pflegent  kriegsche  mi'mch  die  haijsend  Coloniner 

und  da  ist  gar  grosser  ablaus  und  ist  wo]  eine  halbe  ti'itsche  mil  von  dem  Jordan/ 

Von  der  wüste  unsers  herren. 
Von  dannan  zugend  wir  in  die  wüste  dar  inn  unser  lieber  herr  Christus  Jhesus  vierczigtag 
und  nacht  vastott  und  dar  inn  inn  der  tief  fei  versüchtt/daz  ist  uff  ainem  hohen  berg. 


72)  'Blüten'.     Blust  ist  alemannisch. 

73)  Gesetz. 

74)  schlieffen  'schleifen,  gleiten.'     Das  Wort  ist  heute  ausgestorben. 

75)  Geheiß,  Befehl. 

76)  erkicken  ist  ebd.  Nebenform  zu  erquicken,   das  eigentl.  'lebendig   machen'  bedeutet. 
Hier  in  ursprüngl.  Bedeutung  'erwecken'. 


VON  DR,  A.  SEMLER.  145 


Da  ist  ain  loch  dar  inn  er  wonot.  Da  selbs  ist  jecz  ain  cappel  und  ist  doch  wüst '') 
daz  dehain  cristen  da  wonnent  mit  statte'*^).  Da  ist  ablaiis  und  ver.i^^ebuni:  von  pin 
und  von  schuld/ 

An  dem  selben  ber^  sind  ^^ar  vil  hübscher  löcher  und  clausa  da  die  lieben  hailij^en  inn 
Kewonnot  band  dar  inn  jecz  haiden  wonnenl/ 

Von  der  statt  Napule. 

Von  Jherusalem  uff  der  ainen  siten  zuj(end  wir  in  zwain  tasten  in  aine  schöne  statt 
haijset  Napule.  Von  dannen  zu^end  wir  in  drij  tajren  an  das  mer  da  Sant  Peter  und 
Sant  Ändras  fischotend  und  nach  dar  bij  entsprinj^tt  der  Jordan.  Von  dannen  riiend 
wir  in  zwain  taji^en  gen  Damäsco/ 

Von  Damäsco  der  statt. 

Wir  kament  gen  Damäsco  und  das  ist  gar  ain  inächtige  schöne  gros5:e  statt  und  der 
gröste  richtum  ist  da  selbs  von  koffmanschacz  und  söllichem  gewerb  der  in  der  haijden- 
schafft  ist  und  schäcztt  man  die  statt  uff  fünff  mil  lang/und  ist  an  der  statt  mur  ain 
loch  do  floch  Sant  Pauls  hin  do  man  inn  gefangen  woltt  han  und  als  dick  man  das 
selb  loch  vermurott  als  dick  so  veltt  es  wider  dennen/daz  schäcztt  man  für  ain  groß 
zaichen  und  maindt  man  daz  die  statt  von  den  cristen  lüten  zu  dem  loch  hin  in  gewunnen 
solle  werden  und  da  von  so  band  die  haijden  ainen  thurn  nebend  daz  loch  gemurott/der 
hailig  zwölf fbotl  Paulus  ward  vor  Damäsco  der  statt  pekerrt/Damasco  ist  die  beste 
statt  die  küng  Soldan  jenertt  hett  on  allain  Babilonia/ 

Von  Damäsco  zugend  wir  zu  unser  lieben  frowen  da  selbs  bij  Damäsco  und  haijset 
Sardinale  ist  ain  tagwaid  von  Damäsco.  Da  ist  ain  claine  taffei  da  unser  frowenbild 
an  gewesen  ist/do  mainent  si  die  taffei  wurd  zu  flaisch.  Dit  sahend  wir.  Die  ist  vast 
öllfarb  und  gaut  och  sider  all  weg  öl  dar  uß  und  tütt  unser  liebe  frow  vil  zaichen  und 
gnad  da/des  Öls  gitt  man  den  bilgrin  und  wer  si  begerrott.  Die  kilchen  und  daz 
bild  band  inn  die  cristen  von  Centurio/ 

Von  der  statt  Pferijtt'«). 

Von  dannan  zugend  wir  in  vier  tagen  gen  Pferijtt.  Daz  ist  ain  statt  und  ist  des  Soldans 
von  Babilonia  und  ist  ain  rechte  hab  an  dem  mer  und  das  ist  die  statt  bij  der  Sant 
Jörius**'')  bij  ainem  ress  louff  witt  den  wurm  erstach.  Da  ist  nü  ain  cappel  da  waurent 
wir  ouch  und  da  her  kament  wir  wider  zu  dem  rechten  mer  gen  Venedic  zwölff  tag 
vor  unser  lieben  frowentag  der  liechtmess  in  dem  jar  do  man  zalt  von  der  geburtt 
Christi  unsers  lieben  herren  tusend  drühundertt  sibenczig  und  im  sibenden  jar. 

Deo  gratias  und  sigend  gebenedict  die  die 
diß  hailig  wirdig  stett  mit  ainem  guten  rüwen 
irer  sünd  willeklich  süchent. 
Jeronimus 
Memorare  novissima  tua  et  non  peccabis  in  eternum, 
Ambrosius 

77)  wüst,  öde,  hier  unschön. 

78)  beständig. 

79)  Beirut. 

80)  G.  sant  Georg. 

Mitteilunüen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  191O.  10 


641  DIE   PILGERREISE  DES  JOHANN  VON   BODMAN. 

Nicliil  Litilius  nee  melius  est  quam  recordare  memoriam  passionis  domini  nostri  Jhesu 

Christi. 

Dulcius  est  melle  quam  sentire  carnem  puelle 

Melius  est  feile  quam  intrare  jngnem  jehenne'^^). 

81)  gehennae. 


Inhaltsverzeichnis  zum  Jahrgang  IQIO 

der 

Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum. 


Seite 

Die  V'erküridigung  Maria  im  Germanischen  Nationalmuseum.    Ein  Werk  des  Konrad 

Witz.    Von  Dr.  Walter  Josephi.    iMit  1  Tafel) 4 

Handwerkssiegel  im  Germanischen  Museum.     Von  Dr.  Walter  Stengel 15 

Die  Holzmöbel  im  Germanischen  Museum  (Schluß).     Von  Dr.  Hans  Stegmann.    .  36 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Bildnisses  ("Fortsetzung!.     Von  Dr.  Gustav  von  Bezold. 

(Mit  6  Tafeln  1 89 

Zwei  Stickerei-Reliquien  des  Mittelalters.    Von  Dr.  Fritz  Witte-Köln 117 

Der  Meister  des  Stabius.    Von  Dr.  Gustav  von  Bezold 125 

Die  Pilgerreise  des  Johann  von  Bodman.     Nach  der  Karlsruher  Handschrift  veröffent- 
licht von  Dr.  Alfons  Sem  1er- Karlsruhe 127 


Herausgegeben  vom  Direktorium  des  Germanischen  Nationalmuscums. 
Für  die  Schriftleitung  verantwortlich:   Dr.  Theodor  Hampe 

U.   E.  SEBALD.  Kgl.  Bayer.  Hofbuchdruckerei,  Mürnberg. 


läl 


AM 
101 

N84A5 
1909-10 


Nuremberg.     Germanisches 
NationaLnuseum 
1909-10 


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